[0567]
Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No. 114. Köln, Donnerstag den 12. Oktober. 1848.
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Durch die Theilnahme, die sich namentlich in Köln für die Aufrechthaltung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ gezeigt, ist es gelungen, die von dem Belagerungszustande herbeigeführten finanziellen Schwierigkeiten zu überwinden und sie wiedererscheinen zu lassen. Das Redaktionscomite bleibt dasselbe. Ferdinand Freiligrath ist neu eingetreten.
Karl Marx, Redakteur en chef d. R. Rh. Z.
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Uebersicht.
Deutschland. Köln. (Revolution in Wien.) Wien. (Revolution.‒ Stellung der Magyaren. ‒ Jellachich's Heer.) Siebenbürgen. (Die Czechen auf dem Reichstag. ‒ Jellachich. ‒ Ein Schreiben aus Agram. ‒ Der hohe magyarische Adel. ‒ Stellung der Croaten zu Jellachich ‒ Vorfälle an der slavonischen Militärgränze.) Frankfurt. (National-Versammlung.) Berlin. (National-Versammlung. ‒ Eine Enthüllung. ‒ Des Königs Geburtstag.) Eisenach. (Truppenzusammenziehungen. ‒ Verhaftungen.)
Ungarn. Pesth. (Neueste Nachrichten vom Kriegsschauplatze.)
Belgien. Brüssel. (Neueste Nachrichten aus dem Musterstaat)
Frankreich. Paris. (Zwei Bülletins der Republik. ‒ Giradin contra Cavaignac ‒ Die Flüchtlinge von Frankfurt nicht ausgeliefert. ‒ Nationalversammlung.
Großbritannien. London. (Nachrichten über Italien.) Clonmel. (Smith O'Brien verurtheilt.)
Deutschland.
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Edition: [Karl Marx: Revolution in Wien, vorgesehen für: MEGA2, I/8. ]
[ * ] Köln, 11. Oktober.
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[ 61 ] Wien, 6. Oktbr.
Indem ich zu schreiben beginnen will, wird der Generalmarsch geschlagen. Folgendes soll ihm zum Grunde liegen. Das hier stehende Militär fängt an, sich mit dem Volke zu befreunden und wird sich immer mehr bewußt, daß es ebenfalls zum Volke gehört und Rechte fordern kann wie dieses. Gestern hielten Mannschaften des Regiments Ceccapieri, wie es heißt, eine Versammlung an einem öffentlichen Dete, wo sie über ihre Stellung als Soldaten sich besprochen und endlich sich zu einer Eingabe an den Kriegsminister vereinbart haben sollen. Sofort ließ Latour dem Regiment den Befehl ertheilen, nach Ungarn abzumarschiren. Die Soldaten widersetzten sich diesem Befehle und drohten, ihre Offiziere, wenn sie Miene machten, denselben zur Ausführung zu bringen, erschießen zu wollen. So verging die Nacht. Jetzt aber soll das Militär mit Gewalt dennoch auf der Nordbahn fortgeschafft werden. Die Widersetzlichkeit erhebt sich von Neuem, indem die Soldaten sich weigern, Wien zu verlassen. Volk und Nationalgarde treten hinzu, die Soldaten stürzen den Leuten in die Arme und so wird der Generalmarsch geschlagen. Ein großer Theil, ja die Mehrheit der Nationalgarde will nicht, daß die Regimenter sich entfernen. Latour ist außer sich und bestellt mit dem Telegraphen das zunächst gelegene Militär, lauter Czechen, die er ohnehin statt des brüderlichen deutschen und italienischen Militärs hieher zu ziehen schon längst beabsichtigte. Die Schienen und Brücken der Eisenbahn sollen darauf, um die Ankunft des böhmischen Militärs zu verhindern, aufgerissen worden sein und der Zustand sich immer drohender gestalten.
Die Pesther Zeitung vom 3. Oktbr. ist so eben, aber nur auf einem halben Bogen, angekommen. Sie erklärt, bis zur Beilegung des Kampfes nur in dieser Weise erscheinen zu können, weil ihr Druckerpersonal fast sämmtlich vor dem Feinde stehe. Sie enthält einen Aufruf an alle Magyaren, sich der Sache des Vaterlandes mit Gut und Blut zu weihen und berichtet über die Sitzung des Repräsentantenhauses vom 1. Okt., worin unter Anderm der Präsident den Rapport des Generallieutenant Moga aus dem Sukorver Lager über den Kampf vom 29. Sept. vorlesen läßt. Am Schlusse desselben heißt es: „Obwohl unser Heer einen vollständigen Sieg errungen hat, indem es sich in seiner ersten Stellung behauptete, so ist doch vom militärischen Gesichtspunkte das Resultat dieses Treffens gering. Der Kriegsminister Meßares sprach über den fruchtlos gebliebenen Versuch, den bei St. Thomas verschanzten Feind zu vertreiben und gab Hoffnung, daß die Anstrengungen der ungarischen Armee daselbst dennoch zuletzt von Erfolg werden müßtee. Es wird in und um Pesth Alles aufgeboten, die ganze Bevölkerung zu bewaffnen. Die Kossuth'schen Blätter, Köstlöng und Hilapya, sind dagegen heute ausgeblieben.
Einem Gerüchte zufolge soll Jellachich gestern in Schönbrunn zur Tafel gewesen sein. Unmöglich ist die Sache nicht; das Ministerium wie die Camarilla werden sich mit ihm besprochen haben. Nach heutigen Nachrichten rückt er mit der Armee gen Preßburg, und es wird sich also bestätigen, was ich gestern geschrieben, daß er sich mit der czechisch-mährischen Armee, an deren Spitze Windischgräß stehen soll, vereinigt. Gestern wurden die Werbungen für Ungarn hier noch fortgesetzt und hatten auch noch guten Erfolg; auf Grund des absolutistischen Manifests, welches ganz Ungarn in Belagerungszustand erklärt, sind dieselben jedoch heute unterdrückt worden.
Der Eindruck den sowohl das italienische wie das ungarische Manifest der Camarilla hier hervorgebracht haben, ist durchaus ungünstig. Die Konstitution sagt darüber: „ Hr. Adam Recksey kontrafignirt seine eigene Ernennung zum ungarischen Ministerpräsidenten, und den Auftrag, ein neues Ministerium zu bilden! Nun aber ist es gewiß, daß der hier anwesende Batthyany um die Gegenzeichnung der Ernennung angegangen wurde, sie jedoch verweigert hat. Daß Unglaublichste ist jedoch, daß Hr. Recksey am nämlichen Tage, als er sich gleichsam auf eigene Faust zum Minister gemacht, sich selbst wieder faktisch abgesetzt hat, indem er Jelachich zum umbeschränkten Herrn und Gebieter von Ungarn, Siebenbürgen und allen Nebenländern gemacht und dem Bau mehr Rechte übertragen, als der König selbst besitzt.“
Nach der an Lamberg und den beiden Zichy geübten Volksjustitz ist es den hohen Herren in Ungarn übel zu Muthe geworden. Sie strömen schaarenweise hieher; gestern begegnete ich schweren Frachtwagen von Koffern, die von dem Preßburger Bahnhof kamen.
Nachschrift. Eben höre ich, daß es an der Nordbahn furchtbar hergehen soll; die Läden werden geschlossen, alle Märkte werden gesäubert. Wahrscheinlich haben wir ehe eine Stunde vergeht, Belagerungszustand und Standrecht; die Generalmarsch-Trommel erschallt fürchterlicher wieder, selbst die Glocken ertönen. Ich eile, um Näheres zu erfahren, in die Leopoldstadt.
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[ 61 ] Wien, 6. Okt.
1 Uhr Mittags. Es war nicht möglich auf den Schauplatz des Kampfes zu gelangen; die Thore der Stadt sind gesperrt; die Nationalgarde umstellt den Stephansdom und läßt Sturm läuten; Verwundete werden in die Stadt gebracht. Der Telegraph, alle Brücken der Nordbahn sind zerstört; die deutschen Grenadiere feuern mit der akademischen Legion und mit der Nationalgarde wider die polnischen Regimenter, namentlich wider das Regiment Nassau. Ein General ist gefallen, ebenso ein Hauptmann der akademischen Legion. Stiederhaben, einer der würdigsten Redakteure der Konstitution, den man Lychnowski's wegen mit einem Preßprozeß verfolgt, soll verwundet sein. Die Nationalgarde steht auf allen Plätzen, füllt alle Straßen. Von meinem Gange zur Post und zur Leopoldstadt begab ich mich zum Reichstag; alles leer, bis auf einige Abgeordnete, die erklärten, Strobach wolle keine Sitzung halten. Diese Czechen stecken mit
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„Kein schöner Ding ist auf der Welt Als seine Feinde zu beißen.“
I.

Kein schöner Ding ist auf der Welt
Als seine Feinde zu beißen;
Als über all' die plumpen Gesell'n
Seine lustigen Witze zu reißen.
So dacht' ich und stimmte die Saiten schon:
Da ward ich versetzt in Ruhstand.
Aus war der Spaß; die heil'ge Stadt Köln
Ward erklärt in Belagerungszustand.
Von Bajonetten starrte die Stadt
Wie ein Stachel'schwein. Rings um den Neumarkt
Wogten die preußischen Erzengel bis
Zum Hahnenthor und zum Heumarkt.
Und ein Leutnant zog vor unsere Thür
In kriegerischer Begleitung.
Und proklamirte trommelnd den Tod
Der Neuen Rheinischen Zeitung.‒ ‒
Da griff ich zum Stab und ich eilte fort,
Die Brust voller Kummer und Aerger.
Zu Herrn Soherr nach Bingen floh ich; dort trinkt
Man vorzüglichen Scharlachberger.
Herr Soherr, der ist ein fröhlicher Mann,
Und im ganzen Lande wird sich
Kein Scharlachberger finden wie der
Des Herrn Soherr von sechs und vierzig.
Herr Soherr ist vier und sechszig alt
Und sein Wein ist von sechs und vierzig;
Er duftet nach Veilchen und Rosen und schmeckt
Wie die Liebe erquickend und würzig.
II.

Herr Soherr wohnt im weißen Roß‒
(Daß ich je ihn verließ, ich bereu' es‒)
„Willkommen!“ so sprach er, „mein lieber Herr Werrth,
Willkommen! Was haben Sie Neues?
Sie seh'n so verstört und so flüchtig aus,
Wie ein Mann ohne Geld und Kurage.
Wie kommt's, daß Sie reisen im schwarzen Frack?
