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@facs | 0307 |
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@type | jArticle |
@facs | 0307 |
Kölnisches.
Ich habe immer gemeint, der Neumarkt gehöre den Preußen, resp den preußischen Offizieren;
Parade, Neumarkt und Offizier, ‒ das galt mir als gleichlautend und gleichbedeutend. Zu einer
Parade gehört ein Paradeplatz, und zu einem Paradeplatz eine Parade-Uniform ‒ lauter Dinge,
die den preußischen Offizier und den Neumarkt im höchsten Grade vereinigen. Ich habe mir nie
einbilden können, daß man Waffen ohne Waffenrock tragen könne. Erst der rothe Kragen, dann das
Gewehr. Die Offiziere schienen völlig mit der Uniform auf die Welt gekommen zu sein, wie
ehemals der Gentilhome mit dem Degen. Ein Gewehr in Bürgertracht zu tragen, wem wäre das
eingefallen? Wie kann man ohne Uniform exerzieren? Aber jetzt, seitdem nichts der bürgerlichen
Analyse und der bürgerlichen Berechnung entgehen kann, seitdem man erkannt, daß die
Fabrikation des Tuches mit der Fabrikation der Offiziere gleichen Schritt halte, und man
nachgesehen, wie den Leuten der Rock auf den Rücken gekommen, und wer die Kosten daran
getragen, wie hat sich da Alles geändert! Ich habe eine Bürger-Parade gesehen, ich habe auf
dem Neumarkt viele Tausend Nationalgardisten aufmarschiren gesehen, die Gewehre trugen ohne
Uniform, Gewehre, die vor dem Erzherzoge präsentirten, und die vor preußischen Offizieren
vorbeigingen, ohne angezogen zu werden! Ungezogene Gewehre!
Parade-Marsch, Marsch! Und die Civilhüte, Civilröcke von der buntscheckigsten Form
marschirten im Parademarsch daher, ganz ungenirt, als bewegten sie sich auf eigenem Grund und
Boden, mitten auf dem Neumarkt, mitten auf dem Paradeplatze.
Also zum Parademarsche gehört weiter nichts, als gesunde Beine. Und dieses analytische
Zerlegen des Gehens, dieses oscillatorische Anziehen, diese nervös-convulsivische Zuckungen in
den Gelenken, das wären also rein formuläre Bewegungen!
Man plagt also die armen Soldaten deshalb nur mit dem Parademarsch, um ihnen die Initiative
der Beine zu geben, weil ihnen die Initiative des Herzens fehlt! Ist dann das Herz in die
Beine hinabgestiegen? Seht doch nur die Bürgergardisten an! Sie haben begriffen, daß es mit
der alten Taktik zu Ende ist, daß der Parademarsch stolpert vor Barrikaden.
Mit nächster Woche ist Martin's Kirmes! Bürgerblut ist geflossen, weil Kinder bloß an Pulver
rühren wollten. Seit dem Märzereignisse haben die Kinder das Pulver und der Wehrmann das
Gewehr errungen. Mit der Uniform und den Epauletten erobert man nichts mehr, selbst die
Mädchen werden von keiner Epaulette eingenommen. Und wenn die preußischen Lieutenant's in
stiller Wuth vor sich brummen:
Freiheit und Republik,
wären wir doch die Kölsche quick,
dann antworten ihnen die Kinder und Mädchen:
Freiheit und Republik,
wären wir doch die Preußen quick.
Und der König von des Domes Zinnen, die militärische Haltung der Bürgerwache überschauend,
wird rufen:
„Alaf Köln!“
F. W.
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@type | jArticle |
@facs | 0307 |
O Mädchen, o Frauen, verzeiht mir, wenn ich Eurem Schamgefühl zu nahe trete. Aber es ist
meine Schuld nicht, es ist die Schuld der Königin Isabelle, es ist die Schuld Homer's.
Homer hat gesagt: Niemand kann wissen, wer der Vater eines Kindes ist. Aber Jedermann kann
wissen, wer die Mutter ist. Nun hat es allenthalben geheißen: Isabelle soll Mutter werden. Auf
den Vater kam es gar nicht an. Der König Paquo galt für den Vater. Jetzt heißt es, nein. Nicht
die Königin wird Mutter, sondern der Königin Mutter, die Königin Christine, die schon Mutter
von 9 Kindern ist. Was, auf der einen Seite Alles, und auf der andern Nichts? Die Ehe, die am
meisten nothwendig hat, gesegnet zu werden, soll ungesegnet bleiben? Und Isabelle, die so
nothwendig hat, in eine gesegnete oder in eine interessante Lage versetzt zu werden, um mit
der Königin Viktoria zu sprechen? Ja, da bleibt weiter nichts übrig, als den Stuhlrichter Warga aus Pesth kommen zu lassen, gegen dessen Zulassung in die Kammer
deshalb protestirt wurde, weil er 4000 Mädchen verführt habe!
Ja, das ist der Mann, der der Königin Isabelle fehlt; der wird glücklicher auf dem Throne
als in der Kammer, glücklicher in Spanien als in Ungarn sein.
@xml:id | #ar062_005 |
@type | jArticle |
@facs | 0307 |
Pesth, 19. Juli.
Gegen die Wahl des Graner Repräsentanten, Stuhlrichter Warga, ging eine sonderbare Petition
ein, die wohl keine ihresgleichen in den parlamentarischen Annalen haben dürfte. Es ward
nämlich gebeten, ihn nicht zuzulassen, ‒ weil er während seiner 10jährigen Amtsdauer 4000,
sage viertausend Mädchen verführt habe! Dieser moderne Don Juan ist
ein hübscher Mann, erregt hier ein allgemeines Interesse, und wird, wie man behauptet, wo er
sich öffentlich zeigt, von Alt und Jung des schönen Geschlechts mit vieler Neugierde
betrachtet.
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@type | jArticle |
@facs | 0307 |
Die Berlinische Zeitung vom 29. Juli stellt folgende Frage auf:
Wird der vom Vater auf den Sohn vererbte Adel abgeschafft, so kann dies folgerichtig auch
mit dem Familiennamen geschehen, ja, auch das vom Vater rechtmäßig
erworbene, dem Sohn vererbte Vermögen darf auf denselben Grund oder
Ungrund, diesem abgesprochen werden. Und worauf liefe dies endlich hinaus, wenn wir konsequent
sein wollen? ‒
Antwort: Auf Abschaffung des Vaters.
[Deutschland]
[Spaltenumbruch]
@xml:id | #ar062_007 |
@type | jArticle |
@facs | 0308 |
Neuß, 29. Juli.
