Deutschland.
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]
Köln, 18. August.
„Wir verlangen ein allgemeines deutsches Heimathsrecht und volle Freizügigkeit in dem gesammten deutschen Vaterland!“
So spricht Se. Majestät Friedrich Wilhelm IV. in seinem Patent vom 18. März.
Aber der König denkt und Herr Geiger lenkt. Herr Geiger, der Komiss. Polizeidirektor von Köln, besteht darauf, Herrn Carl Schapper auszuweisen, unter dem Vorwand, Herr Schapper sei Nassauer und außerdem Deutscher in partibus infidelium.
Gestern drang ein Polizeisergent in das Schlafzimmer der Frau Schapper vor und legte daselbst nachfolgenden Brief nieder, den wir in unverfälschter Ursprünglichkeit mittheilen. Was als Inkorrecktheit erscheint ist vielleicht nur ein preußischer Protest gegen die deutsche Grammatik.
Herrn Schapper
Es mir der Auftrag ertheilt das ich Ihnen mit theilen soll, das der Herr Polizei Director darauf Bestehen bliebe das Sie die Stadt verlassen sollen, hätten Sie aber gegen die Gesetze was ein zu wenden so möchten Sie gleich bei den Herrn Polizei Commissair Recors ergreifen wollen gleich ihm zu zusenden.
Cöln 19/8.48.
Quetting
Policey-Sergant
Herr Schapper richtete darauf an den Polizeikommissair folgendes Schreiben:
Ew. Wohlgeboren
haben mir unterm 11. d. Mts. angezeigt, daß ich laut Beschluß des Hrn. Polizeidirektor Geiger binnen acht Tage die Stadt Köln zu verlassen habe. Ich habe bereits damals dagegen Protest eingelegt. Sie haben mir nun durch einen Polizeisergenten mittheilen lassen, daß es bei dem erwähnten Ausweisungsbefehl sein Bewenden haben müsse, ich aber Rekurs dagegen einlegen könne. Ich thue dies hiermit und berufe mich dabei auf folgende Gründe:
1) Bereits am Tage vor der Märzrevolution, am 18. März 1848, hat der König von Preußen ein Patent erlassen, wodurch allgemeines deutsches Heimathsrecht u. Freizügigkeit von allen deutschen Staaten gefordert wird. Was der König von Preußen für preußische Staatsbürger fordert, wird keine preußische Behörde den Bürgern anderer deutschen Staaten in Preußen verweigern dürfen. Das Patent vom 18. März hat entweder gar nichts zu bedeuten, oder es implicirt die Aufhebung aller früheren Ausweisungsbestimmungen gegen nicht preußische deutsche Staatsbürger.
2) Am 21. Juli d. J. hat die deutsche Nationalversammlung zu Frankfurt den §. 2, Art. 1 der deutschen Grundrechte in einer Fassung angenommen, welche alle Ausweisungen von Deutschen aus deutschen Städten u. Staaten ausdrücklich verbietet. Es heißt darin:
„Jeder Deutsche hat das Recht, an jedem Orte des Reichsgebietes seinen Aufenthalt und Wohnsitz zu nehmen, Liegenschaften zu erwerben etc. etc. … jeden Nahrungszweig zu betreiben …
Die Bedingungen für den Aufenthalt u. Wohnsitz werden durch ein Heimathsgesetz … für ganz Deutschland von der Reichsgewalt festgesetzt. Bis zur Erlassung dieser Reichsgesetze steht die Ausübung der gedachten Rechte jedem Deutschen in jedem Staate Deutschlands unter denselben Bedingungen wie den Angehörigen dieses Staates zu.
Kein deutscher Staat darf zwischen seinen Angehörigen und den Angehörigen eines andern deutschen Staates irgend einen Unterschied bezüglich des bürgerlichen, peinlichen oder Prozeßrechtes machen, wodurch Letztere als Ausländer zurückgesetzt werden.“
Nach diesem §. steht mir, bis zum Erlaß der betreffenden Reichsgesetze das Recht zu, in Köln, als einem Orte des deutschen Reichsgebietes, meinen Aufenthalt u. Wohnsitz zu nehmen und den Nahrungszweig als Correktor zu betreiben, unter denselben Bedingungen wie den Angehörigen des preußischen Staats. Ausgewiesen werden aber können preußische Staatsangehörige aus Köln, nach den bestehenden Gesetzen, nur dann, wenn sie keine Subsistenzmittel haben. Daß ich diese nicht hätte, ist mir bis jetzt nicht vorgeworfen worden und würde ich jeden Augenblick das Gegentheil beweisen können, da mein Gehalt als Korrektor der Neuen Rhein. Zeitung hinreicht, mich und meine Familie anständig zu ernähren.
Man wird mir nicht einwenden, daß der betreffende §. der Grundrechte noch nicht promulgirt sei. Es ist von jeher Praxis der Administrativbehörden in allen konstitutionellen Staaten gewesen, die Ausübung von solchen Bestimmungen wie das Ausweisungsrecht und sonstigen Beschränkungen der persönlichen Freiheit, zu suspendiren, wenn ein diese Bestimmungen aufhebender Beschluß von der zuständigen gesetzgebenden Versammlung gefaßt worden ist und nur noch auf die formelle Promulgation wartet.
Es liegen hier also vor ein Beschluß der Nationalversammlung welcher die Ausweisungsbefugniß aufhebt, und ein Königliches Patent welches diesen Beschluß im Voraus anerkennt. Ich glaube demnach vollständig in meinem Rechte zu sein, wenn ich erkläre:
daß ich gegen die mir gar nicht einmal schriftlich und ohne Angabe der Gründe mitgetheilte Ausweisungsordre als eine Ungesetzlichkeit protestire und nur der Gewalt weichen werde.
Ich ersuche Ew. Wohlgeboren diesen Protest gehörigen Orts gef. anbringen und mir den Bescheid bald zustellen zu wollen, da ich im Falle einer Nichtbeachtung sofort an den k. Regierungspräsidenten resp. das Ministerium des Innern und in letzter Instanz an die Berliner konstituirende Versammlung und die deutsche Nationalversammlung Rekurs ergreifen werde.
Köln, 17. Aug. 1848.
(gez.) Karl Schapper.
Der erste Baustein zum „Dom der deutschen Einheit“, worin unsere großen Staatsbaumeister ihre Festreden drei Tage nach einander auslaufen ließen, ist – die Ausweisung eines Nassauers aus Köln am Rheine.
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121
] Düsseldorf, 17. August.
Der gestern gegen Abend herabstürzende starke Regen war Schuld daran, daß die
trotzdem die Straßen durchziehenden Trupps Soldaten, wenngleich sie es an
Provocationen nicht fehlen ließen, nirgends Widerstand fanden; wenigstens
habe ich von keiner Kollision erfahren. Der ängstliche Philister dankte dem
Himmel für diese wässerige Intervention; wenn nun aber dieses Hinderniß
nicht eingetreten und es abermals zu blutigen Auftritten gekommen wäre, wem
wäre dann die Schuld beizumessen? Kann oder will die Militärbehörde es nicht
verhindern, daß die Soldaten außer Dienst mit ihren Seitengewehren durch die
Straßen streifen, daß sie sich gruppiren, daß sie mit dem Schlachtgesang: „Ich bin ein Preuße“ und mit königlichen Hurrah's die Massen aus den Häusern rufen? man sagt
vielleicht, die Disziplin sei nicht aufrechtzuerhalten, ‒ aber man weiß sie
doch in entgegengesetzten Fällen so prächtig zu handhaben? Der Soldat, der
ohne Waffen ruhig die Straßen passirt, hat keinen scheelen Blick zu
gewärtigen, aber ganze Trupps von Militärs, die unter lauten Provokationen
umherschweifen, müssen allerdings Kollisionen hervorrufen und wenn daher
diesem Treiben nicht Einhalt gethan wird, so fällt die Verantwortung
späterer Ereignisse ganz der Militärbehörde zur Last.
Unser loyaler Stadtrath hat heute Beschlüsse publizirt, die die
entschiedenste Mißbilligung verdienen, weil sie die Freiheit der an diesen
Kollisionen unschuldigen Bürger beschränken. Es sollen nach 7 Uhr keine 5
Bürger auf der Straße beisammen sein, alle Demonstrationen, als mit Fahnen
umherziehen und Schießen, sind untersagt, es soll die Polizeistunde genau
eingehalten werden, die Meister sind für das Zuhausebleiben ihrer Lehrlinge
verantwortlich u. s. w. Warum aber die Stadt in eine Art polizeilichen
Belagerungszustand versetzen, wo doch die Verhinderung der Provokationen von
Seiten der Militärs vollständig hinreicht und das einzige und einzig
gerechte Mittel ist? Der Stadtrath muß die Militärbehörde verantwortlich
erklären und nicht durch Beschränkung der bürgerlichen Freiheit die
Frechheit der Soldateska stärken.
Die Rechte von der Bürgerwehr hat einen Sonderbund gebildet und gestern eine
Versammlung gehalten: man will vermuthlich durch eine Erklärung die Schande
der Unloyalität von sich wälzen.
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X
] Hillesheim, 16. August.
Auf dem Marsche von Halle in Westfalen nach Luxemburg starb hier ein Rekrut
Namens Huhemann. Er war Tags zuvor in einem Dorfe bei Blankenheim erkrankt
und hatte verlangt, daß er dort auf seine Kosten bleiben oder doch bis auf
die nächste Station fahren dürfe; aber Beides wurde ihm abgeschlagen ‒
vielleicht weil man Verstellung vermuthete, Verstellung bei einem
Unglücklichen, dem der Tod so nahe war! Noch 5 Stunden sollte er zu Fuße
machen, er, in dessen Lunge und Gedärme eine fürchterliche Krankheit
wüthete! aber sie wurde nicht erkannt, es war ja Verstellung, bei Rekruten so häufig. Zwei Kameraden nahmen den
Armen zwischen sich, brachten ihn so halbtragend, halbschleppend bis 1
Stunde vor Hillesheim, da versagten auch ihnen die Kräfte; auf einem Karrn
wurde er weiter geschafft. In Hillesheim angekommen wurde zum Militärarzte
geschickt, der aber nicht zu finden war; erst Abends besuchte er den
Kranken, es „war zu spät,“ Aderlaß und Calomel waren
vergeblich ‒ der kräftige junge Mann starb. Die von 2 Civilärzten in
Gegenwart des Militärarztes vorgenommene Sektion wies deutlich nach, daß der
ganze obere Flügel der linken Lunge entzündet, verwachsen, brandig entartet
war, daß ferner zwei große Stellen (1 von 18 Zoll Länge) in den dünnen
Gedärmen entzündet, verdickt und verhärtet waren.
Wir sehen aus vorstehender wahrheitsgetreuer Erzählung, daß der Soldat auch
jetzt noch unter der Knute steht und daß er weniger
geachtet wird als ein Thier; wäre zu Mühlheim bei
Blankenheim ein Offiziers-Pferd erkrankt, man hätte Boten nach Thierärzten
gejagt; unser Rekrute klagt und flehet: „um Gotteswillen solle man ihn doch
dort lassen, er wolle die Kosten tragen,“ ‒ „nichts da! der Kerl verstellt
sich sich.“ Hätte einem Offiziers-Pferde ein Eisen gefehlt, es hätte Ruhetag
bekommen, ‒ der auf den Tod kranke Rekrut darf nicht einmal auf seine Kosten
fahren!!! Mittags um 2 Uhr kommt er in Hillesheim an, Abends um 7 ein halb
Uhr stirbt er! ‒ War wirklich der den Zug begleitende Arzt nicht zu finden,
warum schickten die Offiziere nicht zu den Civilärzten? Der Kranke war mit
den Offizieren in einem Hause logirt und doch kümmert man sich nicht um ihn,
ja als er den Geist aufgegeben, tröstet man sich: „er war ja noch nicht
einexerzirt!!!“
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103
] Berlin, 16. Aug.
