Deutschland.
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Edition: [Karl Marx: Eine Neujahrsgratulation, vorgesehen für: MEGA2, I/8.
]
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68
] Köln, 8. Januar.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
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*
] Köln, 8. Januar.
Wie wir vor einigen Tagen angezeigt, ist Ludwig Raveaux von den Satelliten des Windischgrätz zur „Todesstrafe durch den Strang verurtheilt worden.“ Welden hat ihn indeß zu
dreijährigem Festungsarrest begnadigt. Die Gründe lassen sich ahnen. Die „Kölnische Zeitung“, deren Wiener Correspondent, der glorreiche Schwanbeck, zu
Köln residirt, — DuMont producirt nach modernen ökonomischen Grundsätzen möglichst viel zu möglichst geringen Kosten — wird natürlich erklären, daß „das Schönste von
alledem ist, daß kein Wort davon wahr ist.“
Man erinnert sich, daß Dumont Wien während sechs Wochen brennen und den Kroaten unterliegen ließ. Schließlich traf er, wie wir ihm prophezeit, die „Wahrheit.“ Man erinnert sich seiner
aus dem Constitutionnel übersetzten und jetzt authentisch widerlegten Infamien über die Junirevolution, seiner Lügen über die englischen seines interessirten Falsa über preußische und belgische
Zustände. Wir aber wünschten, daß der Wahrheitsfreund „Schwanbeck,“ — rara avis unter Dumont's literarischen Käutzen — nur über Einen Punkt das öffentliche Gerücht
Lügen strafe. Die Fama sagt, daß er, der biederbe Pommer, zusammen mit dem germanischen „Beobachter“ Weißbrod die berüchtigten Artikel der „Deutschen Zeitung“
von „Köln“ und vom „Rheine“ fabrizirt hat: Oui ou non!
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*
] Köln, 8. Jan.
Seit gestern hatte sich hier das Gerücht von der Verhaftung des Herrn Kaplan v. Berg in Jülich verbreitet. Wir hören nun eben aus glaubwürdiger Quelle, daß es ungegründet ist.
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] Köln, 6. Jan.
Der „Pr. St.-A.“ bringt zwei Verordnungen. Die Eine betrifft die „Aufhebung der Privatgerichtsbarkeit, des eximirten Gerichtsstandes, Organisation der Gerichtsbehörden“
und hierauf bezügliche „allgemeine Bestimmungen“. Die Andre handelt: „über die Einführung des mündlichen und öffentlichen Verfahrens mit Geschwornen in
Untersuchungssachen.“
Beide Verordnungen sollen mit dem 1. April c. in Kraft treten. Der Raum unseres Blattes erlaubt uns nicht, diese weitschichtigen Dokumente abzudrucken. Auf den Inhalt der Verordnungen werden wir
zurückkommen.
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X
] Münster, 5. Jan.
Die knarrende Maschine der Justiz scheint in Bewegung zu kommen. Das Zuchthaus in Münster ist keine Bärengrube, wo nur Fußstapfen hinein führen. Heute ist auch der Lieut. a. D. Stricker entlassen
worden, der gefährliche Mann des, nach der Kölnischen, so gefährlichen Sicherheits-Ausschusses!
Ihr Blatt hat sich um die Gefangenen verdient gemacht. Freilich haben die Bourgeois-Zeitungen, welche für die neue Auflage des Absolutismus schwärmen, kein Gefühl für die Männer der Ueberzeugung.
Selbst Herr Brüggemann aus Hopsten, der für Hambacher Radomontaden in dem hiesigen Zuchthause gesessen und damals sehr über Ungerechtigkeit und Willkür jammerte, brachte nur Nachrichten aus den
gemeinsten Lugenblättern und ermannte sich endlich, in Erinnerung früherer Freundschaften, höchstens bis zu ekler Anrufung der Amnestie, die hier Niemand verlangt! —
Die Gefangenen in Münster würden sich wahrscheinlich schämen, wenn ihnen die „Kölnische“ Beistand leisten wollte! Trügen nicht alle Zeichen, so wird das Blatt sich bald wenden, obwohl
die Gefangenen auf ihr schon vor 14 Tagen eingereichtes Perhorrenscenz-Gesuch des O-.L.-Gerichts noch nicht einmal beschieden sind, während H. Temme in 4 Tagen Antwort erhielt.
Die höchste Entrüstung hat es erregt, daß H. Tushaus, der Mann der Partei, persönlich gekränkt durch die Kongreßverhandlungen über die weggelaufenen Deputirten, sich bei der Untersuchung
betheiligt.
Daß eine Purifikation des Richterstandes nöthig ist, obwohl in ganz anderm Sinne als dem der „Galgenzeitung“, kann keinem Zweifel mehr unterliegen. —
Die Untersuchungen selbst nehmen einen furchtbar schleppenden Gang. In 6 Wochen ist Nichts geschehen, als daß einige Angeklagte einmal, und blos Einige zweimal vernommen sind. Wie man
hört, sind die Aussagen so freimüthig und offen, daß die Untersuchungen längst dem erkennenden Richter hätten vorgelegt werden können.
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] Frankfurt, 6. Jan.
Wie die „Reichstags-Zeitung“ mittheilt hat Beranger, der „Sänger der heiligen Allianz der Völker“ für die Nachgelassenen Blum's 20 Fr. übersandt.
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24
] Frankfurt, 5. Januar.
Als Nachtrag zur gestrigen Sitzung der sogenannten National-Versammlung ist noch zu bemerken, daß Ludw. Simon (Trier) am Schlusse ebenfalls einen Antrag stellte, der Rechte und Centren zur
Berserker-Wuth entflammte.
Simon von der Resultatlosigkeit aller Berathungen in diesem Hause überzeugt will diese Ueberzeugung in einem besonderen Antrage aussprechen, der also beginnt: „In Erwägung, daß die
Versammlung von Anfang an darüber einig war, nichts zu thun, sondern daß sie blos darüber berieth, wie sie nichts thun solle‥‥“ (Stürmischer Ausbruch des Unwillens von der Rechten
und Ruf zur Ordnung, Beifall von der Linken und gegenseitige Beschuldigungen von der einen Seite zur andern. Der Präsident ruft, nachdem es ihm mit Mühe gelungen ist, die Ruhe einiger Maßen
herzustellen, den Redner wegen seiner die Versammlung verletzenden Aeußerungen zur Ordnung. Protest von Seiten der Linken. Herr Simon beruft sich auf Herrn Löwe, der in seinem Antrage ganz dieselben
Worte gebraucht habe, ohne zur Ordnung gerufen worden zu sein, und beschuldigt den Präsidenten der Parteilichkeit. Herr Beseler verwahrt sich gegen diesen Vorwurf: es komme auf den Zusammenhang an, in
welchem jene Worte gebraucht worden seien.) Herr Simon fährt fort: „in weiterer Erwägung, daß die Versammlung auch in dieser Beziehung, wie sie nichts thun wolle, zu nichts gekommen
sei;‥‥“ (Neue Unterbrechung und Ruf nach Ordnung.)
Der Präsident ermahnt den Redner ernstlich, sich jeder beleidigenden Worte zu enthalten, wofern er ihm nicht das Wort entziehen sollte, und
Simon schließt: „In Erwägung aller vorgebrachten Gründe läßt die Versammlung die preuß. Frage auf sich beruhen.“
Trotz des Gebrülles gegen Simon, ist sein Antrag thatsächlich durchgegangen.
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*
] Frankfurt, 6. Januar.
Folgendes ist die von Oestreich hieher gesandte Note:
Wien, 28. Decbr. 1848. Ohne in eine erschöpfende Erörterung des von dem Herrn Minister v. Gagern der deutschen Nationalversammlung vorgelegten Programms einzugehen, was einem anderen
Zeitpunkt vorbehalten bleibt, glaube ich dennoch die Aufmerksamkeit des Ministers schon heute auf nachstehende Punkte denken zu müssen. Es wird in Ihrem Programm von der Ansicht ausgegangen, als
spreche Oesterreich an, in den zu errichtenden deutschen Bundesstaat nicht einzutreten, d. h. sich von demselben auszuschließen. Die Darlegung der Politik des österreichischen Cabinets, wie sie am 27.
v. Mts. zu Kremsi[unleserlicher Text]r geschehen ist, hat jedoch ausdrücklich die Regelung der deutschen Verhältnisse einer weiteren Vereinbarung vorbehalten und eine Absicht, wie sie uns in dem Programm des Hrn. v.
