[Deutschland]
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@facs | 1215 |
[Fortsetzung] stehen, daß die Angaben bei den einzelnen Mitgliedern möglichst genau sind. Die Parteien selbst sind nur nach ihren allgemeinsten Umrissen als ministerielle und oppositionelle bezeichnet; wie auch für
den Augenblick eine schärfere Sonderung noch gar nicht möglich ist. Das Verzeichniß enthält nur 349 Mitglieder und reihet davon 156 auf die ministerielle und 169 auf die oppositionelle Seite; 34
bezeichnet es als Schwankende, größtentheils dem Centrum Angehörige. 106 Wahlen haben Mitglieder der früheren Nationalversammlung getroffen, wovon 24 Ministerielle und 82 Steuerverweigerer.
Doppelwahlen sind 12, und dreifache Wahlen sind 3 vorgekommen.
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Berlin, 10. Febr.
Zu Abgeordneten sind ferner gewählt worden:
Provinz Preußen.
Reg.-Bez. Gumbinnen.
Gutsbesitzer v. Saucken (Julienfelde), Reg.-Präsident v. Salzwedel in Gumbinnen, O.-L.-G.-Assessor Muttray (Marggrabowa).
Reg.-Bez. Königsberg.
Subregens Menzel (Braunsberg), Landgeschworener Krause in Schönwiese.
[(Pr. St.-A.)]
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Greifswald, 9. Febr.
Wie hoch unsere Militärbehörden ein Menschenleben anschlagen, davon liefert folgendes authentische Factum den Beweis.
Im Arrestlokale unserer Jägerabtheilung war schon seit längerer Zeit der Ofen in Unordnung. Drei Arrestanten, vom Ofendunst betäubt, waren schon hinter einander ins Militärlazareth gebracht und nur
mit der größten Anstrengung ins Leben zurückzurufen. Dennoch fand man nicht für gut, eine Reparatur vorzunehmen. Vor Kurzem wird ein Jäger zum Arrest verurtheilt und der wachhabende Oberjäger erlaubt
ihm auf seine Bitten und besorgt für sein Leben im Wachlokale sich temporär aufzuhalten. Da aber der Lieutenant du jour, Graf Schweidnitz, erscheint und ihn, wie man erzählt, wegen dieser
Ungesetzlichkeit anfährt, führt er aus Furcht vor Strafe den Arrestanten in seinen Kerker zurück. Eine Stunde später revidirt er das Lokal und findet den Unglücklichen als Leiche vor. Alle Bemühungen,
ihn zu beleben, sind vergebens. Der Major Müller, früher in Potsdam, soll nun geäußert haben: der Mensch sei ein Trunkenbold gewesen und unzweifelhaft am Schlagfluß gestorben, auch für zweckmäßig
erachtet haben, daß dies im Todtenschein bemerkt werde. Jedoch der gewissenhafte Militärarzt Dr. Aetz und die Unterärzte erklären: da alle Symptome des Erstickens sich manifestirt hätten, hielten sie
es für ihre Pflicht, diese Todesart als der Wahrheit gemäß anzugeben. Daß in Folge hiervon die Stimmung unserer Truppen eine gereizte ist, muß jeder begreiflich finden, zumal da bei dem Begräbniß des
Unglücklichen das Offizierkorps so taktlos war, nicht in corpore am Zuge theilzunehmen, sondern dies nur den aus seiner Mitte zur Folge Verpflichteten und einigen wenigen Anderen, die sich dazu
gedrungen fühlten, zu überlassen.
[(Ostf. Z.)]
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[
35
] Posen, 1. Februar.
Die „Gazeta polska“ theilt Folgendes über im Großherzogthum stattgefundene Wahlumtriebe mit:
„Die Urwähler der Stadt Mogilno haben eine Beschwerde über den dortigen Landrath Illing beim Könige eingereicht.
Der Landrath Illing hatte nämlich öffentlich in einer Apotheke dem Wahlcommissarius, Gutsbesitzer Mathes aus Zabno, den Vorwurf gemacht, daß derselbe in seinem Bezirke die Wahl eines polnischen
Wahlmannes zugegeben habe. Er hätte dies doch, wenn nicht anders durch Aufnahme eines falschen Protokolls über den Wahlakt hindern können, wie das z. B. der Wahlkommissarius Kenneman in Marizinkowo
gethan hätte.
