Deutschland.
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Edition: [Friedrich Engels: Die Debatte über den Jacobyschen Antrag. In: MEGA2 I/7. S. 341.]
[**]
Köln, 17. Juli.
(Die Debatte über den Jacobyschen Antrag.)
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[125] Düsseldorf, 15. Juli.
Wir haben jetzt auch einen Bürgerverein, der indeß schon etwas gebildeter
ist, als andre seines Gleichen. Er will sogar die Gleichheit, er verzichtet
entschieden auf alle ständischen Unterschiede. Wir wohnten neulich einer
Sitzung bei. Wir fanden in dieser vortrefflichen Gesellschaft die ganze
schöne Mannichfaltigkeit der Stände im ex-christlich-monarchischen Staat
(den diese Herren jetzt in den demokratisch-monarchischen umwandeln wollen, zu welchem Zwecke sie
eine „Vermischung“ der Stände anbahnen) vom kommandirenden General hinab bis
auf den gemeinsten Soldaten, zwei volksfreundliche Prinzen, die ganze
Gerichtsbehörde, 6 Herren Gensd'armen, Laquaien und Lohnbediente,
Justizräthe, Advokaten und Spießbürger. Eine Adresse an die
Nationalversammlung in Frankfurt wird berathen, in der die hohe Freude über
die Wahl des Reichsverwesers ausgesprochen wird, gegenüber der „blind auf
den Umsturz alles Bestehenden sinnenden Partei,“ die in einer andern Adresse
die Majoritat des Parlaments „Volksverräther“ genannt hatte (Volksklub).
Der Oberprokurator Schnaase bildet sich ein, er sei im Parquet ‒ denn er hält
eine förmliche Anklagerede gegen den „Volksklub“, plaidirt über die
Straffälligkeit seiner Mitglieder und deduzirt folgendes: Volksverrath ist
gleich Hochverrath, und dieser wird mit dem Tode bestraft. Wer aber die
majestas populi antastet, und das Parlament in Frankfurt repräsentirt
dieselbe, wer diese Volksvertreter Volksverräther-Hochverräther nennt, also
ihnen den Tod dekretirt, ist selbst Volksverräther-Hochverräther, und
verdient also selbst den Tod. Um diesen scharfsinnigen Schluß
herauszucalculiren, muß der fürstenfreundliche Mann zu einem Satze seine
Zuflucht nehmen, der sich seiner loyalen Seele gewiß nur unter tiefen Wehen
entrang. Die höchste Majestät in Deutschland ist
nämlich jetzt das Parlament in Frankfurt, also höher, als die des Königs von
Preußen! Die Laquaien und Untergebenen stimmten natürlich für den „Fürsten“
‒ und die Adresse wird mit einiger Majorität angenommen. Schließlich wird
der Anschluß des Bürgervereins an alle gleichgesinnten Vereine resp. an den
der „alten Krieger“ in Dortmund mitgetheilt. Mit Gott für König und
Vaterland!
Die Untersuchung gegen Hrn. Julius Wulff dauert noch fort. Die Artikel 102
und 293 des Code sollen gegen ihn geltend gemacht werden ‒ die Bestimmungen
über aufreizende Reden in „unerlaubten“ Versammlungen, sowie über
Hochverrath, Verheerung, Plünderung etc.
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[103] Berlin, 14. Juli.
Mit den Erläuterungen, welche der Finanzminister Hansemann in seiner
Denkschrift zu den Finanzvorlagen, über den Staatsschatz gegeben hat, ist
man hier keinesfalls zufrieden Nach diesen Angaben sind von 1820 ‒ 1840,
also in zwanzig Jahren zusammen 24 Millionen in den Staatsschatz gelegt
worden. Da würde auf jedes Jahr im Durchschnitt kaum 1 1/4 Million
herauskommen. Dagegen ist aber allgemein bekannt, daß im Laufe dieser Jahre,
die Ueberschüsse der Einnahme gegen die Voranschläge oft die Summe von 4 bis
6 Millionen jährlich erreicht. Wo sind diese Summen hingekommen? Man glaubt,
daß nicht mehr in den Staatsschatz eingelegt worden ist, aber man will auch
wissen, wo die andern großen Summen geblieben sind. Man fordert
Rechenschaft, woher der Kronschatz gebildet ist und glaubt allgemein, daß er
aus Einnahmen entstanden, die nicht Privateigenthum der Krone waren.
Man fragt auch wie es möglich ist, daß man der Bank im Jahre 1846 aus dem
Staatsschatz 2 Millionen zuschießen mußte. Man war schon 1846 allgemein
erstaunt, daß die Bank kein eigenes Vermögen besessen; aber noch mehr
erstaunt man jetzt, daß die Bank sogar ein Deficit von 2 Millionen gehabt.
Die Bank hatte in einer Reihe von dreißig Friedensjahren die besten
Geschäfte gemacht, nimmt man nur an, daß sie jedes Jahr so viel wie 1847
verdient hat, wo sie einen Reingewinn von circa 1/2 Million hatte, so hätte
sich doch in den 30 Jahren ein Kapital von wenigstens 15 Millionen ansammeln
müssen. Wo sind diese 15 Millionen geblieben? In den Einnahme-Rubriken des
Haupt-Staats-Etat hat man früher nie die Ueberschüsse der Bank gefunden.
Nehmen wir an, daß diese in die Privat-Schatulle des Königs flossen, so
hätte aber auch der König den sich 1846 herausstellenden Verlust tragen
müssen. Da aber der Staat verpflichtet war, diesen Verlust zu decken, der
jedenfalls nur dadurch entstanden sein konnte, daß die Bank 2 Millionen
Thaler mehr, als sie wirklich verdient hatte, der Privat-Schatulle auszahlen
ließ, so kann der Staat mit Recht auch die Rücklieferung des ganzen frühern
Verdienstes der Bank, nebst Zinsen, von der Privat-Schatulle verlangen.
Der Zeughausprozeß naht sich seinem Ende. Die Zeugenvernehmungen sind
geschlossen und obgleich durch viele Entlastungszeugen einstimmig viele
Anklagepunkte entkräftet wurden, hielt der Staatsanwalt dennoch seine ganze
Anklage aufrecht. Er trug, nach seinem Plaidoyer, welches keinesfalls den
Beifall des außerordentlich zahlreich anwesenden Publikums erhielt, auf 6
Jahre Festungsstrafe für Urban, 8 Jahre für Korn und Löwinson und 10 Jahre
für Sigerist an; außerdem für alle vier Angeklagten den Verlust der
Nationalkokarde, wegen Mangel an patriotischen Gesinnngen. ‒ Die
Vertheidiger hielten heute Nachmittag ihre glänzenden Vertheidigungsreden;
der letzte hat noch nicht geendet.
Nachschrift. Das Urtheil ist heute schon gefällt. Die
Richter entschieden sich nach kurzer Berathung. Urban ist zu einem Jahr,
Löwinson zu zwei Jahren, Korn und Sigerist, jederzu sieben Jahren Festung
verurtheilt.
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[103] Berlin, 15. Juli.
Der demokratische Klub ist vor den
Untersuchungsrichter des Kammergerichts geladen. Da aber der demokratische
Klub nicht erscheinen kann, so hat sich der Untersuchungsrichter,
Kammergerichtsrath Sethe, das Vergnügen gemacht, dem Präsident des Klubs,
Assessor Schramm, einen Besuch abzustatten und ihm
die Anklage mitzutheilen. Sie gehet vom Magistrat
aus, mit dem der demokratische Klub bekanntlich vor einigen Wochen einen
Krieg durch Plakate an den Straßenecken führte. Von diesen Plakaten hat der
Magistrat jetzt vier Stück zur Begründung einer Anklage dem Kammergericht
eingesandt. Sie wären im Stande, die größten Störungen und Unruhen
hervorzubringen; außer der schweren Beleidigung des Magistrats, die sie
enthalten, ist die Absicht klar, durch frechen und unehrerbietigen Tadel
Mißvergnügen und Unzufriedenheit gegen die Obrigkeit zu erregen. Der
Magistrat will diese Vergehen nach § 151, §§ 615 f. f. in Verbindung mit §
208, Titel 20, Theil II des allgemeinen Landrechts bestraft wissen. ‒ Wir
sind neugierig, wie sich unsere Kammergerichtsräthe bei diesem Prozeß
benehmen werden. Der Klub besteht aus mehr als 1400 Mitgliedern, mit deren
Bewilligung die Plakate entworfen und veröffentlich wurden.
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@facs | 0237 |
[15] Berlin, 15. Juli.
Es sind seit einigen Tagen seltsame Gerüchte in der Stadt verbreitet,
Gerüchte, deren Begründung ich zwar bezweifle, die ich aber doch glaube,
Ihnen berichten zu mussen. Es heißt nämlich, am Montage wolle die Reaktion
einen großen Schlag ausführen, unsre fliegenden Korps auflösen und
entwaffnen, Berlin mit Militär vollpfropfen und in Belagerungszustand
erklären. Ein Soldat hat aus Potsdam an seine hiesigen Verwandten
geschrieben, und denselben angerathen, sich für längere Zeit mit Mundvorrath
zu versehen. Dazu ist Berlin so ruhig und sittsam, benimmt sich, trotz der
25,000 Mann Militär, die man theils in die Stadt, theils in die nächste
Umgebung derselben gebracht, trotz der angedrohten Beschränkung der
öffentlichen Volksversammlungen, trotz der Verwerfung des Jacobi'schen
Antrages, so artig, daß ich nur aus dem Grunde gegen
obige Gerüchte nicht ganz unglaubig bin, weil ich der Regierung Alles
zutraue. ‒ Auch in Posen fängt man an, Preßprozesse einzuleiten; einem
dortigen Buchhändler und Buchdrucker (Reisner ist sein Name), welcher
polnische Nationallieder verlegte, hat man nicht nur die Auflage
weggenommen, sondern ihn selbst zum Verhör vor die Polizei geladen ‒ und
dann nicht mehr fortgelassen.
