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übrigen Obristen, hier über meinen Chef, den General Courtais, auszusagen.
Präsident. Sie brauchen hier nicht mit Ihren republikanischen Gesinnungen Parade zu machen.
Zeuge. Ich mache keine Parade, ich halte Sie für keinen Feldherrn.
Auf die Frage nach den Ereignissen des 15. Mai erklärt der Zeuge, daß er den General Courtais auf das Ungenügende der getroffenen Maßregeln aufmerksam gemacht, daß er aber lieber „seine Hand
in's Feuer strecken, und sich in Stücke hauen lassen“, als daran zweifeln wolle, daß Courtais nicht die besten und reinsten Intensionen gehabt habe. Die 9. Legion sei zum Schutz des
Hotel-de-Ville bestimmt gewesen, allein obwohl sein, des Zeugen, Bataillon, von Morgens früh an der Mairie des 9. Arrondissements gestanden habe, seien weder Befehle zum Aufbruch nach dem
Hotel-de-Ville gekommen, noch auch bei drei- und viermaliger Anfrage Maire oder Adjunkt zu finden gewesen. Erst auf das Gerücht von dem Einfall in die Assemblée sei das Bataillon ohne Befehl
nach dem Platz des Hotel-de-Ville aufgebrochen. Bald darauf seien die Insurgenten angekommen, vor der drohenden Haltung (!) der Nationalgarden einen Augenblick zurückgezogen, und dann in einzelnen
Haufen mit Nationalgardisten an der Spitze wiedergekehrt. Die letztern hätten die freiwillige Auflösung der National-Versammlung, den Anhang der Mobil- und Nationalgarden an die neue Regierung
angezeigt, und zum Beweis ihres Eintrittsrechtes in das Hotel-de-Ville vier Passe-par-tout producirt. Er habe vier Personen darauf eingelassen; das Volk aber sei ihnen nachgestürzt, die (drohenden!)
Garden hätten die Bajonette abgenommen, man habe Patronen aus den Fenstern des Hotel-de-Ville geworfen, und es sei ihm, dem Zeugen, nichts anderes übrig geblieben, als seine Leute in ihre Quartiere zu
schicken.
Ein Geschworner. Kann der Zeuge uns sagen, wie die Karten ausgestellt waren, auf die man ins Hotel-de-Ville kam?
Zeuge Yautier. Es waren Karten von verschiedener Farbe, mit dem Siegel der Mairie versehen. (Bewegung.) Es gab viele Personen, welche solche Karten besaßen.
Zeuge Roquerolles, Bedienter im erzbischöflichen Palais. Am 15. Mai war ich mit der 9. Legion am Quai, um die Ueberrumpelung des Hotel-de-Ville durch das Volk zu verhüten. Es wurde ein
Pistolenschuß auf uns abgefeuert, worauf ich mit den Nationalgarden vordrang, und zwei Pistolen erbeutete.
Präsident. Erkennen Sie die vorliegenden Pistolen als dieselben wieder?
Zeuge. Es sind dieselben. Es sind Pistolen von Munizipalgarden. (Bewegung im Publikum).
Präsident. Wer hat Ihnen Befehl zum Abnehmen der Bajonette gegeben?
Zeuge. Das zweite Mal unser Oberst Yautier.
Der Präsident läßt den Zeugen Yautier nochmals vortreten, der jedoch dabei bleibt, keinen Befehl zum Abnehmen der Bajonette gegeben zu haben. Roquerolles erwidert darauf, daß er nicht genau wisse,
wer die Bajonette habe abnehmen lassen.
Zeuge Chigaray, 38 Jahr alt, Hutmacher, erklärte, aus Neugierde ans Hotel de Ville gekommen zu sein, aus dessen Fenstern Zettel mit den Namen der neuen provisorischen Regierung flogen. Einen ihm
vorgezeigten Zettel erkennt der Zeuge als eine solche Liste an.
Die Zeugen Duchemont, Concierge im Hotel de Ville, und Herissen, Commis, geben unwesentliche, weder von den Angeklagten, noch dem General-Procurator berücksichtigte Details über die Vorfälle am
Hotel de Ville, denen sie beiwohnten.
Zeuge Guyon, 42 Jahr alt, Gesang-Inspektor der Elementarschulen, Ex-Bureauchef des Gouverneur des Hotel-de-Ville, erzählt, daß Barbes und Albert an der Spitze der Kolonnen gewesen seien, denen die
Nationalgarden am Quai zuerst die Passage geöffnet, und die dann das Gitter am Hotel-de-Ville gestürmt hätten. Oberst Rey habe vergebens Barbes Vorwürfe gemacht. Barbes sei in einem der Säle auf einen
Tisch gestiegen und habe von der Auflösung der Nat.-Vers. und der Nothwendigkeit eines neuen Gouvernements gesprochen, worauf die Menge mit verschiedenen Namen antwortete. Auch sei in der Menge von
der Ermordung Marrasts die Rede gewesen. Während dessen aber habe Rey mit der Garde republicaine den Hof gefegt, und den ankommenden Nationalgarden die Verhaftungen der Emeuteurs möglich gemacht.
