[0611]
Beilage zu Nr. 121 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Freitag, 20. Oktober 1848.
[Deutschland]
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[Fortsetzung] könnte ein gewaltsamer Zusammenstoß hervorgerufen werden, dem wir durch Verbreitung demokratischer Gesinnung vorzubeugen suchen. Darum können wir unmöglich annehmen, daß uns Demokraten, ob unserer Pflichterfüllung, weder ein Vorwurf gemacht werden kann noch darf. Wir haben allerdings aufgewühlt, aber nur, um den festgetretenen, ausgedörrten Rechtsboden aufzulockern, damit die Saat der Volksfreiheit um so herrlicher gedeihe! Wir Alle, die wir Demokraten sind, und die bedeutend überwiegende Zahl ist dies in Schlesien, geben Ew. Exzellenz die heilige Versicherung, daß wir nichts als unser gutes Recht, unsere Freiheit verlangen, ungeschmälert und unverkürzt! Daß wir aber nie und nimmer vom gesetzlichen Wege abweichen werden, man müßte uns diesen denn gewaltsam sperren! Schließlich sagen wir Ew. Exzellenz nochmals unsern Dank für die gütige Erinnerung, verbitten uns aber in Zukunft die anarchische Verwandschaft. Liegnitz, im Oktober 1848. Der demokratische Verein.
[(B. Z.-H.)]
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Mannheim, 16. Okt.
Ein Theil der seither in unserer Umgegend stationirt gewesenen preußischen Truppen hat so eben, 10 Uhr Morgens, unsre Stadt passirt und wird nach Alzei verlegt werden, woselbst in Folge revolutionärer Umtriebe die Steuern verweigert und die Beamten verjagt worden sind. Die dahin beorderte Exekutionsmannschaft bestand aus: einer halben Batterie Geschütz, einem Bataillon des 28. Infanterieregiments und zwei Schwadronen Husaren.
[(M. J.)]
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Hildburghausen, 9. Okt.
Der auch in Volksversammlungen sehr thätige Redakteur des „deutschen Volksblattes“ Dr. Huhn wurde vorgestern verhaftet; die Bauern der Umgegend hatten dies kaum erfahren, als sie sich bewaffnet den hiesigen Volksfreunden beigesellten und stürmisch die Freilassung Huhn's verlangten. Die Behörden zögerten anfangs, aber die aufgebotene Bürgerwehr weigerte sich, polizeidienstlich dem Begehren des Volkes entgegen zu treten, und so genehmigten jene die sofortige Aufhebung des Verhafts. Der Herzog hinkt nun mit einer Proklamation gegen die „Ruhestörer“ heraus und verlangt den Schutz der Reichspolizeitruppen, die so eben 1000 Mann baierischer Infanterie stark hier einrücken.
[(M. A. Z.)]
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Schleswig, 12. Okt.
Gestern und heute sind die Abgeordneten von Kiel hier angelangt. Die erste Sitzung wurde im zukünftigen Sitzungslokale des Landtags, dem schleswigschen Rathhause, durch eine kurze Rede des Präsidenten Bargum eröffnet. „Der Ort der Sitzung, aber nicht die Gesinnung noch das Recht des Landes ist irgend verändert. Die Verfassung und die in ihr mitenhaltenen Beschlüsse des Landtags vom 4. Septbr. sind das Recht und der Anker, an dem die Landesversammlung festhält.“ Dies bildete den Inhalt der Rede. Die Schlußberathung über die Regierungsvorlage in Betreff der Ministerien stand auf der Tagesordnung und ward auf morgen verschoben. Dann folgte die Wahl des Bureau, welche eine Wiedererwählung seiner bisherigen Funktionäre, bis auf Hrn. Samwer, für den Advokat Griebel als Sekretär erwählt wurde, zum Resultat hatte. Darauf wurde der Antrag des Hardesvogt Thomsen, betreffend die Wahl der Prediger in Schleswig, verhandelt.
[(Schl.-H. Z.)]
Es scheint, daß in den nächsten Tagen ein Schritt zur Ausführung der Regierungsänderung erwartet werden kann, da wenigstens von deutscher Seite die durch Francke und Stedtmann eingeleiteten Vereinbarungen jetzt genehmigt wurden. Die designirten Mitglieder der neuen Administration (Tb. Reventlow, Heintze, Boysen, Preußer, A. Moltke) befinden sich alle neben der provisorischen Regierung in Schleswig.
[(A. M.)]
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Schwerin, 12. Okt.
Unter der Voraussetzung, daß bei der großen Entfernung Frankfurts es für den Senat zu Lübeck unzulässig war, die Vermittlung des Reichsministeriums anzurufen, durfte man kein Bedenken tragen, auch ohne speciellen Befehl desselben so zu handeln, wie man erwarten durfte, daß es seinen Ansichten und Grundsätzen entspreche. Um über die Ansichten der Centralgewalt eine völlige Gewißheit zu erhalten, ist, neben der erforderlichen Anzeige von der Requisition des Senats zu Lübeck und deren Erledigung an das Reichsministerium, letzteres ersucht worden, sich über die Absendung der Truppen zu äußern.
[(M. Z.)]
Ungarn.
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Pesth, 10. Oktober.
Heute erschien das erste Manifest von Ludwig Kossuth. In selbem sind 2 Punkte von großer Wichtigkeit enthalten: 1) daß jeder Festungskommandant beauftragt ist, die National-Tricolor auf seinem Festungsgebäude aufzustellen; 2) daß diejenigen, welche sich diesem Befehle entgegenstellen, als Landesverräther bestraft werden sollen.
Die Sitzungen im Repräsentantenhause sind von gestern an auf einige Tage aufgelöst, weil die Majorität des Hauses den Weg nach Wien genommen hat, um dem österreichischen Volke die nöthige Hülfe anzubieten. Noch ehe Sie dieses Schreiben von mir erhalten, werden Sie die grüngeschmückten Scharfschützen, (Mitglieder der Nationalversammlung) in Wien sehen.
