Deutschland.
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@facs | 0391 |
[
*
] Köln, 16. August.
Nach Beendigung der zur 6. Säkular-Feier der Grundsteinlegung des Kölner
Domes veranstalteten Festlichkeiten werden wir einen genauern Bericht über
das Vorgefallene geben.
Bei dem gestrigen Festmahl auf dem Gürzenich-Saale brachte der König von
Preußen die Gesundheit des Erzherzog Reichsverwesers aus, und der Erzherzog
Reichsverweser die des Königs. v. Gagern, Präsident der Nationalversammlung
in Frankfurt lud die Anwesenden zu einem Toast auf ein einiges, freies und
starkes Deutschland ein. Der König brachte dann einen zweiten Toast auf die
Werkleute an dem Aufbau eines einigen und starken Deutschlands, auf die
anwesenden und abwesenden Mitglieder der Frankfurter Versammlung aus. Der
Erzherzog Reichsverweser ließ die Stadt Köln hoch leben. Hieran reihten sich
Toaste des Erzbischofs von Köln, des Vicepräsidenten der Frankfurter
Nationalversammlung: v. Soiron, des Abg. Raveaux, des Dombaumeisters
Zwirner.
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@facs | 0391 |
[
28
] Düsseldorf, 15. August.
Während Sie in Köln Feste feierten, sind hier ganz entgegengesetzte Auftritte
vorgekommen. Lassen Sie mich von Anfang an die Sache erzählen. Es handelte
sich zuerst darum, ob unsre Bürgerwehr etwas zu Ehren des Königs thun
sollte. Vor einigen Tagen noch war die Stimmung hierüber fast allgemein
ablehnend, nun war aber der Weißbier-Philister wieder aufgetaucht mit seinen
Raisonnements, die Stadt werde in allgemeinen Mißkredit kommen, man werde
sich von oben herab durch Entziehung der Garnison etc. an der Undankbaren
rächen, die doch von dem Beamtenheer und Militär lebe. Der Chef wurde nun
von den Behörden aufgefordert, doch seine Bürgerwehr paradiren zu lassen. Er
schrieb daher eine Versammlung der Bürgerwehr auf gestern Morgen 11 Uhr aus
und legte ihr zwei Fragen vor: erstens: „Soll der König durch die Offiziere
der Bürgerwehr begrüßt werden?“ Die Rechte in der Hoffnung eine Parade
durchzusetzen, stimmte mit der Linken: „Nein!“ Die zweite Frage: „Soll die
gesammte Bürgerwehr vor dem Könige in Parade erscheinen?“ wurde durch rechts
und links Treten entschieden; obwohl der Sieg unzweifelhaft der Linken
gehörte, so bestand doch die Rechte auf Zählung der Stimmen, wobei sich denn
eine Majorität von fast zwei Dritteln für Nein entschied. Mit Jubel zog die
siegreiche demokratische Linke ab, die ohne Zweifel noch weit stärker
gewesen wäre, wenn die Zeit der Versammlung nicht gerade in die
Arbeitsstunden gefallen wäre. Der Nachmittag kam und siehe, die Kasernen
hatten ihren ganzen preußischen Parade-Inhalt auf den Bahnhof gespien; die
ganze Aristokratie, das Heer der Beamten, der loyale Stadtrath und eine
Deputation von Familienvätern aus dem Wupperthal. Einige führten nur die
preußische, Andere eine kleine deutsche Kokarde, halb unter dem Hutband
versteckt, daneben die preußische offen, groß und breit. Während der Zeit
des Erwartens zog ein Detachement Elberfelder Bürgerwehr die allerhöchste
Aufmerksamkeit des Volkes auf sich; die preußische Kokarde und daß die Leute
Waffen führten, war Veranlassung, daß dieses Detachement fortwährend dem
Volkswitz ausgesetzt war. Da verkündete Pfeifen die Ankunft des k. Zuges.
Die Lokomotive gab in der That ein sehr schlechtes Beispiel und nur ihr ist
es wohl beizumessen, wenn ein heftiges Pfeifen und Murren die kommandirte
Beifallsbezeugung störte. Man bot Alles auf, um die Stimme des Volkes zu
erersticken und dem Könige unvernehmlich zu machen. Blaß vor Wuth rannten
die hohen Behörden herum, aber umsonst.
Am Abend brachte ein Dampfschiff das Nassauer Kontingent für
Schleswig-Holstein. Man zog mit Musik auf den Karlsplatz, brachte den
Nassauern ein Hurrah, die Quartiere wurden angewiesen, die Menge verlief.
Plötzlich um etwa 9 Uhr zieht eine Rotte Militärs aller Gattungen von etwa
100-200 Mann tobend durch die Straßen; die Kavalleriesäbel rasseln über's
Pflaster, man singt „Ich bin ein Preuße“ und bringt dem König ein übers
andere Mal Hurrah; ein Haufen Volks ist gleich in der Nähe, die Jugend
pfeift und schreit, die Soldaten schwingen beständig die Säbel, Käsemesser
und Hirschfänger in der Luft, man geräth retirirend und avancirend
aneinander, die Soldaten hauen auf die wehrlosen Bürger ein, Der bekommt
einen Hieb übern Arm, Der übern Kopf. Alles schreit Bürger heraus, endlich läßt die Bürgerwehr Generalmarsch
schlagen.
Unterdeß bringt man überall Verwundete zu den Wundärzten; vom Markt trägt man
einen todten Soldaten auf's Rathhaus; wie er gefallen, wird zu
verschiedenartig berichtet, als daß man darüber berichten könnte. Alles
drängt sich um die Blutlache, die die Stelle des Todes bezeichnet, man
schreit: „Barrikaden, Waffen, Bürger heraus.“ Auf der Bergerstraße demolirt
die rasende Soldateska einen Goldladen ohne alle Veranlassung, überdem rückt
eine mühsam zusammengetrommelte Kompagnie Bürgerwehr auf den Karlsplatz, in
demselben Augenblick eine Kompagnie Soldaten von der andern Seite; die
Soldaten laden, eine dumpfe Ungewißheit brütet über dem Schwarm, plötzlich
kommt der Chef von der Kaserne hergeeilt und auf seine Aufforderung zieht
das Militär ab. In den Kasernen bläst man Generalmarsch, kein preußischer
Soldat ist mehr zu sehen; die Nassauer treten ebenfalls auf dem Karlsplatz
zusammen, man begrüßt sie mit Hurrah, denn während die preußische Soldateska
ihre mordende Rachelust ausübte, spazierten die Nassauer mit den Bürgern Arm
in Arm. Der Chef läuft hier und dort die Gruppen beschwichtigend und fordert
zum Nachhausegehen auf, der Himmel erbarmt sich und greift dem populären
Einfluß des Chefs unter die Arme, indem er einen starken Regen sendet.
Soviel einstweilen.
Ueberall hörte man gestern Abend die Fragen: Wofür ist denn nun ein
kommandirender General hier? warum ist es dem Militär gestattet, heute
gerade über die Frist hinaus die Stadt zu beunruhigen und das Preußenthum
mit bloßen Säbeln wehrlosen Bürgern einzupauken? Wo bleibt die gerühmte
preußische Disciplin?
Die öffentliche Entrüstung fordert die schonungsloseste Bestrafung solcher
Frevel!
So eben höre ich von mehreren Todten sprechen, die
Aufregung ist aber der Art, daß man dem Gerüchte keinen Glauben schenken
darf.
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@facs | 0391 |
[
15
] Neuß, 15. August.
Wir haben hier wieder einen Beweis gehabt wie die Reaktion kein Mittel scheut
sich geltend zu machen und wie sogenannte Deputationen in der Regel den
Willen des Volkes ausdrücken: Gestern gingen nämlich drei hiesige Bürger
nach Düsseldorf um den König von Preußen im Namen der Neußer Bürgerwehr
willkommen zu heißen. Die hiesige Bürgerwehr hat aber diese drei nicht
gewählt, sie wußte nicht einmal, daß eine solche Deputation hingeschickt
worden war. Die Herren Offiziere hatten dieses Triumvirat eigenmächtig aus
ihrer Mitte erkohren. Wäre die ganze Bürgerwehr deshalb befragt worden, so
wäre die Absendung einer solchen Deputation mit bedeutender Stimmenmehrheit
verworfen worden. Das wußten die Herren zum Voraus und deshalb zogen sie
vor, ganz in der Stille unter sich zu wählen.
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@facs | 0391 |
[
109
] Dortmund, 12. August.
Kaum ist das bedeutungsvolle Ereigniß der bergisch-märkischen Deputation
vergessen, kaum das Dortmunder Kriegerfest verrauscht, so wird uns ein neuer
Genuß patriotischer Gesinnungstüchtigkeit zu Theil. Gestern Abend erfreute
Hr. Dr. Gustav Höfken von Frankfurt seine „lieben Wähler“ und den hiesigen
konstitutionellen Klub mit einem neuen Seelenschmaus. Es hieße Ihre Leser
beleidigen, wollte ich auch nur einen Theil der Sekundanerweisheit
wiedergeben, welche Hr. Höfken in seinem breiten Professorendeklamatorium
auskramte. Ich beschränke mich auf zwei interessante Mittheilungen des
patriotischen Abgeordneten von Dortmund.
Die Rechte in Frankfurt, so berichtet uns Hr. Höfken, hat, um dem „frechen
aber entschiedenen“ Auftreten der „gesinnungslosen“ Linken zu begegnen,
einen organisirten Verschwörerklub etablirt. Alle Anträge, von der Rechten
ausgehend, müssen zuerst diesem Klub vorgelegt
werden. Hier wird darüber debattirt und beschlossen, und kein Antrag darf ferner vor die Nationalversammlung gebracht werden,
bevor er die Genehmigung des Klubs erhalten hat. Dazu haben sich
die Verschworenen verpflichtet. Sie stimmen dann
gemäß geheimen Statuten auf Kommando, im Nothfalle bei unerwarteten Fragen
nach Anweisung ihrer Führer, der Herren Radowitz, Bürgers, Lichnowsky,
Stedtmann aus Koblenz. Sie brauchen weder zu hören noch zu sprechen, sie
stimmen und die „gute Sache“ siegt.