Wo ließen Sie Ihre Bagage?
Sie haben gewiß in Ems gespielt!
Oder haben Sie sich duelliret?
Oder haben Sie gar zu Köln am Rhein
Sich politisch kompromittiret? ‒“
„Mein Vater Soherr!“ versetzte ich da,
„Erbärmlich sind die Zeiten.
Doch kompromittir' ich mich nie, denn das
Ueberlaß ich anderen Leuten.
Mit schönen Frau'n hab' ich lieber zu thun
Als mit schönen preuß'schen Soldaten.
Und als ich am Lurlei vorüber kam:
Da war ich verkauft und verrathen.
Ich sah sie sitzen die nackte Fee
Und ich hörte ihr lüsternes Singen;
Und mit Koffer und Reisesack sank ich hinab
Ihren wonnigen Leib zu umschlingen.
Das war eine Barrikadenschlacht
Auf ihren schneeweißen Brüsten!
Mit heiler Haut kam ich eben davon,
Doch verlor ich Koffer und Kisten.‒“
Da lachte Herr Soherr und zeigte mir
Seinen letzten Zahn ‒ alleine
Steht der in seiner Kinnlade, wie
Der Mäusethurm im Rheine.
III.

Und im Morgendufte wandelten wir
Durch die herbstlichen Rebenlauben,
Es rauschte märchenmurmelnd der Rhein‒
Rubinfarben glühten die Trauben.
„In Köln war wirklich ein arger Skandal‒“
Begann ich zum alten Herrn Soherr‒
„Barrikaden kamen in Masse, man wußt'
Bei Gott nicht, von wannen und woher.
Sie wurden im Nu emporgebaut
Von Händen, energischen, raschen,
Aus Dombausteinen und Kirchenstühl'n
Und aus ausgetrunkenen Flaschen.
Es wehte die Fahne der Republik,
Und ein Tag war's ein fürchterlicher.
Steckbrieflich werden die Häupter verfolgt,
Kein ehrlicher Mann ist mehr sicher.
Die Insurgenten wurden verjagt
Und proklamirt ward eilig das Standrecht;
Das ist wahrhaftig noch schlimmer als
Das alte preußische Landrecht.
Herr Engels, der ist Diktator von Köln
Bis wieder die Sonne der Ruh' scheint;
Der Stadtkommandant, Herr Engels, der hat
Die Bürgerwehr Köln's entkuhbeint.
[0568]
[Deutschland]
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@facs0568
[Fortsetzung] Ladour, der heute ein Beispiel statuiren will, unter einer Decke. Wenn daß Volk sich nicht selber eklatante Genugthuung nimmt, so werden wir selbst nach einem Siege nicht viel weiter kommen, denn die sogenannte Linke, von der ich so eben einige sprach, sind selber matte Charaktere. Der Kaiser hat vor einer Stunde erst die Stadt verlassen, um gen Schönbrunn zurückzufahren.
1 1/2 Uhr. Die Nationalgarde hat zwei Kanonen erobert; die Geschütze der Garde und Legion werden auf den Basteien aufgepflanzt; es ist schon eine fürchterliche Schlacht geliefert worden; General Breda, Oberst Hrabowski und viele andere Stabsoffiziere bedecken das Feld.
3 Uhr. Ich komme von einer dritten Umschau. Die Nationalgarden des Wimmer Viertels und der Kärtnerstraße suchten die Sturmleuten vom Stephansplatz zu entfernen und schossen in die Nationalgarde der Wieden. Es entstand ein Kampf, in welchem viele fielen, bis die Garden der Wieden das Wimmer Viertel und die Kärtnerstraße in die Flucht trieben. Der Sturm ward nun ununterbrochen wieder geläutet, dauert noch immer fort. Das Landvolk strömt schon herbei. In der Leopoldstadt ist das deutsche Militär Herr des Platzes geblieben; die akademische Legion hat mit ihm vereint viele Kanonen erbeutet, dieselben aber, weil sie nicht fortzubringen waren, in die Donau geworfen. Der ganze Prater wird durch volksbefreundetes Militär bewacht. Im Stephansdome liegt es voll von Verwundeten und Todten. Ich ging abermals zum Reichstage, man sagte mir, der Präsident Strobach halte den Fall für nicht wichtig genug, um eine Sitzung zu veranlassen. Als ich von dort in die Dorotheenstraße hinabstieg, drangen aus einer Seitenstraße plötzlich Schönbrunner Jäger hervor und schoßen auf uns ein. Ich flüchtete, da ich unbewaffnet war, in ein Haus unweit des Grabens. Von dort ertönte aber der Kanonendonner und Pelotonfeuer unaufhörlich. Auf einmal flüchtet alles Militär. Die Kanonen folgen, im Entfliehen Häuser zertrümmernd, die akademische Legion und Nationalgarde hinterher. So ward ich gerettet. Das Militär wurde bis auf den Kohlmarkt verfolgt und dort zum Theil entwaffnet.
Die Universität ist mit Barrikaden umzingelt, dort ist das Hauptquartier. Die niederträchtigen Hunde von Czechen und Ruthenen glauben Wien zur panslavistischen Hauptstadt machen und dem Absolutismus wieder übergeben zu können. Die Thüren der Häuser müssen alle offen bleiben, wogegen Niemand am Fenster erscheinen darf, alle Fenster geschlossen bleiben müssen, weil man aus den Fenstern herab geschossen hat.
In diesem Augenblicke hat das Volk vollends die Oberhand in der Stadt. Leider geht keine Post ab und Sie werden diesen Brief daher erst später erhalten, weil es vollends an Gelegenheit fehlt, Briefe zu expediren. Ich muß wieder hinaus.
4 Uhr. Ueberall sind Barrikaden. Auf dem Hofe vor dem Kriegsgebäude, auf dem Graben und Kohlmarkt kann man vor Glasscherben kaum gehen; alle Fenster sind zerschossen. Ueberall in den Häusern Verwundete und Todte. Ein nichtunterzeichnetes Plakat fordert die Abgeordneten auf, zusammen zu treten. Als ich eben in die Versammlung treten will, erscheint eine Deputation der Abgeordneten mit weißen Fahnen. Was wollen diese politischen Kretines, worunter ich Goldmark und den infamen Fischof als Hauptfiguranten bemerke? Sie wollen Frieden stiften, vereinbaren, wo die schönste Gelegenheit sich darbietet, die ganze Brut der Kamarilla mit einem Schlage zu vertilgen. Ich folgte den Herren, wir stiegen über Barrikaden vor das Kriegsministerium, wo sie verschwanden. Ich erkundigte mich, was man wolle; man antwortete: Latour und Bach absetzen oder hängen. Bis zur Universität konnte ich noch nicht gelangen. Die Arbeiter sind mit Piken bewaffnet, die trefflich geschmiedet sind.
5 1/2 Uhr. Graf Baillet de la Tour, unser Kriegsminister, hängt auf dem Hof am Laternenpfahl. Man fand diesen Herrn auf dem Boden des Kriegsministeriums versteckt, führte ihn sachte die Stiege hinab in den Hof. Hier versetzte ihm ein wüthender Arbeiter ohne weiteres mit einem Hammer einen Schlag in's Gesicht, worauf er mit Kolbenstößen zu Boden gestreckt wurde. Nun ergriff man die Leiche und knüpfte sie im Hofe des Gebäudes auf und erst als sie dort herabfiel wurde sie von dem wüthenden Volke hinaus auf den öffentlichen Platz gebracht und am Reverber von neuem aufgeknüpft. Der Platz war gedrückt voll Menschen, die Nationalgarde ließ Freudensalven in die Luft ertönen. ‒ Hierauf ward das Zeughaus gestürmt, alle Waffen herausgenommen und unter das Volk vertheilt. Alle Arbeiter sind bewaffnet. Die Grenadiere durchziehen freudejauchzend die Straßen. Alle Welt drückt ihnen die Hände. Spießbürger und Bourgeois haben sich wie die Frösche in ihre Löcher verkrochen.
Der Reichstag ist versammelt, aber nur zur Hälfte. Präsident Strobach und die meisten Czechen haben sich aus dem Staube gemacht. Minister Hornbostel ist allein anwesend. Es wird eine Deputation zum Kaiser geschickt, welche ihn ersucht, ein volksthümliches Ministerium zu ernennen. In dieser Deputation befinden sich Hornbostel und Doblhof. Man designirt dieselben also abermals zu Ministern. O sancta simplicitas! Auch ein Wohlfahrtsausschuß ist geschaffen worden, in welchen man die unfähigsten Köpfe, ihre offenbare Verräther, wie Fischof, gewahrt hat.
Wenn es nicht besser wird, so haben wir noch nicht viel gewonnen. Während des Mittags hat das Ministerium noch ein heuchlerisches Plakat anschlagen lassen.
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@facs0568
[ 61 ] Wien, 6. Oktober
7 3/4 Uhr. Die Nachricht verbreitet sich, daß die Ungarn in Raab eingerückt sind.
Scherzer, ein, wie gesagt wird, energischer Mann, ist zum Oberkommandanten der Nationalgarde ernannt worden. Im bürgerlichen Zeughaus sind keine Waffen mehr, man greift das kaiserliche Zeughaus, welches noch von Militär vertheidigt wird, an. ‒ Nationalgarden und Studenten dringen mit der Drohung in den Reichstag: Wenn ihr uns nicht Recht verschafft, so müssen wir fortfahren, es selbst zu thun! ‒ Eine Deputation wird zu Auersperg, dem Kommandanten von Wien, mit der Aufforderung geschickt, das kaiserl. Zeughaus an die akademische Legion zu übergeben. ‒ Die beiden niederträchtigen Verräther Meyer und Fischof, denen man, wenn man sie nicht schon anders kennte, die gemeine Duplizität vom Gesichte ablesen kann, suchen sich mit volksthümlichen Anträgen wieder geltend zu machen. ‒ Es wird beschlossen, daß weder die Süd- noch die Nordbahn Militär befördern soll. In der Leopoldstadt hat das Feuern aufgehört, ebenso in der Stadt. Es scheint weiter nichts, als der Sturz eines elenden Ministeriums bewirkt zu werden, in welches man aber Subjekte wie Doblhof und Hornbostel wieder aufnimmt. Die demokratischen Journalisten klatschen natürlich Beifall. Schade um das tüchtige Volk, dessen Blut so vergeblich vergeudet wird. Es fehlen uns 100 Kopfdemokraten von Entschiedenheit; Faust- und Heuldemokraten haben wir die Menge. ‒ Das Bourgeoisthum hat alle Fenster beleuchtet, es zittert vor seinem Eigenthum und hat darum seine Krämerladen wieder mit: „Heilig ist das Eigenthum,“ überschrieben. ‒ Das Sturmläuten hat aufgehört, aber das Schießen am Zeughaus dauert noch fort: 10 Uhr. Das Sturmläuten beginnt abermals. Ich komme vom Zeughaus, wo der Kampf hartnäckig fortgeführt wird. Die akademische Legion welche sich am Morgen im Tabor so herrlich hervorgethan, leistet auch hier Wunder der Tapferkeit. Von hinten ist man im Zeughaus bereits eingebrochen und hat einige Waffen erwischt; allein die darin verschanzte Nationalgarde urd das Militär trieben das unbewaffnete Volk bald wieder heraus, desto stärker geschieht der Angriff von vorn. Bach soll im Zeughaus versteckt sein und ihn will man um jeden Preis haben, um ihn neben Latour aufzuknüpfen. Die Deputation des Reichstags soll von dem Kommandanten des Zeughauses niedergeschossen worden sein. Das Zeughaus ist in einer sehr engen Straße gelegen und kann sich lange halten. Als ich fortging, schoß die akademische Legion mit Kanonen von den Basteien auf dasselbe und unterhielt durchs Thor und durch die Fenster ein fürchterliches Peletonfeuer.
