Deutschland.
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*
] Köln, 1. März.
Gestern stellte sich unser Mitredakteur W. Wolff, der Theilnahme an einem Komplott und der direkten Aufforderung zum Umsturz der Regierung
beschuldigt, vor dem Instruktionsrichter und wurde von diesem nach beendigtem Verhör sofort wieder entlassen.
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142
] Elberfeld, 2. März.
Der hiesige Heuler-Club, „Constitutioneller Verein“, dirigirt von der Familie des gottbegnadeten von der Heydt hat in seiner
neuerlichen Heuler-Probe durch den Sohn des Psalmisten und Küster dieser Kirche das Lied aufstecken lassen: „Bitten um fortgesetzten Belagerungszustand Berlin's und Aufhebung aller
Club's, den unsern nicht ausgenommen, Kyrie eleison!“ Die Litanei wurde heruntergeleiert, und wird in Berlin, wohin sie in Form einer Petition abgegangen, von ministeriellen Lippen
repetirt worden sein. ‒ In dieser Versammlung hatte man seit einiger Zeit die Arbeiterfrage verhandelt, und manche unserer bedeutenderen Fabrikanten hatten sich an diesen Versuchen, die Lösung
der „socialen Frage“ zu vollziehen, betheiligt. Mehr und mehr indeß gaben die Arbeiter gegenüber den erneuten Schutzzoll-Forderungen der Fabrikanten ihre Erfahrungen zum Besten, die
darauf hinausliefen, daß sie, wo Schutzzoll gewährt, vor demselben besser gelöhnt worden, als nach dessen Durchsetzung. Vor Einführung des Schutzzolles von 30 Thlr. p. Centn. auf
„englischen figurirten Orleans“ ‒ erzählte u. A. ein Arbeiter ‒ erhielten wir 1 Thlr. 25 Sgr. p. Stück von 38 bg.; jetzt, nachdem die Regierung den Wünschen der Herren
Fabrikanten nachgegeben, erhalten wir 1 Thlr. 12 1/2 Sgr. p. Stück. (NB. Zu 2 Stück p. Woche, also zur Erringung eines Arbeitslohnes von 2 Thlr. 25 Sgr. sind zwei fixe, fleißige, erwachsene Arbeiter
erforderlich.) Also weg mit den Phrasen: auf diesem Wege wird uns nicht geholfen! Der Arbeitsherr des betreffenden Artikels, welcher so unvorsichtig gewesen, höheren Lohn in Aussicht zu stellen, hat
hierauf nichts zu erwidern gewußt und es für räthlich gehalten, diese Berathungen nicht mehr zu besuchen. Einem andern Fabrikanten, welcher dafür bekannt ist, daß es seine Hauptsorge ist, daß die
Bäume nicht in den Himmel wachsen, wurde von einem anderen Arbeiter nachgewiesen, daß er um 7000 Thlr. binnen eines gewissen Zeitraumes an Lohnverkürzung gewonnen, und sie, die Arbeiter dadurch in die
Lage gebracht, die Unterstützung aus öffentlichen Mitteln aufsuchen zu müssen, wodurch sie um das Recht gekommen, zur zweiten Kammer mitwählen zu können. Solche bittere Pillen haben die Fabrikanten
mehrere zu verschlucken bekommen; diese und die von Sitzung zu Sitzung wachsenden Arbeiter-Elemente mögen den schon früher erwarteten Beschluß zur Vollreife gebracht haben, die Schließung der Klubs zu
beantragen. Einer der kleineren Fabrikanten, welcher sich der bedrängten Arbeiter in diesen Zusammenkünften mit vieler Wärme annimmt, wird von diesen bei jeder Gelegenheit mit stürmischem Beifall
begrüßt, und deshalb von seinen Kollegen, die sich den Verhandlungen in jüngster Zeit fast gänzlich entzogen haben, bitter getadelt. Süßes Gefühl, von einem Sbirren verächtlich angesehen zu
werden.
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305
] Berlin, 28. Febr.
Das heute von der Rechten durchgesetzte provisorische Geschäfts-Reglement läßt gar keine dringenden Anträge zu. Die gewöhnlichen Anträge
müssen dem Präsidenten schriftlich eingereicht werden, der solche an die Abtheilungen verweist. Nur wenn 3 von 7 Abtheilungen sich für den Antrag entschieden haben, kann derselbe in der öffentlichen
Sitzung zur Sprache gebracht werden und zur Kenntniß des Volks gelangen.
In betreff der Interpellationen verfügt das Reglement wörtlich Folgendes:
§. 28.
„Interpellationen an die Minister müssen bestimmt formulirt und bei ihrer Einbringung von einem Mitgliede als Interpellanten und außerdem 30 Mitgliedern unterschrieben sein.
Ueber die Zulässigkeit entscheidet zunächst der Gesammtvorstand der Kammer (i. e. der Präsident und die Schriftführer). Erklärt sich dieser für die Zulassung der Interpellation, so wird dieselbe
gedrückt durch den Kammerpräsidenten dem Minister-Präsidenten eingereicht, und unter die Mitglieder der Kammer vertheilt. Die Interpellation kommt sodann zur Lesung in die Kammer, welche, sofern nicht
das Ministerium die Beantwortung der Interpellation überhaupt abzulehnen sich veranlaßt sieht, ohne Diskussion entscheidet, ob die Interpellation zuzulassen sei. Im Bejahungs-Falle wird die nähere
Ausführung der Interpellation durch den Interpellation sofort gestattet. Der Minister bestimmt hierauf den Zeitpunkt der Verhandlung.“
§ 29.
„Mit der Beantwortung ist die Interpellation als solche erledigt, und es bleibt jedem Mitgliede überlassen, den Gegenstand in der Form der Anträge weiter zu verfolgen.“
Also wenn der Minister gesprochen hat und die größten Ungerechtigkeiten vorbringt, muß der Interpellant schweigen!!
§ 41.
„Ueber Anträge der Regierung kann nicht zur Tages-Ordnung übergegangen werden.“
Wohl aber über Anträge der Abgeordneten. Die Krone ist also offenbar bei der Vertheidigung ihrer Interessen durch die Minister, die ohnehin schon das Recht hatten zu jeder Zeit zu reden, gegen die
Vertreter der Interessen des Volks außerordentlich begünstigt.
§ 63.
„Dem Präsidenten der Kammer steht die Handhabung ihrer Polizei im Sitzungs-Saale und in den Zuhörer-Räumen zu.“
Wir sind also nicht einmal Herren in unserem eigenen Hause. Eine saubere Wirthschaft! Ich fürchte, das definitive Reglement wird nicht viel besser werden, da in 6 Abtheilungen von 7 die Rechte die
Majorität hat; mithin alle Wahlen für die Kommissionen beherrscht. Etwa ein Dutzend Mitglieder der Opposition fehlen noch; die meisten sind Rheinländer, zwei von Coblenz; ferner: Guittienne, Körfgen
und Kyll.
Bleibtreu sitzt links neben Becker, nimmt Theil an den Partei-Verhandlungen der Linken und hat versprochen, mit ihr treu zu halten. Also doch ein kleiner Trost für den Ausfall dieser Wahl.
Der Minister v. d. Heydt hat die Portofreiheit der Abgeordneten jetzt auf Briefe von zwei Loth beschränkt. Früher bekamen die Mitglieder der Nationalversammlung alle Sitzungs-Protokolle und
wichtigere Beschlüsse doppelt so wie ein Dutzend Exemplare der zwischen der Krone und der Versammlung vereinbarten Gesetze, um dieses Alles in die Wahlkreise zu senden!
Eine solche Communication ist jetzt nicht mehr möglich ohne bedeutende Porto-Auslegung. Die Preußenvereine überschwemmen das Land mit Flugschriften unter allerhand portofreien Rubriken. Ganze
Ballen solcher Drucksachen aus der königl. Hof-Druckerei sind mit der Post durch das Land verbreitet worden. Und der Abgeordnete wird auf ein Gewicht von zwei Loth beschränkt!
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*
] Berlin, 28. Febr.
Die Allg. Zeitungskorrespondenz gibt die Nachricht, es sei ein außerordentlicher Gesandter von hier nach Olmütz abgegangen. Diese Nachricht ist
unvollständig. Es ist bekannt, daß man in Dänemark schon seit längerer Zeit gesonnen war, den Waffenstillstand zu kündigen. Die großen Rüstungen, welche durch die Hülfe einer russischen Anleihe
möglich gemacht wurden, deuteten nur zu deutlich darauf hin. Indessen hat Dänemark außer dieser Macht noch einen Rückhalt an Schweden, von dem man mit Bestimmtheit eine direkte Truppenunterstützung
erwartet. Der lebhafte und unangenehme Notenwechsel zwischen Berlin und Stockholm scheint das zu bestätigen. Es ist nun allerdings ein außerordentlicher Gesandter nach Olmütz geschickt worden. Dort
wurden nämlich die Verhandlungen über die dänische Frage geführt, indem die Centralgewalt Oestreich das Amt der Vermittlung übertragen hatte. Dieses Faktum zeigt schon, wie aufrichtig die Thronrede in
echt konstitutioneller Weise sich ausgesprochen hat, und es muß uns erlaubt sein, auch die übrigen Versprechungen dieses ministeriellen Machwerkes zu bezweifeln. Wir sehen indeß, daß man Oestreich
nicht bei jeder Gelegenheit ausschließen will, daß man ihm vielmehr Gelegenheit gibt, ähnliche Lorbeeren zu erringen, wie sie Preußen der Waffenstillstand zu Malmoe brachte.
