Deutschland.
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68
] Köln, 4. Sept.
Der Redakteur en chef der Neuen Rheinischen Zeitung, Karl Marx, ist, wie wir
bereits früher erwähnten, in einen Konflikt mit der preußischen
Unterthanenschaft gerathen. Diese Angelegenheit ist ein neuer Beweis von der
Art und Weise, in der man die Versprechungen des März zu eskamotiren sucht.
Wie sich die Sache verhät, geht aus folgendem Aktenstück hervor, das Marx an
den Minister des Innern, Hrn. Kühlwetter, abgesandt hat:
Herr Minister!
Ich erlaube mir hiermit, bei Ihnen Rekurs einzulegen gegen einen Beschluß der
hiesigen Königl. Regierung, der mich persönlich betrifft.
Ich verließ im Jahre 1843 meine Heimath Rheinpreußen, um mich einstweilen in
Paris niederlassen. — Im Jahre 1844 erfuhr ich, daß auf Grund meiner
Schriften vom Königl. Ober-Präsidium in Coblenz ein Verhafts-Befehl gegen
mich an die betreffenden Grenz-Polizei-Behörden abgegangen war. Diese
Nachricht wurde auch in Berliner censirten Blättern veröffentlicht. — Ich
betrachtete mich von diesem Augenblicke an, als politischer Flüchtling.
Später — Januar 1845 — wurde ich auf directe Veranlassung der damaligen
Preußischen Regierung aus Frankreich ausgewiesen und ließ mich in Belgien
nieder. — Da auch hier von der Preußischen Regierung Anträge auf meine
Ausweisung bei dem Belgischen Ministerium gestellt wurden, sah ich mich
endlich genöthigt, meine Entlassung aus dem Preußischen Staats-Verbande zu
fordern. — Ich mußte dies letzte Mittel anwenden, um mich solchen
Verfolgungen zu entziehen. — Daß ich nur aus Nothwehr meinen
Auswanderungs-Consenz verlagte, dafür ist der beste Beweis, daß ich in
keinem andern Staat das Bürgerrecht angenommen habe, obwohl es mir in
Frankreich nach der Februar-Revolution von Mitgliedern der provisorischen
Regierung angetragen wurde.
Ich bin nach der März-Revolution in meine Heimath zurückgekehrt und habe mich
in Köln im Monat April um das Bürgerrecht beworben, das mir auch vom
hiesigen Stadtrath ohne Anstand bewilligt wurde. — Die Sache ging nach dem
Gesetz vom 31. Dezember 1842 an die Königl. Regierung zur Bestätigung. Ich
erhielt nun vom hiesigen kommissarischen Polizei-Direktor, Herrn Geiger, ein
Schreiben folgenden Inhalts:
„Ew. Wohlgeboren benachrichtige ich, daß die Königliche
Re-„gierung nach Lage Ihrer bisherigen Verhältnisse von der durch „§ 5 des
Gesetzes vom 31. Dezember 1842 ihr beigelegte Be-„fugniß, einem Ausländer
die Eigenschaft als Preußischer Un-„terthan zu verleihen, zu Ihren Gunsten
für jetzt nicht Gebrauch „gemacht hat, Sie daher nach wie vor, als Ausländer
zu be-„trachten sind. (§ 15 und 16 des angef. Gesetzes.)
„Cöln den 3. August 1848.
„Der kommis. Polizei-Direktor (gez.) „Geiger.“
„An „den Herrn Dr. Marx Nro. 2678. Wohlgeboren hier.“
Ich halte den Bescheid der Königl. Regierung für ungesetzlich und zwar aus
folgenden Gründen:
Nach dem Bundesbeschlusse vom 30. März d. J. sind wahlberechtigt und wählbar
zur deutschen Nationalversammlung, auch die politischen Flüchtlinge, wenn
sie nach Deutschland zurückkehren und erklärt haben, ihr Staatsbürgerrecht
wieder antreten zu wollen.
Der Beschluß des Vorparlaments, der zwar keine direkte gesetzliche Bestimmung
hat, aber doch für die Aussichten und Verheißungen maßgebend ist, die dem
deutschen Volke gleich nach der Revolution gemacht wurden, gibt das aktive
und passive Wahlrecht sogar denjenigen politischen Flüchtlingen, welche im
Auslande Bürger geworden sind, aber ihr
deutsches Bürgerrecht wieder antreten wollen.
Jedenfalls ist aber der Bundesbeschluß und die darauf beruhende Wahlordnung
des Ministerium Camphausen in Preußen gesetzlich gültig.
Da ich durch meine Anmeldung zur Erwerbung des Niederlassungsrechtes in Köln,
mein deutsches Bürgerrecht wieder antreten zu wollen, deutlich genug erklärt
habe, so steht es fest, daß ich zur deutschen Nationalversammlung Wähler und
wählbar war, also mindestens das deutsche Reichsbürgerrecht besitze.
Wenn ich aber das höchste Recht besitze, das ein Deutscher haben kann, so
wird mir das niedrigere Anrecht auf das Preußische
Staatsbürgerrecht um so viel weniger verweigert werden können.
Die Königl. Regierung in Köln beruft sich auf das Gesetz vom 31. März 1842.
Auch dies Gesetz im Zusammenhang mit dem obigen Bundesbeschluß, spricht für
mich.
Man verliert nach § 15, 1) und 3) die Eigenschaft als Preuße durch Entlassung
auf Antrag des Unterthanen, oder durch zehnjährigen Aufenthalt im Auslande.
— Es sind viele politische Flüchtlinge nach der Revolution in ihre Heimath
zurückgekehrt, die über zehn Jahre im Auslande waren, also nach § 15 des
erwähnten Gesetzes die Eigenschaft als Preußen eben so gut verloren hatten,
wie ich. — Einige von ihnen z. B. Herr J. Venedey, sitzen sogar in der
deutschen National-Versammlung. — Die Preußischen „Landes-Polizeibehörden“
(§ 5 des Gesetzes) könnten also diesen deutschen Gesetzgebern ebenfalls,
wenn es ihnen beliebte, das Preußische Staatsbürgerrecht verweigern!
Schließlich halte ich es für durchaus ungehörig, daß die hiesige Königl.
Regierung resp. der Herr kommis. Polizeidirektor Geiger sich in der mir
gemachten Anzeigte des Wortes „Unterthan“ bedienen, wo das vorige sowohl wie
das jetzige Ministerium diese Bezeichnung aus allen ihren offiziellen
Aktenstücken verbannt haben, und dafür nur von Staatsangehörigen sprechen. —
Ebenso ungehörig ist es, selbst von meinem Preußischen Staatsbürgerrecht
abstrahirt, mich, einen deutschen Reichsbürger, als „Ausländer“ zu
bezeichnen.
Wenn ferner die Königl. Regierung mir „nach Lage meiner bisherigen
Verhältnisse“ die Bestätigung des Preußischen Bürgerrechts verweigert, so
kann dies sich nicht auf meine materiellen Verhältnisse beziehen, da selbst
nach dem Wortlaut des Gesetzes vom 31. Dezember 1842 nur der Kölnische
Stadtrath darüber zu entscheiden hatte, und zu meinen Gunsten entschieden
hat. — Es kann sich nur auf meine Thätigkeit als Redakteur en chef der Neuen
Rheinischen Zeitung beziehen, und heißt dann: nach Lage meiner
demokratischen Gesinnungen und meines oppositionellen Auftretens gegenüber
der bestehenden Regierung. — Wenn aber selbst der hiesigen Bezirks-Regierung
oder auch dem Ministerium des Innern in Berlin die Befugniß zustehen sollte,
was ich läugne, mir in diesem speziellen, unter den Bundesbeschluß vom 30.
März gehörenden Falle das preußische Bürgerrecht zu verweigern, — so könnten
doch derartige tendenzielle Gründe nur im alten Polizei-Staat, keineswegs
aber im revolutionirten Preußen, und bei seiner verantwortlichen Regierung
in Anwendung kommen.
Endlich muß ich noch bemerken, daß der Herr Polizei-Direktor Müller, dem ich
erklärte, nicht auf das Ungewisse hin meine Familie aus Trier nach Köln
übersiedeln zu können, mich versicherte, meine Renaturalisation werde keinen
Anstand finden.
Aus allen diesen Gründen verlange ich, daß Sie Herr Minister, die hiesige
Königliche Bezirks-Regierung anweisen, das mir vom hiesigen Stadtrath
bewilligte Niederlassungs- (Gesuch) Recht zu bestätigen und mir dadurch die
Eigenschaft als Preuße wieder zu verleihen.
Genehmigen Sie Herr Minister die Versicherung meiner vollkommenen
Hochachtung.
Köln den 22. August 1848.
Karl Marx.
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[
!!!
] Frankfurt, 1. September.
70. Sitzung der National-Versammlung. Präsident v. Gagern. Anfang 9 3/4 Uhr.
Tagesordnung:
1. Beantwortung von Interpellationen durch die
Reichsminister.
2. Berathung über den vom Abgeordneten Ludwig
Schwarzenberg, Namens des Ausschusses für Geschäftsordnung erstatteten
Bericht, die Wiedereröffnung der Gallerien betreffend.
3. Fortsetzung
der Berathung über den Artikel III. der Grundrechte des deutschen
Volkes.
Das Protokoll wird genehmigt. Dem Finanzausschuß wird die Kostenberechnung
der Deputation vorgelegt, welche den Reichsverweser aus Wien abgeholt
hat.
Dietsch vom Platze (links): Wie viel beträgt die Rechnung:
Präsident: 2300 Gulden. (Bagatelle!)
Zur deutschen Flotte sind eingegangen: von Gebrüder Rothschild durch Hrn.
Jucho übergeben 1000 Gulden. (!)
Heckscher, Minister des Aeußern: Ich habe Ihnen folgende Anzeigen zu machen:
Der braunschweigische Legationsrath Liebe, den wir als Gesandten nach dem
Haag geschickt haben, ist beauftragt, die deutschen Interessen in Limburg
wahrzunehmen. Nach Brüssel hatten wir den Grafen Keller bestimmt. (Links:
Davon wissen wir nichts).
Heckscher: Dann irre ich mich. Dieser hat die Mission ausgeschlagen und
General v. Drachenfels in Begleitung der Abgeordneten Münch geht dahin. Der
Gesandte der vereinigten Staaten von Nordamerika, Herr Donnelsol, hat uns
angezeigt, daß er in offizielle Beziehungen zur Reichs-Centralgewalt tritt.
Auf die Interpellation des Abgeordneten Wernher Betreffs Limburg habe ich zu
erwiedern, daß 1. der Gesandte im Haag zur Verwirklichung der bisher über
Limburg von der National-Versammlung gefaßten Beschlüsse beauftragt ist.
Seien sie überzeugt, daß das Reichsministerium die Rechte und die Ehre
Deutschlands u. s. w. u. s. w. 2. anlangend die vielen Petitionen und
Proteste gegen Uebergriffe der hölländischen Truppen in Limburg,
Beschimpfung der deutschen Fahnen und Farben, Belästigung durch vermehrte
Einquartirung etc. habe ich mit dem niederländischen Gesandten und dem
Gesandten für Limburg gesprochen. Ersterer hat den Ministerpräsidenten von
Leiningen Aktenstücke und Depeschen vorgelegt, deren Inhalt die Beschwerden
widerlegt. Die holländischen Soldaten hätten nur in Limburg die Ruhe
aufrecht erhalten sollen. Er (Heckscher) hat dem Gesandten gesagt, diese
Erklärung sei evasiv und zu allgemein; er verlange größere Beruhigung.