Der Dortmunder konstitutionelle Kaub hatte den Dr. Höfken ersucht, in der
Nationalversammlung einen Antrag wegen Beendigung des schmachvollen
Unterjochungskrieges in Italien zu stellen: Hr. Höfken versichert seinen
lieben Wählern, so sehr er auch seinerseits für den Antrag sein möchte,
dieses dennoch nicht zu können, (es ist statutenwidrig); aber — er wolle den
Antrag mit aller Wärme in seinem Klub befürworten. Glückliche Wähler!
Zweitens berichtet uns Herr Dr. Gustav Höfken Folgendes: Was könnten sie, die
Patrioten, der „gesinnungslosen“ äußersten Linken gegenüber thun? Die
Redefreiheit sei einmal da, man könne der Linken den Mund nicht zuhalten,
auch wisse man noch nicht, wenn einer von diesen Menschen die Tribüne
bestiege, (Herr Jordan aus Berlin), was er sagen wolle: also könne man ihn
nur heruntertrommeln, was auch regelmäßig (statutengemäß) geschehe. „Sehen
Sie, meine Herren,“ — und hier entwickelt Herr Höfken die ganze Fülle seiner
großartigen Begeisterung — „es sind schon viele Duelle gegen Männer dieser
Partei eingeleitet gewesen, aber immer wieder beigelegt worden; jetzt wird
die Sache jedenfalls zum Durchbruche kommen. Meine
Herren, es bleibt kein anderes Mittel, man muß diese Menschen
todtschlagen.“
Der cynische Muth, mit welchem der sonst so höfisch kriechende Hr. Höfken
diese Worte herausstieß, fußt auf dem Bewußtsein, eine Partei hinter sich zu
haben, eine Partei Vinke, Wilhelm Jordan, Mathy und anderer
wohlunterstützten Regierungsmänner.
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@facs | 0391 |
[
*
] Berlin, 12. August.
In Betreff der Richtung der Osteisenbahn hat die von den Vereinbarern deshalb
niedergesetzte Kommission in Erwägung, daß die Linie über Conitz nur sehr geringen Nutzen für die dünn bevölkerte Gegend
selbst bringen würde, sich für die Linie über Bromberg erklärt, weil der
mehrere Kostenbetrag dieser Linie sich durch den stärkern Verkehr gut
verzinsen wird, weil diese Linie die Kommunikation zwischen den
verkehrreichen Städten Küstrin, Landsberg a. d. W, Driesen, Schneidemühl,
Nackel, Bromberg, Thorn, Kulm, Graudenz, Schwetz, Neuenburg, Marienwerder
und Meve unter sich und mit Berlin, Stettin, Posen, Danzig und Königsberg
erleichtert, weil bei dieser Richtung die Bahn durch sehr produktive, eng
bevölkerte Länderstriche geht, deshalb einer vielfach größern Zahl von
Staatsangehörigen Rutzen bringt, weil diese Linie nach dem Gutachten der
bewährt[e]sten Offiziere, die das Terrain zu diesem Behuf speziell
untersucht haben, vorzugsweise den militärischen Interessen entspricht und
weil solche die künftige Bahnverbindung mit Thorn, so wie dereinst auch mit
Warschu erleichtert.
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@facs | 0391 |
[
15
] Berlin, 12. August.
Prachtvolles Vorspiel zu unserer künftigen Habeas-Corpus-Akte! In der
Hausvogtei, wo die Opfer der unseligen Juni-Emeute aufgestapelt sind, sitzt
ein junger Buchdruckergehülfe seit 9 Wochen gefangen, ohne bis jetzt mehr
als das Aufnahmeverhör best[a]nden zu haben! Das Verbrechen, welches der
junge Mann begangen haben soll, besteht darin, daß er nach der Erstürmung
des Zeughauses, an welcher er nicht betheiligt war, in dasselbe hineintrat,
und ein Pistol nebst Seitengewehr mit nach Haus nahm. Ein Kollege lud ihm
das Gewehr. Als jener es wieder entladen wollte, und unvorsichtigerweise ein
Streichhölzchen mit dem Pulver in Berührung brachte, flog die Spitzkugel in
die Wand. Zufällig befanden sich mehrere Landwehrmänner in der Nähe, sie
hörten den Knall, kamen hinzu und verhafteten den Aufwiegler und
Republikaner. Seit jener Zeit, also 9 Wochen, ist nun der Arme in der
Hausvogtei eingesperrt, und wartet, nachdem er bei der Aufnahme einmal
verhört worden, vergebens auf das weitere Verfahren. Mit Sehnsucht sieht er
einen Tag um den andern dem ferneren Verhöre entgegen.
Auch Fernbach, jetzt schon über 6 Wochen verhaftet, sieht dem öffentlichen
Verhöre noch immer vergeblich entgegen. Die Anklage lautet: unmittelbare
Theilnahme an versuchtem Hochverrath (!!), das corpus delicti ist das ihm
zugeschriebene „Extrablatt der Vossischen Zeitung — gewidmet.“ Wenn früh, so
wird er in 14 Tagen bis 3 Wochen zum öffentlichen Termin, und ohne Zweifel
dennoch nach Magdeburg, vielleicht auch nach Stettin kommen.
An der Ecke zwischen der Dorolseen- u. Friedrichsstraße stand ein Hause
junger Leute. Sofort kam ein Piket Bürgerwehr angezozogen und zersprengte
den Trupp. Nur ein gewisser Müller (nicht etwa Johannes) als Volksredner
hier sehr bekannt, blieb ruhig stehen. Da kam der Hauptmann der Bürgerwehr
hinzu und schrie ihn an: „Wollen Sie wohl auseinandergeh'n?“ — „Aber meine
Herrn, wie kann ich denn auseinandergeh'n — ich steh ja ganz allein!“ —
Natürlich brachen die Umstehenden in Gelächter aus; die Bürgerwehr wußte
ihre Rachelust nicht anders zu kühlen, als daß sie den ihr übrigens schon
längst verhaßten Müller gefangen fortschleppte.
Einen komischen Anblick gewährt es, am schwarzen Brett der Universität eine
große Anzahl von Studirenden sämmtlicher Fakultäten wegen Unfleißes aus dem Album gelöscht zu sehen. Unter andern bemerke
ich auch die Namen Boerner und Monecke!! Armer Monecke!!
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@facs | 0391 |
[
15
] Berlin, 13. August.
In Petersburg ist am 1. August der Stabs-Kapitän Baron Nikolai mit einem Rapport vom Fürsten Woronzoff aus dem Kaukasus
angekommen. Er brachte die Nachricht von der Einnahme des befestigten
Weilers Gherghebyl in Dagestan durch den Generallieutenant Fürsten
Argutynski-Dolgornkow. Die Verluste der Tscherkessen im Laufe des
Bombardements und während der Flucht sollen (wie gewöhnlich nach den
Berichten, nach welchen der ganze Kaukasus längst entvölkert sein müßte)
sehr groß sein. Die Russen wollen am letzten Tage des Treffens auch nicht
einen Mann verloren haben. Fürst Argutynski ist in Folge dieses Berichtes
sofort zum Generaladjutanten, und Baron Nikolai zum Flügeladjutanten des
Kaisers ernannt worden.
In Ostrowo in der Provinz Posen ist vor einiger Zeit eine aus einem
preußischen Offizier, dem Assessor Küntzel aus Wreschen und einem Sekretär
bestehende Kommission zur Untersuchung der von den preußischen Soldaten, von
den Juden und den Deutschen gegen die Polen ausgeübten Mißhandlungen
angelangt. Die ausgezeichnete Unparteilichkeit dieser Herren ergibt sich
schon daraus, daß sie bei der Untersuchung der Vorfälle sich lediglich auf
die Berichte des Abgeordneten von Adelnau stützen, und von etwas Anderem
nichts wissen wollen. Der Kommission, welche nur aus preußischen Beamten
besteht, einen unabhängigen polnischen Bürger als Mitglied beizuordnen, hat
die „deutsche Ehre“ für überflüssig befunden.
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@facs | 0391 |
[
103
] Berlin, 14. August.
Die, laut Beschluß der Vereinbarer-Versammlung vom 7. d. Mts. niedergesetzte
Kommission zur Untersuchung der Schweidnitzer Ereignisse hat es für
nothwendig gefunden, drei ihrer Mitglieder, die Hrn. Peters, Ober-Lands-Gerichtsrath aus Schwarza, Schornbaum, Staats-Prokurator aus Koblenz und Schulze, Ober-Lands-Gerichtsassessor aus Delitzsch, unverzüglich
dahin abzusenden und wird diese Kommission morgen abreisen.
Die äußerste Linke hat in ihren Abendversammlungen den Entwurf einer Gemeinde-Ordnung ausgearbeitet, welcher dem Entwurf
des Ministeriums gegenüber gestellt werden soll. Der Abgeordnete D'Ester hat die schließliche Redaktion übernommen.
Der Druck des Entwurfs wird morgen beendet und in den Abtheilungen vertheilt
werden.
Die Kommission zur Untersuchung der Posenschen Angelegenheit hatte sich von
allen Behörden und Ministerien die betreffenden Aktenstücke etc. erbeten um
dieselben für ihre Untersuchung zu benutzen. Man beeilte sich auch in allen
Departements der Kommission die verlangten Mittheilungen zu machen, nur aus
dem Kriegs-Ministerium hat dieselbe bisher noch nicht das Geringste erhalten können. Der
Kriegs-Minister behauptet aus seinem Departement nur über die betreffenden
Truppenzusammenziehungen und Dis[t]okationen Mittheilungen machen zu können
und obgleich die Kommission die Zusendung derselben verlangte, sind sie ihr
dennoch bis jetzt noch nicht zugegangen.