Zugleich lobte der etc. Illing das Verhalten des Wahlkommissarius Brennecke aus Strzelce. Letzterer war nämlich am Tage der Wahl, da er bemerkt hatte, daß die Polen sehr zahlreich erschienen waren
und jedenfalls einen polnischen Wahlmann durchbringen würden, plötzlich erkrankt, nachdem er seinen Sohn, den stellvertretenden Wahlkommissarius, vorher auf Reisen gesandt hatte. Es mußte deßhalb die
Wahl verschoben werden. Dadurch glaubte derselbe die Polen zu ermüden und später vielleicht einen deutschen Wahlmann durchzusetzen. — Uebrigens, bemerkte der Landrath ganz schlau, könne der
Wahlcommissarius äußersten Falls, um die Wahl ungültig zu machen, zur Vernichtung der Wahlprotokolle seine Zuflucht nehmen.“ Diese Aussagen des Landraths sind, wie gesagt, von mehren Personen
vernommen worden, und durch Zeugen constatirt. —
Aus obigen Thatsachen ersieht man deutlich, auf welche perfide Weise die Herrn Manteuflianer im Großherzogthum wählen. —
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[
*
] Wien, 9. Febr.
Es ist so gut als entschieden, daß der Finanzminister seine einstweiligen Bedürfnisse durch 25 Millionen Centralanweisungen in kleinen Beträgen bis 5 Fl. decken werde. Sollte es sich aber
bestätigen, daß diese Centralanweisungen den Staatsbeamten und Lieferanten an Zahlungsstatt gegeben werden, so wäre dies nur ein mittelbar in Anspruch genommener Bankkredit, da man jene Hände
schwerlich als sogenannte feste bezeichnen kann.
Die Agramer Zeitung, ein bedeutungsvolles Organ der Stimmung in Kroatien, erklärt sich entschieden für Abschaffung des Adels nach dem Ausspruche des Reichstags.
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@facs | 1215 |
München, 9. Febr.
Beim Beginne der heutigen Sitzung erhob sich der Abg. Kolb aus Speyer, um im Namen der ganzen Linken wie des linken Centrums die vollste Beistimmung zu Dr. Müllers Erklärung auszudrücken.
„Wir alle, rief Kolb, wollen kein preußisches Kaiserthum, kein Aufgehen in Preußen. Wir verlangen mit Oestreich das ganze vereinigte Deutschland. Ohne Oestreich, wir erklären es feierlich, wäre
Deutschland nur ein zerstücktes Reich.“ Darauf forderte der Abg. Müller die ganze Versammlung auf ein dreimaliges Hoch für das freie, starke und einige Deutschland, wie für das freie Baiern
auszubringen. Die Versammlung folgte dieser Mahnung, erhob sich von ihren Sitzen und brachte dem ganzen einigen Deutschland dreimal ein donnerndes Hoch.
Französische Republik.
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17
] Paris, 10. Febr.
Folgenden Brief schreibt der französische Student der Medezin Jacquier [unleserlicher Text]u[unleserlicher Text]ice, auf den Barrikaden des Februar verwundet und mit Belohnung „Namens der Nation“ bedacht, danach aber als
Juni-Insurgent zur Transportirung verurtheilt und jetzt Gefangener in St. Pelagie: „Die siegreichen Republikaner vom Februar und die geschlagenen und verurtheilten Republikaner vom Juni haben
ihr Blut für eine und dieselbe gute Sache vergossen, für die social-demokratische Republik, welche die einzige ist, die unserm Vaterlande Heil bringen kann. Wir Juni- und Februarmänner sind folglich
Brüder und sollten Brüderlichkeit üben. Ich bin längst für Nationalbelohnung einregistrirt, und hoffentlich sind, wie ich, die andern Februaristen bereit mit den Junimännern die Belohnungen zu
theilen. Ich schlug der Belohnungskommission vor, die Hälfte der meinigen an die Juni-Insurgenten zu vertheilen, nämlich so: den größern Theil an die Familien Transportirter, ferner für die friedliche
