Deutschland.
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[103] Berlin, 13. Juli.
Unter großem Andrange des Publikums fand gestern um 8 Uhr Morgens die
Eröffnung des bekannten Prozesses gegen die HH. Urban,
Korn, Löwinson und Sigerist Statt. Mehrere
Kompagnien Soldaten waren im Hofe des Kriminalgerichtsgebäudes aufgestellt,
und die Zugänge zum Gerichtssaal, wo die öffentliche Verhandlung
stattfindet, waren von mehreren Hundert Bürgerwehrmännern besetzt. Der
Gerichtssaal war schnell überfüllt und nur ein kleiner Theil der seit dem
frühen Morgen harrenden Menge konnte zugelassen werden. Um 8 3/4 Uhr
erschien der Gerichtshof, aus 9 Richtern bestehend. Der Staatsanwalt Neumann debütirt als solcher zum ersten Male. Als
Vertheidiger fungirten die Herren Stieber, Meyen, Löwinson und Wallheim.
Die vier Angeklagten sind beschuldigt, am 14. Juni das Volk zum Sturm gegen
das Zeughaus aufgeredet zu haben, um Waffen aus demselben zu erlangen und um
die Entfernung der im Zeughause befindlichen militärischen Besatzung zu
erwirken, damit dasselbe künftig nur von der Bürgerwehr bewacht würde. Urban
soll schon im Laufe des Tages, am 14. Arbeiter auf der Straße zum Mitgehen
nach dem Zeughause aufgefordert haben, weil die versprochene allgemeine
Volksbewaffnung bisher nicht gewährt sei. ‒ Korn hätte das versammelte Volk
zum Barrikadenbau aufgefordert, demselben auch anempfohlen, sich hinter
denselben versteckt zu halten und nicht eher zu schießen, als bis auf
dasselbe gefeuert worden, damit man es für wehrlos halten möchte. ‒ In
Löwinson's Wohnung sind am folgenden Morgen 3 Gewehre gefunden, die man als
aus dem Zeughause entwendet erkannt; auch soll derselbe durch Reden
aufgereizt haben, dessen auch Sigerist sehr hart beschuldigt wird.
Der gewandte Vertheidiger Dr. Stieber erhob sogleich nach Verlesung der
Anklage einen Kompetenz-Einwand. Die meisten der Richter gehörten
wahrscheinlich der Bürgerwehr an, welche bei den Zeughausvorgängen
betheiligt gewesen, brächten also gleich ein Vorurtheil mit, welches für die
Angeklagten schädlich wirken müsse, besonders da von einem der Richter
feststehe, daß er Vorsitzender einer Untersuchungskommission in Betreff
dieser Vorgänge gewesen, welche von der Bürgerwehr angeordnet war. ‒ Der
Gerichtshof verwarf diesen Einwand jedoch als unhaltbar, da keiner der
Richter persönlich bei den Zeughausvorgängen betheiligt gewesen.
Urban läugnet sämmtliche ihm zur Last gelegte Punkte der Anklage. Er gesteht
nur ein, eine begütigende Anrede an das Volk, vor dem Zeughause, gehalten zu
haben. ‒ Korn räumt ebenfalls nur wenige Punkte der Anklage ein, behauptet
aber, und dies thun die beiden andern Angeklagten Löwinson und Sigerist
auch, daß seinen Worten überhaupt ein ganz anderer Sinn untergelegt worden,
als er selbst beabsichtigt habe. Er habe das andringende Volk
zurückgehalten, indem er es darauf aufmerksam gemacht, daß es an Zahl zu
gering sei, und überhaupt nichts durch Gewalt erreichen müsse. Es sei ihm
nicht eingefallen, die ihm zur Last gelegte Aeußerung, daß er sich an die
Spitze des Volkes stellen und mit ihm siegen oder sterben wollte, zu thun.
Er habe vielmehr den Majoren der Bürgerwehr, Haak und Benda, die ihn, weil
sie seinen Einfluß auf das Volk kannten, um dessen Beruhigung angingen, das
Versprechen gegeben, solches zu bewirken, und so habe er alle Mittel
angewendet, um die Menge vom Zeughause zu entfernen.
‒ Löwinson und Sigerist behaupten ziemlich dasselbe, und daß
unzusammenhängende Sätze eine Anklage gegen sie nicht begründen können,
vielmehr müsse man den ganzen Zusammenhang der Begebenheit kennen, um über
ihr Benehmen richtig abzuurtheilen.
Hierauf beginnen die Zeugenverhöre. Es sind 112 Belastungs- und
Entlastungszeugen vorgeladen und 28 Entlastungszeugen werden noch von den
Vertheidigern vorgeschlagen. Das Verhör derselben ist gestern und heute noch
nicht beendet und sie haben im Ganzen bisher noch wenig ausgesagt, was für
die Angeklagten gravirend sein könnte. Im Gegentheil wird manche Aussage der
Belastungszeugen eher zu Gunsten der Angeklagten sprechen. Nur der Fabrikant
Goldschmidt versicherte und beschwor, gehört zu haben, daß Korn geäußert,
man müsse die Bürgerwehr zwingen, das Militär aus
dem Zeughause zu entfernen. Ein anderer Zeuge versicherte gehört zu haben,
daß Sigerist zum Volke gesagt: man hat uns Waffen versprochen, und da man
sie uns nicht gutwillig gegeben, so müssen wir Gewalt brauchen. Jetzt ist
der Augenblick gekommen, wo wir das uns gegebene Versprechen der
Volksbewaffnung erfüllen können. Die Waffen sind hier, und wir sind
berechtigt, sie zu führen. ‒ Die gegen Löwinson vernommenen Zeugen sagen
aus, daß die vorgefundenen drei Gewehre nicht bei ihm, sondern bei seinem
Geschäftsfreunde, mit dem er eine Etage bewohnt, und dessen Bedienten
gefunden worden seien, welche diese Gewehre am Abend des 14. theils von
Unbekannten gekauft und theils unentgeltlich erhalten haben. Ebenso die
vorgefundenen Spitzkugeln. ‒ Viele Zeugen wollen von Korn und Löwinson nur
beruhigende Anreden an das Volk gehört haben.
Wie thätig unsere Denuncianten-Klubs sind, die bekanntlich aus Geheimeräthen,
Professoren, Assessoren und dergleichen Beamten und Büreaukraten bestehen,
kann man sich kaum denken. Nicht allein, daß ihre Mitglieder alle
Volksversammlungen und Klubs besuchen, um die Redner wegen Erregung von
Mißvergnügen u. dgl. dem Staatsanwalt anzeigen, auch demselben alle
freisinnige Plakate und Flugschriften zur Einleitung von Untersuchungen
einsenden zu können, brauchen sie auch das abscheuliche Mittel, die ihnen
mißliebigen Personen fälschlich der größten Verbrechen beim Staatsanwalt
annonym anzuklagen. ‒ In der heutigen Sitzung des Kriminalgerichts legte der
Staatsanwalt ein so eben eingegangenes annonymes Schreiben vor, worin der
Schreiber mittheilt, daß er den gestrigen Prozeßverhandlungen gegen Korn
beigewohnt, aber dabei gefunden, daß ein sehr wichtiger Punkt gegen
denselben nicht bekannt sei, nämlich, daß Korn am 14. Juli Nachmittags an
der Ecke der Behrenstraße und des Opernplatzes stehend sein geladenes Gewehr
auf einen des Weges kommenden Bürgerwehrmajor, dessen Name ihm unbekannt
sei, drei Mal angelegt habe. Mehrere Personen, die dies sahen, warnten den
Major, der dann umkehrte und einen andern Weg einschlug. Die Dienerschaft
aus dem Palais des Prinzen von Preußen, die sich in der Nähe befand, müsse
dies Alles bezeugen können. ‒ Eine allgemeine Entrüstung wurde unter den
Zuhorern bei Vorlesung dieses abscheulichen Lügenwerks bemerkbar, indem
Jeder wohl einsah, daß der feige Denunciant, der aus der gestrigen
Verhandlung ersehen mochte, daß nichts Gravirendes gegen Korn vorliegt,
denselben jedenfalls vertilgen will und nun mit diesem Machwerk hervorkommt,
von dem bis jetzt kein Mensch ein Wort erfahren. Wenn wirklich so etwas
vorgefallen wäre, hätte es keinen Augenblick verschwiegen bleiben können, da
ja die Dienerschaft des Prinzen von Preußen und viele Andere davon wissen
sollen. Oder ist etwa die Dienerschaft des Prinzen von Preußen mit unsern
Volksrednern so befreundet, daß sie dieselben mit wahrheitsgetreuen Anklagen
verschont hätte? Es ist zu bezweifeln, da einer dieser prinzlichen
Dienerschaft einen hiesigen achtbaren Bürger wegen aufregenden Redensarten,
die er schon im Monat Mai unter den Linden habe fallen lassen, wirklich
denunzirt hat. Wie hätte diese gesinnungstüchtige Dienerschaft einen
Mordversuch verschweigen sollen?
