[0737]
Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No. 142. Köln, Dienstag den 14. November. 1848.
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Um mehrfach geäußerten Wünschen entgegenzukommen und dem Theile des Publikums, welcher ohne längeres Abonnement den jetzigen wichtigen Zeitereignissen folgen möchte, alle möglichen Erleichterungen zu gewähren, nehmen wir Bestellungen auf die Neue Reinische Zeitung vor Ende des Quartals zu 1 Thlr. bei Vorausbezahlung in hiesiger Stadt und Deutz an; einzelne Nummern sind fortwährend an der Expedition des Blattes — unter Hutmacher Nr. 17 — zu einem (1) Sgr. zu haben. Die einlaufenden Nachrichten sind wir, unterstützt von tüchtigen Corespondenten, im Stande wie seither unsern Lesern auf das Schleunigste zu überliefern.
Köln, 13. November 1848. Die Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung.
Zweite Ausgabe.
Deutschland.
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Breslau, 11. Nov.
Abends 9 ein halb Uhr. Die rückständige Wiener Post trifft so eben ein; wir theilen die wichtigste Nachricht vornweg mit:
Der Mordhund Windischgrätz hat den deutschen Reichstags-Deputirten Robert Blum standrechtlich erschießen lassen
Die Wiener Zeitung vom 10. meldet darüber Folgendes:
Mittelst standrechtlichen Urtheils vom 8. d. M. ist Robert Blum, Buchhändler aus Leipzig, überwiesen durch sein eigenes Geständniß, wegen aufrührerischen Reden und bewaffneten Widerstande gegen die kaiserlichen Truppen, in Folge der von Sr. Durchlaucht dem k. k. Herrn Feldmarschall Fürsten zu Windischgrätz unserm 20. und 23. Okt. erlassenen Proklamationen, zum Tode verurtheilt, und das Urtheil am 9. November 1848 Morgens um halb acht Uhr in der Brigittenau mit Pulver und Blei vollzogen worden.
Von andern amtlichen Mittheilungen folgende: Das Ausrufen und der Verkauf von Zeitungsblättern und Flugschriften auf den öffentlichen Straßen und Plätzen wird im Allgemeinen auf das Strengste untersagt.
Dagegen Handelnde werden verhaftet und mit Arrest bestraft werden, der sich in dem Grade verschärfen wird, als sich die Betretenen eine Wiederholung dieses Vergehens zu Schulden kommen lassen sollten.
Wien, am 8. Nov. 1848.
Von dem Vorstande der k. k. Central-Kommission der Stadt-Kommandantur.
Freiherr von Cordon,
k. k. General-Major.
[(A. O.-Z.)]
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Wien, 10. Nov.
Gestern Morgen 6 Uhr hörte Robert Blum im Gefängniß das standrechtliche Urtel, welches den Tod über sein Haupt verhängte, man sagt durch den Strang, und nur die Schwierigkeit der Vollstreckung habe die Umwandlung zum Erschießen veranlaßt. Er erklärte mit heroischer Fassung, die Sentenz käme ihm nicht unerwartet, und bat um die nöthige Zeit, um den Scheidebrief an seine Frau schreiben zu können. „Fasse dich muthig ob meines Schicksals — heißt es darin — und erziehe unsere Kinder, daß sie meinem Namen keine Schande machen. Ich sterbe für die Freiheit.“ Gegen 7 Uhr langte der Leichenzug in der Brigittenau an, Blum aber war in dem von Kürassieren begleiteten Wagen, ohne einen Augenblick Geistesgegenwart und Seelenstärke zu verlieren. Die Brust entblößend, wünschte er mit unverbundenen Augen dem Tode entgegenzuschauen, schlang aber selbst das Tuch um die Augen, als man ihm bedeutete, daß dies in der Sitte sei, und kniete nieder. Drei Schüsse streckten ihn todt nieder, die drei Jäger hatten wohl gezielt. Zwei Kugeln trafen die Brust, die dritte den Kopf. Am Abend lag der Leichnam im Militär-Spitale. Vielleicht findet sich Hr. v. Könneritz, der sächsische Gesandte, bewogen, für den hingerichteten Landsmann und Frankfurter Deputirten wenigstens eine Grabstätte, den Hinterbliebenen und Freunden kenntlich, zu besorgen. Die amtliche Notiz der Wiener Zeitung bezeichnet ihn heut nur als Buchhändler von Leipzig. Meinen Bericht gebe ich nach der Erzählung eines Offiziers, welcher der Exekution beigewohnt haben will. Sie werden keine Betrachtungen erwarten. Mit Tausenden und aber Tausenden erliege ich dem Eindrucke der furchtbaren Katastrophe
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Wien, 10. Nov.
Heute erfolgte die Hinrichtung des Nationalgarde-Oberkommandanten Messenhauser.
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Wien, 9. Novbr.
Heute Morgen um 8 Uhr wurde in der Brigittenau der Abgeordnete Robert Blum, vom Frankfurter Parlament, erschossen. Das Kriegsgericht hatte ihn schuldig befunden, nicht bloß auf der Aula durch Rede und Rathschlag für den energischen Widerstand gewirkt zu haben, sondern auch an der Spitze der Mobilgarde bis zum letzten Augenblick gekämpft zu haben. Eine Abtheilung Dragoner geleiteten den Wagen, in dem sich Robert Blum mit einigen Offizieren befand, in die Au, wo sofort das Urtheil vollzogen wird. Nach einer Aeußerung des Generals Cordon dürfte schon in den nächsten Tagen das Urtheil über den Zweiten jener aus vier Mitgliedern der Linken des Frankfurter Parlaments bestehenden Deputirten gefällt werden, denn zwei Mitglieder hatten sich nach Olmütz zu den Reichs-Kommissaren begeben, indeß zwei hier verblieben.
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[ * ]Köln, 14. Nov.
In einer Sitzung des Bürgervereins von heute Abend wurde die Adresse der Volksversammlung des Eiserschen Saales, ohne irgend eine Aenderung, einstimmig angenommen. Diese Adresse an die Nationalversammlung wird von je 3 Mitgliedern des demokratischen, des Arbeiter- und des Bürger-Vereins, sowie von 3 Mitgliedern des Gemeinderaths, morgen Abend nach Berlin gebracht. Durch den Beitritt des Bürgervereins haben sich also sämmtliche politische Gesellschaften der Stadt Köln für den Beschluß der Nationalversammlung erklärt.
Die Volksversammlung des Eiser'schen Saales, die sich, laut unserer gestrigen Mittheilung, in Permanenz erklärte, hat in ihrer heutigen Abendsitzung einen Ausschuß von 25 Mitgliedern erwählt, der damit beauftragt ist, im Sinne des jüngsten Beschlusses der Nationalversammlung, die ferneren nöthigen Schritte zu thun.
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[ * ]Köln, 13. November.
Der Central-Ausschuß der Demokraten Deutschlands an die deutschen Demokraten:
Bürger!
Die letzte Burg der Freiheit in Deutschland, Berlin, soll gesprengt werden. Wir brauchen Geld, und fordern Euch hiermit auf ohne Verzug eine außerordentliche Steuer Euch aufzuerlegen. Die gesammelten Gelder sendet schnell und direkt unter Adresse: „Abg. D'Ester, Friedrichstraße 64.“ nach Berlin. Wir erwarten, daß die deutschen Demokraten ihre Pflicht thun.
Berlin. 11. November 1848.
D'Ester. Reichenbach. Hexamer.
Die Expedition der „Neuen Rheinischen Zeitung“ nimmt Geldsendungen für den demokratischen Centralausschuß für Berlin in Empfang, und wird fortlaufende Listen über die eingehenden Summen veröffentlichen.
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[ 109 ]Düsseldorf.
Man hat hier folgenden Aufruf
An die Landgemeinden
erlassen:
Wackere Bürger der Landgemeinden! Der König hat in Berlin die von Euch gewählte National-Versammlung durch die Gewalt der Bajonette aufzulösen gewagt. Dieses unerhörte. schmachvolle Attentat auf unsere Freiheit ist die Folge davon, daß die National-Versammlung hochherzige Beschlüsse gefaßt hat, um Eure und unsere Lage zu bessern. Es ist die Folge davon, daß die National-Versammlung die Jagdberechtigung der Adligen auf dem Grund und Boden des Bauern als einen Raub aufgehoben, daß sie Adel und Titel abgeschafft hat, und eben im Begriff war die drückendsten Abgaben, welche auf Euch lasten unentgeldlich aufzuheben. Die Freiheit des Vaterlandes ist in Gefahr; sie ist verloren, wenn Ihr Euch nicht miterhebt sie zu retten. Wir sollen wieder unter das Joch einer räuberischen Adelsherrschaft gebeugt werden!
Tapferes Landvolk, wache! Du würdest am meisten zu Boden getreten, mit Steuern erdrückt und der sauere Schweiß Deiner Arbeit leichtsinnig vergeudet werden, wenn die Freiheit erläge. Vackeres Landvolk, wache und sei bereit! Sei bereit, wenn der Angriff auf uns erfolgt, wenn es Pflicht ist für die Vertheilung der gesetzlichen Freiheit das Leben einzusetzen, wenn die Sturmglocken ertönen, zu unserem Schutze herbeizueilen.
Die Bürger Düsseldorf's.
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@facs0737
Berlin, 12. November.
Der Bürgerwehr-Kommandeur Herr Rimpler hat am Abend die Niederlegung seines Amtes und den Austritt seines Stabes angezeigt. Der Magistrat hat jedoch diese Entlassung im gegenwärtigen Moment nicht annehmen zu können erklärt und zugleich dem Kommando sein Befremden darüber zu erkennen gegeben, daß dasselbe einen solchen Schritt in diesem Augenblick thun wolle.
Die von Seiten des Magistrats an den König abgeordnete Deputation, um gegen die Verlegung der National-Versammlung nach Brandenburg Einspruch zu thun, ist nicht angenommen worden. Seitens der National-Versammlung, wo sie dahin Vorstellung machen sollte, daß die Versammlung die Hände biete, jeden gewaltsamen Konflikt zu vermeiden, wurde von dem Präsidenten erwiedert, daß man jede Annäherung an die Krone als eine Schwäche betrachte, welche unter der Würde der Nation stehe. Ein anderer Abgeordnete fügte hinzu, man werde mit der National-Versammlung stehen und fallen. Gleichzeitig wurde jedoch die Versicherung hinzugefügt, daß ein blutiger Zusammenstoß unter allen Umständen vermieden werden solle und würde. Man werde durch ruhige und friedliche Haltung alles Recht zu wahren wissen.