Gagern unterlegt wird, keineswegs ausgesprochen. Es ergibt sich daraus, daß, wenn wir die Prämisse nicht zugeben, wir uns auch mit den weiteren Folgerungen unmöglich für einverstanden erklären können.
Oesterreich ist heute noch eine deutsche Bundesmacht. Diese Stellung, hervorgegangen aus der naturgemäßen Entwickelung tausendjähriger Verhältnisse, gedenkt es nicht aufzugeben. Kann es gelingen, wie
wir aufrichtig wünschen und es gern erwarten, daß eine innigere Verschmelzung der Interessen der verschiedenen Bestandtheile Deutschlands zu Stande gebracht werde, wird das Verfassungswerk, an welchem
Oesterreich sich betheiligt, auf eine gedeihliche Weise seinem Ziele zugeführt, so wird Oesterreich in diesem neuen Staatskörper seine Stelle zu behaupten wissen. Jedenfalls würde der künftigen
Gestaltung des bisherigen deutschen Staatenbundes auf eine wesentliche Weise vorgegriffen, wollte man schon jetzt das Ausscheiden Oesterreichs aus dem wie es in dem genannten Programm heißt „zu
errichtenden Bundesstaat“ als eine ausgemachte Sache annehmen. Eine Folgerung dieser von uns als unstatthaft zurückgewiesenen Voraussetzung erscheint die von dem Hrn. Minister bei der
Nationalversammlung nachgesuchte Ermächtigung, die gesandtschaftliche Verbindung mit dem österreichischen Kaiserreiche anknüpfen zu dürfen. Wir haben, eben so wie alle anderen deutschen Bundesstaaten,
einen Bevollmächtigten am Sitze der Centralgewalt. Seine Vermittlung wird, wie bisher, hinreichen, den Geschäftsverkehr mit dem Ministerium zu unterhalten. Ew. werden demnach beauftragt, bei Hrn. v.
Gagern dahin zu wirken, daß er von dieser Anknüpfung einer diplomatischen Verbindung aus den oben angedeuteten Gründen absehe. Das, was wir suchen, ist eine gedeihliche Lösung der großen Frage. Diese
wird nur — davon möge der Herr Minister überzeugt sein — auf dem Wege der Verständigung mit den deutschen Regierungen, unter welchen die Kaiserliche den ersten Platz einnimmt, zu
erreichen sein. Gern sind wir bereit, ihm bei dem schwierigen Werke die Hand zu reichen. Wir erwarten auch seinerseits — und seine ausgezeichneten staatsmännischen Eigenschaften rechtfertigen
diese Hoffnung — eine richtige Würdigung der Verhältnisse und jenes bereitwillige Entgegenkommen, das allein zu einer befriedigenden Lösung führen kann. Empfangen etc.
(gez.) Schwarzenberg.“
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24
] Frankfurt, 7. Jan.
Nachdem der östreichische Minister Schwarzenberg der Centralohnmacht eine Erklärung übermacht hat, die durch des „Edlen“ Programm einen Strich macht: hat der Edle nichts Eiligeres zu
thun gehabt, als sich dem östreichischen Willen fügsam zu zeigen. Ein „Edler“ weiß ein Portefeuille, hat er's einmal gepackt, auch mit „edler“ Tapferkeit
festzuhalten. Bald nach Eingang der Schwarzenberg'schen Neujahrsgratulation ließ der „Edle“ dem östreichischen Ausschusse folgende Erklärung zustellen:
Der Präsident des Reichsministerrathes an den Herrn Vorsitzenden des Ausschusses für Begutachtung des vom Reichsministerium in der österreichischen Frage gestellten Antrags, Abgeordneten etc.
Kirchgessner.
Indem das Reichsministerium dem oben genannten Ausschusse eine Mittheilung abschriftlich zur Kenntniß bringt, welche ihm von Seiten der k. k. österreichischen Regierung, durch deren
Bevollmächtigten bei der Centralgewalt zugegangen ist, findet es sich veranlaßt, diese Mittheilung mit folgenden Bemerkungen zu begleiten:
1. In dem Satze 1 des Antrages des Reichsministeriums vom 18. v. M. ist dieses von der Pflicht der Reichsgewalt ausgegangen, das bestehende Bundesverhältniß Oesterreichs zu Deutschland zu erhalten.
Es ist also nicht von ihm in Zweifel gezogen worden, daß Oesterreich eine Bundesmacht und berechtigt sei, im Bundesverhältnisse zu bleiben.
2. Das deutsche Volk in seiner Mehrheit will unstreitbar die frühere Bundesverfassung so umgestaltet wissen, daß die Gesammtinteressen der Nation durch eine Gesammtregierung mit Volksvertretung,
unter Aufrechthaltung der Selbstständigkeit der Einzelstaaten, in so weit sie damit verträglich ist, souverän verwaltet werden. Der Charakter dieses künftigen Bundesstaates ist vorläufig in denjenigen
Theilen einer Reichsverfassung, (vom Reich, von der Reichsgewalt, vom Reichsgerichte, vom Reichstage) deren erste Lesung stattgefunden hat, gezeichnet. Es ist nicht wahrscheinlich, daß die
konstituirende National-Versammlung bei der zweiten Lesung solche Veränderungen beschließen werde, die den Charakter des künftigen Bundesstaates wesentlich ändern.
3. Dem so in Aussicht stehenden Bundesstaate beizutreten, wird kein rein deutscher Staat verweigern können. Was aber Oesterreich betrifft, so glaubte das Reichsministerium und glaubt noch, daß
dieses bei der Natur seiner Zusammensetzung mit außerdeutschen Ländern eine Sonderstellung einnehmen werde, einnehmen müsse.
4. Wenn auch Oesterreich früher nicht ausdrücklich erklärt hatte, in den deutschen Bundesstaat, wie er nach den vorliegenden Beschlüssen sich gestalten würde, nicht eintreten zu wollen; und wenn es
sich jetzt seine weitere Erklärung darüber vorbehält, so glaubt das Reichsministerium berechtigt zu sein, aus dem von der öffentlichen Meinung in Oesterreich sanktionirten Programme von Kremsier (27.
Nov. v. J.), und aus dem Verhalten der österreichischen Regierung gegenüber den Anordnungen der Centralgewalt und den Beschlüssen der National-Versammlung, eine solche Ansicht der österreichischen
Regierung, in den deutschen Bundesstaat nicht eintreten zu können, unterstellen zu müssen. In diesem Programme heißt es nämlich: „Oesterreichs Fortbestand in staatlicher Einheit ist ein
deutsches wie ein europäisches Bedürfniß.“
Die Fortdauer einer staatlichen Einheit der österreichischen Monarchie ist unvereinbar mit der Unterordnung eines Theiles unter einen, von der Gesammtmonarchie unabhängigen, starken,
einheitlich regierten, kurz dem Willen der Nation entsprechenden deutschen Bundesstaat. Jetzt erklärt der neue österreichische Bevollmächtigte bei der Centralgewalt, daß das österreichische
Ministerium die politische Ansicht, welche dem Programme von Kremsier zu Grunde lag, wesentlich modifizirt habe. Die Regierung des Kaiserstaates hält ihre Antwort auf die, an Oesterreich durch den
deutschen Verfassungsentwurf gestellte Frage noch für frei. Diese Freiheit ihr zu bestreiten kann nicht Sache der Reichsgewalt sein. Aber auch nach den, von dem Bevollmächtigten Oesterreichs gegebenen
Erläuterungen der Note vom 28. v. M., glaubt das Reichsministerium, daß der Erfolg seine Ansicht rechtfertigen werde.
5) Das Reichsministerium ging in dem fünften Satze des Vorschlags vom 18. v. M. von der Ansicht aus, daß die Verfassung des Bundesstaates nicht Gegenstand der Unterhandlung sein könne. In der Note
vom 28. v. M. wird wohl mit Rücksicht darauf bemerkt, daß die Lösung der großen Frage nur auf dem Wege der Verständigung mit den deutschen Regierungen, unter welchen die kaiserliche den ersten Rang
einnehme, zu erreichen sei. So wenig überall der Weg der Verständigung zu vernachlässigen sein wird, wo er zum Ziele führen kann, so entschieden wird das, mit der von der constituirenden
Nationalversammlung genommenen Stellung unverträgliche, allgemeine Vereinbarungs-Princip bezüglich des Verfassungswerkes, zurückgewiesen werden müssen. Die Hoffnungen, wo sie auftauchen mochten, daß
die Zeit gekommen sei, den starken Bundesstaat, mit dauerhafter, einheitlicher oberster Gewalt, in der Geburt zu ersticken und durch ein Surrogat zu ersetzen, das dem alten Bundestage mehr oder
weniger ähnelt, diese Hoffnung wird zu Schanden werden.
