Deutschland.
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Edition: [Karl Marx/Friedrich Engels: Ruge, vorgesehen für: MEGA2, I/9.
]
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] Köln, 5. März.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
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068
] Köln, 9. März.
Im Namen der Kommandantur hat Herr Oberst Engels „sich erlaubt,“ uns eine „amtliche Berichtigung“ über die Thaten des
Prinzen Waldemar in Ostindien zukommen lassen, betreffend einen Artikel d. d. Berlin, Nr. 229 der Neuen Rhein. Zeitung.
Wir gestehen nicht der Kommandantur, wir gestehen keiner Behörde das Recht zu, uns „amtliche Berichtigungen“ zugehen zu lassen. Die Vorschrift über die
„Berichtigungen“ gehört der Zeit der Censur an und ist für censirte Zeitungen bestimmt. Wir veröffentlichen die Berichtigung des Obersten Engels nicht in diesem Augenblicke, um der
Presse nichts zu vergeben.
Hr. Oberst Engels hat uns einen von der preußischen Gesandtschaft in England auf seine Forderung ihm zugeschickten Bericht des Lord Gough über den Prinzen Waldemar zur Insertion mitgetheilt. Wir
glauben, daß jeder Führer eines Armeekorps einen fremden Prinzen in den offiziellen Berichten rühmlich erwähnen wird. Der offizielle Bericht des Lord Gough beweist also nichts in unsern Augen.
Wir erinnern uns zur Zeit, als der Feldzug in Indien stattfand, gegentheilige Berichte in London selbst gelesen zu haben. Wir haben unsererseits wie die hiesige Kommandantur, nach London
geschrieben. Sobald unsere Berichte eingehen, werden wir die Einsendung des Hrn. Engels veröffentlichen.
Wir stehen keinen Augenblick an, historische Berichtigungen anzunehmen. Wir weisen ebenso entschieden amtliche Berichtigungen zurück. Schließlich können wir aber eine Frage nicht
unterdrücken. Was hätte Frankreich gesagt, wenn der Herzog von Orleans oder Joinville in Ostindien für England gekämpft hätte? Der Exploiteur der deutschen und der preußischen Industrie ist England.
Die Stütze der englischen Industrie ist Ostindien. Prinz Waldemar hat also im besten Falle gegen die deutsche Industrie gefochten unter dem Banner ihres erklärten Feindes. Wünscht Hr. Engels
seine Berichtigungen als Privatberichtigung aufgenommen zu sehen, so erklären wir uns jeden Augenblick dazu bereit.
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9
] Berlin, 6. März.
Die Constabler werden wieder täglich interessanter — d. h. frecher. Unsere Demokraten erklären sich die Ursache so, daß vor dem 18. oder vor der
Kammerverhandlung über Aufhebung des Belagerungszustandes durch allerlei provozirte Aufläufe etc. vom Ministerium die Gerechtigkeit dieses seligen Zustandes bewiesen werden soll Die Reaktionäre mögen
noch besser unterrichtet sein. So viel ist gewiß, daß die Chikanen der Polizei (Constabler und Soldaten) sehr auffallender Natur sind. Jüngst ließen es sich einige Constabler sehr angelegen sein,
mehrere Kinder, die mit „Murmeln“ spielten, auf brutale Weise zu vertreiben; eine vorübergehende Dame erlaubte sich eine mißbilligende Bemerkung dieserhalb den Constablern ins Angesicht,
und hatte dafür das Vergnügen, von diesen armseligen Kreaturen verhaftet zu werden. Heute Morgen ging auf dem Mühlendamme eine Bürgersfrau mit einem Packe unter dem Arme; einem Constabler fiel die
Eile der bepakten Frau auf, und da er in seiner Weisheit vollkommen überzeugt war, eine Gratifikation zu erhalten, d. h. eine Diebin zu ertappen, so verhaftete er die Frau. Die Unschuldige schrie und
wollte nicht folgen — das souveräne Volk versammelte sich und forschte nach der Ursache — es nahm Partei, mit Recht, denn die Frau erklärte, den Inhalt des Packes gekauft zu haben und
bezeichnete den Laden. Nolens volens mußte der Constabler sich bequemen, die Wahrheit zu konstatiren; da sich aber inzwischen viele Kollegen von ihm und ein reaktionärer Vertheidiger eingefunden
hatten, so wurde das Volk unruhig, so daß Militär requirirt wurde. Wir haben im vorigen Sommer vielfach Gelegenheit gehabt, uns von der Gerechtigkeit der Volksjustiz zu überzeugen; auch dieses neueste
Beispiel ist ein neuer Beleg. Aber was wird die Folge sein? Man wird die Volksmänner des Rechts zu bestrafen wissen, und dem Mißbrauch der Herrenjustiz wird nicht eher abgeholfen, als bis die
Volksjustiz allgemein wird.
Unsere linkischen Revisioners haben gestern wieder eine hübsche Schlappe erhalten. Sie mögen von andern Seiten anders benachrichtigt werden; ich aber kann Ihnen nur sagen, daß die Zauderer und
Plauderer der sogenannten Demokratie täglich an Ansehen beim Volke verlieren.
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*
] Berlin, 7. März.
Die Rechte der zweiten Kammer hat gestern einen vollständigen Sieg gefeiert mit einer Majorität von 13 Stimmen. Das ganze Büreau ist zusammengesetzt aus den
Mitgliedern, welche wir als entschiedene Konservative kennen gelernt haben. Nicht einmal ein Schriftführer ist der andern Seite des Hauses entnommen worden.
In der zweiten Kammer wurden gestern zu Schriftführern gewählt: die Abgeordneten Sperling mit 169 Stimmen, Groddeck mit 168, Ostermann mit 168, v. Borries mit 168,
Geßler mit 167, Hartmann mit 166, und beim zweiten Scrutinium die Abgeordneten Gellern und Krause (Stettin). Alle acht gehören der Rechten an.
Es bildet sich schon jetzt ein gesinnungsvolles linkes Centrum. Hr. Kosch, der Biedermann aus Königsberg, bedurfte desselben eben so nöthig, wie Herr Grabow.
Erst nachdem wir das Resultat der Präsidentenwahlen erfuhren, hörten wir, auf welchem Vulkan wir standen. Der Abgeordnete Riedel nämlich erzählte, daß, wenn Unruh gewählt worden wäre,
die Kammer augenblicklich vom Ministerium wieder in ihre Heimath würde entlassen worden sein. Hr. Manteuffel scheint also nicht geneigt zu sein, seinen Platz so bald im Stiche zu lassen, und
wir haben vielleicht das Vergnügen, das alte Spiel vom November her sich erneuern zu sehen.
Seit Herr Bassermann wieder in Frankfurt ist, träumt er von seinen Schreckgestalten. Vorgestern erhielt Herr v. Manteuffel eine Depesche von diesem gesinnungstüchtigen Unterstaatssekretär,
in der ihm gemeldet wurde, daß zwischen dem 18. und 20. März eine allgemeine Erhebung der rothen Republikaner in ganz Deutschland erfolgen würde. Er habe die sichersten und evidentesten Belege.
Wahrscheinlich sind diese aber von derselben Art, wie die bekannten Beweise für die Berliner Anarchie, welche derselbe große Staatsmann aus Berlin mitbrachte. Natürlich verfehlte unser Ministerium
nicht, seinen Getreuen sogleich von diesem wichtigen Aktenstück Kenntniß zu geben, da es dasselbe als Motiv für die Verlängerung des Belagerungszustandes zu benutzen gedenkt.
In der Parteiversammlung der Konversationshalle fiel der Antrag durch, die Amnestie der politischen Verbrecher zu bewirken. Als Gründe wurden angeführt von den Gemäßigten, man dürfe der Krone nicht
vorgreifen. Von den Entschiedenen, man könne bei einem Ministerium Manteuffel nicht um Gnade bitten.
Als der Antrag der Berliner Abgeordneten auf Aufhebung des Belagerungszustandes in der fünften Abtheilung zur Berathung kam, meinte Herr Kißling für Jauer, der Belagerungszustand sei eine
reine Verwaltungsmaßregel, nach der bekannten Theorie der Theilung der Gewalten, dürfe sich die Kammer gar nicht hineinmischen. Trotz dieser geistreichen Ausführung wurde indessen in der Abtheilung
die Lesung dieses Antrages bewilligt.
