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Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 154. Köln, Dienstag den 28. November. 1848.
Keine Steuern mehr!!!
Zur Nachricht diene hiermit dem geehrten Publikum, daß unfrankirte Briefe außer von unsern Korrespondenten für die Folge keine Annahme finden von der Redaktion und Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung.
Köln, den 27. November 1848.
Zu Nro. 153 der Neuen Rheinischen Zeitung wurde Sonntag Morgen eine Zweite Ausgabe ausgegeben.
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Uebersicht.
Deutschland. Köln. (Der Bericht des Frankfurter Ausschusses über die österreichischen Angelegenheiten. — Ein Mahnbrief aus Berlin.) Düsseldorf. (Der Belagerungszustand. — Schmitz. — Brutalität der Soldateska. — Mirbach. — Zwei Ersatzmänner.) Gladbach. (Antibrandenburgisches). Rheydt. (Die Monarchie gerettet.) Trier. (Sebald.) Mühlhausen. (Elberfeld in Acht erklärt.) Berlin. (Erklärung der Nationalversammlung. — Erklärung Strotha's. — Die Landwehr in Sachsen. — Mißtrauensvotum für Rintelen. — Berg. — Pläne der Camarilla. — Grabow — Der Berliner Zustand. — Grasauktion. — Berufung nach Brandenburg. — Entwaffnung. — Schaafe und Böcke. — Glatzer Adresse an Brandenburg.) Brünn. (Monarchische Thaten. — Wiener Zustand. — Das neue Ministerium. — Proklamationen.) Mainz. (Der Geist unter den Vierzigern.) Frankfurt. (Nationalversammlung.)
Deutschland.
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[ * ] Köln, 27. November.
Vor einigen 40 Jahren gab es Leute, die „Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung“ schilderten. Gut, daß sie bereits ad patres gegangen. Sie könnten jetzt ein solches Buch nicht schreiben; sie wüßten keinen Titel für dasselbe und wählten sie den alten, sie widersprächen sich selbst.
Denn für Deutschland gibt es stets, um mit dem englischen Dichter zu reden, „beneath the lowest deep a lower still.“
Wir glaubten, mit Abschluß des dänischen Waffenstillstandes sei die größte Schmach erschöpft. Ueber die Erniedrigung Deutschlands schien uns nach dem Auftreten des Reichsgesandten Raumer in Paris, Heckscher's in Italien, des Kommissärs Stedtmann in Schleswig-Holstein, und nach den beiden Noten an die Schweiz, nichts hinausgehen zu können. Das Auftreten der beiden Reichskommissäre in den östreichischen Angelegenheiten beweist unsere Täuschung. Wie unglaublich weit deutsche Reichskommissäre es mit der Ehre Deutschlands treiben, welche stupide Unfähigkeit, Feigheit oder Verrätherei die Herren des alten Liberalismus in sich bergen können: ergibt sich zur Genüge aus dem eben erschienenen „Bericht des Ausschusses für die östreichischen Angelegenheiten etc.“, namentlich aus den darin enthaltenen 20 Schriftstücken.
Am 13. October reisen die Herren Welcker und Mosle im Auftrage der Centralgewalt von Frankfurt ab „zur Vermittelung in den Wiener Angelegenheiten“. In der neuen Centraldiplomatie unbewanderte Leute erwarteten binnen einigen Tagen die Nachricht von der Ankunft dieser Herren in Wien. Man wußte damals noch nicht, daß Reichskommissäre eigene Reiserouten besitzen. Die reichsverweserlichen Eisele und Beisele schlugen den geradesten Weg nach Wien ein über — München. Die bekannte Reisekarte aus der Jobsiade in der Hand, langten sie dort am 15. Oct. Abends an. Bis zum 17. Oct. Mittags studirten sie jetzt die Wiener Ereignisse im traulichen Verein mit den baierischen Ministern und dem östreichischen Geschäftsträger. In ihrem ersten Briefe an Hrn. Schmerling geben sie Rechenschaft von ihren Vorstudien. In München haben Beide einen lichten Augenblick. Sie wünschen sehnlichst die Ankunft eines „dritten Collega“, wo möglich eines Preußen, „weil wir dadurch dem großen Auftrage besser gewachsen sein werden“. Der Hr. „Collega“ erscheint nicht. Die Trinitätshoffnung scheitert; der ärmliche Dualis muß allein in die Welt hinaus. Was wird nun aus dem „großen Auftrage“ werden? Der große Auftrag wird in den Taschen der Herren Welcker und Mosle nach Passau gefahren. Noch vor'm Ueberschreiten des östreichischen Rubicon läßt der „große Auftrag“ eine Proklamation vorausmarschiren. Da drüben aber war's fürchterlich! „Auch ist“, schreibt Welcker an Schmerling, „die Bevölkerung hier an der östreichischen Gränze keineswegs von revolutionären und terroristischen Erscheinungen frei“, ja „selbst die Nationalgarden von Krems wurden nur durch das Zuvorkommen einer militärischen Besetzung der Brücke außer Stand gesetzt, dieselbe ihrem Kaiser abzubrechen und diesen also gewissermaßen gefangen zu nehmen.“ Welcher Leser wäre verhärtet genug, diese Empfindungen einer schönen Staatslexikon-Seele nicht vollständig zu würdigen! Nachdem sich die beiden Herren vom 18. Mittags bis zum 20. früh in Passau gestärkt, begeben sie sich nach Linz.
Am 13. October waren sie von Frankfurt abgereist, am 20sten Abends sind sie schon in Linz. Liegt nicht in dieser ungeheuern Schnelligkeit Beweis genug für die Wichtigkeit ihres „großen Auftrages“? Sollten sie durch besondere Instruktionen zu dieser enormen Eile angetrieben worden sein? Genug, nach sieben vollen Tagen langen die Herren in Linz an. Diese Stadt, die bei ihrer „großen, schon durch Wiener Emissäre bearbeiteten Fabrikbevölkerung“ im Hrn. Welcker während seines Aufenthalts in Passau bange Ahnungen weckte, zeigt durchaus nichts von den wahrscheinlich für ihn und seinen zweiten Hrn. Collega im Geist erblickten Galgen. Im Gegentheil: „die gesammte Nationalgarde mit ihrem Offizierkorps und ihrer Mu[unleserlicher Text]k ‥‥ empfing uns in feierlicher Aufstellung mit fliegender deutscher Fahne und im Verein mit dem umgebenden Volk mit wiederholtem Lebehoch.“ Linz — das revolutionäre Sodom — löst sich somit in eine gutgesinnte Stadt auf, die Bonhommie genug besitzt, unsere trefflichen Reichskommissäre feierlich zu empfangen. Desto grausiger tritt dafür Wien in den Welcker-Mosle'schen Berichten an Hrn. Schmerling als das gottloseste Gomorrha, als ein Höllenpfuhl der Anarchie etc., hervor.
Am 21. stiegen die Herren auf's Dampfschiff und fuhren nach Krems. Unterwegs berichten sie nach Frankfurt, daß sie in Linz Ehrenwachen gehabt, daß die Hauptwache vor ihnen unter's Gewehr getreten und ähnliche gleichwichtige Dinge mehr. Zugleich fertigen sie 3 Briefe: an Windischgrätz, Minister Kraus und an das Präsidium des Reichstags.
Sollte irgend Jemand von der mehr als 8tägigen Wirksamkeit unserer Reichskommissäre noch nicht vollständig befriedigt sein: der begleite sie jetzt in der Nacht vom 21. auf den 22. Octbr. nach Stammersdorf, in's Hauptquartier von Windischgrätz. Hier strahlt uns die kommissarische Centralgewalt in aller Glorie entgegen. „Windischgrätz“, sagt Welcker-Mosle, „lehnte jede Einwirkung von unserer Seite mit einer gewissen Schroffheit ab. Mit andern Worten: sie erhalten Fußtritte und müssen sich ihres Weges trollen. „Ja er wollte nicht einmal unsere Vollmacht einsehen“, klagt Welcker seinem Minister Schmerling. Und um das Maaß der Betrübniß voll zu machen: Windischgrätz bietet der vor ihm stehenden personifizirten Centralgewalt keinen Tropfen Wein an, nicht einmal einen Schnaps.
Unsere Kommissäre setzen sich also wieder in den Wagen, summen traurig vor sich hin: „O du Deutschland etc.“ und fahren nach — Wien? Bewahre der Himmel! nach Olmütz „an's kaiserliche Hoflager“. Und sie thaten wohl daran. Dem ganzen Reichswitz hätte die Pointe gefehlt, der Vermittelungs-Komödie der letzte Akt. Waren sie von Windischgrätz wie dumme Schulbuben traktirt worden, so fanden sie in Olmütz „von Seiten des Kaisers und der kaiserlichen Familie eine viel entgegenkommendere Aufnahme“ (vergl. S. 11 des Berichts, Schreiben Nro. 6). Sie wurden zur Tafel geladen und „wir haben uns“, schrieben sie weiter an Hrn. Schmerling, „der gnädigsten Aufnahme zu erfreuen gehabt.“ Das ist keineswegs die deutsche Lakaien-Natur, die sich hier ausspricht, sondern innigste Dankbarkeit, die in dem Liede: „Nach so vielen Leiden etc.“ ihren entsprechenden Ausdruck findert.
Nach allem Essen und Trinken bleibt immer noch der bekannte „große Auftrag“ zu erledigen. Unsere beiden Kommissäre wenden sich schriftlich an den Minister Freiherrn von Wessenberg.
„Ew. Excellenz (beginnt der Brief vom 25. Oct.) ersuchen wir ergebenst, uns geneigtest eine Stunde bestimmen zu wollen, in welcher es ihnen gefällig wäre, unsern Dank für die wohlwollende Aufnahme zu empfangen, welche unserer Mission und uns von Seiten Sr. k. k. Majestät und Eurer Excellenz zu Theil ward, und uns in Beziehung auf folgende noch zur Vollführung unserer Mission gehörigen Punkte Ihre Ansichten und Entschlüsse mitzutheilen.“ Die „folgenden Punkte“ sagen mit vielen Worten, daß die Kommissäre die Erlaubniß wünschen, sich nach Wien zur Vermittelung begeben zu dürfen.
Der ganze Brief, wie auch der zweite an Wessenberg, ist in einem so verzwickten Kanzleistyl des vorigen Jahrhunderts abgefaßt, so voll von maßloser Höflichkeit und Unterwürfigkei, daß es ordentlich wohl thut, gleich darauf Wessenberg's Antworten lesen zu können. Die beiden Kommissäre stehen in diesem Briefwechsel dem östreichischen Minister gegenüber da wie zwei tölpische Bauern dem feingebildeten Edelmanne, wenn sie auf dem glatten Fußboden ihre possirlichen Bücklinge machen und recht gewählte Ausdrücke vorzubringen suchen.
Wessenberg antwortet auf obigen Brief: „Hochwohlgeborne Herren! Ich muß um Entschuldigung bitten, wenn ich Ihre heutige Zuschrift so spät beantworte ‥… Was Ihre wohlmeinende Absicht betrifft, noch einen Versuch in Wien zur Beilegung der dortigen Zerwurfnisse zu machen, so scheint mir nöthig, Sie vorerst in die Kenntniß der dermaligen dortigen Zustände zu setzen. Es handelt sich nämlich nicht darum, mit einer Parthei zu unterhandeln, sondern lediglich eine Insurrektion zu unterdrücken etc.“ (vergl.: S. 16 des Berichts.) Mit dieser Antwort schickt er ihnen zugleich ihre Vollmachten zurück.
Sie wiederholen ihr Anliegen unterm 27. Okt. „Wir müssen,“ sagen sie, „es für dringende Pflicht halten, Ew. Ex. und in Ihnen die K. Regierung nochmals inständigst zu ersuchen, uns schleunigst mit milden und versöhnenden Aufträgen und Bedingungen unter sicherem Geleite nach Wien zu senden, um so in dieser furchtbaren Krisis die beschwichtigende und persönliche Kraft zu benutzen, welche in uns und in unserer Mission liegt.“
Wir haben gesehen, wie diese „beschwichtigende und persönliche Kraft“ in den 14 Tagen, seitdem sie aus Frankfurt's Thoren gefahren ist, gewirkt hat.
