Deutschland.
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Köln, 22. August.
Auf Veranlassung des Hrn. komm. Polizeidirektors Geiger (aus Koblenz) ist dem Hrn. Schapper der Befehl ertheilt worden, Köln zu verlassen, da er kein preußischer Unterthan, sondern ein Nassauer Bürger sei. Der Arbeiterverein, dessen thätiges Mitglied Herr Schapper ist, hat sich veranlaßt gefunden, die Sache zu der seinigen zu machen und gegen die willkürliche Ausweisung des Hrn. Schapper zu protestiren. Der Protest wurde verflossenen Freitag dem Herrn Dolleschall in Abwesenheit des Hrn. Geiger überreicht. Da Hr. Dolleschall erklärte, nichts von der Sache zu wissen, so wurde die zur Ueberreichung des Protestes bestimmte Kommission auf den kommenden Dienstag, 22. August, zurückbestellt, um mit Hrn. Geiger selbst sprechen zu können. Hr. Geiger empfing heute die Kommission mit der Erklärung, daß die Sache von ihm nicht mehr abhinge, sondern daß in Folge eines Artikels in der Neuen Rheinischen Zeitung, das Ministerium an ihn, Geiger, sich gewandt habe, um einen genauen Bericht über die Sache einzuholen. Der Bericht sei heute abgegangen; mithin hänge es nicht mehr von ihm ab, die Ausweisung des Hrn. Schapper zu vollstrecken oder zurückzunehmen. Ein Mitglied der Kommission glaubte Hrn. Geiger dahin verstanden zu haben, daß die Ausweisung des Hrn. Schapper vom Ministerium ausgegangen sei, worauf Hr. Geiger mit Extase der Kommission heiligst und theuer auf sein Ehrenwort versicherte, daß er es sei, welcher die Initiative dieser Maßregel ergriffen. Er berufe sich erstens auf seine speziellen Kenntnisse der Gesetze, da er früher Instruktionsrichter gewesen;
das sei aber nicht der alleinige Grund; „ich glaube nicht allein als komm. Polizeidirektor, sondern auch der Vernunft gemäß gehandelt zu haben: ich habe als ich gehandelt.“ Er wisse recht wohl, setzte er hinzu, daß alle seine Worte von der Neuen Rheinischen Zeitung wiedergegeben und eigens aufgefaßt würden, aber das sei ihm einerlei: „ich habe als ich gehandelt.“ Ein anderes Mitglied der Kommission bemerkte ihm, daß wenn der Herr Geiger als ich gehandelt habe, sei dieses Ich doch kein anderes als das Ich des komm. Polizeidirektors, und dieses Ich könne allerdings der Vernunft gemäß sein. Aber der Arbeiterverein habe ebenfalls ein Ich, das sei das Ich von 6000 Arbeitern, und dieses Ich mag ebensoviel gelten als das Ich des Hrn. Geiger und ebenfalls der Vernunft gemäß sein. Der Arbeiterverein protestire gegen eine Maßregel, die allen bestehenden Gesetzen und der Frankfurter Nationalversammlung entgegen sei. Das erste Mitglied der Kommission verlangte, daß Hr. Geiger wenigstens die Maßregel desavouire; Hr. Geiger weigerte sich, und gab der Kommission die Versicherung, daß bis zur Antwort des Ministers von seiner Seite Hr. Schapper ruhig in Köln bleiben könne. In welchem Sinne der Bericht des Hrn. Geiger abgefaßt sei, darüber wurde ebenfalls alle Erklärung verweigert. Hat Herr Geiger andere Beschlüsse gefaßt als Herr Gagern, und ist ein Nassauer kein deutscher Bürger, dem es zusteht, sich in jedem der 34 deutschen Vaterländer niederzulassen?
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!!!
] Frankfurt, 21. Aug.
63. Sitzung der Nationalversammlung. Beginn um 9 1/2 Uhr. Präsident: v.
Gagern.
Der Präsident verliest eine Anzeige des Ministerpräsidenten Fürst Leiningen,
wonach sämmtliche vorliegenden Interpellationen von den betreffenden
Ministern bis Freitag den 25. Aug. beantwortet werden sollen. ‒
Die Minister, deren gänzliche Abwesenheit aus der Versammlung bereits
mehrfach mißliebig bemerkt war, sind diesmal fast alle gegenwärtig.
Minister des Aeußeren Heckscher zeigt die von der
provisor Centralgewalt bis dato ernannten Gesandten an. Siehe die gestrige
Zeitung, Nachtrag.
Nach Petersburg war Lychnowski in Vorschlag, aber
Leiningen soll erklärt haben: in Petersburg dürfen wir uns nicht
blamiren.
Sämmtliche Gesandte sind gleichmäßig instruirt, die Ernennung des
Reichsverwesers zu notifiziren, und die Verkünder einer gerechten,
friedliebenden, aber festen Politik zu sein.
Italien betreffend, theilt der Herr Minister mit, man
habe entsprechende Maßregeln getroffen, uns (Deutschland?) die nöthige
Theilnahme an den Friedens-Unterhandlungen zu sichern. Dänemark betreffend;
von Seiten der prov. Central-Gewalt ist der Unterstaatssekretär Max von
Gagern nach Rendsburg gegangen, um Verhandlungen anzuknüpfen. ‒
Der Minister des Innern Schmerling. Von Hannover aus
ist durch den an die provisorische Centralgewalt abgeschickten
Bevollmächtigten von Bothmar, in Folge der bekannten Note, eine höchst
befriedigende Erklärung abgegeben worden, wonach die provisorische
Centralgewalt von Hannover unumwunden anerkannt wird. ‒ Herr Schmerling
giebt ferner einen kurzen Bericht über die bisherigen Bestrebungen zur
Gründung einer Kriegsmarine. ‒ Bis jetzt besteht sie aus 2 Segel-, 3
Dampf-Schiffen und einem Kanonenboot Namens St. Paul, welches letztere durch
die Mittel der Bewohner der Hamburger Vorstadt St. Paul gegründet
worden.
Nr. 3. Der Kriegsminister Peucker deklamirt in einer
wohleinstudirten Rede von der Erhöhung der deutschen Streitkräfte. Es wird
hier in Frankfurt ein Congreß deutscher Offiziere zusammen kommen, welche
über die neue deutsche Heerverfassung berathen werden.
Nr. 4. Der Finanz-Minister von Beckerath wird
nächster Tage eine Vorlage über den Zustand und die zukünftige Einrichtung
des deutschen Finanzwesens machen.
Nach einer Interpellation Eisenmanns an den Minister des Inneren wegen der
deutschen Farben und der Verhältnisse Oestreichs zu Deutschland, die später
drankommen wird, und einigen Mittheilungen von Beiträgen zur deutschen
Flotte geht man zur Tagesordnung über.
Tagesordnung: Bericht des Verfassungsausschusses über die Anträge, die
Berathung der Grundrechte betreffend.
Es haben die Herren Eisenmann, Schoder, Vischer, Jacobi und Kuenza Anträge
gestellt.
Diese Anträge bezwecken theils: die Beschleunigung der Berathung und
Abstimmung über den Entwurf der Grundrechte und über die zu diesem Entwurf
übergebenen Veränderungs- und Unteranträge, theils: Abänderungen in der
Reihenfolge der zur Berathung vorliegenden einzelnen Artikel der
Grundrechte.
Nach einer Debatte an der Vischer, Reinhardt aus Mecklenburg und Lychnowski
sich betheiligt haben, wird der Ruf nach Schluß laut und die Versammlung
geht zur Tagesordnung über.
Jetzt geräth man in Verlegenheit. Man hat nämlich nicht geglaubt, mit dieser
Berathung so schnell fertig zu werden, und auf der gedruckten Tagesordnung
steht nichts weiter. Es ist aber noch sehr früh und man kann unmöglich jetzt
die Sitzung schließen.
Der Präsident will die Discussion über Artikel 3 und
4 eröffnen.
Vogt. Auf der Tagesordnung steht kein Wort von der
Discussion der Artikel 3 und 4 der Grundrechte. Ich protestire gegen
dieselbe und gegen die Einschreibung der Redner, die man so eben vorgenommen
hat.
N. N. Vogts Bedenken sei formell gegründet, um aber
nicht den Tag zu verlieren, solle man eine halbe Stunde pausiren und dann
die Verhandlung über die Grundrechte fortsetzen.
Gagern. Die gedruckte Tagesordnung geht mich nichts
an. Ich habe zum Schluß der letzten Sitzung verkündet, daß nach der
Berathung über die Vischerschen Anträge in den Grundrechten fortgefahren
wird und dabei bleibt es. (Punktum.)
Bassermann. Es wird wohl heute noch nicht zur
Abstimmung kommen. Man solle nur heute über Artikel 3 (das Declamatorium)
beginnen.
N. N. citirt einen Paragraphen der Geschäftsordnung,
wonach fortgefahren werden muß.
Moritz Mohl (Schluß! Schluß!) für Vogt's Ansicht.
Wernher von Nierstein deklamirt unter muthwilliger
Freude und fortwährendem Schlußgeschrei:, es muß fortgefahren werden.“
Gagern spricht auch noch einige empfehlende Worte,
worauf, ohne daß die Versammlung entschieden hat, zur Berathung des Artikels
III. übergegangen wird. Dieser lautet:
§. 11. Jeder Deutsche hat volle Glaubens- und Gewissensfreiheit. §. 12. Jeder
Deutsche ist unbeschränkt in der gemeinsamen häuslichen und öffentlichen
Uebung seiner Religion. Verbrechen und Vergehen, welche bei Ausübung dieser
Freiheit begangen werden, sind nach dem Gesetze zu bestrafen. §. 13. Durch
das religiöse Bekenntniß wird der Genuß der bürgerlichen und
staatsbürgerlichen Rechte weder bedingt noch beschränkt. ‒ Den
staatsbürgerlichen Pflichten darf dasselbe keinen Abbruch thun. § 14. Neue
Religionsgesellschaften dürfen sich bilden; einer Anerkennung ihres
Bekenntnisses durch den Staat bedarf es nicht. [Minoritäts-Erachten. Die bestehenden und die neu sich bildenden
Religionsgesellschaften sind als solche unabhängig von der Staatsgewalt; sie
ordnen und verwalten ihre Angelegenheiten selbstständig. (Lasaulx, Deiters,
Lichnowsky, Jürgens, M. v. Gagern.) Die bestehenden und die neu sich
bildenden Religionsgesellschaften sind als solche unabhängig von der
Staatsgewalt; sie ordnen und verwalten ihre inneren Angelegenheiten
selbstständig. (v. Beckerath, R. Mohl, Ahrens.) Jede Religionsgesellschaft
ist berechtigt, ihre inneren Angelegenheiten unabhängig vom Staate selbst zu
ordnen und zu verwalten. Die Bestellung von Kirchenbeamten bedarf keiner
Bestätigung von Seiten des Staats. Das Kirchenpatronat ist aufgehoben.