Vor den demokratischen Wahlmännern des zweiten größeren Wahlbezirks sprachen gestern Abend Rodbertus und Phillips. Rodbertus führte aus, wie die gesetzliche Entwicklung durch einen Rechtsbruch
gestört sei. Man müsse diesen heilen, sich ihm aber nicht unterwerfen, um die Achtung wieder herzustellen, welche man im Auslande durch die November-Ereignisse verloren habe. Man könne kein Vertrauen
zu einem Volke haben, welches sich sein Recht ohne Weiteres nehmen lasse. Rodbertus sieht die Heilung darin, daß man sogleich an die Revision gehe und so den Grundsatz der Vereinbarung aufrecht
erhalte. Auf diese Weise allein könne das Vertrauen des Volkes zu sich selber und damit die Gesetzlichkeit wieder hergestellt werden. In der deutschen Frage will er das Frankfurter Parlament
unterstützen. Er zieht die Abschlagszahlung eines Kleindeutschland dem gänzlichen Fehlschlagen der Einheits-Idee vor, in der Hoffnung, es werde dann doch über kurz oder lang Oestreich mit seinen
Bundesgenossen hinzutreten. Er bezog sich besonders auf das allgemeine Wahlrecht, für dessen Aufrechthaltung er stets kämpfen werde. Phillips schloß sich den Ansichten Rodbertus an und verbreitete
sich nur noch weiter über die Gemeinde- und Gewerbeverhältnisse. Er will bei diesen die Grundsätze des Freihandels, bei jenem das allgemeine Wahlrecht gewährt wissen. Aus diesen Enthüllungen der
Führer des linken Centrums entnehmen wir, daß sie eine sehr zahme Opposition machen werden.
Der Magistrat hatte dem Geheimrath Lehnert, Wahlkommissar des Bezirks, dem der ausgewiesene Dr. Goldstücker angehörte, aufgetragen, denselben in den Wahllisten aufzuführen, da sämmtliche Wahlmänner
des Bezirks bei der Wahl der Abgeordneten deshalb zurückgewiesen waren. Hr. Lehnert schrieb zurück, daß er das nicht könne, wenn Dr. Goldstücker nicht in Berlin anwesend sei. Der Magistrat möge
deshalb dafür sorgen, daß das Ausweisungsdekret gegen G. durch die Polizeibehörde zurückgenommen werde. Dr. Goldstücker ist aber noch immer ausgewiesen und war bei der Nachwahl der Wahlmänner nicht
zugegen.
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X
] Berlin, 28. Febr.
Die bei Gelegenheit unserer gestrigen Beschreibung der Sitzungssäle gemachte Bemerkung, daß der Raum zu einem Centrum fehle, ist auch von vielen
Abgeordneten wahrgenommen worden und es wird wahrscheinlich demnächst ein Antrag eingebracht werden, diesem Mangel abzuhelfen. Man geht nämlich von dem Gesichtspunkte aus, daß dabei der absichtliche
Plan zum Grunde liege, die Bildung eines Centrums überhaupt zu vereiteln und die Kammer nur in eine Rechte und Linke getheilt zu erhalten. Gelänge dies, so würde es allerdings zur Stärkung der Rechten
beitragen, der sich viele Unentschiedene, namentlich auch die Neueingetretenen angeschlossen haben, da sie Anstand nehmen, der Linken, in der auch die Steuerverweigerer etc. sitzen, anzugehören.
Bildet sich aber ein Centrum, so werden demselben starke Parteien, sowohl von der rechten wie von der linken Seite zufallen, dergestalt, daß dies Centrum in allen wichtigen Fragen den Ausschlag geben
müßte. Seine allgemeine Haltung würde nach Lage der gegenwärtigen Verhältnisse und Personen höchst wahrscheinlich eine vorwiegend oppositionelle werden, immer aber würden seine verbundenen Mitglieder
ganz anders stimmen als jetzt in der Spaltung zwischen rechter und linker Seite. Freilich müßte die Bildung des Centrums selbst dann anders geleitet werden, als jetzt durch Grabow, welcher, auf dem
Vereinigten Landtage zur äußersten Opposition gehörend, in den Novembertagen die vorsichtige Rolle eines Vermittlers mit der Krone anstrebend, jetzt mit Männern wie Harkort, v. Bodelschwingh u. A. die
er früher auf Tod und Leben bekämpfte, eine Koalition intendirt.
Die linke Seite der Volkskammer, welche bisher ihre Fraktionsversammlungen bei Jaraschowitz in der Markgrafenstraße hielt, verlegt dieselben nunmehr nach der Konversationshalle am Dönhofsplatz,
dicht neben ihrem Sitzungshause. Schräg gegenüber in der Stadt London versammelt sich die rechte Seite. Die Herren-Kammer, wie man hier kurzweg die erste zu nennen anfängt, versammelte sich bis jetzt
ungetrennt bei Mielentz. Gestern Abend hat aber ein Zwiespalt über das absolute Veto 50 zum Austritt bewogen, und damit scheint der Anlaß zur Bildung einer linken Seite gegeben, als deren Führer
vielleicht, Herr v. Saucken-Tarputschen, einer der Oppositionsmitglieder der Vereinigten Landtage, auftreten wird. In der rechten Seite ist Herr Professor Stahl am einflußreichsten. Von einer
genaueren Schattirung der Parteien läßt sich noch nichts melden.
Von der linken Seite der zweiten Kammer wird der Antrag beabsichtigt, die Billets zu den Tribünen wieder durch das Büreau, wie zur Zeit der Nationalversammlung, vertheilen zu lassen. Jetzt
geschieht es durch Staats- und städtische Behörden, in letzterer Beziehung durch den Magistrat.
In einem jüngst abgehaltenen Ministerrath ist beschlossen worden, daß das Militär, sobald irgendwo Unruhen ausbrächen, sofort alle Waffendepots und somit auch alle Waffenläden zu besetzen und
respekt. in Beschlag zu nehmen habe. Es scheint dieser Beschluß mit besonderer Rücksicht auf die Kammereröffnung gefaßt zu sein, da man bei dieser Gelegenheit, wie wir meldeten, Unruhen
befürchtete.
Die Kündigung des dänischen Waffenstillstandes bestätigt sich vollkommen, trotz der in der Thronrede ausgesprochenen Friedenshoffnungen. Gestern ist ein Courier aus Petersburg angekommen, der
hierauf bezügliche Depeschen überbrachte. Unverbürgter Weise theilen wir mit, daß darin auch zugleich die entschiedene Aufforderung an die Regierung gerichtet gewesen sein soll, allen neuen
Forderungen der Kammern mit Nachdruck entgegen zu treten.
Gestern Abend wurde dem Feuilletonisten der Neuen Preußischen Zeitung, Hrn. Eichler, in dem Jaroschewitz'schen Lokal von Anwesenden der Vorwurf der Spionerie gemacht, da man seine
Anwesenheit allerdings schwer aus Sympathien zu erklären vermochte. Der edle Kreuzfahrer suchte den Beweis seiner Unschuld dadurch zu erbringen, daß er eine Weinflasche auf den Köpfen drei ganz
Unbetheiligter zerschlug und Einen erheblich verletzte. Schutzmänner bemächtigten sich endlich des ritterlichen Kämpfers und beraubten dadurch die Neue Preußische seiner schätzenswerthen
Mitwirkung.
Die Linke der Volkskammer, welche zuerst und prinzipaliter für von Unruh, eventualiter aber zum großen Theil auch für Grabow bei der Präsidentenwahl zu stimmen entschlossen war, ist in Folge
gestriger Vorgänge, in so fern von diesem Vorhaben wieder abgegangen, als sie für Grabow einen anderen Kandidaten aufstellen will. Hr. Grabow stimmte nämlich gestern in einer nicht unwichtigen
Formfrage mit der Rechten, wo er unbeschadet seiner politischen Meinung eben so gut hätte mit der Linken gehen können.
Gestern Nacht wurde vor dem Hotel du Nord einem dort wohnenden mißliebigen Abgeordneten der Rechten eine Katzenmusik gebracht, welche Konstabler störten.
Bei der vorgestern stattgehabten Nachwahl im Teltower Kreise, kam der Dr. Lövinson, als einer der extremsten Köpfe von den Volksversammlungen des vorigen Jahres bekannt, mit auf die engere Wahl und
erhielt 105 Stimmen! Es ist das gewiß ein starker Beweis für das Fortschreiten der demokratischen Ideen, wenn sie selbst jenen Kreis infiziren. Es darf außerdem bemerkt werden, daß, während bei der
ersten Wahl der konservative Kandidat eine Majorität von 167 Stimmen hatte, bei dieser Nachwahl nur 125 Stimmen als Majorität aus der Urne hervorgingen.
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Berlin, 28. Febr.
Die elektro-magnetischen Telegraphen, die in der ganzen preußischen Monarchie die bisherigen Telegraphen ersetzen sollen, sind auf der Route zwischen Berlin und
Frankfurt völlig im Gange. An den einzelnen Stationen sind preußische Beamte angestellt. In Kassel ist der Stationsort auf dem dortigen Bahnhofe. Zwischen den beiden Endpunkten, Berlin und Frankfurt,
sind fünf Stationspunkte, in Köthen, Halle, Eisenach, Kassel und Gießen. Bei jedem dieser letzten fungiren zwei Tele-
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graphisten, im Ganzen also, mit den an den Endpunkten in Berlin und Frankfurt beschäftigten, 14 Unter-Beamte, die einen gemeinsamen Telegraphen-Direktor über sich haben. Neben der kurhessischen
Regierung ist auch Privaten auf der ganzen Linie von den verschiedenen Stationspunkten aus die Benutzung dieser telegraphischen Anstalt zu Korrespondenzen gegen Entrichtung von Gebühren erlaubt.
