Deutschland.
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@facs | 1397 |
Edition: [Karl Marx/Friedrich Engels: Einladungen anläßlich des 18. März, vorgesehen für: MEGA2, I/9.
]
[
*
] Köln, 17. März.
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@facs | 1397 |
Edition: [Karl Marx: Der 18. März, vorgesehen für: MEGA2, I/9.
]
[
*
] Köln, 18. März.
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@facs | 1397 |
Edition: [Karl Marx: Die „Neue Preußische Zeitung“ über den 18. März, vorgesehen für: MEGA2, I/9.
]
[
*
] Köln, 18. März.
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@facs | 1397 |
[
X
] Aachen, 15. Februar.
Dunker, der königlich preußische Ueberall und Nirgends, befindet sich seit einiger Zeit in unseren Mauern. Er ist mager geworden und alt, wie sein
königlicher Herr und Meister. Der hiesige Fabrikant Bischof gab jüngst ihm zu Ehren ein großes Mittagsmahl, welches lukullisch ausgestattet gewesen sein soll. Er konversirt viel in
Damengesellschaften und erzählt dort, sehr wichtigthuend, seine Gaunerstückchen. So erzählte er neulich einer angesehenen Dame mit der größten Bonhommie von der Welt, daß er, als kathol. Priester
verkleidet, in Gefängnissen armer Angeschuldigten Beichte gehört habe. Wem mag er bei uns wohl Beichte hören wollen?
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@facs | 1397 |
[
8
] Eschweiler, 17. März.
Wie stark die Frechheit der Büreaukratie in unserm Orte ist, mögen Sie daraus entnehmen, daß auf Requisition eines Urheulers, des hiesigen Dr. med.
L., Organs des hiesigen eingefleischt-büreaukratischen Bürgermeisters, gegen den Willen der ganzen Bürgerschaft und ohne Wissen des Gemeinderaths, vielleicht nur im Einklange mit wenigen
Gesinnungsgenossen des hiesigen konstitutionellen Vereins für die Tage des 18. und 19. März, an welchen der demokratische Verein eine den Tagen würdige Feier veranstaltet hatte, Militär hierher
verlegt worden. Der hiesige demokratische Verein hat sofort beschlossen, daß er es unter seiner Würde halte, unter den Bajonetten das Fest zu feiern und hat es deshalb vertagt. Da voraussichtlich
mehrere Tausend Menschen aus der Umgegend zu dem Feste herbeigeeilt wären so verliert Eschweiler, welches durch den Stillstand der Fabriken ohnedies genug gelitten, durch die Schuld jener Heuler
nebenbei eine Einnahme von mehreren tausend Thalern und hat dabei die Last der Einquartierung zu tragen. Es lebe die die Büreaukratie!
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@facs | 1397 |
[
*
] Berlin, 16. März.
Die Vossische Zeitung am 20. März 1848.
Extrablatt der Freude. Der Kampf der letzten Tage war nicht, wie der beliebte Ausdruck lautet: „Eine Emeute des Pöbels.“ Es war eine Erhebung der Bürger. Auf vielen Barrikaden
kommandirten die achtbarsten Kommunalbeamten. Das Eigenthum wurde mit einer bewunderungswürdigen Achtung respektirt und geschützt. Alles focht für den Zweck der allgemeinen Begeisterung.
Am 7. April 1848.
… Die Revolution ist ein schäumender Bach, der sich aus der erweiterten Rechtsquelle ergießt, die Reaktion eine gährende Pfütze, deren Zusammenhang mit der Quelle vertrocknet ist. Die
Revolution ist die Empörung des wahren Rechtes gegen das falsche, die Reaktion der Widerstand des falschen Rechtes gegen das wahre. Aber die Pflicht gebietet nur Unterordnung unter dieses, nicht unter
jenes. Den auf historischem Boden stehenden Legalitätsmännern, welche an dieser Lehre von der Revolution Anstoß nehmen, können wir nicht verargen, daß sie da still stehen, wo das Ende ihrer
Philosophie ist; und es ist auch natürlich, daß sie dieses Ende für das Ende der Welt halten, aber — die Welt hat kein Ende.
Am 4. April.
… Wir haben ein heiliges Recht, die Nacht des 18. März als einen großen Akt der Sühne zu betrachten. In dem furchtbaren Gericht jener Nacht lag eine tiefe historische Nothwendigkeit. Uns
konnte die Freiheit nicht geschenkt, sie konnte nur von uns erobert werden; nur im härtesten Zusammenstoß konnte der militärische, schroffe, hochfahrende Geist des alten Preußens dem jungen Geiste
des freien Bürgerthums erliegen. Dennoch stürmte unser Volk mit dem festen, kühnen Muthe der Freiheit gegen ihn an und es hat ihn gefällt. In dieser Nacht haben wir alle alten dunkeln Traditionen
geschlagen, das Erbe langer trauriger Jahre von uns gestoßen, und durch eine große Bluttaufe unser Volk im Geiste des wiedergeborenen Deutschlands neu geweiht.
Die Vossische Zeitung am 15. März 1849.
… Jetzt ist das Gewebe längst durchschaut, Niemand glaubt mehr an die grobe Lüge und Fabel von dem Schießen auf das Volk, welches damals durch den absichtlich zur wildesten Flamme
angeblasenen Funken des Gerüchts aus zwei zufälligen (?) Schüssen wenige Sekunden darnach, und wenige hundert Schritte davon, Bataillonssalven schuf. Ebenso entstellt und übertrieben waren,
durch längst vorbereitete Absicht, die mit jeglicher Gewalt herausgeforderten andern Einschreitungen. Das Mordgeschrei — wo Niemand verletzt, Niemand gefallen war — tobte durch die
Gassen, der Mord selbst folgte unmittelbar , aber an unschuldigen Schildwachen; die Fahnen in deutscher Farbe, die planmäßigen Barrikaden, wuchsen wie durch Zauberschlag überall in der Stadt aus der
Erde — und so wurde dem Volke der bis zum Wahnsinn berauschende verderbliche Trank gemischt, der es dahin trieb, wohin es nimmer gewollt und gedacht hatte. Das ist die Wahrheit des
achtzehnten März, nach zwei Uhr Mittags! Soll und darf dieser gefeiert werden? Nein, unbedingt und dreifach Nein! — Aus giftiger Saat kann nur eine giftige Frucht
reifen. Dieser achtzehnte März, über den wir selbst an jenem Tage tief getäuscht waren, ihn einzig für das unselige Erzeugniß der Wahnverblendung hielten, während seine Wurzel mit arger
Besonnenheit eingesenkt und herangenährt war, dieser achtzehnte März ist denn auch der Quell aller späteren unglückseligen Thaten und Ereignisse geworden, die das Vaterland dem Abgrund nahe
gebracht. …:
… Freilich, die Partei, welche nur auf dem fortwuchernden Giftboden der frevelhaften Revolution Fuß zu fassen vermocht, und daher die gesetzliche Umgestaltung in wilder Anfeindung
verwarf, diese Partei mußte auch die finstern Kräfte der Revolution ausbeuten. Vor dem wärmenden, segensreichen Licht der Umbildung des Staates auf gesetzlichen Wegen, trug sie Scheu; ihr frommte nur
die Brandfackel des Frevels einer anarchischen Umwälzung ‥‥
… Eine Feier des achtzehnten März, im Sinne seiner blutigen Katastrophe — wir ersparen uns jetzt die nähere Untersuchung, wer dabei betheiligt gewesen und wen die Gräber des
Friedrichshain's außer den Verblendeten jenes Tages noch sonst bedecken — eine solche Feier wäre eine Bekräftigung, eine Besiegelung jener Anerkennung. Darum nochmals auf die
Frage: Soll und darf diese Feier begangen werden? ein unbedingtes dreifaches Nein!
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@facs | 1397 |
[
*
] Berlin, 16. März.
In der Sitzung der ersten Kammer ist heute die Stylübung des Herrn Gruppe (o-Korrespondent der Vossischen) angenommen worden. Die Linke hatte an einer Stelle
ein Komma beantragt, wodurch eine sehr lebhafte Debatte hervorgerufen wurde, da das Ministerium eine Kabinetsfrage daraus machte und von der Rechten darin unterstützt wurde. Endlich also ein Prinzip
bei Manteuffel und Komp. Das Komma, eine Frage, deren verneinende Beantwortung die Auflösung der Kammern hervorgerufen hätte!
Armes Komma! Aermeres Ministerium, welches durch ein Komma gestürzt werden kann! Wenn es noch ein Punkt, ein Semikolon wäre, aber ein Komma?!
Der Präsident liest einen Brief des Grafen Brandenburg vor, daß der König bereit sei, die Adreßdeputation am 17. d. in seinem Schloß zu empfangen. Durch das Loos gehören zu ihr: Bergemann,
Meyer, Bornemann, Böcking, Baumstark, Rösler, Stahl, v. Borries, Knoblauch, v. Itzenplitz, Thym, v. Pilarski, v. Forkenbeck, Walter, Denzin, Hermann, v. Wittgenstein, v. Ammon, Wilhelm Be[unleserlicher Text],
Triest.
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@facs | 1397 |
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@facs | 1397 |
Le jeune Saedt.