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[ 103 ]Berlin. 12. November.
Nachmittags 2 Uhr. Das Polizeipräsidium erließ heute Früh eine Bekanntmachung, daß alle Bürgerwehrmänner und Mitglieder der fliegenden Corps, die in ihren Händen befindlichen Waffen bis Nachmittags 5 Uhr an fünf verschiedenen Orten abliefern sollen. Bis diesen Augenblick ist noch kein einziges Gewehr abgeliefert worden. Die Bürgerwehr hat beschlossen die Waffen zu behalten. Diejenigen, welche nicht kämpfen wollen, geben ihre Gewehre an Arbeiter ab. Eine Kompagnie, wo 40 Gewehre von reichen Bourgeois abgelegt waren, stellte solche sogleich zur Verfügung des demokratischen Klubs. Ein Bankier rief in meiner Gegenwart einen Arbeiter herein und übergab ihm sein Gewehr mit aller vorräthigen Munition und einen Thaler dazu. Dumpfe Gährung herrscht in der ganzen Stadt. Alles rüstet sich zum Kampfe. Die Maschinenbauer arbeiten in der Borsigschen, der Egellschen und den andern großen Werkstätten an der Herstellung von Kanonen und anderweitigen Geschützen, so daß bis Abend mehrere Batterien mit Munition vollständig hergestellt sein werden. Diejenigen Arbeiter, welche keine Gewehre erhalten, werden sich vermittelst Pechkränze gegen die Angriffe der rohen Gewalt zur Wehr setzen. So verging der Tag in den mannigfaltigsten Zurüstungen zum Kampfe. An Munition ist kein Mangel. —
In dem Sitzungssaal der Nationalversammlung angekommen, wird mir folgende Adresse der Meklenburger Abgeordnetenversammlung an die Nationalversammlung in Berlin mitgetheilt:
„In der heutigen Sitzung der Abgeordneten beider Meklenburg ist beschlossen worden: im Namen des Meklenburgischen Volkes, unter Zusicherung jedes möglichen Beistandes, der konstituirenden Nationalversammlung in Berlin zu erklären, daß sie, wie sie gestern, recht gehandelt und Deutschlands Ehre gewahrt habe. Der unterzeichnete Vorstand der Abgeordneten beider Meklenburg ist beauftragt, diesen Beschluß zur Kenntnißnahme der hohen Nationalversammlung zu bringen.
Schwerin den 11. Nov.
Der Gesammtvorstand der Meklenburgischen Abgeordnetenversammlung.
Um 2 2/3 Uhr wird die Nationalversammlung mit Verlesung des Protokolls der gestrigen Nachmittagssitzung eröffnet. Der Präsident verkündigt, daß mehrere Stellvertreter für die nicht anwesenden Abgeordneten eingetroffen seien. Die obenmitgetheilte Adresse der Meklenburger Abgeordnetenversammlung wird vom Präsident verlesen und mit stürmischen Beifall aufgenommen. Der Abg. Elsner verliest den zweiten Bericht über die in Folge des Staatsstreichs eingegangenen Adressen. Der Rusticalverein in Schlesien (sämmtliche Bauergutsbesitzer) zeigen an, daß sie bis zur Einsetzung einer neuen Regierung keine Steuern mehr zahlen werden.
Da die vierwöchentliche Wahlperiode abgelaufen, schreitet man zur Wahl des Präsidiums.
Man erzählt, daß der König von dem größten Theile seiner Umgebung in Sanssouci verlassen worden ist. Alle mißbilligen mehr oder weniger die bisherigen Schritte. Der Prinz und die Prinzessin von Preußen sind in vergangener Nacht nach Weimar abgereist. Der General Below soll den König fußfällig um Zurücknahme der erlassenen Maßregeln gebeten haben und da dies der König verweigerte sogleich das Schloß verlassen haben. Den Ex-Ministern Auerswald und Kühlwetter, die mit größter Mühe Audienz erhielten, antworte der König: „ich brauche keine Rathgeber, meine besten Rathgeber sind die Kanonen!“
Das Staatsministerium erläßt folgende Bekanntmachung:
„Obgleich Se. Majestät der König, dem Rechte der Krone gemäß, mittelst Allerhöchster Botschaft vom 8. d. M. die Verlegung der zur Vereinbarung der Verfassung berufenen Versammlung nach Brandenburg und deren Vertagung bis zum 27. d. M. angeordnet hat, so fährt doch ein Theil der Abgeordneten zu dieser Versammlung noch fort, — statt sich der Anordnung zu fügen und zur festgesetzten Zeit in Brandenburg, fern von dem Einflusse gesetzwidriger Einwirkungen, die dem Volke und der Regierung gestellte Aufgabe in würdiger Weise lösen zu helfen — hier Sitzungen zu halten und Beschlüsse zu fassen, welche die beklagenswerthesten Folgen herbeiführen und den Frieden gewaltsam stören müssen, aus welchem allein nur die allseitige Wohlfahrt hervorgehen kann. Dieses gesetzwidrige Verfahren erscheint um so weniger gerechtfertigt, je maßloser und unbegründeter die Vorwürfe sind, mit welchen die Mitglieder des Staatsministeriums belastet werden. Beseelt von dem reinsten Streben, die, in der heutigen Proklamation Seiner Majestät des Königs wiederholt ausgesprochenen Verheißungen auf das Gewissenhafteste in Erfüllung zu bringen und die Wohlfahrt des Volkes auf dem Grunde einer wahren Freiheit herbeizuführen, muß das Staatsministerium jeden verläumderischen Angriff auf sein Pflichtgefühl entschieden zurückweisen.
Das Staatsministerium sieht sich durch das Verfahren der erwähnten Abgeordneten veranlasst, hiermit zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, daß Verhandlungen und Beschlüsse, welche von Seiten jenes Theils der Versammlung, seit ihrer Vertagung, ausgegangen sind, oder etwa noch ausgehen möchten, aller und jeder Gültigkeit, daher auch von der Regierung Sr. Maj. des Königs in keiner Weise anerkannt werden kann. — Das Publikum wird deshalb in seinem eigenen Interesse wohlmeinend gewarnt, sich durch das ungesetzliche Verfahren der hier noch ver- [0738] sammelten Abgeordneten nicht zu Handlungen verleiten zu lassen, wodurch die öffentliche Ordnung irgendwie gestört wird und welche in keinem Falle ungeahndet bleiben würden.
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Berlin, den 11. Nov. 1848.
Das Staatsministerium. Gf. v. Brandenburg. v. Ladenberg. v. Strotha. v. Manteuffel.
Gegen 5 Uhr ist das Scrutinium beendigt. Das Resultat der Präsidentenwahl ist folgendes: Zahl der Abstimmenden 248. Abg. Unruh 243 Stimmen. Waldeck 1 und Grabow 1 Stimme; — 1 Stimmzettel war ungültig.
Vice-Präsident Phillips: Ich proklamire hiermit den Abg. Unruh zum Präsidenten der Preußischen Nationalversammlung. (Stürmischer Beifall.)
Unruh dankt und gibt die Versicherung, daß er freiwillig nie diesen Platz verlassen werde. — Temme: Auch wir schwören, unsere Plätze nicht zu verlassen. (Beifall.)
Berg stellt den Antrag: Der Mecklenburgischen Abgeordnetenversammlung den Dank unserer Versammlung auszusprechen, weil sie die erste ist, welche das Vertrauen der preußischen Volksvertreter auf die deutschen Stämme rechtfertigt; wird einstimmig angenommen.
Die Sitzung wird geschlossen und die nächste zu morgen Vormittag 11 Uhr in demselben Lokale, im Saale des Schützenhauses angesetzt.
Als ich auf meinem Rückwege vor dem Schlosse ankam, wurde der Belagerungszustand proklamirt. Auf dem Schloßplatze waren Tausende von Menschen versammelt, welche dieser Proklamirung mit Hohn antworteten. Das souveräne Volk trat an die verschlossenen eisernen Schloßgitter heran und rief den im Schloßportale stehenden Offizieren und Soldaten die tollsten Witze und Ausrufungen zu.
Eine halbe Stunde später. Noch sind die Folgen des Belagerungszustandes nirgends zu bemerken. Auf den Straßen wogt die ganze Bevölkerung Berlins. Wer nicht wüßte, warum es sich handelt, würde glauben, heute findet ein Volksfest statt. Bewaffnete Bürger und Arbeiter ziehen ungehindert durch alle Straßen, noch ist kein Soldat zu sehen.
Berlin in Belagerungszustand.
So eben um 5 1/2 Uhr wird Berlin in Belagerungszustand erklärt. Die Bekanntmachung, welche an allen Ecken angeschlagen ist, lautet:
„Die in hiesiger Stadt eingetretenen Ereignisse haben die ordentlichen Civilbehörden außer Stand gesetzt, dem Gesetze die gebührende Geltung zu verschaffen.
Das unterzeichnete Staatsministerium darf daher nicht Anstand nehmen, zu außerordentlichen Maßregeln zu schreiten und erklärt hiermit die Stadt Berlin und deren zweimeiligen Umkreis in Belagerungszustand.
Die in dieser Beziehung zu treffenden näheren Anordnungen werden demnach fortan von dem General der Kavallerie von Wrangel, welcher die Truppen in den Marken kommandirt, ausgehen.
Berlin, den 12. November 1848.
Das Staats-Ministerium.
Graf v. Brandenburg. v. Ladenberg. v. Strotha. v. Manteuffel.
Eine andere Bekanntmachung enthält die nähern Anordnungen des General Wrangel und scheinen denen, die vom Fürsten Windischgrätz in Wien erlassen sind, ganz nachgeschrieben zu sein. — Das Tragen von Waffen, Preßfreiheit, Versammlungsrecht, Alles ist verboten. Es dürfen nur 10 Menschen auf der Straße zusammenstehen, Fremde sollen binnen 24 Stunden die Stadt verlassen; wer auf den Eisenbahnen bewaffnet ankommt, dem sollen die Waffen abgenommen werden u. s. w.
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@facs0738
[ 20 ] Berlin, 12. Nov.