‒ Die N. Pr. Ztg. hatte bekanntlich in verschiedenen Artikelchen ihres wahrheitsliebenden Zuschauers darauf aufmerksam gemacht, daß Herr Mylius den Demokraten „nicht mehr
pumpen,“ ja nicht einmal sein Lokal zu den Parteiversammlungen der Linken hergeben wolle, da der Ruf seines Hauses darunter leidet, etc. Hr. Mylius hat nun in verschiedene Berliner Zeitungen
folgendes Inserat einrücken lassen, das zugleich die Wahrheitsliebe des Kreuzblättchens in's rechte Licht stellt:
Die neue Preußische Zeitung hat mehrere Artikel über mein Haus zum Besten gegeben, jedoch meinen Entgegnungen die Aufnahme verweigert. Ich erkläre, daß diese Artikel in jeder Beziehung
Unwahrheiten enthalten.
W. Mylius.
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14
] Hamburg, 27. Februar.
Der hochwohlweise Senat von Hamburg, eine Korporation von Zöpfen und Patriziern, wollte nach dem Vorbilde der übrigen gottbegnadeten Regierungen
Deutschlands, die deutschen Grundrechte nicht einführen. Welche Mühe sich diese Zöpfe geben! Die Grundrechte sind in den Herzen des Volkes schon lange lebendig gewesen, es bedarf des Papieres nicht;
es lacht über die albernen Pfuscher, die die „Grundrechte“ hundert und hundert Mal destilliren, beschränken, diskutiren, mit der bestehenden Gesetzgebung und den örtlichen Verhältnissen
in Einklang bringen wollen, um nur Zeit zu gewinnen, daß sie gar nicht ins Leben treten.
Die hiesigen Vereine drangen daher auf sofortige Proklamation der Grundrechte ohne Verkürzung und Verklausulirung. Am vergangenen Sonntage hatte das Centralcomite der verbundenen 12 Vereine eine
Feier der Einführung dieser Grundrechte in dem Circus der Vorstadt St. Pauli veranstaltet, die zahlreich besucht war, sogar von einigen eingeladenen Senatoren und der Hamburger Constituante. Von der
Voraussetzung ausgehend, daß das Volk, der „Pöbel,“ nur eine Bande von Ruhestörern und Spektakelmachern sein kann, von „Räubern und Mordbrennern,“ hatten die Senatszöpfe
eine Proklamation erlassen, daß sie genöthigt seien, zur Aufrechthaltung der „Ruhe und Ordnung“ geeignete Sicherheitsmaßregeln zu treffen. Diese bestanden in der Mobilmachung von einigen
Tausend bewaffneten Soldaten und Bürgermilitär. Die Hanseaten bezogen die Wachen mit Sack und Pack, das Bürgermilitär marschirte den ganzen Tag in Colonnen durch die Straßen, als wenn eine Revolution
ausbrechen sollte; das in Altona garnisonirende 4. Badenser-Bataillon war auf den Beinen und mit den in Haarburg liegenden Altenburger und Hannoverschen Reichstruppen hatte man die Verabredung
getroffen, daß sie auf ein von einer Hamburger Kirche aus gegebenes Zeichen (Raketen) die in Haarburg bereit liegenden Dampfboote besteigen und rasch nach Hamburg segeln sollten. Ohne Zweifel war es
Absicht dieser Zöpfe, Unruhen hervorzurufen und Hamburg dann mit Reichstruppen zu beglücken. Aber ‒ das Volk blieb ruhig, unerhört, aber wahr! es blieb ruhig und lachte über das
Ordnungspossenspiel, während das Bürgermilitär in den schmutzigen Straßen umhertrampelte.
Am 26. Abends hatten die demokratischen Republikaner in dem großen Saale der Tonhalle eine Feier zur Erinnerung an die französische Revolution des vorigen Jahres veranstaltet. Ein imposanteres Fest
hat Hamburg noch nicht gesehen. Zur Rechten der Rednertribüne war die rothe Fahne mit der Freiheitsmütze, hinter ihr auf rothen Schildern in goldenen Buchstaben die Namen Barbes, Blanqui, Raspail,
Proudhon und Ledru Rollin, die polnische, italienische, ungarische, französische, amerikanische, deutsche und rothe Fahne auf den Gallerien und hinter der Rednertribüne. Bald hatte sich der Saal
gefüllt Kopf an Kopf. Die Einleitungsrede hielt Th. Hagen aus Hamburg, indem er die Bedeutung des Erinnerungsfestes auseinandersetzte und auf die Wirkungen der französischen Revolution hinwies. Ihm
folgten die Redner Eckermann u. Löwe aus Hamburg, Schramm aus Rheinpreußen, zum Schluß Friedrich Schnake aus Westphalen. Die Reden bewegten sich in dem Thema der „Revolution“, Frankreich
und Deutschland, die Jugend und der Arbeiterstand, die Verbrüderung der revolutionären Völker unter dem Symbole der rothen Fahne. Beifallssturm unterbrach sehr oft die Redner. Abwechselnd
sangen die zu dem Feste geladenen Chorsänger des Stadttheaters unter Begleitung des Publikums. Nach 11 Uhr begann das Banquet. Trinksprüche wechselten ab mit Gesang und Musik und die ernste Haltung
machte der Fröhlichkeit Platz.
Th. Hagen brachte ein Hoch der französischen Nation, Fr. Schnake den beiden jungen italienischen Republiken Rom und Toskana und der Wiener Legion, Schramm Kossuth und den Ungarn. Ein Ungar dankte
im Namen seines Volkes, ein Franzose sang unter jubelndem Beifall ein französisches Lied. Man muß sie gesehen haben, diese Scene, um die Stimmung zu begreifen, die in der Versammlung an diesem Abende
herrschte. Auf Stühlen und Tischen standen Männer und Frauen, gespannt dem Liede zuhörend, das der Sänger mit der seinem Volke eigenthümlichen Lebendigkeit vortrug. Trinksprüche folgten auf die
nordalbingische Republik, auf Polen, auf die Verbrüderung der für die Freiheit kämpfenden Völker, ein Hoch den Gästen auf den Gallerien, die bis zum Schluß des Festes (Nachts 3 Uhr) gefüllt blieben.
Ein Wiener dankte für den Trinkspruch auf die akademische Legion, die wieder „auferstehen“ werde, wenn das Volk sich erhebe, die Fesseln der Knechtschaft zu zertrümmern.
Auch für diesen Abend hatte der Senat der „freien“ Republik Hamburg seine „Sicherheitsmaßregeln“ getroffen. Um Mitternacht erschienen aber viele der Sicherheitsmänner
vom Bürgermilitär im Saale, um an dem Feste Theil zu nehmen, von der Versammlung freudig begrüßt.
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@facs | 1302 |
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*
] Hadersleben, 27. Febr.
Ein dänisches Truppenkorps von 20 bis 30,000 Mann konzentrirt sich in und um Kolding. Fredericia wird befestigt und es ist dort Quartier für 6000
Mann angesagt.
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@facs | 1302 |
Aus der Provinz Preußen, 24. Febr.
In den größeren Städten unserer Provinz soll nun mit Nächstem auch das Institut der Schutzmannschaften nach Art der Berliner Constablers
errichtet werden. In Danzig soll zunächst der Anfang gemacht werden, die Organisation der Schutzmänner ist dort bereits im Werke und es sollen zum 1. April vorläufig 150 derselben bestellt werden.
Sodann wird in Königsberg und Elbing das Gleiche geschehen. ‒
‒ Der Grenzverkehr mit dem russischen Polen ist auf sein Minimum herabgesunken, da nach einer neuern Verfügung, die Pässe erst in Berlin von dem russischen Gesandten visirt werden müssen,
wofür dieser in jedem einzelnen Falle die Genehmigung der Kaiserlichen Statthalterschaft in Warschau nachsucht, und sie wird nur in sehr seltenen Fällen ertheilt. Wegen der Verletzung des
Briefgeheimnisses, nehmen im Königreiche Polen viele Personen sich jetzt gar nicht mehr die Mühe ihre Briefe zuzusiegeln. ‒
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@facs | 1302 |
[
*
] Wien, 26. Febr.
Auch in Mähren wird bereits in mehreren Gegenden die Rekrutenstellung verweigert. Nach den betreffenden Ortschaften sind deshalb beträchtliche
Truppensendungen abgegangen, um die sogenannte „Ordnung“ herzustellen. Es sind wieder 2 Personen wegen Verheimlichung von Waffen eingezogen und die Eine davon heute früh erschossen, die
Andere zum Kerker begnadigt worden. In Betreff der Reorganisation Ungarns soll nun das Ministerium beschlossen haben, Kroatien und Slavonien, die serbische Woywodschaft und Siebenbürgen von Ungarn
loszureißen und als selbstständige Provinzen mit Oesterreich zu vereinigen, das übrigbleibende Ungarn aber ebenfalls als selbstständiges Ganze einzurichten, das mit dem Gesammtstaat durch die Einheit
des Militärwesens, der Finanzen und der Zölle zusammenhängen soll. Zu dieser Reorganisation will das Ministerium eben die früher erwähnten ungarischen Vertrauensmänner zusammenrufen.
Die Finanzlage Oesterreichs wird immer verwickelter. Rothschild und Sina haben die Kontrahirung der Anleihe definitiv abgelehnt.
Gratz scheint gesegnet mit gouvernementaler Willkühr. Auf eine in einem Privatbrief eines Ministers entwickelte Ansicht hin thut das Landespräsidium kund, daß jeder einzelne Student, der sich einer
politisch verdächtigen Handlung schuldig mache, und wenn es mehre sind, die ganze betreffende Abtheilung von den Studien ausgeschlossen werden würde, sowie, daß das Tragen auch einer Spur der
Legionskleidung und jeder auffallenden Kleidung überhaupt verboten sei. Es fehlt neben dieser negativen Kleiderordnung nur noch die positive Angabe über den erlaubten Rock- und Hosenschnitt.