Ueber die Rolle, welche der Angeklagte Borme im Hotel-de-Ville gespielt, weiß der Zeuge nichts zu sagen; Borme gelte für überspannt oder verrückt.
Präsident. Sie haben gesagt, daß Sie Albert an der Seite von Barbes gesehen hätten?
Zeuge. Man sagte mir, daß es Albert sei; ich erkenne ihn jedoch jetzt nicht wieder.
Präsident. Sie haben ausgesagt: „Als das Volk den Namen Blanqui's ausrief, wurde Barbes, der sehr bleich war, plötzlich erdfarben und sagte: Sprecht nur nicht von Blanqui; wenn er
erscheint, werde ich ihm den Hals brechen.“
Zeuge. Ich kann nicht versichern, daß es Barbes war, von dem diese Worte kamen.
Präsident. Erzählen Sie uns, was Sie von den Manifestationen des 17. März und 16. April wissen.
Blanqui. Ich protestire gegen diese Art von Tendenzprozeß. Von dem Augenblick an, wo man unsere politischen Gesinnungen vor die Schranken zieht, erklärt das Gericht, daß es nur eine Rache, eine
gemeine und niedrige Rache an Männern zu befriedigen hat, welche einen Augenblick die politische Macht in Händen hatten.
Präsident. Die Justiz übt keine Rache; aber wenn sie zwischen der Vergangenheit des Angeklagten und den Anklagepunkten eine moralische Verbindung entdeckt, so macht sie die Geschwornen darauf
aufmerksam.
Blanqui. Und das ist genau das, wie man einen Tendenzprozeß nennt.
Präsident. Nennen Sie das, was Sie wollen; ich verlange, daß der Zeuge sich über Ihr und Ihrer Mitangeklagten Benehmen bei den Manifestationen vom 17. März und 16. April auslasse.
Blanqui. Und ich verlange, daß man alsdann mein ganzes Leben seit 1830 prüfe.
Auf abermaliges Befragen des Präsidenten erklärt darauf der Zeuge, daß er am 17. März das Volk auf dem Platz des Hotel-de-Ville habe ankommen sehen; Blanqui und Cabet seien an seiner Spitze
gewesen, Blanqui aber habe im Ganzen eine „ruhige, kalte Haltung“ beobachtet. Die Menge, unter welche sich viele Leute mit „verborgenen“ (!!!) Waffen befunden, habe
Drohungen gegen Marrast, gegen Garnier-Pages, gegen die „Verräther vom National“ ausgestoßen. Am 16. April habe Hr. Chateau-Renaud die Nachricht gebracht, daß sich die Volksmassen aus
den elyseischen Feldern gegen das Hotel-de-Ville in Bewegung setzten; alle Vorbereitungen, die er, der Zeuge, in Verbindung mit dem Obersten Rey getroffen, seien jedoch durch die
„Hingebung“ der Nationalgarde überflüßig geworden.
Ueber die Stellung des Angeklagten Borme befragt, sagt der Zeuge, daß derselbe eine „sehr traurige Rolle“ im Hotel-de-Ville gespielt. Eines Tages habe er einen Mann verhaftet, welche
den arbeitlosen Ouvriers einige Sous vertheilt hatte; Caussidiere habe diesen Mann sofort in Freiheit gesetzt und als man ihm Borme als den Urheber dieser Verhaftung bezeichnete, ausgerufen: Ich bin
dieses Borme überdrüssig, ich werde ihn in eine Mistgrube werfen lassen. Uebrigens sei Borme nicht auf der Polizei angestellt gewesen, sondern habe nur aus „freier Selbstbestimmung“
Polizeidienste geübt. Am 15. Mai sei er nach seiner eigenen Aussage von dem Kommandanten Beaumont verhaftet worden, weil er im Sekretariat Convocationsbriefe habe schreiben wollen.
Blanqui. Man führt nicht allein einen Tendenz-, sondern auch einen Diffamations-Prozeß gegen mich. Aber das Glück ist gegen diese honetten Bestrebungen. Man hätte gern gehört, daß ich am 16. April
eine exaltirte Rolle spielte, und der Zeuge hat im Gegentheil gesagt, daß ich mich ruhig und kalt benahm.
Präsident. Dann können Sie sich nicht beschweren, daß wir danach gefragt haben.
Blanqui. Wenn die Antwort günstig war, so war es nicht die Frage.
Zeuge Watrin, 40 Jahr alt, Thierarzt, Oberst-Lieutenant der 6. Legion, will in dem Augenblick an das Hotel-de-Ville gekommen sein, als die letzten Regierungs-Proclamationen der Insurgenten aus den
Fenstern flogen. Er sei allein, ohne seine Nationalgarden, die „eine andere Richtung eingeschlagen“, nach dem Zimmer gegangen, aus welchem die Zettel geflogen, und habe hier etwa zwanzig
Personen gesehen, die theils schrieben, theils unter einander discutirten. Unter ihnen sei L. Blanc gewesen, dessen Physionomie ihm aufgefallen sei. Er habe sich zurückgezogen, ohne daß ihm Jemand
folgte. Unten habe er, als neue Garden angekommen, seine Soldaten gesammelt, worüber jedoch 20 Minuten verstrichen seien, und habe bei den Verhaftungen geholfen.