Von Hrn. Grabow, dem Präsidenten der 5. Abtheilung, erwartete man mit Bestimmtheit, daß er dem Gebrauch gemäß, dies Amt niederlegen werde, nachdem er Präsident der Kammer geworden war. Da
aber die Linke während dieser Zeit die Majorität in dieser Abtheilung erhalten hatte, und also auch einen ihrer Kandidaten bei der Wahl zum Präsidenten durchgesetzt hätte, hat es diesem Biedermann
beliebt, seine beiden Präsidenturen zu behalten.
Für die Zeitung, welche Graf Lippe und seine Freunde mit dem 1. April herausgeben werden, sind schon so viele Aktien gezeichnet, daß sie bedeutend besser steht als die Hansemann'sche,
welche unter den Auspicien ihres Begründers und Redakteurs täglich mehr und mehr von dem wenigen Kredit verliert, den sie zu Anfang noch hatte. Jeder übrigens, Schriftsteller, Drucker u. s. w. sind
vollkommen sicher gestellt, indem ihnen ihr Gehalt auf sechs Jahre, unter jeder Bedingung, bezahlt wird.
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222
] Berlin, 7. März.
Folgendes Gerücht geht uns aus bewährter Quelle zu: Es heißt, die pommersche Landwehr werde demnächst nach Berlin berufen werden, und würden die hiesigen
Garden als Reichstruppen nach Mecklenburg-Schwerin marschiren. Es werde nämlich beabsichtigt, auch dort eine Verfassung zu octroyiren, für welchen Fall die Regierung sich aber nicht auf das sehr
demokratisch gesinnte Heer verlassen zu können glaubte. Es soll mit dieser Maßregel die bereits früher von uns gemeldet und später von anderer Seite bestätigte Marschordre zusammenhängen, welche den
um Wittstock stationirten Truppen zu Theil geworden ist.
Der Aberglaube hat hier in den letzten Tagen reichen Stoff zu düsteren Prophezeihungen erhalten. Neben dem Palais des hochseligen Königs, in der Niederlagstraße unweit des College, stand ein
hochgewachsener, im Sommer dichtbelaubter Baum. Dieser Baum, der im Jahre 1733 zum Andenken an die Vermählung Friedrichs des Großen gepflanzt sein soll, stürzte vor einigen Tagen plötzlich aus
Altersschwäche um, jedoch ohne Jemand zu verletzen. Man ermangelt nicht darin einen errathbaren Hinweis zu finden.
Die auf heute vor dem Könige anberaumt gewesene große Militärparade fand nicht Statt; wahrscheinlich wird dieselbe morgen oder in den nächsten Tagen stattfinden.
Zu der oben gegebenen Notiz über mecklenburgische Verhältnisse fügen wir noch hinzu, das uns so eben von einer andern Seite die Mittheilung wird, einige Abtheilungen der hiesigen Garderegimenter
hätten in der Stille bereits Berlin verlassen und sich dicht an der mecklenburgischen Gränze eingarnisonirt. Diese Quelle behauptet ebenfalls, daß bevorstehende große Ereignisse in Mecklenburg, welche
nichts anderes umfaßten, als Auflösung der konstituirenden Versammlung und Octroyirung einer Verfassung, jene Vorkehrungen nöthig gemacht hätten. Die mecklenburgische Regierung habe selbst darum
nachgesucht.
Gestern Abend hat sich hier eine dritte südaustralische Auswanderungsgesellschaft konstituirt, indem sie ein Comité ernannte, welches in Hamburg die Vorbereitungen zu treffen hat. Diese
Gesellschaft folgt in ihren Einrichtungen ganz den zwei vorangegangenen Kolonisationsvereinen, und wird der Zeit nach nur zwei Tage hinter ihnen zurückbleiben, denn sie beabsichtigt schon am 20. d. M.
ihre Reise anzutreten. Die Befürchtung vor einer später eintretenden dänischen Blokade beschleunigt diese wie manche andere Emigration. Die letzterwähnte Gesellschaft zählt bis jetzt 75 Köpfe,
worunter 60 Berliner.
Heute sollte gegen den Redakteur der Neuen Preuß. Zeitung, Herrn Wagner, ein Kriminalprozeß wegen Nachdrucks stattfinden. Es hatten sich hierzu Richterkollegium, wie Zeugen und Angeklagter
eingefunden. Der Staatsanwalt blieb jedoch, angeblich aus Versehen, aus, so daß die Gerichtssitzung vertagt werden mußte.
[1338]
20 Constabler mit einem Lieutenant hatten sich, vielleicht zum Schutze des Herrn Wagner, eingefunden.
Handelsbriefe aus Süd-Rußland melden von einer dort vorhandenen unerhörten Geldnoth. Dieselbe sei die Folge theils eines allgemeinen Mißwachses, theils der revolutionären Bewegungen im südlichen
und westlichen Europa.
Der Ausfall der gestrigen Präsidentenwahl ist nicht von besonderm Einfluß auf eine Besserung der Börse gewesen. Die Spekulanten erklärten, die geringe Majorität mit welcher Grabow, selbst ein Mann
des Centrums, gewählt worden, erwecke in ihnen kein genügendes Vertrauen zu dem Bestande der Dinge, insbesondere gewähre diese Wahl keine Garantie für den Fortbestand des Ministeriums.
Die Kammern hielten heute keine Sitzungen, sondern arbeiteten in den Abtheilungen. In denen der zweiten Kammer kam der gestern schon erwähnte Antrag auf Aufhebung des Belagerungszustandes zur
Berathung. Es haben sich, wie wir vermutheten, jedenfalls drei Abtheilungen dafür ausgesprochen, denn die Lesung des Antrags wird morgen in öffentlicher Sitzung erfolgen. Ferner wichtige
Berathungsgegenstände waren: erstens, Antrag auf Erlaß einer Adresse an die Krone, zweitens ein Antrag der Abgeordneten Behnsch, Wollheim, Waldeck, Jacobi u. A : die Verfassung vom 5. Dez. nur als
Grundlage für die Ausarbeitung einer neuen Verfassung zu betrachten und mit letzterer unverzüglich vorzugehen, drittens Antrag des Abgeordneten Riedel u. A., die Rechtsbeständigkeit der octroyirten
Verfassung anzuerkennen und sich lediglich auf die Revision derselben zu beschränken. Alle diese Anträge haben somit die Zustimmung der Abtheilungen erhalten, daß ihre Lesung in morgiger öffentlicher
Sitzung erfolgen wird.
Große Sensation hat in der Linken die Erklärung des Abg. Rodbertus gemacht, sich ihr entziehen zu wollen, wenn sie nicht alsbald ein bestimmtes Programm aufstelle, zumal da die Linke ausdrücklich
erklärt hat, bei der jetzigen Sachlage von einem jeglichen Programm abstehen zu müssen.
Der ehemalige Deputirte Schultz-Wansleben hat wegen seines Versuches, den Steuerverweigerungsbeschluß der Nationalversammlung zur Ausführung zu bringen, vom hiesigen Untersuchungsrichter des
Kammergerichts eine Vorladung erhalten, welcher er Folge leisten will. Er wird heute hier erwartet. In ähnlicher Weise stand gestern der Instrumentenmacher Benary wegen einer Klubangelegenheit aus
jener Zeit vor dem Untersuchungsrichter.
Der freigesprochene Ex-Deputirte Kuhn, Rittmeister a. D. (s. gestern) erschien gestern Abend in der Convers.-Halle, wo er von der Opposition mit lautem Jubel begrüßt wurde.
Der Minister des Innern, Herr v. Manteuffel, hat die Deputirten auf heute Abend zu einer Soirée eingeladen. Das Einladungsschreiben zirkulirte in der Kammer. Die Rechte wird sich sehr
zahlreich einfinden. Auch der holländische Gesandte gab dieser Tage eine Soirée, zu welcher viele Mitglieder der rechten Seite eingeladen waren.