Gestern Abend um 10 Uhr wurde noch ein Theil unserer Bürgerwehr befehligt, diesen Morgen um
1/2 7 Uhr bewaffnet auf dem Rathhause zu erscheinen. Die Gründe zu dieser Ordre wurden jedoch
nicht angegeben. Schon mehrere Tage war das Gerücht im Umlauf, daß ein Arbeiter-Crawall
bevorstehe, und daß viele Arbeiter schon denuncirt seien. Die Arbeiter waren nämlich bei der
Stadt eingekommen, ihnen eine volle Beschäftigung zu geben; die Stadt mußte aber, weil sie
dieses Jahr schon enorme Auslagen gehabt habe, ablehnen; diese Arbeiter waren bloß 2 Tage in
der Woche beschäftigt, und sagten, bei dem Gesammtverdienst von 20 Sgr. könnten sie ihre
Familien nicht ernähren, glaubten aber, obschon man sie mehrmals aufgefordert hatte, die
Arbeiten einzustellen, fortarbeiten zu dürfen. Aus dieser Ursache soll das Einschreiten der
Bürgerwehr für nöthig erachtet worden seyn; die Arbeiter wurden nun von der Polizei und von
der Bürgerwehr mehrmals aufgefordert, ihre Arbeiten einzustellen und den Platz zu räumen;
diesem wurde keine Folge gegeben, und man kommandirte nun, mit gefälltem Bajonette die
Arbeiter zu zerstreuen. In diesem Augenblicke warf sich ein Arbeiter vor die Bajonette hin und
sprach die Worte „stoßt mich nur nieder“ u.s.w. Dieser Arbeiter war derselbe, der durch die
Polizei schon dreimal arretirt und wieder frei gegeben werden mußte, um kein Blutvergießen zu
veranlassen. Die Bürgerwehr hatte scharf geladen und das anwesende Militär war aufgeboten und
stand bereit. Die Arbeiter waren zwar in großen Massen nicht vorhanden, doch war die
Bürgerwehr zu schwach vertreten, und es ist ein Glück zu nennen, daß keine weitern Schritte
gethan worden sind, und die Bürgerwehr zurückberufen wurde, denn es harrte eine Masse Volks
der Dinge, die da kommen sollten.
[(Düss. Ztg.)]
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@type | jArticle |
@facs | 0308 |
Frankfurt,
29. Juli. Man erwartet in wenigen Tagen und zwar unmittelbar nach dem Eintreffen des
Reichsverwesers, die Ernennung des Herrn Mathy zum Finanz- und des Herrn Duckwitz zum
Arbeitsminister. Es scheint, als würden vorläufig die Portefeuilles des Innern und des Aeußern
in der Hand des Herrn v. Schmerling verbleiben, während demselben Herr M. v. Gagern als
Unterstaatssekretär für die auswärtigen Angelegenheiten beigegeben wird. Daß Herr v. Deetz
nicht zum Unterstaatssekretär, sondern zum Chef des Militärkabinets unter dem Kriegsminister
ernannt wird, steht fest. Das Marineministerium scheint Herrn v. Bruck vorbehalten zu bleiben.
Wer die Präsidentenschaft des Gesammtministeriums übernehmen wird, ist gänzlich ungewiß, und
die darüber umlaufenden Gerüchte verdienen keinen Glauben. ‒ Für die Gesandtschaft nach Paris
nennt man Herrn v. Andrian, für Petersburg den Fürsten Lichnowsky; Herr v. Rönne wird noch
immer in der Nationalversammlung ausschließlich für die Gesandtschaft in Washington
bezeichnet. Vergeblich forscht man, wer Deutschland in England vertreten werde. Man hofft, es
werde gelingen, Herrn Bunsen dafür zu gewinnen, wobei indeß nicht zu übersehen ist, daß sich
derselbe gegenwärtig als preußischer Gesandter daselbst befindet und Preußen seine dortige
particuläre Vertretung nicht aufgeben wird.
[(O.P.A.Z.)]
@xml:id | #ar062_009 |
@type | jArticle |
@facs | 0308 |
[
103
] Berlin, 29. Juli.
Die Verfassungs-Kommission hat endlich gestern die Redaktion der
„Verfassungsurkunde für den preußischen Staat“ vollendet und außer
den schon veröffentlichten 101 §§. noch einige über die Gemeinde-, Kreis und Bezirksverbände,
auch einige Allgemeine Bestimmungen hinzugefügt. Besonders sind die Bestimmungen zu beachten,
welche im Gegensatz zum ministeriellen Entwurf der Gemeinde-Ordnung stehen. Im
Verfassungsentwurf heißt es:
„Alle selbstständigen Mitglieder einer Gemeinde, welche seit Jahresfrist in derselben ihren
Wohnsitz haben, zu den Lasten der Gemeinde beitragen und sich im Vollgenusse der
staatsbürgerlichen Rechte befinden, sind in Angelegenheiten der Gemeinde gleich berechtigt und
insbesondere zur Wahl der Gemeindevertreter berufen.“
Dagegen will bekanntlich die Gemeinde-Ordnung einen Wahl-Census von 150 bis 200 Thaler
jährliches Einkommen festsetzen. Ferner heißt es im Verfassungsentwurf:
„Den Gemeinden insbesondere steht die selbstständige Verwaltung ihrer
Gemeinde-Angelegenheiten zu, mit Einschluß der Ortspolizei.
„Ueber die innern und besondern Angelegenheiten der Bezirke, Kreise und Gemeinden
beschließen aus gewählten Vertretern bestehende Versammlungen, deren Beschlüsse durch den
Vorsteher der Bezirke, Kreise und Gemeinden ausgeführt werden.
„Das Gesetz wird die Fälle bestimmen, in welchen die Beschlüsse der Gemeinden, Kreise und
Bezirke der Genehmigung einer höhern Vertretung oder der Staatsregierung unterworfen sind.
„Die Vorsteher der Bezirke werden von der Staatsregierung ernannt, die der Kreise werden von
den Gemeindemitgliedern erwählt.
„Die Organisation der Executivgewalt des Staats wird hierdurch nicht berührt.
„Die Bezirks-, Kreis- und Gemeinde-Berathungen sind der Regel nach öffentlich. Die Ausnahmen
bestimmt das Gesetz. Ueber die Einnahmen und Ausgaben muß mindestens jährlich ein Bericht
veröffentlicht werden.“
Der ganze Entwurf der Verfassungsurkunde ist bereits gedruckt und den Abtheilungen zur
sofortigen Berathung zugesandt worden.
Mehrere Abtheilungen der National-Versammlung haben sich bereits bei der Berathung der
Gesetzesvorlage über die unentgeldliche Aufhebung von Feudallastenmit
Majorität dafür entschieden.
Der Abgeordnete Teichmannhat, sich stützend auf „das Prinzip des sozialen Staats,daß Jeder, der etwas gewinnen wolle, dies durch Arbeit
verdienen müsse, und das Lotteriespieldiesem Prinzipe entgegenstehe,“
den Antrag auf Abschaffung der Lotteriedergestalt gemacht, daß
letztere mit dem 1. Januar 1849 aufhöre, während das bestehende Verbot der Betheiligung an
fremden Lotterieen in Kraft bleibe. Die Central-Abtheilung war indeß der Meinung, daß man
vorläufig die Einnahme aus der Lotterie von etwa 900,000 Thaler jährlich jetzt nicht missen
könne und schlägt daher vor, von der Aufhebung der Lotterie vorläufig Abstand zu nehmen,
wogegen die Regierung veranlaßt werden soll, die Aufhebung der Lotterie in ganz Deutschland zu
vermitteln.