(Wigard, Blum, Simon, Schüler.) Keine Religionsgesellschaft genießt vor
anderen Vorrechte durch den Staat. Es besteht fernerhin keine Staatskirche.
(Wigard, Blum, Simon, Schüler.)] §. 15. Niemand soll zu einer kirchlichen
Handlung oder Feierlichkeit gezwungen werden. §. 16. Die bürgerliche
Gültigkeit der Ehe ist nur von der Vollziehung des Civilaktes abhängig; die
kirchliche Trauung kann erst nach der Vollziehung des Civilaktes
stattfinden.
Weißenborn, Professor aus Weimar, eröffnet diese
Debatte, deren Ende, da deutsche Schulmeister und Pastoren sie führen,
unabsehlich ist. Nach einer langen Rede erklärt er an die Spitze des
Artikels den Satz stellen zu wollen: „Die Kirche ist unabhängig vom
Staat.“
Nach einem andern Redner, der sich in demselben Sinne ausgesprochen hat,
kommt
Biedermann aus Leipzig: Der Begriff des
christlich-germanischen Staates hat in der neuen Zeit besonders Anlaß zu
Mißbräuchen gegeben. Der einfache Begriff des Staates und der Kirche weist
darauf hin, daß beide getrennt sein müssen. Für den Einfluß des Staats auf
die Ernennung der Geistlichen liegt kein Grund vor. Dem Staate muß
zurückgegeben werden, was unter seine Einrichtungen gehört z. B. die Ehe u.
A. m. Der Kirche muß außer Glaubens- und Gewissensfreiheit die Bildung von
Religionsgesellschaften und deren Verwaltung zustehen. Dem Staat wird die
Schule, die er bis jetzt in sehr unklarer Verbindung mit der Kirche besaß,
zurückgegeben werden müssen. Ich empfehle Ihnen, „erkennen Sie das Prinzip
einer vollkommenen Theilung an.“ (Bravo im Centrum und Rechts.)
Pauer, Oberlehrer aus Neisse: Um aufs Kürzeste das
Verhältniß zwischen Kirche und Staat zu ermitteln, ist es das Beste auf den
Lauf der Jahrhunderte zurückzublicken. Der Redner blickt zurück. Nachdem er
vom Lauf der Jahrhunderte bei uns wieder angekommen ist, sagt er: „Wenn die
Kirche sich feierlich nur für eine Gesellschaft der Gläubigen erklären und
an ihrem innern Leben festhalten wollte, würde ich für unbedingte Trennung
sein. Wo sie aber die Grenzen des innern religiösen Lebens überschreitet, da
tritt die Berechtigung des Staates ein. Der Staat aber soll nie zur
religiösen Ueberzeugung bestimmen, nie eine Konfession für die von ihm
wesentlich anerkannte erklären, sonst wird er zu einem Institut des
Unrechts. Und dagegen vorzüglich müssen wir auf der Hut sein.
Jordan aus Marburg: Es handelt sich darum, zwei Köpfe
von einander zu trennen, die bis jetzt im Konflikt mit einander waren. So
lange zwei Gewalten im Staate neben oder unter einander bestehen, wird kein
Friede sein. (Bravo links.) Unter Kirche, wie sie bisher, verstehe ich eine
äußere Gewalt, die da wacht über die Reinheit des Glaubens, verstehe ich die
Klerisei; die übrigen sind die Schaafe, das ist das Verhältniß. (Bravo.) Bei
den Protestanten ist es ebenso Es gibt noch viele Eiferer, die gerne
Scheiterhaufen errichten möchten, für die so andern Glaubens sind. Ich
spreche mich aus, wie ich denke. Die einzig äußere Gewalt ist der Staat,
neben ihr keine andern Götter weiter. Hier ist deßhalb von keiner Trennung
die Rede. Der Staat hat nur seine Gewalt von der Kirche wieder zu erringen.
Die Bischöfe pflegten zu sagen: sie stehen höher wie die Fürsten, weil sie
Rechenschaft für das Wirken derselben dort Oben geben müßten. Gut, daß dies
nur ein Wort ist, diese Rechenschaft würde etwas schwierig werden. (Heiteres
Gelächter.) Die Kirche muß übergehen in die Religionsgenossenschaft. Man
wird dies Indifferentismus nennen. Der Redner ergeht sich in einigen
Lächerlichkeiten einiger Lehrer und Geistlichen. In der katholischen Kirche
ist das Denken verpönt. Das Kirchengehen ist Gewohnheitssache; man geht hin
um ein neues Kleid zu zeigen u. s. w. (einige heilige Männer im Centrum
unterbrechen ihn; links, furchtbares Geschrei: Ruhe!) Die Kirchengewalt als
solche, muß untergehen, muß in der Staatsgewalt aufgehen. (Furchtbares Bravo
links, eines Theils der Centren und der Gallerien.)
Plathner aus Halberstadt (der Duellant): Niemand darf
seiner religiösen Ueberzeugung wegen zur Verantwortung gezogen werden.
Einigt sich zum Theil mit den Ausschußanträgen, zum Theil stellt er eigene
Amendements, wovon später.
Ein Unbekannter. Wir würden in die größten Konflikte
gerathen, sollten wir den Staat auf demokratischen Grundsätzen basiren und
die Kirche in ihrer alten Einrichtung bestehen lassen. Will für die
protestantische Kirche auch eine Centralgewalt, (so eine Art
protestantischen Pabst).
Welcker (der neue schwedische Gesandte) für die
Ausschußanträge und gegen alle Amendements. Soll die Kirche etwa das Höchste
auch in weltlicher Hinsicht sein? Soll das Mittelalter wiederkehren?
(polternd und deklamirend) Wollen Sie durch die Grundrechte des deutschen
Volks uns die Jesuiten zurückführen? Wollen Sie u. s. w. (woran kein Mensch
denkt). Entweder nehmen Sie die einfachen Paragraphen des Ausschusses an,
oder setzen Sie ein ganzes Staatskirchenrecht an dessen Stelle.
Vogel, Dekan aus Dillingen, donnert und wettert im
höchsten Predigertone gegen (?) Sylvester Jordans frivole Ansichten von der
katholischen Kirche. „Nicht denken solle man,“ hätte Jordan gesagt. Wie kann
man die Wahrheiten der christlichen Religion in sich aufnehmen ohne zu
denken? „Die Kirche sei die Klerisei“ hätte Jordan gesagt; damit meine er
wohl die dicken geistlichen Herren? Das ist aber nicht die Kirche (vergnügte
Aufregung). Auch ich bin für völlige Unabhängigkeit der Kirche ebenso wie
des Staates. Auch ich will wie Hr. Welcker, eine schöne Wechselwirkung
zwischen Kirche und Staat. Das Amalgamiren zwischen Kirche und Staat
unterdrückt die religiöse und politische Freiheit. In allen bürgerlichen
Verhältnissen muß die Kirche unter dem Staat stehen, aber wenn der Staat
sich in die innern Angelegenheiten der Kirche mischen will, da muß man
sagen: „Nein, Gott ist höher zu achten als die Menschen.“
Tafel (Zweibrücken) und Dieringer (aus Bonn) sprechen noch, letzterer zu häufiger
Vergnüglichkeit der Horer, worauf die Debatte bis morgen vertagt wird. Am
Schluß (halb 3 Uhr) vernichtet man man die Liste der heute eingeschriebenen
Redner, und es schreiben sich unter großem Getümmel eine Masse neue Redner
auf morgen ein. Erwarten Sie also morgen eine weitere lebhafte Debatte über
Artikel 3.
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103
] Berlin, 21. August.
