[0525]
Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 106. Köln, Dienstag den 19. September. 1848.
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Deutschland.
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Edition: [Friedrich Engels: Volksversammlung in Worringen. In: MEGA2 I/7. S. 721.]
[ * ] Köln, 18. Sept.
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[ !!! ] Frankfurt, 15. Sept. 1848.
78. Sitzung der National-Versammlung. Präsident v. Gagern. Anfang halb 10 Uhr. Tagesordnung: Fortsetzung der Debatte über den Waffenstillstand. Die Gallerien sind übervoll. Ob die Abstimmung heut statt findet, ist noch sehr zweifelhaft. Wie sie ausfallen wird, zweifelhafter als je. ‒ Man fürchtet, schlecht genug. Die Lauwarmen werden wahrscheinlich siegen.
v. Roden (namens des volkswirthschaftlichen Ausschusses) kündigt den Bericht über eine Gewerbeordnung an.
Tagesordnung. Sylvester Jordan:Die Leidenschaften sind erregt in dieser Berathung. Ich will ohne Leidenschaft sprechen. Spricht für das Amendement des Hrn. v. Maltzahn, was er unterzeichnet hat ‒ d. h. für Annahme des Waffenstillstandes. (Das Einsperren thut doch zuweilen Wirkung.) ‒ Die Ehre Deutschlands ist nicht angetastet. Das hat Hr. Heckscher (!) genügend erwiesen. Maltzahns Amendement lautet: „Der Waffenstillstand ist nicht weiter zu beanstanden!“ wegen der Modifikation möge man mit Dänemark unterhandeln. ‒ Herr Jordan hält eine Lobrede auf Preußen! ‒ Preußens Regierung ist vom Volke untrennbar! (!) Sie sind eins, ‒ wie überhaupt die Regierungen und Völker eins sind. ‒ (Oh! oh!) ‒ Ist die Volksstimme etwa in den künstlich herbeigeführten Petitionen? (Pfui! Pfui!) (Als für Hrn. Jordan nebst Familie beim Volk gebettelt wurde, war Hr. Jordan anderer Meinung. Aber ‒ drei Thaler Diäten!) ‒ Leider leben wir in der Zeit des Mißtrauens ‒ ein Zeichen der Verworfenheit der Zeit. (Langes Zischen.) Ich habe Erfahrungen gemacht ‒ gelitten für die „gute Sache“! (Belohnter Dulder!) Preußens Ehre würde es erfordern, gegen Deutschland zu stehen!Sein König hat sein Wort gegeben! Seine und seines Volkes Ehre sind eins! [Allgemeines Gelächter.] Wenn wir Krieg führen müssen, wird die Noth so groß werden, daß selbst die Nationalversammlung nicht würde erhalten werden können. ‒ [Die Diäten des Hrn. Jordan!] Man hetzt die einzelnen Volksstämme gegeneinander auf! [Unterbrechungen: Wer? ‒ Pfui!]Gagernmeint mit rührender Stimme, man solle doch diese Unterhandlungen führen, wie es die Ehre Deutschlands erfordert. ‒ Jordan: Man solle durch seinen Beschluß in dieser Sache nicht die Lunte in's Pulverfaß schleudern! Und die Kränkung ist ja nicht so groß. [Zischen. Rechts schwaches Bravo.]
Waiz. (Göttingen.) Man wird mich vielleicht parteiisch nennen, weil ich ein geborener Schleswig-Holsteiner bin. ‒ Aber Schleswig-Holstein ist deutsch, und dieser Vorwurf trifft mich nicht; ich verzichte auf den Beifall der einen Seite des Hauses. ‒ Meine Vorhersage Betreffs des Ministeriums ist eingetroffen, es hat die Majorität nicht gehabt, aber ich gebe gern zu, daß es in Betreff der Herzogthümer seine Pflicht gethan. ‒ Auch ich sage, kein Deutschland ohne Preußen ‒ aber ich muß sagen, daß Preußens Regierung in der letzten Zeit der Centralgewalt gegenüber nicht die richtige Politik gebraucht hat. Nicht das Volk von Preußen ‒ nur das Ministerium ist zu tadeln! (Bravo.) Das jetzige Ministerium hat sein Verfahren gegen Schleswig-Holstein anders eingerichtet, als damals von Arnim. ‒ Aus einem Schreiben von Arnims vom 3. Mai geht dies deutlich hervor. Er verliest dies Schreiben, worin gesagt ist: „Preußen werde die Wohlfahrt und Ehre der Herzogthümer fest Dänemark gegenüber zu wahren wissen!“ (links: hört! hört!) ‒ Max Gagern hat in drei Briefen das Reichsministerium vor den Bedingungen gewarnt, die er von Preußen gebilligt zu sehen fürchtete. Dieser Warnungen ungeachtet hat man Preußen freiste Hand gelassen. (hört!) ‒ Das dänische Ministerialblatt Fädrelandet sagt: Wir sind selbst erstaunt (Dänemark selbst erstaunt!), daß Preußen die Bedingungen des Waffenstillstandes unterzeichnet hat. (hört! hört!) ‒ Max von Gagern hat in seinen Briefen das Ministerium vor Berlin oft gewarnt,seine Pflicht vollkommen gethan! (bravo!) Heckscher hat nicht konsequent seine Pflicht gethan, sondern allmählig nachgegeben. Das Ministerium im Allgemeinen hat diesen Vertrag, wie er vorlag, nicht gut geheißen. Unser Beschluß vom 5. Sept. ist vollkommen gerechtfertigt. (Zischen rechts!) Preußen hat in diesem Vertrag Dinge festgesetzt, die niemals in einen Waffenstillstand gehören, wozu nur diese Versammlung ein Recht hat. Ich will nicht noch einmal jene unglücklichen Bedingungen durchlaufen. Ich verweise sie auf die Beleuchtung der schleswig-holsteinschen Landesversammlung. (rechts ungezogene Unterbrechungen!) Man hat uns vor den großen Mächten bange gemacht; vom Schutze für Dänemark gesprochen. Ja, meine Herren, nicht weil man uns für schwach hält, sondern weil man unsere Einheit fürchtet, deren Vorwall die Herzogthümer sind. (Warmer Beifall!) Wenn wir sie an diesem Punkte nicht wahren, wird man sie wohl wo anders auch bald angreifen. Wie ziehen wir uns aus dieser Lage, in die uns die nun abgetretenen preußischen Staatsmänner gebracht haben? Wir müssen es zugestehen, daß Preußen den Vertrag aufrecht zu erhalten suchen muß. Schleswig-Holstein wird uns in dieser kritischen Sache den Weg zeigen. Es hat den Vertrag bereits vernichtet! Es ist unmöglich einen Vertrag noch hier zu genehmigen, der bereits vernichtet ist. (Sehr gut! Alles horcht mit gespanntester Aufmerksamkeit.) Man hat uns die Ehre diesen Vertrag zu vernichten, leider vorweg genommen! (Aufregung und wärmster Beifall!)
Blömer (Landgerichtsrath aus Aachen) spricht unter völliger Theilnahmlosigkeit über seinen Antrag: „Die Rechtsgültigkeit des Waffenstillstandes istnicht ferner zu beanstanden.
Die meisten Vertreter begeben sich zum Frühstück!
Schoder: Es ist Mißtrauen im deutschen Volke, weil man dem Volke die Errungenschaften der Revolution entreißen will. Ruhe ist allerdings empfehlenswerth. Aber Ehre und Sorge für's Vaterland sind noch empfehlenswerther. Hr. Waiz hat Ihnen das Materielle so treffend auseinandergesetzt, daß ich nicht im Stande bin, dazu mehr zu sagen. (Bravo!) Es gibt Viele, die den Waffenstillstand verwerfen würden, aber aus Rücksichten einer höhern Politik fürchten, ihn zu mißbilligen. Ich will Ihnen zeigen, daß die Nachtheile, die man daraus fürchtet, nichtig sind. Sie wissen, was die Herzogthümer beschlossen haben: Permanenz der Landtagsversammlung, Bestehen der provisorischen Regierung. So lange wir nicht ratifiziren, ist der Vertrag für Deutschland ungültig. Viele wollen dies in Betracht der Vollmacht bestreiten. Ich ehre so gut wie jeder die völkerrechtlichen Rücksichten. Aber Dänemark hat kein Anrecht an Deutschland. Nur dann müssen wir ratifiziren, wenn wir den ganzen Waffenstillstand ausführen wollen. Nur ein verblendetes Ministerium könnte dies wagen; dann würde das deutsche Volk sich dagegen aussprechen. (Bravo!) Der Sinn des Antrags der Majorität ist der: „Wir wollen Frieden unter ehrenhaften Bedingungen, sonst aber Krieg! (Bravo!) Zwist im Innern und Verachtung des Auslandes werden die Folgen der Ratifizirung sein. Hören Sie die Adressen! (rechts: zur Sache.) Süddeutschland ist aufgesprungen wie ein Mann bei der Nachricht von den Uebergriffen der einen Macht! Der Redner weist Hrn. Jordan aus Marburg zurecht wegen seiner Angriffe auf die Volksversammlungen. (Rechts pöbelhafte Unterbrechungen; links: zur Ruhe!) Wo ist immer der Kampfplatz in irgend einem deutschen Kriege ge-
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Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski.
(Fortsetzung.)
Wie ein begossener Pudel, bleich, zitternd, kaduck verließ unser Ritter Berlin. Es war ihm zu Muthe wie weiland in den Pyrenäen, als er, ein flüchtiger Lanzknecht, bespritzt von altspanischem Landstraßendrecke, das Weite suchte und aus Verzweiflung Autor wurde, ja, Schriftsteller ‒ das Schlimmste, was einem Menschen im Leben passiren kann.
Es fröstelte unsern Helden. Die Zukunft dehnte sich vor seinen Blicken wie ein langer trüber Regentag. Gläsernen Auges stierte er hinaus in die Leere seines Daseins, einem zerlumpten Auswanderer gleich, der müßig über das wüste, einförmige Wogen des Meeres schaut und mit sich zu Rathe geht, ob er die Reise in eine neue Welt wagen oder ob er sich lieber hinter einander ersäufen soll.
Die ekelhafteste, hündischste Phase des Unglücks ist die, in der man gleichgültig und dumm wird. Ein Unglücklicher, der weint und wimmert wie ein verliebter arkadischer Schäfer, er kann schön sein, man wird ihn lieben können, und blonde Poeten werden ihn besingen und Stanzen und Sonnette auf ihn dichten, und blauäugige Mädchen werden an ihn denken noch manchen stillen Sonntag Nachmittag. Ein Mensch, der sich, wie ein Laokoon, schmerzgefoltert durch die Schlangen des Mißgeschickes windet: er wird unsere Herzen mit sich fortreißen, und ein großer Meister wird ihn in Marmor hauen, und ein zweiter Lessing wird vielleicht eine unsterbliche Kritik darüber schreiben, und kunstsinnige Könige und klassische Schulmeister werden sich daran erbauen bis an den jüngsten Tag. Und ein Mann endlich, der, jenem Römer gleich, mit kalt-heroischer Trauer auf den Trümmern einer Welt sitzt: er wird uns fesseln durch die Ruhe seines Adlerauges, durch die Allgewalt seines Schicksals. ‒ Herr v. Schnapphahnski schnitt aber leider weder ein Gesicht wie ein arkadischer Schäfer noch wie der große Laokoon, noch wie ein alter Römer; er glich einem Unglücklichen, den man zehn Jahre lang in einem Zellengefängnisse marterte, der sich allmälig für den einzigen Menschen auf der Welt hielt, weil er Niemand anders als sich sah; ja, der sich endlich einbildete, daß er längst gestorben wäre und daß der Tod nur in dem Leben eines Zellengefängnisses bestehe, und der sich immer mehr mit seinem Schicksale aussöhnte, bis er zuletzt vor freudigem Wahnsinne stupide lachte, ja, bis seine Seele so gespenstisch durch die eingefallenen Augen schaute, wie eine verwelkte Rose durch das zerbrochene Fenster eines Hauses, das morsch und menschenverlassen ist und über Nacht zusammenstürzen wird in Staub und Asche.