I.
Gestern fand vor dem hiesigen Zuchtpolizeigericht die Verhandlung einer Anklage Statt, die wegen ihrer excessiven Lächerlichkeit berichtet zu werden verdient. Es war nämlich wieder einmal die
Gräfin v. Hatzfeld, gegen welche das öffentliche Ministerium eine Verfolgung „wegen Bestechung von Gensd'armen“ zu erheben beliebt hatte. Das derselben zu Grunde liegende Faktum
war nach der eignen Aussage der Belastungszeugen, der Gensd'armen, folgendes: Am 4. August 1848 als die Assisenverhandlungen gegen Herrn Lassalle eröffnet wurden, holten die Gensd'armen
denselben in einem Wagen aus dem Gefängniß nach dem Assisensaale ab. Unweit des Gefängnisses hatte sich auch die Gräfin Hatzfeldt eingefunden; sie grüßte Herrn Lassalle als er einstieg mit der Hand;
(!) Herr Lassalle rief ihr zu, sie möchte beim Assisenpräsidenten die Erlaubniß nachsuchen ihn zu sprechen (!!) und dann auch für einen andern Wagen Sorge tragen. In dem Augenblick als der Wagen an
ihr nun vorbeirollte, warf die Gräfin einen Thaler in denselben hinein (!!!). Die Gensdarmen constatirten zugleich, daß die Gräfin während des ganzen Vorgangs kein Wort gesprochen und
eben so wenig als sie den Thaler in den Wagen warf, irgend ein Verlangen gestellt oder irgend eine Aeußerung gemacht habe. Der Thaler war somit vielleicht für Herrn Lassalle bestimmt;
vielleicht war er es auch für die Gensdarmen. Im letzteren Falle war er, da kein Gegenverlangen für die Verabreichung desselben gestellt war, eine reine Liberalität, ein
Geschenk!
Und auf diesen Thatbestand hin hatte das öffentliche Ministerium eine Correctionnel-Verfolgung wegen Bestechung von Beamten (Art. 177, 179 Code pénal) erhoben! Auch wurde die
Anklage von dem Vertreter des öffentlichen Ministeriums Hrn. Saedt auf das lebhafteste soutinirt und mit einem Strafantrage glücklich gekrönt. Wir sehen hier gänzlich von der totalen
Bodenlosigkeit der Anklage in juristischer Hinsicht ab; wir sind nicht so vielverlangend, eine einigermaaßen eindringende Gesetzkenntniß von den Vertretern unseres öffentlichen Ministeriums zu
beanspruchen. Aber Eins hätten Sie nicht übersehen dürfen, Herr Saedt, Sie dessen haarscharfe Logik in der Kinkelschen Procedur sogar die berühmte Unterscheidung erfand, man dürfe ihre
Requisitorien wohl widerlegen, aber nicht critisiren, — Eins hätten Sie nicht übersehen dürfen, nämlich: den Unterschied zwischen einem ohne ein Verlangen zu äußern gemachten Geschenk
und einer Bestechung!
Wie konnte Hr. Saedt bei seinem angeblichen Unterscheidungstalent dieser Unterschied entgehen! Eine Bestechung, Hr. Saedt, ist nichts mehr und nichts weniger als ein abgeschlossenes oder
mindestens versuchtes Geschäft, mit dem einzigen Zusatz, daß es ein vom Gesetz verbotenes Geschäft ist. Was aber ein Geschäft ist, Hr. Saedt — wie viele Handlungs-Commis
gibt es nicht in Köln, die Ihnen das gesagt haben würden?! Ein Geschäft würden sie Ihnen gesagt haben, ist eine Leistung, eine Valuta, für welche eine Gegenleistung, eine
Gegenvaluta (sei es nun eine Waare, oder ein anderer Werth, wie z. B. eine Handlung) erlangt oder beansprucht wird. Eine Leistung, welche keine Gegenleistung beansprucht, ist ein
Geschenk und kein Handel ergo auch keine Bestechung. Est-ce clair, Hr. Saedt? Z. B. wenn ein Mädchen geschwängert wird von einem öffentlichen Wächter der Sittlichkeit, ohne baar bezahlt
worden zu sein, oder baare Bezahlung im Austausch gegen ihre Unschuld verlangt zu haben, so ist die Hingebung des Mädchens ein Geschenk und kein Geschäft, namentlich unter französischem
Gesetze, wo die Alimentationsgelder gesetzlich nicht oktroyirt sind. Est-ce clair Hr. Saedt? Es ändert natürlich bei diesem Verhältnisse nichts, wenn irgend ein Instruktionsrichter den Zwischenträger
gespielt hat zwischen der Unschuld und der Verführung.
Während der Zeugenvernehmung hatte noch ein interessantes Incident Statt. Hr. Saedt fragte nämlich den deponirenden Gensd'armen: (Hört!) „Ob die Gräfin nicht Hrn. Lasalle eine Kußhand
zugeworfen habe?“ Die Kußhand reduzirte sich nun auf einen Gruß mit der Hand more italico. Wenn es nun aber auch eine Kußhand gewesen wäre, Hr. Saedt, — gewiß es ist etwas sehr Pikantes
um eine solche Kußhand — aber was kümmerte das die Bestechungsprozedur, Hr. Staatsprokurator? Eine Kußhand besticht immer nur den, an den sie gerichtet ist, nicht aber zusehende
Gensd'armen, eine Kußhand ist nichts Correktionelles; eine Kußhand ist nichts konfiscirliches, eine Kußhand kümmert sich nicht um den Code penal; frei und ätherisch schwimmt sie einher in
würziger Luft, unendlich erhaben über die Requisitorien eines Staatsprokurators; sie kann nicht nur nicht kritisirt, sie kann nicht einmal widerlegt werden!
Gewiß, diese Kußhand wäre höchst pikant gewesen! Sie war ein interessanter Gegenstand für das Feuilleton der N. Rh. Ztg. — Sie aber, Hr. Saedt, Sie, ein homme posé, ein Mann in Amt
und Würden, — was wollten Sie mit der Kußhand?
Es gelang Hrn. Saedt leider nicht, die Kußhand zu konstatiren!
Wir aber versichern Hrn. Saedt zur Entschädigung, daß wir sehr wohl konstatirte, noch weit pikantere, sehr küßliche Geschichten besitzen. Erzählen wir sie hier nicht, so geschieht es aus dem
einfachen Grunde, weil sie mit der Sache nichts zu thun haben, und wir gewohnt sind, Alles an seinen Platz zu stellen, was auch Hr. Saedt hätte bedenken sollen bei seiner correktionellen Prozedur.
Vielleicht aber öffnen wir nächstens in unserm Feuilleton unsern Taubenschlag, und wenn sie dann herausflattern die lieben Kuß- und Kußhandsgeschichten, gewiß dann wird sich Hr. Saedt mit
[1398]
uns
freuen, wenn er sieht, was für ein schönes Ding es ist, nicht um eine mißlungene, nein um eine wohl konstatirte Kußhand.
Nun, nach dem Verhör der Belastungszeugen erklärte der Vertheidiger, Hr. Hagen, der schon früher auf seine Schutzzeugen verzichtet hatte, daß er sich außer Stand sähe, die Vertheidigung zu führen,
weil er trotz alles Grübelns bisher noch nicht habe erfindlich machen können, was man der Gräfin zur Last lege, und auf welchem Gesetz die Anklage beruhe. Er müsse es daher dem öffentlichen
Ministerium überlassen, seinen Antrag zu nehmen und zu motiviren. Darüber aber ergrimmte Hr. Saedt äußerst heftig und behauptete, der Vertheidiger müsse entweder jetzt sofort vertheidigen, oder
überhaupt auf's Wort verzichten.
Diese zweite große Entdeckung, welche die Welt Hrn. Saedt verdankt, und die sich würdig einer ersten von der Kritiklosigkeit staatsprokuratorischer Requisitorien anreiht, wurde indeß vom
Gerichtshof nicht gebührend gewürdigt. Vielmehr ließ sich der Gerichtshof von dem alten Motiv leiten, daß die Vertheidigung stets, wenn sie es verlange, das letzte Wort gesetzlich haben müsse und
daher mit Vorbehalt der Replik auf das erste Wort verzichten könne. Demzufolge verordnete der Hof, daß Hr. Saedt seinen Antrag nehme.
Hr. Saedt wußte auch dafür Rath. Er erhob sich und nahm, ohne ihn mit einem Worte zu begründen, den Antrag, die Gräfin auf Grund des Art. 179 zu 3 Monat Gefängniß zu verurtheilen!
Drei Monat Gefängniß für einen stumm geschenkten Thaler und eine stumme nicht konstatirte Kußhand! Ach, Hr. Saedt, wenn jede Kußhand so theuer zu stehen käme, wo käme die Welt hin und
namentlich die jungen Pseudsgrafen!