Die gestrigen Vorfälle in Charlottenburg haben die Gemüther sehr aufgeregt
und selbst unsere Bourgeoisie um so mehr empört über solche brutale Gewalt,
als sich herausstellt, daß die dortigen Beamten und Behörden den Pöbel zu
den Gewaltmaßregeln aufgereizt und sogar dafür bezahl haben. ‒ Nachdem der
demokratische Klub durch Lumpenproletarier, welche vom Superintendent und
vom Gerichtsrath 10 Sgr. per Mann dafür bekommen hatten,
auseinandergesprengt war, wurde der Pöbel, worunter sich übrigens viel
Bürgerwehrmänner befanden, aufgemuntert, in die Häuser der Demokraten zu
dringen, dieselben herauszuschleppen und Lynchjustitz an ihnen zu üben. Man
drang in 8 verschiedene Häuser und schleppte unter Andern Bruno Bauer mit
seinem Bruder Egbert aus des Letztern Haus, an den Haaren zur Treppe
herunter auf die Straße, wo man sie förmlich Spießruthen laufen ließ. Der
Polizei-Kommissar stand dabei und lächelte; der Bürgermeister sagte;
„schlagen könnt ihr so viel ihr wollt, schlagt nur keinen todt!“ ‒ Der Major
der Bürgerwehr, ein Freund Bauers, gab dem Hauptmann Befehl die Bürgerwehr
zum Schutz der Mißhandelten zusammenzurufen, aber der Hauptmann ignorirte
den Befehl und nur ein Bürgerwehrmann fand sich endlich ein, der Bauer in
das Gemeinde-Schulhaus gefangen setzte, um ihn den Händen des Pöbels, unter
denen er sich wohl über eine halbe Stunde befand, zu entreißen. Der Pöbel
glaubte sich so im Rechte, daß er darauf bestand alle Mitglieder des
demokratischen Klubs müßten arretirt werden und holte noch acht Personen mit
Gewalt aus ihren Wohnungen, um sie in's Schulhaus zu bringen. Andere
Demokraten entflohen nach Berlin, wo sie in den Sitzungssaal des eben
versammelten demokratischen Kreis-Kongresses der Mark Brandenburg eilten, um
über diese Schreckenherrschaft Bericht zu erstatten. Der Kongreß sandte
sofort eine Deputation, an deren Spitze der Abgeordnete Schramm, Präsident des demokratischen Klubs, zu dem Minister Kühlwetter, den man jedoch nicht in seinem Hotel
antraf, da es Sonntag Nachmittag war. Auch den Minister-Präsidenten
Auerswald traf die Deputation nicht an, auf dem Rückweg aber begegnete sie
zufällig dem Minister des Innern, Kühlwetter, an der Wilhelmsstraße und ging
mit demselben in das in der Nähe liegende Hotel Auerswald hinein, um ihm von
den Charlottenburger Exzessen Bericht zu geben und um sofortige Ergreifung
von Maßregeln zum Schutze des Lebens und des Eigenthums der Charlottenburger
Demokraten aufzufordern. Auch verlangte Herr Schramm die sofortige
Verhaftung der Aufrührer und die Einleitung einer Untersuchung. Als der
Minister nicht sogleich hierauf eingehen wollte, indem er meinte, die
Charlottenburger Bürgerwehr und die Ortsobrigkeit werde schon für Alles
sorgen, wurde ihm auseinandergesetzt, daß diese eben die am meisten
Gravirten seien und daß man umsomehr auf sofortige Verhaftung der Schuldigen
bestehen müsse, als bisher den Reaktionären alles zu thun freistand, während
man die Demokraten bei der geringsten Kleinigkeit verhaftete. Als man auch
noch andeutete, daß die Bevölkerung Berlins, im Falle nichts von Seiten des
Ministers geschähe, selbst nach Charlottenburg ziehen würde, um Rache an den
dortigen Einwohnern auch noch für die früheren Exzesse zu nehmen, gab Herr
Kühlwetter nach und versprach sogleich einen Kommissar aus seinem
Ministerium zur Untersuchung der Vorfälle abzusenden, und ihn von einem
Kommissar aus dem Kriegs-Ministerium begleiten zu lassen, damit derselbe das
dortige Militär zum Schutze der Ordnung requiriren könne. ‒ Da sich der
Pöbel gegen Abend beruhigte, so hat man von der Thätigkeit dieser
Kommissarien noch nichts erfahren, jedenfalls wird aber eine strenge
Untersuchung vom Minister erwartet. ‒ Bruno und Egbert Bauer kamen gestern
Abend noch hier an, da sie ihr Leben in Charlottenburg nicht für sicher
hielten. Die Scenen, die dort im Laufe des gestrigen Tages vorgefallen
waren, sind ganz des märkischen Pöbels würdig. Einem armen Manne wurden die
Füße zerschlagen, so daß ihm der eine jedenfalls wird abgenommen werden
müssen. Die Gebrüder Bauer selbst waren mit Wunden bedeckt und in ihrer
Wohnung vieles zerstört. ‒ Man erzählt sich, daß viele Arbeiter sich heute
Abend versammeln wollen, um nach Charlottenburg zu ziehen, um die
Charlottenburger zu bestrafen. Berlin ist in der größten Gährung.
Diese Aufregung wurde heute noch dadurch vermehrt, daß sich mehrere hundert
Arbeiter, welche größtentheils vom Magistrat aus ihrer bisherigen Arbeit
entlassen wurden, vor dem Hotel des Ministers für Arbeit, Herrn Milde, versammelten und Arbeit verlangten. Aber es
wurde Niemand in's Ministerium eingelassen, vielmehr das feingesittete
Institut der Schutzmannschaften zusammengerufen, welche diese unerlaubten
Attroupements vor dem Hause des Ministers zerstreuen sollten. Die Arbeiter
weigerten sich den Platz zu räumen und es kam, da die Konstabler Gewalt
brauchten, an einzelnen Orten zu Thätlichkeiten. Mehrere Verhaftungen haben
stattgefunden.
Die Vereinbarer-Versammlung wird in Folge des guten Rathes, den sie bei
Gelegenheit der Debatte über die Schutzmannschaften von dem Abgeordneten Rodbertus erhielt, dem vorjährigen vereinigten
Landtag nachahmen und die Zwangsanleihe nicht eher bewilligen, bis die
Verfassung mit dem Könige vereinbart und das Budget von der Versammlung
genehmigt ist. So hat die Central-Abtheilung beschlossen.
Herr Held veröffentlicht in der Lokomotive „die
enthüllte Instruktion der Berliner Schutzmannschaft“. Man weiß wie viele
nutzlose Mühe man sich gegeben hat, die Regierung zur Veröffentlichung der
Instruktion der Schutzmannschaft zu vermögen. Jetzt, da es uns gelungen ist,
dieser so geheim gehaltenen Instruktion habhaft zu werden, wird man leicht
ersehen, aus welchen Gründen man sie so geheim hielt. Denn namentlich aus
den §§. 19 und 26 wird man den Schluß ziehen können, daß es bei diesem
gesegneten Institute darauf abgesehen ist, die Bevölkerung Berlins unter
beständiger, der heiligen Hermandad würdiger Polizei-Aufsicht zu halten. ‒
Die Instruktion lautet folgendermaßen:
§. 1. Die Schutzmänner sind ihren Vorgesetzten, den Wachtmeistern,
Lieutenants, Hauptleuten, dem Obersten und dem königl. Polizei-Präsidio in
Dienstsachen unbedingten Gehorsam schuldig.
§. 2. Dieselben sollen ein anständiges, nüchternes Leben führen; Trunkenheit
außer Dienst wird mit Ordnungsstrafen, Trunkenheit im Dienste mit sofortiger
Entlassung geahndet.
§. 3. Der Besuch von Wirthshäusern in den Freistunden ist möglichst zu
beschränken; während den Dienststunden ist solcher unbedingt verboten, es
sei denn, daß eine dienstliche Veranlassung dazu vorliegt; in diesem Falle
darf der Schutzmann aber in dem Wirthshause nichts verzehren und muß
dasselbe nach Beendigung seines Geschäfts sofort wieder verlassen.
§. 9. Der Schutzmann muß Courage haben: wer sich feig zeigt, dem wird der
Dienst gekündigt.
§. 11. Jeder Schutzmann soll sich mit den hier gültigen Po
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lizei-Verordnungen und Gesetzen möglichst vertraut machen; eine gedruckte
Sammlung derselben soll ihm ausgehändigt werden.
§. 12. Sein Dienst besteht darin, Uebertretungen jener Gesetze und
Verordnungen möglichst vorzubeugen, wenn sie aber geschehen sind,
pflichtmäßig und wahrheitsgetreu anzuzeigen; die Anzeigen müssen durch
genaue Angaben des Thatbestandes, der etwaigen Zeugen, der Verdachtsgründe
etc. so vollständig gemacht werden, daß eine Bestrafung des Kontravenienten
möglich wird. ‒ Da die meisten Schutzmänner in der Abfassung genügender
Protokolle unerfahren sind, so sollen sie ihre Anzeigen an die Wachtmeister
der Wache erstatten und diese sollen die Protokolle aufnehmen und von den
Anzeigern unterschreiben lassen.
§. 14. Während des Patrouillendienstes soll der Schutzmann hauptsächlich auf
Erhaltung der öffentlichen Ordnung, Ruhe und Sicherheit bedacht sein; zu dem
Ende jeden Auflauf und Tumult möglichst verhindern und unterdrücken, wenn
nöthig durch Abführung des- oder derjenigen, welche die Veranlassung dazu
gegeben, nach der Wache. Gelingt es ihm nicht die Ruhe wieder herzustellen,
so hat er schleunigst dem wachthabenden Wachtmeister Meldung zu machen, der
dann mit Hülfsmannschaften herbeizueilen, und wenn auch mit diesen die
Herstellung der Ruhe nicht gelingt, die benachbarten Wachen zu requiriren u.
gleichzeitig Meldung an den Hauptmann zu machen hat.
§. 15. Verdächtige Personen, welche sich nicht legitimiren können, hat der
Patrouilleur anzuhalten und auf die Wache zu führen.
§. 17. Besonders Abends und Nachts hat der Patrouilleur obdachlose
Herumtreiber und Frauenzimmer, welche Straßenhurerei treiben, aufzugreifen
und auf die Wache zu bringen, von dort werden sie der betreffenden Behörde
vorgeführt. Ebenso sind nächtliche Ruhestörer auf die Wache zu führen.
§. 19. Die Schutzmänner sollen wo möglich immer in demselben Reviere
patrouilliren, damit sie sich mit allen Verhältnissen und Einwohnern dieses
Reviers bekannt machen können. Sie müssen wissen, wer in diesem Reviere
wohnt und welches Geschäft jeder einzelne Hauseigenthümer und Miether
treibt; verdächtige oder unter Polizei-Aufsicht stehende Personen müssen sie
besonders genau beobachten, und wenn solche Nachts häufig nicht nach Hause
kommen, die Orte zu ermitteln suchen, wo sie sich aufhalten, in diesem Falle
auch wegen der unter Polizei-Aufsicht stehenden Anzeige machen; sie müssen
kontrolliren, ob eingetroffene Fremde, neu eingezogene Miether, neues
Gesinde etc. gehörig angemeldet ist; kurz, es darf in diesem Reviere ihrer
Aufmerksamkeit nichts einigermaßen Beachtenswerthes entgehen.
§. 21. Wenn die Schutzmänner mit der Bürgerwehr zusammentreffen, so sollen
sie sich gegen dieselbe mit Anstand, Ruhe und Festigkeit benehmen; den
Befehlen der Offiziere der Bürgerwehr sind die Schutzmänner nicht
unterworfen.
§. 22. Bei militärischen Uebungen, und wenn die Schutzmänner in geschlossenen
Trupps unter Kommando ihrer Vorgesetzten agiren, müssen sie den Kommando's
augenblickliche Folge leisten und sich überhaupt gerade so benehmen, wie der
Soldat in Reihe und Glied.