Die eisernen Gitterthore des Schlosses, deren Einhängung bekanntlich auch am
14. Juni durch deren gewaltsame Entfernung vom Volke verhindert wurde,
sollen heute oder morgen, trotz vielfacher Protestationen der Bürgerwehr,
dennoch wieder eingehängt werden. Das Kommando der Bürgerwehr erläßt deshalb
folgende Bekanntmachung:
„Schon vor Wochen wurden im Portale des königlichen Schlosses Gitterthore
eingehängt, damals jedoch durch eine unerlaubte, die Rechte des
Eigenthümers, Sr. Majestät des Königs verletzende Eigenmacht entfernt. Nach
jetzt erfolgter Reparatur werden diese Thore in den nächsten Tagen wieder
eingehängt werden. Indem dies zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird, fühlt
sich das unterzeichnete Kommando veranlaßt, die Erwartung auszusprechen, daß
jede die Rechte des Eigenthümers verletzende Eigenmächtigkeit unterbleiben
wird, und darauf aufmerksam zu machen, daß die Bürgerwehr verpflichtet ist,
einen solchen wie jeden andern gewaltsamen Angriff auf Eigenthum, wem es
auch gehöre, zurückzuweisen, und die hierbei Ergriffenen zur gesetzlichen
Ahndung den betreffenden Behörden zu überliefern. Der gesetzliche Sinn der
Berliner Bevölkerung, der wohl im Einzelnen auf Augenblicke getrübt werden
konnte, gibt jedoch ohnehin die Ueberzeugung, daß ein Versuch zur
Wiederholung des frühern Vorfalls unmöglich ist.“
Die Bewachung des Schlosses bleibt nach wie vor der Bürgerwehr. Schlüssel zu
den Gitterthoren befinden sich daher in den Händen des jedesmaligen Major du
jour der Bürgerwehr.
Dennoch befürchtet man allgemein den Ausbruch neuer Unruhen, wenn auch nicht
wegen der Einhängung der eisernen Gitterthore, doch wegen der bevorstehenden
Entwaffnung der fliegenden Korps, welche vom
Magistrat verlangt worden ist und eine nothwendige Folge des durch die
königliche Botschaft vom 6. Juli der Vereinbarer-Versammlung vorgelegten
Gesetzentwurfs über die Bürgerwehr sein wird. Dieser Gesetzentwurf erregt
hier vielseitige Mißbilligung und ist vollständig geeignet das ganze
Institut der Bürgerwehr zu vernichten. Die fliegenden Korps, wozu hier die
bewaffneten Studentenkorps, das Künstlerkorps, das Korps der jungen
Kaufleute und Buchhalter, das Korps des Handwerkervereins u. s. w. gerechnet
werden, können nach dem neuen Gesetz nicht mehr fortbestehen.
Die Stadtverordneten haben aber schon vor Bekanntmachung dieses
Gesetzentwurfs auf Auflösung oder mindestens doch
Verminderung der fliegenden
Korps beim Magistrat angetragen. Diesen Korps gab man in den
„Zeiten der Noth“ Rechte, die man ihnen jetzt, da jene Noth vorüber ist, wieder nehmen will!
Eine höchst bemerkenswerthe Inkonsequenz aber ist es, wenn die
Stadtverordneten eine bloße Verminderung der
fliegenden Korps beantragen. Derselbe Grund, welcher für die Auflösung des
Künstlerkorps spricht, muß auch für die Auflösung der Schützengilde
sprechen, selbst wenn sich unter den Schützengilden mehrere Stadtverordnete
befinden sollten!
Bei dem Tischlermeister Reinhold Ruge, Bruder des
mehr oder minder bekannten Arnold Ruge, erschienen vor einigen Tagen mehre
Bürgerwehrmänner, angeblich im Auftrage des Hauptmanns ihrer Kompagnie, um
dem Ruge, sein Gewehr, das er als Bürgerwehrmann hat, abzunehmen, weil es
von der Kompagnie so beschlossen sei. Ruge weigerte sich jedoch und der
Hauptmann wandte sich an den Polizeipräsidenten. Dieser gab dem
Polizeikommissarius des Reviers sogleich Befehl, dem Ruge das Gewehr
abzunehmen, weil er ein unwürdiges Mitglied der Bürgerwehr sei, die aber bis
jetzt noch nicht das Recht habe, ein Disziplin- und Exekutionsverfahren
gegen ihre Mitglieder auszuführen. Ruge gab der Gewalt nach und warf den
Exekutoren das Gewehr vor die Füße.
Der Grund des einstimmigen Beschlusses der Bürgerwehrkompagnie, welche den
Tischlermeister Ruge nicht mehr für würdig erachtet, fernerhin in der
Kompagnie als Bürgerwehrmann zu fungiren, und zu dem Ende ihn aufforderte,
das in Händen habende Gewehr der Kompagnie zurückzuliefern, ist einfach der,
daß er sich zu einem Freunde geäußert haben soll, „ich werde mein Gewehr nie
dazu brauchen, auf das Volk zu schießen.“
Dieser Grund wurde aber dem Ruge nicht mitgetheilt, er wurde vielmehr
verurtheilt und das Urtheil wurde vollstreckt, ohne daß der Verurtheilte
über den Grund seiner Verurtheilung Aufschluß erhielt, so daß es ihm
unmöglich war, sich zu vertheidigen.
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[15] Berlin, 13. Juli.
Hr. Reichensperger, der das Vergnügen hat, in der Verfassungskommission seine
Ansichten aussprechen zu dürfen, hat heute Morgen die positive Behauptung
aufgestellt, daß die Rheinländer keine Wahl der Bürgermeister durch die Gemeinde wünschen, sondern gerade das Gegentheil.
Diese freche Lüge wurde von den rheinischen Deputirten der Linken
aufgenommen, und man will, wenn Hr. Reichensperger nicht revozirt, die
Rheinländer auffordern, den jesuitischen Mann Lügen zu strafen.
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@facs | 0227 |
Breslau, 11. Juli.
Am 9. d. M. früh 5 Uhr wurde der Schneidermeister Falkenhain, Präsident der
Gesellschaft „Germania“ von mehreren Polizeibeamten, angeblich wegen einer
in einer öffentlichen Versammlung ausgestoßenen Beleidigung gegen den König
verhaftet. Es ist dies in Breslau die erste politische Verhaftung nach der
Revolution. Am gestrigen Abend rotteten sich große Menschenmassen am
Inquisitoriat zusammen, und verlangten die Freilassung des Verhafteten. Die
Bürgerwehr hatte sich vor dem Gebäude aufgestellt, um das Eindringen zu
verhindern, der Tumult legte sich in-
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@facs | 0227 |
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@facs | 0227 |
Testamentarische Einleitung zu den Memoiren Chateaubriand's.
Son style, voilà sa force, voilà sa puissance, voilà sa gloire!
(Réforme 7 Juli.)
Paris, den 1. Dezember 1833.
Da es mir unmöglich ist, das Ende meines Lebens vorherzusehen und da in
meinem Alter die dem Menschen vergönnten Tage nur Tage der Gnade, oder eher
der Buße sind, so will ich, um nicht vom Tode überrascht zu werden, eine
Arbeit besprechen, welche dazu bestimmt ist, mich um die Langeweile dieser
letzten, einsamen Stunden zu betrügen, die Niemand will, und von denen man
nicht weiß, was damit anfangen.
Die Memoiren, an deren Spitze man diese Vorrede lesen wird, umfassen mein
ganzes Leben; ich begann sie im Jahre 1811 und ich setzte sie fort bis zum
heutigen Tage. Meine Kindheit erzähle ich darin, meine Erziehung, meine
Jugend, meinen Eintritt in den Dienst, meine Ankunft in Paris, meine Audienz
bei Ludwig XVI., die ersten Scenen der Revolution, meine Reisen in Amerika,
meine Rückkehr nach Europa, meine Emigration nach Deutschland und England,
mein Wiederbetreten französischen Bodens unter dem Konsulat, meine
Beschäftigungen und meine Arbeiten unter dem Kaiserreich, mein Ausflug nach
Jerusalem, meine Thätigkeit unter der Restauration, kurz, die vollständige
Geschichte dieser Restauration und ihres Falles.