Sitzung der Vereinbarerversammlung. Tagesordnung:
Bericht der Petitionskommission.
Es sind bis jetzt der Vereinbarer-Versammlung über 8000 Bittschriften
eingereicht, von denen ein großer Theil viele Unterschriften trägt Seit dem
die Fachkommissionen eingerichtet worden, sind denselben die ihr Fach
betreffenden Petitionen übergeben worden, und nur über einzelne spezielle
Gegenstände, die in 145 Nummern eingetheilt sind, liegt der heutige Bericht
vor.
Die Proletarier der Städte und des platten Landes, und selbst die kleinen
Grundbesitzer, äußern Wünsche und Verlangen, deren Erfüllung der Kommission
fast unmöglich scheint, jedenfalls eine große Aufopferungsfähigkeit der
besitzenden Klassen bedingen würde.
Es sind bereits von dem Ministerium des Handels und der Gewerbe im Monat Mai
d. J. Kommissionen zur Vermittelung zwischen den Arbeitern und Lohnherren in
den Handwerken und in der Fabrikation, namentlich für die Städte angebahnt.
Ein gleiches Bedürfniß erscheint für die Bevölkerung des platten Landes als
eben so nothwendig. Hier wird insbesondere Seitens der Kommunen und der
Kreise vermittelnd eingegriffen werden müssen. Es wäre deshalb eine
gründliche Erörterung der Verhältnisse der ländlichen Bevölkerung, sowohl
derjenigen, welche von der Arbeit lebt, als der, welche Arbeit gibt,
wünschenswerth. Diese Ermittelungen könnten in jedem Kreise von einer
gemischten Kreiskommission, welche etwa aus 2 Gutsbesitzern, 2 Pächtern, 2
bäuerlichen Gutsbesitzern, 2 Häuslern, 2 Tagelöhnern, 1 Landgeistlichen, 1
Dorfschullehrer und einem Arzt, welcher Praxis auf dem Lande hat, vielleicht
unter dem Vorsitz des Vorstehers eines landwirthschaftlichen Vereins, welche
Mitglieder alle von den Wahlmännern des Kreises durch absolute
Stimmenmehrheit zu wählen wären, bewirkt werden.
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@facs | 0403 |
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@facs | 0403 |
Das Domfest von 1848.
(Fortsetzung.)
Es ist ein ergreifendes Schauspiel, wenn der Vesuv seine rothen Feuerblöcke
in die tiefblaue See wirft; es ist ein erhabener Anblick, wenn die Lawine
von den Alpen hinab in das Thal rollt und es muß großartig aussehn, wenn der
Niagara seinem Bette entgegenschäumt ‒ aber noch viel ergreifender,
erhabener und großartiger ist es, wenn auf dem Gürzenich-Saal der heiligen
Stadt Köln Zwölfhundert hungrige Gäste zur Feier des Dombaus über einen
Häringsalat herfallen. Ich habe in meinem Leben nichts Imposanteres gesehen.
Unvergeßlich wird mir diese Scene bleiben. Als ein Mann, der den Dom und den
Häringsalat liebt, hatte ich mir für mein schweres Geld auf dem Sekretariate
des Central-Dombau-Vereins eine Festmahl-Karte gekauft. Ich habe nie eine
Portion Häringsalat theurer und mit mehr Vergnügen bezahlt als dies Mal; ich
bin sogar einen halben Tag dahinter her gelaufen und wäre Herr Schnitzler
nicht ein so überaus artiger Mann, ich liefe noch ‒ und Alles um eine
Portion Häringssalat! Man sollte sagen, daß ich den schrecklichsten
Katzenjammer gehabt haben müßte.
Aber wie meine Leser wissen, war dem nicht so. Ich hatte den ganzen Morgen
mit meinem beschränkten Unterthanen-Humor an den Pforten des Domes gestanden
und mich mehr des wohlfeilen Regenwassers als des kostspieligern Weines
erfreut.
Endlich war der Reichsverweser und der König erschienen, endlich hatte ich
Beide bewundert und endlich konnte ich naß wie ein Pudel nach Hause gehen,
um für das bevorstehende Diner Toilette zu machen.
Schön wie ein Gott und hungrig wie ein Wolf trat ich in den Saal. Schon auf
der Schwelle hätte ich vor Erstaunen fast einen Purzelbaum geschlagen. War
das der Gürzenich? O seltsame Aendrung!
Ach, ich kenne den Gürzenich aus meinen Jugendjahren, aus jener Zeit, wo ich
noch in der Sternengasse, nicht weit von dem berühmten Hause wohnte, von dem
mir einst ein todternster Kölner erzählte, daß der Herr Peter Paul Rubens
darin geboren und daß die Medicäische Venus darin gestorben sei! ‒ Ach,
damals hatte ich noch meine fünf Sinne beieinander und hielt es für meine
Pflicht, jedes Mal um die Karnevalszeit Schulden zu machen und meine Uhr zu
verkaufen, um hinter dem Rücken meiner alten grausamen Freunde die schönste
Maske zu machen, welche je durch die Straßen der heiligen Stadt Köln sprang.
Hab' ich nicht ein Mal den Don Quixote gespielt, in gelben Stiefeln, in
schwarzer Trikko-Hose, den Panzer vor der Brust, den Spitzenkragen um den
Hals, das Barbierbecken auf dem Kopfe und den fürchterlichen Speer in der
Rechten?
Zog nicht mein Sancho hinter mir her, mit weltkugelrundem Bauche, in
ländlicher Tracht, und forderte ich nicht auf dem Gürzenich wenigstens ein
Schock der holdseligsten Dulcineen zum Tanze heraus, bis mir zuletzt die
Beine unterm Leibe fortliefen und bis ich einer blassen Leiche ähnlich an
die Brust meines mir ewig theuern und unvergeßlichen, damals als Bär
verkleideten Freundes Klütsch sank?
O, wie hatte sich Alles geändert! In demselben Saale, in dem ich früher nur
der heiligen Stadt Köln vortrefflichste Narren in buntem Gedränge
durcheinander wogen sah, in demselben Freudensaale erblickte ich jetzt an
unendlich langen Tischen, ach Gott, der Politik geweihte Köpfe, Deputirte
aus Hessen, aus Oesterreich, aus Schwaben, aus Bayern, aus Ungarn, aus
Oldenburg und mitten zwischen ihnen nichts als kohlschwarze Pastöre,
Geheimräthe, Kaufleute und andre nützliche Mitglieder der menschlichen
Gesellschaft ‒ ich glaubte weinen zu müssen.
Aus den Deckenfeldern des Saales, aus denen früher Rosen und Reben nickten,
schauten jetzt grimmige schwarze Reichs-Adler; an den Säulen, die früher die
ausgezeichnetsten Geckenköpfe schmückten, hingen jetzt die Wappenschilde der
verschiedenen deutschen Staaten und an den Wänden des Saales hieß es statt:
„Es leben alle Narren!“ „Ein einiges Deutschland!“ und statt: „Allen wohl
und Keinem weh!“ „Eintracht und Ausdauer.“
Eine unendliche Wehmuth erfaßte mich; ich fühlte zum ersten Male, daß uns die
leidige Revolution, und noch dazu eine Revolution, die die guten Kölner gar
nicht einmal gemacht haben, um allen Spaß zu bringen droht. Durch die Reihen
der Tische, an den unheimlich unverständlich redenden Volksvertretern
schritt ich so traurig vorüber, wie vielleicht der Geist eines alten
verkommenen Griechengottes an den glattgerittenen Bänken einer
protestantischen Kirche vorüberspukt und ich konnte erst wieder recht
herzlich lachen, als ich auf der Erhöhung des gewaltigen Raumes, an
derselben Stelle, wo ich seiner Zeit als Don Quixote meiner Dulcinea
nachjagte, den edlen Gagern hinter der deutschen Einheit herlaufen sah und
den Sancho Soiron erblickte, wie er seinem berühmten Ritter im purzelnden
Eselstrapp zu folgen strebte.
Das Spaßhafte dieser Erscheinung tröstete mich in etwa; ich überzeugte mich
davon, daß wenigstens noch nicht aller Humor aus der Welt verschwunden ist
und da gerade an die Stelle des Häringsalates einige höchst einladende Salme
auf die Tafel schwammen, so bemächtigte ich mich, nicht ohne Lebensgefahr,
eines Couvertes und drückte mich zwischen einige unbekannte Versammelte und
stammelte mein Tischgebet. Wie immer, betete ich aus dem Homer, in
Hexametern.
Und die ehrbare Schaffnerin kam, und tischte das Brod auf,
Und der Gerichte viel aus ihrem gesammelten Vorrath.
Und ich erhob die Hände zum leckerbereiteten Mahle.
Mit den Gerichten und dem leckerbereiteten Mahle muß ich indeß meine Leser
erst noch genauer bekannt machen. Die Speisen sind keineswegs eine
Nebensache bei einem Essen. Wie meine Leser wissen, folgte dem Häringssalat
der Salm. Aber das war noch keineswegs Alles. Ich greife daher zu dem
Küchenzettel, den jeder Gast in Großfolio-Format neben seinem Teller fand
und den ich wohlweißlich mit nach Hause genommen habe um mich noch
nachträglich davon zu überzeugen ob ich auch gewissenhaft das ganze
Verzeichniß durchgekaut habe. Ich that dies zu meiner besonderen
Beruhigung.
[Deutschland]
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@facs | 0404 |
Baumstark spricht in einer sehr langen Rede über
diesen Gegenstand und motivirt folgenden Antrag: „Daß der Antrag der
Kommission auf Einsetzung gemischter Kreiskommissionen den Ministerien des
Handels der Gewerbe und des Ackerbaues zur näheren Erwägung, resp.
Ausführung in denjenigen Kreisen, in welchen sich das Bedürfniß zeigt,
überwiesen werde.“ Uhlich will, daß etwas für die
arbeitenden Dorfbewohner, die keinen Grundbesitz haben, geschähe, da
dieselben bei den Gemeinheitstheilungen unberücksichtigt geblieben. Mätze trägt darauf an, daß Schiedskommissionen
gebildet werden sollen, um die bei den Ablösungen und Gemeinheitstheilungen,
sowie bei den Parzellirungen vorgekommenen Ungerechtigkeiten zu untersuchen
und auszugleichen suchen.
Reichenbach erklärt sich gegen die Einsetzung von
Kommissionen, da, wie der Minister selbst neulich sagte, von Kommissionen
niemals etwas Ersprießliches erlangt wird. Der Grund der großen Noth der
arbeitenden Klassen, besonders in Oberschlesien und Preußen liegt tiefer. Es
sind die Robote und andere Lasten wodurch sie verhungern. Was nützt wenn
Kommissionen niedergesetzt werden, da die Arbeiter eben durch die Robote
gezwungen sind für einen Lohn zu arbeiten, von dem sie nicht leben können.
So lange wir nicht dem Beispiele Oestreichs folgen, diese drückenden Lasten
mit einem Schlage aufzuheben, und wenn auch mancher Gutsbesitzer dabei von
seinem Vermögen verlieren sollte, werden wir nie die Noth dieser Bevölkerung
genügend lindern können.
Minister Milde (vulgo Baumwoll-Milde): Das verehrte
Mitglied aus Schlesien weiß es sehr wohl, daß Niemand an den Roboten
verhungert ist, es war der Typhus, der die Bevölkerung in Oberschlesien
hinraffte. (Also nicht der Hunger hat den Typhus, sondern der Typhus hat den
Hunger hervorgebracht!!) Auch meine Ansicht ist es, daß etwas für die
unterdrückte arbeitende Bevölkerung geschehen müsse, sie wird sowohl von
Fabrikanten als von Gutsbesitzern auf alle mögliche Weise geplagt. Auch ich
halte die Befreiung des Grundeigenthums von den Feudallasten für das
zweckmäßigste soziale Mittel.
