[0983]
Beilage zu Nr. 182 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Samstag 30. Dezember 1848.
[Deutschland]
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@facs0983
[Fortsetzung] sich fortwährend aus dem ganzen Lande Vertrauensvota zuschreiben lassen, meinten es redlich konstitutionell. Sie bedenken nicht, daß Ferdinand ebendarum abgesetzt worden ist, damit Romulus Augustulus in Bezug auf die Errungenschaften ganz ungebunden handeln kann. Sie könnten sich überdies eines Bessern belehren, wenn sie die Intriguen dieses Ministeriums, namentlich dem Auslande gegenüber, belauschten. Man gibt sich alle Mühe z. B. Frankreich in sein Interesse zu ziehen; man expedirt täglich Kuriere nach Petersburg und läßt, um sie wider Deutschlands Einheit aufzustacheln, die kleinen deutschen Hofjunker zum Dalai-Lama nach Olmütz bescheiden; man wartet endlich den Sieg in Ungarn ab, um sich vollends als russischer Knutenteufel zu entlarven. Wer das nicht sieht, der ist stockblind und stockdeutschdumm. Ueberdies sprechen es die Standrechtsblätter und die täglichen Handlungen des Ministeriums ganz laut aus, daß man die tempora Metternichiana wieder herbeiführen müsse.
„Schild und Schwert,“ ein Blatt, welches privativ-ministeriell schreibt, versichert z. B. am 22. Dez., alle liberalen Schritte des Ministeriums seien blose Finten, weil es die oktroyirte Verfassung noch nicht fertig habe und die Wiederherstellung der Ordnung in Ungarn abwarten wolle. Sei diese Zeit erst gekommen, dann werde das Ministerium schon mit seiner wahren Farbe herausrücken. Es werde den Reichstags auflösen und ein Dutzend Deputirte in Anklagezustand versetzen. — Die Bewegungen Metternichs in London werden auch wieder genau kontrollirt und von den Standrechtsblättern mit der alten „dem Leiter der Geschicke Oestreichs“ gebührenden Unterwürfigkeit verkündet. Unterliegt Ungarn, so wird, dessen können Sie gewiß sein, Metternich im Triumphe heimkehren, um Oestreich mit dem Einzigen wieder zusammenzufügen, womit ein Stadt mit ursprünglich absolutistischem Fundamente zusammen zu halten ist, mit dem Despotismus.
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@facs0983
[ X ] Berlin, 26. Dez.
Ich bin im Stande, Ihnen die zuverläßige Nachricht mitzutheilen, daß man beschlossen hat, Berlin zu befestigen, nicht etwa gegen einen äußern Feind, sondern gegen das Volk selbst. In dem von Sachverständigen abgehaltenen hohen Rath bei Sr. Erz. General D'ruf, hat man den Plan gefaßt, sämmtliche Thore zu befestigen, und in der Stadt selbst Häuser anzukaufen, dieselben mit bombenfesten Dächern versehen und Geschütze auf denselben aufstellen zu lassen. Man kann auf diese Weise dann recht hübsch die Kanaille massakriren. Louis Philipp suchte wenigstens durch Hrn. Thiers die Befestigung von Paris in der Kammer erst durchzusetzen und dann zu bauen, Friedrich Wilhelm winkt, und Brandenburg-Manteuffel bauen sofort darauf los.
Der Abgeordnete Rodbertus ist aus Berlin ausgewiesen. Hr. Harkort ist noch immer hier, und bearbeitet jetzt die Bauern Pommerns durch Lügenartikel, die theils in Plakaten, theils durch die deutsche Reform verbreitet werden. — In der letztern zählt er die Wohlthaten alle auf, welche Friedrich Wilhelm den Bauern erzeigt hat; es sind dies z. B. alle die Gesetze, welche von der Nat-Verf. berathen worden, und auf der andern Seite zeigt es, daß die Revolution und die Nat.-Vers. dem Staat 6 Mill. kosten, verschweigt, aber wohlweislich, daß wöchentlich 2,000,000 Thlr. als außerordentliche Zuschüsse zum Staatshaushalt erforderlich sind. Auf diese Weise sucht man die Herren Pommern zu bearbeiten. Glück auf!
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@facs0983
[ 068 ] Berlin, 27. Dez.
Wie weit die truthahnartige Wuth unserer Behörden gegen die rothe Farbe geht, davon mag folgende Thatsache Zeugnitz abgeben. Die unter der Leitung des Ministeriums für Handel und Gewerbe stehenden Arbeiter haben den Befehl erhalten, falls sie noch fernere Beschäftigung von Seiten des Staats haben wollten, alle ihre rothen Fahnen an das Ministerium abzuliefern. Die Arbeiter, denen man so das Messer an die Kehle setzte, mußten sich natürlich fügen und lieferten ihre Fahnen ab, von denen die meisten gar nicht als Symbole der Republik gelten konnten, da sie, wenn auch auf rothem Grunde, doch Abzeichen und Inschriften trugen, welche aller politischen Natur meist entbehrten.
Der bekannte Statistiker Freiherr v. Reden genoß seit längerer Zeit eine durch die Vermittlung Alex. v. Humboldts ihm verschaffte Sinecure mit 2000 Thlr. Einkommen im Ministerium des Auswärtigen. Derselbe ist jedoch seit einiger Zeit zur Disposition gestellt worden und zwar, weil er den nicht genug zu büßenden Frevel begangen hatte, in dem Konflikt zwischen Nat.-Vers. und Krone durch Unterzeichnung einer von Preuß. Abgeordneten in Frankfurt ausgegangenen Adresse, Partei für die volksthümliche Seite zu nehmen. So wüthet die Regierung in ihrem eigenen Fleische, denn Reden ist bekanntlich einer der enragirtesten Rechten der Paulskirche.
In der Deckerschen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei werden jetzt nur noch Arbeiter von bewährter reaktionärer Gesinnung beschäftigt. Alle demokratisch Gesinnte sind nach und nach ausgemärzt worden.
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@facs0983
[ 29 ] Berlin, 27. Dez.
Hr. Leonhardt, Inquisitoriats-Direktor, eifriger Demagogen-Riecher und Richter in den 30ger Jahren, damals schon voll royalistischen Wetteifers mit Dambach, Kamptz und ähnlichen Kreaturen, hat die Voruntersuchung gegen die steuerverweigernden Mitglieder der Nat.-Verf. überkommen.
Der Centralausschuß der Demokraten Deutschlands, bestehend aus den Herren Dr. Hexamer, Dr. d'Ester und Gr. Reichenbach, hat gegenwärtig in Halle seinen Sitz genommen. Eine zwangslos erscheinende Zeitschrift, „der Urwähler“, ist dort als Organ des Ausschusses begründet. Auch Hr. Jung hat sich nach Halle begeben.
