[Deutschland]
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verschimmelten Gesetze noch heute gelten lassen ‒ dann sind wir alle hier
Verräther ‒ (rauschender Beifall) das natürliche Recht verlangt somit
ebenfalls unbedingte Auflösung. Man will es als Gnade betrachten, wo das
unbedingte Recht spricht, und sollte hierbei schon von Gnade die Rede sein,
dann wahrlich hätte der durch Jahrhunderte lang Bedrückte eher auf
Entschädigung zu bringen, und gerade er sie zu beanspruchen (Beifall)
Man bemerkte hier, es könnten leicht hypothezirte Rechte von Privaten
verloren gehen, er frage jedoch, ob man hier sei, um über Rechte von
Privaten Gesetze zu bringen? man sei hier, um Recht für Alle unbedingt zu
sprechen, eine freisinnige Konstitution zu verfassen. Man spricht von
Entschädigung? wer soll diese leisten? etwa der Bauer? dann bekommt er eine
Last für die andere; oder die Gesammtheit? dann müßten auch die Städter für
die Rechte der Herrschaften zahlen. Uebrigens wolle er keiner Herrschaft
rathen, unter heutigen Umständen die Robot einzuheben. (Heiterkeit.) Gegen
die unbedingte Aufhebung der Lasten habe man Kommunismus und abermals
Kommunismus entgegengestellt ‒ sind diese Grundsätze über Auflösung des
unterthänigen Verhältnisses nach dem Gesetze des Rechts und der Vernunft
Kommunismus, nun dann müssen wir alle Kommunisten sein! ‒ Ein ehrenwerthes
Mitglied von Prag (Barrosch) hat das Beispiel der arbeitenden Volksklasse
vom 26 Mai als ein nachahmenswerthes angeführt, als sie an die Thüren der
Besitzenden „Heilig ist das Eigenthum“ geschrieben: ja wohl ist das Beispiel
nachahmungswerth, aber eben deshalb wende man es nun umgekehrt an, und
schreibe an die Thüre des Landmanns „Heilig ist das Eigenthum!“ (Rauschender
Beifall.)
Man hat endlich aus dieser Aufhebung unbegreiflicher Weise ein fürchterliches
Proletariat hervorsprossen lassen, er frage aber, sind nicht von einem Ende
der Monarchie bis zum andern alle Bewohner mit wenigen Ausnahmen
Proletarier?
Nur im poetischen Schwunge könnte man ein solches Proletariat befürchten,
oder glaube man etwa, daß die Grundherren durch diese Aufhebung Proletarier
würden? der ärmste unter ihnen bleibe immer noch reicher als der reichste
Unterthan.
Man müsse vielmehr annehmen, daß durch Aufhebung dieser Lasten nur der
Wohlstand sämmtlicher Staatsbürger herbeigeführt würde, durch unnütze Lasten
werde der Industrie und dem Gewerbe ein Hemmschuh angelegt, durch Aufhebung
Freiheit der Konkurrenz und Flor der Städte, am Ende würde der Grundherr
mehr als zuvor gewinnen.
Wer das Unterthanen-Verhältniß vertheidigt, der ist der Meinung, es sei
schön, fremde Hände für sich arbeiten zu lassen, und dabei doch der Erste zu
sein, der meint, durch Aufhebung werde das Einkommen geschmälert, und man
sinke zum Volke herab; das nehme er von einem jeden solchen an, alles Andere
sei blauer Dunst. (Allgemeiner Beifall von allen Seiten.) Er spreche somit
nur in so ferne gegen Kudlich's Antrag, als in demselben noch in Frage
gestellt sei, ob eine Ablösung stattfinden solle? Ob übrigens den
Herrschaften für Benutzung der Hutweide u. s. w. eine Ablösung zu geben sei,
das gehöre auf ein anderes Feld. Zur Aufhebung der Grundlasten gehöre auch
die Regulirung des Gemeindewesens. Doch machte er die Versammlung darauf
aufmerksam, in die Antonomie der Provinzen nicht einzugreifen, das hieße im
Anstreben zur Einheit dieselbe zersplittern wollen, so verschiedene
Nationalitäten bedingen eigene Verhältnisse und Bildung; er hoffe jedoch zu
einer glücklichen Lösung der Verfassung einer konstitutionellen Monarchie zu
gelangen, da wir einen gütigen geliebten Kaiser, eine geachtete Dynastie
besitzen.
Nachdem noch Peitel gesprochen und beantragt hat,
auch Abend- und Feiertag-Sitzungen zu halten wird die Sitzung
geschlossen.
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[
61
] Wien, 17. Aug.
22. Sitzung des Reichstags vom 16. Aug. Vorsitz: Schmitt; Tagesordnung:
Berathung über den Antrag des Abg. Kudlich; Verlesung
des Protokolls vom 14. Aug.; Ertheilung von Urlaubsgesuchen; Verlesung der
Namen der Deputirten Dalmatiens, die in den Konstitutions- und
Petitionsausschuß gewählt wurden; Wahlberichte; Ankündigung einer
Interpellation Zimmers.