Die kgl. Ordonnanz, die Entwaffnung der hiesigen Bürgerwehr betreffend (wir meldeten sie gestern noch als Gerücht, obgleich sie bereits im Staatsanzeiger abgedruckt war) hat die herrschende Aufregung auf eine furchtbare Höhe gebracht. Noch gestern Abend versammelten sich die Kompagnien der Bürgerwehr und einmüthig wurde beschlossen, die Waffen nicht abzugeben, sondern es darauf ankommen zu lassen, was das Gouvernement weiter thun würde. In der Versammlung der Majore ereignete sich unterdeß ein nicht minder wichtiger Vorfall. Herr Rimpler legte, um sich weiterer Verantwortlichkeit zu überheben, den Oberbefehl nieder; die Majore folgten seinem Beispiele. Zugleich wurden aber, um die Entwaffnung möglichst zu erschweren, die Stammlisten der Bürgerwehr vernichtet. Die Nachricht von der Abdankung der Befehlshaber rief in den Kompagnien eine unbeschreibliche Erbitterung hervor, die nur durch die Erklärung der Befehlshaber besänftigt wurde, daß ihre Abdankung nur ihre Form sei, daß sie aber im Augenblicke des Kampfes an der Spitze ihrer Bataillone stehen würden. Es ging außerdem das Gerücht, daß während der Nacht sämmtliche Abgeordnete verhaftet werden sollten, eine Maßregel, die dem Säbelregiment wohl zuzutrauen, bis jetzt aber nicht erfolgt ist. Erst spät in der Nacht trennten sich die Kompagnien der Bürgerwehr, um sich heute wieder zu versammeln. Straße und Plätze waren die ganze Nacht hindurch belebt; am Schlosse unterhielt sich das Volk durch die geschlossenen Gitter mit den wachthabenden Soldaten. Die Truppen waren die ganze Nacht hindurch nur korporalschaftweise bei einander; sie fürchteten einzeln einen Ueberfall in den Häusern. Zahlreiche Militärpatrouillen durchschritten die Straßen. So brach der Morgen an.
Er wurde von den kgl. Ordonnanzen begrüßt, die an allen Ecken angeheftet waren. Diese Liebesgrüße des „Ungeschwächten“ waren indeß bald verschwunden, wo sie nur immer der Arm des Volkes erreichen konnte. Sie waren mit Absicht sehr hoch angeheftet. Die Aufregung wächst nun mit jeder Stunde; bewaffnetes Volk läuft hin und her, doch geht es noch ganz friedlich her. Aber an die Aufforderung des Polizeipräsidiums, bis um 5 Uhr Nachmittags die Waffen abzuliefern, kehrt sich Niemand. Vielmehr werden an die noch Unbewaffneten Gewehre vertheilt. Das Volk nimmt Jedem seine Waffe, der Miene macht, sie abzuliefern.
1 Uhr Mittags. Es finden Truppenbewegungen Statt. Das Militär wird in seine Sammelplätze konfignirt; im Schauspielhause liegen 1000 Mann, in der Seehandlung 2000; ins Schloß werden 20 Kanonen gefahren. So eben verläßt ein Theil der Truppen mit Geschütz die Stadt; der Kreuzberg ist mit Kanonen besetzt.
3 Uhr. Sitzung der Nationalversammlung im Schützenhause. Tausende umgeben das Haus; es ist von Bewaffneten besetzt. Die Königsstraße wimmelt von Volk.
5 Uhr. Die Waffen sind nicht abgeliefert; Alles rüstet sich zum Kampfe. Man erwartet den Belagerungszustand mit ruhigem, kaltem Blute. Ausreißer verlassen massenhaft die Stadt. Diese Zustände haben sich bis jetzt in Nichts geändert. Die Bürgerwehr verharrt noch immer in ihrem passiven Widerstande. Magistrat und Stadtverordneten haben heute wieder eine Deputation nach Potsdam geschickt, um wenigstens einen Indult von 48 Stunden zu erlangen. Unserer Bourgeosie ganz würdig!
Nachträglich bemerke ich noch, daß Rimpler das Kommando wieder ergriffen hat, da der Magistrat seine Entlassung nicht angenommen hat. Er hält sich übrigens verborgen, da er von Verhaftsbefehlen verfolgt wird.
Das Obertribunal erklärt dns Gerücht, daß es sich in pleno gegen den König entschieden, überhaupt daß es über den obwaltenden Konflikt berathen habe, für irrig.
Neuestes.
6 1/4 Uhr. So eben wird auf dem Schloßplatze unter Trommelschlag der Belagerungszustand für Berlin und 2 Meilen im Umkreise proklamirt! Kostbare Sachen! Belagerungszustand und Bombardement, wie paßt das zusammen? Ein Belagerungszustand, um zu entwaffnen! Hat Wrangel damit schon etwas erreicht? Höchstens hat er die Nationalversammlung auseinandergetrieben; für ihn ist die Entwaffnungsfrage noch immer offen trotz dem Belagerungszustande. — Die Bourgeoisie ist jetzt auf dem Punkte, aus ihrer Passivität herauszutreten, um zu handeln. Wir wollen sehen!
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@facs0738
Berlin, 12. Nov.
Wie klar das Recht und die Pflicht des Gouvernements zu seinen Schritten ist, geht daraus hervor, daß, wie wir erfahren haben, der Frankfurter Abgeordnete, Hr. Bassermann heute hier ist, um die k. Regierung aufzufordern, Ordnung zu machen, und zwar durch Vertagung und Verlegung der Versammlung, sowie zugleich durch Auflösung der Bürgerwehr.
Wir können unserm Ministerium nur danken, daß es Hrn. Bassermann zuvorgekommen ist und dem preußischen Staate die Schmach erspart hat, zuzusehen, wie durch einen Abgeordneten der Frankfurter Versammlung in Berlin Ordnung gemacht wird.
[(R. Pr. Z.)]
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@facs0738
Pleschen, 8. Nov.
Die Amnestie für das Großherzogthum Posen ist erfolgt; wie sie aber ausgeführt wird, mag man aus dem folgenden Briefe eines Gefangenen ersehen:
„Die Hoffnung auf unsere Befreiung zur Geburtstagsfeier des Königs hat uns bitter getäuscht; vergebens haben wir gehofft. Nur Krauthofer und etwa 10 Kriminalgefangene wurden entlassen, darunter auch ein Deutscher, welcher einen unbewaffneten Greis, einen Polen, bei Pinne erschlagen hat. Für Mörder gibt es hier Amnestie, für uns Polen nicht.
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@facs0738
Ollmütz, 5. Novbr.
Gestern marschirten zwei Compagnien Mocochelli Infanterie nach der schlesischen Gränze ab, um einen dort ausgebrochenen Bauernaufstand zu dämpfen. In Gotschdorf nämlich, das hart an der preußischen Grenze liegt, äußerte sich der Gutsbesitzer, Graf Arco: Wenn Wien fällt, so werde er seine Unterthanen als Pferde vor seinen Wagen spannen, um ihnen zu beweisen, daß die Robot nicht aufgehoben sei. Diese Worte entflammten die Gemüther der Landleute, mehre Ortschaften schaarten sich zusammen, steckten des Grafen schönes Schloß in Brand, und verwüsteten seine Anlagen und die herrschaftlichen Gebäude. Der Graf selbst wurde von einer Kugel durch die Schulter getroffen und nach Troppau gebracht. Alle Ortschaften der Umgegend sind auf und waren gerade am Sprunge, den Wienern zu Hilfe zu eilen, als sie die Kunde von ihrer Kapitulirung erhielten. Zu diesem Zwecke waren auf den Bergen Holzstöße aufgeschichtet, welche man als Signale anzünden wollte, um auch die gleichgesinnten preußischen Schlesier herbeizurufen, welche dem Landsturm sich anzuschließen versprochen hatten.
Italien.
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@facs0738
[ * ]Neapel.
Die „Times“ vom 11. November bringt einen Brief ihres neapolitanischen Korrespondenten vom 1. November, wonach Instruktionen von Paris eingetroffen sein sollen, die, wenn auch nicht auf der förmlichen Trennung Ciciliens von Neapel bestehend, dennoch Separat-Verwaltung und Separat-Heer zur Bedingung machen. Der König soll nicht Willens sein, sich diesem Aeußersten zu fügen, und will, sagt er, lieber seine Krone verlieren. Graf Ludolff's Mission nach Paris und London soll ihren Zweck gänzlich verfehlt haben, doch hofft der (ultra konservative und royalistische) Berichterstatter der „Times“ nichtsdestoweniger, daß Mr. Temple (Lord Palmerston's Bruder), dessen Ankunft auf den 3. erwartet wurde, die Sachen noch im Sinne der Regierung schlichten werde. — Neapel war ruhig, doch hieß es, daß republikanische Emissäre aus Nord-Italien die Stadt und ihre Umgebungen bearbeiteten, und erwartete man deßwegen mit ziemlicher Bestimmtheit den nahen Ausbruch einer „Emeute.“ Im Theater San Carlo waren allabendlich 200 Soldaten hinter den Coulissen versteckt.
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@facs0738
[ * ]Vom Comer See.
Die Insurrektion im Val d'Intelvi, schreibt man der „Opinione“, behauptet sich; die Oestreicher sind noch nicht weiter als Argegno, und wagen es nicht einmal, sich in dieser Stadt aufzuhalten, aus Furcht, in ihr überrascht zu werden. Ebenso haben sie im Veltlin keinen vorgerücktern Posten, als Chiavenna, und wahrscheinlich sind sie im Augenblick auch dort schon wieder vertrieben. Wenigstens hat eine Insurgentenabtheilung Chiavenna angegriffen, die nähern Nachrichten über den Ausgang des Kampfes fehlen inzwischen noch. Auch in ihren Positionen zu Laveno und Luvino werden die Oestreicher beunruhigt; auf dem Bisbino, dem Sanct Bemhard und den Bergen von Lecco flackern die Signalfeuer der Aufständischen, und wenn das Glück der Insurrektion ihrem Muth und ihrer Begeisterung gleichkommt, so ist an einem siegreichen Ausgange, trotz aller momentanen kleinen Schlappen, nicht zu zweifeln.
In Venedig bleiben die Italiener siegreich. Eine Proklamation Weldens, ganz im Blut- und Kartätschenstyl, verräth die Angst, welche der neu entbrennende Kampf den Oestreichern einflößt.
Französische Republik.
