[0825]
Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 156. Köln, Donnerstag den 30. November. 1848.
Keine Steuern mehr!!!
An unsere Abonnenten zur Nachricht: Zu Nr. 154 ist Dienstags früh eine Beilage, und zu Nr. 155 ist zugleich mit dem Hauptblatt eine Beilage, so wie Mittwoch früh ein Extrablatt ausgegeben worden.
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Uebersicht.
Deutschland. Köln. (Das Organ Manteuffel und Johannes. — Die Rheinprovinz und der König von Preußen. — Die revolutionäre Bewegung in Italien. — Deutsche Professorengemeinheit. — Die zwei Völker in Preußen.) Trier. (Sebald. Imandt. Bernkastel. Saarbrück.) Andernach. (Conflikt.) Gerresheim. (Entwaffnung der Bürgerwehr.) Münster. (Die Preußenwirthschaft zu Münster — Die Vorfälle am 28.) Berlin. (Der Stadtphysikus Steinbeck.) Olmütz. (Vorbereitung des ministeriellen Programms.) Frankfurt. (National-Versammlung.) — Todtenfeier Robert Blums. — Erklärung Hartmann's.) Von der ungarischen Grenze. (Gefecht bei Neudorf.)
Italien. Vom Comer-See. (Die Herrschaft Radetzky's.) Rom. (Die Ereignisse vom 17. November.) Neapel. (Sieg der liberalen Partei bei den Wahlen. — Ferdinand's Angst.)
Schweiz. Bern. (Vereinigte Sitzung der Räthe. — Der Bundesrath.) Zürich. (Die Gebietsverletzung. — Schmerling'sche Maßregeln).
Französische Republik. Paris. (Cavaignac in seiner Nationalversammlung. — Nationalversammlung. — Vermischtes.)
Spanien. Barcelona. (Ein Karlistensieg.)
Belgien. Brüssel. (Ausweisung deutscher politischer Flüchtlinge.)
Großbritannien. London. (Der „Economist“ über die europäische Revolution.)
Amerika. Liverpool. (Taylor Präsident. — Der Markt. — Neuestes aus Caraccas.)
Deutschland.
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[ * ] Köln.
Die „Neue Preußische Zeitung“ bestätigt die von uns schon mitgetheilte Aeußerung Manteuffel's in Bezug auf die Frankfurter Centralgewalt und Versammlung. Das Organ Manteuffel's sagt:
„Die Proklamation des Reichsverwesers mag sehr gut gemeint sein. Wir Preußen müssen sie aber entschieden zurückweisen, das Volk nicht minder als die Krone.“
Das Organ Manteuffel spricht uns aus der Seele.
Dasselbe offizielle Blatt belehrt uns über die Gültigkeit der Frankfurter Beschlüsse wie folgt:
Wir Preußen haben keinen andern Herrn als unsern König. Und nur was er gut heißt an den Frankfurter Beschlüssen, nur das wird uns binden, weil Er (preußischer Styl) es eben gut heißt, und aus keinem andern Grunde.“
Wir „Preußen“!!! Wir Rheinländer haben das Glück bei dem großen Menschenschacher zu Wien, einen „Großherzog“ vom Niederrhein gewonnen zu haben, der die Bedingungen nicht erfüllt hat, unter denen er „Großherzog“ wurde. Ein „König von Preußen“ existirt für uns erst durch die Berliner Nationalversammlung, und da für unsern „Großherzog“ vom Niederrhein keine Berliner Nationalversammlung existirt, so existirt für uns kein „König von Preußen.“ Dem Großherzoge vom Niederrhein sind wir durch den Völkerschacher anheimgefallen! Sobald wir weit genug sind, die Seelenverkäuferei nicht mehr anzuerkennen, werden wir den „Großherzog vom Niederrhein“ nach seinem „Besitztitel“ fragen.
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Edition: [Karl Marx: Die revolutionäre Bewegung in Italien, vorgesehen für: MEGA2, I/8. ]
[ * ] Köln, 29. Nov.
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Die Kroaten in Bonn.
Ein Beitrag zur Geschichte der rothen Monarchie.
Man nimmt jetzt in Bonn der Bürgerwehr die Waffen, damit sie dieselben nicht mißbrauchen könne. Welchen Gebrauch das 27. Regiment, das zur Vollziehung obiger Maßregel hieher gesandt ist, von seinen Waffen macht, wollen wir durch folgende Thatsache, die durch vier Zeugen erhärtet werden kann, einmal näher beleuchten.
In das Haus des jetzt abwesenden Professors K…‥, worin acht Personen auf fünf bewohnbare kleine Zimmer beschränkt sind, legte die Behörde drei Mann Einquartierung, wovon der eine, Regiments-Kapellmeister v. Rosenkranz, Offiziersrang bekleidet. Frau K…‥ war also genöthigt, die Studierstube ihres Mannes, worin dessen Papiere offen umherlagen, wie auch ihr eigenes Besuchzimmer, den unerwarteten Gästen einzuräumen. Nachdem sie in Erfahrung gebracht, daß andere Familien, die große Häuser bewohnten, nur einen Mann oder gar keine Einquartierung bekommen hatten, veranlaßte sie eine Beschwerde wegen dieser widerrechtlichen Belastung, worauf die zwei Gemeinen (welche sich übrigens ganz gut benommen hatten) ein anderes Quartier erhielten. Der Kapellmeister Rosenkranz theilte nun der Frau K…‥ mit, daß auch er dislocirt und statt seiner ein Paar der ärgsten „Schwarzweißen“ in ihr Haus gelegt werden sollten. Als Ursache dieser neuen Chikane gab er an: „Es sei Prinzip, daß man beständig die Einquartierung wechsele, damit die Bürger und Soldaten nicht zu sehr mit einander befreundet würden.“
Als Frau K…‥ die Vermuthung aussprach, daß man vielleicht auf diese Weise ihren Mann nöthigen wolle, zu ihrem Schutze in sein Haus zurückzukehren um sich dann seiner zu bemächtigen, erwiederte der Kapellmeister Rosenkranz: „Das ist sehr leicht möglich. Ueberhaupt kann ich Sie versichern, daß die Soldaten so von den Offizieren gegen die Demokraten fanatisirt sind, daß sie im Falle einer Revolte die Kinder mit dem Bajonett erstechen würden.“ — Frau K…‥ fragte: „Können Sie eine solche Behauptung vertreten?“, worauf der Kapellmeister noch einmal seine Worte wiederholte. Frau K…‥ antwortete: „In diesem Falle würde folglich uns Müttern Nichts übrig bleiben, als eine Bartholomäusnacht für die Offiziere zu veranstalten.“ Auf die Frage des Kapellmeisters, „sie werde ihn doch nicht die Außerung entgelten lassen, die er über den Geist seines Regiments gethan?“ versicherte sie ihn: „daß im Gegentheil sie sowohl, als die ganze demokratische Partei, ihm großen Dank für diese Mittheilung schuldig sein müsse.
In der Nacht vom 23. auf den 24. Nov. schellte der Kapellmeister Rosenkranz des Nachts gleich nach 2 Uhr am K…‥'schen Hause und Frau K…‥ öffnete die Thür. Kapellmeister Rosenkranz trat mit blankgezogenem Säbel ein und rannte an ihr vorbei in ihre Schlafstube, wo eine Freundin, welche die Nacht bei ihr zubrachte, erschrocken in das Nebenzimmer flüchtete. Trotz des Rufes der Frau Professorin, daß sein Leuchter auf der Hausflur stände, folgte er der jungen Dame bis in die Kinderstube, wo außer den 4 Kindern 2 Dienstmädchen schliefen und setzte auch diese mit seiner geschwungenen Waffe in Schrecken. Etwa eine Viertelstunde blieb er zur größten Verlegenheit der 4 Frauen im Zimmer und seine Reden ließen auf eine ziemliche Betrunkenheit schließen.
Nachdem er sich am folgenden Morgen nochmals eine Indiscretion gegen eine das Haus besuchende junge Dame erlaubt, stellte er bei Tische die Hausfrau wiederholt zur Rede, „warum sie ein so ernstes Gesicht mache?“ Ausweichende Antworten halfen nichts, er bestand auf einer Erklärung, ob Frau K…‥ sich über ihn zu beschweren hätte. Als nun endlich diese ihm in höflichem Tone bemerkte, daß sie das nächtliche Eindringen mit gezogener Klinge in Schlaf- und Kinderstube unpassend finde, erlaubte er sich höhnische Antworten und fügte hinzu: „Wer mich insultirt, den steche ich nieder, wer es auch sei!“
Darauf wandte er sich zu den Dienstboten und sagte: „Ich gehe fort, weil Eure Madame mir viel zu grob vorgekommen ist. Ich brauche mir keine Grobheiten (d. h. Insulte) hier gefallen zu lassen.“
Also eine höfliche Beschwerde, die Einem abgedrungen wird, ist nach der 27ger Logik ein Insult und — „Wer mich insultirt, den steche ich nieder!“
Noch bin ich es dem Herrn Kommandanten von Bonn, Oberst-Lieutenant v. Götze, Ritter des preußischen rothen Adlerordens und mehrer andrer Orden, schuldig, dem Publikum die Anzeige zu machen, daß derselbe mir die offizielle Erklärung gegeben hat, er werde sofort nach eingereichter Klage die Sache aufs Strengste untersuchen lassen.
Warten wir also ab, in wie weit das Resultat dieser Untersuchung mit dem Urtheile der öffentlichen Meinung übereinstimmt!
Bonn, den 28. Nov. 1848.
A. H. Strodtmann.
[0826]
[Deutschland]
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[Fortsetzung] Revolution angewandt worden und mit Erfolg; die Revolution ist in Wien, wie in Paris, unter Blut und rauchenden Trümmern erstickt worden.
Aber fast scheint es, als sollte der Sieg vom 1. Nov. zugleich den Punkt bezeichnen, wo die rückgängige Bewegung umschlägt und eine Krise eintritt. Der Versuch, die Wiener Heldenthat in Preußen Stück für Stück zu widerholen, ist gescheitert; im günstigsten Falle, selbst wenn das Land die konstituirende Versammlung verlassen sollte, hat die Krone nur einen halben, nichts entscheidenden Sieg zu erwarten, und jedenfalls ist der erste entmuthigende Eindruck der Wiener Niederlage gebrochen, gebrochen durch den plumpen Versuch, sie in jedem ihrer Details zu kopiren.