Hierauf hätte der Gesandte von Limburg ihm mitgetheilt: die Proklamation,
welche von der National-Versammlung ausgegangen, habe die Bevölkerung
Limburgs aufgeregt. Heckscher ist dieser Ansicht nicht, sondern meint, die
limburgischen Deputirten hatten diese Proklamation nicht in richtiger Form
bekannt gemacht. Der Gesandte von Limburg hätte ihm endlich versichert, die
deutschen Farben und Fahnen seien nirgends beschimpft worden. Eine einzige
Fahne hätte man abnehmen lassen, auf der die Worte gestanden „keine Abgaben
mehr.“ Im Ganzen stelle sich heraus, daß die Absichten der holländischen
Regierung keineswegs böswillig wären.
Zum Schluß Rechte und Ehre Deutschlands etc. wie oben.
Wernher von Nierstein: Ich beantrage als Entgegnung auf das, was der Minister
uns gesagt hat: 1. die von ihm vorgelesenen und theilweis gar nicht
verstandenen Actenstücke sind zu Jedermanns Einsicht in der Versammlung
aufzulegen. 2. Die National-Versamlung solle aussprechen, das Ministerium
habe in dieser Angelegenheit nicht den Grad von Beflissenheit gezeigt, den
es hätte zeigen sollen. (Links: Bravo!) Ein halboffizielles Blatt, das
„holländische Handelsblad,“ enthält sogar die Nachricht, die
National-Versammlug bereue ihre uber Limburg gefaßten Beschlusse. Eine
solche Nachricht und dazu die keineswegs widerlegte Beschimpfung der
deutschen Farben und Fahnen werde gewiß trostlos für die deutsche
Bevölkerung von Limburg sein.
Der Präsident bringt die Frage zur Abstimmung, ob die Versammlung die Anträge
Wernhers fur dringlich hält? Das Resultat ist zweifelhaft. Die Dringlichkeit
wird mit 233 gegen 160 Stimmen anerkannt. (Links: Bravo!)
Eisenmann: Mit großem Bedauern habe ich vernommen, daß die Versammlung diese
Anträge für dringlich hält (Links: Das ist Beschluß, davon kann gar nicht
mehr die Rede sein.) und daß man diplomatische Verhandlungen so übers Knie
brechen will.
Präsident: Zur Sache Herr Eisenmann.
Eisenmann: Der Antrag von Wernher sieht ja beinahe aus wie ein
Mißtrauensvotum. (Viele Stimmen: Jawohl!) Aber meine Herren, die Sache ist
ja noch ununtersucht. Man kann doch nicht eher ein Mißtrauensvotum geben,
bis man die betreffenden Akten eingesehen hat. Wenn Wernhers Anträge
durchgehen, muß ja das Ministerium abtreten. (Stimmen: Ja wohl!) Ich
beantrage Uebergang zur Tagesordnung.
Zimmermann aus Stuttgart beantragt, die Berathung über Wernhers Anträge bis
Montag zu vertagen.
Vogt: Als die Centralgewalt geschaffen wurde, beschlossen auch wir, sie
überall zu unterstützen und sogar das Ministerium, welches sein Entstehen
der von uns gemißbilligten Majorität verdankt, uns also selbst mißliebig
ist, beschlossen wir dennoch zu stützen, wenn es sich kräftig zeigen wurde,
wenn es zu seinem Wahlspruch machen würde „entweder — oder!“ Dies ist jedoch
keineswegs der Fall. Es zeigt sich überall lau und schwach. (Tiefe Stille).
So auch in Limburg. So war die Art des Bundestags. Herr Eisenmann versteht
unter Wernhers Antrag ein Mißtrauensvotum. Ich wurde mich wundern, wenn man
etwas Anderes darunter verstehen könnte. (Bravo).
Wernher (pathetisch): Wenn Zimmermann zwei Nächte zwischen die Berathung uber
meine Anträge schieben will, habe ich nichts dawider. (Auf die Tribune
schlagend). Wir wollen das Ministerium zwar stutzen, nicht stürzen, aber wir
wollen auch nicht die Lobhudler des Ministeriums sein. Europa soll wissen,
daß wir hier nicht zum Spaße sitzen.
Minister Schmerling ist fur sofortige Diskussion, damit man sich doch
rechtfertigen konne. (Centrum: Bravo!)
Heckscher dito. Auf den leisesten Tadel trete ich auf der Stelle ab.
(Centrum: Bravo!)
Rußer gegen Wernhers Anträge, weil sie sich selbst widersprechen. Es ist
darin Untersuchung der Aktenstucke und zu derselben Zeit schon ein
Mißtrauensvotum verlangt.
Heckscher noch einmal für sofortige Diskussion, damit ihm das schwere Gericht
der Anklage von den Schultern genommen würde. (Bravo im Centrum).
Venedey für Zimmermanns Antrag. Die Frage ließe sich nicht so plötzlich
entscheiden. Wenn das Ministerium sagt, „wenn ihr mir nicht traut, so trete
ich ab,“ so ist dies eine unangebrachte Empfindlichkeit. (Bravo links).
Schwerin hält das Ministerium nicht für schwach, sondern für kräftig und
beantragt einfache Tagesordnung.
Blum. Wenn das Ministerium getadelt wird, so hat es Recht abzutreten, aber
schon auf den Antrag hin abtreten zu wollen, diese Empfindlichkeit verstehe
ich nicht. Unterstützt Zimmermanns Antrag.
Waiz aus Gottingen meint, man wäre hier in keiner Kammer, sondern in einer
konstituirenden Versammlung. Deshalb gäbe es auch keine ministerielle
Partei. Das Ministerium könnte mit Sicherheit nicht auf 5 Mann rechnen.
(Verwunderung).
Lichnowsky. Wenn Wernhers Antrag auch noch kein Mißtrauensvotum ist, so
könnte er sich doch mit der Zeit in einen solchen formiren. (Gelächter).
Deshalb begreift er die Susceptibilität des Ministeriums vollkommen.
Minister Schmerling: Auf die Vorlage der Aktenstücke käme es nicht an. Die
Hauptsache wäre der zweite Theil des Wernher'schen Antrags.
Finanzminister Beckerath: Die vorliegende Frage muß heute behandelt werden.
Es frägt sich, ob das Ministerium in Bezug auf Limburg so viel geleistet
hat, wie es in der Kürze der Zeit hat leisten können. Nachdem über diesen
Gegenstand noch Schwerin, Löve, Waiz, Wesendonk, abermals Schwerin, Reh,
Kerst, Gagern gesprochen haben, stellt endlich der Präsident, trotzdem man
vorher die Dringlichkeit der Sache erkannt hat, trotz aller Einprache der
Linken, trotz aller Berufung auf die Geschäftsordnung, die Frage: „Will die
Versammlung über Wernhers Anträge zur einfachen Tagesordnung übergehen?“
Schwerin und seine Genossen erheben sich; die einfache Tagesordnung wird
unter Bravo verworfen, (um später einem noch traurigern Antrag Stedmanns
Platz zu machen).
Der Präsident frägt weiter: „Will die Versammlung alsbald ins Materielle der
Verhandlung eingehen?“ Antwort: Ja. (Die Linke bleibt sitzen).
Minister Schmerling sucht in einer langweiligen Rede das Ministerium zu
rechtfertigen. Ein früherer Bericht von ihm über die auswärtigen
Angelegenheiten, als er noch Minister war, sei beifällig aufgenommen worden.
Das jetzige Ministerium sei erst seit 14 Tagen komplettirt. Der Verkehr mit
dem Auslande könne noch nicht geregelt sein.
Heckscher: Ich erinnere an das Spüchwort: „die Kritik ist leicht, die Kunst
ist schwer.“ Ich trete mit reinem Gewissen vor Sie. Er erinnert abermals
daran, daß das Ministerium erst seit 14 Tagen komplett sei. Gesandte zu
machen, sei kein leichtes Geschaft. Er erinnert an die
Schleswig-Holsteinische Frage, die gerade jetzt auf dem Ministerium lastet
und man sollte jetzt schon die Frage über Limburg genugend losen? In beiden
Fragen sind die Großmächte Europa's auf die Seite unserer Gegner getreten.
(Links Bemerkungen).
Präsident: Ruhe. Das ist ja nicht zum Aushalten.
Heckscher: Ich glaube, wir verdienen keinen Tadel, aber wenn Sie uns tadeln,
treten wir ab, und dies ist keine Empfindlichkeit. (Bravo im Centrum. Links:
Ruhe).
[0474]
Gottschalk aus Baden begreift nicht, wie das Ministerium zu dieser
Delikatesse kommt. Ich glaube, es sucht seinen Tod. (Gelächter, ungezogene
Unterbrechungen).
Meine Herren, unterbrechen Sie mich nicht. Ich habe bis jetzt noch nie vor
Ihnen gesprochen, weil ich der Ansicht war, wie auch das deutsche Volk, daß
man hier viel zu viel spricht, aber sehr wenig thut. (Bravo).
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@facs | 0474 |
[
!!!
] Frankfurt.
Schluß des gestrigen Berichts.
Vogt. Die Peinlichkeit der Minister in dieser Debatte
zwingt mich noch einmal zu sprechen. Schmerling hat gesagt, erst seit 14
Tagen sei das Ministerium komplettirt. Aber vorher wäre ja auch schon ein
Ministerium von jenen berühmten 3 Männern gebildet gewesen. Auch dies hätte
in der ganzen Zeit seines Bestehens gar nichts gethan. (Sensation) Nicht
einmal die Notifikationen der Bildung der Centralgewalt an die fremden
Mächte geschickt, — was doch das Allerwenigste. Der jetzige Minister des
Aeußern habe gesagt, die Schleswig-Holsteinische Angelegenheit laste schwer
auf ihn. Das ist wahr, so schwer, daß das Ministerium wahrscheinlich
darunter erliegen wird. (Aufregung.) Meine Herren der Reichsminister hat
ferner gesagt, er arbeite Tag und Nacht. Das glaube ich, es frägt sich nur,
wie man arbeitet. (Zischen Rechts; sehr schwaches Bravo links.)
Wernher. Verwahrt seine Anträge unnöthiger Weise
gegen den Verdacht, als ob er mit Vogt übereinstimme.
Venedey (sehr sanft.) Der Reichsminister des Aeußern
hat gesagt, „daß alle europäischen Großmächte gegen uns sind,“ und daraus
gefolgert, „wir müssen uns so klein und bescheiden als möglich machen.“ Möge
aber die Welt gegen uns (!) stehen, wir wollen handeln, (schachern) wie es
unsere Pflicht ist.
Der alte Stedmann aus Koblenz beantragt, weil die
Minister sich hinlänglich gerechtfertigt, motivirte Tagesordnung.
Simon von Trier. Wie soll das Ministerium sich nach
Außen kräftig zeigen, wenn es im Innern keine Einheit und keine tüchtige
Politik entwickeln kann. Bei solch' schwankendem Zustande ist es allerdings
schwer, Männer zu finden die sich zu Gesandten hergeben. Daß übrigens ein
Minister, wie Hr. Heckscher gethan, sich mit der Schwierigkeit seiner
Stellung entschuldigt, finde ich wunderbar naiv.
Beckerath deklamirt auch einige Worte zur
Rechtfertigung.
Man reicht noch mehrere Anträge, theils auf Vertagung theils auf motivirte
Tagesordnung gerichtet, ein. Es spricht Heckscher noch einmal. Graf Schwerin
noch einmal zur Unterstützung des Ministeriums. Letzterer sagt unter Anderm:
Vogt scheint mir in einer Form von dieser Sache gesprochen zu haben, von der
ich nicht wünschte, daß sie Sitte in diesem Hause würde. Schluß der
Debatte.
Eisenmanns Antrag, über die Wernher'schen Anträge zur
einfachen Tagesordnung überzugehen, wird bei Zählung mit 213 gegen 197
Stimmen verworfen.