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@facs0738
Edition: [Karl Marx: Cavaignac und die Junirevolution, vorgesehen für: MEGA2, I/8. ]
[ * ]
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@facs0738
Paris, 11. Novbr.
(Erstes Manifest Cavaignac's.) Die Steeple-Chase Royal — zu Deutsch, das Wettrennen nach der Krone unserer jungfräulichen Republik, hat begonnen.
In Form eines Rundschreibens an sämmtliche Civil- und Militärbeamten tritt Cavaignac, dieser Gewährsmann aller Ordnungsfreunde, als Kandidat für die Präsidentschaftsstelle auf. Das Schreiben ist zu lang, um es hier wörtlich übersetzen zu können, doch lassen wir vorläufig folgende Stellen als Selbstkritik sprechen:
Paris, 10. Novbr.
„Bürger (Beamten). Die Nationalversammlung hat durch ein definitives Votum das von ihr mit so ausdauernder und gewissenhafter Energie unternommene Werk beendet. Die republikanische Verfassung ist genehmigt und die (morgige) Promulgation wird dem Volke den Text dieses Grundgesetzes selbst verlautbaren, das künftig seine Geschicke lenken soll. In einem so wichtigen Falle wünsche ich mich ausnahmsweise, was wohl der Ernst der Umstände erklärt, mit Ihnen direkt in Verbindung zu setzen, der Sie je nach Maßgabe Ihrer Stellung berufen sind, zu dem wichtigen Wahlwerk beizutragen und um Ihnen die Bürgschaften und neuen Kräfte anzudeuten, welche die Verfassung Ihrem Amte gibt.“
Nachdem auf diese Weise den Beamten und Offizieren neue Bürgschaften und neue Kräfte wie süßer Honig versprochen, folgt eine tausendste Erklärung über die Februarrevolution und der gegen sie „vergeblich“ erhobenen Mai- und Junistürme. Mit diesen ewigen Widerholungen wollen wir den Leser verschonen. Wahrhaftig possirlich ist es aber zu sehen, wie sich Cavaignac auf das allgemeine Stimmrecht stemmt — gerade diesen Stein des Anstoßes, über den er den Hals brechen dürfte. „Das allgemeine Stimmrecht, ruft er aus, darin liegt die ganze Februarrevolution!“ Es wird sich zeigen, ob die Arbeiter und Bauern, d. h. die große Masse des Stadt- und Land-Proletariats stimmen und für wen sie stimmen werden? General Cavaignac dürfte für seine Aufopferung bitter enttäuscht werden.
An starken Hieben und Fußtritten auf die Sozialisten und Kommunisten fehlt es in diesem Rundschreiben wahrlich nicht.
„Ausgearbeitet (heißt es darin) im Angesichte aufrührerischer Theorien — soll heißen: in Gegenwart Leroux's und Proudhon's — welche Eigenthum, Familie und alle möglichen und heilsamen Bedingungen der Arbeit angreifen, hatte die Verfassung nicht nöthig, diese ewigen Grundsätze, auf welchen alle Rechte beruhen, von Neuem zu stärken. Sie brauchte sie nur zu konstatiren, anzuerkennen und durch feierliche Erklärung zu bestätigen. Ihr Inhalt fügt darum Ihrer Amtsthätigkeit in dieser Beziehung nichts bei. Jede Zeit hat ihre Irrthümer und Gefahren. Sie kennen die Irrthümer, die Gefahren unserer Epoche. Sie werden daher fortfahren, Sie mit der Ergebung zu bekämpfen, welches die Republik Ihrer Seits zu erwarten das Recht hat.“
Die Bonapartisten und Legitimisten kommen viel gnädiger weg. „Das Land leidet — heißt es im Rundschreiben — und einige wenig aufgeklärte Menschen sind nur zu sehr geneigt, ihre Leiden und Entbehrungen den Grundsätzen der republikanischen Regierungsform selbst zuzuschreiben. Bestreben Sie sich, diese fünesten Tendenzen zu bekämpfen u. s. w.“
Schließlich wird der Geistlichkeit Weihrauch gestreut: „Die Nationalversammlung hat bestimmt, daß die Verfassungsverkündigung einen religiösen Charakter trage. Die Regierung faßte diesen Gedanken zuerst und hofft auf Ihre Unterstützung. Die Verfassung gewährleistet jedem Bürger die freie Ausübung seines Religionskultus und hält das ewige Gesetz der Gewissensfreiheit fest. Sie werden, das weiß ich, bei allen Dienern der Kirche mit patriotischem Eifer unterstützt werden u. s. w. Sie haben dem Minister, unter dessen Departement Sie gehören, über den Erfolg der Verfassungs-Promulgation Bericht zu erstatten.
(gez.) General E. Cavaignac.“
— Der Moniteur enthält heute das Programm zu dem morgigen Verfassungsfeste.
— Das vorläufige Manifest Cavaignac's an die Beamten- und Militärwelt ist aus der Feder Dufaure's geflossen. Cavaignac händigte dem Minister gestern mehrere beschriebene Blätter ein, die dieser mit Hülfe Viviens ganz umschrieb und nach seinem Geschmack zustutzte. Cavaignac, der feine Diplomat, läßt Alles geschehen.
— Der Siecle ist ganz entzückt über das Cavaignac'sche Rund- [0739] schreiben. Die „Presse“ erklart dieses Entzücken auf folgende Weise: „Man geht mit dem Plane um, die Kultusangelegenheiten von dem öffentlichen Unterricht zu trennen und ein eigenes Ministerium daraus zu bilden, dessen Portefeuille für Hrn. Perrée, Haupteigenthümer des Siekle, bestimmt ist.“
Dieser Perée ist ein christlicher Jude, der durch Wucher und enorme Zinsprellereien sehr reich und angesehener Börsenmann (jetzt Volksvertreter) wurde.
— Die Ausschüsse der Klubs haben sich für den Kampfer-Doktor Raspail im Donjou zu Vincennes als Präsidenten der Republik entschieden. Ledru-Rollin bietet Alles mögliche auf, um sich mit dem Volk auszusöhnen. Aber Proudhon sagt: Ich will nicht! Und Hr. Rollin wird Mühe haben, diesen Widerspruch zu besänftigen.
— Die Todtenfeier, die zu Ehren der gefallenen Wiener heute in der Notre-Dame-Kirche stattfinden sollte, ist auf übermorgen in der Kirche von St. Merry verschoben.
— So eben erscheint ein republikanischer Almanach für 1849, unter dessen Herausgebern Beranger, Louis Blanc, Lamenais, Ledru-Rollin, Felix Pyat, E. Quinet, Raspail, Jean Reynaud und George Sand genannt sind. Das Buch adressirt sich ganz an's Volk (wie dies die Namen der Redakteurs auch schon erwarten lassen), und ist durch einen geringen Preis (1/2 Fr.) auch den Aermern zugänglich. La Reforme erwähnt desselben mit den größten Lobsprüchen.
Nationalversammlung. Sitzung vom 10. Novbr. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast.
Die Bänke sind so leer, daß Marrast zum Namensaufruf schreiten läßt. Etwa 200 Deputirte (meistentheils Freunde Marrast's) sind in die Departements geeilt, um die Cavaignac's Präsidentenwahl Propaganda zu machen.
Nach Verlesung der Namen wird die Versammlung beschlußfähig. (555) St. Brieuc und Montauban (zwei Städte) und die Departements Finistere, Seine, Tarn und Garonne erhalten die Genehmigung, sich außerordentlich zu besteuern, um ihr hungriges Proletariat zu beschäftigen.
Die Versammlung will die Budgetsdebatte wieder aufnehmen.
Lignier, Berichterstatter des Ausschusses für Departements und Gemeindeverhältnisse, ersucht die Versammlung, doch erst die dringenden Kreditverlangen für jene Verhältnisse im Betrage von 146 Millionen Franken zu erledigen. Die Kredite seien von den Generalräthen und Stadtbehörden längst geprüft u. s. w.
Die Summe von 146 Millionen wird genehmigt und die Versammlung kehrt zum Büdget zurück. (Kapitel: Ministerium des öffentlichen Unterrichts.)
Charles Dupin hatte sich gestern etwas gegen die Reformen und Ersparnisse ereifert und gewaltig dem vorigen Unterrichtsminister Vaulabelle gegrollt, weil er im Verein mit dem Finanzausschusse gewagt hatte, die Vorrechte und fetten Gehälter der Herren Professoren beschneiden zu wollen. Die Pariser Universität hat nur das mit dem Bauernstande gemein, wenn man sie am Geldbeutel ergreift, so schreit sie gewaltig.
Victor Hugo, Charlemagnc, Bourbeau, Souvaire, Barthelemy nehmen an der allgemeinen Diskussion Theil, aus der wir allerdings eine Menge allgemeiner Phrasen zu übersetzen hätten, wenn Deutschland überhaupt jetzt glaubt, sich mit Gemeinplätzen zu übersalben.
Endlich wird die allgemeine Diskussion geschlossen, und der Kredit von 353,000 Fr. für die Unterhaltungskosten der Universität (unter Kapitel 4) zur Berathung gezogen. Der Finanzausschuß will 18000 Fr. abziehen.
Bayer bekämpft einen so bedeutenden Abzug.
Baulatignier, Deslongrain gerathen in großen Eifer und streiten sich noch wegen des Abzugs von 18.600 Fr.
Das Ersparnißsystem des Finanzausschusses rücksichtlich des Ministerialbüdgets für den öffentlichen Unterricht fand lebhaften Widerspruch. So wurde z. B. vorgeschlagen von den Lehrergehalten der kaum ins Leben gerufenen Normalschulen die Summe von 30,000 Fr. abzuziehen.
Freslon, Unterrichtsminister, bemerkt mit Bedauern, daß sich die Versammlung in 2 Lager spalte, in ein universitätfreundliches und in ein universitätfeindliches. Dieser Zwiespalt müsse seit dem 24. Februar aufhören.
Die Debatte über neue Anträge auf Gehaltsabzuge der akademischen Lehrergehalte ruft einen Professor aus dem mittäglichen Frankreich, Gartien Arnand auf die Bühne.
Derselbe beginnt die Vorlesung eines voluminösen Manuscripts.
Die Versammlung verliert indessen die Geduld nnd verschiebt die zweite Hälfte dieses Vortrags auf morgen.
Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr aufgehoben.
— Nationalversammlung. Sitzung vom 11. November. Anfang 1 Uhr Präsident Marrast.