N. S. Ich beeile mich, Ihnen anzuzeigen, daß heute das Erkenntniß gegen Korn,
Urban, Löwinson und Sigerist gefällt worden ist. Die Angaben über die Art
und Weise stimmen jedoch nur darin überein, daß sämmtliche Angeklagte zu
Festungsarrest verurtheilt sind. Die Strafzeit wird verschieden angegeben;
nach einer Mittheilung ist Urban zu einem, Löwinson zu zwei, Korn und
Sigerist zu 3 Jahren Festungsarrest verurtheilt worden.
N. S. Ich eröffne diesen Brief nochmals, um Ihnen anzuzeigen, daß obige
Angaben sich vollkommen bestätigen.
[0238]
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@facs | 0238 |
[*] Berlin, 15. Juli.
Nach einem eben bekannt gewordenen Gesetzentwurf wegen Erhöhung der
Branntwein- und Runkelrübenzuckersteuer soll vom 1. Sept. c. an die Steuer
für Rübenzucker 2 Thlr. für den Centner Zoll betragen, für Branntwein vom 1.
Okt. d. J. 3 Sgr. für jede 20 Quart Rauminhalt, und von
landwirthschaftlichen Brennereien statt wie bisher 1 Sgr. 8 Pf., fortan 2
Sgr. 6 Pfennige.
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Königsberg, 11. Juli.
Auf ein heute früh eingegangenes Schreiben des Ministerpräsidenten ist Herr
Professor Dr. Rosenkranz heute Abend um halb 9 Uhr nach Berlin
abgereist.
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@facs | 0238 |
Stettin, 14. Juli.
An unserer heutigen Börse lag die Kopie eines von dem Berliner Abgeordneten,
Herrn Fretzdorff, eingegangenen Schreibens auf, wonach, offizieller
Mittheilung zufolge, General Wrangel erklärt hat, in Bezug auf Vollstreckung
des Waffenstillstandes nur nach Instruktionen von Frankfurt, von wo er sein
Mandat erhalten, gehen zu können, und worin ferner bemerkt wird, daß die
Ratifikation des Waffenstillstandes nunmehr von dem neuen Reichsverweser
abhängig sei und darin leicht eine neue Verzögerung von einigen Wochen
eintreten könne.
[(Osts. Z.)]
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@facs | 0238 |
[*] Frankfurt.
Sitzung der deutschen National-Versammlung vom 15.
Juli. Präsident Gagern eröffnet die Sitzung
um 1/2 10 Uhr durch Verlesung des Protokolls der gestrigen Sitzung, welches
nach unbedeutenden Reklamationen Vinke's genehmigt
wird. ‒ Vicepräsident Soiron weist von Vinke's Reklamation (unter dem Zuruf: Sehr recht!) zurück. Vinke
beruhigt sich nicht und verlangt, daß seine Reklamation (welche sich
lediglich auf eine Verweigerung des Worts nach dem Schluß der gestrigen
Debatte beschränkt) zu Protokoll genommen wird, was geschieht.
Präsident Gagern theilt die Proklamation des
Reichsverwesers mit; sowie des Erzherzogs, durch sein den Wienern gegebenes
Versprechen, nöthig gewordene heutige Rückreise nach Wien. Er habe aber
versprochen, bald nach Frankfurt zurückzukehren. ‒ Folgt die Verlesung der
gestern von Johann creirten deutschen Minister!
von Schmerling Inneres und Aeußeres.
Heckscher Justiz. von
Peucker (preuß. General-Major) Krieg.
Die Namen der deutschen verantwortlichen Minister werden von der
National-Versammlung mit tiefer Stille hingenommen,
nur bei Lesung obenerwähnter Proklamation ertönt ein offizielles Bravo!
Hierauf wiederholt Heckscher (der Minister der
Justiz) die Nothwendigkeit der Rückreise des Erzherzogs nach Wien zur
Eröffnung der österreichischen Reichsversammlung, und zeigt der
National-Versammlung an, daß er den Reichsverweser begleiten, aber
unverweilt zurückkehren werde.
Minister von Schmerling: „Niemand verkennt, welche
unendlichen Anforderungen wir übernommen. Wir haben dies vollständig
empfunden. Wir machen uns durchaus keine Illusion. Die Pflicht eines jeden
deutschen Bürgers ist Muth, Aufopferung und Bereitwilligkeit, wenn das
Vaterland es erheischt. Ja hohen Muthes bedarf es. Aber gerade dies hat uns
bewogen, unser Amt anzunehmen. Wir wollen dem deutschen Volke mit
Bereitwilligkeit die vollste Freiheit gewähren. ‒ Vor allen Dingen aber muß
Deutschland regiert werden. Es muß Ruhe und Frieden werden, das
ist die erste heiligste Pflicht.
Heckscher: Wir werden nicht zugeben, daß die Ruhe
Deutschlands und dessen Unabhängigkeit von außen
irgendwie gefährdet werde.
Widenmann (Berichterstatter des
Gesetzgebungs-Ausschusses) theilt viele Petitionen (aus Mannheim, von
Bruchsal, Frankfurt a. M., Constanz, Mülheim, dem Odenwald etc.) mit. Alle
betreffen Amnestirung politischer Gefangenen, zumal
der badischen Republikaner, besonders Heckers und Peters. ‒ Der
Berichterstatter meint: „die Nat-Vers. könne sich betreffs der Amnestirungen
nicht in die Rechte der einzelnen Regierungen
mischen; weil die Berichte bezüglich dieser Amnestirungen keineswegs
spezifizirt sind.
Die Badener Republikaner hätten nicht bezweckt den alten Polizeistaat zu
stürzen, sondern den neuen aus der Freiheit
hervorgegangenen. Es wäre ferner bedenklich, jetzt schon, wo noch überall
Anarchie herrscht, zur Amnestie aufzufordern. ‒ Auch wären ja diese
Petitionen nur Fürbitten. Die Gesinnung der Verbrecher selbst würde wohl
dieselbe sein, und möchten diese vielleicht nicht einmal von der Gnade etwas
wissen wollen! Man wolle also zur Tagesordnung übergehn. (Bravo rechts, Zischen links und von der linken
Galerie.
Moritz Mohl (sehr unverständlich bei wenig
Aufmerksamkeit der Vers.) erstattet Bericht über die Ulmer
Dampf-Schiffahrts-Störungs-Angelegenheit.
Man schreit: „Wir kennen Ihren Bericht auswendig!“
Gagern ermahnt zur Geduld,
der ersten parlamentarischen Tugend.
Haßler (aus Ulm) spricht über denselben Gegenstand:
„Wenn die Versammlung meinem Antrage entspricht, verspreche ich dieselbe mit
langen Reden zu verschonen. Ich habe berechnet, daß jedes hier gesprochene
Wort 35 Kreuzer netto kostet.
Weiz über dieselbe Angelegenheit.
Präsident: Erachtet die Nationalversammlung die Ulmer
Angelegenheit für dringlich? Antw.: Nein!
Endlich zur Tagesordnung:
Dieselbe bringt zuvörderst die Abstimmung über den Bericht des Ausschusses
der Wehrverfassung.
Präsident hält die Verhandlung hierüber für
geschlossen.
Vogt (Gießen) will die Diskussion über diesen
Gegenstand wieder aufnehmen, und zwar: 1) weil neue Motive hinzugekommen; 2)
wolle der Ausschuß einen neuen Antrag bringen; 3) haben wir jetzt einen
verantwortlichen Kriegsminister.
Lichnowsky spricht in demselben Sinne.
Präsident will wegen Abwesenheit des Kriegsministers
die Debatte vertagen.
Die Versammlung will die Fortsetzung.
Rob. Blum will in Abwesenheit des Kriegsministers
nichts vornehmen.
v. Vincke desgleichen.
v. Auerswald (Berichterstatter) will auch
Fortsetzung; der Kriegsminister werde kommen. Am 5. Juli schon sei die
Dringlichkeit dieser Sache anerkannt, heute den 15. ist sie wieder nicht
dringlich.
Wartensleben: Es muß weiter debattirt werden.
Fischer ebenfalls für Fortsetzung der Debatte.
Nauwerk (unverständlich) desgleichen.
Bassermann: Der Kriegsminister nimmt nur Abschied vom
Reichsverweser.
Eisenmann: Auch wenn der Kriegsminister abwesend,
müssen wir fortfahren.
Abstimmung, ob die Debatte fortgesetzt oder vertagt
werden soll?
Resultat: Fortsetzung der Debatte.
Wird verlesen eine Petition der Bewohner Bruchsals wegen Nichtvermehrung des
stehenden Heeres. Rußland werde mit Preußen in Frieden bleiben. Von
Frankreich wäre noch weniger ein Krieg zu fürchten. Protest gegen die
Vermehrung des stehenden Heeres (Gallerie Bravo! rechts Zischen). Die
Petition erinnert schließlich an die schon hinlänglichen Brutalitäten der
Soldateska, die man nicht zu vermehren brauche. (Bravo!)
Vogt: Man solle den Kriegsminister holen lassen.
