Deutschland.
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[*] Bernkastel, 10. Juli.
Der rühmlichst bekannte Volksvertreter, Hr. Reichensperger I., hat sich
endlich auf mehrere von verschiedenen Seiten an ihn abgegangenen
Mißtrauensadressen zu der Erklärung bequemt, daß er sein Mandat niederlegen
wolle, wenn es von der Mehrheit seiner Wähler gewünscht werde. Von 81
Wahlmännern hatten bereits 61 (11 waren abwesend) diesen Wunsch gegen Hrn.
R. indirekt ausgesprochen.
Hr. R. hat seine Wahl der Empfehlung einiger Herren zu verdanken, welche ihn
als sehr liberal ausgegeben hatten und dieses jetzt sehr schwer büßen
müssen.
Ein Anhänger seiner Partei vertheidigt ihn in dem hiesigen Lokalblatte gegen
unsere Adresse mit der Behauptung: Hr. R. habe die Märzrevolution förmlich
anerkannt, wie aus dem stenographischen Berichte zu ersehen sei.
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[103] Berlin, 14. Juli.
Die gestern hier eingelaufene telegraphische Depesche, welche die Nachricht
überbrachte, daß Hr. Camphausen zum Minister-Präsidenten des „deutschen
Reichs in spe“ vom provisorischen Reichsverweser berufen sei und diese
Stelle auch angenommen habe, hat große Freude unter der hiesigen
preußisch-patriotischen Bevölkerung hervorgebracht. Sie hielten Preußens
Unabhängigkeit durch die Anerkennung des Reichsverwesers ohne Rettung
verloren.
Das deutsche Ministerium Camphausen, welches, wie man hier hofft, die
preußischen Interessen auf's Sorgsamste vertreten und auch wohl hinter dem
Rücken des Reichsverwesers mit dem Hof in Sansouci in geheimer
immerwährender Verbindung bleiben wird, scheint ganz geeignet, unsere
Preußenthümler zu versöhnen, und wenn ihnen die Parole von Potsdam zukommen
wird, werden sie sich nach und nach beruhigen.
Kaiser Nikolaus soll sich beharrlich weigern, mit der Centralgewalt in
Frankfurt in Verbindung zu treten. Er beharrt dabei, nach wie vor mit den
einzelnen deutschen Höfen zu unterhandeln.
Die Verhöre der in dem Zeughausprozesse vorgeladenen Zeugen ziehen sich sehr
in die Länge. Der Gerichtshof glaubte schon heute die Plaidoyers des
Staatsanwalts und der Vertheidiger anhören und das Urtheil über die vier
Angeklagten fällen zu können, das Ende ist jedoch noch nicht abzusehen, da
noch viele Zeugen zu vernehmen sind und im Laufe der Verhandlungen noch neue
Zeugenvernehmungen sich als nothwendig zeigen. So wird das Urtheil
frühestens morgen Abend, vielleicht erst Montag zu erwarten sein. ‒ Die
gestrige sowohl als die heutige Sitzung hatten wieder ein sehr zahlreiches
Publikum herbeigezogen. Es waren deßhalb auch die besten Vorsichts- und
Schutzmaßregeln getroffen worden.
Die hiesigen Stadtverordneten, welche beschlossen hatten, zwei Millionen
Kassenscheine zu kreiren, um die Stadt-Kassa aus ihrer großen Verlegenheit
zu ziehen, haben dazu die Genehmigung der kgl. Behörden nicht erhalten, da
die Stadtverordneten ausdrücklich verlangt hatten, daß diese Scheine in
allen königl. Kassen für voll angenommen werden sollten. Die städtische
Finanzdeputation ist nun schleunigst zusammenberufen, um über anderweitige
Maßregeln zur Beschaffung der Geldmittel für die Bedürfnisse der Kommune zu
beirathen.
Der von den Vorsitzenden der Verfassungs-Kommission in seinem am vergangenen
Dienstag mitgetheilten Bericht erwähnten Entwurf eines transitorischen Preßgesetzes ist nun veröffentlicht und entspricht
keinesfalls den gehegten Erwartungen.
Er enthält u. A. folgende Paragraphen:
§. 8. „Wer durch eine Druckschrift Jemand solcher Thatsachen beschuldigt,
welche von den Gesetzen mit gerichtlicher Strafe bedroht sind, oder ihn der
öffentlichen Verachtung aussetzen, wird auf den Antrag des Verläumdeten mit
Gefängnißstrafe von 3 Monaten bis 3 Jahren bestraft.“
§. 9. „Jede Beschuldigung einer strafbaren Handlung, deren Wahrheit nicht auf
der Stelle aus einem gerichtlichen Urtheile oder aus einer andern
vollgültigen Beweisurkunde nachgewiesen werden kann, wird für falsch
gehalten, es sei denn, daß der Angeschuldigte solche Beweismittel vorlegt,
welche die Einleitung einer gerichtlichen Untersuchung gegen die Kläger
begründen. In diesem Falle soll während der Untersuchung über diese
Thatsachen mit dem Verfahren über das Vergehen der Verläumdung eingehalten
werden. Wird aber die Wahrheit auf diese Art bewiesen, so ist der Urheber
straflos.“
§ 11 lautet: „Für den Inhalt der periodischen Blätter haftet zunächst der
verantwortliche Herausgeber.“
Gestern Abend kam es in der Friedrichsstraße, an der Kaserne des 24.
Regiments zu einem Konflikt zwischen Soldaten einerseits, und Bürgerwehr und
Volk andererseits. Der Streit soll dadurch entstanden sein, daß einer, der
vor der Kaserne versammelten Soldaten ein Mädchen beleidigte und verhöhnte,
wodurch alle Vorübergehenden veranlaßt wurden stehen zu bleiben. Die
versammelte Menge machte den Soldaten Vorwürfe, diese schimpften dagegen und
so entstand eine Schlägerei zwischen Volk und Soldaten. Ein Piquet
Bürgerwehr, welches herbeigerufen wurde, wollte die Streitenden und
Schlagenden auseinanderbringen und befahl den Soldaten sich zurückzuziehen.
Die Soldaten wollten sich aber nichts befehlen lassen und entrissen sogar
vier Bürgerwehrmännern die Gewehre und behaupteten das Feld. Mehrere
Offiziere standen dabei und sahen dem Treiben der Soldaten ruhig zu, ohne
ein Wort zu sagen. Die Soldaten brachten zwar später, nachdem sich Volk und
Bürgerwehr zurückgezogen, die entrissenen vier Gewehre zurück, es
verweigerte jedoch Einer die Annahme seines Gewehres und hat die
Untersuchung bei dem Kriegsministerium über diesen Vorfall beantragt.
Das diplomatische Korps ist aufgefordert worden, sich von jetzt an in allen
Angelegenheiten an den neu ernannten Unterstaatssekretär der auswärtigen
Angelegenheiten, Grafen v. Bülow, zu wenden. Er
scheint also der wirkliche Minister zu sein.
Hr. Hansemann scheint sich wieder einmal verrechnet zu haben. Er will eine
Zwangsanleihe ausschreibtn, die 15 Millionen einbringen soll und setzt diese
Anleihe auf 1/2 bis 2 pCt. von dem Vermögen, welches über 4000 Thlr. oder
dem jährlichen Einkommen, welches über 400 Thlr. beträgt, fest. Das
Einkommen soll wie ein zehnmal so großes Vermögen behandelt werden, so daß
ein Vermögen von 4000 Thlr. und ein Einkommen von 400 Thlr. den gleichen
Betrag steuert. Nimmt man an, daß im Durchschnitt 30 Thlr. auf Jeden kommen
werden, so sich müßten 500,000 Zwangsanleihepflichtigen finden, welche Zahl
keinesfalls herauskommen wird. Daher stehet zu erwarten, daß der große
Finanzminister trotz seiner projektirten Zwangsanleihe, ebenso schnell
wieder am Berge stehen wird, wie jetzt wo ihm Niemand etwas freiwillig
borgen will. Er hat nie das volle Zutrauen der Geldleute besessen, noch wird
er es je erhalten.
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[*] Berlin, 14. Juli.
Welche Richtung die altpreußische Reaktion jetzt mehr und mehr nimmt,
beweisen folgende zwei Inserate der Voss. Zeitung. Die Annoncen dieses
Blattes sind überhaupt das Depot der tollsten reaktionären Auswüchse der
Mark und Pommerns:
Preußen ist jetzt in Deutschland aufgegangen, und Deutschland ist durch die
Wahl eines noch im Dienst des Kaisers von Oestreich stehenden Unterthanen
zum unverantwortlichen Oberhaupt von Deutschland in Oestreich
aufgegangen.
Mit Deutschland ist aber auch Schlesien wieder in Oestreich aufgegangen, was
wohl die Veranlassung sein mag, daß dem neuen zeitigen Oberhaupte von
Deutschland auf seiner Reise nach Frankfurt in Breslau die größte Huldigung
geworden ist.
Was den Kaisern aus dem Hause Oestreich durch einen mit Wuth und Blut
geführten dreißigjährigen Krieg nicht gelungen ist, und was später Friedrich
der Große durch seine Siege verhinderte, hat jetzt die Nationalversammlung
in Fankfurt bewirkt: Deutschland ist eine östreichische Provinz! !
F. v. Bülow.
Berlin und Venedig.
Des Arbeitsmanns Strampelmeyer Gedanken in's
Hochdeutsche übersetzt.
Als Venedig aufgehört hatte, Hauptstadt der Republik gleiches Namens zu sein,
und Provinzialstadt im Königreich Italien geworden war, verfiel es bald so
sehr und verlor einen so bedeutenden Theil seiner Einwohner, daß die Häuser
werthlos und die herrlichsten Paläste abgerissen wurden, um die Materialien
zu verkaufen, und weil Niemand die Unterhaltungskosten bezahlen wollte.
Da nun Berlin eine Provinzialstadt geworden, seitdem Preußen so glücklich in
Deutschland aufgegangen, in Frankfurt eine Bundes-Exekutiv-Gewalt
erschaffen, von dort aus regiert, hier aber gehorcht wird, die fremden
Gesandten nicht mehr zu uns, sondern nach Frankfurt kommen, so wisset Ihr
nun an dem Beispiel Venedigs, was Eure Häuser werth sind. Habt Ihr denn noch
nicht genug an den Ereignissen der letzten Monate? Sonst zogen alljährlich
14- bis 17,000 Menschen nach Berlin zu; in den verwichenen 3 Monaten
hingegen 40,000 ab, und zwar lauter Wohlhabende. O Ihr sonst so superklugen
Berliner, wie könnt Ihr Euch von den Republikanern so zum Besten haben
lassen, für sie die Kartoffeln aus dem Feuer holen, und das Aufgehen in
Deutschland gut heißen, wovon die nächste Folge Anarchie und Republik ist.
Deren bedürfen sie allerdings: Ihr aber Brod für Euch, Euere Frauen und
Kinder. Stockt nicht etwa jeder gewerbliche Betrieb schon jetzt recht sehr;
sind die Häuser in Berlin zu irgend einem Preise verkäuflich; wird die
jetzige Generation es wohl erleben, daß jemals wieder ein neues Haus in
Berlin gebaut wird?
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Berlin.
In dem bewaffneten Handwerkerkorps sind Zwistigkeiten ausgebrochen, welche
die Auflösung dieses Korps noch früher veranlassen könnten, als es bei einer
allgemeinen Auflösung der fliegenden Korps geschehen sein würde. Die 8.
Kompagnie des Handwerkerkorps hat deßhalb gestern das 4. Bataillon der
Bürgerwehr ersucht, dasselbe in ihre Mitte als 6. Kompagnie aufzunehmen. Das
4. Bataillon hat dieses Anerbieten einstimmig angenommen und erwartet vom
Kommando die Bestätigung.
