[1133]
Beilage zu Nr. 207 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Sonntag 28. Januar 1849.
[Deutschland]
@xml:id#ar207-1b_001
@typejArticle
@facs1133
Hierauf werden folgende §§ in Bausch und Bogen ohne Diskussion angenommen.
§. 9.
Der Kaiser schließt die Bündnisse und Verträge mit den auswärtigen Mächten ab, und zwar unter Mitwirkung des Reichstags, insoweit diese verfassungsmäßig vorbehalten ist.
§. 10.
Alle Verträge nicht rein privatrechtlichen Inhalts, welche deutsche Regierungen unter sich oder mit auswärtigen Regierungen abschließen, sind dem Kaiser zur Kenntnißnahme, und insofern das Reichsinteresse (!) dabei betheiligt ist, zur Bestätigung vorzulegen.
§. 11.
Der Kaiser beruft und schließt den Reichstag; er hat das Recht das Volkshaus aufzulösen.
§. 12.
Der Kaiser hat das Recht des Gesetzvorschlages. Er übt die gesetzgebende Gewalt in Gemeinschaft mit dem Reichstage unter den verfassungsmäßigen Beschränkungen aus. Er verkündigt die Reichsgesetze und erläßt die zur Vollziehung derselben nöthigen Verordnungen. —
§. 13.
In Strafsachen, welche zur Zuständigkeit des Reichsgerichts gehören, hat der Kaiser das Recht der Begnadigung und Strafmilderung, so wie der Amnestirung. Das Verbot der Einleitung oder Fortsetzung einer einzelnen Untersuchung kann der Kaiser nur mit Zustimmung des Reichstages erlassen.
Zu Gunsten eines wegen seiner Amtshandlungen verurtheilten Reichsministers kann der Kaiser das Recht der Begnadigung und Strafmilderung nur dann ausüben, wenn dasjenige Haus, von welchem die Anklage ausgegangen ist, darauf anträgt. Zu Gunsten von Landesministern steht ihm ein solches nicht zu.
§. 14.
Dem Kaiser liegt die Wahrung des Reichsfriedens ob.
§. 15.
Der Kaiser hat die Verfügung über die bewaffnete Macht.
§. 16.
Ueberhaupt hat der Kaiser die Reichsregierungsgewalt in allen Angelegenheiten des Reichs nach Maaßgabe der Reichsverfassung. Ihm stehen als Träger dieser Gewalt diejenigen Rechte und Befugnisse zu, welche in der Reichsverfassung der Reichsgewalt beigelegt und dem Reichstage nicht zugewiesen sind.
Hiermit ist der Abschnitt „vom Reichsoberhaupt“ vollbracht (wohl bekomm's!) —
Die Sitzung wird um 2 Uhr geschlossen. Morgen mehr.
Ungarn.
@xml:id#ar207-1b_002
@typejArticle
@facs1133
[ 068 ] Pesth, 19. Jan.
Der königliche Commissär Havas hat gestern Nachmittag nachstehende Kundmachung erlassen: „Es wird hiemit zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Ausfuhr aller Getreidegattungen aus Ofen und Pesth verboten wurde, und daß die bei den Mauthlinien aufgestellten k. k. Unteroffiziere angewiesen sind, die genaue Befolgung dieser Anordnung streng zu überwachen.“
Polen.
@xml:id#ar207-1b_003
@typejArticle
@facs1133
Czernovic, 12. Jan.
Heute wurde ein Bauer aus der Umgebung hier eingebracht, wegen Widerstandversuchen gegen das Dominium und Kreisamt, der sich bei seinem Eintreffen vor dem hiesigen Rathhause auf chinesische Manier den Bauch aufschlitzte, was einen grausenerregenden Anblick gewährte, und einen völligen Auflauf zur Folge hatte.
[(Kost. Bl.)]
Italien.
@xml:id#ar207-1b_004
@typejArticle
@facs1133
Rom, 16. Jan.
Alles beschäftigt sich mit den Wahlen. Nur im Kriegsministerium arbeitet man an andern Dingen. Garibaldi schickt sich an, mit einem starken Korps die neapolitanische Gränze zu überwachen und beim ersten Anlaß gegen Neapel, wohin ihn viele Einverständnisse rufen, loszurücken. Ponte-Corvo hat sich vom Kirchenstaat losgesagt. [unleserlicher Text]90 Karrabiniers haben Reißaus genommen. Der republikanische Geist erwacht täglich stärker.
Aus Turin erfährt man unterm 21. Januar, daß Radetzki Mailand verlassen, um gegen Venedig in der Richtung von Piacenza zu operiren.
@xml:id#ar207-1b_005
@typejArticle
@facs1133
[ 068 ] Rom, 15. Jan.
Der Wohlfahrtsausschuß hat bereits in Rom seine Amtsverrichtungen begonnen. Aehnliche Ausschüsse bilden sich in allen Provinzen des Kirchenstaates. Wie man weiß, hat dieser Ausschuß keinen andern Zweck, als die Zusammenberufung der Constituirenden Versammlung zu fördern, und alle diejenigen zur Strafe zu ziehen, welche etwa einer durch den allgemeinen Volkswillen zusammentretenden Kammer Hindernisse in den Weg legen wollten. Nichts desto weniger ist die Intrigue allenthalben thätig. So hat der Kardinal Baluffi ein Rundschreiben ergehn lassen, worin er ermahnt, ja nicht an Wahlen Theil zu nehmen, die von der Kirche und dem Pabste nicht sanctionirt werden könnten. Ein Volk, welches den Bannfluch verschmäht, kümmert sich auch nicht um die Sanktion. Päbstlicher Fluch und päbstlicher Segen konnten im Mittelalter wirken; aber jetzt, im Freiheitskampfe gegen Windischgrätz, Radetzky?
Was den Pabst selbst anbetrifft, so hatten wir unrecht, wenn wir sagten, er sitze in Gaeta in einer doppelten Festung; er sitzt in einer dreifachen Festung; denn unter den Kardinälen selbst haben sich zwei Parteien gebildet, deren jede für sich die Politik „des guten aber schwachen Willens“ exploitirt. Die Spaltung zwischen Antonelli und Ferretti kann nicht mehr in Abrede gestellt werden.
@xml:id#ar207-1b_006
@typejArticle
@facs1133
[ * ] Rom, 15. Jan.
Garibaldi ist in Fermo, nicht weit von der neapolitanischen Gränze. Es ist ihm der Befehl zugegangen, einige 1000 Mann von Ankona und aus den Legationen um sich zu versammeln und auf das erste Zeichen (wenn neapolitanische Truppen einrücken sollten), sofort ins feindliche Gebiet einzufallen und jenseits der Apenninen den Aufstand zu organisiren.