Die zu gestern ausgeschriebene große Militärberathung in Charlottenburg,
betreffend die Absendung einer Riesen-Petition an den König wegen Ernennung
des Prinzen von Preußen zum Oberbefehlshaber der Armee, hat nicht
stattgefunden, weil der Kriegs-Minister dieselbe verboten hatte. Er gab den
Grund an, daß das Militär keine Versammlungen halten dürfe um einen Einfluß
auf die Wahl der Befehlshaber auszuüben.
Morgen wird der neue Unterstaatssekretär im Kriegs-Ministerium zum ersten Mal
in der Vereinbarer-Versammlung erscheinen. Er wird den Vereinbarern eine
Mittheilung machen, welche den bekannten Schulzeschen Antrag umgeht, da der
Kriegs-Minister, Herr von Schreckenstein, das Rundschreiben an alle
Offiziere der Armee, wie es die Vereinbarer-Versammlung beschlossen hat,
keinesfalls erlassen will, indem er ein solches Rundschreiben, einverstanden
mit unserer liebenswürdigen Rechten, für eine Gewissens-Inquisition hält. —
Es wird jedoch allgemein vermuthet, daß die Majorität der
Vereinbarer-Versammlung fest auf die unveränderte Ausführung des gefaßten
Beschlusses beharren wird, indem die Herren Rodbertus und von Berg, die nicht zu den
180 gehörten, für sich und ihre Anhänger erklärt haben: für die strikte
Vollziehung dieses Beschlusses stimmen zu wollen.
Herr Griesheim, der bisherige Stellvertreter des
Kriegs-Ministers in der Vereinbarer-Versammlung, der aber in Folge seiner
berüchtigten Brochüre durch ein consilium abeundi des Staats-Ministeriums
aus jener Versammlung verbannt ist, benutzt seine Mußestunden dazu leitende
Artikel für die Neue Preußische Zeitung, das Organ der Reaktion, eiserne
Kreuz-Zeitung genannt, zu schreiben. Man muß aber seinen Talenten alle
Achtung widerfahren lassen, indem er konsequent durchführt, daß nur in der
absoluten Monarchie das Heil der Welt, und besonders Preußens, sich
entwickeln könne. Die hiesige Vereinbarer-Versammlung stellt er noch viel
tiefer unter die Frankfurter National-Versammlung und nur in der linken
Seite findet er Männer, welche wissen wo sie hinaus wollen. Die Männer der
Rechten hingegen läßt er das Gewicht seiner ganzen Verachtung fühlen, indem
sie keinen Begriff von dem hätten, was sie eigentlich thun müßten.
In einigen Abtheilungen ist bei Gelegenheit der Berathung über die
vorgelegten Finanzgesetze, worunter auch bekanntlich ein Gesetz wegen
Ermäßigung des Zeitungs- und Gesuchs-Stempels, der von Mitgliedern der
Linken gestellte Antrag auf gänzliche Abschaffung des Zeitungsstempels
angenommen worden. Der Finanz-Minister hatte sich diesem Beschluß mit aller
möglichen Kraft widersetzt und machte zuletzt den Vorschlag den bisherigen
Satz
[0392]
von einem Thaler jährlich auf zehn Silbergroschen zu
ermäßigen, welches aber gleichfalls unberücksichtigt blieb.
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@type | jArticle |
@facs | 0392 |
[
78
] Berlin, 14. Aug.
Das Institut Kühlwetter führte gestern Abend wieder einen kleinen Skandal
herbei. Die Konstabler haben auch noch Polizeispione in ihrem Dienste,
welche bei Volksversammlungen des Abends im Gedränge gewisse Demokraten und
sonstige verdächtige Personen unbemerkt mit einem Kreidestrich auf den
Rücken bezeichnen. Diese Einrichtung ist selbstredend ein „Mißverständniß,“
welches aus dem Diensteifer einzelner Konstabler hervorgeht. Gestern Abend
als unter den Linden die „Attroupements“ wieder sehr ansehnlich waren, wurde
auch einer der Anwesenden, ein freisinniger, aber ganz unverdächtiger Mann,
mit einem Kreidestrich durch einen Polizeispion auf dem Rücken bezeichnet,
damit er, der Bezeichnete, arretirt werden möge. Eine kleine Volksjustiz
wollte es aber anders; der Polizeispion wurde durchgeprügelt und den
Konstablern zur Verhaftung übergeben. Damit endete loyal und ruhig der
Skandal.
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@type | jArticle |
@facs | 0392 |
[
18
]
[
15
]
Berlin, 14. Aug.
Durch die Gefälligkeit des General-Postdirektors Schmückert empfängt der
Minister Milde seine auf dem Frankfurter Bahnhof ankommenden Briefe,
namentlich auch jene, welche von dem Handlungshause C. A.
Milde & Comp. in Breslau ankommen, des Abends spät, direkt und sofort, so daß es
ihm möglich ist noch an demselben Tage seine Antworten wieder aufzugeben.
Das hat man davon wenn man Handelsminister ist.
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@facs | 0392 |
[
X
] Erfurt, 14. Aug.
Unser Stockpreußenthum bietet Alles auf um sich geltend zu machen, aber
vergeblich. Wir sind und bleiben deutsch, und sind froh, daß das alte
Stockpreußenthum mit seiner Büreaukratie und Soldatenherrschaft einen
„Genickfang“ erhalten hat. Die Minister bekümmern sich nicht um die Erfurter
Wirthschaft, obwohl Thatsachen in Menge vorliegen, welche ihr Einschreiten
nothwendig machen. Wahrscheinlich kennen sie wieder nichts von solchen
Thatsachen, wahrscheinlich erhalten dieselben ganz beruhigende,
vortreffliche Berichte von denen, gegen welche endlich einmal eingeschritten
werden sollte. Erfurt ist die einzige Stadt im Lande, welche keine bewaffnete Bürger, keine Bürgerwehr hat; um so
rühriger ist gegen die Bürgerschaft die Soldatenmacht, die gemeinen Soldaten
aber werden von Unteroffizieren auf dem Exerzierplatz geschlagen, wie das
öffentliche Blätter ohne Erfolg berichten. Wenn die Minister demnächst von
blutigen Zusammenstößen in Erfurt hören, (und diese sind bei der gereizten
Stimmung zu befürchten) dann werden sie erklären, wir werden unsere Pflicht
thun. Wir meinen insbesondere die Minister des Krieges und des Innern.
Militär- und Civil-Beamte sind an der Spitze der Reaktion. Die
Polizeiverwaltung hat der unpopuläre Magistrat in die Hände der
Militär-Kommandantur gelegt. In der Berliner Versammlung und in den
Journalen werden ununtersuchte Verbrechen, von Beamten verübt, berichtet,
was nichts zur Folge hat. Und wir haben konstitutionelle verantwortliche
Minister!
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@facs | 0392 |
[
103
] Berlin, 13. August.
Die Contrerevolution bemüht sich, den König zu einer Abdankung zu Gunsten des
Prinzen von Preußen, als dem legitimen Nachfolger, zu bewegen, welcher
alsdann die unumschränkte Monarchie, gestützt auf die Armee und die
Bureaukratie, wieder herstellen würde. Diese Partei hält eine
konstitutionelle Monarchie, wie sie die rechte Seite der
Vereinbarer-Versammlungen hier und in Frankfurt wolle, für eine reine
Fiktion. Die Contrerevolution sieht ein, daß sie mit der Einheit
Deutschlands brechen muß. Sie sucht nun den Prinzen von Preußen in der Armee
so beliebt wie nur möglich zu machen und findet in den Offizieren nur zu
dienstbare Geister und die eifrigste Unterstützung. Für heute sind, durch
ein, in der Deckerschen Geh. Oberhofbuchdruckerei gedrucktes Plakat, die
Landwehrmänner und Soldaten zu einer großen Versammlung nach Charlottenburg
eingeladen, um einen gemeinsamen Beschluß zu fassen, den König zu bitten:
„den edlen und biedern Prinzen von Preußen als Oberbefehlshaber an die
Spitze der Armee zu stellen, um hierdurch nicht allein den hohen
militärischen Talenten desselben die gebührende Achtung zu zollen, sondern
auch, um demselben unsere Liebe und Verehrung zu erkennen zu geben.“ — An
schwarz-weißen Demonstrationen wird es bei dieser Gelegenheit nicht
fehlen.
Die Central-Abtheilung, welche mit der Berichterstattung über die vom
Abgeordneten Waldeck vorgeschlagene
Habeas-Corpus-Akte beauftragt war, hat ihre Arbeiten endlich beendigt. Sie
hat nicht geglaubt es bei den vorgeschlagenen vier Artikeln des
Verfassungs-Entwurfes bewenden lassen zu dürfen, und hat einen aus acht §§
bestehenden Gesetzentwurf zum Schutz der persönlichen
Freiheit vorgelegt.
§ 1. Außer dem Falle der Ergreifung auf frischer That, darf eine Verhaftung
nur kraft eines schriftlichen, die Anschuldigung bezeichnenden richterlichen
Befehls bewirkt werden. Dieser Befehl muß entweder bei der Verhaftung, oder
spätestens innerhalb 24 Stunden dem Beschuldigten zugestellt werden. Bei
jeder Verhaftung ist in gleicher Frist das Erforderliche zu veranlassen, um
den Verhafteten dem zuständigen Richter vorzuführen.
§ 2. Ergreifung auf frischer That liegt vor, wenn der Thäter bei der
Ausführung der That oder gleich nach derselben betroffen wird.
Der Ergreifung auf frischer That wird gleichgestellt, wenn Jemand durch die
öffentliche Stimme als Thäter bezeichnet wird oder wenn der Beschuldigte auf
der Flucht oder kurz nach der That in den Besitz von Waffengeräthschaften,
Schriften oder anderen Gegenständen betroffen wird, welche ihn als Urheber
oder Theilnehmer verdächtig machen.
§ 3. Diese Bestimmungen (§ 1, 2) bleiben außer Anwendung auf Personen, welche
zu ihrem eigenen Schutze oder während sie in den Straßen die Ruhe, die
Sittlichkeit oder die Sicherheit gefährden, ergriffen werden. Diese müssen
aber binnen 24 Stunden entweder in Freiheit gesetzt oder dem gewöhnlichen
Verfahren überwiesen werden.
