[1401]
Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 250. Köln, Dienstag, den 20. März 1849.
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Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. — Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Rousseau.
Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet.
Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis.
Nur frankirte Briefe werden angenommen.
Expedition Unter Hutmacher Nro. 17.
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Bestellungen auf die Neue Rheinische Zeitung für das II. Quartal (April — Juni) bitten wir möglichst frühzeitig zu machen.
Unsere auswärtigen geehrten Abonnenten machen wir darauf aufmerksam, daß die Abonnements jedesmal am Schlusse des Quartals bei den Postämtern erneuert werden müssen.
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Uebersicht.
Deutschland. Köln (die ungarischen Kriegsnachrichten). — Berlin (Klatsch). Wien (Vermischtes). Altona (östr. Depesche an Dänemark). Frankfurt (Kaiserdebatten).
Italien. (Der Krieg in Aussicht. — Die römisch-toskanische Union. — Neapolitanische Truppen nach Sizilien. — Die Befestigung bei Venedig.)
Franz. Republik. Paris (die Brea-Mörder hingerichtet. — Nat.-Verf.). — Bourges (Maiprozeß).
Holland. Haag (le roi est mort, vive le roi).
Großbritannien. (Parlament).
Die demokratischen Vereine der Rheinprovinz werden ersucht, ihre Adressen der „Neuen Rheinischen Zeitung“ oder der „Neuen Kölnischen Zeitung“ baldigst zugehen zu lassen.
Deutschland.
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Edition: [Friedrich Engels: Die ungarischen Kriegsnachrichten, vorgesehen für: MEGA2, I/9. ]
[ * ] Köln, 19. März.
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Die Langeweile, der Spleen und die Seekrankheit.
(Fortsetzung von Nro. 238, 241 und 243)
„Ja, theuerster Freund, ich dominire in England —“ sprach die Göttin der Langenweile, etwas ermüdet von dem vielen Erzählen. — „O, Verehrteste, erwiderte ich ihr —“ ich bin ganz davon überzeugt; ich hatte die beste Gelegenheit, Ihr stilles Walten an Ort und Stelle zu bewundern. So wohnte ich z. B. einst in der Nähe einer Familie, deren Geschichte zu den langweiligsten gehört, die Sie hören können —“
„Erzählen Sie!“ riefen meine Gäste, und ich mußte natürlich gehorchen.
„Besagte Familie bestand aus drei Personen. Aus dem Vater, der Mutter und der Tochter. Der Vater war ein Ehrenmann; er sprach wenig und aß viel. Den Trunk liebte er aber über die Maßen. Seines Zeichens war er ein Fabrikant von Grabsteinen, woraus Sie abnehmen können, daß der Herr Thompson nur mit den bessern Klassen der Gesellschaft zu thun hatte, denn ein Arbeiter reflektirt selten auf ein Monument, ein Arbeiter ist schon damit zufrieden, wenn er todt ist, ein Arbeiter ist ein ungebildeter Mann — — So dachte Hr. Thompson, und wie gesagt, machte er nur mit reichen Fabrikanten, mit feisten Pächtern, mit ehrwürdigen Pastoren, kurz, mit Leuten Geschäfte, die schon bei Lebzeiten einsehen, daß es dereinst gar nicht schaden kann, wenn man ihnen schwarz auf weiß auf die Grabsteine schreibt, daß sie einen tugendhaften Lebenswandel führten, Niemand betrogen, und gen Himmel fuhren als anständige Bürger der Stadt und gläubige Jünger Jesu Christi — — Herr Thompson machte vortreffliche Geschäfte. Aber der Trunk, der Trunk! Herr Thompson liebte den Trunk mehr als sein Leben und er trank sich deshalb zu Tode.
Als er aber nun eine schöne respektable Leiche war, da ging seine hinterlassene Gemahlin mit sich zu Rathe, und setzte ihm auf sein Grab den schönsten Leichenstein, der je die Asche eines Gerechten gedrückt hat. „Hier ruht Herr Thompson“ — hieß die Inschrift — nFabrikant von Grabsteinen, Eigenthümer mehrerer Häuser und Familienvater. Wandrer stehe still u. s. w.“ — Nichtsdestoweniger war die Wittwe unglücklich genug, keinen zweiten Wandrer durch's Leben auftreiben zu können.
Ja dies war sehr schlimm, denn der verstorbene Herr Thompson hatte seiner Gattin außer mehreren Häusern und außer seinem restirenden Vorrath an Grabsteinen auch noch dieselbe Leidenschaft hinterlassen, aus welcher er selbst in ein besseres Leben hinüberschlummerte, und je mehr sich die Aussicht der Wittwe verschlechterte, einen andern Gatten wiederzufinden, desto mehr verringerte sich bald der Werth der Häuser und die Zahl der Grabsteine, so daß von Häusern und Grabsteinen nur ein einziger unversetzter und nicht vertrunkener Grabstein übrig blieb, den Frau Thompson mit sich ins, oder vielmehr auf's Grab nahm, als sie, dem Beispiele ihres vorangegangenen Gemahles treu, endlich ebenfalls am Trunke dahinschied, um ihr Töchterchen ohne Häuser und ohne Grabsteine allein auf der Oberwelt zurückzulassen.
Die arme Miß Thompson war nun wirklich übel dran. Uebrigens war sie schön, und das ist schon immer etwas. Nachdem sie daher als ächte Engländerin bei sich überlegt hatte, ob sie nach Australien gehen, ob sie sich den Hals abschneiden, oder ob sie lieber heirathen solle: zog sie schließlich das letztere vor und verfügte sich sofort zu ihrer Nachbarin.
Der Zufall wollte es, daß ich bei eben dieser Nachbarin im Hause wohnte. Sie war eine der vortrefflichsten und ehrlichsten Frauen, die ich je gesehen habe. In der Kochkunst war sie nur bis zu einem Beefsteak gekommen, aber in der Frömmigkeit blieb sie hinter David und Salomo wenig zurück. Die Psalmen des erstern wußte sie vortrefflich falsch zu singen; die Katze, der siedende Theekessel und die Wetterfahne auf dem Dache stimmten in den Gesang ein und ich werde wohl nie wieder ein solches Konzert zu ertragen haben.
Meine alte Wirthin hatte den Besuch der jungen Miß Thompson freudig entgegengenommen und sofort die nöthige Rücksprache mit ihr getroffen. Es war ihr bald klar, was das Herz des armen Kindes verlangte, und keine zehn Minuten verflossen, da klopfte die ehrliche Frau auch schon an mein Zimmer.
Ich war nicht wenig erstaunt, die Alte mit der Jungen hereintreten zu sehen. Ich springe empor, ich lade die junge Dame auf's freundlichste ein, sich zu setzen, und nachdem wir die gewöhnlichen Artigkeitsphrasen mit einander gewechselt haben, erkundige ich mich darnach, was mir die Ehre dieses schönen Besuches verschafft hat.
Traurig schlägt da die kleine Miß ihre blauen Augen nieder; ich ergreife ihre weiche Hand und bitte sie, Zutrauen zu mir zu fassen und Alles von mir zu verlangen, was ein Sterblicher zu leisten im Stande ist — aber vergebens. Eine peinliche Windstille ensteht in der Konversation. Ich habe Zeit, die junge Person zu betrachten; sie ist allerliebst. Die blonden Haare, der schlanke Wuchs, die weißen Hände und die schwermüthig verhangenen Augenlieder: Alles zieht mich unwillkührlich zu ihr hinüber; ich bitte sie inständigst, mir die Räthsel ihres kleinen Herzens zu erschließen und tausend Eide schwöre ich, nichts davon verrathen zu wollen — aber umsonst!
Da ist endlich meine alte Wirthin so gescheidt, der allseitigen Verlegenheit ein Ende zu machen. Sie stemmt die Hände in die Seiten und erzählt mir die Geschichte von den Eltern des Mädchens, von den Häusern und den Grabsteinen: „Und sehn Sie —“ fährt sie dann fort — „Miß Eliza ist jetzt ein verlassenes Kind.
Was soll sie thun? Es ist am besten, daß sie heirathet. Sie trägt Ihnen daher ihr Herz und ihre Hand an und es wird ihr jedenfalls lieb sein, wenn Sie sich bald entschließen wollen, denn das Alleinsein ist langweilig und der Mann findet den besten Comfort in seinem geliebten Weibe —“
Einen Davidschen Psalm beginnend, endet die Alte ihren Vortrag und verwundert blicke ich bald auf die würdige Matrone, [1402] bald auf das schüchterne Mädchen. Die Unbeweglichkeit und das Schweigen der jungen Miß scheinen mir zu beweisen, daß die Alte die reine Wahrheit gesprochen hat. Ich rücke daher näher mit meinem Sessel und lege die Hand vertraulich auf den Arm des hübschen Kindes. „Sie wollen mich also heirathen? —“ «Yes Sir.» Es wird mir ganz angenehm zu Muthe. „Wie der Prophet Habakuk — fahre ich fort — bin ich capable de tout, aber erlauben Sie wenigstens, liebe Miß, daß ich Ihnen vorher eine Woche oder einen Monat lang Gelegenheit gebe, mich kennen zu lernen. Es kann Ihnen doch unmöglich recht sein, so ohne Weiteres eine Verbindung einzugehen, welche die interessantesten Folgen haben könnte. In der That — —“
Die Alte unterbricht mich: „Vier und zwanzig Stunden! Vier und zwanzig Stunden haben Sie Bedenkzeit!“ “Ja, vier und zwanzig Stunden,“ lispelt die Miß und sie erhebt sich und verschwindet.
„Aber Sie werden doch, beim Teufel, das Frauenzimmer nicht geheirathet haben?“ fragte hier mein grauer Freund, der Spleen, indem er sich erschrocken emporrichtete.
„Theuerster Spleen, ich wäre wirklich fast so toll gewesen. Vor allen Dingen hielt ich es für meine Pflicht, der heirathslustigen Kleinen den gemachten Besuch sofort zu erwidern. Ich traf sie sehr gefaßt in ihrem Zimmer an; ich setzte mich zu ihr und erzählte ihr einen halben Tag lang, Alles was mir gerade in den Sinn kam.“ „Vier und zwanzig Stunden!“ blieb aber der Termin. Der Starrsinn der Kleinen war nicht zu beugen.
Das Ende vom Liede war, daß meine Schöne nach vier und zwanzig Stunden, den ersten andern Menschen zum Manne nahm, der ihr in den Wurf kam. Ich begleitete das glückliche Ehepaar zur Kirche und wir sind stets besonders gute Freunde geblieben.
„Kam die junge Frau mit einem Knaben oder mit einem Mädchen nieder?“ fragte die Langeweile.
