Deutschland.
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Edition: [Friedrich Engels: Der dänische Waffenstillstand. In: MEGA2 I/7. S. 667.]
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] Köln, 7. Sept.
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19
] Köln, 7. Sept.
(Die Reichsminister und die Interpellationen.)
Als der berüchtigte Georg Jeffreys, jener biedere Freund des „angestammten
Herrscherhauses“, der sich als Präsident der „blutigen Assisen“ durch seine
politische Verfolgungssucht ein Denkmal gesetzt, wie kaum irgend ein
preußischer Staatsprokurator, Kriminal- oder Polizeidirektor neuester
Zeitrechnung, — als Georg Jeffreys von Jakob II. zum Lordkanzler ernannt
wurde, sagte ein Trinkgenosse zu ihm: „Ihr werdet ein schweres Amt finden,
mein Freund.“ Und der wackere Lord antwortete: „Nein! Ich werde mir's leicht
machen.“
Jeffreys starb im Tower, nachdem Jakob II., der „letzte Stuart,“ von seinen
getreuen Unterthanen verjagt worden war; er erlebte den gerechten Spruch der
Richter nicht. Aber sein edles Streben, die Schwierigkeit der Geschäfte zu
vereinfachen, ist nicht umsonst gewesen, das Geschlecht der Jeffreys' lebt
in den Frankfurter Reichsministern fort.
„Niemand verkennt,“ sagte der Minister des Innern, Herr Schmerling, bei
Uebernahme seines Amtes, „welche schweren Anforderungen wir übernommen
haben. Wir machen uns durchaus keine Illusionen.“
Wir haben uns in diesem letztern Punkte nie mit Hrn. Schmerling in
Widerspruch befunden. Die Antworten der Reichsminister auf die an sie
gestellten Interpellationen werden uns den besten Beweis liefern, in wie
weit wir von den Thaten dieses „deutschen“ Ministeriums zu viel
erwartet.
In der Sitzung vom 24. Juli gab zunächst Herr Schmerling, der damals noch
Inneres und Aeußeres verwaltete, Erklärungen auf eine Anfrage des
Abgeordneten Franke über den angeblichen Waffenstillstand zwischen Dänemark
und Deutschland. Dieser nach dänischen Blättern in deutschen Zeitungen (s.
Nr. 52 d. N. Rh. Z.) mitgetheilte Waffenstillstand war im Wesentlichen
desselben Inhalts, wie die gegenwärtigen Waffenstillstandsbedingungen, die
unsern Lesern bereits bekannt sind.
Herr Schmerling sagte: „Nach einer Depesche des General Wrangel ist jener
Waffenstillstand, der gerechte Unruhe in Deutschland
erregt hat, nicht angenommen worden. General Wrangel
meldet in dieser Depesche, er werde für jeden Fall nur einen
Waffenstillstand eingehen, der der Ehre Deutschlands
angemessen ist, und welcher der Art sei, daß er von Seiten der Centralgewalt
genehmigt werden könne.“
Man weiß, welchen Schutz die „Ehre Deutschlands“ neuerdings an den
Reichsministern und der Centralgewalt gefunden hat. Woher dieser Zwiespalt
der großen Worte des Reichsministeriums, welches am 15. Juli von der
Nothwendigkeit „hohen Muthes“ sprach, mit der jüngsten kleinen Kabinetsfrage
betreff des wirklichen Waffenstillstandes? Ist es, weil Hr. Camphausen
damals noch nicht als preußischer Bevollmächtigter unabweisbare argumenta ad
hominem gegeben hatte, daß der dänische Waffenstillstand nicht allein keine
„gerechte Unruhe“ erregen, sondern „wahre Ruhe“, wahres Vertrauen allen
Krämern und Beutelschneidern einflößen werde? Ist es, weil Hr. Heckscher,
der jüdische Advokat aus Hamburg und Compagnon des steckbrieflich verfolgten
Spekulanten Freiberg, damals noch nicht Minister des Aeußern war? Ist
vielleicht der General Wrangel bei dem jüngsten Waffenstillstand blos
deshalb umgangen worden, weil er einem komischen Volk von 1 1/2 Millionen
die „Ehre Deutschlands“ wahren zu wollen erklärte, und versicherte nur einen
solchen Waffenstillstand einzugehen, der (betreff der „deutschen Ehre“) von
der „deutschen Centralgewalt genehmigt werden — könne“?
In derselben Sitzung vom 24. Juli gibt Hr. Schmerling Erklärung über „Triest
und seinen Hafen“. Ebenso feig, wie sich das Reichsministerium in dem
schleswig-holsteinischen Krieg gezeigt, wo England und Rußland mit
Intervention drohten, eben so viel „hohen Muth“ bewährt dasselbe in der
Triestiner Angelegenheit, wo — keine Gefahr drohte.
Welche hohe Begeisterung für die „deutsche Einheit“ unter Ministerium und
Nationalversammelten! General Welden fällt mit 25,000 Mann in's italienische
Gebiet ein, und Radetzki benutzt den „deutschen Hafen“ zu Triest, um die
östreichische Flotte gegen die Italiener auszurüsten und zu unterstützen;
die Italiener blokiren darauf den feindlichen triestiner Hafen, und
Reichsministerium und Nationalversammlung erklären die Fortsetzung der
Blokade für eine Kriegserklärung — nicht gegen Radetzki und die
östreichische Reaktion, sondern gegen das „freie und einige Deutschland!“
Mit welchem Recht fielen die „Deutschen“ in Jütland ein? Haben sie etwas
Anderes gethan, als die Italiener, als ein Theil ihres Landes von den
gemeinschaftlichen Feinden bedroht wurde?
Aber vielleicht verlangt auch der „hohe Muth“ des Reichsministeriums, daß die
deutschen Bundestruppen an den jütischen Grenzen stehen und dem Krieg der
Schleswig-Holsteiner gegen Dänemark zusehen sollen, wie er das unthätige
Zusehen der Italiener beim Angriff der Oestreicher auf die italienische
Stadt Venedig verlangt.
(Schluß folgt.)
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!!!
] Frankfurt, 5. August.
Sitzung der National-Versammlung. Präsident v. Gagern. Beginn 1/2 10 Uhr. Die
Kirche ist gepfropft voll, weil man die Entscheidung der
schleswig-holsteinischen Waffenstillstandsfrage erwartet.
Nach der Anzeige von einigen Beiträgen zur Kriegsflotte und nach der Anzeige
einiger Berichte, theilt der Präsident jedoch ein Schreiben des
Ministerpräsidenten Leiningen mit: „Das Reichsministerium beabsichtigt der
Berichterstattung der vereinigten Ausschüsse über die
schleswig-holsteinische Frage und der Berathung darüber beizuwohnen und
bittet, da es erst gegen 12 Uhr in der Sitzung erscheinen kann, diesen
Gegenstand bis 12 Uhr auszusetzen.“
(Hr. Radowitz fehlt; er fehlt sonst nie — heut wird er wohl bis 12 Uhr im
Ministerrath sitzen).
[0486]
Gagern will hierauf zur Tagesordnung (Berathung der Grundrechte) übergehen;
es wird jedoch beschlossen, sich bis 12 Uhr zu vertagen.
Um 12 Uhr wird die Sitzung wieder eröffnet.
Dahlmann (Berichterstatter der beiden Ausschüsse in der
schleswig-holsteinischen Frage): „Vor allem erkläre ich, daß ich nicht
genügend ausgerüstet bin, Ihnen Bericht zu erstatten, weil die Vorlage der
Aktenstücke nicht ausreichend war. Ich kann Sie nicht durch den Irrgarten
der Verhandlungen führen. — Zur Abschließung des vorliegenden
Waffenstillstandes hat Camphausen eine unbeschränkte Vollmacht von der
Centralgewalt verlangt (!). Diese ist verweigert worden Dagegen eine
Vollmacht vom Reichsverweser ausgestellt worden; in dieser vermisse ich
übrigens die Contrasignatur der verantwortlichen Minister. (Aha! links.)
Ferner hat man in dem nunmehr abgeschlossenen Waffenstillstand die Vollmacht
des Reichsverwesers bei weitem uberschritten. Das Reichsministerium hat bis
zuletzt geglaubt, es handle sich nur um einen dreimonatlichen
Waffenstillstand. Alle von mir (in meiner gestrigen Interpellation)
gefürchteten Bedingungen sind leider wirklich wahr. Der Waffenstillstand
führt nach 7 Monaten Deutschland gerade bis zum 1. April. (Bravo!) Der
gehaßte, verachtete Karl v. Moltke steht an der Spitze der
Regierungskommission.
Heckscher hat gestern im Ausschuß erklärt, er finde in den Bedingungen des
Waffenstillstandes nichts Entehrendes. (Langes Zischen.) Er hat gesagt, man
dürfe die Frage der Sistirung nicht von der Frage über Billigung des
Waffenstillstandes überhaupt trennen. Trotzdem beantragt die Majorität des
Ausschusses mit 11 Stimmen unter 19 im Gegensatz mit dem Minister Heckscher:
„Die National-Versammlung möge die Sistirung der militärischen und sonstigen
Maßregeln beschließen!“
Wurm, Cucumus und Dahlmann sind vom Ausschuß ferner bestimmt, um über die
Hauptfrage der Ratifizirung oder Nichtratifizirung zu berichten.
Wir (die Majorität) haben so gestimmt, weil wir Schleswig-Holstein nicht der
Anarchie und Dänen-Unterdrückung aussetzen wollten. Wenn Schleswig-Holstein,
wie ich glaube, gegen den Abschluß des Waffenstillstandes sich auflehnt,
werden nicht von allen Seiten Deutschlands Freischaaren herbeiströmen?