Reichenbach (eine thatsächliche Berichtigung): Wenn
ich sagte: die Leute sind an den Roboten verhungert, so weiß ich wohl, daß
Niemand an den Roboten selbst verhungern kann, aber in Folge des geringen
Lohns, den er für dieselben erhält, welcher nicht hinreicht, um sich mit
Brod davon zu sättigen.
Schramm stellt hierauf das Amendement: der Antrag der
Petitions-Kommission solle von der Fach-Kommission für Handel und Gewerbe
weiter regulirt werden und zwar mit Rücksicht auf den dieser Fach-Kommission
überwiesenen, von ihm eingebrachten Antrag betreffend: die Verhältnisse der
Arbeiter und Arbeitgeber.
Gedicke (aus Pommern) bemerkt, wie in seiner Gegend
ein Tagelohn von 2 1/2-4 Sgr. ohne Essen gezahlt würde. Er will die
Einsetzung eines allgemeinen Tagelohns von wenigstens 6 Sgr. Auch wegen
Abhülfe eines anderen großen Uebelstandes will er eine Untersuchung
eingeleitet sehen, daß nämlich die Gutsbesitzer, wenn sie die Kräfte eines
Tagelöhners 20-30 Jahre benutzt haben, und derselbe arbeitsunfähig wird, ihn
nicht ohne Weiteres fortschicken können.
Stupp bemerkt, daß er überzeugt sei, von der Noth in
einem Theile des Staats, daß aber ein solcher Mißstand zwischen dem
Gutsherrn und dem Arbeiter im Rheinlande nicht existire Dort gibts nur ein
Vertrags- aber kein Abhängigkeitsverhältniß. Er ist entschieden gegen die
von der Kommission vorgeschlagenen Kommissionen im Rheinlande, sie würden
die Arbeiter, die jetzt mit ihrer Stellung zufrieden sind, nur aufhetzen,
und sie an eine Noth glauben machen, die in Wahrheit nicht da ist.
D'Ester: Ich kann dem von einem früheren Redner
ausgesprochenen Grundsatz nicht beistimmen, daß die Gutsbesitzer von den
Arbeitern abhängig wären, indem letztere die ersteren jetzt zu manchen
Nachgiebigkeiten gezwungen hätten. Die Rheinlande haben allerdings den
großen Vorzug, daß es dort nicht möglich ist unter 6 Sgr. einen Tagelöhner
zu bekommen; dies verdanken wir aber der Aufhebung der alten Feudalrechte
und Roboten, die im Rheinlande mit einem Schlage fielen durch die
französische Revolution. Die sociale Frage ist allerdings wichtiger als alle
Verfassungsfragen, aber auf dem Wege einer gemischten Kommission, die aus
Gutsbesitzern, Pächtern, Fabrikanten, Bauern, Geistlichen und Schullehrern
zusammengesetzt ist, wird schon vermöge ihrer unnatürlichen klassenartigen
Zusammensetzung nichts erreicht werden. Wozu auch eine solche Kommission?
Geben Sie eine freisinnige Gemeindeverfassung, so ist die Gemeindebehörde
die natürlichste Kommission zur Berathung über die Noth der arbeitenden
Klassen, und sie wird suchen die Nothstände nach den örtlichen Verhältnissen
zu lösen.
Es sprachen noch viele Redner, viele der Herren Abgeordneten aus dem
Bauernstande lassen zum ersten Male ihr Rednertalent glänzen. Auch die
Minister Milde und Gierke mischen sich oft in die Debatte. Als es zur
Abstimmung kommt, werden alle gestellten Amendements verworfen und der von
der Kommission befürwortete Antrag Baumstark's auf gemischte
Kreis-Kommissionen mit 155 gegen 140 Stimmen angenommen.
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@facs | 0404 |
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15
] Berlin, 16. August.
Unter den Linden wird es mit jedem Tage, oder vielmehr mit jedem Abend
stiller und stiller; der souveraine Lindenklub, schon vorgestern auf einen
jammervollen Ueberrest geschmolzen, war gestern Abend gar nicht
vorhanden.
Der Beschluß der 180 gegen 179 unserer Vereinbarer über das Ausscheiden
reaktionärer Offiziere aus dem Dienst, hat beispiellose Erbitterung unter
denselben hervorgerufen. Die Vossische Zeitung ist nicht bloß in den
Eingesandts, sondern auch in dem Redaktionstheil voll der gehässigsten
Angriffe gegen die Versammlung; sie ruft ihnen täglich in die Ohren: Ihr
seid nicht competent zu solchen Beschlüssen, ihr seid nur dazu da, um eine
Verfassung zu vereinbaren.
Ueberhaupt lohnt es sich wohl der Mühe, die „gute“ Presse manchmal zu
durchmustern. Die „Neue Preußische Zeitung“ mit ihrem Landwehrkreuz und dem
Symbol: Mit Gott für König und Vaterland, wird nicht ohne Geschick redigirt.
Die modernen Konstitutionsschöpfungen, die man auch bei uns einführen will,
befeindet sie entschieden, sie sagt mit Kaiser Nikolaus, sie könne wohl eine
absolute Monarchie oder eine Republik, aber nimmer eine konstitutionelle
Verfassung begreifen. Gegen Hansemann und Consorten speit sie Feuer und
Flammen, nicht minder gegen die Rechte im Frankfurter Parlament; bei der
Linken findet sie noch Consequenz und Entschiedenheit, und belobt sie
deshalb auf's Höchste. Der Reichsverweser ist ihr ein Dorn im Auge; in einem
Artikel aus Naumberg, wo am 6. August eine Bürgerwehrparade stattfand, sagt
sie ganz ernsthaft: „Ob in dem Akte der einem fremden Fürsten geleisteten
Huldigung das Verbrechen des Landesverraths und der Versuch zum Hochverrath
enthalten sei, wollen wir hier nicht untersuchen.“
Das 18. Infanterie-Regiment, welches seit 28 Jahren in Posen stand, hat nun
dies Quartier verlassen müssen, um nach Preußen zu marschiren, und unter
anderen Graudenz und Thorn zu besetzen; der Major Breetz erläßt in der
Posener Zeitung eine Danksagung an die Behörde und Einwohner Posens, worin
er denselben für das „herzlichste Einverständniß“, das zwischen ihnen und
den Truppen fortwährend geherrscht, seinen Dank abstattet. Bekanntlich
besteht dies Regiment zum Theil aus Polen; zwischen beiden Nationalitäten
waren in der letzten Zeit häufige Reibungen ausgebrochen, und da man, falls
erneute Unruhen ausbrachen, zu den Polen nicht eben großes Vertrauen hatte,
so glaubte man am besten zu thun, wenn man das ganze Regiment versetzte. Zu
den Zeiten der Insurrektion zwang man ohne weiteres polnische Soldaten, in
preußischen Uniformen, gegen ihre Brüder zu kämpfen.
In Polen alles still und finster; von Zeit zu Zeit eine Confiskation, das ist
alles, was man von dort hört. So ist erst neulich auf das sämmtliche
bewegliche und unbewegliche Vermögen des Geistlichen Milanowski aus dem
Gouvernement Augustowo und seiner Wirthin Bujniewiczewa, welche beide am 16.
April über die Gränze geflohen waren, der Sequester gelegt worden.
Wie streng auch die polnischen Gränzen nach allen Seiten hin abgesperrt sind,
so hat doch keine Gränzsperre verhindern können, daß ein sehr unangenehmer
Gast das Königreich Polen betreten hat, nämlich die Cholera. Dieselbe ist,
wie der Generallieutenant Fürst Gorczakow anzeigt, in der Stadt Krasnymstawa
im Gouvernement Lublin am 6. August ausgebrochen und hat bereits 7 Einwohner
und 3 Soldaten befallen.
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@facs | 0404 |
[
103
] Berlin, 16. August.
Der Finanzminister hat die Motive zu dem, die Aufhebung der
Grundsteuer-Befreiung betreffenden Gesetz-Entwurfe dem Druck übergeben. In
den Motiven und deren Anlagen wird nachgewiesen, daß es in den östlichen
Provinzen nicht weniger als 120 verschiedene, 16 Hauptsteuersystemen
angehörige Arten von Grundsteuern giebt, welche nach äußerst abweichenden
Grundsätzen veranlagt und in weit auseinanderliegenden Zeiten entstanden
sind. Nur in den beiden westlichen Provinzen ist der Ertrag des Grund und
Bodens durchgängig nach denselben Prinzipien ermittelt und mit dem gleichen
Prozentsatz zur Grundsteuer veranlagt. ‒ Die Mehreinnahme, welche Herr
Hansemann aus dieser Maßregel für den Staat erwartet, nimmt er auf circa 1/2
Million an.
Die Central-Abtheilung zur Berathung des Gesetzes über den Zeitungs- und
Gesuchsstempel hat heute ihren Bericht vertheilen lassen. Der Referent
Abgeordneter D'Ester sagt darin unter Anderem:
Es ist keine Frage, daß der Zeitungsstempel eben so sehr die Presse
beeinträchtigt, wie die Kautionen, ja noch in einem erhöhten Maaße. Diese
Steuer ist schon grundsätzlich betrachtet eine Verbrauchssteuer auf die
geistige Konsumtion und trägt daher den längst empfundenen Nachtheil aller
Verbrauchssteuern an sich. Die großen, längst bestehenden Tagesblätter mit
großer Auflage leiden freilich am wenigsten darunter, für sie ist die Abgabe
keine fühlbare; die neu entstehenden Tagesblätter dagegen, welche ohnehin
schon mit einem großen Kapital von mindestens 15,000 bis 20,000 Thaler
ausgerüstet sein müssen, um die Konkurrenz der schon bestehenden aushalten
zu können, werden durch die Stempelabgabe in ihrem Fortkommen so beengt, daß
die allermeisten zu Grunde gehen müssen und nur sehr wenigen unter ganz
glücklichen Verhältnissen wird es möglich, ihr Fortbestehen zu sichern.
Die Central-Abtheilung konnte es sich nicht verhehlen, daß im Augenblicke
darauf Rücksicht zu nehmen ist, daß in den Einnahmen des Staats kein Ausfall
entstehe, aber in Betracht der geringen Summe, (circa 80,000 Thlr. jährlich)
welche durch den Zeitungsstempel einkommt, glaubt sie den großen Grundsatz
der Preßfreiheit nicht opfern und unter das drückende Joch einer
Finanzmaßregel beugen zu müssen.
Preußen hat den Umschwung seines Staatslebens dadurch gekrönt, daß es die
Presse weder durch Konzessionen noch Kautionen beschränkte, es gilt nun die
letzte Hand an das Werk zu legen, das letzte Hemmniß der Preßfreiheit, das
ihr noch von Seiten des Staats geboten wird, zu entfernen. Preußen muß auch
hier mit dem guten Beispiele vorangehen.
Die Central-Abtheilung schlägt nun folgendes Gesetz vor:
Artikel 1. Vom 1. Oktober dieses Jahres ab wird der Stempel für die innerhalb
des Preußischen Staats erscheinenden Zeitungen aufgehoben.
Artikel 2. Für die außerhalb des Preußischen Staates erscheinenden
politischen Zeitungen bleibt der nach dem Tarife zum Stempelsteuergesetz vom
7. März 1822 Einen Thaler Zehn Silbergroschen betragende Stempel nur in so
weit bestehen, als die Zeitungen in Staaten erscheinen, welche eine
Stempel-Abgabe von Preußischen Zeitungen erheben.
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Berlin, 16. August.
Ueber der öffentlichen Gerichtsverhandlung, betreffend die Berechtigung
unseres Volks zu Versammlungen unter freiem Himmel, scheint ein
eigenthümlicher Unstern zu schweben. Nachdem die Verhandlung schon am 12. d.