„Mit einem Grabstein!“ murmelte der Spleen und die Seekrankheit wälzte sich vor Lachen. [Fortsetzung]
Forts. folgt.)
[Deutschland]
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Edition: [Friedrich Engels: Die ungarischen Kriegsnachrichten, vorgesehen für: MEGA2, I/9. ]
[Fortsetzung] besetzt bleiben, da es den Anhaltspunkt zu einem Handstreiche bieten könnte. Wie unzureichend übrigens unsere Truppenmacht ist, ersieht man zum Theil daraus, daß man Truppenabtheilungen oft an 2 verschiedene Punkte kommandiren sieht und es sich herausstellt, daß diese sich kreuzenden Befehle im größten Drange der Umstände geschehen. — Bei Therestopel im Bacser Comitat standen der gestern erwähnten magyarischen Truppe nur 3 Bataillone gegenüber und mußten der zu großen Uebermacht weichen. — In den Operationen gegen Peterwardein geht es rasch vorwarts. Von Essegg gehen täglich Transporte von Belagerungsgeschütz in dieser Richtung ab und es ist demnach an alle dem kein Wort wahr, was man bisher von der bevorstehenden Uebergabe der Festung gefaselt hat. Alles beruht auf sanguinischen Illusionen, indessen was noch nicht geschieht, wird ohne Zweifel (!) vielleicht (!!) bald (!!!) erfolgen. Den österreichischen Serben, die durch die Abberufung der jenseitigen Brüder sehr disgustirt sind, ist es sogar nicht Recht, daß kais. Truppen gegen Peterwardeiu operiren; denn sie betrachten diese Festung als ihr Eigenthum, und nehmen die Besitznahme derselben durch eigene Nationaltruppen in Anspruch. Das ist, im Zusammenhange mit den Stratimirovichschen Hintergedanken für eine gewisse Stimmung bezeichnend, die auch jetzt in den Massen und Mittelklassen der Art laut wird, daß sie gesteht, man wolle sehen, ob hier die Magyaren, Schwaben oder Serben herrschen werden. Man sieht, daß auch hier die Partikularinteressen die Oberhand haben, und daß es mehr an der Erreichung derselben, als an der Erhaltung des Gesammtstaates gelegen zu seyn scheint.“
Man sieht, welche Gewitterwolken sich in der serbischen Wojwodovina für die scheiternde östreichische Gesammtmonarchie zusammenziehen, und wie recht wir hatten, wenn wir schon vor einiger Zeit darauf hinwiesen, wie wenig die Kamarilla sich noch auf die Serben verlassen könne. Daß dies sich aber nicht bloß auf die Serben beschränkt, sondern daß alle Südslaven dieselbe Mißstimmung gegen die wiedererwachte östreichische Perfide theilen, beweißen folgende Zeilen:
„Agramer Blätter vom 9. enthalten bereits die oktroyirte Verfassung und die Auflösung des Reichstags. Wir suchten vergebens nach Freudeergüssen in diesen Blättern, im Gegentheil spricht sich der Slavenski jug vom 10. nicht undeutlich grollend aus, und die Südslavische Zeitung vom 9. enthält nur einige wenige klagende Zeilen über dieses Ereigniß.
Dazu enthält die amtliche Wiener Zeitung Folgendes aus Agram:
„Seit ein Paar Tagen langen mobile Nationalgarden, die eigenmächtig ihre Posten am Kordon aus dem Grunde verlassen haben, weil sie angeblich seit einigen Wochen weder Löhnung noch Brod erhalten, an. Ob die Sache sich wirklich so verhält, und wenn es so ist, wer daran Schuld ist, wissen wir nicht; aber jedenfalls müssen wir die Rückkehr unserer Garden, die wider Verhoffen so bereitwillig dem Kordonsdienst sich gewidmet, aus dem Grunde bedauern, weil das durch das allfällige Vorenthalten der Gebühren bei den Gardisten hervorgerufene Mißtrauen von unberechenbar schlechten Folgen sein kann. Jedenfalls aber wäre es erwünscht, wenn der löbliche Banalrath die Ursachen dieser eigenmächtigen Heimkehr der Garden erheben, und der Oeffentlichkeit übergeben, endlich aber auch die Schuldtragenden strenge ahnden würde.“
Von dem slavischen Süden aus ist also, um so mehr als der nach Stratimirovich beliebteste Serbenführer Knicjanin ebenfalls in seine Heimath (Türkisch-Serbien) zurückgekehrt ist — alle Gefahr für die Magyaren beseitigt.
4) Das Bülletin gesteht plötzlich auf eine höchst naive Weise, daß, wie die mag. Corresp. ganz richtig mittheilte, die ungarischen Guerrillas im Rücken der Oestreicher wieder bis an die Donau vorgedrungen sind. Und zwar wie folgt:
„Längs der Donau war die Verbindung zu Wasser nur mehr durch Banden bewaffneten Landsturmes unterbrochen, welche von feindlichen Fanatikern in der Gegend von Kalocsa, Pataj und Solt zusammengerottet wurden, und mit welchen selbe das bereits vollständig beruhigte rechte Donauufer bei Paks und Földvar in Aufregung zu versetzen versuchten. Eine angemessene Verstärkung, welche die Garnison von Fünfkirchen aus Slavonien unter dem Obersten Reiche erhalten hat, eine Expedition, welche auf Befehl Sr. Durchlaucht des Feldmarschalls Fürsten Windischgrätz vor drei Tagen auf 15 Schleppschiffen in die beunruhigten Gegenden der beiden Donauufer abgegangen ist, und die Operationen jener Truppen des Armee-Corps des Feldzeugmeisters Grafen Nugent, welche unter Oberst Baron Lederer zu Szekszard und Mohacz standen, werden diesen haltlosen Unternehmungen versprengter feindlicher Horden bereits ein Ziel gesetzt und die bedrohten Gegenden dauernd gesichert haben.“
„Werden gesichert haben“! Daß die k. k. Bulletins nie von wirklich vollbrachten, sondern stets von erst zu vollbringenden Handlungen sprechen, wiederholt sich doch allmälig zu sehr. Wenn Welden diese Manier nicht aufgibt, dürfte es selbst der „Köln. Ztg.“ unmöglich werden, seine Bulletins länger zu vertreten.
Genug: daß die Bauern insurgirt sind, ist ein Faktum und daß die Oestreicher sie pacificiren werden, ist ein Futurum.
Das ist Alles was das Bülletin mittheilt. Glücklicherweise verhindert das Schweigen dieses offiziellen Aktenstücks nicht, daß wir andre Nachrichten von der Theiß haben. Eine Corresp. behauptet, Szolnok sei von den Magyaren wieder geräumt. Daß dies eine Lüge ist, beweis′t das Schweigen des östreichischen Bulletins.Im Gegentheil steht es dort mit den Kaiserlichen sehr schlecht. Das C. Bl. a. B. jammert aus Pesth vom 10. März: „Ist den magyarischen mündlichen Bulletins nur der hundertste Theil zu glauben, so haben wir die Ungarn längstens bis 15. März in Pest-Ofen. Ich meinen Theiles baue noch immer zuversichtlich auf den Sieg der kaiserlichen Waffen. Die östreichische Armee soll nach ziemlich verläßlicher Quelle gestern noch in Abany gestanden sein; nach dem Berichte der hiesigen Malkontenten haben sich aber die Kaiserlichen weit hinter [unleserlicher Text]egled zurückgezogen und die Ungarn diesen Ort mit gefälltem Bajonett genommen. Heute soll die entscheidende Schlacht geschlagen werden. Sei der Gott des Sieges mit der kaiserlichen Fahne. Ich bin kein Gespensterseher und glaube nicht an Ahnungen, aber mein Herz wird ruhiger schlagen, wenn der 15. März glücklich vorüber ging. Mit diesem Datum erlischt nach meinem Köhlerglauben der letzte Funke einer Gefahr für Pest-Ofen. Die Ungarn sollen, heißt es, fest entschlossen sein, diesen Tag durch eine gewaltige Waffenthat zu feiern.“
Also noch immer Gefahr für Budapesth! — Ferner schreibt die Wiener lithographirte Correspondenz: „ Dagegen lauten die Berichte über den hartnäckigen Widerstand, welcher dem k. k. Heere entgegen gestellt wird, übereinstimmend. Dasselbe ist zwar auf 148,000 Mann gebracht; allein nur ein Drittheil davon wird bei der Operationsarmee verwendet. Der Muth und die Kühnheit der ungarischen Husaren wird als ausgezeichnet dargestellt und namentlich soll das Kürassier-Regiment Wallmoden viel darunter gelitten haben. Die Ungastlichkeit der Gegenden, in welchen die k. k. Truppen jetzt kampiren, trägt auch viel zur Erschwerung des Feldzuges bei.“
Maklar, das äußerste nach authentischen Nachrichten von den Kaiserlichen besetzte Dorf, wurde von ihnen niedergebrannt, weil dort 5 Munitionswägen den Magyaren in die Hände gespielt waren. Die angeblichen Schuldigen, 5 an der Zahl, wurden ohne weiteres hingerichtet. Das ist die civilisirte Kriegführung, durch die der edle Windischgrätz sich den Sieg zu sichern sucht, der bisher seine Fahnen floh. So erließ er auch folgende Proklamation, die wir schon gestern dem wesentlichen Inhalt nach andeuteten:
Pesth. „Es wird hiermit verordnet, wie folgt:
1) Alle Requisitionen hat von jetzt an, ohne Anspruch auf irgend eine Entschädigung oder Erlaß, der an dem Aufruhr in Ungarn betheiligte Adel und Bürger zu tragen.
2) Alle Städte und Gemeinden, welche sich dem Aufruhr anschließen, oder durch welch′ immer Vorwand zum Landsturm verleiten lassen, fallen gleichfalls in diese Kathegorie.
3) Allen Komitais-, Distrikts-, Stadt- und Gemeinde-Vorstehern, so wie auch allen öffentlichen Beamten und Grundherren, welche bei Annäherung der k. k. Truppen ihre Posten oder Wohnorte verlassen, und hiedurch nicht nur die Verpflegung der Armee erschweren, sondern auch die Bedrückung der armen und unschuldigen Volksklassen herbeiführen, wird ihr sämmtliches beweg- und unbewegliches Vermögen sogleich konscribirt und sequestrirt, die vorgefundenen Naturalien und das Vieh aber sogleich zur Verpflegung der k. k. Truppen verwendet. In dieselbe Kathegorie fallen auch alle jene Individuen und Beamte, welche in böswilliger Absicht dem a. h. Aerar einen Schaden verursachen, Sr. Majestät treue Unterthanen zum Gegenstand einer Verfolgung machen, oder bei vorhandener Möglichkeit dieses nach Kräften nicht verhindern.