@xml:id#ar207-1b_007
@typejArticle
@facs1133
[ * ] Neapel, 13. Jan.
Endlich hat die Regierung beschlossen, daß die schweizerischen Angehörigen, die bei dem Bombardement und der offiziellen Plünderung Verluste erlitten, entschädigt werden sollen. Der „Bombardatore“ braucht abermals einige neue Schweizerregimenter; daher die jetzige Gefälligkeit!
Französische Republik.
@xml:id#ar207-1b_008
@typejArticle
@facs1133
[ 17 ] Paris, 25. Jan.
Ein Banket des 6. Arondissement fand neulich im Valentinosaal statt; es sprachen Thoré, Bernard, Dain (Volksrepräsentant), Hervé, Pierre Leroux, Lachambaudin, Turgard, beides Socialdichter, Lagrange, Volksrepräsentant, und der amerikanische Socialist Brisbane; die philharmonische Sängergesellschaft der „Söhne von Paris“ wirkte wie gewöhnlich mit. — Das Zuschließen der Klubs wird Mode; gestern sperrte Militär den der Fraternité; man braucht dazu Mobilisten und Garde republicaine, letztere wird ganz eine alte Municipalgarde. Die Legitimisten sind guter Dinge, seit ihr lieber Bruder Falloux Unterrichtsminister ist. Die henricinquistische „Hermine“ (zu deutsch das Hermelin) in der Vendee sagt in der letzten Nummer: „nur noch etwas Geduld, und die heiligen, ewigen, durch Gott, Natur und Christenthum uns Franzosen seit Jahrhunderten theuren Nationalwünsche, Volksneigungen und Volksabneigungen (unter diesem Wortschwall versteht die Partei weiter nichts als Jesuitenkönigthum) werden endlich ihre vollständige Realisirung finden; die Uebergangsformen werden abgenutzt sein, in Staub zerfallen, und Frankreichs Volk wird endlich zu sich selbst zurückkehren.“ Nämlich zum Jesuitenkönig Henri V. Der „Messager du Midi“, ein ultramontanes, aber einst sehr cavaignac'sches, und heute bonapartisches Blatt, leugnet dies insofern, als es die orleanistischen Manöver für weit gefährlicher schildert; „Bonaparte ist bedroht, und zwar insonderheit von den Joinvillisten, die keine Herzogin v. Orleans, wohl aber deren Knaben, den Grafen v. Paris nebst dessen Oheim Prinz Joinville, auf den Präsidentenstuhl erheben wollen. Dazu soll eben die jetzige Kammer nach Hause fahren, und die Wahlumtriebe der Königlichen sollen eben mit Beihülfe der Präfekten eine orleanistische Nationalassemblee zusammenbringen. Auch schmeicheln sich diese Orleanisten mit dem Beistande der obersten Militärkommandirenden. Mit der Nationalgarde von Paris hofft man schon ohne Mühe umzuspringen, da sie dem Kommando gehorcht.“
Vom Herrn Unterrichtsminister Falloux sagt der „Democrate du Rhin“ in Straßburg: „Er ist noch jung, sehr jung, aber ein würdiger Sohn der Kreuzritter. Als Schriftsteller hat er sich arge Geschichtsfälschungen herausgenommen; in der Biographie Louis XVI. hat er die Philosophie, die Freiheitssehnsucht des 18. Jahrhunderts schimpflich verleumdet. Dieser schriftstellernde Unterrichtsminister Frankreichs behauptet, seit dem 16. Jahrhundert habe die Menschheit stillgestanden, ja sie sei zurückgesunken von Stufe zu Stufe und endlich in jenem Abgrunde des 18. Jahrhunderts angelangt. Dies sind seine buchstäblichen Worte. Alles Gute kommt aus der katholischen Kirche, alles Uebel aus dem ketzerischen Prüfungsstreben, das zur Philosophie führt. Dem Katholizismus wird in Falloux'schen Büchern eine freiharmonische Wirksamkeit, eine Schutzthätigkeit zugeschrieben, die gegen die protestantische Unterdrückungswuth glorreich abstechen. Nebenher ertönen Liebesseufzer für die Väter Jesu, und wer dies Opus liest, muß der feuerliebenden Inquisition um den Hals fallen und einsehen, daß die grande politique hinführo in eiligem Rückschreiten zur Vergangenheit besteht; z B. Napoleon der Kaiser hat Aegypten der Christenkirche eröffnet, ohne es zu ahnden, und nun ist es an uns, die katholische Flagge auf die Gipfel der Pyramiden aufzuziehen. So steht's. Und wer noch Zweifel hat, dem wirft Herr Falloux folgenden Satz an den Schädel: „ „Rom's Kirche organisirte Europa als großartige Monarchie, und in dieser Monarchie lernten von der Kirche aus alle Staatsgewalten, all Völker Mäßigung und Ordnung und das Gelernte ging ihnen in Fleisch und Blut und Mark über“ “. Die Inquisition kann, nach Herrn Falloux nicht in diesem skeptischen Zeitalter beurtheilt werden; „„die Völker sagt er, wurden im Frieden der Orthodoxie erhalten, wenn damals ein Ketzer getödtet ward, denn seine Irrthümer gingen fast stets mit ihm unter““; was obenein ein grober Geschichtsschnitzer. Hierauf ergeht sich der Autor in einer unabsehlichen Reihe von Verunglimpfungen der 89ger Revolution, etwa wie Nösselt's Geschichte für „Töchter höherer Stände.“ Dieser Mann ist zwei Jahre nach Verfassung jenes Buches republikanischer Unterrichtsminister geworden. Die Todten reiten schnell!
@xml:id#ar207-1b_009
@typejArticle
@facs1133
Paris, 25. Januar.
Der Moniteur enthält heute die Ernennungen von nicht weniger als 55 neuen Präfekten und Unterpräfekten. Sie sind meist alte Beamte von Louis Philipp
— Die Erbitterung der Oppositionsblätter gegen diese Ernennungen ist sehr groß. Die „Liberté“ z. B. sagt:
„Welche Auswahl in einem Augenblick, wo so viele ächte Franzosen der Republik ihre Dienste anbieten und ohne bestimmtes Einkommen darben?! Welch' skandalöse Verletzung alles Anstandes, die einer beleidigenden Hintansetzung unserer Nationalsusceptibilitäten gleichkommt, weil sie sogar Ausländer (Rossi) den Eingebornen vorzieht!! Wir werden morgen dieses schändliche Anhängsel zum Testamente des im Todesröcheln liegenden Barrot'schen Ministeriums einer näheren Kritik unterworfen.“
Auch die übrigen Journale machen ihrem Grolle in ähnlicher Weise Luft.