(Bravo! Jawohl.) Dürfen wir unser eignes Fleisch und Blut opfern — unsre
Landsleute dem Untergange überliefern? — hierzu habe ich nicht den Muth und
deshalb eben bin ich heute so muthig. (Lautes Bravo.) Denken Sie an England.
Jeder einzelne Engländer wiegt so schwer, als sein ganzes Vaterland. Wir
hier sollen der Mittelpunkt der deutschen Einheit sein. Wenn Sie hier nicht
entschieden sind, werden Sie ihr ehemals stolzes Haupt nie wieder erheben.
Die werden fallen, die jetzt triumphiren. (Lauter Beifall von allen Seiten,
außer der äußersten Rechten).
Schubert aus Königsberg. Für das Minoritätserachten der vereinigten
Ausschüsse, bestehend aus 8 Mann: Ueber die Sistirung des Waffenstillstandes
ist erst dann abzustimmen, wenn über den Waffenstillstand überhaupt wird
Beschluß gefaßt werden. (Würth, Max Gagern, Flottwell, Zenetti, Schubert,
Gompard, Dunker).
Peuker (Kriegsminister): Ein Heer kann nur 3 Meilen täglich zurückmarschiren.
Wrangel hat heute früh erst gemeldet daß sein Hauptquartier noch in
Apenrade. Die Sistirung der Truppenrückmärsche ist also eine sehr
untergeordnete Maßregel. Aber sie wird einen Bruch des Waffenstillstandes
überhaupt aussprechen.
Schmerling (Minister): Das Ministerium theilt die Gründe des
Minoritätserachtens. Diese Meinung ist die einstimmige des Ministeriums.
(Vor der Kirche hört man toben — heftiger Zudrang zu den Gallerien.) Nach
sorgfältiger Berathung hat das Ministerium beschlossen, nicht auf Verwerfung des Waffenstillstandes anzutragen.
Präsident verliest zwei neue Anträge: 1. von der äußersten Linken: die
Centralgewalt zu der Bestimmung zu veranlassen, die Truppen wieder in ihre
alten Stellungen zurückzuführen. Der 2. von Künsberg und Genossen geht auf
Tagesordnung.
Simon aus Breslau. Nach Art. IV. der Akte der
Begründung der Centralgewalt kann erst der Beschluß der Versammlung und die
nachher erfolgte Sanktionirung der Centralgewalt den Waffenstillstand
ratifiziren. Uns steht es also zu, zu ratifiziren oder nicht. Wir werden
nicht wie die alte Diplomatie durch ein fait accompli über das Wohl
Deutschlands entscheiden lassen. Ich beantrage: „sofortige Maßregeln zur
Sistirung des Waffenstillstandes.“ — Die Ehre Deutschlands würde unheilbar
leiden, wenn sie einen andern Beschluß fassen. — Ich erinnere Sie an
Dahlmanns Worte. — (Lichnowsky: sehr schwache Rede).
Simon. Fürst Lichnowsky behalten Sie ihre Anmerkungen
für sich; sie haben gar nichts zu bemerken. (Schallendes Bravo. Man lacht
Lichnowsky aus, der sich am Schnurrbart zupft).
Der Redner: Preußen's und Oesterreichs Mißbilligung
in dieser Sache haben wir nicht zu gewärtigen. Oesterreich ist vollauf mit
sich beschäftigt. Preußen an#angend; das Volk daselbst ist durchaus Deutsch.
(Rechts Zischen!) Das Streben der preußischen Aristokratie wird nicht
aufkommen. Es handelt sich gar nicht um Preußens Ehre hier, nur um die der
preußischen Minister. Aber weder diese, noch die der deutschen
Reichsminister kann in Anschlag gebracht werden gegen die Ehre des deutschen
Volkes.
Die Stunde ist da, mögen die Männer nicht fehlen. Der Waffenstillstand muß
sistirt werden. (Bravo links, linkes Centrum und Gallerien).
Degenkolb für das Minoritätserachten.
Zimmermann (Stuttgart). Noch zuckt der Eindruck des
ron Dahlmann Gehörten in meiner Seele. Aber der Verstand allein soll mich
leiten. — Ich bin diesmals ausnahmsweise für das Majoritätserachten. Der
Waffenstillstand übersteigt nicht, wie ein Redner sagt, die Vollmacht des
Reichsverwesers, er steht ihr offenbar ganz entgegen. — Da die Centralgewalt
von uns geschaffen, so müssen wir sie auch aufrecht erhalten. Wenn wir dies
nicht thun sind wir Nullen. — Heckscher hat gesagt, die Kritik sei leicht,
die Kunst schwer. Aber die Thaten des Ministeriums wären seine Kritik.
An dem kleinen Punkt Schleswig-Holsteins haftet jetzt die Ehre Deutschlands.
— Dort ist sie verpfändet, dort muß sie gelöst werden. — Wehe denen die
wegen daraus entspringender Nachtheile ihre Ehre nicht einlösen wollen. Die
Ehre geht über die Einheit. (Bravo!) Die Berliner Versammlung wird ebenso
den Waffenstillstand mißbilligen. Deshalb, und weil des preußischen Volkes
Ehre nicht mit der des Ministeriums zu verwechseln, und das preußische Volk
ganz mit uns sein wird, hoffe ich, es wird kein Bruch mit Preußen die Folge
unseres beabsichtigten Schrittes sein. — Und sollte ein Krieg daraus
erfolgen, so werden wir ihn zu führen wissen. — Wollen wir etwa einen
zweiten Baseler Frieden schließen? Wenn sie anders beschließen als die
Majorität, so lassen sie wieder die Glocken der Paulskirche läuten, wie
damals bei Ernennung eines Reichsverwesers, aber diesmals um das Grabgeläute
deutscher Einheit durch Deutschland zu tragen.
Neergard (Gutsbesitzer von Holstein) beantragt: Die
schleswig-holsteinschen Abgeordneten von dieser Verhandlung auszuschließen.
(Mißbilligung. Links Nein! pfui!) Der Antrag bleibt ununterstützt.
Bassermann für das Minoritätserachten. In einer
höchst langweiligen kraftlosen Rede erregt der Unterstaatssekretär den
Unwillen der Hörer. Zum Schluß: glauben Sie in der Paulskirche sei der
alleinige Ausdruck der Einheit Deutschlands zu finden? (Rechts bravo.
Radowitz: sehr brav!)
Wesendonk. Der Redner vor mir hat nicht gewagt den
Waffenstillstand selbst zu vertheidigen, deshalb hat er versucht, Sie
einzuschüchtern durch dessen Folgen. (Bravo!) Wie mit Mäßigung muß man mit
Energie verfahren; und endlich sich einmal zu einer kühnen That erheben.
(Bravo links und Gallerie). Nicht einen deutschen Bruderstamm, sondern ein
deutsches Kabinet wollen wir verletzen. In dem hier vor
ihnen sitzenden Ministerium liegt der Ursprung dieses schmählichen
Waffenstillstandes. (Bravo. — Allgemeine Sensation).
Wenn das Gesetz über Ministerverantwortlichkeit damals schon bestanden hätte,
als die Vollmacht ausgestellt wurde, so müßten die Minister in
Anklagezustand versetzt werden. Wer einen so schmählichen Waffenstillstand
schließt, wird später einen ebenso schmählichen Frieden schließen. (Bravo
links und Gallerien). Lassen Sie diesmal kein Stück Papier zwischen uns und
das Volk treten. (Lauter Beifall).
Wichmann (Assess. aus Pommern): Die Frage ist die Feuerprobe der
Nationalversammlung — trotzdem muß ich (als preußischer Assessor) natürlich
gegen die Sistirung der militärischen Maßregeln sprechen. Sie werden die
Minister in Berlin zu einem Separatfrieden zwingen. (Allgemeines
Gelächter).
Radowitz: Ich werde zuerst einige Begriffe herzustellen suchen. Ein
Waffenstillstand ist kein Frieden und der erstere greift dem letztern nicht
vor. Das positive Recht stand uns nur bei einem Schutz, den wir den
Herzogthümern angedeihen ließen, zur Seite, nicht bei der Einverleibung
derselben in den deutschen Bund. Da der jetzige dänische Krieg beide
Veranlassungen in sich schließt, so ist es gefahrbringend für Deutschland,
ihn fortzuführen. (Graf Schwerin: Sehr gut!)
Wenn ich die günstigsten Grundlagen zu einem zukünftigen Frieden mit den
Punktationen des Waffenstillstands vergleiche, kann ich mich nicht
entschließen, zu glauben, daß die Bedingungen des Letzteren uns einen
schmählichen Frieden präjudiziren, obschon einige Punkte des
Waffenstillstands mir selbst ungünstig erscheinen. Haben Sie sich aber die
Folgen des Schritts, den Sie thun wollen, überlegt. Gesetzt, Schweden und
Rußland fänden in einer Ueberschreitung der dänischen Gränze eine
Kriegserklärung. (Die Centren erschrecken nach Wunsch). Gesetzt, Frankreich
mißbilligte es. Der Waffenstillstand ist übrigens bereits ratifizirt, und
würde die Centralgewalt ihn angreifen, Preußen würde ihn doch aufrecht
erhalten, und der Neubau der deutschen Einheit läge in Trümmern! (!?)
Radowitz beantragt, die Nationalversammlung solle der Centralgewalt
anheimstellen, den Frieden gut zu heißen oder nicht.
Bei seinem Abgang klatscht die diplomatische Tribüne heftigen Beifall. (Links
viele Stimmen: Wir denunziren die diplomatische Tribüne! Sie hat geklatscht.
Die Gallerien dürfen nicht klatschen!