4) Die übrigen Erfordernisse zur Verpflegung der k. k. Truppen werden von jenem Theile des wohlhabenderen Adels und Bürgerstandes eingetrieben, welche für die heilige und gerechte Sache Sr. Majestät unsers Allergnädigsten Kaisers und Königs sich unthätig bewiesen. Diese Requisitionen erfolgen jedoch gegen Quittung, und es bleibt ihnen der Anspruch auf Ersatz vorbehalten.
5) Die Bauern sind zwar verpflichtet, die Requisitionsgegenstände, welche durch die k. k. Truppen-Kommandanten verlangt werden, sogleich und ohne Widerrede beizustellen; doch wird ihnen der volle Ersatz aus dem Vermögen der unter 1 , 2. und 3 angeführten Kathegorien zugesichert.
6) Auf vollen Erlaß für erlittene Schäden haben insbesondere auch alle diejenigen Anspruch, welche wegen an Tag gelegter unerschütterlicher Treue an Se. Majestät durch die Rebellen beschädigt worden sind oder beschädigt werden.
7) Wenn der im §. 5 und 6 zugesicherte Ersatz aus dem Vermögen der erwähnten drei Kathegorien nicht ausreichen sollte, so wird der Schaden den Betreffenden durch unparteiische Kommissionen gewissenhaft geschätzt, und nach Umständen auf das Komitat oder auf das ganze Land nach billigen Grundsätzen repartirt.
Hauptquartier Ofen, am 10. März 1849.
Alfred Fürst zu Windischgrätz, k. k. Feldmarschall.“
Auch die Fusilladen beginnen wieder. So schreibt die Breslauer Ztg.:
Nach Berichten aus Pesth vom 13. ist der bei Kapolna gefangene Major des meineidigen Infanterie-Regiments Zanini vermöge standrechtlichen Urtheils erschossen worden.
Hoffentlich wird Kossuth nicht unterlassen, für diesen infamen Mord gehörige Revanche zu nehmen.
Diese Maßregeln, verbunden mit dem hartnäckigen Schweigen des „Hrn. Fürsten“ Windischgrätz, beweisen mehr als alles Andre, wie brillant die übermächtige k. k. Armee an der Theiß steht, und wie bald „der Krieg in Ungarn zu Ende gehen“ wird.
Aus den Karpathen endlich erfahren wir nun folgende kurze Notiz, die nur beweist, wie wenig Fortschritte die Kaiserlichen dort oben machen und wie ungern die Bewohner der Zips den aus lauter Lumpengesindel bestehenden slovakischen sogenannten Landsturm sehen. Die Masse des slovakischen Volks hält, wie schon oft gesagt, mit den Magyaren. Der Artikel lautet:
Kaschau 3. März. Feldmarschall Ramberg hat eine Proklamation erlassen, kraft welcher der Bevölkerung anbefohlen wird, den slovakischen Landsturm eben so zu achten, wie die kaiserlichen Truppen. Zugleich wird dem Anführer des gedachten Landsturms die Vollmacht ertheilt, gemäß der Proklamation des Fürsten Windischgrätz vom 1. Januar l. J. jede Ortschaft, welche den Landsturm anzugreifen wagen sollte, der Erde gleich zu machen. — Morgen begeben sich Hurban, Stur und andere gewählte (!) Vertrauensmänner (!) des slovakischen Volkes, nach Olmütz, um dem Kaiser die gerechten Wünsche und Beschwerden (!) ihres Volkes vorzutragen.“
Die Herren Stur und Hurban sind so sehr „Vertrauensmänner“ der Slovaken, daß sie von denselben Slovaken bereits mehrere Male über den Jabluncapaß nach Mähren hinausgejagt worden sind!
Schließlich machen wir noch auf eine Proklamation Windischgrätz′s vom 11. aufmerksam, in der er nachweist, wie wenig die von den Insurgenten verfochtene Sache eine nationale sei, indem man unter 100 Gefangenen wenigstens 60 Individuen verschiedener Nationalitäten trifft.
Quod erat demonstrandum! Gerade, daß der magyarische Kampf ein Nationalitätskampf und kein Freiheitskampf sei, wurde den Magyaren ja immer vorgeworfen! Wahrhaftig, schlauer als ein östreichischer Feldmarschall ist Keiner! In derselben Proklamation fordert der bedrängte Windischgrätz zu Freischaaren gegen die Magyaren auf.
Schöne Gelegenheit für unsere Nachbarn, die Herren von der „Kölnischen Zeitung“!
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@facs1402
Edition: [Friedrich Engels: Die ungarischen Kriegsnachrichten, vorgesehen für: MEGA2, I/9. ]
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@facs1402
[ * ]Berlin, 17. März.
Das Interesse der Stadt wird heute durch die Nachrichten aus Ungarn und Italien, und dann durch die Erwartung in Anspruch genommen, was morgen am 18. geschehen wird. Die Regierung bemüht sich außerordentlich, doch mindestens einen kleinen Crawall hervorzubringen. Es soll sogar von fein gekleideten Herrn Geld in Masse ausgetheilt sein. Nun wohl! Aber bedenkt Herr Manteuffel denn nicht, daß es nur eines Funkens in dies Schießpulver von Haß und Zorn bedarf, um ihn und seine ganze Sippschaft in die Luft zu sprengen? Man agitirt bekanntlich unter den Soldaten, um sie aufzureizen, in der Nacht vom 17. zum 18. einen Galgen auf den Friedrichshain zu setzen !!
Im Friedrichshain ist heute reges Leben. Eine große Zahl von Grabdenkmälern, werden noch heute dort aufgestellt. Besondere Aufmerksamkeit erregen vier gußeiserne Denkmale, welche die Maschinenarbeiter der Bergischen Fabrik ihren gefallenen Brüdern setzen.
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@facs1402
[ * ] Wien, 15. März.
Zur Erinnerung an die Revolution im vorigen März macht das offizielle Blatt wiederum standrechtliche Verurtheilungen kund. So ist Lengauer wegen Waffenverheimlichung standrechtlich zum Tode durch den Strang, sodann kriegsrechtlich zu zwölfmonatlichem Stockhausarrest in Eisen verurtheilt, durch Hrn. Welden aber — völlig begnadigt worden. Den Reichsverwesten Johannes hat der Olmützer Tamerlan der Stelle eines Kurators der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien nach Wunsch zu entheben geruht. Der Tamerlan octroyirt tüchtig drauf los. So ein Jagdgesetz und ein Entschädigungsgesetz in Betreff der am 7. September v. J. aufgehobenen „Schuldigkeiten“. Sie sind ganz ihres Ursprungs würdig, so weit bei letzteren die publizirten Motive auf das noch nicht publizirte Gesetz schließen lassen.
Der Feuerschade, welchen die hiesige wechselseitige Brandversicherungsanstalt, in Folge der Oktoberereignisse zu bezahlen hatte, beläuft sich auf 116,170 Fl. C.-M.
Der Kriminalgerichtshof hat einstimmig erklärt, daß nach den vorliegenden Akten, Dr. Fischhof für das Kriminalverfahren geeignet sei, weshalb derselbe auch heute Abend in das Kriminalgefängniß abgegeben werden wird; dagegen ist gegen den Priester Graf Prato nicht hinlänglicher Grund zu einer gerichtlichen Prozedur vorhanden; derselbe wird aus dem Arreste mit der Weisung entlassen, sogleich nach seiner Heimath abzureisen. Kudlich, Bioland und Füster werden steckbrieflich verfolgt.
Der gewesene Reichstagsdeputirte Kaim, welchem bekanntlich in der Trunkenheit sehr kompromittirende Reden entschlüpft waren, wurde von der Kriminalbehörde in seiner Wohnung verhaftet.
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@facs1402
Altona, 13. März.
Oestreich hat in Kopenhagen etwa folgende Erklärung abgegeben, durch eine vom Minister der auswärtigen Angelegenheiten an den dortigen östreichischen Geschäftsträger gerichtete Depesche: „Die k. Regierung schließe sich ganz den Erklärungen Rußlands und Frankreichs an, bezüglich der schleswigholsteinischen Differenz. Es verstehe sich von selbst, daß Oestreich sich für die gerechte Sache des Königs gegen seine rebellischen Unterthanen erkläre. Seine Verhältnisse erlaubten ihm allerdings nicht, den Schritten beizutreten, welche jene Mächte entschlossen seien zum Schutze der Rechte Sr. Majestät zu thun — allein es hoffe der guten Sache doch Vorschub leisten zu können durch die ernsten Vorstellungen, welche es bei dem Berliner Hofe und bei der provisorischen Centralgewalt in Frankfurt machen werde.“
[(D. Z.)]
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@facs1402
[ !!! ] Frankfurt, 17. März.
National-Versammlung.
Tagesordnung: Welkersche Anträge.
Diese Firma hatte alle Gallerien schon zeitig aufs engste gefüllt.
Vor der Sitzung entsteht um den Sekretär wegen den Einschreibungen in die Rednerliste eine sehr ergötzliche Scene, die beinah in eine Keilerei ausartet.
Simson eröffnet um [unleserlicher Text] 10 Uhr die Sitzung.
Zimmermann von Stuttgart interpellirt wegen der seit 5 Monden schwebenden Untersuchung gegen Zitz, Schlöffel, Simon von Trier (von der Pfingstweide her) und frägt, ob nicht vor dem Auseinandergehen des Parlaments das Resultat dieser Untersuchung nun endlich zu erfahren sein wird.
Justizminister Mohl will in der nächsten Sitzung antworten.
Gagern antwortet auf die Interpellation von Raumer aus Dinkelsbühl, ob und was Oestreich auf die Unterhandlungen erwidert habe, welche der Ministerpräsident nach seinem Programm mit dieser Regierung eingeleitet habe? Der Hauptinhalt der phrasenreichen (von Bassermann ausgearbeiteten) Beantwortung besteht darin, daß Oestreich nie in ein Deutschland eintreten werde, an dessen Spitze Preußen steht, daß deshalb nicht einmal eine Direktorial-Regierung denkbar sei, in welcher Oestreich eine gleichberechtigte Rolle mit Preußen spielen würde. Wer die Einheit Deutschlands wirklich will, sagt Oestreich, wird es so einzurichten wissen, daß Oestreich bei Deutschland bleiben kann, ohne seine Existenz zu gefährden oder zu ändern. Oestreich, so schließt die betreffende Note, will „ein Deutschland an Kraft und Ehren reich!“ In den (vom Parlament) in Aussicht gestellten Bundesstaat wird Oestreich nicht eintreten. Die Gestaltung eines unitarischen Staates erscheint der k. k. Regierung nicht ausführbar für Oestreich, nicht wünschenswerth für Deutschland. (Sie begreifen, daß diese Interpellation deshalb so lang und breit vor der Welkerschen Debatte beantwortet wird, um dem König von Preußen noch die Stimmen einiger schwankenden Seelen zu retten. Schon sind mehrere von jeher Zweifelhafte in dieser Sache, wie ich eben höre, zu Verräthern an ihrer Partei geworden, so Schoder, Hildebrand, die für den Preußen stimmen wollen.) Das Ministerium, sagt Gagern, giebt dem Gedanken nicht Raum, daß Oestreich die Bildung eines engern Bundesstaates (Kleindeutschlands), in welchen es selbst nicht eintreten kann, verhindern wollen werde. Es steht zu einem solchen Schritt Oestreich kein Rechtsgrund zur Seite. (Bravo aus dem Centrum) Die Politik des künftigen Kleindeutschlands werde nichts Oestreich feindliches haben.(Das glaube ich. Belagerungszustand hier, Belagerungszustand da) Die mindestens zehn Bogen lange Ausarbeitung des Ministeriums wird ohne Beifall geschlossen.