Genug, unser Ritter war ein verlorener Mann; eine leichtsinnige Fliege, die in's Licht flog und sich Kopf, Beine und Flügel verbrannte. Ja, noch mehr. Unser Held hatte sich blamirt; er hatte sich lächerlich gemacht; er war „unmöglich“ geworden, in jeder Beziehung (ridicule et impossible).
Wir wollen es nicht versuchen, die Monologe unseres Helden wiederzugeben ‒ die Monologe, die er zwischen Berlin und der Wasserpolackei hielt, wenn er bald die Götter bat, ihn in das räudigste Schaaf zu verwandeln, das hypothezirt auf seinen Triften ging, und bald wieder wünschte, seinen Kopf in beide Hände nehmen zu können, um ihn gleich einer Bombe in den Olymp zu schleudern, daß der alte Olympos platze mit all' seinen Göttern.
Schuldbeladen saß unser Held auf seinen verschuldeten Gütern. Seine Häuser, seine Felder, seine Schaafe hatte er den Juden und den Christen verpfändet. Ihn selbst hypothezirte das Schicksal. Schnapphahnski war nicht mehr der alte Schnapphahnski. Man sagt, er habe in jenen Tagen manchmal in der Bibel gelesen ‒ ‒ erst nach geraumer Zeit sollte aus der melancholischen Puppe wieder der lustige Schmetterling springen. Diese Wendung in dem Trauerweiden-Leben unseres Ritters trat dadurch ein, daß ihm einst ein guter Freund aus alten Tagen ermunternd auf die Schulter klopfte und ihn darauf aufmerksam machte, daß er durch die Liebe unglücklich geworden sei und daß er folglich auch suchen müsse, durch die Liebe wieder auf den Strumpf zu kommen. Ein tiefer Sinn lag in diesen Worten, und als der wohlmeinende Freund unseres Ritters noch hinzusetzte, daß sich ganz in der Nähe eine gewisse steinreiche Herzogin aufhalte, die zwar ein höchst dornenvolles, jedenfalls aber ein ungemein ergiebiges Feld der Eroberung darbiete, da erwachte unser Held plötzlich aus seiner Lethargie und faßte den Entschluß, seinen letzten großen Coup zu wagen ‒ »si fortuna me tormenta, spero me contenta.“
Ich komme jetzt im Laufe meiner Erzählung zum ersten Male an eine Stelle, wo ich unwillkürlich stutze und zurückschrecke. Die Feder versagt mir fast den Dienst; ich möchte sie gern wegwerfen; ich bin unschlüssig, ob ich überhaupt noch fortfahren soll: ich bin in der peinlichsten Verlegenheit. Meine freundlichen Leserinnen werden meine Noth begreifen, wenn ich ihnen rund heraus sage, daß ich dazu gezwungen bin, mich über eine Dame auszulassen, deren Schicksale so wenig an das Leben einer Heiligen erinnern, daß ich wirklich nicht weiß, ob nicht manche Lilienwange über meine Schilderung leise erröthen und manche kleine Hand diese Blätter zornig zerreißen wird in tausend Stücke. ‒ Was soll ich thun?
Bin ich nicht bisher immer höflich gegen die Frauen gewesen? Suchte ich nicht die Ehre der trefflichen Gräfin S., jener schönen edlen Frau, in jeder Weise zu wahren? Vertheidigte ich nicht die Schwester des Grafen G.? Habe ich nicht von Carlotta die lautere Wahrheit gesagt? Nahm ich nicht die Tänzerin in Schutz und schilderte ich nicht die Wiener Damen in ihrer ganzen sonnigen Hoheit? ‒ Ach, und nun soll ich mit Einem Male von einer Frau erzählen, deren Reize so unendlich zweideutig sind, daß ich [Fortsetzung]
[0526]
[Deutschland]
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[Fortsetzung] wesen, als in Süddeutschland? (Rechts: v. Vincke und Schwerin pommersche Unterbrechungen.) Man spricht von Vorsicht und Furcht vor den Feinden. Ist es nicht schmählich, daß wir, das große, mächtige Deutschland keine größere Zuversicht haben? Der Antrag der Majorität schließt nicht aus, daß wir auf einen guten Frieden eingehen wollten, wenn uns ein solcher bald geboten wird, aber den Waffenstillstand, so wie er ist, können wir nicht annehmen! (Bravo!) Berücksichtigen Sie bei Ihrer Abstimmung die Ehre Deutschlands, die Interessen Schleswig-Holsteins, die Stimmung des größten Theils des deutschen Volkes! (Allgemeines lautes Bravo).
Simson (Königsberg) zeigt alle Adressen an, die eingegangen sind:
Nassau 2. (Wiesbaden und Rüdesheim.)
Baden 5. (Bruchsal, Heidelberg, Mannheim, etc.)
Würtemberg 8. (Stuttgart, Karlsstadt, etc.)
Baiern 12. (Würzburg, Frankenthal, Speyer, Nürnberg, München.)
Großherzogthum Hessen 10 Adressen.
Churhessen 5. (Fulda, Marburg, Gemeinde Moras.)
Preußen 11. (Köln 1500 Reichsbürger, Solingen, Brieg, Halle, Halberstadt, Breslauer Landwehrverein, und demokratischer Verein von Schlesien. Keine aus dem süßen Berlin, dem Sitz des philosophischen Demokratenkomites.)
Sachsen, (Leipzig.)
Braunschweig, mehr als 1000 Unterschriften.
Hannover 3.
Frankfurt a. M. (alle demokratischen Vereine.)
Oestreich 1. (Von allen demokratischen Vereine.)
Bremen 1. (Die einzige die, sehr erklärlich bei dem Krämerstaat, den Beschluß vom 5. mißbilligt.)
Schleswig-Holstein 11.
Hessen-Homburg 1.
Nachtrag. Demokratischen Vereine in Westphalen. Pfalz, (Geisenheim.) Landau; und eine Menge andere.
Ueber sämmtliche Adressen geht man ohne die geringste Rücksichtsnahme mit vornehmer Oberflächlichkeit weg.
v. Mühlfeld, Advokat aus Wien, macht zuvörderst darauf aufmerksam, daß aus Wien nur eine Adresse eingelaufen ist. (Unterbrechungen.) Es ist ein großer Unterschied, ob man einen Vertrag erst schließen will, oder schon geschlossen hat. Die Bedingungen des Waffenstillstands rechtfertigt der Redner, so viel ihm möglich. Die Rechte der Herzogthümer, welche Deutschland zu wahren versprochen hat, sind nicht verletzt; wenn nun trotzdem Deutschland den Waffenstillstand verwerfen würde, was wird daraus entstehen? (Rechts, sehr gut.) In dem Waffenstillstand findet sich die größte Demüthigung Dänemarks. (Verwunderung.)
Ich bin daher für den Antrag von vier Schleswig-Holsteinern, Franke, Droysen, Michelsen, Neergard, welcher lautet:
Die Nationalversammlung beschließt:
1) Die Vollziehung des Waffenstillstands zu Malmö vom 26. August d. J., soweit solcher nach der gegenwärtigen Sachlage noch ausführbar ist, nicht länger zu hindern.
2) Die provisorische Centralgewalt aufzufordern, die geeigneten Schritte zu thun, damit auf den Grund der, dänischer Seits amtlich erklärten Bereitwilligkeit über die nothwendigen Modifikationen des Vertrags vom 26. August d. J. baldigst eine Verständigung eintrete.
3) Die provisorische Centralgewalt aufzufordern, wegen schleuniger Einleitung von Friedensverhandlungen das Erforderliche wahrzunehmen.
Giskra (Oestreich) bringt Leben in diesen Sumpf seichter Redner. Es wird in der vorliegenden Frage heißen:
„was das Schwert erworben,
hat die Feder der Diplomaten verdorben!“
Die Furcht vor dem Kriege mit dem Ausland halte ich für hohl! Weder England, noch das hochherzige Frankreich, (nicht seine perfide Regierung meine ich) noch Rußland werden es wagen, uns anzugreifen, wenn wir für unser Recht, nicht für Länderfresserei einstehen! ‒ Schleswig-Holstein gehört zu Deutschland nach dem Spruch des Vorparlaments, des Fünfziger Ausschusses, des Parlaments. ‒ Dieses verpfändete Wort muß eingelöst werden. ‒ (Großer Beifall.) Verwerfen sie den Waffenstillstand unbedingt. (Anhaltender Beifall.) Und wenn es Krieg bringt, ist etwa die Furcht davor, ein Mittel gegen ihn? ‒ Die Versammlung ist verhöhnt, beschimpft, ihr Gesandter beschimpft, die Centralgewalt tödtlich verletzt durch diesen Waffenstillstand. ‒ (Heftige Aufregung.) Der König von Preußen hat seine Sympathieen für Deutschland deutlich ausgesprochen. ‒ Das Volk von Preußen ist deutsch ‒ nur die Minister sind es nicht. Und wehe dem Ministerium, welches sich noch zwischen König und Volk stellt. Es ist verloren, das haben wir gesehen. ‒ (Schallender Beifall.) Nicht wie ein Vorredner behauptete, muß Preußen mit Deutschland wie die siamesischen Brüder zusammenhängen. Nicht eine Mißgeburt giebt das Verhältniß Deutschland's und Preußen's an. Einen Arm Deutschland's kann man Preußen nennen, einen starken Arm, aber immer nur einen Theil des deutschen Körpers! ‒ (Bravo von allen Seiten.) Die Adressen sind wichtig ‒ die aus Wien, die mein Vorredner geringschätzt ist von einem Ausschuß aller demokratischen Vereine. ‒ Oestreich wird zu jeder Zeit sich den Beschlüssen fügen, die von der Nationalversammlung ausgehen, und seine Armeen zu Deutschland's Verfügung stellen. ‒ Sprechen wir aus: „der Waffenstillstand ist verworfen!“ und keine Regierung Deutschland's wird es wagen, dagegen zu sein. (Beifall.)
Es giebt Männer hier, die es nicht verschmähen ein Gerücht zu verbreiten, der Reichsverweser werde abtreten, wenn wir die Verwerfung (hört! hört!) beschließen, während der Reichsverweser dies elende Gerücht selbst für eine Lüge erklärt, und sagt, er wird mit uns siegen oder fallen. Und wir werden siegen. (Stürmischer endloser Beifall.)
Jordan (der Apostat) dankt (höhnisch) Herrn Giskra, daß er Oestreichs Macht so sicher zur Verfügung Deutschlands stellt. (Rech s bravo! links Gelächter.) Ich sehe die Verhältnisse an, nicht wie sie unsere Sehnsucht erstrebt, sondern wie sie sind! Ich verbiete meiner Phantasie (Armer Poet!) in dieser Frage mitzusprechen. Nur meine Erfahrung wird mich leiten! Hierauf giebt er eine Schilderung der internationalen Verhältnisse der Herzogthümer mit ebenso genauer Kenntniß wie damals bei der Polenfrage von den Verhältnissen des Großherzogthums. Die Erfahrung des Herrn Jordan besteht nämlich darin, eine vierwöchentliche Badereise nach Helgoland gemacht zu haben. (Tiefe Kenntniß der Ostseeküsten!) Zu großem Vergnügen des Herrn Vincke und Schwerin macht Jordan den trivialen Berliner Witz: Dahlmann wolle mit dem Winterfeldzug die deutschen Truppen auf's Eis führen. Daß der Waffenstillstand uns entehrt, ist durchaus nicht wahr. (Wer könnte auch Hrn. Jordan noch entehren?) Nicht blos das Ministerium von Preußen hat den Waffenstillstand geschlossen, es hat auch das Volk hinter sich gehabt. (Links Unterbrechungen. Nicht wahr!) Hr. Jordan erbost sich. Soiron schafft ihm etwas Ruhe. Mit Hrn. Heckscher (der ja nicht mehr Minister ist) ist Hr. Jordan ebenfalls nicht einverstanden! Anträge: „Mit Aufhebung des Sistirungsbeschlusses vom 5. September über gie Waffenstillstandsfrage zur Tagesordnung (!) überzugehen. Die schwache Stellung der Centralgewalt schreibt sich zuvörderst (Herrn Jordans eigne Worte) von der „Huldigungsgeschichte“ her. (Links Unterbrechungen). Es war eine Ungeschicklichkeit des Ministeriums. Wenn sie Preußens Partikularismus mit dem der kleinen Staaten vergleichen wollen, ist dies eine Ungerechtigkeit. (Tumult.) Dies Haus hat noch keinen Beschluß gefaßt, der wirksam gewesen wäre. (Tumult.) Die Grundrechte, die sie hier beschließen für Deutschland, hat Preußen schon seit 33 Jahren. (Hohngelächter! Von Vinke und Schwerin fanatischer Beifall!) Er erbittet die Nachsicht für den Starrsinn des preußischen Volkes. ‒ (Hohngelächter. Langes Zischen.)