Unsere gestrige Mittheilung auf Verzichtleistung des Reichsverwesers auf die von Herrn v. Peuckerangeordnete Huldigung scheint sich zu bestätigen. Auch in der
Sitzung der Stadtverordneten-Versammlung war davon die Rede, und es ist in Folge dessen von
dem sofortigen Erlaß eines bei ihr beantragten Protestes gegen die, die Selbstständigkeit
Preußens gefährdenden Beschlüsse des deutschen Parlaments, abgestanden.
Zwischen dem Abgeordneten für Berlin, Geheimerath Bauer, und einigen Mitgliedern der Linken
ist es kürzlich zu einem Konflikt gekommen, der, nur durch rechtzeitige Mäßigung auf beiden
Seiten, ohne ernstliche Folgen beseitigt wurde. Herr Bauer hatte die Berichte, welche die
demokratischen Mitglieder an ihre Kommittenten erlassen,„lügenhaft“ genannt. Von dem Abg.
D'Ester Namens der übrigen Collegen, zur Verantwortung gezogen, zeigte sich Bauer sogleich
bereit sein Urtheil zu widerrufen.
Den Mitgliedern der Vereinbarungsversammlung ist gestern durch den Präsidenten Graboweine Einladung an den königl. Hof in Potsdam auf Sonntag
zugegangen. Wie wir hören, haben auch die Herren von der Opposition beschlossen, der Einladung
Folge zu geben.
Die Aeußerungen gegen das Verschmelzen Preußens in das gesammte deutsche Vaterland treten
immer heftiger und zahlreicher auf. Das 9. Infanterieregiment soll die deutsche Kokarde
abgelegt haben. Auch eine Kompagnie Gardelandwehr hat in dieser Weise gestern demonstrirt. Die
beiden Schwadronen Husaren, welche gestern aus Potsdam hier einrückten, haben vor ihrem
Abmarsch von dort, wie versichert wird, den Widerstand gegen antipreußische Einheitsgelüste in
solennen Formen geloben müssen.
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@type | jArticle |
@facs | 0308 |
Berlin,26. Juli.
In der heutigen Stadtverordnetenversammlung erklärte der Stadtverordnetenvorsteher Seidl,
daß er aus guter Quelle die Mittheilung zu machen befugt sei, daß der Erzherzog-Reichsverweser
ein Schreiben an unsere Regierung gerichtet, worin er erklärt, die Huldigung der Truppen sei
ohne sein Wissen angeordnet worden und er müsse dieselbe desavouiren.
[(B.Z.)]
@xml:id | #ar062_011 |
@type | jArticle |
@facs | 0308 |
[
*
]
Unter den Inspektoren, welche für die öffentliche Straßenreinigung ernannt worden, befindet
sich ein Mahomedaner.
@xml:id | #ar062_012 |
@type | jArticle |
@facs | 0308 |
Berlin, 29. Juli.
Man tadelt es mit Recht, daß bei der Organisation des neuen Instituts der Konstablers nicht
mit der gehörigen Sachkenntniß verfahren ist. Es fehlt den Konstablers alle polizeiliche
Vorschule und Belehrung, und man scheint bei der Auswahl derselben mehr darauf bedacht gewesen
zu sein, bedürftigen Personen Brod zu geben, als tüchtige Beamte zu gewinnen. So ist es denn
geschehen, daß z.B. ein Individuum als Konstabler eingekleidet worden ist, und jetzt auf den
Straßen als Polizeibeamter umhergeht, welches bereits wegen Raub und Meineid in Untersuchung
gewesen, welches vielfach in der Stadtvoigtei gesessen, aus solcher einen gefährlichen
Ausbruch verübt und in allen hiesigen Blättern deshalb steckbrieflich verfolgt worden ist.
Eben so soll ein zweites Individuum als Konstabler eingkleidet worden sein, welches vielfach
wegen Diebstahl in Untersuchung gewesen und allen Polizeibeamten als ein gefährlicher
Taschendieb bekannt ist. Solche Mißgriffe können natürlich dem neuen Institut nicht von Nutzen
sein, sie sind aber unvermeidlich, wenn man, obwohl hier viele tüchtige Beamte vorhanden sind,
aus weiter Ferne her Beamte holt, um sie an die Spitze von Instituten zu stellen, welche die
genauesten Lokal- und Personalkenntnisse erfordern.
[(B.Z.)]
@xml:id | #ar062_013 |
@type | jArticle |
@facs | 0308 |
[
119
]Berlin, 28. Juli.
Das kläglichste Schauspiel bot die Diskussion der Kuhr'schen Angelegenheit dar. Die Rechte
und die Centren schnitten durch ein helliges Aufstehen die Diskussion ab, und es wurde zur
namentlichen Abstimmung geschritten: 17 Stimmen gegen 242 für die gerichtliche Verfolgung,
eventuell Verhaftung. ‒ In einer Versammlung, welche ihren Ursprung einer Revolution verdankt,
die vor dem Siege eben eine solche Emeute war, wie der Sturm auf's Zeughaus ‒ in der beinahe
die Hälfte der Mitglieder sich die Linke nennen läßt, wo so viel Geistliche sitzen, die doch
sonst immer die Milde im Munde führen, so viel Advokaten, die vor der Barre die Verbrecher
vertheidigen ‒ in solcher Versammlung finden sich bloß 17, die ein entschiedenes Nein
aussprechen, wenn man eines ihrer Mitglieder, das höchst wahrscheinlich ganz unschuldig ist,
höchstens aber eine politische Unvorsichtigkeit begangen hat, so zu sagen ausliefert.
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@type | jArticle |
@facs | 0308 |
[
15
]Berlin, 29. Juli.
Der Jubel ist groß! Se. Majestät unser vielgeliebter König hat seine vielgeliebte Stadt
Berlin mit allerhöchstihrem Besuch zu beglücken, und dadurch einen neuen Beweis
allerhöchstihrer, trotz aller Mißverständnisse und Märzkrawalle noch fortdauernden Huld,
allergnädigst zu geben geruht. Allerhöchstdieselben waren in Begleitung Sr. Königl. Hoheit des
Prinzen von Preußen, höchstwelchem Sie nach dem Stettiner Bahnhof das Geleit gaben, von wo
höchstdieselben zu höchstihren vielgeliebten und getreuen Pommern zu reisen gedachten. Ihre
königl. Majestät und königl. Hoheit geruhten, das Museum und die Gießerei in Augenschein zu
nehmen, woselbst Allerhöchstdieselben den antiken Statuen und dem eisernen Denkmal Friedrich's
des Großen Allerhöchstihre Zufriedenheit zu bezeugen geruhten. Auch der Himmel begünstigte in
augenscheinlicher Weise den leider nur allzukurzen Aufenthalt der allerhöchsten und höchsten
Herrschaften; während es noch um 11 Uhr sehr platzregnete, durchbrach bald darauf die Sonne
die sie neidisch verhüllenden Wolken und beleuchtete ein Schauspiel, wie es sich seit den
verrufenen Märztagen nur selten gezeigt hatte. Auf den Straßen bemerkte man viele Leute,
wahrscheinlich Mitglieder des Preußenvereins, mit schwarzweißen Kokarden; in mehreren Kasernen
holten die Soldaten unsere lange vermißten landesfarbigen Fahnen hervor, und steckten
dieselben zum Zeichen ihrer Freude, aus den Fenstern heraus; nur am Balkone der Universität
war ‒ frevelhafte Demonstration! ‒ die deutsche Fahne aufgepflanzt, ja, mehre Studenten in der
Karlsstraße, welche der Kaserne gegenüber wohnten, waren so unverschämt, sofort die deutschen
Fahnen zum Fenster hinauszustecken; natürlich mußte dieser schon allzulang ertragene Anblick
ein preußisches Soldatenherz höchlich erbittern, sie riefen den Studenten zu, sie möchten die
Lappen nur wieder wegnehmen, sonst ‒ die Studenten waren aber so verstockt, weder den Befehl,
noch die ausgestoßenen Drohungen zu beachten. ‒ Aus guter Quelle erfahre ich, daß Se. Majestät
bereits am 5. August unsere Stadt wieder mit allerhöchstihrer Ankunft beglücken wird, ja,
einige gehen in ihrer vielleicht übereilten, aber gewiß vollkommen zu rechtfertigenden
freudigen Hoffnung so weit, daß sie die Wiederkehr dieses glücklichen Ereignisses bereits auf
den Montag voraussagen!
