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Beilage zu Nr. 55 der Neuen Rhein. Zeitung.
Dienstag 25. Juli 1848.
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Uebersicht.
Deutschland.Köln. (Die Turiner Concordia. ‒ Das Preußenthum in Polen. ‒ Vereinbarungsdebatte über Jakoby's Antrag. [Schluß.]) Frankfurt. (Schluß der N.-B. vom 21. ‒ Sitzung der N-B. vom 22.) Berlin. (Die Schutzwache. ‒ Vorfall beim Schluß der gestrigen Vereinbarungssitzung. ‒ Der König und ein Pietist. ‒ Ein Schreiben vom Schreckenstein. ‒ Konstitutionneller Kongreß. ‒ Die Privatdozenten. ‒ Die Schutzmannschaft.) Stettin. (Die Grundbesitzer.) Königsberg. (Militär.) Heidelberg. (Die Gervinuszeitung setzt deutsche Fürsten ab.) Bayreuth. (Die Bauern und das Wild.) Constanz. (Fickler.) Prag. (Aufhebung des Belagerungszustandes. ‒ Proklamation von Windisch-Grätz. ‒ Wichtige Nachricht aus Köln.) Wien. (Die Proklamation des Reichsverwesers. ‒ Reichstagssitzung.)
Ungarn. Carlowitz. (Wegnahme eines Schiffes. ‒ Magyarische Spione im serbischen Lager. ‒ Hrabowsky.) Aus Syrmien. (Der Gränzkordon aufgelöst. ‒ Die Stärke der Insurgenten.)
Schweiz. Luzern. (Pulver-, Waffen-und Pferdeversendungen nach Mailand.)
Französische Republik. Paris. (Marrast. ‒ Cormenin. ‒ Sitzung der N.-B. vom 22. Juli. ‒ Personenwechsel in der Marine. ‒ Vermischtes. ‒ Marrast. ‒ Mortier. ‒ Die Nationalgarde. ‒ Elend und Wahnsinn.)
Spanien. Madrid. (Eine Füsillade. ‒ Don Franzisco de Paula.)
Großbritannien. London. (Ober- und Unterhaussitzung. ‒ Aufhebung der Habeas-Corpus-Acte für Irland. ‒ Feargus O'Connor. ‒ Standard über Irland.) Dublin. (Stärke der Kriegsmacht in Irland. ‒ Vergebliche Anstrengungen zur Unterdrückung des irischen Volks. ‒ Verhaftungen in Carrik-on-Guir. ‒ Meeting der irischen League. ‒ Maßregeln des Lord-Lieutenants. ‒ Signalfeuer auf den Bergen einiger Grafschaften.)
Italien. Turin. (Kammerverhandlungen.) Florenz. (Einrücken der Oestreicher in Ferrara. ‒ Ihre Stärke im Süden des Po.) Palermo. (Proklamation des Parlaments wegen der Wahl eines Königs.) Rom. (Unverletzlichkeit des Briefgeheimnisses.) Neapel. (Wahl eines Präsidenten der Deputirtenkammer. ‒ Die Bewegung in Calabrien.)
Südamerika. Monte-Video. (Rosas, Oribe und die Friedensunterhandlungen.)
Handels-Nachrichten.
[Deutschland]
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chen derjenigen Partei an sich tragen, welche diese Exekutivgewalt schaffen half.
Wir glauben, daß dieß die billigste politische Aufforderung ist, welche wir an die erste That des verantwortlichen Reichsministeriums stellen müssen.
Diese Proklamation steht aber erstens auf dem Boden der patriarchalischen politischen Redeweise des Königs von Preußen. Sie steht zweitens auf dem Standpunkte des phrasenhaften, unbestimmten, nichtssagenden Liberalismus, dessen Gefährlichkeit eine Thatsache ist. Sie führt drittens endlich eine Sprache gegen eine Partei, der keine Macht auf Erden das Recht wird absprechen dürfen, durch die Mittel der Intelligenz aufs Volk zu wirken ‒ wir meinen die demokratische Partei.
[(A. Oestr. Z.)]
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[ * ]Wien, 20. Juli.
Die 7. vorberathende Sitzung des konstituirenden Reichstages vom 19. Juli bot wenig Interesse. Mehre Wahlen wurden beanstandet wegen muthmaßlicher Wahlbestechung. Die Präsidentenwahl ist noch aufs Unbestimmte verschoben. Auf die Anfrage des Dupitirten Hein gibt der Minister Doblhoff die Erklärung, daß Erzherzog Johann jedenfalls bis zur feierlichen Eröffnung des Reichstages Wien nicht verlassen werde.
Beim Beginn der Sitzung erzählte Abg. Goldmark, daß gestern nach dem Schluß der Sitzung der Abg. Ringer insultirt worden wäre und fragt die Minister an, ob sie wegen der Unverletzlichkeit der Abgeordneten einen Gesetzvorschlag zu machen gesonnen seien. Strobach versichert, daß die Wiederholung eines solchen Erzesses die Auflösung der Kammer zur natürlichen Folge haben müßte. Borrost weist auf die Preßfrechheithiesiger Blätter. Doblhoff erklärt, der Justizminister werde in der nächsten Sitzung einen Gesetzentwurf wegen Unverletzlichkeit der Repräsentanten vorlegen.
Ungarn.