Ein Hauptmann des Wiener Viertels ist auf einem der Seitenaltäre des Doms niedergestochen worden. Latour hängt noch immer unter der Laterne, man hat ihm ein Leinentuch umgethan, aber alles ist blutig und der ganze Anblick in der tiefen Nacht und bei der hellen Beleuchtung schauerlich. Man hatte ihn auf einem Abtritt des 5. Stocks versteckt gefunden. Im Hofe des Kriegsgebäudes stand Militär, das sich aber nicht rührte, sondern die That ruhig geschehen ließ.
Latour ist der Henker von Italien, Ungarn, Böhmen, Gallizien u. s. w. So rächt sich das Volk.
Der Wohlfahrtsausschuß hat im Reichstag schon mehre Berichte erstattet und Beschlüsse gefaßt, darunter ist aber noch keiner der Rede werth. Er läßt sie durch Schuselka vortragen.
Die nach Schönbrunn gesendete Deputation Lubomirski, Pillersdorf, (sie werden über den Kretinismus staunen, der solche Leute auswählt) Borrosch ist noch nicht zurückgekehrt. Man hegt einige Besorgnisse über sie, obgleich sie mit Bedeckung abgefahren ist. Die Nationalgarde aller umliegenden Dörfer soll den Befehl haben, das herzuströmende Landvolk zurückzuhalten. Das Schlimmste steht noch zu befürchten, denn die ganze Umgegend liegt voll Militär. Unsere Basteien und Stadtgräben sind gut mit Geschütz montirt und bewacht. Ein Ueberfall in der Nacht ist am wahrscheinlichsten.
12 1/2 Uhr Nachts. Vor einer halben Stunde kam die Deputation Borrosch, Lubomirski, Pillersdorf aus Schönbrunn zurück. Letzter bestieg die Tribüne und sagte, der Kaiser habe sie mit gewohnter Gnade und Güte (cheu!) empfangen und ihnen erklärt, er würde dem Reichstage über die gestellten Bitten 1) volksthümliches Ministerium, 2) Rücknahme des Manifestes Jelachich 3) volle Amnistie demnächst eine Bescheidung zukommen lassen. Die Deputation habe nunmehr eine schriftliche Erklärung verlangt und folgende erhalten
„An den konstituirenden Reichstag.
In Genehmigung der Bitten (?) des Reichstags werden Wir ein neues volksthümliches Ministerium bilden, zu welchem meine Minister Doblhof und Hornbostel beigezogen werden. (Ungeheures Geheul der versammelten Botakuden. Auch die radikale Journalistenbank klatscht Bravo. Die Gallerieen schweigen.) Mit dem neuen Ministerium werden wir die Interessen der Gesammtmonarchie (?) berathen und sprechen die Hoffnung aus, daß die Bevölkerung Wiens zur Herstellung der Ordnung mitwirken wird.“ (Zischen.)
Zöpfel: Es lebe der Kaiser! Lassen wir diese gnädige Erklärung augenblicklich drucken und unter das Volk vertheilen. (Die sehr zusammen geschmolzene Versammlung erhebt sich.)
Was denken Sie von einer Versammlung, die einem Pillersdorf und Lubomirski solche Aufträge ertheilt und sich von einem Schuselka wohlfahrtsausschussen läßt? Strobach war, wie ich höre, in der Sitzung und wollte präsidiren, als er Bewaffnete auf der Gallerie bemerkte und sich darauf sofort mit den berüchtigsten Czechen und absolutistischen Deutschen aus dem Staube machte.
Schuselka berichtet aus dem Ausschuß zur Wahrung der Sicherheit und Ordnung, (die Freiheit lassen die Kerls aus) die Gallerie habe verlangt, die Erzherzoge Ludwig und Franz, sowie die Erzherzogin Sophia sollen auf 2 Jahre aus Oestreich verbannt werden. (Geheul der erschreckten Kammer). Auf dem St. Stephan- und auf andern Thürmen wurden Feuer angezündet und Raketen stiegen auf. Ein Grenadier versicherte mir, das Militär habe stets nur wider die Häuser, selten aber in die Häuser geschossen. Wenn ich vor dem Muthe, vor der Todesverachtung, vor dieser Einigkeit des Wiener Volkes die allergrößte Hochachtung habe, so muß ich mich über die demokratischen Schwachköpfe, welche seine Leiter sind, um so entrüsteter aussprechen. Die Journalistenlogen applaudirten zu allen Erbärmlichkeiten.
7. Okt., Morgens 8 Uhr. Vor Erschöpfung war ich eingeschlafen. Das Schießen und Sturmläuten dauerte die ganze Nacht fort und hat eben erst aufgehört. Man hat den Minister Bach auf der Wieden erwischt. Gestern Abend vergaß ich etwas zu bemerken. Man behauptete, der Kaiser sei längst entflohen; man behauptete, die Deputation habe durch ihren Pillersdorf die Erklärung Ferdinands machen lassen, um die Republik zu vermeiden. Pillersdorf geberdete sich beim Verlesen des Manifests auch, als sei er in der Sonne der kaiserl. Majestät geschmolzen. Der Betrug wäre zu infam.
Die erschreckte Camarilla hat während der Nacht noch keinen Angriff gewagt, sie kann dem Militär nicht trauen.
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@facs0568
[ 61 ] Wien, 7. Oktbr.
10 Uhr. Viktoria, das k. k. Zeughaus ist erstürmt, das Volk bewaffnet sich mit herrlichen Perkussionsgewehren. Um auch ein solches zu erhalten, begab ich mich hin. In einer engen steilen Straße angekommen, fällt auf einmal ein Schuß; Alles eilt dichtgedrängt zurück, viele stürzen aufs Pflaster, ich ebenfalls, das Volk darüber her. Ich würde zertreten worden sein, hätte ich mich nicht mit der äußersten Energie emporgehoben und dabei andere niedergeworfen. Ich entkam mit einer verwundeten Hand und einigen Schienbeinverletzungen.
Um 1 Uhr in der Nacht zog sich das Militär von seiner drohenden Stellung um die Glacis zurück, nahm aber eine ebensolche am Belvedere und außerhalb der Linien ein. Vom Belvedere aus kann die Stadt bombardirt werden. Graf Auersperg hat erklärt, nicht anzugreifen, wenn er nicht angegriffen würde.
Der Reichstag hat dem neugewählten, durchaus schwarzgelben Gemeindeausschuß befohlen, zusammenzutreten. ‒ Die czechische Rechte fehle noch immer, die Galerien sind heute leer.
Schuselka, Präsident des Wohlfahrtsausschusses, tritt auf mit dem Antrag, der Reichstag möge folgende Proklamation annehmen und im Volk verbreiten lassen: „Nationalgarden! Der Reichstag hat das Wohl und die Freiheit des Vaterlandes, die Unverletzlichkeit des konstitutionellen Thrones und Reichstags unter die Nationalgarde gestellt. Den höchsten Gütern droht Gefahr durch Anarchie und militärische Reaktion u. s. w. Er macht dabei besonders auf die Gefahren der allgemeinen Volksbewaffnung aufmerksam, ruft also nothwendigerweise die Nationalgarden zum Kampf gegen das Volk auf. Bach ist noch nicht gehängt worden. Das Wiener Volk ist groß im Kampfe, großmüthig im Verzeihen. Der demokratische Centralverein hält permanente Sitzungen.
12. Uhr. Der Tanz um Leben oder Tod der Hälfte der Bevölkerung Wiens wird jetzt erst beginnen. Die Kamarilla treibt uns aufs Aeußerste. So eben erschien der Finanzminister Krauß im Reichstage und las ein an ihn zur Kontrasignatur gesendetes Manifest des Kaisers vor, worin erklärt wird, der Kaiser entferne sich, um Mittel zu treffen, die Bevölkerung Wiens vor dem Druck einer Rotte zu befreien, die die scheußlichsten Thaten begehe. In jesuitischer Weise wendet er sich dann an die guten Bürger, um sie zum Verrath an der demokratischen Bevölkerung Wiens zu verleiten. Der Tod Latours, sagt er, soll gerächt werden. Krauß erklärte, daß er dies Manifest nicht kontrasigniren könne. Dieser Fall ist aber darin vorausgesehen und bestimmt, dasselbe alsdann dem Kommandanten Grafen Auersperg, der mit der Militärmacht am Belvedere steht, zur Kontrasignatur zu übergeben.
Schon beginnt der Kampf, das Militär entwaffnet vorübergehende Nationalgarden und beginnt Bomben zu werfen. Der Zustand ist erdrückend schwül. Die Bourgeois-Nationalgarde der Stadt wartet nur auf den Augenblick, um mit dem Militär Hand in Hand zu gehen. Das Volk soll indessen an 50,000 Gewehre aus dem Zeughause genommen haben, die, in Kisten verpackt, für Prag bestimmt gewesen sind.
Ich habe Ihnen immer geschrieben, erwarten Sie Großes von Volke Oestreichs, es hat meine Voraussicht gestern bewahrheitet, es wird sie hoffentlich auch ferner bewahrheiten.