§. 23. Von seinen Waffen darf der Schutzmann außer dem §. 22 vorgesehenen
Falle, nur im äußersten Nothfalle Gebrauch machen, nämlich nur: a) wenn
Gewalt oder Thätlichkeit gegen ihn selbst bei Ausübung seines Dienstes
verübt wird; b) wenn auf der That entdeckte oder sonst verfolgte Verbrecher
sich ihrer Verhaftung mit offener Gewalt oder mit gefährlichen Drohungen
widersetzen; c) wenn er auf andere Weise den ihm angewiesenen Posten nicht
behaupten, oder die ihm anvertrauten Personen nicht schützen kann.
§. 24. Ueber alle Dienst-Angelegenheiten muß der Schutzmann die unbedingteste
Verschwiegenheit beobachten. Ausplaudern dienstlicher Geheimnisse wird mit
Entlassung aus dem Dienste gestraft.
§. 26. Den nicht gerade im Dienste befindlichen Schutzmännern liegen, wenn
sie zufällige Wahrnehmungen machen, dieselbe Verpflichtungen ob, wie den im
Dienste befindlichen.
§. 27. Jedes besondere polizeiliche Geschäft, welches
dem Schutzmann übertragen werden möchte, soll er rechtzeitig mit Treue und
Eifer ausführen.
§. 28. Wenn der Schutzmann auf der Straße im Dienste ist, soll er sich alles
Plauderns mit Leuten aus dem Publikum enthalten.
§. 29. Besonders eifrige und umsichtige Schutzmänner
sollen durch Beförderung zu Wachtmeistern oder durch Geld-Renumerationen
belohnt werden.
Die heutige Sitzung der Vereinbarungs-Versammlung, welche erst um 5 Uhr
Nachmittags begann, war nur zur Wahl des neuen Präsidiums bestimmt. Die
Stimmzettel werden abgegeben und das Resultat wird in der morgenden Sitzung
veröffentlicht. Die Wahl Grabow's zum Präsidenten
ist unzweifelhaft, da kein Anderer von irgend einer Partei als Kandidat
aufgestellt ist.
Nachschrift. Man befürchtet heute Abend Unruhen in Folge der Charlottenburger
Excesse. Eine große Masse Volks versammelt sich eben am Opernhaus und will
nach Charlottenburg ziehen um Rache zu üben, da von Seiten des Ministeriums,
trotz seiner der Deputation gegebenen Versprechungen, auch nicht das
Geringste geschehen ist. Die Anstifter und Theilnehmer an den gestrigen
Excessen sind bekannt, aber keine einzige Verhaftung, die das Volk beruhigt
hätte, ist vorgenommen. Das Volk sieht, daß das Ministerium für die Reaktion
Partei nimmt, kein Recht ausübt, deshalb will es selbst Recht üben.
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@facs | 0428 |
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40
] Berlin, 21. Aug.
Sie werden bereits von dem Charlottenburger Attentat vernommen haben, von den
Bestialitäten, mit denen die Preußenpartei ihre langgehegte Wuth an einem
kleinen Häuflein von Demokraten ausließ, von den planmäßigen Angriffen auf
Leben und Eigenthum, welche an den Demokraten als Aufruhr und Plünderung mit
jahrelanger Zuchthausstrafe geahndet worden wären, denen aber bei dieser Partei das wackere Ministerium der That ruhig
zusieht. Lassen Sie sich die nähern Details in Kürze mittheilen. In
Charlottenburg, welches sich bereits durch seine Angriffe auf unsere
März-Gefangenen, und vor Kurzem erst wieder auf die Studenten, einen loyalen
Ruf erworben hat, wurde in vergangener Woche ein demokratischer Klub
gegründet. Der Pöbel, aufgehetzt durch die hohen Beamten und durch die
Soldateska, widersetzte sich dessen Zusammenkommen und warf die Mitglieder
mit Steinen. Als sich dieselben bei dem Buchhändler Egbert Bauer
versammelten, stürmten sie dessen Haus, zogen ihn sowohl als seinen Bruder,
Bruno Bauer, auf die Straße, und prügelten und mißhandelten beide. Das
zweite Garderegiment, welches zur Parade aufgestellt war, sah der Sache
ruhig und lächelnd zu. Die Bürgerwehr, die sich unter den Pöbel mischte,
leistete zwar wesentliche Dienste, aber nicht im Interesse der Ruhe, sondern
beim Mißhandeln der Demokraten. Bauer's Haus wurde demolirt, der Kaufmann
Jakoby aus seinem Haus geschleppt und höchst gefährlich verwundet; einem
Arbeiter ist das Bein zerschlagen. Die Polizei war ruhig auf dem Platze und
sah mit großer Gemüthlichkeit zu. Der Major der Bürgerwehr brachte die
beiden Bauer nach dem Schulhause, äußerte aber, daß er nicht im Stande sei,
die Bürgerwehr zur Aufrechthaltung der Ruhe herbeizuholen; die Leute lachten
ihn aus. Der Herr Major gehört dem „patriotischen“ Vereine an. Ein
verwundeter Maurer hat zu Protokoll ausgesagt, daß der Herr Land- und
Stadtgerichtsdirektor Gartz die Leute dazu
aufgefordert habe, Bauer's Haus zu demoliren, und sich erboten es zu
beschwören. ‒ Um 7 Uhr kam die Kunde in den Berliner Kongreß der Demokraten
der Mark Brandenburg, welcher jetzt hier versammelt ist. Es wurde eine
Deputation, an deren Spitze sich der Präsident des demokratischen Klubs,
Abgeordneter Assessor Schramm und der Kammerg.-Assess. Hertzfeld befanden,
an den Minister des Innern gesandt. Sie trafen ihn bei Herrn v. Auerswald.
Der konstitutionelle Minister Kühlwetter wußte noch nichts von der ganzen
Sache, versprach aber, wie gewöhnlich, Alles zu thun! ‒ Als die beiden
Volksversammlungen, welche gerade stattfanden, die Nachricht bekamen,
wollten sie Rache nehmen, und es hat schwer gehalten, sie davon abzubringen.
Wir werden nun sehen, was das Ministerium der That gegen solche Akte der
Brutalität, wo weder Person, noch Eigenthum, noch Hausrecht gesichert ist,
thun wird, um die Missethäter zu bestrafen, oder ob es sie, wie den
Kommandanten von Schweidnitz, zu ihrem Vergnügen herumreisen läßt.
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27
] Breslau, 19. August.
In Betreff der früheren Nachrichten aus Rußland haben wir bis jetzt weder
eine Bestätigung noch eine Widerlegung erhalten. Der letzte Zug der
oberschlesischen Bahn (von gestern Abend) brachte nichts Neues. Nur so viel
wird von Reisenden aus Krakau versichert, daß in Warschau Alles ruhig ist.
Aus Schweidnitz erfahren wir, daß gestern das Füsilier-Bataillon der 22er,
welches im Auftrage der Reaction so viel Bürgerblut auf sich geladen,
endlich abmarschirt ist.
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*
] Wien, 17. Aug.
Eine Anzahl Mitglieder der akademischen Legion begab sich gestern zu Sr. Maj.
dem Kaiser, um ihm die Gefahren für die öffentliche Ruhe vorzustellen,
welche durch die fernere Anwesenheit der Cibini erwachsen würden. Das
fruchtete. Kaum war eine Stunde verflossen, so war die schwarzgelbe Katze
abgereist und die Kamarilla verliert an ihr eine der perfidesten,
durchtriebensten und thätigsten Kreaturen.
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@facs | 0428 |
Schweidnitz, 19. August.
Nachdem gestern Nachmittag noch zwei Kompagnien des 2. Bat. 7. Inf. Reg. per
Eisenbahn hier angekommen waren, so daß gegenwärtig dieses ganze Bataillon
hier steht, ‒ verließen zwischen 4 und 5 Uhr die Zweiundzwanziger unsere
Stadt, um nimmer wieder zu kehren, ‒ wie wir hoffen. Dieser Abmarsch, der
ganz im Geheimen betrieben worden zu sein scheint, kam recht unerwartet,
aber nichtsdestoweniger sehr erwünscht. Der Bestimmungsort dieses
Truppentheils ist noch nicht bekannt; vorläufig ist er auf den benachbarten
Dörfern Weizenrodau, Wilkau, Nitschendorf, Kirschdorf etc. einquartiert.
[(A. O.-Z.)]
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[
102
] Posen, 19. Aug.
Heute früh ist eine Deputation aus 6 Personen von hier nach Berlin
abgegangen, um dem Staatsministerium eine Adresse zu überreichen, worin die
Belassung des Gen.-Lt. v. Steinäcker in seinem jetzigen Verhältniß beantragt
wird. Derselbe wäre mit dem hiesigen Deutschthum so verwachsen, daß der eine
ohne den andern Theil nicht bestehen könne; durch ihn würde der Eine im
Zaume gehalten, der Andere beschwichtigt, und man könne, wenn die Abberufung
zur Wahrheit werde, nicht dafür stehen, daß das deutsche Element, schon
genug gekränkt durch die Straflosigkeit der Anstifter der letzten
Insurrektion, seine gerechte Erbitterung an der „fremden“ Nation auslasse.
Das ist so des Pudels Kern: von der Zurücksetzung, welche für Steinäcker in
seiner Abberufung füglich gefunden werden kann ‒ kein Wort; überhaupt ist
die ganze Adresse des krassesten Egoismus voll, und Sie werden aus einzelnen
Stellen ersehen, daß dieselben nur gemildert sind, um „von keinem
Standpunkte aus als gehässig angesehen werden zu können.“
Die Sache macht sich; man fürchtet das Aufhören des Säbel-Regiments, und
sucht durch die lautesten Ausbrüche des Patriotismus die anwandelnden
Gefühle der Furcht niederzuhalten.
An Unterschriften kein Mangel; Soldaten figuriren en Masse und für den circa
1000 Mann starken Schutz-Verein von Owinsk und Umgegend unterschreiben 20
Vertrauensmänner ein für allemal in Pausch und Bogen.
Die Deputation will in Berlin so lange bleiben, bis sie eine
zufriedenstellende Antwort erhalten hat; persönlich könne man doch nicht so
abgespeist werden, als nach Verlauf von Wochen durch eine ministerielle
Zuschrift.
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@facs | 0428 |
[
15
] München, 18. August.