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[ 120 ] Frankfurt, 25. Dez.
Die von Ihnen in Nro. 177 mitgetheilte Nachricht, daß der Dr. Stieber aus Berlin sich hier aufhalte, um unter dem Deckmantel demokratischer Gesinnungen die Mörder der Herren Lichnowski und Auerswald zu ermitteln, ist eine durchaus irrthümliche. Hr. Stieber ist allerdings in Frankfurt gewesen, hat sich aber dort nur wenige Stunden in einer ganz unschuldigen Privatangelegenheit aufgehalten und ist längst nach Berlin zurückgereiset. Wir hören, daß die fälschliche Nachricht, Hr. Stieber verfolge in Frankfurt polizeiliche Zwecke, von einem Berliner reaktionären Blatte böswillig verbreitet worden ist, um der erfolgreichen Thätigkeit, welche Hr. Stieber in letzter Zeit als Defensor zu Gunsten der angeklagten Demokraten entwickelt hat, schädlich zu sein.
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@facs0983
Frankfurt, 27. Dez.
So eben erhalten wir die zuverlässige Nachricht, daß Hr. v. Schmerling auf seiner Reise nach Olmütz in Leipzig durch einen nach Frankfurt gehenden Courier der östreichischen Regierung eine Zuschrift des östreich. Ministeriums erhielt, wodurch er zum östreich. Bevollmächtigten bei der Centralgewalt ernannt wurde.
[(Fr. O. P. A. Z.)]
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[ S ] Aus dem Reich.
Herr von Schrenk hat sich von Frankfurt nach München begeben, um das ihm angebotene Ministerium des Innern zu übernehmen. Er soll Hrn. Abel den Weg bereiten, damit dieser seinen Fuß an keinen Stein stoße. Hr. Max, König von Baiern, und seine Hofclique, scheinen immer noch eine gewisse Scheuheit — von den Märztagen her — zu besitzen. Hatten sie einige Wochen Potsdam, Babelsberg u. Brandenburg-Manteufel studirt: sie würden nicht so viel Umstände machen und Hrn. Abel sofort zum Ministerpräsidenten ernennen. Der münchener Reichs- und Bier-Philister würde deshalb kein Seidel weniger trinken, im Gegentheil, Bier und Knödel schmeckten ihm besser, wenn Hr. Abel auf einmal das bischen Unsinn, was seit März vorgekommen, auslöschte und die gute alte Zeit wieder zu Ehren brächte. Indeß geschieht vorläufig nach dieser Richtung hin ganz Anerkennungswerthes. Damit münchener Reichsbürger die Christnacht ruhig begehen können, publizirt die hohe Polizeidirektion, daß sie alle Vorkehrungen gegen Ruhestörungen getroffen. Gesagt, gethan! Schon Mittags am 24. d. ritten und schritten zahlreiche Patrouillen durch die Stadt, die eine gewisse Aufregung und Unruhe hervorriefen — Alles lediglich, um die Ruhe für den Christabend vorzubereiten. Man frägt sich trotz der Patrouillen, was wohl der heil. Ludwig seiner angebeteten Lola einbescheeren wird. Tausende von Conjekturen tauchen darüber auf. So vertreibt man sich die Zeit im Reiche. Allein die Amüsements wechseln je nach Zeit und Ort. In Braunschweig, wo man statt „bairisch“ nur „Mumme“ trinkt, hat man für andre Kurzweil gesorgt. Der Landtag der braunschweigschen Reichs-Nation hat nämlich erklärt, daß das „Reich“, die „Mumme“ und alle mit diesen schönen Sächelchen verknüpften Herrlichkeiten zu Grunde gehen müßten, wenn nicht
1) ein Haupt,
2) ein erbliches Haupt an Deutschlands Spitze tritt,
3) wenn nicht das preußische Haupt in ein Reichshaupt umgemodelt wird.
Ein Glück für unser Reich, daß es nicht aus lauter Braunschweigs besteht und nicht mit lauter braunschweig'schen Wilhelms beglückt ist. Wäre das der Fall, so erhängte sich das halbe Reich, und die andre Hälfte müßte das Erhängte abschneiden. Und welches Unglück, wenn nun unsere Dutzende von theuern Landesvätern gleich in der ersten Hälfte wären? Was fingen wir dann an? wo bliebe dann
1) das Haupt, 2) das erbliche Haupt, und 3) das preußische erbliche Haupt für die Reichs- „Mumme“?
Das Reich ist groß und wir flüchten uns zur Abwechselung und Erholung nach Detmold. Die Detmolder Nationalversammlung hat mit überwiegender Majorität ein Wahlgesetz angenommen, dessen Grundprinzip direkte Wahl ist. Dabei findet keinerlei Census statt; mit 25 Jahren ist Jeder Wähler und mit 30 Jahren Jeder wählbar. Es wäre gut, wenn das deutsche Reich lieber in Detmold, statt in Oesterreich, oder Preußen, oder in bairische Klösel aufginge.
Das altenburgische und sächsische Militär, das sich bisher in Weimar und Umgegend unter der Firma von „Reichstruppen“ abgefüttert, wird nächstens nach Schleswig-Holstein aufbrechen. In Schwaben sammeln die Pietisten Unterschriften zu einer Adresse, worin sie den theuren Landesvater bitten, doch ja auch fernerhin sich „von Gottes Gnaden“ zu nennen. Die Schwaben sollen jetzt an Schaffhausen den Unteroffizier ausliefern, der kürzlich einen Schweizer Bürger mit dem Säbel tödtlich verwundete. Der bekannte Dr. Strauß, Reaktionär vom reinsten Wasser, ist aus der Kammer der Abgeordneten ausgetreten. Die Mißtrauensadressen haben also doch gewirkt; „spät geht Ihr, Doktor, doch Ihr geht.“ Der Herr Dr. wird sonach bald zur Mythe werden.
Donaufürstenthümer.
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[ * ] Jaffy, 16. Dezbr.
