[0499]
Beilage zu Nr. 99 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Sonntag, 10. September 1848
[Deutschland]
@xml:id#ar099b_001
@typejArticle
@facs0499
Der Verein zur Wahrung der Volksrechte (wailand Sicherheitsausschuß) hatte am Samstag eine konstituirende Sitzung, die das Verdienst hatte, offiziell-langweilig zu sein. Einige Celebritäten, wie z. B. der grammatisch-patriotische Rhetoriker und punktirte Interpellationsreiter Löhner, die unvermeidlichen Herren Violand und Goldmark u. s. w. wurden unter Beobachtung des klassischen Ceremoniells von Fonck und Blumensträußer vorgestellt und dann eine äußerst geistreiche Debatte eröffnet. In denselben Hallen, worin vor einigen Tagen eine republikanische Adresse zur Sprache gekommen war, wurde nun von konstitutionell-demokratischer Monarchie à la Berlin gefaselt.
Wie man hört, sollen 4 Regimenter sich Wien nähern, ja theilweise und zwar über Schönbrunn schon eingeschmuggelt sein. Es wäre ja eine Schande für eine aus lauter Tapferkeit und Ehre bestehende Armee, die mit Prag, Mailand und Ungarn fertig geworden ist und durch' ihre Jellachichs die Männer braten und die Weiber nothzüchtigen läßt, wenn sie den demokratischen Zustand in Wien noch länger dulden wollte. Ist nicht eine k. k. östreich. Ehren- und Siegesarmee, die unter Jellachichs Befehlen die Gefangenen bratet, ein würdiger Pendant zu den preuß. Shrapnells- und Höllenstein-Kuren?
Der Gemeindeausschuß hat ein Wahlgesetz veröffentlicht, das er als freisinnig anpreist; die Neuwahl der Ausschußmitglieder wird nun innerhalb der nächsten Tage beginnen und die Zeitungen, wie Maueranschläge fordern Wiens Bevölkerung auf, nur in demokratischem Sinn zu wählen. Gelingt die Wahl, so erhalten wir vielleicht eine zweite Auflage des Sicherheitsausschusses.
Alle Welt ist über die Triumphzüge des Hrn. Samuel Deutsch erstaunt, die derselbe im Namen Wiens in Frankfurt und Hanau gehalten. Die wahren Demokraten unserer Stadt hätten allerdings solchen Empfang in Deutschland verdient, wie aber Herr Samuel Deutsch dazu kommt, die dem demokratischen Muthe und Geiste Wiens gewordene Sympathie Deutschlands so ohne weiteres zu eskamotiren, würde wunderbar erscheinen müssen, wenn man nicht wüßte, daß überhaupt in Deutschland die lächerlichsten Persönlichkeiten (à la Berlin) sich an die Spitze der demokratischen Partei unberufen drängen. Hr. Samuel Deutsch hatte am 6. Aug. nicht einmal den Muth, mit der demokratischen Vereins-Fahne aufzutreten, obwohl damals gar keine Gefahr drohte.
@xml:id#ar099b_002
@typejArticle
@facs0499
[ * ] Wien, 5. Sept.
Es wird mancherlei über Veränderung des Ministeriums gesprochen, doch würden dies vorläufig höchstens Personal- aber keine Systemsveränderung sein. Man hört, daß der Ban Jellachich abermals nach Wien berufen worden.
@xml:id#ar099b_003
@typejArticle
@facs0499
[ 14 ] Düsseldorf, 8. Sept.
Die energischen Demonstrationen der hiesigen Demokraten scheinen den Herren vom Parket Beine gemacht zu haben. Die Strafrathskammer hat vorgestern beschlossen, daß ein weiteres Verfahren gegen Freiligrath statthaben solle, und sind bereits gestern die Aktenstücke nach Köln abgegangen. Freiligrath soll durch sein Gedicht „die Todten an die Lebenden“ die Bürger direkt aufgereizt haben, „sich gegen die landesherrliche Macht zu bewaffnen und die bestehende Staatsregierung umzustürzen.“ Daß der Anklagesenat zu Köln obigen Beschluß bestätigen wird, unterliegt zwar noch einem Zweiffel, es fragt sich nur, ob man es wagen wird, Freiligrath vor die Assisen, welche Ende d. M. ihren Anfang nehmen, zu stellen. Seine Freisprechung und folglich eine Niederlage der Regierung, wird unausbleiblich sein.
@xml:id#ar099b_004
@typejArticle
@facs0499
[ * ] Mainz, 7. Sept.
Wir erhalten aus Mainz ein fliegendes Blatt folgenden Inhalts:
Kabinetsbefehl.
Ich habe sehr mißfällig vernehmen müssen, daß besonders junge Offiziere Vorzüge ihres Standes vor dem Civilstande behaupten wollen. Ich werde dem Milttär sein Ansehen geltend zu machen wissen, wenn es ihm wesentliche Vortheile zuwege bringt, und das ist auf dem Schauplatze des Kriegs, wo sie ihre Mitbürger mit Leib und Leben zu vertheidigen haben. Allein im Uebrigen darf sich kein Soldat unterstehen, weß Standes und Ranges er auch sei, einen meiner Bürger zu brüsquiren. Sie sind es, nicht ich, die die Armee unterhalten; in ihrem Brode steht das Heer der meinen Befehlen anvertrauten Truppen; und Arrest, Kassation und Todesstrafe werden die Folgen sein, die jeder Kontravenient von meiner unbeweglichen Strenge zu gewärtigen hat.