§ 4. Niemand darf vor einen andern als den durch das Gesetz bezeichneten
Richter gestellt werden. Ausnahmsgerichte und außerordentliche Kommissionen
sind unstatthaft. Keine Strafe kann angedroht oder verhängt werden, als in
Gemäßheit des Gesetzes.
§ 5. Die Wohnung ist unverletzlich. Während der Nacht hat Niemand das Recht
in dieselbe einzudringen, als in Fällen einer Lebensgefahr, einer Feuer-
oder Wassersnoth, oder eines aus dem Innern der Wohnung hervorgegangenen
Ansuchens. Bei Tage kann wider den Willen des Hausherrn Niemand eindringen,
außer in Folge einer in amtlicher Eigenschaft ihm gesetzlich beigelegten
Befugniß oder eines ihm von einer gesetzlich dazu ermächtigten Behörde
ertheilten schriftlichen Auftrages.
Haussuchungen dürfen nur in den Fällen und nach den Formen des Gesetzes unter
Mitwirkung des Richters oder der gerichtlichen Polizei, und wo diese noch
nicht eingerichtet ist, bis zu deren Einrichtung der Polizeikommissarien
oder der Kommunalbehörde, wo solche aber nicht bestehen, der Polizeibehörde
des Ortes geschehen.
§ 6. Das aus der Nachtzeit hergeleitete Verbot besteht für die Zeit vom 1.
Oktober bis 31. März, während der Stunden von 6 Uhr Abends bis 6 Uhr Morgens
und für die Zeit vom 1. April bis 30. September, während der Stunden von 9
Uhr Abends bis 4 Uhr Morgens. Auf diejenigen Orte jedoch, welche als
Schlupfwinkel des Hazardspiels und der Ausschweifungen oder als gewöhnliche
Zufluchtsorte von Verbrechern glaubhaft bezeichnet werden, findet dies
Verbot keine Anwendung. In Betreff derjenigen Orte, in welchen während der
Nachtzeit das Publikum ohne Unterschied zugelassen wird, bleibt es außer
Anwendung, so lange sie dem Publikum geöffnet sind.
§ 7. Im Falle eines Krieges oder Aufruhrs kann, wenn die Volksvertretung
nicht versammelt ist, durch Beschluß und unter Verantwortlichkeit des
Staatsministeriums die zeit- oder distriktsweise Suspendirung des § 1
provisorisch ausgesprochen werden. Die Volksvertretung ist jedoch in diesem
Falle sogleich zusammen zu rufen.
§ 8. Es ist keine vorgängige Genehmigung der Behörden nöthig, um öffentliche
Civil- und Militärbeamte wegen der durch Ueberschreitung ihrer
Amtsbefugnisse verübten Verletzungen vorstehender Bestimmungen gerichtlich
zu belangen.
Der Vereinbarer-Versammlung liegen jetzt eine solche Menge von Vorlagen zur
Berathung vor, daß ihre täglichen Sitzungen wahrscheinlich binnen 8 Tagen
wieder beginnen werden. Die Tagesordnung vom 11. Juli, also schon über 4
Wochen alt, un alle ihr folgenden sind bis jetzt noch nicht erledigt. Hierzu
kommen nun die Gesetzentwürfe, die im Laufe dieser Woche in den
Central-Abtheilungen noch beendigt werden und die zwei ersten Titel des
Entwurfs der Verfassungs-Urkunde, deren Berathung in den Abtheilungen
beendigt ist. Die Plenarversammlungen werden jedoch so eingerichtet werden,
daß auch noch die Abtheilungs-Sitzungen täglich stattfinden können, da
sowohl die andern Titel des Verfassungs-Entwurfs als der Entwurf der
Gemeinde-Ordnung zuvor dort berathen werden müssen.
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@facs | 0392 |
[
X
] Erfurt, 11. August.
Der Hauptmann des 31. Regiments, welcher in seiner Ritterlichkeit neulich in
einer öffentlichen „Honorationen-Gesellschaft einen Bürger und eine
hochschwangere Frau so schrecklich mißhandelte, weil der Bürger nicht „Heil
Dir im Siegerkranz“ „mitschreien“ wollte, ist erschrecklich bestraft worden,
er hat mehrere Tage Stubenarrest erhalten und — soll noch obendrein vor ein
Ehrengericht gestellt werden! Was soll dieser Firlefanz? Das „Ehrengericht“
eine Kreatur des begrabenen Regierungs-Systems gründet sich auch die
Illusion einer besondern Standes-Ehre. Das Ehrengericht kann eine Handlung
ehrenhaft anerkennen, welche das bürgerliche Gericht als schändlich
anerkennt und umgekehrt. Das ist die ungegründete Gleichheit vor dem
Gesetze.
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@facs | 0392 |
[
X
] Provinz Sachsen, 12. August.
Trotz der bekannten Verfügung des Ministers des Innern gegen reaktionäre
Beamte und trotz dem Beschluße der National-Versammlung gegen reaktionäre
Offiziere dauern die Wühlereien der Reaktion in der Provinz Sachsen fort,
welche in Erfurt ihren Culminationspunkt erreichen. Die Reaktion von Erfurt
unterhält Flugblätter, welche so aufreizend sind, daß, gleichwie durch ein
Flugblatt in Danzig, blutige Händel vorauszusehen sind. Im Dienste der
Reaktion steht namentlich auch die feile Feder eines zweideutigen Kandidaten
(sein Name ist Koch) welcher durch die Lokal-Presse die abscheulichsten
Lügen verbreiten muß. Vor einigen Tagen hat dieser Mensch von Erfurt
flüchten müssen, um dem Ausbruch der Erbitterung des Volks zu entgehen.
Regierungs-Beamte werden als Verfasser ähnlicher Schmähartikel genannt, und
der Präsident wie das Collegium polemisiren in den Lokal-Blättern gegen die
ihnen mißliebige Partei, welche mehr democratische Tendenzen verfolgt. Unter
der Leitung von Regierungs-Räthen hat sich ein
patriotischer Verein für daß exclusive Preußenthum gebildet. Die nämlichen
Regierungs-Räthe benutzen ihr Amt, um Maßregeln gegen Vereine anderer
Tendenz anzuordnen. Noch mehr die decretirenden Regierungs-Räthe sind die
Vorsteher des patriotisch-monarchischen Vereins.
Der bekannte Polizei-Präsident Minutoli, Schwager eines
Abtheilungs-Dirigenten der Regierung hat sich kürzlich in Erfurt aufgehalten
und soll den Plan des monarchischen Vereins mit berathen haben.
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@type | jArticle |
@facs | 0392 |
Posen, 11. August.
Gestern ist nun wirklich der erste Eisenbahnzug von hier nach Berlin
abgegangen. Derselbe war so besetzt (circa 700 Personen), daß zwei
Lokomotiven vorgespannt werden mußten, außerdem hatten sich zwischen 5 bis
6000 Menschen auf dem Bahnhofe eingefunden, um dem Schauspiel der Abfahrt
des ersten Zuges beizuwohnen.
[(V. Z)]
@xml:id | #ar077-078_016 |
@type | jArticle |
@facs | 0392 |
[
C.
] Aus dem Großherzogthum Posen, 12.
August.
Die Nachricht vom Frankfurter Beschlusse über das Großherzogthum hat hier
unter den Deutschen keinen Jubel, vielmehr fast überall die Furcht vor einer
neuen polnischen Erhebung veranlaßt. Das Gewissen schlägt ihnen. Sie fühlen,
daß man gegen Polen ungerecht ist, da man nicht einmal eine förmliche
Untersuchung und eine Befragung der Nation in ruhigen Zeiten wollte; und
selbst Theile zu Deutschland schlagen will, deren Mehrzahl trotz des
unfreien Zustandes der Polen einen Polen zum Vertreter in Frankfurt wählte.
Selbst die Soldaten, welche gegen die Polen gewüthet haben, gestehen jetzt
zum Theil das Unrecht ein. Man frage die, jetzt in Glogau stehende
Abtheilung der 5. Artillerie-Brigade, welche die Heldenthaten bei Xiaz und
Rogalin mit ausführen half, und man wird erfahren, daß außer der Wirksamkeit
der Artillerie die Infanterie beim Heranrücken in Xiaz, wie auch bei
Miloslaw, mit Schwefelhölzchen, die sie bei sich führte, die Strohdächer von
Häusern, Scheunen und Ställen anzündete, dann ruhig Alles brennen ließ und
wunderbarer Weise später im Brandschutte die verbrannten Menschen zu
Dutzenden fand, weil man sich früher im Drange des Gefechtes nicht darum
hatte kümmern können. Man wird erfahren daß die Soldaten ganze Kisten mit
feinem Porzellan, Wäsche und dgl. ausplünderten und mitnahmen, daß sie in
Rogalin den Weinkeller des gräflichen Schlosses gewaltsam erbrachen und
plünderten, die süße Beute in Munitionswagen und Pistolenhalftern
mitschleppten, und ihre Offiziere zu deren großem Jubel mit dem gefundenen
Champagner traktirten, während der General Colomb, die Taube von Posen, nur
weiß, daß die Dienerschaft der Gräfin Raczigeska dort gestohlen hätte.
Wahrscheinlich wird die Dienerschaft gestohlen haben, die Soldateska dagegen
der Gräfin ihre Sachen haben aufbewahren wollen. Wir müssen dem preußischen
Heere für die glückliche Erfindung der neuen Waffe, der Schwefelhölzchen
unsern Dank sagen, da sie dem Geiste des 19. Jahrhunderts so sehr
entspricht. Vielleicht wird man auf amtliches Befragen von der 5.