Auf dem Lande in Steiermark sind ebenfalls auf amtlichem oder geheimem Wege, d. h. unter der Privatadresse des betreffenden Beamten, diese angewiesen, die Verbreitung der von den Abgeordneten
mitgetheilten Beschlüsse des Frankfurter Parlaments möglichst zu hintertreiben.
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@facs | 1302 |
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*
] Weimar, 26. Febr.
So ist denn hier endlich das Geschwornengericht in's Leben getreten. Heute wurden nämlich die ersten Assisen bei uns eröffnet.
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@facs | 1302 |
Altenburg, 27. Februar.
Gestern Nachmittag war die hiesige Stadt leider wiederum der Schauplatz höchst bedauerlicher Exzesse. Einige Schneidergesellen hatten an die Thüre ihrer
Wohnung das Wort: „Republik“ geschrieben. Mehre königl. sächsische Soldaten stellten sich mit blanker Waffe vor jener Thür auf und hieben, als der eine der Schneidergesellen die Thür
öffnete, auf denselben dermaßen ein, daß er schwer verletzt wurde. Hierauf entspann sich zwischen den mit Bügeleisen und Stemmhölzern bewaffneten Schneidergesellen und den Soldaten ein Kampf, bei
welchem einer der Erstern einen Hieb über den Leib, einer der Letzteren aber einen gefährlichen Wurf mit einem Bügeleisen an den Kopf erhielt. Der in diesem Hause wohnende Seilermeister Kreil will,
von diesem Tumult aufgeschreckt, nachsehen, was passire, und eilt die Treppe hinauf. Auf derselben kommen ihm die Soldaten lärmend entgegen und hauen, nachdem er nur die Worte: „Meine Herren,
was ist denn das?“ zu ihnen gesprochen, dermaßen auf ihn ein, daß er, an Kopf, Schulter und einer Hand schwer verletzt, besinnungslos zu Boden stürzt. Auch mehre Nachbarn, die herbeigeeilt
sind, werden mishandelt und zum Theil ebenfalls verletzt. Begreiflicherweise verbreitete sich dieser Vorfall im Nu durch die Stadt, welche dadurch in die größte Aufregung versetzt ward. Die
neugewählten Stadtverordneten, zu derselben Stunde zu ihrer Konstituirung auf das Rathhaus berufen, begaben sich in corpore nach dem Schloß, um beim Herzog oder den Ministern, deren Sitzungszimmer
sich im Schlosse befindet. Schutz zu suchen, fanden jedoch die Thore desselben bereits geschlossen und mußten unverrichteter Sache wieder abziehen, da der Herzog verreist war. Sie begaben sich darauf
zu den Ministern und erlangten durch deren Vermittelung wenigstens so viel, daß die durch Allarmsignal auf dem Markte zusammengezogenen Soldaten kurz darauf wieder zurückgezogen wurden und nur einige
Kompagnien wegen eines etwaigen Tumults in der Nacht beisammen blieben. Die Stadtverordneten beschlossen später noch, eine Adresse an die beiden königl. sächsischen Kammern zu richten, darin die
Vorfälle des Tages wahrheitsgetreu darzustellen und die Kammern zu ersuchen, sich für schleunigste Zurückziehung der sächsischen Truppen aus Altenburg energisch zu verwenden. Die berichteten Vorfälle
stehen leider nicht ganz vereinzelt da.
[(D. A. Z.)]
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224
] Aus Franken, Ende Februar.
Was die „echten“ Baiern an Ihrem Blatte am meisten verdrießt, ist erstens, daß wir in demselben gar zu wenig unser
patriotisches Blauweisthum neben unserm verschwägerten nachbarlichen Schwarzweißthum vertreten finden; zweitens, daß Sie unsern biedern Reichsmax immer nur in letzter Reihe den übrigen Reichschefs auf
einem Bocke nachhinken lassen! Diese irrige Angabe muß ich aber gleich Anfangs dahin berichtigen, daß der Reichsmax ‒ zu seinem Lobe sei es gesagt ‒ schon seit geraumer Zeit nicht mehr
auf einem Bocke, sondern auf einem stolzen andalusischen Rosse einhertrabt, der Edelste der Edlen! Müßte er doch nicht jene berühmte Reiterin zur „platonischen“ Mutter gehabt haben,
welche nebenbei gesagt, gegenwärtig in London mit Herrn Peel jun. „ihre diplomatischen Familienverhältnisse“ ordnet.
Bei uns in Franken sind die demokratischen Lehren auf einen fruchtbaren Boden gefallen. Schon hat die Demokratie von dem Gipfel des Spessart an bis zu dem des Fichtelgebirges ihr siegreiches Panier
entfaltet! Dies zeigte sich bei den jüngsten Wahlen, da von diesem Länderstriche fast lauter Demokraten in die Kammer gesandt wurden. Der Mittelpunkt der demokratischen Vereine und Ausschüsse ist die
Stadt Fürth bei Nürnberg. Auf der großen Fürther Heide war es auch, wo im Laufe des vorigen Jahres alle größeren Volksversammlungen in Baiern abgehalten und von der durch und durch demokratischen
Bevölkerung jener Gegend zahlreich besucht wurden. Die wichtigste Stadt für die Demokratie in Franken ist aber die Stadt Bamberg. Von den 24,000 Einwohnern derselben, sind an zwei Drittheil
revolutionär-demokratisch, und auch von den Uebrigen kommen noch täglich mehr zu uns herüber. Trotzdem, daß man die arme Stadt mit allen denkbaren Strafen heimsucht, welche
königlich-gottbegnadete-blauweiße Stadtkommandanten erdenken können, heimsucht trotzdem, daß man die Gassen dieser Stadt mit Soldaten und Kanonen buchstäblich vollpfropft (es sind dort allein 6
Batterien schon 4 volle Monate lang auf dem „Durchmarsche“ begriffen; ohne noch das andere Ende Bambergs erreicht zu haben!); trotz alledem erstarkt der revolutionäre Volksgeist dort
immer mehr. Unter dem Schutze dieser Kanonen hat sich der reaktionäre Ingrimm an den Demokraten auf alle Weise zu rächen gesucht. Da wurde kein Unterschied gemacht zwischen Mann und Weib, Jung und
Alt. So schmachtet schon seit 6 Monaten Assessor v. Reider, ein 70jähriger kränkelnder Greis, sammt seinem Sohne im Kerker. Professor Dr. Wirth wurde erst nach 4monatlicher dumpfer Haft gegen Caution
entlassen, und noch eine Masse Bürger sitzen entweder im Gefängniß, oder haben sich, um diese baierischen Paradiese zu vermeiden, ins Ausland begeben.
Vor einigen Wochen wurde auf eine elende Denunziation hin der Dr. med. v. Schallern, auf die brutalste Weise verhaftet, indem ihn der Büttel am hellen Tage auf offner Straße plötzlich anfiel, beim
Kragen packte (buchstäblich) und so unter großem Skandal in den Kerker schleppte. Mit ihm zugleich ein Schneidergeselle, der sein Begleiter gewesen sein soll! Nach zwei Wochen wurde von Schallern
wieder auf freien Fuß gesetzt, und zwar auf höhere verwandtschaftliche Vermittlung, (sein Schwager ist der königl. baierische Gesandte am russischen Hofe) während der arme Schneidergeselle, der leider
keiner so hohen Protektion sich erfreut, gewiß aber, wenn überhaupt von Schuld die Rede sein könnte, der Unschuldigste von Beiden wäre, noch heute vergebens auf seine Loslassung wartet!
Flüchten mußten Dr. Heinkelmann, weil er sich am Frankfurter Demokratenkongresse betheiligt hatte! Carl Heger, Redakteur des eingegangenen „Fränkischen Merkurs,“ sammt der Verlegerin,
der Frau von Ecker-Eckhofen, weil sie dieses Blatt, wie die Anschuldigung lautet, „zum Tummelplatz des wüthendsten Republikanismus gemacht hatten,“ was die offizielle „Neue
Münchnerin“ ganz naiv als ihr Verbrechen angibt. Dann Dr. med. Ott.
Ausgewiesen wurden: Dr. med. Brendt, weil er einen „Schmähbrief“ gegen Eisenmann geschrieben. Ein Arzt aus Bamberg fiel auf den Frankfurter Barrikaden, ein anderer starb in Folge der
daselbst erhaltenen Wunden. Aber, wie gesagt, dadurch ist die Demokratie in Bamberg nicht überwältigt worden, im Gegentheil macht sie immer mehr Fortschritte und hat schon einen großen Theil des
Landvolks ergriffen. Kein Wunder, daß die demokratische Partei ihre sämmtlichen 8 Kandidaten zur 2. Kammer durchsetzte. Dafür wurde denn aber auch die gute Stadt einige Tage darauf unter dem nichtigen
Vorwand von Raufereien zwischen Civil- und Militär, mit dem Belagerungszustand bedroht.
Nach Bamberg kommt Erlangen, eine wichtige Stadt, sowohl wegen der vielen demokratischen Elemente daselbst, als auch wegen ihres Einflusses auf das Land. Es gibt dort mehrere demokratisch gesinnte
Vereine (der Titel „demokratisch“ ist in Baiern bei 100 Thlr. Strafe verboten!) als da sind: Arbeiterverein, Volksverein, Demokratische Studentenverbindung. An der Spitze der dortigen
Demokratie stehen die beiden Herder, Sohn und Enkel des bekannten Herder.
Auch die Stadt Nürnberg hat viele demokratische Elemente, namentlich unter dem niederen Gewerbestande, andrerseits gibts dort auch eine freche Bourgeoisie, die eine Masse von Personen in
Abhängigkeit von sich zu erhalten weiß.