Der Abbeordnete Kudlich soll in der Nacht vor dem Zeughause erschossen worden sein. Die Befehle des Reichstags werden von Auersperg nicht respektirt, der Reichstag wird im Fall einer Niederlage also gleiches Loos mit dem Volke theilen. Die Czechen sollen sich im feindlichen Lager befinden.
Das an den Donaubrücken stehende mährische Militär hat soeben noch erklärt, nicht auf den Bürger zu schießen. Die Taberstraße in der Leopoldstadt sieht entsetzlich aus. Hier wurde [Fortsetzung]
@typejFeuilleton
@facs0568
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@typejArticle
@facs0568
[Fortsetzung]
Geschlöffelt wird, wer sich rührt oder regt,
Gehangen, gebraten, gesotten ‒
Wohl werd' ich mich hüten, Herrn Engels mit
Meinem Lästermund zu verspotten.
Er würde mich packen mit schrecklicher Faust
Und würde zu Tode mich schießen
Mit seinem groben Geschütze und ach,
Das würde mich sehr verdrießen.
Wie einen Krammsvogel würde er mich
An den grauen Domkrahnen hangen ‒
Doch die Krammsvögel lassen am besten sich
In den Nebeln des Herbstes fangen.
Und Krammsvögel schmecken vortrefflich gut
Mit buttergeröstetem Brode ‒
O, himmlischer Vater, laß manche mich
Noch essen vor meinem Tode!“
IV.
Da standen wir auf den Hügeln und
Romantisch ward mir zu Muthe ‒
Politische Freunde müssen dies
Gefälligst mir halten zu Gute.
Und ich sang: „Was mag es bedeuten doch
Daß ich, o so traurig binne?
Ein Mädchen aus alten Zeiten, ach,
Das kommt mir nicht aus dem Sinne!
Da fiel Herr Soherr mir eilig ins Wort.
„Nicht ein Mädchen, ‒ ein Mährchen! sagt Heine!“
Und zusammenschrak ich und mein Verstand
Kam wiederum auf die Beine.
„Der Stadtkommandant, Herr Engels, der hat
Die Macht jetzt, die materielle.
Doch Herr Joseph DuMont in Köln, der besitzt
Die intellektuelle.
Denn die Kölnische Zeitung ist einzig allein
Der Unterdrückung entgangen;
Die andern Blätter wurden verpönt,
Gebraten, gesotten, gehangen.
Die Kölnische Zeitung ward lang' redigirt
Mit Rothstift und Scheere, nicht ohne
Talent von der alten Frau DuMont, doch
Die starb und Joseph, dem Sohne,
Ueberließ sie das hübsche Annoncengeschäft
Und Joseph ist reich geworden
An den Gütern des Glücks und bekommt gewiß
Auch bald noch seinen Orden. ‒
Herr Joseph ist ein trefflicher Mann!
Bis zur Revolution noch schrieb ich
Unsterbliche Feuilleton's für sein Blatt ‒
Und stets sein Verehrer blieb ich.
Doch wie sich manche Verbindung lös't
So ging auch uns're zu Ende
Und das Feuilleton kam in Levy, des
Romantischen Schmules Hände.
Herr Levy schmult das Feuilleton;
Doch mit „breitgeschnittener Feder“
Die Leitartikel Herr Brüggemann schreibt ‒
Die weiß zu schätzen ein Jeder.
Herr Levy und Herr Brüggemann,
Die schreiben mit Anstand und Sitte ‒
Ein borstig, niedrigstirniger Kerl
Ist in dem Bunde der Dritte.
Ein Pommer zwar von Geburt, überragt
Er doch noch Herrn Wolfers, ich finde
Daß dieser ein Belgier ist ‒ o Gott
Vergieb mir meine Sünde!
Ein Levy und ein Brüggemann,
Ein Flandre und ein Kalmücke:
Die sind's, so erleuchten die Rheinprovinz
Mit ungewöhnlichem Glücke!
O Joseph, wie preis' ich glücklich Dich,
Du hast was die Erde bietet:
Du hast Dir für Dein gutes Geld
Die vier besten Kerle gemiethet!
Ja, lieber Herr Soherr, glauben Sie dreist
An des Vaterlandes Genesung,
So lang' noch die Kölnische Zeitung sprießt
Aus der allgemeinen Verwesung.
Verwesungsrüchig noch manches Jahr
Wird sie duften vom Pol zum Aequator,
Wenn längst verschwunden Sie und ich
Und Herr Engels, der köln'sche Diktator.
Der Britte Coleridge roch zu Köln
An die siebzig verschied'ne Gerüche;
Darunter gewiß auch den Gestank
Aus Joseph's politischer Küche.
(Schluß folgt).
[0569]
[Deutschland]
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@facs0569
[Fortsetzung] gestern Morgen der Hauptkampf bestanden. Alle Fenster und ein großer Theil der Häuser sind zertrümmert.
Die im Zeughause gewesenen Nationalgarden wollten sich um keinen Preis ergeben. Als das Zeughaus nicht mehr zu halten war, wollten die kaiserlichen Grenadiere sich übergeben, die Nationalgarde war dagegen und verbarrikadirte sich im Keller. Nun schossen die Grenadiere mit dem eindringenden Volke gemeinsam auf die Nationalgarde, bis sie sich ergab. Es sind dabei ungemein viele Menschen geblieben. Das Zeughaus sieht scheußlich aus, ebenso die anstoßenden Häuser und Straßen. In keinem Zeughause Europas gibt es vielleicht eine solche Masse alter Waffen, wie hier; sie sind sämmtlich unter dem Volke.
Von allen Seiten strömen bewaffnete Bauern in die Stadt und Vorstädte. Von den letztern kann ich keine Details liefern, weil es unmöglich ist, überall zu sein. Wieden ist die demokratischste, enthält die todesmüthigsten Männer. ‒ Bach wollte flüchten, kam in einem Wagen am Wiesener Theater vorbei und wurde angehalten. Zwei Schüsse kamen aus dem Wagen, der dann davon jagte. An der nächsten Brücke aber durchstach ein Nationalgarde eins der Pferde und so wurde der Herr Minister gepackt.
Das erste Meisterwerk des neuen Ministeriums Dobblhof besteht darin, daß dasselbe á la Schuselka blos die Nationalgarde auffordert, Ruhe und Ordnung zu erhalten und darum weiße Binden am Arm zu tragen. Heißt das nicht einen Verrath treiben, eine Kluft zwischen dem Volk mit Gewalt provoziren?
Ich sende auch diesen Brief ab, denn ich weiß nicht, ob ich einen zweiten schreiben kann. Siegt die Kontrerevolution, dann sind wir ja alle verloren. Möge Wien nicht das Schicksal Neapels theilen. Das Loos Europas wird sich wenden, wenn wir siegen. Im Zeughause brennts noch immer, die meisten Kanonen sind glühend. ‒ Das Militär wird von allen Seiten herbeigezogen, hoffen wir, daß es zum Volke tritt. Der Ihnen bekannte Akademiker Willner ist von Auerspergs Korps gefangen worden. Wahrscheinlich erschießt man ihn. Die Sturmglocke ertönt, ich muß enden.
Der in der Leopoldstadt gefallene General Breda wurde gleich im Anfang des Kampfes von seinen Soldaten gepackt. Er betheuerte, daß er unschuldig sei und man ließ ihn laufen. Darau erscheint er aber an der Spitze von drei polnischen Regimentern und läßt auf seine Grenadiere feuern. Mit Todesverachtung stürzt aber jetzt ein Grenadier auf ihn ein und spießt ihn, wie eine Fliege, aufs Bajonet.
Latour hat während der ganzen Nacht gehangen und wurde vor einer Stunde herabgenommen. Wie es heißt, soll die ungarische Armee auf dem Marsche nach Wien sein.
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[ 61 ]Wien, 7. Oktober,
2 Uhr Mittags. Sitzung des Reichstags. Löhner beantragt die 3. Lesung des Finanzgesetzes und die Annahme desselben per acclamationem. Es geschieht. Er unterstützt diese Anträge mit rührenden Phrasen für den anwesenden Finanzminister Krauß. (Ueberraschung.) Krauß ist bekanntlich viel infamer als Latour.
Krauß dankt Löhner, aber er will die indirekten Steuern auf länger als auf ein halbes Jahr bewilligt wissen. (Angenommen. Die ganze zitternde Versammlung sitzt auf den linken Bänken.)
Borrosch (von der Tribüne.) Krauß ist schon darum ein volksthümlicher Minister, weil er es hätte unterlassen können, das Manifest des Kaisers bekannt zu geben, die Kontrasignatur zu verweigern. Er soll Minister bleiben. (Hallo.)
Krauß dankt.
Borrosch will: daß die Kammer den Beschluß faßt, daß Doblhof, Krauß und Hornbostel die Geschäfte fortführen, neue Minister vorschlagen, und daß wegen des Manifestes eine Dankschrift an den Kaiser und eine Proklamation an die Völker Oesterreich's entworfen werde. (Angenommen.)
Pillersdorf meint, Schuselka soll sie entwerfen. (Angenommen.)
Sieralkowski beantragt, daß außer Doblhof und Hornbostel drei Abgeordnete zu Ministern ernannt werden. (Kein Mensch unterstützt diesen Antrag.)
Löhner bittet, ihn durch Bilinski im Wohlfahrtsausschuß bis Morgen ersetzen zu lassen.
Präsident Smolka: Die Direktion sendet eine telegraphische Depesche an mich, mit der Anfrage, ob sie 1200 Arbeitern aus Glockknitz, die den Wienern um 4 Uhr zu Hülfe eilen wollen, die Fahrt gestatten solle.
Goldmark. Der Wohlfahrtsausschuß hat beschlossen, dies zu verhindern.
Krauß. Dazu muß Militär verwendet oder Jemand entgegen gesendet werden, der die Arbeiter abzuhalten vermag.
Borrosch. Ich sehe nicht ein, warum man die Arbeiter zurückhalten soll.
Goldmark. (Dieser Mensch gehört hier zur äußersten Linken.) Ich bin gegen diese Gäste; der Wohlfahrtsausschuß hat sie durch den Telegraphen schon abbestellt.
Pillersdorf trägt auf ein wirksames Mittel gegen das Eintreffen der Arbeiter an.
Minister Hornbostel. Ich werde selbst zur Südbahn hingehen und dahin trachten, daß alle Gewalt unterbleibt. (Schöne Gelegenheit, sich durchzumachen.) Unter ängstlichem Hallo wird die Sitzung suspendirt, damit Schuselka seine Proklamationen entwirft.
Die hohe Bourgeoisie flüchtet, ich sah ganze Wagen mit Koffern fortschaffen. Kudlich ist nicht erschossen.