Vogt (wird rechts mit dem Ruf: „Vertagung! Links mit: Reden! und von den Galler en mit großem Applaus begrüßt.“) ‒
Meine Herren, (nach rechts) sie rufen Vertagung (rechts: Nein! Nein!), ich glaube ihre preußischen Herzen, die eben meinem Vorredner zugejauchzt haben, müßten in dieser Sache ausharren. ‒ Herr Jordan hat behauptet Preußen hat seit 33 Jahren die Rechte, die wir konstituiren. ‒ Also Preußen hat seit 33 Jahren Preßfreiheit, freie Association u. s. w.? ‒ (Gelächter.) Zur Sache. ‒ In der dänischen Frage scheint mir spielen Schweden, England und Dänemark die erste Rolle. Frankreich erst die zweite und Rußland (dieser Auerswaldsche Popanz) die letzte Rolle. ‒ In dem Augenblick wo Preußen in Jütland einrückt, wendet sich Dänemark um Interventions-Hülfe an die Residenten Rußlands und Schwedens in Kopenhagen. Das beste Zeichen, wie wichtig dieser Einmarsch. Die Herren Residenten wollten bei Wrangel interveniren. Dieser wies sie ab. ‒ Trotzdem zieht man sich aus Jütland zurück, wahrscheinlich in Folge geheimer Noten. ‒ In die andre Phase tritt die dänische Frage bei Schaffung der Centralgewalt. Da beginnt bei den fremden Mächten die Frucht vor der deutschen Einheit. ‒ Wenn ich die Noten Schwedens lese, muß ich mich auf's äußerste wundern, wie Heckscher diese Macht eine befreundete nennen kann! Schweden gerade drang z. B. auf die Dauer von 7 Monaten. Schöne Freundschaft! (Man lacht den Exminister aus.)
Herr Jordan hält es für eine kollossale Dummheit, wenn Dänemark die 7 Monate aufgeben würde; ich sehe gar nicht ein warum wir die Rolle der kollossal Dummen übernehmen sollen? denn wenn einer kollossal dumm ist, wenn er etwas nicht nimmt, so muß der andre kollossal dumm sein, wenn er es sich nehmen läßt. ‒ (Heiterkeit. ‒ Bravo!) ‒
Die Lauheit des Schleswiger Abgeordneten Herrn Franke, das Schweben zwischen preußischer und deutscher Anhänglichkeit, und dessen Zufriedenheit mit Schleswig-Holsteins einzureichender Landesverfassung greift Vogt mit harten Worten an. (Franken vom Platz: Nicht wahr!) ‒ Zum Waffenstillstand selbst kommend sagt er: „hätte die Centralgewalt den Vertrag geschaffen, vielleicht hätte ich ihn genehmigt, aber da es Preußen, gegen die Anordnung der Centralgewalt gewagt hat ‒ keineswegs! Wir haben 33 Jahre Metternichsche Diplomatie studirt, und wollen dieselbe doch nicht in Herrn Camphausens Noten wiedererkennen?! ‒ Camphausen schreibt in Betreff des Grafen Moltke z. B. “dessen Rücktritt möchte als geschehen zu betrachten sein. ‒ Herr Stedmann übersetzt in seinem Bericht das, in: Moltke ist zurückgetreten. ‒ Ruhe und Ordnung meinen die Herren (Franke ‒ Camphausen ‒ Stedmann!) müsse man in die Herzogthümer zurückbringen. ‒ Meinen sie eine Ruhe à la Nicolaus, wie er sie in Warschau gab? ‒ (Beifall.) ‒ Haben wir den Vertrag geschlossen, frage ich? ‒ Nein! ‒ Mag die preußische Regierung zusehen, wie sie Dänemark ihr Wort hält, dasselbe [unleserlicher Text] was sie der Centralgewalt bereits gebrochen hat. (Stürmischer Beifall.) Meine Herren, man hat an ihre Ruhe appellirt, ich appellire an Ihre Leidenschaft. Die Ruhe schafft die Papiertüten im Krämerladen, die Leidenschaft schafft alles Große! M. H., alles was Preußen uns jetzt Schritt vor Schritt abzwingen will, hätte man ihm vor Kurzem noch gern geschenkt. Ich fürchte einen Bruch mit Preußen nicht. Ich will ihn nicht; ich halte ihn für ein Verbrechen; aber käme es dazu, dann, meine Herren, erinnere ich Sie an das Mittel dagegen ‒ die Volkskraft! Denken Sie an Frankreich, als es, zerrissen von Parteien im Innern, jeden äußern Feind von sich zurückgeworfen. Aber freilich der Konvent that dies, nur der Konvent ist es im Stande! (Ungeheuere Aufregung; schallender langer Beifall der Linken, des linken Centrums und der Gallerien).
Nach Vogt wird (um 3/4 4 Uhr) die weitere Diskussion auf Morgen vertagt.
Zu erwarten sind noch als Redner Vincke, Lichnowsky, Simon (Trier), Wesendonk und Gagern ‒ mit einem „kühnen Griff“ wahrscheinlich. Im Ganzen waren etwa 50 Redner notirt. ‒ Von Resultat noch keine Rede. ‒ Von Ministerium auch nicht.
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[ !!! ] Frankfurt, 16. September.
79. Sitzung der National-Versammlung. Präsident v. Gagern. Mehrfache Beiträge zur Flotte werden angezeigt.
NB. Ein Courrier hat die Nachricht hieher gebracht, daß Wrangel sein Kommando, ohne Zustimmung der Centralgewalt eigenmächtig in die Hände eines andern Generals niedergelegt und nach Potsdam abgegangen ist. Die Nachricht von dem Potsdamer Militairaufstande macht ungeheures Aufsehen.
Tagesordnung.
Vinke: Jeder der für Ratifizirung des Waffenstillstandes spricht, befindet sich in einer enschieden ungünstigen Lage. Ich werde nicht, wie der Minister der Zukunft (Hr. Vogt) an ihre Leidenschaft appelliren. (Zischen.) Die Hauptfrage: ist der Vertrag, wie er hier vorliegt, zu genehmigen, oder nicht?
Nachdem Herr Jordan aus Berlin unter so großem Beifall der Versammlung (?) hierüber gesprochen, kann ich kurz sein. (Zischen.) Die einzelnen Einwendungen gegen die Bedingungen des Waffenstillstandes findet der Ritter unrichtig und den Vertrag selbst keineswegs entehrend für Deutschland. Alles dies entwickelt er mit seiner bekannten Zungengeläufigkeit. Nach seinem Beweis hat Dänemark noch große Konzessionen gemacht. Was das Vorparlament versprochen hat in dieser Angelegenheit, ist ihm ganz gleichgültig. Er wundert sich sogar, daß die Dänen solche (!) Bedingungen eingegangen sind. Wir haben in dem Vertrag mehr erreicht, als man vor dem Kriege sich träumen ließ. Daß Moltke gewählt, ist zwar ein Versehen (!) aber was hätte er denn geschadet? Er hätte ja doch 4 Regierungsmitglieder bei jeder Abstimmung gegen sich gehabt.
Der deutsche Bund ist noch auf keine Weise aufgehoben. (Gelächter.) Da sei Gott vor! (Gelächter.) Meine Herren, lachen Sie nachher! Deutschland ist bis jetzt unter keiner andern Firma aufgetreten! (Blum: Bravo!) Wenn, wie die Herren links wollen, der deutsche Bund in Frage gestellt wird, so hatte Dänemark um so mehr recht, mit Preußen zu verhandeln.
Die 7 Monate betreffend: Der Belt friert zwar zuweilen zu, aber man hat auch Beispiele, daß er wieder aufthaut. (Gelächter.) Die 7monatliche Dauer hat für uns weit mehr Vortheile als Nachtheile. Wir können die deutsche Heermacht, die jetzt nur auf dem Papier steht, realisiren. Ich hoffe, die 7 Monate werden auch dazu dienen, uns Oesterreichs Heer und Flotte zur Verfügung zu stellen. Herrn Eisenmanns „geheimen Articeln“ zu entgegnen, sagt er: Ich sehe keine geheimen Artikel (wie nämlich Herr Eisenmann: ich sehe keine Reaktion). (Ungeheures Gelächter.) Eine Anklage gegen Preußens Ministerium kann man bei Unvollständigkeit der Aktenstücke nicht begründen. (Links: Es fehlen eben die geheimen Artikel.) Ueber Abwesende kann man überhaupt hier nicht sprechen. (Oho!)
Herrn Heckschers juristischer Beweisführung, daß Preußen überhaupt keine Vollmacht hätte fordern und bekommen dürfen, kann er als Laie nicht folgen. Eben um unserer Ratifikation nicht erst zu bedürfen, hat es die Vollmacht verlangt und erhalten. Was die Sache selbst anbelangt, würde ich weit eher für Verwerfung stimmen, als für irgend einen Mittelweg. (Bravo links.) Er geht alle Amendements durch und zeigt deren Unzulänglichkeit.
Entschieden muß man wenigstens sein, sagt Herr v. Vinke. (Links: Sehr gut.) Die Herren Schleswig-Holsteiner wollen mit keiner Partei verderben. (Bravo links.) Mag die Entscheidung rechts oder links hinfallen, das Ausland muß entschieden wissen, woran es mit Deutschland ist.
Zuletzt zeigt er noch die Konsequenzen, die aus der einen oder der andern Abstimmung folgen würden. Herrn Dahlmann spendet er besonderes Lob. (Plumper Kniff, um auf die Abstimmung zu wirken) Die Opposition in Schleswig-Holstein schreibt sich vom Beschluß des 5. September her. (Bravo rechts.) Wir werden doch wahrhaftig nicht den Schleswig-Holsteinern mehr bieten wollen, als wir ihnen versprochen. Daß der Krieg, der durch die Verwerfung zu befürchten, ein Gespennst sei, ist wohl nur Herrn Vogts Ansicht. Wenn es aber zum Kriege kommt, so kann er allerdings auf zwei verschiedene (beide von mir gemißbilligte Arten) geführt werden; nach dem ancienne régime, dann würde er allerdings zum Militairdespotismus führen, oder wie die Herren links mit großer Konsequenz wollen, mit Freischaaren, und dann wird er, wie Hr. Vogt sagt, allerdings zum Convent führen. Ob die Guillotine des Militairdespotismus oder die des Convents lieblicher ist, überlasse ich ihrer Beurheilung. Mir ist keine von beiden lieblich erschienen. (Gelächter.)
Endlich erinnert der Ritter daran, Hr. Vogt und andere möchten doch mit mehr Achtung von Preußen sprechen, da sie (die Herren von Rechts) noch nie mit Mißachtung von einem andern Staat gesprochen
Der Schluß der Rede des Ritters ist eine begeisterte Lobrede auf Preußen. Unter anderm zum Schluß: Wollen Sie uns die rothe Republik bringen, Hr. Schoder, so werden Sie Männer in uns finden. (Zischen und Bravo).
Noch mehrere Anträge laufen ein, z. B. von Rappard u. a, Eisenmann Möhring.
Eisenmann zieht seine Amendements zurück und schließt sich den Anträgen der Majorität unter Bravo an.