Berlin, den 1. Januar 1798.
(Unterz.) Friedrich Wilhelm III.
Das Dresd'ner Journal erinnert Angesichts der bedauerlichen Spaltung zwischen einem großen Theile des Militärs und der Bürger in Preußen an obenstehenden Kabinetsbefehl des vorigen preußischen Königs, und erscheint es nicht ungeeignet, denselben besonders bei K. Preußischer Garnison in Mainz in Erinnerung zu bringen. Recht bleibt ewig Recht!
Mainz, den 7. September 1848.
Mehrere Mainzer Bürger.
@xml:id#ar099b_005
@typejArticle
@facs0499
[ * ] Kiel, 5 Sept.
Bei der provisorischen Regierung ist gestern Abend von dem Grafen Carl Moltke, welcher sich bekanntlich auf Heiligenstedten, einem Gute des Grafen Blome, befindet, ein Schreiben eingelaufen, worin derselbe die Anzeige macht, daß er besorge, einer drohenden Gefahr ausgesetzt zu sein, weßhalb er die provisorische Regierung um Schutz bitte. Die provisorische Regierung hat denn auch die geeigneten Anordnungen getroffen, daß der Bittsteller, bei dem sich der preußische Major Wildenbruch befindet, unter sicherem Geleite entfernt werde.
@xml:id#ar099b_006
@typejArticle
@facs0499
Rendsburg, 6. Sept.
Die Truppendurchmärsche haben ihren regelmäßigen Fortgang. Heute ist ein Theil des braunschweigischen Kontingents hier angekommen, um morgen früh auf der Eisenbahn nach Altona zu gehen. Die andere Hälfte folgt morgen nach. General Wrangel selbst ist heute in Schleswig und wird zu morgen hier erwartet, von wo er nach zweitägigem Aufenthalt sich nach Stettin begeben wird. Von dort aus wird er, wie es heißt, nach wie vor als Oberfeldherr der deutschen Truppen in Schleswig-Holstein fungiren, während General Bonin über alle in den Herzogthümern bleibenden deutschen Truppen, natürlich die schleswig-holsteinischen inbegriffen, das specielle Kommando haben und sein Hauptquartier zweifelsohne in Rendsburg aufschlagen wird.
— Von Itzehoe erfährt man, daß Kammerherr Reedtz und Gr. C. Moltke ohne weitere Belästigung nach Hamburg entlassen sind. Die Arretirung der beiden Sekretäre war auf Grund ihrer dänichen Pässe erfolgt. Gegen Moltke war keinerlei Demonstration versucht worden, nur hatte man das Gut Heiligenstedten umstellt, um ihn nicht entwischen zu lassen.
[(Schl.-H.Z.)]
@xml:id#ar099b_007
@typejArticle
@facs0499
[ * ] Rendsburg, 6. Sept.
In der heutigen Sitzung der Landesversammlung wurde über den Verfassungsentwurf verhandelt. Unter den angenommenen §§. lautet § 5:
„Die für ganz Deutschland oder die Herzogthümer insbesondere von den gegenwärtigen oder zukünftigen verfassungsmäßigen Gewalten Deutschlands erlassenen oder zu erlassenden Gesetze und Anordnungen sind für die schleswig-holsteinischen Staatsgewalten # Staatsbürger verbindlich.“
@xml:id#ar099b_008
@typejArticle
@facs0499
[ * ] Hamburg, 7. Sept.
Die Versammlung der erbgesessenen Bürgerschaft hat diesen Nachmittag die Anträge des Senats, — sowohl die finanziellen, als die auf Einsetzung einer konstituirenden Versammlung bezüglichen — angenommen.
@xml:id#ar099b_009
@typejArticle
@facs0499
[ * ] Königsberg, 6. Septbr.
Herr Kirchmann ist im Kreise Niederung (preußisch Litthauen) mit Akklamation zum Deputirten in die Vereinbarer-Versammlung gewählt worden. Möge sich nur derselbe nicht etwa auch, wie so viele Andere, dem Handwerk der Volsverrätherei hingeben; denn außerdem daß dieses Gewerbe das schmachvollste ist, schmachvoller als Mord etc., ist es auch zu Zeiten das allergefährlichste. Und diese Zeit ist nicht fern.
@xml:id#ar099b_010
@typejArticle
@facs0499
[ * ] Hirschberg (in Schlesien), 3. Sept.
Zwischen hier und Liegnitz und überhaupt in ganz Niederschlesien herrscht auf dem Lande fast noch mehr Aufregung als in den Städten. Die Landleute kommen in Haufen zusammen und verbinden sich, keine herrschaftlichen Zinsen mehr zu entrichten. Ja, sie setzen sogar Strafen für diejenigen fest, welche dennoch solche Zinsen zahlen sollten. Viele dieser Bauern bilden sich steif und fest ein, die Frankfurter Versammlung habe alle diese Zinsen abgeschafft und diese Beschlüsse würden ihnen nur gesetzwidrig verheimlicht.