Unter diesem Datum bringt das in Czernowitz erscheinende Wochenblatt „Bucowina“ folgende Mittheilung:
„Aus Petersburg kam durch das russische Konsulat, und ohne vorherige Verständigung und Vermittlung der Pforte an den Fürsten der Moldau der kaiserliche Befehl, der die Art der Rückzahlung des von Rußland den beiden Fürstenthümern gemachten Anlehens von 300,000 Silberrubeln regelt. Es soll danach vom 1. Jänner an in beiden Fürstenthümern die Steuer um 2 Zehntel erhöht werden, davon fällt eines auf die Dorfgemeinden und das zweite soll von den Gutsbesitzern gezahlt werden. Dieser von Petersburg direkt gekommene Befehl beweist abermals, wie wenig man sich in der Praxis an die in der Note des Grafen Nesselrode vom 19. Juli gegebenen Versicherungen hält. Wie reimt überhaupt das russische Kabinet diese, ohne Vorwissen und ohne vorgängige Einwilligung der Pforte erlassene Anordnung mit seiner in der erwähnten Note feierlich übernommenen Verpflichtung, in den Fürstenthümern nur im Einvernehmen mit dem Sultan, dem Souverain dieser Länder, vorzugehen, und jede zu nehmende Maßregel mit diesem gemeinschaftlich zu berathen? — “
Französische Republik.
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[ 236 ] Paris, 27. Dezbr.
Die Reden auf dem deutsch-französischen Verbrüderungs-Banket vom 24. dieses haben einen neuen Kummer den hiesigen Reaktionären aufgeladen; die Trinksprüche: „Hoch leben Robespierre, Couthon, Marat, St. Just und alle ihre Nachfolger, die das soziale Werk weiter führen“ (Ewerbeck); „ Hoch lebe die Vereinigung deutscher und französischer Demokratie, sie mögen über die Leichnahme ihrer Todfeinde schreiten“ (Kapp); „Hoch lebe die Propaganda“ (Schmitz, Arbeiter und deutscher Freischärler); „Hoch das social-demokratische Frankreich“ (Appuhn) u. s. w. werden vom „Constitutionel“ als besonders „antisocial“ aufgeführt, und „Assemblée nationale“ weist auf die aus solchem Fraternisiren „der Gesellschaftsumstürzer in verschiedenen Nationalitäten“ entspringende Doppelgefahr hin. Das letztere biedere Blatt sagt: „Die Zeiten des Antichrist scheinen zu nahen; schon reichen die Bösen verschiedener Lande und Zungen, über Fluß- und Berg- und Meergränzen hinüber, sich die räuberischen Hände; unsere Landessprache dient ihnen dabei als geistiges Band, unsre gastliche Hauptstadt als materieller Boden. Französische Mitbürger entblödeten sich nicht, die revolutionäre Irrlehre den Fremdlingen zu bringen, und jetzt beschenken uns letztere zum Danke mit ihrer eigenthümlichen Umsturzphilosophie; wahrlich es scheint eine Epoche zu kommen wie jene, wo französische Kalvinisten mit deutschen Reformirten konspirirten und das Heil des französischen Patriotismus vaterlandsverrätherisch aus den Augen setzten. Bewahre uns der Himmel die Bartholomäusnacht zu loben … aber u. s. w.“ Ad vocem Bartholomäusnacht, so möge man wissen, daß der von Bonaparte zum Kultusminister erhobene legitimistische Jesuitenschüler Falloux in einer Schrift demonstrirt, sie sei ein Werk des Zufalls, habe mit dem Katholicismus nichts zu thun, sei nicht so übel gewesen u. dgl. Er wird die Kammer nächstens mit einem famosen Vorschlag über „Unterrichtsfreiheit“, was in Frankreich gleichbedeutend ist mit Anheimgebung des gesammten Volksunterrichts an den römischen Klerus, erfreuen; er kann die „demokratisirenden Volkskatechismen, Kalender, Fibeln und Hausbüchlein“ deren seit März doch eine Menge durch die Klubs und vom Staate besoldeten Gemeindeschullehrer in Umlauf gebracht wurden, nicht länger verdauen. — Die „Assemblée nationale“ belehrte ferner neulich ihre Leser: „Die etwaigen Blutscenen der Windischgrätz'schen Truppen in Wien, seien leicht zu entschuldigen, sintemal im Kriege es heißer hergeht denn im Frieden; selbst der rühmlichste Krieg bringt hie und da Gräuel mit sich, aber kein Verständiger wird ihn deswegen verdammen. Was fällt also dem National ein, daß er immerfort die Grausamkeiten der k. k. Soldaten in phantastischer Redeweise bespricht? Möge er bedenken, daß sie Ordnung und Gesetz in Wien hergestellt haben. Der National posaunt seine wiener Mordhistörchen wohl den Bauern zu Gefallen, die in den langen Winterabenden um den Heerd sitzen und dergleichen gern hören.“ Der National hatte, unter andern Scheußlichkeiten, die philanthropische Exekution jener Studenten berichtet, die ihre eigenen Gräber schaufeln mußten, während die Offiziere rauchten und lachten und nach der Uhr sahen. „Assemblée nationale“, diese emsige Junimörderin, die „jede Amnestie, selbst eine noch so wenig zählende, für lächerlich und unreligiös“ erklärt, fühlt sich offenbar durch jenen k. k. Mordwitz momentan überflügelt und läßt ihren Verdruß am National aus. „Die Kroaten, sagt sie, haben ihm zufolge in Jahr und Tag in Italien und Oesterreich mehr kleine Kinder gefressen, als seit den Zeiten des Saturn und Polyphemus konsumirt wurden. Uebrigens müßte man auch Spaniens Patrioten und Bauern tadeln, die gegen Napoleon's Krieger mit Gift, Dolch, Feuer und Martern ankämpften, und doch wird kein Verständiger heute ihnen es vorwerfen.“ Dies verständige Blatt schließt mit dem erbaulichen Geständniß: „Die Skandäle und Gräuel, die man den Juniinsurgenten nachsagte, sind sämmtlich erlogen“ (es war notabene selbst am geschäftigsten bei diesem Erlügen gewesen) „ und um nur zwei Exempel zu liefern: weder die Köpfung der sieben Mobilen ist, trotz der angeblichen Augenzeugnisse erwiesen worden, noch die Absägung des Halses jenes Mobilen die zwischen zwei Brettern von einer Frau geschehen sein sollte. Diese arme Frau war auch laut Augenzeugen angeklagt; man zerprügelte sie entsetzlich und schleuderte sie in einen Kerker, aus dem sie erst jetzt vor Gericht geschleppt, und auf dem Flecke losgesprochen ward.“ Der Leser nehme diesen Ausspruch des niederträchtigsten aller französischen Reaktionsjournale (Granier Cassagnac, der Vertheidiger des Negerhandels, schreibt z. B. darin) zu Akt; er steht in der Nummer vom 17. dieses. — Das „Journal des Debats“ jubilirte gestern in einem brillanten Leitartikel von drei Kolonnen über Odilon Barrot's Präsidentur; dahin also sei die Februarrevolution glücklich zurückgebogen, nach zehnmonatlichem Ab- und Ausschweifen; aber das Unheil der „honnetten, festen“ Regierung Louis Philipp's sei eben sein zu großes Vertrauen in die konstitutionelle Gesetzlichkeit des vom Revolutionsgeist längst durchtränkten Frankreichs gewesen; folgt eine lange Litanei über die tristen Resultate des Februarschlags, eine brutale Vergleichung der Proletariatsbewegung mit dem altrömischen Sklavenkriege unter Spartacus — wobei noch zwei historische Schnitzer unterlaufen — und der Rath: „Die Bourgeoisie, welche von jetzt ab Jahre lang auf der Bresche stehen und die Gesellschaft mit den Waffen schirmen muß, möge nicht versäumen, ihre Reihen den aus dem Proletariat sich empor arbeitenden fleißigen Leuten zu öffnen. Plinius rief einst: Italien geht unter durch die übergroßen Grundstücke. Laßt Frankreich nicht untergehen durch die große Industrie.“ Interessant ist jedenfalls das Geständniß der Bertin'schen Börsenblatts von der Bresche und der Gesellschaftsvertheidigung.