Geht man jetzt an dem Thorweg unserer Universität vorüber, so bemerkt man auf einem Tisch
ein „schwarzes Brett der Studirenden“ (so lautet die Ueberschrift des Brettes).Ich glaube,
Ihnen schon früher berichtet zu haben, wie der hohe Senat es für gut befunden hat, in Bezug
auf die Anschläge der Studirenden an das schwarze Brett der Universitätshalle, die Censur
wieder einzuführen, oder vielmehr beizubehalten, und die mißliebigen Anzeigen durch den
dermaligen Rektor, Johannes Müller,herunterreißen zu lassen. Da den
Studenten ihre Beschwerden über ein solches Verfahren nichts fruchteten, so entschlossen sie
sich, ein neues schwarzes Brett mit obiger Bezeichnung vorder
Universität aufzustellen, welches von einem Knaben bewacht wird, und woselbst die
studentischen Anzeigen befestigt werden. In der That erscheint nichts so geeignet, das
lichtscheue unheimliche Treiben unserer Universitäts-Eulen vor die Strahlen der
Oeffentlichkeit zu ziehen und der allgemeinen Verachtung Preis zu geben, als obiges, von den
Studenten eingeschlagenes Verfahren.
Das fliegende Korps der Studenten ist nicht so glücklich, sich des allerhöchsten Beifalls zu
erfreuen. Se. Majestät sprachen sich gegen die von dem hiesigen Magistrat ihm zugeschickte
Deputation offen darüber aus, wie die sämmtliche Bürgerwehr, aber nur nicht das bewaffnete
Studentenkorps wegen seines Verhaltens auf dem Wachtposten im Schweizersaal des Schlosses,
Allerhöchstihre Zufriedenheit besäßen.
Trotz des Posener Magistrats und des Shrapnell-Pacifikators Pfuel, wird nach einem Erlaß des
Ministeriums, in 8 Tagen das polnische Maria-Magdalenen-Gymnasium in Posen wieder eröffnet
werden. Auch diesmal hatte die Reaktion, in Gestalt der Deutschthümlei, dem Befehle des
Ministers trotzen wollen, ganz eben so wie früher dem Befehl des Grafen Schwerin; indeß hat es
ihr diesmal nicht glücken wollen.
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@type | jArticle |
@facs | 0308 |
[
14
] Berlin, 29. Juli.
Die Physiognomie Berlins hat sich in der letzten Woche sehr verändert. Wie der Himmel mit
Sternen, so ist unsere Märzheldenresidenz mit Konstablern übersäet. In der That leben wir in
einem eigenthümlichen Belagerungszustand, denn fast jedes Haus Berlins wird in buchstäblichem
Sinne von der Polizei belagert oder bewacht. Fragt man die Konstabler nach ihren Funktionen,
so lauten die Antworten verschieden. Die Mehrzahl scheint der Tendenz des Spionirens zu
huldigen; Einige versehen Nachtwächterdienste ohne die Benevolenz der eigentlichen
Nachtwächter zu besitzen, indem sie Treibjagden auf unsere Königinnen der Nacht anstellen;
noch Andere, entlassene Sträflinge, sagt die Verläumdung, wetteifern in brutaler Eujonage. Die
Meisten sind ruinirte Krämer, Falliten, brodlose Handwerker und kurz elende Personen, die aus
purer Noth den schnöden Dienst übernommen haben. Wie unbestimmt die Instruktionen dieser
Schutzmänner sind, erhellt daraus, daß vor einigen Abenden unter den Linden ein Konstabler
eine Gruppe Versammelter auseinander gehen hieß, während ein Anderer ihn zurechtwieß, weil sie
das Versammlungsrecht nicht aufheben könnten. Dennoch ist dies mehrfach geschehen und
Verhaftungen wurden wegen der unbedeutendsten Widerworte vorgenommen. Man schleppte u.A. einen
bekannten Volksredner (Dr.Eichler) auf die Polizei, mußte ihn aber nach wenigen Stunden auf
das Verlangen des Volkes wieder freigeben. Vorgestern Abend fiel aus ähnlichen Gründen eine
schöne „Keilerei“ unter den Linden vor, welches erfreuliche Schauspiel wir von nun an täglich
haben werden. Ob die Regierung später den Versuch aufgeben wird, die alte Polizei unter neuer Form wieder zu Kräften kommen zu lassen ‒ oder ob sie das
„vorläufige“ Käsemesser der Konstabler in eine Büchse mit Pulver und Blei verwandelt ‒ haben
wir zu sehen. Vorläufig haben wir durch die junge Freiheit jedenfalls die Vortheile vor der
alten Knechtschaft voraus, daß wir außer der frühern Gensdarmerie und
Polizei auch noch Konstabler erhielten, gleichwie nach oben unsre lieben Potentaten sich noch
um ein theures Haupt vermehrt haben. ‒ Die uns so lange entschwundenen Garde-Helden kommen
allmälig wieder zu uns. Auch geben sie neuerdings in Vereinigung mit dem Mimen-Schneider eine
„Deutsche Wehrzeitung“ heraus, die jedem Hypochonder zu empfehlen ist. ‒ Am Mittwoch hatten
wir im Hofjäger ein interessantes demokratisches Concert.
Marseillaise, Volkslieder, Volksreden, Schrei nach Republik etc. Es mochten an 5-6000 Menschen
versammelt sein. Gestern zogen rothe Husaren ein.
@xml:id | #ar062_016 |
@type | jArticle |
@facs | 0308 |
[
40
] Provinz Sachsen, 26. Juli.