Stedmanns Antrag „zur motivirten Tagesordnung
überzugehen, weil das Ministerium hinlänglich gerechtfertigt (?)“ wird
angenommen.
Schmerling antwortet auf die Interpellation des
Marineausschusses wegen Errichtung eines Marinedepartements. 6 Millionen
sind zu einer deutschen Kriegsmarine genehmigt, und der Minister giebt die
Versicherung, daß die Nothwendigkeit eines Marinedepartements erkannt ist
und dasselbe errichtet werden wird, sobald das Ministerium Capacitäten dafür
gefunden.
Vogt vom Platz: Wo bleibt die Interpellation wegen
der Huldigung in Oesterreich? keine Antwort. Weitere Tagesordnung:
Bericht des Ausschusses für die Geschäftsordnung über den Antrag des
Abgeordneten Dietsch von Annaberg, die Wiedereröffnung von für die Zuhörer
bestimmten Räumen in der Paulskirche betreffend.
Schwarzenberg, Berichterstatter, unterstützt den
Ausschußantrag. Derselbe lautet:
„Die Nationalversammlung möge beschließen, daß die auf der Gallerie
befindlichen Räume dem Publikum zwar wieder geöffnet werden, das Büreau aber
die erforderliche Einrichtung treffe, daß nur eine beschränktere Zahl von
Zuhörern zugelassen werde und die Ordnung überall gehandhabt werden
könne.“
Dietsch aus Annaberg spricht für seinen Antrag.
Derselbe lautet:
„Daß die Oeffentlichkeit der Sitzungen in dem seitherig ausgedehnten Maaß
auch für die Zukunft erhalten, und die für die hörer bestimmten Räume in der
Paulskirchein keiner Weise eingeschränkt, oder zu andern Zwecken verwendet
werden.“
Der Präsident betheiligt sich an der Debatte und rechtfertigt sich gegen
einige Ausfälle von Dietsch.
Schlöffel. Aus Gründen der Gerechtigkeit und
Nützlichkeit spreche ich für diese Sache Das Volk muß seine Vertreter hören
und kontrolliren. Wir müssen den ärmern Theil Deutschlands, der selbst mit
Verlust seiner Zeit unsern Verhandlungen rege Theilnahme widmet, freudig
begrüßen. Er zahlt durch seinen Zeitverlust genügendes Entrée. Der
Kartenzwang, welcher nur den Vornehmern den Eintritt ermöglicht, ist ganz
unzulässig. Den Unfug auf der Damengallerie, (alle Welt sieht auf
Lichnowsky) der sogar durch Karrikaturen gerügt, hat der Präsident niemals
bemerkt. (Rechts: Ungezogene Unterbrechungen. Schallendes Bravo der
Gallerien.) Sie machen fruchtlose Versuche mich zu unterbrechen. (Der
Präsident unterbricht Schlöffel.) Der Präsident kann, wenn er will, mich zur
Ordnung rufen, aber trotz alledem werde ich die Wahrheit sagen und keine
Höflichkeiten. (Lautes Bravo!) Es steht schlimm um die Vertreter des Volks,
wenn sie erst durch Polizeimaaßregeln geschützt werden müssen. (Rechts:
Gelächter.) Schlöffel beantragt: Uneingeschränkte Zulassung aller
Zuhörer.
Lichnowsky beantragt: „Die Nationalversammlung solle
die am 9. August betreffs der Zuhörerräume vom Bureau getroffenen Maaßregeln
gut heißen und die leer gewordenen Räume zu Baulichkeiten für die
Bequemlichkeit der Abgeordneten benutzen.“
Wiesner. (Rechts: Schluß!) Weber in Wien nach Berlin
sind die Zuhörer auf so brutale Weise fortgerieben worden, wie von den
Vertretern des deutschen Volks.
Da heftiger Schlußruf sich vernehmen läßt, frägt der Präsident ob er die
Debatte schließen soll? Der Schluß wird verworfen.
Hr. Biedermann erinnert sich freudig daran, daß er
bei jener Sturmsscene in höchsteigener Person den Polizeidiener
gespielt.
Blum. Spricht sehr breit und langweilig.
Die Debatte wird geschlossen.
Wiesner beantragt zum großen Verdruß der Rechten,
namentliche Abstimmung, durch welche
Lichnowsky's Antrag mit 278 gegen 134 Stimmen
angenommen wird.
Ein Wiesner'scher Antrag, betreffend die
Unzulässigkeit aller Polizeimaaßregeln, so lange nicht die
Nationalversammlung selbst solche verlangt, wird verworfen und somit ist
Alles bestens abgethan.
Schluß der Sitzung gegen 4 Uhr. Morgen und Snnntag keine Sitzung. Montag
Fortsetzung der Grundrechte.
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@facs | 0474 |
[
pp
] Frankfurt, 3. Sept.
Der schleswig-holsteinische Krieg wird trotz des Anscheins, als sei er
wenigstens für einige Zeit beendigt, fortgesetzt werden. Wie ich aus guter
Quelle vernommen, hat nämlich die Centralgewalt dem abgeschlossenen
Waffenstillstand ihre Genehmigung versagt, einmal, weil der preußische
Unterhändler, General Below, den zu demselben Behufe von hier nach Schleswig
gesandten Unterstaatssekretär Gagern bei den Verhandlungen gar nicht
zugezogen, sondern ihn kurz bedeutet hat, er wolle ihm Mittheilung machen,
wenn der Waffenstillstand ratifizirt sei; dann aber
auch, weil in den betreffenden Bedingungen nur die Rede ist von den
Entschädigungen preußischer Schiffe. Max Gagern
kommt, ohne etwas ausgerichtet zu haben, hier wieder an. Darauf hat nun das
Reichsministerium gestern zwei Kouriere abgeschickt, den einen an Below, den
andern an Wrangel, dem die Fortsetzung des Krieges befohlen und für seine
stets bewährte deutsche Gesinnung Lob und Anerkennung ausgesprochen
wird.
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[
61
] Wien, 29. August.
Es ist mir ein im Namen der freien Söhne der kroatisch-slavonischen Nation
verfaßtes Manifest zur Hand gekommen, welches gegen das unter demselben
Namen in Agram erschienene, in der „Neuen Rhein. Ztg.“ vom 22. August
mitgetheilte Manifest gerichtet ist. Es wird darin unter Anderm gesagt: „Es
kam uns vor Kurzem aus dem am 5. Juni zu Agram begonnenen, dann
fortgesetzten und beendigten sogenannten Landtage ein Manifest zu Gesicht,
welches den Ausdruck des kroatisch-slavonischen National-Willens enthalten
soll. Da aber jene Kroaten und Slavonier, welche sich dabei nicht betheiligt
haben, ebenfalls zur Nation gehören, so sei es ihnen erlaubt, über jenes
Manifest ihre Bemerkungen zu machen.“ Nun wird gesagt, jenes Manifest sei
nicht der Ausdruck des National-Willens, sondern des Willens des Banus
Joseph Jellachich und einiger ihm zu Gebote stehenden Werkzeuge, weil die
Nation in jener Versammlung gar nicht vertreten gewesen. Jellachich habe
diese Versammlung nach eigenem Gutdünken zusammenberufen, indem er die
Abgeordneten theils selber ernannt, theils durch seine Kreaturen
durchgesetzt habe, um denselben nur allein seinen Willen aufdrücken zu
können. Gegen diejenigen, welche sich wider solche Maßnahmen versündigen
würden, habe Jellachich sodann das Standrecht eingeführt und auch die
Auslegung der Versündigung sich vorbehalten. Daher sei der Reichstag von
Agram nichts als eine Komödie, oder vielmehr eine Tragödie gewesen, zu
welcher Jellachich die Rollen vertheilt habe, während er selber nur ein
Werkzeug der reaktionären Kamarilla sei. Das Agramer Manifest trachte die
Rebellion Jellachich's aus zweierlei Gesichtspunkten zu rechtfertigen, aus
dem des natürlichen nämlich und aus dem des historischen Rechts. In erster
Beziehung prahle Jellachich mit den Phrasen: Gleichheit, Freiheit und
Brüderlichkeit, um die Kroaten zu bethören, während er in der andern
Beziehung behaupte, Ungarn habe Jahrhunderte hindurch eine Knechtung wider
alle seine Nebenländer ausgeübt. — Diese Knechtung sei in zwei Theile
gebracht worden, und zwar in eine hinsichtlich der Sprache, und in eine
andere hinsichtlich aller übrigen Rechte. — Was nun die Sprache betreffe, so
grenze es an Wahnsinn, den Ungarn einen Vorwurf zu machen, den nur die
ausgesuchteste Bosheit der Wiener Kamarilla erfunden, indem die Ungarn
niemals und durch kein Gesetz ihre Sprache, die ja seit 20 Jahren kaum ihre
eigene Geschäftssprache geworden, irgend jemand aufgedrungen hätten. Hätten
ja doch die kroatisch-slavonischen Landeskongregationen ebensowohl, wie die
ungarische Nation, noch im Jahre 1805 jede andere, außer der lateinischen
Sprache, durch ein vom Kaiser Franz bestätigtes Statut aus den öffentlichen
Verhandlungen verpönt und später unter andern Verhältnissen die Kroaten
sogar wiederholt verlangt, daß an der Agramer Dvorana (Universität) ein
Lehrer der ungarischen Sprache angestellt werde. Nachdem im Jahre 1825 Graf
Stephan Szochenyi im Oberhaus zuerst in ungarischer Sprache gesprochen, sei
es durch ein unter Zustimmung der kroatischen Deputirten entstandenes Gesetz
angeordnet worden, daß die kroatischen Deputirten noch sechs Jahre bei dem
ungarischen Reichstag ungarisch sprechen sollen, eine Frist, die kurz vor
dem gegenwärtigen ungarischen Reichstag in seiner zu Agram abgehaltenen
Landeskongregation das kroatische Volk gar nicht einmal abwarten zu wollen
erklärt habe. Der Wunsch sei nur gewesen, die heimischen Angelegenheiten in
kroatischer Sprache abzuthun, allein der Kaiser-König habe das darüber
beschlossene Statut im Jahre 1845 nicht bestätigen wollen, während der
ungarische Reichstag jenes vergebens erflehte Recht ohne weiteres verliehen
habe. Endlich sei es auf Ansuchen einer Behörde der Stadt Eszek, nach dem am
11. April 1848 erfolgten Schluß des ungarischen Reichstags von ungarischer
Seite sogar noch verstattet worden, daß jede kroatische Behörde mit einer
ungarischen in ihrer Muttersprache korrespondiren könne. „Jetzt mag also
sicher die ganze gebildete Welt urtheilen“, sagt das Manifest, ob auch nur
eine Spur einer Knechtung in der Sprache, ob irgend ein vernünftiger Grund
zur Rebellion aus dieser angeblichen Knechtung vorhanden ist, und ob ihr
euch im Rechte befindet, statt eure Wünsche, wenn ihr noch welche habt,
durch die Deputirten im gesetzlichen Wege dem gesetzgebenden Körper zu
unterbreiten, den Weg der Empörung wider Ungarn zu betreten. (Fortsetzung
demnächst).
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117
] Wien, 29. August.
Die heutige Reichstagssitzung wurde mit großen Erwartungen von Seiten des
Publikums eröffnet, — der Antrag Kudlich's sollte zur Abstimmung kommen.
Präsident Strobach hatte die zahllosen Amendements geordnet und zur
Fragestellung zusammengestellt, allein es blieb dennoch ein
parlamentarisches Monstrum, das jedem Schrecken einflößte. Kudlich stellt den Antrag, sämmtliche Amendements zu
beseitigen und die Abstimmung bis dahin jedenfalls zu verschieben, ferner
auch die Präsidial-Fragestellung zu vereinfachen; dieser Antrag findet zum
großen Verdruß des Präsidenten Strobach, der dadurch sein Meisterwerk mit
einem Schlage zernichtet sieht, Unterstützung. Eine langweilige Debatte war
die Folge dieses Antrags. Was darauf erfolgt ist, weiß ich nicht, da die
Debatte mich verscheuchte; ohne Zweifel aber wird man Morgen in der
Vereinfachung der Fragestellung fortfahren, da einige der Herren
Amendementssteller so gütig gewesen sind, ihre Zusatzbrocken zurückzuziehen.