Fast mit allen Männern traf ich zusammen, die zu meiner Zeit eine bedeutende
oder unbedeutende Rolle, da draußen oder in meinem Vaterlande spielten; von
Washington bis zu Napoleon, von Ludwig XVIII. bis zu Alexander, von Pius
VII. bis zu Gregor XVI., von Fox, Burke, Pitt, Sheridan, Londonderry,
Capo-d'Istria bis zu Malesherbes' Mirabeau, von Nelson, Bolivar, Mehemed,
dem Pascha von Egypten, bis zu Suffren, Bougainville, Lapeyrouse, Moreau.
Der Dritte war ich in einem Triumvirate, das ohne Beispiel gewesen: drei
Poeten, Gegner durch ihre Interessen und durch ihre Nationen, waren fast
gleichzeitig Minister der auswärtigen Angelegenheiten, ich in Frankreich,
Canning in England, Martinez de la Rosa in Spanien.
Nacheinander durchschritt ich die leeren Jahre meiner Jugend die so
ereignißvollen Tage der republikanischen Zeit, der bonapartistischen
Prunkepoche und des Regiments der Legitimität.
Die Meere durchfuhr ich der alten und der neuen Welt, ich setzte meinen Fuß
auf den Boden der vier Theile der Erde. Und als ich kampirt hatte in der
Hütte des Irokesen, unter dem Zelt des Arabers, in dem Wigwam des Huronen,
in den Trümmern von Athen, von Jerusalem, von Memphis, Karthago und Granada,
bei dem Griechen, dem Türken, dem Marokaner, in Wäldern und Ruinen; nachdem
ich das Bärenfell des Wilden und den Seiden-Kaftan des Mamelucken getragen;
nachdem ich Hunger, Durst, Armuth und Exil erduldet, da setzte ich mich als
Minister und Gesandter, goldbestickt und bunt von Orden und Bändern, an den
Tisch der Könige, zu dem Gelag von Prinzen und Prinzessen, um abermals in
die Durftigkeit zurückzufallen und in's Gefängniß.
In Verbindung stand ich mit einer Menge von Personen, berühmt durch den
Krieg, gefeiert in der Kirche, der Politik, der Magistratur, in
Wissenschaften und Künsten. Massen von Dokumenten besitze ich; mehr als
viertausend Privatbriefe, die diplomatischen Korrespondenzen meiner
verschiedenen Gesandtschaften, die Papiere meines Postens als Minister der
auswärtigen Angelegenheiten und Aktenstücke darunter, die eben so unbekannt,
als einzig in ihrer Art sind. Ich trug die Muskete des Soldaten, den Stock
des Reisenden, den Stab des Pilgers. Ein Seefahrer, schwankte mein Geschick
unstätt wie das Meer; wie Alcyon hab' ich mein Nest gebaut auf den
Wellen.
Geben konnte ich Frieden und Krieg; ich habe unterzeichnet Verträge und
Protokolle; nebenbei publizirte ich zahlreiche Werke. Ich war eingeweiht in
die Geheimnisse der Parteien, des Hofes und des Staates; in meiner Nähe sah
ich das seltenste Unglück, das höchste Glück, den größten Ruhm. Bei
Belagerungen war ich, bei Kongressen, bei Konklaven, beim Wiederaufbau und
bei dem Zertrümmern der Throne.
Ich machte Geschichte und ich wußte Geschichte zu schreiben; doch mitten
durch diese Welt der Wirklichkeit, der Katastrophen, des Tumultes und des
Lärms, schritt ich mit meinem einsamen, träumrisch poetischen Leben, mit den
Söhnen meiner Muse: Chactas, René, Endore, Aben-Hamet und den Töchtern:
Atala, Amélie, Blanca, Velleda, Cymodocée. Ohne es zu wissen und ohne danach
zu haschen, hatte ich vielleicht auf mein Jahrhundert einen dreifachen
Einfluß, einen religiösen, einen politischen und einen literarischen.
Ich habe nur noch vier oder fünf Zeitgenossen eines langen Renommées um mich.
Alfieri, Canova und Monti sind nicht mehr. Aus den Tagen seines Glanzes
behielt Italien nur Pindemonte und Manzoni; Pellico's schöne Jahre schwanden
in den Kerkern des Spielberg. Das Vaterland Dante's sieht seine Talente zum
Schweigen verdammt, oder gezwungen, auf fremder Erde zu schmachten. Lord
Byron und Canning starben jung; Walter Scott ist geschieden; Göthe verließ
uns, reich an Ruhm und an Jahren. Frankreich hat fast nichts mehr von seiner
so reichen Vergangenheit; es beginnt eine neue Aera und nur ich bleibe
zurück, um mein Jahrhundert zu begraben.
Wenn der Tod seinen Vorhang zwischen mir und der Welt niederläßt, so wird man
finden, das mein Drama aus drei Akten besteht.
Von meiner ersten Jugend, bis zum Jahre 1800, war ich Soldat und Reisender;
von 1800 bis 1814, unter dem Konsulate und dem Kaiserreich, führte ich ein
literarisches Leben; von der Restauration bis heute, war es politisch.
In diesen nacheinander folgenden drei Karrièren, stellte ich mir immer eine
große Aufgabe: als Reisender sehnte ich mich nach der Entdeckung der
Polarwelt; als Literat suchte ich die Religion auf ihren Ruinen wieder
emporzurichten; als Staatsmann war ich bestrebt, den Völkern das wahre
monarchische Repräsentativ-System mit seinen verschiedenen Freiheiten zu
geben; ich half wenigstens
[0228]
jene Freiheit zu erobern, welche wenigstens so viel
werth ist, als alle übrigen, die eine ganze Konstitution ersetzen kann:
nämlich die Freiheit der Presse. Scheiterte ich in meinen Unternehmungen, so
war es das Schicksal, welches mich nicht unterstützte. Andern, die
reussirten, griff das Glück unter die Arme; sie hatten mächtige Freunde und
ein ruhiges Vaterland hinter sich; ich hatte nicht dies Glück.
Von den modernen französischen Autoren meiner Zeit bin ich gewissermaßen der
einzige, dessen Leben seinen Werken gleicht. Reisender, Soldat, Poet,
Publizist, besang ich im Grünen die Wälder, schilderte ich auf den Schiffen
das Meer, sprach ich im Lager von den Waffen, lernte ich im Exil das Exil,
studierte ich an den Höfen, in der Verwaltung und in den Versammlungen, die
Fürsten, die Politik, Gesetze und Geschichte. Die Redner Griechenlands und
Rom's gehörten den öffentlichen Angelegenheiten an und theilten ihr
Schicksal. In Italien und Spanien, gegen das Ende des Mittelalters, zur Zeit
der Renaissance, standen die Heroen der Wissenschaft wie der Kunst, mitten
in der sozialen Bewegung. Welch' stürmisch-schöne Tage verlebten nicht
Dante, Tasso, Camöens, Excilla, Cervantes!
In Frankreich sangen und schrieben unsere alten Poeten und Historiker auf der
Reise wie im Gewühle der Schlacht; Thibaut, Graf der Champagne,
Villehardouin, Joinville bildeten ihren köstlichen Styl nach den Avantüren
ihrer Laufbahn; Froissard suchte die Geschichte auf den Heerstraßen, und
vernahm sie landstreichend mit Abbés und fahrenden Rittern. Seit Franz I.
aber, waren unsere Schriftsteller isolirte Leute, deren Talente wohl der
Ausdruck des Geistes, aber nicht der Ereignisse ihre Epoche sein konnten. .
. .
Meine Memoiren, in verschiedene Bücher, in verschiedene Parthien getheilt,
entstanden zu verschiedenen Zeiten, an verschiedenen Orten. Die wechselnden
Ereignisse und Gestaltungen meines Lebens gehen so die einen in die andern
über; manchmal, in einer Zeit der Prosperität, habe ich von der Epoche
meines Elend's zu sprechen; oft in den Tagen der Noth, gedenk' ich des
Glücks der Vergangenheit. Die verschiedenen Stimmungen meiner verschiedenen
Lebensjahre, meine Jugend hinüberspiegelnd in mein Alter, der Ernst meiner
Prüfungszeit das Heitere beschattend meiner glücklichen Stunden, die
Strahlen meiner Sonne, von ihrer Morgenröthe bis zu ihrem Untergange, sich
durchkreuzend und vermischend wie der zitternde Wiederschein meiner ganzen
Existenz ‒ alles das verleiht meinem Werke eine unendliche Einheit; meine
Wiege steht neben meinem Grabe, mein Grab neben meiner Wiege; mein Leid wird
Lust, meine Lust wird Leid; man weiß nicht, ob meine Memoiren das Werk eines
braunumlockten oder die Arbeit eines silberumgebenen Hauptes sind …
Ich weiß nicht, ich nehme mich schlecht aus im Gewande des Lebens; vielleicht
steht mir der Tod besser.