6) Aber auch abgesehen von dem Verfassungswerke der Note vom 28. v. M. und den Erläuterungen des neuen östreichischen Bevollmächtigten, bleibt eine Verhandlung mit der östreichischen Regierung
nothwendig, sowohl um das Inslebenführen der deutschen Verfassung dadurch zu beschleunigen, daß eine gegenseitige Erklärung über das Verhältniß des nichtdeutschen Oestreichs zu dem
Gesammt-Deutschlande, oder eventuell einer Union des Gesammt-Oestreichs zu dem übrigen Deutschland vorbereitet werde; als auch zur Einreichung der unmittelbaren Regierungszwecke der Centralgewalt, und
zur Erfüllung ihrer Pflicht, welche einen Bevollmächtigten an dem Orte nothwendig macht, wo die Neugestaltung eines Reiches sich entscheidet, das zu einem großen Theile zu Deutschland gehört, und wo
große europäische Interessen ihren Mittelpunkt finden.
In welcher Form die Verhandlung geführt wird, ist an sich Nebensache. Indem das Reichsministerium die Ermächtigung nachsuchte, die gesandtschaftliche Verbindung mit dem östreichischen Kaiserreiche
anknüpfen zu dürfen, geschah dies aus dem einfachen Grunde, weil die Sendung von Reichskommissären von Seiten der Centralgewalt den Anspruch auf eine exekutive Gewalt begründet, welcher ihr in
Oestreich geradezu abgesprochen worden ist.
7) Das Reichsministerium wiederholt daher seinen in der Proposition vom 18. v. M. begründeten Antrag dahin, daß es autorisirt werde, zu geeigneter Zeit und in geeigneter Weise mit der Regierung des
östreichischen Kaiserreichs Namens der Centralgewalt, über das Verhältniß Oestreichs zu Deutschland in Verhandlung zu treten.
Frankfurt, 5. Januar.
H. v. Gagern.
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] Berlin, 6. Jan.
Der Abgeordnete Waldeck ist darauf vorbereitet, dieser Tage verhaftet zu werden; das heute hier viel verbreitete Gerücht, er sei schon verhaftet, können wir jedoch aus bester Quelle, als bis
jetzt noch unbegründet bezeichnen. —
Vor der zweiten Abtheilung des Kriminalgerichts wurde heute ein Vorspiel zu der uns bevorstehenden größern Verhandlung über die Vorgänge des 31. October auf dem Gensdarmenmarkte, aufgeführt. Der
Vergolder Dümcke war vom Staatsanwalt der Theilnahme am Aufruhr beschuldigt, weil er an jenem Tage mit einer brennenden Fackel auf die Bürgerwehr geschlagen, mit einer rothen Fahne gewehet und
aufrührerische Reden geführt haben soll. Durch die Zeugenaussagen stellte sich aber heraus, daß der Angeklagte nur ruhig mit einer Fackel dagestanden habe. Demnach hielt der Staatsanwalt die Anklage
nur für Theilnahme an einem Tumult aufrecht; forderte nur eine Verschärfung der Strafe, weil eine Fackel in die Kategorie der gefährlichen Werkzeuge falle und beantragte 7 Monate Strafarbeit. —
Der Vertheidiger Herr Stüber legte in einer glänzenden Vertheidigungsrede dar, wie nach den Buchstaben des Gesetzes kein Tumult stattgefunden; höchstens könnte man den Angeklagten eines
muthwilligen Bubenstreiches für schuldig erklären und zu einigen Wochen Gefängniß verurtheilen, wofür demselben aber die unschuldig verbüßte Untersuchungshaft von 4 Wochen anzurechnen sei. —
Der Gerichtshof ging aber auf diese Deduction nicht ein und verurtheilte den Angeklagten zu 6 Monaten Strafarbeit.
Zu den thätigsten Wühlern der reaktionären Partei, welche namentlich im hiesigen 75. und 76. Stadtbezirk ihr Unwesen treiben, gehören Baurath Cantian, Stadtverordneter Dr. Schulz (der
gegen die Ueberweisung des Saals der Stadtverordneten an die Nationalversammlung stimmte) und die Professoren Jacoby (Theolog), und Trendelenburg. Zu den Vorversammlungen dieser Bezirke
werden nur Reaktionäre eingeladen, welchen allein die Polizei die Versammlungsfreiheit unverkümmert läßt. Einem Maschinenbauer, der bei der letzten Versammlung im entgegengesetzten Sinne das Wort
nehmen wollte, ward das Reden durch tumultuarische Scenen unmöglich gemacht. Ein von dieser Clique ausgegangenes Programm, „welcherlei Wahlmänner wir wollen“, steht ganz auf dem
Standpunkte des ultraroyalistischen Preußenthums. —
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Breslau, 4. Januar.
Die „A. Od. Ztg“ enthält in ihrem Bericht über die gestrige Sitzung des demokratischen Vereins u. a. Folgendes:
Eine an das sächsische Ministerium abgegebene Petition wegen der Zurückforderung der Leiche Robert Blums und Aufsatz des Märzvereins in Frankfurt über die oktroyirte Verfassung und ein Artikel aus
der Neuen Rheinischen Zeitung über den Verein selbst wurden verlesen.
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@facs | 1030 |
Breslau, 4. Januar.
Direkte Nachrichten aus Ungarn, welche uns vom 25. Dez. v. J. aus Tallay zugekommen, stellen einen Sieg über das Armeekorps des Grafen Schlick binnen Kurzem in Aussicht. Um Kaschau, Czeries und
Barbfeld steht eine Armee unter dem Befehl des ehemaligen Kriegsministers Meßaros, welche 2000 ungarische Husaren und 18,000 Mann Infanterie zählt, gute, eingeübte Kerntruppen, verstärkt durch die
Nationalgardisten aus zehn Gespannschaften, ungefähr 50 bis 60,000 Mann mit 60 Kanonen, die Alle Schlick umschlosse halten und keinen seiner Leute lebend herauszulassen entschlossen sind. Schlicks
Kräfte belaufen sich auf 18,000 Mann und seine Lage soll wirklich verzweifelt seyn, da er ohne Blutvergießen mit seinen Truppen von Hunger und Kälte aufgerieben wird.
[(A. Od.
Ztg.)]
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Bernstadt, 2. Januar.
Am heutigen Tage erhielt die hiesige Bürgerwehr folgendes Rescript, überreicht durch den königl. Landrath Herrn v. Prittwitz:
Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen etc. in Erwägung, daß die Bürgerwehr der Stadt Bernstadt sich am 17. Novbr. d. J. in der wahrscheinlichen Absicht versammelt hat, an einem
vermutheten Kampfe des Volkes in Breslau gegen die gesetzlichen Behörden Theil zu nehmen, daß ferner ein großer Theil derselben wirklich an demselben Tage bewaffnet nach Oels marschirt, und von dort
erst nach erlangter Gewißheit, wie ein Kampf in Breslau gar nicht stattfinde, nach Bernstadt zurückgekehrt ist, und daß die Thatsache dieses Ausmarsches schon für sich allein eine erhebliche Störung
der öffentlichen Ordnung, mithin einen groben Verstoß wider den in § 1 des Gesetzes über Errichtung der Bürgerwehr vom 17. Oktober c. ausgesprochenen Zweck dieses Instituts, die öffentliche Ordnung
aufrecht zu erhalten, einschließt: — verordnen auf den Antrag Unseres Ministers des Innern, und auf Grund des § 3 des gedachten Gesetzes:
Die Bürgerwehr der Stadt Bernstadt ist hiermit aufgelöst.
Die betreffenden Behörden sind mit der Ausführung dieser Verordnung beauftragt.
Potsdam, den 24. Dezember 1848.
(gez.) Friedrich Wilhelm. Manteuffel.
In Folge dessen wurden sofort die der bisherigen Bürgerwehr aus königlichen Depots geliehenen Waffen zurückgefordert und nach Breslau abgeliefert.
[(Od.-Z.)]
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Wien, 3. Januar.