Lychnowsky: Das ist schon besorgt (Man lacht).
Vogts Vorschlag wird acceptirt, der Kriegsminister
soll herbeigeschafft werden. Die Versammlung will ihren Minister.
v. Auerswald (Berichterstatter) spricht nun über die
Nothwendigkeit der Vermehrung der deutschen Truppenmacht. Kosten und alle
andern Einwände seien von keiner Bedeutung. Der Einwand, es sei den Regierungen durch vermehrte Wehrkraft ein
Mittel mehr zur Reaktion in die Hände gegeben, sei
auch nichtig. Er bezweifelt Rußlands friedliche Absichten Wie Friedrich der
Große sagte, „wenn ich in Frankreich König wäre, dürfte in Europa kein
Kanonenschuß fallen, ohne mein Wollen“, so müsse kein Kanonenschuß in Europa
fallen, ohne Deutschlands Willen, wenn dies ein
Reich wäre.
Herrn v. Auerswald entfährt im Laufe seiner Rede das Wort Volkssouveränetät. Er erschrickt darüber, Linke und Gallerien
brechen in schallendes Gelächter und Bravo aus.
Gagern: Der Kriegsminister ist nicht aufzufinden
(Lachen). Zwiespalt ob fortfahren oder nicht?
Römer: Man soll nur fortfahren, der Kriegsminister
mag sich aus den stenogr. Berichten instruiren, das ist seine Sache und
seine Schuld.
Reh (Darmstadt) spricht für Verstärkung der
Wehrkraft. Glaubt auch an baldigen Krieg. Bemerkt am Schluß seiner Rede, er
begreife nicht, daß die Soldaten (auch Söhne desselben Vaterlands) beim
allgemeinen Fortschritt nicht mit fortgeschritten sein sollten. (Bravo
rechts, links und Gallerie Zischen.)
Hagen bringt eine Petition gleich der oben erwähnten
von Bruchsal. Er will keine Vermehrung des stehenden Heeres: 1. weil kein
Krieg in Aussicht; 2. weil die Volkslasten dadurch vermehrt; 3. weil eine
Verminderung des Heeres und statt dessen Volksbewaffnung zugesagt sei; 4. weil diese Vermehrung ein Hülfsmittel
der Reaktion. ‒ (rechts oh !)
Der Redner bittet die Versammlung dringend, sie sollen doch nur an das
Bestehen der Reaktion glauben. (Rechts wo ? Links ja!)
Radowitz vertheidigt in guter Rede mit den alten
guten Gründen, den Ausschußantrag um Vermehrung des stehenden Heeres. ‒ Das
stehende Heer sei eine Kriegsschule für das ganze Volk. Anlangend
Frankreich, jeder Franzos glaube, daß der Rhein seine natürliche Gränze sei.
(Rechts ja! Links nein!) Louis Philippe würde noch regieren, wenn er das
Rheinland genommen hätte. Lamartine selbst wäre in Bezug des Friedens nicht
ganz zu trauen.
‒ Man könne versuchen, die sociale Frage durch einen Krieg zu lösen.
Vischer (Tübingen) will eine ernstlich organisirte
Volksbewaffnung, keine Vermehrung des stehenden Heeres. (Der Fürst
Lychnowski hat sich vorn dem Redner gegenüber gesetzt, und gähnt
erschrecklich. Dergleichen Ungezogenheiten sind überhaupt seine
Lieblingsbeschäftigung.) Der Redner verwirft das Prinzip des stehenden
Heeres, obschon er dem Heere die nöthige Achtung zollt.
v. Stavenhagen (Berlin) Oberst, spricht in lautem
Kommandotone über die Dringlichkeit der Vermehrung des stehenden Heeres. ‒
Zum Schluß sagt der Redner zur Linken gewendet: es giebt Männer in
Deutschland, die lieber bei ihren Phantasien beharren, als das Vaterland vor
äußern Gefahren beschützen wollen (Viel Gezisch links und Gallerie! Rechts
Bravo!)
Leue: gegen die Vermehrung des stehenden Heeres. Er
sieht keine genügende Ursache zum Krieg für Deutschland noch für andre
Länder zum Angriff auf Deutschland. ‒ Erinnert an die Proklamation
Lamartines, den Edelmuth und die ehrenhafte Gesinnung der Franzosen. Nur
wenn man die Freiheit freier Völker antasten, oder im Krieg gegen
unterdrückte Völker Hülfe bieten würde, wolle Frankreich den Krieg. Die
Armirung der Rheinfestungen hingegen billigt Leue. Rußland habe Grund zum
Krieg wegen der Nachbarschaft eines freien Staates. Doch könne Nikolaus den
Krieg nicht wollen, denn selbst wenn er siegt,
werden ja seine Russen von der Freiheit der Besiegten angesteckt. Endlich
möchten am Ende die Regierungen bei so großen stehenden Heeren und der
natürlichen Kriegslust der Soldaten versuchen, durch einen äußeren Krieg das
heiße Blut abzukühlen. Zuletzt erinnert er an den Kostenpunkt. (Bravo!)
Folgt Lychnowsky mit einer koulissenreißerischen
Rede, über russische und französische Kriegsgefahr. Er verlangt Vermehrung
des Heeres unter furchtbarem Bravo der Rechten. Beim Abtritt drückt ihm v.
Vinke tief gerührt die Hand.
Endlich wird mit namentlicher Abstimmung beschlossen: „den Bericht des
Ausschusses vom 1. Juli und des Zusatzes vom 7. Juli der provisorischen
Centralgewalt zu überweisen und diese zu ermächtigen, die in diesem Berichte
und Zusatze beantragte Vermehrung der deutschen Streitmacht nach dem
Prozentsatze von 2 pCt. der jetzigen Bevölkerung in Ausführung zu
bringen.
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@facs | 0238 |
Frankfurt, 15. Juli.
Die so eben ausgegebene Nr. 41 des „Regierungsblattes für das Königreich
Würtemberg“ enthält ein unmittelbares königliches Dekret, das Verbot des
demokratischen Vereins in Stuttgart betreffend.
[(Frkf. O. P. A. Z.)]
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@type | jArticle |
@facs | 0238 |
[*] Mainz, 14. Juli.
Heute Morgen wurde hier mit großem Kraftaufwand der Zahnarzt Gallette
verhaftet, aus keinem geringeren Grund, als wegen eines, am Abend vorher
„der Republik und den Pariser Insurgenten“ ausgebrachten Lebehochs. Wenn die
Pariser Insurgenten gesiegt hätten, würden die Mainzer Behörden vielleicht
selbst in den Fall gekommen sein, ihnen Lebehoch zuzurufen. ‒ Die Diktatur
des General Hüser erweis't sich auch für die Umgegend höchst vortheilhaft.
In der Nacht vom 11. auf den 12. war Kastel (Mainz gegenüber) Feuer
ausgebrochen; aber die aus Mainz und den Dörfern herbeieilenden Spritzen
wurden an der Brücke zurückgehalten, bis sie von dem Festungsgouvernement
Erlaubniß geholt! ‒ In Alzei sollen Ruhestörungen ausgebrochen und in
Oberingelheim die Verfassungsurkunde verbrannt worden sein.
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@facs | 0238 |
Wiesbaden, 14. Juli.
Der Aufruhr in den bassenheimschen Dörfern ist von Neuem und heftiger
ausgebrochen. Die Bewohner von Schmitten haben in den Wäldern des Grafen 500
Baumstämme abgehauen, weil sie seit 7 Wochen vergeblich auf Antwort vom
Grafen warten. Die Arnoldsheimer, Seelenberger und Reifenberger stehen im
Begriff, das Verfahren der Schmitter nachzuahmen. Wie den Gemeinden, so gibt
auch der edle Graf der nassauischen Regierung auf alle Requisitionen gar
keine Antwort. Jetzt ist man genöthigt, Militär in die armen ausgehungerten
Ortschaften zu schicken und auf wessen Kosten?
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@facs | 0238 |
[*] München, 14. Juli.
Gestern Abend fand hier wieder ein Bierkrawall statt, wobei Gensd'armen und
Linienmilitär von ihren Waffen Gebrauch machten und von der Menge dafür mit
einem Hagel von Steinen belohnt wurden. Auf beiden Seiten sind zahlreiche
Verwundungen vorgefallen.
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@facs | 0238 |
Braunschweig, 11. Juli.
Durch den Brief eines schwedischen Staatsmannes an einen hiesigen
hochgestellten Beamten hat man hier die Bestätigung der Angaben erhalten,
welche in Lübecker und dänischen Blättern über die
Waffenstillstandsbedingungen gemacht worden sind. Zu den bekannten gesellt
sich noch die, daß der von Dänemark, Deutschland und England einzusetzenden
neuen provisorischen Regierung von Schleswig-Holstein, so wie der jetzt zu
berufenden konstituirenden Versammlung untersagt wird, irgendwelche
Veränderungen in der Gesetzgebung zu machen, also namentlich zu
konstituiren. Wahr ist auch, daß nicht nur die Bundes- und preußischen
Truppen Schleswig-Holstein verlassen sollen, sondern auch, daß die
schleswig-holsteinischen Truppen entlassen und während des
Waffenstillstandes keine neuen gebildet werden sollen.
Schleswig-Holstein ist der einzige deutsche Staat, welcher in direkter
Empörung sich gegen seinen Fürsten erhoben hat. Die heranschwellende
Reaktion hat alles Interesse, an diesem Staate ein Exempel zu statuiren.