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[ * ] Pesth, 17. Juli
Der Sieg der Ungarn bei Werschetz ist in seinen Folgen noch wichtiger, als in dem auf dem Schlachtfelde selbst gewonnenen Resultate. ‒ Das ganze, bei 6000 Mann starke Alibunder Lager, welches die ganze Gegend bedrohte, ist zersplittert, die insurgirten Grenzer sind enttäuscht und in ihre Dörfer zurückgekehrt, die aus Serbien eingedrungenen Serbianer aber haben sich als die Feigsten zuerst auf die Flucht gemacht, und sind bereits über die Donau zurückgekehrt. Bemerkenswerth ist, daß die Insurgenten Anfangs unter serbischen Fahnen fochten, dann aber beim Angriff des Militärs plötzlich die schwarzgelben östreichischen Fahnen entfalteten.
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[ * ]Carlowitz, 8. Juli.
Gestern bemächtigte sich die serbische Nationalwache auf der Donau eines Schiffes, welches den magyarischen Freischaaren hatte Getreide bringen sollen. Unter dem Getreide fand man acht Kanonenräder, zwei zwölfpfündige Kanonen und vier Kisten Munition, welche Hrabowsky nach Buckarok überschicken wollte.
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Carlowitz, 19. Juli.
In dem serbischen Lager bei Jurak sind magyarische Spione gefangen genommen worden, unter ihnen befindet sich der Graf Szeisau. General Hrabowsky wollte durch Drohungen ihre Freilassung vom National-Komité in Carlowitz erzwingen, erhielt aber zur Antwort, daß, außer gegen Austausch aller in Pest, Kikinda, Peterwardein ect. gehaltenen Serben, keine Rede von einer Freilassung sein kann.
[(Agramer Z.)]
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[ * ] Aus Syrmien, 27. Juni.
Der Cordon in hiesiger Gegend ist aufgelößt, und deßhalb haben wir hier jetzt türkisches Salz und Zucker in Menge um einen Spottpreis. ‒ Unter den Carlowitzer Bewaffneten, die beiläufig 20,000 Mann stark sein mögen, befinden sich sehr viele Türken, Serben, Bosnjaken, Dalmatiner, und noch werden in Belgrad mehre Hundert Albanesen und Montenegriner zum Anschlusse erwartet. ‒ Die hiesigen Magyaren haben unter verschiedenen Vorwänden die Dragoner aus der Baranja hierher zu ziehen versucht; um nun dieß zu vereiteln, sind 6 bis 700 Grenzer aus Mitrovic aufgebrochen, um ihnen den Weg zu versperren, oder wenn sie die Waffen ablegten, unter sich aufzunehmen. So eben ziehen 800 serbische Reiter gegen Carlowitz, unter ihnen auch mehrere wohlbewaffnete türkische Zigeuner.
Schweiz
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Luzern, 17. Juli.
Aus der Schweiz gehen fortwährend starke Sendungen von Pulver, Waffen und Pferde nach Mailand. Das Pulver wird von Basler Handelshäusern geliefert. Die Feuerwaffen, besonders Büchsen, deren Werth gestiegen, sind meist in den Gebirgskantonen aufgekauft worden. Viele schweizerische Schützen verkaufen wegen der herrschenden Noth, andere um sich neue Büchsen nach amerikanischem Muster, welche kleinere, vorn zugespitzte Kugeln schießen, und in der Schweiz jetzt anzuschaffen in allgemeinen Gebrauch kommen. Die Pferde wurden größtentheils aus Deutschland geschmuggelt trotz des Ausfuhrverbots. Nichts ist gewöhnlicher als daß Wagen mit drei Pferden stolz bespannt von Baden nach Basel kutschiren, und als bescheidene Einspänner wieder retour kommen. Auch schweizerische Abendteurer in nicht geringer Zahl ziehen fortwährend über den St. Gotthart, um in den Reihen der Piemontesen gegen Oestreich zu fechten.
[(A. A. Z.)]
Italien.
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Edition: [Friedrich Engels: Italien. 25. Juli 1848. In: MEGA2 I/7. S. 403.]
[ * ] Turin, 15. Juli.
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Edition: [Friedrich Engels: Italien. 25. Juli 1848. In: MEGA2 I/7. S. 403.]
[ * ]Florenz, 16. Juli.
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Edition: [Friedrich Engels: Italien. 25. Juli 1848. In: MEGA2 I/7. S. 403.]
[ * ] Palermo, 11. Juli.
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Edition: [Friedrich Engels: Italien. 25. Juli 1848. In: MEGA2 I/7. S. 403.]
[ * ] Rom, 14. Juli.
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Edition: [Friedrich Engels: Italien. 25. Juli 1848. In: MEGA2 I/7. S. 403.]
[ 27 ] Neapel, 11. Juli.
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Französische Republik.
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[ 12 ]Paris, 21. Juli.