Ziegert (preußischer Regierungsrath aus Minden): Die vier Abgeordneten von Schleswig-Holstein, die ihre Vermittelungsanträge gestellt haben, ver- [Fortsetzung]
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@facs0526
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@facs0526
[Fortsetzung] durch meine Schilderung bei'm besten Willen und bei der äußersten Zartheit doch mitunter gegen das Gefühl des Anstandes und der Galanterie auf's Gröbste verstoßen muß, wenn ich nur einigermaßen der Wahrheit getreu bleiben will, der Göttin der Wahrheit, die bisher meine Feder führte mit unerbittlicher Strenge.
Doch ich wage es! Es sei! Möge der Styl meinen Gegenstand retten! Die Form ist Alles!
Die Dame, auf welche Herr v. Schnapphahnski sein Augenmerk richtet, ist die achtundfünfzigjährige Herzogin … meine Leser müssen verzeihen; ich werde dies später erzählen.
Die Herzogin ist 58 Jahre alt, ‒ also fast zwei Mal „schier dreißig“. Man muß gestehen, unser Ritter hatte plötzlich sehr seltsame Gelüste bekommen. „Unser Leben währet kurze Zeit; siebenzig Jahre, wenn's hoch kommt: achtzig ‒“ meint der Psalmist: 58 Jahre ist schon ein hübsches Alter; ohne unhöflich zu sein, darf man von einer 58jährigen sagen: »c'est une dame, d'un certain âge.« ‒ Die Herzogin ist klein. Sie ist äußerst zart gebaut; ja, man könnte sie ‒ mager nennen, wenn dieser Ausdruck nicht gar zu unangenehm wäre. Unter vier Augen würde man sich sogar gestehen, daß die Herzogin mager wie ein ‒ Skelett ist. ‒ Ich bitte sehr um Entschuldigung! Die Herzogin trägt falsche W‥‥ Ich stoße immer wieder auf Schwierigkeiten, aber ich versichere meinen freundlichen Leserinnen, daß mir schon mehr als tausend Male die Augen vor Entzücken übergegangen sind, wenn ich bei häßlichem Regenwetter plötzlich eine niedliche Hand die Seide des Gewandes schüchtern emporheben sah und jene selige Rundung erblickte, die so harmonisch in den kleinen Fuß ausläuft, daß man vor süßem Erstaunen die Hände zum Himmel erheben und die große Meisterin, die Natur, laut preisen möchte und ihr lobsingen aus dankerfülltem Herzen. ‒ Die Herzogin hat falsche H‥‥ Ich verwickele mich immer mehr, aber ich möchte meinen Arm um eine schlanke Taille legen und den heiligen Schwur thun, daß es nichts Schöneres auf Erden giebt als diese wespenschlanke Landenge Panama, die Verbinderin zweier Kontinente, für deren Besitz ich das wirkliche Brasilien und die wirklichen Vereinigten Staaten frohlockend in die Schanze schlüge, sammt Cuba und Jamaica und allen Inseln der Südsee. Es versteht sich von selbst, daß ich nicht von der Herzogin spreche. ‒ Die Herzogin hat einen falschen C… Aber jetzt höre ich auf. Mit der Toilette einer Dame ist nicht zu spassen. Die Toilette ist etwas sehr Ernstes. Die Toilette ist Alles! Namentlich bei der Herzogin.
„Die Herzogin gleicht einem ausgestopften Raubvogel.“
Ich wasche meine Hände in Unschuld. Ich habe dies nicht gesagt. Es steht wörtlich so in meinen Manuscripten. Die Herzogin gehört also nach dieser Aussage in das britische oder in das Leydener Museum. „Die Herzogin trägt auch die Physiognomie desselben, nämlich des Raubvogels: enorme, geierartige Rase, Geier-Augen, groß wie ein Teller ‒ in früheren Zeiten von hoher Schönheit.“ ‒ Die holde Persönlichkeit der Frau Herzogin wird immer deutlicher. „Seh'n Sie hier, meine Herren und Damen ‒“ würde etwa ein Wärter des britischen oder des Leydener Museums sagen ‒ „hier sehen Sie den großen Raubvogel (jetzt käme irgend ein lateinischer Name), jenes berühmte Thier, das auf den höchsten Höhen der menschlichen Gesellschaft nistet. Der Zahn der Zeit hat sehr merklich an diesem Vogel gerupft. Trotzdem werden Sie aber an der großen gebogenen Nase und an den grimmigen Augen dieses Thieres bemerken können, daß es von außerordentlich rein adeliger Race ist. In seiner Jugend machte dieser Vogel die kühnsten Flüge; er forstete mit den männlichen Raubvögeln des Jahrhunderts in der Nähe aller europäischen Throne, auf allen Ambassaden moderner Völker. Er lebte mit Adlern, mit Steinadlern, mit Geiern, mit Lämmergeiern, mit Falken und Kranichen; ja, er ließ sich später sogar zu Raben und Elstern herab, zu gewöhnlichen Haushähnen und ähnlichem gemein-bürgerlichem Geflügel. In jüngster Zeit associirte sich unser Vogel aber noch einmal mit einem Männchen aus dem berühmten Geschlechte der Schnapphanski, und Gott weiß, welch' ein naturhistorischer Druckfehler aus dieser liaison hervorgegangen wäre, wenn nicht ein naseweiser Schriftsteller das alte Thier plötzlich mit seinem Geschosse erlegt hätte, so daß es nun hier in dem Kasten des Museums prangt, ein wahres Kabinetsstück, bewundert von allen reisenden Engländern und vielfach besucht von allen wißbegierigen Bürgerschulen.“
(Fortsetzung folgt.)
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@facs0526
Ein Bauer, den man gestern fragte, weshalb so viele Menschen den Rhein hinunter nach Worringen eilten, erklärte im vollen Ernste, daß dort die Welt getheilt werde. Jeder bekomme 5 Morgen Land.
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@facs0526
Drei der geistreichsten Damen Kölns sollen eine Ligué gebildet haben, um einen benachbarten Publizisten von einer der gefährlichsten Leidenschaften älterer und neuerer Zeit auf's Radikalste zu kuriren. ‒ Wir halten es für unsere Pflicht, unsern Freund vor diesem Komplotte ernstlich zu warnen.
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@facs0526
Herr Coxwell, der bekannte Luftschiffer, wollte gestern bei seiner Himmelfahrt die schwarz-weiße Fahne wehen lassen. Einige höchst fröhliche Proletarier droheten aber damit, ihn „zurücktrecken“ zu wollen, wenn er die verhaßten Couleuren nicht sofort entferne. Herr Coxwell mußte gehorchen und stieg schwarz-roth-golden in die Lüfte.
[0527]
[Deutschland]
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@facs0527
[Fortsetzung] treten nicht die Herzogthümer. Sie sind abtrünnig von ihren [unleserlicher Text] in dieser Sache; und ich bitte Sie, meine Herren, lassen Sie sich durch die Anträge derselben in nichts bestimmen. Ich erkläre mich ganz entschieden für die Verwerfung des Waffenstillstandes. Und (hört! hört!) protestire feierlichst (als Preuße) gegen die Verdächtigung und Einschüchterung, als werde Preußen mit Deutschland in Uneinigkeit gerathen, wenn Sie die Verwerfung des Waffenstillstandes dekretiren. Keineswegs, Preußens Volk ist deutsch, und es giebt für diesen Ausspruch andere Belege und Beispiele, als die alten Krieger von 1813, die Arndts, die Bülow-Cummerows, des Hrn. Jordan und von Vinke. (Schallendes Bravo.) Preußens Volk und König wird unter keiner Bedingung von Deutschland lassen. (Bravo!)
Werk aus Hamburg (gegen die Verwerfung): Der Dänische Krieg bringt Deutschlands Küsten (und Geldsäcken à la Mark) einen gar zu großen Nachtheil. Hören Sie den Jammerruf unserer Brüder (der Geldsäcke) an der Ostsee!
Löwe aus Calbe: Ich freue mich, daß ich auf einen Redner folge der die materiellen Interessen berührt hat. Auch ich fühle die Noth der Ostseeprovinzen, entstanden durch den Krieg. Aber dieser Noth wird nur abgeholfen durch einen Frieden, nicht durch einen solchen Waffenstillstand, von dem wir ja nicht einmal wissen, ob und was für ein Frieden ihm folgen wird. (Lautes Bravo.) Löwe beweist, daß nur ein Frieden dem Export- und Importhandel wieder aufhelfen kann, nicht aber ein solcher Waffenstillstand. Zugleich beweist er, daß der Waffenstillstand nicht geschlossen zu sein scheint, um einen Frieden in seinem Gefolge zu haben. Wie soll Danemark auf einen für uns gänstigen Frieden eingehen, wenn es sieht, daß wir mit ihm einen so äußerst ungünstigen Waffenstillstand eingehen. Dänemark kann seine Handelsspekulationen im Winter sehr gut machen, und hat für einen neuen Krieg im Frühjahr keine Besorgnisse zu hegen wie wir. Am 1. April des künftigen Jahres werden wir Dänemark gegenüberstehen wie wir ihm im vergangenen April gegenüberstanden. Der Belt wird fließen, wie er jetzt fließt, und unsere Ohnmacht zur See dieselbe sein. Von einer Ehrenpflicht, die uns nöthigt den Waffenstillstand anzunehmen, kann gar keine Rede sein, sonst hätte man uns die Frage ja gar nicht zur Entscheidung vorlegen sollen; denn dann wäre sie ja bereits entschieden. (Sehr gut!) Vor dem Ausland sollen wir uns hüten, weil es uns feindselig ist. Das ist spaßhaft, M. H. , also dadurch sollen wir uns die Feinde zu Freunden machen, daß wir uns vor ihnen fürchten? (Bravo von fast allen Seiten.)
Degenkolb (Commerzienrath aus Preußen!) weiß nicht, wie wir zum Frieden kommen sollen, wenn kein Waffenstillstand vorhergeht. Deßhalb stimmt er für die Annahme desseben, und kann nicht dagegen sprechen. Die Ehre Deutschlands sei nicht verletzt etc., wie früher. (Alles geht Frühstücken. Theilnahmlosigkeit.)
Blum: In die Lobsprüche auf das Reichsministerium einzustimmen ist mir unmöglich. Die heitere Laune Schmerlings scheint mir sein Schwanengesang zu sein. Ich freue mich ihrer. In Bezug Heckschers, hätte er lieber sollen die Sache vertreten, als seine Person nutzlos zu entschuldigen! Wir werden alle Ministerien angreifen, die in Vertretung der Centralgewalt (die wir jetzt stützen) nicht stark sind, mögen sie von rechts oder links kommen. (Lautes Bravo.) Um den einzigen Krieg, den wir zu führen haben, hat sich das Ministerium nicht bekümmert. Nachdem die ganze Welt sich darum bekümmert hat, hat es endlich angefangen in dieser Sache nichts zu thun. (Gelächter, Bravo!) Man hat gesagt, die Verhandlungen, wie sie einmal sind, und jene Vollmacht hätten Preußen berechtigt zur Abschließung des Waffenstillstands. Das bestreite ich. Ueber die Bedingungen spricht Blum wenig. Man sagt, Moltke ist zurückgetreten; nein, meine Herren, er ist zurückgetreten worden, (bravo) um einem andern Moltke Platz zu machen. Was man will, hat man mit dieser Ernennung ausgesprochen. Lesen Sie, sagt er, über die Bedingungen des Waffenstillstandes die Blätter unserer Feinde! z. B. „Fadreiandet.(Tiefste Stille.) Daß Dänemark, welches nach dem diplomatischen Hrn. v. Schmerling die Centralgewalt gar nicht kannte, mit dem Mandatar derselben einen Waffenstillstand abschließt, das, m. H., geht allerdings über meinen undiplomatischen Verstand! (Heiterkeit und lauter Beifall.) Seit dem Bürgermeister von Saardam (Czaar und Zimmermann) hat nie ein Diplomat eine traurigere Rolle gespielt. (Furchtbares Gelächter, bravo!) Er spielte die Rolle eines jungen Mannes, der hinter die Coulissen gerathen ist und mitspielen will. Seine ganze Reise hat nicht einmal gastronomische Resultate geboten, wie die unseres Herrn Ex-Reichsminister der auswärtigen Angelegenheiten. (Gelächter.) Wir sollen einen Waffenstillstand ratifiziren, der thatsächlich unmöglich und unausführbar ist. Nicht bloß von dem dänischen Kriege her datirt sich die Noth der Ostseeküsten ‒ nein, dieselben Gründe hat sie wie die Hungerpest in Schlesien. (Bravo.)