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@facs | 0228 |
Wienerzeitungen seit den Märztagen.
Die Konstitution. Der Freimüthige. Der Volksfreund. Der freie Wiener. Kaiser
Joseph. Die neue Zeit. Der Unparteiische. Der Völkerbund. Oester. deutsche
Zeitung. Studenten-Courier. Der Landbote. Der Unparteiische, eine
Beamtenzeitung. Gerad' aus. Gassenzeitung. Straßenzeitung (die neue).
Wahrheit. Katzenmusik (Charivari). Schnellpost. Tageblatt. Die Laterne.
Nationalblatt. Der Omnibus. Das demokratische Bürgerblatt. Die Presse.
Oestr. Volksblatt. Der Radikale. Der reisende Teufel. Zopf und Schwerd.
Theaterchronik. Damenzeitung. Wiener Tagsposaune. Panier des Fortschritts.
Das freie Bürgerblatt. Der Liberale. Der Prophet. Das Studentenblatt. Wiener
Abendzeitung. National-Gardisten-Zeitung. Der öster. Volkstrompeter.
Centralorgan für jüdische Interessen. Der Ohnehose. Wien über Alles. Das
Parlament. Der Satan. Das junge Oestreich. Der Nationalgardist. Bst! Bst!
Politische Dreieinigkeit. Donau-Zeitung. ‒ Es sind demnach 50 neue Blätter
entstanden. Von den älteren hat das von N. Oesterlein gegründete, von J. N.
Vogl redigirte „Oestr. Morgenblatt“ zu erscheinen aufgehört; von den neu
entstandenen sind die sieben zuletzt genannten wieder eingegangen.
[Deutschland]
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@type | jArticle |
@facs | 0228 |
deß nicht, und gegen 11 Uhr ward
Generalmarsch geschlagen, und die einzelnen Kompagnien traten unter Waffen.
Auf die Versicherung des Polizeipräsidenten, daß die Verhaftung Falkenhains
vom Inquisitoriat und nicht von der Polizei aus verlangt worden, und demnach
dereslbe vor seinen zuständigen Richter gestellt werde, und auf die ernsten
doch nicht gehässigen Ermahnungen der Bürgerwehr zerstreuten sich endlich
die Haufen, ohne daß ein eigentlicher Angriff gemacht worden wäre, und nach
12 Uhr war die Ruhe in allen Straßen hergestellt.
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@type | jArticle |
@facs | 0228 |
Posen, 9. Juli.
Die Gazetta Polska liefert in Nr. 75 einen interessanten Beleg für die
vielfach abgeleugnete Thatsache, daß die in unsrer Provinz, namentlich im
Bromberger Regierungsbezirk längere Zeit in Flor gewesene Prügelstrafe
selbst von Amtswegen sanktionirt worden. Die erwähnte Nummer bringt nämlich
einen solchen Erlaß an das Tageslicht, der als ein Supplement zur Geschichte
der Gerechtigkeit und Freiheit in unserer Provinz dienen kann. „Die auf dem
Dominio Obudno vorhandenen Waffen aller Art sind binnen 24 Stunden bei
Strafe körperlicher Züchtigung hier einzuliefern. Gonsawa, den 23. Mai 1848.
Königlicher Distrikts-Kommissarius gez. Henrici.“ Eben so liefert uns Nr. 87
derselben Zeitung den Beweis, wie nach Aufhebung des Martialgesetzes und
nach allen Interpellationen in der Nationalversammlung das Prügelsystem
immer noch nicht aufgegeben ist. Am 15. Juni nämlich kam früh 8 Uhr eine
fliegende Kolonne 12. Komp. des 6. Infanterie-Regiments unter Anführung des
Lieutenants Drygalski aus Opalenica nach Sielinko und hielt auf dem
herrschaftlichen Hofe. Man begab sich zunächst zur Frau und Mutter des
Pächters Nawrocki, der gerade abwesend war und verlangte die Herausgabe von
Waffen. Auf die Erklärung, daß bereits Seitens des Militärs früher
mehrmalige Haussuchungen ohne allen Erfolg Statt gefunden, wurde der Hof
umstellt und das Resultat der angestellten Untersuchung war eine
Doppelflinte, die dem gegenwärtig bei den Garde-Ulanen in Berlin dienenden
Sohne des Hauses gehörte. Darauf ließ der Offizier den Vogt Brykczynski, den
Schäfer Berlinsci und den Einlieger Joseph Swider herbeirufen gegen welche
wahrscheinlich irgend eine Denunciation vorlag. Auf die an sie gestellte
Forderung der Herausgabe von Waffen erklärten dieselben, daß sie von keinen
Waffen Kenntniß hätten. Sofort wurde Brykczynski, ein 70jähriger Mann auf
ein Bund Stroh gelegt und ihm 21 Stockhiebe gege ben. Nach einer zweiten
fruchtlosen Inquisition wird der Unglückliche wiederum auf Befehl des etc.
Drygalski hingestreckt und erhielt 13 Hiebe. Damit noch nicht zufrieden,
sollte an dem Armen noch ein drittes Mal die Exekution vollzogen werden,
erst auf Bitten des anwesenden Schulzen Nowak und auf die Vorstellung, daß
die Wiederholung der Prügel den Tod nach sich ziehen könnte, stand der
Offizier von seinem Vorhaben ab.
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@facs | 0228 |
[*] Frankfurt, 13. Juli.
Nationalversammlung. Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der Debatte
über die Grundrechte.
Schüler aus Jena stellt (zu §. 2) noch einen
Verbesserungsantrag, wonach „kein deutscher Staat zwischen seinen
Angehörigen und den Angehörigen eines andern deutschen Staates bezüglich des
bürgerlichen, peinlichen oder Prozeßrechtes einen Unterschied machen
soll.“
Kolb von Speier unterhält die Versammlung mit
statistischen Vergleichungen der Kultur- und Gewerbverhältnisse zwischen den
cis- und transrhenanischen Provinzen Baierns. „Bei uns, sagt Herr Kolb, kann
Jeder (der Geld hat,) Grundeigenthum erwerben, und dies hat die
wohlthätigsten Folgen. Dann kämpft er für das Prinzip der Theilbarkeit des
Bodens. Schon als die Pfalz unter der Republik noch das
Donnersberg-Departement gebildet, habe man dort unter einer Bevölkerung von
420,000 Seelen 87,650 Grundbesitzer gezählt; gegenwärtig sei das Verhältniß
der Produkte in Altbaiern gegen die Pfalz wie 1 zu 3 oder 4. „Das Prinzip
des Kommunismus“, schließt er, findet bei uns in Baiern keinen Anklang.“
Sein Losungswort ist das des alten Louis Philippe: Freiheit und Ordnung; er
will dem „Volke“ die bürgerliche Freiheit, die
Freiheit des Erwerbs und Ansäßigmachung, dekretirt wissen.
Robert Mohl spricht gegen den Stahl'schen Antrag, den
Gewerbtreibenden die Autonomie in Gewerbsachen zu unterlassen, und erklärt
sich für den Majoritätsantrag des volkswirthschaftlichen Ausschusses.
Koch von Leipzig spricht für ein deutsches
Heimathgesetz; Löwe für „freie Arbeit,“ welche
England zum „mächtigsten Staat der Welt“ gemacht. „Wir wollen,“ sagt der
Redner, „dem Gewerbstande wieder die große und kräftige Stellung des Bürgers
im Mittelalter geben, den Handwerker zum
Künstler erheben; dadurch werden wir ihn vor dem
Proletariat bewahren!“ (Großer Beifall.)
Dieskan stellt den Antrag: „Jeder Deutsche hat das
Recht, in jedem deutschen Staate und in jedem deutschen Ort Wohnsitz zu
nehmen, Liegenschaft zu erwerben, Nahrungszweige zu betreiben, und das
Gemeindebürgerrecht zu erwerben.“
Es sprechen noch Osterrath, Spatz (gegen die Bedingung der Erwerbsfähigkeit
zur Aufnahme), Ziegert, Linde, Schwarzenberg.