Und während der Norden von Europa entweder schon wieder in die Knechtschaft von 1847 zurückgeschleudert ist, oder mühsam die Eroberungen der ersten Monate gegen die Contrerevolution vertheidigt, erhebt sich plötzlich Italien wieder. Livorno, die einzige italienische Stadt, die durch den Fall Mailands zu einer siegreichen Revolution aufgestachelt wurde, Livorno hat endlich seinen demokratischen Aufschwung dem ganzen Toskana mitgetheilt und ein entschieden demokratisches Ministerium durchgesetzt, entschiedener als je eins in einer Monarchie und so entschieden, wie nur wenige in einer Republik bestanden; ein Ministerium, das auf den Fall Wiens und die Wiederherstellung Oestreichs mit der Proklamation der italiänischen konstituirenden Nationalversammlung antwortet. Und der revolutionäre Feuerbrand, den dies demokratische Ministerium damit in das italienische Volk geschleudert, hat gezündet: in Rom ist Volk, Nationalgarde und Armee wie Ein Mann aufgestanden, hat das tergiversirende, kontrerevolutionäre Ministerium gestürzt, ein demokratisches Ministerium errungen und an der Spitze seiner durchgesetzten Forderungen steht: Regierung nach dem Prinzip der italienischen Nationalität, d. h. Beschickung der italienischen Constituante, die Guerazzi vorgeschlagen.
Daß Piemont und Sizilien folgen werden, ist keinem Zweifel unterworfen. Sie werden folgen, wie sie im vorigen Jahre gefolgt sind.
Und nun? Wird diese zweite Auferstehung Italiens binnen drei Jahren, wie die vorhergehende, die Morgenröthe eines neuen Aufschwungs der europäischen Demokratie sein? Fast hat es den Anschein. Das Maaß der Contrerevolution ist voll bis zum Ueberlaufen. Frankreich im Begriff, sich einem Abentheuerer in die Arme zu werfen, um nur der Herrschaft Cavaignac's und Marrast's zu entgehn, Deutschland zerrissener als je, Oesterreich erdrückt, Preußen am Vorabend des Bürgerkriegs, alle, alle Illusionen des Februar und März unbarmherzig vom Sturmschritt der Geschichte zertreten. — Wahrlich, das Volk könnte aus neuen Siegen der Contrerevolution nichts mehr lernen!
Möge es die Lehren dieser letzten sechs Monate bei der kommenden Gelegenheit rechtzeitig und furchtlos anwenden.
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@facs0826
[ * ] Köln, 29. Nov.
Die Lakaien-Natur deutscher Professoren wird in den gelehrten Herrn zu Berlin und Halle in ihrem Ideale übertroffen. Vor diesem Knechtssinn steht der russische Leibeigene beschämt da. Der fromme Buddhist, der gläubig die Excremente seines Dalai-Lama hinunterschluckt, er hört verwundert die Sage von den Berliner-Hallischen Buddhisten, deren Prostitution vor dem Königthum „von Gottes Gnaden“ ihm als Fabel erscheint. Er glaubt erst an die Wirklichkeit, wenn man ihm die Adressen der Berliner und Hallischen Professoren an den König von Preußen, resp. vom 24. und 21. Nov., nebst den eigenhändigen Unterschriften vorzeigt.
„Es war die Freiheit der Berathung aufgehoben, das Leben der Abgeordneten bedroht, die Würde der Versammlung, die Ehre der Nation geschändet, und die wohlmeinendsten und gerechtesten Vorschläge, dieser Schreckensherrschaft ein Ziel zu setzen, scheiterten an dem Widerstande derer, denen sie diente.“
Mit diesen und ähnlichen frechen Lügen und mit den hündischsten Versicherungen angestammter Treue fabriziren 80 Berliner Professoren — unter ihnen Hengstenberg, Schönlein, Ehrenberg, Böckh, die beiden Grimm etc. — eine Adresse an den König, worin sie ihm für die Gewaltschritte des Brandenburgischen Ministeriums ihren gelehrten Beifall zuiahen.
Aehnlich lautet die Adresse von 19 Hallischen Professoren, die aber die Komik so weit treiben, daß sie nebenbei von dem „Ernst ihres Berufes“ sprechen.
Des Pudels Kern in beiden Adressen ist eine unbeschreibliche Wuth über die Steuerverweigerung. Sehr begreiflich! Keine Steuern mehr — und die privilegirte Gelehrsamkeit macht Bankerut. Diesem geldgierigen Professorengeschlecht darf nur im Entferntesten der Beutel bedroht werden, so steht die ganze Wissenschaft in Feuer und Flammen. Ihr Monopol wurzelt im Königthum „von Gottes Gnaden.“ Sie schreiben ihm Ergebenheitsadressen, d. h. sie sind ihrem eigenen Monopol bis zum Tode ergeben. Erringt das Volk den schließlichen Sieg, so werden die Herren trotz alles „Ernstes ihres wissenschaftlichen Berufes“ sich schnell auf Seite der jetzt von ihnen so sehr verdammten Volkssouveränetät zu stellen wissen. Das Volk wird ihnen aber dann sein „zu spät!“ zurufen und der ganzen Misere der privilegirten Gelehrsamkeit ein rasches Ende bereiten.
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@facs0826
[ * ] Köln, 28. November.
Das Organ der Potsdamer Kamarilla, die berüchtigte „Kreuzritterin“, belehrt uns, daß es in Preußen „zwei ganz verschiedene Völker“ giebt, welche hier nach einander auftreten. Das Eine wird von dem gottbegnadeten Blatte also charakterisirt:
„Zuerst jener geistig-lächerliche Haufe, geführt von ein Paar Dutzend ehrgeiziger Schurken, gefolgt von einem Schwarm in ihrer Armseligkeit und Feigheit links und rechts zappelnder Magistrate, ähnlich den Hanswurst-Figuren unserer Buchbinder; ‥‥ gefolgt von einem Haufen Industrierittern aller Art, von der mildesten (Abgeordneter Milde) Eitelkeitskränze binderischsten (Pinder — welch' geistreiches Potsdamer Wortspiel!) Gattung bis zu eigentlichsten Taschendieben und Wegelagerern herab — dies ist das erste Volk,“
Will der Leser nun auch das zweite preußische Volk sehen? Voici.
Es ist „dies brave, bedächtige, gesetzliche, selbst gegen Esel, wie du (erstes Volk) bist, gesetzliche Volk, was aber bei seiner Gesetzlichkeit eine helle, feurige Liebe zu seinem Könige („von Gottes Gnaden“), zu dem Andenken seiner braven Verfahren (also keine Abschaffung des Adels und was drum und dran hängt), zu dem Ruhme und Ehrenbestande seines herrlichen, jugendfrischen, sieggekrönten Heeres (l. G. im Schauspielhause zu Berlin) hat“, dieses Volk, „welches gar nicht begreift, wie du Esel (erstes Volk) dazu kömmst, gegen den Grafen Brandenburg zu bellen“ (die königl. preußischen Esel bellen: Fortschritt im christlich-germanischen Staate).
Der Wahlspruch dieses zweiten preußischen Volkes ist: „dem Esel die Peitsche und dem Hunde der Knüttel.“ Dasselbe Volk, welches seit dem März die Praxis dieses Wahlspruchs auf einige Wochen unterbrechen ließ, „rückt nun in die Reihe der Mitsprechenden ein“ und dankt dem Hrn. Brandenburg, daß er den ersten Schritt gethan, „es von dem Schmutzgesindel zu reinigen, was auf seiner Haupt klebte, nämlich von dir (erstes Volk).“
Dieses zweite Volk fühlt sich „wie in einem duftenden Kräuterbade erquickt, daß es endlich Thaten, und zwar preußische (ja wohl, ächt-preußische!) Thaten sieht. Denn „binnen 8 Tagen wird sich Jedermann überzeugen können, daß ein populäreres Ministerium, als das des Grafen Brandenburg, in Preußen nicht zu finden ist.“
Dies die neueste Entdeckung der braven „Kreuzritterin mit Gott, für König und Vaterland!“
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@facs0826
[ 43 ] Trier, 27. Novbr.
Wir rücken dem Belagerungszustande von Tag zu Tag näher. Unser Regierungspräsident Sebaldt hat entweder den Befehl von oben, Trier à tout prix in Belagerungszustand zu versetzen, oder er selbst geht daauf los, sich die Falten eines Diktatorgewandes zu gewinnen.
Die Waffen unserer im Frühjahr aufgelös'ten Bürgerwehr lagen bisher auf dem Rathhause. Sebaldt läßt den Gemeinderath sich erklären, ob er dafür stehe, daß diese Waffen nicht mißbraucht würden. Da der Stadtrath in seiner bornirten Aengstlichkeit eine solche Erklärung verweigerte, entfaltete sich urplötzlich die gesammte Militärmacht der Stadt; die Ulanen machten Patrouillen durch die Umgebung; die Artillerie stand auf dem Palastplatze mit ihrem Geschütz; die Infanterie hielt einen großen Theil der Stadt besetzt.
Kein Mensch außer Sebaldt, verstand dies Manöver, bis einer der Gemeinderathsvorsteher auf das Rathhaus gerufen und aufgefordert wurde, das Waffendepot zu öffnen. Als sich dieser weigerte, erzwang man den Schlüssel mit Gewalt, drang in das Depot ein und nahm die Waffen, das Eigenthum der Stadt, um sie in das Militärwaffendepot zu transportiren. Die Bürger ärgerten sich, blieben aber ruhig. Am andern Tage beschloß der Gemeinderath, die geraubten Waffen wieder zu verlangen und im Falle der verweigerten Herausgabe, den Weg Rechtens einzuschlagen. Das ist das Höchste, wozu unsere Stadträthe fähig sind.
Ferner ließ Sebaldt eine Extrabeilage der hier erscheinenden, demokratischen Flugblatter, durch einen Gensd'armen dem Kolporteur wegnehmen. Drei Tage darauf läßt der Untersuchungsrichter den Drucker derselben in's Gefängniß führen. Den Grund zu diesem Verfahren gab ein Brief aus Schlesien ab, worin es heißt, daß Niederschlesien losbrechen werde, um Wien und Berlin zu rächen, daß Breslau der Centralpunkt werde für die deutsche sociale Republik. Bei dem Redakteur der Flugblätter, S. Imandt, wurde Haussuchung gehalten, indeß ohne Erfolg; S. Imandt sollte auch verhaftet werden, er entzog sich der Justiz.