Jetzt mußte allerdings Hr. Hagen zuerst sprechen, ohne auf diese Weise einen staatsprokuratorischen Vortrag vor sich zu haben, den er hätte „kritisiren“ können; er mußte sich also
begnügen, das Requisitorium zu widerlegen, denn ein unmotivirtes, dürres Requisitorium kann kein Mensch kritisiren, und so hat denn Hr. Saedt seinen großen Satz von der Widerlegbarkeit aber
Kritiklosigkeit seiner Requisitorien in dieser Sitzung glücklich in die Praxis eingeführt. Hinterher sprach noch Hr. Saedt mit gewohnter Logik und nach einer zwei Minuten langen Berathung verwarf wie
natürlich der Gerichtshof die Anklage, weil ein Geschenk ein Geschenk und keine Bestechung sei.
Gewiß war die Sitzung äußerst komisch. Aber es ist bei alledem auch ein sehr ernster Skandal, zu sehen, bis zu welcher sinnlosen Spitze sich die Verfolgungswuth des öffentlichen Ministeriums gegen
mißliebige Personen treibt.
Der König von Hannover hat d. d. 13. März in folgendem Allerhöchstem Handbilletstil an seine Minister geschrieben:
„Meine Herren!
Nachdem Sich mich um Ihre Entlassung gebeten haben, welche Ich zuerst zu geben beanstandet, habe Ich Mich an den Antragsteller des Beschlusses der zweiten Kammer durch den Kammerrath v. Münchhausen
gewendet, um von ihm eine Auskunft zu haben über ein Programm, welches die Prinzipien enthalte über die künftige Verwaltung, worauf Mir aber ist keine Antwort geworden, nach welcher ich konnte
ein neues Ministerium formiren. Da es ist unmöglich, daß das Land kann bestehen ohne Ministerium, so kann Ich unmöglich Ihre Bitte um Entlassung gewähren, und aus Liebe für das Land und
wahrem Patriotismus Ich muß fordern von Ihnen Ihr ferneres Verbleiben im Amte. Sie werden, Meine Herren, diesen Entschluß den Kammern bekannt machen.
Hannover, den 10. März 1849. Ernst August.
An meine Herren Ministervorstände.“
Da dieses denkwürdige Aktenstück teutscher Geschichte von keinem Minister unterzeichnet ist, so fällt die Verantwortung für den unverantwortlichen Königsstyl auf die „Hannover'sche
Zeitung“, welche sich zu seinem offiziellen Organ hergegeben hat.
[Deutschland]
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@facs | 1398 |
Es fehlt also Milde; dagegen ist Wittgenstein im Verein mit d'Ester am 17. März v. J. Morgens im Schlosse erschienen und soll, wie Raveaux bestätigt, damals sehr revolutionär gesprochen
haben.
Nach einigen Kleinigkeiten kam die schon oben erwähnte Kommafrage, bei der sich Brandenburg ziemlich geläufig ausdrückte, zur Verhandlung. Es scheint also, daß der ehrenwerthe Ministerpräsident
nicht ohne Bildungsfähigkeit ist.
Die Sitzung wurde nach Verlesung und Annahme der Adresse geschlossen und die nächste auf Montag anberaumt
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@facs | 1398 |
[
*
] Halle, 12. März.
Der „Preußenverein für konstitutionelles Königthum“ hat folgende göttlich-königlich-vaterländische Eingabe an das Manteuffel-Ministerium gerichtet,
die dem urmärkischen Weißbier-Romanduseler Wilibald Alexis in der Vossischen Zeitung zur besonderen Befriedigung gereicht.
„Das unheilvollste Ereigniß, der frevelhafte Aufstand vom 18. März vorigen Jahres, soll auf Betrieb einer nur dem Umsturze dienenden Partei eine festliche Weihe erhalten und somit das
Andenken an Verbrecher und an den Jammer der tiefsten moralischen Herabwürdigung eines sonst treuen Volkes in eine Reihe mit kirchlichen Festen treten: es soll der Gipfel aller
Uebelthaten und Scheußlichkeiten dem schlichten Sinne des Volkes als eine Quelle des nationalen Glückes vorgespiegelt und der Verbrecher jenes Tages zum Helden, zum Wohlthäter, zum Heiligen
werden!
Wir verabscheuen einen solchen Akt als einen neuen sittlichen Betrug, als einen neuen Frevel und Fluch unsrer trauervollen mit moralischer Verblendung hart geschlagenen Zeit und als eine neue
fruchtbare Aussaat zu sittlicher Entartung. Wir thun dies um so mehr, als diese aufrührerische Bewegung nur durch Miethlinge und Verbrecher künstlich herbeigeführt und unterhalten worden ist.
Wenn man nun aber von anderer Seite in der Wiederkehr des 18. März vielleicht einen An[l]aß dazu ergreifen sollte: durch eine Feier der an diesem Tage gegebenen Königlichen Verheißungen das Verbrechen
der Revolution zu verdecken: so können wir Unterzeichnete auch hiergegen unsre dringenden Bedenken nicht verhehlen, in so fern gerade dieser Tag der ausgedehntesten Verheißungen des
edelsten Königs und Herrn für jeden wahren Vaterlandsfreund nie etwas andres als ein Schmerzens- und Trauertag sein kann: ein Tag, an welchem die Bosheit eines ruchlosen Haufens und der Undank
einer verblendeten Menge die Königliche Würde und jede gesetzliche Autorität geflissentlich auf das Empörendste herabzuwürdigen, ja moralisch zu tödten, und so den geordnetsten und
glücklichsten Staat zu vernichten suchen durfte.
Wir ersuchen demnach das Königliche Staatsministerium, in demselben Sinne, mit welchem es seine hohe Aufgabe von Anfang an erfaßt hat, jedem Versuche einer derartigen ruchlosen Feier
entgegentreten zu wollen, des Dankes gewiß, der sich stets an den Namen Eines Hohen Ministerii in den Herzen aller braven Preußen für die Rettung des Vaterlandes knüpfen wird.“
Alle etwaigen „braven Preußen“ in der Rheinprovinz werden diesem Gesinnungsausbruch ihrer Hallischen Schnapsbrüder voll Entzückungen zuheulen.
[Q. d. b. v!]
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@facs | 1398 |
[
103
] Aus Thüringen, 15. März.
„Endlich, endlich, muß es doch u. s. w.“, so lautet, wenn ich nicht irre, ein alter lutherscher Gesangbuchvers. Wir können jetzt das
nämliche Lied singen. Denn; endlich, endlich sind die saubern sächsischen „Reichs“-Truppen endlich, endlich nach Hause marschirt. Und nun leben Sie uns aber recht sehr wohl!
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@facs | 1398 |
[
*
] Wien, 14. März.
Wir haben das Standrecht ertragen, das tägliche Begnadigen „zu Pulver und Blei“, die Polizeikniffe von nächtlichen Pistolen- und Flintenschüssen;
allein die octroyirten Festlichkeiten für die octroyirte Standrechts-Konstitution jagen selbst dem Zahmsten, selbst vielen Schwarzgelben, die Zornesglut durch die Adern. Die Verhöhnung des Volkes ist
um so frecher, als gerade vor einem Jahre das jetzige Standrechtsgesindel an Leib und Gliedern zitterte und im kalten Todesschweiße dalag. Aber nur die geheime Erinnerung an die vorjährigen Ereignisse
ist uns gestattet. Eine öffentliche Darlegung ist Hochverrath. Eine Anzahl Studenten wagte es trotz Welden und Standrecht, die Hüte mit Trauerflören umwunden, in der St. Stephanskirche einem
Trauergottesdienst für die gestern vor einem Jahre Gefallenen beizuwohnen. Sie wurden an ihrem Vorhaben sehr bald verhindert. Das Militär besetzte den Platz vor der Kirche, vertrieb die in der Kirche
befindlichen Studenten und nahm mehrere derselben in Verhaft. Dieses Verfahren zog eine große Menschenmasse herbei; es kam jedoch zu keinem Zusammenstoß. Das Volk verlief sich in stummer Wuth.
Es hatten sich viele Menschen auf den Gräbern der Märztodten eingefunden und Kränze von Immergrün auf die Gräber gelegt. Auch hier war das Militär sogleich bei der Hand, um die auf dem Friedhof
Anwesenden mit Bajonetten auseinander zu jagen und die Kränze von den Gräbern wegzunehmen und zu zerreißen.
Der „Lloyd“ enthält Folgendes: „Der Kriminal-Gerichtshof hat so eben einstimmig erklärt, daß nach den vorliegenden Akten Dr. Fischhof für das Kriminal-Verfahren geeignet
sei, weshalb derselbe auch heute Abend in das Kriminal-Gefängniß abgegeben werden wird; dagegen ist gegen den Priester Prato nicht hinlänglicher Grund zu einer gerichtlichen Prozedur vorhanden,
es wird daher derselbe aus dem Arreste mit der Weisung entlassen, sogleich nach seiner Heimath abzureisen, da er sich hier für einen längern Aufenthalt nicht ausweisen kann.“
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@facs | 1398 |
Prag, 13. März.
Vorgestern kam Borrosch an, die Studenten hoben ihn aus dem Waggon und trugen ihn bis auf die Straße, ihm ein Vivat bringend. Heute ist großer, vom Studentenausschusse
veranstalteter Gottesdienst in der Theinkirche für die für die Freiheit Gefallenen; die Einladung zu diesem Trauergottesdienste durfte nicht angeschlagen werden. Rieger sagte in Kremsier vor seiner
Abreise: „wenn wir hier auseinander getrieben werden, lassen wir uns für Frankfurt wählen, und werden dort für die Republik stimmen.“
Mehrere Studenten und Handwerksgesellen, welche die oktroyirte Verfassung, die auch in einigen Gasthäusern solenniter verbrannt wurde, sowie den Kaiser schmähten und auf die Republik tranken,
wurden arretirt.