Schlöffel macht auf den Widerspruch zwischen den §§ 1
und 2 aufmerksam: Was solle das deutsche Staatsbürgerrecht, wenn man erst
das Gemeindebürgerrecht, welches eine Erwerbsquelle für die Kassen, gewinnen
müsse? Reichensperger versichert, daß in
Rheinpreußen die Gewerbtreibenden gern von der Gewerbefreiheit befreit sein
möchten. (Gelächter.) Nach mehreren andern Reden, namentlich für und gegen
die Bedingung der Unbescholtenheit und Erwerbsfähigkeit wird die Debatte auf
Montag vertagt.
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@facs | 0228 |
[*] Frankfurt, 14. Juli.
Nachdem in der gestrigen Sitzung die Fortsetzung der Debatte über die
Grundrechte bis Montag vertagt worden, verhandelte die Nationalversammlung
heute über die separatistische Erklärung des hannöverschen
Gesammtministeriums gegenüber der neugeschaffenen Centralgewalt. Nach
dreistündiger Debatte über die Form des Beschlusses, wobei sich keine
einzige Stimme zur Vertheidigung des Königs und Ministeriums erhoben, wurde
der Antrag Wydenbrugk's angenommen: „Die Nationalversammlung beschließt, die
Centralgewalt möge die unumwundene Anerkennung der Centralgewalt und des
Gesetzes über dieselbe von der hannöverschen Staatsregierung verlangen.“
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@facs | 0228 |
[*] Darmstadt, 12. Juli.
Am vorigen Sonntag ist ein Detachement von 1 Bataillon Infanterie, 4
Geschütze und 80 Mann Kavallerie nach Michelstadt in den Odenwald gerückt,
ohne daß sich über den Zweck dieser Sendung damals eine Vermuthung hätte
aufstellen lassen. Gegenwärtig ist das Geheimniß enthüllt: die großen
Vorbereitungen haben zu nichts Geringerem gedient, als einen Schmiedemeister
zu verhaften, der gestern hier ins Arresthaus geliefert wurde; in seinem
Wagen saßen zwei Gensdarmen, zwölf Kavalleristen eskortirten ihn. Dem
Verhafteten soll zur Last gelegt werden, daß er republikanische
Flugschriften im Odenwald vertheilt, und es scheint, daß die gedeihlich
fortschreitende Reaktion in den größeren Ländern auch unserm Ministerium
wieder Muth zur Einleitung von Tendenzprozessen gegeben hat.
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@type | jArticle |
@facs | 0228 |
[*] Kassel, 11. Juli.
In der Ständeversammlung ist heute ein Antrag des Abgeordneten Pfeiffer auf
Gestattung der Civilehe zwischen Christen und Juden angenommen und die
Regierung ersucht worden, in dem Gesetzentwurf hierauf „Bedacht zu nehmen“.
Mehrere Anträge der Deputirten Henkel und Lederer auf Reform der
Wahlgesetzgebung, Einführung direkter Wahlen u. s. w. hat die Versammlung
dagegen verworfen, was aus der Zusammensetzung der Kammer leicht zu erklären
ist.
@xml:id | #ar046_010 |
@type | jArticle |
@facs | 0228 |
[*] Mannheim, 11. Juli.
Heute Morgen hat die bairische Soldateska hier ein neues Attentat gegen die
Bürger verübt. Horden Soldaten vom 12. Regiment drangen mit gezogenen Säbeln
in mehrere Buchhandlungen und zwangen die Besitzer unter Drohungen, mehrere
ihnen mißliebige Karrikaturen und Bilder, darunter Heckers Portrait, von den
Schaufenstern wegzunehmen. Die Civilbehörde machte einen Versuch
einzuschreiten, wurde aber von der bewaffneten Bavarenmacht verhöhnt. Die
Erbitterung unter der Einwohnerschaft über diese Exzesse war natürlich nicht
gering. Die gesetzliche Behörde des Herrn Mathy aber, statt die Bürger gegen
die Wiederholung solcher Brutalitäten zu schützen und für Bestrafung der
Soldaten zu sorgen, erließ eine Stunde später eine polizeiliche Verfügung an
alle Buch- und Bilderläden, wonach denselben bei 15 Fl. Strafe verboten
ward, irgend etwas was die Soldaten reizen könne, auszustellen. Dies ist die
neueste Art, Censur und Polizeiverbote wieder einzuführen; es bedarf bloß
der Exzesse einiger Soldaten, um sofort alle gewöhnlichen Gesetze zu
suspendiren. Der Begriff dessen, „was die Soldaten reizen kann,“ ist aber so
umfassend, daß diese Polizeiverfügung nicht allein zur Unterdrückung
gewisser Bilder und Bücher, (beiläufig war unter dem den Baiern
„Mißliebigen“ nicht das Geringste, was sich auf die Baiern bezog), sondern
auch zur beliebigen Verfolgung mißliebiger Buchhändler ausgebeutet werden
wird.
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@type | jArticle |
@facs | 0228 |
München, 9. Juli.
Aus Regensburg erfahren wir so eben, daß es dort am 11. zwischen Soldaten des
8. Regiments aus Passau, und des 3. Bataillons des 4. Regiments der dortigen
Garnison im Brauhause zum Stadtamthof zum Streit und dann Nachts zum
blutigen Kampfe kam, woran die untern Schichten des Volkes sich gegen die
Passauer Soldaten betheiligten und das Stadthaus, in welchem dieselben zum
Theil liegen, mit Steinen bombardirten. Eine Patrouille gab Feuer und zwei
Menschen verloren das Leben, 7 wurden verwundet. Zugleich ward Generalmarsch
geschlagen und durch Landwehr und Stadtwehr Ruhe gestiftet.
[(M. Z.)]
@xml:id | #ar046_012 |
@type | jArticle |
@facs | 0228 |
Kiel, 12. Juli.
Die Bürgerschaft Kiels in großer Anzahl hat in gestern und heute abgehaltenen
Versammlungen des Bürgervereins einstimmig eine Deklaration beschlossen, in
welcher hauptsächlich gesagt wird, daß man jeden schimpflichen Frieden oder
Waffenstillstand verwirft und keiner von Außen uns aufgedrungenen, nicht aus
dem Volke selbst hervorgegangenen Regierung gehorchen werde. Letzteres ist
auch der entschiedene Wille nicht allein der Bewohner Kiels, sondern ganz
gewiß auch der größten Mehrzahl der Schleswig-Holsteiner, wenn nicht Aller;
eine Auflösung unserer provisorischen Regierung durch irgend eine fremde
Gewalt würde ganz unbedingt das Land entweder zur Revolution oder in die
größte Anarchie bringen.
[(H. B. H.)]
@xml:id | #ar046_013 |
@type | jArticle |
@facs | 0228 |
Rendsburg, 12. Juli.
Abends. Zuverlässigen Berichten zufolge ist noch keine Anzeige aus dem Lager
über den Abschluß des Waffenstillstandes eingelaufen. Graf Pourtales und
Graf Münster aus Berlin sind seit Montag bei Wrangel mit den Bedingungen,
indessen hat dieser sich veranlaßt gesehen, wegen ein paar Punkte durch den
gestern durch Hamburg passirten Kurier, Hauptmann Francesky, Instruktionen
aus Berlin holen zu lassen, welche ihm morgen oder übermorgen zukommen
können. Bis gestern soll nicht einmal eine Konferenz mit dem dänischen
General stattgefunden haben. Inzwischen erwartet die hiesige provisorische
Regierung täglich von Frankfurt auf eine Vorstellung wegen der an sie
gestellten Anforderungen und wegen mehrerer mißliebiger Punkte der
Waffenstillstandsbedingungen, welche Friedenspräliminarien einschließen,
Antwort, die auf Wrangels Verfahren Einfluß haben könnte, obschon die
jetzige provisorische Regierung sich, was eine Auflösung derselben betreffen
könnte, den etwaigen Beschlüssen des Bundes unterwirft. Die
Waffenstillstandsbedingungen, welche die „Börsen-Halle“ bisher gegeben, sind
im Wesentlichen richtig; es kommen aber noch einige hier sehr mißliebige
Punkte, zumal Betreffs der ferneren Verwaltung, hinzu, die freilich
beiderseits nur aus Schleswig-Holstein zu wählen sein würde, der aber unter
Anderm Kommissarien zur Ueberwachung beigegeben werden sollen und
dergleichen mehr, wogegen denn auch in Frankfurt remonstrirt worden ist. ‒
Graf Reventlou ist nach Berlin gereist.
[(B. H.)]
@xml:id | #ar046_014 |
@type | jArticle |
@facs | 0228 |
[*]
Auch am 13. war noch keine Nachricht über Abschluß des Waffenstillstandes in
Rendsburg eingetroffen.