Noch mehr von Sebaldt. Da Louis Simon zur Freude der Trierer hier eingetroffen, wollte man einen Fackelzug veranstalten; der krawallsüchtige Diktatur-Kandidat Sebaldt untersagte ihn. Wir haben gewiß die beste Gelegenheit, uns in dem passiven Widerstande zu üben.
Soeben geht ein Zug durch die Straßen zu Ehren Rob. Blum's und aller Gefallenen in Wien, und zugleich ziehen zwei Compagnien 26ger nebst zwei Geschützen nach dem benachbarten Bernkastel. Daselbst war gestern der Teufel los. Der Korrespondent der Kölnischen Zeitung, Advokat Bolz, in Begleitung von 300 Soldaten, war von Sebaldt als Regierungskommissär dorthin gesandt; nachdem er die Beamten und Gemeindevorsteher gehörig bearbeitet, erkannte er, daß all sein Wirken bei dem Bernkastler Volke fruchtlos sein würde, so lange der Führer der demokratischen Partei daselbst, Coblenz, der Steuerzahlung entgegen arbeiten könnte. Also sollte Coblenz verhaftet werden. Die 300 M. Soldaten waren zu dem Ende vor dem Hause des Demagogen aufgestellt. Coblenz widersetzte sich; die Glocken in Berukastel und in den nahen Ortschaften läuteten Sturm; es schaaren sich viele mit Gewehren, Sensen und Piken bewaffnete Männer und Frauen zusammen; das Militär zieht sich zurück, Bolz wird geprügelt, Coblenz bleibt in Freiheit. Das geschah gestern Nachmittag; gestern Abend kehrte der für's Vaterland geprügelte Korrespondent der Kölnischen Zeitung hierher zurück; das eben abgehende Militär soll Bernkastel züchtigen, wohl in Belagerungszustand setzen. Man hat Lust, in bewaffnetem Zug, den wackern Bernkastelern zu Hülfe zu ziehen. Aber wir sind behext von der Phrase des passiven Widerstandes. In Saarbrück haben das einrückende Militar und Kommissäre des H. Sebaldt eine ähnliche Revolte hervorgerufen. Auch dorthin ist militärische Verstärkung beordert.
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@facs0826
[ 126 ] Andernach, 24. Nov.
Auch bei uns sind jetzt die Folgen einer Revolution eingetreten. Und wenn man fragt, worin die uns schuldgegebene Revolution bestehe, so halten die Reaktionäre uns entgegen, daß am letzten Sonntage eine Volksversammlung hier gehalten, bei dieser eine Adresse entworfen und abgehandelt worden, welche das Verfahren der Nationalversammlung gegenüber den Anmaßungen der Krone und des Ministeriums vollkommen billige. In Folge dessen sind wir heute mit einem Militär-Exekutions-Kommando von 150 Mann beglückt worden, weil nämlich jene Adresse — risum teneatis amici — Befürchtungen für das hiesige Landwehrzeughaus erregte. Wahr an dieser Sache ist, daß zwar auf Waffen von keiner Seite spekulirt wurde, der ärmere Theil der hiesigen Bevölkerung jedoch unpräjudicirlich meinen wollte, „zu den im Zeughause befindlichen Livree-Stücken habe das Volk das Tuch und den Macherlohn bezahlt, und es habe daher einigermaßen ein Recht, sich mit Kleidungsstücken für den kommenden Winter zu versehen.“ Wir haben uns mit der uns näher liegenden Frage zu befassen, wie unsere ungebenen Gäste in kürzester Frist weiter zu spediren seien. Auf dem Wege des Rechtes wird dies sobald nicht gehen, wohl aber auf jenem des Gesetzes. Ich meine, daß den Soldaten nur das, was ihnen gesetzlich zusteht, aber auch nichts weiter, zu verabreichen sei, und stehe dafür, daß sie dann bald von selbst fortlaufen werden.
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@facs0826
[unleserlicher Text] Gerresheim, den 27. Nov.
Das System der Volksentwaffnung ist auch in unserm Städchen schon zur Ausführung gekommen. Unsere sehr gut organisirte Bürgerwehr ist des Dienstes enthoben von dem Schellfischfreunde Herrn Spiegel unter Zusage freundlicher Unterstützung durch den Communisten Drigalsky. Der dienstenthebende Erlaß ist dadurch motivirt, daß der Chef der Bürgerwehr am 18. d. M. einer antibrandenburgischen Volksversammlung beigewohnt und ohne Rücksicht auf seine Eigenschaft als Chef in eine aus drei Personen bestehende Deputation gewählt wurde, die den Auftrag hatte, den hiesigen Beamten die allerwärts gestellte Frage vorzulegen, welche Stellung sie der Nationalversammlung gegenüber einzunehmen gedächten, worauf befriedigende Antworten und, jetzt freilich anders interpretirte, Ehrenwörter erfolgten. Das Offizierkorps der Bürgerwehr hat einen Protest eingereicht.
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@facs0826
[ 28 ] Münster, 27. Novbr.
Die Absicht des hochverrätherischen Ministerii, nach und nach alle größeren Städte in Belagerungszustand zu erklären, um die spärlichen Märzerrungenschaften abzuringen, wird auch hier bald erreicht werden. Als Mittel dazu muß hier Aufhetzung des Militärs gegen die Bürger dienen, wodurch man Konflikte herbeizuführen hofft, welche einen willkommenen Anlaß zur Erklärung des Belagerungszustandes darbieten. Da nun die hiesige Garnison mit Ausnahme des aus der getreuen Mark stammenden Theils der Husaren sehr bürgerfreundlich, ja fast vollständig demokratisirt ist, so hat der mit dem kommandirenden General v. d. Gröben und dem Regierungs- und interimistischen Oberpräsidenten v. Bodelschwingh befreundete interimistischen Oberbürgermeister v. Olfers in Gemeinschaft mit diesen Personen ein Bataillon des Mindener 15. Inf.-Reg., welches eben aus Köln, wo es sich durch seine Brutalität bereits ausgezeichnet hatte, zurückberufen war, hierher kommen lassen. Das Bataillon langte gleichzeitig mit den Deputirten zu dem am 18. hier begonnenen Provinzialkongreß an, nachdem es in Hamm scharf geladen. Gleich am ersten Abend begannen diese Fünfzehner die Bürger, nicht minder aber auch die von ihnen mit dem ein Schimpfwort seinsollenden Ehrentitel „Demokraten“ belegten Soldaten des hiesigen 13. Inf.-Reg., auf welche die täglich auf dem Appell vorgelesenen Schmähartikel gegen die Nationalversammlung und die unter sie vertheilten, o Schmach! bei einem hiesigen Buchhändler, dem Verleger des servilen Westfälischen Merkurs, gedruckten, die wildeste Rache gegen das „Demokratengesindel“ athmenden Pamphlete bisher nicht den mindesten Eindruck gemacht haben, zu vexiren. Desto mehr Eindruck machten dieselben auf die Fünfzehner und die aus der Mark stammenden Husaren, und um diesen Eindruck noch zu erhöhen, wurden und werden dieselben jeden Abend von ihren Offizieren und Feldwebeln resp. Wachtmeistern, (aus welchen Fonds?) regalirt. Dies Verfahren hat ihnen solchen Muth eingeflößt, daß sie schon anfangen, am hellen Tage mit Bürgern anzubinden und daß namentlich Fünfzehner auf öffentlichem Markte bekannte Demokraten geohrfeigt haben. Ein Bürger, dem solches widerfuhr, beschwerte sich beim Bataillonskommandeur, und was geschah? „Der Kommandeur belobte auf dem Appell die Thäter vor dem ganzen Bataillon und hieß sie vortreten, damit er ihnen die Hand geben könne, was auch geschah.“ Daß ein solches Benehmen, das einen Bestandtheil der gerühmten preußischen Disziplin ausmacht, die Soldaten zu noch größeren Heldenstreichen encouragiren mußte, versteht sich von selbst und so werden die Ereignisse des gestrigen Abends Niemand überraschen. Um 6 1/2 Uhr zogen trunkene Haufen von Fünfzehnern, worunter auch einige Husaren, mit gezücktem Säbel durch die Straßen, wo sie jeden Vorübergehenden insultirten, zur Knappschen Reitbahn, in der eine Volksversammlung abgehalten ward. Nachdem sie von Außen die Fenster eingeworfen, drangen sie unter wildem Geschrei und „ich bin ein Preuße“ brüllend, ein und hieben ohne Weiteres auf die Anwesenden ein. Die wehrlose Menge bat um Schonung, aber die wilde Horde schonte weder Greis noch Kind, wüthete vielmehr gleich tollen Hunden. Wie viele tödtliche Verwundungen vorgefallen sind, ist noch nicht konstatirt, einem Bürger ist der Kopf gänzlich gespalten. Erst als Alles vorüber war — die Mordscene währte über eine halbe Stunde — erschienen einige Offiziere vom 15. Regiment auf dem Kampfplatz, obgleich die Kunde von dem Mordanfall, wenn derselbe, wie zu vermuthen, nicht gar von ihnen ausgegangen, ohne Zweifel sofort in die benachbarte Kaserne, in der die Fünfzehner zum Theil einquartirt sind, gedrungen war. Man kann sich die Wuth des Volkes denken, dasselbe lief racheschnaubend durch die Straßen unter dem Rufe: „Bürgerwehr heraus!“ viele Wehrmänner eilten auch mit ihren Waffen herbei, obgleich das Kommando der Bürgerwehr, welches dieselben nur zu Ehren des Reichsverwesers und des Königs bestimmt glaubt, nichts von sich hören noch sehen ließ, und wer weiß, was passirt wäre, wenn nicht der kommandirende General sogleich hätte Generalmarsch schlagen und sämmtliches Militär in die Kaserne ziehen lassen. Die Bürgerschaft will die sofortige Entfernung des fremden Bataillons beantragen. Arme Bürgerschaft! Dasselbe ist ja gerade zu dem Zwecke hier, um dich im Zaum zu halten. Ich bin überzeugt, man wird das Bataillon seines Patriotismus wegen noch beloben. So ist es denn jetzt dahin gekommen, daß man ohne Lebensgefahr nicht mehr über die Straße gehen darf. Der Belagerungszustand wird nicht lange ausbleiben.
Nachschrift. Vormittags 11 1/2 Uhr. So eben höre ich, daß auf dem Markte Bürger und Soldaten des 15. Inf.-Reg. in vollem Kampf mit einander begriffen sind. Der kommandirende General reitet unter meinem Fenster vorbei dorthin; der Generalmarsch ertönt. Auch für die Bürgerwehr wird Allarm geblasen. Ich eile auf den Sammelplatz.