Artilleriebrigade jene Heldenthaten nicht erfahren. Wer beschuldigt gern
sich oder seine Kameraden? Wir können aber versichern, daß wir sie von ihr
erfahren haben, und namentlich von Einem, der sich übrigens als Stockpreuße
rücksichtlich der Polen äußerte, und zugleich versicherte: man wolle sie
jetzt anders, als mit Gott für König und Vaterland schwören lassen; sie
würden aber gar nicht schwören, wenn man sie nicht dem Könige schwören
ließe. Wahrscheinlich hatte sich der Mann das allein ausgedacht, und
Reaktion gibt es nicht!
Nachdem die „Strafe der körperlichen Züchtigung“ nach dem Erlasse vom 6. Mai
d. J. fortan von Civil- und Militärgerichten nicht mehr verhängt, sondern
statt dessen auf verhältnißmäßige Freiheitsstrafe erkannt werden soll,
prügeln die Gerichte des Bonnter Kreises mit Vergnügen die noch unmündigen
Subjekte. Das Gericht hat natürlich seine guten Gründe. Das Kriminalrecht
erklärt nämlich §. 17.: Unmündige können zwar zur Verhütung fernerer
Vergehen gezüchtigt, sollen aber niemals nach der Strenge der Gesetze
bestraft werden. Und da der §. 16. vorher erklärt: „Wer frei zu handeln
unvermögend ist, bei dem findet kein Verbrechen, also auch keine Strafe
statt;“ so haben die Gerichte den Wortsinn für sich, da sie die Züchtigung
des §. 17. nur als vormundschaftliches, väterliches Erziehungsmittel
ansehen, während nur die Strafe der körperlichen Züchtigung aufgehoben ist.
Für das Gefühl der Unmündigen wird es wohl auch nicht die Empfindung einer
Strafe erregen!
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@type | jArticle |
@facs | 0392 |
Königsberg, 10. August.
Gestern Abends 6 Uhr fand die zweite Versammlung des konstitutionellen
Preußenvereins in der Börse Statt. Ihre Bestandtheile waren: die Mehrzahl
der Offiziere und Avancirten der hiesigen Garnison, da selbige zur
freiwilligen Theilnahme an der Versammlung kommandirt waren. Fast alle waren
mit Seitengewehr versehen; ferner Sackträger, Eckensteher und Observaten, da
namentlich erstere unter Verabreichung von Geld aufgefordert waren, sich an
der Versammlung zu betheiligen.
[(N. K. Z.)]
@xml:id | #ar077-078_018 |
@type | jArticle |
@facs | 0392 |
Stettin, 11. August.
Auch hier sind bereits 5 Personen mit allen Anzeigen der Cholera binnen sehr
kurzer Zeit gestorben.
[(Berl. N.)]
@xml:id | #ar077-078_019 |
@type | jArticle |
@facs | 0392 |
[
61
] Wien, 11. Aug.
Aus den Zeitungen werden Sie die Details über den neuesten Untergang Italiens
erfahren. — Wahrlich, die Siege der deutschen Freiheit sind beispiellos! In
Posen Schrapnells und Höllenstein, in Italien der scheußlichste Verrath.
Erscheint die Raschheit des italiänischen Siegs jetzt doch selbst dem
Stock-Oesterreicher sehr räthselhaft und, wenn er auch schweigt, so merkt
man's ihm dennoch ab, daß er das Komplott des Absolutismus gewittert hat. —
Unter Metternich erhielt die Fiktion Oesterreich sich durch Bajonnette und
Finsterniß, sie wird jetzt sich einstweilen erhalten durch — den Schacher.
Der Schacher hat Italien wiedererobert, der mit dem Absolutismus
verschworene Schacher. Darum jauchzt in Wien auch Niemand mehr über diese
Wiedereroberung, als die Schacherjuden der Börse; sie beschwören einen
allgemeinen Radetzky-Jubel herauf und nachdem sie 30,000 Gulden C. M. zu
einem Ehrendegen votirt, haben sie ihm gestern im Gemeinderathe das
Ehrenbürgerrecht Wiens zum Geschenke gemacht. Und doch meint Radetzky, er
habe nur für die Ehre des Absolutismus gefochten, für seinen Kaiser. —
Europas Menschheitt ist verjude, sie hat durch den alleinseligmachenden
Glauben an Geld und Schacher alle innere Moral längst verloren, denn sie hat
mit diesem Glauben allen Fortschritt verleugnet und wird die Freiheit noch
gänzlich erwürgen. — Radetzky's, ihm natürlich nur von Innsbruck aus
ertheilte Instruktionen sind milder und darum politisch-klüger, als es die
der preußischen Schrapnell- und Höllenstein Generale in Posen gewesen.
Metternich, der noch Alles regiert, unterschied von jeher sehr taktvoll,
wenn er einen Rath noch Sansouci schickte und wenn er zu gleichem Zwecke im
eigenen Lande etwas ausführen ließ. Man tadelt indessen Ratzetzky hier, weil
er nur einen freien Abzug aus Mailand gestattet und nicht mit einer
allgemeinen Amnestie in die Stadt gerückt ist; man ist hier also jedenfalls
etwas humaner gegen Italien gestimmt, als Berlins spezifisches Borussenthum
es gegen Posen gewesen. Dazu kommt, daß das Ministerium sich nach Empfang
der Siegesnachricht, wie mir versichert wurde, beeilt hat, eine ganz
absolute Amnestie und die strengsten Befehle der Milde nach Mailand zu
senden. Es bleibt aber die Frage, ob das italiänische Ministerium
Montekukoli-Radetzky, welches sich beeilt hat, statt der italiänischen, die
schwarz-gelbe Fahne aufstecken zu lassen, dem hiesigen, obwohl selbst zur
Hälfte schwarz-gelben, zur Hälfte gemüthlich-liberalen Ministerium gehorchen
und nicht vielmehr thun wird, was ihm beliebt. — Radetzky's Sieg ist neben
Verrath übrigens durch ungeheure Geldopfer, die man jetzt aber
wiederzubekommen gedenkt, erkauft werden. Das italiänische Landvolk soll, um
die feindseligen Städte zu isoliren, in dieser Weise ausgezeichnet
bearbeitet worden sein. Dazu die Schacherpartei in den Städten, die nie
antiösterreichisch gewesen; die Versicherung Rothschilds und Konsorten, daß
ihr Frankreich sich, mit Ausnahme einiger faulen Redensarten, ruhig
verhalten würde, und endlich die Metternich abermals gelungene Umwandlung
Karl Alberts, da haben Sie die Ursachen zum italiänischen Resultate. Man
macht sich hier kein Hehl darüber. Karl Albert hatte an 60,000 Mann, die er
Radetzky gegenüberstellen konnte; er that es auch, aber nur, um Mailand
desto schändlicher zu zu verrathen. 45,000 Piemontesen waren in der Nähe der
Stadt, die Mailänder fühlten sich sicher; da plötzlich verschwanden die
45,000 Mann; Mailand mußte, weil ohne alle Vorbereitung zum Widerstande, auf
Gnade und Ungnade kapituliren. Die Sache war abgekartet, — die Republikaner,
auf die es abgesehen war, sollten in's Verderben gestürzt werden. Aber diese
Republikaner merkten zuerst, doch leider schon zu spät, den sardinischen
Verrath und sollen nun die Piemontesen selber verfolgt haben.
Was in Italien geschehen ist, das wird der Schacher-Absolutismus nun auch
gegen Ungarn fertig bringen; vielleicht stößt er hier aber auf
entschiedenern Widerstand. — Schon gestern verbreiteten die Börsenpropheten
das Gerücht, der Schildhalter Ungarns, Kossuth, sei gestürzt worden, in
Pesth habe eine vollständige Reaktion stattgefunden. Jellachich, so heißt's
ferner, hat durch den Metropoliten Ragacsics neuerdings 80,000 Dukaten
erhalten. Zwar ist man erstaunt, in auswärtigen Blättern zu lesen, in Wien
würde bald ein großer Fürstenkongreß stattfinden, doch, Sie wissen ja, daß
bloßes Erstaunen so etwas nicht verhindert. Die Diplomaten verbreiten
geflissentlich solche Gerüchte lange vor der That, damit, wenn diese zur
Ausführung kommt, kein Erstaunen, geschweige ein Widerstand, mehr da
ist.
Wien ist jetzt fast der einzige Punkt in Europa, wo die Demokratie
thatsächlich noch siegreich dasteht; der Reichstag, der Ausschuß, die Aula,
die Garde, Legion, das Volk und vorzüglich der Bauer lassen sich die
Freiheit schwerlich mit Kartätschen und Kanonen nehmen. Aber ich fürchte die
List und den niederträchtigen Kalkul der Schacherer, dieser ewigen
Verleugner allen Fortschritts. Schon beginnen die Angriffe gegen
Sicherheitsausschuß, namentlich von Seite des dadurch in seiner Autorität
und in seinem Glanze sich für beeinträchtigt haltenden Gemeinderaths, sehr
ernst zu werden; die Aula, die Legion, der freisinnige Theil des
Ministeriums, selbst der Reichstag werden von der reaktionären Presse auf
die giftigste Weise verfolgt. In dieser reaktionären Presse arbeiten,
obgleich Schurken, doch Talente.