@xml:id | #ar046_015 |
@type | jArticle |
@facs | 0228 |
[*] Wien, 9. Juli.
Der Sicherheitsausschuß hat durch seinen Sieg über das Ministerium
Pillersdorf noch bedeutend an Einfluß gewonnen. Das neue Ministerium wird
von ihm jedenfalls einer scharfen Kontrolle unterworfen werden. Seine
nächste Aufgabe muß aber dahin gehen, die Abberufung sämmtlicher
Provinzial-Gouverneure zu fordern und durchzusetzen. Gegenwärtig ist er
damit beschäftigt, die Richtigkeit eines ihm vom Kriegsminister auf
wiederholtes Drängen zugestellten Nachweises über die in der Umgegend Wiens
stationirten Truppen zu prüfen. Er hat deshalb Kommissarien nach den
verschiedenen Ortschaften delegirt.
Vorgestern wurden der Nationalgarde weitere 18 Kanonen (versprochen waren nur
12) sammt Munition übergeben.
Ueber die galizischen Deputirten, deren Unkenntniß der deutschen Sprache
Vielen ein solcher Stein des Anstoßes war, fängt man nachgerade an, eine
günstige Meinung zu äußern. Es sind sämmtlich sehr intelligente Leute von
entschiedener demokratischer Gesinnung, bei denen von einem Einflusse des
Grafen Stadion keine Rede ist. Sie halten täglich Vorberathungen.
So eben verbreitet sich das Gerücht, die Papiere Pillersdorff's wären
versiegelt worden; die Wahrheit desselben kann ich nicht verbürgen.
Wünschenswerth wäre es sehr, hier vielleicht würde man den wahren Fäden einer Verschwörung auf die Spur
kommen.
@xml:id | #ar046_016 |
@type | jArticle |
@facs | 0228 |
Wien, 10. Juli.
Viele wollen das vor einigen Tagen auffallende Zurückhalten der hier nach
Italien durchmarschirenden Truppen in der Umgebung der Hauptstadt mit dem
Sturz des Ministeriums Pillersdorf in Zusammenhang bringen. Dieses soll die
Absicht gehabt haben, sein System mit Waffengewalt durchzuführen, und nur
die rasche Entschlossenheit des Erzh. Johann, der dem Wunsche des
Ausschusses sogleich nachgab, sollen wir es zu verdanken haben, daß die
Straßen Wiens nicht vom Kanonendonner erdröhnten. Die Regierung schickt fast
alle disponiblen Truppen nach der Lombardei, wo
Radetzky südlich über den Po gehen soll, um Karl Albert aus seiner festen
Stellung herauszulocken. ‒ Jüngst erschienen zwei Amerikaner aus New-York
auf der Aula, der sie 8000 fl. C. M. als Geschenck überbrachten und die
heißesten Sympathien der Deutschen in Amerika für die Erhebung und wackere
Ausdauer Wiens aussprachen.
[(B. Z.)]
@xml:id | #ar046_017 |
@type | jArticle |
@facs | 0228 |
Prag, 5. Juli.
In den Sitzungen des Slawenkongresses am 8, 9. und 10. Juni wurde ein
Manifest der Slawen an die Völker Europa's besprochen und verfaßt. Es sollte
in einer Plenarsitzung am 14. Juni allen Mitgliedern öffentlich vorgelesen
werden, was aber natürlich wegen des gerade in diesen Tagen eingetretenen
Barrikadenbaues und Straßenkrawalls unterblieb. Wir theilen hier den
wesentlichsten Inhalt dieses interessanten Manifestes mit.
„Der Zusammentritt eines Slawenkongresses in Prag ist ein ungewöhnliches
Ereigniß, wie in Europa, so auch bei uns Slawen selbst. Zum erstenmale, seit
die Geschichte uns nennt, sind wir zerstreute Glieder einer großen
Völkerfamilie aus entfernten Gegenden zusammengeströmt, um uns als Brüder
wieder zu erkennen, und unsere gemeinsamen Angelegenheiten friedlich zu
berathen, und wir haben uns verständigt, nicht allein durch das Mittel
unserer herrlichen von 80 Millionen Stammgenossen gesprochenen Sprache,
sondern auch durch den harmonischen Schlag unserer Herzen, durch den
Einklang unserer geistigen Interessen.
Die Wahrheit und Offenheit, welche alle unsere Verhandlungen leitete,
bestimmt uns, es auch vor Gott und der Welt auszusprechen, was wir gewollt
und welche Grundsätze unseren Verhandlungen als Richtschnur gedient
haben.
Die romanischen und germanischen Völkerstämme, einst als gewaltige Eroberer
in Europa berühmt, haben mit der Kraft ihrer Schwerter seit Jahrtausenden
nicht nur ihre staatliche Unabhängigkeit gesichert, sondern auch für ihre
Herrschsucht mannigfache Befriedigung sich zu verschaffen gewußt. Ihre
Staatskunst stützte sich zunächst auf das Recht des Stärkeren, nahm die
Freiheit für die bevorzugten Klassen allein in Anspruch, regierte mittelst
Privilegien und erkannte den Volksmassen nur bloße Pflichten zu; erst in der
jüngsten Zeit gelang es der, gleich Gottes Odem über die Länder
einherbrausenden Macht der öffentlichen Meinung alle Ketten des Feudalismus
plötzlich zu sprengen und die unverjährbaren Rechte des Menschen für das
Individuum allenthalben wieder zu gewinnen.
Bei den Slawen dagegen, wo man die Freiheit von jeher um so inniger liebte,
je weniger man sich herrsch- und eroberungssüchtig erwies, wo der Hang zur
Unabhängigkeit die Bildung jeder höheren Centralgewalt gehindert hatte,
verfiel im Ablauf der Jahrhunderte ein Stamm nach dem anderen in
Abhängigkeit; durch eine Politik, die vor den Augen der Welt längst nach
Gebühr gerichtet worden, wurde zuletzt auch das ritterliche Volk der Polen,
unserer edlen Brüder, um seine staatliche Existenz gebracht, die ganze große
Slawenwelt schien der Zwingherrschaft unwiderruflich verfallen, und die
Wahldiener derselben verfehlten nicht, ihr auch die Fähigkeit zur Freiheit
abzusprechen. Doch auch dieser thörichte Wahn schwindet vor der Stimme
Gottes, welche in den unerhörten Umwälzungen der Gegenwart jedem Herzen
verständlich spricht; der Geist hat endlich den Sieg davon getragen, der
Zauberbann ist gelöst, der tausendjährige Bau, den rohe Gewalt mit List und
Tücke im Bunde aufgeführt und gehalten ‒ er stürzt vor unsern Augen in
Trümmer, ein frischer Lebenshauch weht über die weiten Gefilde und treibt
neue Schöpfungen hervor, das freie Wort, die freie That, sie werden zur
Wahrheit. Da erhebt auch der lang gedrückte Slawe sein Haupt wieder, wirft
den Zwang von sich und fordert mit lauter und entschiedener Stimme sein
altes Erbe wieder: die Freiheit. Stark durch seine Zahl, noch stärker durch
seinen Willen und die wiedererlangte brüderliche Einmüthigkeit seiner
Stämme, bleibt er dennoch seiner Natur und den Grundsätzen seiner Väter
treu: er will keine Herrschaft, keine Eroberung, er will die Freiheit für
sich, wie für Jedermann; er fordert sie unbedingt als die Anerkennung des
heiligsten Rechts des Menschen. Darum verdammen und verabscheuen wir Slawen
jede Herrschaft der Gewalt, die sich neben dem Gesetze geltend machen will,
wir verwerfen alle Privilegien und Vorrechte, sowie alle politischen
Ständeunterschiede und verlangen unbedingte Gleichheit vor dem Gesetze;
fordern das gleiche Maß von Rechten und Pflichten für Jedermann; wo immer
unter Millionen auch nur ein Knecht geboren wird, da kennt man die wahre
Freiheit noch nicht. Ja, die Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit aller
Staatsangehörigen sind, wie vor einem Jahrtausende, so auch heutzutage
unsere Losung.“
Doch nicht das Individuum, nicht der einzelne Mensch im Staate allein ist es,
wofür wir unsere Stimmen erheben, zu dessen Gunsten wir unsere Forderungen
stellen. Nicht minder heilig als der Mensch in seinem angebornen Rechte, ist
uns auch das Volk mit der Gesammtheit seiner geistigen Interessen. Wenn
gleich die Geschichte einzelnen Völkern vor anderen eine vollendetere humane
Entwickelung zugesteht, so belehrt sie uns dennoch, daß der
Entwickelungsfähigkeit auch der Anderen keine Schranken gesetzt sind; die
Natur kennt weder edle noch unedle Völker an sich, sie hat keines derselben
zur Herrschaft über ein anderes berufen, hat keines bestimmt, einem anderen
als Mittel zu dessen
[0229]
besonderen Zwecken zu dienen; die
gleiche Berechtigung aller zur höchsten Humanität ist ein Gesetz Gottes, das
keines von ihnen ungestraft zu verletzen wagen darf. Leider aber scheint
dieses Gesetz in unseren Tagen auch von den gebildetsten Völkern noch nicht
nach Gebühr erkannt und gewürdigt zu werden; Ansprüche von Obrigkeit, von
Bevormundung, die man den Individuen gegenüber willig fahren ließ; erhebt
man noch immer einzelnen Völkern gegenüber; man strebt nach Herrschaft im
Namen der Freiheit, und weiß diese von jener nicht zu trennen. So versagt
der freie Britte dem Irländer die volle nationale Ebenbürtigkeit, so droht
der Deutsche manchem slawischen Stamme mit Zwang, wenn er sich weigert, zum
Bau von Deutschlands politischer Größe beizutragen, so scheut der Magyare
sich nicht, das Recht der Nationalität in Ungarn für seine Race
ausschließlich in Anspruch zu nehmen. Wir Slawen verdammen solche Anmaßungen
unbedingt und weisen sie um so entschiedener von uns, je heuchlerischer sie
sich unter der Maske der Freiheit verbergen. Doch treu unserm natürlichen
Sinne, dem Rachegefühl für vergangene Unbill unzugänglich, bieten wir allen
Nachbarvölkern die brüderliche Hand, welche wie wir bereit sind, die
vollkommen gleiche Berechtigung aller Nationalitäten, unabhängig von deren
politischer Macht und Größe anzuerkennen und thatsächlich zu schützen.