Das preußische Volk ist wohl zu trennen von den wechselnden Neigungen seiner Regierungen. ‒ Gegen Preußen beweisen wir nicht dieselbe Courage wie gegen Hannover! [Sehr gut!] ‒ Ich will den alten Ruhm Preußens nicht antasten; ich will seinen großen Churfürsten, seine großen Friedriche ihm lassen! Die Linke in Berlin wird geradeso stimmen, wie unsere Linke. Und sie wissen, daß dort seit dem 7. Septbr. die Linke die Majorität hat. Herr Jordan hat allerdings netto ausgerechnet, daß 10 Millionen in Preußen den Waffenstillstand annehmen wollen. Unter den 67 Adressen sprechen 66 für die Verwerfung! [bravo! hört!]
Eine Aeußerung Jordan's (Marburg): „Die Noth des Krieges werde so groß werden, daß selbst die Nationalversammlung wird hungern müssen,“beantwortet Blum dahin: „Das deutsche Volk hat in dringenderen Zeiten Geld gehabt, um Leute zu unterstützen, die ich nicht nennen will. Es wird auch Geld für uns haben.“ ‒ Die Furcht vor einem auswärtigen Kriege beseitigt Blum ebenfalls: „Daß das Ausland unsere Einigung nicht will, brauche ich gar nicht zu sagen. Aber eben, weil unsere heutige Abstimmung über die Einigkeit entscheidet, wissen Sie, was Sie zu beschließen haben. Beschließen Sie entschieden, nicht halbe Anträge nehmen Sie an.“ ‒ (Tiefste Stille ‒ große Sensation!) ‒ „Die Bewegung der Demokratie ist wieder lebhaft geworden in der neuesten Zeit, denn die Reaktion war doch gar zu schnell. Es giebt Männer unter uns, die nicht hierhergekommen zu sein behaupten als Volksvertreter, sondern als Regierungsvertreter.“ (Aeußerung des Ritters Vincke.) „Sie lieben Ihre Fürsten, sagen Sie“ (nach rechts), „nun, meine Herren, die Sie Ihre Fürsten lieben, hüten Sie sich, daß Sie nicht eine zweite Bewegung hervorrufen, die über Ihrer Fürsten Throne hinwegschreitet, welche die erste Bewegung noch hat stehen lassen.“ (Lauter Applaus.)
Lichnowsky (Schluß! Schluß! ‒ Reden!) verspricht kurz zu sein, weil schon drei Tage gesprochen worden. Will sich vor Persönlichkeiten, und dem Arsenal der Worte: „Ehre Deutschlands, Schmach etc.“ ‒ hüten. Kein Redner hat uns gesagt, was denn geschieht, angenommen, Preußen spaltet sich doch, und Preußen läßt es sich doch nicht gefallen! ‒ Der Don Quixot geht dazu über, die andern Reden mit Koth zu bewerfen. (Ungeheures Zischen erhebt sich; worauf Herr v. Lichnowsky meint: „Das ist noch kein Urtheil Deutschlands.“) Herrn von Arnim greift er ebenfalls an. Er hat nur den Krieg angestachelt ‒ aber nicht an das Finale, den Frieden gedacht. ‒ Das Majoritätsgutachten (abgefaßt von Herrn Wurm) scheint ihm eine Parteischrift zu sein. ‒ Daß der Waffenstillstand im Namen des Bundes geschlossen, ist nur ein Formfehler. Daß der kleine Belt im Winter zufriert ist nicht wahr, u. s. w. Lauter spaßhafte Anekdoten und Bemerkungen. Der Waffenstillstand gewährt faktisch den Herzogthümern das, weshalb sie den Krieg begonnen haben. ‒ Er gedenkt der Adressen höhnisch. (Man ruft ihm zu: „Adresse aus Ratibor!“ Furchtbares Zischen.)
Simon von Trier erinnert an die Beschlüsse des Vorparlament, dessen Beschlüsse man allmälig desavouirt, bis eines schönen Morgens man es für eine Albernheit erklären wird, überhaupt hier in der Paulskirche zusammengekommen zu sein.
„Die Zärtlichkeit für die dynastischen Interessen ist so groß daß man die Souveränetät des Volkes hinter die Ehre eines Königs stellt. ‒ [bravo!] Ich appellire nicht einmal an Ihre Humanität, nur an Ihren guten Geschmack in dieser Sache.“ [Bravo!]
Simon nimmt Hrn. Heckscher und Hrn. Jordan aus Berlin etwas durch. Der Exminister macht eine ungezogene Bemerkung. Simon fordert den Präsidenten auf, ihm Ruhe zu verschaffen. Der „Edle“ nimmt keine Rücksicht darauf. Er zeigt aus dem Fädreland, daß die Bedingungen von den Dänen als für Deutschland höchst ungünstig angesehen werden.
Hr. Jordan sagt, wir sind mißtrauisch; ich glaube, das Volk hat uns hierhergeschickt, um die Augen offen zu haben. Für die gegenwärtige Stimmung ist entweder ‒ oder nothwendig. Entscheiden Sie sich für die Majorität. Hrn. Lichnowsky antwortet er, möchte doch bei seiner genauen Kritik der Adressen ja nicht die aus Ratibor vergessen. (Großes Hohngelächter). Es heißt im Vertrage: „im Namen Preußens und Deutschlands;“ ich will hoffen, daß sich Preußen blos als Bürge neben Deutschland zu stellen wagt, und wenn das ist, so kann seine Ehre, die des Bürgen, nicht verloren sein, wenn der Bevollmächtigte es nicht für entehrend hält, den Vertrag zurückzuziehen. (Bravo!) Aber der verlorenen Ehre des preußischen Ministeriums auch noch die Ehre Deutschlands nachzuwerfen gedenke ich nicht! (Bravo!) Meine Herren, unter wessen Schutz stehen wir? (Links: des Volkes!) Meine Herren, wenn ein Kind in Gefahr geräth, begiebt es sich unter dem Schutz seiner Mutter! Das Volk! Meine Herren, noch ein paar solcher Verträge, und wir werden an unsere Mutter appelliren! [Schallendes Bravo!]
Friedrich der Große würde sich im Grabe herumdrehen, wenn er wüßte, daß man hier sein Andenken dadurch befleckt, daß man seinen Namen nennt zugleich mit der Erniedrigung Deutschlands vor Dänemark. Simon bringt eine Menge Specialia, welche beweisen, welche Partei in Preußen denn eigentlich die Spaltung will, mit der man immer droht. Die Stockpreußen rechts rufen wüthend: zur Sache].
Präsident: Die Debatte müsse allerdings gekürzt werden, weil vor Entscheidung derselben kein neues Ministerium erstehen wird, aber zuerst solle noch Max Gagern, die Minister und Gott weiß wer, gehört werden. Widerspruch von der Linken und dem linken Centrum]
Lichnowsky: Die Minister sollen nicht gehört werden.
v. Vincke: Sie müssen gehört werden, weil ‒ man ja auch gemeinen Verbrechern das Wort giebt zu ihrer Vertheidigung.
Wesendonk dagegen.
Eisenmann dafür. [Großer Tumult.]
Der Edle geräth außer sich.
Schaffrath: Der Präsident hat sich der Debatte zu enthalten.
Gagern, wüthend und mit Fürstenwürde: ich werde diskutiren und thuen wie ich will, sonst werde ich die Sitzung aufheben. (Rechts und rechtes Centrum Bravo. Links, linkes Centrum zur Hälfte und Gallerien Zischen.) ‒ Auf gutes Zureden des „Edlen,“ wobei seine Stimme vor Wuth und Rührung versagt, beschließt die Versammlung den Schluß unter der Bedingung, daß nach Max Gagern die Minister und die Berichterstatter gehört werden.
Max Gagern: rechtfertigt mit unverständlicher Stimme und in schlechter Rede sich gegen die Beschimpfungen und Bemitleidungen von Seiten der einzelnen Abgeordneten. Auch rechtfertigt er bestmöglichst seine bekannte verunglückte Mission; spricht aber so undeutlich, daß man nicht begreift, wie gerade dieser zu den Unterhandlungen ausgesucht werden konnte. ‒ Eine diplomatische Sendung behauptet er gar nicht gehabt zu haben, sondern nur dort gewesen zu sein, als Vertreter der Centralgewalt. In Schleswig-Holstein und in der dortigen provisorischen Regierung hat er Ruhe und Würde gefunden! Auf die Frage, warum er nicht nach Malmö gegangen? Weil erst nach Abschluß des Waffenstillstandes seine diplomatische Sendung begann! Auch hatte er nur sehr geringe Hoffnung, noch zur rechten Zeit anzukommen. Im Allgemeinen, die ganze Rechtfertigung besteht in den Worten: „ich kann nichts dafür!“ Er selbst hält den Waffenstillstand für mit dem Vortheil der Herzogthümer ganz verträglich, in manchen Punkten für vortheilhaft. Man würde durch die Verwerfung in einen unberechenbaren Krieg mit Feinden, die man noch gar nicht kennt, gerathen. Den Kelch der Popularität, von dem er überhaupt nur genippt hat, weist er auch heute zurück. Nicht uns soll die Menge belehren, sondern sie hat nöthig von uns belehrt zu werden. Schließt sich dem bekannten Antrag der Schleswiger an.
Der Exminister Heckscher: Beginnt mit der bissigsten Advokatenwuth, sich auf die ihm gemachten Vorwürfe zu rechtfertigen. Da ihm dies mißlingt, greift er zu einem andern Advokatenmittel; er begeifert die Versammlung. Er ruft: „Noch keiner unter ihnen hat den Muth gehabt, Preußen ein Mißtrauensvotum zu geben!“ [Tumult. Heckscher wird zur Ordnung gerufen. Wird außerdem vom Präsidenten zurechtgewiesen, weil er sich Persönlichkeiten erlaubt Erneuter Tumult!] Heckscher: „ich habe nicht geglaubt, daß so wenig Wahrheit hier im Hause wäre.“ Ungeheurer Tumult. Getrommel. Zischen. Katzenmusik. Die Linke beantragt: „Heckscher das Wort zu entziehen.“ Präsident läßt hierüber abstimmen, die Mehrheit entscheidet: „Weiterreden.“ Herr Heckscher fährt also fort, ohne natürlich von der Sache zu reden, nur um seine Person zu rechtfertigen: von Vincke und Jordan von Berlin, sagt der Exminister, sind meine Autoritäten. Vogt hätte ihn Betreff Schwedens mit Unrecht der Blindheit beschuldigt. Die Politik des Auslandes wird nun und nimmermehr zugeben, daß Dänemark geschwächt wird. Er begreift nicht, daß man gerade ihn immer zur Zielscheibe der Angriffe macht.
Man beantragt namentliche Abstimmung über sämmtliche Anträge. ‒
v. Maltzahn will sich gegen von Vinke rechtfertigen, wird heruntergetrommelt.
Präs: Herrn Rießer ist eine Adresse von der Lauenburgischen Ständeversammlung zugekommen; man soll sie verlesen lassen. (Tumult.)
Die Nationalversammlung beschließt den Schluß der Debatte, mit Vorbehalt der Verlesung der Adresse, und Reden der Berichterstatter ‒
Rießer verliest die obengenannte Adresse: dieselbe ist an den Reichsminister gerichtet, und darin Protest gegen die Waffenstillstandsbedingungen auf's energischste eingelegt. ‒ Den jetzigen Vertrag nicht ratifiziren sondern einen neuen Vertrag abschließen im Namen der Centralgewalt. (Links: Hört!) (Bravo!)