Doch, daß ich der gestrigen Verhandlung des Reichstags nicht vergesse! Sie
war interessant durch einige Interpellationen, worauf Kudlich's Antrag
weiter debattirt wurde. Zuerst stattete die von Innsbruck zurückgekehrte
Reichstagsdeputation ihren Reisebericht ab, aus welchem ich namentlich den
derselben von den Tyrolern gewordenen glänzenden Empfang hervorheben muß,
welcher den Berichterstatter Borrosch zu der Aeußerung veranlaßte, daß Tyrol
weit entfernt sei, jemals eine Vendée zu werden. Nun interpellirt Neumann
das Ministerium wegen der Donaufürstenthümer und ihrer Stellung zu
Oesterreich. Er fragt, ob das Ministerium gesonnen sei diese Angelegenheit
auf eine den Interessen Oesterreichs und der Freiheit würdige Art zu
vertreten; ob es gesonnen sei, jene ernste Sprache in Petersburg und jene
aufmunternde Sprache in Konstantinopel zu führen, welche ein russisches
Einschreiten in die Fürstenthümer für die Folge unmöglich mache? —
Doblhof-Kamphausen versichert, das sei Sache des Ministers des Auswärtigen,
der noch immer krank in Frankfurt liege (Wessenberg); er könne als Minister
des Innern keine Aufklärung darüber geben und wolle nur bemerken, daß die
Pforte den Einmarsch der Russen gebilligt, die preuß. Regierung den Protest
ihres Agenten desavouirt, der englische Agent nicht protestirt und
Frankreich das Maul gehalten habe. Eine würdige Sprache in Petersburg müsse
er voraussetzen; (bei einer metternichischen Kreatur?), die Verhältnisse
seien übrigens bedenklich, und man müsse alles vermeiden, was Ereignisse
herbeiführen könnte, die unsere innere Festigung zu hindern im Stande sein
würden. — Klaudy: Ob der Kriegsminister Maßregeln getroffen, daß die Armee,
als zweiter Theil der exekutiven Gewalt, einen Eid ablege, der, verschieden
von dem Fahneneide, die Anerkennung der Volksrechte enthalte? — Ob jetzt,
nach den Siegen in Italien eine Verminderung des Heeres und demzufolge
Erleichterung der Steuerpflichtigen angeordnet werde? Ob Maßregeln getroffen
seien, um von allen Militärkommandanten in den Provinzen unbedingten
Gehorsam zu erhalten? (Bezieht sich auf Windischgrätz und Jellachich.)
Kriegsminister Latour: Sobald die von der Versammlung gegebene Verfassung
fertig sein werde, werde die Armee darauf schwören; solange der Friede noch
nicht abgeschlossen sei, (pfiffiger Hinterhalt!) könne die Armee nicht
verringert werden; Gehorsamsverweigerungen seien noch nicht vorgekommen.
Klaudy: Obgleich im Reichstag versichert worden, der Belagerungszustand sei
in Prag aufgehoben worden, hätten die Truppen noch am 7. August in seinen
Straßen bivouakirt, sei die Stadt cernirt und
[0393]
auf den Höhen,
wie in der Umgebung, 12pfündige Kanonen aufgepflanzt gewesen. Latour: Der
Belagerungszustand sei in Prag aufgehoben, alle konstitutionellen Rechte
seien dort wieder hergestellt, aber die Gährung daure noch fort, und darum
habe Fürst Windischgrätz Vorsichtsmaßregeln für nöthig befunden. — Als
darauf der Abgeordnete Catinelli einen mit Bewunderung für die italienische
Armee und mit Verwunderung über die Volksvertreter Schwargelb gefülselten
Brief vorlesen will, wird er von der Versammlung mit schallendem Gelächter
und mit dem Ruf: „Zur Ordnung!“ zum Schweigen gebracht. Aber er beginnt von
Neuem, und nun entsteht ein Tumult, unter welchem ihm der Präsident Strobach
das Ablesen des Briefes auf Grund der Geschäftsordnung untersagt. — Umlauft:
Das Treiben des Grafen Leo Thun sei Jedermann bekannt; er habe ohne
Vorwissen des Ministeriums auf eigene Faust einen Landtag zusammenberufen,
eine provisorische Regierung eingesetzt, Wahlkommissäre in alle Bezirke
geschickt und sich überhaupt die verwerflichsten Umtriebe erlaubt, indem er
insbesondere gerichtliche Verfolgungen gegen solche Personen eingeleitet
habe, die jene unkonstitutionellen Wahlen unmöglich zu machen gesucht
hätten. Er frage daher, ob das Ministerium die Abhaltung dieses auf
unkonstitutionelle Weise zustandegebrachten Landtages zu gestatten gedenke,
bevor der Reichstag überhaupt über den weiteren Fortbestand von
Provinziallandtagen sich ausgesprochen?
Dobblhof-Kamphausen: Man möge es ihm erlassen, sich über Maßregeln
auszusprechen, deren Anwendung erst in der Zukunft nöthig sein dürfte (?) u.
s. w.
Endlich fragt Nadler noch, was das Ministerium beim Ausbruch der Cholera zu
thun gedenke, worüber sich Dobblhof sehr weitläufig, weil ohne Gefahr,
verbreitet. — Sie sehen, ein ächter Demokrat, wie alle demokratischen
Preßorgane Wien's heilig versichern.
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@type | jArticle |
@facs | 0393 |
[
61
] Wien, 12. August.
Wenn Sie wollen, feiert heute die Demokratie Oestreichs formell einen
glänzenden Sieg, über welchen wenigstens alle eigentlich Schwarzgelben ganz
gewaltig erbost sind. Der Kaiser, wie er selbst gesagt haben soll, sich der
Vollgewalt des Volks unterwerfend, kehrt nach 1 Uhr heute von seiner Flucht
nach Innsbruck-Varennes zurück, um der Forderung des Reichstags zu genügen.
Während ich d[i]es schreibe, beginnt sich die imponirende Macht von einer
halben Million Menschen zu regen, um dem von ihr in Scene gesetzten
Volksschauspiel beizuwohnen. Ich thue natürlich desgleichen. Schon in der
Frühe um 5 Uhr hat sich das Ministerium mit je 20 Mitgliedern des
Sicherheitsausschusses, des schwarzgelben Gemeindeausschusses, des
Verwaltungsraths der Nationalgarde und 20 Offizieren der Garnison mittelst
eines Dampfboots nach Tulle zum Empfang des obersten Staatsbeamten begeben.
Die akademische Legion, das Künstlerkorps, alle Waffen der ganzen
Nationalgarde Wiens und der nächsten Städte wie Dörfer, bilden ein doppeltes
dichtes Spalier vom Landungsplatze Nußdorf durch die Hauptstadt und ihre
weitgedehnten, malerisch gelegenen Vorstädte bis hin zum Lustschloß von
Schönbrunn. Alle Glocken ertönen, die gesammte Geistlichkeit steht in ihren
Ornaten vor den Kirchen. Der Reichstag, im Vollgefühle seiner eigenen
Majestät, hält indessen Sitzung, um alsdann die Ankunft des Kaisers in
Schönbrunn in corpore zu erwarten, ohne ihm, wie es etwa in Berlin der Fall
sein würde, entgegenzueilen. Franz Karl, der Thronfolger, und die stolze
Sophie sind im Gefolge des Kaiserpaares. Alle Menschen, alle Häuser sind mit
deutschen Bändern und Fahnen geschmückt, ganz Wien und die Umgegend werden
am Abend in einem Feuermeer von Beleuchtung erglänzen. — Die von den Wienern
aufgespielte kaiserliche Rückkehr-Komödie hat übrigens mehre gestachelte,
antiserdinandische Flugblätter hervorgerufen, die bei Ihnen 5 Jahre Festung
nebst Verlust der unvermeidlichen Kokarde zur Folge haben würden. Aber auch
hier beginnt der Preßprozeßtanz, nur milder. Der Staatsanwalt beim
Preßgericht hat wider den „Studenten-Courier“ wegen der Artikel: „die
Republik in Wien“ und „der Rupublikaner in der Alservorstadt“ nur erst auf 6
Wochen einfachen Arrest anzutragen gewagt.
Der Gesandte der französischen Republik hierselbst hat am 6[t]en erklärt,
Frankreich würde in Italien nicht interveniren. Natürlich, der Rothschild in
Wien und der Rothschild in Paris haben nur ein
Börseninteresse, mit dem sie und ihre Kreaturen die Geschicke der Völker
seit 1830 leiten! — Die Beredung des Kaisers zur Flucht war der Kamarilla am
18. Mai bekanntlich dadurch gelungen, daß sie ihm vorgelogen, die
akademische Legion sei bewaffnet bis in die nächsten Vorzimmer der Burg
gedrungen und habe dort ein kommerzisches Geheul und Säbelgeklirre
angestimmt. Seither ist es nun zwar gelungen, den Kaiser zu überzeugen, daß,
um ihre Zwecke zu erreichen, die Kamarilla selber diesen Spuck getrieben;
aber sie ist wüthend über diese die Rückkehr des Kaisers mitbestimmende
Entdeckung und läßt nun, um sich wenigstens einen Schein von Recht zu
wahren, beim Spießbürgerthum Unterschriften zur Auflösung der akademischen
Legion sammeln; sie könnte damit indessen leicht einen neuen 26. Mai
herbeiführen. — Auch im Gemeindeausschuß ist man fortwährend thätig, die
Oberhoheit des revolutionären Sicherheitsausschusses mit ihm selber zu
stürzen. Das Ihnen überschickte Plakat: „Was müssen wir thun, wenn der
Kaiser nicht kommt?“ und dessen von der Stadthauptmannschaft, der frühern
Polizei-Ober-Direktion, anbefohlene, vom Sicherheitsausschusse indessen
wieder aufgehobene Beschlagnahme gab einem Mitgliede des
Gemeindeausschusses, Namens Neumann, zu den heftigsten Ausfällen
Veranlassung. Ein beständiges Intriguiren wider den Sicherheitsausschuß,
welches insbesondere zwei wuthschäumende Schwarzgelbe, ein gewisser
Ebersberg und ein gewisser Endlich, sonst lumina obscura, äußerst thätig
betreiben, ist daher an der Tagesordnung. Wie ich vernehme, haben sie
indessen die Segel eingezogen und sind entflohen.
(Siehe den Verfolg in der Beilage.)
@xml:id | #ar077-078_021 |
@type | jArticle |
@facs | 0393 |
[
15
] Wien, 11. Aug.
Mit den Siegesberichten aus Italien fallen die traurigsten Schilderungen des
wüthendsten Bürgerkrieges vom südungarischen Kriegsschauplatz zusammen. Die
fanatischste Periode des Mittelalters, ja Attillas verheerende Züge weisen
nicht empörendere, die Menschheit schändendere Gräuelscenen auf. Der Krieg
nimmt immer mehr die Gestalt eines Vernichtungskampfes an, und Ungarn hat
mit den serbischen Fanatikern, mit der Unschlüssigkeit und Rathlosigkeit
seiner jetzigen, wie mit den giftigsten Intriguen seiner früheren Regierung
zugleich zu kämpfen.