Blum spricht darüber, daß die Bedingungen, unter denen der Waffenstillstand
zu Bellevue beabsichtigt, den Punktationen von Malmö ganz widersprechen und
predigt die Verwerflichkeit einzelner Punkte desselben.
Der Waffenstillstand ist im Namen des deutschen Bundes — eines Gespenstes —
geschlossen! Die Gespensterfurcht haben wir hoffentlich verloren. Der
Waffenstillstand bringt uns den Nachtheil der Entwaffnung; schneidet uns die
Winteroperationen ab. — Seine Nichtbilligung kann uns zwar zu einem Bruche
mit dem preußischen Ministerium, nimmer mit dem preußischen Volke führen. Es
muß entschieden werden, ob Preußen wirklich in Deutschland aufgeht, oder
Deutschland in Preußen unter! (Großer Beifall).
Minister Beckerath: (Mit seiner unverständlichen Stimme. Links
Unterbrechungen. — Schwerin heranguirt die Linke vom Platz. — Wird von
dieser und dem Präsidenten zur Ordnung verwiesen!) In Folge verschiedener
Unwahrheiten die der Hr. Minister Blum und Simon aus Breslau unterschiebt,
macht Zimmermann aus Stuttgart vom Platz zurechtweisende Bemerkungen. —
Präsident ruft ihn zur Ordnung. — Links Unwillen: Lichnowsky ist vorhin
nicht zur Ordnung gerufen. — Der unpartheiische „Edle“ hat hierauf nichts zu
repliciren. —
Herr Beckerath schließt: durch den Waffenstillstand haben die Männer von
Schleswig viel gewonnen, nichts verloren. (Allgemeines Gelächter.)
Heckscher: Zu welchem Zweck reden wir denn heut in's Unendliche. Ich hoffe
man wird abstimmen, wie das Ministerium wünscht. —
Simon aus Trier. (Rechts: Schluß!) Wenn wir uns hier für die Sistirung
entscheiden, wird der Krieg fortgeführt werden müssen. — Das Executive
dieser Entscheidung geht unser Ministerium an. — (Rechts Gelächter.) Wenn
dies nicht mehr im Stande ist den Willen der Versammlung zu vollziehen, so
wird es wissen, was es zu thun hat. (Lautes Bravo.) Minister Beckerath hat
Hrn. Simon von Breslau falsch verstanden, und dies Mißverständniß zum
nachtheiligen Einfluß auf die Versammlung ausgebeutet. — Dies Verfahren
überlasse ich der Beurtheilung. — Herrn Beckeraths altbackene Phrase: „Keine
Macht der Erde etc.“ —, gehört einer todten Zeit an! — (der liebe
Commerzienrath aus Crefeld kann den preußischen Landtag nicht vergessen!)
Hr. Radowitz und der anstellungswüthige Hr. Bassermann kämpfen muthig mit
dem System der Einschüchterungen, der Spekulation auf Freiheit.
Simon schließt mit den Worten: Wenn Preußen aufhört deutsch zu sein, werden
wohl viele Preußen aufhören preußisch zu sein! (Großer Beifall; Hr.
Stedtmann und Hr. Adams aus Koblenz zischen.)
Lichnowsky spricht in tragischen Renomistereien, beantragt namentliche
Abstimmung für das Minoritätserachten, und zieht zu Gunsten desselben nebst
Wichmann seine Anträge zurück
Wesendonk behält sich eine namentliche Abstimmung vor
nach der Folgereihe der Fragen.
Schmerling. (Minister des Innern). Das
Minoritätserachten macht das Ministerium einstimmig zu dem seinigen. Das
Ministerium tritt zurück, wenn dasselbe verworfen wird. (Der Coup
mißlang!)
Max v. Gagern. Behält sich spätere Rechtfertigungen
in dieser Sache vor. — Man solle nur warten — in den 2 oder 3 Tagen bis zur
Entscheidung der Hauptfrage würde wohl die Begeisterung nicht verrauchen!
—
Wedekind beantragt Vertagung. Dieselbe wird dürftig
unterstützt und nicht berücksichtigt.
Schluß der Debatte.
Berichterstatter. (Für Dahlmann) Wurm aus Würtemberg: Ich werde sehr kurz sein. — Ich dränge meine
Empfindungen zurück. Der Tag wird kommen sie auszusprechen. Daß das
Ministerium eine Kabinetsfrage daraus gemacht, wird die Meinung der
Majorität nicht ändern. (Beifall). Der Waffenstillstand wird ungültig, wenn
wir ihn nicht ratifiziren. Dulden Sie nicht, daß die Centralgewalt mit Füßen
getreten werde, die wir ja selbst zum Symbol deutscher Einheit hingestellt.
— Schon verhöhnen dieselbe alle ausländischen Blätter. — (Bravo!) Preußens
Uebergriff ist verzeihlich — denn es ist schwer sich der hegemonischen
Gewohnheiten so schnell zu entschlagen — aber zu statuiren ist er nicht.
(Bravo!) Man hat uns Furcht gemacht! — Die Furcht ist ein schlechter
Rathgeber. (Bravo!) — Wählen Sie, ob Sie lieber Krieg mit dem Ausland oder
seine Verachtung wollen! (Warmer Beifall. — Zischen rechts!)
Hierauf folgte die Abstimmung.
Das Minoritätserachten wurde mit 244 gegen 230 (nicht 234 wie durch einen
Druckfehler in unsern gestrigen Nachtrag kam) verworfen, das
Majoritätserachten mit einer Majorität von 17 Stimmen (238 gegen 221)
angenommen.
Die Sitzung um 1/4 8 Uhr geschlossen. Morgen keine Sitzung. Donnerstag
Grundrechte.
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103
] Berlin, 5. September.
Sitzung der Vereinbarer-Versammlung. — Dringliche Anträge vor der
Tagesordnung.
Abgeordneter Kützner: 1) daß aus dem §. 2. des
Ablösungs-Gesetzes vom 31. Oktober 1845 folgender Satz außer Kraft gesetzt
werde: „die Vergütigung des Mehrwerthes der Gegenleistungen erfolgt, wenn
beide Theile sich nicht anders einigen können, durch eine feste Geldrente“ —
und daß dafür folgender Satz Gesetzeskraft erhalte: „Bei allen Ablösungen,
wo die kleinen Rustikalbesitzer von dem Dominium herauszubekommen haben,
müssen dieselben mit Land von dem Dominium entschadigt werden.“ — (Zusatz
Paragraph.)
„Bei allen von jetzt ab stattfindenden Ablösungen muß der wahre Gewinn, wenn
er genügend durch unpartheiische Zeugen kann bewiesen werden, als
Berechnungsmaaßstab dienen, und nicht die Procentsätze der fruheren
Ablösungsgesetze.“
2) Daß alle seit dem 1. Januar 1846 stattgefundenen Dienstablösungs-Rezesse
einer genauen Prüfung unterworfen werden, um a) alle etwa vorgekommenen
Unrichtigkeiten auszugleichen und nach dem neuen Ablösungs-Gesetz
festzustellen; b) überall, wo die Dominien die kleinen Rustikalbesitzer mit
einer Geldrente abgefunden haben, sind die Dominien zu verpflichten, daß sie
den betreffenden Rustikalbesitzern Land als Entschädigung geben müssen, weil
sonst die kleinen Ackerbesitzer zu Grunde gehen müssen. —
Beide Anträge werden in die Fach-Kommission verwiesen. —
Abg. Stein: Die Versammlung wolle beschließen, daß
das Staats-Ministerium die Noten und Schriften, welche
1) zwischen dem früheren Ministerium und dem ehemaligen
Bundestags-Gesandten;
2) zwischen dem gegenwärtigen Ministerium und der deutschen Central-Gewalt,
resp. dem Reichs-Ministerium zu Frankfurt a. M. gewechselt worden sind,
namentlich alle diejenigen Noten und Schriften, die auf die Huldigung des
Heeres am 6. August d. J Bezug haben, — zur Kenntnißnahme der Versammlung
mittheile. —
Der Antragsteller zieht seinen Antrag bis nach der Debatte über seinen
gestrigen Antrag zurück, augenscheinlich weil er hofft in 8 Tagen ein
anderes Ministerium vor sich zu haben. —
Die Petitions-Kommission läßt durch ihren Berichterstatter Abg. Elsner
folgenden schleunigen Antrag verlesen:
Die Versammlung wolle beschließen, daß die Petition d. d. Liegnitz den 5.