Das Finanzministerium bringt uns heute zur Nachricht, daß im Laufe dieser Woche die ersten ungarischen „Ein Gulden“ Banknoten ausgegeben werden, was hier eine lebhafte Sensation erregt.
Aus Gömör kommen auf das Neue gegen 2000 Mann mobil gemachter Garden, die Oesterreich und Ungarn beschützen wollen.
Das Regiment Wilhelm-Husaren ist heute früh nach Wien beordert worden. Statt der schwarzgelben Fahne trug es die ungarische Nationalfahne, Offiziere und Gemeine trugen ungarische Cocarden.
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Pesth, 11. Oktbr.
Repräsentantenhaus. Kossuth bestieg die Tribüne, nach dem ein vom k. Kommissär Csanyi verlesenes Schreiben den Jellachich auf östreichischen Gebiete anzeigte. Eine Todtenstille herrschte im Saale. Kossuth verlas eine in deutscher Sprache verfaßte Adresse an den Wiener Reichstag, womit 1) den östreichischen Volksrepräsentanten die Anzeige gemacht wird, daß die ungarischen regulären Truppen und Garden, auf östrreichischen Boden als keine feindliche Invasion anzusehen seien; 2) daß dieselbe ungarische Armee zu Befehl des östreichischem Reichstages bereit stehe, die gemeinschaftliche Sache zu ordnen, und falls der östreichische Reichstag die ungarische Macht nicht mehr benöthige, auf dessen Geheiß das Territorium Oesterreichs zu verlassen habe; 3) daß die ungarische Armee auf österreichischem Boden auf Kosten des ungarischen Staates zu leben habe. Als Kossuth zu Ende war, brach der Sturm los; es ist hiermit den Deutschen jedes Recht zugestanden worden. Weiter wurde im Repräsentantenhause der Beschluß gefaßt, das diejenigen, die sich in dieser sturmbewegten Zeit von hier flüchteten ‒ binnen 15 Tagen hier zu erscheinen haben, widrigenfalls selbe ihres Vermögens vom Staate als verlusttragend erklärt werden. Auch über das hinterlassene Vermögen des Erzherzog Stephan wurde eine Debatte eröffnet; viele wollten es unbedingt konfisziren, aber Kossuth wünschte diese Angelegenheit nicht übereilt zu sehen, und es ward demnach beschlossen, daß die Vollzähligkeit des Hauses entscheiden möge, was vielen Beifall gefunden hat.
Auch die Abdankung Recsey's des neuen Ministerpräsidenten wurde vorgetragen, die Angelegenheit ist der Kriegskommission zugewiesen.
Der Ex-Cultusminister Eötvös und sein Unterstaatssekretär Treffort haben sich in die Schweiz geflüchtet.
Bei Alt-Osen werden die Schanzarbeiten aufs Neue vorgenommen.
Soeben erhielt ich die neuesten Nachrichten aus Weißkirchen und Verbaß. Der Oberstlieutenant Maderspach hielt sich sehr tapfer und es steht in Bälde der erfreulichste Sieg der Ungarn über die raizischen Räuber zu erwarten, der österreichische Consul Maierhoffer setzt seine verrätherischen Pläne beständig fort.
Donaufürstenthümer.
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Bukarest, 3 Okt.
Magero hat die zwei an ihn abgesendeten Kurriere aufgehalten, und verhindert alle Kommunikation zwischen Rimnik an der Olt, wo er sich befindet, und Bukarest. Gestern sollen 2000 Mann türkische Truppen aus dem hiesigen Lager gegen ihn abgesendet worden sein. Man hält diese Macht für hinreichend, nachdem Magero kaum 1200 Mann schlecht bewaffnet um sich versammelt haben soll. Dieses Fortsetzen des Widerstandes im Gebirge wird den Anlaß geben, das ganze Fürstenthum in Detail zu besetzen, und es ist zu erwarten, daß die russischen Truppen bis zur k. k. Gränze sich ausbreiten werden.
Das neue Ministerium ist folgender Maßen gebildet: J. Philippesko, ehemaliger Finanzminister, Minister des Innern; Gradistiano, Justiz; Const. Bellio, Kultus; J. Philippesko, Verwandter des Obigen, Staatssekretär; Aleko Ghika, Finanzminister; Rimpiniano, Controlleur; Obrist Gorbazky, ein seit den Jahren 1830 in wallachischen Diensten gestandener russisch-polnischer Militär, provis. Spatar und Woynesco, Aga der Stadt Bukarest.
[(M. Z.)]
Polen.
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@facs0611
Lemberg, 10. Octbr.
Obschon mehrere deutsche Blätter die Nachricht enthielten, es hätten sich die Russen von der gallizischen Gränze zurückgezogen, so kann ich Sie dagegen als Augenze versichern, daß dem nicht so ist, daß im Gegentheile die Russen in neuester Zeit an mehreren Gränzpunkten Galliziens, von wo die Heerstraßen nach dem Innern dieser Provinz führen und wo es einen Ueberfluß an Lebensmitteln gibt, bedeutende Streitmassen aller Waffengattungen versammelt haben. So stehen zwischen Chotym und Kamenetz pedolski (Festung) 60,000 Mann, worunter 7000 Pferde, ohne die Bespannung für fünf Batterien, je zu 12 Piecen, wie sie die Russen haben, zu rechnen. Dienstag, den 26. September, am russischen Kreuzerhöhungsfeste, sind in das russische Gränzstädtchen Radriwilon (bei Brody) 50,000 Russen, worunter 8000 Mann Cavallerie und 4 Batterien mit 48 Geschützen sammt completter Bespannung und zahlreichen Fuhrwerken eingerückt, haben neben der Stadt zum Theil ein Lager bezogen und weil es Vormittag war, der Feldmesse beigewohnt, wobei die zahlreichen Sängerchöre recht deutlich aus der Ferne zu vernehmen waren. Denselben Nachmittag kamen mehrere Stabsoffiziere nach Brody und sprachen sich ganz deutlich aus, daß sie, falls es in Italien zu Gunsten der alt-östreichischen Territorialgränze nicht zum Frieden käme, zur theilweisen Besetzung Galliziens und zum Marsche nach Italien als Oestreichs Alliirte bestimmt. Dies habe ich selbst vernommen, da ich gerade in Brody Geschäfte hatte. Reisende aus dem Fürstenthume Moldau berichten, daß über den beßarabischen Gränzort Skulieny am Pruth zahlreiche russische Heersäulen, worunter sehr viel irreguläre Reiterei, als Kosaken, Tscherkessen, Kalmucken und Baschkiren, sich nach dem Innern der Moldau bewegen, und über Jassy, Iwanestie, Ketreni und Pantscha den Weg nach Fokschan in der Wallachei einschlagen; es soll unter ihnen sehr strenge Mannszucht herrschen und Alles wird gleich mit klingender Münze bezahlt.