Dazu kommt aber noch, daß jetzt Preußen seiner Truppen bedarf, nicht etwa an
der Weichsel, sondern an der Spree. Wohlan, möge es sein; aber die
Schleswig-Holsteiner werden sich nicht unterwerfen! Dazu bedarf es aber
einer Armee und die holsteinische ist halb so stark als die dänische. Nach
den Berichten der Zeitungen erklärte die provisorische Regierung den
Ständen, daß vor einem Monate für die auszuhebenden Truppen von Preußen
Offiziere und Unteroffiziere versprochen seien. Dieselben sind noch nicht
angekommen. Aber, wird man sagen, die provisorische Regierung wird in der
Zwischenzeit der drei Monate rüsten können. Nein! Erstens soll sie abtreten;
zweitens soll die neue provisorische Regierung keine neuen Truppen bilden,
die alten aber entlassen. Es wird also den Schleswig-Holsteinern versagt
sein, was den Dänen erlaubt ist, sich zu einem neuen Kriege zu rüsten. Dies
Exempel, wie in Deutschland Einsetzungen provisorischer Regierungen
behandelt werden, wird der Nachachtung nicht verfehlen. Diese hier gegebene
Auffassung über die Motive der sonderbaren Waffenstillstandsbedingungen ist
vielleicht in diesem Augenblicke vereinzelt, sie wird bald allgemein werden,
sie wird wohl jedes Zweifels entbehren, wenn mit Sicherheit festgestellt
werden kann, daß ein preußischer Staatsmann erklärt, daß eine Bedingung des
Waffenstillstandes, daß in den drei Monaten keine neuen Gesetze gegeben
werden können, ihren Ursprung in der Furcht vor ultraliberalen Maßregeln
habe, und dies festzustellen werden wir bald im Stande sein.
[(Brem. Z.)]
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@facs | 0238 |
Apenrade, 13. Juli.
Von hier aus ist in Folge der Waffenstillstandsgerüchte die nachfolgende
Adresse nach Rendsburg abgesandt worden: „An die hohe provisorische
Regierung von Schleswig-Holstein. Das von den Zeitungen mit immer größerer
Bestimmtheit bestätigte Gerücht über einen von Preußen bereits ratificirten
Waffenstillstand, in Folge dessen unsere hohe provisorische Regierung
aufgelöst werden solle, hat die Bewohner hiesiger Stadt mit der größten
Bestürzung und Erbitterung erfüllt. In der Voraussetzung, daß jenes Gerücht
begründet, wenden sich die Endesunterzeichneten an die hohe provisorische
Regierung mit dem dringenden Verlangen, daß selbige, die ihr Mandat von der
schleswig-holsteinischen Volksvertretung erhalten und vom Bundestage
förmlich anerkannt worden, durch alle ihr zu Gebote stehenden Mittel und
namentlich durch einen Aufruf an Schleswig-Holstein und Deutschland sich
gegen den Gewaltstreich der Diplomatie in dem Besitz ihrer legitimen Rechte
erhalten und nur der physischen Macht weichen möge. Apenrade, den 13. Juli
1848. Ehrerbietigst (folgen die Unterschriften.)“
[(Schl.-H. Ztg.)]
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@facs | 0238 |
Prag, 12. Juli.
Folgende Bemerkungen eines Augenzeugen des in Prag aufgeführten und noch
nicht ausgespielten Drama's, dürften einiges Licht über die jetzigen
Zustände der böhmischen Hauptstadt verbreiten.
Vor dem Ausbruche des Blutbades zu Prag, war eine Deputation von Bürgern und
Kaufleuten bei Windischgrätz, um ihn zu bitten, das Kommando nicht
niederzulegen, und ihm ihre Anerkennung für sein strenges Walten zu zollen.
Eine zweite Deputation, bestehend aus Studenten und ebenfalls Bürgern und
Kaufleuten, bat Windischgrätz, seine kriegerischen Maßregeln einzustellen,
um die verschiedenen Gerüchte und die Aufregung im Volke zu beseitigen.
Windischgrätz folgte der ersten Deputation, die aus seinen Schranzen
bestand, und zwei Tage darauf donnerten die Kanonen, und die Brandfackel
leuchtete zur ‒ Ordnung.
Die erst bezeichnete Deputation sammt den gleich ruhig gesinnten
Nationalgarden und Bürgern, schloß sich beim Ausbruch der Revolution
herzinniglich dem Militär an und versah den Schergendienst, indem sie jeden
Studenten, dessen sie habhaft werden konnte, mit auf den Rücken gebundenen
Händen unter Hohngelächter dem Militär auslieferten, wo diese Opfer der
Feigheit und Verrätherei schändlich mißhandelt, und sogar einige zu Tode
gemartert wurden.
Prag wurde ein stilles, lebendiges Grab, und die Freunde Windischgrätz's
blieben consequent, weil sie es wußten; die liberale Partei, die
Barrikadenkämpfer und die Arbeiter ließen ihren Haß gegen diese Herren in
Wort und Miene durchblicken, und die Gänsehaut dieser Maulhelden schauert
vor der Zukunft, wo die Preß- und Redefreiheit, befreit von dem tödtenden
Einfluß der Bajonette, ihre Speichelleckereien und ihr Zopfthum an den
Pranger der Oeffentlichkeit stellen wird, und bietet nun alle Mittel auf,
sich dagegen zu verwahren. Die Verhaftungen dauern fort, und die
Finsterlinge schmieden das Eisen, weil es glüht. ‒ Aber nicht nur, um
consequent zu bleiben, nicht nur, um ihre seichte Ehre zu retten, sind die
ehrenwerthen Herren Bürger und Consorten gegen das Recht und die Wahrheit
wie ein Mann aufgestanden es war zugleich die Liebe zu sich selbst, die sie
dazu gezwungen. Die erwähnten Herren gehören sämmtlich
zur Prager Geldaristokratie, die noch immer den Proletarier als
Canaille und Giftspinne betrachtet, es sind Fabrikanten, die durch ihren
Starrsinn sich bereits vor längerer Zeit den Haß der Drucker erworben,
Kaufleute, die dem Drange der Zeit keine Opfer bringen wollen, und Bürger,
die in ihrem Hochmuth den Armen von jeher in den Staub getreten. ‒ Die
Canaille knirscht jetzt mit den Zähnen, und die Goldsäcke ersterben in
Demuth zu den Füßen des Despoten, der sie seines Schutzes versichert.
Es ist die Pflicht des Sicherheitsausschusses sich der Sache Prags mit um so
mehr Energie zu bemächtigen, als ihm Hindernisse in den Weg gesetzt werden.
Doch ist dies eine schwere Aufgabe; wenn sich der Sicherheitsausschuß, wie
er es muß, bei der Untersuchungskommission betheiligt, so wird er in Prag
von den Bewunderern Windischgrätz's empfangen, es wird von dieser Partei
Alles aufgeboten werden ihn hinter's Licht zu führen. Um diese Hindernisse
zu beseitigen, um trotz aller Lügen und Entstellungen der Sache auf den
Grund zu kommen, muß es sich die Kommission zur strengsten Aufgabe machen,
von Windischgrätz und Thun über die vermeintliche Verschwörung, welche ein
selbstständiges böhmisches Königreich (wofür Krone und Würden bereits
vertheilt sein sollen) zur Basis hatte, beweisführende Belege zu verlangen,
die Zahl der Gefangenen, die sehr bedeutend sein soll, genau zu ermitteln,
und auch diese über das Geschehene, ohne Beisein der Richter zu befragen;
die gegenseitigen unvorbereiteten Aufschlüsse dürften allein die Mysterien
des Schlosses zu Prag, wenn auch nur theilweise, erhellen.
[(A. Oestr. Z.)]
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@type | jArticle |
@facs | 0238 |
Prag, 12. Juli.
Bei Hawljcek's Verhaftung hat ein gewaltiger Formfehler Statt gefunden. Unser
Bürgermeister hat bekanntlich durch öffentlichen Anschlag kundgegeben, daß
er Hawljcek's Verhaftung erst 10 Stunden nach der Vollziehung derselben
erfuhr. Nun erklärt der Bruder des Verhafteten in den Národni nowiny, daß
auf dem Haftbefehle ausdrücklich stand, die Verhaftung geschehe im
Einverständniß mit dem Bürgermeister. Da diese aber nicht eingeholt wurde,
so ist die Verhaftung rechtlich ungiltig. Und dennoch verlautet über seine
Entlassung kein Wort. Möglich, daß die Petitionen der Wähler Hawljcek's an
den Reichstag einen kräftigeren Erfolg haben werden, als die Proteste der
Prager Presse. 250,000 Menschen bleiben durch Hawljcek's Haft ohne
Vertretung. In 5 Wahlbezirken erhielt er die Majorität; so lange er sich
jedoch nicht auf freiem Fuße befindet, kann er sich für keinen entscheiden,
und ihn von der Wählbarkeit völlig auszuschließen, wird den Behörden nicht
gelingen, weil seine Schuld nach der officiellen Erklärung in einem bloßen
erst zu beweisenden Preßvergehen und in keinem
infamirenden Verbrechen besteht. ‒ Den Nachrichten aus Wien sieht man mit
großer Spannung entgegen, da der Ministerwechsel auch in unseren Zuständen
tief eingreifende Veränderungen hervorrufen dürfte, besonders weckt die
Beschlagnahme der Papiere Pillersdorff's vielfache Vermuthungen, und selbst
auf den Sicherheitsausschuß sind Viele besser zu sprechen, seitdem er in der
Wahrung der Volksrechte nicht blos in der Hauptstadt mit größerem Ernste
vorgeht.