— Die ultra-napoleonistische „Liberté“ erklärt die Behauptung der „Patrie“ und eine Menge anderer Blätter, wonach Boulay, Vicepräsident, in der vollkommensten Harmonie mit dem Ministerium lebe, für eine Erfindung. Hr. Boulay habe nur seine Visitenkarte bei den Ministern abgegeben — eine Höflichkeit, der er sich unmöglich entziehen konnte.
Man bedenke, daß die Liberté mit Hr. Boulay auf sehr vertrautem Fuße steht.
— Heute Vormittags wurde der legitimistische Journalisten und Agitatoren Congreß in der Rue Duphot eröffnet. Es sind etwa 200 Mitglieder anwesend.
— Die Nationalversammlung wählte heute Mittags in ihren Abtheilungen die Commission, welche das Fallouxsche Gesetz wegen der neuen Administrativfachwissenschafts-Collegien an den Universitaten, statt der Verwaltungsschulen, zu prüfen hat. Auch diese Commission ist ganz dem Minister feindlich ausgefallen.
— Hr. v. Lurde, bisher im Haag, soll an Aragos Posten in Berlin ernannt sein. General Baraguey d'Hilliers nahm ihn nicht an.
— Marrast besuchte gestern Abend die große Oper und wurde sehr unangenehm vom Publikum empfangen.
— Ein Erlaß des Präsidenten der Republik reorganisirt die berüchtigte Mobilgarde, traurigen Andenkens. Vom 1. Februar ab wird dieselbe nur noch 12 Bataillone (statt 24) zählen, jedes Bataillon zu 990 Mann, von denen die Gemeinen täglich 1 Franken 20 und resp. 1 Franken 10 Centimen Gold beziehen. 1848 kostete dieser hehre Vortrab der Pariser Bürgerwehr (offizieller Styl des Ministers Faucher) die Bagatelle von 12 1/2 Million Franken, während er 1849 nur 7,600,000 Franken kosten soll. Hierdurch erspart Hr. Passy 4,670,000 Franken.
Diese Ersparniß bildet das eigentliche Hauptmotiv der vielbesprochenen Maßregel.
— Walewski geht an Champy's (Neffe Lammenais') Stelle nach Florenz, und Adolphe Barrot aus Alexandrien nach Rio Janeiro. Ruffini, der neue sardinische Gesandte, wurde gestern von Dronyn de Ehuys empfangen und überreichte am Nachmittage dem Präsidenten seine Vollmachten.
— Priester Herandeau, Religionslehrer am Gymnasium zu La Rochelle, ist wegen sozialistischer und kommunistischer Tendenzen, auf Befehl des Unterrichtsministers Falloux, in seinem Amte suspendirt worden.
— Barbès schreibt einen lakonischen Brief an die Journale, rücksichtlich des neuen Pairshofs in Bourges, gegen den stark petitionirt wird. Wenn wir den Februar glücklich überwinden, dann wäre dies ein Wunder. Die Entlassung vieler Mobilgarden, der Pairshof in Bourges, die Jahresfeier der Revolution und der allgemeine Hunger …
— Die Polizei will durchaus Krieg haben! Sie ließ gestern alles Militair in die Kasernen sperren, um auf den ersten Wink schlagfertig zu sein. Am Abend schloß sie drei der bedeutendsten Klubs, darunter den neuen Fraternitätssaal, gegen den sie nicht weniger als 3 Bataillone Infanterie und 200 Gardiens dirigirte. Da sie jedoch nirgends auf Widerstand stieß, so begnügte sie sich, die Sitzungslokale zu versiegeln und Protokolle darüber aufzunehmen.
— Wie man hört, wird die Bergpartei den Minister des Innern wegen der polizeilichen, gerichtlichen Willkürmaaßregeln interpelliren, welche seit mehreren Tagen die ganze Stadt in Allarm setzen. Bald sind es die Bäckergesellen, bald die Lichtzieher, deren Handwerksstreitigkeiten ihnen zum Vorwand dienen.
— Gestern Nachmittag wurde Oberst Rey unter dem Geleit von vielen tausend Demokraten, worunter sich Ledru Rollin und etwa 40 Deputirte befanden, in einfacher Feier zur Erde bestattet. Arbeiter aller Gewerbe, Journalisten und Assoziationen, hatten Deputationen geschickt. Joly und Lagrange sprachen energische Worte am Grabe des zu früh Verstorbenen. Die Demokratie verliert in ihm einen der tüchtigsten Soldaten.
Die Minister waren thöricht genug, Aufruhr zu fürchten, und hatten deshalb im ganzen Stadtviertel von Montmartre starke Truppenabtheilungen aufgestellt; ihre Vorsicht war unnütz, denn Alles blieb ruhig.
National-Versammlung. Sitzung vom 25. Jan. Anfang 2 1/4 Uhr. Präsident Marrast.
Leon Faucher, Minister des Innern, überreicht mehrere Gesetzentwürfe, welche Uebersteuerungen und Arbeiten für das Proletariat verlangen.
Gent und Ledru-Rollin überreichen Bittschriften vieler Weinhändler gegen das berüchtigte Steuer-Exercice
Eine Masse von Petitionen strömt von der Rechten dem Büreautische zu, welche die Auflösung der National-Versammlung verlangen.
Ledru-Rollin und Etienne Arago überreichen Petitionen im entgegengesetzten Sinne. (Stimmen zur Rechten: Wie viel Unterschriften? Geächter.)
Die Versammlung schreitet zur Fortsetzung der Staatsrathsdebatte.
Artikel XIX dahin geändert:
„Der Präsident der Republik kann die Raquetenmeister auf Vorschlag des Präsidenten des Staatsraths und der Sektions-Chefs absetzen etc etc.“
Artikel XX, XXI, XXII, XXIII, XXIV, XXV, XXVI, XXVII und XXVIII, von dem Amtsverhältniß der Staatsrathsbeamten handelnd, werden rasch hintereinander diskutirt und nach Verwerfung einer Menge unerheblicher Neben-Anträge angenommen.
Die Versammlung, ziemlich zerstreut oder vielmehr mit der gereizten Stimmung von Paris beschäftigt, überläßt sich allerlei Privatgesprächen, die Marrast mit seinem Papiermesser vergebens zu beherrschen strebt.
Berryer erscheint auf der Bühne. Er beantragt die Erlaubniß für die Stadt Marseille, sich abermals zur Beschäftigung ihres Proletariats übersteuern zu dürfen. Die Sache sei dringend.
Die Dringlichkeit wird ausgesprochen.