@xml:id#ar099b_011
@typejArticle
@facs0499
Ratibor, 5. Sept.
Gestern ist das Schloß Hultschin, 2 Meilen von hier entfernt, durch die Bauern zerstört worden. Mobilar, Akten u. s. w. sind vernichtet. Der Verwalter hat flüchten müssen. Das Schloß gehört dem Hrn. Baron v. Rothschild in Wien.
[(Börs.-H.)]
@xml:id#ar099b_012
@typejArticle
@facs0499
Hultschin, 3. Aug.
Das Verhalten des Abgeordneten des Ratiborer Kreises in Frankfurt veranlaßte die Absendung folgender Adresse:
„An den Abgeordneten Herrn Fürsten Lichnowsky. Sie haben in einer Versammlung der Wahlmänner zu Kranowitz öffentlich erklärt, daß derjenige ein Hundsfott sei, der nicht offen der Partei des Volkes angehöre. Ihre Thätigkeit in der Nationalversammlung zu Frankfurt hat nur die Eitelkeit und den Egoismus Ihrer aristokratischen Privilegien an den Tag gelegt. In allen Reden und Abstimmungen haben Sie die Interessen des Volkes mit Füßen getreten. Sie haben bei der Polenfrage gewiß gegen den allgemeinen Volkswillen die Freiheit der Nationalitäten verhöhnt. Sie haben gegen die Abschaffung des Adels gesprochen; schon die Klugheit hätte Ihnen Schweigen gebieten müssen. Sie haben endlich in der Amnestiefrage aller Billigkeit und Humanität Hohn gesprochen. Sie erhalten hiermit unser unumwundenes Mißtrauensvotum.
Hultschin, im August 1848.
520 Urwähler und Wahlmänner des Ratiborer Kreises.
[(A. Od. Z.)]
@xml:id#ar099b_013
@typejArticle
@facs0499
[ * ] Dessau 30. Aug.
Unser Landtag hat am 29. in einer sehr lebhaften Sitzung folgende Bestimmung des Grundgesetzes angenommen: „Dem gesetzmäßig Verhafteten muß bei erfolgter Freisprechung (Nichtschuldig-Erklärung) wegen der Verhaftung eine angemessene Entschädigung vom Staate geleistet werden.“ Ein Gesetz soll diese Entschädigung näher bestimmen. Wir würden der Majorität der Vereinbarer in Berlin Manches verzeihen können, wenn sie die nämliche Bestimmung dem Grundgesetz einverleibte.
@xml:id#ar099b_014
@typejArticle
@facs0499
[ 110 ] Braunschweig, 6. Sept.
Der hiesige Volksverein hat folgende Adresse an die Nationalversammlung erlassen:
Mit dem tiefsten Schmerze haben wir die Bedingungen des zwischen dem Kabinette von Berlin und der dänischen Regierung abgeschlossenen Waffenstillstandes vernommen. Sie haben uns mit der größten Entrüstung erfüllt. Das gesammte deutsche Volk wird sie verwerfen, wird die Namen der Männer brandmarken, welche zu einem solchen Machwerk hülfreiche Hand bieten konnten.
Das preußische Kabinet ist durch die Centralgewalt zur Abschließung des Waffenstillstandes mit Dänemark ermächtigt worden, und hat ihn abgeschlossen; aber nicht etwa zur Ehre Deutschlands, sondern zu dessen Schmach, nicht unter Wahrung der Rechte der Herzogthümer Schleswig-Holstein, sondern indem es sie preisgab Deutschland ist verrathen, über die Herzogthümer der frühere, durch eine glorreiche Volkserhebung beseitigte Dränger wieder als rechtmäßiger Herrscher erkannt und die durch das Vertrauen des Volks berufene provisorische Regierung zu beseitigen versucht worden.
Das preußische Kabinet behauptet im Auftrage des „deutschen Bundes“ gehandelt zu haben und von diesem zur Abschließung des Waffenstillstandes ermächtigt worden zu sein. Der preußische Unterhändler hat sich damit vor ganz Europa einer empörenden Lüge schuldig gemacht. Der deutsche Bund ist ein Hirngespinnst, etwas nicht Existirendes. Das deutsche Volk erkennt nur die Centralgewalt und mit ihr den Bundesstaat an. Wer aber dieser Staatsform die Anerkennung versagt, der ist ein Rebell; wer sie nach Außen verleugnet, ein Verräther.
Hohe Versammlung! Wir verkennen die schwere Bedeutung, das Kritische unserer politischen Lage durchaus nicht. Aber eben darum, weil Gefahr vorhanden — Gefahr von Innen und von Außen — haben wir das Recht, von der zur Leitung der deutschen Reichs-Angelegenheiten durch eine Revolution aus der Machtvollkommenheit des Volks hervorgegangenen Behörde die größte Energie zu verlangen: den Muth von Männern, welche bereit sind, das Volk mitten durch die Deutschlands Einheit und Deutschlands Freiheit bedrohenden Gefahren kühn hindurchzuführen.