‒ Die Direktoren Diesterweg und Kapp aus Hamm, welche mit Reorganisation des
Schulwesens vom Ministerium Schwerin beauftragt wurden, haben statt der
bereits von der Verfassungskommission aufgenommenen unzeitgemäßen
Bestimmungen die folgenden für die Berathung der Vereinbarungs-Versammlung
in Vorschlag gebracht:
„§. 1. Der Staat gewährleistet dem Kinde jedes Preußen den zur allgemeinen
Menschen-, Bürger- und Nationalbildung erforderlichen Unterricht.
§. 2. Dieser Unterricht (der Volksschulunterricht) wird auf Staatskosten
ertheilt.
§. 3. Er ist, mit Ausschluß des kirchlichen Religionsunterrichts, allen
Konfessionen gemeinschaftlich.
§. 4. Jeder kann Unterricht ertheilen und Unterrichts-Anstalten errichten,
welcher die gesetzlichen Bestimmungen, an welche diese Berechtigung geknüpft
ist, erfüllt.
§. 5. Die Bildung der Volksschullehrer in denselben Anstalten, ohne Rücksicht
auf ihr religiöses Bekenntniß, übernimmt gleichfalls der Staat, ihre
Anstellung erfolgt unter Mitwirkung der bürgerlichen Gemeinden.
§. 6. Dieselben nehmen an der Verwaltung der Schulen Antheil; die innern
Angelegenheiten werden von sachkundigen Schulmännern im Auftrag des Staates
geleitet, welcher älle öffentlichen Erziehungs- und Unterrichts-Anstalten
überwacht, ohne irgend eine Ausnahme.
§. 7. Die vorstehenden Bestimmungen über den allgemeinen Unterricht werden
durch besondere Gesetze geregelt, die sich zugleich über die höhern Stufen
des Unterrichts erstrecken, die Gesetzentwürfe werden den mit Zuziehung von
Laien in Schulsynoden zu versammelnden Lehrern oder deren Abgeordneten zur
Begutachtung vorgelegt.“
Es ist jetzt hier eine Kommission zusammengetreten, welche außer den beiden
oben Genannten aus 20 Abgeordneten unserer National-Versammlung, sämmtlich
Schulmännern, besteht. Diese Kommission beschäftigt sich damit, neuerdings
Paragraphen zu formuliren, welche als Amendements zu den betreffenden
Vorschlägen der Verfassungs-Kommission dienen werden.
[(B. Z.-H.)]
‒ Daß Erkenntniß gegen die bei Preisgebung des Zeughauses betheiligten
Offiziere soll nach einem in der Stadt umlaufenden jedoch unverbürgten
Gerüchte dahin ausgefallen sein, daß der am meisten kompromittirte Lieut.
Techow mit lebenslängliger, der Hauptmann v. Natzmer mit 10jähriger und der
Lieutenant des Letzteren mit 5jähriger Festungsstrafe belegt worden ist.
[(N. Z.)]
‒ Eine königliche Botschaft vom 10. Juli bringt den Gesetz-Entwurf wegen
Ausschreibung einer Zwangsanleihe. Die freiwilligen 5prozentige Anleihe wird
mit dem 10. August d. J. geschlossen. Insoweit dieselbe den Betrag von 15
Mill. nicht erreicht, wird eine 31/2procentige Zwangsanleihe eröffnet.
Hierzu haben alle Staatsangehörige beizutragen, welche ein Vermögen von
mindestens 4000 Thlr. besitzen; doch werden ihnen die Beiträge zur
freiwilligen Anleihe auf ihren Antheil zur Zwangsanleihe in Abrechnung
gebracht. Der Beitrag bestimmt sich bei einem Vermögen bis 8000 Thaler auf
5/10 pCt. als niedrigsten Satz, über 40,000 bis 60,000 Thaler geben 1 pCt.,
350,000 bis 400,000 Thaler 19/10 pCt., über 400,000 Thaler 2 pCt. als
höchsten Satz; dazwischen liegen noch vielfache Abstufungen. Zum Vermögen
gehört auch der zehnfache Betrag des jährlichens Einkommens aus Besoldung,
Pension und Gewerbe. Außer Ansatz bleiben nur Mobilar und das im Ausland
liegende Grundeigenthum; Schulden werden abgerechnet, so wie
Betriebsausgaben und die von Schulden zu zahlenden Zinsen, nicht aber
Hausstandskosten. Die Einzahlung der Anleihe ist am 1. Okt., 1. Nov., 1.
Dezember 1848, worüber auf den Inhaber lautende Obligationen ausgefertigt
werden, welche mit den Staatsschuldscheinen gleiche Rechte haben. Die
Abtragung der Zwangsanleihe erfolgt vom 1. Jan. 1850 mit jährlich 11/2 pCt.
vom Gesammtbetrage durch Ankauf oder Verloosung. Die Grundlage der
Anleihe-Vertheilung bildet die Selbstangabe der zum Beitrag Verpflichteten.
Kreis- und Stadt-Kommissionen prüfen die Angaben, gegen ihre Entscheidungen
kann an die Bezirkskommission rekurrirt werden. Diese Bezirkskommissionen
werden von den, nach dem Gesetz vom 8. April gewählten Wahlmännern erwählt.
‒ Eine dem Entwurf anliegende Berechnung des wahrscheinlichen Ertrags der
Zwangsanleihe, vertheilt 11 Millionen auf die klassensteuerpflichtigen
Einwohner, 2 Millionen auf die Einwohner der mahl- und
schlachtsteuerpflichtigen Städte, und 1,300,000 Thaler werden von den bisher
von der Klassensteuer eximirt gewesenen Personen erwartet. Summa 15
Millionen.
‒ Gesetzentwurf wegen Aufhebung der bisherigen Classensteuerbefreiungen. Art.
1. „Die nach dem Klassensteuergesetz vom 30. Mai 1820 für Standesherren,
Geistliche und Schullehrer, für Offiziere des stehenden Heeres und der
Landwehr, die nicht mobil gemacht sind, und für Militärbeamte bisher
bestandenen Befreiungen von der Klassensteuer werden hiermit vom 1. August
d. J: ab aufgehoben.“ Art. 2. „Der Finanzminister ist mit der Ausführung
dieses Gesetzes beauftragt.“ Die beigefügten Motive berechnen, daß aus
diesem Gesetz der Staatskasse eine Einnahme von 230,000 Thlr. erwachsen
dürfte.
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@facs | 0233 |
[**] Posen.
Noch immer kommen uns Nachträge über die Posener Vorgänge zu. Wir geben heute
die beiden folgenden:
Die Frau Gutsbesitzer Szuman in Allhütte im Großherzogthum Posen erhielt
folgendes wortgetreu wiedergegebene Schreiben:
Madame!
Bereits sind hier mehrfache Klagen über Ihr Thun und Treiben
eingegangen, auf welche ich es damit bewenden ließ, Ihnen eine Ermahnung
durch den Premier-Lieutenant v. Dirwitz zukommen zu lassen. Nachdem Sie sich
aber erdreistet haben, Drohungen gegen Einwohner von Allhütte auszustoßen,
erkläre ich Ihnen hiermit, daß wenn noch ein einziges Mal eine Klage über
Ihr Betragen in politischer Beziehung hier einläuft, ich Sie sofort
arretiren und einsperren lassen werde, um Sie
wenigstens für einige Zeit unschädlich zu machen.
K. G. Czarnikau, den 22. April 1848.
v. Griesheim, Major und Bataillons-Kommandeur.
Das Verbrechen der Frau Szuman hatte darin bestanden, daß dieselbe zur Zeit,
als die Deputirten aus dem Großherzogthume Posen mit polnischen Cocarden vor
dem Könige in Berlin standen, eine roth und weiße Fahne auf ihrem Hause
befestigt hatte, und es demnächst nicht gestatten wollte, daß die durch den
Landrath dazu aufgehetzten deutschen Einwohner von Althütte diese Fahne
herunterrissen.
Am 7. April kam der interimistische Landrath des Gnesner Kreises
Regierungsassessor Schliep in Begleitung des Bürgermeisters und Hauptmanns
in der Landwehr Gutzmann aus Klecko und 25 Husaren nach Polskawies bei
Klecko und ergriffen den Ackerwirth Ostrowicki, welcher beschuldigt worden
war, den Adler von der Wohnung des Schulzen abgenommen zu haben. Wiewohl
Ostrowicki die Anschul-
[0234]
digung leugnete, wurde dennoch ohne
sich auf eine Untersuchung der Richtigkeit derselben einzulassen, ein Bund
Stroh auf die
Landstraße gelegt, und
während der Regierungsassessor Schliep den Ostrowicki am
Kopfe und Hauptmann Gutzmann an den Füßen hielten, wurden demselben
von den Husaren auf Anordnung des Schliep 25 Kantschuhhiebe verabreicht.
Ostrowicki ist ein Familienvater von 60 Jahren, der Besitzer einer
Bauernwirthschaft und ein Mann von unbescholtenem Lebenswandel
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@type | jArticle |
@facs | 0234 |
[*] Posen, 12. Juli.
Es wird hier bald eine abermalige Dislocirung von Truppen nothwendig werden.
Denn die Spannung zwischen dem 8. Infanterie- und andererseits dem 18. u. 7.
Regiment steigt mit jedem Tage höher. Die Bekanntmachung des Generals von
Brüneck gegen Bildung neuer politischen Vereine, macht wiederum böses Blut.
Wir kommen aus den Maßregeln des Despotismus nicht heraus. In Rawicz
versuchten die Gefangenen der dortigen Strafanstalt, etwa 600 an der Zahl,
durchzubrechen. Dem Militär gelang es mit einiger Mühe, und nachdem Einer
der Anführer erschossen war, der Revolte ein Ende zu machen.
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@type | jArticle |
@facs | 0234 |
[4] Frankfurt, 13. Juli.
Die Reichsverwesung hat begonnen. Er hat seinen Einzug gehalten, der
Reichsvermoderer, Johannes Habsburg, der gesagt haben soll: „Kein Oestreich, kein Preußen etc.,“ der aber wirklich
gesagt hat, „warum schießt man die Canaille nicht mit Kartätschen zusammen?“
als sie nemlich vor einiger Zeit zu Grätz etwas widerspenstig zu sein, so
frei war. Ich muß übrigens gestehen, die Wahl, die man getroffen hat, ist
plastisch, sie ist symbolisch, denn Johannes Habsburg ist in allen Merkmalen
seiner persönlichen Erscheinung, mit seinen 70. Lebensjahren, seinem
Glatzkopf, mit seinem abgestorbenen, erdfahlen Antlitz, auf dem die
gutmüthige passive Grausamkeit eines „Koaser Franzl“ neben der
merovingischen Lenksamkeit sich gelagert, mit seiner abgemergelten in sich
selbst zusammensinkenden Körpergestalt, an welcher die östreichische Livree
herunterschlottert; dieser alte, halb todte Reichsverweser, sage ich, ist
das leibhaftige Bild der Nationalversammlung deutscher Hofräthe, die
wandelnde Statue jener altersschwachen, zeugungsunfähigen Politik der
Hinfälligkeit und des Marasmus, welche vorwärts getrieben wird von der
Erwartung des Volkes, daß etwas geschehe, und zurückgehalten von der Scheu
etwas zu thun, welche „Volksrechte“ gründen, Volksinteressen wahren soll,
und Privilegien nicht antasten will, welche Neues schaffen soll und das Alte
nicht anzutasten wagt, welche revolutionär ist ihrem Ursprung nach und
reaktionär in ihrem Wirken, und eben deshalb nur todtgeborne Kinder zur Welt
bringen kann, oder kahlköpfige Greise.