Propaganda der socialdemokratischen Republik; für Unterstützung ausländischer Republikaner; für die Geldbuße des Journals Le Peuple; für R. Blum's Hinterbliebene.“ Wahnwitzige Wuthworte
stoßen h[i]erob die honnetten Blätter aus. Die demokratischen Wahlerfolge in Preußen vermehren den Kopfschmerz der hiesigen Reaktion und das Journal des Debats übersetzt mit zitternder Feder eine
Jammerphrase der Kölnischen Zeitung vom 7. dieses. Die Reforme, die Republique, die Provinzialblätter alle sind voll ungeheuchelter Freude über diesen „ebenso wichtigen als des deutschen
Charakters würdigen“ Sieg. Der Toulouser Constituant giebt die zwei großen Artikel der Neuen Rheinischen Zeitung über Ungarn, und fügt eine Reihe wohldurchdachter Reflexionen zu, welche zeigen,
daß die französische Demokratie mit der osteuropäischen so verworrenen Frage besser bekannt ist, als die meisten deutschen demokratischen Blätter. — Das Blatt des Herrn Thiers speit Gift auf
jedes Amnestiegesuch, „folglich“ auch auf den Vorschlag einer Strafmilderung der fünf zum Tode verurtheilten Tödter des General Brea. Die socialdemokratische Republik, sagt es, habe ihre
Hand dort wie anderswo im Blute der Ehrenmänner gewaschen und plump gemeuchelmordet, ergo müsse die Gesellschaft rächend gleichfalls das Blut der Schuldigen vergießen. Man muß wissen, der
Constitutionnel meuchelt niemals „plump,“ sondern immer nur „fein,“ nämlich entweder durch Tinte und Feder, oder indirekt durch wohlbezahlte Kartätschen; er selber steigt
nicht hinab in die Arena, pfui! er hat ja Geld erpreßt, genug, um eine halbe Million Polizisten und Kriegsknechte zum Meucheln zu besolden. Uebrigens würde die Hinrichtung der fünf eine Gährung
erzeugen, die dem Constitutionnel Angstschweiß kostete. Und hat er das Schaffot wieder aufgestellt, so haben die Rothen den besten Anlaß, ihn dereinst hinaufzuschleifen, und das
philanthropisch-kindische Dekret des Provisoriums „die Todesstrafe in politischen Sachen ist und bleibt abgeschafft,“ zu widerrufen und an dem Halse von Brüderchen Thiers, Veron und
Komp. diesen Widerruf faktisch zu demonstriren.
Der „Citoyen“ (in Dijon), die „Sentinelle“ (tu St. Etienne), der „Democrate“ (Straßburg), der „Republicain“ (in den Ardennen), die
„Tribune“ (in Bordeaux), der „Liberale“ (in Lille), der „Peuple“ (in Limoges), der „Bien public“ (in der Nièvre), der „Peuple
souverain“ (in Lyon), der „Democrate de l'Ouest“ (in Angers), der „Patriot“ (im Jura), die „Union republicane“ (in Saone-Loire), die
„Democratie“ (im Jura), der „Progres“ (in der Aube), die Toulouser „Emancipation“, das Dunkerker „Journal,“ der „Propagateur“ (in
der Aube) haben in den Provinzen bereits kräftig die Rückzahlung der ein Tausend dem Volke abgegaunerten Millionen vom April 1825 unterstützt und eröffnen Petitionen an die Kammer. Das kann den Herren
Legitimisten und Jesuitenschülern, die sich mit diesem Blut- und Schweißgelde bereicherten, sehr unangenehm in die Nase fahren. Diese gehäbigen und in Genüssen aller Art umhertaumelnden Junker, die zu
den bekannten 274,000 männlichen Individuen gehören, welche ganz allein das Mark der 35 Mill. Franzosen aussaugen, werden nunmehr ganz höflich aufgefordert, nicht bloß die eine Milliarde, sondern die
Zinsen zu 3 pCt. seit 1825 mit, herauszugeben, denn es ist anzunehmen, daß die aus dem Exile 1815 zurückkehrende hungrige Noblesse sich heute völlig satt gegessen hat, es ist also nicht mehr als