Nur auf solche Weise vermag das Vaterland vor innerer Zerrüttung, vor augenblicklicher Anarchie, vor größerer Nivellirung der bestehenden Verhältnisse bewahrt zu werden. Die hohe Reichsversammlung und mit ihr die Centralgewalt, in dieser Ansicht mit uns gewiß übereinstimmend, werden, dessen halten wir uns versichert, sich muthig an die Spitze des deutschen Volkes stellen, die staatliche Neugestaltung unseres Vaterlandes weiter führen und vollenden — Deutschland nach Außen aber in jene Achtung gebietende Stellung einweisen, zu der es vermöge seiner Größe berechtigt ist, die zu erringen das deutsche Volk kein Opfer scheuen wird.
In dieser Hoffnung zeichnet etc.
Italien.
@xml:id#ar099b_015_c
@typejArticle
@facs0499
Edition: [Friedrich Engels: Italien. 10. September 1848. In: MEGA2 I/7. S. 688.]
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
@xml:id#ar099b_016_c
@typejArticle
@facs0499
Edition: [Friedrich Engels: Italien. 10. September 1848. In: MEGA2 I/7. S. 688.]
[ * ]
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
@xml:id#ar099b_017_c
@typejArticle
@facs0499
Edition: [Friedrich Engels: Italien. 10. September 1848. In: MEGA2 I/7. S. 688.]
[ * ]
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
@xml:id#ar099b_018_c
@typejArticle
@facs0499
Edition: [Friedrich Engels: Italien. 10. September 1848. In: MEGA2 I/7. S. 688.]
Mailand, 1. Septbr.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
@xml:id#ar099b_019_c
@typejArticle
@facs0499
Edition: [Friedrich Engels: Italien. 10. September 1848. In: MEGA2 I/7. S. 688.]
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
@xml:id#ar099b_020_c
@typejArticle
@facs0499
Edition: [Friedrich Engels: Italien. 10. September 1848. In: MEGA2 I/7. S. 688.]
Verona, 28. August.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Ungarn.
@xml:id#ar099b_021
@typejArticle
@facs0499
[ * ] Pesth, 31. August.
Man besorgt einen Aufstand, den Ausbruch einer von Wien vorbereiteten Emeute. Drum war auch hier wie in Osen die Nationalgarde seit vorgestern konfignirt. Das Unterhaus wird sich wahrscheinlich zur Uebernahme von 200 Mill. der östreichischen Staatsschuld bequemen, um dadurch wie [0500] mittelst anderer Zugeständnisse den Wiener Hof zur Mitbewirkung eines Friedens zwischen Ungarn einer- und den Kroaten und Raizen andererseits zu bewegen.
Französische Republik.
@xml:id#ar099b_022
@typejArticle
@facs0500
Paris, 7. Sept.
Die Pforte hat die französische Republik anerkannt. General Aupick, unser dortiger bevollmächtigter Minister, ist am 26. August um 1 Uhr Mittags vom Sultan in feierlicher Audienz empfangen worden.
— Der „Moniteur“ enthält heute 22 Ernennungen von Schiffskapitänen und Lieutenants der Kriegsmarine.
— Bei Tortoni verbreitete sich diesen Morgen wiederholt das Gerücht, daß das vor Venedig lagernde, aus zwölf Fahrzeugen (2 Fregatten, 1 Korvette, 4 Briggs, 1 Schooner und 4 Dämpfern) bestehende östreichische Geschwader diese Stadt bombardirt habe.
— Die italienischen Posten gehen uns mit wahrhaft exemplarischer Unregelmäßigkeit seit Radetzky's Rückkehr nach Mailand zu.
— Man schreibt aus Toulon vom 3. Sept. an den „Spectateur Republicain“: „So eben läuft hier der Befehl ein, alle Dampffregatten sofort zu rüsten. Man jagt hinter den Mechanikern und sucht die Matrosen aller Orten. Diese Fregatten werden nach Marseille eilen, um dort das 20. und 33. Linien-Regiment, einige Artillerie und eine Ingenieurkompagnie an Bord zu nehmen General Moltiere wird als Befehlshaber dieser Expedition bezeichnet. Kein Mensch weiß, wohin ihre Fahrt geht.
— Die ehemalige Kammer-Linke trifft endlich Anstalten die Republik anzuerkennen. Ihre Führer, Odilon-Barrot, Duvergier de Hauranne, Leon de Malleville, de Lasteyrie, Lacrosse, Abatucci, Havin, de Tocqueville etc. pflogen gestern Abend eine mehrstündige Unterredung im ersten Büreausaale mit dem Kriegsminister, General Lamoriciere. Man scheint übereingekommen, Odilon-Barrot werde von der Kanzel herab in einer der nächsten Sitzungen diese Adhesion verkünden. Großes Ereigniß.
— Der Spectateur Republicain gibt zu verstehen, die National-Versammlung müsse sich ausruhen und einen Monat Ferien halten. Er schlägt dafür den November vor.
— Der Independant de Marseille weigerte sich, Kaution zu stellen und wurde deshalb vor die Geschwornen gestellt. Dieselben haben ihn freigesprochen.