August, Nro. 9598., welche folgenden Antrag enthält:
daß von Seiten des Staates den armen nothleidenden Webern in
den Sudeten, vor allem aber denjenigen des Eulengebirges eine namhafte resp.
wirksame Unterstützung sofort überwiesen werde,
dem Staatsministerium zur schleunigen Berücksichtigung empfohlen werde. —
Minister Milde: Es ist wahr, die Noth im Eulengebirge
ist sehr groß, die Industrie liegt darnieder und es ist sehr wenig Aussicht
zu ihrem Wiederaufblühen vorhanden. Aber nicht blos im Eulengebirge allein
ist große Noth vorhanden, von allen Provinzen des Staats gehen der Regierung
Bitten und Berichte zu, welche eine Unterstützung zur Linderung der großen
Noth verlangen. Die Regierung wird sich daher genöthigt sehen von dieser
Versammlung Kredite zur Unterstützung für alle Provinzen, zur Hülfsleistung
für den ganzen Staat zu verlangen. — Das vom Abg. Elsner angegriffene
Seehandlungs-Institut habe jedoch vorzugsweise in Schlesien sehr segensreich
gewirkt und durch eine unbegrenzte Produktion, wie sie verlangt wird, würde
sich die Seehandlung nachher genöthigt sehen, die angefertigten Waaren zu
jedem Preise zu verkaufen und die Waarenpreise noch mehr zu verderben. —
Abg. Behnsch spricht für den Petitionsantrag um
sofortige Unterstützung und schlägt unter Andern den Baueiner Eisenbahn in
den oberschlesischen Eisen- und Kohlen-Bezirken vor. Für diese Arbeiten und
zur allseitigen Unterstutzung in der ganzen Provinz solle das Ministerium
sofort einen Kredit von 1 Million Thaler fordern. —
Abg. Wenger spricht gegen den Antrag, weil die
Provinz Schlesien nicht die einzige sei wo diese Noth herrschte. Auch in
Ost-Preußen sei große Noth. Beantragt, daß man neben den nothleidenden
Arbeitern in Schlesien auch die in Ost-Preußen der Berücksichtigung des
Ministeriums empfehlen möge. —
Graf Reichenbach, für den Antrag. Man könne die Noth
allerdings nicht mit bloßen Palliativmitteln abwenden. Radikalmittel seien
die Hauptaufgabe. Die Robotdienste haben großen Antheil an der Noth; ihre
Aufhebung wird Verminderung der Armuth und des Typhus zur Folge haben. —
Abg. Nees v. Esenbeck spricht auch für die
augenblickliche Abhülfe der Noth. —
Schließlich wird der Antrag der Petitions-Kommission mit großer Majorität
angenommen. —
Abg. Neubarth: Dringender Antrag: Die Versammlung
wolle beschließen, daß unmittelbar nach der Berathung des Bürgerwehrgesetzes
der Bericht der Central-Abtheilung über die Anträge wegen unentgeldlicher
Aufhebung des Jagd-Servitutenrechts und der von derselben Abtheilung
vorgelegte Entwurf eines Jagdgesetzes zur Berathung komme.
Der Antrag wird hinreichend unterstützt, die Dringlichkeit anerkannt und mit
großer Majorität angenommen.
Hierauf wird die am vergangenen Donnerstag unterbrochene Verhandlung über den
Bericht der Kommission zur Untersuchung der Zustände des Großherzogthums
Posen fortgesetzt. —
Nachdem der Berichterstatter Abg. Behnsch die Ansichten der Kommission und
das Verhalten der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt, der
Central-Gewalt daselbst und des hiesigen Ministeriums auseinandergesetzt,
trägt der Abg. Reuter darauf an:
„Die Verhandlung über den Kommissions-Bericht bis Montag den 11. September zu
vertagen.“ —
Abg. v. Berg: Ich will die Versammlung nur darauf
aufmerksam machen, daß es sich bei dieser Frage hauptsächlich um die
Competenz dieser Versammlung handle, indem die Wirksamkeit der
niedergesetzten Kommission durch die Beschlüsse der deutschen
National-Versammlung und das Stillschweigen des Ministeriums in Frage
gestellt wird.
Der Antrag auf Vertagung wird jedoch verworfen und die Debatte wird
fortgesetzt.
Abg. Geßler stellt das Amendement, die Versammlung
wolle das Staats-Ministerium ersuchen: der deutschen Central-Gewalt
schleunigst die nöthigen Vorlagen zur definitiven Feststellung der von der
deutschen National-Versammlung zu Frankfurt in der Sitzung vom 27. Juli d.
J. vorläufig anerkannten vorläufigen Demarkationslinie zwischen dem
deutschen und polnischen Theile der Provinz Posen behufs weiterer
Veranlassung bei der deutschen National-Versammlung zukommen zu lassen.
—
Abg. Dunker stellt folgenden Antrag:
Die Versammlung wolle das Staatsministerium ersuchen: die Erklärung, welche
von demselben durch die deutsche Central-Gewalt über die definitive
Festsetzung der vorläufigen Demarkationslinie in Gemäßheit des Beschlusses
der deutschen National-Versammlung vom 27. Juli erfordert werden wird, nicht
eher abzugeben, als bis diese Versammlung über den von der Kommission zur
Untersuchung der Zustände der Provinz Posen zu erstattenden Bericht Beschluß
gefaßt hat, glei#zeitig aber:
Der Kommission aufzugeben, diesen Bericht binnen spätestens vier Wochen zu
erstatten. —
Minister des Innern: Die Reorganisation des Großherzogthums Posen ist von dem
Augenblicke wo sie verheißen worden bis zum heutigen Tage der Gegenstand der
unausgesetzten Thätigkeit der Regierung gewesen. — (Wie der Seckel des
Wehrlosen Gegenstand der Thätigkeit der Strauchjunker) Nach verschiedenen
Präliminarien sei vorgestern Abend endlich von der Central-Gewalt die
Mittheilung eingegangen:
„Daß die Central-Gewalt in keiner Weise die Absicht hege, ohne
vorhergegangene Kommunikation mit Preußen einen definitiven Beschluß über
die Demarkationslinie zu fassen.“
Ich hoffe, daß diese Erklärung die von allen Seiten geäußerten Besorgnisse
zerstreuen wird.
Abg. Bloem stellt einen Antrag auf motivirte
Tagesordnung:
„Die Versammlung wolle, in Erwägung: daß selbstredend die
Regierung keine Schritte zur definitiven Feststellung der Demarkationslinie
ohne Genehmigung der Versammlung vornehmen könne, zur Tagesordnung
übergehen,“
wird verworfen. Die Amendements Dunker und Geßler werden ebenfalls verworfen. Aber auch der Antrag
der Kommission:
„Die Nationalversammlung wolle das Staatsministerium
ersuchen, bis dahin, wo die Kommission im Stande sein wird, das Endresultat
ihrer Berathungen vorzulegen, die vorläufige Demarkationslinie im
Großherzogthume Posen nicht definitiv feststellen zu
lassen“
wird nicht angenommen. (!)
Hierauf Fortsetzung der Berathung des Bürgerwehrgesetzes. Berichterstatter
Euler verliest den Abschnitt VII. von der Dienstkleidung und Ausrüstung zur Bürgerwehr. — Es wird beantragt, die §§. 55 u. 59.
zusammen zu berathen, weil sie zusammenhängend ihrem Inhalte nach sind. Nach
langer Debatte über den Inhalt dieser §§. wird zunächst das Amendement
des
Abg. Pax: Die Versammlung wolle beschließen, den §.
55 dahin zu ändern, daß er laute:
§. 55. „Die Bürgerwehr soll ein im ganzen Lande gleiches vom Könige zu
bestimmendes Dienstzeichen tragen,“ mit großer Majorität angenommen. Durch
diesen Beschluß sind alle Bestimmungen über eine Dienstkleidung der Bürgerwehr ausgeschlossen und es steht Jedem
frei sich nach seinem Belieben zu kleiden; auch aus §. 59. fällt nun die
Bestimmung über die Dienstkleidung aus und dieser lautet alsdann:
§. 59. Für die Dienstzeichen und für die Waffen muß jedes Mitglied der
Bürgerwehr auf eigene Kosten sorgen Die Gemeinde ist jedoch verpflichtet,
diese Gegenstände auf ihre Kosten in solcher Menge zu beschaffen, als zur
Ausrüstung desjenigen Theiles der wirklich dienstthuenden Mannschaft,
welcher die Kosten aus eigenen Mitteln nicht tragen kann, erforderlich
ist.
Abg. Jakoby verliest zur Begründung eines von ihm und
55 Abgeordneten der Linken gestellten Amendements, welches lautet:
„Die Bewaffnung der Bürgerwehr wird auf Staatskosten
beschafft, vorbehaltlich der Befugniß des Einzelnen, die Kosten selbst zu
tragen,“
die Bekanntmachung vom 19. März d. J., worin im Namen des Königs eine
Bürgerbewaffnung angeordnet und die Lieferung der Waffen von Seiten des
Staats versprochen wird.
Abg. Auerswald will dieser Bekanntmachung keine
bindende Kraft zugestehen, weil sie von keinem Minister, sondern nur von
sechs Privatpersonen, die sich als provisorisches Comite gebildet,
unterzeichnet sei.
Abg. Jakoby erwidert, daß diese Bekanntmachung die
Friedensbedingung nach einem 16stündigen Kampfe zwischen König und Volk
gewesen, und daß außerdem der damalige Polizei-Präsident Minutoli an der
Spitze der Unterschriebenen stehe, ein verantwortliches Ministerium gabs am
19. März nicht
Bei der namentlichen Abstimmung wird das Amendement Jakoby jedoch mit 201
gegen 121 Stimmen verworfen. — Ebenso wird ein Amendement des Abg. Bauer (Krotoschin) verworfen, welches lautet:
„Für die Dienstzeichen und für die Waffen muß die Gemeinde sorgen; jedoch bleibt es jedem Mitgliede der Bürgerwehr
unbenommen, sich Waffen in vorschriftsmäßiger Art, auf eigene Kosten
anzuschaffen.“
Schließlich wird der §. 59., wie er oben lautet, mit großer Majorität
angenommen und hat demnach weder der Staat noch die Gemeinde für Waffen zu
sorgen.
@xml:id | #ar097_005 |
@type | jArticle |
@facs | 0486 |
Berlin, 4. September.
Das Ministerium hat in einer heute Abend abgehaltenen Sitzung beschlossen, am
Donnerstag zurückzutreten, im Fall ihm nicht mit großer Majorität völlig
freie Hand in Bezug auf den Stein-Schulze'schen Antrag gelassen wird; es
will auf eine Transaction und selbst eine vermittelnde motivirte
Tagesordnung nicht eingehen. Die Salons des Ministerpräsidenten waren diesen
Abend sehr wenig besucht, da alle Abgeordneten in den Parteiversammlungen in
eifrigster Diskussion waren. — Eine diesen Nachmittag eingetroffene Depesche
meldet, daß Oestreich den englisch-französischen Vermittelungsvorschlag
angenommen habe. (?)