— Im Anfang der Sitzung war ein sehr weitläufiger Protest Löhner's
vorgelesen worden, dem sich sehr viele, sogar reaktionäre Geister
angeschlossen hatten, und in welchem die gestrige büreaukratische
Parteilichkeit des Präsidenten Strobach, sowie sein Ordnungsruf Löhner's
gegeißelt wurde. Wie immer folgten darauf Interpellationen. Der Abgeordnete
Podlewski fragte nämlich zuerst den
Kriegsminister, ob es wahr sei, daß die Offiziere in Galizien sich durch
Katzenmusiken und laute Erklärungen gegen die Konstitution ausgesprochen und
gesagt hätten, sie würden mit Hülfe Radetzky's der Wiener Wirthschaft bald
ein Ende machen? Latour will untersuchen lassen, ist
aber entrüstet, daß man der k. k. Armee einen solchen Vorwurf mache. Schuselka frägt den Minister Wessenberg, warum
Oesterreich sich in öffentlichen Akten eine Dänemark befreundete Macht
nenne? Wessenberg gibt eine nichtssagende Antwort.
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61
] Wien, 29. August.
In der gestrigen Versammlung des demokratischen Vereins wurde darüber
berathen, ob der Verein zum Sturze des Ministers Schwarzer, oder vielmehr
zum Sturze des ganzen Ministeriums Doblhoff, beim Kaiser oder Reichstag
Schritte thun solle. Herr Julius Fröbel und Herr Marx waren als Gäste
zugegen und betheiligten sich beide von verschiedenen Standpunkten aus an
der Debatte. — Herr Julius Fröbel war der Ansicht, der Verein müsse sich
deßhalb an den Kaiser wenden, während Herr Marx behauptete, das
demokratische Prinzip befinde sich im Reichstag. Niemand wundert sich hier,
daß die Berliner „theoretischen“ sogenannten Demokraten sich praktisch mit
den Fürsten zu „vereinbaren“ suchen.
@xml:id | #ar094_008 |
@type | jArticle |
@facs | 0474 |
[
61
] Wien, 30. Aug.
Nach der heutigen „Presse“ ist der Minister-Präsident Batthyany nebst dem
Justizminister Deák hier angekommen, um die hiesige Regierung in den
ungarisch-kroatischen Wirren um Beistand anzugehen. Das Ministerium dürfte
jedenfalls dadurch in Verlegenheit gerathen, allein es wird ihm an
Ausflüchten doch schwerlich fehlen können.
@xml:id | #ar094_009 |
@type | jArticle |
@facs | 0474 |
[
61
] Wien, 30. August.
Reichstag. Nach langem debattiren, wie man die
feudalistischen Amendements-Monstra los werde, hatte man gestern die
Verhandlung vertagt, um eine Vereinbarung zu versuchen. In der heutigen
Sitzung wurde dieselbe vorgelegt.
Die Vereinbarung war durch eine Kommission geschehen, welche die
Amendementssteller am Nachmittage zusammenberufen hatte, um sie dahin zu
bewegen, ihre Sonderanträge in einen Antrag aufgehen zu lassen. Zuerst
jedoch bestieg Kudlich die Tribüne und ließ die Versammlung folgendes
Diktando schreiben:
1. Soll die Unterthänigkeit (nexus sub tutela) und alle dieselbe betreffenden
Gesetze aufgehoben werden?
Ein Abgeordneter (unterbrechend): Keine verkehrten Wörter, nichts
Lateinisches, wir sind Deutsche!
Kudlich: 2. Sollen alle Roboten und jeder Zehent, so
wie überhaupt alle aus dem Unterthäninkeitsverbande, dem Obereigenthume, der
Dorf und Schutzobrigkeit, aus dem Bergrechte, aus dem Hofteirechte, dem
bäuerlichen Lehnsverbande entsprungenen oder ihnen ähnliche Natural-, Geld-
und Arbeitsleistungen und Lasten des Haus- und Grundbesitzes einschließlich
aller Besitzveränderungsgebühren von nun an aufhören?
3. Soll für alle diese aufgehobenen Lasten gar keine Entschädigung geleistet
werden?
4. Soll es einer Kommission überlassen werden, vorzuschlagen, für welche
dieser Lasten eine Entschädigung zu leisten sei?
5. Soll für die nicht auf Privatverträgen beruhenden Lasten die Entschädigung
vom Staate geleistet werden?
6. Sollen für diese Kommission aus jedem Gouvernement drei Mitglieder des
Reichstags gewählt werden?
7. Ist darüber eine Proklamation zu erlassen?
Der Antrag wird unterstützt.
Lasser diktirt den Antrag der Kommission:
1. Soll die Unterthänigkeit und das schutzobrigkeitliche Verhältniß und alle
diese Verhältnisse normirenden Gesetze aufgehoben werden?
2, Ist Grund und Boden zu entlasten, und werden alle Unterschiede zwischen
Dominikal- und Rustikalgründen aufgehoben werden? u. s. w., folgen noch 7
bis 8 Nummern mit einem See von Unternummern, worauf ein großer Theil der
Amendementssteller seine Anträge zurückzieht und dann auch dieser sehr
konfuße Redaktionsantrag unterstützt wird.
Hierauf entspinnt sich eine allgemeine außerordentlich langweilige Diskussion
über den Vorzug unter beiden Anträgen, deren Resultat in diesem Augenblick
noch nicht erfolgt ist.
@xml:id | #ar094_010 |
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@facs | 0474 |
Wien, 29. Aug.
Als einen Beweis, wie sehr das gegenwärtige Ministerium an Popularität
verloren hat, führen wir die Thatsache an, daß unter den Wahlmännern der
Bezirke, in welchen die Herren Minister Bach und Schwarzer gewählt wurden,
Unterschriften für Adressen gesammelt werden, die ein förmliches
Mißtrauensvotum gegen dieselben enthalten. Die Adressen sollen bereits mit
zahlreichen Unterschriften bedeckt sein. (Gradaus.)
@xml:id | #ar094_011 |
@type | jArticle |
@facs | 0474 |
[
*
] Iserlohn.
Der Redaktion ist ein Schreiben aus Iserlohn zugegangen, wonach der Name des
Hrn. J. Dunker in dem in dieser Zeitung
veröffentlichten Briefe an Freiligrath gemißbraucht worden ist. Herr Dunker
hatte diesen Brief nicht geschrieben. Damit aber dies liebliche Aktenstück
nicht ohne Herrn bleibe, hat sich bereits ein Ritter gefunden, der den
hingeworfenen Handschuh vertreten will. Einer unsrer Kölner Mitbürger stellt
uns nämlich Folgendes zu:
Dem Hauptmann und Chef der Bürgerwehr in Iserlohn.
Die gerechteste Anerkennung seines offenen Briefs an den lumpigen
Freiligrath.
Möge die hohe Staatsbehörde jenem Frevler, — der es gewagt hat, durch seine
Aufwiegelung in Düsseldorf, die Gemüther gegen unseren allverehrten König zu
hetzen, resp. durch seine Schmähgedichte (Die Todten an die Lebenden) in
Mißstimmung zu bringen, die strengste Strafe auferlegen, falls diese
gerechte Bestrafung unterbleibt, so schließe ich mich mit vielen hiesigen
Bürgern dem Biedermanne Dunker aus Iserlohn an, von dem alterthümlichen
Faustrechte Gebrauch zu machen.
Köln, den 31. August 1848.
Wilh. Steckemesser.
@xml:id | #ar094_012 |
@type | jArticle |
@facs | 0474 |
[
103
] Berlin, 2. Sept.
Sitzung der Vereinbarer-Versammlung. Tagesordnung: Berathung des Berichts der
Centralabtheilung über den Gesetzentwurf, betreffend die Erhöhung der Steuer
vom Rübenzucker und Branntwein.
Die Central-Abtheilung zur Berathung dieses Gesetzes hat die beiden Artikel
desselben, von denen der erst die Rübenzucker-Steuer, der zweite die
Branntwein-Steuer, betrifft, wegen der Verschiedenheit der betreffenden
Fabrikationszweige und der dabei zur Frage kommenden Besteuerungsaufsätze
als zwei besondere Gegenstände behandeln zu müssen geglaubt und legt deshalb
für beide besondere Berichte vor.
Der Abgeordnete Schneider verliest den Bericht über
die Rübenzucker-Steuer. Nach langer nichtssagender Debatte kommt man endlich
zur Abstimmung. Es wird namentlich Abstimmung verlangt und hinreichend
unterstützt.
Der Gesetzes-Artikel, wie er vom Ministerium vorgeschlagen lautet:
„Die Steuer von dem im Inlande aus Rüben erzeugten Rohzucker, wird nach
Maaßgabe der provisorischen Verordnung vom 18. Juni d. J. vom 1. September
d. J an, zwei Thaler für den Zoll-Centner betragen und mit 3 Sgr. von jedem
Zoll-Zenter der zur Zuckerbereitung bestimmten rohen Rüben, erhoben werden.
—“
Mit 195 gegen 131 Stimmen angenommen. —
Ein Amendement des Abg. Unruh, daß die Steuerhöhung
erst am 1. September 1849 eintreten möge; dessen Annahme der Finanzminister
als eine Verwerfung des ganzen Gesetzes gleich zu achten erklärt hatte, wird
mit 175 gegen 136 Stimmen verworfen. —
Nach einem achtstündigen Kampfe ist das Ministerium endlich siegreich aus
diesem Gefechte hervorgegangen. Das Ministerium hatte alle Mittel angewendet
um die verschiedenen Parteien für seine Ansicht zu gewinnen. Für das Centrum
war keine genügende Veranlassung um in dieser bloßen Geldfrage gegen das
Ministerium zu stimmen, und die Mitglieder dieser Partei, wie Kosch und viele Andere entfernten sich vor der
Abstimmung um weder für noch gegen das Ministerium zu stimmen. Die Linke hat
sich heute an der Debatte kaum betheiligt, sie spart ihre Angriffe gegen das
Ministerium bis zum Aufruhrgesetz auf, welches wohl nächsten Donnerstag zur
Diskussion kommen wird. — Der Herr von Berg hat sich
mit seinem Antrage auf Tagesordnung sehr lächerlich gemacht. Er dachte
seinen Antrag im Geiste wohl für angenommen und sich nach Sanssouci zur
Bildung eines neuen Ministeriums berufen.
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@facs | 0474 |
[
103
] Berlin, 1 Sept.
Sitzung der Vereinbarungversammlung.
Abg. Behrends: In der Nacht vom 26.-27. August hat, unter Zuziehung von
Konstablern und Bürgerwehr, außer andern Verhaftungen, deren Gesetzmäßigkeit
oder Ungesetzlichkeit ich einstweilen unberücksichtigt lassen will, eine
polizeiliche Haussuchung im Lokale des hiesigen Handwerkervereins,
Johannisstraße Nr. 4, und in der Privatwohnung des Vereinsökonomen statt
gefunden; es haben die Polizeibeamten sich nicht damit begnügt, das Lokal
des Vereins und die Wohnung des Oekonomen zu durchsuchen, sondern haben
Letztern auch genöthigt, mit nach dem eine viertel Meile vor dem
Oranienburger Thore gelegenen Garten des Vereins zu gehen, und dort
befindliche, ihm nicht angehörige Kisten zu eröffnen, und haben endlich den
ganzen Garten durchsucht. Es hat dies Verfahren große Aufregung nicht blos
unter den Mitgliedern des Vereins hervorgerufen, sondern auch in der ganzen
Stadt die dem Vereine in seiner eben so besonnenen als ruhigen Haltung und
seiner wohlthätigen Wirksamkeit schon lange die größte Achtung bewiesen hat.