4 Uhr.
Dei Straßen sind mit Ordnungs-Sicherheits-Ruhe-Plakaten des Schuselka'schen Reichstags bedeckt, darunter befindet sich aber geineswegs das Manifest des Kaisers. Das könnte die guten Bürker und namentlich die Arbeiter aufregen und republikanisch machen. Ich fürchte, daß die Furcht vor den Arbeitern einen großen Theil der Nationalgarde umstimmt. Ein Sieg der Arbeiter dünkt ihnen ein Untergang. Die Nationalgarde nimmt schon an manchen Thoren den Arbeitern die Waffen ab. Am Schlimmsten ist, daß sie selber noch eine mehr oder minder unorganisirte, nichtassociirte Masse bilden. ‒ Der Kampf muß in kürzester Zeit, wahrscheinlich heute Nacht, entbrennen, den man steht von beiden Seiten bereit dazu da. Die Nacht muß entsetzlich werden, aber Koffuth kann sich freuen, daß Wien seiner Sache so treffliche Dienste leistet. Wie ich höre, fehlt es überall an Munition. Da die Post abgeht, so schließe ich.
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[ 61 ] Wien, 5. Oktober.
Den neuesten Nachrichten zufolge ist Jellachich, nachdem er in Raab geraubt und gebrandschatzt, gen Wichelburg gezogen, befindet sich also ganz in unserer Nähe. Sämmtliche ungarische Blätter sind heute nicht eingetroffen, Jellachich wird Ungarn von Wien ganz abschneiden, sich mit der Armee aus Steiermark und mit der aus Mähren verstärken, das österreichische Ministerium wird ihn unter den Augen des Reichstags von Wien aus tüchtig unterstützen, Wien selbst im Zaum zu halten wissen und, sollten sich die Ungarn nicht alsbald zu Paaren treiben lassen, wie gesagt, die russischen und türkischen Knuten-Horden in's Land rufen. Westeuropa sieht dem Meuchelmord der freiheits- und todesmuthigen Magyaren von seinem Geldsack aus natürlich mit Behaglichkeit zu. Die Begeisterung des ungarischen Volks ist unglaublich. In Pesth sind alle Läden geschlossen, die ganze männliche Bevölkerung ist aufgehoben und steht unter den Waffen. Die außerhalb Ungarn stehenden ungarischen Truppen werden nur mittelst der äußersten Militärstrenge von dem Entweichen abgehalten. Dennoch sind aus Gratz mehrere Hundert in die Heimath geflohen und 250 in Saatz in Böhmen stehenden ungarischen Palatinal-Husaren ist es gelungen, sich bis in ihr Vaterland durchzuschlagen. In Lemberg mußten Kanonen gegen die ungarische Kaserne aufgefahren werden.
Aus Agram wird geschrieben: „Seit einigen Tagen ziehen in kleinen Transporten 3000 Mann Gränzer durch unsere Hauptstadt nach ihrer Heimath Ougolin, Otrolaz und Lika; sie kommen vom ungarischen Kriegsschauplatze. Ordnung und militärische Disziplin wird von ihnen nicht gehandhabt; sie eignen sich Unerlaubtes zu und beim besten Willen und bei der größten Geduld beginnt es uns daher unheimlich zu werden. Die Bewohner der Stadt sind schon überaus mißmuthig; sie glauben jetzt nichts mehr, denn wenigstens fünfmal wurde uns schon die Einnahme von Budapesth durch Plakate gemeldet. (Geschah ebensooft in Wien.) Man will uns durch den Kriegsruhm der Armee blenden und fanatisiren. Es ist dies aber eitle Mühe. Alles ist der Unentschiedenheit der Lage, der Nachtheile des Kriegs und der Treulosigkeit der österreichischen Regierung höchst überdrüssig.“ Dies zeigt, daß der kroatische Fanatismus wider Ungarn nicht so stichhaltig ist als der der deutschen Knochen, mit denen Jellachich sich umgeben hat.
Der hohe Adel Ungarn's zeigt sich immer mehr als Verräther des Landes. Graf Kasimir Esterhazy, Kommandant der Preßburger Nationalgarde, hat sich aus dem Staube gemacht. Er und die meisten seiner Standesgenossen ziehen es vor, sich in den hiesigen Kaffeehäusern herumzutreiben. Uebrigens hat die Preßburger Nationalgarde auch ohne den Grafen ihre Pflicht zu erfüllen gewußt. Sie hat die Banden Hurban's zerstreut und ist am 2. Oktober nach achttägiger Abwesenheit ruhmgekrönt wieder heimgekehrt. Unter vielem Anderem hat sie drei roth-weiß-blaue panslavistische Fahnen erbeutet. Die erste trägt die czechisch-slovakische Inschrift: Brastro a Swornost im rothen, Za krala a Narod Slovenski im blauen und Slava vsetskim Slovankom im weißen Felde. Auch auf der zweiten Fahne steht im weißen Felde der Name Swornost, im rothen aber Slava Kralori a Slobode. Sie sehen daraus, welchen Zwecken der Czechen-Fanatismus dienstbar ist.
Offenbar hat Jellachich eine ganz neue Stellung eingenommen; er stützt sich nicht mehr auf die Kroaten, von welchen ein sehr großer Theil ihn verlassen hat, er stützt sich von nun an auf slavisch-deutsche Knochen und wird zuletzt auch noch den hohen Adel Ungarn's in seinem Lager aufnehmen. Jellachich befindet sich nämlich auf den deutsch-bewohnten Gebieten Ungarn's und scheint mir eben darum nun weit gefährlicher geworden zu sein, als er es in Agram gewesen. Es heißt, er habe in der Schlacht vom 29. seine Gränzer mit Kanonen antreiben lassen müssen, wider die Magyaren zu fechten; und ich halte dies bei der immer bekannter werdenden Stimmung der Kroaten für gar nicht so unmöglich.
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[ 61 ] Wien, 5. Oktober.
Was ich Ihnen vor vier Wochen geschrieben, das tritt immer näher unter unsere Augen; ein entsetzliches Ungewitter entladet sich über Oestreichs Gesammtstaaten. ‒ Mit bebender Spannung blickt Wien nach Ungarn hin, es erkennt in Ungarn's Schicksal nun endlich auch das seine; es erkennt, daß Sklaverei oder Freiheit sich dort aus der niederstürzenden Sturmwolke entladen.
Sie wissen, daß Jellachich, von Kroatien abgeschnitten, zwischen Stuhlweißenburg und Ofen von den Magyaren angegriffen und zurückgedrängt worden ist.
Nach gestern hier verbreiteten Nachrichten soll nun der zurückgedrängte Theil der Armee Jellachich's bis Raab geschoben und durch die Truppen Perezel's, eines ungarischen Generals, von dem Hauptheer abgeschnitten worden sein. ‒ Da nun nach der Agramer Zeitung selbst zwischen Kroatien und Jellachich sich eine andere ungarische Armee aufgestellt hat, so dürfte der kroatische Banditenführer nebst seiner k. k. Armee der vollen Vernichtung entgegen gehen, wenn eins nicht wäre. Jellachich hat dort nämlich von zwei Seiten Hülfe zu erwarten. Einmal hat das seit so langer Zeit gewordene steiersche Bataillon, auf welches ich Sie schon sofort bei seinem Entstehen in dieser Rücksicht aufmerksam gemacht, sich in viele Bataillons, in eine Armee von Scharfschützen verwandelt und den Befehl erhalten, von Grätz aus die ungarische Gränze zu überschreiten; ferner haben auch alle andern disponibeln Truppen in Steiermark und Illyrien den telegraphischen Befehl erhalten, zu diesen Schützenbataillonen zu stoßen. ‒ Auf der andern Seite aber läßt die Kamarilla aus Olmütz, Lundenburg und Brünn ein zweites Heer in Ungarn einrücken, welches sich mit dem von dem Pfarrer Hurban fanatisirten Slovakenvolke, dem man von vielhundertjähriger magyarischer Unterdrückung, von eigener Nationalität vorgeschwatzt hat, in Verbindung setzen wird, um so den Ungarn in den Rücken zu fallen. ‒ Aus dieser Stellung mögen Sie ersehen, daß, wenn Jellachich auch zerschmettert wird, der Kampf noch nicht zu Ende ist, denn dann stehen die eigentlich deutschen Knochen bereit. Glauben Sie etwa, Jellachich's Armee bestehe aus Kroaten, die eigentlichen Feinde Ungarns seien Kroaten? Hören Sie, was ein wohlunterrichtetes Bourgeois-Blatt darüber sagt: „Jene lügenhafte Maske, welche den Kampf in Ungarn als einen bloßen Nationalitäten-Kampf darstellte, ist gefallen; nicht bloß der Kroat ist es, der gegen den Magyaren kämpft! Es ist der jesuitischste abscheulichste Macchiavellismus, wenn man die öffentliche Meinung mit solchen Ammenmährchen zu täuschen sucht; deutsche Truppen sind es, die Jellachich halten. Seine Gesammt-Artillerie ist deutsch, seine Pioniere und Brücken-Batterie ist deutsch, seine Cavallerie besteht aus sechs Schwadronen des deutschen Regimentes Johann-Dragoner, aus sechs Schwadronen des deutschen Regimentes Hardegg-Kürassiere, aus acht Schwadronen des deutschen Regimentes Kreeß-Cheveauxlegers, aus zwei Schwadronen Wrbna-Cheveauxlegers; seine General-Stabsoffiziere gehören sämmtlich der östreichischen Armee an, sie stehen unter Leitung des deutschen Generalmajors Zeisberg und des ihm untergeordneten, durch seine Talente vielbekannten Majors Flügelli. Der Feldmarschall-Lieutenant Hartlieb, der Generalmajor Kempen, der Generalmajor Schmidt sind lauter Deutsche. Man sieht, der kroatische Koloß steht auf deutschen Füßen, ficht mit deutschen Armen, denkt mit deutschem Kopfe.“ Auch in Siebenbürgen hat die Kamarilla ihr deutsches Gesinde. Sie wissen, daß Siebenbürgen, dem divide et impera zum Trotz, nach dem März mit Ungarn vereint wurde. Man hat alle Intriguen versucht, diese Vereinigung wieder aufzuheben; ohne Gewalt war indessen selbst unter den Deutschen, welche die Hälfte der Bewohner Siebenbürgens sind, nichts auszurichten. Da beauftragt nun die Schönbrunner Katze den deutschen Oberstlieutenant Urban, in Siebenbürgen eine k. k. Räuberschaar á la Jellachich zu bilden. Er wendet sich an den Kretinismus der im Norden Siebenbürgens wohnenden Wallachen, wie Hurban sich an den Kretinismus der Slovaken und Hanacken gewendet, und hofft sich so von Deés aus der Gewalt in Siebenbürgen zu bemächtigen. Alle Nationalitäten sind daher wider die Magyaren gehetzt und wenn sie auch den einen Jellachich besiegen, treten ihnen zehn andere entgegen, die im äußersten Falle in der großen deutschen Armee und in den türkisch-russischen Heeren bereitwillige Mitkämpfer finden. Erwägen Sie hiernach Ungarns Lage, erwägen Sie, daß 2/3 der ungarischen Militärkommandanten und Beamten schwarzgelbe sind, die nur auf Verrath lauern und Sie werden ermessen, ob das Häuflein Magyaren allein einen dauerbaren Sieg zu erringen vermögen wird. Ein Blatt erzählt in dieser Beziehung:
Die Wallachen ziehen von allen Seiten schaarenweise gegen Naßod und leisten Urban den Eid, dem Kaiser treu zu bleiben. Indem Urban erfahren, daß seine Unternehmungen bei den Ungarn Besorgnisse erregen, ließ er durch Kuriere ganz Siebenbürgen auffordern, von je 100 Einwohnern einen Rekruten zu stellen. Sein Vorsatz besteht in nichts Anderem, als in der Wiederherstellung des alten Systems, zur Realisirung desselben aber gedenkt er die wallachischen Gränzregimenter und die gesammte wallachische Bevölkerung zu verwenden. ‒ Mit Geld ist er reichlich versehen.