Die demokratischen Vereine sind nun auch in Baiern verboten. „Maximilian II,
von Gottes Gnaden König von Baiern,“ und sein Ministerium Ton-Dittmer haben
eine Verordnung vereinbart, worin diese die Republik erstrebenden
„staatsverrätherischen „Vereine für gesetzwidrig erklärt und die Regierungen
angewiesen werden, ihre Theilnehmer mit aller Strenge der alten reaktionären
Gesetze zu verfolgen. Im ganzen südwestlichen Deutschland, in Baden, Baiern,
Würtemberg ‒ mit Ausnahme von Hohenzollern und Sigmaringen ‒ sind jetzt die
demokratischen Vereine glücklich beseitigt und die Landesväter können ruhig
schlafen. In der That, das „freie Associationsrecht“ macht raschere
Fortschritte als die Cholera!
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@facs | 0428 |
[
109
] Wien, 18. August.
Die Betheiligung des Sicherheitsausschusses an der Adresse, welche der Linken
Frankfurts zugeschickt wird, ruft heute von Seite der Gift und Galle
speienden Reaktionsblätter: „Zuschauer, Presse,
Geißel,“ die fulminanteste Polemik hervor. ‒ Die Geißel, das
wüthendste Organ dieser todesröchelnden Absolutisten, sagt in einem „Der vereinigte Ausschuß in Wien erklärt sich für
Republik“ überschriebenen Ausfall: Oder ist es etwas anders, wenn
er eine Adresse eines Klubs unterzeichnet, worin republikanische Prinzipien
als die einzig mögliche Grundlage für Deutschlands Freiheit und Einheit
erklärt werden?? Jetzt, ihr Männer Wiens, ist es an der Zeit zu zeigen, was ihr wollt und für wen
ihr streitet. Keinen Gewaltschritt, (wie gern sähe
sie ihn!) nur einfach Zurückruf eurer Vertreter aus dem Ausschuß, der seine ultrademokratische Ansicht einer Menge
aufdringen will, die keine (?) republikanischen
Ideen hat. Aber auch für euch, verantwortliche
Minister, ist es an der Zeit, zu handeln
und zu zeigen, welche Farbe ihr vertreten wollt ‒ auch an der Reichsversammlung ist es, zu zeigen, daß sie nicht
blos vom Kaiser, sondern von einer, ihr Ansehen usurpirenden, Behörde etwas zu fordern den Muth
hat!“
Was wird der Krötenteich in Frankfurt dazu sagen, wenn er eine
republikanische Adresse von Wien, und nicht etwa von einem Wiener Klub,
sondern von der obersten Kommunalbehörde, ja vom Reichstage bekommt; wenn,
was kaum zu bezweifeln, das Ministerium dem Hecker Aufenthalt in Wien
verstattet? ‒ Die Redakteure des Studentenkurirs veröffentlichen heute eine
Danksagung für ihre Befreiung an den Professor Füster, der die Kaution geleistet, an die akademische Legion für
ihre Verwendung beim Ministerium, an die Bürger und Wehrmänner und an die
Arbeiter, die sich statt der Studenten verhaften lassen wollten. Fischhoff,
der neu kreirte Ministerialrath, hat sich bei dieser Gelegenheit noch
unpopulärer gemacht, als er es durch sein Haschen nach dieser Stelle schon
geworden ist. Sein Sitz auf der äußersten Linken im Reichstag ist blose
Heuchelei. Einige Studenten hatten sich im Interesse ihrer gefangenen
Kollegen zum Minister Dobblhoff begeben und im Vorzimmer besagten Fischhoff
getroffen. Sie glaubten nichts Besseres thun zu können, als diesen zu
ersuchen, die Sache gütlich beizulegen. Aber Fischhoff erwiederte mit büreaukratischer Amtsmine: „Nein, dem
Gesetze muß Geltung verschafft werden!“ Vergebens stellte ein H. Frannelich vor, das betreffende Preßgesetz sei
ein provisorisches; man solle die Bürgschaft irgend eines bekannten Bürgers
annehmen. Fischhoff bestand auf seiner Meinung, durch die Garde einschreiten
zu lassen und begab sich zum Kommandanten der Nationalgarde. Hierauf
wendeten sich die Studenten direkt an Dobblhof, der zugab, daß das
provisorische Preßgesetz mangelhaft sei und die Sache gütlich beizulegen
versprach. ‒
So eben komme ich von einem Spaziergang durch die Straßen. ‒ Das Volk
verschlingt die Flugblätter und Zeitungen mit Heißhunger, wie ein
Jahrtausende getrockneter Schwamm die Feuchtigkeit einsaugt. Ein Knäul steht
um eine Ecke, ein Blatt zu lesen, welches von einem Priester der Universität
gegen die Deutsch katholiken geschrieben ist und
sich in den entsetzlichsten Schmähungen wider sie ergeht. Alle riefen: „Ein
Jesuit, wo wohnt der Kerl!“ Ich versichere Sie, binnen 14 Tagen ist ganz
Wien nur eine Gemeinde, eine Deutschkatholische. ‒ Auf der morgigen Parade wird der Kaiser, so sagt man, in der
Uniform der Nationalgarde erscheinen; er wird die deutschen Farben
tragen. Was wird das ewig in der Kabinets-Garde-Uniform steckende
Hohenzollern dazu sagen? Doch auch hier wird es nur eine List der Kamarilla
sein, die dahin zielt, daß der Kaiser sich die Sympathien der 80,000
Nationalgarden erwerbe. Und dies dürfte trotz Jellachich, Windischgrätz,
Radetzky, diesem kabalistischen Dreieck der Monarchie, sich wohl der Mühe
verlohnen.
Die hiesigen Blätter sind voll von büreaukratisch-soldatischen Greuelscenen
aus Galizien und Krakau, von denen ich mir einen Abschnitt zu senden
erlaube; die Völker-Aneinanderhetze in der
serbisch-kroatisch-illyrisch-österreichischen Vendée vermehrt dieselben
täglich mit reichlichen Beiträgen. Wenn das Gewitter sich aus Italien,
Böhmen, Ungarn über Wien recht tüchtig zusammengezogen hat und zum Losbruch
kommt, wozu vorerst jedoch Ungarn überwunden sein muß, dann wird Europa
erzittern, der Tag der endlich wahren Freiheit oder schwärzesten
Knechtschaft wird erscheinen. Erinnern Sie sich, daß Wien in Deutschland den
Anstoß gegeben; ich hoffe, es wird ihn noch einmal zu geben bald Gelegenheit
bekommen. Der Boden wird täglich mehr unterminirt, nicht die Säulen des
Herkules werden im Stande sein, den alten Bau länger vor dem Einsturz zu
wahren.
‒ 25ste Reichstagssitzung. Vorsitz: Strobach. Nach der gewöhnlichen Einleitung wird die
Berathung über den Antrag Kudlich's fortgesetzt. ‒ Sie beginnt zu
langweilen. Die öffentliche Meinung fängt an, den Reichstag heftig darüber
zu tadeln, daß er nicht tüchtig handelt, statt lange und viel zu schwatzen.
Man will keine wortwägenden Amendements und keine glänzenden Reden; man will
glänzende, rasche Thaten; man will die sofortige entschädigungslose
Aufhebung des Feudalismus, und des Adels. Man wirft dem Reichstag vor, daß
er die Zeit und Begeisterung mißachte, das Gewitter sich zusammenthürmen
lasse, statt erstere zu schonen und letzteres durch entschiedenes Handeln
abzuwenden. Man hat sehr Recht.
Hawelka aus Böhmen hält eine konfuse Rede über Ober-
und Untereigenthum, Emphyteusis, Jesuitismus und Husitismus und über Nathans
des Weisen Satz; scheint indessen zuletzt gleichwohl Aufhebung ohne
Entschädigung zu belieben, ‒ wenn es ihm Ernst damit ist.
Schuselka zieht einen Vorfall herbei, der den Kuranda
betroffen, indem letzterer in Kollin am Abende seiner Verheirathung
insultirt worden. Schuselka frägt daher das Ministerium: „Ob es einen
Gesetzentwurf für die Unverletzlichkeit der Abgeordneten des Frankfurter
Parlaments (!!!???) einbringen wolle? (ridiculus mus! Die Versammlung bleibt
stumm.)
Der Justizminister erklärt mit Recht, das gehöre nach Frankfurt.
Schuselka ist damit nicht zufrieden, weil das
Parlament in Böhmen nicht anerkannt werde (ich wollte, es würde überall
ebenso verleugnet), der Deputirte also keinen Schutz dort finde. Die
Stellung zu Frankfurt werde in der Verfassung erwähnt werden müssen und so
könne man anticipando, für die dorthin zu sendenden Deputirten, einen
Grundsatz (!!!) aussprechen.
Der Justizminister erklärt wiederholt, daß dies hier nicht angehe, Schuselka
aber will nun einen Antrag darüber stellen.
Jetzt treten noch andere Interpellationswölfe, wie die Presse sie nennt, auf,
und Hubicki erkundigt sich beim Kriegsminister, ob
für die Nationalgarde genügender Waffenvorrath vorhanden sei.
Latour erwiedert mit gewohnter Naivität, der Vorrath
von ältern Gewehren sei bereits erschöpft, die Perkussionsgewehre aber seien
für die Armee bestimmt, die Nationalgarde könne von ihm daher nichts
erhalten.
Hubicki: Ob Maßregeln getroffen, Waffen
herbeizuschaffen, oder ob sie getroffen würden?
Latour: Das sei nicht seine Pflicht, das gehe den
Minister des Innern an.
Hubicki: Er frage den Minister des Innern, warum die
Nationalgarde nicht bewaffnet sei?
Dobblhof, wie allzeit unhörbar: Wegen Mangel an
Waffen. Es sei bisher unentschieden, ob die Bewaffnung der Nationalgarde dem
Staate oder der Gemeine zustehe. Das provisorische Gesetz entscheide sich
für das letztere.
Hubicki findet gerade das Gegentheil im
provisorischen Gesetz.
Dobblhof: Er verstehe es umgekehrt. Die Bewaffnung
der Nationalgarde von Seite des Staats sei unmöglich.