Schlöffel, Wigard und Cons. stellen den Antrag, bei dem großen Andrang der Zuhörer die kastrirten Gallerieräume dem Publikum für heut zu öffnen.
Minister Gagern scheint gegen den Antrag zu bemerken, dies käme auf den Präsidenten der National-Versammlung an.
Wigard bittet die Versammlung, dies zu gewähren.
Präsident Simson ertheilt die Erlaubniß, mit Ausnahme des Raumes, auf welchem die Reichsbibliothek steht.
Die Zuhörer stürzen athemlos in die leeren Räume, was äußerst komisch aussieht.
Man geht um [unleserlicher Text] 11 Uhr zur Tagesordnung über.
Präsident Simson verliest Verbesserungsanträge zu den Welkerschen Anträgen; unter andern seien von Sommaruga, Heckscher und vielen Oestreichern folgender Antrag gestellt worden:
„Die National-Versammlung stellt für Oestreich als Bedingung des Eintritts, daß Oestreich mit seinem ganzen Ländercomplex eintritt, das Staatenhaus aus allen seinen Ländern, das Volkshaus aus den deutschen Ländern beschickt u. s. w. — Die National-Versammlung ordnet eine Deputation mit diesen Erklärungen an Oestreich ab und wartet dann 4 Wochen auf die Antwort.“
Radowitz stellt unter andern den Antrag, erst nach den Erklärungen aller deutschen Regierungen zur Kaiserwahl vorzuschreiten.
Lassaulx beantragt einfache Tagesordnung über Welkers Anträge, da wenn Deutschland einen Kaiser bekäme, es der von Oestreich sein müsse. (Murren und Gelächter).
Linde aus Mainz (Ultramontaner) beantragt motivirte Tagesordnung.
Eisenstuck beantragt u. a, die östreichische octroyirte Verfassung ist für die deutsch-östreichischen Provinzen nicht bindend und die deutsche Reichsverfassung in deutsch Oestreich von der Reichsgewalt mit allen Mitteln durchzuführen. (Ah!) Die Anträge schicke ich Ihnen alle gedruckt zur passenden Zeit, da doch 3 bis 4 Tage diskutirt werden wird.
Folgendes ist die Rednerliste:
Gegen den Antrag.
Neuwall, Hermann, Vogt, v. Radowitz, M. Mohl, Eisenmann, Ahrens (Salzgitter), Buß, Fröbel, Marck, Berger, v. Nappard, Linde, Grundener, Förster, Wigard, Weber, Möhring, Stein, v Pretis, Zimmermann (Stuttgart), Nauwerk, Frisch, Mölling, Döllinger, Schlöffel, G[unleserlicher Text]rören, Stracher, v. Heiden, Pfetzer, H. Simon, Kreuzberg, Reichensperger, Schaffrath, Thinnes, Nagel, Wiesner, Bergthaler, Lewisohn, Funk, Max Simom, v. Dieskau, v. Maifeld, Würth (Sigmaringen), Riehl, Schuler, Schulz (Darm- [1403] stadt), Neubauer, Raus, Herz (Wien), Gritzner,- Müller von Damm, Hartmann (Leitmeritz), Schreiner, Phillips, Wurtke, Rönner, Arnds von München.
Für den Ausschußantrag.
Welker, Beseler (Schleswig). Münch, Reh (Darmstadt), Wydenbrugk, Waiz, Wurm, Zittel, Bauer (Bamberg), Mathy, Arndt (Bonn), Bassermann, Reden, Wedekind, Grävell, Gravenhorst, Rümelin, Wichmann, Bernhards, Makowiczka, Mittermaier, Schneer.
Für den Antrag.
Ritze, Ekkert (Bromberg), Schürrmeister, Schubert (Königsberg), Henkel (Kassel), Sauken.
Im Ganzen 59 gegen und 28 für
Sie sehen, daß Reh (Apostat), Wydenbrugk, Grave horst, Mittermaier die Linke zu Gunsten Friedrich Wilhelm IV. verlassen haben.
Nach einigem Streit bekommt zuerst Welker das Wort: Man müsse das große Ganze der Lage erfassen und kühn (!) und stark (!) handeln. Er wiederholt jetzt, was er schon früher gesagt, daß er mit Freuden für den preußischen Erbkaiser stimmt, sobald Oestreich ausgetreten ist. — Fürs Direktorium, welches Welker heut die schlechteste Staatsform nennt hat er damals aus Noth gestimmt. Aber heut sei es klar, Oestreich sei nicht zu gewinnen für den deutschen Bundesstaat. — In 1/2 Stunde habe er seinen Antrag geschmiedet, aus Furcht wieder von seinen Gefühlen übermannt zu werden. Oestreich will nicht nur nicht mehr, es kann nicht mehr eintreten durch das dazwischen getretene kaiserlich (Tamerlansche) Wort und die oktroyirte Verfassung. In seiner letzten Note habe sich Oestreich entschieden gegen ein „Volkshaus“ erklärt, es wolle also die deutsche Bundesstaatliche Verfassung, das Werk 10monatlicher Anstrengungen vernichten; und dennoch eintreten. Man müsse erröthen, wenn man auf Wien sieht. (Ah so! Aber Herr Welker erröthete damals im Oktober nicht, wo es Zeit war.) — Und mit den ganz widerstrebenden östreichischen Nationalitäten, Italienern Polen, Czechen u. s. w. solle man sich vereinigen. — Auf diese Weise würde man von vornherein die Majorität im Staatenhaus an Oestreich geben. Und Oestreichs fremdartige Nationalitäten ständen unter einem Erbkaiser — aber Deutschland wolle man dies Recht (unter einem Erbkaiser sich zu vereinigen) versagen. Oestreich wolle dies versagen — Wenn der ganze Ländercomplex Oestreichs (nach der letzten Note und Sommaruga's und der Oestreicher Antrag) in den deutschen Staatenverband eintritt, werden im Staatenhaus 38 Millionen Oestreicher gegen 31 Millionen Deutsche vertreten sein. — Die 7 Millionen Deutschöstreicher, die wir verlören, werden wir durch innere Entwicklung zu ersetzen suchen. (Gelächter links). Man würde sich wegwerfen, wenn man jetzt noch neue Verhandlungen mit Oestreich begönne. — Meine Herren, entweder sagen Sie sich los von diesem unglücklichen Gedanken der Verbindung mit Oestreich, oder verlassen Sie die Paulskirche und geben Sie dem verrathenen (ja wohl, und gerade von Gesindel wie Welker etc. verrathenen!) Volke Ihre Mandate zurück. (Links: Ja! Ja! so ist es!) Endlich bei der Gefahr des Krieges mit Dänemark und Rußland, bei der Gefahr einer oktroyirten Verfassung auch für uns beschließen Sie das Werk. (Also um die Gefahr einer Oktroyirung zu verhüten, soll man die Verfassung Deutschlands Dem in die Hände geben, der zuerst oktroyirt hat! Wie gefällt Ihnen die Behauptung?) Jetzt folgt eine Harangue gegen die Republik. Wenn Sie (links) dagegen sind, werden Sie Krawalle und Kämpfe in den verschiedenen Gegenden Deutschlands hervorrufen, und ich sehe sie kommen.
Aber diese Krawalle werden sammt den Republikanern niedergeschlagen werden, und die Säbelherrschaft wird kommen. (Links Skandal.) Meine Herren, sagt er zu den Oestreichern, Sie sind im Begriffe, unser Werk zu verhindern und zu thun, was Sie vor Gott und der Welt nicht verantworten können. — Stimmen Sie gegen uns, aber beim ewigen Gott, Sie bilden dadurch kein Band zwischen Preußen und Oestreich — Die Geschichte wird Ihre Namen aufzeichnen, die Namen derer, die das Vaterland verderben wollen, so wie die Namen derer, die es retteten.
v. Radowitz. Bis jetzt sind bei unsern politischen Kämpfen die Stammesverhältnisse in den Hintergrund getreten, jetzt beim Schluß treten sie hervor. In unsere Partheien ist die Verblendung gekommen, der feindlichen Partei das nicht mehr zugestehen zu wollen, was man der eignen zugesteht. — Ich hätte von Herzen gewünscht, daß die alte theure Gemeinschaft zwischen Deutschland und Oestreich unberührt geblieben wäre. Dies hätte geschehen können, um den hohen Preis, daß Deutschland sich in seiner Centralisirung, Oestreich in seinen Föderationsverhältnissen beschränkt hätte. Es ist nicht geschehen. Die Gefahr des Vaterlandes ist eine zwiefache, erstens keine Verfassung zu Stande gebracht, und blos niedergerissen zu haben, zweitens Deutschland in eine Lage zu bringen, daß das Ausland sich zu einer Intervention berechtigt hält. — Ich würde es für einen großen Vortheil erachtet haben, wenn dieser letzterwähnte Vorwand abgeschnitten worden wäre. — Aber Wehe rufe ich über die, welche das Ausland zu Hilfe rufen werden Die Weltgeschichte, welche das Weltgericht ist, wird ihr Urtheil über sie sprechen. — Es muß unsre Aufgabe sein, mit den mindesten Verletzungen und den mindesten Veränderungen zum Ziele zu gelangen. Ich halte es für zulässig, die Verfassung (nach Welker's Vorschlag) auf einmal anzunehmen, aber wenn Sie auch nicht die Ansicht meiner Parthei theilen, diese Verfassung den Regierungen Deutschlands zur Annahme vorzulegen, so werden Sie mit mir einverstanden sein, daß die Regierungen Deutschlands aufzufordern seien, ob sie beitreten wollen zum Bundesstaat unter der Bedingung dieser Verfassung, oder nicht. — Ich werde für jeden Antrag stimmen, der unsere Verfassung zu Ende führt. — Meine Herren, viele unter Ihnen haben noch nicht gelernt und viele unter Ihnen haben seit den 34 Jahren vergessen, was es heißt, den Bürgerkrieg herabzurufen über Deutschland.