Die statistische Situation dieser Bertin'schen Gesellschaft ist so eben in ziemlich erschöpfender Weise geschildert durch den fourieristischen talentvollen Schriftsteller Perreymond, der mit deutscher Literatur bekannt ist. Ich werde Auszüge davon liefern.
Bilanz Frankreichs.
Napoleon rief: „Guter braver Henri IV.! der auch hat seine armen Knochen viel gerührt!“ In der That, Henri IV. hat eine Regierung zu führen gewußt, die für die Entwicklung des modernen Prinzips der Weltgeschichte Epoche ist. Auf seinen Ruf verstummten die miserabeln Geldluchse, Bourgeois, Schriftführer und Justizbeamten, wie die Junker, welche unter dem Vorwande katholischer oder protestantischer Religion das Arbeitsvolk in Stadt und Land fünfzig Jahre lang ausgepreßt hatten. Im Jahre 1596 rief er die Generalstaaten nach Rouen und verlangte ihren Rath, „wie den Armen möglichst zu helfen sei?“ Statt hierauf einzugehen, proponirte der Rouener Reichstag, nachdem er sich der Adelsdeputirten geschickt entledigt und „versammelte Rotabeln“ getauft hatte, eine Steuer auf den Detailverkauf, und eine Rechnungskammer, die sich mit Besoldung der Bourgeoisbeamten aller Sorten abgeben sollte. Der König und der Minister Sülly opponirten. Die Nationalversammlung von 1789 erklärte: La misère des peuples est un tort des gouvernemens: das Elend des Volks ist eine Schuld der Regierungen; sie dekretirten das droit à la subsistance und au travail. Heut zu Tage stehen wir aber noch so weit zurück, daß die Malthusianer in unsrer Kammer Zeter schreien bei dem bloßen Wort droit au travail. Von Ausgleichung der Wohnungs-, Kleidungs- und Nahrungsverhältnisse wollen diese Leute auch nichts wissen, obwohl die Tabellen nicht ganz steril sind; sie würden daraus lernen, daß bei Gelegenheit der 1835 neu aufgelegten Thür- und Fenstersteuer in Frankreich waren:
[Spaltenumbruch] 346,401
535,926
834,064
1,328,937
1,816,398
[unleserlicher Text]aber die ungeheure Summe 1,817,328
[Spaltenumbruch] Häuser mit
Häuser mit
Häuser mit
Häuser mit
Häuser mit
Häuser mit
[Spaltenumbruch] 1 Oeffnung.
5 Oeffnungen.
4 Oeffnungen.
3 Oeffnungen.
6 und mehr
nur 2 Oeffn.
Das bedeutet: mehr als die Hälfte aller Wohnungen, mehr als 3 Mill. hatten eine Thür ohne Fenster, eine Thür und ein Fenster, eine Thür und zwei Fenster; will man das menschenwürdige Häuser nennen?
Ferner: 1,817,328 Häuser mit zwei Oeffnungen (d. h. einer Thür und einem Fenster) stehen in den Landgemeinden; dort sind auch 1,328,937 mit drei Oeffnungen, und die 346,401 mit einer. Eine Summe von fast 600,000 Häusern mit sechs Oeffnungen und darüber spreizt sich in den über 5000 Einwohner zählenden Städten, und in diesen mit glücklichem Licht- und Luftzutritt begabten Häusern wohnen zehn Mill. Franzosen (in großen Städten 10, mittlern 4, auf Dörfern 5 Mann per Haus). In den mit 5 Oeffnungen wohnen über drei Mill. In den mit 4 wohnen über zwei Mill. Summa wie oben erwähnt: die kleinere Hälfte der 33,319,000 Bewohner Frankreichs hat Wohnungen von mehr
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als 3 Oeffnungen; und volle 16,570,000 hocken in Häusern mit 3, 2 und 1 Oeffnung. An 214,000 Personen haben nicht einmal Zutritt in diese, und verbergen sich in Erdhütten oder Bodenlöcher. Ein Drittel Franzosen bewohnt Städte, zwei Drittel gehören den Ländereien an.
Allerdings, die uns verketzernden Malthusschüler gehören nicht zu denen die in Höhlen mit 3 oder 2 Oeffnungen wohnen. Nein, diese Sorte thront gar gehäbig in vielfenstrigen Palästen. Jetzt an's Einzelne.
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@facs0984
[ 12 ] Paris, 27. Dez.
Nichts loser, nichts unhaltbarer als die jetzige offizielle Regierung Frankreichs; denn sie steht in keiner Verbindung mehr mit ihrem Ursprunge, der Februar-Revolution. Frägt man z. B. Napoleon, ob er aus der Februar-Revolution hervorgegangen sei, so wird er dreist antworten: Nein; die 5 Mill. Stimmen sind für ihn 5 Mill. Herzen, die ihm vor wie nach der Revolution zugethan gewesen. Frägt man Odilon-Barrot, ob er ohne die Revolution hätte existiren können, so wird er dreist antworten, daß er bereits existirt habe, ohne die Revolution, im Augenblicke, wo die Wahlreform auf ihrem höchsten Punkt angelangt war. Um von Louis Philipp auf Napoleon zu kommen, waren Februar und Juni überflüssige Dinge: so denkt der Präsident der Republik. Um von Guizot auf Barrot zu kommen, ist ein Königsstamm treiben gegangen, das ist das Unglück der Revolution, so wähnt Barrot. Das einzige, was aus der Revolution noch datirt, das sind die 900 Mitglieder der Kammer: die unglückseligsten Geschöpfe, die man sich denken kann. So lange sie gegen die rothen Gespenster der Republik anzukämpfen hatten, war doch wenigstens ein Gegenstand, eine Farbe da; jetzt stehen sie auf einmal vor einem Dinge still, das farbenlos wie Wasser ist; einem Manne, den sie gar nicht geahnt haben, und der mit ihnen verfährt, als wären sie, die Deputirten, die rothgefärbten! Besser konnten die Socialisten und Kommunisten, Blanc und Barbes nicht gerächt werden.