Dobblhof, Minister des Innern, entschuldigt das
Nichterscheinen des, Kriegsministers mit einer von demselben (wahrscheinlich
weil einziger ministerieller Nicht-Roturier) bei dem Kaiser abzuführenden
Vorstellung des diplomatischen Korps, worauf er zur Beantwortung der
letzthin von Löhner gestellten Interpellation
übergeht. Er glaube die Frage des Hrn. Abgeordneten dahin verstanden zu
haben, sagt er, zu welchem Zwecke und durch wessen Berufung die
Provinziallandtage zusammengetreten seien, in welchem Verhältnisse ihre
Beschlüsse zu denen des Reichstags stehen und ob das Ministerium hierüber
einen Gesetzentwurf einbringen wolle. Die Landtage von Mähren, Schlesien,
Oberöstreich, Steiermark, Kärnthen, Krain seien schon seit 14. März berufen
gewesen, der von Tyrol habe sich seit 12. Juli vertagt und der von Schlesien
am 20. Juli aufgelöst. Der Zweck der Landtage sei eine Erledigung jener
Geschäfte, die dringend sind, provisorische Regelung der
Urbarialverhältnisse, um dem Reichstag Materialien zu verschiedenen
Gesetzentwürfen darzubieten. (Als ob der Reichstag provinzieller
Schulmeister bedürfe und nicht jeder seiner Abgeordneten das Material aus
den Provinzen mitgebracht habe! Lächerlicher Dobblhof!) Die Legitimation der
provinziellen Landtage beruhe auf Ministerialerlässen, indem Gegenstände zu
erledigen gewesen, welche vom permanenten Ausschusse nicht verhandelt werden
konnten. (Welche denn?) Von Volksvertretung im engern Sinne könne dabei
nicht die Rede sein; in keinem Falle könnten die Beschlüsse der Landtage dem
Reichstage vorgreifen. (Wozu also diese Fortsetzung des divide et impera?)
Nun spricht er von der in der Bukowina angekommenen Cholera und von seiner
Sorgfalt für die Erkrankten und für die Bettler in Schlesien.
Löhner: Das Ministerium scheine also nicht gesonnen
die Landtage zu suspendiren, er werde darum einen Antrag darüber einbringen;
ersuche aber das Ministerium jetzt schon, die Akten über die Beschlüsse der
Landtage auf den Tisch des Hauses zu legen. Dobblhof verspricht es nächstens
zu thun. Unter allgemeinem Gelächter fragt Selinger,
ob das Ministerium dafür gesorgt habe, daß die nach russischen Erfahrungen
bewährte Prießnitz'sche Methode in den Spitälern gegen die Cholera zur
Anwendung komme.
Auf Ersuchen des Präsidenten besteigt Pillersdorf zur
Berichterstattung über die Vorlage des Finanzministeriums die Tribüne und
verliest die gemachte Ausarbeitung mit folgendem Antrage: Der heutige
Reichstag möge beschließen: 1) Zur Bestreitung der außerordentlichen
Ausgaben einen Kredit von 20 Millionen zu eröffnen. 2) Diese Summe durch
Kassenanweisungen, Staatsanlehen, oder durch beide zugleich, aufzubringen.
3) Die Emission ohne Zwang und ohne Banknoten zu bewerkstelligen. 4) Das
Anlehen, ohne Hypothekirung der Staats- und geistlichen Güter, durch
Subskription oder Konkurrenz (die Konkurrenz und Subskription heißt:
Rothschild) zu ermöglichen. 5) Den Kredit der Nationalbank dabei nicht in
Anspruch zu nehmen. 6) Das Ministerium aufzufordern, einen ehrenvollen
(durch Völkerunterdrückung?) Frieden zu bewirken; 7) Die nicht vertretenen
Provinzen (Ungarn?) an der Belastung des Staats zu betheiligen. 8) Baldige
Vorlage des Büdgets. 9) Vorlegung der Ergebnisse der Finanzoperationen. 10)
Aufhebung des Ausfuhrverbotes von Gold und Silber. 11) Bildung einer
Finanzkommission im Reichstage. ‒ Aus der Vorlesung der Ausarbeitung geht
für das Jahresende ein Defizit von 17 Millioneen hervor. Der Antrag beweist,
daß die alte Wirthschaft modifizirt fortgeführt werden soll.
In der Weiterberathung des Kudlich'schen Antrags nimmt darauf Gredler, ein tirolischer Rechtsgelehrter, das Wort
und läßt sich in eine juridische Gemsenjagd über das Prinzip der Aufhebung
des Unterthänigkeitsverhältnisses und über das Prinzip der Entschädigung
ein, indem er sich für beide Prinzipe ausspricht und zuletzt sagt: Es dürfe
nicht schwer fallen den Bauernstand über das richtige Verhältniß von Mein
und Dein aufzuklären (?); ein Gott werde sich in seinem Busen finden, der
ihm zurufe: Du sollst nicht begehren des Fremden Eigenthum. (Gelächter.)
Wenn man sich dahin entscheide, daß keine Entschädigung stattzufinden habe,
so bleibe nichts übrig, als jene Kapitel, weche über Diebstahl handeln, aus
unserer Gesetzgebung auszustreichen (Zischen) und zu den Gefangenhäusern zu
eilen, um die Eingesperrten zu befreien. (Zur Ordnung! Zur Ordnung!) Er
verläßt unter forwährendem Zischen des größten Theils der Kammer und des
Beifalls von nur zwei im Centrum lagernden Herren die Tribune. ‒ Er war ein
Deutscher. ‒ Goldmark verlangt Schluß der Debatte.
Angenommen.