Sie übt auf Wessenberg den mächtigen Einfluß, daß er in seiner Antwort auf ihr Anliegen keine Antwort giebt. Er theilt ihnen einige, noch dazu halb unwahre Nachrichten aus Wien mit und bemerkt ironisch: „daß übrigens Empörungen der Art, wie jene der Proletarier in Wien, nicht leicht ohne Anwendung von Zwangsmitteln unterdrückt werden können, haben noch neuerlich die Ereignisse in Frankfurt bewiesen!“ Solchen Argumenten konnten die Herren Welcker und Mosle unmöglich widerstehen: sie stehen deshalb von weitern Versuchen ab und harren mit ihrer „beschwichtigenden und persönlichen Kraft“ der Dinge, die da kommen sollen.
Am 28. Okt. berichten sie in Betreff ihres „großen Auftrages“ wieder an Schmerling. Auf Wessenberg's Anerbieten übergeben sie ihre Depesche einem Kurier, den Ersterer nach Frankfurt sendet. Der Kurier geht ab, doch nicht die Depesche. Sie langt erst am 6. Nov. in Frankfurt an. Wären sie nicht an der kaiserlichen Tafel gewesen, hätte die kaiserliche Familie und namentlich der Erzherzog Karl nicht so freundlich mit ihnen gesprochen: die Kommissäre müßten über so viel Pech ihren hohen Verstand verloren haben.
Jetzt folgt zweitägiges Stillschweigen. Die „beschwichtigende Kraft“ hält Sabbathruhe nach so vieler Arbeit.
Da, am 30. Okt., theilt ihnen Wessenberg die offizielle Kunde von der Uebergabe Wiens mit. Ihr Entschluß ist gefaßt. Zwar meinten sie noch am 28. Okt. (S. 14 des Berichts), „es scheint, daß bei ihm (Windischgrätz) ebenso wie wie hier (in Olmütz) bei den einflußreichen Personen der Gedanke, nicht blos Wien zu unterwerfen, sondern auch eine rächende Züchtigung für bisheriges Unrecht eintreten zu lassen, allzusehr vorherrscht.“ Allein seitdem hat ihnen Wessenberg versichert, und wie sollte ein Reichskommissär da noch zu zweifeln wagen — er hat ihnen versichert, daß die östreichische Regierung bei der Benutzung dieses Sieges sich von den Grundsätzen leiten lassen werde, welche geeignet seien, ihr die Zuneigung ihrer Unterthanen zu sichern.“
„So können wir also annehmen,“ ruft Welcker-Mosle voll Reichspathos aus, „daß unsere Vorschläge doch einigen Einfluß gehabt haben.“ Also doch? O sicher! Ihr habt Wessenberg, Erzherzog Karl, Sophie und Konsorten 8 Tage lang aufs Prächtigste amüsirt. Ihr ward kaiserlich-königlicher Verdauungspulob, Welcker-Mosle!
„Wir halten nach jener Versicherung des Ministers unsere Aufgabe nun für gelöst und werden morgen (31. Okt.) über Prag unsere Rückreise antreten.“ So schließt die letzte Depesche der Herren Welcker-Mosle.
Und in der That, Ihr habt Recht, Euer „großer Auftrag“ der Versöhnung und Vermittelung war erledigt. Was hättet Ihr auch jetzt nach Wien gehen sollen? Waren nicht die Apostel der Humanität, Windischgrätz und Jellachich, Herren der Stadt? Predigten nicht die Rothmäntel und die k. k. Truppen mittelst Plünderung, Brand, Mord und Nothzucht das Evangelium des Friedens und der konstitutionellen Freiheit, verständlich für Jedermann?
Wie sehr Eure „beschwichtigende Kraft“ zum Durchbruch gekommen, wie herrlich Ihr Eure Aufgabe gelöst: das zeigt das Röcheln der Gemordeten, der Verzweiflungsschrei der Geschändeten, das zeigen die Tausende in den Gefängnissen, das lehrt uns der blutige Schatten Robert Blum's.
Eure Aufgabe war es, zur Trilogie, welche Windischgrätz, Jellachich und Wessenberg in Scene setzten, in Olmütz das Satyrspiel aufführen zu helfen. Sie ist würdig von Euch gelöst worden: Ihr habt, wenn nichts Schlimmeres, so doch die Rolle der „gefoppten Oheime“ mit Virtuosität zu Ende gespielt.
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[ * ] Köln, 27. Nov.
Wir erhalten mit der heutigen Berliner Post wieder ein Schreiben von derselben Hand, die schon einmal so freundlich war, uns ernstmahnende Worte an's Herz zu legen. Unsere Leser erinnern sich, daß wir einen Drohbrief aus Berlin sammt Orthographie abdrucken ließen. Das heutige Schreiben zeigt bedeutende Fortschritte des Verfassers. Doch ist es vielleicht richtiger, anzunehmen, daß er den Brief erst einem Schulmeister zur Korrektur vorgelegt. Indeß auch der Schulmeister scheint über den Unterschied zwischen sch, ch, n, u, m, Interpunktionszeichen und dgl. sich noch nicht mit der Grammatik vereinbart zu haben. Wir lassen den neuen Brief wörtlich nachfolgen. Er lautet:
„Ihre Brille ist wahrscheinlich fettig gewesen daß Sie so viele orth: Fehler in meinen Schreiben gefunden, die gar nicht drein enthalten, indeßen von solchen Verdrehern der Wahrheit wundert niemand etwas, Ihre ganze Zeitung ist ganz und gar weiter nichts als eine Partei Lüge, Ihre Gemeinheit so groß daß Sie keine Schaam mehr kennen, und jedes Wort an solche Jämmerliche Subjecte verloren ist, auch Ihre Corresp: von hier sind eben solsche Lügner, wie Sie; Die Bevölkerung lebt wieder auf seit wir uns in s: g: Unfreiheit befinden, wo man fast gar kein Militair und Polizei auf den Straßen steht, und dennoch sich nicht der geringste Exceß ereignet, denn Ihre Partei ist so verachtet, daß kein Mensch sich zu ihr bekennt, doch mehr wie zu viel Worte.
Berlin den 23t. Nov.
Fahren Sie fort die Rhein Provinz aufzuwiegeln, Ihr Lohn wird nicht ausbleiben!“
Das Aktenstück ist in der Expedition unseres Blattes beliebig einzusehen.
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[ Z ] Düsseldorf, 25. Nov.
Da haben wir's! Die Regierungsräthe wissen selbst nicht mehr, was sie rathen sollen. Die Hälfte unserer Regierung will die Nationalversammlung und ihre Beschlüsse gesetzlich wissen, während der Präsident, der für den Augenblick der Plenarsitzung die Kaserne verlassen mußte, und einige Andere am glorwürdigen Ministerium Brandenburg festhal- [0812] ten wollen. So sind denn einstweilen einmal sechs der Herren, die R. R. Arntz, Otto, Quentin, Gerhardy, Engelmann und Matthieu ihrer Funktionen enthoben; drei andere werden bald nachfolgen.
Unser Militär zeigt während des Belagerungszustandes eine wahre Beserkerwuth. Man muß auf dem Wege ausweichen, wenn man einer Patrouille irgendwo begegnet. Erst gestern mußten wir selbst vor dem Thore durch eine Hecke, um den Bewaffneten Platz zu machen, und selbst hinter dieser Scheidewand wurde nach uns gestoßen. Gestern auch holte eine Abtheilung Krieger einige Waffen von dem Corpsbüreau der Bürgerwehr ab. Mit großem Triumphe brachte sie auch die beiden dort befindlichen Fahnen, trotz der Protestationen des Chefs, welcher dieselben als Privateigenthum erklärte, herunter. Aber eine Viertelstunde später mußte dieselbe ganze Abtheilung die Fahnen wiederbringen, wobei denn der befehlende Offizier etwas weiß aussah. Das versammelte Volk lachte nicht und höhnte nicht, aber es sah finster und ingrimmig drein, auf eine bessere Zukunft hoffend. In einem Wirthslokale vor der Stadt, im „Kapellchen“, wo in letzterer Zeit die Bürgerwehr ihre Patronen anfertigen ließ, erschien gestern eine schwere Menge Krieger zu Fuß und zu Pferd, um das längst in Sicherheit gebrachte Pulver in Beschlag zu nehmen. Als man im ganzen Hause kein Körnchen finden konnte, ergriff der energische Wirth ein brennendes Licht, um den Offizier in den Keller zu führen. Aber glauben Sie, der Offizier wäre mitgegangen? Er sah den Wirth fragend und stumm an, und verzichtete dann auf fernere Nachsuchung. Verwundungen kommen noch immer vor. So vorgestern: man suchte draußen nach Waffen; ein Mann stand bettelnd an einer Thüre und ergriff die Flucht, als er die Patrouille kommen sah. „Haut ihn nieder!“ schrie der Polizeisergeant, der den Soldaten beigegeben war, und siehe da, ein Soldat zog und hieb dem armen Teufel übers Gesicht, daß die halbe Wange blutend herunter hing. Der Polizeiheld heißt Hortz. Ich könnte Ihnen solcher Vorkommnisse noch viele erzählen, aber es ekelt an. Waffen sind bei weitem noch nicht die Hälfte abgegeben.
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@facs0812
[ * ] Düsseldorf, 25. Nov.
Von der Brutalität, mit welcher unsere Soldateska den Belagerungszustand handhabt, liefert auch die Verhaftung des Colporteurs der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Schmitz, ein Beispiel. Während der Belagerungszustand proklamirt wurde, befand er sich (bewaffnet, wie gewöhnlich auf solchen Excursionen) in Geschäften auf dem Lande. Zurückgekehrt, wurde er, der von Allem, was in der Zwischenzeit vorgefallen war, nichts wußte, wegen seines anhabenden Säbels plötzlich auf der Straße festgenommen, vor den Kommunisten und Bürger Drigalski geführt, und von diesem der militärischen Vorhaft bei Wasser und Brod überwiesen. Drigalski, thronend im Kreise seiner Getreuen, schnaubte ihn mit Er an; die Getreuen führten ihn nicht, nein, sie stießen und schleppten ihn, der doch keine Widersetzlichkeit sich zu Schulden kommen ließ, in ein feuchtes, von Ratten und Mäusen wimmelndes Gefängniß. Hier mußte er auf dem nackten Boden (ein Bett war nicht da) 24 Stunden zubringen, und wurde dann unter einer Bedeckung von 36, sage sechs und dreißig Mann, Tambour an der Spitze, in das Civilarresthaus gebracht. Unterwegs natürlich wieder die obligaten Mißhandlungen: Tritte, Püffe, Würgen mit der Halsbinde — Alles ohne die geringste Veranlassung von Seiten des Gefangenen, dessen gänzliche Schuldlosigkeit sich überdies durch seine gestrige Freilassung aufs Bündigste herausgestellt hat. Im Arresthause, wie im Verhöre vor der Civilbehörde hatte Schmitz der humansten Behandlung sich zu erfreuen; bloß der Kommunist Drigalski war schamlos genug, sich an dem Kolporteur der „Neuen Rheinischen Zeitung“ und der Freiligrath'schen revolutionären Gedichte mit Fußtritten zu rächen. Ja, Hr. Kommunist, Sie straften das unverbotene Gewerbe, nicht das Säbeltragen des Mannes!
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[ 15 ] Düsseldorf, 17. Nov.
Es verdient bemerkt zu werden, daß die hiesige Contrerevolution nicht sowohl in Hr. von Spiegel, der zu feige, noch in Hr. von Drigalsky, der zu weichlich und mit zu schlaffen Thränendrüsen ausgestattet ist, sondern vorzugsweise in dem Regierungsrath „Freiherrn“ von Mirbach ihre Triebfeder und ihren obersten Leiter erblickt. Herr von Mirbach zeichnete sich früher durch seine Verfolgungen von Verfertigern falscher Kassenanweisungen aus; das Glück, womit er diesen Zweig der Verwaltung betrieben, scheint ihn ehrgeizig gemacht und auf das höhere Gebiet geführt zu haben, auf dem er sich jetzt bewegt. — Unser gelichtetes Regierungs-Collegium hat bereits in dem berüchtigten Bodelschwinghianer, Hrn. von Seckendorf, und dem frühern Kölner Censor, Hrn. Wenzel, zwei Ersatzmänner zugeschickt bekommen.