In Prag soll ein neuer Aufstand zu befürchten sein, da Windischgrätz den scheinbar zwar aufgehobenen Belagerungszustand noch forthandhabt und der Nationalgarde keine Waffen bewilligt.
Der Reichstag, welcher die Intriguen der Camarilla mächtig unterstützt und durch seine polnisch-czechischen Abgeordneten Palacky, Hawliczek, Rieger, Trojan, Dylewski mit den Südslaven in tiefster Intimität steht, ist eben im Begriffe, dem Finanzminister, um ihn zur Völkerunterdrückung tüchtig zu stärken, ein Büdget zu bewilligen, in welchem der Militäretat allein über 87 Mill. Gulden einnimmt. Die seit einigen Tagen darüber geführten Verhandlungen, in welchen das Zigeunervolk der Czechen, weil es mit dem Centrum und mit dem Absolutismus stimmt, fortwährend die Oberhand hat, sind über alle Beschreibung erhaben. Um der Linken alle Gelegenheit abzuschneiden, sich über das Treiben des Ministeriums auszusprechen, sind alle Interpellationen suspendirt worden; die Minister erscheinen nicht mehr und die Czechen führen mit ihrem Chef Strobach ein Regiment im Reichstag, wie Jellachich unter seinen Räuberhorden. Kein freisinniger Mann kann mehr zu Worte kommen; er wird zur Ordnung gerufen bei dem geringsten mißliebigen Ausdrucke. Wie Oestreich aussieht, so sieht der Reichstag aus und es muß auch dort mit Nächstem zum Faustkampf kommen. Die Sitzungen dauern von Morgens 9 bis Abends 9, und demnach wird nichts zu wege gebracht, weil jede Race nur ihre Bosheit ausübt, jede eine Uebersetzung aller Anträge verlangt, fast immer namentlich abgestimmt wird und zur Abkühlung des angeschwollenen Nationalitäts-Giftes immer Pausen bewilligt werden, während welcher die gehässigsten Intriguen vorgehen.
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[ !!! ] Frankfurt, 9. Okt.
Sitzung der Nationalversammlung. Präsident v. Gagern. Tagesordnung: 1. Abstimmung über den Gesetzentwurf zum Schutz der Nationalversammlung. 2. Fortsetzung der Grundrechte ‒ Art. VII. § 30 ff.
Adams aus Koblenz (!), Schmidt aus Wurzen, Dietsch aus Saarbrücken treten aus.
v. Reh beantragt gesetzliche Feststellung eines Zollprovisoriums für Deutschland.
Der Antrag geht zur beschleunigten Vornahme an den volkswirthschaftlichen Ausschuß.
Jordan aus Berlin beantragt: daß kein Mitglied früher austreten dürfe, bis sein Stellvertreter eingetroffen sei; denn (so fürchtet Hr. Jordan) es möchte binnen Kurzem in Folge der vielen Austritte die Versammlung sich auflosen müssen (und das wäre doch schrecklich!)
Jucho (im Namen des Bureaus): Wenn, ehe die Heizung der Paulskirche bewerkstelligt ist, rauhe Witterung eintritt, schlägt das Bureau den Saal des Weidenbusches als Sitzungslokal vor. Es ist darin Platz für 480 Personen und zwei (obschon beschränkte) Gallerien á 70 Zuschauer.
Benedey: Man möge Alles aufbieten, ehe man ein Wirthshauslokal nimmt; schlägt die deutschreformirte Kirche vor.
Die Versammlung beschließt, den Vorschlag des Bureaus anzunehmen.
v. Stavenhagen erklärt schriftlich, daß er lebhaft bedauert, in der ersten (militairischen) Aufwallung Aeußerungen (f. letzte Sitzung) gethan zu haben, die sich nicht entschuldigen lassen. (Bravo Centren und rechts).
Tagesordnung: Abstimmung über den Gesetzentwurf.
Der Antrag von Mölling, über den ganzen Gesetzentwurf zur Tagesordnung überzugeben, wird verworfen. (Nur die Linke steht auf).
Es entspinnt sich eine formelle Debatte über die Reihenfolge der Fragen.
Riesser und Joder wollen erst die Anträge die die mildeste Strafe verhängen, zur Abstimmung. Plathner will die strengsten (!) zuerst Jordan und Wesendonk die milden (nach dem Prinzip der Humanität). v. Vinke die härtesten Strafen zuerst.
Die Versammlung beschließt von den härteren Strafen zu den gelinderen herab abzustimmen. (Es lebe die Humanität.) Artikel I. des Gesetzes verworfen. Ein Antrag von Mühlfeld statt: „Zuchthausstrafe von 10 Jahr bis Lebenszeit“ zu setzen: „Gefängnißstrafe und nach Verhältniß der Umstande mit Zuchthausstrafe bis zu 20 Jahren, “ wird mit 199 Stimmen gegen 192 angenommen.
Die Rechte und Linke stimmt dagegen Die Centren größtentheils dafür.
Zimmermann aus Spandau: Die Zählung nach Aufstehen und Sitzenbleiben ist zu ungewiß. Während der Zählung verändert mancher seine Stellung.
Zimmermann aus Spandau beantragt deshalb die Anzahl aller Mitglieder erst zu konstatiren. Ein Redner spricht gegen den Antrag. Fuchs für den Antrag. Ein Redner für Zimmermann. Er selbst habe, und müsse sich anklagen deswegen, seine Stellung verändert. (Murren. Unruhe.) Zimmermanns Antrag wird verworfen. (Gelächter.) (Es lebe das Prinzip der Humanität. Notorisch falsche Abstimmung und dennoch wird die Wiederholung verweigert).
Zimmermann beantragt, wenigstens für die folgenden Abstimmungen seinen Antrag zu genehmigen. (Rechts: Schluß! Schluß!) Mehrere sprechen dagegen, diesen Antrag zur Abstimmung zu bringen. Jordan von Berlin für Zimmermann. Präsident für Zimmermanns Antrag.
Justizminister v. Mohl beantragt zusätzlich, bei den Abstimmungen die Thüren zu schließen.
Die Abstimmung geht weiter.
Ein Zusatz ad I. von Schoder: „Wer zu solchen Handlungen öffentlich auffordert, wird nach richterlichem Ermessen bestraft, “ wird angenommen.
Ein zweiter äußerst wichtiger Zusatzantrag von Schoder ad Nro. 1 lautend: „Alle Truppen, welche sich am Sitz der Reichsversammlung und in einem Umkreis von fünf Meilen um dieselbe befinden, sind auf den Schutz der Reichsversammlung eidlich zu verpflichten,“ wird bei namentlicher Abstimmung mit 274 Stimmen gegen 113 Stimmen verworfen. (Nur die entschiedene Linke stimmte dafür).
Artikel II. des Entwurfs (s. diesen) wird angenommen.
Dazu ein Amendement von Vogt angenommen, zu sagen statt „auf die erste Aufforderung,“ auf dreimalige Aufforderung.“
Dazu ein Antrag von Wiegard: „Die Aufforderung muß von allgemein vernehmbaren Zeichen, z. B. Aufpflanzung einer Fahne oder weißen Tuches, Trommelschlag oder dergleichen begleitet sein.“ Angenommen.
Artikel III. (S. unten.) Vogt und Schmidt aus Löwenberg haben für diesen höchst wichtigen Artikel namentliche Abstimmung beantragt; durch ein Versehen ist dieser Antrag etwas zu spät gestellt. Die Rechte und Centren wollen dieses Versehen benutzen, um die namentliche Abstimmung nicht zuzulassen. Der Präsident bringt diesmal durch. Die namentliche Abstimmung wird nachträglich genehmigt.
Ein weiterer Zusatz von Vogt: Die Theilnahme an einer Zusammenrottung zu dem in Artikel I. angegebenen Zweck etc. ist verboten,“ wird verworfen (!)
Also jede beliebige Zusammenrottung kann im Sinne des Gesetzes bestraft werden.
Es erhebt sich eine lange Debatte darüber, für welchen Antrag des Art. III. die namentliche Abstimmung gestattet werden soll. Die Linke ist so taktlos, daß sie in ihrer Unentschiedenheit den Moment des richtigen Antrages und somit die ganze namentliche Abstimmung verpaßt. Der Art. III. des Entwurfs wird also in gewöhnlicher Abstimmung angenommen.
Art. IV. nach dem Entwurf wird angenommen. Dazu ein Amendement von Schoder, welches ausdrückt, daß die Maßregeln des Art. IV. sich nur auf Nichtmitglieder der Versammlung beziehen.
Artikel V.: „Oeffentliche Beleidigungen der Reichsversammlung auch außerhalb des Sitzungslokales verübt, unterliegen einer Gefängnißstrafe bis zu 2 Jahren“, wird in namentlicher Abstimmung mit 226 Stimmen gegen 161 Stimmen angenommen! (Wehe der armen Presse!) ‒ (Adieu unpartheiische Berichterstattung!) (Links höhnisch Bravo!)
artikel VI. (S. unten) nach dem Entwurf angenommen. ‒ (Bravo links! Gelächter).