Wie es um die Gesinnungen der Landbewohner Oberfrankens, besonders derjenigen auf der großen Strecke zwischen Bamberg, Kronach und Kulmbach steht, brauche ich Ihnen kaum zu sagen. Sie
erinnern sich wohl, daß sie im vorigen Sommer sich zu Tausenden erhoben, ringsum die Schlösser und Burgen ihrer alten Blutsauger, der adeligen Krautjunker, vom Erdboden vertilgten, jene Junker mit
ihren Henkersknechten, den Beamten, sammt und sonders vertrieben. Abgeschnitten von allen Hülfsquellen, ganz isolirt in dem „treuen“ Bayern, hielten sie sich dennoch 2 volle Monate lang
gegen eine große Masse Soldaten und wurden endlich von der Uebermacht erdrückt. Für die bewiesene Hartnäckigkeit rächten sich denn auch die Junker mittelst der Söldlinge auf die brutalste,
abgefeimteste Weise.
Als sprechendsten Beleg führe ich eine Stelle aus dem Briefe eines Subjektes, des gottbegnadeten Kadetten K. an, die wörtlich also lautet: „die Hunde haben uns lange genug gefoppt, zwei
haben wir jetzt zusammengeschossen; wenn wir einen bei heiler Haut kriegen, so knebeln wir ihn, die Arme auf den Rücken, binden ihn so an die Hufeisen unserer Pferde und sprengen dann, in der einen
Hand das gespannte Pistol, im Galopp davon durch Dick und Dünn. Der größte Spaß dabei ist dann, die Kerle zappeln zu sehen, wie sie nicht selten sich durch die Sümpfe schleifen lassen, wo ihnen dann
ein derber Stoß mit dem Fuße famos wieder auf die Beine hilft!“
Dieser hoffnungsvolle Jüngling ist denn auch alsbald zum Lieutnant avancirt. Die armen Gefangenen, oft ganze Dörfer, schmachten schon ein halbes Jahr ohne Urtheil im Gefängniß, der peinlichsten,
martervollsten Inquisition eines einzigen Wüthrich's heimgegeben, der sogar in seiner sonst so frommen Heimathsstadt nur der „rothe Scharfrichter“ titulirt wird. Trotz dieser
massenhaften Einkerkerungen hat man doch nicht den Geist der Unruhe beschwichtigen können und schon jetzt regt er sich wieder, weshalb am 12. Februar in aller Eile 4 Compagnieen der Garnison Bayreuth
nach der „bedrohten“ Gegend aufgebrochen sind. Das kommende Frühjahr wird daher hier wie in ganz Franken mit Sehnsucht erwartet als der Phönix einer neuen Zeit.
Französische Republik.
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@facs | 1303 |
[
12
] Paris, 28. Febr.
Das große Bankett zur Feier der Februar-Revolution ist von ungemeiner Bedeutung. Das Journ. des Debats so wie der Constitutionnel räumen diese
Wichtigkeit ein, indem sie dieselbe auf ihre Weise auffassen. Ihren Aeußerungen zufolge hatte das Fest einen doppelten Zweck; erstens die Feier der Februar-Revolution, zweitens die Feier der nunmehr
gestifteten Vereinigung zwischen den Montagnards und der sozialistischen Partei. Den ersten Schritt zu dieser Vereinigung hat der „Berg“ selbst gethan, und zwar durch das Organ
Ledru-Rollins. In seiner Rede schon hat Ledru-Rollin dieses hinlänglich hervorblicken lassen; mehr noch geschieht dies in seinem Journal „la Revolution democratique et sociale“, wo er
eingesteht, daß mit der Politik nichts mehr anzufangen sei, daß man mit Gewalt aus den sogenannten politischen Ideen heraustreten müsse, um dem Kapital vor allen Dingen den Krieg zu erklären.
In diesem Bankett waren, wie gesagt, die Arbeiter, wie sie sich in Associationen abgetheilt haben. Diese Associationen haben bekanntlich zum Zweck den gemeinsamen Betrieb dieser oder jener
Industrie-Branche. Anfangs warf man sich in diese Associationen mit allem Feuereifer, in der Hoffnung, sich durch dieselben vom Kapital losreißen zu können. Jeder Arbeiter brachte als Einlage-Fonds
seine spezielle Geschicklichkeit, seine Händearbeit und das wenige Geld, das er durch Verpfändung seiner entbehrlichen Kleidungsstücke und sonstiger Gegenstände ziehen konnte. Während der Zeit, daß
man beschäftigt war, die Vorrichtungen zur Begründung dieser Gesellschaften zu treffen, vergaß man Politik, vergaß man Napoleon, vergaß man Italien und Ungarn. Durch die weitere Entwicklung dieser
Gesellschaften hat sich aber wieder ein zweifaches Resultat herausgestellt: nämlich jede einzelne Gesellschaft ist an einem Punkt angelangt, wo sie an das Kapital anstößt, wo sie des Kapitals bedarf,
nicht allein zum Betriebe und zur Fortführung ihrer eigenen Geschäftsthätigkeit, sondern auch des Kapitals, womit sie den andern in dieselbe Branche einschlagenden Betrieben gebietet. Aber auch das
genügt nicht. Ihre Industrie sieht sich auf einmal in Verbindung gesetzt, oder vielmehr abprallen an der Bank und den öffentlichen Staatspapieren, und wenn man wirklich auch diese Schwierigkeit
überwände, und wenn wirklich die Association wie ein großer Bourgeois dastände, mit einem Fuße in der Bank mit dem andern Fuße im Proletariate, dann kommt auf einmal die auswärtige Bank, die
auswärtige Industrie, das fremde Geld, das in Paris ebenfalls Cours hat und schleudert sie gänzlich ins Proletariat. Dies für eine einzige Industrie, ich meine für eine einzige Association. Nun tritt
aber etwas weit schlimmeres noch ein. Die verschiedenen Associationen bestehen nebeneinander, und statt in einander eingreifen zu können, sind sie gegenseitig sich hinderlich.
Da kam zwar Proudhon mit seiner banque d'change, mit seiner Tauschbank und Volksbank, wo es heißt: Ihr Schuhmacher und Schneider u. s. w., ihr wechselt zwei Schuhe gegen Kleider aus; ihr
braucht die Bank nicht; ihr könnt euch untereinander selbst helfen. Aber die einzelnen Associationen, die in ihrer Praxis schon weiter gekommen, die schon an dem Kapital und mit dem Kapital bei der
matière première im weitesten Sinne angelangt sind, lachen natürlich über die Krämerbude des Hrn. Proudhon. Diese Krämerbude, sagen sie, mag wohl gut für ein Kloster, für eine geistliche
Kongregation sein, die neben ihrer Betriebsamkeit noch den Betrieb der Religion hätte, von welcher sie die matière première zieht. Aber wie kann eine Association einer Kongregation
gleich gesetzt werden, die mit allen Voraussetzungen der alten Gesellschaft gebildet, dieselbe nicht allein bestehen läßt, sondern von ihr gerade dadurch ihr Lebenselement und ihren Lebensunterhalt
zieht, daß sie den Gegensatz in der alten Gesellschaft, das feindliche Gegenüberstehen zweier Klassen, gutheißt und heilig spricht?
Nun kömmt zwar Considerant und bietet statt der Congregations-Buden seine Phalansterien an; aber die Arbeiter, weit entfernt auf diese Phalansterien einzugehen, überlassen dem Herrn Proudhon die
Sorge, sie „theoretisch“ zu bekämpfen. Während nun gerade die Arbeiter in der weitern Fortbildung ihrer Associationen an den bestehenden politischen Verhältnissen stille stehen, während
ihre Anfangs soziale Verbindung sie zu politischem Verständnisse der jetzigen Sachlage geführt, während sie einsehen, daß das Hinderniß, woran sie scheitern, die jetzt bestehenden politischen
Verhältnisse, mit den politischen Verhältnissen der andern Staaten zusammenhängen, hat der sie vertretende politische „Berg“ den umgekehrten Weg eingeschlagen. Die Arbeiter sind durch
ihre soziale Stellung politisch gebildet worden: die politischen Stellvertreter sind, weil sie stets in ihren politischen Plänen gescheitert, genöthigt worden, ihre jetzige Stellung sozial
aufzufassen: und Arbeiter und Deputirte haben sich an dem großen Bankett der Februarrevolution gegenseitig verständigt: der soziale Krieg, d. h. der Krieg gegen alle Bourgeois- und Feudal-Herrschaften
in allen Ländern, das ist die Lösung der sozialen Frage, das war das Losungswort in allen vorgebrachten Toasten.
Ledrü-Rollin hat die Reihe der Toaste eröffnet mit einem Toaste auf die Macht der Februaridee. Ehe er auf diese Idee speziell eingeht, gedenkt er aller Derjenigen, die für die Idee im Juni
gefallen, oder noch in den Pontons schmachten.
Ehre unsern gefallenen Brüdern, den heldenmüthigen Vertheidigern der Februaridee! Ehre allen denen, die im Gefängnisse oder auf den Galeeren büßen müssen für ihren Glauben an die Republik; Ehre
ihren verlassenen Frauen und Kindern, die Hungers sterben!… Sehen wir den Weg, welchen die Idee vom Februar durch Europa gemacht hat, alsdann finden wir einen Gegenstand des Trostes in der
allgemeinen Umwälzung, zu der sie den ersten Anstoß gegeben hat.“
Nun zeigt Ledru-Rollin in einer glänzenden Schilderung die allgemeine Bewegung in Deutschland, Ungarn und Italien, und verweilt mit besonderem Wohlgefallen bei dem siegreichen Rom und Florenz.