Unter diesem Datum berichtet die „Deutsch. Allg. Ztg.“, es sei die Nachricht eingetroffen, daß die k. k. Truppen Pesth und Ofen ohne Schwertstreich genommen und daß sich
Kossuth mit den „Insurgenten“ süd-östlich auf Szegedin an der Theiß gewandt.
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@facs | 1030 |
Wien, 3. Januar.
Eben eingehenden Berichten aus Raab von gestern Mittags zufolge hatte man dort die Nachricht erhalten, daß der Marschall Fürst Windischgrätz vorgestern bis Stuhlweißenburg vorgerückt war. Der
Ueberrest des Korps Perczels war gegen Ofen geflüchtet, und der Banus von Croatien demselben auf dem Fuß gefolgt und bis Teteny vorgerückt. Die Croaten stehen eine Stunde vor Ofen, welches heute von
den vereinigten Armeen angegriffen werden soll. Comorn ist vom Feldmarschall-Lieutenant Wrbna berannt.
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@facs | 1030 |
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103
] Gotha, 1. Jan.
Wie anderwärts, haben auch hier Soldatenbrutalitäten, die wegen ihrer sonsttgen Spießbürgerlichkeit und löblichen Unterthanenruhe berühmten Einwohner in Harnisch gebracht. Wahrhaftig, wenn das am
dürren Holze geschieht, so darf man sich nicht wundern über das am grünem Holze Hervortretende. Die Gothaner verlangen, daß die Herrn Reichstruppen die Stadt räumen. Ist das nicht unerhört? Die
Stifter der „Ordnung“ und die „Beschützer des Gesetzes“ aus der Stadt werfen zu wollen? Man hat diesem Verlangen mit Herbeiziehung neuer Soldateska (2 Kompagnien) aus
Arnstadt geantwortet. Man kann jederzeit seinen Kopf verwetten, daß wenn's in irgend einer Stadt oder Gegend allzuruhig ist, die Centralgewalt Reichstruppen schickt und daß es dann binnen
einigen Tagen an dem ruhigen Orte zugeht, als wären Kalmücken und Baschkiren eingezogen. Wir danken der Reichsbüttelgewalt, daß sie wenigstens, sollten auch Andere ermüden, ihre demokratische
Reichstruppenpropaganda unverdrossen fortsetzt.
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@facs | 1030 |
Flensburg, 3. Januar.
Unter diesem Datum bringen die „W. G. N.“ die (der Bestätigung bedürftige) Mittheilung, daß sich die Dänen mit Räumung der Insel Alsen beschäftigen.
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@facs | 1030 |
Schleswig, 3. Jan.
Wie man hört, findet bei den Staatsmännern, die muthmaßlich von überwiegendem Einfluß auf die Unterhandlungen sein werden, mehr und mehr die Idee einer sogenannten selbstständigen oder neutralen
Stellung Schleswigs Eingang. Schleswig soll danach, gesondert von Holstein und von Dänemark, zwischen Beiden in der Mitte als ein selbstständiger Staat hingestellt werden. Kein unglücklicherer Gedanke
konnte je in dieser Angelegenheit gefaßt werden. Wir fragen jeden Unbefangenen, der nur einigermaßen sich mit den Verhältnissen bekannt gemacht hat, wie lange ein Friede währen kann, durch den
Schleswig in eine solche unnatürliche Stellung gebracht wird. In der Wirklichkeit einen souveränen europäischen Staat Schleswig constituiren zu wollen, ist ein unausführbarer Unsinn. Es wird praktisch
vollkommen unmöglich sein, alle Verhältnisse Schleswigs so zu isoliren, daß dasselbe keine staatlichen Institutionen weder mit Holstein noch mit Dänemark gemein habe.
[(B. H.)]
Französische Republik.
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@facs | 1031 |
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12
] Paris, 6. Jan.
Die Nationalversammlung und das Ministerium sind wie Katzen und Hunde. Die Deputirten stehn den Ministern, die Minister den Deputirten im Wege. Die Minister sagen: Ihr seht, wir können mit Euch
keinen Schritt weiter kommen; alle Eure Gesetzesvorschläge müssen wir umändern; warum geht ihr nicht auseinander? Wollt Ihr warten, bis Ihr auseinander getrieben werdet? Die Deputirten sagen: Wir
wissen recht gut, daß Ihr uns gerne los sein möchtet. Aber wisset Ihr denn nicht, daß wir dieselbe Berechtigung haben zu existiren, wie Ihr? Wir haben die Konstitution, die Konstitution hat den
Präsidenten, und der Präsident hat Euch geschaffen. Also sind wir Eure Mutter. — Was schert uns die Mutter? Die Mutter quält uns; wir halten es mit dem Vater; wir sind dieselbe Person, wie der
Vater: 6 Millionen und Napoleon oben drein! Könnt Ihr eine gleiche Berechtigung aufweisen wie wir?
Die Revolution! antwortet die Mutter! Napoleon! antwortet der Vater. Reaktion schreien Vater und Mutter. Mutter und Vater liegen sich in den Haaren. Die armen Kinder! Was soll aus ihnen werden?
Der ganze Streit in der heutigen Deputirtenkammer hat keine andere Bedeutung. Das Gesetz über das Unterrichtswesen gehört bekanntlich zu den organischen Gesetzen; d. h. die konstituirende
Versammlung sollte nicht eher auseinandergehn, als bis dieser Gegenstand durch ein Gesetz geordnet ist. Ein früherer Minister, Carnot, hatte bereits einen Gesetzesvorschlag der Kammer vorgelegt, und
die Kammer hatte aus ihrer Mitte eine eigene Kommission zur Berathung ernannt. Herr Falloux, der jetzige Minister des Unterrichtswesens, nimmt diesen Gesetzentwurf zurück, und ernennt eine Kommission
außerhalb der Deputirtenkammer; Kommission, die, wie man aus den persönlichen Neigungen des Herrn Falloux schon allein abnehmen konnte, aus lauter katholischen und reaktionären Elementen besteht.
Barthelemy Saint Hilaire, Berichterstatter der alten Kommission, beklagt sich, daß man der parlamentarischen Kommission gegenüber eine exparlamentarische ernannt habe, deren Zweck kein anderer sein
könne, als das Parlament zu umgehen. Reppelin spricht in demselben Sinne. Man will der Kammer das Recht, über ein organisches Gesetz zu bestimmen, entziehen, um sie früher auflösen zu können.
Odilon-Barrot will vermittelnd auftreten und verwirrt die Sachen, indem er von der großen Manifestation eines Volkswillens spricht, der sich in 6 Millionen Stimmen kund gegeben habe. Wenn
Odilon-Barrot von den 6 Millionen Stimmen spricht, so klingt es gerade so, als wenn diese 6 Millionen nicht den Napoleon, sondern den Odilon-Barrot erwählt hätten; oder richtiger, daß Napoleon nur
Mittel zum Zweck, und Napoleon erwählt worden sei, um Barrot wieder zu Ehren zu bringen. Und nun ermahnt Barrot die Kammer zur Eintracht im wahrhaft väterlichen Sinne: Vater und Mutter dürften sich
nicht zanken. Der Vater ist natürlich Barrot — nun aber tritt Dupont de Bussac auf und frägt: Wer ist Vater hier? In andern Worten: er unterscheidet den Präsidenten der Republik von dem
Präsidenten des Ministeriums, und er gibt zu, daß beide, Kammer und Napoleon, Ausflüsse des Volkswillens und folglich gleich berechtigt seien. Aber was hat das Ministerium mit den beiden Ausflüssen zu
schaffen? Wie darf das Ministerium eine Kommission außerhalb der Kammer erwählen, für die Ausarbeitung eines Gesetzes, welches als organisches Gesetz der konstituirenden Versammlung angehört? Nun weiß
man, daß Dupont de Bussac ein Napoleonist im weitesten Sinne des Wortes ist; und um Napoleon von seinem Ministerium zu trennen, thut er, als wolle er vorläufig Napoleon und die Kammer vereinbaren.