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@facs | 1398 |
[
*
] Bruchsal, 12. März.
Egenter, der frühere Redakteur der „Seeblätter,“ dessen Gesundheit in den feuchten und stinkigen Zellen des pensylvanischen Gefängnisses
bereits nach Absicht der badischen Regierung völlig zu Grunde gerichtet worden, hat sich aus seinem Gefängniß mit folgendem Schreiben an das großherzogliche Oberamt gewandt:
„Schon seit dem 20. Januar d. J. bin ich durch das Erkenntniß der Anklagekammer von der Anklage auf Hochverrath freigesprochen; seit dem 19. Februar d. J. ist der Rekurs des Staatsanwalts
gegen meine Freisprechung vom großherzoglichen Oberhofgericht abgewiesen, — und noch immer will sich die Thüre meines Kerkers nicht öffnen.
Wie aus meinen Akten unwiderleglich hervorgeht befinde ich mich seit dem 28. April v. J., also heute 318 volle Tage in widerrechtlicher Haft, und büße diesen Justitzgräuel mit dem Verluste meiner
Gesundheit.
Nun erfahre ich zu meinem Erstaunen, daß man, statt mir endlich Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, damit umgehe, mich auf's Neue mit Schandarmenbegleitung von Kerker zu Kerker nach
Konstanz zu schleppen, um mir dort noch weitere badische Justiz angedeihen zu lassen.
Ein solches Verfahren wäre nun geradezu empörend! Ich verwahre mich deswegen mit aller Entrüstung dagegen, und verlange zum Mindesten sofortige unbedingte Freilassung oder die Stellung
vor's Schwurgericht.
Diese meine Erklärung an die geeignete Stelle sofort befördern zu wollen, ersuche ich ein großherzogliches Oberamt in Bruchsal.
Bruchsal im Gefängniß, den 10. März 1849.“
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@facs | 1398 |
Rastatt, 14. März.
Die beiden Leidensgefährten Struve und Blind wurden heute früh vor 7 Uhr ganz im Stillen aus ihren Blokhausgefängnissen abgeholt, und jeder in einer Ehaise
unter Begleitung von 50 Dragonern nach dem Bahnhof eskortirt, um mit dem ersten Bahnzug unter Bedeckung von 100 Scharfschützen des 1sten und 3ten Infanterie-Regiments, die schon vorher im Bahnhof
aufgestellt waren, und vor den Augen des Publikums scharf laden mußten, nach Freiburg (vor das Geschwornengericht) verbracht zu werden. General Cloßmann und sein Adjutant ritten an der Spitze
der Dragoner-Abtheilung, welche die Gefangenen nach dem Bahnhof begleiteten.
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@facs | 1398 |
Hannover, 15. März.
Das hannoversche Ministerium hat sich durch das einzige Mittel, welches ihm übrig blieb, aus der Klemme gezogen, in die es durch sein unkonstitutionelles Verfahren
gebracht war. Die Vertagung der Stände bis Ostern ist ausgesprochen, zugleich der letzte Antrag des Ministeriums zurückgenommen.
Folgendes ist ist das Vertagungs-Dekret:
„An die allgemeine Ständeversammlung des Königreichs.
„Die offiziellen Nachrichten, welche der Regierung über die am 12. d. M. in der Nationalversammlung zu Frankfurt Statt gefundenen Verhandlungen zugegangen sind, lassen mit höchster
Wahrscheinlichkeit erwarten, daß die deutsche Verfassungs-Angelegenheit schon in nächster Zeit eine Wendung nehmen werde, welche diejenige auf diese Angelegenheit bezügliche Regierungs-Proposition,
die wir unter dem 13. d. M. den Ständen vorgelegt haben, als den Umständen nicht mehr entsprechend erscheinen lassen würde
„Wir finden uns dadurch veranlaßt, die gedachte Proposition zurückzunehmen und behalten uns vor, baldmöglichst weitere sachgemäße Anträge den Ständen zugehen zu lassen.
„Da aber unverkennbar die Ungewißheit über die in der deutschen Verfassungsfrage beruhende Grundlage der gesammten Staatsverhältnisse die Berathungen der Stände wesentlich erschweren dürfte,
so haben wir es für angemessen erachtet, die Stände hierdurch auf eine kurze Zeit zu vertagen, welche wir mit Rücksicht auf das nahe bevorstehende Osterfest bis zum 12. April erstrecken, als an
welchem Tage die Stände sich wieder zu versammeln haben werden.
Hannover, den 15. März 1849.
Königlich hannoversches Gesammt-Ministerium.
Bennigsen. Prott. Stüve. Braun. Lehzen. Düring.
Schweiz.
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@facs | 1398 |
[
103
] Bern, 13. März.
„Neutralität soll immer das erste sein, wovon ich Ihnen berichte, denn darin concentrirt sich der hochwohlweise Verstand des Bundesraths, und der
„Neutralität“ zu Liebe läßt er fast keinen Tag verstreichen, ohne eine Dummheit oder Schurkerei zu begehen. So hat man jetzt gastfreundschaftlichst von Neuem beschlossen, daß wenn
allenfalls auf basellandschaftlichem Gebiete sich ein Flüchtling befinde, der den zweiten badischen Freischaarenzug mitgemacht und dessen Gegenwart das Nachbarland beunruhigen könne, so solle er
alsogleich hinausspedirt werden. Dieser Beschluß ist rein lächerlich. Die Flüchtlinge sind in der Schweiz seltne Vögel, trotzdem, daß bald die Karlsruherin, bald die standrechtliche Augsburger
Allgemeine sie zu Hunderten an den Gränzen sich versammeln laßt. Freilich, wo fände man sonst einen Vorwand, so viel Militär an die Gränze zu stellen! — Allein nicht nur die wohlabwägende
Gerechtigkeit gegen deutsche Nachbarstaaten macht den Bundesrath auf den hohen Sesseln unruhig. Am 8. März bedroht außerdem noch Frankreich die Neutralität der Eidgenossenschaft. Es überschritt
eine ganze Compagnie französischer Soldaten mit Sack und Pack bei Fahy, einem schweizerischen Dorf im Jura, die Gränze, fraternisirte mit den Bewohnern, kaufte sich Taback und zog dann unter den
Lebehochs der Schweizer wieder ab. Sogleich Eilboten nach Bern, wichtige Mienen im Großrath, Funk spricht von westlichen Verwicklungen, Stockmar vertheidigt mit Emphase den Patriotismus des
Bernerischen Jura; man berichtet an den Bundesrath u. s. w. Jetzt kann Herr Furrer wieder den Diplomaten anziehn und Noten erlassen. O zarte Treibhauspflanze Neutralität, was machst du deinen
Pflegern Sorge! Und noch nicht genug, neue Verwicklungen nahen! Es verbreitet sich hier das Gericht, Gagern, Rauschenplatt, Matthy und Bassermann wollten das deutsche Volk in neue Aufstände
verwickeln. Darauf hin darf es uns nicht Wunder nehmen, wenn Herr Furrer und Comp. schon Freischaarenzüge und Neutralitätsverletzung sehen und Truppen an die Gränze beordern. Man sieht, welche
erbärmliche Rolle die Schweiz spielt, dies Zwergländchen wird nie eine selbstständig revolutionäre Rolle spielen und höchstens von andern revolutionären Völkern in's Schlepptau genommen.
Ueberall der ächte Typus einer kleinen Spießbürger-Republik, das Philisterium zur Herrschaft erhoben, grenzenlose Bornirtheit, Selbstgenügsamkeit und bodenlose Einbildung. Selbst von den
wenigen wirklichen Radikalen, die Einsicht in den gewaltigen socialen Gährungsprozeß haben, geschieht lange nicht genug! Freilich in den Wirthshäusern werden mit manchem „Tusig Donnerr“
die Italiener frei gemacht, von der Noth des Proletariats gebierpoltert und gefaselt, aber dabei bleibts. Und doch gibts in der Republik Schweiz so viel Pauperismus als sonstwo. Hören Sie z. B. aus
einer Statistik von Zürich: 1836 wurden 6760 Personen in Zürich mit 154,157 Franken unterstützt. Die Unterstützungsbedürftigen betrugen also damals den 34. Theil der ganzen Bevölkerung. Im Jahr 1847
aber, nachdem sie sich alle Jahre vermehrt hatten, war der Staat genöthigt, jeden 16ten Einwohner, also zusammen 13,820 Bedürftige, mit einer Summe von 374,730 Fr. zu unterstützen. — Die
Bourgeois in Zürich, denen das Ding doch zu arg wird, versammeln sich und halten sog. Armen-Vereine. Da spricht man ein Langes und Breites von Zwangs-Arbeitshäusern, Entsumpfungen u. s. w., u.
s. w. oder Beförderung der Auswanderung. Wie weit man mit diesen bürgerlichen Palliativen kommt, beweist der kleine Kanton Glarus. Auch dort befördert man die Auswanderung theilweise mit
Staatsunterstützung, und hat es nach 3 Jahren, von 1845-48, dahin gebracht, daß gerade 1/7 der Bevölkerung fort ist, die aber circa 200,000 Fr. Kapital mitnahmen. Die Paupers sind geblieben.