Nirgendwo kann die alte Polizei- und Soldatenwirtschaft und die Reaktion mehr wühlen, als in
der Provinz Sachsen und namentlich in Erfurt. Hier wurden unlängst bei einem kleinen Exzeß
mehrere unschuldige Zuschauer ohne Weiteres und ohne die vorherige gesetzliche Warnung
todtgeschossen und noch mehrere verwundet. Ein Untersuchung deshalb wurde nicht angestellt. Da
ein Verein, in welchem viele Arbeiter und Handwerker sind, in welchem man demokratische
Bestrebungen befürchtete, Volksversammlungen ausschrieb, so wurde die Stadt wie in einen
Belagerungszustand versetzt. Zu der zahlreichen Besatzung wurden noch Truppen von auswärts
hereingezogen. Bürgerwehr läßt man durchaus nicht aufkommen; sie ist auch wegen der großen
Ruhe in Erfurt nicht nothwendig. Die Polizeiverwaltung hat aber aus Furcht vor der Demokratie
ihre Gewalt in die Hände des Militärkommandanten gelegt. Als der Bürgermeister von einer
Deputation der ruhigsten Bürger auf die gereizte Stimmung aufmerksam gemacht wurde, antwortete
er: „Dagegen haben wir unsere Bajonette und Kanonen.“ Ein Schriftsteller, welcher eine
freisinnige Aeußerung gewagt hatte, wurde des Landes verwiesen, ein anderer sitzt im
Kriminalgefängniß, weil er gegen den berüchtigten Frankfurter Beschluß in einem Lokalblatte
einen Mißvergnügen erregenden Artikel geschrieben. So eben verbietet die Regierung durch den
Magistrat bei schwerer Strafe die Theilnahme von Ausländern an öffentlichen Versammlungen im
Preußischen; das Erfurter Gebiet gränzt im Zickzack an sieben Herren Länden. In einer
Gartenwirthschaft, wo Offiziere und Beamte zu verkehren pflegen und wo die Musik des 32.
Regiment „Heil Dir im Siegerkranz“ und dergleichen spielen muß, wurde ein achtbarer Bürger
herausgeprügelt, weil er das Preußenlied nicht mitsang. Ein Ackerbürger, welcher, um eine
Aussaat zu retten, am Charfreitage auf einem Ackerstück arbeitete, wurde deshalb zur
Untersuchung gezogen und bestraft. Ein Schullehrer wurde zur Untersuchung gezogen und hart
bestraft, weil er seinem Nothstand und ein nicht gehaltenes Versprechen der Behörde öffentlich
zur Sprache gebracht.
Es ist erstaunlich von den sonstigen einzelnen Wühlereien der Reaktion in Erfurt zu hören
und zu lesen, an deren Spitze Offiziere und Beamte stehen. Der Hr. Minister Kühlwetter will
Thatsachen nachgewiesen haben, wenn er dem alten Beamtenthum, womit er das Land regiert, sein
Vertrauen entziehen soll.
@xml:id | #ar062_017 |
@type | jArticle |
@facs | 0308 |
[
*
]Mainz.
Die am 23. D. Mts. in
Kranichfeld bei Darmstadt zusammengetretene
Volksversammlung aus allen Theilen des
[0309]
[Spaltenumbruch] Großherzogthums Hessen hat an die Frankfurter Nationalversammlung folgende Anträge
gestellt:
1) Sämmtliche Fürsten Deutschlands alsbald in einheitlicher, gleicher Form aufzufordern, die
unumwundene, unzweideutige Erklärung abzugeben, daß sie sich den Beschlüssen der deutschen
Nationalversammlung in Frankfurt, als der einzigen gesetzlichen Trägerin der Souveränetät des
deutschen Volkes, unbedingt und ausnahmslos unterwerfen;
2) Jeden Fürsten Deutschlands, welcher diese Erklärung verweigert oder nur bedingungsweise
geben will, feierlichst in die Reichsacht zu erklären;
3) Den erwählten Reichsverweser dahin zu bestimmen, diesem Beschlusse Ausführung, Kraft und
Nachdruck zu geben und zu diesem Zwecke alle Armeen Deutschlands zu seiner Disposition zu
stellen und denselben den Eid der Treue in Bezug auf alle schon gefaßten und noch zu fassenden
Beschlüsse der souveränen Nationalversammlung in Frankfurt abzunehmen.
Die Volksversammlung fordert zugleich alle politischen Vereine auf, den vorstehenden Antrag
anzunehmen und ihn gleichfalls der Nationalversammlung einzusenden.
@xml:id | #ar062_018 |
@type | jArticle |
@facs | 0309 |
[
*
] Stuttgart, 27. Juli.
Trotzdem die demokratische Parthei von der Regierung mit Interdikt belegt, trotz Verbots
demokratischer Vereine und schaamloser Verhöhnung der Assoziationsfreiheit hat doch die
demokratische Partei an nichts weniger gedacht, als ihr Testament zu machen. Im Gegentheil die
Versammlung von Vertretern aller Vereine Würtembergs in Eßlingen hat ihr zu einem glänzenden
Siege verholfen. Der dort gewählte Centralausschuß besteht überwiegend aus Demokraten. Die
Herren Constitutionellen; die gar nicht laut genug zu schreien wissen: man müsse sich stets
der Majorität fügen ‒ will sagen, wenn sie selbst durch allerlei Mittelchen einmal die
Majorität haben ‒ diese schreien jetzt noch viel gewaltiger: einer solchen Majorität dürfe man
durchaus nicht gehorchen. Es kommt also auf die Qualität der Majorität an und man möge diese
Lehre der Herren von der Constitution mit engster oder breitester Grundlage ja nicht
übersehen.
Dem Könige von Würtemberg scheint das Regieren für den Augenblick sehr langweilig oder zu
anstrengend geworden zu sein. Er ist auf einige Zeit nach Meran gegangen, um die
Regierungssorgen wegzuspulen. Sein ältester Sohn wird ihn vertreten. Voriges Jahr, wo es in
Stuttgart zu einem bischen Feuern, Dreinhauen, Einsperren etc. Gelegenheit gab, da war das
Regieren weniger ennuyant. Bieten gleich die Maaßregelungen demokratischer Vereine, blutige
Belustigungen wie in Ulm, Einsperrungen auf breitester Grundlage immerhin einige Abwechslung,
so ist doch vor der Hand die alte Gemüthlichkeit entflohen, zumal man noch nicht weiß, wie
sich schließlich das Ding mit der Reichs-Verweserschaft gestalten wird.
@xml:id | #ar062_019 |
@type | jArticle |
@facs | 0309 |
Konstanz, 27. Juli.
Die „Seeblätter“ enthalten ein Schreiben Fickler's, datirt „Karlsruhe im Gefängniß am 23.
Juli“, worin er seinen Mitbürgern für ihre Verwendung hinsichtlich seiner Freilassung dankt,
und dann hinzufügt: „Was den gestellten Antrag betrifft, so wird derselbe erfolglos bleiben,
weil mir bereits vor 16 Tagen auf denselben Antrag, nach vierwöchentlicher Zögerung,
abschlägiger Bescheid, ja sogar verweigert wurde, die Sicherheitshaft bis zur Stellung vor
Gericht in Konstanz erstehen zu dürfen, um den schweren geschäftlichen Nachtheilen, welche
meine Entfernung mir zufügt, wenigstens theilweise begegnen zu können. Ich glaubte mich
berechtigt, einstweilige Freilassung zu begehren, habe aber fürsorglich dieses Begehren auf
ein Mindestes, auf Verlegung meiner Haft ermäßigt, um jeden auch nur scheinbar zulässigen
Einwand abzuschneiden. An die Gnade der Regierung will ich nicht, und sollen auch meine
Mitbürger für mich nicht rufen; dem Rechtsspruch sehe ich mit Zuversicht entgegen.“
[(Fr. J.)]
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@facs | 0309 |
Wien.