billig, daß sie jenen ihrem feudalen Magen gemachten Nationalvorschuß mit Dank und Zinsen wieder erstatte. Er soll zur Rückzahlung der verruchten [unleserlicher Text]eunsous-Uebersteuer, die wir dem weisen Genius des
Hrn. Garnier-Pages verdanken, verwendet werden. In einem der wenigen vernünftigen Girondeblätter heißt es: „Wohlan! die Republik ist begründet, also beginnt jetzt erst die Revolution. Wir
wollen endlich ein billiges Budget, wozu bezahlen wir, das Volk, unser Heer von einer halben Million Männer mit einer Milliarde Franken? Denn diese 500,000 Soldaten sind 500,000 dem Lande gestohlene
Arbeitskräfte; sie könnten wenigstens 600 Millionen Fr. durch Bodenbau, Metallarbeiten u. s. w. erzeugen. Statt dessen kosten sie uns 400, folglich ein Tausend Millionen. Teufel! das ist ja ganz
artig! Zumal, wenn wir selber die Wonne haben, unser Blut und unsre Knochen dabei auf dem Platze zu lassen! Die ökonomische Revolution wollen wir, die politische, die parlamentarische ist nur die
Treppe, die zu ihr führte.“ Der contra-polizeiliche Bericht, worüber Meister Carlier, dieser eigentliche Polizeipräfekt und Munizipal-Polizeichef, sich sehr erboßt und in einem langen
Lügenbrief La Reforme zur Rede stellt, ist der demokratischen Presse durch Charles Paya, ehemaliger Redakteur der Toulouser „Emancipation“, mitgetheilt worden; dieser thätige Demokrat
weiß durch seine Departementaljournalistik von Paris aus ungemein für die Volkssache zu wirken. Dieser energische und ganz regelmäßige Einfluß auf die Demokratenpresse der 86 Provinzen fehlte bisher;
die fix gewordene Idee von der Allmacht der Pariser Konzentration verhinderte jede durchgreifende Bemühung, die Provinzialen heranzubilden; während die Legitimisten und Jesuiten von vornherein das
Terrain in den Provinzen für sich hatten, und seit Robespierre's Sturz, noch heftiger und gelingender seit des Kaisers Sturz, das betrieben, was der große National- und Revolutionsdichter
Berenger, der „ewige Jüngling im weißen Haar“, mit den zwei berühmten Versen bezeichnet: Eteignons les lumières et rallumons le feu (laßt uns das Licht der Aufklärung auslöschen,
das Feuer des Scheiterhaufens wieder anzünden).
Unter dem spitzbübischen Greise Louis Philipp fand die schwarze Sippschaft beinah die nämliche Begünstigung in den Provinzen wie unter Karl X. Erst seit Februar 1848 fühlt sie in ihrem
obengezeichneten Geschäft sich unangenehm gestört; daher ihre literarische Giftmischerei, ihr leises Messerschleifen, ihr lautes Höhnen und Pochen, ihr schamloses Winken zu den Pommern, Kroaten und
Kosaken hinüber! der „erlösende“ Henri V. hängt (vorerst in effig[r]e) in den Passagen neben den „fanf großen Feldherren Europas“ als da sind die trefflichen Bürger und
Menschheitsfreunde Windischgrätz, Jellachich, Cavaignac, Changarnier und Wrangel der Grasreiter. Die Pariser Bürgerwehr ist durch die Streiche ihres Oberkommandanten des Louisphilippisten Changarnier,
der Mehrheit nach erbittert worden. Letztrer ließ nämlich am 29. Januar, wo die Legitimo-Orleanisten losschlagen wollten, den Bürgerobrist der 6. Legion unter sehr befremdlichem Eingriff in die
Nationalgardenrechte, auf dem Mairiegebäude durch eine Schwadron Kurassire arretiren, wobei die Bourgeois nahe dran waren auf die Linie zu feuern. Ich erwähne dies Faktum nachträglich, es ist mir
durch drei Augenzeugen mitgetheilt worden.