Vater ist gut, und Mutter ist gut; was nicht taugt, das ist das, was dazwischen liegt. Das Ministerium Odilon-Barrot ist ein Kuppler, der ebenso geneigt ist, dem Vater andere Weiber zuzuführen, wie er
sich schon bewogen gefunden hat, der Mutter einen andern Vater zu geben. Vater und Mutter liegen sich in den Haaren und der Kuppler Barrot kann den Frieden nicht herstellen, sowenig als Dupont. Die
Proletarier schauen mit Freude dem Zanke zwischen ihren Stiefeltern zu und denken: Was soll uns Vater? Was soll uns Mutter? Unsere Mutter ist eine Prostituirte, unser Vater ist ein Stier; mögen sie
jetzt den Streit unter sich ausmachen; uns ist wenigstens Ruhe vergönnt. Solange Cavaignac unser Vater war, und die Mutter mit ihm in süßer Eintracht lebte, da hatten wir Kinder viel zu leiden. Jetzt,
wo wir der Mutter ein Leides zugefügt, und ihr einen Stieren aufgedrungen, möge sie sehn, wie sie fertig wird, mit dem Stiere und mit Cavaignac. Uns ist Ruhe vergönnt.
Was den Stier der Republik selbst anbetrifft, so bestätigen sich unsere Aussagen tagtäglich mehr. Er hat beständig wie ein Ochse gehandelt und ist auch als solcher beständig behandelt und
neuerdings erwählt worden. Nach der Straßburger Geschichte konnte Louis Philipp nicht mehr schlafen: er fürchtete eine Erneuerung der Geschichte der Herzogin von Berry. Und wie Thiers schon einmal
seinen Herrn und Meister von der Herzogin befreit hatte, indem er zwei Fliegen in einem Schlage fing, d. h. indem er die Herzogin in sichern Gewahrsam verlockte, mit der Frucht, welche sie in ihrem
Schooße trug, so erneuerte Thiers damals sein Meisterstück, indem er Louis Napoleon verlockte, die Straßburger Geschichte in Boulogne zu wiederholen, um sie vor ihrer Reise zum Ausbruche zu bringen,
um seinem Herrn Louis Philipp wieder die Ruhe zu verschaffen. Thiers, der Minister, hatte damals zu seinem Vertrauten den Hrn. v. Malleville, Direktor in seinem Ministerium.
Beide haben durch ihre Agenten in London den Conspirator Napoleon zu der bekannten Expedition in Boulogne völlig provozirt. Das Weitere ist bekannt. Kaum war aber Malleville Minister unter Napoleon
geworden, so schrieb Panis, Direktor an der Polizei-Präfektur, und von Malleville abgesetzt, an den Präsidenten der Republik, um ihm Kundschaft zu geben von einem gewissen Karton, der im Ministerium
des Innern aufbewahrt würde, und der ihm wichtige Aufschlüsse verschaffen könnte über die Expedition von Boulogne.
Man sieht nun aber, welches ungemeine Interesse Thiers haben mußte, einen von seinen Vertrauten und Mitschuldigen in das Ministerium Napoleons einzuführen.
Thiers schien durch seine Agenten in London dermaßen gut manövrirt zu haben, daß er Napoleons ganzes Zutrauen erworben. Unter den Papieren, die man nach der Boulogner Geschichte entdeckte, fand
sich ein Verzeichniß von Namen, wo der Ochse seinen Verräther zum ersten Minister eingesetzt hatte. Und Thiers hatte die ganze Zeit über dieses Vertrauen nicht verloren. Und der Ochse wollte selbst
nach seiner Wahl zum Präsidenten immer noch Thiers zum Minister haben. Und Thiers war wirklich Minister geworden unter der Firma Malleville's. Und Barrot's Ehrlichkeit mußte der
Deckmantel werden dieser ganzen diplomatischen Spitzbuberei. Der Austritt Mallevilles, der Brief Napoleons, der scheinbare Vorwand von Absetzung und Ernennung neuer Präfekten, der ehrliche Rücken
Barrots mußte für Alles hinhalten. Und glaubt man vielleicht, daß jetzt Napoleon los sei von Thiers? Nein; er hängt noch mit ihm zusammen durch ein — Weib; dasselbe Weib, dessen Thiers sich
damals als Agentin in London bediente, vor der Boulogner Expedition.
Doch das ist noch nicht Alles. Das Blatt, welches es vielleicht am treusten mit Napoleon meint, ist ohne Zweifel «la Liberté» von Dumas redigirt. Napoleon ist der eigentliche Mann
des Hrn. Dumas. Es ist sein Monte-Christo. Und nun kommt Thiers, und will ihm seinen Helden Napoleon streitig machen, um aus ihm wieder einen «roi à l'engrais» zu machen: einen
König oder Präsidenten, der auf seinem Throne sitzen sollte, wie ein Ochs im Stalle, d. h. der, durch die Verantwortlichkeit seiner Minister vollkommen bedekt, keine andere Bestimmung hätte, als
gemästet zu werden. Nein, nein! die Liberté hat Recht! Louis Napoleon ist kein unverantwortlicher König à l'engrais; Louis Napoleon darf keinem Thiers anheimfallen. Louis Napoleon gehört
ganz dem Dumas an; er ist der Romanenwelt verfallen; und Dumas mag aus ihm machen, was er will: einen Sultan, einen Kaiser und gar einen Apis!! In Dumas hat er seinen besten Minister, seinen besten
Effendi gefunden. Wer könnte ihm besser zur Seite stehen als Dumas in der Wahl seiner Livres, seines Kostüms und seiner Pferde? Glück auf! Während das Proletariat drohend sein Haupt erhebt, während
die Bourgeoisie rathloser steht als je, halten Napoleon und Dumas großen Rath über Toilette und schmiedet Odilon-Barrot große Pläne für die Vereinbarung?
Indessen gehen Minister, Kammer und Präsident immer rascher ihrem Untergange entgegen. Die Kammer tritt gegen das Ministerium revolutionär auf. Dem Unterrichtsminister Falloux zum Trotze sehen wir,
daß die Majorität der Kommissarien, welche das Gesetz über das Unterrichtswesen vorbereiten sollen, aus Männern besteht, welche in direkter Opposition mit Hrn. Falloux stehen. Ein gleiches Bewandniß
hat es mit der Wahl der neuen Vicepräsidenten und Sekretäre der Kammer. Sogar die Ausschließung Bixios, Republikaner vom Vorabend, der sonst nie unter den Vicepräsidenten fehlte, ist bloß eine
Bestrafung für die Annahme eines Minister-Portefeuille. Aber was bedeutet dieses revolutionäre Auftreten einer schwachen Bourgeoiskammer gegen ein Ministerium, welches Barrot an seiner Spitze hat? Die
Verhältnisse sind wieder so loose geworden, die drei Gewalten haben so ganz ihre Gewalt verloren, daß selbst aus der Art und Weise, wie sie sich ihre Gewalt streitig machen, ihre Ohnmacht hervorgeht.
Die offizielle Welt ist erschöpft und Napoleon hat selbst den letzten Glanz — seinen Namen verloren. Kein Mensch spricht mehr von ihm.
Vater und Mutter liegen sich in den Haaren, und die Kinder thun, was sie wollen.
Sonntag erscheint ein neues Journal unter dem Namen: travail affranchi. Die Herren Vidal, Vincard, Tourrenel und Viktor Meunier werden als Redaktoren genannt.
Vom Departement der Seine und Marne ist eine Proposition angelangt, welche auf die Auflösung der Kammer dringt. Aehnliche Propositionen sind von allen Seiten zu erwarten.
Marrast soll vom Präsidenten Napoleon eingeladen worden sein, ein neues Ministerium zu bilden.
Die franz. Regierung hat deßhalb Lagrenée nach Brüssel gesandt, um dem Gerüchte vorzubeugen, als sei der Kongreß von Brüssel vereitelt.
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@facs | 1031 |
Paris, 6. Januar.
Sarrut hat heute das Ministerium wegen Malleville's Austritt aus dem Ministerium zur Rede gestellt. Tumultuarische Sitzung.
— Die Ankunft eines Kardinals in Olmütz beunruhigt das hiesige Kabinet. Man will wissen, daß der Papst heimlich durch ihn um Intervention antragen lasse. In Folge dieser Eröffnungen hat das
hiesige Kabinet an die betreffenden Höfe Kuriere gesandt, um jede Intervention zu hintertreiben, die nicht im Verein mit der französischen Republik geschähe.
Auch die Marschgelüste des Hrn. Wrangel nach den Rheingegenden geben hier zu allerlei für Preußen eben nicht günstigen Betrachtungen Veranlassung.
— Die Herren Thiers und Molé, seit dem 24. Februar die besten Freunde, speisten gestern Abend an der Tafel des Präsidenten Bonaparte. Nach der Tafel hatten die hiesigen Engländer
(Zeitungskorrespondenten und sonstige Gentlemen) die Ehre, Sr. kaiserl. Majestät vorgestellt zu werden.