Eben so verdammen und verabscheuen wir offen jene Politik, welche sich anmaßt
Länder und Völker als einen der Herrschermacht preisgegebenen Stoff zu
behandeln, nach Willkür und Laune zu nehmen, zu tauschen, zu vertheilen ohne
Rücksicht auf Stamm, Sprache, Sitten und Neigungen der Völker, ohne
Beachtung ihres natürlichen Zusammenhangs, ihrer berechtigten
Selbstständigkeit. Die rohe Waffengewalt allein entschied das Loos der
Ueberwundenen, oft gar nicht zum Kampfe Gelangten, von denen man in der
Regel nichts wollte als Soldaten und Geld zur Verstärkung der Zwingmacht,
und allenfalls erheuchelte Bezeugungen von Anhänglichkeit für den
Zwingherrn.
Von dem Grundsatze ausgehend, daß die gewaltige Geistesfluth der Gegenwart
neue politische Schöpfungen bedinge, daß ein Wiederaufbau des Staates, wo
nicht in neuen Grenzen, doch auf neuen Grundlagen Statt finden müsse, haben
wir dem Kaiser von Oesterreich, unter dessen konstitutioneller Regierung wir
der Mehrzahl nach leben, den Vorschlag gemacht, den Kaiserstaat in einen
Bund gleichberechtigter Nationen umzugestalten, welcher den abweichenden
Bedürfnissen der letztern, so wie der Einheit der Monarchie gleiche Rechnung
tragen soll. Wir erblicken in einem solchen Bunde das Heil nicht nur für uns
allein, sondern auch für Freiheit, Civilisation und Humanität überhaupt, und
hoffen auf des aufgeklärten Europa's freiwilligen Beistand zu dessen
Verwirklichung. Auf jeden Fall sind wir entschlossen, unsere Nationalität in
Oesterreich mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln, jene volle staatliche
Anerkennung und Stellung zu erringen, welche das deutsche und magyarische
Element bereits inne haben, und rechnen dabei auf diejenige Unterstützung,
welche dem guten Rechte in jeder wahrhaft freien Brust warm entgegen
strömt.
Den Feinden unserer Nationalität ist es gelungen, Europa mit dem Gespenst des
politischen Panslawismus zu erschrecken, der angeblich alle Errungenschaften
der Freiheit, der Bildung und Humanität zu vernichten droht. Wir kennen die
Zauberformel, welche allein dieses Gespenst zu bannen vermag, und wollen sie
im Interesse der Freiheit, Bildung und Humanität den zum Theil durch eigenes
Schuldbewußtsein geängstigten Völkern nicht vorenthalten: sie heißt
Gerechtigkeit, Gerechtigkeit gegen das Slawenvolk überhaupt und gegen die
gedrückten Zweige desselben insbesondere. Der Deutsche rühmt von sich, daß
er mehr als andere Völker fähig und geneigt sei, die Eigenthümlichkeiten
aller fremden Nationalitäten unbefangen aufzufassen und zu würdigen: wir
wünschen und verlangen, wenn er vom Slawen spricht, daß er aufhöre, diese
Worte fortan noch Lügen zu strafen. Wir erheben laut die Stimme für unsere
unglücklichen Brüder, die Polen, welche durch die schmählichen Künste der
Gewalt um ihre Selbststständigkeit gebracht worden sind: wir fordern die
Kabinette auf, diese alte Sünde, den Fluch, der erblich auf ihrer Politik
lastet, endlich zu sühnen, und rechnen dabei auf die Sympathien von ganz
Europa. Wir protestiren gegen das willkürliche Zerreißen von Ländern, wie es
heutzutage im Großh. Posen durchgeführt werden will, und erwarten von der
preußischen und sächsischen Regierung, daß sie von der bisher planmäßig
betriebenen Entnationalisirung der in Schlesien, der Lausitz, Ost- und
Westpreußen lebenden Slawen fortan abstehe; wir fordern das ungarische
Ministerium auf, die empörenden Gewaltmaßregeln, die es gegen die Serben,
Kroaten, Slowaken und Russinen getroffen, schleunigst abzuschaffen, und
dahin zu wirken, daß ihnen die ihnen gebührenden Nationalrechte in vollem
Maße baldigst gewährt werden, wir hoffen, daß eine herzlose Politik unsere
slawischen Brüder in der Türkei nicht lange mehr hindern wird, ihre
Nationalität auch staatlich zu entwickeln und naturgemäß geltend zu machen.
Wenn wir hier einen feierlichen Protest gegen unwürdige Akte einlegen, so
geschieht es, weil wir zugleich den wohlthätigen Wirkungen der Freiheit
vertrauen. Die Freiheit muß und wird die bisher herrschenden Völker
gerechter machen und zu der Einsicht bringen, daß Unrecht und Willkühr nicht
jenem Schande bringt, der sie erleiden muß, sondern dem, der sie übt.
Wir, die wir die Jüngsten, doch nicht die Schwächern, auf Europas politischer
Bühne wieder erschienen, wir tragen sofort auf die Beschickung eines
allgemeinen europäischen Völker-Congresses zur Ausgleichung aller
internationalen Fragen an; denn wir sind überzeugt, daß sich freie Völker
leichter untereinander verstehen, als bezahlte Diplomaten. Möchte doch
dieser Vorschlag bei Zeiten beachtet werden, ehe die Reaktions-Politik
einzelner Höfe es wieder dahin bringt, daß die durch Neid und Haß
aufgestachelten Völker sich untereinander zerfleischen.
Im Namen der Freiheit, Gleichheit und Brüderschaft aller Völker.“
@xml:id | #ar046_020 |
@type | jArticle |
@facs | 0229 |
[*] Prag, 10. Juli.
Wegen der gestern gemeldeten Verhaftung des Redakteurs Hawljcek erschienen
heute 2 amtliche Bekanntmachungen; die eine vom Bürgermeister Wanka
unterzeichnet, worin derselbe zur Widerlegung unwahrer Gerüchte mittheilt,
daß gedachte Verhaftung ganz und gar ohne sein Wissen und Mitwirkung
erfolgt, und ihm sogar erst 10 Stunden später bekannt geworden ist. Die
zweite Kundmachung geht vom Landespräsidium, von dem berüchtigten „Leo Graf
Thun“ aus, worin letzterer erklärt, „daß künftige Arretirungen ‒ mit
Ausnahme besonders beinzüchtigter, gefährlicher Individuen ‒ auf Belangen
des k. k. Militär-General-Kommando durch die Magistratsbehörde werden
vorgenommen werden.“
Endlich eine Bekanntmachung von dem nämlichen „Graf Thun“, worin der Grund
von Hawljcek's Verhaftung dahin angegeben wird: er habe in seinem Journal
behauptet, jene Nationalgarden, welche aus der Provinz während der Junitage
den Pragern zu Hülfe gezogen, hätten nur ihre Schuldigkeit gethan.