Nachmittags 3 Uhr. Ich begebe mich auf einen Augenblick nach Hause, um meinen Bericht fortzusetzen. Der Kampf von diesem Morgen ist allerdings ernstlich gewesen; Arbeiter, mit Aexten, Hämmern und Knitteln bewaffnet, hatten furchtbar unter den Fünfzehnern gewirthschaftet. Fünf von denselben sollen bereits todt oder am Sterben sein, zwei habe ich, während ich als Wehrmann zum Markte eilte, an mir auf einer Bahre vorbeitragen gesehen; über 40 sollen blessirt sein und haben sich die meisten nur unter dem Schutze von Dreizehnern, die das Volk überall hoch leben ließ, retten können. Die Arbeiter sollen mit einer beispiellosen Tollkühnheit auf die in großen Haufen auf dem Markte versammelten Fünfzehnern losgegangen sein und ihnen die Gewehre entrissen oder zerbrochen haben Als ich auf dem Markte ankam, war der Kampf vorbei und kein Fünfzehner mehr zu sehen. Eben vorher hatte das Volk die Thüren eines Hauses, in dem es einen Offizier dieses Regiments am Fenster stehen gesehen, erbrochen, und der Offizier wäre unfehlbar ermordet worden, wenn nicht zeitig genug die Bürgerwehr angelangt wäre. Die Stadt bot einen düstern, drohenden Anblick. Alle Läden, fast alle Häuser waren geschlossen, Arbeiterhaufen zogen mit drohendem Rachegeschrei durch die Straßen; die Bürgerwehr selbst hatte sich auf einen Kampf gefaßt gemacht und, freilich ohne Befehl, scharf geladen. Der geängstigte Magistrat ließ an den Straßenecken Plakate anschlagen, worin er den Vorwurf, als habe er die Fünfzehner hereingerufen, als unwahr bezeichnete, und unter der Bitte an die „Gutgesinnten“ dafür zu sorgen versprach, daß die Fünfzehner die Stadt verließen. Ueberall wurden diese Plakate vom aufgeregten Volke und von der Bürgerwehr abgerissen und zerfetzt. Der Magistrat und das Kommando der Bürgerwehr begab sich zum kommandirenden General, um ihn zu bitten, die Fünfzehner sofort aus der Stadt zu entfernen.
Nachmittags 5 1/2 Uhr. Der kommandirende General hat erklärt, dem Wunsche nach Entfernung der Fünfzehner nicht sogleich willfahren zu können, weil die Untersuchung des gestrigen Vorfalls hier an Ort und Stelle geschehen müsse, hat aber versprochen, die Fünfzehner stets in den Kasernen zu konsigniren. Ich möchte denselben auch nicht rathen, sich sehen zu lassen. Uebrigens sollen von jetzt an starke Bürgerwehrpatrouillen Tag und Nacht die Straßen durchziehen. Man befürchtet aber noch gegenseitige blutige Konflikte, da die gegenseitige Erbitterung zu groß ist, und als das Ende vom Liede die Erklärung des Belagerungszustandes.
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@facs0826
[ 065 ] Münster, 28. Nov.
Ueber die Vorfälle hierselbst schweigt der „Merkur“ gänzlich, als wäre nichts vorgefallen; wahrscheinlich hat ihm Niemand einen Artikel über das, was unter seinen Augen vorgeht, zugestellt.
Gestern Morgen sammelten sich viele Haufen von Bürgern, und verlangten die Entfernung der 15er, die ihnen schon gestern versprochen war. Statt dessen zeigten sich gerade diese Truppen bewaffnet. Es wurden mehrere ergriffen und hart mitgenommen. Das Volk holte den Feind aus einer Schutzwache der 13er heraus.
Da die Militärbehörde den Haß kennt, den das Volk auf die 15er hat, so wäre deren Konsignirung die höchste Pflicht gewesen. Hiernächst trat die Bürgerwehr unter die Waffen, und hielt die Ruhe aufrecht, weil kein Soldat des 15. Regiments sich blicken ließ. Am Abende hatten sich jedoch einige Mann, sowie auch Artilleristen, mit ihren Waffen aus den Kasernen begeben und zeigten sich mit entblößten Klingen auf dem Markt. Sie wurden sofort verhaftet. — Die Anarchie ist unter den Truppen!
Was es heute geben wird, weiß der Himmel. — Schlimm, daß das Kriminalgericht sich hat verleiten lassen, gestern Abend einen hier sehr beliebten jungen Mann, einen Ober-Landesgerichts-Referendar, einzuziehen, wegen eines vor 10-12 Tagen ausgegebenen Plakats einer Volksversammlung von 3000 Mann. Dasselbe ist höchst unschuldig, enthält weniger als jede oppositionelle Zeitung täglich bringt, und würde wohl nirgend solche Schritte veranlaßt haben.
Vielleicht freut sich aber die Militärbehörde sehr, daß sie einberichten kann, es seien hier aufrührerische Plakate verbreitet worden, das Militär deshalb aufgebracht u. s. w. — Gegen das Militär enthielt aber das Plakat nichts, auch leben wir noch jetzt mit den 13ern und der Artillerie sehr gut.
[0827]
Der Magistrat hat öffentlich erklärt, daß er gegen die Heranziehung der 15er protestirt habe. Er sollte aber besser seinen Polizeimann von Hove kontrolliren, der, wie das Gerücht sagt, die aufregende Plakate „des Heeres an die Demokraten“ hat drucken und vertheilen lassen.
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@facs0827
Ollmütz, 23. Nov.
Die Minister sind aus Kremsier zurückgekehrt und arbeiten fleißig an dem Programm, das sie Samstag dem Reichstag vorlegen werden.
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@facs0827
[ X ] Berlin, 25. Nov.
Die Erklärung des Abgeordneten Steinbeck in Nr. 203 des Preußischen Staats-Anzeigers. „Der Königl. Stadtphysikus Dr. Steinbeck, Abgeordneter für den Westhavelländischen Kreis und die Kur- und Hauptstadt Brandenburg,“ hat das als Antwort auf seine Einberufung an den Präsidenten der Nationalversammlung, Herrn v. Unruh, gerichtete Schreiben vom 21. d. M. unter der Ueberschrift: „Erklärung,“ in den Preuß. Staats-Anzeiger rücken lassen, weil „die Ehre und Würde eines Abgeordneten,“ ihm die Veröffentlichung dieses Schreibens gebiete.
Nachdem Herr Steinbeck in diesem Schreiben zunächst erklärt hat, daß er dem Rufe „aus Gründen der Ueberzeugung und des Gewissens,“ nicht nachkommen könne, ergeht er sich in Invectiven gegen die Nationalversammlung und sagt unter Anderem, daß dieselbe „ihm nicht auf derjenigen Höhe des Standpunktes zu stehen scheine, welcher durch wahre Vaterlandsliebe und persönliche Selbstverleugnung“ begründet werde, und welcher dadurch die nothwendigen Bedingungen für das Wirken eines wahrhaften Vertreters der Nation enthalte; und weiter unten: „daß dieselbe (die Nationalversammlung) die wahren Bedürfnisse des Volks nicht erkannt habe, vielmehr scheine, durch Selbstsucht verblendet, die Noth und die Bedrängnisse der Nation vergessen und die wahrhafte Liebe für das Vaterland unter dem Einflusse des Terrorismus gänzlich verloren zu haben.“
Um diese Erklärung des Abgeordneten Steinbeck richtig würdigen zu können, namentlich seine „Gewissenstreue,“ seine „Vaterlandsliebe,“ seine „Selbstverleugnung“ und sein „Wirken als wahrhafter Vertreter der Nation,“ fühle ich mich verpflichtet, folgendes über die Thätigkeit des Abgeordneten Steinbeck bei der Nationalversammlung zu veröffentlichen.
Einer Kommission oder einer Central-Abtheilung hat der Abgeordnete Steinbeck nicht angehört, und überhaupt neben den gewöhnlichen, regelmäßigen Arbeiten eines Abgeordneten, außergewöhnliche nicht zu verrichten gehabt. Die einem jeden Abgeordneten zukommenden regelmäßigen Arbeiten bestehen bekanntlich in der Theilnahme an den Abtheilungs- und an den Plenar-Sitzungen.
Was erstens die Abtheilungs-Sitzungen betrifft, — höchst wichtig, weil in ihnen die Gesetze vorberathen werden, — so hat der Abgeordnete Steinbeck dieselben anfangs nur unregelmäßig, in den letzten Monaten aber fast gar nicht besucht. — Anlangend zweitens die Thätigkeit des Herrn Steinbeck in den Plenar-Sitzungen, so läßt sich, da derselbe als Redner nicht aufgetreten ist, nur aus den namentlichen Abstimmungen mit Bestimmtheit ersehen, ob und wann Herr Steinbeck diesen Sitzungen beigewohnt hat. Es folgt deshalb zu diesem Zwecke nachstehendes Verzeichniß der namentlichen Abstimmungen, mit dem Bemerken, daß, da die Plenar-Sitzungen seit Ende September, nachdem in den Abtheilungen hinreichend vorgearbeitet war, erst wieder zahlreicher gehalten und seitdem zugleich, bei der Wichtigkeit der Beschlüsse, häufige namentliche Abstimmungen vorgekommen sind, dieses Verzeichniß mit dem 28. September beginnt, und bei jeder Sitzung zugleich bemerkt ist, ob Herr Steinbeck in derselben gefehlt hat oder anwesend war.
Am 28. September 61. Sitzung gefehlt.
Am 29. September 62. Sitzung gefehlt.
Am 30. September 63. Sitzung gefehlt.
Am 3. Oktober 65. Sitzung gefehlt.
Am 4. Oktober 66. Sitzung gefehlt.
Am 6. Oktober 68. Sitzung anwesend.
Am 7. Oktober 69. Sitzung gefehlt.
Am 9. Oktober 70. Sitzung gefehlt.
Am 11. Oktober 72. Sitzung gefehlt.
Am 12. Oktober 73. Sitzung gefehlt.
Am 13. Oktober 74. Sitzung gefehlt.
Am 14. Oktober 75. Sitzung gefehlt.
Am 16. Oktober 76. Sitzung gefehlt.
Am 20. Oktober 81. Sitzung anwesend.