[(H. B.-H.)]
@xml:id | #ar097_006 |
@type | jArticle |
@facs | 0486 |
[
61
] Wien, 2. September.
Nachdem in der vorgestrigen Sitzung der Reichstag über den Kommissionsantrag
Lassers votirt und die drei letzten Punkte des Kudlichischen Antrag
verworfen hatte, beschäftigte er sich gestern und heute mit der Verdauung
der übrig gebliebenen Amendements.
Am Schlusse der heutigen Sitzung erklärte Justizminister Bach: „Ich fühle
mich verpflichtet zu erklären, daß die Reichskammer berufen ist, die
Verfassung zu geben und dieselbe mit Sr. Majestät zu vereinbaren.
Die Reichskammer ist auch ein gesetzgebender Körper, insoferne von ihr
vorgebrachte Gesetze durch das Ministerium zur Sanktion an Se. Majestät
gelangen. Die Reichskammer ist jedoch nicht ermächtigt, mit dem Publikum (!) auf einem andern Wege zu verkehren, als
durch den Weg der obersten Exekutivgewalt. Solange insbesondere ein Gesetz
durch Se. Majestät noch nicht die Sanktion erhielt, kann es auch vom
Ministerium nicht als ein Gesetz betrachtet werden. Dies ist die Stellung
und Ansicht des Ministeriums.“ (Beifall im Zentrum. Zischen von anderer
Seite.
Für Morgen Sonntag, hatte der demokratische Verein einen Trauergang zu den
Gräbern der am 21. und 23. August gefallenen Arbeiter beschlossen und durch
Maueranschlag sämmtliche de-
[0487]
mokratische Korporationen, die
Nationalgarde, sowie die Bevölkerung Wiens zu dieser Demonstration
einzuladen.
Folgende Dispositionen waren getroffen: Sonntag den 3. Septbr. werden sich
sämmtliche Demokraten Wiens, zur Begehung dieser Leichenfeier, am Glacis
nächst dem rothen Hause versammeln.
Der demokratische Verein, der liberale Verein und der Arbeiterverein, werden
in Corpore mit den Vereinsfahnen erscheinen.
Der Frauenverein wird in schwarzen Kleidern daran Theil nehmen.
Dr. Tausenau, Präsident des demokratischen Vereines, hat die Einladung der
akademischen Jugend übernommen.
Der ehemalige Sicherheitsausschuß, jetzt sich zum Ausschuß der Wahrung der
Volksrechte konstituirend, wird sich jedenfalls dabei betheiligen.
Auch an die Nationalgarde und einzelne Mitglieder des Reichstags wird die
Einladung ergehn. Um vier Uhr wird sich der geordnete Zug auf den Wehringer
Friedhof begeben und der protestantische Pastor Löbenstein, Bruder des
Schrifistellers Löbenstein, und der deutschkatholische Pater Petri, werden
auf den Gräbern der gefallenen Leichenreden halten.
So eben wird aber bekannt, daß das Ministerium die beabsichtigten Feier
verboten hat. Es ist vorauszusehen, daß dies Verbot unter der gesammten
Bevölkerung eine neue, tiefe Aufregung hervorbringen wird.
In der heutigen Versammlung des ersten Wiener Arbeitervereines sprach Herr
Marx über social-ökonomische Zustände.
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@facs | 0487 |
[
41
] Provinz Sachsen, 3. Sept.
Je mehr die Regierungen von Merseburg und Erfurt der Demokratie
entgegenwirkenum, so mächtiger scheint diese sich zu erheben. Auf heute ist
der vierte Thüringer Volkstag ausgeschrieben, welcher in einem Walde bei
Erfurt statt finden soll, geleitet von den Buchhändlern Berlepsch und
Straube. Die Regierung zu Erfurt hat bekanntlich die Theilnahme von
Nichtpreußen an solchen Versammlungen verboten, indessen ladet das Programm
alle Nachbarn: Weimaraner und Gothaer, Schwarzburger und Meininger zu dem
Volkstage ein. Die Regierung kann ihr Verbot nicht durchsetzen. Sehr schlimm
für die Autorität der Regierung! Die Regierung von Merseburg publizirt aufs
Neue den §. 151 des Strafrechts und fordert ihre Polizei zur strengsten
Handhabung desselben auf. (Erregung von Mißvergnügen und ähnliche
liebenswürdige Bestimmungen). Das Vertrauen des Volkes zum Abgeordneten
Krackrügge wächst immer mehr. Die Erbitterung, welche die Reaktionspartei
erzeugt, wird immer bedrohlicher. Die bekannte Disziplinarverfügung der
Minister Hansemann und Kühlwetter wegen der mißliebigen und verhaßten
Beamten hat in der Provinz Sachsen, unter dem Ober-Präsidenten v. Bonin,
keine Folgen. Die höheren Beamten und Offiziere halten fest zusammen und
beherrschen die Provinz.
@xml:id | #ar097_008 |
@type | jArticle |
@facs | 0487 |
[
*
] Mucheln, 4. Sept.
Gestern fand hier eine Volksversammlung statt, wozu aus Halle, Merseburg,
Lützen, Weißenfels und allen umliegenden Ortschaften Tausende von Menschen
strömten. Die Bürgerwehr holte die Gäste feierlich ein. Unter den Rednern
bemerkte man Dr. Sachse aus Merseburg, Wislicenus aus Halle u. A.
Wislicenus, der sehr sanft von „gesetzlichen Mitteln zur Erreichung der
Republik“ sprach, machte wenig Eindruck. Am Schluß erklärte sich die
Versammlung auf Befragen des Dr. Sachse und unter anhaltendem stürmischem
Jubel aller Anwesenden für die „rothe Republik.“
@xml:id | #ar097_009 |
@type | jArticle |
@facs | 0487 |
Dessau, 1. Sept.
In der 16. Sitzung des Landtages wurde der Antrag angenommen: „Das
Ministerium wird ersucht, durch die betreffenden Kommando's dem Militär
sofort bekannt machen zu lassen, daß auch Seitens des Militärs Versammlungen
ohne Waffen, behufs Abfassung von Petitionen statt finden dürfen.
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@facs | 0487 |
[
*
] Dessau, 31. August.
In der heutigen Landtagssitzung erklärte der Minister Habicht auf eine
Interpellation des Abgeordneten Schilling in Betreff der Verhältnisse zur
Centralgewalt: „daß die obschwebenden Verhandlungen sich keineswegs auf eine
Inkorporation Anhalts in Preußen bezögen, sondern im Gegentheil auf größere
Garantien für die politische Selbstständigkeit
Anhalts, auf dessen Vertretung bei der Centralgewalt und auf die
Abschaffung der bisherigen anhaltischen Gesandten an anderen Höfen.“
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@facs | 0487 |
Aus dem südlichen Holstein, 4. Sept.
Karl, Graf v. Moltke, unter Christian VIII. Präsident der
schleswig-holsteinischen Kanzlei, der Urheber des offenen Briefes, der Mann
des Absolutismus und des Prinzips der Staatseinheit der deutschen
Herzogthümer mit Dänemark, tritt an die Spitze der Regierung
Schleswig-Holsteins. Das ist das erste Ergebniß der Unterhandlungen die
Preußen für Deutschland mit Dänemark geführt. Der Mann, der sein Vaterland
an das Ausland verrathen, der die Rechte seines Landes mit Füßen trat, um
der erste Diener fremder Gewaltmacht zu sein, Karl Moltke kommt gestern mit
der Ratifikation des Waffenstillstandes nach Deutschland zurück und ist eher
in Rendsburg angekommen, als die Bedingungen des Waffenstillstandes! Aber
das Erscheinen dieses Mannes rechtfertigt das Schlimmste, was das Gerücht
von der Infamie dieses Waffenstillstandes erzählt. Das ist der Edelmann!
„Alter Adel ohne Tadel!“ — In Potsdam konspirirt man mit den Russen, in
Oesterreich mit den Kroaten, in Schleswig-Holstein mit den Dänen. Fünf Monat
nach dem März 1848 kehrt der Urheber des, Einheit und Recht
Schleswig-Holsteins zerreißenden offenen Briefes triumphirend in das von
40,000 Mann unbesiegter deutscher Truppen besetzte Schleswig-Holstein, in
Folge zwischen Dänemark und Preußen abgeschlossener Bedingungen, zurück. Das
ist kaum weniger ernst und geeignet, auch die Gutmüthigsten aufzuschrecken,
als daß Radetzky gleichzeitig mit dem hannoverschen Orden und der Adresse
der rechten Seite der deutschen Nationalversammlung, einen russischen Orden
erhält, den nur ein russischer General, der für Rußland eine Schlacht
gewonnen, bekommen hat.
[(Brem. Z.)]
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@type | jArticle |
@facs | 0487 |
Edition: [Friedrich Engels: Republikanische Kundgebungen (Schleswig-Holstein). In: MEGA2 I/7. S. 671.]
[
*
] Rendsburg, 5. Sept.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
@xml:id | #ar097_013_c |
@type | jArticle |
@facs | 0487 |
Edition: [Friedrich Engels: Sitzung der Landesversammlung (Schleswig-Holstein). In: MEGA2 I/7. S. 673.]
[
*
] Rendsburg, 4. Sept.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
@xml:id | #ar097_014 |
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@facs | 0487 |
[
*
] Hamburg, 5. Sept.
Das Dampfboot „Elbe“ hat gestern dem Kommandeur des dänischen
Blokadegeschwaders die Ratifikation des Waffenstillstandes überbracht,
worauf die Blokade bereits aufgehoben ist.