Bittner (Mähren): Mit dem bloßen Aussprechen des
Prinzips diene man dem Landmann nicht; das Verhältniß müsse aufgehoben
werden, hier liege das Unrecht. Früher habe der Gutsherr den Unterthanen
geschützt und dafür Schutzgeld erhalten, jetzt thue es der Staat und auch
diesem werde Schutzgeld bezahlt, die Herrschaft nehme es also jetzt
widerrechtlich und sei zum Ersatz verpflichtet. Jetzt verspritze der Bauer
sein Blut auf dem Schlachtfelde, nicht mehr der Edelmann zum Schutze des
Bauern. Wenn man der Herrschaft den ungerechten Besitz lassen müsse, so
dürfe man auch dem Räuber sein Geraubtes nie abnehmen. Wenn man die Reichen
entschädigen wolle, so werde man zuletzt noch fordern, daß die Bankiers
entschädigt werden, die bei Staatskrisen Geld verlieren. (Stürmischer
Beifall.) Die Entschädigung sei unpolitisch, denn man reiche sie einer
feindlichen Kaste. Trägt auf Aufhebung der Lasten ohne Entschädigung an. Es
solle mit Namensaufruf abgestimmt werden. Noch werde das Volk seinen Feinden
verzeihen, wenn aber etwas geschehe, so seien deren Köpfe nicht mehr werth,
als was die Anatomie dafür zahle. (Zur Ordnung! Zur Ordnung! Tumult. Der
Redner verläßt die Tribüne. Zischen von einer, Beifall von der andern
Seite.)
Ein Abgeordneter ersucht den Präsidenten der Gallerie die Beifallsbezeugungen
zu verweisen. Präsident Schmitt, der kein Strobach ist, erklärt der
Gallerie, die sich gar nicht hat vernehmen lassen, er werde ihren
Terrorismus nicht dulden.
Wiser (Advokat aus Linz) will Entschädigung.
Schuselka meint in einer langen Rede, die anfangs
entschädigungslos aussieht, man hätte die erste Aufwallung zur That werden
lassen, nicht warten sollen bis der Genius gewichen und die Quälgeister der
alten Zeit wieder aufgetaucht seien; man hätte das Prinzip aussprechen, das
Ministerium oder eine Kommission mit dem Gesetzentwurf beauftragen sollen.
Er sei überzeugt, es mögen Bajonnette oder Sensen hier eintreten, die
Abgeordneten werden ruhig auf ihren Plätzen sitzen und lieber sterben als
weichen (Anhaltender, stürmischer Applaus.) Er werde in und außer dem Saale
dahin wirken, daß eine Entschädigung werde, ohne daß der Bauer einen Pfennig
zahle; auch nicht durch Erhöhung der Steuer. Die Frage entscheide das
Verhängniß des Reichstags, es müsse sich zeigen, ob die Demokratie eine
blose Redensart gewesen. Wenn man ängstlich sei, werde der moralische
Eindruck nachwirken; man werde eine Blöße geben, wo die Feinde der Freiheit
ihr Geschoß hinrichten können, sie, denen dieser demokratische Reichstag ein
Dorn im Auge sei, sie wären froh, wenn sie ihn in die Klemme zwischen das
Volk und sich bringen könnten. Er fühle, daß man einer ernsten Zukunft
entgegen gehe; man möge die Frage rasch zu Ende führen. Wenn die Versammlung
nur die eine Frage entschieden hätte, würde sie dennoch ein Denkmal in der
Geschichte haben.
Violand stellt die Nothwendigkeit dar, sogleich eine
Erklärung in die Provinzen zu schicken. Sie seien Männer der Revolution und
erkennen kein historisches Recht an, das nichts Anderes sei, als ein mit
juridischen und philosophischen Floskeln ausgeschmücktes Faustrecht. Er
weise auf die Nothwendigkeit einer schnellen Entscheidung hin, denn die in
Italien erfochtenen Siege seien nicht bloß Niederlagen der italienischen
Unabhängigkeit, sondern der demokratischen Freiheit. (Stürmischer
Beifall.)
Trogom: Der Waffenstillstand in Italien dauere nun 6
Wochen und es sei große Besorgniß, was dann geschehen werde. Er trage daher
darauf an, daß sich die noch eingeschriebenen Redner vereinigen, um 2 bis 4
aus ihrer Mitte zu wählen, die für sie sprechen.
Löhner besteht auf ungehinderter Fortsetzung der
Debatte.
Borrosch meint, ein Ueberstürzen könne am Ersten eine
Reaktion herbeiführen. (Heftiger Ruf: Zur Sache!)
Demmel meint, der Staat müsse entschädigen, weil er
alle Sünden zu büßen habe.
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@facs | 0417 |
[
61
] Wien, 17. Aug.
Das diplomatische Korps ist heute Morgen in Schönbrunn von Ihren Majestäten
empfangen worden. Man hat mit Vergnügen die Gegenwart des französischen
Geschäftsträgers, Herrn Delacour, wahrgenommen, dessen Empfang die
Anerkennung der französischen Republik von Seiten Oestreichs zur Folge haben
muß. (Nikolaus wird keinen Anstand nehmen, diese Schacher-Republik ebenfalls
anzuerkennen.)
Der unmittelbar nach der Revolution von hier ausgewiesene Dr. Schütte ist wieder hier eingetroffen und hat den
demokratischen Verein zur Annahme einer Adresse an die Frankfurter Linke
vermocht, welche also lautet: „Die Demokraten Wiens, entrüstet über die
mannigfachen Anfeindungen und terroristischen Angriffe, welche die Vertreter
der wirklichen Volksfreiheit von Seiten der dynastischen Partei in der
Nationalversammlung sowohl, als außer derselben zu erleiden hatten und noch
haben, und in der Ueberzeugung, daß die von der äußersten Linken in
Frankfurt vertretenen und standhaft verfochtenen Prinzipien die einzig
mögliche Grundlage für Deutschlands Freiheit und Einheit seien, fühlen sich
gedrungen, diesen edlen, wahren Volksvertretern öffentlich vor ganz
Deutschland den Ausdruck ihrer wärmsten Sympathie hierdurch mit aller
Entschiedenheit freier Männer auszudrücken!“
Diese Adresse wurde durch Dr. Eckard in den
Sicherheitsausschuß gebracht und von diesem durch Stimmenmehrheit zu der
seinigen gemacht, man beabsichtigt dieselbe auf dem Reichstage vorzulegen,
und von ihm sanktionirt an die holde Frankfurterin abzusenden. Auch in der
Aula erschien Dr. Schütte und wurde mit einstimmigem Jubel empfangen. In
einem Vortrag drückt er den Wunsch aus, in die akademische Legion
aufgenommen zu werden und legt unter stürmischem Beifall darauf obige
Adresse der akademischen Legion zur Unterzeichnung vor. Nun erzählt er seine
in Deutschland seit der Ausweisung gemachten Abentheuer, bringt Grüße von
der Frankfurter Linken und den Heidelberger Studenten, und schildert Heckers
trauriges Loos, indem er erklärt, das Wiener Ministerium um eine
Aufenthaltsbewilligung für Hecker angehen zu wollen. „Hecker,“ sagt er,
„läßt die Universität grüßen und stellt alle Hoffnung auf sie.“ (Stürmischer
Beifall.) Die einzige Hoffnung aller Demokraten Europa's, meint er, sei ‒
Wien. Dr. Schütte will hier politische Vorlesungen halten und wird heute
wieder in der Aula reden.