Italien.
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[ * ]
Die Reforme vom 17. Okt. gibt mit folgenden Worten ihre neuesten Nachrichten aus Italien: Wir hatten es vorher gesehen. Die Wiener Ereignisse bringen Italien zum zittern. Die Explosion wird vor sich gehen. Das Folgende ist ein Auszug aus einem Briefe der Madame von Belgiojioso, den sie diesen Morgen aus Turin erhielt: „In dem Augenblick, wo ich Ihnen schreibe, ist die Lombardei in vollständiger Agitation. Die Kroaten und die Ungarn gerathen aneinander. In Mailand sind die Truppen in ihre Kasernen consignirt. Man schreibt mir heute, daß morgen wahrscheinlich die Post von Mailand nicht mehr abgehen können wird. Wir Emigrirten, die wir eine Insurrektions-Association bildeten, werden nicht zögern abzureisen…“ Dieser Brief ist von Turin datirt vom 12. Oktbr.
Wir wissen aus sicherer Quelle, daß Karl Albert und seine Regierung bei dieser Agitation nicht interessirt sind, und daß es nur die republikanische Partei ist, welche die Insurrektion vorbereitete und die sie dirigiren wird. Lasse sich Karl Albert daher nicht einfallen, die jetzt beginnende Revolution noch einmal forteskamotiren zu wollen! ‒ Die Nachrichten, die wir durch die Zeitungen von Turin, Genua und Modena erhalten, zeugen von großer Bewegung. In Turin, bei einer Revue, die Karl Albert am 11. Okt. abhielt, riefen Volk und Soldaten: Es lebe Italien! Krieg! Krieg! Am 10. Okt. in Genua ließen die Soldaten des Regiments Regina die Stadt von dem Schrei wiedertönen: Es lebe Italien! Es leben die Genuesen! Es lebe Garibaldi! In Modena zog man am 6. mit der rothen Fahne herum und schrie: Es lebe die Republik! Tod dem Herzog!
Französische Republik.
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Paris, 17. Okt.
Marrast und seine Partei, liegen zu Boden ‒ hörte man schon gestern Abend ausrufen und man war auf den „National“ sehr gespannt. Er ist erschienen und ‒ er kriecht folgendermaßen zu Kreuze:
„Wir haben stets gedacht ‒ sagt er ‒ „daß, sei erst die erste Aufwallung vorüber, das natürliche Gleichgewicht wieder Platz greifen werde. Diejenigen (soll heißen, wir die Nationalpartei), welche unter der Monarchie, nicht ohne Ehre und Ruhm die Rolle durchführten, die Republik vorausgesehen, gewünscht und vorbereitet zu haben, machen auf keine andere Ehre, auf keinen andern Ruhm Anspruch, als der Republik zu dienen und zwar auf der Stufe, so niedrig sie auch sei, die ihnen die öffentliche Meinung anweist. Sie sind die Ersten, selbst die gefürchtetsten Mitbewerber (Thiers, Molé etc.) rücksichtlich ihres Talents, ihrer Aufrichtigkeit und ihrer Aufklärung, unter die republikanische Fahne zu rufen, denn sie haben mehr ihren Grundsatz als ihre Personen im Auge. Urheber der Revolution, beanspruchen sie keineswegs ihr Monopol. Die Aussöhnung liegt also nicht nur in unserem Wunsch, sondern in der Nothwendigkeit selbst.“
‒ Die sozialistisch-kommunistische Partei, mit Ledru-Rollin und Proudhon an ihrer Spitze, nimmt das gestrige Votum keineswegs so gelassen auf wie der National, sondern sie entwickelt eine ungeheure Thätigkeit, um den Sturz der weißen Republik vollends zu beschleunigen. In Paris, Lyon, Dijon, Macon, Nimes und einer Menge anderer Städte bereiten sich Monsterbankette vor, in denen auf die rothe Republik gegessen, gesungen und getrunken (das ist nach dem neuen Klubgesetze unerläßlich) aber noch mehr gesprochen wird. Wohin wird das Alles führen? ‒ seufzt die besitzende Klasse und vergräbt ihre Thaler.
‒ Heute Nachmittags 2 Uhr findet an der Barriere Passonniere ein sozialistisch-kommunistisches Bankett von Zweitausend Gedecken statt. Ledru-Rollin, Proudhon und Lamenais führen den Vorsitz.
‒ Die Seine-Assisen haben ihre Sitzung eröffnet. Am 24. wird der Proudhonsche Representant du Peuple und am 26. der Lamenaissche Peuple constituant von ihnen gerichtet und hoffentlich freigesprochen.
‒ Diesen Morgen verbreitete sich im Operngange das Gerücht, mehrere sardinische Korps hätten den Ticinofluß überschritten und die Feindseligkeiten gegen Radetzki begonnen.
‒ Im Ministerium des Auswärtigen sind einige sehr ernste Klagen gegen die Härte der russischen Gränzämter eingelaufen. Französische Bürger, die in Geschäften oder zum Vergnügen reisten, haben sich über die Unverschämtheiten und Maßregeln beschwert, die ihnen, obwohl mit geregelten Pässen versehen, an den russischen Gränzen widerfuhren. Es scheint, daß die Pässe jetzt keine außerordentliche Ermächtigungsformel von den hiesigen russ. Geschäftskonsuln tragen sollen; ein bloßes Visum ist nicht mehr hinreichend, General Leflô thäte gut, seine günstige Aufnahme beim Kaiser Nikolaus zu baldiger Abhülfe dieses Paßunfugs zu benützen.