B. Dameth, Direktor des ökonomisch socialistischen Vereins „Solidarité“ ist wieder frei.
Das durch die abgedankte Municipal-Polizeigarde vermehrte Gensdarmenkorps liegt im Palais National, und wird auf's Neue, wie vor der Julirevolution, gegen das Volk abgerichtet. Seit 1830
hatte man sie fast nicht mehr gesehen; jetzt haben diese wüsten Kerle wieder die Nase hoch und sind lauter fanatische Antirepublikaner; ihr Oberst ist sogar Polizeipräfekt geworden. Die
Louisphilipp'schen Polizeisergeanten sind noch nicht wieder da, kommen aber nächstens; die jetzigen „Wächter von Paris“ sind ungleich weniger roh als die Berliner Konstablers und
erregen, trotz aller Ausmerzungen „demagogischer Subjekte,“ immer noch eine gewisse Beklommenheit in der empfindlichen Brust des „Konstitutionnel“ und der
„Patrie.“ Ihr Korps wird dieserhalb verschwinden wie die Mobilgarde schwand. Nicht wenige Pariser Wächter wurden am 29. Januar arretirt als „Verschwörer und Demagogen,“ und
die leergewordnen Stellen mit Orleanistischen Polizeiveteranen gefüllt.
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@facs | 1215 |
Paris, 11. Februar.
(Polizeijagd.) Nachdem das Ministerium die heimischen Chefs der demokratischen Partei pros[c]ribirt oder ins Gefängniß geworfen, fällt es mit einer wahrhaft lächerlichen Wuth über diejenigen
Fremden her, die ihm durch ihren Einfluß auf die Zeitungspresse oder das hiesige deutsche Proletariat gefährlich dünken. So hat es den hervorragendsten Gliedern des hiesigen deutschen Vereins, Hermann
Ewerbeck, Seb. Seiler etc. gestern Abend den Befehl zustellen lassen: Paris binnen vierundzwanzig Stunden und das Gebiet der Republik in der möglichst kurzen Frist zu verlassen, widrigenfalls es sie,
durch die Gensd'armerie auf die Beine bringen lassen werde. Seiler's Abreise — wenn sie wirklich erfolgt, — dürfte für die deutsche Tagespresse um so fühlbarer sein, als Er
es ist, der den Verhandlungen der Nationalversammlung seit ihrem Beginn mit vieler Aufmerksamkeit folgte und sie in gedrängten Uebersichten der deutschen Tagespresse durch das große
(halbministerielle!) Havas'sche Korrespondenzbüreau mit bisher unerhörter Schnelligkeit zuschickte. Diese Lücke wird, da geübte deutsche Schnellschreiber hier selten sind, schwer zu ersetzen
sein.
Was Hermann Ewerbeck betrifft, so hat derselbe an den würdigen Nachfolger des Grafen Duchatel, Hrn. Leon Faucher, folgende Protestation gerichtet:
An den Bürger-Minister des Innern!
Ich erhielt diesen Abend von dem Polizeikommissarius meines Stadtviertels den Befehl, das Seinedepartement binnen 24 Stunden und das französische Gebiet in der kürzesten Frist zu verlassen. Dieser
Befehl ist auf einen Beschluß von Ihnen vom 26. Jan. gestützt, worin Sie sagen, daß ich preußischer Unterthan sei, daß meine Gegenwart für die Ordnung und den öffentlichen Frieden gefährlich und daß
Sie mich, auf Grund des bekannten Vendemiaires Gesetzes, gegen die Fremden aus dem Lande weisen.
Hierauf habe ich die Ehre, Ihnen zu erwiedern, Bürgerminister, daß ich kein preußischer Unterthan mehr bin, sondern seit dem 19. April 1848, kraft eines Erlasses des Provisorischen
Regierungsgliedes, Justizministers Cremieux, die Rechte eines franz. Bürgers genieße — Rechte, die ich seit jener Epoche wirklich ausübte, wie Sie sich durch ihre Agenten aus den offiziellen
Wahllisten überzeugen können.
Gruß und Brüderschaft!
Paris, 10. Febr. 1849. (gez. Hermann Ewerbeck.
@type | jAnnouncements |
@facs | 1216 |
Köln, den 8. Februar 1849.
Jahresbericht der Armen-Verwaltung zu Köln pro 1848.
gap: insignificant
Schenkungen und Vermächtnisse.
Der verstorbene Pfarrer zu St. Jacob dahier, Herr Johann Peter Fischer, vermachte
a) 3000 Thlr. zur Vermehrung und Verbesserung der Zöglinge des hiesigen Waisenhauses.
b) 2000 Thlr. zur Verbesserung der Industrie-Schule daselbst, und
c) 3000 Thlr. zur Bekleidung der armen Kinder der Pfarre St. Jacob dahier.
Köln, den 8. Februar 1849.