Nationalversammlung. Sitzung vom 7. September. Präsident Marrast. Tagesordnung: die Diskussion des 1. Artikel der neuen Verfassung.
Jean Reynaud, hat ein langes Amendement gestellt, dessen 6. Artikel er indeß von vornherein zurückzieht. Nachdem Dufaure das ganze Amendement bekämpft, zieht Reynaud es ganz zurück.
Marrast: Wir kommen jetzt zum Amendement Deville's. Ich hätte, setzt er hinzu, dies Amendement gar nicht drucken lassen sollen. Allein man hätte mir dies vielleicht als einen Mißbrauch ausgelegt.
Mehrere Stimmen: keine Diskussion!
Deville (lebhaft auf der Tribüne) Ihr wollet mich zu sprechen hindern? Ist das Eure Redefreiheit? Seid doch wenigstens parlamentarisch. Mein Antrag ist ernstlich. Ich stimmte gegen das Belagerungsgesetz. Oh, ich bin ein alter Soldat, ich war lange auf den Schlachtfeldern und kenne die Annehmlichkeit des Säbelregiments (fortwährende Unterbrechungen.) Man hat Euch vorgesagt, daß der Belagerungsstand gar keinen Einfluß auf unsere Verfassungsberathungen üben werde. Schöne Redensarten! Habt ihr das Schicksal unsrer beiden Kollegen Caussidiere und Louis Blanc vergessen? Louis Blanc wurde nur in Anklagestand versetzt wegen Worte, die er auf dieser Bühne ausgesprochen, (Lärm) wollt Ihr mich wirklich ersticken? (Sprechen Sie! Sprechen Sie!) Ihr behauptet, ich sei frei auf dieser Stelle? O, Täuschung! Eine schöne Freiheit in Mitten dieses Tumults an Unterbrechungen … Ich danke für solche Freiheit, ich verzichte aufs Wort ‥‥(Er geht ab)
Martin (aus Straßburg eilt auf die Bühne). Im Namen des Verfassungs-Ausschusses drücke ich den Wunsch aus, den Antragsteller zu hören. Er möge sein Amendement entwickeln.
Deville besteigt wieder die Bühne und schimpft verbissen und unter unzähligen Stürmen der Rechten auf das Säbel-Regiment. Er werde sich wohl hüten, zu sprechen, wie er denke. Wer bürge ihm dafür, daß man ihn nicht vor ein Kriegsgericht stelle? In gewöhnlichen Zeiten könne man zur Zeitungspresse seine Zuflucht nehmen. Aber auch dieser Weg sei gesperrt. Unter einem Säbelregiment dürfe man keine Verfassung berathen
Dieses Deville'sche Amendement beginnt: „In Gegenwart Gottes, unter der Herrschaft des Belagerungsstandes, die Alle Freiheit vernichtet, und ganz besonders die Preßfreiheit aufhebt und nach Belieben gewährt. Unter dem Regiment der Militär-Obrigkeit, welche gar keine Kenntniß von den Bedürfnissen der Gesellschaft hat, die durch ihr bloßes Dasein den Ausdruck der öffentlichen Meinung hemmt und somit jede Berathung der Verfassung unmöglich macht. Unter diesem inintelligenten, expeditiven und schrecklichen Einflusse und dem allgemeinen Drucke der auf Paris lastet, proklamirt und dekrutirt die National-Versammlung wie folgt:“
Martin (Straßburger) verlangt die Question. Prealable, d. h.: daß man in keine Diskussion trete.
Dies geschieht. Die Versammlung verwirft das impertinente Amendement durch Abstimmung.
Bauchart stellt den Zwischensatz „Und durch graduelle Reduktion der Steuern die Summe der Vortheile u. s. w.
Er entwickelt ihn.
Laussat bekämpft ihn.
Ein Glied unterstützt ihn, und ohne wesentliche Veranlassung bricht ein fürchterlicher Tumult los. Man schreit nach Abstimmung durch blaue und weiße Zettel, Andere verlangen namentliche Abstimmung. Man schreitet zu Ersterem. Das Amendement wird mit 397 gegen 339 angenommen. (Sensation).
Quinet entwickelt sein Amendement. Doch dasselbe fällt durch wie alle übrigen und Art. I. geht durch.
Ebenso Artikel II. ohne erhebliche Diskussion.
Artikel III. wird angenommen.
Artikel IV. ebenfalls.
Artikel V. gab zu einiger Diskussion Veranlassung. Er lautet bekanntlich:
„Die Republik achtet die fremden Nationalitäten, wie sie gewärtigt, die ihrige geachtet zu sehen, und keinen Krieg in Aussicht auf Eroberung unternimmt und niemals die Waffen gegen die Freiheit eines Volkes zieht.“
Francisque Bouvet will ein Amendement stellen, fällt aber durch.
Dufauxe erklärt erklärt es für unnütz.
Die ursprüngliche Fassung bleibt.