In Folge der Besteuerung der Bauern und der andern falschen Finanzmaßregen überhaupt, kam eine Kammer zu Stande, die, obgleich aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangen, der Revolution schnurstracks entgegentrat, in dem Wahne, das Eigenthum vertheidigen und die Anarchie bekämpfen zu müssen. Nach dem Juni-Siege blieb von der Revolution weiter nichts übrig als die Republik, die sich in dem National, d. h. in Cavaignac verkörperte. Mit dem Falle Cavaignac's fällt die Kammer, und Napoleon behandelt sie mit der ihr gebührenden Verachtung. Bei der großen Revue, die Napoleon abhielt, lief sie hinter seinem Pferde her, und die 900 Mitglieder liefen jeden Augenblick Gefahr, unter die Pferde des zahlreichen Generalstabes des neuen Präsidenten zu gerathen. Früher konnten sie sich noch stark wähnen, weil sie, aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangen, zu glauben berechtigt waren, das Volk hinter sich zu haben. Seitdem das allgemeine Stimmrecht mit einer ungeheuren Majorität einen Mann an die Spitze gestellt hat, den sie beständig bekämpft haben, verlieren sie das Bewußtsein ihrer Kraft, und irren daher wie verlassene Schaafe. Vergebens ruft die Reforme ihnen zu: Euer Mandat ist noch nicht vollendet. Sie fühlen ihre eigene Ohnmacht, da sie zur Zeit ihrer Macht dieselbe gegen sich selbst gerichtet haben
Der eigentliche Cavaignac ist jetzt nicht mehr in der Kammer, sondern außerhalb derselben und nimmt ihr gegenüber eine feindselige Stellung ein. Dieser Cavaignac ist Changarnier mit seinem Kommando über die National- und Mobilgarde, und einen großen Theil der Linientruppen. Diese ungeheure Gewalt, welche dem Kommandanten der Nationalgarde übertragen, ist eine den bestehenden Gesetzen gerade zuwiderlaufende Maßregel. Was antwortete Odillon-Barrot, als er von Ledru-Rollin darüber zur Rede gestellt wurde? Die Maßregel ist ungesetzlich, das giebt er in seiner gewöhnlichen Phraseologie zu; aber in diesem Augenblick läuft die ganze Gesellschaft noch größere Gefahren als die Republik. Die ganze Gesellschaft müsse in diesen außerordentlichen Umständen beschützt werden. Nun ist aber die Gesellschaft die Republik: also die Republik läuft Gefahr, und diese Republik müsse beschützt werden gegen eine andere Republik. Was ist die andere Republik? Doch keine andere, als die Republik der Kammer, die jetzt dem Napoleon gegenüber auf demselben Fuße steht, wie die andere Republik, die sie, die Kammer, im Juni bekämpfte.
Napoleon trotzt, weil er sich auf 5 Millionen Herzen beruft; Barrot, weil er, während der Februar-Reform vom Ministerium anfangend, wieder an's Ministerium gelangt ist; und die Kammer, die Alles dieser hat geschehen lassen, weiß nicht mehr, woran sie hält. Indessen rückt der Februar immer näher heran; während das Volk Napoleon mit seinen 5 Millionen Herzen und dem Herzen Barrot's gewähren läßt, bereitet es seine Arme auf's neue vor, um die Februar-Revolution auf ihren wahren Ursprung zurückzuführen.
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@facs0984
Paris, 27. Decbr.
Der Moniteur enthält folgende Verordnungen:
1., Dekret, das die Professoren: Michel Chevalier, Portest, Lerminier, Alix Desgranges und Tissot wieder auf die fünf Lehrstühle setzt, welche die Provisorische Regierung, als dem Geiste der Februarrevolution zuwider, am 7. April 1848 abschaffte. Dieses Dekret ist indeß nur eine natürliche Folge des Beschlusses der Nationalversammlung, die in ihrer Sitzung vom 14. November [unleserlicher Text]. bereits jene Wiederbesetzung dekretirte.
2., Dekret, welches das Institutsglied Eugene Burnouf zum Administrator des College de France an Letronne's Stelle ernennt.
3., Hr. v. Chabrier, ehemaliger Universitätsinspektor und Mitglied des historischen Ausschusses im Unterrichtsministerium, tritt an Letronne's Stelle als Oberaufseher sämmtlicher Nationalarchive.
4., Hr. Chasserian, vom Staatsrathe, ist zum Kabinetschef im Marine-Ministerium ernannt.
5., Ein Spezialbefehl des Unterrichtsministers dehnt die Neujahrsferien aller Schulen um Einen Tag aus, damit deren Zöglinge die Proklamation Bonaparte's in Freude genießen können.
6., Obergeneral Changarnier erläßt einen Tagesbefehl an sämmtliche Truppen und Bürgerwehren, die an der vorgestrigen Parade Theil nahmen, um ihnen die Satisfaktion des Präsidenten für ihren Diensteifer zu erkennen zu geben.
Die Obergerichtskollegien und die Advokatenzunft haben dem Justizminister und Siegelbewahrer ihre Aufwartung gemacht. Hr. Odilon Barrot antwortete ihnen unter Anderem:
„So sehe ich mich denn in einem Alter, wo der Mensch auszuruhen pflegt, in der Mitte politischer Stürme. Ich bedarf, um mein Amt zu erfüllen, des Beistandes aller guten Bürger. Frankreich muß fortfahren, einen so allgemeinen Theil an den Regierungsgeschäften zu nehmen, wie es so eben bewiesen. Dies ist das Eigenthümliche der freien Länder; sonst gibt es keine Aufopferung, keine persönliche Macht, die es (gegen Anarchie??) retten könne. Ich rechne daher auf Sie und den Beistand aller anständigen Leute u. s. w.“
— Louis Napoleon Bonaparte stattete heute Mittags 11 Uhr dem Präsidenten der Nationalversammlung, Hrn. Marrast, einen Besuch ab, der längere Zeit dauerte. Es wäre möglich, daß er außer formeller Höflichkeit sich auf die Vizepräsidentschaft (über die immer noch nichts entschieden zu sein scheint) bezöge. Die bisher in den Blättern enthaltenen diesfälligen Bezeichnungen sind durchaus falsch oder voreilig. Zu bemerken ist, daß Marrast ihm früher Visiten machte.