Hubicki, Herrschaftsbesitzer von Olegow aus Galizien:
Die Volksbewaffnung sei eine Lebensfrage. Ob das Ministerium einen
ungefähren Ausweis darüber habe, wie viele Gewehre zur Bewaffnung der
Nationalgarde nöthig seien und ob es gesonnen sei, diese zu besorgen?
Dobblhof (unhörbar): Er habe keinen und werde keinen
erhalten. Man wisse ja nicht, wie weit das System der Volksbewaffnung gehen
solle. Bis jetzt sei nur dort eine Nationalgarde errichtet, wo 1000
Einwohner seien. Manchmal habe ein solcher Ort nur 30, manchmal 200
Nationalgarden.
Hubicki (unter Gelächter und Zischen): Ob der
Minister des Innern wisse, wieviel Nationalgarden unter den Waffen
seien.
Dobblhof: Er könne dieses nicht sagen; müsse sich
einen großen Termin ausbedingen, um darauf zu antworten.
Hubicki (unter Gelächter und Zischen): Es sei keine
Lächerlichkeit, es handle sich um einen der Hauptgrundsätze der Freiheit; er
frage den Minister der Arbeiten, ob er Waffenfabriken angelegt habe?
Schwarzer: Fabriken gehören nicht in meinen
Ressort!
Nachdem noch der Finanz- und der Kriegsminister den obigen ähnliche
Ausweichungs-Phrasen zum Besten gegeben, worauf Hubicki mit einem Ausruf,
daß periculum in mora sei, sich niedersetzt, hat dieses Balgen mit den
ministeriellen Katzen ein Ende.
Ingram, ein langweiliger Patron, erhebt sich, um die
Ablösung mit Entschädigung zu vertheidigen. Ihm folgt mit denselben
Ansichten, Doliak, worauf Sierakowski nochmals, aber vergeblich, auf den Schluß der Debatte
anträgt. Der Redner Goriup, die entschädigungslose
Aufhebung der Lasten vertheidigend, setzt dieselbe fort und endet unter dem
lebhaften Beifalle des Reichstags. ‒ Morgen beginnt die Sitzung wegen der
Parade erst um 5 Uhr Nachmittags.
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@type | jArticle |
@facs | 0428 |
Hamburg, 22. Juli.
Sämmtliche Privat- und Geschäftsbriefe von Petersburg und Moskau, erstere vom
16. d. mit dem Dampfboot über Lübeck, sprechen mit keiner Silbe von Unruhen
in einer oder der andern dieser Städte. Die Petersburger freuen sich des
allmähligen Verschwindens der Cholera; es kamen nur noch 14 bis 15 Fälle
täglich vor.
[(B. H.)]
Französische Republik.
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@type | jArticle |
@facs | 0429 |
[
16
] Paris, 21. August.
Die Liebesblicke nach Rußland mehren sich: Der „Siécle“ und „La Patrie“
bewiesen so eben die Nothwendigkeit „einer Allianz des beweglichen
westlichen Elements mit dem beharrlichen östlichen;“ wobei „die deutsche
Fieberhaftigkeit an Donau und Spree“ ausdrücklich bedauert und ihr ein
„schleuniges Heilmittel“ gewünscht wird. Uebriges hat der nicht fieberhafte
Theil Deutschlands den östreichischen Freiherrn v. Andrian, Vicepräsidenten
der Frankfurter Nationalversammlung, hergeschickt, um Namens der deutschen
Centralgewalt mit General Cavaignac eine friedliche Vergleichung in der
italiänischen Sache zu besprechen. ‒ Das Gelüsten nach einem Könige,
gleichviel welchem, zeigt sich auch wohl darin, daß juridische Vorladungen
und Municipalakten in Paris und in den Provinzen bereits „Namens des Königs“
(au nom du roi) überschrieben worden; man kann diese Fälle, die sich
wiederholen, unmöglich für Zufallswerk nehmen. So requirirten die Maikes in
kleineren Ortschaften des Centrums au nom du roi kürzlich eine
Gemeindesteuer; so ward gestern Proudhon's „Representant du Peuple“ in dem
Redaktionslokal im Namen des „Prokurators des Königs“ mit Beschlag belegt.
Anlaß zu diesem Angriff auf das Blatt ist wohl ein Brief, worin die
„Bourgeois des Constitutionnel“ hart gerüttelt worden, und ein andrer von
einem gefangenen Insurgenten aus der Conciergerie; „in beiden hat der Herr
Prokurator des Königs ohne Zweifel eine Aufhetzung der untern Klassen gegen
die obern gesehen (höhnt die heutige Nummer), aber wie? giebt es denn in
einer so schönen Republik zwei entgegenstehende Klassen? und sind nicht alle
Franzosen ganz gleich vor dem Gesetz? und haben sie nicht das Motto:
Freiheit, Gleichheit, Bruderliebe auf alle Mauern geschrieben? hat nicht
hier zu Lande alle Welt ein und dasselbe allgemeine Stimmrecht? Die
Deputirten in der Kammer nennen sich ja sämmtlich Vertreter des Volks, und
schreien täglich: wir sind Volk, wir sind Volk!! Es ist also lächerlich, zu
meinen, in Frankreich existirte mehr als eine einzige Klasse; ergo kann
unser Journal auch nicht sogenannten Klassenhaß bereiten, und es wird
abwarten bis ein Prokurator der Republik angreifend auftritt.“ Proudhon ruft
dem Chef der Executive zu: „Höre uns an, Cavaignac, wir wollen dich nicht
anklagen, du bist schuldlos an den Greueln dieser Tage nach dem Junisieg.
Die Aechtungen in Masse, die Angebereien, das Niedermetzeln in Masse und im
Einzelnen, das willkührliche Einkerkern, das an die Zeit vor 1789 erinnernde
Vergessenbleiben in den Kerkern der 1848ger Bourgeoisie, das Heulen und
Kreischen dieser höchst ruhm-tugend- und siegreichen Bourgeoisie gegen jede
ehrenhafte Herzensregung und jeden gesunden logischen Gedanken, das Ringeln
u. Züngeln der alten giftigen Würmer, die gleichwohl im Februar in Stücke
zerhauen schienen durch die unbezwingliche Kraft der heiligen Volksmajestät:
dies Alles, Eugen Cavaignac, ist nicht von dir gekommen. Du bist eine
republikanische, reine Seele, und das Volk weiß es; du hast getrauert denn
du durftest den Strom nicht hemmen. Wie der Araber dem Tiger das Kind
hinwirft um die Mutter zu retten: so hast du gehandelt. Aber jetzt naht die
Stunde, wo du halt! sprechen mußt zu den Wüthrichen. Ein Mann, wie du von
der Flut der Ereignisse auf den Gipfel gehoben, vergaß einst das
Schreckenssystem zu zügeln: und er fiel, und fünfzig lange Jahre häuften die
Revolutions- und Volksfeinde allen Unrath ihrer Verleumdungen auf ihn, den
Sündenbock der Revolution, und dennoch eine unbefleckte Persönlichkeit war
dieser Maximilian Robespierre. Die 93. Revolution wußte nichts mehr nach
seinem Tode zu sagen; die 1848. hat noch nicht einmal ihr erstes Wort
gesprochen, und wenn auch die ganze alte Welt sich gegen sie auflehnt,
siegen wird die heutige Sturmbewegung, d. h. das Volk wird emancipirt, wird
aus dem Elend befreit werden. Die Volksverräther schleifen ihre Dolche, sie
wollen die junge Republik meucheln; diese Herren Königsfreunde werden bald
einen Handstreich riskiren; Cavaignac, wache! wache in der Kammer wie in der
Straße! es geht eine neue, hoffentlich die letzte Versuchung los, man will
die in Thränen zerfließenden Frauen der Insurgenten als Mittel gegen die
Volkszukunft, gegen das Heil der Welt gebrauchen: jedes Mittel ist den
Machiavelisten und Malthusianern und Jesuiten recht. Volk! laß dich nicht
wieder kirren!“ Auch der „Spectateur republicain“ sagt: „Henri der Erlöser,
wie seine halbwahnsinnige Partei ihn nennt, wird jetzt so gebraucht wie vor
dem Juni Bonaparte. Sein Name wird nur mit Geldbestechung ausgesprochen, das
verzweifelnde Volk hat bisher wenig an diesen mittelmäßigsten aller
Fürstensöhne zu denken Zeit gehabt. Der schurkische Constitutionnel bleibt
natürlich in der Rolle, wenn er seit drei Tagen in künstlich gemachtem
Zürnen seinem Publikum vorgestikulirt: die rothe, demokratisch-sociale
Republik wolle unter Vorschieben des Lilienpannier's diesmal den Schlag
wagen. Noch eine Straßenschlacht und unsre Republik verendet, das wissen
unsre Feinde, und wir bitten unsre Freunde, im Verein mit la Reforme, mit
dem Journal Proudhon's, aufzupassen: es geht um das Wohl Europa's.“ Hingegen
trommelt der Siècle, der die Tücke des dumpfen Bourgevisherzens heute
ausschüttet und „alle socialistischen Journale“ denuncirt, als „Aufwiegler
des leidenden Volks, zu einer Demonstration in diesen Tagen.“ Er ist dreist
genug, die Schandthaten der Mobile, die Brutalitäten der Herren
Nationalgardisten, die Frevel des geheimen Gerichts rein zu leugnen; er
wagt's die Bourgeoisgarde und Mobile (mit wahrhaft dummer Uebergehung der so
überaus anspruchlosen, stets ins dickste Feuer vorgeschobenen
Linieninfanterie) die „unsterblichen Märtyrer und Sieger vom Juni, die auf
den Dank Europa's und Amerika's Anspruch haben“ zu tituliren.
Und es finden sich alle Tage Reklamationen nach Deportirten, die erst jetzt
richterlich freigesprochen, aber längst unter Segel gegangen sind. Im Fort
Jory droht die Wache oft noch mit Erschießen; die Offiziere hetzen Sie zu
allem möglichen Unfug; als neulich ein Gefangener vorsprang und schrie:
„französische Soldaten, Kinder des Volkes, ihr droht: gut, schießt mich
nieder!“ da rührte sich kein Gewehr. Polizeiagenten, deren Beglaubigung noch
vom ehemaligen Präfekten Caussidiere unterzeichnet war, arretirte die
Bourgeoisgarde „lediglich wegen der gehaßten Unterschrift“ und sie werden
jetzt deportirt als „Helfershelfer des Räubers Caussidiere“, dem die reiche
Bank- und Börsenkanaille allein verdankt, im Februar nicht ausgeräuchert
worden zu sein wie der Fuchs im Bau. So eben ist ein Barrikadenchef zu
lebenslänglichen Galeeren verurtheilt; man wechselt mit den Strafen ab, wie
es scheint. Die Generale, die zu Gericht sitzen, brilliren durch Logik: Z.