In welchem Zusammenhange übrigens mit dem Volke diese Leute, die einen unverantwortlichen Reichsverweser wählen, und alle ihre Schöpfungen stehen, das konnten „Se.
kaiserl. Hoh. der Herr Erzherzog Reichsverweser“ während allerhöchst Ihres
Einzuges aus sehr deutlichen Zeichen entnehmen. Zwar die Frankfurter
Philister und Metalliquesmänner brüllten sich die Kehlen heiser mit ihren
Hochs auf den Vorläufer des Kaisers, aber das Volk empfing ihn mit dem Rufe,
„es lebe Hecker, es lebe die Republik,“ also daß sich der Hr. Erzherzog
Johann sichtlich entfärbte.
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@facs | 0234 |
Frankfurt, 15. Juli.
Die Frankfurter Ober-Postamtszeitung scheint das offizielle Organ der neuen
Reichsverweserschaft geworden zu sein. Sie enthält unter der stolzen
Ueberschrift: Amtlicher Theil, folgende Proklamation
Johann's:
An das deutsche Volk.
Deutsche! Eure in Frankfurt versammelten Vertreter haben mich zum deutschen
Reichsverweser erwählt.
Unter dem Zurufe des Vertrauens, unter den Grüßen voll Herzlichkeit, die mich
überall empfingen und die mich rührten, übernahm ich die Leitung der
provisorischen Centralgewalt für unser Vaterland.
Deutsche! Nach Jahren des Druckes wird Euch die Freiheit voll und unverkürzt.
Ihr verdient sie, denn Ihr habt sie muthig und beharrlich erstrebt. Sie wird
Euch nimmer entzogen, denn Ihr werdet wissen sie zu wahren.
Eure Vertreter werden das Verfassungswerk für Deutschland vollenden. Erwartet
es mit Vertrauen. Der Bau will mit Ernst, mit Besonnenheit, mit ächter
Vaterlandsliebe geführt werden. Dann aber wird er dauern, fest wie Eure
Berge.
Deutsche! Unser Vaterland hat ernste Prüfungen zu bestehen. Sie werden
überwunden werden. Eure Straßen, Eure Ströme werden sich wieder beleben,
Euer Fleiß wird Arbeit finden, Euer Wohlstand wird sich heben, wenn Ihr
vertrauet Euern Vertretern, wenn Ihr mir vertrauet, den Ihr gewählt, um mit
Euch Deutschland einig, frei und mächtig zu machen.
Aber vergeßt nicht, daß die Freiheit nur unter dem Schirme der Ordnung und
Gesetzlichkeit wurzelt. Wirkt mit mir dahin, daß diese zurückkehren, wo sie
gestört wurden. Dem verbrecherischen Treiben und der Zügellosigkeit werde
ich mit dem vollen Gewichte der Gesetze entgegentreten. Der deutsche Bürger
muß geschützt seyn gegen jede strafbare That.
Deutsche! Laßt mich hoffen, daß sich Deutschland eines ungestörten Friedens
erfreuen werde. Ihn zu erhalten ist meine heiligste Pflicht.
Sollte aber die deutsche Ehre, das deutsche Recht gefährdet werden, dann wird
das tapfere Deutsche Heer für das Vaterland zu kämpfen und zu siegen
wissen.
Frankfurt a. M,, den 15. Juli 1848.
Der Reichsverweser Erzherzog Johann.
Die Reichsminister Schmerling. Peucker. Heckscher.
Es folgt sodann ein halbamtlicher Artikel über das neue Ministerium, die
Abreise Johann's nach Wien, Camphausen u. dgl. Wir entnehmen daraus folgende
Stellen:
Der Reichsverweser hat vorläufig drei Minister ernannt. Herr v. Schmerling,
Minister des Innern, wird zugleich die auswärtigen Angelegenheiten versehen.
General Peucker, der bisherige preußische Bevollmächtigte bei der
Militärkommission, hat das Kriegsministerium angenommen. Herr Heckscher,
Justizminister, wird dem Reichsverweser sogleich bei dessen letzter kurzer
Erscheinung in Wien als verantwortlicher Begleiter zur Seite stehen. Wir
haben also, ‒ zwar kein vollständiges Ministerium, ‒ aber eine
verantwortliche Behörde, welche die Lücke, die durch die Auflösung des
Bundestags augenblicklich entstanden war, ausfüllt. Die erste Maßregel,
welche die neuernannten Minister zu vertreten haben, ist die nochmalige
Rückkehr des Reichsverwesers nach Wien. Die Rücksichten auf Preußen haben in
Herrn Camphausen nicht den gewünschten oder erwarteten Ausdruck gefunden. Er
hat abgelehnt und nach den Aeußerungen, welche man von ihm vernimmt, war
diese Entscheidung von seiner Seite ebenso nothwendig als ehrenwerth. Denn
nur ein unbedingtes und entschlossenes Vertrauen zur deutschen Sache kann
uns die von einzelnen Staaten empfohlenen Mitglieder des Reichsministeriums
willkommen machen. Solche Minister werden in der Majorität der
Nationalversammlung und in der Nation selbst eine kräftige Unterstützung
finden.
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@facs | 0234 |
Frankfurt, 15. Juli.
In der gestrigen Sitzung der National-Versammlung wurden nach Abmachung der
hannoverschen Angelegenheit zwei andere Anträge von Simon von Trier und
Nauwerck die Erklärungen des preußischen Ministeriums in Betreff der Wahl
des Reichsverwesers anlangend, durch Mehrheitsbeschluß als nicht dringend
erachtet. Ein Antrag von Eisenstuck, Günther und Mammen, die
Zollverhältnisse betreffend, wurde von Eisenstuck begründet, welcher die
Zuweisung desselben an den volkswirthschaftlichen Ausschuß bevorwortet, und
zwar mit dem Auftrage an denselben, die Berichterstattung dergestalt zu
beschleunigen, daß in 14 Tagen darüber Berathung statt finden kann. Die
Versammlung beschloß, den Antrag „zur schleunigen Erledigung“ an den
volkswirthschaftlichen Ausschuß zu verweisen. Hierauf wurde die Berathung
über den Bericht des östreichischen Geldausfuhrverbots eröffnet.
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@type | jArticle |
@facs | 0234 |
[*] Frankfurt, 15. Juli.
Sitzung der Nationalversammlung. Gagern lies't die
Proklamation des Reichsverwesers vor und macht die Versammlung mit den Namen
der neuen Minister bekannt. Die Namen der Minister (s. oben) wurden mit
tiefem Stillschweigen empfangen. Heckscher, der Justizminister, kündigt an,
daß der Reichsverweser noch einmal auf kurze Zeit nach Wien zurückkehren
müsse; er werde ihn begleiten. Heckscher und Schmerling erklären, sie würden
vor Allem Ruhe im Innern aufrechterhalten.
Wedenmann, Berichterstatter des Gesetzgebungsausschusses, stattet Bericht
über zahllose Petitionen wegen Amnestie ab, spricht sich gegen deren
Bewilligung aus, und hält auch die Versammlung nicht für kompetent.
M. Mohl stattet einen Bericht ab, bei dem man rief: „Wir kennen Ihren Bericht
auswendig.“
Tagesordnung: Ausschußbericht über die Wehrverfassung. Der Präsident will die
Debatte für geschlossen erklären; viele Redner sprechen dagegen, und die
Fortsetzung wird beschlossen.
Vogt verlangt, der Kriegsminister solle herbeigeschafft werden, was
angenommen wird. Auerswald spricht über die Nothwendigkeit der Vermehrung
der stehenden Heere. Gagern zeigt an, der Kriegsminister sei nicht
aufzufinden. Reh von Darmstadt spricht ebenfalls für Vermehrung des
stehenden Heeres, desgleichen Radowitz und Stavenhagen. Gegen Vermehrung des
Heers und für Ausdehnung der Volksbewaffnung sprachen Hagen, Vischer und
Leue.
Nach längerer Debatte wird durch namentliche Abstimmung beschlossen, die
Ausschußberichte an die Centralgewalt zu überweisen und die beantragte
Vermehrung des deutschen Heeres zur Stärke von 2 Prozent der jetzigen
Bevölkerung in Ausführung zu bringen.
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@facs | 0234 |
München, 8. Juli.
Den hiesigen Offizieren ist gestern durch ihre Regimentschefs der Wille des
Konigs bekannt gegeben worden, daß sich dieselben des Antheils an
politischen Versammlungen und Klubs zu enthalten haben. Ein Gleiches soll
den Beamten und und Accesisten mitgetheilt werden. So gehen die Verheißungen
vom 6. März in Erfüllung!
[(D. const. Z.)]
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@type | jArticle |
@facs | 0234 |
[*] Nürnberg, 13. Juli.
In dem Städtchen Schwabach hat das Volk durch einen Sturm auf das
Landgerichtsgebäude und Rathhaus die Befreiung des wegen Preßvergehen
verhafteten Redakteurs der „Freien Volkszeitung“ bewirkt. Der benachbarte
Publizist, welcher Nürnberg wegen seiner loyalen Umgebungen zum Sitz der
Nationalversammlung vorschlug, wird sich also nach einem andern Ort umsehen
müssen.
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@facs | 0234 |
Osnabrück, 13. Juli.
Das „Tageblatt“ faßt ganz einfach die Möglichkeit einer Ausführung der
königlichen Drohung ins Auge und giebt die einzige Antwort, die man für ein
so entschieden unkonstitutionelles Auftreten haben kann. Es sagt: „Würde die
ausgesprochene Drohung ausgeführt, so geht unsere Ansicht dahin: das
hannoversche Volk setze dem Allerhöchsten Willen Sr. Maj. keinen Widerstand
entgegen, begleite vielmehr die Reise mit den heißesten Segenswünschen und
übertrage sofort die Regierungsgewalt dem Reichsverweser und seinen dem
Parlament verantwortlichen Ministern. Es werden durch diesen Schritt die
Kosten einer doppelten, durchaus unnöthigen Regierung gespart, und es wird
zur Begründung der festeste Grundstein gelegt, indem der Widerspruch der
einzelnen Regierungen gegenüber der Gesammtregierung des deutschen
souveränen Volkes in dieser einfachen Verschmelzung seine naturgemäße Lösung
findet.“
[(Brem. Z.)]
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@type | jArticle |
@facs | 0234 |
Wien, 10. Juli.
Nachdem mehr als die Hälfte der Deputirten zum konstituirenden Reichstag sich
bereits in Wien eingefunden und gemeldet hatten, wurde vom Ministerium der
heutige Tag zum ersten Zusammentritt im Reichstagssaale anberaumt. Die
äußerste Rechte füllte sich mit galizischen Deputirten im Bauernkostüme;
eine nachfolgende Abtheilung von Bänken blieb leer; dann folgte eine zweite
Fraktion Galizier. Die Mitte war gleichfalls spärlich besetzt; desto mehr
aber wurde die äußerste Linke und die daranstoßenden Abtheilungen überfüllt.
Unter ihnen gewahrte man Fischhof, A. Bach, Violand, Füster, Schwarzer,
Goldmark, Purtscher, Smrecker, mehrere Galizier und Geistliche.
Der provisorische Ministerpräsident, Baron Dobblhof, eröffnete die
Versammlung mit einer kurzen Anrede, worin er auf den Zweck der heutigen
Zusammenkunft verwies, welchen er in der Wahl eines provisorischen
Alterspräsidenten, zweier Vicepräsidenten und 6 Schriftführern
bezeichnete.
Zum Alterspräsidenten wurden Dr. Kudler, und zum Vicepräsidenten Dr.
Mannheimer, israelitischer Prediger, erwählt. Ein Antrag, für die
galizischen Deputirten einen Dollmetsch zu bestellen, wurde abgelehnt und
die deutsche Sprache als Parlamentssprache vertheidigt. Es ergab sich bei
Zählung der Abgeordneten, daß die beschlußfähige Majorität nicht vorhanden
war. Die vorberathende Sitzung wurde auf morgen 10 Uhr Früh vertagt.