Der Deutschkatholizismus macht hier Riesenfortschritte; am Sonntag hatten
sich 8000 Zuhörer in den ungeheuren Räumen der Verbrüderungshalle (früher
Odeon) dazu eingefunden. Ein Herr Pauli hält die Vorträge.
Im Schaumburger Grund (Vorstadt) kam gestern eine, von der Demolition eines
Hauses begleitete, furchtbare Katzenmusik zur Ausführung. Ein Hausherr hatte
wegen rückständiger Miethe von 3 Gulden einem Arbeiter mit einem Eisen der
Art auf den Kopf geschlagen, daß derselbe gestern Abend verstorben ist. Sein
Haus wurde demolirt, er entkam indessen der Wuth des Volkes. Das Wiener
Spießbürgerthum steckt vorzugsweise in den bei der Palastähnlichkeit aller
Häuser enorm reichen Hausbesitzern und jüdischen, oder verjudeten
Börsenspekulanten, und ist, wie überall, hartherzig und gemein. Es dürfte
ihm, wenn es nicht zeitig einlenkt, ebenso schlecht gehen, als dem Adel.
Wenn beide es darauf ankommen lassen, so werden sich in ganz Oestreich
Scenen ereignen, von welchen die der ersten französischen Revolution wie
Larifari aussehen werden. Darum wird auf alle Weise die Armee vermehrt; die
Russen werden an den Grenzen behalten, und ich sehe schon den Zeitpunkt, wo
die politische Niederträchtigkeit Deutschlands so hoch anschwillt, daß seine
Heere per Oestreich anmarschiren werden.
Nach einem Schreiben aus Jassy vom 28. Juli haben die
Russen die Moldau nicht verlassen und werden es auch nicht thun. Ein
Feldjäger soll aus Petersburg den Befehl gebracht haben, daß die Russen in
der Moldau bleiben sollen und noch 4 Divisionen zu ihnen stoßen würden.
Bei Perlaß und in den Römerschanzen stehen 34.000 Illirier und Serber mit 126
Kanonen bereit, den Tanz wider die Ungarn zu beginnen. Ihr Fanatismus soll
ungeheuer sein, da der Metropolit Razaczich mit dem Kreuze und Säbel in der
Hand allgemeinen Aufstand predigt, dabei aber den Insurgenten einen
feierlichen Eid für Kaiser Ferdinand und die Dinastie abnimmt. Vom
Wallachbanater Grenzregiment ist die Anzeige angelangt, die Heuschrecken
seien über die Donau gesetzt und hätten Alles verheert, ein zweiter Schwarm
sei von Altursova nach Caransebes im Anzuge, Herrliche Aussicht! Krieg,
Cholera und Heuschrecken, nur die Pest fehlt noch.
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@facs | 0417 |
Swinemünde, 18. August.
Gestern Abend traf in Begleitung der Kutterbrigg St. Thomas eine zweite
dänische Fregatte auf unserer Rhede ein und ankerte neben der Fregatte
Havfruen. Heute früh ist die Kutterbrigg wieder aus Sicht, die beiden
Fregatten liegen jedoch in einer Entfernung von circa 3/4 Meilen vor Anker.
Die Ladung des Dampfschiffes Wladimir ist gestern von 4, von einem Dampfboot
bugsirter Leichter nach Stettin befördert worden.
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@facs | 0417 |
[
*
] Kiel, 17. August.
Nachdem der Reichs-Unterstaatssekretär, Max Gagern, in Rendsburg gegen die
provisorische Regierung den Wunsch ausgesprochen, die konstituirende
Versammlung möge sich bis zum 15. September im Interesse der
Waffenstillstands-Unterhandlungen vertagen, haben mehrere vertrauliche
Sitzungen stattgefunden, worin hierüber berathen wurde. Die Versammlung
sperrte sich anfangs dagegen, scheint jetzt aber, nach erneuten Vorlagen der
Regierung, allmählig nachgeben zu wollen. Bis heute Mitternacht ist indeß
noch keine Entscheidung da.
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@facs | 0417 |
Kiel, 17. August.
Dem Vernehmen nach sind die Waffenstillstands-Unterhandlungen ihrem
Abschlusse nahe. Wie es heißt, werden Hauptpunkte sein: Abtreten der
gegenwärtigen provisorischen Regierung und Wahl einer neuen durch den König
von Dänemark, aus einer Anzahl von dem Reichsverweser dazu namhaft gemachter
Männer; Zurückziehen der deutschen Truppenmacht außer 4000 Mann Preußen; die
gegenwärtige schleswig-holsteinische Armee, nebst den Neueinberufenen,
bleibt gerüstet (zusammen circa 16,000 Mann); die Dänen behalten Alsen
besetzt mit 3000 Mann.