M. hatte aufgeschoben werden müssen, weil die vorgeladenen Zeugen nicht
erschienen waren, waren auch heut am 15. d. M. von den vier Angeklagten die
Herrn Bauer, Löwinsohn und Schramm gar nicht erschienen; der vierte, Herr Eichler, war zwar gekommen, verweigerte aber jede Auslassung, weil
das Polizei-Präsidium zu der vorliegenden Anklage gar nicht befugt
erscheine. Als Polizeirichter fungirte Hr. Kriminalrath Friedrich, als
Polizei-Anwalt Hr. Assessor Witte. Die Anklage dehnte sich zunächst um eine
Versammlung, welche am 31. v. M. ohne Erlaubniß des Polizei-Präsidenten im
Thiergarten abgehalten worden war. Drei Zeugen wurden vernommen: der
Schneidermeister Kirchmann, Agent Schulz und der Graveur Straßburger. Alle
drei erklärten, es wäre wohl im Thiergarten geredet worden, sie wüßten aber
nicht, wer, und namentlich nicht, ob einer der Angeklagten gesprochen hätte.
Als es zur Vereidung kommen sollte, leistete zwar der Zeuge Kirchmann den
Eid, die Zeugen Schulz und Straßburger verweigerten aber denselben aufs
Entschiedenste. Schulz gab als Grund an, daß er in politischen
Untersuchungen keinen Eid leiste; Straßburger erklärte, er sei zwar von
Geburt ein Jude, glaube aber nicht an Moses und die Propheten, sondern nur
an Gott, ohne einer bestimmten Religions-Sekte anzugehören; er könne also
den Eid weder nach jüdischem noch christlichem Ritus leisten. Alle
Ermahnungen des Gerichts waren vergeblich. Da die anderen Zeugen gar nicht
erschienen waren, so blieb unter diesen Umständen nichts übrig, als die
Verhandlung aufzuheben und einen neuen Termin anzuberaumen.
[(V. Z.)]
@xml:id | #ar080_010 |
@type | jArticle |
@facs | 0404 |
Frankfurt.
Die Unterzeichneten haben gegen den Antrag, dem Präsidenten der
Nationalversammlung zweitausend Gulden monatlich zu bewilligen, gestimmt,
weil sie möglichste Sparsamkeit im Staatshaushalte wollen, und diese
Bewilligung nach ihrer Ansicht ein gefährliches Beispiel für andere
Beamtenbesoldungen im Reiche und in den Einzelstaaten abgeben wird. Sie thun
dies hiermit ihren Wählern kund.
Schmidt aus Sachsen. Hensel I. Hensel II. Fehrenbach. Boczek aus Mähren. L.
Förster. Wiesner. Pattay aus Steyermark. Christmann. W. Sachs. Fetzer.
Brunck. Schmidt aus Schlesien. Rheinwald aus Stuttgart. Vogt aus Gießen.
Reinhard aus Mecklenburg. Meyer aus Liegnitz. Hentges aus Heilbronn. Berger
aus Wien. Heuber aus Freiberg. Hagen aus Heidelberg. Brentano. Nauwerk aus
Berlin. Dewes aus Losheim. Junghanns. L. Bogen. Reinstein aus Naumburg.
Kuenzer aus Konstanz. Rödinger aus Stuttgart. Mandrella. Minkus. Schmitt aus
Kaiserslautern. Schüler aus Jena. G. Gulden. Fr. Wigard. Rob. Blum.
Schlöffel. G. F. Kolb. Dietzsch aus Saarbrücken. Itzstein. Tafel aus
Zweibrücken. v. Trützschler. Reichard aus Speier. Günther aus Leipzig.
Dietsch aus Annaberg. C. Spatz aus Frankenthal. Dr. Mohr. Hoffbauer aus
Nordhausen. Scharre aus Sachsen. Roßmäßler aus Tharand. Simon aus Trier.
Martiny.
(Reichstagszeitung.)
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@type | jArticle |
@facs | 0404 |
[
*
] Kiel, 14. Aug.
Die große Majorität der Mitglieder zur konstituirenden Versammlung befindet
sich bereits hier. Es steht zu erwarten, daß sie bald nach Eröffnung sich in
Bezug auf die Waffenstillstands- und Friedensbedingungen in dem nämlichen
Sinne aussprechen wird, wie dies die aufgelösten Stände gethan.
@xml:id | #ar080_012 |
@type | jArticle |
@facs | 0404 |
[
*
] Kiel, 15. Aug.
Die konstituirende Versammlung ist durch den Regierungspräsidenten Beseler
heute eröffnet worden. Fünf von der Regierung ernannte Männer (alle zu
Deputirten gewählt), haben einen Verfassungsentwurf ausgearbeitet, der der
Versammlung vorgelegt wird, aber keineswegs den Charakter eines offiziellen
Regierungsentwurfs hat. Zum Präsidenten wurde erwählt Adv. Borgum mit 84
Stimmen von 102, zum Vizepräsidenten Olshausen. Hr. Bremer ist
Regierungskommissair.
@xml:id | #ar080_013 |
@type | jArticle |
@facs | 0404 |
[
61
] Wien, 14. August.
Sicherem Vernehmen nach hat der Kaiser die Reichstagsdeputation nach
Innsbruck mit der Frage empfangen: Sind die Studenten
noch immer beisammen? Die Zerschmetterung Italiens und die Rückkehr
des Hofes hat, das fühlt man schon, auf einmal auch das ganze
Schwarzgelbthum wieder hierher gezaubert. Im Garten von Schönbrunn wimmelte
es gestern von heimgekehrten, nur französisch redenden Kavalieren und statt
des Volkes trieb sich der Unflath der Kamarilla darin umher. Mir wurde Angst
und bange, denn der Refrain: „Sind die Studenten noch beisammen?“ lauerte
verrätherisch auf den Lippen all dieser wieder herbeigeströmten Eulen. In
der Stadt kriechen heute auch schon alle Schacherjuden und Schacherchristen
wieder hervor und wie sie während der kaiser- und hoflosen Zeit, während der
Ungewißheit des italienischen Kriegs, aus Furcht geschwiegen, so sangen sie
nun im Sonnenschein des Hofs aus ihrem Sumpfe heraus um so stärker wieder zu
quaken an: „Sind die Studenten noch immer beisammen?“
Die Listen, welche zur Auflösung der akademischen Legion auffordern und von
den Spießbürgern kolportirt werden, sollen daher schon viele Unterschriften
zählen. Gelingt der Schlag wider die Legion, und Sie wissen ja, daß dem
Juden heutzutage Alles gelingt, was der Aristokratie fehlschlägt, so ist es
um die Freiheit Oestreichs geschehen, denn sie hat dann kein mit eiserner
Intelligenz bewaffnetes Haupt mehr.
Ich vergaß gestern zu bemerken, daß die Erzherzogin Sophie, als sie in den
von Menschen überfüllten Empfangsaal trat, ganz stumm empfangen wurde und so
eilig sie konnte, mit niedergeschlagenem Blick durch die sie angaffende
Versammlung hindurch in die anstoßenden Räume verschwand. Der Kaiser sagte
zu den Abgeordneten: „Er habe in einem Irrthum gelebt, nun aber eine andere
Ueberzeugung von seinem Volke bekommen; darum wolle er jetzt für
Deutschland, für Oestreich leben, er wolle das Vertrauen seines ganzen
Volkes zu gewinnen suchen.“ Die gestrige ganz unkonstitutionelle
Proklamation, die heute in den Straßen feil geboten wird, können Sie als den
ersten Probeschuß der wieder angekommenen Ritter betrachten. Dennoch, glaube
ich, wird [Fortsetzung?]
@type | jFeuilleton |
@facs | 0404 |
@xml:id | #ar080_013a |
@type | jArticle |
@facs | 0404 |
Der Speisezettel heißt aber treu kopirt wie folgt:
Festmahl der Dombau-Vereinsgenossen auf dem Saale Gürzenich, bei Gelegenheit
der 6. Säkular-Feier der Domgrundsteinlegung. 15. August 1848.
Italiänischer Salade.
Rhein-Salm.
Westerwalder Ochsen-Rücken.
Festlied von Inckermann.
Westphälischer Schinken mit Saladbohnen.
Preiset die Reben etc.
Gefülltes Geflügel.
Wildpasteten.
Bekränzt mit Laub etc.
Süsse Speise. Nachtisch.
Zeltinger 10 Sgr. Moselblümchen 20 Sgr. Scharzhofberger 40 Sgr.
Liebfrauenmilch 25 Sgr. Ahrbleichart 10 Sgr. Bordeaux 25 Sgr. Champagner
Giessler-Mumm oder Loisson 2 Thaler.
Das Ganze ist umringt von Arabesken und alegorischen Figuren: ein Küser, ein
unentzifferbares Wesen, ein Kerl mit einem höchst christlich-germanischen
Gesichte mit dem Reichsadler und viertens ein ditto mit dem preußischen
Adler.
Ich kann es mir nicht versagen, noch die Bemerkung hinzuzufügen, daß die
Kölnische Zeitung in ihrem sonst so reichhaltigen und schön stylisirten
Berichte über die Festlichkeiten, dieses Dokument nicht mit aufgeführt hat.
Die Gründe zu dieser Weglassung habe ich beim besten Willen nicht ermitteln
können, so viel ich aber höre soll keine böswillige Absicht dabei zum Grunde
gelegen haben, was natürlich auch nicht anders zu erwarten war.
Nachdem ich den Speisezettel auf's sorgfältigste studirt und meinem Salm ‒
dem Fisch, nicht dem Fürsten Salm ‒ mit Messer und Gabel angekündigt hatte,
daß seine letzte Stunde gekommen sei, schaute ich mich zum ersten Male nach
meinen Nachbarn um. Lauter fremde Gesichter, alle in ihre Atzung vertieft.
Es ist traurig, wenn man unter 1200 Menschen sitzt und sich mit Niemanden
unterhalten soll. Man kommt sich wie ein Zellengefangener vor. Ich schüttete
daher meinem Nebenmanne ein halbes Glas Champagner über den Arm um mich dann
bei ihm auf's unterthänigste zu entschuldigen und auf diese Weise die
Konversation zu beginnen.