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[ 062 ] Trier.
Die Regierungspräsidenten, die keine Manteuffel sind, danken ab. Die Regierungspräsidenten, die nicht abdanken, und im Brandeburg-Manteuffelschen Sinne handeln, bleiben ihren alten bureaukratischen Antecedentien getreu. Der Koburger Seebald hat ein neue Bahn gebrochen. Wer ist der Koburger Seebald? Der Koburger Seebald ist kommiss. Regierungspräsident in Trier und stammt aus dem Hause der großen Koburg, welche sich um das Menschengeschlecht durch die Fortpflanzung der Prinzenrace verdient gemacht haben. Mit St. Wendel, das früher Koburgisch war, ist auch Hr. Seebald an Preußen überkommen, ohne durch die anderwärts nöthigen Formalitäten, wie Staatsexamen u. s. w. passiren zu müssen
Der Koburger Seebald, sagen wir, hat eine neue Bahn gebrochen. Seine Manteuffelschen Erlasse sind belletristisch abgefaßt, sein Styl hat die Pretention, nicht bureaukratisch zu sein. In seinen Aufforderungen spricht er von „seiner Lösung der Differenz zwischen Krone und Nationalkammer,“ und findet „die Lösung dieser Lebensfrage“ (Präsidentenfrage) darin, daß der Beamte „die doppelte Verpflichtung übernehme, seinem Posten treu zu bleiben.“
In seiner Warnung an das Triersche Volk geht der Koburger Seebald in seinem „belletristisch“ abgefaßten Erlasse so weit, eine Definition des „vielbeliebten Kunstausdruckes“ Volk zu geben, es in drei Kategorien abzutheilen: 1. Betrunkene, 2. anerkannte Lumpen, 3. verwahrloste Jungen, um mit dem Ausruf zu enden:
„Das ist mir ein saubres Volk!“
Das ist der saubere Hr. Seebald, von St. Wendel an Preußen überkommener und ohne Staatsexamen passirter Regierungsrath.
Glück auf, Hr. Seebald!
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[ * ] Gladbach, 22. Nov.
Von hier aus sind bereits drei mit sehr zahlreichen Unterschriften bedeckte Anerkennungs- und Dank-Adressen an die hohe Nationalversammlung zu Berlin an ihren Bestimmungsort abgegangen, zwei aus Volksversammlungen hervorgegangen, die dritte von der, eine Bevölkerung von circa 12,000 Seelen vertretenden Bürgermeisterei-Versammlung einstimmig beschlossen. Eine vierte liegt noch zur Unterschrift offen und ist ebenfalls schon mit vielen Namen versehen.
Unsere Reaktionäre, größtentheils Mucker vom reinsten Wasser, haben, dem Vernehmen nach, nach langen Geburtswehen endlich eine Loyalitäts-Adresse zur Welt geboren. Fast nur Eingeweihten wird die Einsicht und Betheiligung an derselben vergönnt.
Im Uebrigen ist der hier herrschende Geist, namentlich auch auf dem Lande, ein ganz vortrefflicher. Zu bemerken ist noch, daß von der kleinen benachbarten Gemeinde Neuwerk ebenfalls eine mit über 400 Unterschriften bedeckte Zustimmungs-Adresse an die National-Versammlung abgegangen.
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[ * ] Rheydt, 22. Nov.
Der eigentliche Zweck der Steuerverweigerung wird sicher vereitelt, indem unsere hiesigen Patrioten bereits beschlossen haben, Sr. Majestät dem Könige von Gottes Gnaden den gesammten Steuerbetrag pro 1849 voraus zu bezahlen. Sollten auch einige Böswillige dem vorerwähnten Beschlusse Statt geben und die Steuern verweigern, so würde dieser Ausfall durch den Patriotismus unserer Bürger, denen sich gewiß noch viele aus Odenkirchen, Belzenberg, Geistenbeck und aus dem frommen Wupperthale anschließen werden, reichlich gedeckt werden.
Unsere Mitbürger sind gescheidte Leute, nicht blos Patrioten, sondern auch Diplomaten. Sie hoffen durch ein solches Opfer auf mannichfache Bevorzugungen vor ihren Nachbarn für die Zukunft. Auch hier sahen wir in einem öffentlichen Lokale eine, mit zahlreichen Unterschriften versehene Mißtrauens-Adresse gegen den Abgeordneten des Wahlbezirks Gladbach, Regierungsrath Ritz aus Aachen.
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Mühlhausen, 16. Nov.
Nachdem einige Kaufleute zu Duderstadt erklärten, in Folge der Dissentirung Elberfelds keinem dortigen Fabrikanten etwas abzukaufen, haben Nordhausen, Mühlhausen und Erfurt über alle den deutschen Volksstimmen entgegenhandelnde Städte eine gleiche Acht ausgesprochen.
[(Hannov. M.)]
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[ 17 ] Berlin, 23. Nov.
Und ein Wrangel hat nie sein Wort gebrochen!“ — So ist denn auch in den Straßen Berlin's kein Grashälmchen mehr zu sehen, überall nur — Friedenspalmen, Rosenbüsche und Myrthenhaine. Die Läden sind voll von — — müßigen Verkäufern, die Werkstätten überfüllt von — — leeren, verlassenen Räumen, die Tempel der Kunst, Theater und Museen hallen wieder von dem lustigsten — — Soldaten- und Kasernenleben. L'ordre regne à Berlin wie einst à Varsovie. Die väterliche Vorsicht des Feldherrn in den Marken geht über alle Maßen. Eingedenk des Fibelverses: „spiele nie mit Schießgewehr“ ist die Entwaffnung der Bürgerwehr erfolgt, nach dem gloriosen Vorbilde der Kroaten in Wien. Die Habeas-Corpus-Acte steht in höchster, gefürchtetster Achtung, das beweisen die Fäuste der Soldaten, Konstabler und Polizeibüttel. Am 16. d. M. um 7 1/2 Morgens tritt ein Lieutenant von den Alexandrinern (nicht den griechischen Gelehrten, sondern dem preußischen Mammelucken-Regiment, Kaiser Alexander) mit mehreren gemeinen Alexandrinern in die Wohnung der Deputirten Lipski und Stefanowicz, Behrenstraße Nr. 22. Die Deputirten springen aus dem Bette auf den „Rechtsboden nach breitester Grundlage“. Da stehen sie einander gegenüber, Aug' in Aug', die wackeren Kämpfer „mit Gott für König und Vaterland“ und die „unverletzlichen“ Deputirten. Der Lieutenant mit gezogenem Degen, die Soldaten scharf geladen, mit aufgezogenem Hahn über dem Zündhütchen auf dem Gewehre, — die „Unverletzlichen“, die Vertreter des Volkes, mit einer Schrift, „gedruckt in der Decker'schen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei“ auf Lumpenpapier deutscher Fabrik.
Hier, Hr. Lieutenant, hier sehen Sie die Habeas-Corpus-A a.‥‥
„Hier, mein Herr, hier sehen Sie meine Soldaten!“
Wo ist Ihr Auftrag?
„Hier meine Soldaten.“
Wie heißen Sie“
„Ich bin Offizier!“
Hier meine Karte, ich bin Abgeordneter der Nationalversammlung.
„Ich bin und handle im Dienste.“
„Und die Kugeln sind im Lauf und die Säbel scharf geschliffen.“ Que faire! Die Soldaten durchsuchen die Wohnung, suchen in und unter dem Bette, und finden — nichts.
Aber glaube ja nicht, du deutsche Einfalt, daß wir in Berlin der rohen excessiven Militärgewalt Preis gegeben sind. Ein Polizeibeamter ging und stand den Männern des Krieges und der Gewalt als Genius des Friedens und der Ordnung zur Seite: „um (wie er sagte) das Militär vor etwaigen Excessen abzuhalten“!!
Doch „Alles wiederholt sich nur im Leben“ — und so wiederholte sich auch diese, die heiligsten persönlichen Rechte mit Kolben niederstoßende Recherche nach Waffen und Munition, am 19. d. M. zum zweiten Male unter dem Kommando des Lieutenants der Alexandriner, der sich v. Grabert nannte, Ehre dem Manne, der mit seinem Namen nicht Hehl that, und man fand wiederholendlich — — nichts!
Fast möchte man glauben, daß der deutsche Biedermann Justus Moser Recht hat, wenn er in seinen patriotischen Phantasien sagte:
„Wann Gott ein Volk in seinem Zorn wird strafen wollen, so wird er ihm deutsche Freiheit schenken!“
Friedrich Wilhelm IV. will uns diese Freiheit gegeben haben, — — doch er verspricht sie zu erhalten.
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[ X ] Berlin, 25. Nov.
Folgende Erklärung ist von den Mitgliedern der gegenwärtigen Berliner Nationalversammlung unterschrieben und veröffentlicht worden!
In Erwägung, daß fälschlicher Weise Berichte über Bedingu verbreitet worden sind, welche die preußische Nationalversammlung zur Hebung des zwischen ihr und der Krone entstandenen Konflikts gestellt haben soll, erklären die Unterzeichneten dem Lande gegenüber,
1) daß von der Nationalversammlung die in jenen Berichten erwähnten Bedingungen nicht gestellt worden sind,
2) daß die Unterzeichneten den zwischen der Krone und Nationalversammlung entstandenen Konflikt für beseitigt erachten, wenn das Ministerium Brandenburg zurücktritt, und das zu ernennende neue volksthümliche Ministerium der Versammlung kein Hinderniß in den Weg legt, ihre Berathungen in Berlin fortzusetzen.
Berlin, den 23. November 1848.
Die gegenwärtige Lage des Staates ist so ernster und drohender Art, daß die Regierung von jedem Beamten, noch mehr aber von jedem Offizier die höchste Thatkraft erwarten muß; wo diese fehlt, oder wo sich Mangel an Umsicht zeigt, ist es die unabweisbare Pflicht jedes Vorgesetzten, sofort mit aller Energie einzuschreiten und jedes gesetzliche Mittel anzuwenden, um die militärische Ordnung und den Gehorsam zu erhalten, wozu denn natürlich Suspendirung vom Dienst gegen diejenigen Untergebenen gehört, welche keine Energie oder gar bösen Willen zeigen. Die Lage des Staates hat es nothwendig gemacht, außer der bereits im 5. und 6. Armee-Korps-Bezirke versammelten Landwehr für die General-Kommando-Bezirke des 2., 3. und 4. Armee-Korps die Einziehung der Landwehr anzuordnen. Wenn nun eine solche außerordentliche Maßregel schon immer eine Schwierigkeit hat, so werden sich die Schwierigkeiten voraussichtlich noch steigern, nachdem es mehrere Monate hat geduldet werden müssen, daß die Agenten der auf den Umsturz des Staates eifrig hinarbeitenden Parteien, die Landwehr zu verführen und von der Krone abwendig zu machen, alle Mittel in Bewegung setzen konnten.
Die Landwehr, Brigade- und Bataillons-Kommandeure werden daher Anfangs mit der größten Vorsicht verfahren müssen, was nicht ausschließt, daß sie, wenn die Truppen so einigermaßen in ihrer Hand sind, die ganze gesetzliche Strenge ohne Ansicht der Person gegen jeden eintreten lassen, der sich einen Ungehorsam, eine Auflehnung oder gar eine hochverrätherische Handlung zu schulden kommen läßt.
Die Bataillons-Kommandeure haben besonders auf den Geist des Offizier-Korps zu wirken und durch dasselbe den Wehrmännern begreiflich zu machen, daß ihre Treue den König schützen und stützen soll, gegen den wohldurchdachten Plan einer landesverrätherischen Partei, die nichts will, als aus Preußen eine Republik zu machen (denn das ist der Kern des Kampfes in den wir jetzt eingehen), daß auf die preußische Landwehr jetzt ganz Deutschland blickt, daß es von ihrem Verhalten abhängt, ob ein blutiger Bürgerkrieg ausbricht, oder der Feind ohne Kampf vor den 50 Bataillons Landwehr, welche jetzt unter den Waffen stehen, die seinigen streckt.