B. verlangten sie neulich die Frau und Mutter des Angeklagten sollten, statt
um Gnade zu bitten, lieber „die Person ausfindig machen, der er das Leben
gerettet haben will, die aber, wie wir vermuthen, todt ist.“ Diese „Person“
ist ein Infanterist, der zufällig der Frau des Angeklagten nachher begegnete
und gern durch sein Zeugniß den Insurgenten von der Deportation rettete.
Verweigerungen des Abschieds sind annoch an der Tagesordnung. „In Lyon, sagt
der „Censeur“, verhaftet der Polizeikommissär Villeneuve ohne Mandat und auf
offenem Markt, im Regen und Sonnenschein, jeden Arbeiter und sonstigen
Bürger, der, wie er sagt, zu weit vorgeschrittene Meinungen (des opinions
trop avancées) besitzt; das gelindeste ist eine Haft von 48 Stunden; wie
angenehm für den, der dringliche Geschäfte hat“! Der „Censeur“, ist
bekanntlich ein philiströser Bourgeoisrepublikaner, aber er sieht sich
genöthigt, die „Gazette de Lyon“ zu bekämpfen. Diese ist sehr verläumderisch
und erzählte z. B., der Redakteur der Dankadresse an Proudhon und Greppo sei
ein gemeiner Bankerottirer; sie ist gezwungen zu widerrufen. Mit Jubel
verkündet die „gute“ Presse und läßt in den Straßen ausrufen die
Verurtheilung Michelots zu den Galeeren, wegen eines alten Bankerots;
Michelot war Präsident des Sorbonneklubs, und nur deshalb läßt die
Bourgeoisie es ausschreien. Hr. Senard, der Kartätschenheld von Rouen, hat
zwar auf der Tribüne geheult: Proudhon und die andern Sozialistenchefs seien
„feige Zerstörer“, allein dürften nicht die Chefs der Tyrannenklasse, unter
der jetzt 8 Millionen Produzenten schmachten, noch viel „feiger“ sein? Der
Karlismus dürfte übrigens dem Minister des Innern bald Gelegenheit geben,
seine „Bravour und Manneswürde“ zu zeigen; in Paris, in Fecamp hat man weiße
Fahnen weggenommen, die Spießbürger in Bourges haben von der zweiten Pariser
Legion doch noch eine Lilienfahne zum Angebinde gekriegt. Das Journal des
erkauften Alphons Karr, der an den durch seine „Guepes“ erschriebenen
dreihunderttausend Franken nicht genug hat, findet es „empörend“, daß der
„Pere Duchesne“ die Kaution von 24,000 Fr. aufbringt; auch jubelt er über
die Unterdrückung des „revolutionären Schwindel verbreitenden
„Schneiderateliers zu Clichy, wo gleicher Tagelohn herrschte und sehr gute
Arbeit gemacht ward. Die Stadt Paris schuldet diesen 1600 associirten
Schneidergesellen nicht nur an 40,000 Fr. für gelieferte
Nationalgardenröcke, sondern ist auch so unehrlich gewesen, daß sie die bei
ihnen bestellte Arbeit nicht hat abholen lassen, wodurch natürlich die Kasse
der Assoeiirten, die buchstäblich mit Null anfingen und schnell, trotz der
infamen Kabalen der Meister und der Anfangs den Kredit verweigernden
Tuchlieferanten, einen starken Nettogewinnst machten, gesprengt ward.
Tüchtige deutsche Socialisten arbeiteten ebenfalls darin.
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@type | jArticle |
@facs | 0429 |
Paris, 21. August.
Cavaignac's Spezialorgan, der bekannte Speetateur Republicain, beginnt diesen
Morgen mit folgender Kriegserklärung gegen Oestreich:
„An dem Tage, an welchem sich die Regierung als Vermittlerin in den
Angelegenheiten Italiens anbot, wußte sie der Ruhe Europa's und der Sache
der Civilisation das Opfer jedes Ehrgeizes zu bringen. Aber sie hat sich
nimmer verstanden, der Ehre und Würde des französischen Namens auch nur den
leisesten Angriff geschehen zu lassen. Wir (der Spektateur) glauben nicht
anstehen zu dürfen, uns in dieser Beziehung für die Gefühle der Regierung zu
verbürgen. Ihre Politik in Bezug auf Italien, wie aller Mächte, die bei der
italischen Frage mehr oder weniger betheiligt sind, war eine loyale und
aufrichtige. Ihre Erklärungen an Oestreich waren würdig und offen. Sie hatte
daher Grund zu hoffen, man werde am Hofe von Wien ihre versöhnliche Sprache
hören. Die Nachricht von der Abberufung (desaveu) des Generals Welden und
die augenblickliche Suspension der Einfälle in die päbstlichen Staaten
(lègations) berechtigten uns zu der Voraussetzung, das kaiserliche Kabinet
werde den einzigen möglichen Weg einschlagen, der ihm übrig blieb, wenn es
ihm mit Annahme der Mediation Englands und Frankreichs wirklich Ernst
war.
Indessen hören wir daß sich die Abberufung des Generals Welden nicht
bestätige, noch erhielten wir keine Nachricht, ob Oestreich das Anerbieten
einer englisch franz. Mediation wirklich annehme, und auf anderem Wege
erfahren wir sogar, daß die Einfälle der Oestreicher in die Legationen
fortdauern. Unter diesen Umständen und um diesen Unschlüssigkeiten und
Ungewißheiten ein Ende zu machen, welche vielleicht nur in der Langsamkeit
und Unentschlossenheit der nächsten Umgebung des Kaisers ihren Grund haben,
die wir aber nicht länger ertragen können, hat die Regierung der Republik
beschlossen, auf sofortige Entscheidung des
[0430]
Wiener Kabinets
in der italienischen Frage zu dringen. Aus dem Ministerium des Auswärtigen
sind daher, versichert man uns, vorgestern Kuriere abgesandt worden, welche
nach Wien und Frankfurt die Erklärungen bringen: daß unsere Vermittelung in
keinem Falle früher ausgeübt werden dürfe, als die Oestreicher nicht
vollständig sich aus den Legationen zurückgezogen hätten und daß jede
Weigerung, diesen Theil Italiens unberührt zu lassen, als eine
Kriegserklärung (cas de guerre) angesehen werde.
Wir haben das italienische Gebiet respektirt; wir haben uns am Rhein und an
den Alpen auf die Gränzlinien beschränkt, welche uns die Verträge von 1815
zogen. Möge Oestreich seiner Seits den Inhalt jener Verträge nicht außer
Acht lassen, jener Verträge, die zu zerreißen wir sicherlich die Ersten sein
würden, wenn es Europa einfallen sollte, sich moderirter als wir zu
zeigen.
Venedig will sich mit Frankreich vereinigen, (Venise s'offre à la France)
alle Städte Italiens strecken uns die Arme entgegen und der französische
Name wird von einem Ende der Halbinsel zum anderen mit Enthusiasmus genannt:
in einem solchen Augenblicke, sagen wir, wäre Oestreich sehr schlecht
berathen, unsere Vermittelung abweisen und unsere Geduld erschöpfen zu
wollen!
Die Republik hat keine Familienbande und keine Verbindlichkeiten für
geleistete Dienste, wie die Monarchieen, die ihr vorangingen, geerbt.
Wahrung ihrer unbefleckten Ehre ist die einzige Grundregel ihrer Diplomatik.
Die Staatsverwaltung, deren Haupt der General Cavaignac ist, ist fest
entschlossen, dem Ansehen der Republik nach Außen jenen edlen und loyalen
Charakter zu geben, der einem großen und mächtigen Volk geziemt.“
‒ Lyoner Blätter vom 18. melden, daß General Oudinot, Oberbefehlshaber der
Alpenarmee, einen großen Theil seines Heeres versammelt und ihm angezeigt
habes, daß e von heute an (17.) den Kriegssold bezöge.
(Siehe den Verfolg in der Beilage.)
@type | jAnnouncements |
@facs | 0430 |
Schiffahrts-Anzeige. Köln, 22. August 1848.
Abgefahren: L. Heuß nach Heilbronn.
In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich W. Pesch; nach
Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr A. Meyer; nach Andernach und Neuwied
Joh. Pera, Jos. Krämer; nach Bingen J. B. Mundschenk; nach Koblenz, der
Mosel und Saar G. Weidner; nach der Mosel, Trier und der Saar F. Bayer; nach
Mainz Ph. Kimpel; nach dem Niedermain S. Schulz; nach dem Mittel- und
Obermain Peter Schön; nach Heilbronn C. G. Schmidt; nach Kannstadt und
Stuttgart L. Klee; nach Worms und Mannheim Frz. Elbert.
Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Schneider Köln Nr. 16
Ferner: Nach
Amsterdam Kapt. Koenen Köln Nr. 19
Wasserstand.
Köln, am 22. August. Rheinhöhe 6′ 10″
Civilstand der Stadt Köln.
Geburten.
20. August. Bernard Karl Ferdinand, S. v. Eduard Kaspar Hubert Kühlwetter,
Spezial-Direktor der Köln-Mindener Eisenbahn, Marzellenstraße. ‒ Barbara
Hubertina, T. v Joh. Wilh. Schlösser, Zuckersieder, Follerstraße. ‒
Philippine Albertine, T. v Mart. Wilh. Turck, Kfm., Georgsplatz. ‒ Maria
Ther., T. v. Joh. Franz Köller, Faßbinder, Sternengasse. ‒ Leopold, S. v.