Albert. Ich erkläre auf mein Ehrenwort, daß L. Blanc nicht im Hotel-de-Ville war.
Zeuge. Ich bleibe dabei, L. Blanc gesehen zu haben.
Barbes. Ich verlange im Interesse des abwesenden L. Blanc, der einzig auf diese Aussage angeklagt ist, daß der Zeuge erklärt, wie er allein auf das Zimmer gekommen sein will. Wir waren 12 oder 15
in dem Zimmer und würden ihn ergriffen haben, wenn er sich wirklich gezeigt hätte.
Der Zeuge gibt eine confuse Erläuterung, daß er die Thür nur halb geöffnet habe, aber von der Haltung und Placirung der Anwesenden nichts sagen könne.
Barbes. Der Zeuge weiß nicht, wie wir in dem Zimmer vertheilt waren; ich will es erklären. Das Zimmer bildete so zu sagen, zwei Abtheilungen. In der zweiten war ich, und redigirte Proclamationen.
In der ersten befanden sich einige Bewaffnete. Während wir arbeiteten, erschien eine Compagnie der Nationalgarde. Ich trat ihnen entgegen und fragte was sie wollten. „Und was wollen
Sie“, wurde mir geantwortet. „Ich bin Mitglied der neuen provisorischen Regierung“, erwiderte ich. „So verhaften wir Sie im Namen der alten“. Und so wurde ich
verhaftet. Wenn daher der Zeuge wie eine Art Achilles allein in das Zimmer gekommen wäre, wie er es darstellt, so wäre er, wie Sie glauben werden, verhaftet worden.
General-Procurator Baroche. Der Zeuge sagt hier auf seinen Eid aus.
Barbès. Der Zeuge folgt hier einem, auch bei einem braven Bürger erklärlichen Renommistenberuf, und erzählt Dinge, die gar nicht geschehen sind. Es ist aber wichtig, diese Sache zu
erledigen, da die Behauptungen des Zeugen wie gesagt den einzigen Anklagegrund gegen Louis Blanc bilden.
Thierarzt Vatrin. Ich kommandire eine Bürgerlegion von 13,000 Mann und bin bei allen als guter Kamerad bekannt. Uebrigens hat man mich darauf aufmerksam gemacht, daß ein Beamter des Hotel-de-Ville
Hrn. Louis Blanc sehr gleicht, und es ist möglich, daß ich mich getäuscht habe.
Kommandant Beaumont. Louis Blanc ist nicht in das Hotel-de-Ville gekommen.
Zeuge May, 42 Jahre alt, Steinhauer, erklärt, bei der Verhaftung im Hotel-de-Ville mitgewirkt zu haben, und giebt die Details an, wie sie Barbès erzählt hat. Barbès macht auf den
Widerspruch dieses Zeugen mit dem Thierarzt Vatrin aufmerksam, der allein in das Zimmer gekommen sein wollte. Bei der Confrontation Beider erklärt May, den Thierarzt Vatrin niemals gesehen zu haben,
weder am Hotel-de-Ville, noch in dem Zimmer, wo Barbès verhaftet ward. Der Zeuge May ist es, der einen Brief ohne Unterschrift im Hotel-de-Ville gefunden, worin Jemand an seine Frau schreibt,
sich nicht zu beunruhigen, da der Briefschreiber mit Albert und Louis Blanc im Hotel-de-Ville sei.
Barbès. Wäre Louis Blanc bei uns gewesen, so wäre er auch mit uns verhaftet worden. Da indeß mehrere Verhaftete sofort wieder in Freiheit gesetzt wurden, so frage ich den Zeugen, ob Louis
Blanc vielleicht unter diesen sich befand.
Zeuge. Nein, mein Herr, er war nicht dabei; ich kenne ihn sehr gut.
Zeuge Dubreuil, 46 Jahre alt, Advokat, erklärt, am Fischmarkt einen Zettel gesehen zu haben, welcher die Namen der neuen Provisorischen, darunter auch den von Louis Blanc, und ferner enthielt:
„Heute Nacht Plünderung; morgen Bestrafung der Verräther: die Gouillotine!“
Raspail. Als ich Redakteur des „Reformateur“ war, fand ich in dem Brirfkasten öfters ähnliche Schweinereien, auf welche ich dann mit Bleistift die Worte schrieb:
„Polizei-Papiere.“ Merkwürdiger Weise folgten auf solche Zettel immer Haussuchungen bei mir, aber die Polizei fand zu gleicher Zeit meine Notiz auf den Zetteln.
Die erste Zeugen-Serie ist geschlossen, und es soll zum Zeugenverhör in Betreff Blanqui's geschritten werden.
Die Sitzung wird vorher ausgesetzt.