Wurm (der geschmeidige Hamburger) für die Anträge des Ausschusses, für die er stimmen wird, weil er wünscht (wörtlich!) ruhig sterben zu können. — Er ruft uns pathetisch zu:
„Volk, o werde endlich weiser
Und wähl' Dir einen Kaiser!“ —
Er hofft, der König von Preußen werde seine Pflicht thun. (Frägt sich nur, was Wurm Pflicht nennt) Ich gebe Ihnen nichts weiter von seinen Hanswurstiaden;
Römer aus Würtemberg erhält das Wort außer der Reihe, um Wurm's lächerlicher Behauptung zu widersprechen, als hätte Würtemberg dem König von Preußen im vorigen Jahr die deutsche Oberhauptswürde angetragen! Folgen noch einige Zurechtweisungen des Herrn Wurm, die rechts Widerspruch hervorrufen. Römer weist die Rechte gehörig zurück, worüber die Gallerien lebhaft applaudiren. Würtemberg, sagt R., verdiene vielmehr Lob als Tadel der National-Versammlung gegenüber. Es hat die Grundrechte zuerst promulgirt. Aber die wurtembergische Regierung ist natürlich der Ansicht, daß die Einheit des ganzen, nicht des halben Deutschlands gebildet werden muß (Langanhaltender Beifall links und Gallerien)
v. Herrmann (München). Er spricht sich im östreichischen Sinne aus. Ebenso gut wie Preußen mit seinem ganzen Gebiet in den Bund getreten, könne ganz Oestreich eintreten (Riesser, der Berichterstatter in der vorliegenden Frage, hat sich neben Bassermann an den Ministertisch gesetzt und notirt mit diesem um die Wette Gott behüte uns vor dieser Berichterstartung)
Herrmann meint, ihm sei in Wien versichert worden (er kommt nebst Heckscher und Sommaruga eben dorther), daß Oestreich mit seinem ganzen Gebiete dem Zollverein beitreten werde, sobald ein einiges staatliches Verhältniß zwischen ihm und Deutschland hergestellt sei. Die innige Vereinigung dieser beiden großen Reiche werde dann den Weltfrieden garantiren. H. hebt die Vortheile einer Zollvereinigung mit Oestreich hervor. Er kann sich nicht davon überzeugen, daß es absolut unmöglich sei, sich mit Oestreich zu einigen. Er schlägt vor, Oestreich Vorstellungen wegen des Volkshauses und Einführung der Grundrechte zu machen. Eventuell beantragt H. die Wahl eines neuen Ausschusses zur Untersuchung der neusten östreichischen Note. Die östreichischen Deputirten würden mit einem bittern Gefühle nach Hause reisen, wenn Sie ihnen auch sanfte Worte nachrufen Und mit welchem Gefühle werden die süddeutschen Staaten ohne Oestreich in den Bund treten. (Im Centrum: mit dem der Unterwerfung!) Wenn die östreichischen Deputirten scheiden, werden manche andre auch gehen. Wir sind hergeschickt, um eine Verfassung für ganz Deutschland zu machen.
Münch (aus Wetzlar). Der Welker'sche Antrag wird ihn noch in seiner Todesstunde erfreuen. Er empfiehlt das einzige (!!) Rettungsmittel „den unverletzlichen, unverantwortlichen, erblichen preußischen Kaiser“ — Blicken Sie über sich, was da steht (zeigt nach oben über der Germania):
„Des Vaterlandes Größe, (ohne Oestreich!)
Des Vaterlandes Glück, (mit preußischem Belagerungszustand!)
O schafft sie, bringt sie
Dem Volke zurück!“
Vogt (aus Gießen). Der Speck, mit dem Herr Welker Mäuse fangen will, scheint nun wirklich gefunden zu sein. — Ich will glauben, daß nicht wahr ist, was man in öffentlichen Blättern sagt, daß Welker, nachdem er diesen Speck gefunden, Ansprüche auf Entschädigung für seine früheren Verluste gemacht. (Pfui! rechts. Heiterkeit, links.) Auf Welker's Anträge eingehend, frägt er zuerst, wo denn die „fremde Einsprache“ sei, über die Welker in seinem 1. Antrage so tiefe Entrüstung ausspreche. Das Drohen mit Rußland sei zwar nicht ganz unbegründet, aber doch viel zu stark mit den Haaren herbeigezogen, um den Erbkaiser herbeizuschleppen. — Dieses Drohen Rußlands, wenn dies die „fremde Einsprache“ sei, ist von Ihnen herbeigeführt, und Sie müßten über sich selbst dann in äußerste Entrüstung gerathen, was etwas viel verlangt wäre. (Bravo und Heiterkeit.)
Die Politik der Centralgewalt sei von jeher keine andere gewesen, als im Innern für Preußen zu intriguiren und nach Außen nichts zu thun. (Lauter Beifall links und Gallerien. Simson ruft Vogt zur Ordnung.)
Die Befolgung Ihres Systems, den Einzelregierungen gegenüber immer nachzugeben, hat Sie jetzt zu einer That getrieben, die Sie eine rettende nennen, die aber eine verderbliche sein wird. — Antrag 2 des Herrn W. verlangt, die Verfassung in Bausch und Bogen anzunehmen. Und nicht etwa die Verfassung, wie sie die erste Lesung bietet, sondern wie sie der Verfassungs-Ausschuß mit Mißachtung der Majorität nach eignem Belieben (und Professorenübermuth) verändert hat.
Wir werden zu dem Antrag auf Tagesordnung über Welkers Antrag stimmen. Und sollten seine Anträge durchgehen, so werden wir antragen, wenigstens ohne Diskussion paragraphenweise abzustimmen. — Der Kern des Welkerschen Antrags ist, der Majorität die dem Verfassungsausschuß mißliebigen §. §. auf einmal abzuschneiden, wie Nicht-Erblichkeit und Suspensio-Veto.
Ich glaube nicht, daß die deutschen Fürsten eine Verfassung oktroyiren werden, aber nicht, weil sie, wie Radowitz sagt, nicht so vermessen sein werden — so vermessen würden sie schon sein, wenn sie sich nur einigen könnten. —
Wenn ich die Politik ansehe, die Preußens Kabinet seit dem Beginn der Revolution befolgt hat, so finde ich nicht, daß es sich eine deutsche „Statthalterschaft“ oder gar eine deutsche „Erbkaiserwürde“ verdient hat. —
Den Punkt 4 des Welkerschen Antrags (s. diesen), die Einladung zu patriotischen Erklärungen an die deutschen Fürsten, macht Vogt nach Möglichkeit lächerlich. — (Allgemeine Heiterkeit der Gallerie.)
Vogt erinnert an die Auslegung der Grundrechte in Preußen durch die 2 neuen Gesetzvorlagen, Presse und Versammlungsrecht betreffend. Ob etwa deshalb, wegen dieser klaren Confession des Absolutismus, die deutsche Kaiserkrone verdient worden? — Das Resultat eines preußischen Kaiserthums würde sein, daß Deutschland in Preußen aufgehen müßte. — Dem würden sich einzelne Fürsten bestimmt wiedersetzen, und dies wird zum Bürgerkrieg führen. — Kühne und wahrhaft muthige Männer ernennen in Zeiten, wo das Vaterland wirklich in Gefahr ist, einen Diktator und bleiben beisammen, während Sie auseinandergehen und die Zukunft des Vaterlandes durch einen Erbkaiser verderben wollen. (Langes Bravo.) — Man hat als Grund der Unmöglichkeit für Oestreichs Eintritt das Kaiserwort Franz Joseph's und die oktroyirte Verfassung angeführt. Das ist ein mittelalterlicher Grund. Manch Kaiser- und Königswort ist schon gebrochen, und wird noch gebrochen werden! (Bravo! Bravo!) Gegen die Forderungen in der östreichischen Note muß sich allerdings das politische Gefühl jedes deutschen Mannes empören — aber da sehen Sie eben, welchen Fehler Sie begangen haben, als sie nach Herrn Gagern's Programm sich selbst gegen Oestreich die Hände banden.
Endlich werden Sie meine Vorschläge wissen wollen. Ich habe keine. Ich finde dieselben in Ihrem Heerlager. Herr Wurm, Waitz, Graf Deym, machen sie für mich.
Folgen Redesätze dieser Herrn, wonach durchaus Deutschland mit Oestreich vereint bleiben, wo Deutsch-Oestreich von Deutschland unterstützt werden müsse. Wenn Oestreichs Regierung sich nicht fügt, dann wollen wir uns, wie Graf Deym sagt, „Oestreich holen!“ Aber dann kein Duell, zwischen dem Haus Hohenzollern und Haus Habsburg, sondern ein Krieg der Völker, des deutschen Volks und Cultur gegen den russischen und östreichschen Absolutismus. Das ist keine That, einem andern die That zu übertragen. Machen sie einen Diktator, wenn Gefahr da ist, aber verpfänden Sie die Ehre unseres Vaterlandes nicht dem Erbkaiser. — Man hat gesagt, wir sollen nicht den Feuerbrand in des Nachbars (Oestreichs) Haus werfen — ja! aber wenn der Nachbar sein Haus von Leichen baut und mit Blut kittet, so muß man den Feuerbrand der Freiheit darunter legen, damit der Phönix der deutschen Freiheit aus dieser Asche steigt — (lauter Beifall.)
Nachdem noch die Linke Protest eingelegt hatte gegen den vom Präsidenten Simson über Vogt ausgesprochenen Ordnungsruf, wurde (nach 3 Uhr) die weitere Diskussion bis Montag vertagt. —
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@facs1403
Dresden, 16. März.
Auf der Tagesordnung in der heutigen Sitzung der 2. Kammer steht zuerst ein Antrag Böttcher's, daß die Regierung das Ausrücken sächsischer Truppen nach Schleswig und das Einrücken anderer Reichstruppen in Sachsen verhindern wolle. Böttcher begründet seinen Antrag. Er wünsche allerdings ebenfalls, daß Schleswig von dänischem Drucke befreit werde, bezweifle aber, daß Diejenigen, welche den Krieg voraussähen und Truppen dahin senden wollten, gleiche Sympathieen hegten, so wenig als im vorigen Sommer es Ernst damit gewesen sei. Schleswig werde sich selbst zu vertheidigen wissen. Man möge nicht auf bloße Anordnung der Centralgewalt ohne Zustimmung der Kammern eine Truppensendung vornehmen, weil das Gesetz über die provisorische Centralgewalt noch nicht verfassungsmäßig angenommen worden sei. Aus demselben Grunde dürfte die Regierung auch den Einmarsch fremder Truppen nach Sachsen ohne Genehmigung der Kammern nicht dulden, welche nicht auf die sächsische Verfassung vereidet seien, und daher wohl kaum zu deren Schütze dienen würden. Er bezeichne den Antrag als dringlich, weil, wie man vernehme, schon am 19. März sächsische Truppen ausrücken sollten, und beantrage daher die sofortige Berathung in der heutigen Sitzung. Staatsminister v. Beust spricht im Namen der Regierung hiergegen seine Bedenken aus, worauf man den Antrag auf die nächste Tagesordnung bringt.