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@type | jArticle |
@facs | 0238 |
[*] Wien, 12. Juli.
In der heutigen vorbereitenden (dritten Sitzung des konstituirenden
Reichstages wurde die Verhandlung über eine provisorische Geschäftsordnung
fortgesetzt. Die Frage,
[0239]
ob den des Deutschen unkundigen
Deputirten, wie mehrere verlangten, die vorkommenden Anträge etc. übersetzt
werden sollten, kam abermals zur Diskussion. Man sprach sich indeß
überwiegend für die deutsche Sprache, als die bei der Diskussion allein zu
brauchende, aus. Mit der Diskussion des Geschäftsreglements ist man bald zu
Ende und nach § 2 desselben werden alsdann die Abtheilungen zur Prüfung der
Wahlen gebildet.
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@facs | 0239 |
Dalmatiner Gränze, 5. Juli.
Die Türken fahren fort, sich mit Eifer gegen die Montenegriner zu rüsten, und
zeigen keine Furcht vor denselben. Die Aushebung und Provisionirung wird mit
großer Thätigkeit betrieben. Die allgemeine Bewaffnung der Türken ist
angeordnet, theils um jeden Versuch einer Erhebung der Christen im Innern zu
ersticken, theils um gegen jeden Angriff von Außen bereit zu sein. Sie
besorgen, daß gleichzeitig mit einem Einfalle der Montenegriner in die
Herzegowina auch die Serben in Bosnien einfallen, hoffen aber, daß zugleich
auch die Türken in Albanien gegen Monteneri rücken.
Nach Einigen sollen die Türken eine Armee von 60,000, nach Andern von 100,000
Mann auf die Beine bringen, alle Pascha's und Anführer haben die
gemessensten Befehle, auf beständiger Huth zu sein.
Ein Originalschreiben aus Jassy vom 3. Abends meldet:
Die Russen sind diesen Nachmittag bis eine Stunde vor der Stadt vorgerückt.
Das Hauptquartier ist auf dem Gute des Fürsten Roßnovan zu Sticka. Man
erwartet sie morgen allhier. Der Fürst liegt an der Cholera schwer erkrankt
darnieder. Der Minister des Innern ist an der Cholera gestorben. Uebrigens
herrscht noch Ruhe in der Stadt.
[(Wien. Z.)]
Französische Republik.
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@facs | 0239 |
[*] Paris, 15. Juni.
Das Finanzcomité beschäftigte sich gestern mit dem Jules Favre'schen
Vorschlage, nach welchem das Privateigenthum der Familie Orleans für
Staatseigenthum erklärt werden soll. Der Antragsteller stützt sich darauf,
daß die Güterschenkung, welche Louis Philippe vor der Thronbesteigung an
seine Kinder machte, null und nichtig ist. Denn nach dem alten Prinzip
fallen alle Privatgüter eines Fürsten, so wie er den Thron besteigt, an die
Krone und werden Staatsdomänen. Die von Napoleon errichteten Privatdomänen
hätten 1830 keine Gültigkeit haben können. Louis Philippe, fuhr der
Antragsteller fort, hat durch die Schenkung an seine Kinder den Staat
absichtlich betrogen. Jener gerichtliche Akt muß heute aufgehoben werden ‒
von Rechtswegen. Das Gesetz von 1832 in Betreff der neuen Civilliste kann
hier nicht in Betracht kommen, da Louis Philippe später durch seine Fehler
und Verbrechen die Krone verloren. Hr. Thiers
übernimmt die Vertheidigung seines ehemaligen Herrn und Meisters. Er führt
sie mit derselben staatsmännischen Großthuerei, als er's im Jahr 1840
gewohnt war. Unter Anderem stellt er bezüglich des Civilliste-Gesetzes von
1882 den Grundsatz auf: „Wenn wir nicht die von unsern Vorgängern (der
früheren Deputirten- und Pairskammer) erlassenen Gesetze respektiren, so ist
unser ganzes Gesetzsystem in seinen Grundfesten erschüttert.“ Hr. Thiers
hätte blos noch hinzufügen müssen: „laßt uns schleunig Louis Philippe
wiederholen, damit das ganze Gesetz in Betreff der Civilliste wieder in
Ausübung gelangt, sonst bleibt unser Gesetzsystem tief erschüttert.“ Er
erklärt indeß am Schluß seiner Rede: er erkenne das Recht der Nationen, ihre
Regierungen ein- und abzusetzen nur wünscht er für den entthronten König die
Großmuth des Volkes anzurufen, die dem ehrlichen Louis Philippe alle
Privatgüter zurückgeben werde.
‒ Die Reforme schreibt über die zahllosen allarmirenden Lügengerüchte, mit
denen die herrschende Partei Paris überschwemmt, und die auch bereitwilligst
von der gesinnungstüchtigen und stets wohlunterrichteten deutschen Presse
aufgenommen werden: „Nie hat man eine ähnliche Wuth in Alarmgeschichten
gesehen. Ihre Verbreiter sind jene Menschen, welche lügen aus Parteigeist
und verläumden aus Unternehmungslust; jene kläglichen Gesellen, welche sich
einen Beruf daraus machen, den Haß der Sieger zu schüren und die Leiden der
Unterdrückten zu vergiften. Erst gestern hat eins der Organe der Reaktion
eine neue Insurrektion verkündet, deren Mittel so grausam gewesen, daß die
Verschworenen selbst vor ihrem Werk zurückgeschreckt wären. Es war die Rede
von Generalen, denen man auf der Straße auflauern sollte, um sie zu
ermorden; von jungen Mädchen, die aus ihren Pensionaten geraubt und auf die
Barrikaden gestellt werden sollten, ‒ nie hat die Phantasie eines Rasenden
wüthendere Ausgeburten erzeugt. Es bedurfte des Einschreitens der Behörden,
um die Bürger über die fabelhaften Auswüchse eines kranken Gehirns zu
beruhigen.
„Die Journale der Reaktion setzen mit solchen verächtlichen Nachrichten
fortwährend Paris und Frankreich in Unruhe. Es vergeht kein Tag, wo der
„Constitutionnel“ z. B. nicht wenigstens einen Mobilgardisten auf offener
Straße tödtet. Man besitzt sogar die Taxe aller dieser Heldenthaten: 50 Fr.
für einen Mobilen, 40 für einen Soldaten, 30 für einen Nationalen, 20 für
einen simpeln Stadtwächter. Das Erbärmlichste dabei aber ist, daß diese
Elenden mit ihren Alarmgerüchten nicht an den Patriotismus, sondern an die
Leidenschaft und Rache appelliren, gegen welche die Behörden die Bürger
selbst in Schutz nehmen müssen.“
‒ Die republikanische Garde hat heute zum erstenmal ihren Garnisondienst
angetreten. ‒ Mehrere Detachements derselben haben diesen Morgen auch
Linienposten wieder bezogen, so den an der Sparkasse, Rue Coq-Héron.
‒ Die Pariser Theater sollen nächsten Sonntag oder Montag wieder eröffnet
werden.
‒ Heute Mittag hat man fünf Artillerie-Munitionswagen, welche vierzig Fäßchen
scharfe Patronen enthielten, in die Höfe des Palais National einziehen
sehen.
‒ Mehrere Journale haben angezeigt, daß gestern ein Mobiler ermordet worden
sei. Das Wahre an dieser Geschichte besteht in Folgendem: „Ein Epicier von
der Nationalgarde kam im Zustand vollkommener Besoffenheit nach Hause, und
schoß im Vorzimmer des Magazins sein Gewahr ab. Die Kugel zerschlug bloß
zwei Confiture-Töpfchen; da aber fünfzig Schritt davon ein Posten der
Mobilen war, hat man in diesem trunkenen Streich einen Angriff auf die Garde
sehen wollen.
‒ De Genoude stellt sich in Lyon um als Repräsentant in der
National-Versammlung gewählt zu werden. Sein Konkurrent ist der Marschall
Bugeaud.
‒ Die französische Akademie hat 2 ihrer Mitglieder beauftragt, sich nach St.
Malo zu begeben, um dem Begräbniße Chateaubriand's beizuwohnen. Die
Mitglieder sind Amèpre und Victor Hugo.
‒ Die zwei polnischen Flüchtlinge, Andre Towianski und Ferdinand Gult sind
arretirt und ihre Papiere mit Beschlag belegt worden.
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@facs | 0239 |
[12] Paris, 15. Juli.
Wie sich die Journale gegenseitig Glück wünschen, daß der 14. Juli so ruhig
vorübergegangen! „Wir haben die Sache auf den Monat August verschoben,“
antwortet ihnen allenthalben das Volk. Was nun die Leute beunruhigt, das ist
gerade nicht das Hinausschieben der Sache, aber das „Wir,“ das man jetzt
einstimmig hört im Munde aller Arbeiter, der „guten“ sowohl wie der „bösen“
Arbeiter, die alle im gemeinsamen Gefühle ihres Druckes die Sache der
Ueberwundenen zu ihrer eignen Sache gemacht haben. Das Gefühl der
Klassen-Individualität tritt stärker als je hervor. Um dieses „Wir“ der
Arbeiter zu unterdrücken, glaubt man nichts Besseres thun zu können, als die
Redefreiheit zu unterdrücken. Worin thut sich die Redefreiheit am meisten
kund? In den Klubs! Dupin weiß es recht wohl; denn in der berühmten
Proklamation aller Klubs haben die Arbeiter, denen Herr Dupin den Franken
per Tag vorwarf, geantwortet, indem sie die 60,000 Fr. jährlichen Gehalts,
die Herr Dupin bezogen, analysirten, und nachwiesen, in wie weit sie, die
Arbeiter, zur Realisirung dieser Summe beitrügen. Herr Dupin nimmt jetzt
seine Revanche in den Bureaux der Kammer. Er dringt auf eine förmliche
Auflösung der Klubs. Als wahrer Staatsprokurator zeigt er, daß neben dem
Staate als Gesellschaft, keine andere Gesellschaft bestehen dürfe, und zum
Belege seiner Behauptung führt er Beispiele aus der römischen Republik an.