Grevy, mit dem Rateaubericht in der Hand, folgt ihm auf der Bühne. (Große Agitation im Saale.) Man kennt bereits den Inhalt desselben. Er erklärt das Mandat der Versammlung noch nicht vollendet und dringt auf genaue Erfüllung des Artikels 115 der Verfassung, mithin auf Verwerfung aller Auflösungsgelüste.……
Eine Menge Deputirter eilen zum Büreautisch, um sich für die Debatte einschreiben zu lassen.
De Mornay erklärt, es sei reglementswidrig sich vor vollendeter Vorlesung der Berichte einschreiben zu lassen.
Die Versammlung beschließt, den Rateauantrag am nächsten Montag zu diskutiren:
Hiernächst erscheint Billault auf der Bühne, mit dem nicht minder berüchtigten Bericht über den Büdgetsturm in der Hand.
Passy, Finanzminister, unterstützt die Dringlichkeit dieser Angelegenheit.
Die Versammlung weist Billaults Antrag an die Abtheilungen, die ihr schon Sonnabend berichten sollen.
F. Lasteyrie rügt die schreckliche Parteilichkeit, mit der man den Falloux'schen Antrag rücksichtlich des Verwaltungsunterrichts zerzausen wolle. (Gewaltiger Lärm mit Zwischendebatte.)
Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.
Schweiz.
@xml:id#ar207-1b_010
@typejArticle
@facs1133
Neuenburg, 23. Januar.
Gestern wiegelten die Royalisten durch Geld und Schnaps die „Chavanniers“ (ein Theil der niedern Volksklasse) zum Aufruhr gegen die bestehende Ordnung der Dinge auf. Sie durchzogen die Straßen und brüllten: vive le roi! Bald kam es zu Thätlichkeiten und man prügelte sich herum, bis die herbeigeeilten bewaffneten Republikaner der Sache ein Ende machten. Diese besetzten dann das Schloß und andere öffentliche Gebäude, um allen Eventualitäten zu begegnen. Von Lachaux-de-fonds schreibt der «Républicain neuchatelois» von gestern: In diesem Augenblicke (8 Uhr Morgens) marschiren 2 1/2 Kompagnien nach Neuenburg.
[(N. Z.)]
Großbritannien.
@xml:id#ar207-1b_011
@typejArticle
@facs1133
[ * ] London, 25 Januar.
Die Staatsanwaltschaft in Dublin hat eine neue Niederlage erlitten. Der zur Deportation verurtheilte „Insurgent“ Gogarty hatte Appell gegen das Urtheil eingelegt und die Queensbench hat es gestern kassirt. Demnach wird Gogarty in Freiheit gesetzt und 15 Andere, bei welchen dieselben Formfehler vorgefallen, müssen nun in Folge jener Entscheidung ebenfalls aus dem Gefängniß entlassen werden. Von den Bermudas sind Nachrichten über Mitchell's Befinden eingetroffen; er ist sehr leidend, und da ihn das dortige Klima in kurzer Zeit völlig zu Grunde richten würde, so soll die Regierung beabsichtigen, ihn nach einer gesünderen Kolonie zu versetzen. — In einem Kohlenbergwerk zu Darley, unweit Barnsley, sind gestern in Folge einer Explosion 70-80 Personen verunglückt; die meisten derselben sind todt. Nur 16 Personen waren lebendig herausgezogen worden.
Amerika.
@xml:id#ar207-1b_012
@typejArticle
@facs1133
[ ** ] New-York, 10. Jan.
Das Aspinwall'sche Projekt, die Errichtung einer Eisenbahn über die Landenge von Panama, ist noch nicht vom Kongreß sanctionirt worden und zwar, wie es heißt, weil andere Parteien dagegen auftreten und die Vorhand auf dieses Unternehmen geltend machen; doch hofft man auf baldiges Durchgehen der betreffenden Bill und auf Vollendung der Panama-Eisenbahn vor Ablauf zweier Jahre. Gegenwärtig wird auch wieder der Plan, einen großen Kanal von Meer zu Meer über die Landenge von Tehuantepec anzulegen, eifrig besprochen. Der Kanal wird nicht als ein Nebenbuhler der Eisenbahn angesehen. Vielmehr ist die fast einstimmige Ansicht, daß er ein wesentliches Erforderniß ist, mit oder ohne jene Eisenbahn. Schon aus Gesundheitsrücksichten wäre dieser Weg über die Landenge [1134] von Tehuantepec vorzuziehen. Die Gegend liegt schon mehrere Grade nördlicher als Panama. Sodann laufen 2 Flüsse nach Osten und Westen, die sich sehr gut für Dämpfer eignen. Die dazwischen gelegenen Bergrücken und Wasserscheiden sind nicht höher als 650 Fuß und enthalten Ueberfluß an Wasser, mehr als zur Speisung der Schleusen nöthig wäre. Wird zwischen beiden Flüssen eine Eisenbahn angelegt — und unsere anderweitige Erfahrung im Ueberwinden von großen Steigungen läßt über die Ausführbarkeit keinen Zweifel, so haben wir einen Verbindungsweg zwischen dem Ost der Union und Kalifornien gewonnen, der circa 3000 engl. Meilen kürzer als der ums Cap Horn ist und durch eine gesunde und ziemlich bevölkerte Gegend führt. Die großen engl. Banquierhäuser von Manning und M'Intosh in Mexiko sind, wie Privatbriefe besagen, im Begriff, mit dem Bau der Eisenbahn zu beginnen. Einige amerikanische Kapitalisten haben ihnen den Vorschlag gemacht, sich mit ihnen zu verbinden und eine Anzahl unserer leichten Dampfschleppschiffe auf die gedachten beiden Flüsse zu liefern. Und es ist bekannt, daß Amerikanern in der Branche der Flußdampfschifffahrt nichts unmöglich ist. Während England durch die natürlichen Verhältnisse mit seinen Dämpfern auf den Ozean angewiesen war, da es nur wenig große Flüsse besitzt, und daher das Hauptaugenmerk seiner Ingenieurs auf robuste Festigkeit der Dämpfer gerichtet sein mußte: fanden alle unsre ersten Versuche auf unsern Seen und Flüssen statt. Dadurch wurden unsere Schiffsbauer und Maschinenfabrikanten an leichte Schiffe und Maschinen gewöhnt. Haben die gedachten Flüsse auch nur 3 Fuß tiefes Fahrwasser, so werden unsre Dämpfer schon den Dienst zu versehen wissen.
Sobald die Genehmigung zur Panama-Eisenbahn ertheilt ist: wird das bekannte Projekt einer Riesen-Eisenbahn quer durch den nördlichen Kontinent von Amerika (von den Ufern des Mississippi nach San Francisco) vom Kongreß in ernstliche Betrachtung gezogen werden.