„Ihr fürchtet die Armee?“ fährt er fort. „Das Volk von Paris hat die Armee besiegt. Die Armee ist sozialistisch; sie braucht nur einen Monat in Paris zu verweilen und sie
theilt unsere Ideen. Nun kommen zwar die Leute der Regierung und sagen: wir müssen die „verpesteten Regimenter“ aus Paris entfernen. Die „verpesteten Regimenter“ verlassen
wirklich Paris und bringen die sozialistische Pest in die Departements. Das, was ihre Macht begründete, ist jetzt das Werkzeug zur Vernichtung ihrer Macht geworden… Wenn es sich bloß um
Frankreich handelte, dann hätten wir allerdings Ursache, ungeduldig zu werden; aber heutigen Tags handelt es sich um ganz Europa. Wenn jetzt Frankreich sich abermals erhebt, und zum letzten Male, dann
müssen alle Throne, alle Aristokratien der Welt, alle Privilegien, alle Ausbeutungen jeder Art mit einem Schlage von der Oberfläche der Erde verschwinden. Gewiß das Warten ist schrecklich für
Leute, die wahrhaft leiden und darben, für ganze Gegenden, welche der Hunger dezimirt. Wahrlich ich schaudere, wenn ich daran denke; es ist mir schrecklich, Euch sagen zu müssen: Geduld … Was
wir verlangen, das ist die Abschaffung des letzten Leibeigenthums, das ist der Sieg des Proletariats. Die Regierung mit ihrer Armee vermag diese Frage nicht zu lösen. Wir wollen sie lösen: aber noch
Geduld! Resignation!“
Felix Pyat brachte einen Toast aus auf die Bauern. Er weist nach, wie der Bauer unterdrückt ist vom Kapitalisten, vom Grundherren, welche sich die Erde dienstbar gemacht haben, statt ihr, wie der
Bauer zu dienen. „Sie wohnen nicht auf der Erde, sie lasten auf ihr; sie haben das Vaterland verkauft; die Entschädigung der Milliarde, das war der Judaspfennig, um den sie es verrathen
und verkauft haben. Aber Judas, nachdem er das Geld bekommen, hat sich aus Schaam aufgeknüpft; unsere Grundherren sind dafür tanzen gegangen. Und was thatet Ihr, arme Bauern, während die Adligen mit
den Alliirten Euer Geld vertanzten; Ihr jammertet in Eueren Hütten, Ihr bewahrtet in Euerem Herzen den Haß gegen Aristokraten und Könige. Sie waren und sind die Mitschuldigen derjenigen, die Eure
Söhne getödtet, Euer Blut vergossen, und sie haben Euch noch zu guter Letzt den letzten Sou aus der Tasche gestohlen, um ihn zu vertanzen. Das war die Verwendung der Milliarde die Ihr bezahlt
habt.“ Das Journal des Debats hütet sich weislich, diese Stelle zu reproduziren; es gibt nur diejenigen Stellen, wo von den schwarzen Kleidern der Städtebewohner die Rede ist, „die
ungemein weiß sind.“ Er forderte ferner die graue Blouse auf, sich mit der „blauen Blouse, den Arbeiter sich mit dem Bauer, und umgekehrt zu vereinigen.“ Es handelt sich um die
gemeinsame Sache der Arbeit. Von Euch hängt es ab, Königthum und Aristokratenthum, Elend und Unwissenheit auszurotten, und Ihr müßt jetzt bereit sein; denn die Zeit steht vor der Thüre, wo Europa
entweder republikanisch oder kosackisch sein wird. Von Euch hängt es ab, ob wir Republik in Frankreich und Europa haben werden.
„Die Republik, die uns Noth thut, das ist nicht die Republik der Barrot's und Bugeaud's; nicht die nach Innen gewalthätige und nach Außen feige Republik, nicht die halb
bürgerliche, halb militärische Republik, die einen dreieckigen Hut über die Schlafmütze aufsetzt, nicht die Republik, die nach verlornen Königen und Päbsten läuft, sondern die demokratisch-soziale
Republik, worin Ihr das Korn, das Ihr gesäet, essen, und den Wein, den Ihr gebaut, trinken könnt!“
„Von Euch hängt es ab, ob Eure Weiber Euren Kindern die Sprache ihres Vaters, die Worte: Gleichheit und Brüderlichkeit lehren sollen, oder ob die Knute des Kosaken in fremder Sprache ihnen
den Unterschied zwischen Herr und Diener fühlbar machen wird“. Die Rede Pyat's wurde mit außerordentlichem Beifalle aufgenommen; es lebe die Montagne, es lebe Pyat! ertönte es von allen
Seiten. Alle übrigen Redner sprachen sich in demselben Sinne aus: Krieg nach Außen, Solidarität der republikanischen Staaten.“
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@facs | 1303 |
Paris, 28. Febr.
Alle Welt spricht von Italien.
Sämmtliche Morgenblätter beschäftigen sich mit den dortigen Ereignissen, nur der Moniteur beobachtet ein räthselhaftes Stillschweigen über die eingelaufenen Depeschen.
Das Journal des Débats ist weniger geheimnißvoll. Es sagt in einem Postscriptum:
„Wir hören diesen Abend, daß Hr. v. Reiset, erster Sekretär der franz. Legation in Turin gestern in Paris eintraf. Er reist heute wieder dahin ab. Bei seiner Abfahrt von Turin hatte
Gioberti, schon aus dem Ministerium geschieden, auch seine Entlassung als Deputirter eingereicht. In der Nacht vom 23. zum 24. Febr. hatten sich etwa 4000 Menschen varsammelt, um eine Bittschrift zu
Gunsten seines Wiedereintritts in das Ministerium zu unterzeichnen. Das Volk wollte diese Bittschrift dem Könige selbst überbringen und drängte sich an das Eisengitter des Schlosses. Allein die
Bürgerwehr bildete doppelte Reihen und sperrte ihm den Weg. Der Entwurf der Antworts-Adresse auf die Thronrede ist in der Kammerkommission vollendet. Die Kammer verlangt darin die sofortige
Eröffnung des Krieges gegen Oestreich.
Der National sagt: „Die von uns veröffentlichten Details über die Ueberrumpelung Ferraras fanden viele Ungläubige in der Kammer. Das Ministerium wurde deshalb in den Nebengängen zur Rede
gestellt, aber es stand gar nicht an, den Zweifel an der Wahrheit durch die lügenhaftesten Denegationen zu erhalten. Es lag ihm daran, die Interpellationen um 24 Stunden hinauszuschieben. Hierdurch
gewinnt aber das Kabinet nichts. Der östreich. Ueberfall ist keine jener Fragen, die man unter dem dichten Mantel diplomatischen Vorbehalts verstecken könnte.“
[1304]
Pascal Duprat und Andere stellen das Ministerium wegen der neuesten Nachrichten aus Italien zur Rede. Hoffentlich wird ihnen Drouin de Lhuys dieses Mal nicht wieder entschlüpfen.
‒ Die Nachricht, daß Preußen eine starke Truppenmacht nach Baden werfe, um einen angeblichen Einfall polit. Flüchtlinge abzuwehren, erregt hier Aufsehen und dürfte, falls sie sich bestätigt,
zu parlamentarischen Reklamationen Veranlassung geben. Man hält diesen Vorwand hier für eine reine Fabel.
‒ Der Jubel unserer conservativen Presse ist unbeschreiblich. Man höre die Assemblée: „Noch vor dem Monat April wird man eine östreichisch-russ. Armee in Italien, und um
dieselbe Zeit eine preußisch-deutsche (Kaiser) Armee an der Schweizergränze haben, die Neuschatel dem preuß. Königshause wiedergeben und die Wiener Bundesakte von 1815 auch für die Schweiz wieder
herstellen wird. Lord Palmerston weiß das alles sehr genau; er wird sich nicht widersetzen. Er hat durch seinen vorgeblichen Protest gegen die Besetzung der Donaufürstenthümer alles Gewicht
verloren.
‒ Aus dem Ministerium fliegen Kuriere in allen Richtungen. Man könnte glauben, daß Europa an allen Ecken brenne.
‒ Die Minister saßen im Elysée National über drei Stunden. Gegenstand ihrer Berathung war Italien. An der Börse lief das Gerücht, Intervention (in welchem Sinne?) sei beschlossen.
‒ In Lyon (Guillotiere) hat ein demokratisch-sociales Bankett stattgefunden, dem 15,000 Gäste (sage fünfzehntausend) beiwohnten. Die Tafeln waren im Clos du Chemin du Sacré Coeur
unter freiem Himmel aufgeschlagen. (Salut public v. 27. Febr.)
‒ National-Versammlung. Sitzung vom 28. Februar. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast.
Die Ziehung der Monatsabtheilungen durchs Loos nimmt viel Zeit weg.
Es wird 2 Uhr, ehe die Verhandlung beginnt. Noch ist kein Minister auf seinem Platz. Sie sitzen alle im Elysee Bourbon, um über die Intervention in Italien zu berathen.
Victor le Franc stattet im Namen des Wahlgesetzausschusses Bericht über einige Nachsätze zu den gestern behandelten Strafbestimmungen für Wahlbetrügereien u. s. w. ab, die von Tranchard
gestellt wurden. Der Ausschuß trägt auf Verwerfung an.
Tranchard beharrt auf ihnen.
Die Verwerfung wird aber von 359 gegen 260 Stimmen ausgesprochen.
Die Versammlung kehrt zu Artikel 107, wo sie gestern abbrach, zurück.
Er lautet:
„Artikel 463 des Code pénal ist auf obenstehende Vergehen und Verbrechen anwendbar.
Valette trägt darauf an, die Strafen stets auf das Minimum zu reduziren, wenn die Jury mildernde Umstände erkennt. (Ja! Ja! Nein!)
Dieser Zusatz wird angenommen.
Die Artikel 108, 109, 110, 111, 112, 113 und 114 unterliegen fast keinem Widerspruch.
Marrast: Es bleibt nun noch die Departementstabelle übrig. Ich bringe sie hiermit zur Diskussion.