— Cavaignac's Zurückgezogenheit erscheint nicht ganz unschuldig. Im Gegentheile entwickelt er heimliche politische Thätigkeit, die sich zunächst in der Bildung eines neuen Repräsentantenklubs kundthut. Derselbe versammelt sich in der Rue Nevue Saint Georges bei Sax und zählte gestern Abend 72 Mitglieder, worunter Senard, Degoussée, Billault, Havin, Tillancourt, Perrée, (vom Siecle), Clement Thomas, Landrin, Raynal, Babeaud-Laribiere etc. In den betreffenden Einladungsschreiben wird zur Verschwiegenheit ermahnt.
National-Versammlung. Sitzung vom 27. Dezember. Anfang 2 Uhr. Präsident Marrast.
Das Protokoll wird verlesen und angenommen. Ihm folgen mehrere Urlaubsgesuche. Bewilligt.
Rollard legt seinen Bericht über Reorganisation des Kommunalwesens nieder.
Die Versammlung nimmt ihre Tagesordnung, die gestern unterbrochene Salzsteuerdebatte, wieder auf.
Cordier tritt energisch gegen dieselbe auf. Diese Steuer laste am härtesten auf den armen Landproduzenten und gleiche einer Progressivsteuer im umgekehrten Sinne, darum müsse sie abgeschafft werden. Sonst entfremde man den Landbürger von der Liebe zur Republik.
Avond nimmt seine gestern abgebrochene Debatte wieder auf und erklärt die ministerielle Absicht, diese Steuer erst 1850 zu mildern, für eine schreiende Ungerechtigkeit. Man solle schon mit dem Neujahr damit beginnen. Dies könne ja mäßig geschehen und werde dann sicher nicht den Staatsschatz ruiniren.
Passy, der neue Finanzminister, protestirt gegen jede Erniedrigung oder Abschaffung der Steuer. Ich will, sagt er, die Vortheile nicht bestreiten, die sie für den Ackerbau und die Viehzucht äußern dürfte, allein als Finanzminister muß ich mich jeder derartigen Maßregel widersetzen. Meine Vorgänger haben Ihnen mehrere Finanzübersichten vorgelegt, allein ich muß Ihnen melden, daß sie große Unrichtigkeiten enthielten. (Hört! Hört!) Sie gaben Ihnen das Defizit pro 1848 und 1849 auf 460000,000 Fr. an, ich aber erkläre Ihnen, daß dasselbe um mindestens 60 Millionen höher steigt und sich vielleicht zu der enormen Höhe von 560,000,000 erheben dürfte. (Agitation im ganzen Saale.) Nach diesen Umständen muß ich gegen jede Steuerherabsetzung protestiren vor dem Jahre 1850.
Nach dieser Verwahrung tritt der Minister in ein Zahlenheer, wohin wir ihm nicht folgen können.
Seiner Rede folgt große Gährung.
Marrast: Eine große Zahl Deputirter stellt mir so eben den Antrag zu, die gleiche Briefportotaxe vom 1. Januar an noch nicht einzuführen. (Lärm.) Marrast liest einen Theil dieses Antrags, der neuen Tumult hervorruft, dann wird die Salzsteuerdebatte wieder aufgenommen.
Lagarde erhält das Wort
Lagarde, Berichterstatter des Ausschusses, der die Anträge rücksichtlich der Salzsteuer zu prüfen hatte, unterstützt die Ansicht seines Ausschusses, welche in der absoluten Abschaffung des Dekrets der provisorischen Regierung vom 15. April besteht und sich nur vom 1. Juli 1849 an mit Herabsetzung der Salzsteuer auf 10 Centimen für das Kilogramm begnügt
Die ausländischen Salze wären demnächst folgendermaßen zu bezollen:
a. an der belgischen Gränze 2 Fr. für 100 Kilo;
b. an der deutschen und spanischen Gränze ½ Fr. für 100 Kilo;
c. vom Mittelmeer her ½ Fr. für 100 Kilo unter französischer Flagge, unter fremder Flagge 1 Fr. für 100 Kilo
Rodot hält alle diese Reformen für den Ackerbau unnütz und will sie höchtens vom 1. Januar 1850 zugestehen. Darum sei er mit dem Redner eigentlich nur über die Periode uneinig und unterstütze den ministeriellen Antrag für Neujahr 1850.
St. Romme bekämpft diese Lauheit für die wichtige Steuer und stellt den förmlichen Antrag, das Dekret der provisorischen Regierung (vom April) aufrecht zu erhalten und diese Steuer schon mit bevorstehendem Neujahr abzuschaffen.
Mcaulle schlägt vor, ausländische Waaren und andere Konsumtionsartikel statt des Salzes zu besteuern.
Viele Glieder unterbrechen ihn und verlangen schriftlich, daß man über St. Romme's Antrag durch Stimmzettel abstimme.
Dies geschieht und gewährt folgendes Resultat:
336 verlangen sofortige Abschaffung der Steuer, d. h. Aufrechthaltung des Aprildekrets.
417 Glieder stimmen aber dagegen.
St. Romme's Antrag fällt also durch.
Mcaulle entwickelt von Neuem seine Reformen. Aber kein Mensch hört ihm zu.
Sein Antrag wird verworfen und die Sitzung um 6 Uhr aufgehoben.
Das Dekret vom 15. April bleibt abgeschafft.
Belgien.
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@facs0984
[ 074 ] Brüssel, 28. Dezbr.
Ich beeile mich, Ihren Lesern — namentlich denen in den kohlenproduzirenden Distrikten Westphalens und der Ruhr — von einer ganz neuen belgischen Erfindung Nachricht zu geben, die das sonst so gefahrvolle Befahren der Kohlengruben vermittelst Seil und Eimer durchaus gefahrlos zu machen verspricht. Es ist dies eine Art von Fallschirm, durch dessen Anwendung der Eimer beim Reißen des Seils sich in der Mitte des Schachts schwebend erhält. Versuche, die in den Gruben der Maas ganz kürzlich gemacht wurden, haben die Probehaltigkeit der Erfindung auf's Glänzendste bewährt, die für Belgien um so wichtiger ist, als das Befahren der Gruben mit Seil und Eimer trotz seiner Reglementswidrigkeit und seitherigen Gefahr dennoch dem ermüdenden Auf- und Abklettern an der senkrechten Leiter fast allgemein vorgezogen wird und schon manches beklagenswerthe Unglück zur Folge gehabt hat.