Es sind kaum hundert Deputirte anwesend. Sie stecken alle in den Conferenzsälen. Marrast läßt sie holen.
Eschevery wünscht, daß man die Eintrittskarten zum morgigen Fest durch die Huissiers austheilen lasse.
Marrast: Sämmtliche Glieder haben sich an die Quästur zu wenden.
Vivien legt einen Gesetzentwurf auf das Büreau, der jedem Inhaber einer Minen-Conzession die Erwerbung einer zweiten Conzession verbietet. (Sehr gut).
Ferner wird ein Ausschußgutachten rücksichtlich der Ausbeutung der Bahn von Vierzon nach Bec d'Allier niedergelegt.
Die Versammlung nimmt mehrere Anträge von Departements (Lot und Garoum etc.) vor, die um die Erlaubniß bitten, sich Behufs der Beschäftigung ihres Proletariats übersteuern zu dürfen.
Stimmen: Aber wir sind ja nicht beschlußfähig! Die Bänke sind leer!
Marrast: Ich werde über den ersten Antrag sogleich das Skrutin eröffnen lassen
Diese Maßregel verbreitet sich wie der Wind und die Deputirtrn eilen aus den Conferenzsälen herbei, um abzustimmen. Sobald sie aber ihre Namen in die Urne geworfen, verlassen sie wieder ihre Plätze und kehren in die Nebensäle zurück, wo stark gekannegießert wird. Wir erfahren bei dieser Gelegenheit, daß am nächsten Montag ein ganzer Schwarm von Deputirten in die Departements abreist, wodurch dann wohl gezwungene Ferien eintreten werden.
Die Departements Loire und Cher, Unter-Seine, Somme etc. erhalten die Erlaubniß zur Uebersteuerung aus ähnlichem Grunde wie oben.
Deville nahert sich der Bühne (Aufsehen). Ich habe die Ehre, Ihnen im Namen der studirenden Jugend von Paris, 2000 an der Zahl, einen Antrag auf vollständige Befreiung der Mai- und Juni-Insurgenten zu überreichen. (Oh, oh! zur Rechten. Beifall vom Berge).
Somit zerfallen die Gerüchte von selbst, welche heute meldeten, die Studenten wollten uns bestürmen und uns gleich dem 18 Brumaire zum Fenster hinauswerfen.
Die Petition geht an den Petitionsausschuß zur Begutachtung.
Die Versammlung will hierauf die Büdgetdebatte wieder aufnehmen.
Marrast läßt aber vorher einen Kredit von 500,000 Frks. zum Ankauf von Zuchthengsten zur Genehmigung bringen.
Stimme: Dieser Gegenstand ist für den Ackerbau wichtig und doch sitzt der Ackerminister nicht auf seinem Platze!
Marrast: Dann kehren wir zum Büdget zurück! (Unterrichtsdepartement).
Man entsinnt sich, daß Cavaignac mit einem Federstriche 7 Akademien abschaffte
Vaulabelle vertheidigt diese Maßregel. Gatei-Arnauld und mehrere Professoren bekämpfen sie.
Nach langer Debatte wird der Antrag Arnould's:
„Die sieben Akademien, welche das Dekret vom 7. September aufhob, mit den alten Jesuiten bestehen zu lassen“
verworfen. Die 7 Akademien bleiben unterdruckt.
Marrast: Es verlangen abermals 26 bis 30 Glieder Urlaub (Oh, oh!)
Lherbette donnert gegen diese propagandistischen Reise-Emissäre (es sind meistens alle Ledru Rollin'sche Commissarien) und stellt den Antrag, es solle über diese Urlaubsgesuche geheime Abstimmung erfolgen.
Dieser Antrag wird unterstützt.
Das Skrutinium dauert 3/4 Stunden und ergibt folgendes Resultat:
Zahl der Stimmenden 532.
Gegen die Urlaube 196.
Für dieselben 336.
Die Urlaube sind somit bewilligt. Die Versammlung, die 500 zählen muß, um beschlußfähig zu sein, wird bald gezwungen aufgehoben sein.
Marrast: Ich ersuche die Versammlung, morgen mit ihren Schärpen sich um 81/4 Uhr früh einzufinden, um dem Promulgationsfest beizuwohnen.
Die Sitzung ist um 1/46 Uhr aufgehoben.
Großbritannien.
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@facs0739
[ * ] London, 10. November.
Das Lord-Mayorthum hat gestern in der Person Sir James Duke's seine neue Auflage erlebt. Das schönste Wetter begünstigte den Zug nach Guildhall und die übrigen Ceremonien. Ein Monster-Bankett bildete wie gewöhnlich den Schluß der ganzen Festlichkeit.
Bei diesem Bankett waren folgende Speisen und Getränke aufgetragen: 250 Terinen Schildkrötesuppe, jede 5 Pinten enthaltend; 200 Gefäße mit Sorbet, 6 Schüsseln Fische, 30 entreés, 4 gekochte Truthahnen und Austern, 60 gebratene Hahnen, 60 Schüsseln Geflügel, 46 ditto Kapaunen, 6 ditto Capitain White's Selm's true Indian curries, 50 französische Pasteten, 60 Taubentorten, 53 Schinken (verziert), 43 Zungen, 2 Lammviertel, 2 Barons of Beef (die beiden Rindhinterviertel mit dem Rückgrad verbunden), 3 rounds of Beef (Rindhinterviertel), 2 gestofte Ochsenrumpfstücke, 13 Ochsenrücken-, Rumpf- und Rippenstücke, 6 Schüsseln Spargel, 60 Schüsseln zerdrückte und andere Kartoffeln, 44 Schüsseln Schellfische, 4 ditto Seegarnelen, 140 Gelees, 50 blanc manges, 40 Schüsseln Creme-Torten, 40 ditto Mandelgebäck, 30 ditto Orangen- und andere Torten, 20 Chantilly baskets, 60 Schüsseln mince pies, 56 Salade, Ferner 80 Fasanen, 24 Gänse, 40 Schüsseln Schnepfen, 15 Schüsseln Rebhühner, 2 Perlhühner. Zum Dessert: 100 Ananas, jede von 2 zu 3 Pfund schwer, 200 Schüsseln Trauben, 250 Eis-Creme, 50 Schüsseln Aepfel, 100 ditto Birnen, 60 geschmückte Savoyer-Kuchen, 75 Schüsseln Walnüsse, 80 ditto getrocknete Früchte und Eingemachtes, 50 ditto Ginger, 106 ditto verschiedene Kuchen. Hierzu: Champagner, Rheinwein, Bordeaux, Madera, Portwein und Sherry.
Man kann sich denken, wie mit wässerigem Munde die guten Bürger des Kontinents nach diesen Herrlichkeiten hinüberschauen werden. Friedlich lächelnd und mit wahrhaft großbritannischem Appetit, ließen sich die Lords, die Aldermänner und die übrigen Bürger Londons zu diesem Bankett nieder. So etwas passirt jetzt auf dem Kontinent nicht. Aber warum machen die guten Bürger des Kontinents auch Revolutionen?
Der Lord-Mayor brachte den ersten Toast auf die Königin aus; den zweiten auf Prinz Albert, den Prinzen von Wales und die übrigen Mitglieder der königlichen Familie; den dritten auf die Armee und die Marine. Lord Hardinge dankte für die Armee, Admiral Dundas für die Marine. Der Lord-Mayor brachte dann die Gesundheit des Handelsstandes der Stadt London aus, wofür sich der frühere Lord-Mayor bedankte. Ein Toast folgte dann auf das Wohlsein der Minister und der Gesandten fremder Mächte u. s. w. Niemand brachte das Wohlsein des Volkes aus, unter dem, beiläufig bemerkt, in London 150,000 Bettler und 80,000 Weiber sind, die sich von der Prostitution ernähren.
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@facs0739
[ * ] London, 11. November.
Nach einer neulich veröffentlichten Ausstellung besteht die englische Dampfmarine augenblicklich aus 174 Schiffen mit 44,480 Pferdekraft. Ein zweiter Bericht giebt die Zahl der zum Kriege gerüsteten Fahrzeuge wie folgt an:
4 Linien-Kriegsschiffe mit 1800 Pferdekraft
23 Fregatten mit 11759 Pferdekraft
48 Schaluppen mit 14862 Pferdekraft
28 Kanonenbote mit 3906 Pferdekraft
Zusammen 32327 Pferdekraft
In den 5 Jahren von 1843 bis 1847 wurden 50 Dampfboote vom Stapel gelassen; 17 sind noch im Bau begriffen. Diese ganze Dampfflotte kostete ungefähr 6 Millionen Pfund, exklusive aller Reparaturen u. s. w.
Die jährlichen Reparaturen der Maschinen kosten jetzt nicht weniger als 108,000 Pfund.
Jährliche Kosten der Kohlen 110,000 Pfund
Verschleiß wenigstens 600,000 Pfund
Jährliche Kosten zusammen 818,000 Pfund
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@facs0739
[ * ] London, 11. November.
Das Gerücht, daß die Spanier mit dem Gedanken umgehen, die Insel Cuba an die Vereinigten-Staaten von Nordamerika zu verkaufen, macht natürlich einige Sensation unter den Engländern. Die in England wohnenden Kreditoren der spanischen Regierung können sich am wenigsten damit befreunden, da der Verlust einer so werthvollen Besitzung dem spanischen Kredit leicht schaden dürfte. Die „Times“ tröstet sich indeß mit der Aussicht, daß der Sklavenhandel nach Cuba aufhören würde, wenn die Insel unter amerikanische Herrschaft komme und daß dadurch ein nicht unbedeutender Vortheil für England entstehen müsse.
Cobden soll die Absicht haben, in der nächsten Parlamentssession die Ausgaben für die Armen und die Flotte in allen ihren Details zur Sprache zu bringen, um dann seine ökonomischen Vorschläge zu machen.
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@facs0739
Die Steuerverweigerung in England bei Gelegenheit der Reform-Bill im Jahre 1832.
Das revolutionäre Deutschland von 1848 führt einen analogen Kampf wie das konstitutionelle England von 1832.
In England, auf der einen Seite: das Unterhaus, die Mittelklasse und die Arbeiter; — auf der andern: die Aristokratie mit ihren Vertretern Wellington, Londonderry, Cumberland u. s. w.