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Stettin, 24. Februar.
Aus einer von den hiesigen Herren E. Wendt u. Komp., Agenten für Lloyds in London, angefertigten offiziellen Uebersicht der preußischen Handelsmarine entnehmen wir
folgende Angaben. Es bestand Ende verflossenen Jahres die gesammte preußische Handelsmarine aus 911 Schiffen von 134,702 Lasten, während dieselbe noch im März 1848 nur 822 Schiffe von 113,022 Lasten
zählte. Sie hat sich mithin vom März bis Dezember 1848 um 89 Schiffe mit 21,680 Lasten vermehrt.
Davon besitzt:
Stettin 203 | Schiffe mit | 27,098 Lasten |
Danzig 112 | Schiffe mit | 23,897 Lasten |
Stralsund 103 | Schiffe mit | 11,721 Lasten |
Memel 95 | Schiffe mit | 19,946 Lasten |
Greifswalde 55 | Schiffe mit | 6,079 Lasten |
Barth 80 | Schiffe mit | 9,268 Lasten |
Köln 3 | Schiffe mit | 651 Lasten u. s. w. |
[(D. Z.)]
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Wien, 5. März.
Der Bericht über den Stand der östreich. Nationalbank wird Ihnen jedenfalls schon zugekommen sein. Zahlen entscheiden. Aber aus der Aufeinanderfolge der Posten vermag das
Ausland nicht eine richtige Anschauung von dem Stande der Dinge zu gewinnen. Gerade das Ausland mag Acht haben auf die Finanzen von Oestreich, denn gerade die auswärtigen Gläubiger werden bei einem
Unglücksfalle das Meiste zu büßen haben. Der letzte Haltpunkt des östreich. Papiers liegt in dem Glauben, als biete die Nationalbank in ihrer jetzigen Lage eine größere Sicherheit als der Staat, der
schon zweimal Bankerutt gemacht. Dieser Glaube ist aber ein ganz falscher; wie die Dinge jetzt stehen, hat eine Zahlungsverlegenheit der Staatskasse nothwendig die Insolvenz der Nationalbank zur
Folge. Die in dem letzten Bankberichte gewiß nicht unabsichtlich von einander getrennten Posten der Staatsschulden will ich hier zusammenstellen und sie werden selbst den innigen Zusammenhang der
östreich. Staatskasse mit der Nationalbank begreifen.
Vorschüsse gegen statutenmäßig deponirte Staatspapiere. | 12,604,900 Fl. |
Fundirte Staatsschuld | 78,946,757 Fl. |
Vorschüsse an die Finanzverwaltung | 19,241,979 Fl. |
Unverzinsliches Darlehn dem Staate | 6,000,000 Fl. |
Unverzinsliches Darlehn dem Staate | 18,000,000 Fl. |
Finanzverwaltung | 1,100,000 Fl. |
Finanzverwaltung | 2,437,189 Fl. |
Vom Staate garantirtes Darlehn an Ungarn | 833,582 Fl. |
| 139,144,407 Fl. |
Aus diesem amtlichen Nachweise ergibt sich, daß, da die gesammten Activa der Wiener Nationalbank circa 270 Mill. betragen, die Schuld des Staates an die Bank mehr als die Hälfte beträgt, und es
folgt hier für jeden Sachverständigen die Einsicht, daß die Bank bei einem etwaigen Staatsbankerutt wenig Sicherheit bietet.
Der erwähnte Monatsbericht gibt auch über den höchst wichtigen Punkt, das Verhältniß des in Oestreich circulirenden Papiergeldes zur klingenden Münze Aufschluß. Es heißt darin
Bankmäßig ausgeprägte Silbermünze und Silberbarren 32,572,055 Fl.
Banknoten im Umlauf 231,507,257 Fl.
Also achtmal mehr Papier als Münze! gewiß ein unerhörtes Resultat; man bedenke noch außerdem, daß in dem ersten Posten auch die Scheidemünze, in Oestreich von großem Belange, mit einbegriffen
ist.
[(A. A. Z.)]
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Kremsier, 4. März.
In der gestrigen Reichstagssitzung wurde über die ministerielle Anordnung wegen Ablieferung der Depositengelder verhandelt. Schuselka griff bei dieser Gelegenheit das
Ministerium stark an, so weit das Leute, wie Schuselka vermögen. Freilich hätte er sich selber am ärgsten angreifen sollen. Denn er war im Oktober gerade einer der Hauptmatadore, deren Feigheit,
Jämmerlichkeit, Verrätherei und Bornirtheit dem jetzigen Ministerium und der Gewalt der Standrechtsgenerale den Weg bahnen und bereiten half. Doch eben deshalb wird es immerhin von einigem Interesse
sein, zu hören, in welcher Art er sich jetzt ausspricht. Bei dem System, sagte er, das jetzt befolgt wird, biete der österreichische Staat keine Garantieen auf 4 Wochen. Das Kabinet befolge eine
Politik der Rache, der Rache gegen Wien und gegen die Wiener, der Rache gegen das Volk, das es wagte, sich gegen den Absolutismus zu erheben, und vielleicht in diesem Augenblicke wird wieder Jemand im
Stadtgraben erschossen. Oesterreich wird nicht regiert, sondern terrorisirt und wenn man die Correspondenz der Minister mit den Feldherren auf den Tisch des Hauses niederlegen möchte, würde man
erfahren, ob das Ministerium regiert oder ob es regiert wird. Man begnügt sich nicht damit, die Mitglieder der akademischen Legion zu verfolgen, sondern sogar die Röcke der akademischen Legion werden
verfolgt. Der Vater muß gegen seinen Sohn, die Magd gegen ihre Frau Zeugenschaft geben und nächtlings holt man die Bürger aus ihren Betten. Die Minister bedrohen die Beamten, die es wagen, eine andere
Meinung zu haben, als die vorgeschriebene, und wenn der Abg. Helfert Kaiser Joseph einen Despoten nannte, kann man die Minister Kalifen nennen, die Alles in eine Uniform zwängen wollen.
Gleichberechtigung der Nationalitäten bedeutet jetzt schon Nichts mehr, als gleiche Knechtung, indem man einen Theil durch den andern knechtet. Welchen Lohn erhalten die Croaten, die mit ihrem Blute
den Thron aufrecht hielten? In Tyrol wird Jeder, der es wagt, für eine Trennung der deutschen und italienischen Kreise zu sprechen, vor Gericht gezogen. In Galizien aber nimmt man eine neue Theilung
Polens vor und die ministerielle Politik führt zu einem unausbleiblichen Bürgerkriege. Das ist eine ruthenische oder russinische Politik, eigentlich aber eine russische Politik Wien, das durch eine
ehrliche Politik vor dem Abgrund des Oktobers bewahrt worden wäre, wird täglich mehr gedemüthigt, entnervt, arm gemacht. Statt eines volksthümlichen Ministeriums, wie es in der Nacht vom 6. Oktober
versprochen wurde, entfernte sich der Kaiser und wir bekamen dieses Ministerium Allein selbst dieses wurde bei seinem Programm jubelnd begrüßt, man votirte ihm 80 Mill, aber nach wenigen Wochen hat es
das Vertrauen des ganzen Reiches verloren. Die Politik dieses Ministeriums hat es dahin gebracht, daß Oesterreich, der Kaiserstaat Oesterreich, zum Schützling Rußlands herabgesunken ist. Die Kaiserin
Maria Theresia schrieb an die Kaiserin Katharina: meine sehr liebe Freundin, aber niemals: meine Nachbarin. So dachte eine Frau. Das Ministerium aber ruft die Kosaken ins Land als gute Freunde. Von
den maßlosen Schmähungen und Denunciationen der Presse hat man täglich Beweise. Das Ministerium will es, daß man den Reichstag herabziehe in den Schlamm, um dann dem Volke sagen zu können: seht, sie
bringen Nichts zu Stande! Es wäre aber jedes Schriftstellers unwürdig, sich mit diesen ministeriellen Blättern in eine Polemik einzulassen. In Italien stehen wir nach dem Opfer von so vielem Blut und
Geld am Anfang, und müssen auf einem Kongresse erst unser Recht wahren, da das Ministerium sich nicht das Vertrauen des Landes zu erwerben wußte. Wie soll man erst die Politik gegen Deutschland
nennen? Es ist eine hinterlistige, im alten Sinne diplomatische Politik, die von allen Seiten dieses Hauses verworfen wird; denn sie ist eine Politik gegen die Slaven, wie gegen die Deutschen. Ein
altes österreichisches Sprichwort sagt: „Oesterreich ist nicht umzubringen;“ aber der Politik dieses Ministeriums dürfte der Ruhm bleiben, Oesterreich zu Grunde gerichtet zu haben.