Nach den neuerdings aus Californien angelangten Nachrichten ist dort das Gold in fast unerschöpflicher Masse vorhanden. Schon langen beträchtliche Goldsendungen von daher als Bezahlung für dahin gesandte Schiffsladungen in unsern östlichen Seestädten an. So erhielt dieser Tage ein Kaufmann in Boston die Summe von 33,000 Dollars in Goldsand aus dem Sacramentoflusse. Der Sand war in 10 zinnerne Körbchen verpakt. Zwei Tage nachher erhielt er gegen eine Bescheinigung vom Münzamte der Union den vollen Werth in Landesmünze ausgezahlt. Ein kürzlich aus Californien eingetroffener Reisender erzählt, daß er selbst eine Anzahl Personen das ausgetrocknete Bett eines Gießbachs durchforschen und sie eine Stelle finden sah, die wörtlich von Gold erglänzte. Sofort stürzte Jeder von der kleinen Gesellschaft auf den Boden und beanspruchte, nach dem freilich nirgends verzeichneten „Squatter“-Recht, so viel von der Oberfläche für sich, als er mit seinem Körper bedecken konnte. In kurzer Zeit hatte Jeder circa 60 Pfund Gold in der Tasche. Eine andere Partie entdeckte ein Plätzchen, das auf kleinem Raume eine tägliche Ausbeute von 100,000 Dollars lieferte. Bei all' dem Goldreichthum litten aber die Kolonisten schrecklichen Mangel an Lebensmitteln. Dem wird jedoch bald abgeholfen werden; denn in den letzten 2 Monaten sind immense Ladungen aus unsern Häfen dahin abgegangen. Wie's aber in Californien vor Ankunft dieser Provisionen in besagter Hinsicht steht, zeigt schon der eine Umstand, daß für zwei Fässer Branntwein 18000 Dollars gezahlt wurden. In ihrer Verlegenheit sandten die kalifornischen Kolonisten Schiffe nach Demerara, um ihnen Rum zu holen. Ein solcher Contrast, wie seit einem halben Jahre in Kalifornien, dürfte schwerlich jetzt in irgend einem andern Lande der Welt aufzutreiben sein. Ihr erblickt dort Personen, die mit so schmutzigen und zerrissenen Lumpen bedeckt sind, und so verwachsen im Gesicht aussehen, daß anderswo der dürftigste Bettler noch als Gentleman dagegen erscheint. Dabei aber haben sie oft Goldschätze bei sich, daß vielleicht mancher reiche englische Lord nicht über eine gleiche Summe verfügen kann. Gold und Lumpen sind hier in Einer Person auf ihre Extreme gebracht. Ja, man kann dort eher mit Lumpen Gold, als mit Gold Lumpen gewinnen. Sobald erst Kleider und Kleiderstoffe dort anlangen, wird sich die Lumpengesellschaft sehr bald in feingekleidete Gentlemen und Damen verwandeln. Viel junge Leute aus gutem Stande und von robuster Gesundheit sind im Auftrage von Spekulanten nach den Goldminen abgesandt. Sie erhalten dazu die nöthigen Reise- und Existenzmittel und sind dagegen verpflichtet, während des ersten Jahres die Hälfte des Gewinns an die Spekulanten abzugeben. Letztere gebrauchen die Vorsicht, das Leben ihrer Agenten mindestens auf die vorgeschossene Summe, meist auch viel höher, zu versichern. Die Lebensversicherungs-Gesellschaften haben bereits eine solche Masse derartiger Policen ausgegeben, daß sie zum Theil die Annahme neuer Versicherungen verweigern. Für die, welche über die Landenge von Panama ihren Weg nehmen, wird 2 1/2 Proz. Versicherungsprämie gezahlt unter Verpflichtung für den Hinreisenden, weder in Chagres, noch in einem andern Hafen des mexikanischen Golfs auch nur Eine Nacht zu verweilen (weil das heiße Klima grade dort sehr ungesund ist)
[Redakteur en chef: Karl Marx. ]
@typejReadersLetters
@facs1134
@xml:id#ar207-1b_013
@typejArticle
@facs1134
In Nr. 20 der Tante Kölnerin steht ein Inserat zu lesen, worin s ein „Berufener“ aus dem Kreise Bonn versucht. eine Korrespondenz ine Nro. 189 dieser Zeitung zu widerlegen. — Nun, Herr „Berufener“, Rittersmann oder Knapp, wir wollen Ihr Inserat einmal besehen. Sie erinnern sich gewiß noch, daß ich über reaktionäre Bestrebungen berichtete und diese in der väterlichen Fürsorge fand, welche der Ritter v. Carnap der Kreuzritter angedeihen läßt. — Nebenbei mache ich die Bemerkung, daß es meiner Ansicht nach besser sein würde, wenn Hr. v. Carnap seinen Tagelöhnern statt 5 Sgr. mindestens 6 Sgr. Tagelohn gäbe. Sie nennen dieses eine hämische Bemerkung und indem Sie an den letzten Funken meines Wahrheitsgefühles appelliren, rathen Sie mir, mich in Bornheim zu erkundigen, wo ich erfahren werde, daß Hr. v. Carnap nicht 5 Sgr., sondern 6 Sgr. und im Sommer sogar 7 Sgr. Tagelohn bezahlte. Hierin haben Sie nicht ganz Unrecht, Herr „Berufener“; aber ich sage Ihnen, daß es weniger hierauf ankommt, da ich nur hervorheben wollte, daß es besser sei, den Tagelohn um mindestens Einen Groschen zu erhöhen, statt die armen Leute mit Zeitungen zu speisen. Ueberigens war ich doch nicht so schlecht unterrichtet, als Sie glauben machen wollen, und sage Ihnen, daß Hr. v. Carnap noch Tagelöhner hat, welche noch weniger als 5 Sgr. per Tag bekommen, und zwar ohne Beköstigung. Vielleicht finden Sie auch diese Bemerkung etwas hämisch. — Für die Freisinnigkeit des Hrn. v. Carnap führen Sie als hauptsächlichsten Beweis die Rede desselben bei der Versammlung der Landwirthe in Creutznach an. — Ich habe zwar früher nicht gewußt, daß Hr. v. Carnap auch schöne Reden halten kann, es freut mich deßhalb um so mehr, daß er einmal gesprochen hat; Sie werden mir damit doch nicht die Freisinnigkeit desselben beweisen wollen? Es haben bekanntlich schon oft hoch- und höchststehende Personen recht erbauliche Reden gehalten und Vieles ge- und versprochen, aber Jeder weiß, daß sie blos — Viel versprochen haben. Für mich sind Handlungen und Thatsachen allein maßgebend; deshalb frage ich Sie, ob Ihnen die landständische Thätigkeit des ci-devant Ritterschaftlichen Abgeordneten v. Carnap bekannt ist? Es wird gewiß selbst der „Galgenzeitung“ nicht einfallen, dieselbe als eine freisinnige zu rühmen. — Thatsachen sprechen! — Was die Besonnenheit und strenge Rechtlichkeit des Hrn. v. Carnap anbelangt, so weiß ich nicht, wie Sie diese mit der Politik in Verbindung bringen. Hr. v. Carnap kann ein recht besonnener und rechtlicher Mann sein, daraus folgt aber nicht, daß er auch ein freisinniger ist. So ist z. B. Windischgrätz auch ein besonnener, rechtlicher, und wenn nicht strenge doch strang rechtlicher Mann, aber es wird doch keinem Vernünftigen einfallen, die standrechtlichen Begnadigungen desselben zu loben.