Ein Zusatz von Linde: „daß das bei einem Angriff auf die Mitglieder der Nationalversammlung beschädigte Eigenthum derselben von den Gemeinden, in denen die That geschehen, ersetzt werde, wird unter Gelächter abgelehnt. ‒ Die Rechte und rechtes Centrum stimmten dafür. ‒
Art. VII.wird unter lautem höhnischen Bravo links angenommen. Auch bei diesem Artikel wird von der Linken durch unverantwortliche Taktlosigkeit und Unentschiedenheit die namentliche Abstimmung verscherzt.
(Siehe den Verfolgin der Beilage).

[0570]
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Civilstand der Stadt Köln.
Den 7. Oktober 1848
Geburten.
Anton, S. v. Joh. Schwarz, Gürtler, Kranenbäumenhof. ‒ Winand, S. v. Math. Weiß, Tischler, Apostelnkloster ‒ Herm. Jos., S. v. Gerh. Perz, Brigadeschreiber, gr. Telegraphenstr. ‒ Margar. Franc. Christ., T v. Franz Coblenzer, Kfm., St. Apernstr. ‒ Andr., S. v. Joh. Adam Küpper, Tagl., Entenpf. ‒ Anna Cath., T. v. Jacob Wilh. Andr. Schübert, Kleiderm., Entenpf. ‒ Joh. Jacob Hub., S. v. Georg Michiels, Goldarb., Appellhofspl. ‒ Franz, S. v. Theod. Fitzler, Schreinermeister, Salzg. ‒ Georg, S. v. Nicol. Hasch, Tagl., Achterstr. ‒ Rob., S. v. Jacob Mehren, Glasschleifer, Perlenpfuhl.
Sterbefälle.
Jos. Ehrenberg, Steinhauer, 20 J. alt, verheir., Clemenstr. ‒ Anna Ther. Hermanns, Witwe Claisen, 72 J. alt, Waiseng. ‒ Cathar. Göbel, 10 M. 3 W alt, Magdalenastr. ‒ Jos. Braun, 10 M. alt, alte Mauer am Bach. ‒ Cathar. Stein, geb. Habeth, 48 J. alt, Josephstr. ‒ Engelb Thill, 7 W. alt, Eigelstein. ‒ Joh. Korst, Kanonier, 21 J alt, unverh., Garn.-Lazar. ‒ Joh. Jos. Adam Hansen, ohne Gew, früher Schneider, 85 J. alt, Witwer, Pelzerg.
Heirathen.
[unleserlicher Text]dw. Karl Lürssen, Cigarrenmacher, v. Bremen, und Anna Maria Fuchs, v. hier. ‒ Georg Karl Höcker, Tapezierer, v. Stolzenau, und Gertr. Weiler, v. hier. ‒ Heinr. Theod. Gillhaus, Schuster, v. Mülheim, und Anna Maria Lindlohr, v. Expel. ‒ Rein. Breidenbach, Seidenweber, v hier und Franc Wilhelm. Stolte v Deutz ‒ Joh. Driesch, Metzger, v. Jrlich, und Anna Gertr. Floeren, v. Wevelinghoven. ‒ Heinr. Hannöver, Metzger, v. hier, und Sib Cathar. Amal. Schneider, v Heidelberg.
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@facs0570
Bekanntmachung.
Die Anfertigung des schmiedeeisernen Gitters mit gußeisernen Verzierungen für die Umschließungsmauer des hiesigen neuen Bürgerhospitals längs der Sternengasse und der Petersstraße, veranschlagt zu Thlr. 1792. 25 Sgr., soll öffentlich im Wege schriftlicher Submission, jedoch nur an hiesige Schlossermeister vergantet werden.
Unternehmungslustige werden demnach eingeladen, ihre desfallsigen Anerbieten versiegelt mit der Aufschrift „Submission für das Gitter zu der Umfassungsmauer des neuen Bürgerhospitals“ versehen, unter unserer Adresse, spätestens bis Sonnabend den 14. d. M., Nachmittags 4 Uhr, zu welcher Zeit die Eröffnung der eingegangenen Submissionen Statt finden wird, in unserm Geschäftslokale an der Cäcilienstraße hierselbst abzugeben.
Die Bedingungen nebst Muster sind auf dem Baubureau im neuen Hospitalgebäude einzusehen und muß jede Submission die ausdrückliche Bemerkung enthalten, daß die Lieferung nach den offengelegten Bedingungen effektuirt werden solle.
Köln, den 9. Oktober 1848.
Die Armenverwaltung I. Abth.
@typejAn
@facs0570
Bekanntmachung.
Der im Passagiergebäude des königlichen Ober-Post-Amts befindliche, von Zinkblech konstruirte, jetzt außer Gebrauch gesetzte Gasbehälter von 10 Fuß Durchmesser und 81/2 Fuß Höhe, der neu etwa 500 Pfund gewogen hat, soll in öffentlicher Versteigerung an den Meistbietenden unter der Bedingung, daß Letzterer den Abbruch desselben auf eigene Kosten sofort bewirkt, verkauft werden. Es ist deshalb ein Lizitations-Termin auf Dienstag den 10. d. Mts., Vormittags 10 Uhr, in meinem Büreau ‒ Glockengasse Nr. 25, 27 ‒ anberaumt worden.
Köln, den 7. Oktober 1848.
Der Ober-Postdirektor, Rehfeldt.
@typejAn
@facs0570
Bekanntmachung.
Durch die allerhöchste Kabinets-Ordre vom 8. April d. J. (Gesetzsammlung Nr. 14) ist das Porto für Papiergeld (Kassen-Anweisungen etc.) und Staatspapiere bei Versendung mit der Post bedeutend ermäßigt worden- Es ließ sich erwarten, daß in Folge dessen die Versendung, namentlich von Kassen - Anweisungen, ohne Deklaration aufhören, oder sich doch vermindern würde, und zwar im eigenen Interesse des Publikums, weil wenn Briefe mit nicht deklarirten Kassen-Anweisungen verloren gehen, gesetzlich kein Ersatz gewährt wird. Jene Erwartung hat sich jedoch nicht erfüllt, im Gegentheil mehren sich die Reklamationen wegen Verlust von dergleichen undeklarirt abgesandten Papieren. Insoweit bei der Versendung undeklarirten Papiergeldes nur eine Porto-Ersparniß beabsichtigt wird, scheint ganz übersehen zu werden, daß der dadurch zu erlangende Vortheil verglichen mit der geringen Mehrausgabe für deklarirte Geldsendungen fast durchgehends ganz unerheblich ist, jedenfalls aber mit der Gefahr, bei unterlassener Deklaration in keinem Verhältnisse steht:
So kostet beispielsweise:
ein Brief von Köln nach Bonn, mit 50 Thlr. Kasten-Anweisungen, 1 1/4 Loth schwer,
undeklarirt 2 Sgr.,
deklarirt 2 1/4 Sgr., mehr 1/4 Sgr.
ein Brief von Köln nach Minden mit 100 Thlr. Kassen-Anweisungen, 2 1/2 Loth schwer,
undeklarirt 9 Sgr.,
deklarirt 10 Sgr., mehr 1 Sgr.
ein Brief von Köln nach Berlin mit 200 Thlr. Kassen-Anweisungen, 2 Loth schwer,
undeklarirt 12 1/2 Sgr.,
deklarirt 16 1/2 Sgr., mehr 4 Sgr.
Das General-Postamt hält sich für verpflichtet, das Publikum hierauf aufmerksam zu machen.
Berlin, den 21. Juni 1848.
General-Postamt.
(gez.) v. Schaper.
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@facs0570
Mit Bezug auf die im Amtsblatt der k. Regierung dieses Jahres, Stück 39, Nr.334, abgedruckte Bekanntmachung der Provinzial-Steuer-Direktion vom 20. v. M. wird der Anfang der Weinlese in hiesiger Stadt auf Montag den 16. Oktober d J. mit dem Bemerken festgesetzt, daß der zwanzigtägige Zeitraum, bis zu dessen Ablauf die Weingewinn-Anmeldungen spätestens erfolgen müssen, sofern nicht schon eine frühere Anmeldung gemäß der Bestimmung, daß solche am dritten Tage nach der Kelterung geschehen soll, erforderlich sein möchte, auch in diesem Jahre mit dem besagten Tage beginnt. Wer bis zum 20. Tage mit der Kelterung nicht fertig ist, hat spätestens an diesem Tage bei der Steuer-Hebestelle, unter Angabe der Gründe, eine besondere Fristverlängerung für die Anmeldung nachzusuchen. Wer dies unterläßt, hat gleich demjenigen, welcher später als am dritten Tage nach vollendeter Kelterung seine Anmeldung abgibt, die in der Bekanntmachung des königlichen Finanzministeriums vom 22. Juli 1837 angedrohten Strafen zu gewärtigen.
Köln, 6. Oktober 1848.
Der Oberbürgermeister, Steinberger.
@typejAn
@facs0570
Die Wahl eines Abgeordneten für die Stadt Köln zur preußischen Nationalversammlung in Berlin an die Stelle der zum Bevollmächtigten bei der provisorischen Centralgewalt in Frankfurt a. M. ernannten Herrn Staatsministers Camphausen wird am 17. Oktober d. J., Morgens 8 Uhr, im großen Saale auf dem Stadthausplatze Nr 5 stattfinden.
Köln, 5. Oktober 1848
Der Oberbürgermeister, Steinberger.
@typejAn
@facs0570
Offener Brief an den Hochw. Herrn Erzbischof zu Köln.
Ist es mit der Würde des geistlichen Standes vereinbar: daß ein bekannter Priester Ihrer Diözese sich ein Landgut erhandelte und dasselbe sogleich wieder parzellenweise öffentlich versteigern ließ ‒ wie Spekulanten und Juden? ‒ daß dieser Geistliche sich für die mehrere Jahre nacheinander übernommene Führung der Prozession nach Kevelar bezahlen läßt? ‒ (Man hat gesehen, daß zu diesem Zwecke in einer andern Bürgermeisterei von einem Sendschessen eine Hauskollekte abgehalten wurde, und das für einen Geistlichen, der jährlich seine 5-600 Thlr. Einnahme hat, und faktisch an keine weitern Dienstleistungen gebunden ist, als wöchentlich 2 heil. Messen zu lesen, und daher in der Regel fast immer auf Reisen ist), daß besagter Geistliche endlich vor einigen Jahren zu Bonn unter Anderm Unterricht im Reiten nahm? (um vielleicht desto bequemer und schneller zu einer Pfarrstelle hineingaloppiren zu können?!)