‒ Aus dem Meurthedepartement haben die Bauern bei der Nationalversammlung petitionirt, ihnen Kreditinstitute zu eröffnen, bei denen sie gegen 3 1/2 pCt. Gelder entlehnen können, um nicht länger gezwungen zu sein, in die Krallen der Wucherer zu fallen.
‒ Im Theater francais gab es gestern eine kleine Emeute. Die Familie Felix, die dort seit der Rachel wie Pfarrenkraut wuchert, hat sich gegen den neuen Kommissarius Sereste, den Senard auf Blancs Antrag an Lakroys Stelle setzte, empört und der große Koulissenkampf hat mit dem Rückzuge des Fräulein Rachel (dessen neuester Ehemann der Sohn des Generals Bertrand ist) geendet. Rachel wird nach Petersburg wandern; eine furchtbare Verschwörung ist unter allen Löwen und Löwinnen des Boulevard du Gand gegen diese Strenge der Kommissarien der Republik ihrem Ausbruche nahe.
National-Versammlung. Sitzung vom 17. Okt. Anfang 12 ein halb Uhr. Präsident Marrast.
An der Tagesordnung ist die Verfassungsdebatte, die bis zum Artikel von der richterlichen Gewalt, Artikel 82 inbegriffen, vorgerückt war.
Art. 83 lautet: „Die Richter des Kassationstribunals werden von der Nationalversammlung in geheimer Abstimmung durch absolutes Stimmen-mehr ernannt.“
Hierbei ist zu bemerken, daß ein großer Theil der Versammlung darauf hinarbeitet, dem Präsidenten der Republik, als Chef des Staates, so wenig Ernennungen als möglich zu überlassen, um dem Favoritismus vorzubeugen und die Bureaukratie zu untergraben.
Laporte beantragt: „die Glieder des Oberrechnungshofes können ohne Genehmigung des Staatsrathes weder ernannt, noch zu höheren Graden befördert werden.“
Stourm, Barroche, Etienne und Lacrosse unterstützen, theils bekämpfen sie ihn, weil man die Nationalversammlung nicht zu sehr mit Ernennungen überlassen müsse. Aus dem konstituirenden Körper könnte sonst ein politischer werden.
Der Antrag wird verworfen.
Artikel 83 angenommen.
Art. 84. „Die Beamten der Staatsanwaltschaft sind vom Präsidenten der Republik zu ernennen.“
Boussi schlägt den Zusatz vor: „und nach Gutbefinden absetzbar.“
Tranchard macht ebenfalls einen beschränkenden Zusatz.
Dupin und Cremieux bekämpfen diese Zusätze. Sie fänden ihren Platz bei der Berathung der organischen Gesetze.
Die Zusätze fallen durch.
Art. 84 wird angenommen.
Die Verfassungsdebatte wird hier eine Weile durch eine Wahlprüfung unterbrochen.
Charamaule stattet Bericht über die Wahl Bissette's auf der Insel Martinique ab. Zum ersten Male waren hier die Negersklaven berufen, ihr Stimmrecht auszuüben! Die Details sind überaus interessant; doch zu weitläufig, um sie hier mitzutheilen. Die Beschwerdepunkte gegen diese Wahl laufen vorzüglich darauf hinaus, daß viele Weiße nicht in die Wahlkommission zugelassen und einige Unterschleife verübt wurden. In Rücksicht auf das eigene Entlassungsgesuch Bissette's beantragt der Ausschuß Annulation.
Base, vorzüglich aber Bory Papy, einer der Vertreter Martinique's, bekämpft die Annulirung; eine abermalige Wahl würde die ganze Kolonie in Aufregung versetzen, kein Mensch wisse von den Protestationen auf der Insel etwas, er habe sie erst bei seiner Ankunft in Frankreich erfahren, es seien offenbar Partei-Kniffe im Spiele.
Hier unterbricht ihn die Ungeduld der Rechten und ein kleines Gefecht entspinnt sich zwischen Flocon, Vavasters, Deslongrais und dem Präsidenten über den Schluß der Debatte über die Wahlprüfung. Endlich wird entschieden, daß man den Landsmann des Angefochtenen noch weiter sprechen lasse.
Bory Papy besteigt von Neuem die Bühne und da sein Vortrag lebhaft und sein Negerkopf mit dem rollenden weißen Auge und den lebhaften Gebehrden sich ganz originell ausnimmt, so wird er aufmerksam angehört und erntet sogar Beifall, als er die Liebe Martinique's zur Republik betheuert.
Bissette's Wahl wird annulirt und zwar wegen incapacité personelle, so sehr ihn auch sein Landsmann Bory Papy vertheidigt. Diese persönliche Unfähigkeit soll ihren Grund in einer kriminalgerichtlichen Verurtheilung haben. Man sagt, Bissette sei gebrandmarkt. Wir bemerken dies, um die Moralität dieses Votums hervorzuheben. Die Nationalversammlung will keinen Galeerensträfling in ihrer Mitte.
Die übrigen Repräsentanten aus Martinique werden zugelassen.
Marie, Justizminister, legt den Gesetzentwurf vor, der das französische Justizwesen organisirt. Wir werden später auf diesen Contre-Entwurf zurückkommen.
Wird nicht, wie beantragt, an den Justizausschuß, sondern an die Abtheilung gewiesen.
Mehrere Gutachten über andere Gegenstände, Agrikultur u. s. w. werden vorgelegt.
Die Versammlung kehrt zur Verfassungsdebatte zurück.
Artikel 85, von Ernennung der Richter, der Obergerichts- und Oberrechnungshöfe auf Lebenszeit handelnd, wird lange besprochen, dann angenommen.
Artikel 87, 88, 89 und 90, von den Verwaltungstribunalen handelnd, werden unterdrückt, weil das ganze sechste Kapitel bekanntlich weggefallen ist und der Berathung der organischen Gesetze vorbehalten bleibt.