Wir müssen wieder auf Herrn Marrast zu sprechen kommen, denn Herr Marrast ist der Mann des Tages für einige Tage noch. Er ist Präsident der Kammer, und das Ministerium hatte aus der Präsidentschaft für Herrn Marrast eine Kabinetsfrage gemacht. Von Herrn Marrast soll das Heil der Republik abgehangen haben? Das können die Debats nicht begreifen. Vom Standpunkte des Herrn Bertin finden wir das sehr begreiflich. Le credit! das ist für ihn die Hauptsache, und der hängt nur von der Art und Weise ab, wie Herr Cavaignac die Ordnung handhabt. Aber was hat die Ordnung mit Herrn Marrast zu schaffen? Wie kann Herr Marrast das Heil der Republik sein? Der Gang der Dinge, la force des choses, hat, wie man gesehen, alle republikanischen Illusionen beseitigt. Die republikanischen Phrasen und Dekorationen waren zerstäubt vom Sturme der eigentlichen Juni-Revolution. Von der ganzen Republik blieb Marrast allein noch übrig. Was konnte man zu ihrem Heile Besseres thun, als ihn selbst als Dekoration zu gebrauchen, um ihn wie einen Beschönigungsmantel über die National-Versammlung auszudehnen? Von der Präsidentschaft zur Gesandschaft nach London war nur ein Sprung. Herr Marrast hat eine englische Dame zur Gemahlin, und sein größter Triumph hätte vielleicht darin bestanden, neben seinem alten Feinde Guizòt im ganzen Glanze seiner Größe in den Londoner Salons zu paradiren. Aber welch' Unglück! Im Augenblick, wo er seinem Ziele so nahe war, überfällt ihn die ‒ Cholera! Die Krankheit des Herrn Marrast hat nämlich alle Symptome der Cholera-Morbus. Möge die Marrast'sche Republik nicht untergehen an dieser Seuche!
Heute ist auch der „Père Duchêne“ wieder erschienen, der das famöse Banquet zu 25 Centimes angeordnet, und dessen Haupt-Redakteur in den Juni-Ereignissen geblieben. Wir bemerken keine andere Veränderung als in der Orthographie des Titels; denn statt „Père Duchêne“ lesen wir „Perdu Chène.“
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@facs0275
[ 12 ] Paris, 22. Juli.
Wenn ein „Verbrecher,“ politischer oder sozialer Natur, vor die bürgerliche Gerichtsbarkeit gestellt ist, so suchen die bürgerlichen Richter ihren größten Triumph darin, in diesem Verbrecher das Gefühl der Reue zu erregen. Es scheint, als wenn ihre eigene, Ruhe abhinge von der Unruhe, die sie im Angeklagten über sein Verbrechen hervorrufen, in diesem Gefühl der Reue, das ihnen als ein Zurückgehen in sich und folglich als ein Anerkennen der bestehenden Zustände gilt.
Umgekehrt erscheint ihnen nichts gefahrbringender, nichts beunruhigender, als die Ruhe in Männern, die mit nichts Geringerem umgingen, als sie aus ihrer eigenen Ruhe zu verscheuchen.
Wie man weiß, war Cormenin beauftragt einen Bericht abzustatten über die Zustände, der in Folge der Juni-Ereignisse verhafteten „Insurgenten.“ Bei dieser Gelegenheit sah er natürlich auch die Verhafteten vom 15. Mai, unter Andern Raspail. Ueber diesen Besuch meldet die „Patrie:“ „Was den Herrn Raspail anbetrifft. so ist derselbe in dem Zustande der heftigsten Exaltation. Die Nacht hindurch spricht er laut und fortwährend; er wiederholt seine Vertheidigungsrede, gerade als wäre er vor seinen Richtern u.s.w.“
Hierauf antwortete Herr Raspail dem Redakteur der „Patrie“: „Man hat mir eben eine Stelle über mich aus Ihrem Journal vorgelesen. Ich fordere Sie hiermit auf, die gegen mich spezifizirten Thatsachen, sei es durch Herrn Cormenin, den Direktor von Vincennes, die Wächter, oder durch irgend eine Person, die in der Festung wohnt, bescheinigen zu lassen. Sie können diese Details nur in ihrem Gehirne geschöpft haben zur Belustigung Ihrer Leser. Ich überlasse es letzteren ein solches Verfahren verdienter Maßen zu qualifiziren. Was mich anbetrifft, so begnüge ich mich mit der Aufforderung gegenwärtige Erklärung in Ihre nächste Nummer aufzunehmen.
F. V. Raspail.
Donjon von Vincennes.
Um diese kategorische Erklärung so viel als möglich zu mildern, macht die „Patrie“ Glossen und meint, sie sei immer entfernt gewesen die Person des Herrn Raspail anzugreifen, und die Aussagen hätten ohne Zweifel ihren Grund in Renseignements, die „ohne Zweifel“ Herr Cormenin selbst geliefert haben muß.
Also Herr Cormenin „muß diese Renseignements geliefert haben.“ Und an demselben Tage schreibt Herr Cormenin an Herrn Raspail, Sohn folgenden Brief:
„Ich bin ganz und gar der Erzählung fremd, die mehrere Journale über meinen Besuch in der Festung von Vincennes gegeben haben.
„Ich muß hauptsächlich sagen, daß ich Herrn Raspail ebenso ruhig gefunden habe wie die andern Gefangenen.
„Die Mission, die mir gegeben, beschränkte sich übrigens lediglich darauf, den Gesundheitszustand der Gefangenen zu überwachen und zu konstatiren.“
Brave „Patrie!“ Braver „Siecle!“ Braver „Constitutionnel!“
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[ 12 ] Paris, 22. Juli.
Die gute Nationalgarde, nachdem sie ihre Wuth an den „Bösen“ ausgelassen, wüthet jetzt gegen sich selbst.