Der gute Mann schien Lebensart zu haben, denn er ging in die Falle und
theilte mir sofort mit, daß er ein Oesterreicher sei und der Frankfurter
National-Versammlung angehöre. „Ich bin ganz entzückt darüber“ ‒ bemerkte er
‒ „daß Sie unsern Erzherzog so freundlich empfangen haben. Das hat mir in
der Seele wohl gethan. Ich werde die Artigkeiten der Kölner nicht genug zu
loben wissen. Einen solchen Enthusiasmus und ein solches Hurrahrufen habe
ich selten gehört ‒ man empfing den Erzherzog-Reichsverweser fast günstiger
wie Se. Majestät den König ‒“ Das Gespräch wurde mir zu ernsthaft:
„Verzeihen Sie mein Herr ‒ Sie irren sich; der Luftschiffer Coxwell, der bei
der Ankunft des Reichsverwesers über Köln emporstieg und der daher den
ganzen Empfang aus der Vogelperspektive, oder so zu sagen von einem höhern
Standpunkt aus betrachtete, hat mir versichert, daß die Feier viel zu
wünschen übrig gelassen habe; die Sonne habe nicht einmal geschienen, es sei
das häßlichste Regenwetter gewesen ‒“ der Oesterreicher sah mich verwundert
an. „Aber jedenfalls“ ‒ fuhr ich fort ‒ „haben wir uns sehr über den
Reichsverweser gefreut; wir glaubten eine Geissel Gottes zu bekommen und wir
fanden einen alten freundlichen Mann, der im schäbigen Röckchen, mit weißer
Weste und mit entblößtem Haupte in unsere Stadt einzog: ein trauliches
Mährchen aus alter Zeit ‒ aber haben Sie Ihren Speisezettel schon einmal
durchgesehen?“
Der Oesterreicher sah auf seine Großfolio-Liste: „Den italienischen Salat
haben wir genossen.“ Allen Irrthümern vorzubeugen zog er indeß noch einen
Bleistift aus der Westentasche und machte ein Kreuz vor die betreffende
Speise. „Ist dieser Salat nicht so vortrefflich, als ob ihn Radetzky selbst
angemengt hätte?“ Der Oesterreicher blickte mich zum zweiten Male sehr
erstaunt an. „Den Salat ‒“ begann er aufs Neue, „und den Salm verstehe ich
schon, auch der Westerwalder Ochsen Rücken ist mir bekannt, aber bitte,
sagen Sie mir doch, was verstehen Sie unter dem Festlied von Inckermann ‒ es
steht mitten unter den Speisen, es wird ein Gericht sein?“
„Allerdings! ein politisches Gericht, ein echt germanisches Ragout, in drei
Versen oder Schüsseln.“ „Soll mich wundern,“ versetzte der wißbegierige
Mann, „dann kommen westphälische Schinken und Salatbohnen; wiederum zwei
unzweideutige Dinge; ferner aber: „Preiset die Reben?“
„Dies ist eine höchst poetische Ente mit einer Weinsauce und Trüffeln.“ „Was
Sie sagen!“ rief der Oesterreicher und leckte die Finger. „Dann haben wir
gefülltes Geflügel und Wildpasteten: darüber kann kein Zweifel sein; beides
zwei auserlesene Sachen. Aber schließlich wieder: Bekränzt mit Laub ‒ was
ist das?“ Ich schnitt ein Gesicht wie ein todtes Kameel. „Bekränzt mit Laub
ist ein wahres National-Fressen. Die Studenten lieben es vor allen Dingen;
bei jedem Kommers wird es aufgetischt und mit Bier angefeuchtet
hinuntergeschluckt; außerdem findet man es im Munde aller fröhlichen Zecher;
Harfenmädchen goutiren es ebenfalls. Wenn ich mich nicht sehr irre, so
erfand es der alte Asmus, als er eines Abends mit der Frau vor der Hausthüre
saß und die Sterne beschaute. Es scheint, der Central-Dombauverein hat
dieses Gericht direkt durch den Wansbecker Boten kommen lassen.“ „Das ist
sehr artig!“ meinte der Oesterreicher. Da überließ ich ihn den süßen
Speisen, dem Nachtisch, der Weinkarte und für die Zukunft der
Paulskirche.
Von meinem Nachbar zur Rechten wandte ich mich zu meinem Tischgenossen
vis-á-vis, der sich durch seinen rein uckermärkischen Accent bereits als ein
Stock-Preuße und durch verschiedene erhabene Festbemerkungen als ein Mann
von ungewöhnlicher Bildung beurkundet hatte. Er war wiederum ein
Nationalversammelter. Ich machte sofort die Honneurs und bot ihm das Salz
meines Geistes und den Senf meiner Konversation an. Er behauptete aber,
Rheinsalm schmecke besser mit Oel und Essig. „Sie essen selten einen Salm in
Berlin?“ fragte ich ihn. „Selten!“ ‒ erwiederte er lakonisch, „aber wir
essen viel Teltower Rüben ‒“ Es wurde mir traurig zu Muthe. Ich sah schon
bei den ersten
[Deutschland]
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@type | jArticle |
@facs | 0405 |
man den Adel fallen lassen, um sich auf das
Schacherthum zu stützen. Absolutismus, Spießbürger und Juden gehören
heutzutage in einen Topf. Ganz richtig bemerkt daher
die „Oesterreichisch Deutsche Zeitung“ vom 13. d., die aber ebenso, wie
Löbensteins „Allgemeine Wiener Zeitung,“ obgleich sie zu den bessern
demokratischen Blättern gehörten, aus Mangel an Abonnenten den Kampfplatz
verlassen müssen: „So erwünscht die Rückkehr des Kaisers insofern ist, als
sie die plumpsten Hoffnungen der Reaktion mit einem Schlage vernichtet, so
sehr müssen sich doch alle wahren Freunde der Freiheit gefaßt halten, ihre
Gegner jetzt ein anderes, kaum minder gefährliches Spiel beginnen zu sehen,
denn es steht sehr zu befürchten, daß die Reaktion dasjenige, was sie durch
eine drohende Haltung der Demokratie nicht abzutrotzen vermag, nunmehr durch
eine einschmeichelnde Haltung derselben abzugewinnen versuchen wird. Sie
wird weder Kosten noch Mühe sparen, die Opposition im Reichstage durch
gemeine Bestechung zu gewinnen und dem arglosen Volksmanne gegenüber wird
sie nicht unterlassen, die feinern Künste der Verführung in Anwendung zu
bringen. Man wird glänzende Hoffeste veranstalten, durch liebenswürdige
Herablassung alle Herzen entzücken. Die Mitglieder des hohen Adels werden
sich an ausgesuchter Höflichkeit überbieten und die schlichten Männer, an
deren Urtheil das Wohl und Wehe von Tausenden hängt, werden finden, daß der
Teufel nicht so schwarz ist, als man ihn gemalt hat u. s. w.
Schon heute begegnete ich den thronfolgenden Erzherzogen in den Straßen; sie
grüßten alle Welt, wenn auch alle nicht schwarz-gelbe Welt sie ungegrüßt
ließ. Sie wissen aus der Bildung der Verfassungskommission, daß das deutsche
Element dabei gesiegt hat; das deutsche Element ist aber kein anderes, als
das Judenelement. Hätte das Slaventhum die Oberhand behalten, so würde
wenigstens dieses Element unterlegen haben, weil die Slawen im Grunde doch
nach einer bessern Freiheit streben, als die deutschen Schacherjuden.
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@type | jArticle |
@facs | 0405 |
[
61
] Wien, 13. Aug.
So eben wird folgendes durch Maueranschlag veröffentlicht:
„An Meine getreuen Wiener!
Der gestrige Tag, an welchem Ich, in Eure Mitte zurückkehrend, die schönsten
Beweise Eurer alten unveränderlichen Liebe erntete, wird Mir und allen
Gliedern des kaiserlichen Hauses unvergeßlich bleiben.
Möge er als feierlicher Gedächtnißtag des neuen Bundes zwischen einem freien
Volke und seinem konstitutionellen Kaiser in der Geschichte des Vaterlandes
ewig glänzen; mögen auch fernerhin Friede, Eintracht, Ordnung und
Gesetzmäßigkeit herrschen, damit unter ihrem Schirme der Aufbau unseres
neuen verfassungsmäßigen Staats zum Heil und Segen aller Völker Oesterreichs
gedeihe und sich kräftige.
Im Vereine mit den selbstgewählten Vertretern derselben und unterstützt von
Meinen verantwortlichen Räthen hoffe Ich die schwere, von der Vorsehung Mir
beschiedene Aufgabe, die neue Konstituirung des Vaterlandes, rühmlich zu
Ende zu führen.
Ferdinand. Wien, 13. August 1848.“
Da kein Minister unterzeichnet steht, so hat diese Ansprache nur das Ansehen
einer persönlichen Versicherung, nicht aber dasjenige eines
konstitutionellen Aktes. Ob die Minister absichtlich vermieden worden sind,
oder ob sie sich selber absichtlich vermieden haben, will ich vorläufig
dahingestellt sein lassen. Es muß sich nun bald zeigen, ob die Minister im
Stande sind, den Kaiser den Einflüssen des Hofs gänzlich zu entreißen; es
muß sich zeigen, ob die demokratische Umgestaltung Oesterreichs durch den
gegenwärtigen Reichstag entscheidend vor sich geht.
Die Arbeiter rühren sich immer mehr. Sie haben im Theater in der Josephstadt
einen Verein gestiftet, der an social-demokratischer Richtung und an Zahl
der Mitglieder alle andere Vereine hierselbst überbietet und sich bereits
mit andern deutschen Vereinen in Verbindung gesetzt hat. Für heute waren
alle Freunde der Arbeiter und Steuerbar-Unbemittelten zu einer Versammlung
berufen, um wegen eines hier abzuhaltenden Arbeiter-Parlamentes Beschluß zu
fassen. ‒ Die Arbeiter üben eine strenge Kontrolle gegen Bäcker, Fleischer
und alle Viktualienverkäufer; sämmtliche Schacherer und Wucherer sind nebst
Wohnung und Stand in Verzeichnisse gebracht, von denen bereits 4 gedruckt
erschienen sind. Der Präsident des Arbeitervereins erhält, damit er mehr im
Interesse des Vereins wirke, ein monatliches Gehalt von 25 Gulden C. M. und
damit jeder Gelegenheit bekomme, sich und die Seinen zu bilden, werden
Zeitungen gehalten und alle wichtigen Bücher angeschafft. Die akademische
Legion, welche an 15,000 Bewaffnete zählt, und die Arbeiter haben Wiens
Schicksal entschieden, sie scheinen berufen zu sein, auch ferner eine Rolle
zu spielen. Es bedarf nur eines Rufs der akademischen Legion, so stehen alle
Arbeiter und, was mehr ist, alle Bauern da, um nur diesem Ruf zu gehorchen.
Das Ministerium beschäftigt zwar einen Theil der Arbeiter, (an 14,000
wöchentlich) aber es hat gar keinen moralischen Einfluß auf dieselben.
Gestern Morgen soll ein Arbeiter, der am Bründl eine republikanische
Ansprache gehalten, verhaftet worden sein. ‒ Wie ich höre, will man das
Pflaster der eigentlichen Stadt aufheben und ihre Straßen, statt mit
Steinen, mit Asphalt pflastern. Die hiesige Pflastersteine sind eine
furchtbare Waffen in den Händen des Volks und selbst Paris hat keine
ähnlichen aufzuweisen. Bei dem außerordentlich massiven Bau der Stadt, bei
ihren engen Straßen und himmelhohen Häusern ist sie im Falle eines Angriffs
im Stande, mit den bloßen Pflastersteinen ohne Schuß jede eindringende Armee
zu vernichten. Sie sehen, das Asphaltiren ist darum ein Gedanke, der den
unglücklichen Volksfeinden Ehre macht und gewiß von einem Jellachich oder
Windischgrätz ersonnen worden ist.
N. S. Telegraphische Depesche des Ministeriums:
Cilli, 12. August um 11 Uhr 10 Minuten Nachts.
„Sechswöchentlicher Waffenstillstand zum Behufe von Friedensunterhandlungen
mit dem Könige von Sardinien abgeschlossen.
Peschiera, Rocca d'Arso, Oseppo haben sich unsern Truppen übergeben. Flotte
und Landtruppen aus Venedig und seinen Häfen herausgezogen, und kehren in
die sardinischen Staaten zurück.
Modena, Parma und die Festung Piacenza geräumt.“
Französische Republik.
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@type | jArticle |
@facs | 0405 |
[
17
] Paris, 16. Aug.
Die Contrereaktion, die Reaktion gegen die Reaktion,
ist im Aufgehen. Der Bruch dringt jetzt auch in die Bourgeoisklasse
allmälich, wo bereits die wüthendsten Zwiste zwischen Freunden und
Verwandten, Eltern und Kindern, ausbrechen; davon habe ich faktische
Beweise. Gestern duellirten sich zwei Brüder wegen
der Junitage, und der eine ist lebensgefährlich verwundet. Manche Familien
brechen den Umgang miteinander ab. ‒ Die Proletarier können, wie schon
längst gesagt, ruhig das Ding laufen lassen; es ist fast positiv, daß einst
die Nationalgarden in Uniform aufeinander feuern
werden. Schon kam es gestern beinah dazu, als die Deputation der 2. Legion
nach Bourges fuhr, um den „Waffenbrüdern“ daselbst ein Juniandenken, eine
sehr kostspielige Fahne mit dem Wappen von Bourges zu bringen; am hiesigen
Bahnhof bemerkten einige Mitglieder auf derselben 14 eingestickte Lilien,
angeblich getreu dem Wappen nachgebildet; andre schrieen über Karlismus, und
ohne den Hrn. Maire wären die Honnetten Handgemein geworden; dies
verdächtige Kunstwerk blieb in Paris und man rutschte ganz verboßt mit einer
Trikolore à 10 Franken zu den „lieben Waffenbrüdern“ ab. Der Siecle heult
über die „traurige Lage“ der 1500 verwahrlosten Kinder im Faubourg St.