Französische Republik.
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@type | jArticle |
@facs | 0487 |
[
17
] Paris, 5. Sept.
Zähneknirschend erwidern die henri-philippistischen Blätter auf Cavaignac's
Strafpredigt, er solle nicht die Royalisten, sondern die „rothen
Republikaner“ wegen der Aufstände im Süden beschuldigen; Blut sei nie (!) von der Partei des gesetzlichen Thrones
vergossen worden, die „Gazette de France“ des Abbe Genoude lehre seit Jahren
Unterwürfigkeit unter die Stimmen der Mehrheit, nun sei aber der Süden vom
biskayischen Golf bis an die Alpen für einen „erblichen“ Präsidenten,
folglich … Worauf Cavaignac sagte: „Ich weiß, gewisse Leute wollen die
Republik unten, die Monarchie oben, aber dies neue System werde ich zu
verhindern wissen, und die Männer, die sich mit mir der guten Sache
gewidmet, werden Gut und Leben, ja selbst die persönliche Ehre dran setzen,
die Gelüste der beiden extremen Parteien, deren Journale ich suspendirte, zu
vereiteln.“ Die Kammer votirte die Fortdauer des pariser
Belagerungszustandes mit großer Majorität. Der Kommandant der
Nationalgarden, General Changarnier, hatte als kompromittirter Royalist zwei
Tage Zimmerarrest; der ehemalige Generalsekretär Caussidieres, der
entschlossene Republikaner Mo#ier, ist als Oberkommissär in den
legitimistischen Süden abgereist. Da geht es bunt her; eine Unzahl
gedruckter und autographirter und besiegelter Handbriefe Heinrichs V., aus
London und Frohsdorf datirt, circuliren, werden von der Kanzel verlesen, und
zu seinem festlichen Empfang organisirt die Pfaffenpartei in Bordeaux und
Toulouse wieder eine „Glaubensarmee“ mit Amuletten und Eidformeln, wobei
sich besonders die, durch die kurz vor dem Februar stattgehabte
Verurtheilung des Bruders Leotade wegen Nothzucht und Mord in Toulouse,
gereizten Ignorantiner auszeichnen. „Inzwischen befinden sich bereits
Agenten der Herzogin von Berr#, Einige sagen sie selbst, in Marseille, und
es ist abermals klar, (sagt „Le National de L'Ouest“), daß diese
unausstehliche, gleich Schmeißfliegen und Ungeziefer zudringliche Herrscherrasse der Bourbons,
durch ihre jüngsten Banditenerfolge in Neapel und Madrid wieder Courage
gekriegt hat und das gallische Volk wieder aufs Neue heimsucht. Das wackere
Operationsmesser von 93 hat so vielen Krebsschaden noch stehen gelassen, daß
an Heilung des Staatskörpers vorläufig noch nicht zu denken ist; zumal wenn
unser Schlendrian so fortgeht. Warum erlaubt aber unsere Republik dem
Kartätschenkönige der Lazzaroni den Aufenthalt in Europa? O Schande dir,
Frankreich! du hast dir selbst die Hände gebunden, du hast dir den Hemmschuh
des honentten Konservatismus wieder angelegt. Es ist unzweifelhaft, würde
jetzt eine neue Kammer gewählt, sie würde fast ganz royalistisch und das
souveränste aller europäischen Völker, zum Hohngelächter der Welt sich
wegwerfend, setzte sich wieder einen König ein.“ Und der Peuple souverän
sagt: „Die Demokraten aller Länder sollten an uns ein Beispiel nehmen;
Frankreich ist dazu erlesen, immer Experimente zu machen, und gerade dafür
muß man ihm danken. Wir haben jetzt handgreiflich und sehr bitter erfahren,
daß ein Universalstimmrecht in gewissen Fällen gegen die Demokratie
ausschlägt.“ Wie dies aber möglich ist, das ist den guten Leuten ganz
unerklärlich. Lamartine hat, gleichsam um diese Anklage zu rechtfertigen,
einen Brief an seine Wähler publicirt, der an Albernheit und Faselei alles
übertrifft, was seit Februar aus „republikanischer Feder“ geflossen ist.
„Wir verlangen nichts mehr von dieserlei Staatsweisen, unsere Zeit ist noch
nicht da, wir wollen wieder warten lernen,“ ruft „La Liberte“ von Lyon, und
berichtet, der dortige Arbeitercentralklub „Grand Seminaire“ habe die
Diskussion des Konstitutionsplans begonnen, und werde von der Kammer
fordern, dem Präsidenten der Republik nicht 600,000 Franken Jahreslohn,
sondern nur so viel wie jedem andern guten Arbeiter
zu zahlen, nicht gerechnet die frrie Wohnung und Heitzung; er dürfe aber
nicht im Tuilerienschloß einquartirt werden, das könne als Nationalgut
entweder zu Museen der Industrieen und Künste, oder zu einem
Nationalerziehungsinstitut verwahrloster Kinder u. dgl. verwandt werden; die
von der Thiersklike stets gepriesene Bourgeoisrepublik Amerika halte ihren
Präsidenten in Geldsachen auch ziemlich kurz u. s. w. Worüber „l'Echo du
Midi“ schäumend in Wuth geräth und über „Entweihung des Königspalastes“
schreit; der „Constitutionnel“ begnügt sich, vornehm die Achsel zu zucken
„über diese befremdliche Arroganz des gewiß ehrenwerthen Arbeiterstandes,
der jedoch innerhalb seines Lebenskreises bleiben
möge.“ Deutschland's Demokratie macht ihm und dem „Siecle“ viel Kummer;
„L'Univers“ das Jesuitenblatt erzählt, östreichische Offiziere in Mailand
hätten über Frankreichs Intervention gespöttelt, aber sehr ernsthaft gesagt:
die deutsche Demokratie sei im Stande, die
Siegesfrüchte ihnen zu entreißen. Hrn. Victor Hugo's „Evenement“
und Pater Lacordaire's „Ere Nouvelle“ sind ein Herz und eine Seele, und
rathen der Berliner und Wiener „gebildeten, besitzenden Klasse“ das Beispiel
der Pariser seit dem Juni, zu befolgen, Associationen unter Arbeitern mit
Aufsicht des Gesetzes zwar „als Dampflöcher“ zu gestatten, Privatateliers zu
unterstützen, aber gegen jede „Arbeitsanarchie“ materiell keäftig
einzuschreiten. Hr. Hugo, ein großer Historiker bekanntlich, beklagt hiebei
die deutsche Zerstückeltheit, weil, wenn in einer der vielen deutschen
Hauptstädte auch die „materielle Ordnung“ siege, in irgend einer andern die
„revolutionäre Unordnung“ wieder auftauche. Das Gesuch der 10,000 franz.
Arbeiter, Lamoriciere (der Kriegsminister) möge ihnen nebst Familie eine
Kolonisation in der algierischen Westprovinz erlauben, sie wollten mit
„Schweiß und Blut“ die Staatsvorschüsse abarbeiten, findet Hr. Hugo „sehr
romantisch und rührend“, Lamoriciere aber würdigt sie keiner Antwort.
Inzwischen naht der Winter und die Misere steigt, das 8 Mill. kostende
Zellengefängniß ist fertig!
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@type | jArticle |
@facs | 0487 |
Paris, 5. August.
(Amtliches). 1) Der Senator A. B. Ardouin hat dem General Cavaignac die
Vollmachten überreicht, die ihn als Vertreter der Republik Haiti hieselbst
akkreditiren.
2) Dekret, das die Inhaber der alten Lyonbahnaktien noch mit einer Nachfrist
bis zum 15. September schmeichelt, um sie zur Nachzahlung der restirenden
250 Fr. per Aktie gegen 25 Fr. Rente zu veranlassen.
3) Dekret, das die Pariser Mobilgarde organisirt. Dieselbe durch die
Junischlacht und den Reinigungsprozeß von kommunistischen Elementen
bedeutend geschmolzen, besteht von heute an wieder aus 25 Bataillonen zu 650
Mann, deren Sold für die alten Gemeinen auf 1 1/2 Fr. und für die neuen
Gemeinen auf 1 1/4 Fr. per Tag festgesetzt bleibt, wofür sie sich aber
selbst beköstigen und reinigen müssen. Der Anwerbende darf nicht unter 16
und nicht über 30 Jahr alt sein und muß außerdem noch Eltern, Verwandte,
Vormund oder ansässige Bürger beibringen, die für seine Existenz bürgen,
falls der Angeworbene aus dem Dienst gejagt wird.
Dieser neuen Mobilgarde von 16250 Mann will Cavaignac die Obhut der Stadt
Paris anvertrauen und ihr nur 25000 Mann Linientruppen beigeben. Die übrigen
25000 Mann werden sich in die Gegend von Metz zurückziehen, wo ein Lager von
5 Divisionen zusammengezogen werden soll
— De Talnay, früher in Hamburg und jüngst in London, geht an Savoie's Stelle
nach Frankfurt, um die Republik zu vertreten.
— Die Nationalversammlung ist von ihrem Plane, täglich zwei Sitzungen zu
halten, bald zurückgekommen. Sie wird die Montage, Dienstage, Mittwoche und
Donnerstage der neuen Verfassung und die Freitage und Sonnabende den übrigen
Geschäften widmen.
— Cavaignac bereitet sich in aller Stille zum Kriege vor. Gestern
untersuchten sogar Ingenieur-Offiziere die Tragweite unserer Wälle und
Bastionen, um im Falle einer Belagerung die Wirkung unserer Artillerie zu
berechnen.