Das Hauptgezänk in den Zeitungen bildet die Kapitulationsfrage, dann die Schutzzollfrage. Daß es viele Schweizerzeitungen gibt, die die Kapitulation zu vertheidigen wagen, ist selbstredend. Mit
voran im Reigen steht die fromme Baslerin — und die Neue Zürcher Zeitung, das Organ des Herrn Bundespräsidenten Dr. Jonas Furrer!!! Letztere dreht und wendet sich, liebäugelt mit Humanität,
Völkerfreiheit u. s. w., und kommt endlich zu dem philosophischen Schluß: Es ginge wohl, aber es geht nicht! Arme Schweiz, wenn die 8000 deiner Söhne, die in Italien dienen, ohne das Blutgeld des
Despoten, ohne Pension zurückkehrten, sie würden dich rein aufzehren! Armes Land! —
In der Schutzzollfrage herrscht eine merkwürdige Verwirrung. Die Zollkommission nämlich hat sich höchst unrepublikanisch in tiefes Dunkel gehüllt. Statt mit dem Zollentwurf, für die Schweiz von der
höchsten Wichtigkeit, offen an's Tageslicht zu treten und ihn der öffentlichen Kritik zu unterwerfen, läßt sie nur zuweilen befreundeten oder protegirten Blättern eine leise Andeutung über ihre
Thätigkeit zukommen. Was ich aus einem halboffiziellen Blatte herausbringen konnte und was so ziemlich sicher zu stehn scheint, ist folgendes Lächerliche. Erstens muß nach der Bundesverfassung der
aufzustellende Zoll ein finanzieller sein, d. h. zur Erhaltung des neugebackenen Bundesraths dienen. Zweitens hat man festgestellt: es soll dieser Zoll weder die Rohstoffe, also Industrie,
belasten, noch den Consumenten durch Schutzzoll die Waare vertheuern, noch Kosten durch Aufstellen einer Douanenlinie erzeugen! O Schilda, mein Vaterland! Aber wie soll das gemacht werden? Ich weiß es
nicht, andre Blätter auch nicht, die Kommission selbst nicht. Einigermaßen erklärt sich dieser Unsinn daraus, daß die Experten sich den verschiedenartigsten Systemen zuneigen. — Ein andres
Blatt berichtet, auf Rohstoffe solle 5 Prozent Zoll, auf Fabrikate 2 Prozent gelegt, d, h. der auswärtigen Industrie eine Einfuhrprämie von 3 Prozent octroyirt werden!! Die Sache ist
möglich genug. Warum sollten die sieben Schwaben des Schilda'schen Bundesstaates nicht im Stande sein, eine neue Oekonomie zu erfinden, die, statt der einheimischen Industrie, auch einmal der
ausländischen einen Schutzzoll bewilligt. Schilda, mein Vaterland!
Französische Republik.
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@facs | 1399 |
Paris, 15. März.
Der Ball bei Bonaparte, von dem man seit einigen Tagen so viel sprach, ist glücklich vorüber. Er begann gestern Abend 9 Uhr und dauerte bis heute früh 6 Uhr. Die Sonne
stand bereits am Himmel als sich die letzten Gäste trennten. Die Wagenreihe dehnte sich von der Madeleinekirche bis zum Elysée aus zur großen Ungeduld der Kutscher, die mit der aufgestellten
Garde-Republikaine handgemein wurden und wobei es zu flachen Säbelhieben gekommen sein soll. Bonaparte, der sich aufs Festiren versteht, hatte Alles aufgeboten, um diesen Ball zu einem der
glänzendsten zu machen, den das Elysèe je gesehen. Hof und Park waren in einen Zaubergarten verwandelt und doch — o Malice! — ist das Faubourg Saint Germain, trotz dringender
Einladung „Persignys“, nicht erschienen. Dagegen wurde viel deutsch gesprochen; die ganze deutsche Diplomatie war da, unter welcher der Hannoversche Gesandte mit einem Dutzend
Sternen auf seiner Uniform ganz sonderbaren Eindruck machte. Die Deputirten waren ziemlich dünn gesäet. Vom Palais-National-Club war keine Maus da. Der „National“ gibt darüber
folgende Aufschlüsse:
„Vier der Vicepräsidenten und fünf der Sekretäre der Nationalversammlung waren diesmal einzuladen nicht wieder vergessen worden; aber sie erhielten ihre Einladungsbriefe so spät, daß
sie keinen Gebrauch davon machten. Es gehört sich, daß man Jemanden mindestens zwei Tage vor dem Fest einlade: obige Herren erhielten aber die Briefe erst vorgestern und gingen deshalb nicht
hin.“
— Im Ministerrathe herrscht Zwietracht! Die antipäbstlichen Glieder scheinen die Oberhand zu haben. Von einer Intervention zu Gunsten des Pabstes ist seit sieben Tagen keine Rede mehr. Aber
was werden wir thun, wenn die Piemontesen geschlagen werden? In diesem Falle müßte Bugeaud den gefürchteten „Rothen“ denn doch das Feld räumen und über die Alpen steigen. Der
schwerste Stein, der auf dem Herzen unserer Minister liegt, ist die Nationalversammlung, welche die Wahlgesetzdebatte bis ins Unendliche zu ziehen scheint. Dieser langsame Gang bringt Hr. Faucher zur
Verzweiflung.
— Aus Toulon haben wir Briefe und Journale bis zum 11. März. An jenem Tage war noch keines der gerüsteten Fahrzeuge abgesegelt. Seither soll aber der Telegraph den Befehl zur Einschiffung
der Truppen nach Toulon gebracht haben.
— Man versichert uns, daß aus Constantinopel neue wichtige Berichte eingelaufen seien. Hr. v. Titow hat der Pforte eine neue Note zugestellt, in der er alle Ansprüche Rußlands mit der
bekannten russisch-diplomatischen Geschicklichkeit herzählt, und um Abhilfe der Beschwerden binnen der möglichst kurzen Frist bittet. Hr. v. Titow habe dem türkischen Minister des Auswärtigen, Rizza
Pascha, mündlich hinzugefügt, daß er Befehl habe, im Falle man den Beschwerden nicht abhelfe, seine Pässe zu verlangen. Es scheint aber, als habe sich der Divan nicht einschüchtern lassen. Er sieht
ein, daß Rußland eine Aenderung der Verträge vom 13. Juli 1841 durchsetzen möchte; die letzte russische Note spricht dies klar aus. Aber die Pforte wird nicht nachgeben und selbst ihr Todesurtheil
unterschreiben.
[(Temps.)]
— Thiers ist mit aller Welt zerfallen. Nicht blos mit seiner Frau, sondern auch mit seinem alten Freunde, dem „Constitutionnel.“ In der Rue de Poitiers hat er ebenfalls den
Samen der Zwietracht gestreut.
— Paris ist heute überall lustig. Alle Straßenecken und Mauern sind mit rothen, blauen, grünen und gelben Zetteln von großem Format überladen, welche zu Bällen und Schmausereien einladen. In
den meisten Theatern werden Possen aufgeführt. Wir sahen die Stadt nicht bald so heiter. Der Pariser hat das Eigenthümliche, daß er noch hüpft und springt, selbst wenn ihn alle Gerichtsdiener der Welt
am Rockflügel festhalten. Er lacht selbst dem Tode ins Angesicht. Glücklicher Charakter!
— Von allen Theatern in Paris macht das Ambigue die besten Geschäfte … weil dort alle Welt brüderlich assozirt ist. Wir bemerken diesen Umstand, weil man bisher die Assoziation des
größeren und kleineren Talents für ein Unding hielt. Das Ambiguetheater am Boulevard, wo die Assoziation seit sechs Monaten besteht, straft diese Behauptung vollständig Lügen.
National-Versammlung. Sitzung vom 15. März. Anfang 1 1/2 Uhr Marrast präsidirt wieder.
An der Tagesordnung ist die dritte Lesung des Wahlgesetzes.
Art. 84 handelt von der Art der Funktionen, welche Deputirte trotz ihres Volksvertretermandats erfüllen können. Angenommen.
Artikel 85.
„Die Prohibition erstreckt sich selbst noch auf 6 Monate nach dem Sessionsschlusse.“
Angenommen.
Artikel 86.
„Jedes Departement wählt nach Stimmlisten diejenige Zahl von Vertretern, die auf dasselbe fallen.“
Links: Wir sind nicht beschlußfähig. Ich verlange Abstimmung durch gedruckte Zettel? (Scrutin de division, das deutsche Zeitungen neulich irrthümlich durch Theilung übersetzten).
Die Urnen cirkuliren und gewähren folgendes Resultat: Es stimmen 585 Glieder für den Artikel.
Artikel 87, 88, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105 und 106 geben zu keiner ernsten Debatte Veranlassung.