Holland.
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@facs0984
[ 068 ]Amsterdam.
Die am 22. Dezember mit der Ueberlandpost aus Niederländisch-Indien hier empfangenen Nachrichten melden vornämlich, daß die holländischen Truppen die Küste von Bali streng blokirt halten, um die Rebellen auf diese Weise zur Unterwerfung zu zwingen. Am 27. Oktober veröffentlichte der Generalgouverneur von Batavia ein aus dem Haag vom 19. August datirtes königliches Rescript, worin der König die von seinem Repräsentanten in Niederländisch-Indien bisheran befolgte Politik in aller Form billigt und den Wunsch äußert, der Generalgouverneur möge auch ferner alle Mittel zur Unterdrückung insurrektioneller Bewegungen anwenden.
Großbritannien.
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@facs0984
[ * ] London, 26. Decbr.
In der Botschaft des Präsidenten der nordamerikanischen Union ist derjenige Theil, der über die Hülfsquellen und namentlich die reichen Mineralprodukte Californiens handelt, von besonderem Interesse. Wir lassen daher diese Stellen in wörtlicher Uebersetzung folgen:
„Ober-Californien nimmt, abgesehen von seinen ungeheuern, erst kürzlich entwickelten mineralischen Schätzen in Betreff der Wichtigkeit für die Union gegenwärtig den nämlichen Platz ein, wie Louisiana, als es vor 45 Jahren von Frankreich an die Vereinigten Staaten überging. Ober-Californien erstreckt sich fast 10 Breitengrade längs des stillen Meeres; es umfaßt die einzig sichern und bequemen Häfen, die an jener Küste auf Hunderte von Meilen anzutreffen sind. Das Klima ist gemäßigt und im Innern eine ungeheure Fläche fruchtbarer Ländereien. Daraus geht hervor, daß sein Reichthum kaum eher abzuschätzen ist, bis es unter der Herrschaft unserer Gesetze und Einrichtungen alle seine Hülfsquellen frei und vollständig entwickeln kann. Seiner Lage nach muß es den reichen Handel mit China, Asien, den Inseln des stillen Ozeans, mit West-Mexiko, Central-Amerika, en südamerikanischen Staaten, wie mit den russischen Besitzungen im Norden beherrschen.
Zweifelsohne wird an der californischen Küste rasch ein Handelsplatz erstehen, der bestimmt sein dürfte, an Wichtigkeit mit Neu-Orleans selbst zu rivalisiren. Das Depot des unermeßlichen Handels, der am stillen Ozean erblühen muß, wird sich wahrscheinlich an irgend einem Punkt der Bay von San Franzisco etabliren und in Betreff der ganzen Westküste jenes Ozeans die nämliche Stellung einnehmen, wie Neu-Orleans bezüglich des Mississippi-Thales und des mexikanischen Golfs.
Nach diesem Depot werden sich unsere zahlreichen Wallfischfänger mit ihren Ladungen begeben, um zu verkaufen, Ausbesserungen vorzunehmen und Proviant anzuschaffen. Dies allein wird mächtig zur Erbauung einer Stadt beitragen, die bald der Mittelpunkt eines großen und reißend zunehmenden Handels werden muß. An einem sichern Hafen gelegen, der zur Aufnahme aller Handels- und Kriegsflotten der ganzen Welt geräumig genug ist und zur Erlangung von trefflichem Schiffsbauholz aus der Union herrliche Gelegenheit bietet, wird diese Stadt unsere große westliche Seestation werden.
Es war zur Zeit der Erwerbung Californiens bekannt, daß dort Lager edler Metalle von bedeutender Ausdehnung vorhanden waren. Die neuesten Entdeckungen machen es wahrscheinlich, daß jene Lager noch ausgedehnter und werthvoller sind, als man vermuthet hatte. Die Berichte über den Reichthum an Gold in jenem Territorium sind so außerordentlicher Art, daß sie kaum geglaubt würden, wenn sie nicht durch authentische Berichte öffentlicher Beamten, welche den Distrikt der Erzlager besucht und persönliche Beobachtungen angestellt haben, Bestätigung erhielten. Weil der, unsere Streitmacht in Californien kommandirende, Offizier den über die Goldmassen umlaufenden Gerüchten keinen Glauben schenkte, begab er sich letzten Juli selbst nach dem Minendistrikt. Sein Bericht an's Kriegsdepartement wird hiermit dem Kongreß übermacht. Bei seinem Besuch daselbst waren circa 4000 Personen mit Goldsammeln beschäftigt. Es ist mit Grund anzunehmen, daß sich seitdem die Zahl vermehrt hat. Die bisherigen Erforschungen bestätigen, daß der Vorrath sehr bedeutend ist und daß das Gold auf einer weiten Landstrecke an verschiedenen Stellen gefunden wird.
Es geht zugleich aus diesen und andern Berichten hervor, daß in der Nähe der Goldregion auch Quecksilber-Minen aufgefunden worden. Der Ueberfluß an Gold und die Alles bei Seite setzende Aufsuchung desselben haben in Californien den Preis aller Lebensbedürfnisse auf eine unerhörte Höhe hinaufgebracht.
Um rasch und vollständig aus dem noch unentwickelten Reichthum dieser Minen für uns Nutzen zu ziehen, scheint es von ungemeiner Wichtigkeit, noch während Ihrer jetzigen Session, eine Zweiz-Münze in Californien zu errichten. Außer andern in die Augen springenden Vortheilen würde sie auch den haben, daß das Gold in jenem Territorium auf al pari seines Werthes gebracht würde. Eine Zweig-Münze der Union im großen Handelsdepot der Westküste würde nicht blos das aus den reichen Minen herbeifließende Gold, sondern auch alle durch unsern Handel von der Westküste des mittlern und südlichen Amerikas zugeführten Barren und Münzen in unsre eigene Landesmünze verwandeln. Die Westküste Amerikas und das angränzende Innere umfassen die reichsten und besten Minen von Mexiko, Neu-Granada, Mittelamerika, Chili und Peru. Die jetzt aus diesen Ländern, namentlich aus Westmexiko und Peru, gezogenen Barren und Münzen, die jährlich viele Millionen Dollars betragen, werden jährlich von englischen Schiffen nach ihren eigenen Häfen gebracht, damit sie umgeprägt oder zur Aufrechthaltung der englischen Bank benutzt werden und so dienen sie dazu, Englands Macht zur Beherrschung des Welthandels um eben jene Summen zu vergrößern. Die europäischen Mächte, durch den atlantischen Ozean von der Westküste Amerika's getrennt und durch eine langweilige und gefährliche Umschiffung der Südspitze von Amerika verhindert, sind niemals im Stande, in dem reichen und ausgebreiteten Handel, der sich für uns durch die Erwerbung Californiens mit so viel geringern Kosten betreiben läßt, jemals mit den Vereinigten Staaten erfolgreich konkurriren zu können.“
Italien.