Der Epizier hat einmal die fixe Idee, daß der Kampf in den Junitagen ein Kampf, für die Vertheidigung seines Ladens ‒ der fixesten aller seiner Ideen war. ‒ Jetzt aber wird er erst inne, daß indem er seinen Kopf für seinen Laden aussetze, er zugleich das Haus seines Eigenthümers vertheidigte, der sich vielleicht versteckt in seinem Keller hielt. Daher die Wuth, alle diejenigen aus den „ guten Legionen“ auszumitteln, die sich nicht am Kampfe betheiligten, um sie auf die eine oder die andere Weise zu bestrafen oder zum Dienste zu zwingen. Seinen Banquier, seinen Hauseigenthümer kann der Epizier direkt nicht dienstpflichtig machen, zumal wenn er in Abhängigkeit lebt.
Aber die Massen von Angestellten in den verschiedenen Ministerien, die alle von ihm, dem Epizier, besoldet werden, die müssen gezwungen werden, in jedem Augenblick der Gefahr bereit zu [0276] [Spaltenumbruch] sein, sich in Reihe und Glied zu stellen. Von diesem Gesichtspunkt aus ist es möglich, sich die Maßregel zu erklären, welche jetzt in allen Ministerien getroffen wird, und in Folge deren alle Angestellten, groß wie klein, ihre Uniform, Degen und Gewehr im Ministerialgebäude deponiren müssen, um bei irgend einem Vorfalle gleich bei der Hand zu sein. Diese Maßregel ist übrigens um so wichtiger, als grade an drei Ministerien Generäle an der Spitze stehn.
Das Elend wird immer größer, die Hast, mit welcher man in Lyon die Nationalateliers schloß, hat die größere Zahl der Arbeiter und Familien außer Brod gesetzt, so daß der Maire von Lyon genöthigt war, eine dringende Proklamation an alle Bürger ergehn zu lassen. Aber neben dem Elend entwickelt sich ein anderes Elend, das nicht die Arbeiter, sondern grade die wohlhabendere Klasse befällt‒der Wahnsinn: die Leute werden irre an der menschlichen Gesellschaft, an ihrer bürgerlichen Vorstellungsweise. Und sonderbar, nach den verschiedenen Perioden, in denen die gesellschaftlichen Erschütterungen statt fanden, nimmt dieser Irrsinn einen verschiedenen Charakter an, und zeigt sich bald als Blödsinnigkeit, bald als Wahnsinn, bald als Melancholie. Bei andern finden wir, daß in diesem Anfalle von Irrsinn ihr langgenährtes Ideal zum Ausbruch kommt, und am offnen Tage, ohne Scheu durch die Straßen von Paris herumläuft. Nach den Februarereignissen, bemerkt die„Union Médicale, hatten die Irrsinnigen etwas schwermüthiges, niedergeschlagenes; sie glaubten, man wolle sie erdrosseln, ermeucheln, erschießen. Sie hatten beständig akustische Täuschungen und glaubten Kanonenschüsse, Flintenschüsse u. s. w. hören. Andere blieben regungslos und erwarteten jeden Augenblick, daß man sie in einen égout werfe. Wenn die„Union Médicale“sagt, daß der Charakter des Wahnsinns den jedesmaligen Charakter der Revolution charakterisirt, so hat sie hier vollkommen recht. In einem maison de sauté waren eine Masse Irren, die jeden Augenblick die Fortschritte der „Korruption“ an ihrem Körper wahrzunehmen glaubten. Darauf nahm der Irrsinn den Charakter der Reue an; die Leute wollten sich bekehren, ein bußfertiges Leben führen. Wir haben selbst solche Leute gesehn. Die„Union Médicale“ spricht dann von dem exaltirten Charakter, den der Wahnsinn nach den Juniereignissen angenommen. Es kamen Leute vor, die Proklamationen machten, sich für die Retter des Vaterlandes hielten. Andere redigirten Bankprojekte, Steuersysteme, Anleihungspläne u. s. w. An Generälen und Propheten fehlt es ebenfalls nicht in den Narrenhäusern. Uebrigens ist diese Krankheit noch lange nicht auf ihrem Höhepunkt angelangt, und es stehen noch interessante Fälle in Aussicht.
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@facs0276
[ 121 ] Paris, 22. Juli.
Marrastist zum Gesandten nach Londonernannt. Der Kandidat der Thierspartei, Lacrosse,wird Präsident der National-Versammlung werden. Die Partei des National hat also gemeinschaftlich mit Thiers den Berg dupirt, dessen Stimmen den Ausschlag gaben bei der Ernennung von Marrast zum Präsidenten. Dieser Intriguant, dieser Raton wird aber schwerlich etwas anders erreicht haben, als den letzten Zweifel über seinen Verrath zu zerstreuen. Sein Gesundheitszustand hat sich nämlich in letzter Nacht so verschlimmert, daß es unmöglich war, ihn vom Hotel de Bille, wo er immer noch residirt, nach seiner Wohnung zu transportiren.‒ Als Neuigkeit theile ich Ihnen mit, daß die erste Kammer des Pariser Tribunals unter der Präsidentschaft von Debelleyme heute auf die Interdiktionsklage der Madame Mortier gegen ihren Mann Hrn. Mortier von der Verwaltung seiner Person und seiner Güter interdicirt erklärt hat.
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Paris, 22. Juli.
An der Börse sowohl als im Saale der Pas perdus sprach man viel von der neuen Anleihe der 250,000,000 Franken, ohne welche der Staatskasse schwerlich ihre Verbindlichkeiten zu erfüllen im Stande sein dürfte.