Artikel VI., nichts sagend, geht ohne Weiteres durch
Artikel VII., ziemlich weitschweifig, ruft Delongrais auf die Bühne, um die Phrase: „Die Bürger haben nach Maßgabe ihres Vermögens zu den Staatslasten beizutragen etc.,“ zu amendiren. Delongrais wollte en proportion an die Stelle ge#etzt wissen. Er ist kein Freund der Progessivsteuern.
Vivien schlug ihn mit wenigen Worten. Der Verfassungsausschuß, sagte er, habe en raison gesetzt, weil er sich weder über die proportionelle, noch über die progressive Besteuerung der Bürger ein Urtheil anmaße. Das sei Sache der Spezialgesetze.
Der ganze Artikel ging durch.
Artel VIII. wird für die nächste Sitzung aufgespart.
Das Gerücht geht, die Regierung habe Depeschen erhalten, die ihr anzeigen, daß Oesterreich die Mediation annehme.
Die Sitzung wird um 1/4 6 Uhr geschlossen.
Spanien.
@xml:id#ar099b_023
@typejArticle
@facs0500
Madrid, 2. Sept.
Am 28. August wurden in Kadix 12 Sekonde-Lieutenans, 9 Sergenten und 57 andere Hochverräther als des Republikanismus bezüchtigt, am Bord der neuen Fregatte Zafiro nach den Philippinen eingeschifft.
— Die Unruhen und Cabrera'schen Ueberfälle in Katalonien dauern fort.
Großbritannien.
@xml:id#ar099b_024
@typejArticle
@facs0500
[ * ] London, 7. Sept.
Wie es gewöhnlich nach dem Schluß der Parlamentsdebatten geht, sind die englischen Blätter jetzt wieder von Zeit zu Zeit darum verlegen, wie sie den Raum ihrer Riesenspalten mit interessanten Nachrichten füllen sollen. Man sieht dies schon in den ersten Tagen. Die Times macht Auszüge aus Punch; der Standard citirt den Economist und das Chronicle drukt wieder alle vier Kolleginnen ab. Augenblicklich bildet die Feierlichkeit der Parlamentsvertagung noch den Hauptgegenstand der Konversation. Die Engländer freuen sich, daß Alles bei ihnen so prächtig ruhig von statten geht und sie können es nicht unterlassen, diese ihre Freude den anwesenden französischen Flüchtlingen wiederholt an den Tag zu legen. Die Times hat jetzt schon den dritten größern Artikel über Louis Blanc gegeben; sie fügt ihren bisherigen Bemerkungen indeß nichts Neues mehr hinzu und das Resultat aller ihrer Raisonnements ist nur, daß es John Bull unendliche Befriedigung verursacht, außer der Juli-Dynastie nun auch das provisorische Gouvernement des Februar an englischer Küste zu wissen.
Der Standard setzt seine Betrachtungen über Lamartine und Ledru Rollin fort und kann es sich gar nicht ausreden, daß Beide ihre Hände recht tief in den Taschen der Republik gehabt haben.
Aus Irland hört man, daß Lord John Russell in den nächsten Tagen über Belfast nach Schottland reisen wird, um dort mit der Königin zusammenzutreffen.
In der Handelswelt gab es in den letzten Tagen nicht viel Neues. Die Nachrichten aus den Fabrikdistrikten bleiben günstig.
@xml:id#ar099b_025
@typejArticle
@facs0500
[ * ] London, 7. Sept.
Es sind jüngst wiederholt Experimente mit Anwendung zusammengepreßter Luft auf Lokomotion gemacht worden. Es ergab sich dabei als Resultat, daß ein Wagen, durch komprimirte Luft bewegt, in kaum einer Stunde 8 Lieues zurücklegte. Der Druck, welcher auf die Luft ausgeübt wurde, betrug mehr als 50 Atmosphären. Es ist große Aussicht, daß der Dampf auf Eisenbahnen etc. durch die zusammengepreßte Luft ersetzt werden wird. Dies gäbe, gegen die jetzigen Kosten gehalten, eine Ersparniß von 75 Prozent.
Nachtrag.
@xml:id#ar099b_026
@typejArticle
@facs0500
[ !!! ] Frankfurt, 8. Sept.
74ste Sitzung der National-Versammlung. Präsident: v. Gagern. Tagesordnung: Fortsetzung der Grundrechte.
Präsident: Durch die gestrige Wahl ist der Verfassungsausschuß in folgenden 5 Mitgliedern ergänzt worden: Compes, Rieser, v. Rotenhahn, Zell, Briegleb.
Rappard interpellirt die beiden zur Berichterstattung der Waffenstillstandsfrage bestimmten Ausschüsse:
Die Anträge in der Landesversammlung von Schleswig-Holstein über Fortbestehen der Beschlüsse der provisorischen Regierung u. s. w. sind einstimmig angenommen worden. (lautes Bravo links und linkes Centrum.)
Dieser Beschluß soll der National-Versammlung und dem Reichsverweser vorgelegt werden, mit dem Bemerken, daß die Ausführung des Waffenstillstandes ganz unmöglich sei.