Am 21. Oktober 82. Sitzung gefehlt.
Am 23. Oktober 83. Sitzung gefehlt.
Am 24. Oktober 84. Sitzung gefehlt.
Am 25. Oktober 85. Sitzung anwesend.
Am 26. Oktober 86. Sitzung gefehlt.
Am 27. Oktober 87. Sitzung gefehlt.
Am 30. Oktober 89. Sitzung anwesend.
Am 31. Oktober 90. Sitzung anwesend.
Aus dieser Uebersicht erhellt, daß Herr Steinbeck seit dem 28. September bis Ende Oktober (vom 1. November ab, hat er Urlaub genommen) in 17 Sitzungen gefehlt und 5 besucht hat. Erwägt man, daß seit Ende September die wichtigsten Gesetze, seit dem 12. Oktober namentlich die Verfassung berathen, so leuchtet die „Gewissenstreue“ des Abgeordneten Steinbeck ein, mit welcher er „als wahrhafter Vertreter der Nation“ gewirkt hat. Erwägt man ferner, daß der Abgeordnete Steinbeck stets die vollen Diäten, also für 5 Sitzungen im Monat Oktober 93 Thlr., und im Ganzen seit dem 22. Mai mit den Reisekosten gegen 500 Thlr. bezogen hat, so ist die Entscheidung gegeben, wen die vom Abgeordneten Steinbeck gebrauchten Phrasen:
„daß man nicht auf derjenigen Höhe des Standpunktes stehe, welcher durch wahre Vaterlandsliebe und persönliche Selbstverleugnung begründet wird,“ und
„daß man, durch Selbstsucht verblendet, die Noth und die Bedrängnisse der Nation vergessen, und die wahrhafte Liebe für das Vaterland gänzlich verloren habe,“
treffen, ob diejenigen Abgeordneten, welche in Sturm und Kampf ausgeharrt, und nicht nur ihre Kräfte dem Wohle des Vaterlandes dargebracht, sondern auch ihre Existenz daran gesetzt haben? oder den Herrn Steinbeck selbst?
Vom Standpunkte des Rechts aber frage ich den Dr. Steinbeck, was ist derjenige, der sich für nichtgethane Arbeit bezahlen läßt?
Die öffentliche Stimme mag darüber urtheilen, ob ein solcher noch von seiner „Ehre“ und „Würde“ sprechen kann; sie mag ihm auch diejenige Bezeichnung beilegen, welche ihm noch dafür gebührt, daß er die Stirne gehabt hat, aus seinem Verstecke herauszutreten, um pflichtgetreue Abgeordnete zu schmähen.
Berlin, den 25. November 1848.
Schneider, Abgeordneter und Schriftführer der Nationalversammlung.
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[ !!! ] Frankfurt, 27. November.
Sitzung der National-Versammlung. Vicepräsident Riesser präsidirt.
Vor der Tagesordnung theilt der Vicepräsident der Versammlung ein Schreiben des Reichsjustizministeriums mit. Dasselbe besagt, daß das peinliche Verhöramt in der Lichnowsky-Auerswaldschen Mordgeschichte in Erfahrung gebracht hat, daß ein Abgeordneter eine kurz nach der Ermordung in der Henseltschen Gastwirthschaft gehörte auf diesen Mord bezügliche Aeußerung gehört haben soll. Besagten Abgeordneten möchte nun das peinliche Verhöramt gern ermitteln.
Präsident meint, die Verlesung des Schreibens würde wohl genügen.
Lewisohn (Grünberg) frägt das Reichsministerium, was geschehen sei, um dem Beschlusse der Versammlung gemäß, auf die Einsetzung eines volksthümlichen Ministeriums in Preußen hinzuwirken? Die andern Beschlüsse Betreff Preußens (z. B. die Null- und Nichtigkeitserklärung der Steuerverweigerung) habe der Reichsverweser und das Ministerium dem deutschen Volke (in der letzten Proklamation) bestens anempfohlen, aber von diesem Beschlusse sei keine Rede. Und doch sei die Steuerverweigerung nur eine Konsequenz des Ministeriums Brandenburg, da ja dieselbe nur für die Dauer dieses Ministeriums ausgesprochen. Wenn man also dieses schnell beseitige, so werde der fernere Beschluß der National-Versammlung von selbst ausgefuhrt werden. Zuletzt meint Lewisohn, er bemerke dem Ministerium voraus, daß dessen gewohnliche Antwort, „es werde alles geschehen, was geschehen könne,“ ihm nicht genügen wird. (Allgemeine Heiterkeit).
Der Gesesgebungsausschuß zeigt an, daß er mit 10 Stimmen gegen 4 sich nicht für kompetent halt, den ihm überwiesenen Antrag von Wesendonk „wegen Aufhebung des Belagerungszustandes von Düsseldorf“ zu begutachten. Die Majoritat dieses Ausschusses will den Antrag dem sogenannten Biedermannschen Ausschuß, welcher auch einen Antrag von Grubert „wegen des Berliner Belagerungszustandes“ zu begutachten hat, überweisen.
Nachdem einiges für und wider diese Ansicht gestritten worden, geschieht nach dem Wunsche der Majorität und drei Tage sind also für Düsseldorf glücklich verloren.
Wesendonk bittet den Biedermannschen Ausschuß, wenigstens jetzt schnell zu berichten, da auf diese Weise schon drei Tage verloren seien. (Sehr naiv).
Dahlmann zeigt an, daß der Verfassungsausschuß mit dem Entwurf über den künftigen deutschen Reichstag (Staaten- und Volkskammer) zu Ende gekommen ist, und denselben nachstens vorlegen wird.
Beseler zeigt an, daß demnachst die zweite Lesung der Grundrechte werde beginnen können, da der Ausschuß der Verfassung mit der Revision, so wie mit dem Einfuhrungsgesetz zu Ende ist.
Auch der Bericht uber die Mediatisirungsfrage wird zur Anzeige gebracht.
Schoder spricht den Wunsch aus, die zweite Lesung der Grundrechte schon am nächsten Montag zu beginnen.
Wernher von Nierstein (Ministerialkandidat) poltert deklamatorisch dagegen.
Schoders Antrag geht zurück.
Lassaulx (der beruhmte Professor) stellt den dringlichen Antrag:
„zu dem Gesetz zum Schutz der Abgeordneten gegen Verhaftung etc. ein Ausnahmegesetz zu machen, welches in gewissen Fällen die Verhaftung von Abgeordneten ohne Frage zuläßt.“
Hr. Lassaulx meint ohne Zweifel mit Hinweisung auf Schlöffels Wirken in Schlesien.
Bei der Dringlichkeitsfrage erhebt sich nur die Linke; Rechte und Centren klatschen Bravo uber diese Verhöhnung des Lassaulxschen Antrags.
Eben so ergeht es einem ahnlichen faden Antrage von Beda Weber.
Man geht um 11 Uhr zur Tagesordnung
Tagesordnung.
1. Ergänzungswahlen für 2 Ausschüsse.
Für den Verfassungsausschuß sind diesmal Abgeordnete der Linken als Kandidaten vorgeschlagen. Reh von Darmstadt, Löwe aus Kalbe. Reh wurde mit 245 Stimmen gewählt.
2. Bericht des Finanzausschusses über den vom Abgeordneten Beseler gestellten Antrag bezüglich der baaren Vergütung für die den deutschen Truppen im Reichsdienste geleistete Naturalverpflegung.
Berichterstatter ist Eckart. Der Antrag des Ausschusses lautet:
„Die hohe National-Versammlung wolle dem Reichsministerium gegen seinerzeitigen, vollständigen Nachweis über den wirklichen Bedarf und die Verwendung einen Kredit bis zu der in dem Budget postulirten Summe von 1,750,000 Fl. zu dem Ende bewilligen, damit die unmittelbar zu zahlende baare Vergütung für die tarifmäßigen Naturallieferungen, welche die im Reichsdienste befindlichen Truppen von ihren Wirthen zu fordern haben, sofort geleistet werde“
Vogt spricht gegen diesen Antrag; er findet es allerding nöthig, den Leuten, welche durch Truppenanhäufungen aus strategischen (!) Gründen mit Einquartirungen belastet worden sind, eine Entschädigung zu geben Aber diesem Ministerium will er keinen Heller bewilligen. Schaffen Sie das Ministerium ab, sagt er, und wir werden nichts gegen die Bewilligung des Geldes haben. (Heiterkeit)
Salzwendel spricht für den Antrag, und meint, wie denn das Ministerium bezahlen soll, wenn ihm kein Geld bewilligt wird? Er sucht die Nothwendigkeit der Truppenanhäufungen darzuthun und bittet um Bewilligung des Geldes zur Unterdrückung der Anarchie.
Ruhl aus Hanau (Schluß! Schluß!) gegen den Antrag hat einen andern Antrag gestellt, welcher natürlich verworfen werden wird. Der Kriegsminister hätte zwar gesagt, die Einquartirung sei sogar eine Wohlthat für die Bürger; — dies wäre eine eigene Wohlthat! — Die vorgeschlagene landesübliche Entschädigung sei eine sehr geringe. Sehr häufig koste ein Soldat dem Bürger 1 fl. täglich, wahrend z. B. Hessen 14 krz. gut thut. Mancher Tagelöhner, der 4 fl. wöchentlich verdient, muß 7 fl. für seine Einquartirung zahlen. (Ein Soldat hinter mir auf der Gallerie sagt: Unsinn:) Er wünscht Entschädigung, und zwar genugende, aber zugleich seien die Maaßregeln zurückzuziehen, welche die Einquartirungen nöthig machen. In jedem Staat von der Republik bis herab zur Despotie werden genügende Entschädigung gezahlt. Man werde ihm zwar entgegnen, der Staat der hier gebildet wurde, sei in der Entwickelung begriffen, er seinerseits müsse aber gestehen, er sei auf die Loswickelung dieser Entwickelung gar nicht neugierig. (Gelächter.)
Jucho aus Frankfurt ist für die Bewilligung des Geldes in einer rührenden aber kurzen Rede, zu deren Ende er sagt:
„Geben Sie nur erst das Geld, nachher können Sie mit dem Ministerium machen, was Sie wollen.“ (Gelächter.)