In Deutschland, auf der einen Seite: die Berliner Nationalversammlung, die Mittelklasse und die Arbeiter; — auf der andern: die Kamarilla mit einem Prinzen von Preußen, einem Brandenburg, einem Wrangel u. s. w.
In England handelte es sich um den Sieg der Bourgeoisie über die Aristokratie; in Deutschland handelt es sich um eine ähnliche Bewegung.
In England siegte man vor allen Dingen durch das Verweigern der Steuern; in Deutschland greift man in diesem Augenblick zu demselben Mittel.
Doch zur Sache!
Die Reform-Bewegung hatte Jahre lang in England gedauert. Der Ausbruch der Juli-Revolution in Frankreich sollte sie zum Schluß bringen. Man sah ein, daß man dem Verlangen des Volkes nicht länger wiederstehen könne. Um die Bewegung auf friedlichem Wege zu einem Resultate kommen zu lassen, entschloß sich das Ministerium, die Sache in seine eigenen Hände zu nehmen.
Lord John Russell, dem Mitgliede des eben ans Ruder gelangten Ministeriums der Whigs, der die Sache der Parlaments-Reform schon seit einer Reihe von Jahren im Sinne seiner Partei betrieben hatte, übertrug man die Ehre, dem Unterhause die Reform-Bill vorzulegen. Dies geschah am 1. März 1831.
In seiner einleitenden Rede erklärte Lord John, das Ministerium wünsche seinen Stand zwischen den feindlichen Parteien zu nehme. Das Recht glaube man übrigens auf der Seite der Reformer, denn nach der alten Konstitution des Landes solle Niemand zur Unterhaltung des Staates besteuert werden, der nicht selbst, oder durch seine Repräsentanten zur Aushebung der Taxen seine Zustimmung gebe. Der Plan des Ministeriums, mit dem man das rechtmäßige Verlangen des Volkes nach Reform zu befriedigen glaube, schließe Maßregeln gegen die drei Hauptklagen des Volkes in sich. Diese Klagen seien gerichtet: 1) gegen die Wahl von Parlamentsmitgliedern durch einzelne Individuen; 2) gegen die Wahl durch Korporationen; 3) gegen die bei den Wahlen vorfallenden Ausgaben.
Rücksichtlich der zwei ersten Klaggründe bestehe der ministerielle Plan 1) darin: daß man Plätzen, welche bisher Mitglieder zum Parlament gesandt hätten, ganz oder theilweise das Wahlrecht nehmen; 2) daß man Plätzen, welche bisher nicht im Parlamente vertreten gewesen seien, das Wahlrecht gebe, sowie 3), daß man eine Ausdehnung des Wahlrechtes eintreten lasse, um die Zahl der Wähler zu vergrößern. Hieran schlossen sich dann noch verschiedene Maßregeln in Betreff der bei den Wahlen vorfallenden Bestechungen u. s. w., sowie eine Separat-Bill Lord John's, in Betreff der Abkürzung der Dauer der Parlamente und des Votirens durch Ballotage.
Von dem Augenblicke an, wo man die allgemeinen Umrisse des Planes im Parlamente diskutirte, nahm die Aufregung draußen mit jedem Tage zu und obgleich von den Aenderungen, welche die Radikal-Reforme herbeigewünscht hatten, nur wenige vorgeschlagen wurden, so verzichtete man doch sofort auf die bisherige Agitation, und that, als ob man die Bill mit Freuden entgegennähme, denn es leuchtete Allen nur zu sehr ein, daß es zu nichts führen würde, wenn man die durch die Minister nun einmal gebotene Reform, sei sie auch noch so mangelhaft, durch eine fernere Opposition aufhalte und sie vielleicht dadurch ganz vereitle. Die Radikalen beschlossen daher, wegen der allgemeinen Wahl und jährlicher Parlamente einstweilen ein Auge zuzudrücken, die Proposition Lord John's auf jede Weise zu unterstützen und die Bill, die ganze Bill und nichts als die Bill zur Losung der Partei zu machen.
Verschiedener Ursachen wegen wurde dann das Parlament bis auf den 10. Mai ajournirt, am nächsten Tage aber aufgelöst und ein neues Parlament für den 14. Juni bestimmt. Hierdurch stieg die Aufregung nur noch mehr. In London machte sich das Volk an die Häuser mehrerer Individuen, die der Bill abgeneigt waren und ließ namentlich seine Wuth an dem Palais des Herzogs von Wellington aus.
Erst am 24. Juni brachte Lord John auf's Neue seine Bill in das neue Parlament, und nach einer sechstägigen Debatte, welche sich schließlich bis um 5 Uhr Morgens hinzog, passirte die Bill mit einer Majorität von 136 Stimmen die zweite Lesung.
Bei einer am 12. gehaltenen Sitzung, die bis 1/28 Uhr Morgens dauerte, erfochten die Minister einen neuen Sieg und die Bill ging dann in's Komite.
Man diskutirte sie nun Punkt für Punkt vom 12. Juli bis Ende September, wo endlich die dritte Lesung geschah und die Bill schließlich mit 345 gegen 236, also mit einer Majorität von 109 Stimmen angenommen wurde. Am nächsten Tage erschien Lord John Russell, begleitet von vielen Mitgliedern vor der Bar des Oberhauses und überreichte die Bill dem Lord-Kanzler.
Wie man erwartet hatte, fand die Maßregel hier den entschiedensten Widerstand, indem sich namentlich Lord Harrowby und der Herzog von Wellington als Opponenten auszeichneten. Earl Grey und Viscount Melbourne brachten es indeß dahin, daß schon nach mehreren Tagen, nachdem sich die Debatte zuletzt bis 1/4 nach sechs Uhr Samstag Morgens hingezogen hatte, zur Abstimmung geschritten wurde, bei der ein Amendement: „daß die Bill über 6 Monate gelesen werde“ mit einer Majorität von 41 Stimmen gegen die Minister durchging.
Als dies im Publikum bekannt wurde, machte sich eine nie vorhergeschehene Aufregung im Lande kund. In London ging der Lord Mayor sammt seiner Korporation nach St. James's Palast, um eine Protestation gegen den Beschluß der Lords am Throne niederzulegen; unterwegs schlossen sich ihm mehrere Gesellschaften mit Petitionen und Adressen an, so daß der ganze Zug, ehe er den Palast erreichte, wohl 50,000 Menschen zählen mochte.
Das Volk fiel indeß über die Wohnungen des Marquis von Bristol und des Herzogs ven Wellington her und zertrümmerte sämmtliche Fenster. Im Park, wo man auf die Abfahrt verschiedener Pairs wartete, die der Reformbill abgeneigt waren, begrüßte man den Marquis von Londonderry mit einem Steinhagel, von welchem er schwer litt. Den Herzog von Cumberland riß man vom Pferde und würde ihn getödtet haben, wenn die Polizei sich nicht noch zur rechten Zeit seiner erbarmt hätte. Im Innern des Landes ging man zu noch viel ernstlichern Exzessen über und verbrannte unter Anderm in Nottingham das Schloß des Herzogs von Newcastle, den man am meisten von allen Torys haßte. In Croydon hatte man früher schon den Erzbischof von Canterbury grob beleidigt; ähnliche Angriffe geschahen auf den Bischof von Somersetshire. Die Bilder mehrerer anderer verrufener Prälaten verbrannte man auf offenem Markte. Alles dies waren indeß nur Kleinigkeiten gegen das, was in Bristol passirte, als der Vertreter dieser Stadt, Sir Charles Wetherell, ein eifriger Opponent der Reform Bill, von London zurückkehrte. Man ergriff nemlich Sir Charles und wollte ihn hängen. Da er aber ein sehr behender Mann war, so wußte er sich noch im rechten Augenblicke loszureißen und entkam über die Dächer der Häuser.
(Schluß folgt.)
[Klassenlotterie]
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@typejArticle
@facs0739
Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 98. königl. Klassenlotterie fiel ein Gewinn von 2000 Thlr. auf das nicht abgesetzte Loos Nr. 53,715; 34 Gewinne zu 1000 Thlr. fielen auf Nr. 750. 1711. 3080. 5275. 8940. 9664. 15,978. 16,353. 16,379. 16,383. 16,449. 16,770. 19,846. 20,334. 21,958. 27,390. 29,414. 33,752. 39,701. 43,847. 48,867. 50,869. 56,314. 58,725. 61,400. 63,181. 63,201. 64,253. 65,012. 66,425. 66,746. 67,934. 68,184. und 73,756. 43 Gewinne zu 500 Thlr. auf Nr. 747. 7049. 9012. 11,442. 18,984. 19,244. 19,622. 20,214. 23,483. 24,778. 25,086. 28,318. 32.821. 34,595. 35,235. 35,281. 35,952. 37,005. 41,173. 41,409. 41,432. 42,759. 44,140. 45,208. 45,362. 45,551. 45,565. 48,261. 49,112. 49,346. 54,087. 54,885. 55,186. 57,891. 59,832. 69,691. 70,669. 71,711. 74,902. 76,845. 77,772. 81,721 und 84,742 Cöln bei Reimbold, Düsseldorf 2mal bei Spatz; 36 Gewinne zu 200 Rthlr. auf Nr. 1268. 2141. 2641. 3728. 9636. 15,937. 17,354. 17,434. 17,656. 18,849. 20,296. 20,296. 20,714. 22,411. 22,518. 22,789. 26,457. 30,372. 35,403. 37,831. 39,864. 43,813. 44,631. 45,774. 45,870. 46,646. 49,245. 55,299. 56,905. 58,044. 58,760. 59,734. 65,215. 71,374. 73,524. 79,761. und 83,325.
Berlin, 11. Nov. 1848.
Königl. General-Lotterie-Direktion.
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@typejArticle
@facs0739
Erklärung.
Die Zeitung des Herrn J. Dumont, kölnische Nro. 366, enthält den Beschluß des Gemeinderathes nicht, wodurch derselbe sich der Adresse an die Nationalversammlung anschließt, welche von der Volksversammlung die am 11. d. im Eiserschen Saale stattfand, angenommen worden ist.
Dagegen ist in derselben ein Protest gegen diesen Beschluß von Stadträthen ohne Unterschrift zu lesen.