— Barrot wird sein Justizportefeuille und seine Conseil-Vizepräsidentschaft niederlegen und wahr[s]cheinlich durch Molé ersetzt werden.
„Sonderbares Zusammentreffen! ruft Ledru Rollin's „Revolution“ zu dieser Nachricht aus. So wären wir denn verdammt, die Stufenleiter der Februarrevolution noch einmal
rückwärts durchzumachen? Barrot war der letzte Mann, den Louis Philipp rufen ließ und in dem Augenblick, wo er sein Kabinet bildete, proklamirte man die Republik in den Straßen. Man begreift, daß
dieser todtgeborne Februarminister doch zu abgelebt sei und man wendet sich jetzt zu jenem Manne, den Louis Philipp benutzte, ehe er den Barrot rufen ließ. Molé war der nächste Erbe des
Guizot'schen Nachlasses. Wir sind heute wieder am 24. Februar; morgen rücken wir in den 23. Februar und es wird nicht lange dauern, so sehen wir den Verräther von Gent wieder am Ruder. Die
Reaktion marschirt so geschwind, daß sich die Männer der Revolution eines Tages unvermuthet wieder gezwungen sehen werden, die Zügel der Regierung zu übernehmen.“
— Louis Napoleon Bonaparte empfing gestern in seinem Präsidentschaftshotel eine Polnische Deputation. General Rybinski stellte dem Präsidenten die Stabsoffiziere und sonstigen
Würdenträger der Revolutionsarmee vor, die sich unter der Deputation befanden und unter denen wir besonders den General Sierawski und den Obersten Zalewski erkannten, der 15 Jahre auf Kuffstein saß.
Olizar, Glied des polnischen Senats, stellte dem Präsidenten die Glieder der ehemaligen polnischen Kammer vor, die sich in der Deputation befanden. Mickiewicz, der bekannte dichterische Theologe,
hielt die Anrede, welche ungefähr also lautet:
„Herr Präsident der französischen Republik! Gott hat, indem er Sie durch die Stimmen des Volks zum ersten Beamten einer großen Nation berief, der Welt die Macht der Nationalgefühle enthüllt.
Diese Gefühle beginnen bereits die künstlichen Kombinationen individueller oder einseitiger Parteipolitik zu beherrschen. Ihre Popularität, Ausdruck der Volkshoffnungen in die Zukunft und der
volksthümlichen Verehrung wahrer Größe der Vergangenheit, welche den Fortschritt darstellt, der stets in den Wünschen eines Volkes bleiben wird, sowie die Idee der öffentlichen Ordnung, welche stets
die Grundlage des Wohlstandes einer großen Nation war, ist und sein wird: diese Popularität bringt der Regierung des Landes neue Kraft. Sie haben diese neue Kraft dem Dienste der Republik geweiht. Es
wird von der Republik abhängen, die Thätigkeit dieser neuen Kraft so weit auszudehnen, als sich die volksthümlichen Sympathien für Alles erstrecken, was die Napoleonische Epoche wirklich Heroisches
und die französische Revolution wirklich Progressives boten. Die moralischen Gränzen dieser volksthümlichen Sympathien bleiben dem Berechnungsgeiste der gewöhnlichen Politiker unerreichbar: Gott
allein kennt die Mysterien, welche sich in den Seelen der Völker bewegen. Der reine Geist erräth und der Heldenmuth bekundet sie, indem er die Idee der Zeit realisirt. Wir sprechen in der Ueberzeugung
zu Ihnen, daß wir die Meinung des polnischen Volkes und vieler Millionen unserer slavischen Brüder vertreten. Wir wollen unsere Geister zum Allerhöchsten erheben und ihn bitten, daß er sie in
Erfüllung Ihres Amtes segnen möge, das eben so unermeßlich ist als die Kraft, welche Ihnen das moralische Gefühl des französischen Volkes und aller mit ihm verbündeten Völker verleiht. Louis Napoleon!
Möge der Geist des Helden, dessen Namen Sie tragen, Sie in Ihren Inspirationen leiten!“
Auf diese Anrede antwortete der Präsident ziemlich unzusammenhängend, daß sie ihm beweise, wie richtig die Polen seine Stellung auffaßten. „Franzose vor Allem, sagte er, vereinige ich mich
mit Frankreich in seinen lebhaften Sympathieen für Polen, und wünsche, daß diese Sympathie von allen Völkern getheilt werden möge.“ Dann wandte er sich an einzelne Glieder und erkundigte sich
nach den Gründen, welche die politischen Parteien der Emigration spalte, sowie nach den materiellen Bedürfnissen der Flüchtlinge.
— Die berüchtigte Mobilgarde (Bouchers de Cavaignac) soll von 24 auf 12 Bataillone reduzirt werden, und von jetzt an nur ebensoviele Löhnung beziehen als die Linie.
— Im Justizausschuß gab Jouin's Antrag auf Abschaffung der Gesetze vom 10. April 1832 und 26. Mai 1848 (rücksichtlich der Verbannung der ehemaligen Herrscher Frankreichs) zu
stürmischer Debatte Veranlassung. Emil Leroux, Cremieux, Debruel etc. verheidigten den Antrag, weil man aller Welt die Thore der Republik öffnen müsse, (und wohl auch aus andern Gründen) während ihn
Detours als gefährlich schilderte. Leroux hat Bericht abzustatten.
— Nach den Batignolles marschiren so eben (1 Uhr) starke Truppenabtheilungen ab, um einige widerspenstige Weinhändler zur Ordnung zu bringen, die von den Steuerbeamten ihre Keller nicht
durchsuchen lassen wollen. Die provisorische Regierung schaffte bekanntlich diese gehässige Kontrolle ab, sie wurde aber von Herrn Cavaignac wiederhergestellt. Allmählig wird sich auch die neue
Regierung den Haß des Kleinbürgerthums zuziehen.
— National-Versammlung. Sitzung vom 6. Januar. Vicepräsident Havin eröffnet die Sitzung um 2 1/2 Uhr.
Die Hoffnung, über die Straßburger, Boulogner und Londoner Irrfahrten des Prinzen Louis Bonaparte einigen Scandal zu hören, wie dies ein Brief Sarruts in der „Liberté“ von heute
Morgen durchblicken ließ, lockte wieder viele Neugierige in die Galerien.
Das Protokoll wird vorgelesen und genehmigt.
Eine bedeutende Zahl von Deputirten verlangt Urlaub. (Bewilligt).
Die Versammlung nimmt die Gefängnißarbeitsfrage wieder auf.
Die Debatte war beim Artikel 2 des Gesetzentwurfs stehen geblieben, der im Gegensatze zur provisorischen Regierung die Arbeit mit der Bedingung in den Gefängnissen wieder einführt, daß sich die
Gefängnißdirektionen wegen des Absatzes der Produkte an die Handelskammern der betreffenden Städte wenden.
De Rancé erhebt sich gegen diese Beschränkung der Staatsgewalt. Er gibt dem Plane Senards, welcher die Produkte der Staatskonsumtion vorbehält, den Vorzug.
Dablaux findet die Klagen der Privatindustrie keineswegs übertrieben und fürchtet, der Gesetzentwurf werde diejenigen Industrieherren in bedeutende Verluste setzen, welche mit
Gefängnißdirektoren Verträge abschlossen. Jedenfalls müsse man diese Verträge treulich erfüllen.
Bouchez: Das gehöre in den Artikel 6 und man stehe noch im Art. 2.
Stourm räth den Artikel und den ganzen Entwurf anzunehmen. Er verliert sich in lange ökonomische Betrachtungen.
Roux Carbonnel und Senard vertheidigen Jeder ihre Entwürfe.
Nach Senard beginnen die lang ersehnten Interpellationen wegen Straßburg und Boulogne.
Maleville betritt die Bühne und refütirt den Brief in der Liberté. (Siehe oben). Maleville entschuldigt sich zuvörderst, daß er den Lauf der Verhandlungen durch eine Interpellation störe.