Schmerling, (Minister). Das Ministerium war vorbereitet auf noch stärkere Angriffe wegen der Truppenanhäufungs-Maaßregeln. Er (Schmerling) habe aber gerade wegen diesen Maaßregeln aus den geschützten Orten Dankadressen erhalten. (Horribles Gelächter.) Nur eine kleine aber verwegene Partei mißbillige die Maaßregeln. (Rechts bravo.) Was der Burgermeister von Hanau (Rühl) über die schlechte Vertheilung der Einquartirung gesagt, konne dem Ministerium nicht zugerechnet werden, da ja die Lokalbehörde die Vertheilung der Einquartirung auf sich hätte. Wenn diese dabei mit gewissen Rücksichten verfuhre, so konne das Ministerium nichts dafür. (Links: Zur Ordnung) Ruhl will daß Riesser den Minister zur Ordnung ruft. Tumult. Riesser frägt Schmerling, ob er den Bürgermeister von Hanau mit dieser Anspielung gemeint habe?
Schmerling: Bewahre! In ganz Hanau ist ja kein Mann Reichstruppen. (Großes Gelachter rechts.)
Der Minister sagt ferner, daß das Ministerium 18 Kreuzer per Tag als Entschädigung für einen Mann Einquartirung festgesetzt habe, was genügend erscheine. Uebrigens habe die Versammlung zu allen diesen Maaßregeln dem Ministerium bereits ihr Vertrauen ausgesprochen.
Vogt stellt den Antrag:
„Das Ministerium solle die (von Schmerling) erwähnten Dankadressen auf den Tisch des Hauses legen. (Allgemeine Heiterkeit.)
Die Debatte wird geschlossen und der Ausschußantrag (S. oben.) angenommen. Vogts Antrag mit schwacher Majorität verworfen. (Schmerling stimmte dafür.)
Nro. 3. der Tagesordnung. Berathung über den Entwurf des Verfassungsausschusses:
„Das Reichsgericht.“
Vor der Berathung bemerkt von Soiron daß der Verfassungsausschuß einen Antrag von Schneer über die formelle Berathungsart der ganzen Verfassung zu dem seinigen gemacht hat.
Nach diesem Antrag wird vor jedem Paragraphen erst die Diskussionsfrage gestellt, und nur wenn 100 Mitglieder für die Diskussion stimmen, eine solche zugelassen.
Der Antrag wird von der Versammlung angenommen.
Hierauf geht man zu einer allgemeinen Debatte über den Entwurf, das Reichsgericht, bei welcher sich Moritz Mohl, Breuning und Plathner gegen den Entwurf; Tellkampf, Zachariä und Mittermeier für denselben aussprechen. In der ganz ledernen bei leerem Haus geführten Debatte sprach nur Herr Mittermeier, warm für das Reichsgericht. Man sagt, er hoffe Präsident desselben zu werden. Die im Saale zurückgebliebenen Deputirten unterhalten sich über das eben allgemein verbreitete Gerücht von der Erschießung des Windischgrätz.
Hierauf geht man zur speziellen Debatte über die §. 8. Ueber §. 1. wird nicht diskutirt Der Paragraph lautet:
„Die dem Reiche zustehende Gerichtsbarkeit wird durch ein Reichsgericht geübt.“
Die Abstimmung wird noch ausgesetzt.
Ueber §. 2. beschließt man zu diskutiren, vertagt sich aber nachdem Arndts aus München gegen den §. und Linde aus Mainz für denselben bei gänzlicher Theilnahmlosigkeit gesprochen haben.
Den Wortlaut des Entwurfs morgen bei der Abstimmung.
Die Sitzung wurde um 2 Uhr geschlossen.
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@facs0827
[ !!! ] Frankfurt, den 27. Novbr.
Die Todtenfeier für Blum von Seiten des Parlaments wird wahrscheinlich gar nicht stattfinden, weil ein Theil der Commission nur eine kirchliche Feier will mit der sich der andre Theil (zumal Raveaux) nicht begnügen. —
Ferner: Rodbertus und Berg, die wie sie wissen hier anwesend sind, sind von den vereinigten Clubs der Rechten (bis zum Würtenberger Hof) im Weidenbusch Saale, wo diese Clubs Sitzung hatten furchtbar verhöhnt worden. Zumal von Plathner, Graf Schwerin u. a. — Rodbertus hielt eine Rede zur wahren Schilderung der Berliner Zustände und wurde verlacht und ausgezischt. Bassermann hielt eine Gegenrede und wurde beklatscht. — Nur der Abgeordnete Schultze (Delitsch) legte Protest ein gegen diese Behandlung der Abgeordneten Rodbertus und Berg. —
Unser Ministerium ist so schreckhaft, daß es gestern eine Todtenfeier für Blum in Offenbach theilweis verhinderte. — Nur eine kirchliche Feier fand statt. Als die Frankfurter Turner mit einer florbehangenen schwarz-roth-goldenen Fahne daselbst einziehn wollten, wurde ihnen am Bahnhof besagte Fahne von den Reichstruppen weggenommen, welche Offenbach in pomphafter Masse umpatrouillirten. — Zu einem Skandal kam es nicht. —
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@facs0827
[ * ] Frankfurt a. M., 27. Novbr.
Der Abg. Mor. Hartmann hat der „A. Z.“ in Augsburg folgende Erklärung zugeschickt:
„Ihr Blatt vom 19. d. sagt in einem von Frankfurt datirten Berichte über mich, ich hätte an dem Kampfe in Wien keinen, werkthätigen Antheil“ genommen. Ihr Korrespondent glaubt mir vielleicht mit diesem Berichte der jetzigen österreichischen Regierung gegenüber gefällig zu sein — ich aber muß diese Gefälligkeit auf Kosten meiner Ehre dankend, doch entschieden ablehnen. Denn allerdings hielte ich es für eine Ehrlosigkeit, wenn ich mich an einem Kampfe nicht betheiligt hätte, den ich für den gerechtesten hielt, der meinen politischen Ueberzeugungen nach, alle meine Sympathien besitzen mußte. Ich erkläre hiermit offen, daß ich mich vom Momente meiner Ankunft bis zum Fall des heldenmüthigen Wiens mit allen mir zu Gebot stehenden geistigen und körperlichen Kräften dem Kampfe angeschlossen habe, und daß ich den für feige oder stumpfsinnig halte, der mitten in dieser großartigen Bewegung von ihr nicht ganz und gar ergriffen worden wäre. Bin ich doch eigens nach Wien gereist, um in diesem großen Kampfe für Freiheit und Nationalität meine Sympathien „werkthätig“ zu bezeugen, und hatte diesen Entschluß schon gefaßt, bevor meine Partei mich zu ihrem Abgeordneten ernannte. Aus dem Umstande, daß ich glücklicher war, als meine Kollegen Blum und Fröbel, darf weder Ihr Korrespondent noch Ihr Publikum zurückschließen auf meine Werkthätigkeit in Wien. Ich war eben nur glücklicher und vom Zufall mehr begünstigt.
Indem ich Sie bitte, diese Zeilen in Ihrem Blatte abdrucken zu lassen, bleibe ich etc.
Frankfurt a. M., 22. Nov. 1848.
Moritz Hartmann.
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Von der ungarischen Gränze.
Am 20. hörte man von der ungarisch-östreichischen Gränze bei (ungarisch) Neudorf, Marchegg gegenüber, heftigen Kanonendonner, und Nachmittags stand jenes Dorf in Flammen.
Italien.
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@facs0827
[ ** ] Vom Comersee, 21. Nov.
Wie es hier in diesem Lande unter der Herrschaft Radetzky's zugeht, davon macht man sich bei Ihnen in Deutschland keinen Begriff. Wir erfahren hier, wie es in Wien getrieben wird, aber die Wiener Säbelherrschaft ist ein Kinderspiel gegen die Art und Weise, mit der die Lombardei durch die Kroaten in „deutsches Reichslehen“ verwandelt wird. In allen Städten der Umgegend werden noch fortwährend Leute vor Kriegsgerichte gestellt und erschossen, besonders in Como und Varese. Die meisten von ihnen sind an dem letzten Aufstande ganz unbetheiligt, so der Advokat Del Toso aus Como, der trotzdem zum Tode verurtheilt und erschossen wurde. Wie man es hier mit dem Verbot des Waffenbesitzens hält, dafür nur ein Beispiel: ein Schmied und Eisenhändler in Varenna, jenem schönsten Punkte des Sees, den mancher Ihrer Leser besucht haben wird, ist erschossen worden, weil man bei ihm Waffen vermuthete und unter einem Haufen alten Eisens wirklich ein altes, von Rost längst zerfressenes Bajonnet fand! — Am ganzen See werden außerordentliche Kriegskontributionen willkührlich auferlegt und mit der größten Brutalität von den ohne Ausnahme armen Dörfern eingetrieben. So in Caremo, einem sehr armen Dorf. Die Oesterreicher rückten ein und es wurde den Gemeindevorstehern erklärt, sie hätten 2000 Lire (etwa 500 Thlr.) zu zahlen. Nicht der dritte Theil dieser Summe war im ganzen Dorf. Der Ingenieur Lambra bemerkte dies; sofort fiel die Soldateska über ihn her, schlug ihn mit Kolben und zwang ihn, selbst das fehlende Geld in der Umgegend herbeizuschaffen.
Die Kroaten ziehen in Haufen im Lande herum oder treiben sich auch einzeln auf den Landstraßen umher, dringen in die Häuser, rauben und plündern, und fallen auf den Straßen an was ihnen begegnet. Wer ihnen in die Hände fällt, wird gemißhandelt und meistens auch beraubt. Besonders den Frauenzimmern nehmen sie die wenigen Schmucksachen fort die ihnen noch geblieben waren. Dabei schimpfen sie in Einem fort über die briganti italiani. Diese Thatsachen sind so konstatirt, daß selbst die Namen der Beraubten angegeben werden können; so wurden dem Antonio Lambra, dem Andrea Bianchi, und mehreren Leuten von Pognana, Pallanza und Leono Börse und Geld auf offener Straße genommen. Das Gleiche geschah dem Schiffer Giuseppe Grandi von Menaggio, und mehreren andern Arbeitern desselben Ortes. Andre sind schwer mißhandelt worden, namentlich Geistliche. Der von Gotro muß noch das Bett hüten in Folge der erhaltenen Kolbenstöße. Der Vikar Perlasca in Menaggio, ein geborner Tessiner, ist schon um dieser Eigenschaft willen mit Kolbenstößen traktirt worden, und die Kroaten waren in Begriff ihn überdies noch zu berauben, als die drohende Haltung des zusammengerotteten Volks sie zwang davon abzustehen.