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[ * ]
Die Abdankung des römischen Ministeriums, welche zuerst von dem zu Livorno erscheinenden „Pensiero Italiano“ mitgetheilt wurde, bestätigt sich nach unserer heutigen römischen Correspondenz (s. unten) vollkommen. Von anderer Seite hören wir, daß Sir Ch. Rapier am 15. Decbr. zu Rom eingetroffen war, und dem allgemeinen Vernehmen nach zur Einleitung einer Versöhnung nicht nur die Absendung einer vertrauten Person an den Pabst vorgeschlagen, sondern sich auch selbst zu dieser Mission in Vorschlag gebracht hatte. — Aus Bologna schreibt man unterm 19. Decbr., daß man am Abend vor Weihnachten große Dinge erleben werde; die Behörde treffe ihre Maßregeln; Zucchi, versichere man, sei zurück. — Das Toskanische Ministerium hat, in Nachahmung des Piemontesischen,dem Großherzog die Abschaffung des den Mitgliedern des Kabinets bis jetzt zustehenden Titels „Excellenz“ vorgeschlagen. — Die „Concordia“ von Turin schreibt über die Politik der französischen Republik gegenüber den Zuständen Italiens das Folgende: „Wir glauben nicht, daß die Minister Louis Napoleons sich in Betreff Italiens unterwürfiger gegen Oestreich zeigen können, als ihre Vorgänger. Indem wir jedoch die Unmöglichkeit einer Verständigung auf der durch die Vermittlung gelegten Grundlage zugeben, sind wir der Meinung, daß Frankreich sich jeder andern Negociation enthalten und sich vorbereiten sollte, sein Prinzip, welches nach Allem zu urtheilen auch das unsrige ist, mit den Waffen zu behaupten.
„Von dem Benehmen, welches Louis Napoleon in unserer Angelegenheit beobachten wird, hängt das Urtheil von Frankreich, hängt das Urtheil von ganz Europa über ihn ab.“
„ Was unser jetziges Ministerium betrifft, so hat es die Nothwendigkeit, unsere Unabhängigkeit mit den Waffen zurückzuerobern, offen anerkannt; wenn also Louis Napoleon nur ein wenig für seine Würde und seine Interessen besorgt ist, so dürfen wir darauf zählen, daß Frankreich mit uns ist, wenn der heilige Krieg ausbrechen wird.“
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[ * ] Neapel, 17. Dez.
Der Pabst befindet sich noch immer zu Gaëta, und man ist hier allgemein der Meinung, daß er es nicht verlassen wird, bis die Antworten auf sein hülfeflehendes Rundschreiben an sämmtliche europäische Regierungen eingelaufen sind. — Hier ist Alles ruhig. Der russische Gesandte, Hr. Creptowich, hat kürzlich eine Unterredung mit dem Könige gehabt, worin er ihm die lebhaften Sympathien des Kaisers ausgedrückt und ihm den Rath desselben überbracht hat, sich keinerlei Einmischung in die freie Ausübung seiner Prärogative fürder gefallen zu lassen. Die Haltung der Gesandten von England und Frankreich in Folge dieses Raths soll bereits eine merklich veränderte sein.
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[ 068 ] Rom, 18. Dez.
Gestern begab sich ein großer Volkszug mit der italienischen Brüderfahne an der Spitze vor das Haus des Generals Garribaldi, brachte ihm einige Lebehochs und ersuchte ihn, auf dem Balkon zu erscheinen. Er war aber abwesend, und der Volkszug wandte sich dem Quirinal zu, in welchem die Minister so eben Sitzung hielten. Der Zug sendete eine Deputation ab und ließ den Ministern ein Memorial des Volkszirkels überreichen, in welchem der Zusammentritt eine Constituante verlangt wird. Dieser Energie wagte das Kabinet nicht nachzugeben; es legte feig die Regierungszügel nieder und mit der Weisheit des Herrn Grafen von Mamiani hätte es somit ein Ende.
— Die Revolution schreitet indeß vorwärts. Zucchini ist durch Galetti ersetzt und die Junta ist im besten Gange.
— Advokat Philipp Canuti ist mit diplomatischen Aufträgen nach Paris und London abgereist.
Amerika.
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[ * ]La Guayra, 22. Novbr.
Wir haben endlich bestimmte Nachrichten erhalten, daß Maracaibo von der Paez-Partei wiedererobert worden. Ich lege Ihnen ein Exemplar von der Proklamation des Gouverneurs Serrano bei, die letzterer von Maracaibo aus am 4. d. erlassen hat. Es geht aus ihr hervor, daß die Partei des General Monagas bedeutende Schlappen erlitten, daß sich Truxillo und Merida offen für Paez erklärt u. auch östlich von Cumana Erhebungen gegen das Monagas'sche Wüllkürsystem stattgefunden haben.
Paez bleibt inzwischen ruhig zu Curaçoa und wartet ab, bis Alles zu seinem Einschreiten reif ist. Ueber General Bricino u. die Regierungsflottille weiß man nichts Näheres, doch wird vermuthet, daß sie im Golf vom Maracaibo sind.
Endurtheil in Sachen des Kapellmeister Rosenkranz.
Nachdem seit Veröffentlichung meines Artikels: „Die Kroaten in Bonn“ in Nr. 156 der N. Rh. Ztg. bereits über drei Wochen verflossen sind, erhielt die Frau Prof. Kinkel am 19. d. ein langes Schreiben vom Herrn Oberstlieutenant und Regimentscommandeur v. Götze, wonach alle dem Kapellmeister Rosenkranz vorgeworfenen Facra als nicht gehörig constatirt bezeichnet werden, weshalb „das Regimentskommando sich nicht veranlaßt sieht, das förmliche Gerichtsverfahren gegen den v. Rosenkranz eintreten zu lassen und der Klage auf Grund der bestehenden Strafgesetze keine weitere Folge zu geben vermag.“
„Jedoch ist (hört! hört!) demselben wegen Unvorsichtigkeit und Mangel an Ueberlegung die gebührende Rüge zu Theil geworden.“
Es lebe die preußische Justiz! Hoch! Und noch einmal Hoch!! und zum drittenmale Hoch!!! — — —
Bonn, den 20. December 1848.
A. H. Stradtmann.
Handelsnachrichten.
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