Siegkreis.
Ein Kirchenvorsteher.
@typejAn
@facs0570
In Amsterdam liegen in Ladung nach:
Rio-Janeiro: de Zeemeeuw, Cpt. Kayser.
New-York: May-Flower, Cpt. Hitschcock.
Syra, Constantinopel: Triest, Cpt. Hoveling.
Triest: Drie Broders, Cpt. Hubert.
Genua, Livorno: Ingenborg Carolina, Cpt. Jensen.
Marseille: het Zwoolsche Diep, Cpt. Plenzinga.
Porto: Gerard, Cpt. Huges.
Gyon: Sombra, Cpt. L. M. Labandera.
Lissabon: Hunderen, Cpt. Ouwehand.
Bordeaux: Trekvogel, Cpt. Lovius
Petersburg: Hesperus, Cpt. de Jonge.
Riga: de Vriendschap, Cpt. Landeweer.
Königsberg: Welvaart, Cpt. Fenenga.
Danzig: Anna, Cpt. Bieze.
Stettin: Alida, Kuypers, Cpt. de Jong.
Copenhagen: Nije Pröven, Cpt. Dam.
Rostok, Elseneur, Bergen, Christiania, Drontheim, Hamburg, Bremen: verschiedene holländische Schiffe.
Hamburg: jede 5 Tage ein Dampfboot.
Merrem et Tholen in Amsterdam.
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Dampfschifffahrt zwischen Bremen und New-York.
Das amerikanische Post-Dampfschiff Washington, Capt. Johnston, wird am 15. Okt. von der Weser nach New-York abgehen.
Passagepreis nach New-York in 1. Cajüte Thlr. Gold 195,
Passagepreis nach New-York in 2. Cajüte Thlr. Gold 100.
Passagepreis nach Southampton in 1. Cajüte Thlr. Gold 25
Für Kinder und Domestiken in erster Cajüte die Hälfte.
Güterfracht 25 und 35 Dollars per 40 Cub.-Fuß mit 5 pCt. Primage.
Die zweite Cajüte ist für diese Reise besetzt. Näheres bei C. A. Heineken et Comp. in Bremen, Agenten der Oc. Steam Rav. Comp.
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Berlin: Oekonomie-Administratoren ‒ Wirthschafts-Inspektoren ‒ Forst- und Domainen-Beamte ‒ Rentmeister ‒ Sekretaire ‒ Oberkellner ‒ Brennerei-Verwalter ‒ Braumeister ‒ Destillateure ‒ Fabrikaufseher und herrschaftliche Diener können sehr einträgliche und dauernde mit hohem Gehalt verbundene Stellen erhalten. Näheres auf briefliche Meldungen in der Agentur des Apothekers Schultz in Berlin, Alexanderstraße N. 63.
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Berlin: Mehrere Pharmaceuten und Handlungs-Commis können sehr gute und dauernde, mit hohem Gehalt verbundene Stellen in Apotheken ‒ Droguerien ‒ Fabrik ‒ Komptoir ‒ Material-Manufaktur- ‒ Schnitt- und sonstigen Geschäften erhalten und wollen sich baldigst wenden an die Agentur des Apothekers Schultz in Berlin, Alexanderstraße Nro. 63.
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Im Verlage von J. W. Dietz in Köln (unter Hutmacher Nr. 17) ist erschienen und zu haben: Cavaignac in Köln.
Eine wahrheitsgetreue Erzählung der Kölner Ereignisse. mit steter Berücksichtigung der aktenmäßigen Darstellung Zusammengestellt von mehreren Augenzeugen.
Mit einer Einleitung.
Preis: 1 1/2 Sgr
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Neue Rheinische Zeitung.
Nach §. 5 des Gesellschafts-Statuts wird die sechste Einzahlung von 10 Prozent pro Aktie in den nächsten Tagen eingezogen werden, was wir den Herren Aktionären hiermit ankündigen.
In Nr. 112 unserer Zeitung schrieben wir die fünfte Einzahlung aus, sie wurde aber wegen der Suspension noch nicht eingezogen; die fünfte und sechste wird also zusammen eingezogen werden.
In Betreff der Darlehns-Scheine bitten wir diejenigen Freunde der Zeitung, welche sich mit Einzeichnungen von Unterschriften befaßt haben, ihre Anmeldungen baldmöglichst zu machen, damit die Scheine der Bestimmung gemäß ausgegeben werden können.
Fernere Einzeichnungen nehmen wir bis zur Ausgabe der Scheine noch gerne entgegen.
Köln, den 10. Oktober 1848.
Die Geranten der „Neuen Rheinischen Zeitung.“
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Einladung.
Die Bestellungen für das mit dem 1. Oktober begonnene Vierteljahr der täglich mit Ausnahme des Montags erscheinenden Mannheimer Abendzeitung, und ihres wöchentlich drei Mal erscheinenden Unterhaltungsblattes, der „Rheinischen Blätter“ bitten wir des vollständigen Bezuges wegen möglichst bald zu machen.
Es ist sicher Vorsorge getroffen, daß die Leser der Abendzeitung durch dieselbe fortwährend in umfassender Weise von den wichtigen Tagesbegebenheiten zuverlässigen Bericht erhalten. Die Redaktion wird, wie bisher, unermüdlich und unerschütterlich auf die endliche Verwirklichung aller dem Volk und allen Einzelnen gebührenden Rechte, insbesondere auf Durchsetzung der auf dem Prinzip der Volkssouveränität beruhenden freiesten Staatsform und der unerläßlichen sozialen Reformen hinarbeiten. Entschiedene Volksfreunde und Volksvereine werden uns dabei kräftigst unterstützen
Man abonnirt auswärts bei allen verehrlichen Postanstalten; für Frankreich und überseeische Länder bei Hrn. Alexandre in Straßburg, Brandgaße Nr. 29. Paris, Notredame de Nazharet, Nr. 28; für England bei Hrn. Elwer u. Comp. Newgate-Street, 72, London.
Zu amtlichen und nichtamtlichen Anzeigen aller Art empfiehlt sich die Zeitung ihrer ausgedehnten Verbreitung wegen noch besonders.
Abonnenten, welche von heute an sich abonniren, erhalten die Blätter bis Ende September gratis.
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Es ist bei mir ausgegeben worden:
Erster politischer Prozeß vor dem Geschwornengerichte.
Der Dichter Ferd. Freiligrath angeklagt durch sein Gedicht: „die Todten an die Lebenden
Die Bürger aufgereizt zu haben, sich gegen die landesherrliche Macht zu bewaffnen, auch die bestehende Verfassung umzustürzen, Verbrechen gegen §. §. 102 und 87 des Strafgesetzbuches.
Der Notariats-Kandidat Julius Wulff.
Ebenfalls angeklagt, die Bürger aufgereizt zu haben, sich gegen die landesherrliche Macht zu bewaffnen und die bestehende Verfassung umzustürzen.
Nach den am 3. Oktober 1848 zu Düsseldorf stattgehabten Assisen-Verhandlungen ausführlich mitgetheilt.
Düsseldorf, 3. Oktober 1848
Schaub'sche Buchhandlung.
(W. H. Scheller.)
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Bei J. W. Dietz in Köln ist erschienen und in Welter's Buchhandlung (Gebr. Stienen), Hochstraße Nr. 160, zu haben:
Austritt dreier Offiziere aus der preussischen Armee nach der März-Revolution.
Von Wülsing, Attaché der deutschen Gesandtschaft in Bern, Lieutenant a. D.
Ohne die ausgedehntesten volksthümlichen Reformen in der Armee haben wir keine Garantie für die Freiheit.
Preis 5 Sgr.
Ein höchst interessantes, empfehlenswerthes Schriftchen, welches mit ungemeiner Schärfe und Klarheit einen Vorfall bespricht, der nach den Errungenschaften des März nicht mehr hätte vorkommen dürfen, und zugleich von den Ansichten des Militärs über Diensteid etc., sowie dem reaktionären Geiste desselben, bündiges Zeugniß gibt.
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Arbeiter-Verein zu Köln.
Da die Säbelherrschaft zu Ende, so werden die Versammlungen in denselben Lokalen wie früherhin stattfinden.
Jeden Montag und Donnerstag Comite-Sitzung bei Simons in der Mühlengasse.
Versammlung der Filial-Vereine bei Legemann in der Follerstraße, jeden Mittwoch und Samstag. Jeden Mittwoch und Sonntag bei Simons in der Mühlengasse, jeden Dienstag bei Hilgers Apostelnstraße Nr. 12.
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Futter gegen Ratten, Mäuse, Wanzen und Schwaben Thurnmarkt Nr 39.
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Kölnischer Kunst-Verein.
Die zehnte Kunst-Ausstellung auf dem Saale Gürzenich ist jeden Tag von Morgens 9 bis Abends 6 Uhr geöffnet. Eintrittspreis für die Wochentage 5 Sgr, für Sonn- und Feiertage 2 1/2 Sgr. Das Personal-Abonnement für die Dauer der Ausstellung 1 Thaler Verzeichnisse der ausgestellten Kunstwerke sind zu 5 Sgr. am Ausgange zum Saale bei St. Alban zu haben.
Anmeldungen zu Aktien können auf dem Saale in die dazu bereit liegenden Listen eingeschrieben werden.
Dr Ernst Weyden, Sekretär.
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Glace-Damenhandschuhe zu 8 Herrenhandschuhe zu 10 Sgr. so wie ganz feine Ziegenlederne Handschuhe empfiehlt in großer Auswahl P. Leurs Sohn.
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Ein besonders gut empfohlener braver Handlungsgehülfe der in verschiedenen Geschäftszweigen gearbeitet hat, wünscht recht bald eine Anstellung und sieht nicht so sehr auf hohes Salair als auf eine freundliche Behandlung. Die Expedition sagt welcher.
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Zum Klavierstimmen und repariren empfiehlt sich, N. B. Mayr, Musik. Instrumentenmacher, St. Apernstraße Nr. 57.
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Ein Uhrmacher-Lehrling wird gesucht. Näheres Höhle Nr. 19.
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Theater-Anzeige.
Donnerstag den 12. Oktober:
Guido und Genevra oder die Pest in Florenz.
Große Oper in 5 Akten von Hallevry.
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Der Gerant: Korff.
Druck von J. W. Dietz, unter Hutmacher Nr. 17.