Goudchaux, Marechal und Komp. hatten zu 81 den Zusatz gestellt:
„Kein Lieferant oder Eisenbahndirektor, Administrator u. s. w. darf Volksvertreter werden ohne sein Amt niederzulegen etc.“
Lefranc stattet im Namen des Ausschusses nach Erledigung des Artikels 106 Bericht über diesen Zusatz ab, dessen erste Paragraphen (Zeilen) angenommen werden.
Die Versammlung verräth nicht übel Lust, heute mit der dritten Lesung fertig zu werden.
Im Augenblick, wo die Versammlung den Zusatz zu Artikel 81 votiren will, stellt Lherbette den Nachsatz:
„Ebenso können nicht zu Volksvertretern gewählt werden, die Aktionäre oder Chefs derjenigen Industrie-, Handels- oder Credit-Institute- welche der Sanktion der Kammern
bedürfen.“
Dieser Nachsatz ruft einen förmlichen Sturm zur Rechten hervor.
Billault im Namen des Ausschusses bekämpft den Anhang. Eine solche Prohibition würde die Bank-, Kanal- und sonstigen Aktien-Unternehmungen ruiniren, um so mehr in einem Augenblick, wo der
Credit noch so tief erschüttert ist.
Lherbette weist auf die Geschichte Englands hin und sagt, es handele sich nicht um dieses oder jenes Institut, sondern um das Princip zu retten.
Die Versammlung verwirft jedoch diesen Radikalismus mit 550 gegen 149 Stimmen.
Dupont de Bussac stellt unter der Rubrik „Transitorische Bestimmungen“ folgenden Antrag:
„Vom Tage der Promulgation des Wahlgesetzes an bis zum Schluß der Stimmlisten, darf jeder Bürger seine Ansichten in Flugblättern oder periodischen Organen frei, ohne die gesetzliche Caution
zu stellen, aussprechen. (Ah! Ah! rechts.)
Die Linke unterstützt den Antrag sehr warm.
Derselbe wird aber von 369 gegen 319 Stimmen in namentlicher Abstimmung bekämpft und gar nicht in Betracht gezogen.
Die enorme Minorität erregt Erstaunen.
Schluß 6 1/4 Uhr.
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@type | jArticle |
@facs | 1399 |
Bourges, 15. März.
In der heutigen Sitzung rückten die Verhöre bis zum 80sten Zeugen vor; darunter Hr. Lamartine die meiste Zeit brauchte. Seine Aussagen bieten nichts Neues. Ihm zufolge
theilte sich der Maisturm in zweierlei Ströme; einen rothen und einen polnischen.
@type | jAnnouncements |
@facs | 1399 |
Programm zur Feier des 18. März vor. Jahres auf dem Gürzenich.
Der Ertrag ist den Familien der unbeschäftigten Arbeiter bestimmt.
- I. Abtheilung:
- 1. Fest-Ouvertüre von Dorn.
- 2. Prolog, gesprochen von O. Sternau.
- 3. Chöre, vorgetragen vom hiesigen Männer-Gesang-Verein.
- a. An das Vaterland von C. Kreutzer.
- b. Waffentanz von C. Kreutzer.
- 4. Tell, Finale des 2. Akts.
- 5. Lied der deutschen Werkgesellen, componirt von F. Derkum (Allgemeiner Chor,)
- II. Abtheilung.
- 1. Ouvertüre mit Liedern und Entre-Akt zu Göthe's Egmont von Beethoven, mit anbindender Deklamation von C. O. Sternau.
- 2. Chöre vom Männer-Gesangverein.
- a. Ständchen von C. Kreutzer.
- b. Normann's Sang von F. Kücken.
- 3. Deutsche National-Hymne von Dorn.
Die Karten des Dombau-Vereins sind gültig; sie sind nur wegen Vermeidung von Unkosten verwendet worden.
Entree 10 Sgr. — Anfang 3 Uhr. — Kasseneröffnung 2 Uhr.
Das festordnende Comite.
Conzert auf dem Gürzenich-Saale zur Feier des 18. März 1848.
Da die Kürze der Zeit es den zu diesem Zwecke Delegirten nicht gestattet, den Bewohnern aller Stadttheile die Eintrittskarten zu vorbemerktem Conzerte in ihren Wohnungen anzubieten, und sie zur
Theilnahme an der Feier einzuladen; so bittet das unterzeichnete Comité alle diejenigen, welchen eine persönliche Einladung nicht zu Theil geworden, den beabsichtigten wohlthätigen Zweck darum
nicht minder zu fördern, — sondern im Interesse die zu wünschende Anzahl von Karten an einer der nachbenannten Stellen abnehmen lassen zu wollen.
Buchhandlung von Dumont, Hochstraße.
Buchhandlung von P. Schmitz, Minoriten.
Buchhandlung von Eisen, Fr.-Wilhelmsstr.
Reichert, Herzogstraße.
Heinr. Bogen, Blaubach 77.
Gemeinde-Verordneter Klein, Rothgerberbach 19.
Konditorei von Josty, Columbastraßen-Ecke.
Sekretariat des Rathhauses.
Köln den 17. März 1849.
Das festordnende Comité.
Minoriten Reparatur Bau-Verein.
Bei Jüsgen, jeden Dienstag Abend Versammlung.
Geselliger Cuniberts Bau-Verein.
Morgen Abend 7 Uhr bei Herrn Nakatenus Eigelstein.
Ein Dutzend gebrauchte kirschbaum-polirte englische Stühle, werden zu kaufen gesucht. Die Exp. s. w.
Missions-Verein Sternengasse Nr. 30.
Heute Sonntag Abend, 7 Uhr, Versammlung, wozu alle Mitglieder und Freunde höflichst eingeladen werden
Der Vorstand.
Knaben-Seminar-Verein bei Hrn. Decker, Severinstraße Nr. 17.
Heute Abend 7 Uhr, Versammlung und Besprechung über die vorzunehmende Wahl eines neuen Vorstandes, weßhalb die Vereinsmitglieder zahlreich zu erscheinen, freundlichst ersucht. Der Vorstand.
Vereinigter 1. und 2. gesell. Dombau-Verein.
Heute Abend 7 Uhr Versammlung. Breitstraße bei Menzen, im Palast.
Theatralische Abend-Unterhaltung.
Bürger-u. Handwerker-Gesang-Verein.
Versammlung heute Nachmittags 2 Uhr, Mühlengasse Nr. 1.
pr. Direktion: W. Herr, Lehrer.
Den Mitgliedern des Arbeiter- und demokratischen Vereines empfehle ich mich im Weißen von Zimmern und allen in dieses Fach einschlagenden Arbeiten. Billige und gute Bedienung.
Der Proletarier Danz, Weberstraße 18.
Coaks ist wieder in sehr guter Qualität vorräthig, in der Gas-Erleuchtungs-Anstalt, Buschgasse 11.
Ein Haus zu kaufen gesucht, dem Mittelpunkt der Stadt nicht zu entfernt, mittler Größe mit Hofraum. Anerbietungen unter L. G. Nr. 2 dieser Zeitung.
Unser Commissions-Lager grauer Sackleinen empfehlen wir zur geneigten Abnahme bestens.
Neumeyer & Weyers, Unter Hutmacher Nr. 25.
In der Möbel-Fabrik von Johann Heininger Sohn, Trankgasse 27, sind zwei schön meublirte Zimmer zu vermiethen.
Der Empfang meiner neuen Pariser Chales, die ich durch besonders billige Einkäufe höchst vortheilhaft abzugeben im Stande bin, beehre ich mich hiermit ergebenst anzuzeigen.
Jos. Baum, Obenmarspforten Nr. 11.
[1400]
@type | jAnnouncements |
@facs | 1400 |
Schifffahrts-Anzeige.
Köln, 17. März 1849.
Angekommen.
M. Roth vom Obermain. L. Klee von Kannstadt.
In Ladung.
Nach Ruhrort bis Emmerich J. A. Orts. Nach Düsseldorf bis Mülheim a. d. Ruhr Chr. Königsfeld. Nach Andernach und Neuwied M. Pera. Nach Koblenz, der Mosel, der Saar und Luxemburg D. Schlägel. Nach
der Mosel, der Saar u. nach Trier Nic. Pisbach. Nach Bingen H. Leineweber. Nach Mainz Ant Bender. Nach dem Niedermain Ph. Würges. Nach dem Mittel- und Obermain Pet. Schön. Nach Heilbronn H. Bechert.
Nach Kannstadt und Stuttgart Pet. Kühnle. Nach Worms u. Mannheim A. J. Brillmeyer und J. B. Mundschenk.
Ferner: Nach Rotterdam Capt. Breynks, Köln Nr. 21.
Nach Amsterdam Capt. Bauwann, Köln Nr. 14.
Rheinhöhe: 8′ 4/2″. Köln. Pegel.
Civilstand der Stadt Köln.
Den 13. März 1849.
Geburten.
Anna Christ. Sib. T. v. Wilh. Braubach, Kaufm., Weißbütteng. — Ludw. Hugo Hub. Bruno, S. v. Franz Carl Führer, Kaufm., Breitstr. — Marg., T. v. Peter Cremer, Dachdeckerges., kl.
Spitzeng. — Petron., T. v. Wilh. Becker, Zuckerarb., Eigelstein. — Pet. Hub., S. von Joh. Heck, Schreinerges., Lungeng. — Theod., S. v. Wilh. Dapper, Cigarrenm., Catharinengr.