— Schuselka's frühere Interpellation wegen Verbot der Verbreitung der deutschen Grundrechte wurde dahin berichtigt, daß bloß die amtliche Verbreitung und Kundmachung verboten wurde.
— Auf Bilinski's Interpellation, daß das Ministerium ohne Zustimmung des Reichstages Truppen aushebt, antwortet dasselbe, daß es in der Bewilligung des Kredits von 80 Millionen, welche
doch größtentheils zur Unterdrückung des Aufstandes und zur Herstellung der Heeresmacht gegen etwaige äußere Feinde bestimmt waren, zugleich die Genehmigung der Rekrutirung erblickt habe!
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@facs | 1338 |
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068
] Kremsier, 5. März.
Aus dem von der Kommission nun beendigten Constitutionsentwurf ist die Eintheilung Oestreichs in Reichsstände, und dieser in Reichskreise bereits bekannt.
In Betreff der übrigen Bestimmungen ist folgendes hervorzuheben. Es gibt 2 Kammern: eine Volkskammer (360 Abgeordnete) und eine Länderkammer (115 Abgeordnete). In jener sollen die Städte 80, das
flache Land 280 Vertreter haben. Wahlberechtigt ist Jeder, der 24 Jahr alt, im vollen Genuß der staatsbürgerlichen Rechte ist und eine direkte Steuer zahlt oder ein direkt besteuertes Objekt in Pacht
oder Miethe hat (Census). Wählbar ist jeder, der 28 Jahre zählt und 4 Jahre im Reiche wohnt.
Die Wahlen sind direkt und mit relativer Stimmenmehrheit von wenigstens ein Viertel der Stimmen. In die Länderkammer ist zum passiven Wahlrecht ein Alter von 33 Jahren und zum aktiven Wahlrecht
kein Census vorgeschrieben. In die Länderkammer wählt jede Provinz durch ihren Landtag 6 Abgeordnete und in Ländern, die aus mehr als einem Kreise bestehen, auch jeder Kreis einen Abgeordneten. Die
legislative Periode ist für die Volkskammer drei, für die Länderkammer sechs Jahre. Den Ländern, die aus mehren Kreisen bestehen, steht ein Statthalter mit verantwortlichen Räthen, den übrigen ein
Landeshauptmann vor. Die innern Angelegenheiten ordnet der Landtag nach den Bestimmungen der Landesverfassung, die jedoch früher dem Reichstage zur Bestätigung vorgelegt werden muß; im Zweifel über
die Kompetenz der Reichsregierungsgewalt und der Landtage spricht die Vermuthung für die Kompetenz der Centralgewalt. Der Kaiser kann den Reichstag in einer Sitzungsperiode nur einmal vertagen; er
kann entweder beide Kammern zugleich oder auch nur eine von beiden auflösen, muß jedoch binnen 60 Tagen eine neue Wahl ausschreiben; der Kaiser darf nur 2 Monate im Jahre im Auslande zubringen und muß
in diesem Falle die Minister bei sich haben; er hat nur ein suspensives Veto. Die Erklärung über den Willen zu sanctioniren muß vor dem Schlusse der Sitzungsperiode erfolgen. Für den Fall, daß
derselbe Beschluß bei den nämlichen Kammern wieder durchgeht und dennoch nicht sanctionirt wird, muß die Auflösung der Kammer erfolgen. Nimmt der neugewählte Reichstag den Vorschlag wieder an, so darf
die Sanctionirung nicht verweigert werden. Ein oberstes unabsetzbares Reichsgericht, theils ernannt, theils von den Ländern gewählt, entscheidet über Kompetenzstreite, über angeklagte Minister,
Statthalter, sowie über alle Richter, die nur durch das Reichsgericht allein abgesetzt werden können.
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@facs | 1338 |
Weimar, 4. März. Abends 10 Uhr.
Soeben sind die wegen Verleitung des Militärs zum Ungehorsam angeklagten Lafaurie, Rothe und Amelung völlig freigesprochen worden. Die Verhandlungen haben
vier Tage gedauert; die Berathung der Geschwornen vier Stunden. Es waren ihnen von dem Präsidenten des Gerichtshofes nicht weniger als 33 Fragen zur Beantwortung vorgelegt worden. Die Inkulpaten
blieben jedoch verhaftet, weil noch andere politische Anklagen gegen sie vorliegen, welche in den ersten Tagen der nächsten Woche verhandelt werden.
[(Fr. J.)]
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@facs | 1338 |
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12
] Nürnberg, 6. März.
Wir haben heute wiederum den 6. März, den Tag, an welchem vor einem Jahre die königliche Proklamation erschienen ist, die uns eine so segensreiche Zukunft
unseres politischen, religiösen und kirchlichen Lebens verkündete. Das Volk jubelte damals, überall sah man freudige Gesichter. Kokarden, Fahnen, Freudenschüsse, Illumination, Festmahle, Alles drängte
sich durcheinander in bunten Ringelreihen und Civil und Militär lagen sich brüderlich in den Armen. Und wie ist's heute so öde auf den Straßen, lauter mürrische Gesichter begegnen einem, wenn
sich drei oder vier zusammen finden, so hört man sie fluchen und Verwünschungen ausrufen. An den Straßenecken aber sind Plakate angeschlagen, auf welchen die königl. Proklamation abgedruckt ist. Ueber
derselben liest man groß 1848. Unter der Proklamation 1849 mit einem Riesenfragezeichen. Und dieses Fragezeichen ist von großer ernster Bedeutung, denn alle Errungenschaften sind wieder in der
Schwebe, ein Windhauch kann sie uns entführen. Also nach einem Jahre hat das bayerische, das deutsche Phlegma sich eben so weit wieder zurückführen lassen, als wir im März vorigen Jahres voran waren;
dazu hat die Majorität des Frankfurter Parlaments am meisten mitgeholfen. Jetzt flennen sie, und meinen, das Volk solle den Karren aus dem Schmutze wieder herausziehen, in den sie ihn hineingeschoben.
Jetzt lachen die Fürsten über die Schwabenstreiche dieser Majorität, die alles gethan für die Herren von Gottesgnaden und nun zum Danke nichts von ihnen zugestanden erhalten, auch gar nichts, was der
Mühe werth wäre. Eben eilt Alt und Jung nach dem Thurme des Frauenthores, auf welchen heute am 6. März die erste Kanone, ein Zwölfpfünder, von der Artillerie hinaufgezogen wird. Nur so zu! die einzige
Hoffnung liegt jetzt im Schwerte.
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@facs | 1338 |
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068
] München, 5. März.
Morgen wird das neue Ministerium vor die Kammern treten. Staatsrath Volz wird Minister des Innern, Kleinschrod Justizminister und Ringelmann bekommt das
Cultusministerium. Die übrigen Portefeuilles bleiben in den Händen ihrer bisherigen Inhaber. Und zu einer solchen Geburt bedurfte es eine so unendliche Zeit? So lange haben sich diese biderben
Bierseelen von ihrem Reichs-Max narretheien und an der Nase herumführen lassen, um endlich ein neues Kleeblatt zu bekommen, das aus Volz, Kleinschrod, Ringelmann zusammengesetzt. Es gehört die ganze
bairische Biergemüthlichkeit dazu, um solche Hänseleien geduldig hinzunehmen. Horaz scheint prophetisch den Reichs-Max und seine diesmalige Ministerkrisis im Auge gehabt zu haben, als er schrieb:
parturiunt montes, nascetur ridiculus mus!
Italien.