Marcel, wo auch 400 Mädchen aus Raummangel nicht in die Schule der
barmherzigen Schwestern gehen können, obschon die „gute“ Stadt Paris seit 2
Jahren Miethe Pränumerando zahlt für ein großes
Schulhaus, welches erst im Grundstein fertig ist (sic). Hr.
Minister Vaulabelle und Hr. Dr. med. Trelat, derweilen Maire, dieser
„kristallreine, kristallharte Republikaner von altem Korn“ (National) hat
sich bisher nicht darum bekümmert. ‒ Der Siecle giebt den Brief eines
Unteroffiziers der Linie als „Meisterstück gesunden Verstandes“, worin man
belehrt wird, was ein Bourgeois sei, nämlich „alle Franzosen die keine
Soldaten sind“ (eigentlich Pequins mit dem Spitznamen zu Napoleons Zeit);
triumphirend ruft das Krämerblatt: „ah da habt Ihr's, Sozialaufwiegler, aus
dem Munde des Volkes selber!“ Dasselbe geniale Blatt citirte die Attake
Proudhons gegen Malthus und behauptete im selbigen Artikel, Malthus
Standpunkt werde von Proudhon eingenommen. Der treffliche Constitutionnel
„dessen Dummheit, Unwissenheit und Bosheit gleichviele Kubikfuß enthalten,“
(La Braie Republique) war so gütig uns zu belehren: wenn ein Proudhon in der
Kammer sitzt, so kommt das lediglich von seinen Wählern her. Der National
will witzeln über Proudhon's Drohung, die Wittwen und Waisen der
niedergemetzelten und deportirten Blousenmänner könnten wohl einmal mit
Trauerflor und schwarzer Fahne zur Rue Lepelletier ziehen; das sei „ein
Aufruf an die bösesten Leidenschaften“ meint Armand Marrast's blasirtes
Journal. Es schweigt tückisch über die niederträchtigen Verweigerungen von
Besuchen bei den Gefangenen, desgleichen über die liebenswürdige Behandlung
während 6 Wochen; das an die alte Vehm erinnerde Verpacken und Verschiffen
der 800 Insurgenten ohne Abschied (um 5 Uhr waren die Frauen hinbestellt, um
3 Uhr ging aber die Reise schon los) findet er „vorsichtig“ und
„thränensparend“. Letztres ist nicht ganz richtig, viele der getäuschten Angehörigen stürzten in Zuckungen zu Boden,
zerrauften die Haare, und die wenig sentimentalen Soldaten Cavaignac's, die
Wache standen, murrten sogar „sie wären's müde den Henkerknecht zu
spielen.“
Ganz besonders Mode ist jetzt, jedem sozialistische Lektüre liebenden
Arbeiter aufzukündigen, oder „fortjagen“ wie die Herren Industriellen sich
heute auszudrücken unterstehen; ein Pumpenfabrikant erzählte mir, er habe 3
seiner Besten „fortgejagt“ weil sie zweimal aus dem Populaire Cabets und aus
der Proudhon'schen Kammerrede den Mitgesellen vorgelesen; „ich will mir's
Haus rein halten“ setzte er mit gewichtigem Kopfwerfen hinzu. ‒ In Chartres
hat ein Dragoner-Regiment beim Einzug Vive le Roi geschrieen und der Maire
schwenkte den Hut; das Journal de Debats findet darin „eine sehr rührende,
wenngleich unüberlegte Aeußerung edler Privatgefühle“ und erklärt in zwei
Leitartikeln: „Wir, Gottlob, haben keine
Februarrevolution beabsichtigt, keine Republik gemacht
noch machen helfen, jedoch da beides einmal da ist, so verneigen
wir uns und erdulden es (subissons), denn Opposition wäre unzeitig.“ Der
Constitutionnel lächelt verständnißinnig, nennt aber diese Phrase „etwas gar
zu kühn.“
Dieser Ton sei widerlich, meint der National, aber er selbst, der
Exvoltärianer, wird immer mehr ein Ignorantiner (barmherziger Bruder) und
predigt Allianz mit Lord Russel. Proudhon ruft ihm zu: „Merkt auf, ihr Leute
vom National, die ihr gestern schriebet, ich wolle die Liquidirung der menschlichen Gesellschaft machen: ob selbige vom
Bürger Proudhon, oder vom Bürger Cabet geschehen wird, weiß ich noch nicht,
aber klar ist, daß ihr mit aller Macht zur Deklarirung
der Fallite treibt.“ ‒ Die Frauen zeichnen jetzt zu Tausenden eine
Petition an die Kammer: „Bürger Repräsentanten! Der Straßenkrieg hat Paris
in Trauer gestürzt, und nach der Hungerwuth wird die Wuth der Verzweiflung
losbrechen, wenn die Erkorenen des Volks immerdar die ernsten Lehren der
Vergangengenheit in den Wind schlagen. Im Namen des auf seine Gräber
gebeugten Frankreich's, im Namen eurer Mütter, Wittwen und Waisen, Gattinnen
und Töchter, beschwören wir euch: hört die Stimme der Frauen, seien sie
reich und mächtig oder schwach und arm, sie alle sind Schwestern in der
Liebe zum Vaterlande, welches sie noch retten möchten vor dem gräßlichen
Unheil der Zukunft… Wie in den schwarzen Tagen von 1793 schwebt der
Todesschrecken über Paris, die Justiz ist verschleiert, der Haß durchzuckt
jedes Herz. Wollt ihr zwanzigtausend von euren Kartätschen dezimirte
Familien im Exil sterben lassen? Gebt volle Amnestie!“ Die Bourgeois werden
schwerlich darauf eingehen, da „die Brut des Sozialismus droht, und am Ende
Malthus wohl nicht Unrecht hat, wenn er verlangt, keiner
solle sich mit mehr Kindern, als er ernähren kann, umgeben“; für
welches „erzvoltärianische Ketzerwort“ der Constitutionnel vom katholischen
L'Univers geohrfeigt wird; letzeres verkündigt: „nur die heilige Kirche
vermag Herrn Proudhon zu beurtheilen und zu besiegen, alle andre Parteien
sind nothwendigerweise ohnmächtig gegen ihn und Herrn Cabet“; die
Fourieristen ärgert es, nicht einmal erwähnt zu werden. ‒
Die Republikaner der Kammer feierten den 10. August als Jahrestag der
Entthronung Louis XVI. im Palais National mit einem nicht sehr Spartanischen
Zweckessen von hundert und einem Kouvert; sie wollen im September Lamartine
zum Vorsitz der Kammer verhelfen. Wahrscheinlich rennt der kleine Thiers ihm
den Rang ab, Herr Thiers, der 1842 auf der Tribüne schrie: „Ja, ich war und
bin stets rein monarchisch, und will's auch bleiben; ich habe mich
hineingelebt, hineingedacht, hineinstudiert in die koustitutionelle
Monarchie, ohne die das Regiment an die unruhigen Klassen käme, der wahrhaft
sittliche Erwerb und Verkehr gestört würde.… Ich bin ein Monarchist und,
wißt es nur, ich will gradaus marschiren auf mein Ziel zu, und wäre ich auch
endlich ganz allein.“ (La Braie Republique.) Mittlerweile wird Bugeaud
wieder ein Kommando bekommen; das „der Freiheit bringenden“ Alpenarmee hat
schon Marschall Oudinot, der unter dem blödsinnigen Sohne Karl's X. die
spanischen Revolutionäre niederhieb und den Trokadero stürmte, wofür die
Kamarilla Don Fernando's ihn zum „ersten Grenadier Frankreichs und Navarras“
ernennen ließ. Das Provisorium hatte an sechszig Generale als
königlichgesinnt verabschiedet; das „Siecle kommt heute zum hundertsten Mal
auf die „wünschenswerthe Einberufung dieser würdigen Helden“ zurück.
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@type | jArticle |
@facs | 0405 |
Paris.
Nationalversammlung. Sitzung vom 16. August. ‒ In der
Nähe des Sitzungssaales (Marsfeld) stehen etwa 10,000 Mann Truppen mit
scharfen Patronen. Im Saale geht das Gerücht, die Polizei habe eine
legitimistische Verschwörung entdeckt, deren Zweck nichts Geringeres
gewesen, als den General Cavaignac zu entführen (!) und die
Nationalversammlung zu sprengen. (!!) So abenteuerlich dies klingt, sprechen
doch obige Militärmassen für die Thatsache. Präsident Marrast eröffnet die
Sitzung um 1 1/2 Uhr. An der Tagesordnung sind der Rückkauf der Lyoner
Eisenbahn und die berüchtigten Handelskonkordate.
Basse legt den Bericht des Justizausschusses über das
Verlangen Lamennais, statt seines Geranten Lacroix wegen des Peuple
constituant gerichtlich verfolgt zu werden.
Stimmen: Die Conclusionen!
Basse: Der Ausschuß verwirft den Antrag, die
Versammlung stimmt bei und somit ist Lamennais abermals um sein Märtyrerthum
geprellt. Man schreitet zum Rückkaufgesetz über die Lyoner Bahn.
Fourneyron und Deslongrais
wollen die Diskussion verschoben wissen, da die Versammlung noch nicht
gehörig über den Gegenstand informirt sein könne.
Goudchaux widersetzt sich jeder Vertagung und die
allgemeine Berathung beginnt.
Journeyron hebt hervor, daß die Rückkaufsbedingungen
für den Staat nachtheilig seien. Der Staat werde durch sie zur Uebernahme
einer Menge von Bedingungen verpflichtet, für welche die Aktionaire
einstehen müßten. Er bekämpft darum den Antrag.
Brunet unterstützt denselben.
Combarel de Leyval findet ihn dagegen mangelhaft. Der
Minister hätte sämmtliche Aktionaire konsultiren sollen, um ihre Meinung zu
hören, und ihre Rechte zu wahren. Die Bahn-Direktionen handelten zu
eigensüchtig und prellten die Aktionaire um ihre Forderungen.
Wolowski, der Sozialistenfeind: Obgleich im Grunde
jeder Eisenbahn-Expropriation durch den Staat entgegen, stimme er doch für
Annahme des Entwurfs, weil ihm die ausnahmsweise (ruinirte) Stellung der
Bahngesellschaft und der Ankauf zu 7 Fr. 60 Cent. Rente per Aktie à 250
(bezahlt) ein gutes Geschäft erscheint.
Deslongrais donnerte mit seiner bekannten
Lebendigkeit gegen die Oberflächlichkeit dieser Auffassung. Ihr zahlt,
wandte er sich an den Minister, 25 Prozent mehr für die Aktien als sie werth
sind, d. h. an der Börse stehen. Als es sich um die
Sparkassen-Pfänder-Einlösung handelte, [Fortsetzung]
@type | jFeuilleton |
@facs | 0405 |
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@type | jArticle |
@facs | 0405 |
[Fortsetzung] Versuchen, daß ich die unsterbliche
Seele meines Preußen nicht ohne entsetzliche Anstrengung über den Horizont
eines Rübenfeldes zu erheben vermochte. Ich griff daher zu einem Mittel,
welches die Zeitverhältnisse zu dem stimulirensten der Gegenwart machen.