— Die Polizei machte gestern Jagd auf 1) Proudhon's Le Peuple, 2) Brief an
den Marschall Bugeaud d'Isly von dem Negozianten Jacques Fréderic Vignié, 3)
Biancourt's „Dieu le veut.“
Außerdem raffte sie die legitimistischen Blätter Peuple Français und den
„Mund von Stahl (Bouche d'acier)“ mit weg. Ihr Appetit erstreckte sich sogar
auf einige kleine Zettel, mittelst welcher uns die Luxusfreunde die
Nothwendigkeit der Rückkehr eines verschwenderischen Hofes täglich vor
demonstriren.
[0488]
— 20,000 Arbeiter petitioniren bei der Nationalversammlung um die Erlaubniß
und die Mittel, sich in Algerien niederlassen zu dürfen.
Der Ausschuß für die algierischen Angelegenheiten beschäftigte sich gestern
mit Prüfung dieses Antrages. Der Kriegsminister, General Lamoriciere, trug
darauf an, den Gegenstand noch 5 Tage ruhen zu lassen. Binnen dieser Frist
werde er einen vollständigen Kolonisationsplan für Algerien vorlegen.
Der Ausschuß will heute beschließen, ob er dem Minister diese Frist
bewilligt.
— Immer neue Gerüchte von Ministerialkrisis! Cavaignac, durch die ewige
Oppositionssüchtelei einiger Kollegen gekränkt, sei fest entschlossen, sich
der beiden Bourgeois-Republikaner, Senard und Marie, wailand Mitglied der
Deputirtenkammer und Provisorischen Regierung, zu jedem Preise zu
entledigen.
— Das Elend steigt mit jedem Tage höher. Da der Staat die Armen von sich
stößt, (wofür sie ihm sehr bald das Lebenslicht ausblasen dürften) so wendet
sich die hungrige Masse an die Privatmilde. Mit jedem Nachmittage strömen
starke Haufen in die Nähe der Kasernen, aus deren Fenstern Brodstücke und
sonstige Ueberbleibsel unter die Hungrigen geworfen werden, die sich
halbtodt darum schlagen. Wir waren gestern Augenzeuge einer solchen
Hungerrauferei vor der Dragoner-Kaserne am Quai d'Orsay. Und dies geschieht
zwei Schritte von der Nationalversammlung, unter den Augen der wohlgenährten
Landesväter à 25 Franken #er Tag!
— In Tours treibt die Geistlichkeit Unfug mit einem nervenkranken
Frauenzimmer, das als Seherin die nahe Ankunft des Herzogs von Bordeaux
unter dem Titel Henry V. und dann den Untergang des ruchlosen Paris durch
Schwefel und Pech der maulaufsperrenden Menge prophezeit.
— Duchèsne, der Gerant des Proudhon'schen Le Peuple, hat gegen die
Konfiskation seines Blattes eine Klage eingereicht.
— National-Versammlung. Sitzung vom 5. September.
Anfang 1 1/2 Uhr. Präsident Marrast. Tagesordnung: die
Verfassungsdebatte.
Gerdy erhält das Wort, um seine gestern Abend abgebrochene burleske Rede zu
vervollständigen. Er ermahnt die unaufmerksame Versammlung, sich vor den
unmoralischen Einflüssen zu hüten, die nothwendig aus dem Ehrgeiz,
Sittenverfall, Bestechung und Verblendung entsprängen. (Zum Schluß! zum
Schluß!)
Camille Beranger: Was soll eine Verfassung sein? Die Garantie gegen Willkür
und Uebergriffe der Regierung. Darum finde er die allgemeinen Phrasen am
Kopf der neuen Verfassung unnütz. Es verstehe sich von selbst, daß jeder
Bürger ein guter Vater, Gatte und Freund sein müsse, es bedürfe hiefür
keiner pomphaften Erklärung. (Beifall.)
Alcock flndet im Gegentheil die Einleitungsphrasen nöthig. Der Franzose liebe
erhebende Grundsätze. Das Land werde dadurch moralisirt. Konsolidirung,
Versöhnung, Freiheit und Gleichheit sei sein Wahlspruch.
Pierre Leroux. Ein fürchterlicher Lärm erhebt sich. Geschlossen! Geschlossen!
erschallt es von allen Bänken und der Präsident läßt über den Debattenschluß
abstimmen.
Das Resultat ergiebt jedoch, daß die Debatte noch fortdaure.
Ich benutze, sagt Marrast, diese Pause, um der Bersammlung mitzutheilen, daß
diesen Mittag Bixio, Corbon, Georg Lafayette, Lacrosse, Ch. v. Malleville
und Pagnerre zu Vizepräsidenten und Landrin mit Berard zu Schreibern von ihr
gewählt worden sind.
Pierre Leroux: Für die Politik gäbe es keine fixe Wissenschaft, so lange die
Staatseinrichtungen nicht auf übereinstimmenden Grundsätzen beruhen. Die
alte und neue Zeit beweise diesen Satz durch ihren fehlerhaften
Staatsmechanismus auf jeder Seite. Im Alterthum lagen sich Aristoteles und
Platon, in neuerer Zeit Montesquieu und Rousseau und in unseren Tagen die
Publizisten und Empiriker, in den Haaren. (Heiterkeit.) Der Politik fehle
noch das Grundbrett, auf das sie die Einrichtungen eines Landes bauen könne.
Sieyes begriff dies so tief, daß er nach seinem Versuche, eine Verfassung zu
fabriziren, in tiefe Schwermuth verfiel. Er war ein populairer
scharfsinniger Mann. Er sah, wie die Revolution sich aufschwang, wie sie
aber durch die Constituante wieder gedämpft wurde. Das schmerzte ihn und er
fiel in Berzweiflung. Anhänger Montesquieus und Rousseaus stritten sich um
die Verfassungsfabrikation, keiner siegte, keiner fand den Schlüssel, weil
ihn keiner suchte, wo er wirklich zu finden ist, nämlich in der Psychologie
und Metaphysik. Sie suchten den Stein der Weisen und da sie ihn nicht
fanden, geriethen sie in Verzweiflung. Der junge Bonaparte sah Sieyes
Verzweiflung und machte sich über ihn lustig.
Stimmen: Wie Sie sich über uns lustig machen! (Gelächter)
Marrast: Ich rufe die Unterbrecher zur Ordnung.
Leroux setzt seine historische Entwickelung der Verfassungsfabrikation in
Frankreich noch eine Weile fort und verlaßt dann unwillig die Bühne.
Nach einigen Worten Franc. Bouvets wird die allgemeine Diskussion geschlossen
und die artikelweise Berathung beginnt.
Larochejacquelin ersucht die Versammlung, ihm noch einige Worte zu gestatten,
ehe die Artikelberathung beginne. P. Leroux habe die Versammlung eine
Versammlung von Unwissenden genannt; dies sei ein Schimpf. Er fordere ihn
auf, sie zu belehren
Pierre Leroux wenig geneigt diesen Kursus zu eröffnen, besteigt nicht wieder
die Buhne; und die Versammlung schreitet zu dem ersten Artikel der
Verfassung, nämlich zur Erklarung der Grundrechte.
Gatien Arnould schlägt vor, zuvorderst sämmtliche Artikel zu votiren und dann
erst die Einleitung zu berathen. Ein Schriftsteller vollende erst sein Buch
und dann entwerfe er das Vorwort. Der Versammlung könne es sonst ereignen,
daß sie an der Spitze der Verfassung eine Thesis stelle, der die Verfassung
selbst widerspreche. Schon habe man den Geist des alten Entwurfs geändert,
das positive Recht auf Arbeit, Assistenz und Unterricht sei daraus
verschwunden oder verstümmelt. Er beantrage daher die Vertagung oder
gänzliche Streichung der Einleitung.
Coquerel vertheidigt den Entwurf auf pastorale Weise.
Abbe Fayet (Bischof von Orleans) bekampft ihn, aber mit so unhörbarer Stimme,
daß nur unzusammenhangende Phrasen bis zu uns dringen.
Tresnaud (ehemaliger Souspräfekt des Isle- und Vilain-Departement) bekämpft
den Entwurf. Mit scharfer Dialektik wies er nach, wie die Republik gleichsam
vor sich selbst Furcht habe und einen Schritt nach dem anderen rückwärts
thue. Dies komme daher, weil sie sich auf die gefährliche Bahn eingelassen
habe, die Politik wie ein Rechenexempel zu behandeln. Die Ein#eitung sei
vag, gehaltlos und den gesellschaftlichen Verhaltnissen ganz unangemessen.
Sie stelle Grundsätze auf, die sich mit der Wirklichkeit nicht vertrugen.
Wäre die Republik wirklich das Reich der Moral, des Rechts und der Wahrheit,
dann allerdings wurde er die Einleitung nicht bekampfen.
Proudhon verlangt das Wort. (Auf Morgen!)
Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.
Anzeigen.
Schifffahrts-Anzeige.
Köln, 7. September 1848.
Angekommen: H. Hüttner von Amsterdam mit 2370 Ctr. W. Dahmen von Rotterdam
mit 3151 Ctr. A. Bender von Mainz.
In Ladung: Nach Antwerpen P. Verschur. Nach Rotterdam W. Hogewegh. Nach
Ruhrort bis Emmerich J. Schaaf. Nach Düsseldorf bis Mülheim an der Ruhr C.
Königsfeld. Nach Andernach und Neuwied C. Roesener, Joseph Krämer. Nach
Koblenz, der Mosel und der Saar L. Tillmann. Nach der Mosel, und Trier und
der Saar M. J. Deiß. Nach Bingen A. Hartmann. Nach Mainz J. Hirschmann. Nach
dem Niedermain Seb. Schulz. Nach dem Mittel- und Ober main M. Roth. Nach
Worms und Mannheim Wb. W. Dunk. Nach Heilbronn Frz. Müßig. Nach Kannstadt
und Stuttgardt L. Bühler.