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@facs | 1339 |
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068
]
Die Revolution in Rom und Florenz triumphirt: Die sicherste Gewährleistung davon ist die Trostlosigkeit des Journals „Des Debats.“ Man höre: „die
schlimmsten Tage aus der ersten Revolutionszeit sind für Italien herangenaht. Die zwei letzten Dekrete beweisen es in vollem Maße.“ Und was ist denn das Schreckliche in diesen Dekreten? Das
eine befiehlt allen Bürgern, die sich aus Florenz entfernt haben, binnen 3 Tagen zurückzukehren, widrigenfalls sie zu einer ihren Vermögungsumständen angemessenen Amende verurtheilt werden. Dieser
Schritt, wie das Journal Des Debats richtig bemerkt, könnte direkt zur Confiscation der Güter dieser stillen Vaterlandsverräther führen. Das zweite Dekret verordnet die Errichtung von Kriegsräthen, um
Diejenigen zu verurtheilen, welche sich reactionärer Versuche schuldig machen sollten. Das Journal Des Debats hat abermals Recht, wenn es in diesen Kriegsräthen revolutionäre Tribunale erkennt. Es
sieht mit Schrecken der Zukunft entgegen, und doch giebt es zu, daß die Agitatoren bis jetzt die Person und das Eigenthum respektirt haben. Das diplomatische Corps ist nach Florenz zurückgekehrt.
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068
] Turin, 3. März.
Die Deputirtenkammer von Turin hat sich in ihrer Sitzung vom 2. März so lange in Permanenz erklärt, bis die Abstimmung der Antwort auf die Thronrede erfolgt
ist. Die Diskussion hat ausschließlich die Kriegsfrage gegen Oestreich zum Gegenstande. Alle Amendements sind verworfen und die Paragraphen des Gesetzentwurfs der Commission allein angenommen
worden.
Der § 12, worin es heißt, daß die Piemonteser ihre Brüder aus der Lombardei und das heldenmüthige Venedig von dem auf ihnen lastenden Drucke befreien wollen, hat von Seiten des Deputirten Mauri
zu einer Rede Anlaß gegeben, die einen ungemeinen Eindruck hervorgebracht. Alle Deputirten haben sich unwillkürlich mit einem Kriegsgeschrei erhoben, das von den Tribünen wiederholt wurde. Auf den
Antrag des Präsidenten ist der Paragraph mit Acclamation angenommen worden.
Der § 15, der sich noch bedeutungsvoller für den Krieg ausspricht, hat zu einer Diskussion zwischen einigen Deputirten und den Abgeordneten Savoyens geführt. Nach einigen kurzen von den Ministern
gegebenen Erklärungen ist jedoch derselbe einstimmig angenommen worden.
Die Adresse ward hierauf in ihrer Totalität mit 94 Stimmen gegen 24 angenommen.
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@facs | 1339 |
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068
] Florenz, 1. März.
Die Nachricht, daß 5000 Oestreicher gegen Toskana anrücken, bestätigt sich vollkommen. Sie sind von Modena auf Castel Nuovo de Monti gerückt und bedrohen
Fivizzano. Die prov. Regierung hat die nöthigen Maßregeln ergriffen, um diese Invasion gebührend zurückzuweisen. Montanelli geht als außerordentlicher Regierungskommissär nach Massa. Die gesammte
Nationalgarde von 16 bis zu 30 Jahren wird im ganzen Lande mobilisirt. Das Vaterland ist in Gefahr erklärt.
Zu gleicher Zeit rückt La Marmora in toskanisches Gebiet ein, nicht aber, wie Gioberti's Absicht war, um zu Gunsten des Großherzogs zu interveniren, sondern, wie der Pensiero Italiano
berichtet, im vollen Einverständniß mit und zur Unterstützung für die provisorische Regierung. Er ist bereits mit mehreren Schwadronen und einiger Artillerie von Sarzana auf toskanisches Gebiet
vorgerückt.
In Rom ist am 24. Februar das Kapitol zur Feier der französischen Revolution illuminirt worden. — Der französische Gesandte hielt eine Anrede an das Volk vom Kapitol herab.
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*
] Florenz, 2. März.
Die provisorische Regierung von Toskana hat folgendes Acktenstück veröffentlicht:
Um zu zeigen, wie sehr der provisorischen Regierung die so sehr gewünschte Vereinigung zwischen Toskana und der römischen Republik am Herzen liegt, hält sie es für ihre Pflicht, die Art und Weise
zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, wie sie sich über die folgenden Artikel mit der römischen Regierung verständigt hat.
1) Vereinigung der beiden Länder durch gänzliches Vertilgen der Gränzlinie, welche die beiden Staaten trennt.
2) Gleichheit der Tarife im ganzen römisch-toskanischen Gebiete, für Importation, Exportation und Transit der Waaren.
3) Gleiches Postsystem; von beiden Seiten freier Durchgang der Briefe, ohne daß es nothwendig ist, dieselben freizumachen; Verminderung der Posttaxe; Errichtung von Telegraphenlinien an allen
Hauptgränzpunkten.
4) Gültigkeit der in beiden Ländern existirenden Münzsorten; Errichtung eines gleichmäßigen Münzfußes.
5) Gleiche Gültigkeit für die bons de trésor und das Papiergeld in beiden Ländern.
6) Einheit für die diplomatische Vertretung im Auslande.
7) Errichtung einer militärischen Vertheidigungs-Central-Kommission in Bologna, zu der alle von den beiden Regierungen und von Venedig ernannte höhere Offiziere zugezogen werden.
8) Bewilligung von Subsidien an Venedig von Seiten der beiden Regierungen.
Florenz, 26. Februar.
Montarelli Präsident der provisorischen Regierung.
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12
] Reggio, 28. Febr.
Neue Schandthat der östreichischen Offiziere, die gut zu merken ist für den herannahenden Tag der Rache. Wir hatten uns gestern nach Modena begeben, um die
schöne Oper von Verdi zu hören. Wie wir dort angekommen waren, wurde uns schon vor unserm Eintreten ins Theater gesagt, daß man die prima Donna, Mrs. Albertini, eine Engländerin, die einen
italienischen Namen angenommen, auszupfeifen beabsichtige, weil sie im trauten Verhältnisse mit einem Offizier der Uhlanen stand. Md. Albertini gilt für eine ausgezeichnete Sängerin, und man
vermuthete mit Recht, daß die anwesenden Offiziere das Pfeifen auf ihre eigene Rechnung setzen würden. Das Theater war angefüllt mit Menschen; eine Menge Damen saßen in den Logen und selbst im
Parterre; die Gallerie war mit Studenten besetzt. Gegen 100 östreichische Offiziere saßen auf den ersten Bänken hinter dem Parterre. Als die Sängerin die ersten Strophen gesungen hatte, brachen die
Offiziere in ungeheures Beifallklatschen aus, während das italienische Publikum auf's grellste zu pfeifen anfing. Der Tumult dauerte eine Weile fort; 6 bis 7 Offiziere gingen aus dem Saale mit
drohenden Mienen, kamen aber sogleich zurück; Alles war wieder ruhig geworden, und die beiden Akte wurden ohne Störung aufgeführt.
Der Vorhang hebt sich abermals für das Ballet. Die erste Tänzerin erscheint ganz weiß gekleidet mit einem Blumenstraß am Busen, welcher die National-Kokarde (grün, weiß, roth) darstellte. Ein
ungeheurer Applaus brach im ganzen Saale aus und ein wahrer Regen von dreifarbigen Papieren fällt von den obersten Reihen in's Parterre. Die Oestreicher waren auf's höchste gereizt und
man konnte es ihnen ansehn, daß sie auf einen Streich für das Ende des Schauspiels sannen. In der That, als die Sängerin zum dritten Male erschien, um das Final-Trio zu singen, erhoben sich die
Oestreicher wie auf ein gegebenes Zeichen, zogen ihre Säbel, stürtzten sich auf die unbewaffneten Bürger des Parterre, und riefen den von außen eindringenden Soldaten zu, Niemanden heraus zu lassen.