In Folge dieses Protestes und einer späteren Mittheilung des Verfassers hat sich der provisorische Oberbürgermeister Herr Schenk geweigert in der heutigen Sitzung den Vorsitz zu übernehmen, und fanden sich die Herren Michels, Becker, Fröhlich, Reusch, Schneider, Guilleaume, Raveaux, Schmitz und Boecker veranlaßt, gegen den Vorsitz des Beigeordneten Herrn Sonorée zu protestiren, indem sie so lange der stellvertretende Oberbürgermeister Schenk nicht verhindert sei, den Vorsitz einzunehmen, demselben einzig und allein dieses Recht zuerkannte.
Cöln, den 13. November 1848.
Herr Heuser und Hölterhoff haben, wie verlautet, den Protest in der kölner Zeitung verfaßt.
Anmerkung der Redaktion.
@xml:id#ar142-2_025
@typejArticle
@facs0739
Hohe Versammlung!
Unterzeichnete Bewohner der Kreisstadt Bergheim beeilen sich ihren tief empfundnen Dank für die muthige und würdevolle Haltung einer hohen Versammlung in den Tagen des 9. und 10. November auszusprechen unr das Verfahren derselben für vollkomen gerechtfertigt anzuerkennen. Wir sprechen es mit voller Ueberzeugung aus: unsere Vertreter haben sich um das Vaterland verdient gemacht, das Vaterland wird sie nicht verlassen.
(Folgen die Unterschriften.)
Bergheim, den 12. November 1848.
[0740]
@typejAnnouncements
@facs0740
@typejAn
@facs0740
KURFÜRSTLICH HESSISCHES STAATS-ANLEHEN
von
6,725,000 THALER.
Auszug des Kurfürstlich Hessischen Verloosungs-Plans.
Dieses Staats-Anlehen von der Kurfüstlich-Hessischen Regierung mit Zustimmung der Landstände, bei dem Bankhaus der Herren M. A. v. Rothschild et Söhnein Frankfurt a. M. kontrahirt, besteht aus 6725 Serien, und jede Serie aus 25 Prämienscheine, mithin zusammen aus 168,125 Prämienscheine.
Der Nominal-Betrag eines Prämienscheines ist 40 Thaler Preuss: Ct., und besteht solcher in zwei Theilen, jeder à 20 Thaler.
Die Inhaber der Prämienscheine erhalten die Rückzahlung des eingezahlten Kapitals resp. Zinsen, durch die, die Einlage übersteigenden Gewinne, welche in 60 Ziehungen gezogen werden, der Art, dass das aufgenommene Kapital von Sechs Millionen 725,000 Thaler mit Sechszehn Millionen 588,610 Thaler durch Verloosung nachstehend verzeichneter 168,125 Gewinne zurückbezahlt wird.
Verzeichniss der 168,125 Gewinne:
14 Gew. à Th. 40,000 betr. Th. 560,000
22 Gew. à Th. 36,000 betr. Th. 792,000
24 Gew. à Th. 32,000 betr. Th. 768,000
60 Gew. à Th. 8,000 betr. Th. 480,000
60 Gew. à Th. 4,000 betr. Th. 240,000
60 Gew. à Th. 2,000 betr. Th. 120,000
120 Gew. à Th. 1,500 betr. Th. 180,000
180 Gew. à Th. 1,000 betr. Th. 180,000
300 Gew. à Th. 400 betr. Th. 120,000
600 Gew. à Th. 200 betr. Th. 120,000
100 Gew. à Th. 150 betr. Th. 15,000
200 Gew. à Th. 140 betr. Th. 28,000
100 Gew. à Th. 135 betr. Th. 13,000
1840 Gew. betragen Thlr. 3,616,500
1,840 Gewinne betr. Thlr. 3,616,500
100 Gewinne à Th. 130 betr. 13,000
100 Gewinne à Th. 120 betr. 12,500
600 Gewinne à Th. 120 betr. 72,000
4,846 Gewinne à Th. 100 betr. 484,600
37,389 Gewinne à Th. 90 betr. 3,365,010
29,250 Gewinne à Th. 85 betr. 2,486,250
24,250 Gewinne à Th. 80 betr. 1,940,000
19,250 Gewinne à Th. 75 betr. 1,443,750
14,250 Gewinne à Th. 70 betr. 997,500
11,750 Gewinne à Th. 65 betr. 763,750
9,200 Gewinne à Th. 60 betr. 555,000
15.250 Gewinne à Th. 55 betr. 838,750
168,125 Gewinne betr. Th. 16,588,610
Die zwanzig ersten Ziehungen der Serien finden am 1. December und am 1. Jnni, die Ziehungen der Gewinne der in den gezogenen Serien enthaltenen Nummern am 1. Januar und am 1. Juli jährlich statt. Die weiteren vierzig Gewinn-Ziehungen sind auf den 1. Juli jedes Jahr festgesetzt und endigen im Jahr 1895, bis zu welchem Zeitpunkte sämmtliche 168,125 Prämienscheine mit den obenstehend verzeichneten Gewinnen gezogen sind.
Die Gewinne werden bei der Kurfürstlich Hessischen Haupt-Staats-Kasse in Cassel, so wie bei dem Banquier-Hause der Herren M. A. v. Rothschild & Söhne in Frankfurt a. M. ausbezahlt.
Nach jeder Ziehung erscheint die amtliche Ziehungsliste.
@typejAn
@facs0740
Am 1. December 1848
findet in Cassel die siebente Verloosung des obigen Anleihens statt, bei welcher zwanzig Serien (das sind 500 Loose) gezogen werden, die in der am nachsten 2. Januar 1848 darauf folgenden Gewinn-Ziehung nachstehende 500 Gewinne erhalten müssen, als:
1 Gewinn von Thlr. 36,000 Thlr. 36,000
1 Gewinn von Thlr. 8,000 Thlr. 8,000
1 Gewinn von Thlr. 4,000 Thlr. 4,000
1 Gewinn von Thlr. 2,000 Thlr. 2,000
2 Gewinn von Thlr. 1,000 Thlr. 3,000
3 Gewinn von Thlr. 1,000 Thlr. 3,000
5 Gewinn von Thlr. 400 Thlr. 2,000
10 Gewinn von Thlr. 200 Thlr. 2,000
20 Gewinn von Thlr. 120 Thlr. 2,400
31 Gewinn von Thlr. 100 Thlr. 3,100
425 Gewinn von Thlr. 55 Thlr. 23,375
500 Loose betragen Thlr. 88,875
Für diese Ziehung sind Aktien à fl. 3.30. kr. oder Thlr. 2. preuß. Court.
halbe à fl. 1.45. kr. oder Thlr. 1. preuß. Court. zu erhalten bei
Moriz J. Stiebel, Banquier in Frankfurt a. M.
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Köln-Minden-Thüringer
Verbindungs-Eisenbahn.
Mit Bezugnahme auf die Allerhöchste Zusatz-Bestimmung zu §. 22 b. unseres Statuts laden wir die geehrten Aktionäre unserer Eisenbahn-Gesellschaft zu einer
außerordentlichen General-Versammlung auf den 2. Dezember d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
in den hiesigen Rathaus-Saal ein, um über die
Auflösung der Gesellschaft
endgültig zu beschließen.
Eintritts-Karten und Stimmzettel werden am 30. November und 1. Dezember d. J., Vormittags von 9 bis 12 und Nachmittags von 3 bis 6 Uhr im Geschäfts-Lokale der Direktion auf der Kampfstraße hierselbst gegen Produktion der Quittungsbogen ausgegeben.
Paderborn, den 3. November 1848
Der Verwaltungs-Rath der Köln-Minden-Thüringer Verbindungs-Eisenbahn,
Mekus
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Jules Van Eeten, geschworner Schiffsmakler in Antwerpen. Bureau zur Beförderung
deutscher Auswanderer nach Amerika.
Regelmäßige Schifffahrt zwischen Antwerpen
und New-York.
Abfahrten für das Jahr 1848.
Den 10. oder 25. eines jeden Monats.
Die Namen der Schiffe, alle erster Klasse, gute Segler, mit hohen Zwischendecken, und allen wünschenswerthen Einrichtungen für Kajüten- und Zwischendeck-Passagiere versehen, so wie auch die Namen der Kapitäns, werden stets mindestens 15 Tage vor jeder Abfahrt bekannt gemacht.
Auch werden Schiffe nach Baltimore, New-Orleans, Galveston, Rio-Grande, Rio-Janeiro etc. expedirt, und zwar unter den vortheilhaftesten Bedingungen.
Näheres auf frankirte Briefe über Fracht und Preise der Passage bei Jules Van Eeten in Antwerpen.
@typejAn
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Gerichtlicher Verkauf.
Am Dienstag den 14. November 1848, Vormittags zehn Uhr, wird der Unterzeichnete auf dem Apostelnmarkte zu Köln, eine Kommode, Tische, Stühle, Schränke, Bettstellen mit Bettwerk, Leinwand, Kleidungsstücke etc. dem Meist- und Letztbietenden gegen baare Zahlung öffentlich verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher,
Gassen.
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Verkaufs-Anzeige.
Samstag den 18. d. M. November, Vormittags 11 Uhr, wird der unterzeichnete Gerichtsvollzieher auf dem Apostelnmarkte hier mehrere Mobilien, als: Tische, Stühle, Schränke, Ofen, Spiegel etc, so wie sechs Ballen Mostartsaamen gegen baare Zahlung an den Meistbietenden verkaufen.
Köln, den 13. November 1848.
Simons.
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Verkaufs-Anzeige.
Freitag den 17. d. M. November, Morgens 11 Uhr, wird der unterzeichnete Gerichtsvollzieher auf dem alten Markte dahier, mehrere Mobilien, als: Tische, Stühle, Bänke, Oefen, Gläser und Porzellan etc., gegen baare Zahlung dem Meistbietenden verkaufen.
Köln, den 13. November 1848.
Simons.
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Bekanntmachung.
Die Anfertigung von 200 Stück Schiebkarren zum Erd-Transporte bei städtischen Arbeiten soll unter den auf dem Stadt-Bauamte, Rathhausplatz Nr. 9, offen liegenden Bedingungen, auf dem Wege der Submission, an zehn hiesige Stellmachermeister verdungen und unter die Unternehmer gleichmäßig vertheilt werden
Schriftliche und versiegelte, mit der Aufschrift:
„Submission in Betreff der Anfertigung von 200 Stück
Schiebkarren“,
versehene Offerten werden bis Donnerstag den 16. d. M., Vormittags 11 Uhr, auf dem Stadt-Sekretariate angenommen.