Das Ergebniß dieser Haussuchung war, daß man ungefähr 30 scharfe Patronen
und mehrere Hundert Platzpatronen, welche dem Verein als einem Theil der
Bürgerwehr, vom Kommando desselben als nothwendige Munition gegeben worden,
mit Beschlag belegte und mit fortnahm, welche jedoch noch im Laufe des Tages
zurückgestellt wurden.
Die Behörden haben sich an den in der Habeas-Corpus-Akte von der
Volksvertretung bereits ausgesprochenen Willen nicht gekehrt; sie drangen
mitten in der Nacht in die Wohnung ein und vermaßten sich sogar, in das
Schlafzimmer einer Wöchnerin einzudringen, um auch da ihre Untersuchungen
fortzusetzen. Die unrechtmäßige Haussuchung steht nicht vereinzelt da, es
haben in der letzten Zeit mehrere bei Kaufleuten statt gefunden; die Commis
haben während der Abwesenheit ihrer Prinzipale, welche ihrer Pflicht als
Bürgerwehrmänner nachkamen, die Pulvervorräthe hergeben müssen.
Ich frage daher den Hrn. Minister des Innern, welche Gründe vorlagen, um ein
die Heiligkeit der Wohnungen so schwer verletzendes Verfahren mitten in der
Nacht zu rechtferigen, ob die Polizeibehörde sich nicht Ueberschreitung
ihrer Amtsbefugnisse habe zu Schulden kommen lassen, und welche Anordnungen
der Herr Minister getroffen, um in diesem Falle die betreffenden Beamten zur
Rechenschaft zu ziehen.
Minister Kühlwetter erklärt, daß die Haussuchung auf das Gerücht einer
beabsichtigten Revolution statt gefunden, um dort nach Pulvervorräthen zu
forschen. Der Vorwurf, daß die Haussuchung zur Nachtzeit statt gefunden, sei
darin erledigt, da die Habeas-Corpus-Akte noch kein gültiges Gesetz sei.
Eine Ueberschreitung der bestehenden Gesetze habe aber nicht stattgefunden.
Auch sei der Oekonom des Vereins nicht genöthigt worden nach einem
entfernten Garten mitzugehen; vielmehr hat derselbe in einem mir hier
vorliegenden Protokoll selbst erklärt, daß er die Beamten ersucht hätte in
den Garten zu folgen. Was sonst noch in Berlin von Polizeiwegen geschehen
sei, kann ich als Minister natürlich nicht Alles wissen, ich bin ja nicht
die exekutive Behörde.
Abg. Behrends: Das Protokoll, wrrauf sich der Herr
Minister bezogen, ist ein ungesetzliches, denn nach einer mir zugegangenen
authentischen Mittheilung war kein Protokollführer bei dessen Aufnahme
zugezogen worden; der das Verhör leitende Beamte fertigte vor der erfolgten
Unterschrift des Oekonom erst noch eine neue Abschrift an, die er nicht
vorlas. Der Herr Minister hat uns nicht gesagt von wem die Denunziation
eingegangen ist. Wir wissen jetzt von welcher Seite dieselben einlaufen;
anonyme Denunziationen herbeizuschaffen ist sehr leicht. Ich trage darauf
an, daß der Herr Minister die sämmtlichen Akten in dieser Sache auf das
Büreau des Präsidenten zur allgemeinen Einsicht niederlege.
Minister Kühlwetter: Wenn sonst noch irgend eine
Ungesetzlichkeit stattgefunden werde ich dieselbe zur Untersuchung bringen
lassen; jedoch halte ich mich nicht für befugt, Aktenstücke einer
gerichtlichen Untersuchung hier zur Einsicht vorzulegen.
Sowohl der Berends'sche Antrag auf Niederlegung der Akten auf das Büreau, als
der des Abg. Schramm auf Fortsetzung der Debatte wird verworfen.
Abg. D'Ester über eine dringende Interpellation. Erzählt, daß nachdem der
größere Landständische Ausschuß der Lausitz eine Protestation an den König
gerichtet gegen die Aufhebung der Grundsteuerbefreiung etc., jetzt sogar der
Graf Löben als Landschaftsältester einen Kommunallandtag der Provinz#ausitz
zu Montag den 4. September zusammenberufen habe.
[0475]
Die Dringlichkeit dieser Interpellation wird mit großer Majorität
angenommen.
D'Ester liest die betreffenden Aktenstücke, die Protestation an den König und
das Einberufungsschreiben wörtlich vor. Diese Vorlesung erregt ungemeine
Heiterkeit, denn die Lausitzer Ritterschaft fängt damit an, daß sie ihre
verfassungsmäßigen Rechte auf die mit dem König Johann von Böhmen im Jahre
1390 abgeschlossenen Privilegien begründen wollen. Die Lausitzer Kreisstände
wollen ferner für sich mit dem Könige ihre neuen Privilegien vereinbaren,
und erklären, daß sie die Beschlüsse der Vereinbarerversammlung nicht
anerkennen werden, indem dieselbe nur berufen sei, eine Verfassung mit der
Krone zu vereinbaren. — Er frägt den Minister, ob derselbe Kenntniß von der
Einberufung des Lausitzer Kommunallandtages habe, und welche Maßregeln er
gegen diese Uebergriffe ergreifen wolle?
Der Minister des Innern erklärt, daß er bis jetzt auch nicht das Geringste
von diesen Vorfällen wisse; werde aber noch heute das Erforderliche
anordnen.
Abg. Behnsch beantragt den von der Kommission zur Untersuchung der Zustände
des Großherzogthums Posen, vorgestern gefaßten Beschluß, worüber der Bericht
gestern Abend gedruckt vertheilt wurde, wegen der Dringlichkeit sofort vor
der Tagesordnung zu berathen. Mit großer Majorität angenommen.
Die Reichsversammlung zu Frankfurt a. M. habe am 26. Juli
„die Aufnahme derjenigen Theile des Großherzogthums Posen,
welche auf den Antrag der königl. preußischen Regierung durch einstimmige
Beschlüsse des Bundestages vom 22. April und 2. Mai in den deutschen Bund
aufgenommen worden sind, bestätigt,“ und
„die vor dem königl. preuß.
Kommissar, General Pfuel, am 4. Juni angeordnete vorläufige
Demarkationslinie zwischen dem polnischen und dem deutschen Theile vorläufig
anerkannt, sich aber die letzte Entscheidung über die zu treffende
Abgränzung zwischen beiden Theilen nach dem Ergebniß weiterer von der
Centralgewalt zu veranstaltender Erhebungen vorbehalten.“
Angesichts dieser Beschlüsse der Frankfurter Reichsversammlung erachtet sich
die Komission für verpflichtet, obwohl sie noch nicht im Stande ist, der
hohen Versammlung einen auch nur einigermaßen erschöpfenden Bericht über den
ganzen Stand der Dinge abzustatten, vorläufig den Antrag zu stellen:
„Die Versammlung wolle das Staatsministerium ersuchen, bis
dahin, wo die Kommission im Stande sein wird, das Endresultat ihrer
Berathungen vorzulegen, die vorläufige Demarkationslinie im Großherzogthum
Posen nicht definitiv feststellen zu lassen.“
Die Abgeordneten Auerswald und Geßler tragen trotz der beschlossenen
Dringlichkeit darauf an, die Diskussion bis Montag zu vertagen. Geßler
erklärt, daß man durch die Annahme des Antrags vielleicht mit der
Frankfurter Versammlung in Differenzen gerathen könne, und dies der
Ueberlegung bedürfe.
Da der Minister des Innern sich für die Vertagung bis Montag ausspricht, so
geht man zur Berathung des Berichts der Central-Abtheilung wegen
Unterstützung der in ihren Civilverhältnissen verarmten Krieger aus den
Feldzügen von 1813, 1814 und 1815.
Abg. Feyerabend verliest den sehr langen Bericht der Central-Abtheilung über
die verarmten Krieger.
Die Central-Abtheilung stellt folgende Anträge:
1. die den Kombattanten aus den Jahren 1813-1815 durch die Kabinetsordre vom
13 März 1846 in den Stufen 12 und 11 B. zugestandene Klassensteuerbefreiung
wird auch auf die Steuerstufe 11 A. ausgedehnt.
2. Die nach Beendigung des Krieges bei dem Ausscheiden aus dem Dienste
erfolgte Verzichtleistung auf Invaliden-Ansprüche wird als nicht geschehen
betrachtet.
3. Für den Anspruch auf Unterstützung genügt der Nachweis der Dürftigkeit und
die Beibringung einer ärztlichen Bescheinigung darüber, daß die Invalidität
in Folge der Kriegsstrapazen eingetreten ist, selbst wenn auch keine
Verwundung nachgewiesen wird.
4. Den anerkannten Unterstützungsberechtigten wird nach Vollendung des 60.
Lebensjahres, im Fall wirklicher Hülfsbedürftigkeit der erhöhete
Unterstützungsbetrag von resp. 2 Thlr. und 3 Thlr. monatlich gezahlt,
und
5. Die Anzahl der noch lebenden und verarmten Krieger, welche keine
Invaliden-Unterstützung beziehen, ist zu ermirteln, und wird bis zum
Eingange dieser Nachricht der weitere Beschluß vorbehalten.
Zahlreiche Amendements verlangen ausreichende Unterstützung von wenigstens 5
Sgr. täglich. (60 Thlr. jährlich).
Minister Hansemann: So sehr ich auch die Verdienste der Krieger anerkenne, so
muß ich doch die Pflichten meines Amtes wahrnehmen. Die Versammlung möge
sich hüten, Ausgaben zu votiren, deren Umfang sie gar nicht berechnen könne.
Erklärt sich gegen die Amendements und für die Central-Abtheilung.
Abstimmung: Alle Amendements werden verworfen, nur das des Abg. Sänger: „Die
Unterstützung auch auf die Invaliden der Jahre 1806 und 7 auszudehnen,“ und
ein zweites Amendement: „Auch die invaliden Krieger aus allen französischen
Kriegen, die sich im ganzen preußischen Staat befinden, hinzuzuziehn,“
angenommen, ebenso die sämmtlichen fünf Anträge der Central-Abtheilung.
Auf Antrag der Petitions-Kommission wird noch die Bildung einer Kommission
für medizinische Angelegenheiten gebidet. Ueber die Art der Zusammensetzung
entsteht noch eine Diskussion, da Dr. D'Ester beantragte sie solle aus allen
Aerzten und Apothekern, die sich in der Versammlung befinden, bestehen.
Jedoch wird der Antrag der Petitions-Kommission, daß jede Abtheilung ein
Mitglied für diese Kommission zu wählen habe, angenommen.
Schluß der Sitzung.
@xml:id | #ar094_014 |
@type | jArticle |
@facs | 0475 |
[
35
] Berlin, 1. Sept.
Es wird nächstens in der Vereinbarungsversammlung ein Antrag eingebracht
werden, welcher die Genehmigung der Versammlung zur gerichtlichen Verfolgung
des Abgeordneten Lisinski verlangt, weil, wie in dem Antrage behauptet wird,
derselbe der Erregung von Aufruhr verdächtig sein soll.
@xml:id | #ar094_015 |
@type | jArticle |
@facs | 0475 |
[
103
] Berlin, 1. Sept.