In der letzten Sitzung des Advokatenstandes kam die Freigebung desselben zur Verhandlung.
Advokat Dirl hatte einen Entwurf mitgebracht, und er war der Vertreter der liberalen Partei.
Wüthend vertheidigten das bisherige Zunftsystem und Monopol die jüngern Advokaten, wie z.B.
Heidmann und Schönpflug. So geht's. Hat man den Hahn im Korbe, dann spricht man für seinen
eigenen Herd, soll man ihn aber erst fangen, so mag ein anderer meinetwegen auch einen Antheil
daran haben. Der gegenwärtige Justizminister Dr. Bach hat das
Bittgesuch der Doktoren der Rechte um Freigebung der Advokatur mitunterfertigt. Er war der erste Advokat unter den wenigen, welche es thaten. Als Minister kann er
provisorisch viel thun; denn bevor sich die Reichsversammlung, der noch sehr viel Wichtigeres
zu thun obliegt, mit dieser Frage beschäftigen kann, wird noch mancher Tag vergehen.
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@facs | 0309 |
Wien, 25. Juli.
Der „demokratische Verein“ hat seit dem Ueberfall im Gasthofe zum römischen Kaiser einige
tausend Mitglieder gewonnen und die Hälfte der akademischen Legion hat sich bereit erklärt,
als Schutzwache des Klubs zu dienen, der eine Macht zu werden beginnt, dessen Ansehen selbst
den Ausschuß der Nationalgarde beeinträchtigt. Aus vielen Dörfern und Marktflecken erscheinen
Deputationen, die ihm ihre Uebereinstimmung ausdrücken, und ihre Mitwirkung zusagen; in dem
Flecken Hausleiten ward die Gegendeputation des hiesigen Klubs mit fürstlichen Ehren
empfangen, und weißgekleidete Mädchen streuten den Wiener Demokraten Blumen, indeß die Männer
ihren Reden begierig lauschten und Beifall zollten. Die Minister Doblhoff und Schwarzer stehen
gleichfalls mit den Leitern des Klubs, worunter Dr. Jellinek und Dr. Löwenstein, in enger
Verbindung. ‒ Doblhoff fährt fort den Augiasstall der Bureaukratie zu saubern und werden
demnächst Bayonsky in Brünn, Salm in Triest, Skrbensky in Linz und Welfersheim in Laibach dem
Grafen Leo Thun ins Exil folgen, nur Stadion in Lemberg und Wickenburg und Gràtz dürften
bleiben; Graf Brandis ist gleichfalls abgesetzt und soll die Ausführung nur so lange verzögert
werden, bis der Kaiser Innsbruck verlassen hat. Dann werden die Kreishauptleute an die Reihe
kommen, und schon hat der Kreishauptmann Meyerhofer des Viertels unter dem Mannhartsberg in
Niederösterreich, gegen welchen mehrfache Klagen vorliegen, den Anfang gemacht. Doblhoff ist
gesonnen, in dem Säuberungswerke unverdrossen fortzufahren, und im Laufe dieses Jahres
mindestens die Hälfte der Bureauchefs von ihren Posten zu entfernen.
[(Bresl. Z.)]
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@facs | 0309 |
[
*
] Wien, 26. Juli.
Constituirender Reichstag. Auf der Tagesordnung stehen mehrere
Anträge des Abg. Löhner, 1) auf eine von den östreichischen Ländern gesonderte Verfassung für
Galizien und Dalmatien, wobei über Dalmatien zugleich mit dem ungarischen Reichstage eine
definitive Vereinbarung dahin getroffen werden solle, daß die Ansprüche Ungarns ein für
allemal aufgegeben, statt dessen aber die sämmtliche östreichisch-ungarische Seeküste auf
gleichen Fuß mit den Küsten Deutschlands gestellt würde; die selbstständige Bukowina hat die
Wahl, sich durch Beschickung des Reichstages und der Nationalversammlung mit Oestreich zu
vereinen, oder eine abgesonderte Konstitution gleich Galizien und Dalmatien zu verlangen; ‒ 2)
Abschaffung der Provinzialstände, Gouverneurschaften und Regierungsgremien in den durch die
Konstitution vereinigten Ländern, und Organisation nach den Grundsätzen der Selbstregierung
und Stärkung der Centralgewalt; ‒ 3) Plan eines allgemeinen Telegraphennetzes, um die
Lokalbehörden mit der Centralgewalt in schnellere Verbindung zu bringen; ‒ 4) Niedersetzung
einer Kommission aus der Mitte der Versammlung, um die Vorfälle in
Prag, namentlich das Benehmen von Windischgrätz und Leo Thun und die Wahlen nach Frankfurt zu
untersuchen; ‒ 5) Abschaffung der Adelstikel.
Die Debatte wird wegen Krankheit des Antragstellers vertagt.
Ein Antrag Sierakowski's: auf Aufhebung aller erblichen Privilegien wird ebenfalls
verschoben, weil er mit dem letzten Antrag Löhners in Zusammenhang steht.
Abg. Kudlich motivirt seinen Antrag auf Abschaffung des Unterthänigkeitsverhältnisses unter
stümischem Beifall der ganzen Versammlung.
Borrosch interpellirt das Ministerium wegen der am 21. d. verübten Gewaltthaten gegen den
Redakteur Mahler, welche er als eine Verletzung der Preßfreiheit bezeichnet, und wegen des
Angriffs auf das Recht der freien Association. In Abwesenheit des Ministers des Innern erklärt
der Finanzminister, daß das Ministerium gegen Wiederholung solcher Vorfälle Maßregeln treffen
werde.
Abg. Goldmark interpellirt wegen des Einmarsches der Russen in die
Moldau und Wallachei, und fragt nach den Maßregeln, welche zur Wahrung der östreichischen
Staatsinteressen in den Donauländern getroffen seien. Minister Doblhoff erklärt die
Nachrichten aus jenen Ländern für zweifelhaft; ein Kourier, der an den russischen Gesandten
nach Innsbruck gesendet worden, werde zurückerwartet.
Goldmark: ob die Konsulate von Jassy, Bukarest und Gallatz keine
Berichte eingesendet hätten? Der Minister erwiedert, daß die Berichte von dort nicht
übereinstimmend seien; im Uebrigen aber könne er versichern, daß auch die Pforte energische
Maßregeln einzuleiten im Begriffe wäre.
Machalski wiederholt die gestrige Frage, wer in Lemberg Gouverneur
sei. Der Minister erklärt sich nicht in der Lage zu befinden, genaue Auskunft zu geben. Pillersdorf meint, daß Stadion noch Gouverneur sei; Abg. Stadion erwiedert, daß er vor mehreren Wochen schon seine Demission
gegeben.
Klaudy: Ich ersuche den Hrn. Kriegsminister um Mittheilung der
Schritte, welche man gegen die Militärmeuterei in den beiden Pfingsttagen gethan hat. Die
Meuterei ist Thatsache; als der Ministerialkommissär F. M. L. Mensdorf nach Prag kam und statt
Windisch-Grätz das Kommando übernahm, verweigerte die Prager Besatzung den Gehorsam und zwang
den Ministerialkommissair zum Niederlegen des Kommandos.