— Sophia Hubert., T. v. Wern. Breuer, Schmid, Sterneng. — Theodor, S. v. Joseph Jander, Kutscher, Friesenstr. — — Joseph. Christ., T. v. Joseph Carl Schott, Opernsänger,
Dominikanern. — Elis. Sib. Johanna, T. v. Ruttg. Jos. Eduard Schenk, Landgerichts-Referendar, Goldschmid.
Sterbefälle.
Engelb. Jos. Hub. Hewel, bald 8 M. alt, Severinstr. — Anna Maria Assenmacher, 56 J. alt, unverh., Lungeng. — Heinr. Braun, Tagl., 61 J. alt, verh., kl. Spitzeng. — Cath,
Ulrich, 2 1/2 J. alt, gr. Brinkg. — Marg. Kribben, 8 M. alt, Friesenwall. — Cath. Semler, geb. Schneck, 36 J. alt, Josephstr. — Adolph Debaty, Maler, 29 J. alt, unverh.,
Seidmacher. — Cath, Schmidt, 21 J. alt, unverh., Achterstr.
Den 14. März 1849.
Geburten.
Carl Aug., S. v. Friedr. Wilhelm Ripprasch, Kleiderm., Bürgerstr. — Anna Maria, T. v. Pet. Bilstein, Schmid, gr. Sandkaul. — Carl Hubert Jakob, S. v. Christ. Jos. Hub. Kaufmann,
Maurerm., Stolkg. — Christina, T. v. Heinr. Rodenkirchen, Paketträger, Frankenthurm. — Barth. Herm. Jos., S. v. Peter Joseph Fischer, Bezirks-Feldwebel, St. Agatha. — Heinr., S.
v. Joh. Schumacher, Schreinerm., Catharinengraben. — Wilhelm, S. v. Heinr. Giesen, Seilerges., kl. Griechenm. — Juliana Henr. Hubert., T. v. Carl Jos. Klostermann, ohne Gesch.,
Salzmagazin. — Sib., T. v. Joh. Maltitz, Schneid., Löhrg.
Sterbefälle.
Ther. Adelh. Jacquemien, 9 M. alt, Blindg. — Maria Urs. Denhoven, Ww. Kremer, 44 J. alt, Glockeng. — Anna Maria Opry, geb. Himbert, 53 J. alt, Holzm. — Maria Elis. Odenkirchen,
9 M. alt, Straßburgerg. — — Wilh. Gäbel, 1 J. alt, Blaub. — Marg. Graff, 2 J. alt, Entenp. — Agnes Massau, 16 J. alt, alte Mauer am Bach. — Christina Klein, 48 J.
alt, unverh. Cäciliensp.
Gerichtlicher Verkauf.
Am Dienstag den 20. März 1849, Morgens 10 Uhr, wird der Unterzeichnete auf dem Heumarkte an der ehemaligen Börse zu Köln: Tische, Stühle, Kommoden, Schränke, Spiegel, Oefen etc., öffentlich an den
Meist- und Letztbietenden gegen gleich baare Zahlung verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher Lustig.
Gerichtlicher Verkauf.
Am Dienstag den 20. März 1849, Morgens 11 Uhr, wird der Unterzeichnete auf dem Apostelnmarkte zu Köln, 1 Sekretär, 1 Sopha, 1 Ofen etc., öffentlich an den Meist- und Letztbietenden gegen gleich
baare Zahlung verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher, Lustig.
Vom 1. April l. J ab erscheint in Frankfurt a. M.:
Neue Deutsche Zeitung.
Organ der Demokratie.
Verantwortlicher Redakteur: Dr. Otto Lüning.
Die „Neue deutsche Zeitung“ erscheint, mit Ausnahme des Sonntags, täglich in Folio-Format, und kostet am Orte des Erscheinens vorläufig noch vierteljährlich 2 fl. oder 1 Thlr. 4 Sgr.
bei allen Großherzoglich Hessischen und Herzoglich Nassauischen Post-Anstalten 2 fl. 30 kr.; bei den übrigen Fürstl. Thurn- und Taxis'schen Posten tritt der auf diesen Stellen übliche Aufschlag
ein.
Die unterzeichnete Verlagshandlung hofft der demokratischen Partei durch die Verlegung eines größeren demokratischen Organs nach dem Centralpunkt des politischen Lebens in Süddeutschland einen
Dienst zu erweisen. Der Zeitung wird es hierdurch möglich sein, die neuen Nachrichten gleichzeitig mit den übrigen Frankfurter Blättern zu bringen, was bei der ungünstigeren Lage Darmstadts unmöglich
war.
Diejenigen, welche gesonnen sind, die neue deutsche Zeitung durch Zeichnung von Aktien zu unterstützen, werden gebeten, dies möglichst bald zu thun. Die zeitherige Zeichnung macht zwar den Umzug
möglich, deckt aber noch nicht das in Aussicht genommene Kapital. Aktienpläne, sowie Probenummern sind sowohl durch die Unterzeichnete, als auch durch Hrn. Küchler (im Hause des Hrn. V. Meidinger, gr.
Eschenheimergasse Nr. 39 neu) und Hrn. J. Ch. D. Nies (alte Mainzergasse Nr. 20 neu) in Frankfurt a. M. zu erhalten.
Die Verlagshandlung von [unleserlicher Text]. W. Leske.
Die Neue Kölnische Zeitung für Bürger, Bauern und Soldaten, ein demokratisch-sociales Blatt, wird auch im nächsten Vierteljahr fortfahren, zur Aufklärung des arbeitenden Volks und zur Vertretung
seiner Interessen nach Kräften zu wirken. Sie erscheint täglich mit Ausnahme des Montags, und kostet bei allen Preußischen Postämtern vierteljährig 22 1/2 Sgr. Zum frühzeitigen Abonnement auf das mit
dem 1. April beginnende Vierteljahr ladet ein der Herausgeber, Fritz Anneke.
Einladung zum Abonnement.
Der Beifall, welchen die „Westfälische Volkshalle“ seit der kurzen Zeit ihres Bestehens in nahen und fernen Kreisen gefunden hat, bestimmt deren Verwaltungsrahte das Blatt vom 1.
April l. J. ab in vergrößertem Formate erscheinen zu lassen, und es hat derselbe den Druck einer Probenummer unterm Datum des 17. März veranstaltet, welche, so weit thunlich, versandt ist, und bei den
resp. Postämtern und Zeitungsexpeditionen eingesehen werden kann. Die Volkshalle wird fortfahren, die Interessen der Demokraten nach jeder Richtung hin zu fordern; sie hat zu diesem Ende ihre hiesigen
und auswärtigen Kräfte verdoppelt, und besonders darf sie sich von der zugesagten Mitwirkung mehrerer namhaften Deputirten der Linken viel versprechen. Nicht minder aber als der Politik wird sie der
Besprechung provinzieller und örtlicher Interessen im Geiste des Rechts und der Freiheit ihre Spalten öffnen und so hofft sie ein Organ mehr zu werden für die sittliche und politische Erhebung unseres
Vaterlandes.
Indem der unterzeichnete Verwaltungsrath sowohl zur Zeichnung von Aktien der Zeitung (zu 2 Thlr. das Stück), als zur Bestellung auf das nächste Quartal einladet, bemerkt derselbe, daß der
vierteljährliche Preis des wöchentlich 6 Mal erscheinenden Blattes in Münster 27 1/2 Sgr. beträgt, wozu für auswärts der Postaufschlag tritt. Bestellungen beliebe man bei der nächsten Postanstalt zu
machen. Insertionen werden die dreispaltige Zeile mit 1 Sgr. berechnet; bei größeren und häufigeren Ankündigungen tritt ein erheblicher Rabatt ein.
Münster, im März 1849.
Der Verwaltungsrath der „Westphälischen Volkshalle.“
Der Einsender des Inserats in Nr. 249 d. Bl. überschrieben:
„Die Kölner Funken“ lügen! Herr Gerlach ist wohl ein guter Direktor! bricht eine Don-Quixot'sche Lanze für die „abgebrannten Schauspieler“ des
Stollwerk'schen Vaudeville-Theaters. Seine Lanze ist aber morsch und stumpf, er ruft also die jämmerlichen „Kölner Funken“ zu Hülfe und hofft, mit diesen im Bunde, dem schon genug
bedrängten Gerlach den Garaus zu machen. Mit einem gemeinen und perfiden Bundesgenossen einen Mann angreifen! Wie erbärmlich das!! — Das Bündniß mit den berüchtigsten „Funken“ ist
genug zur Würdigung des Einsenders. Wer Dreck angreift, besudelt sich; also der Einsender!
Einer der den Vorfall zwischen Herrn Gerlach, resp. Herrn Engelken und Clef et Consorten genau kennt.
Einladung zu dem am Montag den 19. d., Morgens 10 Uhr in der Minoritenkirche stattfindenden Trauergottesdienste zur Erinnerung an die am 18. und 19. März vorigen Jahres im Kampfe für die Freiheit
in Berlin Gefallenen.
Demokratisches Bankett.