Es war ein schreckliches Gemetzel; das Geschrei der Frauen und Kinder, das Aufhetzen der wilden croatischen und östreichischen Bande, Alles ließ auf ein allgemeines Blutbad schließen. Man ließ keinen
andern Ausgang offen als eine kleine Thüre im Parterre, und da noch standen östreichische Soldaten, die mit den Säbeln auf alle diejenigen schlugen, die herauszuschlüpfen versuchten, während im Innern
des Saales die Offiziere auf die schauderhafteste Weise wütheten.
Man versuchte hierauf über die Bühne zu entwischen; aber bald ward dieselbe mit einem Bataillon Kroaten mit gefällten Bajonetten besetzt. Die Frauen standen in ihren Logen und wir hielten uns dicht
an der Wand, ohne uns auch nur rühren zu können. Deßungeachtet streckten kroatische Soldaten auch auf uns ihre Bajonette. Der Saal leerte sich allmälig, und es gelang uns, mit heiler Haut zu
entschlüpfen. Es sollen eine Masse Leute schwer verwundet worden sein.
Aus den in der Stadt getroffenen militärischen Dispositionen geht hervor, daß der Streich vorausgesehen, ja sogar autorisirt war. Ich hätte lieber 20 Schlachten beigewohnt, als diesem
schauderhaften Gemetzel. Die tapfern Offiziere gehen triumphirend durch die Stadt; die Einwohner sind wüthend; aber sie haben keine Waffen, und die Garnison ist sehr stark. Man erwartete mit Ungeduld
die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten.
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X
] Rom.
In der Sitzung der römischen Konstituante vom 25. Februar wollte der Deputirte Filoponti die exekutive Gewalt über die Schritte interpelliren, die sie gegen Oestreich zu
thun beabsichtige. Das exekutive Komite und die Minister verlangten, sich nicht anders als im geheimen Komite darüber erklären zu dürfen, und die Tribünen wurden auf der Stelle geräumt. Die geheime
Sitzung hat drei Stunden gedauert; nach Verlauf dieser Zeit wurde das Publikum wieder zugelassen, und der Präsident erklärte, daß die Versammlung, nach Anhörung des Ministeriums, wichtige Maßregeln
getroffen habe.
Er verlas darauf zwei Dekrete, von denen das Eine das Ministerium einlud, binnen Kurzem 15,000 in Frankreich gekaufte Gewehre in Empfang zu nehmen. Nach dem andern Dekrete sollen alle unnützen
Glocken in Kanonen umgewandelt werden. Ausgenommen von dieser Maßregel sind die Glocken der Dom-, National- und Pfarr-Kirchen, so wie alle diejenigen, die einen Kunstwerth haben.
Der Deputirte Carpi hat hierauf im Namen der Finanz-Kommission der Kammer den Entwurf eines Zwangsanleihens vorgelegt. Die Kommission hat den von der exekutiven Gewalt vorgelegten Entwurf
verworfen, weil er in der Anwendung zu viele Schwierigkeiten darböte. Der Entwurf der Kommission besteht in einem Zwangsanleihen von 3,300,000 röm. Thalern. Diese Summe ist erhebbar auf alle
Eigenthümer, Kapitalisten und Industrielle der verschiedenen Provinzen. In allen Hauptstädten der Provinz soll eine aus 12 notablen Einwohnern bestehende Kommission gebildet werden, welche die
gleichmäßige Vertheilung der Kontribution auf die betreffenden Bürger vorzunehmen hat. Die Kammer hat den Entwurf der Kommission angenommen.
Von Modena her wird berichtet, daß sich ein neues östreichisches Korps der toskanischen Gränze nähere, um Fivizzano zu überraschen. Guerrazzi rückt ihm jedoch entgegen. Ebenso hat Piemont
sich an ihn geschlossen. Die Verbrüderung der toskanischen und sardinischen Truppen ist vollständig.
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] Mailand, 1. März.
Die hiesige Standrechtszeitung enthält eine Kundmachung Radetzki's, welche die Niedersetzung zweier Militärkommissionen, die eine für die Lombardei,
die andere für die venetianischen Provinzen, anzeigt. Aufgabe dieser unter die Präsidentschaft von Generalen gestellten Kommissionen: Betreibung der außerordentlichen Kriegskontribution von Allen, die
damit im Rückstande sind oder sie bis zu dem in der Proklamation vom 11. Nov. bezeichneten Termin nicht gezahlt haben sollten.
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Venedig, 24. Febr.
Venedig ist ruhig ungeachtet einiger bezahlter Ruhestörer. Man ist von einem edlen Geist der Unabhängigkeit beseelt. Die Stadt wird sich nur in der äußersten Noth
ergeben; sie kann sich aber sehr lange halten, 16,000 Mann bilden die Landarmee. Die Nationalgarde zählt mehr als 10,000 Mann; die Marine 6,000. Unglücklicher Weise ist das baare Geld rar; man findet
fast nur Papiergeld. Man kann sich keinen Begriff machen, welche Opfer von allen Seiten gebracht werden. Hoffen wir, sie seien nicht vergeblich.
Vor einiger Zeit hat sich der schweizerische Consul, beunruhigt durch die in Clubs gehaltenen Reden, mit der Frage an Herrn Vasseur, französischen Consul, gewendet, um zu vernehmen, ob er seine
Landsleute unter seinen Schutz nehmen werde, wenn man sie expulsiren wollte. Der französische Consul hat bejahend geantwortet.
Französische Republik.
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Paris, 7. März.
Der Moniteur bleibt für Alles, was in Europa vorgeht, stumm. Desto aufmerksamer und glaubhafter ist er für die inneren Parteikämpfe. Am possirlichsten ist seine Wuth gegen
die Pest des Socialismus, die nun auch das Heer zu ergreifen scheint. Er sagt:
„Nachdem die demagogische Presse die Fabel von einem sozialistischen Bankett erfunden, dem 3 bis 4 Delegirte von jedem Pariser Truppencorps beiwohnten, gibt sie sich Mühe, zu beweisen, daß
dieses Bankett wirklich stattgefunden habe. So zeigt ein Journal (Le Peuple) an, daß General Changarnier die Theilnehmer in das Gefängniß geworfen und nennt dies eine
[unleserlicher Text]upide Maaßregel. Ferner
bezeugen die Volksvertreter Joly und Ollivier in einem Briefe, daß sie keiner Mistifikation, sondern einem wirklichen Unteroffizierbankett beigewohnt hätten etc. Wohlan, die HH. Joly und
Ollivier sind mistifizirt worden und sie werden jetzt benutzt, um Andere zu mistifiziren. Es geht ihnen wie dem Herrn Pierre Lerour, dem Hohenpriester ihrer Schule, welcher mit ächten Soldaten am
Kommuniontisch gesessen zu haben glaubt. Man läßt ferner die Unteroffiziere eine Sprache der Juni-Insurgenten führen und leiht der Armee die Gedanken des Schreckens und Aufruhrs. Nein, diesem Bankett
haben keine Unteroffiziere beigewohnt; sie haben keine solche Sprache geführt. Mögen die Häupter des Berges die militärische Disciplin stupide finden: aber man respektirt und liebt die Disciplin, wenn
man unter den Fahnen diente“…
— Die italienische Post bringt uns manches Neue. In Rom werden die Glocken geschmolzen und Kanonen daraus gegossen. Ferner soll ein neues östreichisches Corps in Toskana eingefallen sein
(bei Castel Nuovo de'Monti) um Fivizzano zu überrumpeln. Der Siecle schien gestern also nicht schlecht unterrichtet.
Im Ministerium des Auswärtigen machte diese neue Hiobspost wenig Eindruck. Der Einfall des Wiener Cabinets: die Ferrarabeute dem Pabste in Gaëta zu schenken, wurde im Conferenzsaale der
Nat.-Versammlung recht herzlich belacht.
— Das Journal des Debats enthält eine interessante Correspondenz aus Egypten. In Alerandrien wird fleißig an den Strandfestungswerken gearbeitet.