[(A. Oestr. Z.)]
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@facs | 0234 |
[*] Wien, 11. Juli.
Gegen 11 Uhr wird die zweite vorbereitende Sitzung der konstituirenden
Reichsversammlung eröffnet. Es kam eine provisorische Geschäftsordnung zur
Debatte. Es lag eine solche, von einem Mitgliede ausgearbeitet vor. Die
ersten 6 Paragraphen wurden erörtert und angenommen. Die weitere Verhandlung
wird auf morgen vertagt.
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@type | jArticle |
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Triest, 4. Juli.
Man hält hier den Bankerutt der Wiener Bank für unvermeidlich; ihre Noten
sind nur mit Verlust von 11 pCt. umzuwechseln.
Belgien.
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@type | jArticle |
@facs | 0234 |
[*] Brüssel.
Anklageakt des Generalprokurators über die Affaire bei Risquons Tout. (Forts. aus Nro. 45.)
Betreff der Diensterbietungen Beckers wie der Versprechungen, welche er in
seinem Brief v. 4. März macht, behauptet der General, daß sich dieselben
einzig auf unsere nationale Unabhängigkeit beziehen, welche Becker früher
vertheidigt und welche er noch heute zu vertheidigen bereit sei. Aber diese
Erklärung stimmt nicht nur mit dem Inhalt selbst nicht überein, sondern wird
auch durch einen andern Brief, welchen Becker unter dem 8. an den General
schrieb, widerlegt. In diesem Brief spricht er von einer revolutionären
Erhebung wie von einer zwischen ihnen abgemachten Sache. „Ich habe Ihnen,
heißt es darin, vorigen Sonnabend, den 4. d. geschrieben, um Ihnen meine Freude über den Triumph der Sache
auszudrücken, der wir uns mit so viel Eifer gewidmet
und für die wir persönlich so viel schon geduldet haben. Ich hoffte auf eine
unmittelbare Antwort von Ihnen, aber ich wartete vergebens. Sie haben keine
Vorstellung von der Besorgniß, in der wir Alle uns befinden. Wo sind Sie denn? Was machen unsere Freunde? Wir, wir
sind bereit, aber die Zeit verstreicht unter dem Harren und unsere
Leute nehmen die Ungeduld, die uns verzehrt für Unschlüssigkeit. Dazu
bringen die Bosheiten unserer ränkevollen Feinde die Desorganisation in
unsere Reihen und werfen unsere braven Patrioten der Verzweiflung in die
Arme. Es ist eine gebieterische Pflicht, daß man sich beeilt. Begreift man
nicht, daß es um die belgische Nationalität geschehen ist, wenn man noch
einige Tage zögert, in Belgien die Republik zu proklamiren? Die
republikanische Regierung Frankreichs wird durch die sich häufenden
Ereignisse gezwungen, eine furchtbare Armee über den Rhein schicken müssen,
um den koalisirten Mächten die Spitze zu bieten, welche eine äußerste
Anstrengung versuchen ehe sie ihre verrosteten Scepter aus den Händen fallen
lassen.
„Haben Sie Pellering den Brief zukommen lassen, den ich Ihnen geschrieben
habe? Warum antwortet er mir nicht?
„Heute schreibe ich an Jottrand und bitte ihn, Sie zu besuchen, um von Ihnen
die verlangten Aufklärungen, sowie die Instruktionen zu holen, welche Sie
mir etwa zu geben haben.
„Gegenüber der großen Menge von Leuten, die mich umschwärmen, muß ich
begreiflicherweise eine vorsichtige Zurückhaltung beobachten; doch sind
darunter auch solche, denen ich mich in jedem Fall anvertrauen kann, und die
berufen sind, der Sache große Dienste zu leisten. Aber es ist an Ihnen und
Ihren Freunden, mir sofort zu antworten, damit ich ihnen die Sicherheit
garantiren kann, welche zu dem Gelingen der heiligen Sache wichtig ist, der wir uns gewidmet haben.
„Gendebien hat mir geschrieben; ich habe ihm geantwortet und erwarte
gegenwärtig neue Nachrichten von ihm. Ohne ins Detail der übrigen
Sendschreiben einzugehen, welche ich an andere unserer Freunde habe abgehen
lassen, werden Sie doch ohne Zweifel unterrichtet sein, warum sie mir nicht
vollständig auf meine Anfragen wie über die Größe der Mittel Aufschluß
geben? Noch einmal mein theurer General, beschwöre ich Sie, daß man mir auf
der Stelle antworte.“
Dieser Brief kreuzte sich mit demjenigen, welchen der General am 7. März an
Becker geschrieben hatte. Derselbe enthüllt zur Genüge, daß es sich zwischen
ihnen nicht um Annahme oder Zurückweisung eines einfachen Vorschlages
handelte, sondern daß man einen bereits abgeschlossenen Plan ausführen
wollte, der ohne Zweifel den Ereignissen angepaßt werden sollte, die in
Frankreich hereinbrechen konnten. Der Brief vom 8. erklärt also die in dem
vom 4. ins Gedächtniß gerufene Versprechungen und es ist so die
Unmöglichkeit dargethan, daß der General dieß letztere Schriftstück ohne
böse Absicht der demokratischen Gesellschaft mitgetheilt hat. Auch sucht er
dieser Mittheilung ein imaginaires Motiv zu geben, indem er behauptet, sie
habe nur bezweckt, Becker von den Anklagen zu reinigen, deren Gegenstand er
war; aber diese Anklagen fanden erst den 8. März statt, die Mittheilung
dagegen den 5. Mellinet hatte schon zwei Emissäre der Abgesandschaft
empfangen. Der eine war der Angeklagte Perin und der
andere jener Arbeiter, der Spilthoorn begleitete und der von Brüssel den
Brief „einer einflußreichen Person“ zurückbrachte, Er sollte bald einen
dritten empfangen, Victor Mathieu, der sich am 28.
März ihm vorstellte und ihm den 29. und 30. noch zwei Besuche abstattete.
Mathieu hatte eine thätige Rolle zu Paris gespielt, wo er die belgischen
Arbeiter enrollirte, ihnen Lebensmittel vertheilte und revolutionäre Reden
hielt. Er war nach Belgien den 10. oder 11 März zurückgekehrt mit einem
Einführungsbrief von Imbert an die Gesellschaft Agneessens, worin J. dem
Präsidenten derselben schrieb: „Ich empfehle Ihnen den Bürger Mathieu, dem
sie Ihr volles Vertrauen schenken können; er wird Ihnen den Zweck seiner
Reise mittheilen“ Mathieu erklärt, daß Spilthoorn ihm ähnliche Briefe für
Jottrand, Castiau und andre gegeben hatte, daß er aber keine Propaganda zu
Brüssel gemacht habe, wohin er nur gekommen sei, um sich über die Spilthoorn
zu Gebot stehenden Mittel zu unterrichten und um so viel wie möglich den
Einzug der an der Grenze stationirenden Banden zu verhindern.
Wozu machte er dann drei Visiten bei Mellinet, den er früher nie gesehn hatte
und der sich dieser drei Visiten nicht erinnern will? Vielleicht erklärt
sich dieser Mangel an Gedächtniß durch die Erklärung Jottrand's: „Er erinnere sich am 26 und 27. März mehrere Personen
empfangen zu haben, Träger von kleinen Billets ungefähr folgenden Inhalts:
Der Ueberbringer dieses wird Ihnen Nachrichten geben oder abverlangen über
das, was vorgeht; Sie können sich an ihn halten. Gezeichnet: Spilthoorn. Vielleicht befand sich Mathieu unter
diesen Personen. Ein Herr, der mir erzählte, von Tournai zu kommen, war
unter diesen Besuchern; ich sagte ihm, er habe sich mit einem sehr albernen
Auftrag belastet und ich mißbillige alle im Ausland gebildeten Anschläge. Er
antwortete mir darauf, Castiau sei derselben Ansicht.“ Jottrand hat
ausserdem in seinem Verhör gesagt: „Ich habe keine Solidariat und will sie
nicht haben mit General Mellinet für seine Anschauungsweise und seine
Dispositionen, die ich übrigens nicht kenne.“
Mathieu traf zweimal bei Mellinet mit Perin zusammen, den er im belgischen
Klub zu Paris gesehen hatte und der ihm zu Brüssel die Bekanntschaft des
Angeklagten Auvenne verschaffte. Den 30. März reiste er um 4 Uhr 15 Minuten
mit Auvenne und Perin nach Gent und hier kamen sie zusammen mit dem
Angeklagten Derudder, den wir schon aus seinem Brief an Imbert kennen und
mit dem Angeklagten Balliu, der dieselben Umsturzideen hegt, denn den 29.
Mai schrieb er an Tedesco: „Gestern war Sitzung der demokratischen
Gesellschaft und es wurde beschlossen, durch alle mögliche Mittel die
Arbeiter einzuladen, Wühler zu wählen. Wir werden das Beispiel von Lüttich
und Verviers befolgen. Es ist unmöglich hier etwas zu thun ohne die
Dazwischenkunft von Lüttich und Gent. Der Apfel ist verfault, bald wird er
fallen; alle Arbeiter hier und zu Gent sind gutgesinnt; cela [#]ira Balliu
figurirte ausserdem unter den Demokraten, an die Bornstedt und Imbert
Delestrèe geschickt hatten „um republikanische Propaganda zu machen“, er war
den 26. März mit dem General in der Union zusammen und hatte früher den
Besuch von Delestrèe empfangen, den er nicht kannte und der sich ihm mit
einem Brief von Bornstedt vorstellte.
Man begreift nun, warum er den 30. März nach Gent ging, wo man denselben
Abend Barrikaden aufzuwerfen versuchte, er, der an Gendebien schrieb, um ihn
zu konsultiren über die Scheinwahlen, deren Zweck er Tedesco entdeckte: „Wir
würden beweisen können, daß die Arbeiter fähig sind, ihre Repräsentanten zu
ernennen und entschlossen, ihre Stimmen den Männern zu geben, die einer so
edlen Mission würdig sind. Um jede Verirrung unmöglich zu machen, würde ich
ihnen zu Gent, wo ich 15 bis 20,000 Mann versammeln kann, Gendebien, de
Porter, Castiau, Jottrand, de Coster, van Belte, Arbeiter u. s. w.
vorschlagen.
(Forts. folgt.)
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Brüssel, 15. Juli.
Gestern Abend sind, wie man uns versichert, verschiedene Verhaftungen
vorgenommen worden. Die Hauptanstifter der Zusammenrottungen von Arbeitern,
die in den letzten Tagen hier stattfanden, so wie auch der Redakteur der
„Stimme des Volks“ sollen der Justiz übergeben worden sein.
[(Observateur Belge.)]
‒ Die belgische „Nation“ schreibt: Man hat nichts versäumt, um der
heroisch-komischen Geschichte von Risquons-Tout das Aussehen eines
Melodramas in 20 Tableaux zu geben. Verhaftungen, Ausweisugen, nächtliche
Haussuchungen, Arbeiterversammlungen, polizeiliche Liebkosungen, dann
Drohungen mit blanker Waffe, kurz alle die kleinen gouvernementalen
Hülfsmittel, alle die kleinen polizeilichen Fäden sind bei dem Puppenspiel
im Werk, nicht einmal der Schlag des Tam-tam ist vergessen, und sicher ist
es nicht die Schuld der Mitspieler, wenn bei dieser hanswurstmäßigen Posse
die tragischen Helden fehlen.
Werden die „Räuber“ in Brüssel erscheinen? Nein. Wenn man die Fäden des
Spiels zu nahe sieht, lacht das Parterre.