Ein etc. ersuche ich ganz ergebenst, dies den Landwehr Brigade- und Bataillons-Kommandeurs schleunigst mitzutheilen, mir aber von dem Fortgang der Landwehr-Einziehung von Zeit zu Zeit Nachricht zu geben.
Berlin, den 15. November 1848.
An
Ein General-Kommando
des. … Armee-Korps.
(Gez. v. Strotha,
Kriegsminister.
In den meisten Kreisen der Provinz Sachsen hat sich die Landwehr entweder gar nicht oder nur in höchst dürftiger Zahl gestellt. In einzelnen Kreisen sind die Landwehrmänner zwar zusammengetreten, aber mit der Erklärung, daß ihre Einberufung ungesetzlich sei, und mit einem Hoch für die Nationalversammlung wieder auseinandergegangen.
Der ehemalige Abgeordnete, jetzige Justiz-Minister Rintelen, hat von den sämmtlichen Wahlmännern seines Wahlkreises, mit Ausnahme eines Einzigen, ein entschiedenes Mißtrauensvotum erhalten.
Der Abgeordnete von Berg, welcher bis jetzt als Stellvertreter des Herrn v. Mylius an den Verhandlungen der Nationalversammlung Theil genommen hat, ist am 21. d. M. von dem Wahlkreise Eupen als Deputirter für die preuß. Nationalversammlung gewählt worden. Sein Gegen-Kandidat war der ehemalige Kriegsminister Herr v. Schreckenstein.
Täglich gehen der Nationalversammlung eine große Zahl Zustimmungs-Adressen zu. Ueber dieselben wird fortwährend von der Petions-Kommission Bericht erstattet. Eine heut eingegangene Zuschrift hat jedoch, ihrer zarten Natur wegen, einen Anspruch besonders erwähnt zu werden. Von 16 Jungfrauen der Stadt Osterwick ist ein Gedicht nebst einem Lorbeerkranz den auf ihrem Posten gebliebenen Volksvertretern übersendet worden.
Einem, an einen Abgeordneten gerichteten Schreiben, aus Graudenz vom 20. d. M. entnehmen wir, daß sowohl die Bevölkerung in den Städten Graudenz, Culm und Thorn, als in den betreffenden Kreisen zum überwiegenden Theil, sich mit dem Verhalten und den Beschlüssen der Nationalversammlung durchaus einverstanden erklären.
Die Stadt Thorn will ihrem Deputirten die Diäten, deren Zahlung die Regierung verweigert, fortzahlen. Die Stimmung der Landwehr ist entschieden für die Nationalversammlung.
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@facs0812
[ 103 ] Berlin, 25. Nov.
Wenn das Kamarilla-Ministerium früher alle möglichen Intriguen anwendete, um zum 27. eine beschlußfähige Anzahl Abgeord. der Nationalvers. nach Brandenburg zu locken, so scheint es jetzt von dieser Idee zurückgekommen zu sein. Zwei Gründe mögen dazu veranlaßt haben. Erstens ist man in den letzten Tagen zu der Ueberzeugung gekommen, daß die hier noch versammelten 280 Abgeordneten keinesfalls nach Brandenburg gehen werden, und daß selbst viele von der Rechten, wie die Freunde der Abg. Grabow, Milde, sich den Erstern anschließen. Zweitens findet man durch das Nichterscheinen der Abgeordneten in Brandenburg ein gutes Mittel, um damit den beabsichtigten Staatsstreich, die Octroyirung der Verfassung zu bemänteln.
Wie man heute aus sicherer Quelle erfährt, will das Kamarilla-Ministerium folgendes Verfahren einschlagen. Da sich, wie vorauszusehen, am Montag nur 100, höchstens 130 Abgeordnete in Brandenburg einfinden werden, so wird dem Volke in einer Proklamation verkündigt werden, daß, da sich seine zur Vereinbarung der Verfassung berufenen Vertreter so unvollständig eingefunden, daß keine beschlußfähige Anzahl da ist, sich Se. Majestät veranlaßt sieht, um seinem geliebten Volke nicht länger die versprochenen konstitutionellen Freiheiten und Rechte vorzuenthalten, eine Verfassung auf breitester Grundlage zu verleihen. Diese soidisant Verfassung ist auf ein indirektes Wahlsystem mit Census, einer ersten (aristokratischen) und zweiten Kammer u. s. w. basirt. — In dem Augenblick, wo man diese Verfassung verkündet, wird man auch die Nationalversammlung für aufgelöst erklären, und die Wahlen für die neuen Kammern so schnell wie möglich ansetzen. Damit aber die jetzigen Abgeordneten nicht wieder in die neuen Kammern gewählt werden, wird man gegen diejenigen, welche die letzten Beschlüsse, nämlich die Hochverrathserklärung und die Steuerverweigerung, gefaßt haben, eine Untersuchung einleiten und sie möglicherweise verhaften.
Das sind die Pläne des Kamarilla-Ministeriums, welche jedoch selbst unserer äußersten Rechten etwas zu weit zu gehen scheinen. Herr Grabow bietet nämlich alles Mögliche auf, um diesen Plänen entgegenzuarbeiten. Trotz seiner leidenden Gesundheit machte er gestern die Runde bei allen Fraktionen und proponirte, ob man sich mit einem neuen Ministerium und Wiedereröffnung der Sitzungen in Berlin nach 14 Tagen zufrieden erklären und eine Dankadresse dafür an den König richten wolle. Die äußerste Linke erklärte, daß sie den entstandenen Konflikt für beseitigt erachten werde, wenn das Ministerium Brandenburg zurücktritt, und das zu ernennende neue volksthümliche Ministerium der Versammlung kein Hinderniß in den Weg legt, ihre Berathungen in Berlin fortzusetzen; sie wolle sogar alsdann einer Dankadresse an den König beistimmen (!!) aber einer neuen 14tägigen Vertagung könne man sich keinesfalls unterwerfen.
Grabow ist heute mit diesem Bescheid zum König gegangen und wird seinen ganzen Einfluß aufwenden, um den König zu einer solchen Ausgleichung zu bewegen. Man zweifelt aber allgemein an dem Erfolg, weil der König von der Kamarilla und besonders von den Professoren Leo, Stahl und Keller, welche die neue Verfassung ausgearbeitet haben, so umgarnt und ins Netz gezogen ist, daß er keinen freien Willen mehr hat. Die Kamarilla glaubt schon vollständig gesiegt zu haben, so daß es ihr ganz frei steht, die Friedensbedingungen nach ihrem Willen zu diktiren. Sie würde es für eine unverantwortliche Nachgiebigkeit halten, wenn man sich mit der jetzigen Nationalversammlung wieder einließe, sie hält dieselbe für völlig geschlagen. Das Volk aber will die Kamarilla durch Redensarten und einige freisinnige Brocken ködern, und wo man damit nicht zufrieden sein will, mit Bajonetten die Ruhe herstellen.
Unsere Bourgeoisie sucht man auf ganz eigenthümliche Art und Weise zu ködern. Man wußte, daß ein Theil tief ergrimmt ist über die ganz unbegründete Auflösung der Bürgerwehr und die darauf erfolgte Entwaffnung. Um dieses wieder gut zu machen, läßt der Minister des Innern, Manteuffel, vorgestern, wo man noch mit dem Einsammeln der Gewehre beschäftigt war, die ehemaligen Majore der Bürgerwehr zu sich berufen, um mit ihnen über die Reorganisation der Bürgerwehr zu berathen. Manteuffel sagte den Majoren, wie sehr man die bisherigen Dienste der Bürgerwehr anerkenne, wie der König von ihrer Treue und Ergebenheit überzeugt sei, und wie er dieses durch eine baldige Reorganisation der Bürgerwehr an den Tag legen wolle. Der Minister berichtete ferner, daß der Konig sogar seinen treuen Bürgern ein Geschenk mit 8000 neuen, für die Bürgerwehr Berlins eigens angefertigten leichten Gewehren, desgleichen 8000 Helmen und 8000 schwarz und weißen Epauletts, welche als Dienstzeichen [0813] für die preußische Bürgerwehr bestimmt seien, machen wolle. Um den armen Handwerker nicht ferner, wie bisher, durch den Dienst von der Arbeit abzuhalten, sollen künftig nur diejenigen, welche mehr als 500 Thlr. jährliches Einkommen haben, zur Bürgerwehr herangezogen werden. Hierauf entließ der Minister die Majore sehr gnädig.
Nachschrift. Soeben verbreitet sich das Gerücht, daß die Nationalversammlung, welche von der Regierung zum 27. d. M. in Brandenburg einberufen ist, auf weitere 14 Tage, bis zum 11. Dezember, vertagt worden sei. Man kann diesen neuen Aufschub nur der Unentschlossenheit des Königs zuschreiben, geändert ist dadurch nicht das Geringste.
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@facs0813
[ * ] Berlin.
Gras-Auction. (Annonce).
Ende dieser Woche, wenn sonst der gemüthliche Zustand es zuläßt, findet bei mir eine große Berliner Straßen-Gras-Auction statt. Die Zeitbestimmung behalte ich mir vor und bemerke nur noch, daß jeder Kaufer eines Grasquantums, das Bild, wie ein kleiner Mann durch großes Gras reitet, als Gratis-Beilage erhält. Der Erlös wird nach Abzug der Kosten zum Ankauf von Pulver und Blei für den souveränen Linden-Club verwandt.
Gustav Müller, Marienstraße 1a.
Nachschrift. Wegen eingetretener ungünstiger Witterung ist der Club auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.
Die Präsidentschaft des Clubs. contrasig. Müller.
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@facs0813
[ * ] Berlin, 26. Novbr.
Der „Pr. St. Anz.“ erhält in seiner heutigen Nummer folgende lustige Bekanntmachung:
Da die Einrichtungen und Vorbereitungen zur Wiedereröffnung der Sitzungen der zur Vereinbarung der preußischen Staats-Verfassung berufenen Versammlung in Brandenburg beendigt sind, so werden mit Bezug auf die Allerhöchste Botschaft vom 8. November d. J. die Herren Abgeordneten hiervon in Kenntniß gesetzt und zugleich eingeladen, sich in dem dort für die Sitzungen der Versammlung eingerichteten Lokale am 27. November d. J., um 10 Uhr Vormittags, zur Fortsetzung der Verhandlungen einzufinden.
Berlin, den 25. November 1848.
Das Staats-Ministerium.
(gez.) Graf von Brandenburg. von Ladenberg. von Manteuffel. von Strotha. Rintelen.
Dasselbe Blatt enthält einen offiziellen Bericht über die Entwaffnung in Berlin. Danach fehlen noch 3679 Gewehre, 765 Büchsen, 767 Hirschfänger und 2075 Säbel. Der Kommandant Thümen setzt daher einen neuen Termin an, der mit dem 27. d. Abends 5 Uhr zu Ende geht.
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@facs0813
[ * ] Berlin, 24. Novbr.
Immer besser! Wurden wir bisher über Einen Kamm geschoren, so werden wir jetzt in Böcke und Schaafe gesondert. Wenigstens den Wirthshausinhabern ist dieses Loos von Pascha Wrangel durch öffentliche Kundmachung vom 22. d. beschieden worden. Seinen früheren Erlaß, die Wirthshäuser um 10 Uhr zu schließen, „will“ er dahin modifiziren, „daß dies nur noch solche Gastlokale treffen soll, denen dies besonders auferlegt werden wird.“ Dahinter kommt Hinckeldey mit einer Proklamation, ganz gerührt über des Pascha's Großmuth. Danach wird das Polizeipräsidium denjenigen Gastwirthen, die nach wie vor um 10 Uhr schließen müssen, das betreffende Mandat insinuiren. Von den Beglückten hofft dagegen Hr. H., daß sie sich nicht durch Duldung eines verbotenen (?!) Verkehrs oder andere (?!!) Ordnungswidrigkeiten der (wie theuren?). Gnade verlustig machen werden.