Artikel 91 setzt eine Art Schiedsrichteramt aus den höchsten richterlichen und administrativen Beamten unter dem Vorsitze des Justizministers ein, um die Konflikte zwischen den Behörden zu schlichten etc. Wird nach einem Vortrage Dupins angenommen und um 6 Uhr die Sitzung aufgehoben.
[0612]
Großbritannien.
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[ * ] Dublin, 17. Okt.
Charles Gavin Duffy, der seit seiner Gefangennehmung in Newgate saß, hat den Versuch gemacht, zu entspringen. Man hatte ihm Feilen und eine Strickleiter zuzustellen gewußt, und er war schon so weit gekommen, daß die Gitter wenig Widerstand mehr leisteten; da verräth ihn einer seiner falschen Freunde, und es versteht sich von selbst, daß man ihn gestern schon in einen andern Flügel des Gefängnisses brachte, aus dem er schwerlich entkommen können wird. Dieser an Duffy begangene Verrath ist ein neuer Beweis, wie gut die Regierung die irischen Insurgenten mit Spionen zu umgeben wußte.
Der Lord Mayor und mehrere Gentlemen überreichten heute dem Lord Lieutenant die von 25,300 Personen unterzeichnete Adresse zu Gunsten des verurtheilten Smith O'Brien. Se. Exzellenz gab sofort eine schriftliche Antwort, welche dahin lautete, daß er nicht eher entscheiden könne, als bis die Prozesse der übrigen Angeklagten in Clonmel beendigt seien, daß aber dem Ersuchen der Jury, das Leben des Verurtheilten zu schonen, dann die genaueste Berücksichtigung gegeben werden würde.
O'Donhoe wurde zum Tode verurtheilt. Der Prozeß Meagher's und Duffy's wird jetzt beginnen.
Klagen unserer Abonnenten über die vernachlässigte Beförderung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ durch die Post.
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@facs0612
Um unsern geehrten Lesern den Beweis zu liefern, mit welcher Sorgfalt sich die Postbehörden unserer Zeitung angenommen haben, lassen wir die Beschwerdebriefe unserer Abonnenten theils im Auszuge, theils im Original von Zeit zu Zeit folgen:
Die Post-Zeitungs-Expedition zu Braunschweig beklagt sich bei der Expedition unserer Zeitung, daß eine ganze Nummer der Zeitung nicht angekommen, wiewohl die nächstfolgende Nummer rechtzeitig eingetroffen sei. ‒ Die Expedition der „N. Rh. Ztg“ hat die fehlende Nummer rechtzeitig abgeliefert. ‒
Herr C. B. in Aldenkirchen bei Jülich hat Ende vorigen Monats die „Neue Rheinische Zeitung“ bei der nächsten Postanstalt bestellt und für das kommende Quartal bezahlt; bis heute ist aber diese Bestellung der hiesigen Post-Zeitungs-Expedition nicht aufgegeben worden. ‒
Der Abgeordnete zur Deutschen Nationalversammlung, Herr Zimmermann aus Spandau klagt über die nachlässige Expedition der „N. Rh. Ztg.“ Als Beweis, daß die Schuld auf Seiten der Post liegt, hat Herr Zimmermann ein Zeitungs-Couvert seiner Klage beigelegt, aus welchem (nach den aufgedruckten Poststempeln) hervorgeht, daß die Zeitung am 11. d. Mts. zwischen 6-7 Uhr Abends hier zur Post gegeben wurde, in Frankfurt am 12. angekommen ist, ihm aber erst am 13. Vormittags zwischen 12-1 abgeliefert worden ist. ‒
Herrn Korff, Gerant der „Neuen Rheinischen Zeitung“,
Bergheim, 18. Okt. 1848.
Heute Morgen erhalte ich von dem hiesigen Post-Expeditor folgende, nach dessen Angabe in abgewichener Nacht angekommenen Blätter:
Nr. 116.
Beilage von Nr. 116.
Nr. 118.
Extrabeilage zu 118 und
Nr. 119.
Summa 6 Stück a la fois!
Liegt die Schuld an Ihnen, so beklag' ich mich nicht; ‒ liegt sie an „Andern“, so werden Sie für Abhülfe zu sorgen wissen.
H., Abonnent der N. R. Z.
An die Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung.
Hoechst a. M., 17. October 1848.
Ich sehe mich veranlaßt, bei Ihnen Klage zu erheben über die unprompte Besorgung Ihres geschätzten Blattes. Seit dem Erscheinen desselben bis zur Suspension kam mir bald das Hauptblatt, bald die Beilage entweder gar nicht oder ganz verspätet zu, und bis dato ist die Beilage zu Nr. 116 und das Hauptblatt Nr 117 noch nicht hier eingetroffen; die Beilage zu Nr. 117 habe ich gestern Nachmittag erhalten, weshalb ich vermuthe, daß hier eine Unterschlagung beider Blätter Statt gefunden, in welchem Glauben mich auch der hiesige Postmeister Bauer bestärkt hat. Es ist schon unangenehm, wenn man die minder wichtigen Ereignisse nicht regelmäßig erfährt, um somehr jetzt, wo die Revolution in Wien alle andern Ereignisse überbietet. Ich ersuche Sie, diesem Uebelstande abzuhelfen und bemerke Ihnen noch, daß derselbe der weitern Verbreitung Ihres Blattes sehr schadet. Die kölnische Frau Base kommt ganz regelmäßig hier an, warum kann dies nicht bei der N. Rh. Ztg. der Fall sein?
Ich ersuche sie nochmals, die geeigneten Maßregeln zu ergreifen, daß eine schnellere und namentlich regelmäßigere Besorgung eintritt und zeichne Achtungsvoll C. B.
Geehrter Herr Redakteur!
Sinzig, 18. October 1848.
Seitdem Ihr Blatt wieder auferstanden, erscheint dasselbe hier nicht mehr des Morgens, wie früher, sondern erst gegen Mittag, während die Frau Base „Kölnische Zeitung“ ihrer Sippschaft regelmäßig jeden Morgen ihre schmale Brühe auftischt.