‒ Das gesammte Offiziers-Korps der Pariser Bürgerwehr hat sich zu dem General Cavaignac begeben, um auf Aufhebung des Belagerungszustandes anzutragen. Hoffentlich werden wir doch endlich bald freier athmen.
National-Versammlung.Sitzung vom 22. Juli. Vizepräsident Corbon eröffnet dieselbe um 2 1/4 Uhr. An den Samstagen werden in der Regel ganze Stösse von Petitionen erledigt. Babaud Haribière, Sarrut, Avond statten Bericht über eine Menge von Petitionen rein örtlicher Natur ab. Einige Parasitenstreiche (Bevorzugungen beim Avancement) in der Militärschule von St. Cyr und der Anfechtung gegen ein Dekret der provisorischen Regierung vom 28. April rücksichtlich des Sitzes des 15. Militärdivisions-Stabs in Bourges riefen Lamoricièe, Charras, Oudinot und einige andere Generäle auf die Bühne. Ihre Vorträge boten kein Interesse.
Oudinot legt seinen Bericht über Anlage von Civilinvalidenhäusern vor.
Senard, Minister des Innern, überreichte der Versammlung mehrere Gesetzentwürfe, welche einzelne Städte zu Anleihen, andere Kreise zu Ausführung von Bauten etc. authorisiren.
Goudchaux, Finanzminister, besteigt die Tribüne und beginnt:„Meine Herren, die Voraussichten meines Vorgängers (Duclerc). welche darin bestanden, daß sich in den Finanzen der Republik bald ein Gleichgewicht herausstellen werde, hat sich nicht bestätigt. Die Staats-Einnahmen (Büdget) werden einen großen Ausfall erleiden. Um diesen Ausfall zu füllen (pour balancer la situation d'un Budget en deficit)sehe er sich genöthigt, einen Aufruf an den öffentlichen Kredit zu richten.
Demzufolge lege er der Versammlung einen Gesetzentwurf vor, der ihn zur Kontrahirung einer Anleihe von 200 Millionen Frkn. ermächtigte.
Mittelst dieser Anleihe und in Verbindung der jüngst mit der Bank kontrahirten 150 Millionen glaube er dem Defizit die Spitze zu bieten.
Einige Aufregung folgte der Vorlage dieses Gesetzentwurfs.
(4Uhr.)
Nationalversammlung.Sitzung vom 22. Juli. (Nach 4 Uhr.)
Cocquerel, protestantischer Pfarrer, stattete seinen Bericht über den Gesetzentwurf gegen die Klubs ab.
Seine Konklusionen beantragen zwar mehrere Aenderungen, jedoch sind sie unwesentlich und laufen im Grunde auf den ministerillen Wunsch hinaus. Die Klubs bleiben gehalten, die Polizei als Gast zu empfangen, ihr ihre Statuten einzureichen, und sich allen anderen Förmlichkeiten zu unterwerfen. Fragt sich, was die Versammlung darüber entscheiden wird.
Die Versammlung nahm die Tagesordnung auf. An derselben befindet sich Leon Faucher's Antrag, auf Errichtung von Nationalwechselbänken in allen namhaften Departementsstädten durch die ganze Republik.
Nach schwacher Diskussion zieht Faucher seinen Antrag zurück. Dann berieth die Versammlung den Gesetzentwurf rücksichtlich der Mobilisation von 300 Bataillonen Bürgerwehr.
Die diesfälligen Kredite gaben zwar zu einigem Widerspruch Veranlassung, doch ging der ministerielle Entwurf zuletzt durch. Turk's Antrag, rücksichtlich der Arbeiter, fiel nach Auflösung der Nationalwerkstätten von selbst weg.
Cavaignac ließ dann auf Ernennung zweier Glieder antragen, welche die Verwaltung des Invalidenhotels kontrolliren sollen.
Ein Glied schlug vor, Cavaignac solle sie selbst ernennen (zur Linken: Nein, Nein). Sie sollen gewählt werden.
David(Anger) und Rabonerschienen mit neuen Stößen von Petitionen auf der Tribüne, z. B. die Stadt Toulouse beantragt ein Denkmal für den alten großen Carnot, der mit vierzehn Armeen, die er aus dem Boden stampfte, alle Feinde Frankreichs schlug. Auch von Bou Maza lag eine Bittschrift vor, in der er auf Freilassung anträgt. An den Kriegsminister gewiesen.
Präsident Carbon ladet die Ausschüsse ein, sich Montags pünktlich einzufinden, namentlich ersucht er die Delegirten der Bureaur, mit dem Verfassungsausschuß fleißig zu arbeiten.
Montags um 1 Uhr öffentliche Sitzung. Um 6 1/4 Uhr wird die Sitzung geschlossen.
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@facs0276
Paris, 22. Juli.
In der Marine kündigt der Moniteur folgende Personenwechsel an: 1) Contre-Admiral Bruat zum Seepräfekten in Toulon an die Stelle des Vice-Admiral Parseval-Deschénes. 2) Contre-Admiral Laplace zum Seepräfekten in Rochefort an die Stelle des Kapitän Baillant. 3) Parseval Deschènes zum General-Inspektor der Linienschiffe in den Häfen von Cherbourg, Brest und Lorient. 4) Vice-Admiral Hamelin zum General-Inspektor der Linienschiffe von Toulon und Rochefort. 5) Vice-Admiral Casy zum Mitgliede des Admiralitätsraths an die Stelle Hamelin's. 6) Kapitän Baillant zum Admiralitätsrathe an die Stelle des zum Marineminister ernannten Kapitäns Berninac.