Nach einer ausweichenden Erklärung des Kriegsministers, wird der Vorfall von Andern noch
bestätigt. Die Versammlung schreitet zur Tagesordnung, Berathung der Geschäftsordnung.
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@facs | 0309 |
Wörgel, 16. Juli.
(Ein Kasus der alten Polizei.) Am 14. d. M. sind viele Gemeindemitglieder von Wörgel und dem
angränzenden Kirchbichel zum Landgerichte nach Kufstein gerufen worden. Darunter befanden sich
auch Weibspersonen. Diese alle wurden über nachstehende Punkte befragt: 1) Hat Dr. Pacher die
Schützen abgehalten, auszuziehen? 2) Hat er gesagt, daß man den Kaiser mit Stöcken aus dem
Lande hinausjagen soll? 3) Hat er über die Geistlichkeit und die Religion geschimpft? 4) Hat
er gesagt, daß die französische Regierung besser sei, als die österreichische? 5) Was hat er
überhaupt Alles geredet? Das ist die Summa der Anklagepunkte. Man sollte glauben, was für ein
Staatsverbrecher Dr. Pacher ist, daß man auf das Feierlichste, wie beim alten Regime, bei
angezündeten Kerzen Verhöre anstellte. Oeffentlichkeit und grades Verfahren ist das Erste
einer konstitutionellen Regierung, während Heimlichkeit und hinter dem Rücken hanthiren, das
des todtgeschlagenen Polizeistaates ist. Das Landgericht ist so gut, wie das Ministerium, für
seine Amtsverhandlungen verantwortlich. Weiter braucht es vor der Hand keine Bemerkung.
[(Ins. Z.)]
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@facs | 0309 |
Prag, 26. Juli.
Erst die Interpellationen Rieger's haben hier so recht eigentlich
das Gefühl der Sicherheit im Gebrauche unserer Rechte bei uns hervorgerufen und den
Belagerungszustand in der Wirklichkeit aufgehoben. Die Civilverwaltung scheint einem längeren
Zwischenreiche entgegenzugehen, da Graf Rothkirch den Ruf abgelehnt haben soll und sich wenige
Personen, die zu der Stelle eines Präsidenten passen, finden dürften, namentlich wenn das
Ministerium an der alten Observanz festhält, und seine Blicke nicht außerhalb der Aristokratie
schweifen läßt.
[(C. Bl. a. B.)]
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@type | jArticle |
@facs | 0309 |
Apenrade, 28. Juli.
Heute ist hier wieder ein dänischer Schooner in Sicht gewesen; draußen vor dem Meerbusen
liegen beständig mehrere Kriegsschiffe. ‒ Fortwährend kommen preußische und hannov. Reserven,
so wie neu eingekleidete Schleswig-Holsteiner hier an und durch; doch haben sich einige
Hiesige und ziemlich viele Landleute dem Kriegsdienste zu entziehen gewußt, indem sie sich zu
den Dänen flüchteten, die sie, wenigstens jetzt noch, mit der Einrollirung verschonen. ‒ Unser
von hier gewaltsam fortgeschleppter Bürgermeister Schow befindet sich jetzt auf der Citadelle
in Kopenhagen. ‒ Hier, wie wohl überall im deutschen Vaterlande, sieht man mit Spannung der
auf den 6. August anberaumten Huldigung der Truppen für den Reichsverweser entgegen. ‒ Von
hier aus werden Unterschriften für eine gemeinschaftlich von den Städten Apenrade, Tondern und
Hadersleben abzusendende Adresse an den Reichsverweser gesammelt; die Unterschriften in
Hadersleben und hier sind zahlreich ausgefallen; jetzt circulirt die erwähnte Adresse noch in
Tondern.
[(Börs. H.)]
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@facs | 0309 |
Flensburg, 28. Juli.
Das schleswig-holsteinische Heer zählt jetzt bereits nahe an 10,000 Combattanten; doch soll
es bis auf 25,000 Mann vermehrt werden. Diese Vermehrung wird jedoch nur sehr allmählig
geschehen. Von einer Ueberschreitung der Königsau ist bis heute nichts bekannt geworden,
obwohl Niemand daran zweifelt, daß wenn erst die dem General Wrangel von Frankfurt aus
angebotene Verstärkung eingetroffen sein wird, das Wiederbetreten des jütischen Bodens nicht
lange auf sich warten lassen dürfte.
[(Börs. H.)]
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@facs | 0309 |
[
*
] Rendsburg, 18. Juli.
Am 23. d. hat hier eine Versammlung von Depurtirten der Arbeiter und Gesellen aus 15 Städten
und Flecken der Herzogthümer stattgehabt, zu dem Zweck sich über eine Petition an die
Nationalversammlung zu einigen, in Betreff den Nichtvertretung des Gesellenstandes auf dem
deutschen Gewerbekongreß zu Frankfurt. Die entworfene und einstimmig angenommene Petition
schließt mit den Worten:
„Die Nationalversammlung möge die Beschlüsse des jetzt zu Frankfurt stattfindenden
Handwerker und Gewerbekongresses gänzlich ignoriren, mindestens nicht denselben als den
Ausdruck des gesammten Arbeiter- und Gewerbestandes anerkennen, möge aber start dessen, und
mit Rücksicht darauf, daß in der hohen R-B. nicht hinlänglich Kräfte vorhanden, die
Arbeiterfrage genügend zu beurtheilen, einen Kongreß des Gewerbe- und Handwerksstandes
berufen, der aus Vertretern des gesammten Gewerbe- und Handwerksstandes zusammengesetzt ist.
Die Wahlberechtigung dürfte alsdann unter gleichen Bedingungen, wie bei der Volkswahl zur
Nationalversammlung stattfinden können.“
Italien.
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@facs | 0310 |
Edition: [Friedrich Engels: Italien. 1. August 1848. In: MEGA2 I/7. S. 453.]
[
*
] Mailand, 25. Juli.
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@facs | 0310 |
[
*
] Mailand, 26. Juli.
Mittags. Eben eintreffende Reisende, Kouriere und eine Depesche an die provisorische
Regierung bringen die wichtige Nachricht: daß die Oestreicher bei Sommacampagna total geschlagen worden.
An 7000 Gefangene, mehr als 40 Kanonen, 12 östreichische Fahnen sind in den Händen unserer
siegreichen Armee. Der Jubel in Mailand ist unbeschreiblich.
Vorstehende Nachrichten werden durch folgende Mittheilung aus der Schweiz im „Frkf. J.“
bestätigt:
Zürich, 28. Juli. In einem Brief aus Mailand vom 26. d. M. heißt es:
„Nach so eben angelangter und promulgirter offizieller Nachricht blieben die Italiener in
einer gestern gelieferten Hauptschlacht Sieger, nahmen 12,000 Oestreichee gefangen und
erbeuteten 50 Kanonen und 17 Fahnen. Auf beiden Seiten viele Todte.“
‒ Recht interessant ist es, die „A. A. Z.“ ganz entgegengesetzte Siegesbülletins ausgeben zu
sehen. In ihrer neuesten Nummer hat sie die ihrem Korresp. durch einen Kourier nach Botzen
überbrachte Nachricht, daß Radetzky gesiegt und die Italiener vernichtet hat.