Aus sicherer Quelle kann ich Ihnen schließlich mittheilen, daß Lord Ponsonby,
der englische Botschafter, eine strenge Rüge empfangen, weil er sich von
hier nach Insbruck begeben, und seine Stellung bei der verantwortlichen
freien Regierung mit der Jesuitenclique in Innsbruck vertauscht.
@xml:id | #ar077-078_022 |
@type | jArticle |
@facs | 0393 |
München, 11. August.
Wie ich aus ziemlich zuverlässiger Quelle erfahren, haben nicht nur der
Minister des Innern und des Kriegs, sondern alle Minister aus Anlaß der
gegenüber der Bürgerwehr und vereinigten Freikorps erlittenen Niederlage Sr.
Maj. ihre Entlassung einreichen lassen. Man glaubt jedoch nicht daß der
König unter den gegenwärtigen Verhältnissen dieselbe annehmen wird.
[(A. A. Z.)]
@xml:id | #ar077-078_023 |
@type | jArticle |
@facs | 0393 |
[
50
] Aus Franken, 9. August.
Als die badische Regierung im Mai die Preßfreiheit unterdrückte, durch
Herbeiziehung der auf die Karlsbader Beschlüsse gegründeten Preßgesetze die
freisinnigen Zeitungen vernichtete und die Eigenthumsrechte verletzte, da
konnte sie die Schilderhebung der Republikaner wenigstens als Scheingrund
für ihren Gewaltstreich anführen. Aber was soll man von der baierischen
Regierung sagen, die mitten in der tiefsten Ruhe in Bamberg die
Schreckensherrschaft erklärt, die Preßfreiheit unterdrückt, die
Eigenthumsrechte vernichtet und auf Alle, die sie für Demokraten hält, eine
Polizeihetze beginnt! Der Fränkische Merkur, seit Jahren ein rüstiger
Kämpfer für die Rechte des Volks und unter Herrn von Abels Ministerium bloß
mit der Postdebitsentziehung bedacht, ist unter dem aus „Volksmännern“
gebildeten Ministerium Thon-Dittmer auf die brutalste Weise unterdrückt
worden und kann seit einigen Tagen nicht mehr erscheinen. Jüngst hat man
sämmtliche Mitarbeiter des Blattes, welche etwa die Redaktion desselben
hätten übernehmen können, durch Ausweisung aus Bamberg entfernt, ohne einen
andern Grund als „wegen ihres politischen Treibens“. Sodann ließ man durch
die allzeit gefällige Justiz gegen die ansäßigen Redakteure Verhaftbefehle
ausstellen, auf Grund der unschuldigsten Artikel, die noch dazu aus andern
deutschen Zeitungen entnommen waren. So waren plötzlich Alle diejenigen, die
im Stande waren, das Blatt zu leiten, theils entfernt, theils flüchtig,
theils verhaftet, und dem Eigenthümer des Blattes blieb nichts anderes
übrig, als das Blatt mitten im Quartal eingehen zu lassen und die
Abonnementsgelder zurückzubezahlen. Das ist die Unterdrückung der
Preßfreiheit auf „legalem“ Wege, und das geschieht in dem deutschen
Sibirien, während man in Frankfurt die Unverletzlichkeit der Person und des
Eigenthums dekretirt! Uebrigens scheint unser Ministerium zu wanken. Selbst
die Münchner, seit 5 Monaten die geduldigsten Schafe, werden seit einigen
Tagen schwierig. Sie sind schwarz-roth-gold, das Ministerium ist höchst
blau-weiß. Die Huldigung am 6. August, von der man die Bürgerwehr
ausschließen wollte, hätte beinahe einen Krawall in München hervorgerufen,
der kein Bierkrawall gewesen wäre. Das Ministerium
gab noch zu rechter Zeit nach, aber das Mißtrauen hat sich bereits stark
entwickelt. Die Huldi[g]ungsformel: Erstes Hoch dem „vielgeliebten König
Max“, zweites Hoch dem erlauchten Reichsverweser, drittes endlich dem
deutschen Vaterland, sprach ohnehin das exklusive Baierthum auf eine sehr
ungeschickte Weise aus. In das erste Hoch wurde aber auch von der Bürgerwehr
gar nicht eingestimmt. — Es ist charakteristisch für unsere
Konstitutionellen, die sich ungeachtet ihrer bedenklichen Geistesarmuth
außerordentlich breit machen, namentlich in Bamberg, wo sie jetzt das große
Wort führen können, daß sie in fürchterlich langen, höchst absurden Adressen
die Preußen und insbesondere die Vereinbarerversammlung zu deutschen
Gesinnungen auffordern und von Absonderungsgelüsten abmahnen. Aber gegenüber
dem königlich baierischen Verrath an der deutschen Sache finden sie kein
Wort der Rüge! Bei dieser Gelegenheit muß ich insbesondere einen frechen
Unfug dieser sogenannten Konstitutionellen beleuchten. Wie ihr ganzes Wirken
sich auf Phrasenmacherei beschränkt, so entwerfen sie namentlich jeden
Augenblick Vertrauensadressen an das Parlament, denn ihre Freunde, die
baierischen Deputirten, haben ihnen gesagt, es thue Noth, daß man die
„Parlamentsmajorität“ durch Vertrauensadressen stärke. Diese
Vertrauensadressen lassen sie dann durch die Polizei in der Stadt und in der
Umgegend auf 4 Meilen Entfernung kolportiren, und dennoch bekommen sie
höchstens 2000 Unterschriften. Sie sind aber keck genug, diese Adressen als
„Vertrauensadressen der Stadt Nürnberg (oder Bamberg) und Umgegend zu
bezeichnen, und unter dieser Bezeichnung sind sie in den Einläufen des
Parlaments aufgeführt. Es steht zwar in Franken, in Folge des ungeheuren
Polizeidekrets, mit der Demokratie äußerlich nicht sehr glänzend, so tief
sind wir aber noch lange nicht gesunken, daß die sog. konstitutionellen
Vereine die allgemeine Stimmung repräsentiren würden.
@xml:id | #ar077-078_024 |
@type | jArticle |
@facs | 0393 |
Hildesheim, 8. August.
Heute Morgen hat der Professor Michelsen aus Kiel (Abgeordneter der
Frankfurter Versammlung) auf dem Bahnhofe in Lehrte auf eine traurige Weise
seinem Leben ein Ende gemacht. Er warf sich vor eine heranfahrende
Lokomotive, wodurch ihm der Kopf in furchtbarer Geschwindigkeit vom Körper
getrennt wurde.
[(Hild. Ztg.)]
@xml:id | #ar077-078_025 |
@type | jArticle |
@facs | 0393 |
Hannover.
Die „Hannov. Morgenzeitung“ schreibt vom 11. d. M.: „Wir erfahren aus guter
Quelle, daß ein Waffenstillstand mit Dänemark in so naher Aussicht steht,
daß General Wrangel der Centralgewalt in Frankfurt angezeigt habe, er
brauche einstweilen keine Truppen mehr.“
@xml:id | #ar077-078_026 |
@type | jArticle |
@facs | 0393 |
Bremen, 11. Aug.
Der „Weser-Ztg.“ wird über den beabsichtigten Waffenstillstand mit Dänemark
Folgendes aus Frankfurt vom 8. August geschrieben: Die Mission des Generals
v. Below nach Wien hat gewirkt; seit der Reichsverweser hierher
zurückgekehrt ist, haben unausgesetzte Verhandlungen zwischen der
Centralgewalt und Preußen (Camphausen und Below) stattgefunden. Seit gestern
ist es nun, dem Vernehmen nach, als eine Thatsache zu betrachten, daß der
Reichsverweser Preußen ermächtigt hat, den Waffenstillstand abzuschließen,
und man darf daher dem Beschluß binnen Kurzem entgegensehen, da kaum daran
gezweifelt werden kann, daß Dänemark die vom englischen Gesandten
gutgeheißenen Modifikationen sich gefallen lassen wird. Die hauptsächlichste
ist, wenn wir nicht irren, daß während nach den früheren Bedingungen die
Bundestruppen die Herzogthümer so gut wie ganz räumen sollten, nun
wenigstens 4000 Mann dort bleiben sollen, wogegen die Dänen Alsen mit 3000
Mann besetzt halten werden. Dagegen wird die Bedingung, welche so viel
Anstoß erregt hat, daß die provisorische Regierung 14 Tage nach dem Abschluß
des Waffenstillstandes abtritt, bleiben.
@type | jAnnouncements |
@facs | 0393 |
Schiffahrts-Anzeige. Köln, 15. August 1848.
Angekommen: Kapt. Stempel von Rotterdam mit 5402 Ctr.; Kapt. Schneider von
Dordt mit 4007 Ctr.; Kapt. Könen von Amsterdam mit 4843 Ctr; M. Roth vom
Obermain; A. Hartmann von Bingen; A. Mundschenk von Mannheim.
In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich Joh. Linkewitz; nach Düsseldorf bis
Mühlheim an der Ruhr A. Meyer; nach Andernach und Neuwied Pet Gies und M.
Wiebel; nach Bingen J. B. Mundschenk; nach Koblenz, der Mosel und Saar P. G.
Schlaegel nach der Mosel, Trier und der Saar Frdr. Deiß nach Mainz Joh.
Kiefer; nach dem Niedermain C. Nees; nach dem Mittel- und Obermain C.
Schleicher; nach Heilbronn C. Heuß; nach Kannstadt und Stuttgart H. Klee;
nach Worms und Mannheim Seb. Stehlin.
Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Kamps Köln Nr. 32
Ferner: Nach Amsterdam Kapt. Wilson Köln Nr. 1
Zur Anfertigung der Auszüge liegen offen die Deklarationen der Schiffer Ant.
Fritz und P. Captain.
Wasserstand.
Köln, am 15 August. Rheinhöhe 6′ 10″
Erinnerungs-Medaille für die Tage der sechsten Säkularfeier der
Grundsteinlegung des Kölner Domes.