‒ E. Adam, das letzte Ueberbleibsel der Provisorischen Regierung, ist zum Generalsekretär des Seine Departments und Herr von Cormenin auf Marie's Vorschlag zum Titularpräsidenten des Staatsraths ernannt worden.
‒Ducour, der neue Polizeipräfekt, hat gestern der Pariser Bevölkerung seine Ernennung und resp. Installation in einer Proklamation angezeigt. Ducour ist Arzt.
‒Das Bankkomptoir in Algier ist reformirt. Bille, Generalsekretär der Pariser Bank, fordert die Träger der Aktien auf ihre Beiträge gegen einen Verlust von 3% zurück zu empfangen.‒Der bekannte Kapitalisten und Fabrikanten Verein “L'Association pour la défense du travail national,”hat einen Brief an den Handelsminister gerichtet, worin er gegen einzelne Bestimmungen des Beschlusses der National-Versammlung vom 6. Juni, rücksichtlich der Ausfuhrprämien protestirt.Er sagt darin: „Jener Beschluß nimmt den Drawback bei Bestimmung der Prämien als Maaßstab. Dies ist ein Unrecht. Bei baumwollenen Schnittwaaren (tissus de coton), z. B. werden die Drawbacks nur nach dem Gewichte ausgestellt. Auf diese Weise würden 100 Kilo Baumwollenstoff, der kaum 300 Francs werth ist, ebenso viel Prämie erhalten als 100 Kilos Tülle, die bis auf 80,000 Frs. kosten kann,“Gegen diese Gleichheit protestirt der Verein mit vollem Rechte.
‒Zwei Pfaffenblätter, L'amer duchêne und le perdu Chêne, erbärmliche Nachäffungen des ehemaligen Volksblattes gleichen Namens, sind erschienen. Ebenso le Bohemien des Paris. Rücksichtlich der versigelten Tagespresse hat Cavaignac erklärt, sie nur noch bis zur Votirung des Preßdekrets eingesperrt halten zu wollen.
‒Ueber die großen Juniprozesse schwinden die kleineren, die vor der Februarrevolution anhängig waren. Der Notar Dudinot, der mehre Millionen proguirt hat, ist auf ein Jahr verurtheilt worden. Nach dem Jahr ist er frei, französicher Bürger und Millionär. Die Insurgenten und ihre Richter mögen sich ein Beispiel daran nehmen.
‒Man verhaftet immer noch drauf los. Gestern wurde Colfavru, Redakteur des ächten Pere Duchene, in seiner Wohnung arretirt. Colfavru ist, irren wir nicht, Advokat am pariser Gerichtshofe.
‒Neues Opfer der Zeitungskaution! Die von Buchez, Fougueray, A. Otto Bastide u. s. w. herausgegebene katholisch-demokratische Revue Nationale erklärt, in Folge der jüngsten gesetzlichen Maßregeln provisorisch eingehen zu müssen.
‒ Die vereinigten vier Kriegsgerichte setzen ihre Sitzungen im Justizpalais fort. Die gestrige dauerte von 10 bis 5 Uhr. Constantin, der brave Republikaner, wurde lange verhört. Er glaubte freigelassen zu werden, aber wir sahen ihn tiefgebeugt wieder in seiner Zelle zurückführen. Das Schicksal Constantin's macht im Generalstabe und Kriegsministerium, deren Mitglied er war, großes Aufsehen. Sobald die Verhöre vor den 4 Kriegsgerichten im Justizpalais zu Ende sein werden, vertagt sich der Centralhof in sein gewöhnliches Lokal, Rue du Cherche midi, wo dann die Verurtheilung der Chefs stattfindet. Die große Masse geht unter Segel, und das Juni-Drama hätte zunächst sein Ende erreicht.
(Politische Todesstrafe.) Point, ein sog. moderirter Deputirter aus dem Loirethale, hat im 8ten Bureau der Nationalversammlung auf Vernichtung des Dekrets der provisorischen Regierung angetragen, das die politische Todesstrafe abschafft. Diesen Antrag hatte das ehrenwerthe Glied nur deshalb gestellt, damit die Juniräuber und Verstümmler nur ja nicht den Kriegsgerichten entzogen würden ‒ eine Befürchtung, die ganz ungegründet. Auf eine derbe Zurechtweisung Sarrut's, seines Kollegen in jenem Bureau, hat Herr Stadtgerichtsrath Point seinen Antrag zurückgezogen.
‒ Im Ministerium des Auswärtigen herrscht große Lebendigkeit. Wie es heißt, hat die Exekutivgewalt einen wichtigen Entschluß rücksichtlich Italiensgefaßt. Die Sache geschieht natürlich sehr geheimnißvoll. Nur soviel können wir bemerken, daß die Verletzung des päpstlichen Gebiets durch eine Brandschatzung der Oestreicher in Ferrara jenem Entschlusse nicht fremd sein dürfte. Bei den Armeelieferanten sind bedeutende Bestellungen gemacht worden.
Großbritannien.
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@facs0276
[ * ] London, 22.Juli.
Im Oberhause brachte gestern der Earl von Gleugall die augenblickliche Lage Irlands zur Sprache und gab eine ziemlich ausführliche Geschichte der Bewegung der Konföderirten, indem er die irischen Klubs mit denen von Paris verglich und behauptete, daß sie nur den Sturz des jetzigen Gouvernements, das Proklamiren der Republik und zusammen mit einer politischen, auch eine soziale Revolution bezweckten.