Wurm beweist, daß selbst die Redner, die für Annahme des Waffenstillstandes gesprochen, fast alle gesagt haben, daß die Bedingungen desselben unausführbar sind. Wenn auch der Beschluß, den wir wie ich hoffe heute fassen, manches preußische Herz mit einem schneidenden Schwert durchdringen wird, ich hoffe, keiner im Hause wird vergessen, „das Vaterland über Alles!“ ‒ Nur nicht so eine Art von motivirter Tagesordnung. ‒ Dazu würden sie kein Ministerium finden. Entweder Ja! oder Nein! ‒ „In dieser Stunde muß es sich zeigen, ob die Nation besitzt Aufopferungsfähigkeit, und Aussicht des Bestehens in der Zukunft!“ (Bravo.) ‒
Stedmann (Horribles Gelächter begrüßt ihn.) M. H. es ist keine Zeit zu lachen! ‒ Ich bedaure daß meine Rede ihnen nur Wiederholungen bieten kann, trotzdem will ich sprechen. ‒ (Oefteres Zischen und Gelächter der Gallerien unterbrechen ihn.) ‒ Die Ehre des größten deutschen Staates, die Ehre Preußens ist verpfändet. Diese Ehre werden sie nicht fallen lassen. Preußen's Vereinbarer-Versammlung würde, das wüßte er gewiß, den Waffenstillstandsvertrag genehmigen. (Widersprüche aller Art.) Er spricht von seinem König ‒ von Englands Freundschaft ‒ er rührt ‒ er weint ‒ die Rechte und die Centren klatschen mit Wuth. ‒ Für den Fall der Verwerfung des Minoritäts-Antrages empfiehlt er den Frankeschen (Schleswigschen) Antrag. ‒ Revolutionen würden nicht zu fürchten sein, das versichert er ‒ Stedmann! (Zischen!) (Heftiges Zischen!) Bravo rechts. ‒
(Soiron präsidirt. Gagern zieht sich wie üblich bei Stürmen zurück ‒ Es ist viel Tumult. ‒ Sämmtliche Anträge werden zur Unterstützung verlesen.)
Kampf über die Reihenfolge der Abstimmungen.
Man streitet sich darüber, ob die Anträge der Majorität zu trennen sein, die Linke ist dafür; die Rechte dagegen. Rechts will man sogar über die Motive des Antrags abstimmen, Wesendonk ist dagegen. Soiron schreit: M. H. lassen sie uns doch zur Abstimmung gelangen!
Präs: Ob die beiden Anträge der Majorität getrennt werden sollen? Antwort: Nein!
Hören Sie und staunen Sie: Wie man zur Abstimmung schreitet, zeigt es sich, daß auf der rechten Seite der Versammlung Fremde sitzen, welche mitstimmen, und so eben mitgestimmt haben. Die fremden Diplomaten und Unterstützer der rechten Seite werden herausgewiesen! Die Linke verlangt erneute Abstimmung über obige Frage. Furchtbarer Tumult. Links schreit man Betrug!
Löwe: Wenn nicht nocheinmal abgestimmt wird, verlassen wir den Saal ‒
Plathner: Der Präsident hat die Entscheidung hierüber. (Furchtbarer Tumult!)
Raveaux (begrüßt mit Applaus) ersucht die Rechte noch einmal abstimmen zu lassen ‒ (Zuruf: ja!) ‒
Vinke dagegen.
Präsident: Es wird noch einmal abgestimmt ‒ Tumult. Vertagung! ‒
Soiron: Noch einmal, ob die beiden Anträge der Majorität getrennt zur Abstimmung kommen sollen? ‒ Das Resultat ist zweifelhaft, das Bureau beschließt zu zählen. Fuchs schreit wüthend: nicht zählen! ‒ Es wird gezählt. ‒
Die getrennte Abstimmung der beiden Anträge der Majorität ist mit 246 Stimmen gegen 244 Stimmen verworfen. ‒ Also 2 Stimmen Majorität.
Wurm. Meine Herren der 2. Punkt des Antrags wird zurückgenommen. ‒
Arndt erklärt, nicht mit der Majorität zu stimmen.
Beseler: quatscht unter Tumult, man muß den 2. Punkt beibehalten, und zusammen abstimmen.
Wurm will im Namen der ganzen Majorität den 2. Theil des Antrags zurück nehmen. (Rechts will man dies nicht zugeben ! ! !)
Schoder spricht dafür. Schwerin dagegen. Esmarch gegen die Zurücknahme des 2. Theils der Majoritätsanträge.
Soiron: hierüber Abstimmen! (Rechts laut: Nein!)
Jordan. (Der Berliner Literat.) für Schwerins Ansicht. ‒ (Links Getrommel und Geschrei: Abstimmen!)
Blum: Wir verzichten auf die Entfernung des 2. Theils des Antrags, nur möge man zu Protokoll nehmen, daß wir über 2 Punkte eines Antrags zugleich abstimmen, was wir nie thaten.
Namentliche Abstimmung über die Majoritäts-Anträge.
Die Anträge der Majorität werden mit 258 Stimmen gegen 237 Stimmen verworfen! Gestimmt haben 495.
Hierauf folgt namentliche Abstimmung über den Antrag der Herren Schleswiger, lautend:
Die Nationalversammlung beschließt:
1) Die Vollziehung des Waffenstillstandes zu Malmoe vom 26. August d. J., soweit solcher nach der gegenwärtigen Sachlage noch ausfuhrbar ist, nicht länger zu hindern.
2) Die provisorische Centralgewalt aufzufordern, die geeigneten Schritte zu thun, damit auf den Grund der, dänischer Seits amtlich erklärten Bereitwilligkeit über die nothwendigen Modifikationen des Vertrags vom 26. August d. J. baldigst eine Verständigung eintrete.
3) Die provisorische Centralgewalt aufzufordern, wegen schleswiger Einleitung von Friedensverhandlungen das Erforderliche wahrzunehmen.
Franke. Droysen. Michelsen. Reergard.
Diese Anträge werden mit 257 Stimmen gegen 236 Stimmen angenommen. (Wieder mit 21 Stimmen Majorität.)
Hierauf will man noch über den letzten Punkt des Minoritätsgutachten namentlich abstimmen.
Vogt. Wir lassen den Antrag der Minorität auch nicht getrennt abstimmen, es ist dies eine Ungerechtigkeit. Links lautes Geschrei: Fortgehen! Fortgehen!
v. Gagern behauptet mit seiner gewöhnlichen Parteilosigkeit, es wäre dies keine Trennung; die Minorität hatte diesen Antrag als einen besonderen gestellt.
Juche und noch ein Anderer nehmen die beantragte namentliche Abstimmung zurück.
Vincke nimmt dieselbe wieder auf.
Soiron [welcher noch immer präsidirt]: Es muß namentlich abgestimmt werden, weil man keine andere Abstimmung mehr sieht. [Tumult und Geschrei].
Die Abstimmung geht b i völliger Dunkelheit, Theilnahmlosigkeit und in Anwesenheit von kaum 300 Mitgliedern, hastig und ohne Ordnung vor sich. Der die selbst verließt die Namen. Geschrei und Tumult vor der Kirche dringt in die finstern Räume und übertont die Stimme des Edlen. Man hort das Heckerlied singen.
Resultat: der Antrag wird mit 205 gegen 165 Stimmen verworfen.
Bei Verkündigung des Resultats sind kaum 50 Abgeordnete anwesend. Die Uebrigen haben sich einzeln salvirt, denn draußen wartet das Volk. Soiron schließt die Sitzung um 1/4 9 Uhr. Montag Grundrechte
Um 1 Uhr in der Nacht wurde Generalmarsch geschlagen. Es setzte Kolbenstoße, Verhaftungen und Hiebe ab. Die Aufregung ist auf einen hohen Grad gestiegen.
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[ * ] Berlin,
Nachdem die Potsdamer Revolte vorüber, bekommen die Herren Contrerevolutionäre wieder Muth, wie jedesmal, wenn die unmittelbare Gefahr vorüber ist. Wir haben davon auch in Köln Exempel erleben können. Die Revolte war weiter nichts als kleiner betrunkener Krawall, „ohne allen politischen Charakter,“ versteht sich! Der edle „uckermärkische Moniteur“ erzählt wie folgt:
„Die in den öffentlichen Blättern enthaltenen unwahren Mittheilungen über die in Potsdam am 12ten Abends stattgehabten Vorgänge, geben Veranlassung zur nachfolgenden Darstellung des Sachverhalts, welcher die aus offiziellen (!) Quellen eingegangenen Erkundigungen zum Grunde liegen.
Einige Arretirungen, welche mit dem angeblichen (!) Verbreiten einer Dank-Adresse an die National-Versammlung in durchaus keiner Beziehung gestanden haben, sind von Aufwieglern benutzt worden, um mit Hülfe von Branntwein und Straßenjungen (!) eine nicht beträchtliche Zahl von Soldaten zur Theilnahme an einem Straßenunfug zu verleiten, bei welchem von Hause aus von Befreiung der Arrestanten die Rede gewesen ist. Nachdem der Unfug um etwa 7 1/2 Uhr in den abgelegenen Straßen stattgefunden hatte, wälzte sich die Menge, jetzt aber ohne Theilnahme der Soldaten (!), gegen das Militär-Arresthaus, zu dessen Schutz die nöthigen Maßregeln ergriffen waren. Da hier mit Steinen geworfen wurde und die Bürgerwehr anfangs nicht zahlreich genug versammelt war, so wurden durch Entsendung etlicher Züge Infanterie und einer Schwadron der Garde du Corps, welche im Schritt und mit eingestecktem Gewehr vorrückte, im Verein mit den inzwischen zusammengekommenen Bürgerwehr-Mannschaften, die Massen zerstreut, doch stieß man nirgends auf irgend erheblichen Widerstand, und auch die Paar Barrikaden, deren Errichtung versucht worden war, wurden ohne Weiteres fortgeräumt. Einzelne Garde du Corps wurden gröblich insultirt, dadurch ist geschehen, daß etliche Leute das Gewehr aufgenommen haben, um sich ihrer Haut zu wehren; bedeutende Verwundungen haben aber weder auf der einen noch auf der andern Seite stattgehabt. Nach 11 Uhr Nachts trat Ruhe ein.“
Die „angebliche“ Verbreitung einer Dank-Adresse der Gardesoldaten findet ihre Erledigung durch die Veröffentlichung der Adresse selbst. Diese lautet:
„Der Glaube, als sei zwischen Militär und Volk eine schroffe Scheidewand, macht sich leider hier und da noch geltend, und ist der unselige Grund zu beträbenden Mißverständnissen und traurigen Mißhelligkeiten. Wir Unterzeichneten erkennen aber freudig an, daß wir Eins und einig sein müssen mit dem preußischen, mit dem deutschen Volke, soll die Zukunft unseres Gesammtvaterlandes eine starke und freie genannt werden. Deshalb begrüßen wir jeden freisinnigen Beschluß der Hohen Nationalversammlung mit herzlicher, lebhafter Freude, und fühlen uns insbesondere gedrungen, für die Annahme des Steinschen Antrages den freimüthigen und volksfreundlichen Vertretern aller Preußen unsern innigsten, wärmsten Dank hierdurch darzubringen. Ist unser Heer ein nach allen Seiten hin gereinigtes, volksthümliches und freisinniges, so erwächst der im Aufbau begriffenen Verfassung dadurch die sicherste Bürgschaft. Möge die Hohe Nationalversammlung die lebhafter Gefühle unseres Dankes als den reinsten Tribut ächter, treuer Söhne eines zu Großem berufenen Vaterlandes betrachten.
Potsdam, 11. September 1848.
(Folgen viele hundert Unterschriften aus allen Truppentheilen.)
Wie die „aus offiziellen Quellen eingezogenen Erkundigungen“ beschaffen sind, geht schon aus diesem einzigen Faktum hervor, daß sie diese wirkliche Adresse als eine „angebliche“ hinzustellen sucht.
‒ Der letzte Akt der Zeughaus-Tragödie des 14. Juni wird am Sonnabend über acht Tage vor der fünften Abtheilung des Kriminalgerichts zu Ende gespielt werden. Die hierin Auftretenden sind diejenigen Personen, welche bei der Besitznahme von Zeughauswaffen betheiligt sind. Der Staatsanwalt hat gegen sie die Anklage beziehungsweise wegen gewaltsamen Diebstahls, Theilnahme an den Vortheilen dieses Verbrechens und wissentlichen Ankaufs gestohlnen Guts erhoben. [(Voss. Z.)]