[(K. C. B.)]
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@facs | 0417 |
Rendsburg, 18. August.
Nach offizieller Mittheilung hat sich die konstituirende Versammlung nun wirklich vertagt, jedoch so, daß der Präsident sie
jeden Augenblick wieder berufen kann. Hr. Olshausen, der gegen die Vertagung
war, wird deßhalb aus der provisorischen Regierung scheiden. ‒ Die
Berechnung in Reichsbankgeld ist durch Beschluß der prov. Regierung
aufgehoben; man wird alle Rechnungen in schleswig-holsteinischem Courant,
die Mark zu 16 Sch., vornehmen.
Französische Republik.
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@facs | 0417 |
[
*
] Paris, 19. August.
Die beiden letzten Sitzungen der Nationalversammlung bieten ein
eigenthümliches Interesse dar. Der ganze Stand der Parteien, der ganze
Klassenkampf tritt uns hier in einem Miniaturbilde entgegen, an dessen
Rahmen parlamentarische Intriguen, persönliche Vertheidigungen, Eitelkeiten
und Befürchtungen etc. die Arabesken bilden.
Den Stoff zum Gemälde selbst bietet die Debatte über die freundschaftlichen
Concordate der Falliten; die Hauptarabeske ist die Wiederwahl Marrasts zum
Präsidenten, die durchgesetzt wurde durch die Schwäche des gemäßigten Berges
(Club des Palais Ex-Royal), der wieder für seinen erbittertsten Feind
stimmte. Marrast hatte 611, Bac (Berg) 54, Lacrosse (Candidat Thiers) 46,
Dufaure 5, Ledrü Rollin 6, Lamartine 2 Stimmen von 708 Stimmenden.
[0418]
[Fortsetzung] Eine zweite Arabeske bilden die
Angriffe Louis Blancs und Baunes gegen den eben erst vertheilten Bericht
über die Juniinsurrektion. Baune erklärte sogar des Repräsentanten Turck
Aussagen für reine Verläumdung. Die Versammlung, vor der Heraufbeschwörung
des Junigespenstes zitternd, geht rasch zur Tagesordnung über.
Endlich die Hauptdiskussion. Die Masse des pariser Kleinhandels hat schon
fallirt oder steht am Rande des Bankerotts. Die kleine Bourgeoisie, die den
Junisieg entschied, will ihr vergossenes Blut bezahlt haben, sie will
Rettung aus ihrer verzweifelten Lage. Rettung vor dem Untergang. Diese
Rettung bieten die Concordats amiables.
Jeder Kaufmann, der seit dem 24. Februar die Zahlungen eingestellt, kann
einen Monat Ausstand vom Handelsgericht erhalten, wenn er nachweist, daß
sein Geschäft am 24. Febr. gut stand, daß er nur durch die Stockung fallit
geworden. Das Handelsgericht ernennt aus den Gläubigern Kommissare, die
Inventar und Bilanz machen und unter deren Aufsicht das Geschäft fortgeführt
wird. Auf den Bericht dieser Kommissarien beschließt die
Gläubigerversammlung und entscheidet das Handelsgericht über das freiwillige
Abfinden.
Das ungefähr ist der Inhalt des mit Mühe und Noth von den Kleinbürgern durch
den Handelsausschuß gebrachten Entwurfs.
Die große Bourgeoisie ist entrüstet. Die Theorie der Concordate einmal
zugegeben, ist es nur zu gewiß, daß die bankrutten Krämer ihren
großhändlerischen Kreditoren auf freundschaftliche Weise statt der vollen
Schuld mit 50, 30, 20, und im günstigsten Falle 5 pCt. abfinden werden. Und
die großen Bourgeois haben nicht einmal die Satisfaktion, ihre Schuldner zum
Bankrutt, zur kaufmännischen und bürgerlichen Entehrung treiben zu können!
Es ist klar, Alle, selbst die noch nicht fallirten, werden sich schleunigst
zur „freundschaftlichen Uebereinkunft“ hinzudrängen; alle Verbindlichkeiten
hören auf verbindlich zu sein, das Vertrauen ist verloren, die Bande der
Gesellschaft sind gelöst!
Leider aber ist diese momentane Untergrabung des Vertrauens, diese
augenblickliche Lösung der gesellschaftlichen Bande der baaren Zahlung das
einzige Mittel das noch irgend eine Chance hat, das Vertrauen und die
gesellschaftlichen Bande einigermaßen zu flicken.
Genug. Die große Bourgeoisie kämpft mit aller Gewalt dagegen an, in ihren
Clubs, im Gesetzgebungsausschuß, wo sie siegt, endlich in der Kammer selbst.
Sie schreit über Sozialismus, Proudhonismus, über antisoziale Angriffe aufs
Eigenthum, sie ist nahe daran, den ehrlichen Pariser Epicier zu den Brigands
zu zählen.
Vergebens. In der allgemeinen Diskussion setzt sie nichts durch. Der
Gegenvorschlag des Gesetzgebungsausschusses fällt trotz Bravards Bravaden;
fällt, obwohl der „Sozialist“ Considerant dagegen
spricht. Dupin aîné versucht noch eine Proposition Rondeaus gegen die
kleinbürgerfreundliche Fassung des Handelsausschusses durchzusetzen.
Umsonst. Es geht an die Debatte der einzelnen Artikel. Amendements über
Amendements kommen ein. Umsonst. Artikel nach Artikel wird angenommen.
Da in ihrer höchsten Noth erhebt sich ein neuer Bundesgenosse der großen
Bourgeoisie: das Proletariat.