Die Armen-Verwaltung.
Gerichtlicher Verkauf.
Am Donnerstag den 15. Februar 1849, Vormittags 11 Uhr, sollen auf dem Markte in der Apostelnstraße hierselbst, durch den Unterzeichneten: Tische, Stühle, Schränke, 1 Bank, 1 Ofen, 1 Uhr und
verschiedene andere Haus- und Küchengeräthe öffentlich an den Meistbietenden gegen gleich baare Zahlung verkauft werden.
Der Gerichtsvollzieher, Fülles.
Christ oder Jude.
Christ oder Jud'!
Wenn nur im warmen Busen
Ein Heiligthum der Liebe und der Musen,
Wenn nur ein Herz, das seine Brüder liebt,
Auch Redlichkeit und Treue übt,
Und nur ein treues ehrlich Blut,
Dann ist es eins, Christ oder Jud'!
Christ oder Jud'!
Ob wir zu Gott, ob zu Jehovah flehen,
Ob zu der Kirch' oder zur Synagog' wir geh'n,
Wenn nur im Menschen wir den Mensch erkannt,
Dann haben wir ein gleiches Vaterland,
Dann fließt in uns dasselbe Blut,
Dann ist es eins, Christ oder Jud'!
Christ oder Jud'!
Vom Sturm bewegt, die alten Zeiten sanken,
Frei wird der Glaube, frei wird der Gedanken,
Zu welcher Kirche Ihr auch Euch bekannt,
Als Brüder, Deutsche, reichet Euch die Hand,
Dann fließt in uns ächt deutsches Blut,
Dann ist es eins, Christ oder Jud'!
Herr André Stahl!
ich bin gern bereit, Ihnen meine Wohnung und Stand anzugeben, wenn Sie meine Annonce, in Betreff der Auswanderer vom 11. d., als unwahr widerlegen. Daß dies aber nicht der Fall sein wird, bezeigt
Ihre heutige direkte Ankündigung, in welcher das Schiff „Europa“, Kapt. Whitmi, ganz verschwunden ist. Beweis genug, daß die Anzeige des Herrn Konsul und Kaufmann Gerigier, welcher,
unter uns gesagt, kein Schiffsrheder ist, auf Unwahrheit beruht, wodurch leider und vielleicht ohne Ihre Schuld, die armen Auswanderer irregeführt werden. Ob die heute angekündigten Schiffe, so wie
deren Abfahrtstage, der Wahrheit gemäß sind, werde ich untersuchen und später darauf zurückkommen.
Schmitz.
Bendorf, 8. Febr. So sehr zufrieden man im allgemeinen mit dem Resultate der Wahl für die zweite Kammer auch sein mag — so unzufrieden ist man aber schon mit der Wahl unserer
Wahlmänner für die erste Kammer! da man in Ehrenbreitstein einen furchtbaren Missethäter in dem Justiz-Amtmann etc. Neumann, als solchen gewählt hat!!. Daß die in jüngster Zeit dorthin versetzte als
rechtliche Männer bekannte Hrn. Beamten, so wie daß das achtbare Offizierkorps, welche diesen Mann wählten, den verbrecherischen Charakter desselben nicht kannten, läßt sich mit Bestimmtheit
voraussetzen!! sonst würde diese unglückliche Wahl nicht stattgefunden haben, ich nehme daher Veranlassung hiermit zur öffentlichen Kunde zu bringen — daß ich denselben seit 1842 nicht allein
in mehrfachen Eingaben an die Herren Justiz-Minister Mühler, Uhden und Märker, sondern auch in vielfachen öffentlichen Audienzen bei des Königs Majestät in Sanssouci folgender gräßlichen Missethaten
beschuldigt habe! als: des Betrugs der Unterschlagung von Geldern, Mißbrauchs seiner Amtsgewalt und grober Unsittlichkeiten in geschlechtlicher Beziehung!!!… und derselbe es nur dem Schutze
eines Buraukraten im Justiz-Ministerium zu verdanken hat — bis heute noch im Besitze seiner Stelle, Würden und lastenden Vollmachten zu sein!!!‥ Es ist mir nicht gegönnt, in diesem Organ
ein vollständiges Bild dieses Missethäters zu geben, mache aber hiermit das Publikum darauf aufmerksam: — daß ich bereits meine sämmtlichen Aktenstücke in dieser für die Nachwelt denkwürdigen
mysteriösen Justizgeschichte dem Druck übergeben habe! und diese Schrift in wenigen Tagen unter dem Titel Berg und Neumann eine mysteriöse Preußische Justiz-Geschichte Seiner Majestät dem Könige
Friedrich Wilhelm IV., zur Selbstdurchlesung ehrfurchtsvoll empfohlen!! erscheinen wird!!!‥ Sollte auch dann — nachdem ich diese Aktenstücke dem Publikum zur Beurtheilung vorgelegt
— weder Themis, noch Nemmesis aus dem Schlafe gerüttelt! und diese Sache gründlich untersucht werden? so hört Alles auf, dann lassen wir den Eulenspiegel vortreten und sagen: Die Butter ist
ranzig!! schlecht und vergiftet! aber — der Hund muß sie fressen!! aus der richtigen Ursache — weil er ein Hund ist!!!…
Georg Berg.