Italien
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@facs1403
[ 068 ]
Der Krieg in Oberitalien hat noch nicht begonnen, nur einige Flintenschüsse sind zwischen den Vorposten gewechselt werden. Daß er in einigen Tagen wieder beginnen wird, ist übrigens außer Zweifel.
Mazzini ist in Rom in die Constituante eingetreten und mit großen Ehrenbezeugungen empfangen worden. Man stellte ihm einen Ehrensessel neben den des Präsidenten. Auf seine Rede hin, worin er für die Eine und untheilbare italienische Republik auftrat, votirte die Versammlung einstimmig das Dekret der Vereinigung (di unificatione) mit Toskana, das durch drei Deputirte, den Exminister Guiccioli, Camerato und Gabuzzi nach Florenz überbracht wird. In Rom bildet sich bereits eine starke Partei, die Mazzini die Diktatur übertragen will.
Eine neapolitanische Expedition von 6000 Mann ist am 6. nach Sizilien abgegangen, um in Messina zu landen und die Linie von Melazzo nach Taormina zu verstärken. Wir werden, wenn der Friede nicht zu Stande kommt, gegen die Citadelle von Syrakus und gegen Palermo operiren. Da das palermitaner Proletariat und die bewaffneten Bauern die regierenden Bourgeois terrorisiren, so ist die Verwerfung des neapolitanischen Ultimatus so gut wie gewiß.
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@facs1403
Rom, 8. März.
Im geheimen Ausschusse fand eine höchst wichtige Sitzung statt, an deren Ausgang das Executiv-Comité mit Dictatorialgewalt bekleidet wurde.
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@facs1403
Turin, 13. März.
120,000 Mann stehen schlagfertig.
[(Concordia.)]
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@facs1403
Mailand, 13. März.
Unter diesem Datum schreibt die „N. Z. Z.“.
„Gestern Mittag kam ein piemontesischer Offizier und brachte die Anfkündigung des Waffenstillstandes nach 8 Tagen; der Krieg ist erklärt und von Oesterreich angenommen. Dieß wurde dem Militär auf der Piazza d'armi angekündigt Radetzky soll einige Mailänder zu sich gerufen und ihnen erklärt haben, er werde 5-6000 Mann zurücklassen und hoffe, man werde sich ruhig verhalten; beim ersten Zeichen von Unruhe werde die Stadt geräumt werden und das Bambardement beginnen. Schaarenweise ziehen die Truppen nach Brianza. Auf piemontesischer Seite sollen die lombardischen Regimenter zuerst herhalten müssen.“
(Ganz das Nämliche berichtet auch die „Basl. Z.“)
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@facs1403
Venedig.
Aus dem am 27. Februar von dem Triumvirn Cavedalis in der revolutionären Nationalversammlung verlesenen Rapporte über den Krieg geht hervor, daß die Festungswerke auf den Inseln völlig beendigt und mit 550 Kanonen besetzt sind; das Venedig gegenwärtig 16,430 Mann reguläre Truppen, 100 vollständig ausgerüstete Kriegsschiffe hat und dessen Arsenäle, Hospitäler, Kassernen u. s. f. mit allem Nöthigen versehen sind, der Unterricht der Rekruten mit allem Eifer betrieben wird, und Venedig mit aller Zuversicht einem Angriff entgegensehen kann.
Französische Republik.
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@facs1403
[ * ] Paris, 17. März.
Die Repräsentanten Buvignier und Gambon haben heute wieder neue Petitionen aus den Departements Nièvre, Creuse und Aisne um Restitution der Milliarde eingereicht.
— Ueber die Nachrichten aus Lyon, vom Aufbruch der Alpenarmee gegen Italien, erfahren wir jetzt aus dem „Courrier von Lyon“, daß die erste Division der Alpenarmee allerdings bereits Ordre zum Abmarsch erhalten hatte, die aber einige Stunden darauf durch Contre-Ordre wieder zurückgenommen wurde.
— Von den sogenannten „Brea-Mördern“ sind heute früh Daix und Bahr wirklich an der Barriere Fontainebleau standrechtlich ermordet worden.
— Die Rue de Poitiers ist endlich gestern von ihrem Manifest entbunden worden. Wir kommen morgen darauf zurück.
Nationalversammlung. Sitzung vom 16. März. Vicepräsident Lamoriciére eröffnet um 1 1/4 Uhr die Sitzung nach Ablesung des Protokolls genehmigt die Versammlung mehrere Kredite aus den Jahren 1845 und 1846.
Rulliéres Kriegsminister, legt einen Gesetzentwurf vor, der 2,571,000 Frk. zur Unterhaltung der Republikanischen Garde pro 1849 verlangt. (Geht an den Finanzausschuß.)
Es wird der Bericht verlesen: ob das legitimistische Blatt Boeu National wegen seiner Angriffe gegen die Nationalversammlung gerichtlich verfolgt werden soll?
Eine Stimme links ruft: Qu'il aille se faire pendre ailleurs! (Gelächter.)
Damit läßt man die Sache fallen.
An der Tagesordnung befindet sich demnächst die erste Lesung des Verantwortlichkeits-Gesetzes.
Hubert Delisle bekämpft das Gesetz. Dasselbe sei widersinnig. Angenommen, die Kammer finde das Handeln der Minister verfassungswidrig und wolle sie in Anklage versetzen. Der Präsident der Republik aber fände dieses Handeln vortrefflich und widersetzte sich der Anklage seiner Minister. Was will die Kammer thun? Angenommen, der Präsident der Republik ließe Truppen gegen die Kammer marschiren und die Kammer wollte ihn dafür in Anklage versetzen, was würde die Welt sagen? Wie kann der Präsident der Nat.-Vers. oder gar einer ihrer Vizepräsidenten den Staatschef arretiren? Also nichts als Gefahren, ruft Hr. Hubert Delisle und bekämpft die Absicht der Versammlung zu einer 2ten Lesung zu schreiten.
Waldeck Rousseau findet aber die Gründe des Vorredners im Namen des Ausschusses, nicht stichhaltig und bevorwortet die 2te Lesung.
Die Versammlung beschließt eine 2te Lesung.
Nächstdem geht sie zur eigentlichen Tagesfrage zum Budget über.
Larosse, Bauminister, erklärt, daß das Kabinet bereit sei, in eine Generaldiskussion vor den einzelnen Kapiteln einzutreten.
de Mornay hebt hervor, daß kein Generalbericht vorliege. Um eine Generaldiskussion einzuleiten, müsse doch erst ein Generalbericht vorliegen.
Dieser Einwand ruft einige Verwirrung hervor, nach deren Beilegung die Versammlung entscheidet, sofort zur Debatte überzugehen.
Mathieu (Drôme) nimmt zuerst das Wort. Ich will Ihnen, sagt er, die Ideen der rothen Republikaner über die Finanzverhältnisse der Republik im Allgemeinen mittheilen. (Heiterkeit.) Wir wissen nicht, in wiefern ihn die rothen Republikaner hierzu beauftragten; aber so viel hören wir, trotz der unzähligen Unterbrechungen, die seinen Vortrag in hundert Stücke zerschneiden, daß er gleich Girardin die Armen, wenn nicht abschaffen, sodoch verringern oder produktiv machen will. Sonst ruft er unter allgemeinem Gelächter aus, werden Euch 35 Mill. Franzosen immer so theuer zu stehen kommen, als 150 Millionen Preußen, Oestreicher und Deutsche (Allemands) zusammengenommen. Der Redner schlägt vor, die Armee auf 50 bis 60,000 Mann zu verringern und in einer Reserve die Stärke des Landes zu suchen.
Soweit vom Ausgabe Budjet. Bezüglich der Einnahme, bringt das Bergmitglied auf vernunftgemäßere Vertheilung der Steuern, nicht nach der Quantität, sondern nach der Qualität.
Bedeau und Changarnier erheben sich, um die Unzweckmäßigkeit großer Heere zu bestreiten, Matthieu habe auf den 24. Febr. gewiesen u. s. w. Die beiden Generäle bekämpfen die von Mathieu aufgestellten Behauptungen, daß große Heere unnütz seien, selbst im Bürgerkriege (Pause).
Guichard folgt ihm auf der Bühne. Er führt sowohl für öffentliches als Privatvermögen die Nothwendigkeit strenger Oeconomie aus.
Jules de Lasteyrie theilt ganz die Ansichten Matthieu's, daß man die Abgaben und Lasten des Volkes erleichtern und gleichmäßiger vertheilen müsse. Die größten Leiden in Handel und Wandel von 1848 seien von der 45 Centimensteuer hergekommen, welche Ledru Rollin dekretirt habe.
Linke: Das ist falsch! Ledru Rollin hat sie nicht dekretirt!
Lasteyrie: Sein Name steht wenigstens unter dem Dekrete. Der Redner fährt fort, aus diesen Steuern alles Unheil zu leiten.
Garnier-Pages: Man thut Unrecht, wenn man die Republik wegen des Elendes verantwortlich mache. Dasselbe entspringe aus dem alten monarchischen Zustande der Gesellschaft. Die 45-Centimensteuer sei nur ein Pretext der Reaktion, eine Kriegslist (moyen de guerre) mittelst welcher man das Land aufwiegele.
Der Redner tritt in eine lange Erörterung der Finanzpläne der provisorischen Regierung ein, mit der wir indeß das Ausland verschonen wollen: Er sagt, er — nicht Ledru-Rollin — habe die 45-Centimensteuer erfunden, um das Land vor Papiergeld zu retten!!!
Er bedauert schließlich, daß Ledru-Rollin in Bourges sei und nicht antworten könne.
Goudchaux zeigt sich auf der Tribune. (Auf morgen! Auf morgen!)
Die Versammlung trennt sich um 6 Uhr.
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@facs1403
[ * ] Bourges, 13. März.
(Prozeß der Maigefangenen. — Schluß v. 13. Mai.) Nach Wiedereröffnung der Sitzung verlangt Blanqui das Wort, um vor Vernehmung der gegen ihn geladenen Zeugen eine kurze Einleitung zum allgemeinen Verständniß zu geben.