Seit längerer Zeit, fährt er fort, brachten die Journale Mittheilungen, welche nicht mehr oder minder verdeckt anklagen, öffentliche Papiere unterschlagen oder sonstwie bei gewissen Unternehmungen
betheiligt zu haben. So lange diese Mittheilungen von Privatorganen ausgingen, hielt ich sie nicht der Widerlegung werth. Heute Vormittag aber bringt die Liberté einen Brief von unserem Kollegen
Ger-
[1032]
main Sarrut, welcher mich gerade der Unterschlagung gerichtlicher Papiere und Urheberschaft an der Expedition von Boulogne anklagt etc. (Der Exminister liest den Brief vor.) Ich gestehe, meine Herren,
daß ich nie daran dachte, daß ich mich jemals würde gegen den Verdacht des Diebstahls öffentlicher Papiere zu rechtfertigen haben und ich besteige die Bühne, um meinen Ankläger zur Aufklärung
herauszufordern. Die Aktenstucke, welche sich auf Straßburg und Boulogne beziehen, sind von mir noch beim Eintritt in das Ministerium eingeschlossen und versiegelt worden und befinden sich noch unter
diesem Verschlusse. Ich habe nicht in deren Herausgabe gewilligt, weil ich diese Papiere viel zu wichtig halte. Ich erkläre daher Jedermann, der es wagen sollte, zu behaupten, Herr v. Malleville habe
diese Papiere unterschlagen, für einen Lügner. (Bravo).
Leon Faucher, Minister des Innern: Die Worte des ehrenwerthen Hr. v. Maleville bedürfen keiner Bestätigung. Seine Ehre angreifen, hieße die Ehre des ganzen Kabinets angreifen. Ich bestätige
hiermit, daß die in Rede stehenden Papiere noch unter Siegel liegen und es bleiben werden. Niemand wird seine Hand daran legen, denn sie gehören dem Staate. (Bravos.)
Germain Sarrut: Wahrheit werde Wahrheit bleiben. Er habe den Bürger Maleville nicht persönlich angegriffen und sei nur ohne seine Veranlassung in die Tagespresse geworfen worden. (Der Redner
gibt eine lange Darstellung des Tagesgewäsches unter hundert Unterbrechungen zum besten) Der Gegenstand scheint erledigt.
Dupont aus Bussac, wünscht aber nun seiner Seits das Kabinet zur Rede zu stellen, warum Hr. v. Maleville aus dem Kabinet geschieden, ohne daß sich das Kabinet selbst auflös'te? Konnte
Maleville dem Präsidenten der Republik etwas abschlagen, was der Konseilpräsident mißbilligte. Warum wurde Panis im Ministerium durch Boussy von 1839 in der Polizeileitung ersetzt?
Maleville erwidert sehr ausweichend und versichert nur der Versammlung, daß kein politisches Motiv seinen Austritt herbeigeführt habe.
Nach einigen Vorträgen Dupont's und Faucher's, läßt Marrast die Debatte fallen und schließt die Sitzung um 6 1/4 Uhr ohne bestimmte Beschlüsse.
@type | jAnnouncements |
@facs | 1032 |
Civilstand der Stadt Köln.
Den 3. Januar 1849.
Geburten.
Friedr. Hub., S. v. Jacob Harzheim Tagl., Weideng. — Eduard Wilh., S. v. Wilh. Rösener, Unteroff., alte Mauer an Aposteln. — Gertr. Huberta, T v. Friedr. Jacob Moerschen, Schlosserm.,
vor Martin. — Joh. Christoph, S. v. Leon. Herbrand, Kleiderm., Streitzeugg. — Richard, S. v. Friedr. Bongardt, Färber, gr. Witschg. Cunig. Alb., T. v. Hein. Balth. Eschbach, Conditor,
Frdr.-Wilhelmstr. — Anna Sib. Gabriele, T. v. Engelb. Krantz, Apotheker, Severinstr. — Anna Maria, T. v. Anton Heismann, Bäcker, gr. Griechenm. — Joh. Cath., T. v. dem verstorb.
Joh. Malzbenden, Schlosser, Ketteng. — Cathar., T. v. Jos. Schaffrath, Metzger, Maximinenstr. — Ein unehel. Mädchen.
Sterbefälle.
Sophia Jülich, Wittwe Bonn, 64 J. alt, kl. Brinkg. — Cäcil. Fürth, 6 J. alt, kl. Witschg. — Joh. Schmitz, 13 M alt, Maximinenstr. — Elisab. Lindlau, 2 J. alt, Spulmannsg.
— Cathar. Schimmel, Wittwe Feith, 69 J. alt, Follerstr. — Paul Scherr, Gärtner, 69 J. alt, verheir., Stavenhof. — Ein unehel. Knabe.
Heirathen.
Joh. Aloys Knour, Schneiderm., v Erkelenz, u. Anna Clara Weber, v. Meckenheim. — Joh. Karl Christ. Zeiger, Schuster, v. Sömmerda, und Joh. Sib. van Walsem, v. Dortrecht. — Joh. Peter
Kouth, Schneider, Wittwer, v. Pulheim, und Maria Elisab. Wagener, v. Mausthal. — Phil. Fine, Cigarrenm., und Ther. Kürsch, beide v. hier. — Heinr. Jos. Rörich, Barbier, und Anna Cathar.
Krosch, Wittwe Küpper, v. Bachem. — Lamb. Röttgen, Hufschm., und Agnes Rörich, beide v. hier. — Heinr. Hebbekusen, Gärtnertagl., Wittwer, v. Merheim, und Josepha Zorn, Wittwe Schmidts,
v. hier. — Wilh. Zündorf, Tagl., v. Riederzündorf, Wittwer, und Franc. Faßmann, v. Drove. — Joh. Dahlen, ohne Gew., Wittwer, und Elisab. Hartmann, beide v. hier.
Bekanntmachung.
Der dahier verstorbene Rentner Heinrich Mehl hat eine Stiftung von 500 Thalern errichtet und bestimmt, daß die Revenuen davon unter arme Mitglieder seiner Familie, welche sich dem Studium widmen
oder eine Profession erlernen, vertheilt werden.
Wir bringen dies zur öffentlichen Kenntniß und fordern die Berechtigten zugleich auf, ihre Ansprüche auf den Stiftungsgenuß unter Nachweisung ihrer Unvermögenheit bis zum 15. Februar c. bei uns
anzumelden.
Köln, den 2. Januar 1849.
Der Verwaltungsrath der Studien-Stiftungen.
Bekanntmachung.
Die von der Königlichen Regierung festgestellten Gewerbesteuer-Rollen der Stadt Köln pro 1849 liegen von Morgen ab, bis zum 9 d. M. im Steuerbüreau des Ober-Bürgermeister-Amtes zu Jedermanns
Einsicht offen.
Köln, den 1. Januar 1849.
Das Ober-Bürgermeister-Amt, Justizrath Schenk.
Gerichtlicher Verkauf.
Am Donnerstag den eilften Januar 1849, Vormittags neun Uhr, wird der Unterzeichnete auf dem Apostelnmarkte zu Köln, mehrere Stücke Wollentuch von verschiedener Farbe, und zwei Stücke Buckskin,
öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher, Simons.
Gerichtlicher Verkauf.
Am Mittwoch den 15. Januar 1849, Morgens 9 Uhr, wird der Unterzeichnete auf dem Apostelnmarkte zu Köln, zehn Stück eichene Bohlen, einige Tannenbord und sechs Hobelbänke dem Meistbietenden gegen
baare Zahlung öffentlich verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher, Simons.
Gerichtlicher Verkauf.
Am Montag den 15. Januar 1849, Vormittags zehn Uhr, wird der Unterzeichnete auf dem Waidmarkte zu Köln, vier und zwanzig ein Viertel Ellen ordinair Wollentuch und zehn Ellen fein schwarzes Tuch,
gegen baare Zahlung dem Meistbietenden öffentlich verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher, Simons.
Mobilar-Verkauf.
Am Mittwoch den 10. Januar 1849, Vormittags 11 Uhr, sollen auf dem Marktplatze in der Apostelnstraße zu Köln, einige Mobilargegenstände: als 1 Ofen, 1 Schrank, 1 Sopha, 1 Spiegel, 1 Kommode, 1
Schreibpult, Stühle etc., gegen gleich baare Zahlung öffentlich an den Meistbietenden verkauft werden.
Der Gerichtsvollzieher, Fr. Happel.
Eine baierische Bierbrauerei auf das Beste eingerichtet, steht im nördlichen Westphalen zu verkaufen. Diese Bierbrauerei setzt alljährig 1500 Ohm ab, wovon 300 in der eigenen
Schenke verzapft werden.
En gros erhält die Brauerei für 1 Ohm 6 Thlr. und für den Seidelen-Detail 1 Sgr. 3 Pf. bei dem Preise der Gerste von 28 Sgr. per 1 Berliner Scheffel. Näheres zu erfragen bei
der Expedition auf frankirte Briefe.