Die Nachrichten über die Insurgenten in der Bergamaska lauten sehr widersprechend, obwohl wir hier nur wenige Stunden von ihnen entfernt sind. Doch ist gewiß daß sie sich unter ihrem tapfern Führer Alborghetti noch immer halten und wenn auch wenig zahlreich, doch immerhin schädlich genug für die Oestreicher sind. Man spricht von mehreren glücklichen Streifzügen die sie von ihrem Rückhalt, dem Gebirg bei Palazzago aus, unternommen haben sollen.
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@facs0827
[ * ] Rom.
Wir haben in unserm gestrigen Extrablatt die Flucht des Papstes am 19. Nov. bereits gemeldet. Auf dem gewöhnlichen Wege reichen unsre Nachrichten nur bis zum 17. dem Tage nach dem Siege des Volkes. Das wichtigste Faktum dieses Tages ist die Entwaffnung der im Quirinal eingeschlossenen Schweizer durch die Bürgergarde und ihr darauf am Abend erfolgter Abzug. Der Papst selbst hat im Namen der Schweizer mit der Garde capitulirt. Nach dem Fortziehen der Söldner saß er einsam und verlassen in dem öden Quirinal. Nur das diplomatische Corps machte ihm seine Aufwartung, und fand Niemanden bei ihm, als die Cardinäle Antonelli und Soglia. Wie sich die Ereignisse von da ab bis zur Katastrophe gestaltet haben, werden wir heute Abend erfahren. Soviel steht inzwischen zu unsrer Beruhigung fest, daß Sr. Heiligkeit wirklich Fersengeld hat zahlen müssen (obendrein im Pantoffel!) — seit Louis Philippe der erste europäische Monarch, der seiner Residenz in dieser Weise den Rücken zukehrt.
Vivat sequens!!
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@facs0827
[ * ] Neapel, den 17. Nov.
Der Ausfall der Wahlen zu Gunsten der liberalen Parthei ist den Reactionärs ein arger Stein des Anstoßes. Salicetti und Gen: Pepe hatten die meisten Stimmen.
Der Scharfrichter Ferdinand hat aus Angst über diese Wahl alle nach der Stadt gehenden Fenster seines Schlosses vermauern und die Batterien abermals in den besten Stand setzen lassen. Die Nachricht von Rossi's Erdolchung hat auf ihn großen Eindruck gemacht, um so mehr, als er mit ihm im geheimen Einver [0828] ständniß war und seine Truppen zur Unterstützung Rossi's bei dessen reactionären Maaßregeln zugesagt hatte.
— Die „Allg. Ztg.“ hat ein Schreiben aus Rovigo vom 21. Nov. erhalten, welches die Ausrufung der Republik in Rom und die Flucht des Papstes wie des Generals Zucchi meldet.
Schweiz.
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@facs0828
Edition: [Friedrich Engels: Vereinigte Sitzung der Räte – Der Bundesrat, vorgesehen für: MEGA2, I/8. ]
[ ** ] Bern, 26. November.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
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@facs0828
Edition: [Friedrich Engels: Die Gebietsverletzung – Schmerlingsche Maßregeln, vorgesehen für: MEGA2, I/8. ]
[ ** ] Zürich, 26. November.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Französische Republik.
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@facs0828
[ 12 ] Paris, 27. Nov.
Cavaignac hat sich wohl um das Vaterland verdient gemacht. So lautet der Beschluß der Nationalversammlung. Und die provisorische Regierung? sie hatte sich ebenfalls um das Vaterland verdient gemacht; und die Nationalversammlung hatte ihr ebenfalls diese Anerkennung zu Theil werden lassen trotz alledem. Und wie steht es jetzt mit den Mitgliedern dieser provisorischen Regierung? Dieselbe Nationalversammlung, die ihr den Lorber um die Stirne gewunden, hat gegen einen Theil der Mitglieder eine Klage wegen Hochverrath eingeleitet. Albert schmachtet im Gefängnisse, Louis Blanc ist auf flüchtigem Fuße, und Ledru-Rollin's und Lamartine's „Verdienste um das Vaterland“ sind so ziemlich in Frage gestellt. Nach der provisorischen Regierung kam die exekutive Kommission. Auch sie erhielt Vertrauensvota von der Nationalversammlung, bis zum Vorabend der Juni-Insurrektion, wo das Vertrauen sich plötzlich in Mißvertrauen umwandelte. Was bedeutet also dies Beharren der Nationalversammlung in ihrem Dekrete vom 28. Juni? Was bedeutet diese Bestätigung der Verdienste Cavaignac's um das Vaterland? Gerade soviel als das berüchtigte Satisfaktionsvotum, welches die alte Kammer den Hrn. Guizot und Duchatel ertheilte. Cavaignac hat also das Vaterland gerettet. Welches Vaterland dieses gewesen, wie dieses nationale Vaterland von 1790 und 93, sich plötzlich in das Vaterland des Nationals verwandelt hat, wie diese alte Sprache in dem Munde unserer modernen Republikaner völlig lächerlich geworden, wollen wir hier nicht untersuchen. Die Hauptfrage, welche in der Kammer zur Rede kam, war, wie er das Vaterland gerettet hat. Nach der Anklage hat er dieses Vaterland gerettet, nachdem er es zuvor selbst in Gefahr gebracht, um nachher als Retter sich an die Spitze der Republik stellen zu können. Diese Anklage hat Cavaignac als Advokat bekämpft; er hat in der Bourgeoiskammer seinen Prozeß gewonnen, weil er die Existenz der Bourgeoiskammer gerettet hat. Aber mit der Presse ist er nicht fertig: die Angriffe auf ihn werden mit jedem Tage heftiger, und er hat auf seiner Ferse einen Bullenbeißer, der nicht von ihm ablassen will, bis sie sich beide in den Staub rollen.
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@facs0828
Paris, 27. Nov.
Man liest im Moniteur: „Nach der Augb. Allg. Ztg. sei die päpstliche Regierung amtlich davon benachrichtigt worden, daß sich Frankreich aus der Mediation wegen Italien deshalb zurückziehe, weil diese Mediation unter dem gegenwärtigen Stand der Dinge zu nichts führen könne. Diese Nachricht ist durchaus falsch.“
— Der Polizeipräfekt Gervais hat an seine Agenten ein Rundschreiben erlassen, dem wir folgende Stellen entnehmen: „Seit Juni wird alles aufgeboten, um die Bewohner von Paris und seines Weichbildes außer den Besitz von Kriegswaffen zu setzen. Sie sind den einzelnen Bürgern sogar abgekauft worden. Zu diesem Zweck wurden mehreren Industriellen (!) vom Kriegsminister Erlaubnißscheine ausgestellt, alle Waffen aufzukaufen. Es scheint aber, daß politische Parteien diese Erlaubnißscheine ausbeuten und für ihre Zwecke diese Waffen aufkaufen. Demzufolge haben Sie darauf zu achten u. s.“
— Am gestrigen Tage allein melden die Blätter wieder fünf Selbstmorde in Paris. Drei dieser Unglücklichen suchten den Tod im Seineflusse. Einer hing sich und Einer erschoß sich.
— Gestern wurden abermals 800 Kolonisten nach Algerien unter den üblichen Ceremonien in Paris eingeschifft. Dies war die vierzehnte Sendung seit vier bis fünf Wochen; und doch spürt man keine Abnahme des Proletariats!
— Eugene Sue schreibt an die „Democratie pacifique“: „Mein lieber Considerant! Ich bitte Sie, mich für 20 Frs. auf die Liste der Blum'schen Subscription zu setzen. Ewigen Ruhm dem glorreichen Märtyrer der demokratisch-sozialen Sache. Schande und ewigen Fluch seinen fürstlichen Henkern!
Aux-Bordes, 30. November: (gez.) Eugene Sue.
Nationalversammlung. Sitzung vom 27. Novbr. Anfang 1 1/2 Uhr. Bixio, Vizepräsident, führt den Vorsitz.
Die Bänke sind bedeutend leerer als am Sonnabend. Das Protokoll wird verlesen, Niemand macht Ausstellungen.
Stadt Rouen bittet um das Recht, sich übersteuern zu dürfen, um ihrem Proletariat Unterstützung und Arbeit zu verschaffen.
Wird genehmigt.
Die Versammlung genehmigt dann im Trabe einen Gesetzentwurf, welcher bei Vertheilung der Freistellen an Schulen öffentliche Bewerbung, statt der früheren Begünstigungen vorschreibt und die Bewilligung dieser Stellen im Sinne eines Dekrets der weiland provisorischen Regierung lediglich dem Unterrichtsminister vorbehält.
Dufaure, Minister des Innern, legt einen Gesetzentwurf vor, welcher ein neues System bei Vertheilung von Almosen vorschreibt, weil es sich herausgestellt hat, daß die heutige Organisation der Almosengeberei nichts taugt und fürchterliche Betrügereien und Unterschleife verübt werden.
Wir werden auf dieses Gesetz zurückkommen. Alles, was die Civilliste des Hungers betrifft, verdient Beachtung.
Dufaure legt zweitens einen Gesetzentwurf vor, der dem Chef der Exekutivgewalt im Gegensatze zu den diesfälligen Bestimmungen der Verfassung das Recht zuspricht, gewisse Verwaltungsbeamte abzusetzen. (Ah! Ah! zur Linken).
Wird an die Abtheilungen zur Begutachtung überwiesen.
Delongrais: Der Finanzminister hat ein neues Salzgesetz vor einigen Tagen überreicht. Da dasselbe die alte Gesetzgebung von Goudchaux einstößt, so möchte wohl eine neue Commission ernannt werden.
Trouvé-Chauvel, Finanzminister: Mein Entwurf stößt keineswegs die früheren Salzgesetze um, sondern ergänzt sie nur. Mein Entwurf ist nichts als ein Amendement. Die bisherige Commission kann also bestehen bleiben.
Angenommen.
Die Versammlung geht nun zur Tagesordnung über. Sie nimmt das 1848er Büdget wieder auf.
Sie war bis Kapitel 17 (Büdget des Staatsbauten-Ministeriums, Eisenbahnen) vorgerückt.
Diskussionen finden wenige statt, da alle Kapitel ja vorher längst abgewogen wurden.
Verschiedene Eisenbahnzweige gaben zu einigen Debatten Veranlassung, namentlich die Linie von Paris nach Rennes über Alen[unleserlicher Text]on, die für gänzlich unnöthig erklärt wurde.