Blanqui. Nach dem Februar befand ich mich in offener Opposition gegen die provisorische Regierung. Ich sah, daß sich das Gouvernement auf die kläglichste und erbärmlichste Weise benahm, und Frankreich an den Rand des Verderbens bringen würde; ich erhob mich namentlich gegen die 45-Centimensteuer, welche ich als den Todesstoß der Reaktion gegen die Republik denunzirte. Damals war ich wohl das Haupt der einzigen republikanischen Gesellschaft, welche das Gouvernement angriff, und ich kann sagen, daß dies der Grund aller Befürchtungen und Verfolgungen der Mitglieder dieser Provisorischen wurde.
Man hat von der Manifestation des 17. März gesprochen. Diese Manifestation, für welche ich nicht verfolgt bin, die aber hier einen Theil meines Tendenzprozesses bildet, hatte die Vertagung der [1404] Wahlen zum Zweck. Ich war einer der Haupturheber dieser Manifestation, weil ich die Vertagung der Wahlen für die conditio sine qua non der Republik hielt. Ich verlangte die Vertagung der Wahlen, weil ich wollte, daß die republikanischen Institutionen in ganz Frankreich erst zum Verständniß kämen. Meine Feinde legten dieser Agitation andere Nebenzwecke unter. Aber diese Nebenzwecke waren nichts als ein billiger Vorwand, um den Zorn biedergesinnter Patrioten gegen mich zu rechtfertigen.
Das Gouvernement folgte meinem Zuruf, aber es folgte ihm nur zur Hälfte, indem es die Wahlen nur auf einige Tage vertagte. Dabei schritt es immer weiter auf seiner verächtlichen Bahn fort.
Am 16. April fand eine neue Manifestation Statt. Diese Manifestation, für welche ich nach der Behauptung des Hrn. Generalprokurators mit verfolgt sein soll, was ich nicht begreife, bestand in der öffentlichen Zusammenberufung der Arbeiter auf das Marsfeld, bei der ich gar nicht betheiligt war. Ich begab mich aus Neugierde auf den Versammlungsplatz, sah die Arbeiter ihre Colonnen bilden, und wohnte ihrem Zug bei, welcher der provisorischen Regierung die Unterstützung des Volks gegen alle Reaktionsgelüste zusichern sollte; ich selbst war der ganzen Manifestation fremd.
Auf diesen Tag folgte die wüthendste Bourgeois-Reaktion, und Paris ertönte drei Tage lang von dem Mordgeschrei: „Zum Tod mit Blanqui! Zum Tod mit Cabet! Zum Tod mit den Communisten!“ Man bedrohte die Arbeiter auf der Straße, sie in die Seine zu werfen, unter dem Vorwand, daß sie Communisten seien, er war eine Zeit, wo es gefährlich war, in einer Blouse umherzugehen.
Später zogen sich die Arbeiter ganz in die Klubs zurück, wo sie durch die öffentliche Diskussion ihrer Interessen den Verläumdungen von Komplotten ein Ziel setzen konnten. Nichtsdestoweniger nährten sich die reaktionären Journale nur von Berichten über mordbrennerische Debatten in diesen Sitzungen. Mein Klub, welcher in einem öffentlichen Theater in der Rue Bergère stattfand, war der erste in dieser Reihe, und doch bestand dieser Klub entfernt nicht aus lauter avancirten Republikanern: die confiscirten Bücher beweisen, daß sich Leute aller Farben, Honette und Legitimisten daselbst einfanden. Man discutirte, man kritisirte die Maßregeln der provisorischen Regierung oft in der revolutionärsten Weise, nie aber in ungemessener und excentrischer Form. Der Klub Blanqui wurde als der wahrhaft gefährliche, vielleicht einzig gefährliche Klub denunzirt, weil er sich inmitten der praktischen Verhältnisse bewegte.
Ich komme zum 15. Mai. Diese Manifestation ging bekanntlich von dem Centralkomite aus, an dem ich ebensowenig wie an dem Klub des Klubs betheiligt war. Erst am Abend des 13. Mai erhielt ich sowohl von der auf diesen Tag wie von der auf den 15. projektirten Manifestation Kenntniß.
An diesem Tag brachten die Abendblätter für den 14. die Annonce:
„Der Central-Ausschuß macht die Demokraten darauf aufmerksam, daß die Manifestation für Polen am 15. Mai stattfinden wird. Jede andere Anzeige als die gegenwärtige ist nichtig und nicht zu befolgen.“
Ich begab auch mich am Abend in meinen Klub, wo sich die Diskussion anfangs um die Ackerbaufragen drehte, später aber auf die Manifestation des 15. Mai kam. Ich hielt dieselbe für gefährlich und nutzlos, und bekämpften sie. Allein es waren neue unglückliche Nachrichten aus Polen angekommen; exaltirte Redner traten auf, um für Gewaltmaßregeln zu sprechen und der Klub stimmte mit einer ungeheuren Majorität und unter endlosem Beifallssturm für die Manifestation. Ich hätte verrückt und selbst ein Verräther sein müssen, wenn ich mich noch weiter dagegen erhoben hätte. Alles was ich that war, daß ich in einem 3/4 stündlichen Vortrag auf die nöthigen Vorsichtsmaßregeln und namentlich darauf aufmerksam machte, daß der Augenblick nicht günstig sei, um das Volk für uns zu begeistern.
Ich gab meinem Klub Rendezvous auf dem Boulevard du Temple, weil ich dort Herr der Bewegung bleiben konnte. Die Menge der Neugierigen war so stark, daß der Klub fast ganz in ihr verschwand. Ich selbst sah mich allein mit 10 oder 12 Personen meiner näheren Bekanntschaft. Endlich ordnete sich die Colonne, die einzelnen gaben sich die Arme und der Zug setzte sich in Bewegung.
Als wir den Revolutionsplatz erreichten, traf die Spitze unserer Colonne auf eine ungeheure Volksmasse, welche sich vor ihr herwälzte und ein Bataillon der 1. Legion überholte, welche hier aufgestellt war. Der Zug kam an der Brücke an, und hier eröffnete man 25 Delegirten, unter denen auch ich mich befand, die Passage. An der Assemblée fanden wir das Gitter verschlossen, und verlangten von den Nationalgarden freien Zutritt. Man ließ uns außerordentlich lange auf eine Antwort warten; die Menge, welche auf der Brücke stand, drängte sich gegen das Gitter, und die Vordersten waren, wie ich mich selbst überzeugte, in Gefahr erdrückt zu werden. Endlich wurde das Thor geöffnet und man rief: „Laßt die Delegirten passiren!“
Wir traten 30, 40, vielleicht 50 Mann hoch ein. Ich weiß die Zahl nicht genau anzugeben; aber das Gitter blieb geschlossen. Ich nahm den Eingang zur Rechten. Als ich in die Assemblée trat, fand ich Raspail mit mehreren Delegirten, welche lebhaft den Eintritt verlangten. Man ließ uns ungefähr 5 Minuten lang warten, während dessen sich Manches unten ereignen konnte. Endlich wendete ich mich an Hrn. Hingray, um uns als Delegirten den Zutritt zu verschaffen; in demselben Augenblick, als er unser Verlangen erfüllte, kam jedoch Hr. Xavier Durrieu und rief: „Im Namen der Nationalversammlung, laßt die Delegirten passiren.“
Wir traten ein, und ich war nicht wenig verwundert, als ich die Nat.-Vers. bereits gestürmt fand. Ich begriff den Zusammenhang nicht. Aber ich sah, daß die Manifestation einen unglücklichen und kläglichen Ausgang nahm.
Ich wollte zuvorkommen, aber eine kompakte Masse umringte die Tribüne. Raspail las seine Petition. Nach der Verlesung begann der Tumult furchtbarer als vorher. Man schrie von allen Seiten: „Blanqui! Blanqui auf die Tribüne!“ Ich weigerte mich. Ich wollte mich sogar zurückziehen, als das Geschrei nach mir sich mit doppelter Hartnäckigkeit steigerte; aber einige Männer des Volks hielten mich fest, und trugen mich auf die Tribüne, wo ich den vom Moniteur so übermäßig treu reproducirten Vortrag hielt.
Beim Herabsteigen von der Tribüne wendete ich mich zur Linken, nach den Bänken der Mitglieder der ehemaligen provisorischen Regierung. Ich that mein Möglichstes, um den Saal zu leeren, und ich war bereits in vollem Vortheil, als plötzlich von allen Seiten Volksmassen eindrangen, welche mich hierhin und dorthin mit sich fortrissen. Ich setzte mich endlich in dieser kritischen Lage auf eine Repräsentantenbank.
Neben mir saß ein Deputirter, der mich fragte: „Ab was zum Teufel wollen Sie hier?“ — Ich antwortete: „Ich weiß es nicht.“ — Dieser Mann glaubte, wie viele Andere, daß ich allein der Urheber des Einfalls sei.
Ich blieb auf der Bank sitzen und sah später Huber ankommen und hörte ihn ausrufen - „Im Namen des Volkes, die National-Vers. ist aufgelös't.“
Wenn man mir einen Stein aus einer 6. Etage an den Kopf geschleudert hätte, er hätte mich nicht mehr überraschen können. Ich sah mich noch einige Minuten lang um, — es war gerade 4 1/2 Uhr. Dann begab ich mich nach Hause und wurde, wie bereits erzählt, einige Tage später bei einem Freunde verhaftet.
Die Sitzung wird um 6 Uhr aufgehoben.
Holland.
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@facs1404
[ * ] Haag, 17. März.
Der König von Holland ist in der Nacht vom 16. zum 17: d. in Tilburg gestorben.
Großbritannien.
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@facs1404
[ * ] London, 16. März.
Die Verhandlungen der Lords sind jetzt von so entsetzlich geringem Interesse, daß es wirklich scheint, als ob die noblen Herren sich einem permanenten Schlafe überliefert hätten. Die krumnasigen Mitglieder des Oberhauses käuen nur die Gegenstände wieder, welche das Unterhaus bereits bis auf die Hefen ausgesogen hat. Was Wunder, daß es da im Allgemeinen ziemlich langweilig hergeht? In diesem Augenblick scheinen indeß die Wellingtons, die Londonderry's und die Stanley's an einer ewigen Verdauung zu leiden, und die Sitzungen schleichen so geräuschlos dahin, wie die Gewässer der Gassen nach einem gelinden Regen.
Im Unterhause trug der alte Schotte Ewart darauf an, ein Comité zu ernennen, welches sich über den Zustand der jetzt existirenden öffentlichen Bibliotheken zu unterrichten und zuglich nachzuforschen habe, in wie weit es wünschenswerth sei, diese gemeinnützigen Einrichtungen auszudehnen. England, meinte Hr. Ewart, habe neue Bibliotheken nöthig, und er erwarte davon einen heilsamen Einfluß auf die Literatur und auf den Charakter des Volkes. Hr: Ewart ist einer der Leute, welche, wie Reuß 72, vier und zwanzig Jahre auf ein und demselben Prinzip herumreiten.