Henry Didier protestirt gegen die Verringerung der Deputirten Algeriens von 4 auf 3, er schlägt im Gegentheile ihre Vermehrung auf 7 vor. (Oh! Oh!)
Der Antrag wird verworfen.
Brunet, Schoelcher und Laussat beantragen eine ähnliche Vermehrung für die übrigen Kolonien.
Lamoriciere unterstützt diesen Antrag, indem er die Deputirtenzahl für Algerien von 3 auf 4 erhöht sehen möchte.
Die Bemühungen Schölcher's, Perrinon's, Dain's etc., die Zahl der Kolonialdeputirten zu vermehren, bleiben fruchtlos.
Sie werden alle verworfen und die Departementstabelle angenommen.
Pory Papy beantragt für jeden Kolonialdeputirten einen Ersatzmann zu wählen.
Verworfen. Das Wahlgesetz wäre fertig.
Marrast: Der Minister des Aeußern hat das Wort zu einer Mittheilung der Regierung (Ah! Ah! Aufmerksamkeit).
Drouin de Lhuys: (Stille) Mehrere Repräsentanten haben die Absicht ausgesprochen, die Regierung wegen der Ereignisse in Ferrara zur Rede zu stellen. Ich habe die Ehre, Ihnen anzuzeigen, daß
die Regierung eine telegraphische Depesche erhalten, die ihr anzeigt, daß die östreichischen Truppen Ferrara geräumt haben. Die Nachrichten, welche die Regierung übrigens erhalten, sind zu vag, um auf
Interpellationen antworten zu können. (Ah! Ah! links. Beifall rechts)
Schließlich beschließt die Versammlung, daß sie nach fünf Tagen zu einer zweiten Deliberation des Bahnentwurfs von Straßburg nach Speier, der Erbauung eines neuen Sitzungssaales und der Prüfung der
südamerikanischen Handelsverträge übergehen werde.
Die Versammlung geht kurz vor 6 Uhr auseinander.
@type | jAnnouncements |
@facs | 1304 |
Schifffahrts-Anzeige.
Köln, 1. März 1849.
Angekommen.
A. Bender von Mainz. J. König von Mannheim. Capt. Hollenberg von Rotterdam mit 5396 Ctr. Capt. Demmer von Amsterdam mit 2489 Ctr.
Abgefahren.
F. C. Schneider nach dem Obermain. H. Harling nach Bingen. C. Mutzbauer nach Mainz.
Rheinhöhe: 13' 1 1/2″. Köln. Pegel.
Verhandlungen des Gemeinderathes zu Köln.
Sitzung vom 1. März.
Die zum Vortrage gebrachten städtischen Arbeiterverhältnisse werden der betreffenden gemeinderäthlichen Kommission zur Prüfung und Berichterstattung überwiesen.
Der Gemeinderath beschließt, daß die Suppenanstalt für den Monat März noch fortbestehen soll.
Auf die Beschwerde der Mitglieder und Stellvertreter der Kreis-Ersatzkommission, betreffend die Entscheidung der Departements-Ersatzkommission über die Reklamationen von 4 militärpflichtigen
Personen, so wie über die dermalige Zusammensetzung letzterer Behörde, beschließt der Gemeinderath:
Seine Majestät den König in einer Immediat-Eingabe ehrerbietigst zu ersuchen, die Departements-Ersatzkommission in einer Art und Weise zusammen zu setzen, daß auch die Interessen des Civilstandes,
darin bei Prüfung der Reklamationen der Wehrpflichtigen in angemessener gleichmäßiger Weise vertreten sind.
Die Prüfung, betreffend jene 4 Reklamationenen, wird einer besondern Kommission überwiesen, wozu Böcker, Kiffurt und Heuser gewählt werden.
Civilstand der Stadt Köln.
Den 23. Februar. 1849.
Geburten.
(22.) Peter, S. v. Peter Jos. Jülich, Tagl., Löhrg. ‒ Cathar., T. v. Sam. Jacobs, Schmid, kl. Sandkaul. ‒ Casp., S. v. Joh. Kürten, Schuhm., Eigelstein. ‒ Karl, S. v. Wilh.
Pohl, Schneider, Herzogstr. ‒ Johanna Eva, T. v. Aug. Schröder, musikal. Instrumentenmacher, Breitstr. ‒ Elisab, T v Aloys Vanderstein, Gastw., Heum. ‒ Heinr. Jos., S. v. Jos.
Bremer, Gärtner, Friesenstr.
Sterbefälle.
Helena Haas, 10 M. alt, Ulrichsg. ‒ Gabr. Berger, 7 M. alt, vor Martin. ‒ Johanna Strauf, 3 J. 2 M. alt, Burgmauer. ‒ Maria Anna Wilhelm. Franc. Joseph. Hubert. Hamacher, 2 J.
alt, Follerstr. ‒ Friedr. Graunke, Musketier, 23 J. alt, unverh., Garn.-Lazar. ‒ Franz Jos. Junck, 8 J. alt, Löhrg.
Einladung für die hiesigen Einwohner, welche mindestens zwanzig Thaler Gewerbsteuer für das laufende Jahr zu entrichten haben, zu der von der Königlichen Regierung angeordneten,
alljährlich Statt findenden Erneuerungswahl der Mitglieder und Stellvertreter der Königlichen Handelskammer, welche am Dienstag den 13 März d. J., Morgens neun Uhr, in dem großen Saale des Rathhauses,
unter dem Vorsitze des Unterzeichneten Statt haben wird.
Köln, den 15. Februar 1849.
Der komm. Ober-Bürgermeister, Graeff.
Aus der Königlichen Handelskammer werden austreten die im Jahr 1846 gewählten
Mitglieder | Stellvertreter |
Herren: |
Ignatz Seydlitz. | Jacob Bel. |
Franz Hagen. | Math. Schmitz. |
L. T. Rautenstrauch. | Julius Nacken. |
Wilh. Meurer. | Gerh. Küchen. |
Wilh. Joest. | Peter vom Rath. |
| Pet. Jos. Weiler. |
Bekanntmachung.
Montag den fünften März 1849, Vormittags 11 Uhr, sollen auf dem Marktplatze zu Deutz, ein großer Wagen und verschiedene Hausmobilien gegen baare Zahlung versteigert werden.
Der Gerichtsvollzieher, Brochhausen.
Bekanntmachung.
Dienstag den sechsten März 1849, Vormittags elf Uhr, sollen auf dem Waidmarkte zu Köln, mehrere Mobilien, als: Tische, Stühle, Bänke, eine Kommode, ein Schrank, verschiedene Kisten, ein Ofen nebst
Rohr etc., gegen baare Zahlung verkauft werden.
Der Gerichtsvollzieher, Brochhausen.
Bekanntmachung.
Donnerstag den achten März 1849, Vormittags elf Uhr, sollen auf dem Marktplatze an der Apostelnstraße zu Köln, verschiedene Mobilien, als: Tische, Stühle, Spiegel, eine Ottomanne, ein großer
Fußteppich, ein Ofen nebst Rohr etc., gegen baare Zahlung versteigert werden.
Der Gerichtsvollzieher, Brochhausen.
Licitation.
Auf Anstehen der sämmtlichen Erben und Testaments-Exekutoren des dahier verlebten Rentners, Herrn Cornelius Menzen, soll das zu dessen Nachlasse gehörige, im Dorfe Hersel an der Hauptstraße
gelegene sogenannte „Uedorferhaus“ nebst Garten und Weingarten, ferner zwei gegenüber gelegene Parzellen Pflanzengrund, die Eine von 1/2 und die Andere von 3/4 Morgen Flächeninhalt am
Dienstag den 6. d. M, Morgens 10 Uhr, im Hause des Gastwirthes Herren Schüller zu Hersel, vor dem unterzeichneten Notar einer öffentlichen Versteigerung ausgesetzt und dem Meistbietenden definitiv
zugeschlagen werden.
Köln, den 2. März 1849.
Fier.
Volks-Versammlung.
Sonntag den 4. März bei Herrn Gastwirth Odendahl in Merkenich.
General-Versammlung des Arbeiter-Vereins Montag den 5. März, Abends 8 Uhr, im Dickopf-(Eiser'schen) Saale.
Bürger W. Wolff, welcher von einer längeren Vergnügungsreise zurückgekehrt ist, wird einen Vortrag über Tagespolitik halten.
Eintrittspreis für Nicht-Mitglieder 2 1/2 Sgr.
Das Comite.
Zur Beachtung an alle Zweigvereine der vereinigten Cigarrenmacher Association Deutschlands.
Herrn J. J. Claasen Wm. Sohn, Cigarrenfabrikant ist es bis jetzt, trotz aller angewandten Mittel noch nicht gelungen, seine Fabrik von Neuem vollständig zu rekrutiren, weshalb es einige hiesige
Cigarrenfabrikanten übernommen auf Verschreibung Cigarrenmacher hierhin kommen zu lassen, und sie alsdann an J. J. Claasen zu überweisen. Wir setzen die Cigarrenmacher hiervon in Kenntniß, damit
keiner aus der Association sich auf eine solche Verschreibung einläßt.
Köln, den 28. Februar 1849.
Im Namen des Kölner Zweig-Vereins, das Comite.
Hypotheken-Bank.
Versammlung aller bei Errichtung einer Hypotheken-Bank für Stadt und Land betheiligten Besitzer von Häusern, Ackerländereien und sonstigen Grundstücken Freitag den 2. März, Abends 6 Uhr bei Herrn
Drimborn in der Glockengasse.
Um zahlreiches Erscheinen wird gebeten, da zugleich über eine, diesen Gegenstand betreffende, an unsre Abgeordneten in Berlin zu richtende Vorstellung berathen werden soll.
Bürgerlicher Dombau-Verein.