Mit Herrn Dupin geht Herr Thiers Arm in Arm. Was Dupin für die Redefreiheit
thun will, das hat Herr Thiers für die Preßfreiheit zu thun. Beide bleiben
ihren alten Antecedentien getreu. Und wie Thiers jetzt so frei auftreten
kann, als Vertheidiger der Septembergesetze! Mit Stolz bekennt er sich als
einer der vorzüglichsten Urheber von Gesetzen, deren Nothwendigkeit jetzt so
tief gefühlt werde. Für Herrn Thiers ist keine unbegränzte Preßfreiheit
möglich. Unter der Monarchie war es nicht erlaubt, sich Republikaner zu
nennen, wie kann es unter der Republik erlaubt sein, als Royalist
aufzutreten? Die Kaution der Journale hat zur trefflichen Folge, „die ernste
honette, aufgeklärte Presse zu begünstigen, und alle jene infamen
Erzeugnisse der Politik und Literatur zu ersticken.“ Also alle Journale, die
nicht 24,000 Fr. Kaution stellen können, geben nur infame Artikel; die
reiche Journalistik, die Bourgeois-Journale verbürgen allein die
Bourgeois-Ehrlichkeit. Und als der Constitutionnel in Folge einer
reißend-zunehmenden Desabonnementssucht, genöthigt war, die „infame“
sozialistische Literatur eines Eugene Sue im Feuilleton zu geben weil die
Abonnenten seine „ernste, honette und aufgeklärte“ Politik nicht mehr lesen
wollten, was hätte da Thiers angefangen, wenn ihm nicht die während seines
Ministeriums auf der Börse gewonnenen Millionen zu Diensten gestanden
hätten?
Die Herren Dupin und Faucher sind ebenfalls für die Kaution. Berryer u.
Duprat, letzterer Redakteu vom Peuple Constituant, sprechen sich gegen diese
Maßregel aus, indem sie nachweisen, daß mit der Aufhebung des Census für die
Macht die Kaution für die Journale ebenfalls aufhören müsse. Letztere
Meinung wird wahrscheinlich nicht durchgreifen in einer Kommission, wo Leute
wie Thiers, Dupin und Faucher wieder zu Macht und Anseh ngcelangen.
Besser als alle diese Gesetzentwürfe bekommt der hohen Finanz der
fortdauernde Belagerungszustand von Paris. Man muß nur sehen, wie
Rothschilds Journale für die Energie Cavaignac's nicht genug des Lobes
spenden können. „Nur fortgefahren rufen sie ihm zu! jedes voreilige Zutrauen
könnte uns verderblich werden!“ Wie die hohen Finanzbarone ihrerseits
koquettirten mit ihrer Geldnoth vor den Juniereignissen wo sie genöthigt
gewesen waren, ihre Bankaktien, diese feinsten aller Papiere, mit Verlust zu
verkaufen, um die Ehre ihres Hauses zu retten! Das ist jetzt ganz anders.
Wie die Aktien steigen, seit in den Straßen von Paris allenthalben der
Kriegsruf ertönt: Sentinelle, prenez garde à vous! Wie die 3 und
4prozentigen in die Höhe gehen, seit hinter jedem Staatsschuldscheine
Tausende von Bajonneten aufgepflanzt sind. Zwar gehn alle kleinern
Geschäftsleute, alle jene Bourgeois, welche die Insurrektion bekämpften, um
ihre bürgerlichen Illusionen zu retten, tagtäglich mehr zu Grunde.
Aber was liegt daran: dem Wechsel muß sein Recht verbleiben, der Staat muß
für seine Schulden stehen, die Börsenmänner müssen wieder aufkommen und
sollten 9/10 von Paris untergehn. Cavaignac ist da, und über seine Schulter
guckt der kleine Thiers hervor. Und der arme Marrast, der so paschaartig im
Stadthause paradirte, muß sich hinter Thiers aufstellen. Der Verein der
Republikaner, „des Vorabends,“ der im Palais National seine Sitzungen hielt
und nur aus Republikanern des National bestand, ist zerfallen unter sich.
„Die Leute von Einfluß,“ wie Marrast, Pagnerre und Marie, haben sich von ihm
losgesagt, und halten einstweilen ihre Zusammenkünfte im Institute, um sich
später mit dem Cirkel der Rue Poitiers, dem Cirkel des Herrn Thiers zu
vereinigen. Sie geben sich den Titel der „Conciliateurs,“ der Versöhner,
während sie im Grunde weiter nichts versöhnen, als ihre Bourgeois-Interessen
mit dem Verluste aller republikanischen Freiheiten.
„Paris, schreibt ein Korrespondent, ist wahrlich nicht heiter! Ich komme eben
nach Hause, und auf meinem Heimwege bin ich jeden Augenblick auf
Schildwachen gestoßen, die mir mit drohender Stimme zuriefen: „passez au
large“! d. h., da die Schildwachen auf beiden Seiten der Straße aufgepflanzt
sind, soll man recht acht haben, die Mittellinie beizubehalten, wenn man
nicht gewärtig sein will, eine Kugel durch die Brust oder den Rücken zu
erhalten!“ Wie das frivole Paris so düster ernst geworden ist.
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@type | jArticle |
@facs | 0239 |
Straßburg, 14. Juli.
In der heutigen Nr. des „Republicain Alsacien“ erlassen die hiesigen Arbeiter
folgende Erklärung:
„Die Gesellschft der Arbeiter hat eine Einladung erhalten um einer
öffentlichen Manifestation beizuwohnen: sie erklärt durch das Organ ihres
Büreaus, daß sie sich keiner Manifestation anschließen wird, bis die Urheber
dieses Festes erklärt haben, daß diese Manifestation
„demokratisch-socialistisch und republikanisch“, und eine Protestation gegen
jeden freiheitmordenden Versuch ist, sei es für die Vergangenheit, für die
Gegenwart oder Zukunft.“
Th. Hiller, Präsident.
K. Weißenbach, Vice-Präsident.
G. Cartier,
Spitzer, Arbulot, F. Wilhelm, Sekretarien.
Großbritannien.
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@type | jArticle |
@facs | 0239 |
[27] London, 15. Juli.
Das bekannte Parlamentsmitglied und Führer der Chartisten, Feargus O'Connor,
hat so eben folgenden Aufruf an die Irländer erlassen:
„Irländer, Landsleute!
Wie lange soll noch die Herrschaft des Schreckens in unserm unglücklichen
Lande andauern? Ist es nicht ein jammervoller Anblick, täglich irische
Patrioten durch den angelsächsischen Unterdrücker aus der menschlichen
Gesellschaft wegschleppen zu sehen? Und ist es nicht noch viel jammervoller,
daß sich das Gewinsel eines erblichen Führers (John O'Connell's) der
Wiedergeburt Irlands in den Weg stellt?
In England bringt der Unterdrücker sein Haus in Ordnung, um bald an ein
vorbedachtes Abschlachten des irischen Volkes gehen zu können. Die Männer
mit den Polizeiknütteln werden jetzt im Gebrauch des Säbels unterwiesen,
damit sie die Stelle jener Truppen versehen können, deren Gegenwart im
Hungerlande als nothwendig vorausgesehen wird. Zur selben Zeit verurtheilt
man Irländer zu 7jähriger Deportation, weil sie sich im Gebrauch derjenigen
Waffen geübt, mit deren Hülfe die Unterdrücker ihre Mißregierung
fortsetzen.
Landsleute! Die entsetzliche Politik, von der Leichtgläubigkeit eines
enthusiastischen Volkes zu leben, hat Irland in seine jetzige Lage gebracht.
Befreien kann es sich aus derselben nur, wenn die Mehrheit seiner Söhne, zur
Verfechtung ihrer Rechte fest entschlossen, sich eine solide Organisation
giebt. Was ich als Folgen der „Knebelungs-Bill“ voraussagte, ist Alles
eingetroffen.
[0240]
Im Beginn der Parlamentssession machte ich den
Tyrannen im Ministerium bemerklich, daß sie Kanada und Irland verlieren
würden. Ich habe seitdem keinen Grund gehabt, meine Ansicht zurückzunehmen.
Doch, wenn ich Euch, Landsleute, die Wahrheit sagen soll: Euer Mangel an
fester Vereinigung und an Muth macht mich feig. Ja, es ist die reine
Wahrheit, daß gegenwärtig das Gesetz so weit ausgedehnt werden kann, um
jeden Freiheitsfreund und Jeden, der kühn seine Meinung an den Tag legt, zu
vernichten. Gleichwohl und trotz aller Lästerungen der irischen
(O'Connell'schen) Partei bin ich jetzt, da der Angelsachse das Schwert
gezogen, augenblicklich bereit, jede Lücke auszufüllen, die von den Gesetzen
des Tyrannen in den Reihen meines Geburtslandes gemacht wird. . . . . Ich
darf wohl sagen, daß Tausende, ja Millionen fragen oder denken: was thut
Feargus O'Connor? Meine Antwort an Alle ist, daß ich jede Bewegung des
Feindes beobachte und daß ich, um nicht meine Kraft zu schwächen, mir durch
Schwachheit keine Blöße gebe. Landsleute!