Die Vertrauensmänner der hiesigen Bürgerwehr, welche bekanntlich eine
Repräsentation der sämmtlichen 120 Kompagnien bilden, indem jede Kompagnie
einen Vertrauensmann zu dieser Versammlung gewählt hat, haben in ihrer
letzten Sitzung folgende Beschlüsse gefaßt:
1) Die Bürgerwehr Berlins erklärt ihre Mißbilligung über das Benehmen des
Kommando's bei der Haussuchung im Lokale des Handwerkervereins, und ihre
Zustimmung zu dem Benehmen des Corps der jüngern Kaufleute, welches
thatsächlich gegen den blinden Gehorsam protestirt.
2) Die Bürgerwehr stellt beim Kommando den Antrag: dahin zu wirken, daß die
Bürgerwehr nicht mit der Schutzmannschaft gemeinschaftlich und zur
Unterstützung der Schutzmänner verwendet werde, bevor die letzteren nicht
verfassungsmäßig organisirt sind.
@xml:id | #ar094_016 |
@type | jArticle |
@facs | 0475 |
[
12
] Liegnitz, 30. August.
Heute Vormittag 12 Uhr ist der Buch- und Steindruckerei-Besitzer Harry
d'Oench wegen Majestäts-Beleidigung besteht in der Herausgabe einer
lithographischen Zusamstellung einer hochschwangern Jungfrau mit einem
Seilschwenker, mit der Seitenschrift: „Ich stelle mich an die Spitze der
Bewegung“ und mit der Unterschrift: „Preußen geht in Deutschland auf.“
@xml:id | #ar094_017 |
@type | jArticle |
@facs | 0475 |
[
*
] Bremen, 1. Septbr.
Der „Bremer Zeit.“ wird aus dem südlichen Holstein unterm 31. August
geschrieben:
„Um den Deutschen die Schmach ihrer, ihnen durch die Frankfurter und Berliner
Diplomaten herbeigeführten thatlosen Haltung bis zuletzt fühlen zu lassen,
haben die Dänen nicht nur ihre einzelnen Neckereien an der jütschen Gränze
fortgesetzt, sondern noch ehegestern die Hamburger Lootsengalliot und das
Lootsenschiff an der Eider aus Uebermuth und Muthwillen geraubt!!
@xml:id | #ar094_018 |
@type | jArticle |
@facs | 0475 |
[
*
]
Unter allen Bedingungen des Waffenstillstandes ist für uns Deutsche und
unseren Geldbeutel folgende am ergötzlichsten:
„Deutschland bezahlt die Kosten der schwedischen Hülfssendung und Schweden
garantirt Dänemark 2 Millionen für die freizugebenden genommenen deutschen
Schiffe, so daß, wenn der Friede nicht mit Dänemark und Deutschland zu
Stande kommt, Schweden Dänemark diese zwei Millionen bezahlt und sich dafür
an Deutschland hält.
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@type | jArticle |
@facs | 0475 |
[
*
] Hamburg, 2. Septbr.
Nach der Rostocker Zeitung werden die Friedensunterhandlungen zwischen
Deutschland und Dänemark in Lübeck stattfinden. Der Hamburger Dampfer raucht
schon, der auf Befehl des preußischen Ministeriums geheizt worden, um 6 oder
7 Uhr die mit Kourierpferden aus Lübeck kommenden dänischen und preußischen
Offiziere nach Cuxhaven zu bringen, daß sie die Blokade aufheben.
@xml:id | #ar094_020 |
@type | jArticle |
@facs | 0475 |
Aus dem südlichen Holstein, 1. Sept.
Heute Mittag verbreitete sich in Altona das bis jetzt aller Begründung
entbehrende und, bei der äußern Lage der Dinge, auch höchst
unwahrscheinliche Gerücht, in Kiel sei die Republik
proklamirt. Aber doch spricht dies Gerücht eine höchst
beachtenswerths Thatsache aus, und bezeichnet das, was man von der Stimmung
der Gemüther in der geistigen Hauptstadt der Herzogthümer möglich hält. Für
die Verbindung mit Dänemark findet sich, außer in den beiden Aemtern
Hadersleben und Tondern, nirgend eine nur irgend beachtenswerthe Minorität,
eben so wenig als auch für das Haus Augustenburg, für welches und gegen die
Republik Friedrich Wilhelm IV. seine Garden Anfang April nach
Schleswig-Holstein sandte.
[(Brem. Z.)]
@xml:id | #ar094_021 |
@type | jArticle |
@facs | 0475 |
[
*
]
Wie die Stimmung in den Herzogthümern beschaffen ist, davon giebt auch
folgende Stelle in der „Schleswig-Holsteinischen Zeitung“ einen Begriff:
„Es ist mancher schon jetzt der Meinung, daß Deutschland im April sicherer
gethan hätte, mehr zu wagen; und nicht Wenige, die bisher keineswegs an eine
neue Umwälzung dachten, sind durch die letzten Ereignisse geheilt worden von
ihren konstitutionellen Sympathien. Unser Widerstand
kann hier in einer Zeit, wo Alles wandelbar ist, und heute wankt, was
gestern felsenfest stand, vielleicht von unberechenbaren Folgen sein.“
@xml:id | #ar094_022 |
@type | jArticle |
@facs | 0475 |
Lübeck, 1. Sept.
Der lange erwartete Waffenstillstand zwischen Deutschland und Dänemark ist
endlich gestern durch die in Lübeck erfolgte Auswechselung der
Ratifikationen der am 26. v. M. in Malmö abgeschlossenen Konvention
definitiv zu Stande gebracht worden und wird sofort durch Aufhebung der
Blokade seine Ausführung erhalten.
@xml:id | #ar094_023 |
@type | jArticle |
@facs | 0475 |
Mannheim.
Wie die Mannh. Abdz. erzählt, wurde in Mannheim am 1. Sept. Abends, nachdem
ein Fackelzug zu Ehren Grohe's und seiner Vertheidiger Brentano und Eller
von der Polizei verboten, denselben im Garten des Badener Hofes ein
Ständchen bei Fackelschein gebracht. Als hierauf die Anwesenden den Herren
Eller und Brentano auf dem kurzen Weg nach ihrem Gasthof (dem Weinberg)
Geleit gaben — wobei die Reste einiger wenigen Fackeln leuchteten — seien
kurhessische Soldaten, badische Gensd'armen und Polizeisoldaten mit
gefälltem Bajonnet ihnen entgegengetreten, wobei wehrlose bei dem Zuge ganz
unbetheiligte Personen auf der Straße angefallen und mißhandelt, Weiber und
Mädchen durch Bajonnetstiche verwundet wurden.
Französische Republik.
@xml:id | #ar094_029 |
@type | jArticle |
@facs | 0475 |
[
15
] Paris, 2. Sept.
Die Herren Bourgeois haben entdeckt, daß wenn die übermäßige Arbeitsfrist der
Ouvriers durch ein Dekret vermindert werde, dies eine „unsittliche,
ungerechte, unerträgliche“ Beschränkung der Freiheit eben dieser Ouvriers
sei, wogegen man die „Unglücklichen“ auf alle Weise schützen müsse. Hr. Leon
Faucher, der „kühne Denker“, Hr. Charles Dupin, der „hohe Geist“, waren
dreist genug, diesen Satz auszusprechen. Letzterer beschenkte die
Versammlung noch mit einigen seiner beruchtigten Zahlenexempel und
statistischen Data, z. B. der Nationalreichthum wachse seit 1789 täglich
trotz aller Umstürze, und heute kämen 125 Franken auf den Kopf bei etwaiger
gleicher Vertheilung was dreimal mehr sei wie vor 89. Auch erfuhr man, daß
kurz vor der Februarrevolution die Arbeiter vor lauter Geldüberfluß kaum
gewußt wohin, und glücklicherweise sich desselben auf der Sparkasse
entledigen konnten: wo sie runde neun Millionen in 6 Wochen deponirt;
folglich habe das Volk nicht aus Misere damals revolutionirt. Ferner ließen
die Bourgeois sich von ihrem „gelehrten und kühnen Denker“ erzählen, wie die
Lebensdauer in Frankreich seit 89 zu-, die Summe der Todesfälle abgenommen,
der „Gebrauch der Strümpfe und Halsbinden im Volk“ sich verallgemeinert,
kurz die Lage des Arbeiters „recht gehäbig“ geworden. „Nicht nur kühne und
gelehrte Denker, ruft La Republique, tragen Krawaten und Strümpfe bei uns,
sondern sogar — es ist auffallend, — auch Jaques Bonhomme (d. h. der gemeine
Mann). Um dies Mirakel zu thun, brauchte die Bourgeoisie in zärtlicher Liebe
zum Volke circa 59 Jahre; was wird sie erst in fernern 59 Jahren diesem
bestrümpften und bekrawateten Volke bescheert haben! Hr. Dupin hat ihr ja
wieder, seit 30 Jahren gewiß zum 30sten Male,
vordemonstrirt das Arbeitsvolk sei glücklich, erspare, hasse alle
Arbeitsorganisirer und Sozialisten, abreite mäßig und bete seine
Arbeitsherren an. So etwas heutigen Tages sich vorplaudern lassen, das thut
dem Ohr wohl, man muß leider meist das Unkengeschrei der
Sozialumwühler hören. Bitte, Herr Dupin, demonstriren Sie weiter!
und Sie, Herr Leon Faucher, biederer Verfechter der menschlichen Freiheit, großer würdiger Kapitalist, der Sie
auffahren wie vor einer Klapperschlange vor dem Plane der Regierung, die
Fabrikstunden auf zwölf als Maximum zu fixiren, und gerührt rufen: man darf
nicht die Freiheit des Arbeiters so beschränken!
Bitte, fahren Sie fort, Hr. Leon Faucher, Sie kommen noch weit.“ — Die Klubs
wehren sich; gestern war ich in dem von Bonne Nouvelle (wo einst der
Barbes'sche, und der durch die bekannte Pariser Bande reicher Modeaffen und
Tagediebe auf die schamloseste Weise dreimal gesprengte Frauenklub gewesen);
es ward über die Kammersitzung rapportirt und über eine Hypothekarleihbank
diskutirt; auch eine Petition um Aufheben des Belagerungszustandes
beschlossen, da erst dann eine genügende Diskussion über die in Kurzem
stattfindenden Ersatzwahlen möglich werde. Bouleward du Temple ist ein
kleinerer Klub, unter dem Namen „Socialistenkursus“, wo folglich auch Kinder
und Frauen Zutritt haben; der junge Dameth präsidirt, wie im Bonne Nouvelle
Bernard, beide Mitarbeiter der Demokratie pacifique, aber keineswegs mehr
abstrakte Fourieristen. Ein anderer ist der Klub „de L'Organisation du
Travail“. Es wird im Prospektus zur Formirung von Gruppen zu je 10 Personen
aufgefordert (gleichviel welches Geschlechts, nur die Existenzmittel müssen
vorhanden sein und socialistische Gesinnung); zehn Gruppen bilden eine
Serie, zehn Serien eine zusammengesetzte Serie. „Zweimal Monats erscheint
ein Bülletin mit Adressen der so Associirten, mit
Arbeitsgesuchen und Arbeitsnachweisungen, mit Projekten und Kritiken von
Associationssystemen zwischen Patronen und Arbeitern, damit möglichst bald
in allen Werkstätten, die einem Mitgliede dieser Gesellschaft gehören, das
Salariat schwinde. Später wird ein Journal
erscheinen, und eine volksverständliche Socialbibliothek. Die Geldbeiträge
und Aktien werden später zu Societätsmagazinen u. dgl. verwandt, zu
Zehrungszetteln bei Arbeitsmangel, zu Vorschuß von Arbeit, Rohstoff,
Instrumenten und Geld; später wird eine Produktenaustauschbank versucht,
nebst Landkauf und Kolonisationen.“ Mittlerweile lodert schon hie und dort
der Bürgerkrieg in den Reihen der uniformirten Nationalgarde.