Der Wahlspruch des Hrn. Ewart ist: »Knowledge is power.« (Wissen ist Macht.) Das ist das Geheimniß des alten Ewart. Er erhielt Erlaubniß, seine Bill hereinzubringen.
Eine lange Debatte hatte nun über die Motion d'Israelis in Betreff der Lokaltaxen statt, in der sich die bedeutendsten Redner des Parlaments hören ließen. Hr. d'Israeli hatte schließlich das Unglück, daß sein Antrag mit 280 gegen 189 verworfen wurde.
[Redakteur en chef Karl Marx. ]
Meteorologische Beobachtungen.
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Handelsnachrichten.
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Civilstand der Stadt Köln.
Den 14. März 1849.
Heirathen.
Jodic. Gottfr. Ladenkötter, Zuckerarb., v. Rheine, und Elis. Casper, von Cattenborn — Barth. Gassner, Schuster, Wittwer, v. Mingolsheim, u. Maria Elis. Honrath, v. Benningsfeld. — Ant. Gottfr. Zistig, Kleiderm, v. hier, und Maria Christ. Hubert. Schumacher, v. Allrath. — Gottfr. Päffgen, Tagl., v. Balkhausen, und Anna Gilles, v. Hasenfeld. — Franz Jos. Urban, Musketier, und Anna Sophia Hubert. Schumacher, beide v. hier. — Joh. Keller, ohne Gew., v. Brück, und Elis. Hubert. Hillenberg, v. Aldenhoven. — Joh. Balthas. Book, Leinenw., v. hier, und Anna Elis. Josepha Kelleter, v. Schleiden.
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Bei dem Ablaufe des 1. Quartals c. werden die betreffenden Interessenten darauf aufmerksam gemacht, daß Bestellungen auf auswärtige Zeitschriften pro 2tes Quartal, bis zum 22. d. Mts. bei der hiesigen Ober-Postamts Zeitungs-Expedition gemacht sein müssen, wenn eine rechtzeitige und vollständige Lieferung der Blätter erfolgen soll, und daß nur solche Bestellungen berücksichtigt werden können, für welche die Vorausbezahlung des Betrages stattgefunden hat.
Köln, den 13. März 1849.
Ober-Post-Amt, Rehfeldt.
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Versteigerung eines Wohnhauses, einer Loh und Mahlmühle mit Bering, nebst dazu gehörigen Immobilien in Niederprüm.
Montag den 2. April nächsthin, Morgens 10 Uhr, läßt Herr Nicolaus Müller, Müller wohnhaft zu Niederprüm, wegen Wohnungsveränderung seine sämmtlichen zu und auf dem Banne von Niederprüm gelegenen Immobilien, bestehend in einem an der Prüm-Luxemburger Straße gelegenen, massiv gebauten, mit Schiefer gedeckten, geräumigen Wohnhause einer Mahlmühle mit 3 Mahl und einem Schälgange, eine Lohmühle mit 3 Gängen alle oberschlichtig, das Mühlenwerk neu, im besten Zustand, nebst allem circa 3 Morgen großen Bering und schön angelegtem Garten, sodann sieben Morgen Ackerland, meistens mit Obstbäumen bepflanzt, 5 Wagen Heu in der Nähe der Gebäulichkeiten, alle Mühlenutensilien, öffentlich und freiwillig unter vortheilhaften Bedingungen versteigern.
Das Ganze eignet sich wegen seiner vortheilhaften Lage und seines günstigen Wasserstandes zu jeder Fabrik und namentlich zu einer Gerberei-Anlage, und kann vor dem Termin auch aus freier Hand angekauft werden. Das Nähere beim Eigenthümer selbst oder beim unterschriebenen Notar.
Prüm, den 10. März 1849.
G. Backes, Notar.
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Der Unterzeichnete wird vom nächsten Monat ab ein Wochenblatt für den Landkreis Köln herausgeben und den Prospektus im Laufe dieser Woche versenden.
Diejenigen Personen welchen der Prospektus aus Versehen nicht zukommen sollte, erhalten ihn auf gefälliges Verlangen portofrei.
Köln, den 19. März 1849. K. Krah.
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Neue Bonner Zeitung.
Unter fortwährender oberster Leitung des Abgeordneten in Berlin, Herrn Gottfried Kinkel, erscheint auch im nächsten Vierteljahr diese Zeitung, deren entschieden ausgesprochenes Streben die Verwirklichung der socialen Demokratie ist, sechsmal wöchentlich nebst der Sonntagsbeilage „Spartacus“.
Die regelmäßigen und genauen Mittheilungen des Redacteurs, so wie die Betheiligung anderer namhafter Abgeordneten seiner Partei werden das Blatt namentlich im deutschen Westen genügend empfehlen. Das Blatt wird täglich mit den Abendposten versandt. Preis: 1 Thlr. das Quartal, auf den preußischen Postämtern 1 Thlr. 7 Sgr. 6 Pfg. Der „Spartacus“ allein bezogen durch die Post 12 Sgr. 6 Pfg., Porto eingeschlossen.
Die Expedition der „Neuen Bonner Zeitung“:
W. Sulzbach's Buchhandlung.
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In einem frequenten Gasthofe hier, wird ein Kellner gesucht; auch werden noch zwei Mädchen welche die Küche erlernen wollen, daselbst angenommen, w. s. d. Exp.
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Zwei Schriftsetzer werden gesucht von der Breuer'schen Buchdruckerei.
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Weingrüne Stückfässer zu verkaufen. Zollstraße Nr. 5—.
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Packetschifffahrt von Heydorn & Comp. in Bremen nach SAN FRANCISCO in Californien.
Die seitherigen Passagepreise von Rthlr. 125 und Rthlr. 200 werden hierdurch aufgehoben, und sind von heute ab die Uebernahmspreise festgestellt:
Zu Rthlr. 150 in Gold oder 24 Fl. 300 im Zwischendeck.
Zu Rthlr. 250 in Gold oder 24 Fl. 500 in der Cajüte.
Nähere Auskunft ertheilt der Bevollmächtigte C. H. van Zütphen, Spediteur in Cöln, Comptoir Perlengraben 70—.
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Hôtel zum baierischen Hof in BERLIN Charlotten-Strasse Nr. 44 neben Hôtel de Rome an den Linden.
Ein Zimmer mit Bettin der Belle-Etage15 Sgr.
Ein Zimmer mit Bettin der 2. Etage12 1/2
Ein Zimmer mit Bettin der 3. Etage10
Ein Zimmer mit einem Bettmehr10
Ein Zimmer mit Cabinetmehr5
Ein mässiges Trinkgeld wird in Rechnung gebracht.
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Der Wohlbekannte, welcher am Sonntag den 18. März c., Mittags zwischen 12 und 1 Uhr bei Asbach, Branntweinbrenner, Johannsstraße Nr. 10, einen schwarzseidenen Regenschirm mitnahm, wird hierdurch aufgefordert, denselben sofort dahin zurückzuschicken, widrigenfalls derselbe durch die Polizei verfolgt werden wird.
Mehrere Zeugen.
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Verloren.
Eine Brieftasche von gelbem Leder ist gestern während des Konzerts auf dem „Gürzenich“ verloren gegangen. Sie enthält nur für den Eigenthümer Sachen von Werth. Der Finder erhält bei Abgabe der Brieftasche bei Herrn Schumacher im Brüsseler Hof eine Belohnung von 1 Thaler.
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Theater in Köln.
Dienstag den 20. März findet die letzte Vorstellung der Kinder-Ballet-Gesellschaft unter der Leitung von Charles Price und Brunner im hiesigen Theater statt Der allgemeine Beifall womit die Kunstsinnigen Bewohner Kölns eine jede derselben belohnt haben, läßt auch diesmal erwarten, daß diese letzte Vorstellung, welche zu ihrem Benefize ist, recht zahlreich besucht sein wird.
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Zu vermiethen zu einer Restauration.
Ein Haus mit Garten N. Tempelstraße Nr. 35.
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„Wer Dreck angreift, besudelt sich;“ also der Einsender in Nr. 249 der Rheinischen Zeitung. Verehrtester! Sie scheinen es in Ihrem Eifer nicht bemerkt zu haben, daß Sie mit Dreck werfen und Sie sich also viel schmutziger machen müssen. Wozu das aber?! Lassen Sie doch alle Schmutzerei und nehmen Sie von den abgebrannten Schauspielern — Clef und Consorten — (Verehrtester! Sie wollten uns mit diesen Bezeichnungen, die an und für sich ganz unschuldig sind, gewiß wehe thun; o pfui!) die Versicherung, daß es weder mit unserm Wissen und in unserm Sinne geschehen ist, noch je geschehen wird, Hrn. Gerlach oder sonst Jemand zu kränken, zu verdächtigen oder schaden zu wollen. Vielmehr bin ich beauftragt in unser aller Namen, dem Herrn Direktor Gerlach, für die uns durch Herrn Engelken freiwillig und freundlichst gemachte, aber leider nicht annehmbare Proposition hiermit öffentlich zu danken. Was auch bereits mündlich durch Herrn Engelken geschehen ist.
Aber Sie Herr Einsender sind kein Mann — (aber ja nicht übel nehmen) kein Mann, der die Wahrheit spricht, wenn Sie behaupten, daß Sie das, was Hr. Gerlach in Rücksicht auf das uns betroffene Unglück uns eröffnen ließ, genau kennten. Sollten Sie es aber ganz genau wissen wollen und es interessirt Sie wirklich, so schenken Sie mir die Ehre eines Besuches und — ich kläre Sie auf. — Uebrigens scheinen Sie mir trotz alledem und alledem, ein guter Mensch, wenn auch ein zornentflammter, zu sein, und bin fest überzeugt, daß Sie nicht der Letzte sein werden, wenn es gilt, die abgebrannten Vaudeville-Schauspieler bei ihrem auf dem Gürzenich zu veranstaltenden Concerte zu unterstützen. — Und nun für ewige Zeiten über diese Geschichte ein Schloß auf den Mund.
J. Cleff, Abgebrannter Vaudeville-Direktor und im Namen seiner Mitglieder.
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Puppentheater.
Heute den 20. März 1849:
Die Häßlichste ist die Schönste.
Lustspiel in 2 Akten.
Hierauf:
Die gelungene Heirath durch die Fügung.
Lustspiel in 2 Akten. — Anfang 7 Uhr.
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Der Gerant Korff.
Druck von J. W. Dietz, unter Hutmacher 17.