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[ 103 ] Berlin, 16. September.
Schon länger als acht Tage dauert nun unsre Ministerkrisis, und das neue Ministerium ist noch nicht ernannt. Der Gedanke an ein volksthümliches Ministerium Waldeck, der wohl während der ersten Tage manche Anhänger der Fortschrittspartei hegte, hat man jetzt allgemein aufgegeben. Die Kamarilla sucht ein Ministerium zu bilden, das so weit rechts wie nur möglich sitzt. Es werden heute Namen wie Hesse, Maetzke, Pinder und dergleichen Männer des Rückschritts als Minister-Kandidaten genannt. Die beiden Ersten sind die besten Freunde des Herrn Hansemann und das sagt wohl schon genug.
‒ Sonst hört man von den Erfolgen, welche die Bemühungen des Herrn von Beckerath's wegen Bildung des neuen Ministeriums gehabt hätten, nicht das Geringste.
Es stellt sich jetzt immer mehr heraus, daß die Contre-Revolution einen bedeutenden Schlag auszuführen beabsichtigte, der aber durch das Schwanken des Königs, der mit seiner Einwilligung zögerte, hingezogen, und jetzt, nachdem durch das freisinnige Auftreten der Soldaten, die Reaktion ihre Stütze wanken sieht, unmöglich geworden ist.
Durch die Annahme des Stein'schen Antrags ist ein ganz anderer Geist in unsere Soldaten getreten. Sie sehen ein, daß die Majorität des Volkes sich gegen die despotische Anmaßungen der Offiziere erhebt. Mit diesen Gesinnungen haben sich die hier garnisirenden Soldaten seit acht Tagen der Berliner Bevölkerung genährt; sie fanden sich allabendlich in den demokratischen Klubs zu Hunderten ein, um den demokratischen Geist einzufangen. Die frühere Abneigung zwischen Volk und Soldaten ist seit einigen Ta-
(Siehe den Verfolg in der Beilage).
[0528]
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@typejAn
@facs0528
Civilstand der Stadt Köln.
Geburten.
Den 14. Anna Cath., T. v. Carl Lamb. Breuer, ohne Gewerbe, Apostelualtemauer. ‒ Sophia, T. v. Julius Harff, Gutsbesitzer, Schildergasse. ‒ Cath. und Maria Sib. Zwillinge, v. Joh. Retz, Zimmermann, Kämmergasse. ‒ Joh. Werner, S. v. Joh. Heinrich Esser, Schneider, Ulrichsgasse. ‒ Wilhelmina, T. v. Christ. Welling, Eisenbahn-Maschinist, Thürmchensgasse. ‒ Jo. Wilh., S. v. Joh. Jos. Breuer, Spezereihändler, Mittelstraße. ‒ Joh. Christ., S. v. Joh. Pet. Eicker, Werkzeugmacher, Perlengäßchen. ‒ Clif., T. v. Pet. Jos. Denrath, Fuhrknecht, Friesenstr. ‒ Gert., T. v. Math. Barthel, Gärtner, Ehrenstr. ‒ Ein unehel. Knabe.
Gert., T. v. Valentin Dunck, Tagl., gr. Griechenm. ‒ Conr. Joh. Hub., S. v. Joh. Menne, Treppenbauer, Kämmerg. ‒ Wilh., S. v. Herm. Jos. Denz, Schiffer, Kalenhausen. ‒ Carl Wilh., S. v. Pet. Wilh. Prinz, Seidenarb., gr. Griechenm. ‒ Alexander Emil, S. v. Edm. Mengelberg, Drechsler, Tempelstr. ‒ Joh. Peter, S. v. Joh. Engels, Handschuhmacher, Severinstr. ‒ Maria Sib., T. v. Math. Steland, Anstreicher, gr. Griechenmark.
Sterbefälle.
Anna Barb. Joh. Kremer, 5 M. alt, Weißbüttg. ‒ Gert. Maria Walb. Hubert. Hummelsheim, 10 M. alt, Streitzeuggasse. ‒ Emilie Friedrich 19 J. alt, unverh., gr. Brinkgasse. ‒ Elise Sieben, geb. Düren. 39 J. alt, Hosengasse. ‒ Francisca Kühl, 3 M. alt, Friesenstr. ‒ Carl Wilh. Joest, Kaufmann ung Kommerzienrath, 62 J. alt, verh. Holzmarkt. ‒ Heinrich Gladbach, 2 J. alt, Thürmchenswall.
Heiraths-Ankündigungen.
Joh. Klöcker, Schuster zu Bickendorf, mit Christ. Jülich, daselbst. ‒ Heinr. Hannover, Metzger, Karthäuserwall, mit Sib. Cath. Amal. Schneider, zu Heidelberg. ‒ Ant. Jos. Hub. Aloys Zink, Schreiner, Linrgasse, mit Maria Christ. Breidenbend, Kupfergasse. ‒ Theodor Wiersberg, Tischler, gr. Griechenm., mit Maria Francisca Rasch, Kämmerg. ‒ Joh. Wilh Jos. Stockhausen, Schlosser, mit Anna Maria Görner, beide Maximinstr. ‒ Heinr. Joh. Brücker, Gerichtsvollzieher, Breitstraße, mit Anna Gert. Philipp. Aldenhoven, Röhrergasse. ‒ Heinr. Ludwig Hasselbach, Maurer am Hof, mit Johanna Cath. Wichterich, Domhof. ‒ Theodor Schieffer, Drechsler, mit Cäcil. Dentz, beide gr. Griechenm. ‒Arnold Lang, Tagl., mit Marg. Quetting, beide Friesenwall. ‒ Joh. Adolph Bonvie, Tagl., mit Anna Maria Remmer, beide Klingelpütz. ‒ Math. Sroka, Tapetendrucker, gr. Brinkg., mit Barb. Heß, Hahnenwall.
Anzeigen.
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Schifffahrts-Anzeige.
Köln, 18. September 1848.
Angekommen: Fr Kühnle und H. Bechert von Heilbronn. Kapt. Willms von Rotterdam mit 5324 Ct Kapt. Baumann von Amsterdam mit 4517 Ctr. Peter Schneider vom Obermain.
Abgefahren: L. Tillmann nach Koblenz: M. I. Dies nach der Saar. Jac. Schaaf nach Wesel. C. Königsfeld nach Duisburg. Seb. Schulz nach dem Niedermain. M. Roth nach dem Obermain. Wwb. Wilhelm Dunk nach Mannheim.
In Ladung: Nach Antwerpen G. Verwaayen. Nach Rotterdam W. Hogewegh. Nach Ruhrort bis Emmerich H. Lübbers. Nach Düsseldorf bis Mülheim an der Ruhr I. Budberg. Nach Andernach und Neuwied C. Kaiser. Nach Koblenz, der Mosel und der Saar I. Zeiler. Nach der Mosel, und Trier und der Saar N. Bayer. Nach Bingen und nach Mainz J. Hirschmann. Nach dem Niedermain Frz. Schulz. Nach dem Mittel- und Obermain F. C. Schneider. Nach Worms und Mannheim H. Mundschenk. Nach Heilbronn H. Bechert. Nach Kannstadt und Stuttgardt L. Bühler.
Ferner nach Rotterdam Capt. Demmer Köln Nr. 5.,
Ferner nach Amsterdam Capt. Scholwerth, Nr. 3,
Ferner nach Stettin Capt. Range, Bark „Fortschritt“.
Rheinhöhe am 16. Sept. 5′ 11 1/2″.
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Amtliche Bekanntmachung.
Mit Bezugnahme auf die diesseitige Bekanntmachung vom 18. Juli d. J. wird hiermit zur Kenntniß des betreffenden, handeltreibenden Publikums gebracht, daß der Gemeinderath für den, am Montag den 2. Oktober d. J. hier stattfindenden großen Viehmarkt, folgende Prämien für Viehhändler bewilligt hat, nämlich:
  • 1. für denjenigen, welcher den besten Ochsen zum hiesigen Markte bringt, 100 Thaler;
  • 2. für denjenigen, welcher den zweitbesten Ochsen zum hiesigen Markte bringt, 50 Thaler;
  • 3. für denjenigen, welcher die beste Kuh zum hiesigen Markte bringt, 50 Thaler;
  • 4. für denjenigen, welcher die beste Verse zum hiesigen Markte bringt, 30 Thaler, und
  • 5. für denjenigen, welcher das meiste Vieh zum hiesigen Markte bringt, 20 Thaler.
Zugleich wird darauf aufmerksam gemacht, daß bei Zuerkennung der Prämien lediglich auf die Qualität resp. Quantität des Viehes Rücksicht genommen werden wird, so wie auch selbstredend das Vieh, wofür die Prämien bewilligt werden, am Markttage zum Schlachten auf dem hiesigen Markte verkauft werden muß. Ebenso wird erwartet, daß die Viehhändler, denen die Prämien zuerkannt werden, den hiesigen Viehmarkt auch ferner regelmäßig mit ihrer Waare besuchen werden.
Die Beurtheilung des Viehes, resp. die Zuerkennung der Prämien, erfolgt durch die, für den hiesigen großen Viehmarkt bestehende Metzger-Deputation.
Köln, den 16. September 1848. Das Oberbürgermeisteramt.
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Zum Klavierstimmen und repariren empfiehlt sich, R. M. Mayr, Musik. Instrumentenmacher, St. Apernstraße Nr. 57.
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Versteigerung.
Am Donnerstag den 21. September 1848, Nachmittags 3 Uhr, sollen auf dem Waidmarkte zu Köln, verschiedene Hausmobilien, sodann 1 Partie Tabak und Cigarren, 1 Standuhr mit Kasten etc., gegen baare Zahlung versteigert werden.
Der Gerichtsvollzieher, Clören.
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Lieferung von 11,000 Scheffel Geriß.
Nachdem der Versuch zu einer Vereinigung sämmtlicher hiesiger Geriß- und Kohlenhändler zum Zwecke der Lieferung von circa 11,000 Scheffel Geriß für die Armen der Stadt Köln zu keinem annehmbaren Resultate geführt, ist eine neue Vergantung der fraglichen Geriß-Lieferung pro 1848-49 auf dem Wege schriftlicher Submissionen beliebt worden.
Demzufolge werden die hiesigen Geriß-Hüttenbesitzer ergebenst ersucht, ihre desfallsigen versiegelten Preis-Offerten pro Scheffel Geriß unter näherer Bezeichnung der Lage ihrer Gerißhütten, längstens bis Montag den 25. September c., Morgens
10 Uhr,
auf unserm Verwaltungs-Sekretariate, Cäcilienstraße hierselbst, woselbst auch die Bedingungen eingesehen werden können, unter der Aufschrift:
„Submission zur Lieferung des Gerisses für die Armen der Stadt Köln pro 1848-49“
gefälligst abgeben zu wollen.
Die Eröffnung der eingegangenen Submissionen erfolgt an demselben Tage, Nachmittags 3 Uhr, wobei die Anwesenheit der Submittenten gewünscht wird.
Köln, den 15. September 1848. Die Armen-Verwaltung II. und III. Abth.
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In Amsterdam
liegen in Ladung nach:
Rio-Janeiro: de Zeemeeuw, Cpt. Kayser.
New-York: May-Flower, Cpt. Hitschcock.
Syra, Constantinopel: Triest, Cpt. Hoveling.
Triest: Drie Broders, Cpt. Hubert.
Genua, Livorno: Ingenborg Carolina, Cpt. Jensen.
Marseille: het Zwoolsche Diep, Cpt. Plenzinga.
Porto: Gerard, Cpt. Huges.
Gyon: Sombra, Cpt. L. M. Labandera.
Lissabon: Hunderen, Cpt. Ouwehand.
Bordeaux: Trekvogel, Cpt. Lovius.
Petersburg: Hesperus, Cpt. De Jonge.
Riga: de Vriendschap, Cpt. Landeweer.
Königsberg: Welvaart, Cpt. Fenenga.
Danzig: Anna, Cpt. Bieze.