Die Mitglieder dieses Vereins werden hierdurch eingeladen, am Sonntag, den 5. März, Abends 6 Uhr, in dem Vereinslokale, Löwengasse Nro. 11, zu erscheinen, um einen neuen Vorstand zu erwählen.
Der Verein, welcher sich seit 4 Jahren des schönsten Gedeihens zu erfreuen hatte, hat in dem verflossenen Jahre durch den Tod des unermüdeten und geehrten Präsidenten, des Herrn P. Fuchs, königl.
Polizeikommissar, einen kaum ersetzlichen Verlust erlitten, glaubt aber, das Andenken an denselben durch treues Festhalten an seinem schönen und heiligen Zwecke ehren zu können.
Dieses erhabenen Zweckes wegen, bittet nun der jetzige Vorstand alle Mitglieder des Vereins, an dem oben besagten Tage zu erscheinen und an der Wahl eines neuen Vorstandes Theil zu nehmen.
Der Vorstand.
Gesucht ein Faßbindergesell, in der Essigfabrik Severinstraße Nr. 156.
Eine schöne Goldwalze, sowie mehre Goldschmieds-Geräthschaften sind billig zu verkaufen. N. b. d. Exp.
In der Möbel-Fabrik von Johann Heininger Sohn, Trankgasse 27, sind zwei schön meublirte Zimmer stündlich zu vermiethen.
Für Gicht- und Rheuma-Leidende.
Von den in fast allen Ländern Europa's rühmlichst bekannten, von der Medizinischen Fakultät zu Wien und von vielen Sanitäts-Behörden, renomirten Aerzten und Chemikern geprüften und
empfohlenen Goldberger'schen Kaiserl. Königl. Allerhöchst privilegirten Galvano-electrischen Rheumatism.-Ketten à Stück mit Gebrauchs-Anweisung 1 Rhlr., stärkere 1 Rthlr. 15 Sgr., und
einfache schwächste Sorte à 15 Sgr. hält Herr Fr. Hermann, Marsplatz Nr. 3 in Cöln einzig und allein in dieser Stadt, stets Lager. Die schnelle und sichere Heilkraft der Goldberger'schen
Ketten gegen rheumatische, gichtische und nervöse Uebel aller Art als:
Kopfgicht, Gesichts- und Halsweh, Zahnschmerzen, Ohrenstechen, Brust, Rücken- und Lendenweh, Gliederreißen, Krämpfe, Herzklopfen, Schlaflosigkeit, Harthörigkeit u. s. w.
ist wohl so bekannt, daß sie nicht weiter empfohlen zu werden braucht und sind namentlich die, in einer gedruckten Broschüre zusammengestellten, attestirten Erfahrungen und äußerst günstigen
Zeugnisse von mehr denn Dreihundert geachteten Aerzten und glaubwürdigen Privatpersonen über die überraschenden Heilungen, welche durch die Goldberger'schen Ketten bewirkt wurden, die beste
Bürgschaft für deren Nützlichkeit und Bewährtheit und wird diese Attestsammlung in meinen sämmtlichen Niederlagen gratis ausgegeben.
Da meine Ketten bereits vielfach nachgebildet und anderweitig ausgeboten werden, so bitte ich darauf zu achten, daß jede K. K. patentirte Goldberger'sche galvano-electrische Kette auf der
Vorderseite ihres Etuis meinen Namen und auf der Rückseite den K. K. östreich. Adler und das Wappen der freien Bergstadt Tarnowitz trägt.
J. T. Goldberger in Tarnowitz, im Oberschlesischen Bergbezirk, K. K. privil. Fabrik von electro-magnetischen Apparaten.
In der Expedition der „Neuen Rheinischen Zeitung“ sind zu haben: Zwei politische Prozesse.
Verhandelt vor den Februar-Assisen zu Köln.
I.
Der erste Preß-Prozeß der „Neuen Rheinischen Zeitung.“
II.
Prozeß des Kreis-Ausschusses der rheinischen Demokraten.
Preis broschirt 5 Sgr.
Casino-Angelegenheit.
In Erwiderung auf das Inserat in der heutigen Nummer d. Bl. bekenne ich gerne, daß ich das von mehr als zwei hundert Mitgliedern erlassene Schreiben an die Militärbehörde verfaßte und zuerst
unterzeichnete. Wenn aber ein Ungenannter mir dabei Mangel an Offenheit, Hinterlist etc. etc. vorwerfen will, so klingt das sehr ergötzlich. Der Mitunterzeichner (ebenfalls von den ältesten und
achtungswerthesten Mitgliedern), welche die entschiedene Mehrzahl der Gesellschaft bilden, wird nur so ganz nebenbei gedacht; dem Anschein nach hält der Verfasser sie für nicht ganz zurechnungsfähig?
Auch geschieht der Ereignisse vom August 1846 Erwähnung, und zuletzt wird sogar die Vorschlagstafel der Gesellschaft, die doch eine geschlossene ist, der Kritik der Leser unterbreitet, so wie den
Offizieren, ‒ wenn sie ja aufgenommen werden sollten, mit der Ungnade der Opposition gedroht!
Man ist in Verlegenheit, was man mehr bewundern soll: die Anspruchlosigkeit, die feine Sitte, oder den scharfen Verstand des Herrn Animosus; er muß jedenfalls eine Perle der Gesellschaft sein!
Was die Augustereignisse betrifft, so ist es allerdings bekannt genug, wie sehr dadurch die Zuneigung fast aller Bürger Kölns für den betreffenden Truppentheil, so wie für die höhere Civilbehörde
schwand, ‒ bekannter aber noch und der Erinnerung näher stehend, ist die schöne und edle Haltung unsrer Vaterlandsvertheidiger in den jüngsten Zeiten schwerer Prüfung, sowohl auf dem ganzen
deutschen Boden, wie auch besonders in Köln, so daß die Gründe, die dort für eine Absonderung sprachen, gegenwärtig gerade eine Annäherung wünschenswerth erscheinen lassen. Was die Drohung aber
betrifft, so muß ich dem Verfasser zu bedenken geben, daß er sich recht eigentlich gegen die Majorität der Gesellschaft ereifert, weil sie keine gebührende Rücksicht auf die Ansicht von Wenigen (die
selbst natürlich keine Rücksicht zu nehmen brauchen?) genommen habe, und wenn er deren Mitglied ist, die Frage an ihn richten, ob er es mit seinem Ehrgefühl verträglich erachten kann, in solchem
Verbande zu bleiben?
Köln, 1. März 1849.
G. Heuser.
Oeffentlicher Verkauf im hiesigen Leihhause.
Mittwoch den 7. März 1849 und folgenden Tag, aus dem Monat Februar 1847.
Verkauf eines Landguts.
Ein Landgut von 45 Morgen Grundeigenthum, mit einem einträglichen Handels-Geschäft verbunden, ist billig aus freier Hand zu kaufen, und am 1. Mai d. J. zu beziehen, wo sagt die Exp. d. Bl.
Die seit Jahren berühmte, aus frischen blühenden Kräutern dargestellte doppelte Rheinische Maiwein-Essenz, des Herrn Apotheker Dr. Voget, ist wieder angekommen, und in Köln alleinig zu
haben bei P. Weingärtner, Hochstraße Nro. 82, zwischen der Schildergaß und Vierwinden.
Spargelpflanzen.
2- und 3jährige 1 fl. und 1 fl. 12 kr. per 100 Stück in bekannter Güte, hoch- und niederstämmige Rosen mit schönen Kronen per 100 Stück 40 fl., deßgleichen auch wurzelächte Monat- und Landrosen in
vielen Sorten à 6-18 kr., 3jährige Weinsetzlinge der besten Tafeltrauben à 6-8 kr., die beliebten neuen Maßßliebchen (Bellis perennis pl.) in 20-24 Varietäten per 100 Stück 36 kr., 1000
Stück 5 fl, Wiederverkäufer erhalten bedeutenden Rabatt. Reelle und billige Bedienung meine Hauptsorge. Briefe und Gelder erbitte franco, gleichwie auf Franco-Briefe meine Verzeichnisse gratis
zugesendet werden.
Heinrich Noack, Handelsgärtner in Bessungen vor Darmstadt.
Speditions-Anzeige.
Frankfurt a O. bietet den durch die Eisenbahn verbundenen Orten Schlesiens und Sachsens mittelst des von Stettin eingerichteten Dampf- und Reihe-Schnellschifffahrts-Vereins zur schnellen Güter
Weiterbeförderung den Mittelplatz, um bei dem oft seichten Wasserstande der Oder den langsamen Wassertransport zu vermeiden; auch dürfte öfter, in Berücksichtigung der gewonnenen Zeit das Ausladen
hier, und der Weiter-Transport durch den Dampfwagen, sich billiger stellen, als wenn die Güter zu Wasser weiter gehen.
Bei strenger Sorge und Aufmerksamkeit suchen wir die Interessen unserer Freunde zu schützen; indem wir bei Posten mit 1 Sgr. per Ctr., incl. aller Spesen, die Expeditionen vollziehen, empfehlen wir
uns zu allen Speditions-Aufträgen in der Ueberzeugung, das uns bisher geschenkte Vertrauen auch ferner zu rechtfertigen.
ERNST ECCIUS & Sohn, in Frankfurt a. O.
Pfälzer Hof Appellhofplatz Nr. 17 empfiehlt sich mit billigen reinen Weinen, und allen der Saison angemessenen Speisen. Täglich frischer Maitrank.
Coaks ist wieder in sehr guter Qualität vorräthig, in der Gas-Erleuchtungs-Anstalt, Buschgasse 11.
Puppentheater.
Heute große auserlesene Faxen-Vorstellung, von Henneschen und Bestevater, in mehreren Abtheilungen.
Anfang 7 Uhr.
Theater Anzeige.
Sonntag den 4. März: Martha oder der Markt zu Richmond.
Große Oper in 4 Akten von Flotow.