In einer ungeheuren Volksversammlung in Kiel ist der Beschluß gefaßt worden, von der provisorischen Regierung unter keiner Bedingung zu lassen; alle Steuern nur an sie zu zahlen (lautes Bravo) — keiner andern Regierung zu gehorchen (schallendes Bravo!) — und für diese Grundsätze bis auf den letzten Mann zu kämpfen. — Hr. v. Moltke ist zwar ins Land gekommen, aber die Männer, die mit ihm zusammen regieren sollen, haben sich von ihm entfernt. — Er (Moltke) hat sich um Schutz an die provisorische Regierung wenden müssen. (horribles Gelächter links.) — Diese hat ihm einen Reisepaß ausgestellt. (schallender Beifall.) — Schon hat man in manchen Theilen der Herzogthümer preußischen Offizieren nicht mehr Folge geleistet. (hört! hört!) Man wird den Krieg allein fortführen! — Der Geist der Aufregung ist auch im Begriff, sich den Bundestruppen mitzutheilen! (hört!)
Deshalb frägt Rappard die Ausschüsse: „ob nicht in Betracht dieser Umstände, bis spätestens Morgen der Bericht erstattet werden könnte?“
Zachariä antwortet: Der Ausschuß bietet alles Mögliche auf, um diesen Bericht zu beschleunigen.
Heckscher (Exminister). Mit hohler Grabesstimme. Hr. Rappard hat mit lebhaften Farben geschildert, was geschehen ist, und was geschehen wird, wenn die Nat.-Verf. den Waffenstillstand billigt. — Aber ich möchte Ihnen die Frage an's Herz legen, was wird geschehen, wenn man den Waffenstillstand verwirft?
Schodder beantragt: Morgen Nachmittag eine Sitzung anzuberaumen, in welcher der Bericht in dieser Sache zu erstatten sei.
Wurm: Die engere Kommission, welche die beiden Ausschüsse in dieser Frage niedergesetzt haben (sie besteht aus Dahlmann, Cucumus und Wurm) giebt sich die größte Mühe. Ich selbst, trotzdem mir doch dies nicht zuzumuthen, war in der Druckerei. Aber bis dato sind von allen hierher gehörigen Aktenstücken nur drei Bogen gedruckt. Woran diese Verzögerung liegt ist uns räthselhaft.
Zachariä bemerkt: auf Schröders Antrag einzugehen sei unmöglich.
Wiegard: Unsere stenographischen Berichte in fast 6 Bogen täglich, werden stets in 12 Stunden gedruckt, und hier sind in 88 Stunden nur 3 Bogen gedruckt; ich beantrage: das Büreau der Nationalversammlung zu beauftragen, die Verzögerung des Druckes zu untersuchen.
Dieser Antrag wird fast einstimmig angenommen.
Simson und Haßler aus Ulm werden sofort als Untersuchungs-Commission in die Druckerei geschickt. —
Tagesordnung. Die altbackenen Grundrechte. § 14. (Fortsetzung der Diskussion.) Der Wortlaut des § und Minor: Erachten haben sie in einem frühern Blatte. (Soiron präsidirt.)
Löwe aus Kalbe spricht in einer langweiligen durch stürmischen Schlußruf unterbrochenen Rede für den Paragraphen. —
Kurth aus Bunzlau: Daß die Kirche vom Staat unabhängig sein muß, darüber sind wir einig; nur über die Mittel sind wir nicht einer Ansicht. — Wenn die Kirche das demokratische Element in sich aufgenommen hat, ist sie dem Staate nicht mehr gefährlich. — Aber ehe dies geschieht wird es noch lange dauern, Für das 2te Minoritätserachten mit einem von ihm gestellten Amendement. — (Schluß! Schluß!)
Salzwedel aus Gumbinnen ist nicht zufrieden mit der Fassung des Ausschusses. So wie Frankreich unser Vorbild in allen politischen Fragen, so müssen wir Deutsche für alle moralischen Fragen das Muster der Welt sein. (Schluß! Schluß!)
A. Bally (aus Beuthen, Adjudant von Radowitz). Wir wollen volle Unabhängigkeit der Kirche. (Schluß!) Wir wollen Freiheit überall. (Schluß!) Daß das Volk die Lostrennung der Kirche vom Staat will, geht aus der Masse von Bittschriften in diesem Sinne hervor. Der Werth dieser Petitionen ist zwar angetastet worden, aber für die in meiner Heimath abgefaßten wenigstens kann ich einstehen. (Schluß!) Redner (sehr erzürnt): Lassen Sie mich reden, so lange ich rede ist die Rede mein Eigenthum, wenn ich fertig bin, können Sie ihre Bemerkungen machen. (Schluß!) Ich beantrage für mein mit vielen Freunden gestelltes Amendement namentliche Abstimmung, (Schluß!) damit die Namen Derer bekannt werden, die die Finsterlinge in diesem Hause sind. (Großer Tumult. Links: Zur Ordnung!)
Schluß der Debatte über § 14; der bekannte Berichterstatter, Herr Beseler, spricht für die Fassung des Ausschusses ungefähr eine volle Stunde.
Prato beantragt namentliche Abstimmung über § 14.
Lassaulx beantragt namentliche Abstimmung über das erste Minoritätserachten zu § 14.