In der hentigen „Voss. Ztg.“ befindet sich folgendes Inserat:„Herr General Wrangel
weshalb bekomme ich die mir bei meiner Verhaftung abgenommenen Sachen nicht zurück?
C. W. Wolff, Kammergerichts-Assessor.
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[ * ] Berlin, 25. Nov.
Das Ministerium Brandenburg hat von mehr als 6000 Landleuten der Grafschaft Glatz folgende Zuschrift erhalten:
„An das des Hochverraths angeklagte Ministerium in Berlin. Wir, die Landbewohner der Grafschaft Glatz, vertreten durch den unterzeichneten Verein, eröffnen Euch, daß der Abscheu über Euer verderbendringendes Treiben bei uns nicht geringer ist, als in allen übrigen Landestheilen. Wir erklären Euch, daß, so lange Ihr die Macht in Euren verbrecherischen Händen haltet, wir ferner keine Steuern bezahlen und auch unsere Söhne nicht länger in den Reihen des Heeres lassen, welches zu Anarchie und Mord gemißbraucht werden soll. Wir fordern unsere Söhne auf, Euch, des Hochverraths Angeklagten und Euren Kreaturen, die Ihr dem Verdammungsurtheile der Geschichte verfallen seid, keinen Gehorsam mehr zu leisten; wer von ihnen es dennoch thut, der sei von uns verstoßen und enterbt. Der Rustikalverein der Grafschaft Glatz. Am 16. Nov. 1848.“
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Pyritz, 18. Nov.
Es wird mir so eben der Brief eines Soldaten (eines Offizierburschen) aus Berlin, an seine Schwester hier gerichtet, mitgetheilt, aus welchem ich Folgendes als Beweis dafür anführe, wie furchtbar die Unwissenheit der armen Soldaten von ihren „gebildeten Vorgesetzten“ gemißbraucht wird:
„Liebe Schwester, nun kannst Du wohl leicht denken, was für eine traurige Lage wir jetzt stehen hier in Berlin, denn wir armen Soldaten müssen uns so umhertreiben in diese Kälte und müssen hierbei biwakiren und auf die Straße liegen und müssen dabei für Kälte erfrieren und hungern und wenn man noch etwas bekommt darf man es noch nicht mal essen, da muß man immer denken, sie haben es vergift, denn acht Soldaten haben sie schon vergift und zwei Offiziere haben sie schon ermordet!
[(Ofts. Z.)]
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@facs0813
[ 12 ] Brünn, 16. Nov.
Das Volk, welches den Verzweiflungs-Riesenkampf, die letzte Ehrenschlacht wider die massenhaft angreifenden Truppen wagte, bestand nur aus einer im Vergleich zu der Gegenmacht überaus kleinen Schaar von verwegenen Proletariern, übergetretenen Grenadiren und Studenten, welchen die Bourgeoisie, nachdem sie das Burgthor geöffnet, ihre Häuser verschloß und welche daher von dem eindringenden Militär, das sofort alle Ausgangspunkte besetzte, während der Nacht und an den folgenden Tagen eingefangen, nach Hetzendorf und in die Kasernen getrieben, dort unter den fürchterlichsten Brutalitäten und Mordmetzeleien summarisch verhört und dann sofort erschossen oder den Szeresanern zum qualvollsten Martertode übergeben wurden. Die Scheußlichkeiten, welche in Hetzendorf auf diese Weise verübt worden sind, sollen allen Glauben übersteigen. Dies Schloß liegt einsam unweit Schönbrunn dicht an der Gloppnitzer Bahn. Windischgrätz hält daselbst bekanntlich Hauptquartier und läßt sich von 14 Kanonen und vieler Kavalerie bewachen. Während mehrerer Tage hörte man ringsum Gewehrfeuer, unter welchem die gefangenen Opfer verbluteten. Die Jünglinge der akademischen Legion mußten zwei und zwei sich selbst ihr Grab schaufeln, bevor sie niedergemacht wurden; diejenigen aber, welche man den Szeresanern überlieferte, wurden sämmtlicher Kleider und Habseligkeiten beraubt, sodann zum größten Theil mit Nägeln an die Wände genagelt und dann in der Weise zu Tode gemartert, daß man ihnen die Nägel von den Fingern ablöste, die Finger abschnitt und die Fußzehen mit Kolben vollständig zerstampfte, dann die Pulsadern aufschnitt und diese, sowie die Handfasern mit Gewalt herausriß. Nun wurde den auf diese Weise verstümmelten Märtyrern gemeinlich noch die Haut abgezogen, die Augen ausgestochen, die Köpfe rundum gedreht und zumal an Frauen ein Kannibalismus verübt, der keine Beschreibung zuläßt, weil er die haarsträubendsten Phantasien übertrifft. Ein Bajonnetstich durch die Brust machte gewöhnlich das Ende. — An andern Stellen wurden ganze Familien ins Feuer getrieben und so verbrannt; der Wirth des Schüttelbades soll mit Frau und Kindern an einen Baum aufgehangen worden sein, unter welchem dann ein Feuer angezündet und die Leichname gebraten wurden. Da sich sehr viele in die Keller geflüchtet hatten, so stürzten beim Stürmen der Häuser die Kroaten, Ortochaner und Szeresaner nicht nur in die Wohnungen, wo sie Alles mordeten, sondern auch in die Keller, aus welchen noch fortwährend Leichen hervorgezogen werden. — Wehe dem Armen, der sich in diesen Tagen, oder gar jetzt noch mit langen Haaren, einem Stürmer oder Kleide der akademischen Legion sehen zu lassen die Unklugheit beging, er konnte des entsetzlichsten Martertodes gewiß sein. Wer nicht erschossen und gemartert wurde, den steckte man gegen die Ungarn ins Militär und zwar unter das Fuhrwesen, an den schimpflichsten Posten.
Die Aula wurde mit einem alle zuführenden Straßen versperrenden Kroatenkordon umgeben und bis in die geheimsten Winkel durchsucht. Wer darin war, wurde unbedingt niedergemacht.
Hunde und Bestien waren die gewöhnlichen Benennungen, mit welchen die Wiener Bürger angeredet und eingefangen wurden; die Kroaten drangen, namentlich in den Vorstädten, ohne Umstände in die Häuser und nahmen hinweg oder zertrümmerten, was sich vorfand. Ein Kabinetsstückchen von ihnen war, in parketirten, reich ausmöblirten Salons ein Feuer anzuzünden und so das ganze Haus in Brand zu stecken. Die Verwüstungen, welche also angerichtet worden, sind ganz unbeschreibbar. Die werthvollsten Kostbarkeiten wurden von ihnen für ein Spottgeld verkauft und ich selber habe einen Kroaten ein Bündel seiner Wäsche verhandeln sehen, aus welchem der Käufer eine abgehauene Hand hervorzog. Denken Sie sich bei dem Umfang der Stadt die Anzahl der Grausamkeiten, welche vorgefallen sein müssen! Wenn Sie sich einen ziemlich richtigen Begriff von dem gegenwärtigen Zustande Wiens machen wollen, so stellen Sie sich, die Verwüstungen und Grausamkeiten abgerechnet, Wallensteins Lager vor. Alle Straßen und öffentlichen Plätze liegen noch heute voll Militär, die Wachtfeuer lodern überall hoch auf, slavische Lieder ertönen und die kroatischen Marketenderinnen mit reizendem Fuß und graziösem Körperbau besorgen Küche und die Etceteras. Die Wildheit und Hinrichtungsunheimlichkeit dieses Anblicks hat etwas großartig Grausenhaftes an sich, namentlich zur Nachtzeit. — Um die Bevölkerung zu zerstreuen und ihre Aufmerksamkeit von den fortdauernden Meuchelmorden abzulenken, zum Theil auch, um das Spionenwesen wirksamer zu machen, sind Theater und sonstige Belustigungen wieder anbefohlen worden. Man will damit beweisen, daß die konstitutionelle Ordnung, Ruhe und Sicherheit, wovon alle Militärproklamationen überfließen, wieder hergestellt worden.
Als am Abend des 31. Okt. die Burg in mächtigen Flammen aufloderte, ein Schauspiel, das ich von meiner Wohnung aus in furchtbar naher Pracht genoß und welches nach dem entsetzlichen Bomben-Granaten-Brandraketen-Kartätschen- und Kugel-Donner-Regen das dramatische Ende des Kaiserhauses mit glühenden Feuergriffeln aus Himmelsgewölbe schreiben zu wollen schien, da waren es eben die Proletarier, welche vom Kampfplatz zum Löschen herbeieilten; ihren riesenmäßigen Anstrengungen ist die Rettung der Burg von dem Untergange, die Rettung aller Schätze zu verdanken, die hier im engen Raume zusammenliegen. Dafür verfehlte Windischgrätz auch nicht, diese Leute der Brandlegung anzuklagen, einfangen und hinmartern zu lassen. Nun freilich, Alexander, Ramsinit, Sesostris und die andern Erbauer ägyptischer Pyramiden sollen es ebenso gemacht haben, als sie ihre Riesengräber anfertigen ließen.
Kaum hatte das Militär die Stadt in Besitz genommen, so begann die schwarzgelbe Schaar in freien Tönen der Entzückung ihr Hallelujah anzustimmen. Sie nannte jeden Soldaten ihren Erretter und Befreier und beschenkte ihn mit Geld und Liebkosungen. Zur vollständigsten Genugthuung dieser Leute beeilten sich indessen die Ortochaner, Szeresaner u. s. w. ihnen auf der Stelle Alles abzunehmen und sie oft noch dazu selber zu behalten und natürlich zu schlachten. Dadurch ist der Enthusiasmus vieler Schwarzgelben bedeutend abgekühlt worden.
Infamer als alles, was vorgekommen ist und noch vorkommt, ist gleichwohl die wieder in den vollsten Flor gerathene Spionage. Sie war früher das eigentliche Lebenselement Oestreichs, war niemals ausgerottet worden und ist gegenwärtig mit einer Wuth wiederum emporgeschossen, die sich nur durch die lang unterbrochene Verdienstlosigkeit erklären läßt, welche die Kreaturen dieser Bande seit dem März haben aushalten müssen. Auf der Straße, in den Kaffee- und Gasthäusern, in Theatern und Vergnügungsstellen ist der zweite Mensch fast ein Spion. Wer widrige, verrätherische, scheußliche Physionomien schauen will, der muß diese Denunziationsställe besuchen. Ich hätte meine Unbefangenheit beinahe elendiglich büßen müssen, als ich in den ersten Tagen eine Lokalität der Art besuchte. Ein offenes freies Gesicht reicht hin für einen Republikaner oder Kommunisten zu gelten und denunzirt zu werden. Man kommt nach vielfachen Qualen vor eins der 3 Kriegsgerichte und wehe dem, der eine Waffe getragen, einmal ein Wort geredet oder geschrieben hat; er muß schuldig sein, schon weil er eine demokratische Nase hat. — Gewöhnlich werden die Denunzirten von Polizei und Militär in der Nacht überfallen und geräuschlos davongeschleppt, um meistens nicht mehr ans Tageslicht zu kommen. Da jedes Privatinteresse zur Denunziation genügt und der grundloseste Verdacht zum Verderben des Denunzirten hinreicht, so zittert jeder vor der Nacht, die ohnehin hier ein Greuel ist, weil so viele Exekutionen während derselben stattfinden.
Als Jelachich seinen Einzug in die Stadt hielt, stand ich gerade unter dem Durchgang der Post; die Straßen boten eine schauerliche Oede dar, in welcher man die Spatzen schlagen hörte. Kein Fenster öffnete sich, alles floh vor der fürchterlichen Bande, in deren Mitte Jelachich einherritt. Dessenungeachtet berichten die Zeitungen von Vivats der Bevölkerung; allein dies ist eine Lüge, denn ich hörte weit und breit durch die hohlen Gassen nur die Zivio's, welche die durchreitenden Barbarenschwärme mit kannibalischem Geheul sich selber brachten.