Adolph Philipp Tryst, Regierungs-Assistent, Mittelstraße. ‒ Hub. Leonhard,
S. v. Anton Köhlhaes, Kutscher, Laurenzplatz. ‒ Hermann, S. v. Jakob Mohne,
Sattler, Salzgasse. ‒ Christina, T. v. Joh. Schmitz, Schriftsetzer,
Breitstraße. ‒ Gert., T. v. Jos. Werker, Taglöner, kl. Spitzengasse. ‒
Joseph, S. v. Joh. Bapt. Kiermeier, Schneider, Spulmannsgasse. ‒ Ein unehel.
Knabe.
Sterbefälle.
20. August. Franz Fuß, 2 J. 4 M. alt, Spulmannsgasse. ‒ Agnes Broichsitter,
Wwe. Göstrich, 53 J. alt, Lungengasse. ‒ Karl Lietzke, Steuer-Amts-Diener,
62 J. alt, verh., Thürmchenswall. ‒ Heinr. Pallenberg, 1 J. alt,
Severinstraße. ‒ Helena Libeler, 9 M. alt, Spulmannsgasse. ‒ Arnold Klütsch,
Organist, 68 J. alt, Wwr., Plankgasse. ‒ Joh. Waver, Kommissionair, 24 J.
alt, unverh, Klingelpütz. ‒ Friedr. Gabel, Thorwärter, 65 J. alt, verh.,
Buttermarkt. ‒ Johann Wirtz, ohne Gewerbe, 68 J. alt, verh.,
Minoritenspital. ‒ Heinr. Schneider, 48 J. alt, unverh., Kutscher,
Cäcilienspital. ‒ Ein unehel. Knabe.
Bekanntmachung.
Da es, der bisherigen Bemühungen ungeachtet, noch nicht gelungen ist, die
Verfertiger der hin und wieder zum Vorschein gekommenen falschen preußischen
Banknoten à 25 Thlr. und 50 Thlr. zu entdecken, so wird hiermit Jedem, der
zuerst einen Verfertiger oder wissentlichen
Verbreiter falscher preußischer Banknoten der Behörde dergestalt anzeigt,
daß er zur Untersuchung und Bestrafung gezogen werden kann, eine Belohnung
von drei hundert Thalern, und wenn in Folge der
Anzeige auch die Beschlagnahme der zur Verfertigung der falschen Banknoten
benutzten Formen, Platten und sonstigen Geräthschaften erfolgt, eine
Erhöhung dieser Belohnung bis zu Fünf hundert
Thalern zugesichert,
Wer Anzeigen dieser Art zu machen hat, kann sich an jede Orts-Polizei-Behörde
wenden und auf Verlangen der Verschwiegenheit seines Namens sich versichert
halten, in so fern diesem Verlangen ohne nachtheilige Einwirkung auf das
Untersuchungsverfahren zu willfahren ist.
Zugleich wird hierdurch die Mitwirkung des Publikums mit dem Anheimgeben in
Anspruch genommen, bei dem Empfange von Preußischen Banknoten deren
Buchstaben, Nummer, Betrag und den Zahlenden sich merken, was, da alle
Banknoten über größere Summen lauten (zu 25 Thlr., 50 Thlr., 100 Thlr. und
500 Thlr.) in der Regel ohne zu große Mühe thunlich ist. Es wird dies
wesentlich dazu beitragen, dem Verbrecher auf die Spur zu kommen und den
Ersatz des Schadens zu erlangen.
Berlin, den 10. August 1848.
Der Chef der preußischen Bank.
Im Allerhöchsten Auftrage: (gek.) v. Lamprecht.
Bekanntmachung.
Es wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die Post-Expedition
zu Stommeln dem dortigen Gastwirth Herrn Kamp übertragen worden ist.
Köln, den 20. August 1848.
Ober-Post-Amt.
Rehfeldt.
Versteigerung.
Am Samstag, den 26. August 1848, Vormittags 11 Uhr, sollen auf dem Markte zu
St. Aposteln in Köln, verschiedene Hausmobilien, als:
10 Tische, 22 Stühle, 1 Sopha von Mahagoniholz, mit schwarzem Moor überzogen,
Schränke, Oefen, Spiegel etc. etc. gegen gleich baare Zahlung versteigert
werden.
Der Gerichtsvollzieher.
Cloeren.
Versteigerung.
Am Montag, den 28 August 1848, Vormittags 11 Uhr, sollen auf dem Markte zu
St. Aposteln in Köln, verschiedene Hausmobilien, als:
Tische, Stühle, Sopha, Oefen, 1 Ladengestell etc. etc. gegen gleich baare
Zahlung versteigert werden.
Der Gerichtsvollzieher, Cloeren.
Wir zeigen hiermit an, daß wir in Folge bedeutender Nachfrage nach
Austern
uns schon jetzt
entschlossen haben, ein bis zwei Mal per Woche frische Sendungen regelmäßig
kommen zu lassen. Die Ankunft der Austern werden wir jedes Mal durch die
Zeitung bekannt machen.
G. Bettger & Comp., kl. Budengasse Nro. 6.
Heute erhielten wir wieder eine Sendung frischer
Austern,
welche wir zur Abnahme außer dem
Hause sowohl als zum Genusse auf unserer Austernstube hiermit empfehlen.
G. Bettger & Comp., kl. Budengasse Nro. 6.
Das Korrespondenz-Bureau Ulrich- (Eulen-) Gasse 26,
empfiehlt sich in Abfassung gediegenster Adressen, Vorstellungen,
Bittschriften, Briefe, Zeitungs-Inserate etc. etc., so wie Erledigung
Gemeinde-, Armen-, Kirchen- und sonstiger verwickelter Rechnungssachen.
„Neue Rheinische Zeitung.“
Nach §. 5 des Gesellschafts-Statuts wird die 4. Einzahlung von 10 Prozent pro
Aktie in den nächsten Tagen eingezogen werden, was wir den Herren
Aktionairen hiermit ankündigen.
Köln, den 22. August 1848.
Die Geranten der „Neuen Rheinischen Zeitung.“
Niederländische Handels-Gesellschaft.
Die Direktion macht bekannt, daß von ihr zu Rotterdam am
Montag den 18. September 1848 verkauft werden sollen:
33291 | Kranj. | u. | Kanass. |
Java-Zucker,
| lagernd daselbst.
|
35518 | Kranj. | u. | Kanass. |
Java-Zucker,
| lagernd zu Amsterdam.
|
8253 | Kranj. | u. | Kanass. |
Java-Zucker,
| lagernd zu Dordrecht.
|
1832 | Kranj. | u. | Kanass. |
Java-Zucker,
| lagernd zu Middelburg.
|
Die Notizen und Verkaufsbedingungen werden zeitig ausgegeben.
Amsterdam, 15. August 1848.
Van der Oudermeulen, Präsident.
Goudswaard, Direkt., z. Z. Sekretair.
Niederländische Handels-Gesellschaft.
Die Direktion macht bekannt, daß die Indigo- und Cochenille-Herbst-Auktionen von 1848 an den hier
unten näher bezeichneten Tagen und Orten abgehalten und aus den
nachfolgenden Quantitäten bestehen werden:
Zu Rotterdam am Donnerstag, den 21. September
1848:
797 ganze Kisten Java-Indigo, lagernd daselbst;
1152 halbe u. viertel Kisten Java-Indigo, lagernd
daselbst;
139 Kisten Java-Cochenille, lagernd
daselbst; mit dem Vorbehalte, diese Quantität um
ungefähr 227 ganze Kisten Java-Indigo zu vermehren,
im Falle das Schiff, mit welchem diese Zufuhr erwartet wird, zeitig genug
ankommt.
Zu Amsterdam am Montag, den 25 September 1848.
207 ganze Kisten Java-Indigo, lagernd daselbst;
1643 halbe u. viertel Kisten Java-Indigo, lagernd daselbst;
151 Kisten Java-Cochenille,
lagernd daselbst; unter diesen Quantitäten ist der
noch unverkaufte Theil der zurückgehaltenen Partieen aus den Auktionen vom
22. Und 25. Mai d. J. mit inbegriffen.
Die Direktion gibt zugleich mit dieser Bekanntmachung die Versicherung, daß
sie vor ihren gewöhnlichen Frühjahrs-Auktionen von
1849 keine anderen Partieen Indigo und Cochenille, als die oben bezeichneten, an den Markt
bringen wird.
Die Notizen und Auktions-Bedingungen werden zeitig ausgegeben.
Amsterdam, 16. August 1848.
Van der Oudermeulen, Präsident.
J. Schuurman, Direkt., z. Z. Sekretair.
Ein junger Mann, welcher gute Zeugnisse von achtbaren Häusern aufzuweisen
hat, sucht eine Komptoir- oder Reisestelle. Die Expedition sagt wer.
Feinster Punsch-Syrup;
Jamaica-Rum;
alter Cognac;
Batavia
Arrac;
holländische Liqueure etc.
Sternengasse Nro. 9 und 11.
Glacé-Handschuh
eigener Fabrik empfiehlt
Peter Leurs Sohn, Schildergasse Nro. 14.
Frische Rheinfische sind zu den billigsten Preisen zu haben bei Joh. Lülsdorff, Lindgasse 21.
Extra frische Häringe, geräucherter Salm, Sardellen bei Veith, Lindgasse Nro.
1.
Ein kräftiger Mann sucht während des Morgens Beschäftigung, gleich viel,
welche. Bescheid Josephplatz Nro. 2.
Mehrere Studenten oder Handwerker können billig Kost und Logie haben.
Blaubach Nro. 85.
Auch sind daselbst zwei Zimmer zu vermiethen.
Rheinische Großmesse zu Köln.
In der Kölnischen Zeitung Nro. 235 erlaubt sich das provisorische Comite (wie
es scheint) 36 Kandidaten zur Vorstands-Mitgliedschaft in Vorschlag zu
bringen. Man bittet diese Namen gehörig zu mustern und nicht wie in Köln
gewöhnlich post festum über Klüngel zu raisonniren!
Laute Anfrage.
Werden denn die Augen-Aerzte nie aufhören, das Publikum mit
aufschneiderischen Marktschreiereien und sich mit Danksagungen, Attesten und
Krackeelereien, die sie wahrscheinlich selbst anstiften, zu vexiren?
Wir halten diesen jämmerlichen Krieg für eine schamlose Herabwürdigung einer
herrlichen Wissenschaft zur Quacksalberei!
Theater.
Freitag, den 25. August:
Jessonda,
große Oper in 3 Akten von Spohx.