Beckerath beantragt namentliche Abstimmung über das zweite Minoritätserachten zu § 14.
Salzwedel namentliche Abstimmung für sein Amendement.
Rösler (Oels) namentliche Abstimmung für D'Esterles Amendement.
Simson (Königsberg) verliest sämmtliche Amendements, deren Anzahl Legion ist, zur Unterstützungsfrage.
Gagern bittet, in der Unterstützung der Amendements vorsichtig zu sein. Denn wenn alle Amendements zur Abstimmung kommen sollten, müßte man drei Tage abstimmen.
Diese Nachricht bewirkt, daß mehrere Amendements zurückgezogen, und viele nicht unterstützt werden.
Die Druckerei-Untersuchungskommission, der sich Wurm und Max v. Gagern angeschlossen, ist indessen zurückgekommen, und erstattet durch Hrn. Simson im Hauptsächlichsten folgenden Bericht:
Der Drucker erklärt, bis heute Abend 5 Uhr 29 Druckbogen von den zu der Waffenstillstandssache gehörigen Drucksachen fertig haben zu wollen. — 23 Bogen sind bereis fertig vorgewiesen. Die einzelnen Manuscripte sind bereits seit dem 4ten nach und nach zum Druck gegeben. Die Verzögerung ist allein durch die Masse der Manuscripte herbeigeführt worden, und dadurch, daß erst in der Druckerei selbst die Manuscripte zum Druck geordnet worden sind.
Die Vesammlung beschließt über diesen Gegenstand Tagesordnung. (§ 14. der Grundrechte).
Schlör (Baiern) beantragt bei der ganz enormen Masse von Amendements, dieselben in der Ordnung, wie sie zur Abstimmung kommen sollen, drucken zu lassen und an einem andern Tage abzustimmen.
Dieser Antrag wird angenommen, und somit ist es mit der Tagesordnung wieder vorbei.
Blum interpellirt Herrn Dahlmann: Wie weit es mit der Bildung eines Reichsministeriums gekommen sei? Wenn die Interpellation nicht genügend beantwortet werden sollte, wird er einen Antrag stellen.
N. N. meint, einzelne Abgeordnete dürfen nicht interpellirt werden, und beantragt: Die Versammlung solle Herrn Dahlmann nicht gestatten zu antworten. (Gelächter.) Der Antrag bleibt ununterstützt.
Dahlmann (sehr mystisch): Es genügt zu erklären, Unterhandlungen sind angeknüpft; an Eiser fehlt es nicht; in diesem Augenblick ist aber noch kein Resultat da; man solle sich nicht mit Kombinationen quälen.
Blum beantragt: In Erwägung der großen Wichtigkeit und Dringlichkeit, den Beschluß vom 5. schnell auszuführen, solle man Morgen Sitzung halten, und in derselben eine Deputation an den Reichsverweser wählen, die denselben um schleunigste Beendigung der Ministerkrisis ersucht.
Die Versammlung verwirft die Dringlichkeit dieses Antrags.
Schoder zieht seinen Antrag (S. oben) zurück.
Präsident: So wäre denn die heutige Tagesordnung erschöpft. (Links: § 15 diskutiren.)
Es stellt sich jedoch heraus, daß man früher einmal beschlossen hat, § 15 nicht eher vorzunehmen, bis über § 14 abgestimmt ist (warum? weiß Niemand); deshalb, und weil sonst auch nichts mehr vorliegt, muß man wohl oder übel die Sitzung schließen. Schluß 12 1/2 Uhr. Morgen und Sonntag keine Sitzung. — Montag, wenn nicht die Ausschüsse mittlerweile fertig werden, Grundrechte.
Amtliche Nachrichten.
@typejAn
@facs0500
Monats-Uebersicht der preußischen Bank.
Gemäß §. 99 der Bank-Ordnung vom 5. Oktober 1846.
Aktiva.
1) Geprägtes Geld und Barren 12,546,500 Rthlr.
2) Kassen-Anweisungen und Darlehns-Kassen-Scheine 2,911,000 Rthlr.
3) Wechsel-Bestände. 11,433,200 Rthlr.
4) Lombard-Bestände. 13,307,600 Rthlr.
5) Staats-Papiere, verschiedene Forderungen und Aktiva. 12,791,700 Rthlr.
Passiva.
6) Banknoten im Umlauf. 15,074,000 Rthlr
7) Depositen-Kapitalien 19,646,300 Rthlr
8) Darlehn des Staats in Kassen-Anweisungen (nach Rückzahlung von 4,900,000 Rthlr., cfr. §. 29 der Bank-Ordnung vom 5. Oktober 1846). 1,100,000 Rthlr
9) Guthaben der Staats-Kassen, Institute und Privat-Personen, mit Einschluß des Giro-Verkehrs. 5081,100 Rthlr
Berlin, den 31. August 1848.
Königlich preußisches Haupt-Bank-Direktorium.
(gez.) v. Lamprecht. Witt Reichenbach. Meyen. Schmidt. Woywod.
Handels-Nachrichten.
gap: insignificant
@typeimprint
@facs0500
Der Gerant: Korff.
Druck von J. W. Dietz, unter Hutmacher Nr. 17.