[0235]
Man spielt zu
Antwerpen; in einer Entfernung von 8 Stunden wird die Stimme des Advokaten
Spilthoorn alle Haare auf allen Köpfen sträuben machen.
Wir wollen nichts von dem Anklageakt sagen, diesem großen Jagdstück des Hrn.
Bavay nach Verräthern. Aus Achtung vor der noch nicht abgeurtheilten Sache
wollen wir uns der Nachahmung des „Journal de Bruxelles“ enthalten, welches
mit frevelhafter Verachtung dieser christlichen Pflicht von vornherein Köpfe
verlangt, viel Köpfe, selbst die Köpfe derjenigen Republikaner, welche
während man die Geschichte von Risquons-Tout anzettelte, mit einer
keineswegs rothen Nachtmütze bedeckt waren.
Indeß will es uns bedünken, daß die Geschichte mit wenig Sorgfalt in Scene
gesetzt worden ist. Haben nicht zum Beispiel noch vorgestern Nacht die
Agenten des Hrn. Hody einen neuen Besuch bei mehreren nichts weniger als
rothen Bürgern machen müssen.
Sind nicht diese selben Agenten um 3 Uhr Morgens in die Wohnung einer Dame
gedrungen, deren abwesender Gatte ausgewiesen werden sollte, und haben sie
nicht ihre Nachforschungen bis in das Bett dieser Dame und die Wiege ihres
Kindes ausgedehnt?
Diese Ereignisse geben uns die Ueberzeugung, daß die Leute des Hrn. Hody uns
jeden Zweifel an ihrer Wachsamkeit haben nehmen wollen, und daß im Kabinet
das sehnliche Verlangen vorherrscht, die Geister auf die sich entwickelnde
Komödie vorzubereiten.
Französische Republik.
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@facs | 0235 |
[12] Paris, 14. Juli.
Immer neue Verhaftungen, und je mehr man verhaftet, desto mehr erkennt man,
was man noch Alles zu verhaften hat, um der eigentlichen Insurrektion
habhaft zu werden. Der General Jorry, Präsident des Clubs der Interessen des
Volkes, ist ebenfalls, als „Insurgent“ arretirt worden; an seine Verhaftung
reihen sich natürlicher Weise eine Masse anderer Verhaftungen an. Eine
gleiche Bewandtniß hat es mit dem Polizei-Kommissär von der Straße des
Ecrivains, nahe beim Stadthause. Was nun die Verhaftung der Prokuratoren
Portalis und Laudrin, der ehemaligen Vicepräsidenten der Nationalkammer
anbetrifft, so ist dieselbe zwar noch nicht vorgenommen, aber in diesem
Augenblick scheint sie unausbleiblich, es sei denn, daß man selbst Arago
arretire. Arago nämlich war es, der seine beiden Kollegen Portalis und
Laudrin denunzirt hat. Aber sei es, daß die französischen Journale wegen des
obschwebenden Belagerungszustandes diese Denunciation nicht anzuzeigen
wagten, sei es, daß sie dieselbe ignorirten; so viel steht fest, daß in
diesem Augenblicke, wo fremde Journale diese Denunciationsgeschichte wieder
nach Paris zurückgebracht haben, sie allgemeines Staunen erregt, und kein
einziges Organ sie in Abrede stellt.
„Trotz alle dem“ ist die Insurrektion noch lange nicht unter Schloß und
Riegel. Obgleich Paris mit Soldaten besäet ist, so zittert doch den Leuten
der Rechtsboden unter den Füßen. Jeden Augenblick glauben sie Barrikaden vor
sich zu sehen, und die absonderlichsten Gerüchte über die Pläne der
Insurgenten durchzucken mit Furcht die gute Stadt Paris.
Was man sich nicht Alles für Mühe giebt, um die Liebe der Arbeiter wieder zu
gewinnen! Ein Redakteur des Journal des Debats, A. Donné, schlägt vor, jede
reiche Familie solle mehre Ouvriers-Familien adoptiren, das heißt ihnen in
ihren Bedrängnissen mit Rath und That beistehen u. s. w. Diese lächerliche
„Patronage“ käme in diesem Augenblicke z. B. den „Literaten“ sehr zu
statten, die jetzt ebensowohl Banqueroute machen müssen, wie die Epiciers.
Die meisten der sonst in Ruhm stehenden Schriftsteller sind ohne Brod, und
weil sie nicht das Glück haben, von einer mächtigen Familie protegirt zu
werden, wie Donné, und Stellen u. s. w. zu erhalten, auch in den
Nationalwerkstätten keine Beschäftigung mehr erhalten, bleibt ihnen weiter
nichts als das Pflaster übrig.
Hr. Girardin hat eine Broschüre geschrieben: Journal eines Journalisten in
einsamer Haft. In einem Briefe, den er an die Journalisten richtet, sagt er,
daß die Broschüre deshalb noch nicht erschienen sei, weil man fürchtete, daß
am 14., dem Jahrestage der Stürmung der Bastille, neue Unruhen ausbrechen
könnten, und da man einmal seiner Feder eine Wichtigkeit beigemessen, so
habe er es für nöthig erachtet, die Veröffentlichung dieser Broschüre noch
zu verschieben. Dieser Brief trägt die Unterschrift: „Brüderlichkeit!
Girardin.“
Man weiß, daß die Franzosen eine eigene Graziösität besitzen, ihre Briefe zu
enden. Jetzt aber sind die agreez monsieur, das heißt, die Genehmigungen der
Hochachtung u. s. w. längst verschollen. Vor der Februarrevolution gab es
nur noch Versicherungen von devouement u. s. w. Dann aber trat die Formel
ein: „Gruß und Freundschaft und Brüderlichkeit.“ Seit den Juniereignissen
endigen alle Briefe ganz lakonisch mit „Brüderlichkeit. Cavaignac, Thiers,
oder jeder andere beliebige Name.“
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@type | jArticle |
@facs | 0235 |
[*] Paris, 13. Juli.
Die Patrie giebt aus „officieller Quelle“ eine Berichtigung des Avenir
National über die Nachricht von einer Verschwörung, welche an einem Tage
dieser Woche zum Ausbruch kommen sollte. „Diese ganze Geschichte ist die
Ausgeburt eines kranken Hirns. Der Artikel des Avenir National ist jedoch
dem Parket überwiesen worden, und wenn wir gut unterrichtet sind, hat der
Minister des Inneren die bestimmtesten Instruktionen gegen alle Verbreiter
alarmirender Gerüchte ertheilt.“
In Douai scheinen sich die „honetten Republikaner“ durch das Hervortreten des
kleinen Thiers bereits wieder unter das Regiment Louis Philipp's
zurückversetzt zu glauben. Als im Theater neulich mehrere junge Leute im
Zwischenakte die Marseillaise verlangten, gaben die braven Bürger durch
Geheul, Zischen und Pfeifen ihren Abscheu gegen das „abgedroschene Lied“ zu
erkennen. Einer der Sänger zeigte an, daß er die Marseillaise am Schluß der
Vorstellung singen werde; aber der größte Theil des Publikunms verließ das
Theater.
‒ Wir lesen im Censeur de Lyon: Man erzählt fortwährend mit den
ausführlichsten Details, daß zu Lyon, in den Faubourgs Vaise und Guillotiere
ganz neue Guillotinen aufgefunden worden seien. Wir haben Nachforschungen
darüber angestellt, und können allerdings Folgendes verbürgen. Man hat an
der Thür eines Güterverladers eine große, mit sechs großen Löchern
durchstochene Metallplatte gesehen, welche in Stroh verpackt wurde; die
Löcher gaben einigen Maulaffen die Vermuthung ein, daß dies ein neues
Exekutionsinstrument wäre. Die Platte war indeß nichts Anderes, als die
Platte eines Küchenheerdes, wie man solche in allen großen Etablissements
sehen kann.
‒ Am 13. Juli Abends war ganz Paris wieder militärisch besetzt. In den
Faubourgs St. Antoine und du Temple sollte große Aufregung herrschen. Große
Truppenmassen zogen dorthin die Boulevards entlang. Alle Faubourgs sollten
die Nacht über besetzt, um halb neun Zapfenstreich geschlagen werden und
alle Bürger sich in ihren Häusern halten. Ein Bataillon National-Garde von
jeder Legion trat unter die Waffen.
Große Gährung soll in mehreren Faubourgs, besonders St. Marceau und du Roule
herrschen. An der Barriére von Monceaux sollen beunruhigende Demonstrationen
vorgekommen sein; vor der Barriére bildeten sich Gruppen mit Fahnen. Der
14., Jahrestag des Bastillensturms, soll zu einem neuen Losbruch bestimmt
sein.
(Alle diese Gerüchte, welche konservative und reaktionäre
Korrespondenzbüreaux verbreiten, sind offenbar von den Agenten des Hrn.
Cavaignac selbst ausgestreut um einen Vorwand zur Fortdauer des
Belagerungszustandes zu bieten. Mit 80,000 Mann Linie in, und 50,000 Mann um Paris, sollten die
Arbeiter an einen neuen Kampf denken!)
‒ Vor einigen Tagen hatte Louis Blanc einen Brief
über das Benehmen der provisorischen Regierung gegenüber den Arbeitern an
das Journal des Debats gerichtet, den dieses mit bürgerlich-konservativen
Glossen veröffentlichte. In Antwort auf diese Glossen schrieb ihm Blanc
einen zweiten Brief, den die Debats wieder mit Glossen und mit der Bemerkung
veröffentlichen: sie müßten Hrn. Blanc ersuchen, hiermit diese Polemik
abzubrechen. Wie sehr der Reaktion der Kamm geschwollen ist! Louis Blanc muß
die Debats um die Erlaubniß bitten sich in ihren Spalten zu vertheidigen und
muß sich nach zwei Briefen die Aufnahme weiterer Artikel versagen lassen ‒
er, das ehemalige Mitglied der provisorischen Regierung! Ganz wie unter
Louis Philipp. Wir geben einige Stellen des Briefs:
„Sie behaupten mit Recht, daß es gefährlich sei, dem Volke Versprechungen zu
machen, die man nicht halten könne; aber dieser Vorwurf kann in keiner Weise
die Mitglieder der ehemaligen provisorischen Regierung treffen.
„Das Recht auf Arbeit, welches zuerst von der provisorischen Regierung
proklamirt, und später im Konstitutions-Entwurfe sanktionirt worden, kann
doch wahrhaftig nicht eine jener Versprechungen sein, deren Erfüllungen
unmöglich ist. Das hieße ja der modernen Civilisation den Prozeß machen, daß
hieße gerade diejenige gesellschaftliche Ordnung in Anklagestand setzen, zu
deren Vertheidigung Sie auftreten.
„Wie? In unserer civilisirten Gesellschaft sollte ein Mann, der den guten
Willen dazu hat, nicht einmal die Gewißheit haben, im Schweiße seines
Angesichtes leben zu können?
„Wie? In der gegenwärtigen gesellschaftlichen Ordnung hieße es das Volk
verderblichen, den Bürgerkrieg erzeugenden Illusionen Preis geben, wenn man
ihm verspricht, von seiner Arbeit und durch seine Arbeit leben zu
können?
Zur Ehre der bereits gewonnenen Fortschritte, zur Ehre aller künftigen
Fortschritte, welche der Menschheit noch vorbehalten sind, lassen Sie mich,
mein Herr, protestiren gegen einen solchen hoffnungslosen Pessimismus.
Den andern Tag nach der Februarrevolution ist die Garantie der Arbeit dem
Volke versprochen worden; dieses war einerseits eine gerechte, andererseits
eine nothwendige Maßregel; denn, damit man es ein für alle Mal wisse, es war
das Volk mit der Muskete in der Hand, und noch ganz vom Staube der
Barrikaden bedeckt, in's Stadthaus gekommen, um diese Garantie der Arbeit zu
reklamiren. Die Verweigerung dieser Garantie, abgesehen davon daß sie eine
ungerechte Vorenthaltung gewesen wäre, hätte die größten Gefahren nach sich
gezogen.