Stettin: Alida, Kuypers, Cpt. De Jong.
Copenhagen: Nije Pröven, Cpt. Dam.
Rostock, Elseneur, Bergen, Christiania, Drontheim, Hamburg, Bremen: verschiedene holländische Schiffe.
Hamburg: jede 5 Tage ein Dampfboot.
Merrem et Tholen in Amsterdam.
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Niederländische Handels-Gesellschaft.
Die Direktion macht bekannt, daß zu Rotterdam am Donnerstag den 10. Oktober 1848, von ihr zum Verkaufe gebracht werden:
  • 1156 Pack
  • 5 Kisten
  • Java-Tabak, lagernd daselbst.
1489 Pack dito dito zu Amsterdam.
Die Notizen und Verkaufs-Bedingungen sollen zeitig ausgegeben werden.
F. Schuurman, Präsident.
Goudswaard, Direktor z. Z. Sekretair.
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Niederländische Handels-Gesellschaft.
Die Direktion macht bekannt, daß die Indigo- und Cochenille-oerbst-Auktionen von 1848 an den hier unten näher bezeichneten Tagen und Orten abgehalten und aus den nachfolgenden Quantitäten bestehen werden:
Zu Rotterdam am Donnerstag den 21. September 1848:
  • 797 ganze
  • 1152 halbe u. viertel
  • Kisten Java-Indigo, lagernd daselbst;
139 Kisten Java-Cochenille, lagernd daselbst; mit dem Vorbehalte, diese Quantität um ungefähr 227 ganze Kisten Java-Indigo zu vermehren, im Falle das Schiff, mit welchem diese Zufuhr erwartet wird, zeitig genug ankommt.
Zu Amsterdam am Montag den 25. September 1848:
  • 207 ganze
  • 1643 halbe u. viertel
  • Kisten Java-Indigo, lagernd daselbst;
151 Kisten Java-Cochenille lagernd daselbst;
Unter diesen Quantitäten ist der noch unverkaufte Theil der zurückgehaltenen Partieen aus den Auktionen vom 22. und 25. Mai d. J. mit inbegriffen.
Die Direktion gibt zugleich mit dieser Bekanntmachung die Versicherung, daß sie vor ihren gewöhnlichen Frühjahrs-Auktionen von 1849 keine andere Partieen Indigo und Cochenille, als die oben bezeichneten an den Markt bringen wird.
Die Notizen und Auktions-Bedingungen werden zeitig ausgegeben.
Amsterdam, 16. August 1848.
Van der Oudermeulen, Präsident.
J. Schuurmann, Direktor, z. Z. Sekretär.
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Ein braves Mädchen, von guter anständiger Familie, außerhalb Köln gebürtig, sucht eine Stelle als Zweitmädchen. Dasselbe ist im Fein-Nähen sehr bewandert.
Unter Goldschmidt Nr. 13.
@typejAn
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Niederländische Handels-Gesellschaft.
Die Direktion macht bekannt, daß sie
Zu Amsterdam am Dienstag, den 26. September 1848, Mittags um 12 Uhr, in dem Lokal, genannt „de Zwaan“ auf dem Nienwendyk,
verkaufen wird:
44868BündelStuhlrohr Bindrotting,lagernd zu Amsterdam.
39706BündelStuhlrohr Bindrotting,lagernd zu Rotterdam,
durch verschiedene Schiffe direkt von Java angebracht.
Dieser Verkauf geschieht in Partieen, wie sie durch die Notizen angewiesen werden sollen, und mit Stillstand bis Mitte Februar 1849.
Die Notizen, wodurch die näheren Verkaufsbedingungen mitgetheilt werden sollen, werden zeitig ausgegeben.
Amsterdam, 21. August 1848.
Van der Oudermeulen, Präsident.
Goudswaard, Direkt., z. Z. Sekretär.
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Bei W. A. Rosenkranz (Weberstraße Nr. 24) ist zu haben:
Das von Sr. erzbischöflichen Gnaden, Johannes v. Geissel angeordnete Gebet, mit einem Anhange:
Gebet und Anliegen in der jetzt so hart bedrängten Zeit und Kriegsgefahren.
Um kurz dieses so ansprechende Gebet zu empfehlen, bedarf es nur der Anzeige, daß bereits eine Auflage von 73,000 Exempl. In kurzer Zeit vergriffen wurde.
@typejAn
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Im Verlage von W. A. Rosenkranz (Weberstraße Nr. 24 in Köln) ist erschienen:
Der Gang nach Golgatha oder der heil. Kreuzweg.
Unter diesem Titel ist das heilige Abendmahl und der ganze Leidensweg Christi in 14 bildlichen Darstellungen vorgestellt; aber auch ist jedem Bildnisse eine passende und erbauende Schrift beigefügt, die auch das verstockteste Herz zur Reue antreiben muß, wenn er hier betrachtet, was der Heiland, unser göttlicher Erlöser ihm zu Liebe gelitten hat.
Groß Plakat auf Schreibpapier 2 1/2 Sgr.
auf feinem Belinpapier 2 Sgr.
@typejAn
@facs0528
BeiW. A. Rosenkranz (Weberstraße Nr. 24) ist zu haben:
Die Weissagung des 97jährigen Benediktiner Mönchs Paola in seiner Todesstunde.
Aufgezeichnet von seinem Beichtvater dem Pater Clemens.
Dritte Auflage.
Preis 6 Pf.
Dieses Schriftchen hat schon 3 Auflagen erlebt (jede von 2000 Exempl.), und ist vorzüglich wegen der vielen eingetroffenen Vorhersagungen um so mehr zu empfehlen.
Sehr passend bemerkt der Verfasser in der Vorrede:
Wer möchte es läugnen, daß wir in einer großen Zeit leben. Ein eigenthümlicher revolutionärer Geist durchzieht fast ganz Europa von Westen nach Osten, überall Aufruhr und Empörung. Auf allen Punkten hat die von Gott eingesetzte Ordnung aufgehört und mit bangem Zagen sieht der wohlgesinnte, der gottesfürchtige Mann in die Zukunft, da er jeden Augenblick fürchtet, den Zorn des Allmächtigen über die verdorbenen Menschen hereinbrechen zu sehen. In solcher Zeit der tiefsten Bekümmerniß muß es gewiß jedem gottesfürchtigen Herzen wohlthuend sein, aus dem Munde eines wahrhaft frommen Mönchs in seiner Sterbestunde, die ihm von den Engeln des Herrn eingegebenen Worte der Prophezeihung zu vernehmen. Der Herr unser Gott scheint die Gottlosen und Pflichtvergessenen schwer züchtigen zu wollen, ehe er sie auf den Weg des Lichts zurückführt.
@typejAn
@facs0528
Laute Anfrage an die Civil- und Militär-Behörden der Stadt Köln.
Ist es wahr, daß die Soldaten, des hier so verhaßten 27. Infanterie-Regiments, trotz der entschiedensten Mißbilligung der hiesigen Bürger und trotz der großen Gefahr, die daraus entstehen würde, am Dienstag hier wieder einziehen sollen?? Wenn es geschieht, so wissen die Kölner Bürger, was sie thun müssen!
@typejAn
@facs0528
Ein Hauptmann des lieben 27ten Infanterie-Regiments, hielt vor einigen Tagen den Soldaten seiner Kompagnie folgende Rede:
„Lieben Kinder! Wir kommen doch wieder nach Köln! Am Dienstag marschiren wir dort ein! Die Kölner Bürger werden denn Respekt bekommen! Denkt daran, daß wir Eigenthum unseres lieben, guten Königs sind! Kinder! Es lebe unser guter, lieber König!!
@typejAn
@facs0528
Merkst du was?
Seit der Bekanntmachung des Gemeinderathes, daß die Verlegung des hier liegenden Bataillions des 27. Regimentes von Koblenz aus in Berlin befürwortet werden solle, ist bis jetzt eine geraume Zeit verflossen, und noch weiß die Kölner Bürgerschaft kein Resultat. Die Kölner Bürgerschaft, namentlich die Bürgerwehr, hat die fragliche Truppenverlegung zur Ehrensache für sich gemacht, und Ehrensachen dürfen nicht verschleppt werden. Schon läuft das Gerücht, am Dienstag solle das einstweilen in die Forts verlegte Bataillon wieder in die Stadt zurück, und noch immer harrt die Bürgerschaft vergeblich auf den in der gemeinräthlichen Bekanntmachung verheißenen Bescheid von Berlin! Bürger aufgepaßt!
@typejAn
@facs0528
Warnung an alle Reisenden und Gastwirthe in Köln und Deutz.
Es existirt ein junger Haferhändler hier in Köln ein ächter Windbeutel mit frisirtem Kopf, der als Betrüger bei Vielen hier bekannt ist. Er sucht die Kutscher oder Hausknechte beim Empfang des Hafer so zu überlisten, daß er ihnen acht Malter abliefert und sich zehn gegen ein gutes Trinkgeld bezahlen läßt; wodurch denn die Reisenden nur geprellt werden. Auch macht er sich nichts daraus, wenn er Hafer in verschiedenen Qualitäten und Partien kauft und nichts dafür giebt, indem er sich dann die Ausrede macht, die Gastwirthe bezahlten ihn auch nicht.
Ein Ueberzeuger des Betrugs.
@typejAn
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Durch alle Buchhandlungen, in Köln durch J. G. Schmitz ist zu haben:
Schwert und Zopf. Beleuchtung der Schrift über die deutsche Central-Gewalt und die Preußische Armee. 2 1/2 Sgr.
Die Rettung des Gewerbestandes, oder Grundzüge eines neuen Gewerbesystems, von H. Windwart. (Verlag von C. Flemming). 3 Sgr.
@typejAn
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Der dahier am Bollwerk Nr. 1, in der Nähe der Bahnhöfe, der Rheinischen und Köln-Mindener Eisenbahn und der Landungsplätze, der sämmtlichen Dampfboote gelegene Gasthofe zum
Schützenhofe,
mit einem Salon und 23 Zimmern, verbunden mit einer Restauration und bedeutenden Schenkwirthschaft steht zu vermiethen, zu verkaufen oder gegen einen kleineren Gasthof zu vertauschen.
@typejAn
@facs0528
So eben ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Freiligrath! ein Gedicht.
Preis 1 1/2 Sgr.
In wenigen Tagen wurden hiervon Tausende von Exemplaren verkauft.
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Der zweite Rheinische Demokraten-Kongreß findet am 24. d. M. in Köln statt, und soll wo möglich, Morgens 10 Uhr, eröffnet werden. Die Abgeordneten wollen sich bis dahin im obern Saale bei Stollwerk oder im Pfälzerhofe (Appellhofplatz Nr. 17) melden.
Es sind auch Demokraten aus solchen Orten, wo keine Vereine bestehen, so wie Abgeordnete von Vereinen aus den die Provinz begränzenden Gegenden, welche sich noch keinem Kreisvororte angeschlossen haben, willkommen.
Adr. Dr. jur. H. Becker.
Der Kreis-Ausschuß.
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Ein Kaufmann, Deutscher, 30 Jahre alt, welcher mit der französischen, englischen und italienischen Sprache vollkommen vertraut ist, auch schon verschiedene Geschäftsreisen durch Deutschland, Frankreich, die Schweiz und Italien machte, sucht als Korrespondent oder Reisender ein anderweitiges Engagement.
Offerten unter A. A besorgt die Expedition d. Zeitung.
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Unter Goldschmiedt Nr. 13, bei Geschwister Ziegler sind eine neue Art Nachtlichter zu haben.
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Bestes Mainzer Sauerkraut in der Mainzer Mehlhandlung, Herzogstraße Nr. 34 und große Neugasse Nr. 10.
@typejAn
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Sarg-Magazin.
Bei Schmidt, Mühlengasse Nr. 10 sind alle Sorten Todten-Laden zu billigen Preisen zu haben.
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Theater-Anzeige.
Dienstag den 19. Sept.:
Der Pfarrherr.
Schauspiel in 5 Akten von Birch-Pfeiffer.
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Der Gerant: Korff.
Druck von I. W Dietz, unter Hutmacher Nro. 17.