Die
afrikanischen Schlächter mögen mit kaltem Blut die Heroen der
französischen Republik niedermetzeln: die Arbeit wird doch
siegen.
Diese Wüthriche erschossen 650 Gefangene kaltblütig und auf einmal. Andere
Tausende schlossen sie in Keller ein und füllten letztere mit Wasser, um die
Gefangenen zu ersäufen: allein die Sache der Arbeit
wird doch triumphiren.
In England hat man die gefangenen Chartisten für „schuldig“ erklärt, und nach
Zeugenaussagen, die nicht einmal zum Hängen eines Hundes hinreichend wären,
zur schrecklichsten Strafe verurtheilt. In Irland werden Eure besten Männer
aus Eurer Mitte gerissen und dies Alles geschieht in der Hoffnung gegen die
steigende Begeisterung rechtzeitig den Todesstreich zu führen. Diese
Hoffnung, sie wird fehlschlagen. Verlaßt Euch darauf, daß die Rache
vollbringen wird, was der Gerechtigkeit versagt wurde. Nicht blos in
Frankreich, auch in Irland, nimmt die Herrschaft der Tyrannei zu. In beiden
Ländern ist die Macht der Presse, um Gutes zu bewirken, fast gänzlich
vernichtet, während die feile und gemeine Presse zärtlich gepflegt und
gleich einer wüthenden Meute auf das Volk gehetzt wird.
Inmitten dieses Zustandes der Dinge, giebt es da keinen Weg, um in beiden
Ländern eine so gleichzeitige Agitation ins Werk zu setzen, daß die Macht
der Faktion gelähmt und das Volk mit Hoffnung erfüllt werde? Ich antworte:
Ja! und nächste Woche werde ich den Plan vorlegen, durch den die Arbeit, ohne einen Schlag zu thun, ihren Triumph
erringen kann.
Von der Ausdehnung, welche das jetzige Ministerium dem Spionirsystem gegeben,
könnt Ihr Euch keinen vollständigen Begriff machen; eben so wenig von den
Schlingen, die es den Unbedachtsamen hingelegt. Besitze ich nun gleich keine
geheimen Polizeigelder, so habe ich doch durch die Polizei und das Korps der
Ausspürer eben so gute Nachrichten, wie die Minister. Ich erlaube mir den
englischen Chartisten mitzutheilen, daß trotz des Durchgehens der
„Fremdenbill“ es gerade Fremde sind, welche dem Minister des Innern als
Werkzeuge dienen. Ich bitte sie deshalb im Namen der Gerechtigkeit und des
Chartismus, dem Feinde nicht den Gefallen zu thun, in die gelegten
Fallstricke hineinzugerathen.
Niemand wird auch nur einen Augenblick glauben, daß Mitchell noch lange
verbannt sein wird, oder daß Jones und seine
Schicksalsgenossen ihre zweijährige Gefangenschaft, die noch schlimmer als
Verbannung ist, werden erdulden müssen.
Ich versichere Euch, meinen Landsleuten, ich versichere den englischen
Chartisten, daß, wird mein Plan zur Organisation und Agitation befolgt, es
für irgend ein Ministerium unmöglich ist, die Unterdrückung beider Länder
fortzusetzen. Wird der Plan nicht ausgeführt, so muß der Schrecken das
hingenommene Loos der Leidenden sein. Wollte Gott, ich wäre in einer Lage,
meine Gefühle ohne Furcht vor den Folgen, welche das „Knebelungsgesetz“ über
meine Partei bringen würde, aussprechen zu können! Gleichwohl sage ich Euch,
sage ich Euren Unterdrückern, daß, wenn das Volk weise, muthvoll und
vereinigt auftritt, seinen gerechten Forderungen zu widerstehen unmöglich
ist; daß aber, wenn es thöricht, feig und vereinzelt handelt, nicht seine
Herrscher, sondern das Volk selbst die Schuld seines Elendes trägt.“
Ich verbleibe Euer treuer Freund und Landsmann
Feargus O'Connor.
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@type | jArticle |
@facs | 0240 |
[*] London, 15. Juli.
Im Unterhause lange Debatten über zweite Lesung einer
Bill wegen öffentlicher Arbeiten in Irland, die theils zu neuen Vorschüssen
Seitens der Regierung zur Vollendung angefangener Arbeiten ermächtigen soll,
theils Bestimmungen enthält, wie die verflossenes Jahr an Irland gemachten
Vorschüsse in Terminzahlungen zurückzuerstatten sind.
In einem leitenden Artikel über die Eröffnung des ungarischen Parlaments hebt
die „Times“ die schwierige Lage hervor, in denen sich gegenwärtig Ungarn
befindet. Zuletzt kommt das Journal auch auf das Einrücken der Russen in die
Moldau zu sprechen. „Dies wird mit Recht oder Unrecht (?!) als der erste
offene Schritt des Petersburger Kabinets zur Feststellung seines
Protektorats über die slavischen Länder an der Donau betrachtet werden. Da
jene Gebiete den untern Theil und die Mündung des prächtigen Flusses
beherrschen, der ganz Süddeutschland durchströmt und die ausgedehnten innern
Wasserwege Ungarns mit dem schwarzen Meere verbindet, so ist dies eine
Lebensfrage für ganz Deutschland in Verbindung mit den Ungarn. Wir sind
indeß zu glauben geneigt, daß, wenn Gen. Duhamel in die Moldau eingedrungen,
er jetzt nicht viel weiter vorrücken und die russische Politik sowohl an der
Donau wie anderwärts sich mehr von den Ereignissen, als einem
vorausbestimmten Angriffsplane leiten lassen wird.“
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@type | jArticle |
@facs | 0240 |
‒ London, 15. Juli.
Consols schließen zu 77 1/2, 5/8.
@xml:id | #ar048_036 |
@type | jArticle |
@facs | 0240 |
[*] Dublin, 13. Juli.
Immer mehr Verhaftungen. Gestern wurden solche wiederum an Magee und
Hollywood vollzogen, angeblich wegen seditiösen Reden in der Grafschaft
Wicklow. Magee ist einer der geschicktesten Männer unter den Jung-Irländern,
sei es als Redner, als Schriftsteller oder Organisationstalent. Hollywood
gehörte zu der Deputation, welche im März der provisorischen Regierung zu
Paris die bekannte Glückwunsch-Adresse überreichte. Beide sind jedoch heute
gegen Stellung von Bürgschaften einstweilen in Freiheit gesetzt. In Cork
ließ W. S. O'Brien am Dienstage sämmtliche konföderirte Klubs Revue
passiren. Alle waren militärisch organisirt und die Sache ging ohne Störung
vorüber. In der später erfolgten Anrede sagte O'Brien: „kann ich Duffy und
den Uebrigen, welche in die Kerker geschleppt sind, sagen, daß die Männer
von Cork bereit stehen?“ (lauter Ruf: Ja, ja; und auch die Weiber!) Er rathe
ihnen aber, sich zu keiner Uebereilung hinreißen zu lassen, sich eher einen
Zwang anzutthun; denn der Kampf für die Freiheit Irlands einmal begonnen,
müsse vom Sieg gekrönt werden; der Sieg müsse errungen werden, wenn nicht
Uebereilung ihn vereitele. Die Oranien-Männer des Nordens haben gestern den
Jahrestag der Schlacht am Boynefluß mit besonderm Eclat gefeiert.
@type | jAnnouncements |
@facs | 0240 |
Schiffahrts-Anzeige. Köln, 17. Juli 1848.
Angekommen: Kapt. van Alen von Dordt mit 1729 Ztr.;
Kapt. Coesen von Amsterdam mit 3951 Ztr.; Kapt. Jurrius von Amsterdam mit
4686 Ztr.;
In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich Wwe. Jak.
Schaaff; nach Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr Joh. Budberg; nach
Andernach und Neuwied M. Pera, A. Boecking; nach Koblenz und der Mosel und
Saar D. Schlägel; nach der Mosel, nach Trier und der Saar, N. Bayer; nach
Bingen Wb. Jonas; nach Mainz Val. Pfaff; nach dem Niedermain Fr. Gerling;
nach dem Mittel- und Obermain C. Hegewein; nach Heilbronn Fr. Schmidt; nach
Kannstadt und Stuttgart L. Hermanns; nach Worms und Mannheim W. C. Müller;
nach Antwerpen M. Lamers.
Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Singendonk, Köln Nr. 10.
Ferner: Nach
Amsterdam Kapt. Wilson, Köln Nr. 1.
Wasserstand.
Köln, am 17 Juli. Rheinhöhe 9′ 4″.
Der seit dem 17. Mai v. J. wieder eröffnete große Viehmarkt hierselbst hat
durch seine seitdem fortwährend gestiegene Frequenz den Beweis geliefert,
daß derselbe, sowohl in Rücksicht auf den eigenen Bedarf der Stadt Köln, als
auch auf die Lage der Letzteren im Mittelpunkte der Provinz, als ein
dringendes Bedürfniß angesehen werden muß. Wegen der Permanenz dieses
Marktes an jedem Montage des ganzen Jahres ist die Feststellung eines
besondern Termines zum Beginne der Waidviehmärkte nicht erforderlich; daher
die niederländischen Kaufleute zum Bezuge desselben mit Waidvieh unter dem
Bemerken hierdurch eingeladen werden, daß für alle Bequemlichkeiten des
Handelsstandes gesorgt ist.