Nicht damit zufrieden, alle irischen Parteien ja sogar Weiber, zu den abscheulichsten Grausamkeiten gegen die Truppen Ir. Majestät aufzureizen, seien die Konföderirten auch bemüht, sich von Frankreich und Amerika Hülfe zu verschaffen. Unter diesen Umständen habe das Gouvernement erst einige Städte und Distrikte durch außerordentliche Maßregeln im Zaume zu halten versucht und sich nur einiger der Haupträdelsführer bemächtigt. Alles dies sei aber unwirksam. Die Agitation greife um sich und Lord Clarendon, der Vice-König von Irland, bedürfe andrer als der bisherigen Mittel um dem herannahenden Unglück zu begegnen.
Er, nemlich Earl Glengall, freue sich daher, daß das Gouvernement dem Parlamente die Aufhebung der Habeas Korpus Akte vorzuschlagen gedenke und er hoffe, daß das Unterhaus diese Maßregel schnell und einstimmig unterstützen werde.
Der Marquis von Landsdowne sprach sich in derselben Weise aus. Die jetzigen Ereignisse in Irland seien nur das Vorspiel zu einem Bürgerkriege, dem man einzig und allein dadurch vorbeugen könne, daß dem Lord Lieutenant die Macht gegeben werde alle der Konspiration verdächtigen Leute sofort verhaften zu lassen. Lord Clarendon habe bis zum letzten Augenblicke damit gewartet, die Auflösung der Habeas Korpus Akte zu verlangen und es sei kein Zweifel, daß er seine unumschränkte Gewalt nur im rechten Sinne gebrauchen werde.
Lord Brougham und Lord Stanley erklärten sich mit den Absichten des Gouvernements durchaus einverstanden und Marquts Lansdowne rief den lautesten Applaus des Hauses hervor, als er zum Schluß noch mittheilte, daß der Lord Lieutenant, im Fall die Auflösung der Habeas Korpus Akte nicht gleich geschehe, sich eines alten noch bestehenden Aktes des irischen Parlamentes bedienen werde um sofort jeden Rebellen einstecken zu lassen.
‒Außer einer längern Debatte über die Zuckergesetze wurden auch gestern im Unterhause die irischen Zustände länger als gewöhnlich behandelt. Hr.Keogh machte nemlich eine Motion in Betreff der Wahl der Jury in Kriminalfällen in Irland, namentlich in Bezug auf die jüngste gegen O'Brien, Meagher und Mitchell gerichtete Untersuchung, indem er behauptete daß man bei diesen drei Fällen nicht den Weg des Rechtes gegangen sei. Bei dem Prozeß gegen Mitchell seien die größesten Liederlichkeiten vorgefallen. Man habe die katholische Jury bei Seite geschoben und ihn fast ausschließlich von protestantischen, ihm durchaus feindlichen Leuten richten lassen. Hr. Keogh machte dann noch in einer fulminenten Rede, die heftigsten Ausfälle gegen die Whigs und die Weise wie sie Irland in der letzten Zeit verwaltet hätten. Sir G. Grey suchte sich gegen diese Angriffe zu vertheidigen. Die Debatte kam aber nicht zum Schluß und wurde bis zum nächsten Montag vertagt.
In der heutigen Unterhaussitzung, welche um 12 Uhr ihren Anfang nahm, brachte Lord John Russell seine bereits im Oberhause angekündigte Bill der Aufhebung der Habeas Corpus Akte für Irland herein, wonach der Lord-Lieutenant, so wie alle übrigen irischen Behörden bis zum 1. März 1849 ermächtigt sein sollen, sämmtliche gegen die Person und das Gouvernement J. Maj.konspirirende Individuen zu verhaften. Nachdem Lord John diese Motion mit einer Schilderung der jüngsten irischen Vorfälle zu rechtfertigen gesucht hatte, erhob sich der Chartist Feargus O'Connor um die betreffende Maßregel auf's heftigste zu tadeln. Sir Robert Peel folgte ihm und unterstützte den Antrag des Gouvernements.
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[ * ] London, 22. Juli.
Ueber die Ankündigung der Minister im Oberhause, das sie ohne Verzug eine Bill ins Parlament bringen werden, welche die Habeas-Corpus-Akte für Irland bis zum 1. März 1849 außer Wirksamkeit setzt ist der „Standard“ förmlich entzückt. Er wäre es indeß noch mehr, wenn man gar nicht erst einen solchen Gesetzvorschlag dem Parlament vorlegte, sondern ‒ da Gefahr im Verzuge ‒ die irischen Gefängnisse ohne Weiteres anfüllte und ganz Irland in Belagerungszustand erklärte. Zudem lautet, wie das Tory-Journal an der Hand einer gewichtigen Autorität auseinandersetzt, die Habeas-Corpus-Akte für Irland ganz Anders als für England. Dort braucht man gar nicht erst die nämlichen Förmlichkeit zu beobachten, wie hier. Zudem was ist das weiter: Aufhebung der Garantien der persönlichen Freiheit? Der Standard erlustigt sich in Aufzählung der Fälle, wo die Habeas-Corpus-Akte in England seit der letzten Revolution suspendirt worden, nämlich 10 Mal: 1715, 1716, 1722, 1744, 1745, 1779, 1794, 1799, 1801 und 1817. In Irland ist sie suspendirt gewesen: 1797, 1799, 1801 und 1803. Damit will das Tory-Journal die Minister zum schnellern Handeln und Fortschreiten auf der so schön begonnenen Bahn bewegen.