Am 1. Nov. wollte der Reichstag fortfahren, Sitzung zu halten, seine Diener wollten eben die Thüren öffnen; da ritt der berüchtigte Lanzenknecht Felix Schwarzenberg vorüber, schnauzte die Thürhüter an, was sie hier zu schaffen hätten und befahl ihnen, wieder zu schließen. Einen Augenblick später wurde der Reichstag ringsum von Kroaten umstellt und seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Er sollte am 15. in Kremsier wieder zusammentreten, Windischgrätz mag indessen seine Stimme und seinen Einfluß selbst von diesem Helena-Felsen aus fürchten und für seine Rachepläne gefährlich halten, darum hat er den Kaiser bestimmt, sein Wiederauftreten noch weiter bis zum 22. zu vertagen. Die Kriegsgerichte entwickeln eine ungeheure Thätigkeit und brüsten sich damit, bereits über 600 Schuldlose entlassen zu haben. Die Hinrichtungen folgen sich indessen massenweise von Tag zu Tag und man hört keine andere Neuigkeit zum Frühstück und Diner, als — Erschießen.
Durch die Verfügungen vom 23. Oktober und 1 November sind alle Fremden gleichsam für vogelfrei erklärt worden und dürfen sich, da man sie an ihrer Sprache augenblicklich erkennt, ja gewaltig hüten. Robert Blum wollte Windischgrätz seine ganze Verachtung vor dieser edlen Körperschaft beweisen.
Die Führer der akademischen Legion werden zum größten Theile erschossen, ebenso die Mitglieder des Nationalgarde-Generalstab's. Der Oberkommandant Messenhauser ist zum Strang verurtheilt, dann aber auf Verwenden des Gemeinderaths zum Pranger und Erschießen nach drei Tagen begnadigt worden. — Anfangs glaubte man, Windischgrätz würde, obwohl bei der durch den Reichstag verhinderten Veröffentlichung der ersten schon diese Proklamationen das Aergste sind, nicht über seine Proklamationen vom 23: Okt. und 1. Nov. hinausgehn; aber nein, es finden Hinrichtungen auf Grund einer Proklamation vom 20, die Niemand kennt und auf Grund von blosen am 6. Okt. gesprochenen Worten, statt. Ein Schneider hatte die Unvorsichtigkeit zu äußern, er habe einen Fetzen von Latours Kleidern erbeutet; er wurde verrathen und augenblicklich erschossen. Die Angehörigen der Verschwundenen erhalten nach der Exekution einen Todtenschein in's Haus geschickt. Die Offiziere, welche am 6. Okt. das Militär im Kriegsgebäude befehligten, sollen weil sie sich nicht bis auf den letzten Mann wider das anstürmende Volk gewehrt, sämmtlich erschossen werden, sofern man ihrer habhaft wird. Die Aufregung in der Bevölkerung hat durch die zahlreichen Exekutionen einen unbeschreiblichen Höhepunkt erreicht, den F. M. L. Welden, der den saubern Modena in seine Staaten wieder eingeführt hat und jetzt Gouvernör von Wien ist, damit zu ebnen glaubt, daß er den entsetzten Wienern die Versicherung ertheilt, die Gerüchte über die vielen Hinrichtungen seien erlogen, indem erst drei Hochverräther gerichtet worden seien. Die Wiener Zeitung bringt nur immer die hervorragendsten Namen und muß den geheimen Meuchelmord verschweigen.
Um Diejenigen, welche namentlich am 31. gefochten, zu fangen, hatte Windischgrätz gleich anfangs allen Mobilen 15 Kr. pro Tag und Arbeit versprochen; allein das Proletariat merkte die Falle und vermied sie zum größten Theile. Jetzt will man 20,000 Arbeiter zu Staatsbauten haben, aber Niemand meldet sich, weil Jeder befürchtet, unters Militär gesteckt zu werden, um gegen die Ungarn zu kämpfen. — Welden fordert jetzt den Gemeinderath auf, ihn, damit die Militärherrschaft angeblich bald ein Erde nehme, in seinen Bemühungen zur Wiederherstellung von Ruhe, Ordnung und Sicherheit kräftigst zu unterstützen, d. h. mit andern Worten, tüchtig denunziren zu helfen, damit bis zum 22. noch tüchtig hingerichtet werden kann. — Der Gemeinderath ist durch den Torrorismus zu Allem befähigt worden und wenn er Windischgrätz eine Suplik zu überreichen hat, so bittet er durch eine Deputation erst kniefällig um deren Annahme.
Die Post macht, was ihr beliebt, und behält nach Gutdünken Briefe zurück, um sie entweder erst später oder gar nicht an ihre Adresse gelangen zu lassen. Die Briefträger stehen wieder im Solde der Polizei und lassen durch sie den Inhalt der Briefe und Zeitungen erforschen. Es soll sogar Postbeamte geben, bei denen man sich auf die Lektüre der Zeitungen abonniren kann, die der Empfänger daher natürlich später, oder auch gar nicht erhält. Ich habe darin bereits Erfahrungen gemacht.
Bei der auf allen Gesichtern verzeichneten Furchtbarkeit der Zustände kann die nächste Zukunft, ein Winter, wiederum nur furchtbar werden. Das größte Elend ist um so unvermeidlicher, als durch den Krieg mit Ungarn, dessen Beendigung den Herren gar nicht so leicht zu werden scheint, die bedeutendste Zufuhrquelle vollends abgeschnitten ist und die Frucht bereits eine doppelte Preishöhe erreicht hat. Wie verlautet, sollen die von 5 Seiten zugleich angegriffenen Ungarn sich wüthend wehren und den kaiserl. Generälen bereits die bedeutendsten Verluste beigebracht haben. General Bem soll den linken Flügel ihrer Armee kommandiren. Man soll viele Verwundete nach Wien zurückgebracht haben. Wenn Windischgrätz denkt, er werde mit seinem fürchterlichern Terrorismus die Demokratie in Oesterreich vollends vertilgen, so befindet er sich in dem allergrößten Irrthum.
Die Demokratie hätte mit ihren unschuldigen Mitteln und mit ihren naiven Persönlichkeiten in Wien noch manches Jahr ackern können, bevor es ihr geglückt wäre, den Boden des ganzen Landesso demokratisch zu düngen, als es gegenwärtig der Fall ist. Die Demokratie schuldet in Oesterreich Niemand einen Dank, als eben Windischgrätz, den ich den energischsten Republikaner Deutschlands nennen möchte. Die demokratische Burschikosität der Aula, der Blödsinn der Vereine, die Gutmüthigkeit des Volks und die rasende Phrasenlogie der Presse werden künftig einem Ernste, einer Besonnenheit und einem einheitlichen Muthe weichen, die zu großen Resultaten führen müssen.
Jellachich ist mit dem größten Theil seiner Kroaten gegen Ungarn gezogen und Windischgrätz scheint die 40,000 Mann, die annoch in Wien liegen, gar gerne ebenfalls in Ungarn verwenden zu wollen, um dem Kriege ein rasches Ende zu machen. Er hat darum die Garde der Stadt ersuchen lassen, einige Posten zu besetzen. Sie sollten die Gewehre dazu beim Beziehen der Wache aus dem Zeughause erhalten, um sie bei der Ablösung wieder niederzulegen. Die Garde soll darauf erklärt haben, daß sie unter dem Standrecht keine Waffe ergreife.
Der Silbermangel nimmt in Wien, wie überall überhand. Die Kroaten haben alle Zwanziger mit fortgeschleppt und dafür Banknoten zurückgelassen, die sie mit Gewalt umtauschten. Die meisten Viktualienhändler wissen kaum mehr Guldenscheine zu wechseln. Ich glaube, daß während des Winters der allgemeine Bankrot unvermeindlich wird, da die Armeen die Staatskasse erschöpfen, der Terrorismus und der Krieg aber alles Zutrauen, alle Geschäfte, alles Leben zerstören.
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[ 24 ]Wien, 21. Nov.
Die heutige „Wiener Zeitung“ bringt nicht weniger als fünf kaiserliche Ansprachen oder Manifeste: „An Meine Völker Ungarn's“, (vom 22 Septbr) „Manifest an Meine Völker Ungarns“ (d. d. 25. Septbr) etc. bis zum 5., betitelt: „An die Landbewohner der Länder meiner Ungarischen Krone“ — Alles so schwarzgelb und so mit den bekannten metternichschen Phrasen nebst einem konstitutionellen Firniß, daß ich kein Wort weiter darüber verlieren will. Diesen 5 Schriftstücken schließt sich ein 6tes an, von Windisch-Grätz unterzeichnet und gerichtet: „An den Hrn. F. M. L. Moga und sämtliche k. k. Generäle, Stabs- u. Ober-Offiziere“. Es ist datirt: Schönbrunn 12. Nov., und fordert die Adressaten auf, längstens bis zum 26. Nov. zur Pflicht und Fahne zurückzukehren, widrigenfalls sie als Verräther und Rebellen betrachtet und behandelt werden sollen.
Radetzky braucht neue Truppen. Am 23. wird zu diesem Zweck eine Werbung beginnen. Die sich Anwerbenden erhalten 10 fl. C. M. als Handgeld und verpflichten sich auf die Dauer des Krieges. Das vielfach verbreitete Gerücht, als habe Kossuth und A. eine Vervielfältigung östr. Banknoten durch Nachahmung beabsichtigt, wird heute offiziell für eine Lüge erklärt.
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@facs0813
[ * ]Wien, 22. Nov.
Nach einer von Olmütz hier angelangten Depesche ist das neue Ministerium, wie folgt, konstituirt: F.Schwarzenberg, Ministerpräsident und Minister des Auswärtigen; Gr. Stadion; Inneres; Kraus, Finanzen, v. Cordon, Krieg; Bach, Justiz; Bruck, Handel; Thienfeld, Landeskultur und Bergwesen.
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@facs0813
[ 39 ]Mainz, 25. Nov.
Auch hier zeigt sich nun unter dem Militär ein anderer Geist, als der frühere. In den letzten Tagen gab es mehrfache Auftritte von Seiten der 40er gegen ihre Offiziere. Mehrere der letzteren — Hauptleute und Lieutenants — wurden von ihren Soldaten höchst unsanft mit Prügeln tractirt. Unsere Bürger sagen: das ist die Nemefi[unleserlicher Text] für die Aufhetzerei, durch welche der Soldat im Monat Mai gegen uns eingenommen wurde. Alle bisher im Oberlande befindlichen preußischen Truppen sind hier vorbei in Ihre Nähe gerückt.
[0814]
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@facs0814
[ * ] Augsburg, 21. Nov.
Der aus Wien glücklich entkommene Fenner von Fenneberg gibt in der heutigen „A. Ztg.“ folgende Erklärung in Betreff Rob. Blum's ab:
„In einem der Wiener Berichte an die Allg. Ztg. wird eine Aeußerung die Robert Blum am 30. oder 31. Oktober am Stephansplatz gemacht haben soll, des Inhalts: „Ihr müßt noch 200 latourisiren“, erwähnt. Robert Blum hat sich nach Beendigung des Kampfes in den Vorstädten, als alles verloren und jede weitere Vertheidigung Wahnwitz war, stets unmittelbar in meiner Nähe oder im Gasthof „zum Igel“ befunden, und in keiner Weise das Volk haranguirt. Jene Anschuldigung ist eine gemeine Verleumdung, die zu entkräften ich der Wahrheit wie dem Andenken eines der edelsten und tapfersten Männer Deutschlands schuldig bin. Ich habe mich dem illegalen Verfahren des Fursten Windisch-Grätz durch die Flucht entzogen, an denselben jedoch die Erklärung gelangen lassen: wie ich mich nicht verpflichtet halte mich einem Gericht zu stellen das Ankläger, Zeugen und Richter in denselben Personen vereine, und dessen einzige Richtschnur die vom österreichischen constituirenden Reichstag als ungesetzlich erklärte Proclamation vom 23. Okt. bilde; wie ich aber, sobald die legalen Gewalten wieder in Wirksamkeit träten, nicht ermangeln werde auf ergehende Aufforderung vor einer verfassungsmäßigen Jury über meine Handlungen als Chef der Sicherheitsbehörde und als Mitobercommandant der Wiener Volkswehr (vom 29. bis 31 Okt) Rechenschaft zu geben. Von der rauhen Alb, 15. Nov. 1848. F. Fenner v. Fenneberg.“
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@facs0814
[ !!! ] Frankfurt, 24. November.