An der Porte Saint Denis versammeln sich mehrere Tausend Frauen und Kinder
der Insurgenten, um der Versammlung eine Petition für ihre eingesperrten und
deportirten Männer, Geliebten und Väter zu überbringen. Ernst und schweigend
stellen sie sich in Reihen, um die Boulevards entlang nach dem
Revolutionsplatz zu ziehn. Kein Mann, keine Waffe, lauter wehrlose Frauen
und Kinder.
Das Junigespenst steht plötzlich wieder vor den erschrockenen Augen ‒ das
Vaterland ist in Gefahr, die Grundfesten der Republik erbeben, Truppen
sammeln sich um das Palais Bourbon, auf den Quais, Pikets werden
ausgestellt, die Kammer ist in Belagerungszustand und die zitternden
Kleinbürger stürzen versöhnt den großen Bourgeois in die Arme ‒ der letzte,
der entscheidende Artikel der Konkordate wird verworfen und damit sind alle
früheren Abstimmungen zu nichte gemacht. Die große Bourgoisie hat gesiegt
und wenn morgen nicht ein Mittelweg gefunden wird, machen die Kleinbürger en
masse bankrutt.
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@type | jArticle |
@facs | 0418 |
Paris, 19. August.
Endlich ist der erste Band des großen politischen Romans der Herren Senard
und Bauchart erschienen.
‒ Die Linke der Nationalversammlung ist übereingekommen, A. Marrast als
Präsident der Nationalversammlung wiederholt zu wählen.
‒ Das wichtigste Tagesereigniß ist unstreitig die plötzliche Auflösung des Generalstabs der hiesigen
Nationalgarde. Bisher geschah die Bildung des Generalstabs
bekanntlich durch Wahl, auf Spezialbefehl Cavaignac's vom 15. August ist
derselbe unmittelbar von ihm selber ernannt worden.
In Folge obiger Generalstabs-Reform erläßt heute Changarnier, Generalissimus
der hiesigen Nationalgarde, einen Tagesbefehl, der allen Posten-Chefs
vorschreibt, sich nach dem Namen und dem Grade desjenigen Generals vor ihm
zu erkundigen, von dem ein solcher Befehl ausgeht.
‒ In der Nacht vom 17. zum 18. sind abermals, zu zwei und drei
aneinandergeknebelt, 495 Insurgenten aus den Forts nach Havre spedirt
worden. Der Moniteur bringt heute ihre Namen. Wir finden darunter nur wenige
Deutsche. Zwei Rheinbaiern.
‒ Gestern Abend meldeten die Blätter: Karl Albert habe zu Gunsten seines
26jährigen Sohnes, des Herzogs von Savoyen abgedankt, weil kein Minister den
Waffenstillstand habe gegenzeichnen wollen. Karl Albert habe vergebens sich
bemüht, ein neues Ministerium zu bilden. Es sei ihm aber überall abschlägige
Antwort ertheilt worden und in dieser Verlegenheit habe der Verräther
abgedankt.
‒ In den Mairie-Aemtern werden seit gestern wieder bedeutende Massen von
scharfen Patronen an die Nationalgarde vertheilt.
@type | jAnnouncements |
@facs | 0418 |
Schiffahrts-Anzeige. Köln, 20. August 1848.
Angekommen: A. L. Müller von Mannheim; L. Lenz und F.
C. Schneider von Bamberg.
Abgefahren: F. Deiß nach der Saar; J. Linkewitz nach
Wesel; Joh. Budberg nach Duisberg.
In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich W. Pesch; nach
Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr A. Meyer; nach Andernach und Neuwied
Joh. Pera, Jos. Krämer; nach Bingen I. B. Mundschenk; nach Koblenz, der
Mosel und Saar G. Weidner; nach der Mosel, Trier und der Saar F. Bayer; nach
Mainz Joh. Kiefer; nach dem Niedermain C. Nees; nach dem Mittel- und
Obermain Peter Schön; nach Heilbronn C. G. Schmidt; nach Kannstadt und
Stuttgart L. Klee; nach Worms und Mannheim Seb. Stehlin.
Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Breynks Köln Nr. 21
Ferner: Nach Amsterdam
Kapt. Wilson Köln Nr. 1
Wasserstand.
Köln, am 20 August. Rheinhöhe 6′ 6″
Köln, am 21. August. Rheinhöhe 6′
6″
Civilstand der Stadt Köln.
Geburten.
16. August. Johanna Christine Maria, T. v. Mart. Jos. Berretz, ohne Gewerbe,
Breitstraße. ‒ Friedrich Heinrich, S. v. Frdr. Heinrich Thormann,
Zimmermann, gr. Griechenmarkt. ‒ Marin Jos. Arnold Theod. Franz, S. v. Jos.
Franz Trupel, Kfm., Trankgasse. ‒ Georg Andr. August, S. v. Martin Hambach,
Gärtner, Kostgasse. ‒ Kath. Hub., T. v. Johann Stemmeler, Viehhändler,
Bechergasse. ‒ Heinr., S. v. Hubert Auel, Holzschneider, Löwengasse. ‒
Heinr., S. v. Philipp Clemens, Seilergesell, gr. Griechenmarkt. ‒ Anna Maria
Kath., T. v. Joh. Jak. Fasbender, Taglöhner, kl. Griechenmarkt. ‒ Wilh, S.
v. Joh. Stauf, Schreinergeselle, Marsilstein. ‒ Elis Christ., T. v. Adolph
Wirtz, Zuckerarbeiter, Katharinengraben. ‒ Arnold Math. Hubert, S. v. Franz
Jos. Zimmermann, Glockengießer, Marzellenstraße. ‒ 2 unehel. Knaben.