Louis Blanc sucht sich nun durch Citate aus seinen Schriften gegen den
Vorwurf zu vertheidigen, als habe er je den Haß gegen die Bourgeoisie
gepredigt ‒ was er auch nie gethan hat ‒ und schließt dann.
„Sie sprachen von Doktrinen die statt zur Organisation, gerade zur
Desorganisation der Arbeit, zum Untergange der Industrie führen.“ Aber ich
frage Sie: sind dann diese Doktrinen heute in Anwendung? Nein, gewiß nicht,
denn wir sehen ja gerade das System, das Sie vertheidigen, das System des
Antagonismus an der Tagesordnung. Die soziale Krise, in der wir leben, ist
gerade die Frucht dieses Systemes, und man will unsere Ideen für einen
Zustand verantwortlich machen, der gerade vermieden worden wäre, wenn man
unserm Rathe gefolgt hätte.
Lyon, mein Herr, hat zweimal in seinen Mauern einen wahren sozialen Krieg
ausbrechen sehen, und zu dieser Zeit waren Doktrinen, Bücher u. s. w., die
Sie anklagen, noch gar nicht vorhanden.
Brüderlichkeit! Louis Blanc.
‒ Nationalversammlung. (Sitzung vom 14. Juli.)
Herr Montreuil legt einen Vorschlag wegen Ansiedelung
von 20,000 Arbeitern in Algerien vor.
Der Ackerbauminister erklärt auf die Interpellation
desselben Repräsentanten, daß er die Ackerbaukolonieen seines Vorgängers
Flocon ausführen werde. Er errichte zu diesem Zwecke Ackerbauschulen, lasse
Vicinalwege vollenden u. s. w.
An der Tagesordnung ist der Dekretentwurf über die Arbeiter-Associationen zur
Uebernahme öffentlicher Arbeiten.
Hr. Luneau: Ein Dekret wie dieses, das die ganze
Vergantungs-Gesetzgebung umwirft, kann nicht in Abwesenheit des Ministers
der öffentlichen Arbeiten diskutirt werden. Das Dekret ist weder der
Brücken- und Straßenbau-Verwaltung, noch dem Staatsrath mitgetheilt; die
Mitglieder des Komité's der öffentlichen Arbeiten haben es nicht studirt,
glauben nicht an seine Wirksamkeit. Ich verlange die Vertagung der
Diskussion.
Hr. Stourm: Der Entwurf ist schon 2 Monate alt; seit
2 Monaten wird er im Komité studirt. Der Minister hat ihn adoptirt. Er ist
von der höchsten Dringlichkeit.
Die Vertagung wird verworfen, die allgemeine Diskussion eröffnet.
Hr. Besnard: Der Entwurf zerstört alle nöthigen
Garantieen bei Akkordarbeiten. Er wirft unsere ganze Gesetzgebung über
öffentliche Arbeiten über den Haufen. Wenn diese Arbeiten schlecht gemacht
oder mitten in der Ausführung verlassen werden, welche Zwangsmittel bleiben
der Regierung gegen eine Anzahl Arbeiter, die keine Kaution gestellt haben?
Dies neue System ist unausführbar. Die Vortheile, die es den Arbeitern geben
soll, sind mehr illusorisch als wirklich.
Hr. Brunet: Die freiwilligen Arbeiter-Associationen
sind das beste Mittel, wodurch den Arbeitern geholfen werden kann. Dies ist
heutzutage anerkannt. Wir müssen diese Association begünstigen, wir können
es nur auf die im Dekret vorgeschlagene Weise.
Hr. Fournagron: Die Absicht des Dekrets ist gut,
seiner Form nach ist es aber unausführbar.
Hr. Corbon führt 2 Arbeitergesellschaften an, die in
Paris bestanden und Arbeiten von großer Vollkommenheit geliefert haben. So
in der Typographie.
Hr. Luneau: Ich will die Arbeiter-Associationen nicht
von den öffentlichen Akkordarbeiten ausschließen. Nur sollen sie nicht Regel
werden, besonders jetzt, wo das System der Arbeitergesellschaften noch in
der Kindheit ist. Man überweise den Entwurf dem Minister, damit er ihn mit
der bestehenden Gesetzgebung in Einklang bringe.
Hr. Paulin Gillon: Die Arbeitergesellschaften können
auch Garantieen bieten. Sie können Syndiken ernennen, an die man sich immer
halten kann. Die angefangenen Arbeiten selbst sind schon eine Garantie,
ebenso die Werkzeuge der Arbeiter. Was den Mangel der Kautionen betrifft, so
wird man ihn ersetzen, indem man den Arbeitern gerade wie den großen
Unternehmern 1/10 des Verdienstes vorenthält.
Hr. Besnard schlägt als Amendement vor: Der Minister
der öffentlichen Arbeiten ist autorisirt, den Arbeiterassociationen
öffentliche Arbeiten in Akkord zu geben. Ein Verwaltungsreglement wird die
Art der betreffenden Arbeiten, die Form und die Bedingungen der
Verakkordirung oder Konzession festsetzen.
Der Minister der öffentlichen Arbeiten schließt sich diesem Amendement an. Er
wird mit starker Majorität angenommen.
Hr. Flocon verlangt, daß diesem Beschluß der Art. 7
des alten Entwurfs hinzugefügt werde, wodurch die Stellung der Arbeiter
unter einander und zum Staate bestimmt wird.
Mehrere Redner sprechen dagegen. Der Berichterstatter über den Entwurf
verlangt, daß dieser Vorschlag an die Kommission zurückgehe. Nach einiger
Diskussion wird dies durchgesetzt.
Hr. Soleyras fragt den Finanzminister, welche
Absichten er in Beziehung auf die Assekuranzgesellschaften habe, und wie er
sich zu dem von seinem Vorgänger eingereichten und später zurückgezogenen
Expropriationsentwurf der Assekuranzen stellen wolle.
Hr. Goudchaux: Meine Antwort wird kurz sein. Ich
erkläre, daß wir den Entwurf in dieser Session nicht wieder vorlegen
werden.
Hr. Duclerc, Ex Finanzminister: Diese Antwort ist
keine Antwort. Wir wollen wissen, ob der Entwurf blos aufgehoben oder ob er
ganz beseitigt ist.
Hr. Goudchaux: Man wirft uns eine Zurückhaltung vor,
die wir ‒ die Kammer hat es ohne Zweifel gefühlt ‒ nur aus Rücksicht gegen unsre Vorgänger beobachteten.
(Donnernder Beifall.) Man zwingt uns, sie aufzugeben, und so erkläre ich
ohne Anstand, obwohl ich meine Kollegen nicht habe befragen können, daß
diese beiden Gesetzentwürfe wegen Expropriation der Eisenbahnen und der
Assekuranzen während unserer Verwaltung nicht werden wieder aufgenommen
werden.
Hr. Duclerc: Ich bin glücklich dem Hrn. Minister
Gelegenheit zu einer rückhaltlosen Erklärung gegeben zu haben. Jetzt wird
man über seine Revolutionen im Klaren sein. (Murren.) Vielleicht wäre es
jedoch besser gewesen, man hätte sie etwas früher kennen gelernt.
(Murren.)
Ein Dekret wegen Kumulationen zu Gunsten ehemaliger Militärs wird besprochen,
worauf die Versammlung sich als geheimes Comité konstituirt.
Großbritannien.
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@type | jArticle |
@facs | 0235 |
[*] London, 14. Juli.
Trotz dem daß die Bill zum Schutze der Frauen, welche der Bischof von Oxford
dem Oberhause vorlegte, erst vor einigen Tagen als unausführbar verworfen
wurde, brachte Lord Brougham gestern eine durchaus ähnliche Maßregel in das
Oberhaus und beantragte für nächsten Dienstag die zweite Lesung. Im
Unterhause gab Lord John Russell die Umrisse einer Bill, welche er zur
bessern Unterdrückung der bei den Wahlen verfallenden Bestechungen dem Hause
vorzulegen gedenkt. Sir J. Haumer brachte bereits denselben Gegenstand zur
Sprache, ohne indeß große Fortschritte mit seinen Vorschlägen zu machen, da
sich das Unterhaus zwar nicht abgeneigt zeigte, die Sache überhaupt einmal
zu debattiren, jedenfalls aber ziemlich gleichgültig dabei blieb. Lord John
Russell, hat nun die Bill in seine Hände genommen, und man kann wohl sagen,
daß er sich einer wahrhaft kolossalen Arbeit unterzieht, wenn man bedenkt,
daß es von allen Parlamentsmitgliedern, wie es neulich gerade zugestanden
wurde, wohl kaum zwanzig giebt, die aus den Zeiten ihrer Wahl nicht eine
mehr oder minder erbauliche Bestechungs- und Korruptions-Geschichte zu
erzählen haben. „Jeder giebt zu, sagt die Times in Betreff dieser
Angelegenheit, daß etwas geschehen muß. Moralität und Klugheit, Indignation
und Furcht, der gute Name Englands und die Sicherheit unserer Institutionen,
alles vereinigt sich, um eine radikale Heilung dieser Krebsschäden zu
fordern. Seit einem Jahrhundert ist das Bestechen der Fluch und die Schande
Englands gewesen.
Wenigstens einmal alle 3 Jahre im Durchschnitt werden 2 bis 3 Mill. Pfd.
ausgegeben, um die Leiber und die Seelen einiger 100,000 Wähler zu
brutalisiren. Das Gewissen einer jeden Klasse der Gesellschaft, von der
ersten bis zur letzten, ist befleckt von der Mitschuld in der niedrigsten
Korruption, und wenn wir eine xclusive Gesetzgebung und eine beschränktere
Anzahl von Wahlmännern behalten sollen, so müssen sie die Achtung einer
eifersüchtigen Majorität zu erringen suchen, indem sie sich ihres Vorrechts
würdig zeigen.
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@type | jArticle |
@facs | 0235 |
[*] London, 14. Juli.
Die „Times“ gab gestern wieder einen längern Artikel über den
Sklavenhandel.
Kapitain Mansell, der vier Jahre lang die an der afrikanischen Küste
stationirende britische Flotte kommandirte, ist nämlich vor Kurzem nach
England zurückgekehrt und hat dem Komité, welches sich mit der Untersuchung
der Wirksamkeit der afrikanischen Blokade beschäftigte, die Eröffnung
gemacht, daß es selbst für die ganze britische Marine, geschweige denn für
36 Schiffe, unmöglich sei, den Export von Schwarzen zu verhindern, so lange
jenseits des Oceans die Frage nach Sklaven fortdauert, und daß er deswegen
das ganze Bestreben, sich dem Sklavenhandel zu widersetzen, als höchst
nutzlos und unpraktisch verwerfen müsse.
[0236]
Man ist daran
gewöhnt, die Seeoffiziere über ihren ungesunden Aufenthalt an der
afrikanischen Küste und über einen ruhmlosen Kampf mit einigen
Sklavenhändlern bitter klagen und schon deswegen ihren Posten jederzeit
verwünschen zu hören. Man könnte auch bei Kapitain Mansell diese
Privatrücksichten in Anschlag bringen und seine Aussage in etwa bezweifeln,
wenn nicht mit ihm zu gleicher Zeit ein Civilist aus Afrika eingetroffen
wäre, der nach einem 23jährigen Aufenthalt an der Sklavenküste, die
Erklärung des Kapitains als durchaus gegründet, zu beweisen im Stande ist.