Köln, den 12. Juli 1848
Das Ober-Bürgermeister-Amt.
Die Gläubiger des Falliments des in Köln wohnenden Weißgerbers Ign. Jos.
Eichholz werden hierdurch ersucht, sich zu dem im 3. Buche 1. Titel 8.
Kapitel des Handelsgesetzbuchs ausgedrückten Zwecke am 20. l. M., Vormittags
11 Uhr, im Lokale des königl. Handelsgerichts dahier zu versammeln.
Köln, den 16. Juli 1848.
Der provisor. Syndik, Schneider II, Advokat.
Gerichtlicher Verkauf.
Am Mittwoch, den 19. Juli 1848, Vormittags zehn Uhr, wird der Unterzeichnete
auf dem Apostelnmarkte zu Köln mehrere Sattlerwaaren, als: Koffer,
Hosenträger, Cigarren-Etuis etc., sodann eine Kommode dem Meist- und
Letztbietenden gegen baare Zahlung öffentlich verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher, Gassen.
Gerichtlicher Verkauf.
Am Mittwoch, den 19. Juli 1848, Morgens 9 Uhr, wird der Unterzeichnete auf
dem Markte in der Apostelnstraße zu Köln drei Oelgemälde in Goldrahmen, dem
Meist- und Letztbietenden gegen gleich baare Zahlung verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher Penningsfeld.
Gerichtlicher Verkauf.
Am Donnerstag, den 20. Juli 1848, Morgens 9 Uhr, wird der Unterzeichnete auf
dem Markte in der Apostelnstraße zu Köln, Hausmobilien aller Art dem Meist-
und Letztbietenden gegen gleich baare Zahlung verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher, Penningsfeld.
Aufruf an die Bürger Kölns.
Diejenigen Bürger Kölns, welche die Mahl- und Schlachtsteuer, die besonders
auf so ungerechte Weise auf die arbeitenden Klassen
lastet, aufgehoben wissen wollen, mögen sich vereinigen. Zu diesem Zwecke
liegen in nachbenannten Lokalen Listen zur Unterschrift offen:
Bei | Hrn. | Huthmacher, Martinstraße 31. |
Bei | Hrn. | Geuer, Rheingasse 25. |
Bei | Hrn. | Lölgen, Johannisstraße 2. |
Bei | Hrn. | Kreutzer, Weidengasse 11. |
Bei | Hrn. | Becker, Schildergasse 8 u. 10. |
Bei | Hrn. | Siemons, Mühlengasse 1. |
Bei | Hrn. | Kurth, große Sandkaul 34. |
Zum deutschen Reichsverweser.
Im neuen großen Schoppen, Große Neugasse Nro. 36.
Heute Abend frische Erbsen un sonstige der Saison angemessene Speisen und
schöne Weine bei Louis Kertell,
Köln, den 18. Juli 1848.
Mailust in Deutz.
Daß die Säle im Hause, woraus man die herrlichste Aussicht genießt, so weit
fertig sind, daß ich nunmehro meine verehrten Gäste auch bei ungünstiger
Witterung bewirthen kann, zeigt ergebenst an.
Joseph Kost.
Ein erfahrner Zuschneider, welcher deutsch, französisch und englisch spricht,
sucht eine Stelle. Die Expedition sagt wo.
Ein Schreiber sucht Beschäftigung, sei es auch für halbe Tage oder
stundenweise. Weingartengasse Nr. 6.
Apfelsinen, billig und schön. St. Agatha 25.
In der Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung ist zu haben:
Manifest der Contrerevolution.
Auszug aus Nr. 43 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Preis 1/2 Sgr.
Einladung zur Pränumeration auf die Neue politische
Ofner-Pesther Zeitung und
die damit verbundenen Gemeinnützigen Blätter für Belehrung und Unterhaltung.
Wöchentlich sechs Nummern. Pränumerationspreis für den Semester Juli-December
mit viermaliger Postversendung und Couvert 6 fl. C.-M. ‒ Man pränumerirt in
Ofen bei allen löbl. Postämtern.
Die neue politische Ofner-Pesther Zeitung mit den Gemeinnützigen Blättern,
unterstützt von vorzüglichen Kräften nah und fern, hat als Organ
entschiedenen Fortschrittes allseitige Anerkennung gefunden und erfreut sich
einer großen Verbreitung.
Der am 2. Juli beginnende ungarische Reichstag ‒ der erste, auf welchem das
ganze Land mit dem damit vereinigten Siebenbürgen durch selbst gewählte
Volksvertreter repräsentirt wird; ‒ die sich täglich wichtiger gestaltenden
kriegerischen Ereignisse in Ungarn und dessen Nachbarländern, sowie die
großen folgenreichen Begeben heiten im Auslande ‒ bieten Stoff zu den
gehaltreichste Mittheilungen, die wir schnell und authentisch liefer und die
unserer Zeitung im nächsten Semester noch größeres Interesse und höhern
Werth verleihen werden.
Anzeigen aller Art finden durch die Ofner-Pesther Zeitung eine Verbreitung
und wird die dreimal gespali tene Petitzeile bei 1maliger Einrückung mit 3
kr., be 3maliger Einrückung mit 8 kr. C.-M. berechnet.
Ofen, im Juni 1848.
Joseph Jànisch, Herausgeber und Redakteur.
Der Demokrat,
ein Zeitblatt, redigirt von Ferdinand Deyfried und August Silberstein,
und dessen schon im Titel ausgesprochene Tendenz wird mit Geist, mit Energie
und Konsequenz im Vereine mit den tüchtigsten Männern zu verfolgen gesucht.
Die Hauptaufgabe dieses Blattes ist, das Volk wach zu erhalten, es
anzuregen, über seine Rechte zu belehren, und in seinem Streben zu stützen
und zu befestigen. ‒ Daß es hiebei ein entschiedenes Oppositionsblatt gegen
alle Institute und Individuen sein muß, die eine entgegengesetzte Richtung
einschlagen, versteht sich von selbst. ‒
Die politischen Vorgänge der Neuzeit werden vollkommen berücksichtigt, ihre
Folgen, ihre Grundelemente beleuchtet, und so steht der „Demokrat“ als
Wächter und Wegweiser des Volkes in den neuesten politischen Vorgängen da,
hinzugesellt sich natürlich eine Mittheilung aller Ereignisse aus Fern und
Nah, so rasch als es be irgend einem Journale geschehen kann.
Eine eigene Rubrik „Zeitung der demokratischtn Vereine Deutschlands“ dient
den Demokraten unseres deutschen Gesammt-Vaterlandes zum Centralpunkt, indem
wir aller Resultate und Bestrebungen mittheilen und beleuchten.
Der Wiener Reichstag wird
eben so, täglich, vorzügliche Berücksichtigung finde und dieser so wie jeder
einzelne bemerkenswerthe Charakter desselben einer demokratischen Kritik
unterworfen werden.
Der Poesie gönnen wir im „Demokraten“ ebenfalls der Freiheit die Wege zu
bahnen, so wie wir in dem Maße der Kunst und Satire Aufmerksamkeit schenken,
als sie von Bedeutung für das sociale Leben wird.
Die Wiener Vorfälle, gewiß wichtig für die Gegenwart, werden aus eigener
Anschauung schnellstens mitgetheilt und durch fortwährende Aufzählung der
Verhandlungen der verschiedenen Ausschüsse, dem Publikum die Strebungen der
Residenz (in welchen sich ganz Oestreich centralisirt) an den Tag
gelegt.
Der „Demokrat'„ ein Organ der größten, gerechtesten Partei der Welt,
erscheint in elegantem Folio wie bisher täglich, mit Ausnahme der Sonntage.
Man pränumerirt in Wien in der Verlagshandlung des Leop. Sommer (vormals
Strauß) Dorotheergasse Nr. 1108 und in allen Buchhandlungen des In- und
Auslandes: Ganzjährig mit 12 Fl., halbjährig mit 6 Fl., vierteljährlich 3
Fl. C.-M. täglicher Postversendung ganzjährig 14 Fl., halbjährig 7 Fl.,
vierteljährig 3 Fl. 30 Kr. C.-M. ‒ Die Insertionsgebühr für den „Anzeiger
des Demokraten“ ist für die dreigespaltene Petitzeile für einmal 2, für
zweimal 3 und für dreimal 4 Kr C.-M. Wer die Insertionen der „Allgemeinen
Oestreichischen Zeitung“ und dem „Demokraten“ zugleich einschalten läßt,
bezahlt blos 5, 6 und 7 Kr. C.-M., mithin einen äußerst geringen Preis. Das
Beilegen eines Viertelbogens wird zu 1 Fl. 30 Kr. berechnet. Druck sammt
Papier 6 Fl. C.-M.
Wien im Juni.
Redaktion und Verlag.
Bei Wilh. Greven, Herzopstraße Nro. -1 in Köln, ist
so eben in Kommission erschienen: Der Criminalprozeß wider mich wegen Verleitung zum Cassetten-Diebstahl, oder: die
Anklage der moralischen Mitschuld.
Ein Tendenz-Prozeß von F. Lassalle.
I. Lieferung. Enthaltend: 1. Vorwort. 2. Den Anklage-Akt wider mich, nebst
Beschluß des rhein. Appell.-Gerichtshofes vom 12. Mai 1848. 3. Mein von
jener Entscheidung vom 12. Mai dem rhein. Appell.-Gerichtshofe eingereichtes
Memoire. (Auf Kosten des Verfassers). gr. 8. broch. Preis 5 Sgr.