— Das Steckenpferd der Pariser Journale ist der Prozeß in Bourges. Damit werden sie uns für einige Wochen den Magen verderben. „Credit“ meint, die Angeklagten wären sehr
niedergeschlagen (?), „La Presse“findet die Behandlungsweise der Angeklagten allerdings barbarisch; es gäbe zwar viele Canaillen darunter, aber mit dem alten 57jährigen Dr. Raspail hätte
man doch schonender umgehen sollen. „Constitutionnel“ meldet: viele Geschwornen hätten Droh- und Brandbriefe erhalten, aber sie trotzten der Gefahr und seien in Bourges eingetroffen. Die
„Gazette des Tribunaux“ zeigt die Verhaftung von mehreren Personen in den Vorstädten von Bourges an. Diese Personen hätten geschrieen: Vive Barbés! Eine derselben, ein stämmiger
[1340]
Kerl, zwischen zwei Frauenzimmern, hätte sich zur Wehre gesetzt, und einen der Mobilgensd'armes verwundet. — Heute, 7. März, ist die erste Sitzung des National-Gerichtshofes. Sie wird
wohl gänzlich mit Erledigung der Förmlichkeiten, Vorlesung des Anklageakts etc. gefüllt werden. Am gespanntesten sind wir auf die Beschreibung der Physiognomie derselben Männer, die wir auf der Bühne
der Nat-Versammlung des 15. Mai zuletzt sahen. „La Reform“ protestirt gegen die Form, in welche die Geschwornen gezogen werden sollen. Ihre Protestation wird nichts nützen. In jedem
Falle wird man sich an die Vorschriften der Criminal-Prozedur halten. Vorige Nacht wurde der wegen anderer Spitzbubereien schon seit einiger Zeit sitzende berüchtigte Vidocq aus der Conciergerie nach
Bourges geschafft, um als Zeuge gegen die Mai-Angeklagten zu dienen(!).
— So eben (11 Uhr) steht Proudhon's „Peuple“ auf's Neue vor den Assisen.
— In Lille erstehen, gleich Lyon, mit jedem Tage neue Arbeiterassociationen nach dem Pariser Muster. Kein Zweifel, daß binnen Kurzem die Mittelklassen gezwungen sind, sich mit den Arbeitern
zu verbinden, wenn sie nicht an den Bettelstab sinken wollen
— Die Nationalversammlung faßte gestern, auf Rondeau's Antrag, den wichtigen Beschluß, daß in Zukunft die concordirten Fallirten mitstimmen dürfen. Die Rue de Poitiers ist über diese
„Infamie“ wüthend.
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@facs | 1340 |
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*
] Paris, 7. März.
Nationalversammlung. Präsident Marrast erscheint 1 1/4 Uhr mit 2 Sekretären in der Versammlung, die zu so früher Stunde aus drei Mitgliedern, den Herrn
Billault, Tranchand und Emmanuel Arago besteht. Um 1 1/2 Uhr hat sich ein Kreis von 7-8 Repräsentanten um Cavaignac und den Abbé Fayet gebildet, welche sich unter großer Heiterkeit über eine
interessante Neuigkeit zu unterhalten scheinen. Das Publikum ahnt nicht den Esprit dieses geistlich-kriegerischen Gesprächs, von welchem man sich nach der Sitzung noch in den Büreaus erzählt.
Es handelt sich um nichts Geringeres, als die Sache der Hörner, welche bereits eine schreckliche Verwirrung über die honette Gesellschaft zu verbreiten beginnt. Wir meinen nicht etwa die Hörner des
unglücklichen boeufgras, welchen die Karnevalpolizei unserer komischen Republik merkwürdiger Weise au serieux nahm, und dessen Triumphzug nur durch eine simple Promenade des dicken Herrn Boulay (de la
Meurthe) über die Boulevards ersetzt wurde. Es handelt sich auch nicht um die Hörnee jener andern armen bête, welche in dem „ungeheuern Applaudissement“ des 10. Dezember den
travestirten Macbeth-Ruf: „Ma bète, ma bète, tu sera roi!“ vernahm und jetzt unter dem Gelächter der Rothen und Weißen ihren wahren Beruf erfüllt, indem sie in der Boutique
der honetten, gemäßigten, tricoloren Republik Alles über den Haufen wirft. Die Hörner, von denen der neue Unfug und die interessante Unterhaltung der beiden ehrenwerthen Repräsentanten stammt, sind
der bürgerlich-legitime Familienschmuck, welcher nach dem Lerour'schen Amendement Verwirrung in die Reihen der honetten Assemblée bringt.
Man weiß, daß sich in der Verhandlung über das Ehebruch-Amendement zwei Repräsentanten der Abstimmung enthielten: Viktor Hugo, der Expair und Expensionirte Carls X., und Se. Bischöflichen Gnaden
von Orleans, Abbe Fayet, Ex-Favorit Louis-Philippe's, welcher in den Präsidentschaft-Wahlen für Cavaignac beten ließ. Die Gründe des edlen Poeten sind offenkundig; die Rücksichten, welche Hrn.
Fayet zum verschämten Rückzug bewogen, sind der Inhalt der Cavaignac'schen Interpellationen. „In der Zeit der Restauration, befragt derselbe den Bischof von Orleans, lebte ein gewisser
Abbe, der auf Missionen in Bordeaux, Clermont u. s. w. herumreiste und überall Zeugnisse seiner Liebe zu Gott und den Menschen zurückließ. In Grenoble machte er die Bekanntschaft einer Dame, deren
Gatte, ein brutaler General, zur Belustigung aller Welt über die Beweise der geistlichen Zärtlichkeit in große Wuth gerieth und den Abbe auf öffentlicher Straße durchprügelte. Dieser Abbe nannte sich
Fayet, just wie Ew. Bischöfliche Gnaden; sollte es vielleicht ein Verwandter von Ihnen sein?“ — Der ehrenwerthe Repräsentant aber antwortet: „General Cavaignac, zwischen jenem
Abbé und mir herrscht nur der Unterschied, daß jener jung und lebenslustig war, während ich alt und kraftlos werde.“ Wenn also das Amendement Leroux keine rückwirkende Kraft haben soll,
wird der Bischof von Orleans keine Ausschließung aus der Legeslative zu besorgen haben.
Nach diesem Vorspiel läßt der Präsident Marrast die Versammlung durch die Huissiers zusammentreiben und eröffnet die Sitzung.
Tagesordnung: Dritte Berathung des Wahlgesetzes.
Nachdem Billault als Berichterstatter der Commission gesprochen, wird ein Amenddment Gents über Ausschließung derjenigen, welche wegen Gebrauchs von falschem Maß und Gewicht verurtheilt werden, an
die Commission verwiesen, und für morgen auf die Tagesordnung gesetzt.
Art. 10. wird mit einem Zusatzparagraphen der Commission angenommen.
Desgleichen Art. 15.
Buvignier erhält das Wort über eine Ordnungsmotive, und erklärt, daß er dem Minister schon vor einigen Tagen eine Interpellation über Italien angekündigt. Es handle sich um die Würde der
Versammlung, welche in der italienischen Frage kompromittirt sei.
Die Frage, ob die Interpellation auf die morgige Tagesordnung komme, wird auf zweimaliger vergebener Probe, durch Theilung mit 367 gegen 357 Stimmen bejaht. (Aufregung)
Schluß der Sitzung 6 Uhr.
@type | jAnnouncements |
@facs | 1340 |
Schifffahrts-Anzeige.
Köln, 8. März 1849.
Angekommen.
v. Pfaff von Mainz.
Abgefahren.
Franz Schulz nach dem Niedermain. A. Meyer nach Duisburg.
In Ladung.
Nach Ruhrort bis Emmerich J. Linkewitz. Nach Düsseldorf bis Mülheim an der Ruhr L. Duco[unleserlicher Text]re. Nach Andernach und Neuwied Jos Krämer u. Jac. Schilowski. Nach Koblenz, der Mosel, der Saar und Luxemburg
Jos. Zeiler. Nach der Mosel, der Saar und nach Trier M. J. Deiß. Nach Bingen H. Leineweber. Nach Mainz Ph. Kimpel. Nach dem Niedermain Ph. Würges. Nach dem Mittel- und Obermain P. Schneider. Nach
Heilbronn G. Gobb. Nach Worms und Mannheim [unleserlicher Text]. Sommer u. W[unleserlicher Text]. H. Dunk (im Sicherheitshafen).