— Es wird in Montpellier nochmals gewählt, und man erwartet dann ein
allgemeines Aufziehen der weißen Lilienfahne der Bourbons im ganzen Süden.
In Nimes klopften sich so eben Kalvinisten und Katholiken, in Arles schrieen
die Nationalgardisten „es lebe der König“; in den Thernes bei Paris sind
zwei Bourgeoiskapitäne mit Junikreuzen beehrt worden (
trotz der Weigerung einer Kommission dieser Banlienelegion) und
zwar zwei wüthende
[0476]
Philippisten; auf Zuredestellen ward ihr
der Bescheid vom Major: „es seien ja zwei gute Diener des Königs und die
Republik sei nur ein Schemen“; worauf alle Offiziere ihre Degen mit Grimm —
nicht etwa zogen und den Rebellen arretirten, sondern auf die Erde legten
und ihren Abschied gaben. Der Zweck war erreicht: die Legion ist gesprengt.
Andererseits steigt der Groll zwischen Linieninfanteristen und Mobile;
vorgestern wurden letzterer sechs Junihelden von jenen halbtodt geprügelt,
einer getödtet, mit den Worten: „Ihr Nichtsthuer, ihr Pariser Straßenbuben #
30 Sous per Tag“ (die Linie hat nur 6) „wir haben kein Kreuz für den Juni
bekommen, wollen keins, wollen euch spicken (larder)“. Der Sie#cle ringt die
Hände.
@xml:id | #ar094_030 |
@type | jArticle |
@facs | 0476 |
Paris, 1. Sept.
Buvignier, nicht Trelat, wird die franz. Republik bei der Centralbehörde in
Frankfurt vertreten.
— Nationalversammlung. Sitzung vom 1. Sept. — An der
Tagesordnung ist die Diskussion eines Kredits von 600,000 Frs. zur
Ermunterung der Tischler und der Bronce-Industrie.
Souteyra bekampft den Kredit. „Immer Paris und immer nur Paris!“ ruft das
ehrenwerthe Glied ungeduldig aus, während doch das Elend in den Departements
nicht minder berucksichtigenswerth ist. Ihm zufolge wird der verlangte
Kredit nicht der Industrie, sondern nur einigen Wechseljuden des Faubourg
St. Antoine auf die Beine helfen.
V Grandin glaubt nicht, daß jene Summe nur den Wechseljuden zu Gute kommen
werde. Viele Arbeiter seien bis über die Ohren verpfändet. Jene 600,000 Frs.
sollen kein Almosen, sondern ein Darlehen sein
Souteyra will ihnen diese Staatshülfe nicht schmälern, mochte sie jedoch auf
die Provinzen ausgedehnt wissen.
Nach diesem Vorpostengefechte ging der verlangte Kredit durch.
Parieu überreicht den Bericht über die neue Erbschaftssteuer. Der Ausschuß
verwirft das progressive System und dringt auf Beibehaltung des bisherigen
verhältnißmäßigen (système proportionnel)
Senard, Minister des Innern, beantragt abermals 1 Million Frs. als Almosen
für die Pariser Arbeiter und 1 Million Frs. fur die bürgerlichen
Wohlthätigkeitsbureaux.
Tagesordnung die Berathung der Versammlung über einen Antrag Labordère's auf
Wiederherstellung der Schuldhaft (contrainte par corps).
Wolowski, bei dessen Auftreten der ganze Saal in der Regel in ein
fürchterliches Gelächter ausbricht: „Gestern habe ich ein Dekret der
provisorischen Regierung bekämpft, heute unterstutze ich ein Dekret
derselben Regierung.“ (Gelächter.) Die Leibhaft sei ein Ueberbleibsel der
Barbarei, eine moderne Tortur u. s. w. Er bekämpft sie.
Reynard stellt den Zusatz, der die Verhaftung des Schuldners dem Ermessen des
Richters überläßt.
#oudet bekämpft den Zusatz.
Cremieux, Vater dieser Dekrete, erhebt sich zur Vertheidigung seiner
Kinder.
Senard erklärt sich im Namen der Regierung für Wiedereinführung der
Li#haft.
Abstimmung: Zahl der Stimmenden. 693,
absolute Mehrheit 347,
für
Wiedereinfuhrung der Leibhaft. 456,
gegen dieselbe. 237.
Die Leibhaft ist wieder eingeführt.
Lichtenberger: Ob es nicht angemessen sei, vor Berathung über den
Verfassungsentwurf seinen Antrag auf Aufhebung des Belagerungsstandes zu
diskutiren.
Die Versammlung antwortet bejahend und setzt die Berathung auf morgen
fest.
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@type | jArticle |
@facs | 0476 |
Paris, 2. Sept.
In allen Blättern nur Italien, nichts wie Italien. Die Patrie schickt nicht
weniger als vier Kriegsschiffe ins adriatische Meer; die Touloner
„Demokratie“ beschränkt diese Zahl auf zwei, die „Liberte“ läßt ein Korps
nach dem andern über die Alpen ins Feld rücken und selbst der Rothschildsche
Moniteur, das Journal des Debats, legt dem General Cavaignac Befehle in den
Mund, die ein starkes Geschwader rüsten u. s. w.
Alle diese Angaben erklärt der National als baare Erfindung.
Während er gestern selbst noch in die Kriegstrompete blies, wechselt er
plötzlich seine Sprache.
— Der National sagt: „Bis heute (2. Sept.) ist rücksichtlich der bewaffneten
Intervention Frankreichs noch nichts entschieden. Die Antwort Oestreichs,
obgleich wenig befriedigend, enthält im Grunde keine absolute Weigerung der
Annahme der Mediation Englands und Frankreichs.
„Verheimlichen wir uns indessen nicht, daß die östreich. Antwort, sowie sie
ist, die Regierung der franz. Republik keineswegs von der Nothwendigkeit
entbindet, ihre Mediationsanträge durch eine Demonstration zu
unterstützen.
„Oestreich gibt nur einen einzigen Grund als Motiv seiner Weigerung an. Es
unterhandle, sagt es, direkt mit Piemont. Ohne zu untersuchen, ob Piemont
das Recht habe, im Namen der Lombardei und Venedigs zu unterhandeln, was
mehr als zweifelhaft, erlauben wir uns nur zu erwidern, daß dieser Grund,
den Oestreich: vorschiebt, gar nicht vorhanden. Das gesammte Turiner Kabinet
hat gegen die Behauptung protestirt, daß zwischen Oestreich und Sardinien
ein Privatvertrag obschwebe. (!) Schweben wirklich Unterhandlungen ob, so
seien sie rein persönlicher Natur für König Karl Albert. Diese Erklärung,
deren Genauigkeit wir verbürgen, hat eine Wichtigkeit, die Niemanden
entgehen wird. Offenbar kann Karl Albert, allein und in seinen Privatnamen,
weder für seine Staaten, noch für ganz Oberitalien Verpflichtungen eingehen.
Oestreich darf sich nicht länger mit seinen Weigerungsgründen hinter die
angeblichen Unterhandlungen mit Piemont bergen. Jetzt ist die Stunde da, wo
England und Frankreich das Kabinet von Wien zu einer kategorischen Erklärung
anhalten müssen. (mettre en demeure.)“
Schließlich zeigt der National an, daß England eine Note nach Wien geschickt
habe, worin es gegen jeden Angriff auf Venedig protestirt; er räth daher dem
Hrn. Dobblhof, nicht allzu feste Schlösser auf den Frankfurter
Centralschatten zu bauen und die Mediation anzunehmen.
— Wir hören, sagt der National, daß im Namen einer fremden Macht (Preußen
oder Rußland?) an Ducoux, den Polizeipräsidenten von Paris, der Antrag
gestellt worden ist; über die sich daselbst aufhaltenden polnischen und
deutschen Demokraten Auskunft zu ertheilen. Dieser Antrag wurde auf
Befürchtungen gegründet, welche der Absolutismus jenseits des Rheines
rücksichtlich dieser Demokraten hege.
Ducoux hat eine Antwort gegeben, die dem Magistrat einer Republik würdig ist.
Er hat nicht nur jeden derartigen Dienst, den man von ihm verlangt,
peremtorisch verweigert, sondern noch obendrein erklärt, daß er sich durch
keinerlei Rücksicht von dem speziellen Schutze abwendig machen lassen werde,
den man den Exilirten schulde. Der deutsche Patriotismus wie der
französische Patriotismus, schließt der National, können diese Antwort nur
beifällig aufnehmen.
— Die Reform spricht von einer Vereinigung der alten und jungen Bourbonen.
Die orleanistische Presse (Assemblée) verneint diese Behuaptung.
— 3% 43 1/4 5% 72, 1/4, 72. Bank. 1650. Nord. 378. Ly#a 362.
Nationalversammlung vom 2. September.
Goudchaux, Finanzminister verlangt 10 Millionen für dreifarbige
Fahnen-Schärpen. Er gibt an daß von den 45 Centimensteuer 95 Mill.
eingezahlt, 65 Mill. noch rückständig sind: ob man sie nicht mit aller
Strenge eintreiben solle. (Ja! Ja!)
Aufhebung des Belagerungszustandes. Ledru Rollin spricht dafür, Cavaignac
dagegen, ohne jedoch eine Kabinetsfrage daraus zu machen. Victor Hugo
spricht gegen die Preßbeschränkungen. Die Versammlung beschließt den
Belagerungszustand beizubehalten.
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@type | jArticle |
@facs | 0476 |
[
112
] Straßburg, 30. Aug.
Am 14. d. wurde der deutsche Flüchtling Karl Bliud
wegen seiner social-demokratischen Thätigkeit in Straßburg kraft eines
Befehls des Ministers des Innern, Senard, aus dem Gebiete
von ganz Frankreich ausgewiesen. Am 21. wurde er von den
Polizeibeamten der französischen Republik, eben als er im Begriffe stand, in
die Schweiz zu gehen, in der Morgenfrühe verhaftet.
Man warf ihn zuerst in das gemeinste Gefängniß zu Vagabunden und Dieben,
welche etwa siebzig an der Zahl in Einer Stube unter lautloser Stille in
Wolle arbeiteten, bei denen er täglich sechsmal an Gebeten und
Bekreuzigungen Theil nehmen, wie auch die biblischen Geschichten vorlesen
hören mußte. Die deutschen Flüchtlinge boten zu seiner Freilassung Alles
auf. Aber erst nach Ablauf einer Woche wurde Blind durch einen
Polizeikommissär, Brigadier und Gensdarmen auf der Eisenbahn an die Gränze
verbracht, wobei er kaum noch dem Gekettetwerden
entging. Trotz eines an den transportirenden Polizeikommissär gerichteten
Schreibens des Präfekten, worin die Ablieferung des Gefangenen nach
Baselstadt ausdrücklich verboten ist, „weil Solches einer Auslieferung nach Baden gleichkomme,“ wollte der Kommissär den
Verbannten dennoch nach Basel führen. Die energischen Bemühungen der Freunde
Blind's, welche, von der ihm drohenden Gefahr in Kenntniß gesetzt, auf der
Eisenbahn mitfuhren und den Kommissär überwachten, vereitelten den
verrätherischen Plan, so daß Blind glücklich in Basel land angekommen ist. Ehrenhaft benahm sich auch der Maire von St.
Louis, welcher erklärte, daß er zu der Auslieferung nicht die Hand bieten
werde, „weil er keine Schurkenstreiche begehen wolle.“
@type | jAnnouncements |
@facs | 0476 |
Civilstand der Stadt Köln.
Geburten.