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[ * ] Dublin, 21. Juli.
Die Zeit wird mit jeder Stunde bedenklicher. Die in Irland stehende Truppenmacht beträgt über 40,000 Mann. Alle Beurlaubten haben Befehl erhalten, sich schleunigst auf ihre Posten zu begeben. Mögen auch die Organe der Regierung, die den Interessen der Aristokratie und der Hochkirche ergebenen Journale, hier wie in London noch so wüthend zur Vertilgung der infamen „Rebellen“ Irlands auffordern, mag Times und Standard, Chronicle und Globe mit dem übrigen Heer der Bourgeoiszeitungen darauf dringen, daß endlich dieser Aufregung ein Ende gemacht werde: das Alles ist „thrash“gegenüber dem wüthenden Haß, der unauslöschlichen Erbitterung so vieler Millionen: Kartätschen können sie eine Zeitlang zum Schweigen bringen; allein einen Monat nachher bricht die Wuth jedesmal desto ingrimmiger und drohender hervor, bis selbst die kolossale Macht der englischen Regierung nicht mehr im Stande ist, ihre Todesstunde hinauszuschieben, bis diese ganze aristokratische, hochkirchliche und [#/] Tyrannei zerschmettert am Boden liegt.
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[ * ] Dublin, 21. Juli.
Nach einem Briefe aus Clonmel wurde vergangenen Montag zu Nacht auf allen Bergen und Hügeln in den Grafschafte Waterford und Tipperary Signalfeuer angezündet. Der Anblick von Clonmel aus war großartig. Als Grund dieser Signale wird angeführt, es habe sich das Gerücht verbreitet, das Carrick-on-Suir von englischen Truppen angegriffen werden solle, und deshalb diese Zeichen, damit alle Repealer zur Hülfe herbeieilen möchten. Die heranziehenden Schaaren wurden jedoch zur Rückkehr vermocht, als sie sich von der Falschheit des Gerüchts überzeugten.
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[ * ] Dublin, 20. Juli.
Nach der „Tipperary Free Press“ gab die Verhaftung des Hrn. Marks, Sekretärs eines Repeal-Klubs und von noch 2 andern Repealern Anlaß zu einem bedeutenden Tumult in Carrik-on-Suir. Denn kaum wurden die Verhaftungen bekannt, so wurde auch alsbald von allen Seiten Sturm geläutet; die Mitglieder der verschiedenen Klubs strömten nach den nur ihnen im voraus bekannten Sammelplätzen, marschirten von da nach dem Gefängniß und mit Flinten, Picken etc. bewaffnet hätten sie das Gefängniß gestürmt, wenn die Gefangenen nicht schon eine viertel Stunde zuvor gegen Bürgschaft entlassen worden wären. Besonders auffallend war der Umstand, daß alle Personen, die eben auf dem Kirchhofe einem Begräbniß beiwohnten, beim ersten Ton der Sturmglocke sämmtlich fortstürzten, um sich Waffen zu holen und den Sarg ruhig neben dem Grabe stehen ließen. Das will bei Irländern viel sagen!
Gestern hielt die „ irische League“eine Sitzung in der Musikhalle. Den Mayor von Kilkeney führte den Vorsitz. Es wurden 702 neue Mitglieder aufgenommen. Als das Parlamentsmitglied W. Smith O'Brien (Protestant) erschien, wollte der Beifallssturm kein Ende nehmen. O'Brien hielt eine Rede, welche alle Versammelten zur Begeisterung hinriß. „Wie sehr sie auch den Frieden lieben möchten,“ sagte er an einer Stelle,„so würden sie doch nicht vor der Nothwendigkeit zurückbeben, wenn das Vaterland sie aufs Schlachtfeld riefe.“ (Vieltausendfaches: Nein, Nein! und der Ruf: „Je eher, je besser!“)Alle übrigen Redner und insbesondere ein römisch-katholischer Geistlicher, sprachen in dem Sinne und mit gleicher Erregung der Gemüther.
Südamerika.
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[ * ] Monte Video, 19. Mai.
Oribe ließ dem General Rosas eine Abschrift der ihm vom Capit. Gore und Baron Gros vorgeschlagenen Bedingungen zustellen und hat 17 Tage darauf eine 27 Bogen lange Erwiederung erhalten, welche erklärt, daß Rosas sich auf keine der Bedingungen einläßt. Rosas bestreitet dem General Oribe überhaupt das Recht, zu unterhandeln, da er (Rosas) allein zum Abschluß von Friedensverträgen oder zu Kriegserklärungen autorisirt sei. Er spricht sich ganz entschieden gegen das Zurückziehen der argentinischen Truppen aus. Schließlich erklärt er, daß er sich nur auf die von Hrn. Hood vorgelegten Bedingungen einlassen will und daß er bei den dazu gemachten Abänderungen verharrt. Rosas soll dem General Urquiza Befehl gegeben haben, nach der Banda Oriental zu rücken. Heute fand zwischen Oribe und den Bevollmächtigten von England und Frankreich eine neue Unterredung statt, deren Ergebniß das Abbrechen aller Unterhandlungen gewesen sein soll.