Die Eröffnung derselben findet am nämlichen Tage zu der besagten Stunde, im Beisein der etwa anwesenden Submittenten, im Rathhaus-Saale Statt.
Die Forderung ist pro Stück der Karren zu stellen.
Köln, den 13. November 1848.
Das Ober-Bürgermeister-Amt,
(Gez.) Sonoré.
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Die An- und Abmeldungen der Reserven und Wehrmänner der 1. Kompagnie 28. Landwehr-Regiment's finden von jetzt ab in der St. Agatha-Kaserne bei dem dort wohnenden Bezirks-Feldwebel Enge Statt.
v. Schubert, Major.
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Bekanntmachung.
Die Lieferung des Bedarfs der hiesigen Artillerie-Werkstatt für das Jahr 1849 von ungefähr
  • 10000 Pfund Blankleder,
  • 300 Pfund Brandsohlleder,
  • 600 Pfund Kalbleder,
  • 500 Pfund Krausleder,
  • 300 Pfund Weißgarleder,
  • 200 Stück Lamm- und Schaffelle.
  • 1500 Pfund Reh- und Kälberhaare.
  • 2000 Ellen Leinenwaaren.
  • 1400 Pfund Ruböl.
  • 1500 Pfund Leinöl.
soll am 22. November c., Vormittags 9 Uhr, in einem hier abzuhaltenden Submissionstermine den Mindestfordernden kontraktlich übertragen werden.
Lusttragende werden eingeladen, die in unserm Bureau aufgelegten Bedingungen und Proben einzusehen und ihre versiegelten Preisforderungen unter der Aufschrift: „Submission auf Lieferung von etc.“ vor dem bezeichneten Termine an uns einzusenden; später eingehende Gebote bleiben unberücksichtigt.
Deutz, 31 Oktober 1848.
Königliche Verwaltung der Haupt-Artillerie-Werkstatt
Unger, Trespe,Hauptmann. Lieutenant.
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Bekanntmachung.
Die Lieferung der für das Arresthaus in Bonn pro 1849 erforderlichen Verpflegungs-Gegenstände und Wirthschafts-Bedürfnisse, und zwar:
  • 3000 Pfund Weizenmehl,
  • 260 Pfund Weißbrod,
  • 1400 Pfund Sauerkohl,
  • 186 Scheffel Kartoffeln,
  • 1400 Pfund Linsen,
  • 10 Scheffel Graupen,
  • 26 Scheffel Erbsen,
  • 1400 Pfund Bohnen,
  • 600 Pfund gelbe Rüben,
  • 600 Pfund Kohl,
  • 950 Pfund Nierenfett,
  • 300 Pfund Butter,
  • 500 Pfund Rindfleisch,
  • 112 Quart Essig,
  • 7 Pfund Reis,
  • 12 Pfund Hafergrütze,
  • 400 Pfund Seife,
  • 8 Pfund Pottasche,
  • 8 Schock Roggenstroh,
  • 1100 Scheffel Brandschrottgeriß,
  • 350 Scheffel Lehm,
  • 2500 Stück Lohkuchen,
  • 7 Klaster Buchenbrennholz,
  • 14 Centner geläutertes Oel,
  • 10 Pfund Dochtgarn, und
  • 90 Pfund Talglichte,
soll öffentlich an den Mindestfordernden verdungen werden, und wird hierzu Termin auf Donnerstag den 16. November c, Vormittags 10 Uhr, in dem Direktionslokale der hiesigen Straf-Anstalt, Klingelpütz 23, anberaumt.
Lieferungs-Unternehmer werden zu dieser Licitation mit dem Bemerken eingeladen, daß die Bedingungen auch schon vor dem Termine täglich einzusehen sind.
Köln, 6. November 1848.
Der Straf-Anstalts-Direktor,
Blankenburg.
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Anzeige für Papierfabrikanten.
Im Wege der Submission sollen hierselbst etwa 20 bis 25 Centner unbrauchbarer Akten und zwar nur an Papierfabrikanten durch den unterzeichneten Gerichtsschreiber versteigert werden.
Kauflustige werden ersucht, ihre schriftlichen Anerbietungen per Centner bis zum 17. lauf. Monats versiegelt an mich portofrei unter der Aufschrift:
„Submission“,
einzusenden.
Der Termin zur Eröffnung der eingegangenen Submissionen wird hiermit auf Montag den 20. d. M., Nachmittags 2 Uhr, in dem hiesigen Gerichtslokal anberaumt, und soll dann bis zum 28. d. M. bis wohin jeder Submittent an sein Gebot gebunden bleibt, der Zuschlag erfolgen.
Die Bedingungen sind von heute an bei mir einzusehen.
Gerresheim, den 4. November 1848.
Junck.
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Ein auswärtiges Mädchen (Würtembergerin) sucht einen Platz bei einer stillen Familie. Auskunft Appellhofplatz, Nr. 6, zwei Treppen.
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Bei G. Tonger, Pauluswache ist zu haben:
Kreuznach. Erinnerungen eines Kurgastes an die Mineralquellen und Bäder Kreuznachs, dessen Denk- und Merkwürdigkeiten, Luftorte, schönste Partieen und Flora v. Schneegans, mit einer Ansicht (Ldnpr. 15 Sgr.) nur 4 Sgr.
NOUVELLE DESCRIPTION de Cologne et de ses environs (sans gravures) avec Plan de la ville. 2 Sgr. 6 Pf.
Marco Visconti, ein historischer Roman aus dem 14. Jahrhundert von Czarnowski. 2 Bände. (Ldnpr. 3 Thle.) nur 121/2 Sgr.
Neue Bildergallerie mit 120 ausgemalten Abbildungen, oder methodische Anleitung zum Lesenlernen, geb. (Ldnpr. 10 Sgr.) nur 31/2 Sgr.
Mutter, wo bleibt das Geld? Tagebüchlein eines armen Dorfschulmeisters, 18 Pfge.
Geschichte des Lebens und der Reisen Christoph Columbus von Washington. Irving. Aus dem Englischen übersetzt. 4 Bände, im Ganzen 1256 enggedruckte Seiten stark, nur 15 Sgr.
Die heimliche Sünde, für Eltern, Lehrer u Erzieher, 11/2 Sgr.
Königslieder, 15 Lieder mit mehrstimmigen Melodieen, 6 Pf.
Liederbuch für Volksheer, Bürgerwehr und Turngemeinden. Ein Beweis der Vortrefflichkeit dieses Buches ist der starke Absatz, so daß bereits über 10,000 Exemplare davon abgesetzt wurden. Mit beigedruckten Melodieen, 3 Sgr., in Partieen bis 100 Exemplare mit 25 und über 100 mit 331/4 Proc. Rab.
Deutscher Liederhain von Schulz. Mehrstimmige Lieder. (Ldpr. 10 Sgr.) nur 21/2 Sgr.
Neuestes Traumbuch, oder Auslegung und Bedeutung der natürlichen Träume, Gesichter und Ahnungen nebst Punktirkunst. (Ldnpr. 5 Sgr.) nur 21/2 Sgr.
Der Rhein, von Vic. Hugo, deutsch von Dräxler-Manfred, 2 Bde. Ladenpr. 1 Thlr. nur 5 Sgr.
Die Augsburger Konfession, mit Anmerkungen etc. von Bruch, Köln 830, (Ladenpr. 15 Sgr.) nur 21/2 Sgr.
Das Pfund Zucker 2 Sgr. Anweisung, wie jede Hausfrau sich in der Küche selbst Zucker bereiten kann, (Ladenpr. 71/2 Sgr.) 21/2 Sgr.
Die Chiromantie, oder die Kunst, das zukünftige Schicksal eines Menschen aus der Hand zu bestimmen, v. Kreuzberg 2 Sgr.
Kreuz und Harfe, religiöse Dichtungen von Deutschmann, Bone, Görres, Liguori, Maltitz, Diepenbrock, Schmitz, Veith, Möller etc. 4 Sgr.
Erzählungen, von Johanna Schopenhauer. 8 Bde., (Ldpr. 10 Thlr.) nur 11/2 Thlr.
Bilder aus dem Kriegsleben, von Westarb. (Ladenpr. 171/2 Sgr.) nur 61/2 Sgr.
Das Problem, oder wer ist der Vater. Novelle von Wangenheim, 2 Bände. 9 Sgr.
Die lieblichsten Sagen und Bilder aus Süddeutschland, dargestellt von Frauenlob, 21/2 Sgr.
Der alte Prophezei- u. Hexenmeister oder Kunst, vorher zu bestimmen und voraus zu sagen wie sich unser Schicksal in der Zukunft gestaltet, und was wir von demselben zu erwarten haben, nebst der Kunst, einem zu sagen, wie viel Geld er in der Tasche hat, und wie alt er ist. Chiromantie, Punktirkunst, Wahrsagen aus Karten, Kaffee, Sternen etc., nur 21/2 Sgr.
Betrachtungen, über die wichtigsten Angelegenheiten und die letzten Dinge des Menschen. Handbüchlein für kathol. Christen, aus dem Spanischen von Deutschmann, 5 Sgr.
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Rheinische
Dampfschifffahrt.
Kölnische Gesellschaft.
Tägliche Abfahrten von Köln:
Schnellboot51/4MorgensnachMainz.
Schnellboot51/2MorgensnachArnheim.
Schnellboot93/4MorgensnachKoblenz,Anschluß an die
1. Züge von Aachen, Düsseldorf-Elberfeld.
Schnellboot10AbendsnachMannheim,Anschluß an die
direkten Züge von Belgien, Paris, Berlin etc.
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Schuh- und Stiefelleisten nach jedem beliebigen Facon werden angefertigt von F. Faßbinder, Ahr Nr. 10.
Auch für Private werden Leisten ganz auf den Fuß passend angefertigt wodurch das bei einem Wechsel des Schuhmachers entstehende Drücken der Schuhe oder Stiefel vermieden wird.
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Englischer Hof
in Cöln.
Casinostrasse Nr. 1.
Empfiehlt einem reisenden Publikum auf's Angelegentlichste.
Herm. Jos. Thibus.
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Gasthof
zum
Bönn'schen Posthause.
Auf die veränderte Einrichtung seiner Abend-Restauration macht der Unterzeichnete ganz besonders aufmerksam.
Wm. Hilgers.
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Der Gerant: Korff.
Druck von J. W. Dietz, unter Hutmacher 17