Ferner: Nach Rotterdam Capt. Demmer, Köln Nr. 25.
Nach Amsterdam Capt. Willms, Köln Nr. 20.
Rheinhöhe: 8′ 9 1/2″. Köln. Pegel.
Civilstand der Stadt Köln.
Den 5. März 1849.
Geburten.
Josephina, T. v. Heinrich Felten, Schuhm., Mühlenb. — Louise, T. v. Heinr. Schmedinghoff, Maschinenarb., Magdalenastr. — Anna Maria, T v. Gust. Stuckart, Feldwebel der 7. Pion. Abth.,
Hahnenstr. — Christina, T v. Anton Sartory, Büchsenm., Apernstr. — Adelh, T. v. Laur. Brischke, Steinhauer, kl. Griechenm. — Franz. Joseph., T v. Jos. Jansen, Schlosserm, Josephst
— Peter, S. v. Joh Bocklemünd, Schuster, Glockenring. — Anna, T. v. Franz Kirschbaum, Tischlerm., Kranenbäumen. — Barthol., S. v. Paulus Bechem, Schneider, Sterneng. —
Therese, T. v. Herm. Bellonais, Kaufm., alten Ufer. — Paul Hud., S. v. Norb. Mohr, Bäcker, unter Taschenm.
Sterbefälle.
Caspar Theodor Everh. König, Kappenm., 51 J. alt, verh., Hochstr., Wilhelm Cordula Fischer, 2 J. 9 M. alt, Becherg. — Casp. Schumacher, 8 W. alt, Severinstr. — Elis. Feltmann, Ww.
Herz, 53 J. alt, Schilderg. — Anna Maria Flosbach, 1 J. J. 7 M. alt, gr. Griechenmarkt. — Friedr. Schneider, Tabakarbeiter, 21 J. alt, unverh, gr Spitzeng. — Martin Lindlau, 4 1/2
M. alt, gr. Griechenm. — Ernst Göbel, Rothgerber, 44 J. alt, verh., Weißbütteng. — Cath. Gerstenbroich, geb. Bremer, 64 J alt, Minoritensp.
Heiraths-Anzeige.
Verwandten und Freunden statt besonderer Meldung hiermit die ergebene Anzeige unserer heute vollzogenen ehelichen Verbindung
Köln, den 8. März.
Johann Landmann. Elisabeth Landmann, geb. Andriessen.
Meine Versetzung von Bensberg an das Königliche Landgericht dahier, zeige ich hiermit ergebenst an.
Köln, den 3. März 1849.
W. Pickart, Gerichtsvollzieher.
Schwalbengasse Nr. 9, in der Nähe des Appellhofplatzes.
Die Urwähler Kölns werden zur Beschlußnahme über die Mittel, um eine rege Verbindung mit den Abgeordneten zu unterhalten, eingeladen Sonntag den 11. März, Nachmittags 2 Uhr, auf dem Gürzenich zu
erscheinen.
Das provisorische Comite der Wahlmänner.
Fr. Anneke. H. Becker. G. A. Böcker. K. Kramer. J. Fleischhauer. H. Horn. W. A. Hospelt. B. J. Klein. K. Wachter.
Zu vermiethen.
Das Haus mit Garten, Follerstraße Nr. 74.
Das Haus mit Garten, Telegraphenstraße Nr. 45.
Das Unterhaus, Trankgasse Nr. 33. N. Trankgasse 35.
Volks-Versammlung in Frechen.
Sonntag den 11. März 1849. Nachmittags 4 Uhr, bei Herrn Wirth Johann Kann.
„Neue Rheinische Zeitung.“
Nach §. 5 des Statuts wird die achte Einzahlung von 10 Prozent pro Aktie eingezogen werden, was wir den Herren Aktionären hiermit ankündigen.
Köln, den 6. März 1849.
Die Geranten der „Neuen Rheinischen Zeitung.“
Arbeiter-Verein.
Versammlung im Eiser-(Dickopf'schen) Saale. Montag den 12. März 1849. Abends 8 Uhr.
Tagesordnung:
1) Bekanntmachung der Comite-Beschlüsse.
2) Vortrag über Tages-Politik.
3) Interesse des Vereins.
Eintrittspreis für Nicht-Mitglieder ein Silbergroschen. Damen frei.
Das Comite.
Die Filial-Vereine des Arbeiter-Vereins sind:
Nr. 1 bei Simons im Kranz, Sonntags 8 Uhr.
Nr. 2 bei Legemann, Follerstraße, Mittwoch und Samstags 8 Uhr.
Nr. 3 bei Herschel, an der Linde, (Kunibert) Sonntags 8 Uhr.
Nr. 4 bei Dahlhausen, Rothenberg Nr. 7, Montags 6 Uhr.
Nr. 5 bei Gastwirth Castelli, Bayenstraße, Sonntags und Mittwochs 8 Uhr.
Nr. 6 bei Pfahl, am alten Thurm, Donnerstags 8 Uhr.
Nr. 7 bei Cäcilienstraße bei Bierbrauer Esch, Donnerstags 8 Uhr.
Nr. 8 bei Fassbender, am Griechenthor 89, Samstags 8 Uhr.
Nr. 9 bei Hühnerscheidt, Plankgasse in der Blankenburg, Samstags 8 Uhr.
Die Mitglieder des Arbeiter-Vereins, sowie auch diejenigen, welche es zu werden wünschen, sind ersucht, sich in den ihnen zunächst gelegenen Filial-Verein aufnehmen zu lassen.
Das Comité.
Alle Mitglieder des Arbeiter-Vereins, sowie Alle, die sich für den Verein interessiren, werden gebeten, durch unentgeldliche Ueberlassung nützlicher Bücher an die Bibliotheken der Filial-Klubs, den
Hauptzweck des Vereins, die Ausbildung der Arbeiter, zu unterstützen.
Die Expeditionen der Neuen Rheinischen und der Neuen Kölnischen Zeitung sind bereit, dergleichen Gaben entgegen zu nehmen.
In der Möbel-Fabrik von Johann Heininger Sohn, Trankgasse 27, sind zwei schön meublirte Zimmer zu vermiethen.
Ein solider junger Mann der seine Lehrzeit in einem bedeutenden Wein- und Kommissions-Geschäft bestanden, und über seine spätere Führung gute Atteste vorzulegen im Stande ist, wünscht baldmöglichst
eine Comptoir- oder Reisestelle. Das Nähere bei der Exp. d. Z.
Ein durchaus erfahrener oberländischer Bäckergeselle wird gesucht. St. Aper[unleserlicher Text]straße 20-22.
Freiwilliger Verkauf.
Die Hälfte, an der zu Uebersetzig (in der Bürgermeisterei Dattenfeld, Kreis Waldbröl) an der Sieg stehenden und unterschlächtigen Oel- und Frucht-Mahlmühle, wird am 17. März d. J., öffentlich und
meistbietend zu Uebersetzig zum Verkauf ausgestellt werden, wozu Kauflustige eingeladen werden.
Der Bevollmächtigte Johann Gerhard Schmidt.
Der weibliche Monster-Elephant wird bis Montag, den 11. März, unwiederuflich dem verehrlichen Publikum zur Schau ausgestellt bleiben und findet die Fütterung zu jeder Stunde und um 6 Uhr Abends die
Hauptfütterung Statt.
M. Hutter.
Puppentheater.
Der Bestevater als Verwalter in dem Narrenhause.
Lustspiel in 2 Akten Anfang 7 Uhr.
Konzessionirtes Vaudeville-Theater.
Sonntag den 10. März 1849:
Auf vielseitiges Verlangen:
Familienzwist und Frieden.
Lustspiel in 1 Aufzuge von G. zu Putlitz.
Hierauf:
Die Wiener in Berlin.
Vaudeville in 1 Akt von Holtei.
Entree 10 Sgr. wofür Getränke verabreicht werden.
Kassa-Eröffnung 6 Uhr. Anfang 7 Uhr.
Franz Stollwerk.
Theater Anzeige.
Sonntag den 11. März:
Martha oder Der Markt zu Richmond.
Große Oper in 4 Akten, Musik von Flotow.