17. August. Karl Ferd., S. v. Georg Ludwig Gafferon, Eisenbahn-Angestellter,
Domstraße. ‒ Peter, S. v. Joh. Arnt, Zimmermann, Probsteigasse. ‒ Engelbert,
S. v. Joh. Jos. Thill, Schlossermeister, Eigelstein. ‒ Johann Heinr., S. v.
Johann Abraham Flanhardt, Bandweber, Apernstraße. ‒ Barbara, T. v. Pet. Rud.
Kochen, Kleidermacher, Bothengäßchen. ‒ Anna Joh. Theres., T. v. Joh.
Lambert Kempers, Steuermann, Salzgasse. ‒ Ein unehel. Mädchen.
Sterbefälle.
16. August. Karl Stein, 5 Tage alt, kl. Griechenmarkt. ‒ Herm. Faßbender, 1
J. 9 M. alt, Zeuggasse. ‒ Kath Neetz, 2 J. 9 M alt, Severinstraße. ‒ Wilh.
Wallendahl, ohne Gewerbe, 75 J. alt, verh., Lintgasse. ‒ Elis. Lauterbach,
18 J. alt, unverh., Kämmergasse.
17. August. Gert. Förster, Wwe. Guinbert, 82 J. alt, Ursulakloster. ‒ Heinr.
Jos. Brinken, 6 M. alt, Follerstraße. ‒ Wilh. Schmidt, 4 M. alt, Plankgasse.
Anna Maria Müngersdof, Wwe. Worringen, 69 J. alt, Minoritenspital.
Heirathsankündigungen.
20. August. Heinrich Biandee, Kfm., zu Bonn, und Maria Kath. Koll,
Thurnmarkt. ‒ Pet. Arend, Taglöhner, und Anna Maria Gerhards, beide
Rächelsgsse. ‒ Ferdinand Bernard Menne, Schreinermeister, Brunostraße, und
Anna Maria Katharina Köllen, Perlengraben. ‒ August Wilcke, Kfm, Hosengasse,
und Helena Juliana Schwartz, Ursulastraße. ‒ Joh. Phil. Husemann, Wwr.,
Zuckerarbeiter, Severinstraße, und Gert. Kievernagel, Hermannstraße. ‒ Joh.
Karl Berghaus, Unteroffizier im 16 Regiment, früher Blankenheimer
Hofkaserne, seit Kurzem zu Meschede, und Maria Louise Pecher,
Thieboldsgasse. ‒ Joh. Gerh. Wilh. Albert, Wwr, Bataillonsbüchsenmacher, und
Anna Maria Fuchs, beide Blankenheimer Hofkaserne. ‒ Joh. Georg Hettstedt,
Kutscher, Weichserhof, und Elis. Kaulen, zu Deutz. ‒ Arnold Bädorf,
Cigarrenmacher, und Hubertina Schumacher, beide Perlengraben. ‒ Karl Gottl.
Ferd. Koch, Gasarbeiter, und Wilh. Elisabethe Balzer, beide
Rachelsgasse.
Heirathen.
16. August. Arnold Collect, Zuckerarbeiter, von Lamersdorf, und Maria Adelh.
Thünnessen, von hier. ‒ Wilh. Heinr. Pescher, Dachdeckermeister, von
Berberg, und Anna Helena Stangier, von Rosbach. ‒ Joh. Riemann, Taglöhner,
v. Bedorf, und Anna Christ. Bendel, v. Sinnersdorf. ‒ Jakob Hoefeler,
Vergolder, und Adelh. Kolping, beide von hier.
17. August. Peter Gustav Bertram, Dekorationsmaler, von Wermelskirchen, und
Anna Kath. Löwenstein, von hier. ‒ Wilh. Jos. Kirchner, Wwr., Schneider, und
Anna Marg. Sus. Hamm, beide von hier. ‒ Edm. Silbert Radmacher,
Goldarbeiter, von Kaiserswerth, und Anna Maria Clement. Kaiser, von hier. ‒
Pet. Henseler, Steinhauer, von Remagen, und Gertrud Bilstein, von Mülheim. ‒
Joh. Efferen, Schreinergesell, und Agnes Krug, beide von hier ‒ Wilh. Brock,
Barbier, und Helena Buschmann, beide von hier. ‒ Gustav Albert Hermann
Haacke, Kontroleur beim Proviantamt von Soldin, und Maria Magdalena Adelaide
Bogeler, von Saarlouis.
Bekanntmachung.
Aus Veranlassung, daß vom 21. Juni hujus ab der 5. Dampfwagenzug von Köln
nach Bonn Statt um 6 3/4 Uhr um 5 Uhr Nachmittags und der letzte Zug statt
um 8 1/2 Uhr um 7 1/2 Uhr Abends abfährt, wird von diesem Tage an
a. der 2. Personenzug von Brühl nach Ens-kirchen
statt um 7 3/4 Uhr um 6 Uhr Abends, nach Ankunft des fünften Dampfwagenzuges
aus Köln und Bonn;
b. die Personenpost von Brühl nach Lechenich statt um
8 Uhr um 6 1/4 Uhr Abends abgelassen werden, worauf das korrespondirende und
reisende Publikum hierdurch aufmerksam gemacht wird.
Die Fahrpost-Gegenstände nach und über Bonn und Koblenz welche bisher mit dem
5. Dampfwagenzug nach Bonn abgesandt wurden, werden nunmehr mit dem 6. Zuge
um 7 1/2 Uhr Abends abgesandt und erfolgt deren Annahme in Köln bis 5 Uhr
Nachmittags.