Zur Feier der vorigjährigen März-Revolution.
am 18. dies. Monats, Nachmittags 5 Uhr, im festlich dekorirten und erleuchteten Saale des Bürgers J. Hilgers in Solingen.
Die Gesänge, welche an der Kasse zu haben sind, werden durch ein ausgezeichnetes Musikkorps begleitet. Entree 1 Sgr.
Solingen, den 11. März 1849.
Das Fest-Comite.
DIEPGEN & BECKERSHOFF in Neanderthal bei Mettmann, Kreis Elberfeld, empfehlen: Roman-Cement, Mineral-Farben, Stuckatur- und Land-Gyps, Traß, Hydraul-Kalk, Knochenmehl, geschnittene,
geschliffene und behauene Sand-, Kalk- und Marmor-Steine zu Flurbelegen, Bausteinen, Mühlen-Kopfstein-Geläufen, Denkmäler etc. zur geneigten Abnahme.
Coblenzer Fastenbrezeln täglich frisch bei J Haupt, Columbastraße Nr. 3.
Zur Erinnerung des 18. und 19. März, große Versammlung Montag Abends 7 Uhr bei Romberg.
Zu verkaufen.
Zwei Wiener Flügel, einer von 60 Thlr. und einer von 120 Thlr. Ein Pianoforte zu 80 Thlr. Ein Pianino zu 80 Thlr, Domhof Nr. 13 bei Späner.
Der Herr Joseph N. ‥ in der Enggasse Nr. 13 soll leben, und sein Thereschen auch daneben.
Dies wünscht die Familie Meyer.
Dem Herrn Joseph Becks, an Maria-Ablaßplatz Nro. 9 Dir wünschen wir zum Namestage, von dem Guten stets das Beste.
Die Familie Meyer.
Vertilgungsfutter gegen Mäuse, Ratten und Schwaben, Thurnmarkt Nr. 39.
Großes demokratisches Bankett.
Zur Erinnerung an die vorigjährige siegreiche Erhebung des Berliner Volkes, am Montage den 19. März Abends 7 1/2 Uhr auf dem Gürzenich. Entree 2 1/2 Sgr., *) wofür die Lieder, welche von einem vorzüglichen Musikkorps begleitet werden, und ein Glas Bier
gratis.
Damen frei.
Das Fest-Komite des demokratischen und Arbeitervereins.
Eintrittskarten können von heute ab bei dem Bürger Dickopf im Eiser'schen Saale gelöst werden.
März-Verheissungen, die ausnahmsweise unverbrüchlich gehalten werden sollen.
Großes Maskenfest zu Köln.
Kölner Carnevals-Convent.
Mitbürger! Heute Sonntag, am Tage der angebrochenen neuen altpreußischen Zukunft, und der nicht zu bestreitenden Beeinflußung auf die preußische Wendung der Geschicke - - vor Allem aber zur Feier
Laetare, und zum Besten unserer mitbürgerlichen Magen, Punkt 1 Uhr, im Hôtel Knipper, Pfälzerhof (cour d'appellation).
Großes Laetare-Bankett oder Karnevals Reu-Essen,
Melodrama ohne Ballets aber mit Schluß-Illumination in 11 Abtheilungen:
1. Constitutionelle Lügen-Suppe mit republikanischen Klößchen.
2. Gemeines deutsches Ochsenfleisch mit schwarz-roth-goldener Enthusiasmus-Sauce.
3. Christlich-germanisches Sauerkraut, auch schlechtweg Kapppes genannt, kindlich gerührte Sandkartoffeln, Wahl-Erbsen des Thomas a Kempis mit Brandenburgischen Bastard-Schnüßchen und thatsächlich
rettenden Manteuffelschen Oehrchen.
4. Lülsdorfer Spinat mit Eiern und sonstigen Seitenstücken.
5. Bundes-Ragout von Kalbsköpfen.
6. Erbweisheits-Pudding mit vereinigter Landtagsbrühe.
7. Hohenzollerischer Capaun aus dem Gestüte des duc de Montebello mit baierischem Compott und hoffnungsvollem Kaiser-Kropf-Salad
8. Welschhahn mit bourbonischem Lazzaroni-Füllsel und östreichischer Humanitäts-Sauce (direkt vom russischen Schwager bezogen).
9. Verantwortlicher Ministerial-Aal in unverletzlichem Gelée.
10. Frischer Salad der jungen italienischen Republiken
11. Dessert von süßen Errungenschaften, unter denen sich besonders Kossuth'sche Moppen, Berliner Propositions-Nüsse und frisch über Kopenhagen bezogene Rosinen auszeichnen werden.
Das Programm der geistigen Genüsse muß einstweilen verschwiegen bleiben, doch werden die Ueberraschungen vermittelst costumirter Vorträge, und natürlicher Gesänge die beabsichtigten
„März-Errungenschaften“ nicht vermissen lassen. Von der Theilnahme ist Niemand ausgeschlossen, der sich einem Census von 20 Silbergroschen Fußnota unterwirft, wofür äusser dem Essen auch
eine halbe Flasche Wein geleistet wird.
Anmerkung des Pfälzerhofes.
Die Rechte und Pflichten des schönen Geschlechtes sind von denen der Männer in dieser Beziehung nicht verschieden und sind die Damen deshalb höflichst eingeladen.
Unter Umständen könnte auch nachher getanzt werden. Guten Appetit wünscht der Vorstand.
Packetschifffahrt von Heydorn & Cp. in Bremen.
Nach SAN FRANCISCO in Californien.
Liegt in Ladung das schöne schnellsegelnde Schiff REFORM, Capt. Hattendorf und wird medio April, wenn nöthig unter neutraler Flagge segeln.
In Californien existiren auf Einfuhr-Artikeln noch gar keine Zölle.
Die deutsche Industrie wird sich dahin frei bewegen können.
Nähere Auskunft ertheilt der Bevollmächtigte C. H. van Zütphen, Spediteur in Köln, Comptoir Perlengraben Nr. 70.
Der Central-Verein für Auswanderung in Cöln und Düsseldorf.
Konstituirt unter dem Schutze und mit Genehmigung der hohen Staats-Regierung übernimmt die Beförderung von Auswanderer über Antwerpen und Bremen nach allen überseeischen Häfen von bestimmten
Sammelplätzen zu fest normirten Preisen.
Prospektus, Informationen sowie Preis-Verzeichniß sind in unseren Geschäfts-Lokalen
Köln, Friedrich-Wilhelmsstraße Nr. 6-8.
Düsseldorf, Hohestraße Nr. 914, sowie auf unseren sämmtlichen Agenturen unentgeltlich entgegen zu nehmen.
Chr. Fremery. Joh. Ad. Roeder. L. Spiegelthal.
Für Passagiere u. Auswanderer nach New-York.
Die Schiffe der Hamburg-Amerik.-Paketfahrt-Aktien-Gesellschaft unter der Direktion der Häuser Ad. Godeffroy, H J. Merk et Cp. und F. Laeisz in Hamburg werden unfehlbar an folgenden Tagen von
Hamburg expedirt:
1. |
[unleserlicher Text] Deutschland |
[unleserlicher Text] Hancker | am 21. April 1849. |
2. |
[unleserlicher Text] Nordamerika |
[unleserlicher Text] Rathje | am 19. Mai 1849. |
3. |
[unleserlicher Text] Elbe |
[unleserlicher Text] Heitmann | am 23. Juni 1849. |
Ueber obige neuen, dreimastigen, gekupferten Schiffe, welche durch hohes, luftiges Zwischendeck und elegant eingerichtete Kajüten sich auszeichnen, so wie über die billigst gestellten
Ueberfahrts-Preise und Bedingungen ertheilt nähere Auskunft der Schiffsmakler August Bolten, Wm. Millers, Nachfolger in Hamburg, und Franz Carl Mainone in Cöln, Haupt-Agent für die Rhein-Provinz.
Das größte und älteste Kleider-Magazin der Stadt Köln von Abraham Emanuel Schildergasse Nr. 60, Herzogstraßen-Ecke unterhält beständig eine sehr große Auswahl geschmackvoll und solide gearbeiteter
Anzüge, für jede Saison und zu den bekannten billigen aber festen Preisen.
NB. Für Auswanderer, welche größere Parthien kaufen, wird ein besonderer Rabatt vergütet.
Janus.
Lebens- und Pensions-Versicherungs-Gesellschaft in Hamburg Grund-Kapital: Eine Million Mark Banko.
Die Gesellschaft versichert gesunde und nicht gesunde Personen.
Nachschüsse können von den bei dieser Gesellschaft Versicherten nie verlangt werden.
Um ein Kapital von Tausend Thalern zu versichern, sind für die Dauer der Versicherung stets gleichbleibend, monatlich nur zu entrichten, wenn der Versichernde beim Eintritt alt ist
25. | 30. | 35. | 40. | 50 Jahre. |
1 Thlr. 20 1/2 Sgr. | 1 Thlr. 27 1/2 Sgr. | 2 Thlr. 6 Sgr. | 2 Thlr. 16 1/2 Sgr. | 3 Thlr. 12 1/2 Sgr. |
Leibrenten-Versicherungen, Wittwen-Pensionen und Aussteuer-Versicherungen werden unter außergewöhnlich billigen Bedingungen abgeschlossen.
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