Hr. Smith zeigt nämlich, daß die enormen Ausgaben des englischen
Gouvernement's und alle Opfer von Menschenleben nicht allein durchaus
wirkungslos bleiben, sondern daß gerade durch die beständige Wachsamkeit der
britischen Flotte doppelte Leiden für die trotz dem versandten Sklaven
erwachsen müssen.
Die „Times“ knüpft an diese zwei Aussagen eine Reihe von Betrachtungen; sie
erzählt von einem winzig kleinen, 7 Tonnen haltenden Schiffe „Grande ponder
de Dios“ dem Anschein nach kaum groß genug, um seinen eignen Steuermann
unter dem Deck zu verbergen, welches einst mit 37 lebenden und todten
Sklaven an Bord aufgefangen wurde; sie gibt Bericht über den Erfolg einer
christlichen Musterkolonie emanzipirter Schwarzer, in der man noch vor
Kurzem ein Kind als Opfer schlachtete und erwähnt zum Schluß eines
Polizeigesetzes, welches die öffentliche Anbetung von Aligatoren und
Schlangen noch mit 10 Shill. Strafe zu belegen für gut fand, indem sie
natürlich alle diese Punkte nur als neue Beweise für die erfolglosen
Anstrengungen der Unterdrückung des Sklavenhandels und ähnlicher
philantropischer Zwecke zu benutzen weiß und die Bemerkung hinzufügt, wie
herrlich die enormen Summen, welche man für die Sklaven hinwirft, im
Interesse des eignen Landes und der australischen Kolonisation benutzt
werden könnten.
Man muß sich mit der Times einverstanden erklären; man muß auch dem Londoner
Sklaven-Comité recht geben, wenn es behauptet, daß dem freigegebenen
Menschenhandel, dem Freetrade in schwarzem Fleische, wohl nur in den ersten
Jahren ein größerer Export folgen wird, und daß wenn einmal die Zufuhr durch
die Nachfrage geordnet ist, schließlich wohl nicht mehr Sklaven exportirt
würden, als jetzt, wo alle Maßregeln der Briten doch wieder trotz aller
Gefahren und Unkosten von den afrikanischen Exporteurs umgangen sind ‒ man
muß dies Alles zugeben, aber indem man es zugiebt, kann man sich zugleich
einer gewissen Schadenfreude nicht erwehren, diese heuchlerischen Briten,
nach jenen unter dem Deckmantel der Philantropie, einst aus kommerziellen
Gründen unternommenen Experimenten, schließlich so offen und frei wieder zu
der alten ökonomischen Doktrin des „laissez faire, laissez aller“
zurückkehren zu sehen, ja, zurückkehren zu sehen, wo jene kommerziellen
Gründe plötzlich als unzureichend erscheinen und die Modifikation der
Zucker- und der Rumpreise auch eine Modifikation der britischen Moral
erfordert.
Als einst der alte Wilberforce, aus wahrhaft aufrichtiger Begeisterung für
des Wohl der Schwarzen auftrat, und die Blüthe der englischen Aristokratie
um sich sammelte, da schloß sich ihm auch der Handeltreibende Theil der
Bevölkerung an, weil es ihm vortheilhaft erschien, die früher, gleich
nützlichen Hausthieren bis an ihr seliges Ende von den Pflanzern
unterhaltenen Sclaven in den Haufen der als Maschinen betrachteten
untereinander konkurrirenden, und durch das Herabdrücken der Löhne die
Produktionskosten verringernden freien Arbeiter gestoßen zu sehn. Selbst
eine Summe von 20 Millionen schien nicht zu viel für dieses Experiment, da
ja außer den ökonomischen Vortheilen auch noch die Bewundrung der halben
Welt über die vermeintlichen philantropischen Anstrengungen der Briten in
Anschlag zu bringen war. Als es sich dann aber bald zeigte, daß die
Schwarzen aus eignem Antriebe, als freie Arbeiter, ihre Küsten keineswegs so
zahlreich verließen, wie man sie früher in Masse als Sklaven, gezwungen
ihrem Heimathlande entrissen hatte und als die emancipirten Neger der
Kolonien durch das Ausbleiben ihrer schwarzen Brüder das Monopol der
Beschäftigung erhielten, und durch steigende Lohnforderungen und verringerte
Thätigkeit den Pflanzern nicht im geringsten die Wohlthat der Emancipation
vergalten, da nahte zusammen mit den Folgen einer allmähligen
Bodenerschöpfung der Westindischen Besitzungen, der unangenehme Augenblick
wo man sich zuerst in seinen Berechnungen getäuscht fand und sich vergebens
nach einem Redressiren des so traurig ausgefallenen philantropischen
Experimentes umsah.
Doch noch schlimmer sollte die Verwicklung werden. Man hatte sich selbst die
Zufuhr der Arbeiter abgeschnitten und wie wir sahen, konnte man sie doch
Andern nicht unmöglich machen. Ein neuer Unfall. Alles wäre indeß noch zu
ertragen gewesen, wenn nicht schließlich die Herabsetzung der Zuckerzölle
und die dadurch begünstigte Konkurrenz des mit Sklavenarbeit produzirten
brasilianischen und amerikanischen Zuckers, dem ganzen Konflikte die Krone
aufgesetzt hätte. Die englischen Pflanzer sahen sich plötzlich in der
bedauerlichsten Lage. Die 20 Millionen, welche man ihnen für die
Emancipation bezahlt hatte, waren für Vorschüsse allmählig wieder in die
Kassen der Londoner Banquiers zurückgeflossen. Die Zufuhr der Arbeiter
stockte; bei den Arbeitern der Kolonieen wollten sich die Konsequenzen der
freien Konkurrenz nicht geltend machen; ein lange benutzter Boden verlieh
nicht mehr die Vortheile welche der amerikanische Kontinent mit sich brachte
und nun schließlich noch während der größesten Geldkrisis, die Aenderung
eines Zollsatzes, der für den westindischen Pflanzer bisher der einzige
Anker der Rettung gewesen war ‒ es konnte nicht fehlen, man mußte die
letzten Illusionen fahren lassen, man mußte der letzten Heuchelei Lebewohl
sagen und jenen allgemeinen Schrei gegen die Afrikanische Blokade beginnen,
den wir eben jetzt bei dem Londoner Komité so kräftig vertreten finden.
Wozu eine philantropische Komödie die nicht nur von keinem Nutzen ist sondern
die außer den vielen Millionen, die man dafür hinwarf, auch noch durch das
Aufrechterhalten einer enormen Blokade, täglich neue kolossale Ausgaben nach
sich zieht? Die Menschenfreundlichkeit, die Sklavenbegeistrung hat ihre
Gränzen ‒ selbst bei den Briten!
Freier Handel in Rum, Korn und Zucker. Freier Handel in Menschenfleisch! ‒
Wir müssen abwarten, durch welche moralische Phrasen die großen Redner des
Parlamentes ihre mehr oder mindere Rückkehr zu dem alten Systeme motiviren
werden.
@type | jAnnouncements |
@facs | 0236 |
Civilstand der Stadt Köln.
Geburten.
13. Juli. Joh., S. Christ. Werner, Karrenb., Follerstr. ‒ Heinr. Georg, S. v.
Arn. Rudg. Laurentz, Bierbr., Mühlenb. ‒ Anna, T. v. Friedr. Wilh. Schmitz,
Kostg. ‒ Muria Anna, T. v. Friedrich Jos. Porcher, Bildh., gr. Griechenm. ‒
Joh., S. v. Joh. Schaefer, Tagl., Weiherstr. ‒ Anna Maria, T. v. Wilh.
Mergler, Tischlerm, Eulengarteng. ‒ Kath. Elis., T. v. Julius Mosche,
Schreiber der Gewehr-Revisions-Kommission, Breitstr. ‒ Herm. Jos., S. v.
Anton Deuster, Schlosserm., Weberstr. ‒ Drei uneheliche Mädchen
14. Juli. Heinr. Kasp. Jos., S. v. Heinrich Joseph Herweg, Goldarb.,
Johannstr. ‒ Kath. Josepha, T. v. Kasp. Clemens, Gastw, Kostg. ‒ Mich., S.
v. Mich. Fritzen, Gärtn., Severinsw. ‒ Marg. Josepha, T. v. Kaspar Heinr.
Könker, Eisenbahnangest., Kahlenhausen. Karl Franz, S. v. Karl Jos. Tenta,
Haupt-Steuer-Amtsassistent, Plankg. ‒ Helena, T. v. Gottfr. Nideggen,
Schuhm., Thieboldg.
Sterbefälle.
13. Kath. Renkel, 49 J. alt, unverh., Bayenst. ‒ Thom. Rem. Nik. Ferd.
Kallscheuer, 12 J. alt, Waiseng. Franz Pelerin, ohne Gew., sonst Bäcker, 79
J. alt,. Wwr., Breitstr. ‒ Ludw. Steegmaeger, 7 M. alt, Sachsenhausen. ‒
Franz Schiefer, 4 M. alt, Weideng. ‒ Magd. Braun, 11/2 Jahr alt,
Marspforteng.. ‒ Bened. Schütz, 8 Tage alt, gr. Spitzengasse. ‒ Lamb. Dorp,
8 M. alt, Schemmerg. ‒ Franc. Zeller, 4 J. alt, Rothenberg. ‒ Agn.
Herzogenrath, 49 J. alt, unverh., Klingelp.
14. Juli. Clara Hünninghausen, Wwe. Müller, 58 J. alt, Apostelnkl. ‒ Josepha
Mirbach, 10 M. alt, Maxim nstr. ‒ Adolph Grützenbach, Priester und ehemals
Mitglied des Franziskanerklosters in Paderborn, 56 J. alt, Severinstr. ‒
Wilh. Hund. Musk. im 28. Reg., 21 J. alt, unverh., Garn.-Laz.
Heirathen.
13. Juli. Fried. Karl Aug. Jos. Zündorff, Rendant der Kölner
Feuerversicherungsges., Wwr., von Geilenkirchen und A. Kath. Jos Hubert.
Hartmann, v. Mülheim a. Rhein.
Heirathsankündigungen.
16. Juli. Gust. Herm. Eduard Samuel Weichold, Schuster, Ursulastr. mit Marg.
Schneider, Eulengarteng. Franz Mich. Kloth, Eisenbahngüter-Begl. zu Brüssel
mit Franz. Schützendorf, Ursulastr. ‒ Abraham Louis Ducommun,
Extrapost-Wagenm., Glockeng. mit Friederica Karol. Louise Krüger zu Berlin.
‒ Jos. Ditgen, Fuhrmann, zu Neuß mit Klara Greven, Plankg. ‒ Johann Ant.
Bleeser, Schreinerges., Thieboldsg. mit Anna Maria Banz, Ehrenstr. ‒ Friedr.
Beckers, Schneider, mit Gert. Sassen, beide Fischmarkt. ‒ Christ. Welter,
Schreiner, kr. Büchel mit Elis. Floß, Trankg. ‒ Karl Ernst Kohlhauer,
Prem.-Lieut. in der 7. Art.-Brig a. D. zu Braunfels mit Wilh. Fried. Auguste
Birnbaum, Marzellenstr. Franz Ant. Pet. Bachem, Wwr. Eisengießer, Severinst,
mit Maria Jos. Heep, Josephstr. ‒ Wilh. Jos. Hub. Oberbach, Hutmacher, unter
Goldschm., mit Gertrud Schäffer, Maximinstr. ‒ Eberh. Nuß, Wwr., Papparb.,
Stolkgasse, mit Elis. Hagen, Ursulakl. ‒ Aug. Bern. Boisseree, kön.
Landgerichtsrath, früher zu Frankenplatz, seit Kurzem zu Cleve, mit Wilh.