Die Korrespondenz für die Routen von Brühl nach Enskirchen und Lechenich muß
bis 3 1/2 Uhr Nachmittags und für die Route von Bonn nach Koblenz und
weiter, wie bisher bis 7 1/2 Uhr Abends hier eingeliefert werden. Letztere
geht von hier nach Deutz, und wird von dort nach Ankunft des Berlin-Deutzer
Eisenbahnzuges um 8 1/2 Uhr Abends per Reitpost nach Bonn zum Anschluß an
die Schnellpost von Koblenz weiterbefördert.
Köln, den 19. August 1848.
Der Ober-Post-Direktor, Rehfeld.
Ein kräftiger Mann sucht während des Morgens Beschäftigung, gleich viel,
welche. Bescheid Josephplatz Nro. 2.
In der Destillation des J. Drucker in Koblenz kann ein erfahrener
Destillateur anhaltende Beschäftigung finden. Briefe werden franco
erbeten.
Die Leipziger Feuer-Versicherungs-Anstalt versichert
alle Mobilar- und Immobilar-Güter, auch Fruchthaufen auf freiem Felde, so
wie die Waaren auf der Reise begriffen zu den der Gefahr angemessenen
billigst gestellten Prämien-Sätzen. Meine Herren Hülfsagenten, die dem
verehrlichen Publikum bereits bekannt, sind stets bereit, Anträge entgegen
zu nehmen, um mir solche zur Ausfertigung der Policen einzusenden und über
die Bedingungen genügende Auskunft zu ertheilen.
Alle Versicherungen bis zu sehr bedeutenden Summen werden durch mich in
Vollmacht und im Namen der Anstalt sofort gezeichnet und sind von dem
Augenblicke an, wo die Prämie gegen Aushändigung der Police bezahlt ist, in
Obligo für die Anstalt.
Köln, im August 1848.
Der General-Agent der Leipziger Feuer-Versicherungs-Anstalt für die
Regierungs-Bezirke Köln und Koblenz Mainone.
Ein schöner Mahagoni-Klapptisch zu verkaufen, Blaubach 80.
Einladung zum Kränzchen,
welches heute Abend 8 Uhr im großen Saale des Deutschen
Kaffeehauses unter Leitung des Unterzeichneten Statt findet.
Karten zu 10 Sgr. sind zu haben im Lokale des Herrn
Franz Stollwerk und bei mir, Sassenhof Nr. 6.
Damen frei.
Abends ist der Preis erhöht.
Franken Sohn.
Gerichtlicher Verkauf.
Am Mittwoch, den 23. August 1848, Vormittags 11 Uhr, sollen durch den
Unterzeichneten auf dem Waidmarkte zu Köln, verschiedene neue Möbel, als:
Tische, Stühle, Kanapees, Kommoden, Schränke, Spiegel, Bettstellen
verschiedener Art, Ofen etc. gegen baare Zahlung öffentlich meistbietend
versteigert werden.
Der Gerichtsvollzieher Simons.
Großes Schützenfest in Deutz.
Während diesen Festtagen täglich Tanzmusik in meinem
Lokale.
I. H. Meist, im Wallfisch in Deutz.
Franz-Branntwein zum Einmachen von Früchten,
Sternengasse Nr. 9 und 11.
Extra frische Häringe, geräucherter Salm, Sardellen bei Veith, Lindgasse Nro.
1.
Ein junger Mann, welcher gute Zeugnisse von achtbaren Häusern aufzuweisen
hat, sucht eine Komptoir- oder Reisestelle. Die Expedition sagt wer.
Heute erhielten wir wieder eine Sendung frischer
Austern,
welche wir zur Abnahme außer dem
Hause sowohl als zum Genusse auf unserer Austernstube hiermit empfehlen.
G. Bettger & Comp., kl. Budengasse Nro. 6.
Wir zeigen hiermit an, daß wir in Folge bedeutender Nachfrage nach Austern uns schon jetzt entschlossen haben, ein bis
zwei Mal per Woche frische Sendungen regelmäßig kommen zu lassen. Die
Ankunft der Austern werden wir jedes Mal durch die Zeitung bekannt
machen.
G. Bettger & Comp., kl. Budengasse Nro. 6.
Mehrere Studenten oder Handwerker können billig Kost und Logie haben;
Blaubach Nro. 85.
Auch sind daselbst zwei Zimmer zu vermiethen.
Mailuft in Deutz.
Um das Schützenfest zu verherrlichen, sind außer den
frisch angestochenen vorzüglichen 1846r
Ober-Moselweinen, die große 6/8tel Quartflasche zu 6 und 8 Sgr.,
auch heute das bairische Lagerbier, ohne
Preiserhöhung, in Anbruch genommen.
Jeden Abend Illumination.
Für gutes Wetter ist bestens gesorgt.
An gewisse Unteroffiziere.
Nachdem durch Kabinets-Ordre das freundschaftliche „Du“ endlich abgeschafft
worden, hätten wir erwartet, es beim Militair nie mehr zu hören. Wir haben
jedoch mehrfach mit Schaudern beobachtet, in welcher groben Manier,
namentlich in Deutz, die Rekruten einexerzirt werden und sehen uns
veranlaßt, diese Brutalität öffentlich zu rügen.
Gleichzeitig schlagen wir vor, einen Verein zu bilden, welcher die
Unteroffiziere, die sich auch nur blos das „Du“ erlauben, öffentlich namhaft
macht, damit sie mit dem verächtlichen Du betittelt werden, welcher ferner
die Unteroffiziere stets im Auge hält, Zeugenaussagen über vorkommende
wörtliche oder gar thätliche Mißhandlungen sammelt und mit Kraft darauf
wirkt, daß die Soldaten, diese ohnehin so geplagten Leute, in Schutz
genommen werden. W.
Theater.
Dienstag, den 22. August:
Alessandro
Stradella,
große Oper in 3 Akten von Flotow.