„Der Erzherzog Reichsverweser ist wirklich bei weitem freudiger empfangen
worden wie der König ‒“ rief ich nämlich dem Oesterreicher zu, und sagte es
so laut, daß es ringsum verstanden wurde.
Dies wirkte. Der Preuße ließ Gabel und Messer sinken und: „Sie irren sich!“
rief er mit dem Ausdruck der tiefsten Entrüstung. Mein Plan war gelungen.
Ich hatte den Schwarz-weißen und den Schwarz-roth-goldnen
aneinandergesetzt.
Vergebens strengte sich jetzt der letztere an, unserm Teltower noch einmal
alle Hochs und alle Hurrahs auf den alten Erzherzog in's Gedächtniß
zurückzurufen: Der Schwarz-weiße wußte seine Stimme sofort zu einem solchen
durchdringenden Diskant emporzuschrauben, daß er schnell den Oesterreicher
übertönte und die Unterredung im Nu beherrschte.
„Sie irren sich! ‒“ begann er von Neuem; ‒ „erinnern Sie sich nicht des
Anfangs jener serbischen Gesänge:
„Rollt der Donner oder bebt die Erde?
Nicht der Donner ist es noch die
Erde:
Die Kanonen krachen in der Feste,
In der starken Feste
Peterwardein.“
Fortwährend summten mir diese Worte durch den Kopf, als wir von Deutz nach
Köln hinüberfuhren. War es nicht, als ob die ganze Stadt bis in ihre
Grundtiefen zusammenschaudere, als ob der Dom ineinanderbrechen wollte?
Nein, Se. Majestät war gerührt über diesen Empfang. Die Augen des Königs
leuchteten Luft und Seligkeit. Etwas bleich und schüchtern hatte er die
Eisenbahn verlassen, aber rosig und glücklich zog er ein in die donnernde
Freudenstadt.“
Oesterreicher und Preuße schwiegen, denn an der andern Seite des Saales erhob
sich plötzlich ein solcher Sturm des Begrüßens, des Trampelns und des
Serviettenschwenkens, daß der alte Gürzenich in eine schwingende Bewegung
gerieth und daß ich nicht anders meinte, als daß wir jeden Augenblick in den
untern Raum des Gebäudes in die Syroptöpfe und in die Butterfässer des
Kaufhauses hinabstürzen würden. ‒ ‒ Es war kein Zweifel mehr: eben erschien
der König und der Reichsverweser.
(Fortsetzung folgt.)
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@facs | 0405 |
Allen liebenswürdigen jungen Leuten, die gerne Mädchen entführen und allen
artigen jungen Frauenzimmern, die sich gern entführen lassen, theilen wir
hierdurch mit, daß dem berühmten alten Schmid in Gretna-Green durch
Parlaments-Akt das Einsegnen der Heirathen für die Zukunft untersagt worden
ist. Wir ersuchen daher alle Liebenden sich anderswohin wenden zu wollen.
Sollten wir einen besonders günstigen neuen Heiraths-Ort entdecken, so
werden wir natürlich sofort Mittheilung davon machen. Das erwähnte Verbot
des Parlaments ist auch für alle Romanschreiber von enormer Wichtigkeit: es
bringt sie um ihre Pointen. Die schlimmen Folgen der Maßregel sind noch
nicht abzusehen.
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@type | jArticle |
@facs | 0405 |
Nach Lesung der Bekanntmachung des Magistrats von Charlottenburg vom 7. d.
Mts. muß jeder vernünftig denkende sich sagen, daß den Studenten die in
Charlottenburg erhaltenen Prügel sehr dienlich gewesen sind ‒ und kann
diesen jungen Leuten hiermit nur wiederholentlich der Rath ertheilt werden,
ihre Nasen in die Bücher zu stecken, um etwas zu lernen, anstatt sich um
Staats-Angelegenheiten zu kümmern.
A. v. S. (aus Pommern).
(Voß'sche Zeitung.)
[Französische Republik]
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@facs | 0406 |
[Fortsetzung] setztet Ihr den Cours der
Fünfprozentigen selbst auf 80 Fr. pCt. fest. Das war nicht mehr als billig.
Seitdem sind aber die 5 pCt. Renten fortwährend gefallen. Heute stehen sie
etwa 70 (72) und Ihr zahlt für 250 Franken per Aktie 7 Fr. 60 Cent. in 5
pCt. Rente! Wenn Ihr so fortfahrt, werden Euch bald alle Bahndirektionen
stürmen, sie ebenfalls ihrer süßen Bürde zu entledigen und Euch vorheulen,
daß sie zahlungsunfähig sind. Er stimme darum gegen den Antrag.
Larabit stellte die Nothwendigkeit des Rückkaufs der
Lyoner Bahn vom militärischen Standpunkte dar. Die Linie sei strategisch
wichtig und müsse vollendet werden.
Goudchaux, den fatalen Eindruck sehend, den die
Deslongrais'sche Freimüthigkeit auf die Versammlung hervorgebracht hatte,
suchte sich von dem Vorwurfe zu reinigen, indem er die Geschichtserzählung
des Gesetzentwurfs zum Besten gab, dessen Ursprung der vorigen
Regierungsgewalt (Hr. Duclerc) zuzuscheiben. Das zog.
Die allgemeine Diskussion wurde als geschlossen erklärt und man schritt zur
Berathung der einzelnen Artikel.
Kein Zweifel, daß der Entwurf mit gewohnter Mehrheit angenommen wird.
Indessen nahm die Hartnäckigkeit, mit der er angegriffen worden, viel Zeit
weg, und es ist schwerlich Hoffnung vorhanden, daß die Konkordate heute noch
an die Ordnung kommen.
Artikel I zerfällt in 5 Abschnitte: a) Mit Veröffentlichung des Gesetzes
tritt der Staat in den Besitz der Bahn von Paris nach Lyon. b) Demzufolge
setzt der Staat durch den Staatsbautenminister die Arbeiten unverzüglich
fort. c) Die Aktiengesellschaft übergibt sämmtliches Mobilar, Zeichnungen,
Pläne etc. zu Händen des Staates.
Diese drei Abschnitte riefen wenig Widerspruch hervor. Aber der vierte wurde
lebhaft besprochen. Er lautet: d) Der Staat übernimmt alle Verträge und die
Verbindlichkeiten der Bahngesellschaft....
Mehrere Glieder stellten die Möglichkeit auf, daß Betrügereien verübt werden
könnten. Die großen Hüttenbesitzer und sonstigen Materialienverkäufer seien
oft Aktionär und Lieferant, mit andern Worten Richter und Partei in Einer
Person.
Darum wurden dem Abschnitte die Worte: „.... die vor
Veröffentlichung des Gesetzes geschlossen wurden,“ angehangen.
Artikel 2, von Entschädigungen u. s. w. handelt, wurde ohne Weiteres
angenommen.
Artikel 3 gab dagegen zu einer interessanten Finanzdiskussion Veranlassung.
Er bestimmt den Aktienpreis auf 7 Fr. 60 Cent. und wurde von Fourneyron
stark angefochten, der auf Herabsetzung dieses Preises von 7. 60 auf 6 Fr. 9
Cent. drang, weil 7. 60 kein Durchschnittspreis wäre. Einen
Durchschnittspreis dadurch ermitteln zu wollen, daß man den höchsten und
niedrigsten Börsencours dividire, sei falsch. Man müsse den Cours aller Tage
berücksichtigen und dann den Quotienten finden. Dies sei gerecht.
Goudchaux erwiederte, daß 7. 60 keine Moyenne sei, sondern eine Zahl, welche
den früheren Verträgen entsprungen.
Der Artikel 3 wurde angenommen, und die Fortsetzung der Debatte auf morgen
verschoben. Die Versammlung ging um 6 1/4 Uhr auseinander.
Großbritannien.
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@type | jArticle |
@facs | 0406 |
[
*
] London, 16. August.
Der Umstand, daß der dänische Gesandte gestern dem Gouvernement die
offizielle Mittheilung des Wiederbeginns der deutschen Blokade machte, hat
die Handelswelt in großes Erstaunen gesetzt. Noch vor einigen Tagen war man
allgemein davon überzeugt, daß Preußen der Fortsetzung der Streitigkeiten
durchaus abgeneigt und mit einem Waffenstillstande einverstanden sei und es
galt daher für abgemacht, daß die angekündigte Blokade in keinem Fall in
Ausführung kommen werde. Alle diese Hoffnungen scheinen nun vereitelt zu
sein und der Handelsstand wird auf's Neue, von den namentlich um diese
Jahreszeit sehr verderblichen Folgen des Krieges zu leiden haben.
Die mit der Hibernia aus den Vereinigten Staaten eingetroffenen Nachrichten
werden weder in kommerzieller noch in politischer Beziehung für bedeutend
gehalten. Der Handel hatte sich seit den letzten Mittheilungen wenig
geändert. Britische Manufaktur-Waaren verkaufte man fortwährend so billig,
daß die amerikanischen Produzenten total aus dem Markt geschlagen wurden und
es konnte daher nicht fehlen, daß man diesen Umstand zu einem allgemeinen
Schrei gegen den jüngst ermäßigten Zolltarif machte.
‒ Von Irland hörte man heute, daß auch der Bruder des Hrn. Martin, des
Eigenthümers des „Felon“, in Edenderry arretirt worden sei. Wegen der
Affaire bei Ballingarry fanden außerdem noch 7 andre Verhaftungen statt.
Uebrigens erregten diese Vorfälle nur wenig Aufsehen, da die Gemüther mehr
und mehr durch die immer schlimmer werdenden Nachrichten in Betreff der
Kartoffel-Aernte in Anspruch genommen sind. Auch über die bisher für so
vortrefflich gehaltene Waizenärlen lauten die Berichte aus vielen Distrikten
ziemlich ungünstig.
‒ Das Wichtigste der irischen Post bleibt indeß für den Augenblick noch eine
Mittheilung aus Abbeyfeale in Limerick, wonach O'Gorman an der Spitze von
700 bis 800 Insurgenten stehen soll. O'Gorman's Leute hatten außer dem
Angriff auf den Wagen von Tralee, drei Menschen erschlagen und die nach dem
Insurgenten Lager führenden Straßen verbarrikadirt, so daß sie sich also mit
den auf sie losrückenden königlichen Truppen messen zu wollen scheinen.
In unsern Fabrikdistrikten ist es wieder etwas unruhiger. In Manchester ging
das Gerücht, daß die Chartisten und die irischen Konföderirten einen Schlag
vorbereiteten, und die Behörden waren in großer Thätigkeit um jeder
Ruhestörung vorzubeugen. In Oldham hatten einige Aufläufe statt. In Asthon
kam es gar zu einem ernstlichen Zusammentreffen, wobei der Polizeikonstabler
James Bright erschossen wurde, wie man sagt, um die Gefangennehmung des
Chartistenführers Dr. McDouall zu rächen.
‒ Die gestrigen Parlamentsverhandlungen waren ohne Interesse. Da die nöthige
Anzahl gegenwärtiger Mitglieder fehlte, so wurde die Sitzung früh
geschlossen.
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@facs | 0406 |
[
*
] Dublin, 14. Aug.
Viele schmähen die O'Connell's. Welche Thorheit! Wenn gleich John O'Connell
alles Mögliche that, um die irische Bewegung todt zu machen, so ist er doch
nicht Schuld an der Niederlage, und war außer Stande, diese Niederlage zu
bewirken. Welcher Kämpfer würde wohl auf den Schwätzer aus der
„Versöhnungshalle“ gehört haben? In ganz Münster nicht ein Einziger. Im
gleichen Irrthum befangen sind die, welche dem katholischen Klerus die
Niederlage beimessen. Allerdings spritzten die Geistlichen eine Menge kalten
Wassers über die Begeisterung hin; sie sprachen Viel und zur Unzeit gegen
die Bewegung; doch hätten sie niemals den Sieg Irlands aufzuhalten vermocht.