Nicht nur um die Geist und Herz stärkende Nahrung Ihres Blattes einige Stunden früher genießen zu können, sondern auch um dasselbe vor dem Vorwurfe junggesellenhafter Unregelmäßigkeit zu wahren, wünschen wir, daß Sie dasselbe mit der Abendpost absenden möchten.
Achtungsvoll zeichnet J. H.
Wir bemerken zu diesem Briefe, daß regelmäßig jeden Abend rechtzeitig die Zeitung nach Sinzig abgeht. ‒
Die Namen der Kläger sind in unserer Expedition einzusehen.
Köln, den 19. Oktober 1848.
Die Expedition der „Neuen Rheinischen Zeitung.“
Handels-Nachrichten.
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Civilstand der Stadt Köln.
Vom 14. u. 15. Okt. 1848.
Geburten.
Jos. Aug. Ludw., S. v. Karl Eduard Gebhard, Bombardier, Breitstr. ‒ Cathar., T. v. Ludw. Kroeber, Messerschm., unter Gottesgn. ‒ Peter Jos., S. v. Wern. Bollig, Maurer, Löhrg. ‒ Anna Apol. Hubert., T. v. Joh. Bauer, Spezereih., Severinstr. ‒ Maria Aug. Joseph., T. v. Franz Jos. Bachem, Kfm., Marspforteng. ‒ Gertr., T. v. Wern. Breuer, Schlosserges, unter Kästen ‒ Maria Wilhelm Frieder, T. v. Aug. Erdnüß, Kfm., Tempelstr.
Sebast., S. v. Max. Häckell, Tagl., gr. Spitzeng. ‒ Joh. Bapt., S. v. Heinr. Braun, Bäcker, Rothenberg. ‒ Peter, S. v. Wilh. Falkenberg, Schlosserges., Mariminenstr. ‒ Franz, S. v. Herm Giesen, Eisenbahnarb., Bayeng. ‒ Bernh., S. v. Wilh Oplatt, Schuhm., Pantaleonsmühleng. ‒ Sophia, T. v. Joh. Adam Schmidt, Tischlerm., Plankg. ‒ Gottfr, S. Anton Welter, Schreinermeister, Rinkenpf. ‒ Ein unehel. Knabe und ein Mädchen.
Sterbefälle.
Den 12.
Arnold Einsele, Tagl., 26 J. alt, unverh., kl. Griechenmarkt.
Joh. Hub. Müller, 2 M. alt, Maximinstr.
Emanuel Grah, Priv.-Sekr, 54 J. alt, verheir., Entenpfuhl. ‒ Jos. Anton Hub. Braun, 3 J. 11 M. alt, Benefisstr. ‒ Anna Maria Margar. Hubert. Petron. Paul. Wilhelm. Masson, 1 J. 2 M. 20 T. alt, Glockenring. ‒ Math. Weingarten, 4 W. alt, Weberstr. ‒ Franz Frenzel, Priv-Sekr., 33 J. alt, verheir., Kostg.
Heirathen.
Den 13.
Joh. Bapt. Ruland, Advokat, und Elisab. Elvira Becker, beide v. hier.
Ludw. Wilh. Friedr. Albrecht, Schlosser, v. Saarbrücken, und Cathar. Maria Stumpe, v. Cappellen. ‒ Joh. Heinr. Voosen, Schneider, v. Niederaussem, und Anna Maria Baessen, von Blazheim. ‒ Wilh. Const. Moritz Schneider, Drechsler, v. Loewenberg, und Anna Cathar. Josepha Louis, Wittwe Schirner, v. Düsseldorf. ‒ Heinr. Kellendonk, und Joh. Christ. Devogt, beide v. Xanten. ‒ Adam Bendel, Schreiner, v. Bürvenich, und Anna Elisab. Alster, v. Remagen.
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Anzeigen.
Schifffahrts-Anzeige.
Köln, 19. Oktober 1848.
Angekommen: Th. Messerschmidt vom Obermain. H. Müssig von Heilbronn.
Abgefahren: C. Königsfeld nach Duisburg.
In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich W. Pesch. Nach Düsseldorf bis Mülheim an der Ruhr Joh. Budberg. Nach Andernach und Neuwied A. Boecking und Nach Koblenz, der Mosel u. Saar. Jac. Tillmann. Nach der Mosel, nach Trier und der Saar Fr. Deiß. Nach Mainz A. Dorweiler. Nach dem Niedermain C. Nees. Nach dem Mittel- und Obermain. Fr. Seelig. Nach Worms und Mannheim Joh. Wimmer. Nach Heilbronn L. Heuß. Nach Kannstadt und Stuttgart L. Hermann. Nach Bingen H. Leineweber.
Rheinhöhe am 19. Okt. 7′ 11″.
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Bekanntmachung.
Da vom 5. Hujus ab ‒ als dem Beginn des Winterfahrplanes der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft ‒ der zweite Deutz-Düsseldorfer Dampfwagenzug eingezogen wird, so wird die Köln-Crefelder Personenpost von diesem Tage ab statt bisher Abends um 7 Uhr schon Abends um 5 Uhr, zum Anschluß
in Crefeld
  • a. an die Düsseldorf-Clever Personenpost zur Beförderung der Correspondenz- und Fahrpostgegenständ, nach Hüls, Aldekerk, Neukerk, Geldern, Issum, Grünthal, Wesel, Goch, Kevelaer, Weeze, Cleve;
  • b. an den Cours nach Breyell mit der Currespondenz nach Kempen, Oedt, Strahlen, Wachtendonk, Greffrath, Cobbernick, Breyell, Kaldenkirchen, Benlo;
  • c. an den Cours nach Odenkirchen mit der Correspondenz etc. nach St. Thönis, Süchteln, Viersen und Dülken;
  • d. an den Cours nach Aachen mit der Correspondenz nach Reersen, ferner
  • e. nach Willich, Linn und Uerdingen;
in Neuß:
  • a. an die Personenpost von Düsseldorf über Corrschenbroich nach Gladbach und Rheydt;
  • b. von Düsseldorf nach Aachen mit der Correspondenz nach Gladbach, Rheydt, Odenkirchen, Wickerath, Giesenkirchen, Glehn, Juchen, Fürth, Garzweiler etc. abgefertigt, wovon das Publikum hierdurch in Kenntniß gesetzt wird.