Will man aber in recht auffallender Weise das alte östreichische Lügensystem, wie es von den
Radetzky, Welden und der „Augsburgerin“ geübt wird, ins Auge fassen: so lese man folgenden
eben an ein achtbares Handlungshaus in Köln von einem Triestiner Hause angelangten Brief:
P. P. Triest, 25. Juli. „So eben trifft hier die offizielle sichere Nachricht ein, daß am 23. dieses, um 1 Uhr, Radetzky einen Ausfall
von Verona und Mantua zugleich machte, die piemontesische Armee aus ihren Verschanzungen
trieb, bis in die Nacht hinein verfolgte und auf's Haupt geschlagen hat. Der Ausfall geschah
bei einem furchtbaren Gewitter.“
Unsere Nachrichten aus Mailand, wie die aus Zürich gemeldete Bestätigung derselben, zeigen
zur Genüge, was von dergleichen „offiziellen“ Siegesnachrichten der Oestreicher zu halten
ist.
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@facs | 0310 |
[
*
] Rom, 21. Juli.
Die gestrige Sitzung der Deputirten war beinahe eben so stürmisch, als die Sturmsitzung vom
19. d. Der Präsident, der mit der Kommission sich zum Pabste begeben, um ihm die am 18.
angenommene Adresse zu überreichen, erstattet Bericht ab über den Erfolg. Die Antwort des
Pabstes bestand der Hauptsache nach in der Erklärung, er sei ganz bereit, alle jene Befehle zu
ertheilen, welche zur Sicherung des Vertheidigungsrechtes erforderlich seien; er habe niemals
daran gedacht, diesem Rechte zu entsagen; vielmehr betheure er, es
unangetastet erhalten zu wollen. Serenelli stattet sodann über die vom Volk an die Kammer
gelangte Adresse (siehe die gestrige Nr. d. Bl.) Bericht ab. Dieser lautet dahin, daß das
Vaterland nicht in Gefahr sei. Ein Ausbruch des tiefsten Unwillens bei
der Mehrheit der Kammer, wie auf den Tribünen, folgt dieser Erklärung. Montanari und Fiorenzi
antworten voll Unwillens und unter lautem Beifall. Sterbini beantragt, daß, wie in Bologna,
ein Kriegskomité niedergesetzt werde. Da ihm hierauf Campello bemerkt, es sei bereits ein
solches niedergesetzt und auf die Frage eines andern Deputirten um die Namen der Mitglieder
den Durando's nennt: so bricht ein zweiter, viel ärgerer Sturm los. Denn Durando ist wegen
Vicenza's in Untersuchung und das Volk traut ihm nicht. Der Präsident gebietet den Gallerien
Ruhe. Sie werden indeß durch eine wüthende Rede Pantaleoni's gegen das zuhörende Publikum so
erbittert, daß das Schreien und Toben von Neuem beginnt. Der Präsident will die Gallerien
räumen lassen. Mehrere Deputirte reden beschwichtigend zum Publikum. Das wirkte. Die Gallerien
blieben von jetzt an ruhig. Mamiani versprach in der nächsten Sitzung definitive Erklärung
über die Ministerkrisis. Farini's Amendement: „Da das Vaterland in
Gefahr, so werden die energischsten und schleunigsten Vertheidigungsmaßregeln erfordert,“
wurde mit großer Majorität angenommen. Der Finanzminister erklärt, er werde Alles thun, um die
Mittel aufzutreiben, welche zur Ausführung der Kriegsmaßregeln nothwendig sind. An der
neapolitanischen Gränze häufen sich die königl. Truppen täglich mehr an. Ein Zusammenstoß ist
nahe.
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@facs | 0310 |
[
27
] Neapel, 13. Juli.
Das halboffizielle Journal „Tempo“ freut sich, daß die Expedition gegen Sizilien so gut wie
entschieden sei. Dies Blatt ermahnt zugleich die Regierung, den Kampf gegen Sizilien mit aller
Kraft und Entschiedenheit zu führen. Man ist fortwährend mit Absendung von Soldaten nach
Kalabrien beschäftigt, um recht bald die gegen Sizilien bestimmten 30,000 Mann zu kompletiren.
Jedes Schiff, dessen man nur habhaft werden kann, wird von der Regierung zur Ueberschiffung
der Expedition zurückgehalten. Die Truppen, welche bisher in Aquila waren, marschiren über
Montereale nach der päbstlichen Gränze hin. Am 17. war der Präsident der Deputirtenkammer bei
den Ministern, um in dieselben zu dringen, eine allgemeine Amnestie zu erlassen. Wie zu
erwarten, wies man ein solches Ansinnen hohnlachend zurück. England
hat gegen die Kriegsrüstungen wider Sizilien protestirt. Darüber soll Ferdinand in
unbeschreibliche Wuth gerathen sein. Denn will England nicht, so darf Ferdinand auch nicht
wollen. Der ganze Generalstab in der Marine wird umgestaltet; er ist wegen liberaler
Gesinnungen verdächtig geworden. Gestern hatte der Gesandte der französischen Republik eine
Unterredung mit Ferdinand, wie man sagt, ebenfalls wegen Sizilien. Die Patrioten hoffen, daß
die französische Republik mithelfen werde, die Schlächterfreuden Ferdinands diesmal wenigstens
zu vereiteln.
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@facs | 0310 |
[
*
] Neapel, 19. Juli.
Obgleich der Aufstand in Kalabrien ziemlich unterdrückt zu sein scheint, so ist doch Toranto
in voller Rebellion. Die Insurgenten haben sich aller Forts bemächtigt und den Hafen gegen
jeden Versuch der königl. Ferdinand'schen Landungsschiffe mit starken Ketten abgesperrt. Es
wird hier allgemein behauptet, der französische Admiral Baudin habe die Citadelle von Messina
angegriffen.
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Versammlung der Wehrmänner und 16r. in der Rüb.
Berliner Hof in Essen.
Einem verehrlichen Publikum beehre ich mich anzuzeigen, daß ich den von Herrn Karl Preußner
bewohnten Gasthof käuflich übernommen habe und mit dem ersten August d. J., neu eingerichtet,
antreten werde. Herr Preußner führt das Geschäft bis dahin fort.
Indem ich um gefälligen Zuspruch bitte, gebe ich zugleich die Versicherung, daß ich alles
aufbieten werde, meinen geehrten Gönnern zu genügen.
W.H.Frischen,aus Neuß.
Versteigerung.
Am Mittwoch, den 2. August 1848, Vormittags 11 Uhr, sollen auf dem Markte zu Vingst circa
1000 Schoppen Korn mit dem Stroh und ein Karren mit 2 Rädern gegen gleich baare Zahlung
versteigert werden.
Der Gerichtsvollzieher
Cloeren.
Ein tüchtiger Ladengehülfe, mit guten Zeugnissen versehen, sucht eine Stelle in einem
Kolonial- oder Material-Waarengeschäft, und könnte auch bei seinen vielseitigen
Bekanntschaften die Platzgeschäfte besorgen. Die Expedition sagt wer.
Für einen jungen Mann welcher fünf Jahre zur Zufriedenheit seines Prinzipalen in einem
Manufakturwaaren-Geschäft thätig war. Anträge erbittet J. P. Spendeck in Köln, große Neugasse
Nr. 18.