Den 31. Aug. Maria Anna Hubert., T. v. Paul Rath, Bäcker, Mariaablaßplatz. —
Bernard, S. v. Joh Jacob Frechen, Schreinermstr., gr. Spitzengasse. —
Mechtildis Hubert., T. v. Joh. Math. Emans, Metzger Severinstr. — Emilie
Julie Elise Wilh., T. v. Heinrich Carstaedt, Kfm., Hochstraße. — Carl
Philipp Heinr. Pet., S. v. Philipp Rander, Rentner, Mauritiussteinweg. —
Joh. Jacob, S. v. Jacob Liefer, Eisenbahnarbeiter, Maximinstr. — Gertr.
Henr., S. v. Friedr. Ignatz Jos. Corsten, Schreinermstr., Marsilstein. —
Agnes, T v. Joh. Baedorf, Schmied, Weißhüttengasse. — Ein unehelicher
Knabe.
Den 1. Sept. Peter, S. v. Heinr. Küpper, Rheinarbeiter, Entenpfuhl. — Anna
Maria. T. v. Friedr. Uhlen, Gelbgießer Bollwerk — Pet. Jos. Hub., S. v.
Gottfr. Frey, Schmied, Pfeilstr. — Marg. T. v. Ludg. Reusch, Tagl. gr.
Griechenm. — Joh. Heinr., S. v. Herm. Jos. Colignon, Buchbinder, Salomonsg.
— Anna Christina, T. v. Hermann Haas, Tischlermeister, Fischm. — Joh. Jos,
S. v. Herm. Darvenich, Zuckerarbeiter Biberstr. — Ferdinand u Wilh.,
Zwillinge v. Joh Loblar, Hutmacher, Kr. Büchel. — Joh. Jacob Servaz Maria,
T. v. Servaz Cick, Angestellter bei der Armen-Verwaltung Gereonswall. —
Maria Gertr, T. v. Anton Adam Simson, Schuster gr. Spitzeng. — Anna Maria
Sophia, T. v. Joh. Müller, Tagl. Friesenstr. Gottfr. Theod. Hub., S. v.
Conrad Denner, Maurer, Hämergasse. — Sibilla, T. v. Joh. Heinr. Vogt,
Schlossermstr, Weingartengasse. — Rosa, T. v. Wilh. Trimborn, Tagl.,
Friesenwall. — Ein unehel. Mädchen.
Sterbefälle.
Den 31. Aug. Ursula Meinerzhagen, 7 M. alt, Alte Mauer am Bach.
Den 1. Sept. Jos. Caspar Baltzer, 9 M. alt, Kl. Griechenmarkt. — Christina
Scheidtweiler, 5 Tage alt, Löhrgasse. — Joh. Wilh. Jos. Mix, 3 Wochen alt,
gr. Griechenmarkt. — Charlotta Horn, 38 J. alt, unverh. Schildergasse. —
Martin Hoffmann, Dachdecker, 23 J. alt, verh. Lohrgasse.
Heirathen.
Den 1. Sept. Wilh. Gustav Lenssen, Buchhalter v. Kaldenkirchen, mit Carolina
Wilh. Tips von hier. — Ant. Hamecker, Schmied v. Neukirchen, mit Hel.
Schmitz von hier.
Heiraths-Ankündigungen.
Peter Roesberg, Tagl., mit Marg. Delcour, beide gr. Spitzeng. — Joh. Gerhard
Fischer, Schneider, Trankg., mit Cath. Deussen, Marzellenstr. — Math.
Willems, Schuster, früher zu Düsseldorf, jetzt Benefisstr. mit Maria Elis.
Goertz, Ehrenstr. — Jacob Binzen, Dachdeckergesell, mit Maria Elis. Veltas,
beide Glockenring. — Joh. Gerh. Jackes, Wwr., Schiffknecht, Lintgasse, mit
Maria Elis. Küpper zu Deutz. — Bernh. Pieper, Rothgerbergesell Perlengraben,
mit Anna Maria W#lhelmina Lenz, Rothgerberbach. — Joh. Cleff, Eisengießer,
mit Amalia Schlaerscheid, beide Severinsmühlengasse. — Martin Hubert Esser,
Wwr., Schreiner, gr. Brinkgasse, mit Maria Catharina Nolden, früher zu
Monheim jetzt Römerthurm. — Wilh. Engels, Schneider, auf der Ruhr, mit Marg.
Spinnrath Ehrenstr. — Carl Friedr. Hermann Milchsack, Kfm., vor St. Martin,
mit Hermine Clementine Auguste Ferdinandine Henriette Hülseberg zu Münster.
— Pet. Rost, Stellmacher Huhngasse, mit Anna Sophia Schrage,
Katharinengraben. — Christoph Weyer, Schneider, mit Anna Gau, beide
Peterstraße. — Otto Julius Inkermann, Buchhändler, Pfeilstraße, mit Louise
Stiet in Leipzig. — Peter Schilowski, geschied. Koch, zu Koblenz zuletzt zu
Koln, mit Gert. Anklam zu Koblenz. — Joh. Schmidt Hausknecht, mit Elis.
Schmitz, beide Blaubach. — Joh. Forth, Wwr., Schneider Schildergasse, mit
Maria Sibilla Schneider, Thurnmarkt. — Franz Jos. Sänger, Lehrer,
Herzogstraße, mit Catharina Rutsch, alten Wallgasse. — Jos Franzin,
Zimmergeselle, Löwengasse, mit Elis. Scheer, Sternengasse. — Johann Gottlieb
Reinhardt, Wwr., Stellmacher, mit Conradine Caroline Stücker, beide
Karthäuserhof. — Johann Jac. Rückel, Kfm., zu Bremen, mit Helena Wilhelmina
Knoche zu Bremen. — Paulus Bürvenich, Taglöhner, am Schlachthaus, mit
Cunigunda Pütz, Wolfstraße.
Schifffahrts-Anzeige.
Köln, 4. September 1848.
Angekommen: Wb. C. Müller von Mannheim. Ph. Würges vom Niedermain.
Abgefahren: N. Pisbach nach der Saar. D. Schlaegel nach Koblenz.
In Ladung: Nach Antwerpen P. Verschur. Nach Ruhrort bis Emmerich J. Schaaf.
Nach Düsseldorf bis Mülheim an der Ruhr L. Ducossre. Nach Andernach und
Neuwied M. Pera, C. Roesener. Nach Koblenz, der Mosel u. der Saar L.
Tillmann. Nach der Mosel, und Trier und der Saar M. J. Deiß. Nach Bingen A.
Hartmann. Nach Mainz Ph. Kimpel. Nach dem Niedermain Seb. Schulz. Nach dem
Mittel- und Obermain Seb. Schön. Nach Worms und Mannheim J. Wiemer. Nach
Heilbronn Frz. Müßig. Nach Kannstadt und Stuttgardt L. Bühler.
Ferner nach Rotterdam Capt. Stempel Köln Nr. 11.
nach Amsterdam Capt.
Berns Köln Nr. 4.
Rheinhöhe am 30. Aug. 7′ 5″.
An den Herrn Provinzial-Steuer-Direktor Helmentag hier.
Gestern Abend langte ich von einer Reise mit dem letzten Bahnzuge der
Rheinischen Eisenbahn hier an. Als meine Koffer mir gereicht wurden, stellte
ein Zollbeamter mir die Frage: ob ich steuerbare Gegenstände mitführe?
worauf ich ihm mittheilte, daß in einem Kistchen nur 3 Töpfchen Obstkraut
vorhanden und zu meinem eigenen Gebrauch bestimmt seien. Der Beamte wog dies
Kistchen und da dasselbe 25 Pfd. erreicht hatte, forderte derselbe einen
Betrag von 2 Thlr., ich erklärte: daß das Objekt nicht einmal diesen Werth
biete, eine solche Forderung deshalb für unbillig finde, und die betreffende
Behörde das Obstkraut, welches ich von England bis Köln franco mitgeführt
habe, an sich halten oder es an arme Leute verschenken könne, zumal diese
Töpfchen jetzt offen geschnitten und von einigen Beamten mit den Fingern
hineingetastet und geleckt worden.
Ein junger Zoll-Assistent Hr. v H. der sich bei dieser Sache außerordentlich
interessirte, rief einigemal die Worte: in den Rhein damit! Der sich mit mir
beschäftigende Beamte machte mich nun mit dem Gesetze bekannt, wonach, wenn
ich die geforderte Summe nicht erlegen wolle, der betreffende Gegenstand in
den Rhein geworfen werden müsse, und zu diesem Behufe ihn dorthin zu
begleiten habe. Am Rheine nun angelangt, bat ich nochmals den Beamten, dies
so vortreffliche Kraut, dem armen Arbeiter, der dasselbe trug, zu belassen;
aber meine Bitte ward nicht erhört und die Fische sollten sich daran
ergötzen.
Ich wünsche nun dringend zu wissen, ob ein solches Gesetz bis jetzt von
unserer Zollbehörde gehandhabt worden?
Jedenfalls ersuche ich, Veranlassung zu nehmen, daß eine derartige Handlung
wie die untergebene, nicht wieder vorkomme, damit genießbare Objekte nicht
den Wellen des Rheines, sondern den armen Arbeitern, deren doch noch so
viele darben, gereicht werden.
Köln, 3. September 1848.
J. P. D.
Im Verlag von Bernh. Dietz ist erschienen und der Buchhandlung von Gebr.
Stienen in Kommission gegeben:
Wie's jetzt mit preußischen Heere aussieht.
Von F. Unueke, ehemals Lieutenant in der preußischen Artillerie.
Preis 2 Sgr.
Es können zwei Studierende billig Kost und Logie haben an Lyskirchen Nr.
2.
Es wünscht ein gut empfohlener gewandter junger Mann, der in einem
bedeutenden Speditionshause gearbeitet und zuletzt die kommerzielle Leitung
eines Mühlenfabrikanten-Geschäfts besorgt hat, baldigst ein neues
Engagement. Die Expedition sagt wer.
Ich empfehle meinen Freunden die chemische Dampfreinigung der Federbetten und
Haarmatratzen des Herrn Friedr. Custodis, Follerstraße Nr. 62. Indem ich von
deren Tüchtigkeit und Solidität seit einer Reihe von Jahren überzeugt
bin.
Knieps.
Gerichtlicher Verkauf.
Am Mittwoch den 6. September, Vormittags 11 Uhr, sollen durch den
Unterzeichneten auf dem Waidmarkte zu Köln, mehrere Kaffee- und Milchkannen
von Neusilber gegen baare Zahlung öffentlich meistbietend versteigert
werden.
Der Gerichtsvollzieher, Simons.
Versteigerung.
Am Donnerstag den 7. September 1848, Vormittags 11 Uhr, sollen auf dem Markte
zu St. Aposteln in Köln, verschiedene Hausmobilien als: 10 Tische, 22
Stühle, 1 Sopha, Schränke, Oefen, Spiegel etc. gegen gleich baare Zahlung
versteigert werden.
Der Gerichtsvollzieher, Clören.
Versteigerung.
Am Freitag den 8. September 1848, Vormittags 11 Uhr, sollen auf dem
Waidmarkte zu Köln, verschiedene Hausmobilien als: Tische, Sopha, Kommode,
Spiegel, Schrank, Vorhänge etc. gegen gleich baare Zahlung versteigert
werden.
Der Gerichtsvollzieher, Clören.
Ein Unterhaus zu vermiethen, und können noch Zimmer dazu gegeben werden.
Gereonstraße N. 5.
Futter gegen Ratten, Mäuse, Wanzen und Schwaben Thurnmarkt Nr. 39.
Eine einzelne Person sucht ein reinliches Frauenzimmer zur Verrichtung von
Kommissionen und für die Reinlichkeit der Zimmer. Die Expedition gibt
Auskunft.
Theater-Anzeige.
Dienstag den 5. Sept.:
Don Juan.
Große Oper in 2 Akten von Mozart.
Don Juan. Hr. Becker aus Wien, als Antrittsrolle.