Vivien, Staatsminister, erwiderte, daß die Versammlung sich mit dem Büdget und nicht mit der Nützlichkeit oder Ueberflüssigkeit gewisser Bahnen zu beschäftigen habe.
Das betreffende Kapitel wird erledigt.
Kapitel 21 wird noch etwas angefochten. Doch sind die Einwendungen unerheblich.
Einige Lokalgesetze werden erledigt.
Um 5 1/4 Uhr ersetzt Marrast den Bixio auf dem Präsidentenstuhle.
„Bürger, Repräsentanten, ruft er, ich zeige Ihnen an, daß morgen der Minister des Aeußeren wegen der Ereignisse in Italien zur Rede gestellt werden soll.
Lamoriciere: In Abwesenheit des Ministers des Auswärtigen erkläre ich mich ermächtigt, diese Interpellationen anzunehmen.
Joly, heißt es, hat diese Interpellation hervorgerufen.
Die Sitzung wird um 5 1/2 Uhr geschlossen.
Spanien.
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@facs0828
[ * ] Barcelona, 20. Nov.
Die heutige Nummer des hier erscheinenden „Fomento“ meldet die gänzliche Niederlage einer Truppenabtheilung der Königin unter dem Befehl des Brigadiers Manzano durch die vereinigten Carlistenbanden Cabrera's, Marsal's, Muchacho's, Sargatat's und Borges' Nur 300 Mann von den Königlichen sind entkommen.
Belgien.
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@facs0828
[ * ] Brüssel, den 27. Nov.
Rogier, Hody u. Komp. bletben sich in Behandlung politischer Flüchtlinge aus Deutschland, namentlich aus Preußen konsequent.
Daß des Koburgers Regierung freundnachbarliche Häscherd enste leistet, ist bei Menschen wie Hody etc.: begreiflich. Das Gegentheil wäre ein Wunder. So sind denn auch die beiden von hier geflüchteten Offiziere Adamsky und Niethak, ausgewiesen, resp. über die französische Grenze geschafft worden.
Großbritannien.
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@facs0828
[ * ] London.
Wir haben schon verschiedene Male von der originellen Bornirtheit gesprochen, womit John Bull die Continentalrevolutionen auffaßt. Eine neue Probe liefert der „Economist“. Das Bourgeoisblatt bespricht ein ganz interessantes neues Buch: „Die Frauen der amerikanischen Revolution.“ Von Elisabeth Ellet (London, John Chapman), und blamirt sich dabei ächt cockneyhaft wie folgt:
„Außer der Barrikadenheldin, die einem halben Dutzend ihrer Mitbürger mit eigener Hand den Hals abschnitt, und jener Mailänderin, die mit unter den Ersten war, welche die Oestreicher aus der Stadt jagten, haben wir bis jetzt wenig von den Frauen der europäischen Revolution gehört. Zu Paris wenigstens scheinen die politischen Frauen, die Frauen der Salons, die früher so viel von sich reden machten, durch die Insurrektion eher in den Hintergrund gedrängt worden zu sein. In ihren Kreisen ist die Revolution nicht gebraut worden, und welchen Antheil auch die Damen der Hallen und der Straßen an ihr genommen haben mögen: die wirklichen Damen von Paris haben keine Rolle in ihr gespielt. Wir haben etwas von der strengrepublikanischen Mutter Cavaignac's gehört, von andern Damen wenig oder gar nichts. Ebenso scheinen sich die deutschen Frauen nicht viel um Dinge zu bekümmern, welche ihr Vaterland und die Welt so rege in Anspruch nehmen. Betty (sie!) Arnim ist eine Ausnahme. In Amerika war das anders. Die amerikanische Revolution war aber auch kein bloßer politischer Jungenstreich, wie die meisten europäischen Revolutionen. Sie war kein Straßenkrawall, keine importirte Treibhauspflanze, sondern eine wirkliche aus den Zuständen verwachsene National-Revolution, die Heerd und Haus und Herz des Volkes elektrisch durchzuckte. Sie war der Widerstand gegen einen Druck, der von jedem ohne Unterschied gefühlt und verdammt wurde. Die modernen europäischen Revolutionen scheinen nur halb im Ernst gemeint zu sein. Sie sind wie Spielen mit der Revolution. Selbst die Soldaten, wenn wir Jellachich und seine Kroaten mit ihrer unzähmbaren Plünderungssucht ausnehmen, scheinen das Ding nicht ernst zu nehmen. So lange die Weiber, die andere Hälfte der Gesellschaft, sich an solchen Kämpfen nicht betheiligen, werden sie nicht national; und daß die Weiber Europa's sich seinen politischen Revolutionen fern halten, scheint ein Beweis für ihren falschen tragikomischen Charakter zu sein. In der That, die Insurrektionen zu Paris und zu Wien sind mehr politische Krawalle, als nationale Revolutionen; sie werfen die Regierung über den Haufen, üben aber verhältnismäßig nur geringen Einfluß auf die Gesellschaft aus. Die setzt ihr großes „Geschäft“ trotz alledem fort, wenn auch unter Störungen und Hindernissen. Die partiellen Eruptionen auf der Oberfläche können die Lebensfunktionen im Innern nicht unterdrücken. Regieren und regiert werden, was auch Politiker denken und sagen, ist noch lange nicht das große „Geschäft“ der Menschheit, die, wie oft auch durch den Wettstreit um Macht und Herrschaft aufgehalten, dennoch ihre „Beschäftigungen,“ so gut es geht, standhaft verfolgt, und zuletzt immer Mittel und Wege findet, um die Störenfriede zu beschwichtigen.“
So urtheilt der englische Bourgeois. So legt er den Maßstab von Mincinglane an die Weltgeschichte und blickt halb mit Grauen halb mit selbstzufriedenem Spotte, an der Laokoonsgruppe des ringenden Geschlechts in die Höhe!
Amerika.
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[ * ] Liverpool, den 27. Nov.
Die „Hibernia“ ist heute von Boston hier eingetroffen. Die Wahl Taylor's wird durch sie bestätigt, Er ist mit 173 Stimmen (nur 146 waren erforderlich) zum Präsidenten der Staaten ernannt worden.
Anzeigen.
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Schifffahrts-Anzeige.
Köln, 29. November 1848.
Angekommen: Franz Schulz vom Niedermain.
In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich Wwe. Joh. Linkewitz. Nach Düsseldorf bis Mülheim an der Ruhr L. Ducoffre. Nach Andernach und Neuwied J. Krämer u. H. Schumacher. Nach Koblenz, der Mosel und Saar Jos. Zeiler. Nach der Mosel, nach Trier und der Saar J. M. Hain. Nach Mainz Ph Kimpel. Nach dem Niedermain Seb. Schulz. Nach dem Mittel- und Obermain M. Roth. Nach Worms und Mannheim Wwe. V. Dunk[unleserlicher Text]. Nach Heilbronn F. Müssig. Nach Bingen V. Hartmann. Nach Kannstadt und Stuttgart L. Hermann.
Nach Rotterdam Kapt. Cösen Köln Nr. 15.
Nach Amsterdam Kapt. Kalfs Köln Nr. 2.
Rheinhöhe am 29. Nov. 9′ 6″.
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Bekanntmachung.
Die durch die Allerhöchste Verordnung vom 24. Mai d. J. (Gesetz-Sammlung Nr. 29 pro 1848 und Bekanntmachung des Kön. General-Post-Amts vom 23. d. Mts. in 319 der Kölnischen Zeitung vom heutigen Tage) erlassene Bestimmung:
daß die Preußischen Post-Anstalten bei Aufgabe von Briefen oder Brief-Adressen auf Verlangen baare Zahlungen in kleinen Beträgen, bis zu 25 Thalern einschließlich, zur Wieder-Auszahlung an einen bestimmten Empfänger im Bereiche des Preußischen Post-Verwaltungs-Bezirks anzunehmen verpflichtet sein sollen,
wird vom 1. Dez. d. J. bei sämmtlichen Königl. Post-Anstalten zur Ausführung kommen.
In Köln wird dieses Geschäft durch die Ober-Post-Kasse in den vorgeschriebenen Dienststunden, mit Ausnahme der Stunden von 1 bis 3 Uhr Nachmittags besorgt werden.
Köln, den 29. November 1848.
Der Ober-Post-Direktor,
Rehfeldt.
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Eine Frau sucht Arbeit für halbe und ganze Tage Zu erfahren Breitstraße Nr. 70.
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Versteigerung.
Am Freitag den 1. Dezember 1848, Nachmittags 3 Uhr, sollen auf dem Markte zu St. Aposteln in Köln verschiedene Hausmobilien, als: Tische, Stühle, Ofen, Schrank, Spiegel, Kommode, 1 Sopha etc., gegen gleich baare Zahlung versteigert werden.
Der Gerichtsvollzieher, Clören.
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Versteigerung.
Am Freitag den 1. Dezember 1848, Nachmittags 3 Uhr, sollen auf dem Apostelnmarkte zu Köln, verschiedene Mobilien, als: eine Theke, Schreibpult, Kommode, Tische, Sopha, Stühle, Schränke, Bettladen etc., gegen baare Zahlung versteigert werden.
Der Gerichtsvollzieher, Clören.
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Verkaufs-Anzeige.
Freitag den 1. nächsten Monates Dezember, Morgens 10 Uhr, wird der unterzeichnete Gerichtsvollzieher auf dem Apostelnmarkte dahier mehre Mobilien, als: Tische, Sopha, Kommode, Spiegel etc. so wie sechs Ballen Mostartsamen gegen baare Zahlung verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher, Simons.
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In Deutz mehrere Etagen zu vermiethen. Näheres Hermannsstraße Nr. 18.
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Casino-Ball-Gesellschaft.
Der zweite Casino-Ball findet Samstag den 2. Dezember Statt, und beginnt um 7 Uhr.
Köln, den 30. November 1848
Die Casino-Ball-Direktion.
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Theater-Anzeige.
Donnerstag den 30. Nov.: Bei gänzlich aufgehobenem Abonnement:
Gastdarstellung des Herrn Formes, vom Hoftheater in Wien.
„Die Hugenotten.“
Große Oper in 5 Akten von Meierbeer.
Marcel, Hr. Formes, als Gast.
Freitag den 1. Dez.: Zum Erstenmal und Benefiz für Hrn. Caspar.
„Der deutsche Michel.“
Lustspiel in 5 Akten von F. Feldmann.
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Der Gerant Korff.
Druck von J. W. Dietz, unter Hutmacher 17.