Sitzung der National-Versammlung. Der Vizepräsident Riesser präsidirt.
Tagesordnung.
1. Artikel 8 und 9 des Verfassungsentwurfs.
2. Berathung eines Berichts über die limburger Frage.
3. Das Reichsgericht, Abschnitt des Verfassungsentwurfs.
4. Berathung über eine allgemeine deutsche Wechselordnung.
Vor der Tagesordnung.
Simson der Vicepräsident ist heute Nacht eilig von Berlin zurückgekommen und mit dem Präsidenten v. Gagern sofort wieder dahin abgereist, worüber man viel diplomatische Conjekturen anstellt.
Als gestern über eine Todtenfeier zu Ehren R. Blums abgestimmt wurde, stand Schmerling mit auf, während Wernher von Nierstein sitzen blieb. Die ganze Rechte und das rechte Centrum stimmten dagegen. Der hiesige Bürgerverein hat nicht gelitten, daß man in seinem Lokal eine Liste auslegt zu Sammlungen für R. Blums Familie und eine hiesige Kirche ist vom Vorstand zu einer Todtenfeier nicht verwilligt worden.
Vicepräsident Riesser theilt ein Schreiben des Präsidenten v. Gagern mit, worin derselbe höflichst um einen Urlaub von 8 Tagen bittet, mit der Versicherung, daß er nur um sich durch eigene Wahrnehmung von der Krisis in Berlin zu überzeugen, seinen Posten verlasse.
Die Versammlung bewilligt den Urlaub.
In die Kommission zur Todtenfeier Rob. Blums sind gewählt: Müller aus Würzburg, Raveaux aus Köln, Sellmer, Wigard aus Dresden und der Vicepräsident Riesser.
Reichsminister Schmerling beantwortet mehrere Interpellationen; unter andern eine von Berger wegen einer zwischen Preußen, Oesterreich und Rußland geschlossenen Alliance. Von dieser Alliance ist dem Ministerium nichts bekannt, wenn aber eine solche bestünde, so würde sie wohl eine geheime sein und keinen Bestand haben, da sie ohne Mitwissen und Wollen der Völker geschlossen.
Hierauf stellen in Folge dieser Beantwortungen Grubert, um Aufhebung des Belagerungszustandes von Berlin, Wiesner wegen der österreichischen Verhältnisse und Wesendonk wegen der Ungesetzlichkeit der Belagerungszustandes in Preußen überhaupt mehrere dringliche Anträge, die nur die Linke als dringlich erkennt.
Wesendonks Antrag geht an den Gesetzgebungsausschuß.
Berger fühlt die Nutzlosigkeit der Comödie mit den dringlichen Anträgen, indem er erklärt, trotz der ganz unbefriedigenden Antworten des Ministers, gar keine Anträge mehr zu stellen.
R. Mobl (Justizminister) beantwortet eine Interpellation des Abgeordneten Dietsch von Annaberg über die bisherige Wirksamkeit der wegen R. Blums Ermordung nach Oesterreich abgesendeten Reichskommissarien. Aus der Antwort des Ministers geht hervor, daß diese Wirksamkeit vorläufig noch Null ist.
Dietsch beantragt, sämmtliche auf diese Untersuchung bezüglichen Papiere resp. den Briefwechsel mit den Reichskommissarien unverkürzt der Versammlung vorzulegen.
Die Aktenstücke über Blum und Fröbel wird Hr. Wessenberg den Herren Reichskommissären vorlegen, auch hat Hr. Wessenberg dieselben sehr freundlich aufgenommen.
Nachdem der Kriegsminister Peucker eine Interpellation des Abg. Meyer von Ottobeuern wegen übermäßiger Einquartirung des baierischen Kreises Iller ausweichend beantwortet hat, und noch mehrere Berichte zur Anzeige gebracht worden sind, geht man (gegen 11 Uhr) zur Tagesordnung über.
Artikel 13 des Verfassungsentwurfs. § 57.
„Die Reichsgesetzgebung hat für die Aufnahme öffentlicher Urkunden diejenigen Erfordernisse festzustellen, welche ihre Gültigkeit in ganz Deutschland sichern.“
Wird angenommen.
§. 58.
„Der Reichsgewalt steht das Recht der Gesetzgebung zu, so weit es zur Ausführung der ihr verfassungsmäßig übertragenen Befugnisse und zum Schutz der ihr überwiesenen Anstalten erforderlich ist, so wie in allen Fällen, wo sie für das Gesammtinteresse Deutschlands die Begründung gemeinsamer Einrichtungen und Maßregeln nothwendig findet.“
Nach der Minorität des Verfassungsausschusses (Schüler, Blum, Wigard) angenommen.
Beide Paragraphen nahm man ohne Diskussion an.
Vogt unterbricht die Tagesordnung mit der Bemerkung, es sei ja nur ein Vicepräsident auf dem Bureau, und beantragt, die früheren Vicepräsidenten (Soiron und v. Hermann) nöthigenfalls zu ermächtigen, das Präsidium auf dessen Aufforderung zu unterstützen
Nach kurzer Debatte nimmt man diesen Antrag an und geht zur Tagesordnung zurück.
§ 59.
„Der Reichsgewalt liegt ob, durch die Erlassung allgemeiner Gesetzbücher über bürgerliches Recht, Handels- und Wechselrecht, Strafrecht und gerichtliches Verfahren, die Rechtseinheit im deutschen Volke zu gründen.“
Nach einem Antrage von Barth und Genossen an der Stelle des Antrags vom Verfassungsausschuß angenommen.
§ 60.
„Alle Gesetze und Verordnungen der Reichsgewalt erhalten durch ihre Verkündigung von Reichswegen verbindliche Kraft.“
Artikel 14. § 61.
„Die Anstellung der Reichsbeamten geht vom Reiche aus. Die Dienstpragmatik des Reichs wird ein Reichsgesetz feststellen.“
Beide Artikel wurden ohne Diskussion angenommen und somit dieser Abschnitt der Verfassung beendet.
Die weitere Tagesordnung bringt die Berathung über den Bericht der limburger Frage.
Graf Wartensleben will die Tagesordnung unterbrechen, indem er auf die Tribune geht und sagt: Meine Herren, unser liebenswürdiger (Oh!) Präsident hat einen Antrag von mir nicht zur Anzeige gebracht, welcher bezweckt, den Abgeordneten Schlöffel vor einem ähnlichen Schicksal wie R. Blum zu bewahren. (Zu merken, daß man hier davon spricht, Schlöffel stehe an der Spitze des schlesischen Aufstandes mit 18-20,000 Mann).
Die Verlesung des Wartenslebenschen Antrags wird nicht gestattet.
Zu der Tagesordnung zurückkehrend, läßt der Abgeordnete von Limburg, Scherpensee, weil er der deutschen Sprache nicht mächtig ist, ein Promemoria zu dem Bericht verlesen. Dasselbe ist energisch verfaßt und sagt zum Schluß: Holland würde sich wohl hüten, einen Krieg mit Deutschland anzufangen, wenn Deutschland die Interessen Limburgs endlich energisch wahrnehmen wolle.
In der Limburgschen Angelegenheit beantragt der internationale Ausschuß einstimmig folgenden Beschluß:
Die deutsche Reichsversammlung, im Hinblick auf die am 19. Juli d. J. in Betreff des Herzogthums Limburg gefaßten Beschlüsse, und in Erwägung, daß die Einführung der neuen niederländischen Verfassung in diesem, unzertrennlich mit Deutschland verbundenen Lande mit jenen Beschlüssen in offenbarem Widerspruch stehen würde, beschließt:
I. Die Centralgewalt wird aufgefordert, gegen die Vollziehung des neuen niederländischen Grundgesetzes im Herzogthum Limburg Verwahrung einzulegen und derselben in jeder andern geeignet erscheinenden Weise entgegenzutreten.
II. Insoweit bei Ausführung der Beschlüsse vom 19. Juli eine Verständigung oder Vereinbarung mit der herzoglich limburgischen oder königlich niederländischen Regierung erforderlich ist, dieselbe ohne Aufschub einzuleiten, und dem erwähnten Beschlusse gemäß möglichst schleunig zu einem Abschluß zu bringen.
v. Wydenbrugk. Arndt. Cucumus. Gombart. Höfken. Pretis. Schubert. Stentzel. Wurm. Zachariae.
Bernhardi spricht gegen die Anträge.
Der Minister Schmerling findet in den vorstehenden Anträgen nichts zu erinnern, aber in den Motiven des Berichts zu den Anträgen einige Unrichtigkeiten. Gegen die Verwahrungen im Punkt I hat der Minister nichts, aber die Limburger würden den besten Protest gegen Holland dadurch zu erkennen geben, daß sie zu der holländischen Landesversammlung gar nicht wählen.
Nachdem der Berichterstatter Zachariä noch für die Anträge gesprochen, werden dieselben (wie oben) fast einstimmig angenommen. (Beseler blieb sitzen.
Ueber Punkt 3 der Tagesordnung (das Reichsgericht) setzt man die Berathung für heute aus bis zur nächsten Sitzung. Man geht zu Nro. 4 Berathung über den Bericht des Abgeordneten Breuning, allgemeine deutsche Wechselordnung betreffend.
Grävell (der berühmte Mann) protestirt gegen die Annahme der vorgeschlagenen Wechselordnung in einem furchtbar langen Protest, welcher verlesen wird. (Man schreit Schluß und zur Ordnung) Grävell nennt unter andern einen solchen Beschluß der Versammlung ein Verbrechen. Präsident verweist dem alten Knaben diesen Ausdruck.
Grävell dringt auf die weitere Vorlesung seines Protests Es geschieht. Er enthält noch viele komische Stellen.
Der Ausschußbericht (durch Breuning) beantragt:
„Die hohe Reichsversammlung wolle den unter A. abgedruckten Entwurf, so wie derselbe aus den Berathungen der Leipziger Conferenz hervorgegangen, ohne Eingehen in eine Diskussion über dessen Detailbestimmungen, unverändert annehmen und dessen Verkündigung als Reichsgesetz verordnen.“
Dieser Antrag wird angenommen.
In welcher Weise letzteres geschehen müsse, ist durch den Bericht ausgeführt. Der Ausschuß schlägt vor folgendes
Publikations-Gesetz
Art. I. Die nachstehende allgemeine Wechselordnung tritt mit dem ersten Mai 1849 in dem deutschen Reiche in Gesetzeskraft.
Art. II. Die zur Ausführung dieser Wechselordnung in den Einzelstaaten etwa erforderlichen, von diesen zu erlassenden Bestimmungen dürfen keine Abänderungen derselben enthalten.
Grävell spricht gegen dies Publikationsgesetz, Berger dafür mit einem Artikel III als Zusatz: Auch bleiben alle späteren Erläuterungen, Zusätze und Abänderungen, welche den materiellen Inhalt des durch diese Wechselordnung begründeten allgemeinen deutschen Wechselrechts verändern, der Reichsgewalt vorbehalten.
Der Berichterstatter von Breuning beharrt auf obigem Publikations-Gesetz ohne Bergers Zusatz.
Das Gesetz wird angenommen, Bergers Zusatz mit 212 Stimmen gegen 183 abgelehnt.
Die Wechselordnung selbst wurde einstimmig angenommen. Somit ist die Tagesordnung erschöpft.
Nach Verlesung und Ablehnung eines dringlichen Antrages von Wartensleben wegen Schlöffel (S. unsere zweite Ausgabe vom Sonntag) wie nach Anzeige einiger Berichte, die später noch einmal daran kommen, wird die Sitzung um 2 Uhr geschlossen.
Nächste Sitzung Montag.
Tagesordnung:
1) Ein Bericht des Finanzausschusses über Vergütung für Einquartirungen.
2) Der Entwurf über's Reichsgericht.
3) Bericht des Ausschusses über die österreichischen Angelegenheiten.