Das neu hergestellte und auf's Eleganteste, im ersten Stock mit einem Divan und 3 Billards versehene Café Suisse, dem Theater de la Monnaie gegenüber, empfiehlt der
Eigenthümer desselben um so mehr allen resp. deutschen Reisenden, da in demselben außer den französischen, englischen, belgischen und holländischen Journalen, auch noch folgende deutsche Blatter, in
keinem sonstigen hiesigen Kaffehause vorräthig, zu finden sind:
Die Neue Rheinische Zeitung.
Weser Zeitung.
Zeitungs-Halle.
Frankfurter Journal und
Kladderadatsch.
Brüssel, 23. Januar 1849.
ANANAS PUNSCHSYRUP.
Jamaica Rum.
Alter Cognac.
Mandarin Arrak.
Holl. Magenbitter und Anisette etc.
bei FRANZ Jos. DANIELS, Sternengasse Nr. 9 u. 11.
Gesuch eines Maschinenmeisters. In der Buchdruckerei des Unterzeichneten wird an eine einfache Schnellpresse ein solider Maschinenmeister gesucht, welcher gleich eintreten kann.
J. W. Dietz in Köln.
Dépôt für Rhein-Preußen, Westphalen und angränzende Herzogthümer.
BROWNE & COMP's.
Patentirte Putzsteine
(Patent Scouring Bricks) zum Putzen aller Metalle als: Eisen, Kupfer, Stahl u. s. w.; auch werden Oel- und Fettflecken aus Stein und Holz sehr leicht damit entfernt. Unter 10 Stück werden nicht
abgegeben. Anfragen und Bestellungen werden franco erbeten.
C. H. van ZUETPHEN, Spediteur in Cöln.
Packetschiffahrt von BREMEN nach SAN FRANCISCO, von HEYDORN & Comp. in Bremen.
Das erste Schiff Talisman ist besetzt und segelt gegen den 15. März. Für Ende März liegt in Ladung:
„Reform“ Capt. W. Hattendorf.
Dan folgen „Expreß,“ „Matador“ und andere obrigkeitlich gut erklärte Schiffe 1. Klasse.
Ueberfahrtspreis mit 20 Kubikfuß Gepäck frei | im Zwischendeck Thlr. 125 in Gold | inclusive Beköstigung, ärztliche Behandlung. |
in der Cajütte Thlr. 200 in Gold |
Güterfracht Thlr 60 für 100 Kubikfuß leichte oder 4000 Pfund schwere Waare.
Nach Rio de Janeiro und Valparaiso werden Passagiere zu billigen Preisen mitgenommen.
Auch können die Passagiere nach Ankunft des Schiffes in San Francisco noch einige Wochen gegen eine Vergütung von einem halben Dollar per Tag an Bord bleiben, was für sie von großem Nutzen sein
wird, da der Aufenthalt am Lande 4 Dollar kostet.
Nähere Auskunft über Assecuranzen, Waaren-Exportation etc. ertheile ich auf franco Anfragen und empfehle diese sichere, billige und direkte Reisegelegenheit nach Californien bestens.
C. H. van Zütphen, Spediteur in Köln.
Komptoir Perlengraben Nro. 70 —.
NB. Für Einschreibung der Güter und Lösung der Passagierbillets sind durchaus keine Provisionen zu vergüten.