Was die Pöbelherrschaft angeht von der Sie sprechen, so wissen sie gewiß eben so gut wie ich, daß der vornehmste Pöbel der schlimmste ist! Adieu.
Bornheim, am 26. Januar 1849.
Der §§-Correspondent der „N. Rh. Z.“
@typejReadersLetters
@facs1134
@xml:id#ar207-1b_014
@typejArticle
@facs1134
Der hiesige Bürgerverein glaubt ein neues Mittel entdeckt zu haben, um die Wahlen, die so entschieden gegen ihn ausgefallen sind, dennoch in setnem Interesse ausbeuten zu können. Er läßt seine beiden früheren Kandidaten fallen und schlägt zwei Handwerker vor, um damit die in den Wahlmännern so zahlreich vertretenen Arbeiter und Handwerker zu bestechen. Diese beiden Handwerker haben früher sehr stark die Liberalen, ja die Demokraten, zu Zeiten selbst die Rothen gespielt, haben sich aber seit einiger Zeit in aller Stille in das Lager der Heuler geschlichen. Der Bürgerverein glaubt nun diese beiden Herren durchzubringen, indem sie bei Manchem noch immer für gute Demokraten gelten und den Wahlmännern von ihrer Thätigkeit im Interesse des Handwerkerstandes goldne Berge versprochen werden.
Wir haben aber unsre Wahlmänner nicht gewählt, damit sie sich durch solche Manöver und Klüngeleien Sand in die Augen streuen lassen, sondern damit sie echte, zuverläsige und muthige Demokraten in die Kammer schicken, die dem Brandenburg-Manteuffelschen Säbelregiment ein Ende machen. Wir erwarten, daß unsere Wahlmänner ihre Pflicht thun.
Mehrere Urwähler.
@xml:id#ar207-1b_015
@typejArticle
@facs1134
Verhandlungen des Gemeinderathes zu Köln.
Sitzung vom 25. Januar.
Die Verwaltung legt dem Gemeinderathe die Baupläne über die neuen Hafen-Bauten vor, und stattet über dieses Projekt speziellen Bericht ab.
In Folge der über den Ausbau der Zülpicher Straße Statt gehabten Debatten, wird diese Sache durch Majoritäts-Beschluß auf 14 Tage ausgesetzt.
Dem Karnevals-Komite wird die nachgesuchte Ueberlassung des Saales Gürzenich unter den frühern kontraktlichen Stipulationen bewilligt.
Handelsnachrichten.
gap: insignificant
@typejAnnouncements
@facs1134
@typejAn
@facs1134
Bekanntmachung.
Die diesjahrige ordentliche General-Versammlung der Meistbetheiligten der preußischen Bank wird auf Freitag den 23. Februar d. J., Nachmittags 3 1/2 Uhr, hierdurch von mir einberufen, um für das Jahr 1848 den Verwaltungsbericht, den Jahresabschluß nebst der Nachricht über die Dividende zu empfangen und die für den Central-Ausschuß nöthigen Wahlen vorzunehmen. (Bank-Ordnung vom 5. Okt. 1846. §§. 62. 65. 68. 97) Die Versammlung findet im hiesigen Bankgebäude Statt. Die Meistbetheiligten werden zu derselben durch besondere, der Post zu übergebenden Anschreiben eingeladen werden.
Berlin, 20. Januar 1849.
Der Chef der preußischen Bank, Hansemann.
@typejAn
@facs1134
Publicandum.
Nachdem die im Jahre 1847 erschienene Auflage der Arznei-Taxe vergriffen ist, habe ich, unter Berücksichtigung der seitdem eingetretenen und der jetzt nothwendig gewordenen Aenderungen in den Taxpreisen, eine neue Auflgage der Arznei-Taxe ausarbeiten lassen, welche mit dem 1. Februar 1849 in Wirksamkeit tritt.
Berlin, 15. Januar 1849.
Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten. Ladenberg.
@typejAn
@facs1134
Bekanntmachung.
Die Stiftung HUETTERIANA KEMPENSIS für studirende Verwandte oder Gebürtige aus Kempen und der Umgegend ist erledigt. Wir veranlassen die Betheiligten, ihre Ansprüche bis zum 16. d. J. bei uns nachzuweisen.
Köln, den 16. Januar 1849.
Der Verwaltungsrath der Studien-Stiftungen.
@typejAn
@facs1134
Bekanntmachung.
Herr Christian Dahlen beabsichtigt in dem Kellerraum des an der Steinfeldergasse sub Nr. 1= gelegenen Hauses eine Destillerie anzulegen.
Nach Maßgabe der Vorschrift der allgemeinen Gewerbe-Ordnung vom 17. Jan. 1845 und der Verfügung königl. Regierung vom 10. huj. werden demnach diejenigen, welche glauben gegen dieses Etablissement ein Interesse geltend machen zu können, hiermit aufgefordert, ihre Einsprüche binnen einer präklusivischen Frist von vier Wochen, dem königl. Polizei-Kommissär der IV. Sektion, Herrn Dobler (Tempelstraße), schriftlich anzuzeigen.
Köln, 12. Januar 1849.
Der Polizei-Direktor, Geiger.
@typejAn
@facs1134
Wahlangelegenheiten.