Noch wird unter andern neu eingetretenen Abgeordneten der frühere Präsident der provisorischen Regierung von Schleswig-Holstein, Herr Beseler, genannt und mit Beifall begrüßt.
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Civilstand der Stadt Köln.
22. Nov.
Geburten.
Antou, S. v. Mich. Hall, Stellm., Eigelstein. — Maria Cäc. Franc. Eug., T. v. Joh. Jos. Maubach, Kfm., Severinstr. — Cathar., T. v. Math. Obladen, Tagl., Friesenstr. — Barb., T. v. Peter Jüsgen, Tagl., Löhrg. — Anna Maria, T. v. Adam Busch. Steinh., Maximinenstr. — Herm. Jos., S. v. Peter Luntershausen, Kartenm., Weißbütteng. — Joseph. Carol., T. v. Karl Buchner, Schreinerm., Spulmannsg. — Elisab. Wilh., T. v. Andr. Dürscheidt, Lehrer, Klingelp. — Jacob, S. v. Wilh. Clemens, Seidenw., Carthäuserhof. — Gertr., T. v. Joh. Peter Zündorf, Schuhm., Streitzeugg. — Josepha, T. v. Peter Jos. Baumerich, Gastw., Severinstraße. — Joh. Nepom. Wilh. Hub., S. v. Karl Leibl, Dom-Kapellmeister, Sterneng. — Elisab. Wilh. Hubert. Cäc., T. v. Math. Cremer, Stadt-Sekretariats-Gehülfe, Breitstr. — Maria Christ., T. v. Ferd. Schmidtmann, Priv.-Sekr., Krebsg.
Sterbefälle.
Anna Joh. Heyer, 5 M. 22 T. alt, Ortmannsg. — Anna Maria Cathar. Bauch, 1 J. 4 M. alt, Sterneng. — Karl Joh. Hub. Jos. Hermann, 3 W. alt, But[unleserlicher Text]erm. — Elisab. Mundorf, 1 J. 1 M. alt, unter Goldschm. — Paul Beudel, ohne Gew., früher Faßb., 90 J. alt, Wittwer, Lintg — Mich. Hoffarth, 6 M. alt, Lungeng. — Ein unehel. Knabe.
Heirathen.
Sev. Krill, Schuster, v. hier, und Margar. Hubert. Heidmann, v. Altorf. — Friedr. Heß, Tapez., v. hier, u. Anna Maria Hochstein, v Honnef. — Bern. Jos. Willems, Handlungsdiener, v Düren, und Anna Maria Barnickel, v. hier. — Joh. Wichterich, Schreinerm., v. Erp, und Maria Gertr. Kayser, v. Borr — Ludw. Reul, Schreinerm., und Margar. Stahll, beide v. hier. — Math. Gussen, Tischlerges., v. Glesch, und Margar. Emmel, v. Trier. — Laur. Uhrmacher, Blaufarb., v. hier, und Maria Ther. Sophia Louisa Reinhold, v. Herford.
Heiraths-Ankündigungen.
(12.) Laur. Uhrmacher, Blaufarb., Follerstr, und Maria Ther. Sophia Louisa Reinhold, Johannstr. — Math. Gussen, Tischlerges., und Margar. Emmel, beide Thurnm. — Phil. Lieb, ohne Gew., Thurnm., und Elis. Hubert Türck, Lichhof Joh. Schumacher, Bäcker, Waiseng., und Joh. Cathar. Gentgen, Altenbergerstr., früher zu Düren — Phil. Kuhl, Kutscher, zu Köln, und Agnes Koch, zu Mülheim. — Bernh. Fo[unleserlicher Text], Schlosser, zu Köln, und Anna Christ. Sürth, zu Köln. — Ludw. Reul, Schreinerm, Perlengr., und Margar. Stahll, Waidm — Wilh. Heinr. Mohme, Musketier, Blankenheimerhof-Kaserne, früher zu Minden, und Wilh. Charl. Horstmann, zu Voßen. — Karl Lotz, Konditor, zu Koblenz, und Maria Louisa Auen, Obermarspforten. — Pet. Schmitz, Ackerer, Thürmchensw., und Anna Cath. Klein, zu Vor-Nippes. — Ludw. Hub. v. Cöllen. Eisenbahn-Schaffner, u. Mar. Ther. Quetting, beide unt. Kalenh
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Dienstag den 5. Dezember d. J., Vormittags 11 Uhr, soll im Lokale der königlichen Polizei-Direktion hierselbst die Gestellung der zum Transport marschunfähigen Civil-Arrestanten und armen Reisenden erforderlichen Fuhren pro 1849 öffentlich unter den bei der unterzeichneten Behörde einzusehenden Bedingungen an den Mindestfordernden bedungen werden.
Köln, den 24. Nov. 1848.
Der interim. Polizei-Direktor, Geiger.
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Nr. 72,733.
Auszug aus den im Sekretariate des Königlichen Landgerichtes zn Köln am Rheine beruhenden Urschriften.
Ediktal-Ladung.
Nachdem der Büchsenmacher-Gehülfe Johann Sartory, hierselbst Gereonskloster Nro. 4 wohnhaft, das öffentliche Aufgebot des von der hiesigen städtischen Sparkasse auf seinen Namen ausgefertigten, und ihm angeblich verloren gegangenen Sparkassenbuches worauf noch dreißig Thaler vier Silbergoschen sechs Pfenninge rückständig sind, Behufs dessen Amortisation nachgesucht hat, und diesem Gesuche durch landgerichtlichen Beschluß vom heutigen Tage stattgegeben worden ist, so werden alle diejenigen, welche an das bezeichnete Sparkassenbuch ein Anrecht zu haben vermeinen, hiermit aufgefordert, sich innerhalb acht Wochen bei dem hiesigen Königlichen Landgerichte, spätestens aber in dem hierzu auf den neun und zwanzigsten Dezember dieses Jahres, Nachmittags vier Uhr im Zimmer Nr. 15 des Landgerichts-Gebäudes vor dem ernannten Kommissar, Landgerichts-Assessor Siegfried anberaumten Termine zu melden und ihr Recht daran näher nachzuweisen, widrigenfalls das Sparkassenbuch für erloschen erklärt, und dem Johann Sartory ein neues ausgefertigt werden soll.
Köln, den sechszehnten Oktober ein Tausend achthundert vierzig.
Das Königliche Landgericht, (gez,) Oedenkoven.
Für gleichlautenden Auszug Der Landgerichts-Sekretär, Mockel.
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Dem Anzeigenfabrikanten Jos. Dumont, möge als Antwort auf seine Anfrage an das Volks-Comite dienen, daß die veröffentlichte Liste der Mitglieder desselben ganz richtig ist, daß aber auch noch Stellvertreter da sind, und daß eben die fünf Herren, welche eine der Eingaben an den Gemeinderath mitunterzeichneten, zu denselben gehören. Wie aber lieber Joseph! kömmst du zu solcher verdächtigenden Fabrikation? Daß die Anfrage von dir und nur von dir ausgehen kann, geht klar daraus hervor, daß kein anderer als ein Stadtrath die Namen der Unterzeichner der Adresse so schnell erfahren konnte. Schäme dir Joseph und höre auf dein Schundblatt mit deinem eignen Fabrikate noch mehr zu besudeln. Denke an Vervier! und verrathe nicht ferner die Geheimen des Stadtrathes, der doch so gerne im Finstern heult, und wie die Eule das Sonnenlicht, die Oeffentlichkeit, scheut.
Doch ja, du schleuderst solche Anzeigen in dein Blatt, um Gegenanzeigen hineinzulocken und so deine Säckel zu füllen.
Einmal aber nicht wieder! Ein jeder sei fortan klüger wie Joseph! Wir sind hinter seine Schliche gekommen.
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Im neuen Laden, Obenmarspforten, gegenüber dem Jülichsplatz werden verkauft:
Regenschirme in schwerster Seide von 2 Thlr. 10 Sgr. bis 3 1/2 Thlr.
Zeugschirme von 22 Sgr. bis 1 Thlr. 15 Sgr.
Gebrauchte Schirmgestelle werden in Zahlung genommen. Reisetaschen mit starken Bügeln von 25 Sgr. bis 2 1/2 Thlr. Gestrickte Unterhosen und Jacken von 15 Sgr. bis 1 Thlr. 10 Sgr.
Cravatten in Atlas und Lasting von 7 Sgr. bis 1 Thlr.
Atlas, Shawls und Schlipse von 25 Sgr. bis 1 Thlr. 10 Sgr.
Wollene Herrenshawls von 8 Sgr. bis 20 Sgr. Foulards, bunte Taschentücher, Gummihosenträger u. s. w.
Ferner werden billig verkauft:
Feines Tuch und Buckskin zu Hosen, die Elle 20 Sgr. oder 1 Thlr. 15 Sgr. Westenstoffe, neueste geschmackvollste Muster, die Weste von 8 Sgr. bis 1 1/2 Thlr.
Schlafröcke und Hausröcke von 2 Thlr. bis 6 Thlr.
Winterpalletos vom stärksten Düffet zu 3 Thlr. 20 Sgr. bis 5 1/2 Thlr. Abd-el-Kader zu 5 Thlr. bis 7 Thlr.
Bournusse in gutem Tuch von 6 Thlr. bis 12 Thlr.
Alle Sorten Handschuhe von 2 Sgr. bis 15 Sgr.
NB. Die Waaren werden wirklich so billig verkauft wie die Preise angegeben sind.
Joseph Sachs aus Frankfurt a. M., im Hause des Hrn. J. M. Farina.
Obenmarspforten, gegenüber dem Jülichsplatze.
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Ein Mädchen, welches im Leinwandnähen und Bügeln erfahren ist, sucht Dienst. Zu erfahren Großneugasse 21.
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Eine Frau sucht Arbeit für halbe und ganze Tage. Zu erfahren Breitstraße Nr. 70.
@typejAn
@facs0814
Ein Junge wird gesucht, der im Stande ist Kommissionen zu verrichten.
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Ein solider Schreiber sucht dringend Beschäftigung durch die Exp. dies. Z.
@typejAn
@facs0814
Rheinische Eisenbahn.
Abänderung des Winter-Fahrplans mit dem 11. November.
Wegen Einrichtung eines direkten Dienstes zwischen England und Deutschland über Ostende treten vom 11. November an folgende Abänderungen in den Abfahrtsstunden unseres Winter-Fahrplans ein, und zwar bei den Zü.gen Nr. 3 aus Köln nach Belgien und Nr. 10 aus Verviers nach Köln.
Abfahrt des Zuges Nr. 3 aus Köln anstatt um 10 Uhr schon um
9 3/4 Uhr aus Köln,
10 1/4 Uhr aus Königsdorf,
10 1/2 Uhr aus Horrem,
10 3/4 Uhr aus Buir,
11 Uhr aus Düren,
11 1/4 Uhr aus Langerwehe,
11 1/2 Uhr aus Eschweiler,
11 3/4 Uhr aus Stolberg,
12 1/4 Uhr aus Aachen, (anstatt um 12 1/2 Uhr)
12 3/4 Uhr aus Astenet,
1 Uhr aus Herbesthal,
1 1/4 Uhr aus Dolhain,
1 1/2 Uhr Ankunft in Verviers, von wo um
2 Uhr Abfahrt nach ganz Belgion bis Ostende.
Abfahrt des Zuges Nr. 10 aus Verviers nach Aachen und Köln anstatt um 4 1/2 Uhr Nachmittags erst um
4 3/4 Uhr aus Verviers,
5 Uhr aus Dolhain,
5 1/4 Uhr aus Herbesthal,
5 1/2 Uhr aus Astenet,
6 1/2 Uhr aus Aachen, (anstatt um 6 1/4 Uhr)
6 3/4 Uhr aus Stolberg,
7 Uhr aus Eschweiler,
7 1/4 Uhr aus Langerwehe,
7 1/2 Uhr aus Düren,
7 3/4 Uhr aus Buir,
8 Uhr aus Horrem,
um 8 1/2 Uhr Ankunft in Köln.
Köln, den 9. November 1848. Die Direktion.
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Der Gerant: Korff.