Für Auswanderer nach New-York und nach New-Orleans.
Von Antwerpen werden an folgenden Tagen expedirt
Nach New-York
das schnellsegelnde, gekupferte Dreimaster-Schiff Floridan, Capt. Whytmore, 20 Februar 1849. |
das schnellsegelnde, gekupferte Dreimaster-Schiff Post, Capt. Westel, den 5 März 1849. |
das schnellsegelnde, gekupferte Dreimaster-Schiff Am 15. bis 20. März 1849. |
Nach New-Orleans
das schnellsegelnde, gekupferte Dreimaster-Schiff Georg Steven, Capt. Cuschmy.
Nähere Auskunft hierüber ertheilt André Stahl in Cöln, große Neugasse Nr. 39.
Kölner Carnevals-Convent.
Samstag den 17. Februar 1849 findet im dazu eigends glänzend karnevalistisch dekorirten Stollwerck'schen Saale unsere große Damensitzung-Vorstellung und Ball Statt.
Anschlagzettel werden das Nähere besagen. — Mitglieder des Convents belieben die Eintrittskarten bei unserm Kassirer in Empfang zu nehmen. Nichtmitglieder und Fremde zahlen 10 Sgr. Damen
frei.
Der Vorstand.
Puppentheater.
Die goldene Hochzeit des Bestevaters.
Lustspiel von Henneschen und Bestevater.
Anfang 7 Uhr.
Herr M. HUTTER große Vorstellung des Monster Elephanten mit neuen Abwechselungen täglich von Morgens 10 bis Abends 7 1/2 Uhr. Die Fütterung wird um 11, 2, 3, 4 und 5 Uhr stattfinden. Um 6
Uhr Hauptfütterung, wo man zugleich sehen kann, wie er 6 bis 8 Eimer Wasser verschlingt, und auf welche Weise er sich des Rüssels bedient um das Wasser zu sich zu nehmen. Um 7 Uhr letzte und große
Fütterung.
Das vom Staat errichtete und von den Landesständen garantirte Badische Staats-Eisenbahn-Anlehen von 14 Millionen fl. ist rückzahlbar durch Gew. von 14mal 50,000, 54mal 40,000, 12mal
35,000, 23mal 15,000,2mal 12,000,55mal 10,000, fl. Niedrigste Prämie ist 42 fl. Die nächste Verloosung findet am 28. Februar 1849 statt, und sind hiezu bei unterzeichnetem Handlungshause Originalloose
für alle Ziehungen gültig à Rthlr. 18, und für die bevorstehende Ziehung allein à Rthlr. 1, zu beziehen. Plan liegt auf dem Comptoir dieser Blätter zur Einsicht offen. Jede Auskunft
gratis.
Julius Stiebel junior, Banquier in Frankfurt a. M. Bureau Wollgraben.
Solide Männer, die eine Agentur zu übernehmen gesonnen sind, belieben sich zu melden.
Circa 300 Pfd. Makulatur zu verkaufen. Die Expedition sagt wo.
Bei G. Eichler in Berlin ist so eben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Rückblicke auf die Preußische National-Versammlung von 1848 und ihre Koryphäen:
(Waldeck, Jacoby, Stein, d'Ester, Elsner, Nees v. [unleserlicher Text]senbeck, Temme, Berends, Jung, Graf Reichenbach, Schneider, Rodbertns, Berg, Kirchmann, Unruh und Parrisius.)
4 Bogen. Preis 10 Sgr.
Vorräthig bei A. Bädeker in Köln, Hochstraße Nr. 134 A.
Nach Buenos-Ayres, oder wenn dieser Hafen blokirt sein sollte, nach Montevideo, ladet in Rotterdam der neue, gekupferte holländische Schoner Maria Sophie, Anfang März zu expediren. Wegen
Raums sich zu adressiren an van Overzée et Komp. in Rotterdam.
Zu Commissions-, Speditions- und Incasso-Beschäftigungen, sowie zur Uebernahme von Agenturen, empfehlen sich unter Zusicherung promptester und billigster Bedienung.
Carl Nettelbeck & Comp. in Danzig.
Das neugebaute Haus, Römergasse Nro. 23 steht zu verkaufen oder zu vermiethen. Näheres Rheinthor Nr. 4.