Ich bin ein Handwerker und nähre mich redlich; ist der Verdienst gering, so schränkt man sich desto mehr ein, vertraut auf den alten guten Gott und hofft auf bessere Zeiten; — aber auch der Handwerker, der im Schweiß des Angesichts sein Brod verdient, hat point d'honneur, und größtentheils wird man finden, daß ihm das Herz auf dem rechten Flecke sitzt; aber auch der Handwerker läßt sich seine Rechte als Bürger nicht nehmen und ist in diesem Punkte sehr kitzlicher Natur. Am 21. d. M., dem Tage vor der Wahl, war ich in drei Kirchen, ich hörte von drei Kanzeln herab predigen: „Wählet frei nach Pflicht und Gewissen, wählet Männer, denen ihr ruhig eure Zukunft anvertrauen könnt; besonders ermahnen wir euch, ihr Handwerker und Arbeiter, den thätigsten Antheil am Wahlgeschäfte zu nehmen, denn eure Zukunft und euer Wohl hangen von der Gesinnungstüchtigkeit, von der Redlichkeit der Wahlmänner ab.“
Montag Morgen ging ich nun wie ein gläubiger Christ mit den besten Vorsätzen zum Wahllokal und kehrte nach kurzer Zeit, von Scham und Aerger roth übergossen, in meine Wohnung zurück. — Ich stand nicht auf der Liste der Urwähler, mein Name wurde nicht verlesen und als ich mich darüber befragte, hieß es: „ich sei nicht zur Wahl berechtigt, da ich aus der hiesigen Armenkasse Unterstützung erhalten habe.“
Man hatte meiner Frau vor einiger Zeit ein Brandgeriß- und Brodbriefchen mit dem Bemerken aufgedrungen, dasselbe nur anzunehmen, da der Verdienst gering und über derlei angetragene Unterstützung keine Controlle geführt werde; meine Frau sagte mir dies, als ich aus dem Wahllokal kam, und ich eilte nun, um die Sachnäher zu untersuchen, zum Herrn Pastor in St. Maurietius. — Der Herr Pastor verschwendete vergebens viele leere Phrasen, und ich vermochte ihn, mir das Verzeichniß derer zu zeigen, welche auf ähnliche Weise wie ich von der Wahl ausgeschlossen worden; — ich sah und staunte, — es waren derer circa 500 aus der Pfarre Mauritius, und sogar Leute darunter, welche 8 Thlr. Gewerbesteuer zahlen. —
Endlich ins Wahllokal zurückgekehrt, wollte man mich mit wählen lassen; ich habe aber nicht gewählt. Den Menschen durch solche Intriguen seiner heiligsten Rechte berauben, ist eine Niederträchtigkeit, die wahrlich keines Commentars dedarf; — ich habe die nackte Wahrheit der Oeffentlichkeit übergeben und überlasse es einer geschickteren und mehr bemittelten Feder, die Sache näher zu beleuchten.
Köln, den 24. Januar 1849.
Cyriacus Zander, Dachdeckermeister, Peterstraße 23, für sich und 500 seiner Standesgenossen.
@typejAn
@facs1134
Am 22. d. M. von 5 bis 8 Uhr Abends sind von einer etwa 600 Mann starken Militärmasse die mir eigenthümzugehörigen, an der Mauritius alten Mauer unter den Nummern 17, 12, 10, 6 und 2 gelegenen fünf Häuser ohne alle Veranlassung und die geringste Anreizung auf die muthwilligste und boshafteste Art, ja mit einer wahrhaft teufelischen Wuth mehr oder weniger so demolirt worden, daß dieselben für den Augenblick ganz unbewohnbar sind. Ich werde deshalb von den 12 Bewohnern dieser Häuser hart und dringend angegangen, denselben bei der jetzigen rauhen und kalten Witterung, um sie vor Krankheit zu schützen, bewohnbare Lokalitäten zu verschaffen, widrigenfalls sie mir nicht nur die Zahlung der Miethe verweigern, sondern auch gegen mich für den nicht bewohnbaren Zustand der ihner vermietheten Zimmer bei Gericht auf Schadenersatz klagen würden. Dieser unerhörte, ungerechte, ja nicht einmal der Barbarei angehörige Eingriff in die Rechte meines mir sauer und mühevoll in glücklicheren Zeiten erworbenen Eigenthums, wurde von dem Militär auf folgende Weise verübt: Zuerst wurden an dem Hause Nro. 12 die Fenster eingeschlagen, dann gewaltsamer Weise in das Innere dieses Hauses eingestiegen und alle vorfindliche Habseligkeiten zertrümmert. Dann wurde in dem Hause Nro. 10 ebenfalls alles demolirt; in diesem Hause wohnt eine Waschfrau, welche für die 7. Comp. des 16. Inf.-Reg. wäscht, und die Ehefrau des Unteroffiziers Everartz vom 28. Inf.-Reg., welcher nicht hier ist. Diese Frau war erst wenige Wochen vorher in Wochen gekommen und liegt vom Schrecken gefährlich krank darnieder. Bei dem wüthenden Angriff in Nro. 6 mußte eine Wittwe mit ihren drei kleinen Kindern sich in den Garten flüchten und suchte Schutz in einem Baume, um den Mißhandlungen des Militärs zu entgehen. In Nro. 17, wo das Unterhaus unbewohnt war, wurde ohne Gnade und Barmherzigkeit der Art gehaußt, daß dieses Haus jeden Augenblick dem Einsturze droht und ein im obern Stocke wohnender Vater mit seinem siebenjährigen Kinde sich mit Todesgefahr durch eine Dachkalle in ein Nachbarhaus retten mußte. Diesem Unfuge wurde nur gegen 8 Uhr durch ein Piquet Soldaten und durch das Erscheinen des Hrn. Obersten Engels in höchst eigener Person ein Ende gemacht, nachdem die Demolirung an den 5 Häusern beendigt war und der Eigenthümer derselben noch nicht weiß, wie er zu seinem bedeutenden Schadenersatze gelangen soll. Bei dem jetzt allgemein herrschenden Geldmangel, bei den verhängnißvollen und sturmbewegten Zeiten ist es dem Eigenthümer eine Unmöglichkeit, irgend einen Menschen zu finden, um ihm ein Kapital auf alle diese Häuser zu schießen, damit er dieselben in den gehörigen bewohnbaren Zustand wieder herstellen kann, sie vor dem unausbleiblichen Subhastationsverkauf und dem gänzlichen Untergang zu retten. Bezahle ich dafür meine schweren Grund- und Bodensteuern, um Soldaten zu unterhalten, die mir die Häuser zertrümmern. Ich erwähne zum Schlusse nur noch, daß nur gegen die Bewohner der Häuser Nro. 12 und 2 der Vorwurf der Unsittlichkeit zu machen ist.
P. Theisen.
@typejAn
@facs1134
Wie die rheinischen Segelschiffer sich bemühen, ihre Existenz für die Zukunft, gegenüber der verderblichen Konkurrenz der Aktiengesellschaften und Rhedereien nur einigermaßen zu sichern, geht aus einer zweitägigen hier abgehaltenen Berathung hervor, in welcher (auf alle ferneren Vergleichsversuche mit ihren Gegnern verzichtend) festgestellt wurde:
„Behufs einer festen Vereinigung zur Gründung einer Innung zu schreiten, um so ihren gemeinsamen Feind, das Kapital und die Association, durch gleiche Waffen bekämpfen zu können.