Austern- u. Homards-Parcs zu Ostende.
Unseren Geschäftsfreunden, namentlich denen, die sich noch in letzterer Zeit wegen Austernbeziehungen direkt an uns gewendet, finden wir uns veranlaßt, mit Hinweisung auf unsere mehrmalige Anzeige
vom 15. September v. J., wiederholt zu bemerken, daß wir seit dem vorerwähnten Tage dem Hause Jacob Zeidt in Cöln, für ganz Deutschland, den alleinigen Verkauf unserer Austern und Homards
übertragen haben.
Ostende, 1. Januar 1849.
Aug. Valcke et Comp.
Ww. B. Vanderheyde.
J. De Brock.
Ostender Austern- und Homards (Seekrebse) Depôt für Deutschland, Grosse Budengasse Nr. 1 in Cöln.
Die ganze Saison hindurch werden daselbst außer mehreren Sorten geräucherten, gesalzenen und einmarinirten Seefischen, grobkörnigen sowohl als deutschen Caviar etc. etc., täglich frisch ankommende
Ostender Austern und Seekrebse zu den nachstehend bemerkten Preisen verabreicht:
Kleine Ostender Austern Sgr. 25 per 100 Stück.
Mittel-Sorte Austern Thlr. 1 1/4 per 100 Stück.
Grosse gemästete (die grösste Sorte Ostender
oder englische Austern, welche existirt) à Thlr. 2 per 100 Stück.
Ganz frische Seekrebse von Sgr. 15 bis Thlr. 2 per Stück.
Grosses neu eröffnetes Herrn-Kleidermagazin, von Leopold Emanuel Obenmarspforten Nr. 5.
Einem geehrten in- und auswärtigen Publikum empfehle ich hiermit mein reichhaltig assortirtes Lager in allen möglichen Kleidern, und werde sowohl hinsichtlich der Stoffe als besonders auch der
sorgfältigen Arbeit, verbunden mit den billigsten Preisen, mir das Zutrauen der mich beehrenden Kunden dauernd zu erhalten suchen. Auch unterhalte ich stets ein Lager in Tuch, modernsten Buckskins,
Westenstoffe etc., und kann daher auf Verlangen jedes beliebige Kleid nach Maß angefertigt werden.
Unser Geschäfts-Lokal befindet sich jetzt große Witschgasse Nr. 13.
A. & L. Isaac.
Wohnungs-Veränderung.
Ich wohne jetzt Hochpforte Nr. 22—.
Dr.
Boisserée.
Ein mittelmäßiges für ein Detailgeschäft geeignetes Haus oder: Unterhaus mit einigen Zimmern wird, um es Anfangs März zu beziehen, auf mehrere Jahre zu miethen gesucht, deßfallsige mit
Angabe des Miethpreises enthaltende und mit A3. bez. Anerbietungen beliebe man abzugeben bei der Exp. d. Bl.
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Reingehaltener Moselwein per Quart 2 und 2 1/2 Sgr.
Johannisstraße Nr. 48.
Ein Bäckerlehrling gesucht, am liebsten ein Stadtkundiger. Die Exp. sagt wo.
Täglich frische trockene Hefe bei Weiler unter Gottesgnaden Nr. 9.
Echter Westfälischer, Gütersloher Pumpernikel ist fortwährend zu haben bei Weiler unter Gottesgnaden Nr. 9.
Ein Arbeiter wünscht eine Stelle für Kommissionen zu verrichten.
Entenpfuhl Nr. 86F.
Ein Brauergeselle sucht Stelle und kann gleich eintreten. Näheres in der Exp.
An die Rheinprovinz!!!!!
Wie seit gestern die Zeitung meldet, sollen aus jeder Provinz 2 Meister und 1 Geselle nach Berlin, um mit zu berathen im Handwerkerinteresse, soll es denn einem Wirthshause frei stehen, beim
Bierglase 2 Meister dorthin zu beordern? Da wäre aber die Behörde sehr stiefmütterlich gegen die übrigen Meister in der Provinz. Meines Wissens sind noch keine gesetzliche Wahlen im Interesse der
Handwerker erfolgt, und alle Aus- und Einschüsse, wie dieselben sich nennen, sind Privatum am Wirthstische gemacht worden, womit sich die Behörde wohl schwerlich begnügen darf, meine Wenigkeit,
wünscht zwar nicht gewählt zu werden; aber Recht muß doch Recht bleiben, — — — — — — — Andere Blätter werden im Interesse der Ordnung dieses wohl
aufnehmen. Der Cölner Bürger
G. W. S.
der sich deshalb bis heute überall zurückgehalten hat.
Ich wohne jetzt Aposteln-Alte-Mauer Nro. 30 J. H. Bungartz.
Herrenkleider werden gewaschen und reparirt, Herzogstraße Nr. 11.
Hiermit die ergebenste Anzeige, daß ich das seit 43 Jahren von meinem Vater geführte Schlossergeschäft, welchem ich schon seit 13 Jahren als Werkführer vorgestanden, mit dem 1. Januar d.
J. für meine eigene Rechnung übernommen habe, und empfehle mich daher in allen vorkommenden Schlosserarbeiten, unter Zusicherung der reellsten Bedienung.
Carl Valentin Mangold, Schlossermeister, Bürgerstraße Nr. 18.
So eben ist erschienen und von G. C. Würger in Glückstadt zu beziehen: Metternich an Wrangel.
Ein vertraulicher Brief.
Veröffentlicht von J. Heinr. Gümpel.
Alle Freunde der gesetzlichen Ordnung werden auf dieses Schriftchen aufmerksam gemacht, indem dort alle Schliche der Reaktion enthüllt werden!!
Daß ich neben meiner Möbel- und Spiegelhandlung eine Weinwirthschaft eröffnet, beehre ich mich, meinen Freunden und Gönnern mit dem Bemerken anzuzeigen, daß ich für eine gute Auswahl Weine
Sorge getragen habe.
Köln, den 19. Dez. 1848.
Wilhelm Maybaum, Verlängerte Mittelstraße.
Rum Punsch-Essenz die Flasche zu 18 Sgr. in der Liqueurfabrik von H. Cron. Unter Gottesgnaden Nr. 13 und 15.
Tapeten und Borden eigener Fabrik, empfiehlt zu billigen Preisen Pet. Jos. Krebs, Apernstraße Nro. 20-22.
Sehr reingehaltener und guter 1846er Ahrbleichert, so auch guten durchaus ächten weißen Ahrwein, eigene Crescenz, ist Anker-, Ahm- und Faßweise zu haben, unter Gottesgnaden Nr.
7.
Große Auswahl von vorzüglichen Stahlfedern, zu äußerst billigen Preisen, bei G. Tonger, Pauluswache.
Schönes Neujahrgeschenk sehr billig. Die Rheinsagen von Reumont. Schöne Ausgabe mit Stahlstichen. (Ldpr. 2 1/3 Thlr.) für nur 22 1/2 Sgr., bei G. Tonger,
Pauluswache.
25jähr. Kornbrantwein.
Sternengasse Nr. 9 & 11.
J. P. Hospelt, Höhle 35 nimmt alle solide Gegenstände in Niederlage zum Verkauf an; kauft solche sowie Gold und Silbergegenstände.
Das in der kleinen Neugasse Nro. 1 und 3 gelegene Wohnhaus nebst Hintergebäude, welches sich zu jedem Geschäfte eignet, ist ganz oder theilweise zu vermiethen.
Restauration Guttenberg.
Obige Restauration empfiehlt durch preiswürdige Weine und Speisen bestens.
M. Romberg.
Feinster Punschsyrup. Rum, Cognac, Arrak. Holl. Liqueure.
Bei Franz Jos. Daniels, Sternengasse Nr. 9 & 11.
Konzessionirtes
Vaudeville-Theater.
Heute Dienstag den 9. Januar 1849: Erste Darstellung des Herrn Friedrich Engelken.
Ein französischer Koch.
Lustspiel in 1 Akt. Nach dem Französischen bearbeitet von F. Engelken.
Hierauf: John Bull in Deutschland.
Genre-Bild in 2 Akten von F. Engelken.
Vatel, ein Koch, und John Bull: Herr F. Engelken als Gast.
Kassa-Eröffnung 6 Uhr.
Anfang 7 Uhr.
Franz Stollwerck.