Köln, den 14. Oktober 1848.
Der Ober-Postdirektor, Rehfeldt.
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Bekanntmachung.
Durch die allerhöchste Kabinets-Ordre vom 8. April d. J. (Gesetzsammlung Nr. 14) ist das Porto für Papiergeld (Kassen-Anweisungen etc.) und Staatspapiere bei Versendung mit der Post bedeutend ermäßigt worden- Es ließ sich erwarten, daß in Folge dessen die Versendung, namentlich von Kassen-Anweisungen, ohne Deklaration aufhören, oder sich doch vermindern würde, und zwar im eigenen Interesse des Publikums, weil wenn Briefe mit nicht deklarirten Kassen-Anweisungen verloren gehen, gesetzlich kein Erlaß gewährt wird. Jene Erwartung hat sich jedoch nicht erfüllt, im Gegentheil mehren sich die Reklamationen wegen Verlust von dergleichen undeklarirt abgesandten Papieren. Insoweit bei der Versendung undeklarirten Papiergeldes nur eine Porto-Ersparniß beabsichtigt wird, scheint ganz übersehen zu werden, daß der dadurch zu erlangende Vortheil verglichen mit der geringen Mehrausgabe für deklarirte Geldsendungen fast durchgehends ganz unerheblich ist, jedenfalls aber mit der Gefahr, bei unterlassener Deklaration in keinem Verhältnisse steht:
So kostet beispielsweise:
ein Brief von Köln nach Bonn, mit 50 Thlr. Kasten-Anweisungen, 1 1/4 Loth schwer,
undeklarirt 2 Sgr.,
deklarirt 2 1/4 Sgr., mehr 1/4 Sgr.
ein Brief von Köln nach Minden mit 100 Thlr. Kassen-Anweisungen, 2 1/2 Loth schwer,
undeklarirt 9 Sgr.,
deklarirt 10 Sgr., mehr 1 Sgr.
ein Brief von Köln nach Berlin mit 200 Thlr. Kassen-Anweisungen, 2 Loth schwer,
undeklarirt 12 1/2 Sgr.,
deklarirt 16 1/2 Sgr., mehr 4 Sgr.
Das General-Postamt hält sich für verpflichtet, das Publikum hierauf aufmerksam zu machen.
Berlin, den 21. Juni 1848.
General-Postamt.
(gez.) v. Schaper.
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Versteigerung.
Am Samstag den 21. Oktober 1848, Vormittags 9 Uhr, soll auf dem Markte an St. Aposteln in Köln, ein Mühlenkarrenpferd (Kohlfuchs), 19 Hand hoch, gegen gleich baare Zahlung versteigert werden.
Der Gerichtsvollzieher, Clören.
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Auszug.
In Sachen der zu Köln ohne besonderes Gewerbe wohnenden Anna Maria Ringelchen, Ehefrau des daselbst wohnenden Maurermeisters Johann Hermanns, Klägerin, d. Füßer und Laufenberg gegen ihren vorgenannten Ehemann den zu Köln wohnenden Maurermeister Johann Hermanns, Verklagten, ohne Anwalt, hat das königliche Landgericht zu Köln durch sein Urtheil vom 17. Oktober 1848, die zwischen den Partheien bisher bestandene gesetzliche Gütergemeinschaft für aufgelöst erklärt, und die Partheien zur Auseinandersetzung dieser Gütergemeinschaft vor den zu Köln wohnenden Notar Claisen verwiesen.
Für die Richtigkeit dieses Auszuges:
Füßer, Advokat-Anwalt.
Laufenberg, Advokat.
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Berlin: Mehrere Pharmaceuten und Handlungs-Commis können sehr gute und dauernde, mit hohem Gehalt verbundene Stellen in Apotheken ‒ Droguerien ‒ Fabrik ‒ Komptoir ‒ Material-Manufaktur- ‒ Schnitt- und sonstigen Geschäften erhalten und wollen sich baldigst wenden an die Agentur des Apothekers Schultz in Berlin, Alexanderstraße Nro. 63.
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Ein besonders gut empfohlener braver Handlungsgehülfe der in verschiedenen Geschäftszweigen gearbeitet hat, wünscht recht bald eine Anstellung und sieht nicht so sehr auf hohes Salair als auf eine freundliche Behandlung. Die Expedition sagt welcher.
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Stiefel und Schuhleisten nach den neuesten pariser Facons, werden angefertigt und verkauft bei F. Faßbinder, auf der Uhr Nr. 10.
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Herr Boisseré, dem das Grundstück in der Rosengasse gehört, wird aufgefordert die Rinnsteine (Gossen), die er reinigen lassen muß, auch wirklich reinigen zu lassen, widrigenfalls ich ihm künftig die Polizei, welche sich bei mir beschwert, zuschicken werde.
Ph. Raupack, Rosengasse 2.
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Mosel-Dampfschifffahrt.
Täglicher Dienst.
Abfahrt von Trier Morgens um 5 Uhr.
Abfahrt von Koblenz (nach Ankunft der Nachtboote von Köln) Morgens um 6 Uhr.
Trier, den 24. August 1848.
Die Direktion.
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Futter gegen Ratten, Mäuse, Wanzen und Schwaben Thurnmarkt Nr. 39.
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Ein fehlerfreies Pianoforte bester Qualität, wird verziehungshalber zu dem festen Preise von 80 Thlr. verkauft. Die Exped. sagt wo.
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Bekanntmachung.
Die Lieferung nachstehender Viktualien- und Wirthschaftsbedürfnisse für die hiesigen Wohlthätigkeits-Anstalten soll auf dem Wege schriftlicher Submissionen an den Wenigstfordernden verdungen werden, als:
95,300Pfd. Ochsenfleisch.
32,000Pfd. Kalbfleisch.
13,200Pfd. Nieren- oder Rinderfett.