Ferner nach Rotterdam Capt. Stempel Köln Nr. 11.
Ferner nach Amstsrdam Capt. Berns Köln Nr. 4
Rheinhöhe am 7. Sept. 7′ 2″.
Zur Anfertigung der Auszüge liegen offen die Deklarationen der Schiffer Wilh.
Daamen und Hüttner.
Annonce.
Wäre es nicht gut, wenn die beiden kriegführenden Augen-Aerzte Herschel u.
Heilmann in den Waffenstillstand von sieben Monaten eingeschlossen
wären.
Die Leipziger Feuer-Versicherungs-Anstalt versichert alle Mobilar- und
Immobilar-Güter, auch Fruchthaufen auf freiem Felde, so wie die Waaren auf
der Reise begriffen zu den der Gefahr angemessenen billigst gestellten
Prämien-Sätzen. Meine Herren Hülfsagenten, die dem verehrlichen Publikum
bereits bekannt, sind stets bereit, Anträge entgegen zu nehmen, um mir
solche zur Ausfertigung der Policen einzusenden und über die Bedingungen
genügende Auskunft zu ertheilen.
Alle Versicherungen bis zu sehr bedeutenden Summen werden durch mich in
Vollmacht und im Namen der Anstalt sofort gezeichnet und sind von dem
Augenblicke an, wo die Prämie gegen Aushändigung der Police bezahlt ist, in
Obligo für die Anstalt.
Köln, im August 1848.
Der General-Agent der Leipziger Feuer-Versicherungs-Anstalt für die
Regierungs-Bezirke Köln und Koblenz.
Mainone.
Demokratische Gesellschaft.
Freitag den 8. September 1/2 8 Uhr Abends Versammlung bei Eisen
Komödienstraße.
Von 1/2 7 Uhr an werden die Karten sowohl für die rückständigen Monate als
für den laufenden Monat erneuert.
Der Vorstand.
Ein Unterhaus zu vermiethen, und können noch Zimmer dazu gegeben werden.
Gereonstraße N. 5.
Niederländische Handels-Gesellschaft.
Die Direktion macht bekannt, daß die Spezerei-Auktion der Gesellschaft für
1848, welche zu Rotterdam am Dienstag, den 3. Oktober, dieses Jahres,
abgehalten werden soll, aus folgende Quantitäten bestehen wird:
501 | Fässer | Muscatnüsse | Nr. 1, lagernd in Rotterdam. |
674 | Fässer | Muscatnüsse | Nr. 1, lagernd in Amsterdam. |
42 | Fässer | Muscatnüsse | Nr. IX., lagernd in Rotterdam. |
33 | Fässer | Muscatnüsse | Nr. IX., lagernd in Amsterdam. |
120 | Fässer | Muscatnüsse | Nr. 2, lagernd in Rotterdam. |
204 | Fässer | Muscatnüsse | Nr. 2, lagernd in Amsterdam. |
28 | Fässer | Muscatnüsse | Nr. 3, lagernd in Rotterdam. |
35 | Fässer | Muscatnüsse | Nr. 3, lagernd in Amsterdam. |
62 | Fässer | Muscatnüsse | Nr. 4, lagernd in Rotterdam. |
79 | Fässer | Muscatnüsse | Nr. 4, lagernd in Amsterdam. |
5 | Fässer | Muscatblüthen | A, lagernd in Amsterdam. |
12 | Fässer | Muscatblüthen | B, lagernd in Rotterdam. |
10 | Fässer | Muscatblüthen | B, lagernd in Amsterdam. |
45 | Fässer | Muscatblüthen | C, lagernd in Rotterdam. |
76 | Fässer | Muscatblüthen | C, lagernd in Amsterdam. |
137 | Fässer | Muscatblüthen | D, lagernd in Rotterdam. |
286 | Fässer | Muscatblüthen | D lagernd in Amsterdam. |
39 | Fässer | Muscatblüthen | E, lagernd in Rotterdam. |
12 | Fässer | Muscatblüthen | Geriß und Staub lag. in Rotterd. |
9 | Fässer | Muscatblüthen | Geriß und Staub, lag. in Amsterd. |
199 | Fässer | Amboina-Nelken | Nr. 2, lagernd in Rotterdam. |
276 | Fässer | Amboina-Nelken | Nr. 2, lagernd in Amsterdam. |
81 | Fässer | Amboina-Nelken | Nr. 3, lagernd in Rotterdam. |
130 | Fässer | Amboina-Nelken | Nr. 3, lagernd in Amsterdam. |
#1098/# | Bündel | Java-Zimmet, | lagernd in Rotterdam. |
#1045/# | Bündel | Java-Zimmet, | lagernd in Amsterdam. |
#9/2 | Bündel | Java-Zimmet, | lagernd in Amsterdam. |
81 | Packen | Java-Zimmet, | lagernd in Amsterdam. |
1148 | Ballen | Pfeffer, | lagernd in Rotterdam. |
2929 | Ballen | Pfeffer, | lagernd in Amsterdam. |
Die Muscatnüsse, Muscatblüthe und Nelken werden in Partien von zwei Fässern
verkauft, der Java-Zimmet und Pfeffer aber in Partien, wie sie durch die
Notizen angewiesen werden sollen.
Unter den oben angegebenen Quantitäten ist auch der noch unverkaufte Theil
der in der Auktion vom 17. September zurückgehaltenen Partieen mit
inbegriffen und gibt die Gesellschaft hiermit die Versicherung, daß sie vor
dem ersten September 1849 keine anderen dergleichen Spezereien an den Markt
bringen wird,
Die Muster sind am Freitag, den 25. August d. J., zu bekommen; die Notizen
und Verkaufsbedingungen werden zeitig ausgegeben.
Amsterdam, 21. August 1848.
Von der Oudermeulen, Präsident.
Goudswaard, Direktor z. Z. Sekretair.
Je demeure, Malzbüchel Nr. 7.
Joh. Maton, Prof. de langues.
Buchheimer Kirmeß. Größtes Kaiserzelt.
Mit Bezugnahme auf meine vorläufige Anzeige vom 1. d. Mts. beehre ich mich
einem verehrlichen Publikum ergebenst anzuzeigen, daß in meinem neuerbauten
elegant eingerichteten und geschmackvoll dekorirten größten Kaiserzelte am
Sonntag den 10., Montag den 11. und Dienstag den 12. d. Mts. Tanzmusik,
ausgeführt vom Musikkorps des Hochl. 25. Inf.-Regimts. Stattfinden wird.
Mittwoch den 13. d. Kaffee-Gesellschaft und große Harmonie.
Donnerstag den 14. d. Großer Abonnements-Ball, wozu die Karten während den
Kirmestagen im Zelte und an der Kasse zu 15 Sgr. zu haben sind.
Es wird mein eifrigstes Bestreben sein, durch vorzügliche reingehaltene Weine
jeder Qualität, besonders 1846r., so wie durch gute zubereitete Speisen und
prompte Bedienung das mir seit vielen Jahren geschenkte Vertrauen auch in
diesem zu rechtfertigen.
Mülheim, den 6. Sept. 1848.
Joh. Hub. Breuer.
Neue Kölnische Zeitung.
Für Bürger, Bauern und Soldaten.
Unter diesem Titel erscheint vom 10 September an eine neue Zeitung, deren
Richtung sozial-demokratisch ist. Sie wird die Interessen aller Klassen des
arbeitenden Volks vertreten, möge es in der Stadt oder auf dem Lande wohnen,
möge es ein bürgerliches oder ein Soldatenkleid tragen. Die Zeitung wird,
außer an Sonn- und Festtagen, täglich Abends, 1/2 Bogen stark, ausgegeben.
Man abonnirt in Köln „am Alten Ufer 5-7# eine Treppe hoch, auswärts (jedoch
erst auf das mit dem 1. Oktober beginnende Vierteljahr) bei den nächsten
Postämtern. Der Preis beträgt für Köln 7 1/2 Sgr. pro Monat, für andere Orte
22 1/2 pro Vierteljahr; der Preis für die 20 Tage des September 5 Sgr.
Einzelne Nummern sind à 6 Pfg. zu haben.
Köln, 7. Sept. 1848.
Die Herausgeber: F. Anneke und F. Beust.
Eine nußbaumene Kommode, ein Nachtskommodchen und eine Kinderbettlade sind
billig zu haben, bei Schmidt Mühlengasse Nr. 10.
Hr. Rolinger, Lehrer in Lüttich, rue de la régence Nr. 18, wünscht einige
junge Leute in Kost und Unterricht zu nehmen.
Wir erhielten wieder eine Sendung ganz frischer Austern und empfehlen solche,
so wie uns. übrigen Artikel als: Caviar, ger. Lachs, Sardellen, neue
Häringe, verschiedene Sorten Käse (worunter auch Chester-Käse) etc. etc. zur
gefälligen Abnahme, so wie zum Genusse auf unserer Austernstube bestens.
G. Bettger et Comp.
Glockengasse Nr. 28 ist das halbe Unterhaus zu vermiethen, zu Faßbinder,
Schreiner und derartiges Geschäft geeignet.
Es können zwei Studierende billig Kost und Logie haben an Lyskirchen Nr.
2.
Theater-Anzeige.
Freitag den 8. Sept.: (Zum Erstenmal).
Geistige Liebe.
Lustspiel in drei Akten von Lederer.
Hierauf (Zum Erstenmal): Die Maskerade im Dachstübchen.
Posse in 1 Akt von Meixner.