Unterzeichneter erlaubt sich allen in- und auswärtigen Dombaufreunden diese
Medaille ganz besonders zu empfehlen, da dieselbe sowohl durch ihre Neuheit
als äußere Eleganz schon eine allgemeine Aufnahme gefunden hat.
Die Platte ist von Porzellan und zu diesem Zwecke eigens angefertigt
worden
Auf derselben befindet sich der Dom in seiner jetzigen Gestaltung mit den
beiden Fahnen geschmückt und in Gold eingefaßt.
Dieselbe ist allein zu haben in der Berliner Porzellanhandlung
Obenmarspforten in dem Hause des Herrn Farina und bei dem Unterzeichneten,
Schildergasse 47.
M. N. Brocke.
Gefunden.
Der Unterzeichnete hat heute früh ein Couvert mit einer Summe verschiedener
Kassenscheine gefunden. Der Eigenthümer, der sich gehörig legitimirt, kann
solche bei mir in Empfang nehmen.
Köln, den 14. August.
Adolph M. Löwenthal, Brückenstraße Nro. 5 im galvo-plastischen Magazin.
HOTEL SCHILLER, rue royale zu Lüttich, im Mittelpunkte der Stadt, verbunden
mit einem deutschen Kaffeehaus und Billard, darf ich kühn den Herrn
Reisenden bestens empfehlen Carl Schiller.
Feinster Punsch-Syrup; Jamaica-Rum; alter Cognac; Batavia Arrac; holländische
Liqueure etc. Sternengasse Nro. 9 und 11.
Das Panorama der Stadt Köln mit Deutz und Umgegend nach der Natur aufgenommen
und gemalt vom Joh. Adolph Lasinsky.
Die nahende Feier des Dombaufestes erfreut sich einer allseitigen regen
Theilnahme in den Vorbereitungen zur Verherrlichung desselben, zum Genusse
für nah und fern. Der Entschluß des Eigenthümers des Panorama's der Stadt
Köln, dieses großartige Meisterwerk, während den Festtagen zur Ansicht
auszustellen, verdient um so mehr einer besondern Würdigung, weil er dadurch
den Festgenossen die Gelegenheit gewährt, ihre freudige Theilnahme noch
durch einen seltenen Kunstgenuß zu erhöhen. Dieses herrliche Kunstwerk,
welches von dem rühmlichst bekannten Lasinsky unter unsäglichem Fleiße mit
der größten Präcision und scharfen Blicke der Nachahmung der Natur
ausgeführt wurde, zeigt uns: Köln, Deutz und ihre Umgebungen in einem treuen
Bilde der Baupracht der altehrwürdigen Stadt mit ihrer herrlichen Umgend.
Vom nördlichen Kirchthume zu Deutz übersieht man die Stadt Köln in ihrer
ganzen, großartigen Ausdehnung; den — Dom — in Mitte der malerischen Thürme-
und Häusergruppen, seine Zinnen und Thürme erhebend, als Symbol der
deutschen Einheit; der Spiegel des blonden Rheines mit befurchenden
Schiffen, belebt bis in unabsehbare Ferne das Bild; im Vordergrunde begrüßen
die freundlichen Häusergruppen der Stadt Deutz mit ihren magisch-zaubernden
Gärten, den Beschauer. Die reiche Fernsicht nach dem Siebengebirge, der
hohen Kuppel der Eifel, dem Vorgebirge, der flach hin sich ausdehnenden
allmählig verschwindenden Rheinebene, dem bergischen Lande, der umliegenden
Orte, als: Stammheim, Mülheim, Bensberg, Brühl etc., hält uns in stummem
Staunen gefesselt. Das Ganze, reich ausstaffirt, bietet in Größe und Wirkung
auf dem an 8000 Quadratfuß großen Gemälde, den Anblick der möglichst wahren
Natur. Alle, die bis jetzt dieses herrliche Bild zu sehen Gelegenheit
hatten, ergießen sich in Lobeserhebungen über die naturgetreue Darstellung
des Künstlers, sowohl in Ausführung wie im Farbenspiele. Nie war es den
Besuchern Köln's gewährt, die Stadt und Umgegend in so treuem und klaren
Bilde zu sehen; dessen Wirkung eine lebhaftere und erbaulichere Erinnerung
zurücklassen könnte. Wir dürfen daher kühn alle Einwohner und Fremden auf
diesen ihnen sich darbietenden seltenen Kunstgenuß aufmerksam machen, indem
gewiß keiner unbefriedigt dieses unübertreffliche Rundgemälde verläßt.
Köln, den 12. August. Dr. W.
Englischer Hof in Köln.
Kasinostraße Nro. 1.
Zu den bevorstehenden Dombau-Festlichkeiten empfehle ich meinen Gasthof dem
verehrlichen auswärtigen Publikum auf das Angelegentlichste.
Köln, den 10. August 1848.
H. J. Thibus.
Gelegenheit nach Kevelar.
Am 19. d. fährt ein Omnibus mit der Prozession nach Kevelar.
J. J. Küpper, Kleine Sandkuhl Nro. 2.
Alte Kupferstiche, Holzschnitte und Radirungen sind zu kaufen Maximinenstraße
Nro. 8.
Im Verlag von J. A. Mermet, Cäcilienstraße 40 42 ist so eben erschienen und
in allen Buchhandlungen zu haben:
Dom-Album oder der Kölner Dom im Munde der deutschen Dichter.
Ein Erinnerungsbuch an die Feier der 600jährigen Grundsteinlegung am 14.,
15., und 16. August 1848.
Herausgegeben von N. Hocker.
Preis in Umschlag broschirt 5 Sgr.
Diese Sammlung des Gediegensten, welches in neuerer Zeit erschienen, dürfte
besonders deshalb allen Dombau-Freunden eine willkommene Festgabe sein,
indem sie gleichzeitig die reichhaltigste ist und die beiden Willkomm-Grüße
an den König-Protektor und den Reichsverweser, Erzherzog Johann,
enthält.
Die bei dem Festmahle auf dem Saale Gürzenich, so wie bei dem Wahlgeschäfte
etc. auf dem Frankenplatze gesungenen Lieder sind noch vorräthig und zu
haben.
Voice-Conductors for Deafneess.
(Stimmleiter).
Ces petits instruments inventés à Londres pour les personnes de tout àge, qui
sont afligèes de surdité, sont approuvés par des certificats des mèdecins et
des personnes les plus célébres tant en Angletterre que sur le continent,
comme étant les seuls de ce genre couronnès de succes. Moyennant ces petits
cornets, on entend facilement et distinctement toute conversation dans une
assemblée de personnes. Ils sont faits d'une composition métallique,
particulière à l'inventeur, attirant le son et le répandant dans l'organe.
Ils sont si petits et commodes quo'n peut à peine les apercevoir ou les
sentir dans les oreilles. Pour les mettre à la portée de tout le monde, le
prix de 3 L. St. (20 Thlr.) a été réduit á 10 Thlr. Ct. de Pr. Le soussigné
en a le seul dépôt pour toute l'Allemagne. On est prié d'affranchir.
J. Maton, professeur de langues à Cologne s. R.
Hohestrasse Nr. 31.
Bei uns ist frisch vorräthig:
Frischer Tarbott; frische englische Austern (große und Mittelsorte); lebende
Seekrebse; frischer Rheinsalm; geräucherter Rheinsalm; Astrachan Caviar;
neue Häringe und unsere sonstigen bekannten Artikel, welche zur Abnahme
empfehlen.
Zugleich zeigen an, daß auf unserer „Austernstube“ außer Austern auch
frischer Salm (kalt), Caviar, neue Häringe etc. nebst preiswürdigen Weinen
verabreicht werden.
G. Bettger & Comp.
kl. Budengasse Nr. 6.
Um aufzuräumen, werden Glacé-Handschuhe für Herren und Damen, weiß, paille
und farbig a 5, 6, 7, 8, 9 u. 10 Sgr. per Paar verkauft bei
Classen-Kappelmann, Schildergasse 91.
Das auf dem Waidmarkt Nro. 9 gelegene Haus steht ganz oder theilweise zu
vermiethen.
Für Eltern, welche Knaben oder Mädchen zur Erlernung der französischen
Sprache, Familien in Belgien zu übergeben, und dagegen Kinder von diesen
aufzunehmen geneigt sind, finden sich die verschiedenartigsten
Tausch-Gelegenheiten. Näheres bei Rolinger, Sprachlehrer in Lüttich. In
Köln, Adresse, Domhof Nro, 5.
Alle Fremden haben ohne spezielle Einführung in der dahier bestehenden
Gesellschaft „Eintracht“ Streitzeuggasse Nr. 19 B freien Eintritt.
Die Direktion.
Glacé-Handschuh eigener Fabrik empfiehlt Peter Leurs Sohn, Schildergasse Nro.
14.
In der Gegend des Domes wurde gestern eine Brieftasche, einen
Oesterreichischen Paß und einige Briefe enthaltend, verloren. Wer dieselbe
in den Wiener Hof bei Herrn Merzenich auf Nro. 17 zurückbringt, erhält eine
Belohnung von 5 Thlr.
Vertilgungsfutter gegen Mäuse, Ratten, Schwaben und Wanzen ist zu haben
Thurnmarkt Nro. 39 bei Wwe. Harffen.
Ein in allen häuslichen Arbeiten erfahrenes Mädchen kann bei einer stillen
Familie gleich in Dienst treten. Zu erfragen Filzengraben Nro. 20.
Frische Rheinfische sind zu den billigsten Preisen zu haben bei Joh.
Lülsdorff, Lindgasse 21.
Dem Bürgerhauptmann Herrn Hoffmann hiermit unsere Anerkennung für sein
artiges Benehmen unter Fetterhennen. Es scheint uns, daß Herr Hoffmann
gemäßigt aufgetreten ist.
Mehrere Zuschauer.
Theater.
Donnerstag, den 17. August:
Der Freischütz, romantische Oper in 4 Akten von Weber.
Max, Herr Büßer vom Stettiner Theater, als Gast