Elis. Becken zu Elberfeld. ‒ Georg Kolten, Kutscher, zu Köln, mit Getrud
Fehr, zu Poll wohnhaft. ‒ Ludwig Gerhard Johann Sprenger, Kaufm. zu Köln und
Barb. Elis. Feldmann zu Solingen wohnhaft. ‒ Philipp Mart. Jos. Lehn,
Schuster, Mühlenbach, mit Kath. Grep, früher zu Frankfurt, seit Kurzem
Mülenbach. ‒ Adam Fluß, Wwer., Zimmerm., mit Gert. Esch, beide Holzg. ‒
Laur. Timp, Schreinerm., Weideng., mit Maria Anna Bernickel, Domstraße. ‒
Jos. Mies, Bandagist und Maria Fried. Gert. Greven, beide Herzogstr. ‒ Joh.
Wilh. Lückenbach, Büchsenm, Wwr, Friesenstr. und Anna Maria Den eler, zu
Bochem. ‒ Jos. Decker, Leimsieder, kl. Griechenm. und Gert. Gundorff,
Weingarteng. ‒ Karl Fried. Hausemann, Rothgerber, zu Rheidt und Aug. Joh.
Maria Theod. Engelb. Basse, Brückenstr. ‒ Andr. Löhr, Hausknecht zu Deutz
und Anna Maria Menden, Fried.-Wilh.-Straße.
Schiffahrts-Anzeige. Köln, 16. Juli 1848.
Abgefahren: G. Weidner nach Koblenz; M. Zens nach der
Saar; W. Pesch nach Wesel.
In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich Wwe. Jak.
Schaaff; nach Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr Joh. Budberg; nach
Andernach und Neuwied M. Pera; nach Koblenz und der Mosel und Saar D.
Schlägel; nach der Mosel, nach Trier und der Saar N. Bayer; nach Bingen Wb.
Jonas; nach Mainz Val. Pfaff; nach dem Niedermain Fr. Gerling; nach dem
Mittel- und Obermain C. Hegewein; nach Heilbronn Fr. Schmidt; nach Kannstadt
und Stuttgart L. Hermanns; nach Worms und Mannheim W. C. Müller; nach
Antwerpen M. Lamers.
Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Singendonk, Köln Nr. 10.
Ferner: Nach
Amsterdam Kapt. Wilson, Köln Nr. 1.
Wasserstand.
Köln, am 16 Juli. Rheinhöhe 9′ 1″.
Der seit dem 17. Mai v. J. wieder eröffnete große Viehmarkt hierselbst hat
durch seine seitdem fortwährend gestiegene Frequenz den Beweis geliefert,
daß derselbe, sowohl in Rücksicht auf den eigenen Bedarf der Stadt Köln, als
auch auf die Lage der Letzteren im Mittelpunkte der Provinz, als ein
dringendes Bedürfniß angesehen werden muß. Wegen der Permanenz dieses Mark
tes an jedem Montage des ganzen Jahres ist die Feststellung eines besondern
Termines zum Beginne der Waidviehmärkte nicht erforderlich; daher die
niederländischen Kaufleute zum Bezuge desselben mit Waidvieh unter dem
Bemerken hierdurch eingeladen werden, daß für alle Bequemlichkeiten des
Handelsstandes gesorgt ist.
Köln, den 12. Juli 1848 Das
Ober-Bürgermeister-Amt.
Amtliche Bekanntmachung.
Mit Bezugnahme auf die diesseitige Bekanntmachung vom 12. d. M., wird hiermit
zur Kenntniß des betreffenden, handeltreibenden Publikums gebracht, daß der
Gemeinderath für den, am ersten Montage im Monat Oktober
d. J. hier statt findenden großen Waidviehmarkt, folgende Prämien
für niederländische Viehhändler bewilligt hat,
nämlich:
1) für denjenigen, welcher den besten
Ochsen zum hiesigen Markte bringt, 100 Thaler,
2) für denjenigen, welcher den zweitbesten Ochsen zum hiesigen Markte bringt, 50 Thaler,
3) für denjenigen, welcher die beste Kuh zum hiesigen Markte bringt, 50 Thlr.,
4) für denjenigen, welcher die beste Verse zu Markte bringt, 30 Thaler, und
5) für denjenigen, welcher das
meiste Waidvieh zum hiesigen Markte bringt,
20 Thaler.
Die Beurtheilung des Viehes, resp. die Zuerkennung der Prämien, wird durch
die für den hiesigen großen Viehmarkt bestehende Metzgerdeputation
erfolgen.
Köln, den 15. Juli 1848.
Der königl. Oberbürgermeister, Steinberger.
Die Gläubiger des Falliments des in Köln wohnenden Weißgerbers Ign. Jos.
Eichholz werden hierdurch ersucht, sich zu dem im 3. Buche 1. Titel 8.
Kapitel des Handelsgesetzbuchs ausgedrückten Zwecke am 20. l. M., Vormittags
11 Uhr, im Lokale des königl. Handelsgerichts dahier zu versammeln.
Köln, den 16. Juli 1848.
Der provisor. Syndik, Schneider II, Advokat.
In der Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung ist zu haben: Manifest der Contrerevolution. Auszug aus Nr. 43 der
Neuen Rheinischen Zeitung. Preis 1 Sgr.
Gerichtlicher Verkauf.
Am Montag, den 17. Juli 1848, Vormittags 9 Uhr, wird der Unterzeichnete auf
dem Waidmarkte zu Köln zwei braune Pferde dem Meist- und Letztbietenden,
gegen baare Zahlung verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher Gassen.
Gerichtlicher Verkauf.
Am Dienstag, den 18. Juli 1848, Morgens 9 Uhr, wird der Unterzeichnete auf
dem Waidmarkte zu Köln verschiedene Mobilargegenstände, als: Tische, Stühle,
Schränke, Kommoden, Oefen, Schreibpulte, eine Ladentheke, eine Bettstelle
mit Bettzeug u. s. w. dem Meist- und Letztbietenden gegen baare Zahlung
öffentlich ver kaufen.
Der Gerichtsvollzieher, Gassen.
Mailust in Deutz.
Daß die Säle im Hause, woraus man die herrlichste Aussicht genießt, so weit
fertig sind, daß ich nunmehro meine verehrten Gäste auch bei ungünstiger
Witterung bewirthen kann, zeigt ergebenst an.
Joseph Kost.
Die Eröffnung meiner Kaffeestube beehre ich meinen
Freunden und Gönnern hiermit ergebenst anzuzeigen, und empfehle zugleich
nochmals meine seit mehreren Jahren bestandene Conditorei durch Verabfolgung
guter reingehaltener Weine (in großen Flaschen) aller kalter und warmer
Getränke, gutes Backwerk, prompte und reelle Bedienung werde ich mein neues
Geschäft ebenfalls zu empfehlen suchen, und bitte um geneigten Zuspruch.
J. P. J. Brandenburg, Conditor, Mathiasstraße Nr.
13.
Köln, den 15. Juli 1848.
Gefrornes verschiedener Gattungen.
In dem Besitze einer neuen Maschine, welche durch mechanische Vorrichtung
jede Viertelstunde zwei verschiedene Sorten Eis liefert, was viel feiner und
geschmackvoller wie das auf der bisherigen Weise erzielte ist, bin ich in
den Stand gesetzt, allen Anforderungen sowohl in Qualität als Schnelligkeit
zu entsprechen und den Preis à Portion in und außer dem Hause von 4 auf 3 Sgr. herunter zu setzen.
Täglich wird Vanill-, Himbeeren-, Johannis- und Citron-Eis bei mir angefertigt.
Franz Stollwerck im Deutschen Kaffeehause.
Berlin, 12. Juli 1848, geschrieben in der Sitzung, wo
Hr. Dr. Jacoby's Antrag mit Majorität verworfen wurde. Wäre eine Bitte von
mir nicht an der Zeit zu berücksichtigen, wenn eine Nationalversammlung
beschließen würde, daß alle Redner, welche keine starke Aussprache hätten,
zuerst sprechen dürften, denn wie manche schöne Rede wird übertönt mit
Gepolter und weil man schon die Abstimmung gern wünscht ‒ und kommen noch 6
bis 8 Redner nach diesen und haben schöne Aussprache, so ist alles Ohr ‒
also um nun nicht die Mitglieder abzuschrecken, welche keine helltönende
Stimme haben, was viel darin ausmacht ‒ so verwerfen Sie meine Ansicht
nicht.
Der wohlmeinende Kölner Bürger Schlechter, seit dem
24. v. M. in Berlin.
Eine große Auswahl von Häusern sind zu billigen Preisen zu verkaufen und zu
vermiethen. Kapitalien gegen erste Hypotheke werden gesucht. Näheres bei J.
P. Spendeck, gr. Neugasse 18.
Das wohl assortirte Lager von echtem Eau de Cologne eigener Fabrik, empfehlen
zu den billigsten Preisen, J. P. Spendeck & Comp. in Köln, große
Neugasse Nr. 18 nahe beim Dom und Altenmarkt.
Mailust in Deutz.
Dem allgemeinen Wunsche meiner verehrten Gäste bei Eröffnung meiner
Wirthschaft nachkommend, da meine Anlage hinlänglich Raum und eine zu schöne Lage dazu darbietet, habe ich sofort
Einrichtung getroffen und Anschaffungen gemacht, neben meiner Wein- und Kaffee-Wirthschaft, verbunden mit einer
Oberrheinischen Restauration, auch eine Bairische Bierwirthschaft mit
ausgezeichnetem Felsenbier, zu errichten, und habe dieselbe am 18. v. M.
eröffnet, wozu höflichst einladet Joseph Kost.
Gasthof zum deutschen
Reichsverweser und Restauration zum großen
Schoppen.
Einem geehrten in- und auswärtigen Publikum beehre ich mich die Eröffnung
meiner Gastwirthschaft und Restauration auf Samstag den 19. d. Mts.
anzuzeigen.
Köln, den 13 Juli 1848. Louis Kertell, große Neugasse
Nro. 36.
Samstag, den 19. d. Mts, Mittags 5 Uhr, Eröffnung meiner Kegelbahn.
Köln, den 13. Juli 1848.
Louis Kertell, große Neugasse Nro. 36.
Große Neugasse Nr. 36.
Schmackhaft zubereitete der Saison angemessene Speisen und vorzügliche Weine
billigst bei Louis Kertell, im großen neuen
Schoppen.
Das Haus auf dem Altenmarkt Nr. 40 ist aus freier
Hand zu verkaufen. Nachricht große Sandkaul Nr. 26.
Ein schwarz und weiß geflecktes Wachtelhündchen, auf den Namen „Betty“
hörend, mit rothem Halsbändchen, ist entlaufen. Dem Wiederbringer eine sehr
gute Belohnung. Pantaleonstraße Nr. 15.
Gediegene Vorstellungen, Bittschriften, Briefe, Zeitungs-Inserate, überhaupt
alle schriftlichen Aufsätze, werden abgefaßt, sowie Gemeinde-, Armen-,
Kirchen- und andere Rechnungen angefertigt, Vormittags Kasinostraße Nr. 8,
Nachmittags Ulrich- (Eulen-) Gasse Nr. 26.
Herrnkleider werden gewaschen u. repar. Herzogstr. 11.
Neues Schwarzbrod ist zu haben bei Bäckermeister Adam Starck, Lyskirchen Nr. 2.
Zum Klavierstimmen und Repariren aller Seiteninstrumente empfiehlt sich K. B.
Mayr, St. Apernstraße 57.
Frische Rheinfische sind zu den billigsten Preisen zu haben bei Joh. Lülsdorff, Lindgasse 21.
Apfelsinen, billig und schön. St. Agatha 25.
Ein erfahrner Zuschneider, welcher deutsch, französisch und englisch spricht,
sucht eine Stelle. Die Expedition sagt wo.
Ein Schreiber sucht Beschäftigung, sei es auch für halbe Tage oder
stundenweise. Weingartengasse Nr. 6.