Wären die Chefs klug und vorsichtig, treu und todesmuthig gewesen: so hätte
John O'Connell und der Klerus eben so gut den Stürmen von Slievenamon, oder
den Wogen des unteren Shannon, wie den schwarzbrauigen Kohlenarbeitern von
Kilkeney oder den schlanken Bergbewohnern von Typperary und Limerick Ruhe
predigen können. Viele tadeln Smith O'Brien's Unbesonnenheit, sich ruhig den
Häschern überliefert zu haben. Was konnte er thun? Er sah, daß die Sache
ruinirt war; er sah das Spiel gänzlich verloren. Der Preis auf seinen Kopf,
der Erlaß der Regierung, daß Jeder, der ihn aufnehme, beherberge oder
irgendwie unterstütze, als Hochverräther zu behandeln sei: mußten für S.
O'Brien entscheidend sein. Er wollte Niemanden in's Unglück stürzen. Deshalb
machte er sich auf den Weg nach seinem Landgut und wurde unterwegs
verhaftet.
Möge England aber ja nicht glauben, daß Hunger und Armuth, wenn auch für
einen Augenblick zum Schweigen gebracht, lange in ruhiger Unterwerfung
verharren werden. Wie Hobhouse im Jahre 1822 sagte: „Und wenn jeder irische
Bauer einen Strick um seinen Nacken oder ein Bajonnett in seinem Rücken
hätte: die Rebellion kann nicht eher bezwungen werden, als bis dem
hungernden Volke Gerechtigkeit zu Theil geworden.“ Für England lößt sich die
irische Frage in eine Geldfrage, in eine von Pfunden, Schillingen und Pence
auf. Es steht sehr zu zweifeln, ob der englische Handels- und Gewerbsmann,
ja selbst der englische Gutsbesitzer jene Kolonie für den Preis einer
jährlichen Ausgabe von mehreren Millionen noch lange in der jetzigen
Abhängigkeit forterhalten wollen. Sollte dies Jahr die Kartoffelkrankheit
abermals über Irland hereinbrechen, so würde die gesammte Truppenmacht,
welche England zur Verfügung hat, und alles Geld im englischen Staatsschatze
und der ganze Einfluß der Geistlichkeit nicht im Stande sein, das
Mißvergnügen und die Erbitterung des Volkes niederzuhalten. Keinesfalls sind
aber die Journale der englischen Bourgeoisie (Times, Chronicle, Daily News
etc.) mit ihren wuthgespickten Artikeln, mit ihren von Haß, Rache und Hohn
gegen Irland diktirten Berichten zur Beruhigung Irland's geeignet. „Wir
müssen“, sagt der „Herald“, „ein schärferes, ein härteres System annehmen;
wir müssen den irischen Bauernkerls Zügel und Gebiß zwischen die Kinnladen
zwängen, sie zahm und gelehrig machen und ihnen Folgsamkeit gegen Zügel und
Gebiß beibringen!“ Diese Hoffnung hegen allerdings die irischen
Gutsbesitzer; dahin geht ihr Streben. Allein gerade ihr Verfahren ist ganz
geeignet, um das entgegengesetzte Resultat hervorzurufen. Erst kürzlich
wurden in der Nähe des fashionablen Badeortes Kilkea an 300 menschliche
Wesen auf Befehl des Gutsherren aus ihren Hütten vertrieben. In einem Theil
der Grafschaft Clare ließ ein anderer Gutsherr 136 Häuser ‒ Hütten ‒ der
Erde gleich machen. Mehr als 500 menschliche Wesen kamen dadurch um ihr
Obdach; viele starben in den Gräben der Landstraße. Hr. Walsh in Mayo ließ
bekanntlich ein Dorf ganz und ein anderes zu zwei drittel (insgesammt 140
Häuser) niederreißen. Das geschah im verflossenen Winter. Hunger und Kälte
rafften eine Menge der Vertriebenen hin. Auf den Gütern des Lord Lucan in
Mayo sind vor kurzem 240, und auf Lord Ventry's Gütern in der Grafschaft
Kerry 200 Familien von Haus und Pachtland vertrieben worden. Major Mahon
jagte von seinem Gut in Roscommon 600 Familien fort. Eine Masse ähnlicher
Fälle, wie andererseits Weigerung der Gutsherrn, ihre Armensteuern zu
zahlen, sind offiziell aus den Armenkirchspielen von Carrick-on-Shannon,
Galway, Swinford, Castlebar etc. berichtet worden. Der Earl of Ellenborough
hatte also nicht so völlig Unrecht, als er vor einigen Tagen im Oberhause
erklärte: „Der Zustand von Irland ist ein Skandal für dieses Land (für
England) und ein Skandal für unser Zeitalter!“
@type | jAnnouncements |
@facs | 0406 |
Schiffahrts-Anzeige. Köln, 18. August 1848.
Abgefahren: H. Klee nach Kannstadt.
In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich Joh. Linkewitz;
nach Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr A. Meyer; nach Andernach und
Neuwied Pet Gies, M. Wiebel und M. Pera; nach Bingen J. B. Mundschenk; nach
Koblenz, der Mosel und Saar P. G. Schlaegel nach der Mosel, Trier und der
Saar Frdr. Deiß nach Mainz Joh. Kiefer; nach dem Niedermain C. Nees; nach
dem Mittel- und Obermain C. Schleicher; nach Heilbronn C. Heuß; nach
Kannstadt und Stuttgart L. Klee; nach Worms und Mannheim Seb. Stehlin.
Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Breynks Köln Nr. 21
Ferner: Nach Amsterdam
Kapt. Wilson Köln Nr. 1
Wasserstand.
Köln, am 18 August. Rheinhöhe 6′ 7″
Civilstand der Stadt Köln.
Geburten.
12. August. Peter Gottlob, S. v. Johann Gottlob Michaelis, Taglöhner,
Thieboldsgasse. ‒ Joh, S. v. Wilh. Tiwy, Maurer, Josephstraße. ‒ Friedr.
Wilh., S. v. Gottfr. Leichenich, Anstreicher, Kaygasse. ‒ Klara Cäcilie, T.
v. Jak. Zaun, Tischlermeister, Kaygasse. ‒ Ein unehelicher Knabe.
13. August. Anna Marg. Hubert., T. v. Hermann Raumann. Steuermann, Bollwerk.
‒ Heinr. Herm., S. v. Friedr. Herm. Wehrland, Kfm., Schildergasse. ‒ Elis.,
T. v. Pet. Hilgers, Anstreicher, unter Gottesgnaden. ‒ Laurenz Wilh., S. v.
Corn. Math. Weber, Fuhrmann, Follerstraße. ‒ Andr., S. v. Martin Müller,
Dachdeckergeselle, Enggasse. ‒ Sib, T. v. Paul Bender, Barbier,
Straßburgergasse. ‒ Margaretha, T. v. Wilh. Danz, Taglöhner, Löhrgasse. ‒
Jos., S. v. Pet. Völker, Steinhauer, Löhrgasse. ‒ Drei unehel. Knaben.
Sterbefälle.
12. August. Math. Peiffhoven, Krahnenmeister, 63 J. alt, unter Goldschmid. ‒
Rik. Sev. Dick, 14 J. alt, Marzellenstraße. ‒ Gerh. Jakob Hennekens,
Rentner, 87 J. alt, Wwr., Breitstraße. ‒ Franz Lesweng, 2 J. 7 M. alt,
Entenpfuhl. ‒ Elis. Schröder, 27 J. alt, unverh., Minoritenstraße.
13. August. Konrad Lust, 11 M. alt, Severinstraße. ‒ Elis. Kühne, geb. Bosen,
35 J. alt, Hahnenstraße. ‒ Anna Maria Steinbüchel, 19 Tage alt,
Mühlenbach.
Heirathen.
12. August. Karl Wilhelm Heinrich Julius Horn, Maurer und Zimmermeister, von
Wetzlar, und Anna Gert. Fonk, v. Mühlheim. ‒ Heinr. Krebs, Taglöhner, von
hier, und Anna Kath. Brenig, von Godesberg ‒ Anton Sturm, Wwr.,
Handschuhmacher, von hier, und Anna Barbara Decker, von Remagen.
Laute Anfrage!
Wir ersuchen die geehrte Redaktion der „Neuen Rheinischen
Zeitung,“ da sie die politischen Verhältnisse genauer kennt als
wir, uns Aufschluß darüber zu geben, daß Herr v Gagern in seinem Absteigelokal bei Herrn Advokat-Anwalt Vorst sich mit folgenden Herren umgab: Esser I., Esser II., v. Seckendorf, v. Grote,
Zanoli, Präsident Schwarz, Dr. Canettà,
Zimmermann, v. Ammon, Appellations-Gerichtsrath, Zurhoven, Hellweg, Appellations-Gerichtsrath, Felten, Baumeister, Simon Oppenheim!!!
Bilden diese Herren einen Kölnischen Sicherheitsausschuß nach Analogie des glorreich berühmten Wiener Ausschusses? Sind sie nicht vielmehr die
Quintessenz aller unpopulären Größen in Köln? Wollte
Herr v. Gagern dem Kölnischen Volke trotzen oder hat Herr Vorst ihn über die
Qualitäten dieser Crême der hiesigen Reaktion getäuscht?
Viele Ihrer Abonnenten.
In der Destillation des J. Drucker in Koblenz kann ein erfahrener
Destillateur anhaltende Beschäftigung finden. Briefe werden franco
erbeten.
Ein schönes Tafelklavier steht billig zu verkaufen. Hafenstraße Nro. 35.
Glacé-Handschuh eigener Fabrik empfiehlt
Peter Leurs Sohn, Schildergasse Nro. 14.
Ein in allen häuslichen Arbeiten erfahrenes Mädchen kann bei einer stillen
Familie gleich in Dienst treten. Zu erfragen Filzengraben Nro. 20.
Ein junger Mann (Handlungsdiener) sucht eine Stelle in einem kaufmännischen
Etablissement: Fabrik u. dergl., wo möglich auf dem Lande. Er kann die
besten Zeugnisse beibringen. Auskunft ertheilt die Expedition auf Anfragen
unter der Chiffre P. H.
Eine große Fournaise mit fünf Löchern und eine Drechselbank sehr billig zu verkaufen bei J. Pet.
Godenau, Ehrenstraße Nr 37.
Feinster Punsch-Syrup;
Jamaica-Rum;
alter Cognac;
Batavia
Arrac;
holländische Liqueure etc.
Sternengasse Nro. 9 und 11.
Ein kräftiger Mann sucht während des Morgens Beschäftigung, gleich viel,
welche. Bescheid Josephplatz Nro. 2.
In den Festtagen ist ein Siegelring mit einem Amandis, worin eine Harfa nebst
den Buchstaben F. H. H., verloren gegangen. Der
redliche Finder, der ihn auf die Expedition zurückbringt, erhält einen
Thaler Belohnung.
Das auf dem Waidmarkt Nro. 9 gelegene Haus steht ganz oder theilweise zu
vermiethen.
Weberstraße Nro. 18-, sind Zimmer zu vermiethen.
Alle Sorten Havanna-, Bremer- und Hamburger Cigarren, abgelagerter
Roll-Varinas, so wie Liqueure und Limonade gazeuse in bester Qualität
empfiehlt Franz Carl Mainone, Obenmarspforten Nr.
20.
Frische Rheinfische sind zu den billigsten Preisen zu haben bei Joh. Lülsdorff, Lindgasse 21.
C. N. Das Fest war ohne Charakter. Viel Arbeit vorgefunden. Siehe die Anzeige
vom 17. Der Besuch hat den Muth gestählt. Tausend Grüße.
(Verspätet).
Sibilla an den Dominikanern lebe hoch!
I. N.
Theater.
Sonntag, den 20. August: Der Templer und die Jüdin, große Oper in 3 Akten von
Marschner.