9,900Pfd. geräuchertes Speck.
550Pfd. Schweine Schmalz.
300Centner Weizenmehl.
140Centner Weizengrütze.
95Centner Hafermehl.
100Centner Hafergrütze.
45Centner Hirsen.
690Centner ordin. Gersten-Graupen.
450Centner Reis.
63Centner gebackene Pflaumen.
54Centner Kaffe, gelber Cheribon.
13Centner weißen Kochzucker, Farin.
585Centner trockene Erbsen.
740Centner trockene Bohnen.
970Centner trockene Linsen.
3Centner Pfeffer.
6Centner Pottasche.
1150Pfd. Melis.
550Quart Baumöl.
1250Quart gereinigtes Brennöl.
300Quart Rüböl.
55Ohmen Weinessig.
4Ohmen Weingeist.
15Ohmen Branntwein.
374Pfd. Talglichte.
7/8Tonne grüne Seife.
196Klaster Scheitholz.
183Schock Stroh.
31,000Pfd. Heu.
20,000Stück Lohkuchen.
Lieferungslustige Unternehmer werden eingeladen, ihre verschlossenen Submissionen bis zum 3. November c. unter der Aufschrift „Submission für die Lieferung der Victualien etc.“ auf dem Sekretariate der Armen-Verwaltung an der Cäcilienstraße hierselbst abzugeben. Die Verwaltung behält sich die Wahl unter den 3 Mindestfordernden vor. Nachgebote werden nicht angenommen; dagegen hat jeder Submittent von den Bedingungen Kenntniß zu nehmen und dieselben durch seine Namensunterschrift anzuerkennen; im andern Falle kann auf dessen Submission keine Rücksicht genommen werden. Die Eröffnung der Submission findet Statt Freitag den 3. November c., Nachmittags 4 Uhr.
Köln, den 18. Oktober 1848.
Die Armenverwaltung II. Abth.
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Demokratische Gesellschaft.
Versammlung heute Freitag den 20. Oktober Abends 7 Uhr bei Eiser Komödienstraße.
Es liegen wichtige Berathungen vor, worauf wir aufmerksam machen. Die Kasse wird um 6 Uhr geöffnet.
Der Vorstand.
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Römischer Circus. von Alexandro Guerra.
Heute Freitag, den 20. Oktober 1848: Große Vorstellung und zwar zum Benefiz der Mlle. Magdalena Kremzof, mit ganz neuen Abwechselungen, sämmtliche Mitglieder werden sich in dieser Vorstellung besonders mit ganz neuen Produktionen auszeichnen. Zum Beschluß zum Erstenmale: Der Ungarische Esicos auf 9 ungesattelten Pferden nebst den National-Kostümen und der National-Bezäunung der Pferde, ausgeführt von Hrn. Bottary, nebstbei der Englische Buldog in Brilliant-Feuerwerk. Herr Direktor Guerra bittet daher im Namen der Benefiziantin um recht gütigen und zahlreichen Besuch.
Alexandro Guerra.
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Herr Stupp!
Was machen Ihre treuen Schwäger und Vettern in Düren? Geben Sie ihnen doch bald wieder Gelegenheit, Ihnen ein hoch zu bringen, aber dann empfehlen Sie Ihrer werthen Ehehälfte mehr Schweigsamkeit.
Nicolaus Heuler.
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Leise Anfrage.
Hat Hr. v. W. noch nicht genug mit seinem fürchterlichen Durchfall bei der Bürgerwehr? Oder wünschen der Herr auch durch die Urwähler einen neuen Durchfall zu bekommen?
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Hat der Verfasser des Artikels „Wühler als Heuler etc.“ enthalten in der außerordentlichen Beilage zur gestrigen Köln. Zeitung nicht bewiesen, daß er schon ein würdiges Mitglied aller existirenden brüllenden Ochsen-, Esel-Societäten ist?
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Auf den Busch geklopft.
Am 16. Oktober kam der Pastor B. zu dem Schreiner D. nach der Weberstraße und es entstand folgendes Gespräch:
B. Wie geht es Ihnen?
D. Was bringen Sie Neues Herr Pastor?
B. Nun, wen werden Sie denn morgen wählen?
D. Keinen Andern als Kyll.
B. Wie? ‒ Der Mann hat ja keine Religion! Der v. Wittgenstein ist der Mann, den wir an die Spitze stellen müssen; für den müssen Sie stimmen.
D. Herr Pastor, in der Kirche können Sie mir sagen was Sie wollen, aber hier in meinem Hause nehme ich keine Vorschrift an. Ich wähle Kyll.
B. ging und v. W. wurde Volksverthräter.
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Herr Gustav Meyer!
Wie können Sie sich unterstehen, den respektabeln Hrn. Stupp öffentlich so arg zu blamiren? Ist es Ihnen noch nicht genug, daß er selbst sich so heillos blamirt hat, oder glauben Sie gar, dem Hrn. Stupp sei die Ehrenhaftigkeit seines langjährigen Kollegen weniger bekannt wie Ihnen? Der Zweck heiligt ja die Mittel, die Wahl ist vorüber, nun wird Herr Stupp sich wie eine Blindschleiche in seinen Maulwurfshaufen zurückziehen und nicht nach Berlin gehen, wie Sie ihm anrathen, denn dort verfolgt ihn die ewige Lampe.
G. R.
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Aufklärung über das Vertrauens-Votum der Urwähler des Kreises Düren an den „Volksvertreter?“
Herrn Stupp.
Die „vielen Urwähler“ sind ‒ höre höre Publikum!! ‒ des „Volksvertreters“ Stupp 3 Schwäger!!!!!!
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Theater-Anzeige.
Freitag den 20. Oktober:
Die Puritaner.
Große Oper in 3 Akten von Bellini.
+++ Elvira, Fr. Edserich-Leonof vom Stadttheater zu Aachen, als Gast.
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Das Haus Entenpfuhl Nr. 31 ‒ steht zu verkaufen. Im Hause selbst das Nähere.
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Der Gerant: Korff.
Druck von J. W. Dietz, unter Hutmacher Nro. 17.