„Und von den betreffenden Regierungen die kräftigste Unterstützung zur Errichtung eines Schleppinstituts zu ermitteln, damit allen Anforderungen des Handelsstandes selbstständig und dauernd genügt werden könne.“
Mögen ihre Bemühungen nicht vergebens sein, und die Regierungen wohl beherzigen, daß es jetzt noch Zeit ist, einen so kräftigen, geachteten Stand vom anders sichern Untergange zu retten. Aber auch Alle Schiffer, denen es wirklich um Erhaltung ihrer Existenz zu thun ist, mögen sich mit Ernst und Kraft anschließen, um so dem Unternehmen den nöthigen Erfolg zu sichern.
Koblenz.
@typejAn
@facs1134
Im neuen Laden, Obenmarspforten, gegenüber dem Jülichsplatz, wird zu sehr billigen Preisen verkauft:
Haus- und Schlafröcke gut wattirt per Stück 2 Thlr. bis 6 Thlr. Sehr gute Winterpaletos per Stück 4 Thlr. bis 12 Thlr. Feinstes Tuch und Bucksking die vollkommene Hose 2 Thlr. bis 4 Thlr. Westenstoffe in Wolle, Seide, Cachemir die Weste 8 Sgr. bis 2 Thlr. die eleganteste Seidensammtweste gestrickte Unterbeinkleider das Paar 14 Sgr. Gestrickte Unterjacken per Stück 17 Sgr. Alle Arten Handschuhe das Paar 2 Sgr. bis 15 Sgr. das Paar bei Joseph Sacks aus Frankfurt a. M., im Hause des Herrn Johann Maria Farina, gegenüber dem Jülichsplatz.
@typejAn
@facs1134
Empfehlung von Sattler- und Tapezier-Arbeiten.
Hiermit zeige ich ergebenst an, daß ich mit der Vergrößerung meines Ladenlokals fertig bin, und empfehle daher mein mit allen fertigen Sattler-Arbeiten, so wie mit Kanapee's Matratzen, Rouleaux etc. wohlassortirtes Lager zu den bekannten billigen Preisen. Das mir bis jetzt geschenkte Zutrauen werde ich durch gute und preiswürdige Arbeiten zu erhalten suchen.
Ich bitte um zahlreichen Zuspruch.
A. Schnabel, Bolzengasse Nro. 11.
Zugleich empfehle ich meinen Vorrath von Bruchbändern, Bandagen und allen andern in dieses Fach gehörigen Artikeln.
Köln, im Januar 1849.
A. Schnabel, konzessionirter Bandagist, Bolzengasse Nr. 11.
@typejAn
@facs1134
Zu sehr billigen Preisen wird verkauft:
Regenschirme in schwerer Seide per Stück 2 Thlr. 10 Sgr. bis 4 Thlr. Regenschirme in feinem Zeug per Stück 22 Sgr. bis 1 1/2 Thlr. Seidene Foulards per Stück 18 Sgr. bis 1 Thlr. 20 Sgr. Herrnshwals in Wolle per Stück 10 Sgr. bis 20 Sgr. Atlaß, Schlips und 4eckige seidene Herrnbinden per Stück 20 Sgr. bis 2 Thlr. Gumihosenträger das Paar 3 Sgr. bis 20 Sgr. Alle Sorten Stahlschreibfedern und port monnaie Cigaren-Etui, Börsen u. s. w.
Joseph Sacks aus Frankfurt a. M., im Hause des Herrn Johann Maria Farina, gegenüber dem Jülichsplatz.
@typejAn
@facs1134
Schöne weiße Schmierseife
Per 1/8 Tönnchen von 30 Pfd. à 2 Thlr. 25 Sgr. Gelbliche mit Veilchengeruch à 2 Thlr. 10 Sgr. gelbgraue vorzüglich für die erste Lauge à 1 Thlr. 20 Sgr. per Tonne billiger. Per Pfd. à 2 1/2 Sgr. à 2 Sgr. 8 Pf. und 1 Sgr. 10 Pf., weiße Prima-Sorte à 2 Sgr. 10 Pf. Harte Haushaltungsseifen 9 Pfd. für 1 Thlr. Bessere Sorten verhältnißmäßig theurer. Die bekannten billigen Toilettseifen, Windsor, Cocus-Nuß-Oil-Soda, Mandel etc., sind stets per Pfd. und in Paketen vorräthig
Kendall'sche Seifen- und Parfumerie-Fabrik (H. Pohlen), Hochstraße 146.
@typejAn
@facs1134
Zur Verloosung schöner neuer Oelgemälde sind nur noch bis Ende dieses Monats Loose à 10 Sgr. (10 für 3 Thlr.) zu haben.
G. Tonger, Pauluswache.
@typejAn
@facs1134
Auf dem Heumarkt oder in der Nähe desselben, wird ein Haus oder Unterhaus zu miethen gesucht, von wem sagt die Exp. d. Bl.
@typejAn
@facs1134
Mehrere Ballen ausgezeichnet schöner Spalter Land-Hopfen sind billig zu verkaufen. Wo, sagt d. Exp.
@typejAn
@facs1134
Endlich ist vollständig erschienen und in der Expedition der „Neuen Kölnischen Zeitung, für 5 Sgr. 6 Pf. zu haben: Der politische Tendenz-Prozeß gegen Gottschalk, Annecke und Esser. Buchhändler erhalten gegen Baarzahlung 1/3 Rabatt.
@typejAn
@facs1134
Feinster Punschsyrup.
Rum, Cognac, Arrak.
Holl. Liqueure.
Bei Franz Jos. Daniels, Sternengasse Nr. 9 & 11.
@typejAn
@facs1134
Bürger- u. Handwerker-Gesang-Verein.
Versammlung heute Nachmittags 2 Uhr, Mühlengasse Nr. 1. pr. Direktion: W. Herx, Lehrer.
@typejAn
@facs1134
Theater.
Da wir der Oper „Gustav“ beigewohnt haben, halten wir es für unsere Pflicht, dem Herrn Balletmeister Martin unsern Dank für seine Arrangements hiermit auszusprechen. Dienstag soll die Oper noch einmal zu seinem Benefiz wiederholt werden, wo dem Vernehmen nach dieser Künstler beabsichtigt, uns einen ganz neuen Genuß darzubieten, indem er in dem beliebten Pas de la Rose die Rollen vertauschen, Frau Martin die seine und er die ihre tanzen wird, was dem Publikum gewiß einen großen Genuß gewähren wird. Da Herr Martin nur noch zwei Vorstellungen geben wird, da er mit seiner Gattin nach Lüttich engagirt ist, so möge das Publikum durch einen zahlreichen Besuch seine Mühe lohnen.
Mehrere Theaterfreunde.
@typejAn
@facs1134
Herrenkleider werden gewaschen und reparirt, Herzogstraße Nr. 11.