Dazu bemerkt das „konstitutionelle Blatt aus Böhmen“:
Wir fragen den Herrn Landespräsidenten, wie diese Verhaftung durch das
Platzkommando mit dem Berichte zusammenstimmt, welchen er unterm 1. Juli an
das Ministerium abstattete und in welchem er sagt, daß „die Presse keinen
andern Beschränkungen als jenen des provisorischen Preßgesetzes unterworfen
sei.“ Ist das Preßgesetz, wie Hr. Graf Thun dem Ministerium am 1. Juli
meldete, in Kraft, dann kann und darf, wer ein Preßvergehen begeht, nur vor
das ordentliche Preßgericht ‒ und zwar nicht durch das Platzkommando ‒
gezogen werden; ist aber das Preßgesetz nicht in Kraft, dann soll Graf Thun
nicht ans Ministerium berichten, „daß die Presse keinen andern
Beschränkungen als jenen des provisorischen Preßgesetzes unterworfen
sei.“
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@type | jArticle |
@facs | 0229 |
Prag, 10. Juli.
Die Wahlen für den Reichstag sind vollendet, Strobach, Rieger, Palacky,
Borrosch zu Prags Deputirten ernannt. Charakteristisch ist es, daß sie alle
gegen den Anschluß an Deutschland aufgetreten sind, daß sich also der Stand
der Parteien auch durch unsere Pfingstwoche nicht verändert hat. Wäre der
Kampf in derselben ein nationaler, der Sieg ein Sieg der deutschen Sache
gewesen, wie die ausländischen Zeitungen ohne Ausnahme berichten, das
Resultat der Wahlen hätte ein anderes werden müssen. Pillersdorffs Abdankung
verursacht in allen Kreisen die größte Aufregung, da man sie als Vorzeichen
heftiger, Stürme betrachtet. Das Gerücht spricht bereits von
Truppenzusammenziehungen bei Wien, Arbeiterbewegungen u. s. w. Mit großer
Spannung erwarten wir neuere Nachrichten. Trojan's Verhaftung, die wir
vorgestern gemeldet, hat sich als eine Unwahrheit herausgestellt.
[(C. B. a. B.)]
@xml:id | #ar046_022 |
@type | jArticle |
@facs | 0229 |
[17] Prag, 10. Juli.
Es ist doch etwas Herrliches, die Konstitution im Belagerungszustande! Wir
haben das Associationsrecht, aber es dürfen keine Versammlungen ohne
Erlaubniß der Militärbehörde gehalten werden. Wir haben Volksbewaffnung,
aber für vielleicht 12-13000 waffenfähige Bürger sind nur 150 Gewehre auf
dem Rathhause, die abwechselnd von den Nationalgardisten zum Dienste
gebraucht werden! Wir haben Preßfreiheit und jeden Tag steckt man einen
Redakteur ein. In der Nacht vom 7. auf den 8. wurde der Redakteur der
Narodni Nowini, Karl Hawlitschek, verhaftet, heute hat man dem Redakteur des
Abendblattes, Libinski, eine Sommerwohnung auf dem Hradschin eingeräumt.
Wenn das so fort geht, so wird der General Windischgrätz bald einige seiner
Fourire zur Redaktion der Prager Journale detachiren können. Vom erstern ist
es jedoch zweifelhaft ob er wegen Preßvergehen verhaftet ist, indem eine am
selben Tage erlassene Bekanntmachung des Grafen Thun aussagt, daß
Preßvergehen nicht anders als nach dem Preßgesetze bestraft würden.
Hawlitschek ist ein Ultratscheche, der seinen Traum eines slawischen Reichs
selbst auf Kosten einer russischen Intervention verwirklicht sehen möchte.
Zudem weiß man auch, daß er an einem Slawenkongresse in Agram Theil genommen
hat. Die Lage unserer Stadt wird immer drückender, die Nahrungslosigkeit
immer größer und wer weiß, was geschehen würde, wenn die Kanonen vom
Hradschin herab nicht ihre drohenden Mündungen zeigten. Die Wahlen für den
Wiener Reichstag sind gänzlich im Sinne der tschechischen Partei
ausgefallen, der ehemalige Bürgermeister Strobach, Palacky, Rieger und der
Buchhändler Borrosch, der zwar ein Deutscher ist, aber keine Energie besitzt
und sich von seinen Kollegen stimmen lassen wird; sie werden ersehen haben,
daß es die vier Männer der provisorischen Regierung sind, welche die Prager
nach Wien schicken.
P. S. So eben vernehmen wir durch Reisende, welche mit dem Nachmittagszuge
aus Wien gekommen, daß Pillersdorff wieder Minister, der Sicherheitsausschuß
aufgelöst und die ganze Stadt voll Militär sei.
Schweiz
@xml:id | #ar046_027 |
@type | jArticle |
@facs | 0229 |
[***] Zürich, 10. Juli.
Der erste September ist als Termin festgesetzt, bis zu welchem die Resultate
der Abstimmung in den Kantonen über die Bundesverfassung eingegeben werden
sollen. Obgleich selbst diejenigen, welche an der neuen Bundesverfassung
vieles auszusetzen haben, es höchst wünschenswerth finden, daß sie
angenommen werde, so scheint man doch des Erfolges noch gar nicht gewiß zu
sein; manche Kantone halten sich durch die Centralisation der Posten und
Zölle, die Urkantone auch durch die Glaubensfreiheit und das freie
Niederlassungsrecht, in ihren materiellen Interessen für verletzt, und in
diesem Punkte versteht der Schweizer gar keinen Spaß. Er ist zwar ein großer
Freund der „Freiheit“, aber Geld darf sie ihn nicht kosten. Wollte Jemand
den Kantonen, welche durch die Centralisation der Zölle ihre Einnahme
verlieren, vorrechnen, daß sie bei dem dadurch erleichterten und also
vermehrten Handelsverkehr auch einige Vortheile haben würden, nun, so würde
man über diesen Jemand vielleicht bloß den praktischen Kopf schütteln;
wollte er ihnen aber vorhalten, ein einiges, starkes und fest verbundenes
Vaterland sei doch auch etwas Schönes, wofür man schon ein Uebriges thun
könne, so würde man ihn geradezu für einen Narren halten. „Ein einiges
freies Vaterland, stark wie unsere Berge“, das sind Redensarten, die bei
einem Schützen- oder Sängerfeste am Platze sind, aber nicht da, wo es sich
um das Zahlen handelt. Ich rede hier natürlich nur von der großen Masse. Um
nun über Annahme oder Verwerfung der Bundesverfassung möglichst bald
einigermaßen Gewißheit zu erhalten, wird sich in Bern und Zürich noch in
diesem Monat der Großrath versammeln, um einen definitiven Beschluß über das
Bundesgesetz zu fassen, d. h. um sie dem Volke abzurathen oder zu empfehlen,
worauf sodann die entscheidende Abstimmung des Volkes erfolgt. Man hofft,
daß manche kleineren Kantone sich durch den Vorgang von Zürich und Bern
bestimmen lassen werden, daher fand auch im Berner Gr. Rath der Vorschlag
Stämpfli's, sich nicht zu übereilen und den Termin noch weiter
hinauszuschieben, keinen Anklang. Von Wichtigkeit ist es jedenfalls, daß die
beiden größten Kantone sich zuerst und möglichst bald über das Bundesprojekt
aussprechen. Hr. Stämpfli scheint aber, wie auch Hr. Stockmar, die Hoffnung
auf einen Verfassungsrath noch immer nicht aufgegeben zu haben, und im
Berner Regierungsrathe haben die beiden Herren es auch mit 5 Stimmen gegen 4
(unter diesen letztern Funk und Ochsenbein) durchgesetzt, daß der
Regierungsrath bei dem Gr. Rath auf Verwerfung des Bundesprojektes antragen
wird. Ob die Mehrheit des Gr. Rathes für Verwerfung oder für Annahme des
Bundesprojektes ist läßt sich noch nicht sagen; in den Abstimmungen am 9.
und 10. Mai über die lombardischen Werbungen in der Schweiz, über das
Ochsenbeinsche Votum in der Sardinischen Frage (Ablehnen des gebotenen
Bündnisses) sprach sich allerdings eine Mehrheit des Gr. Rathes für
Ochsenbein aus, und es ist gerade nicht unwahrscheinlich, daß dieses auch
jetzt der Fall sein wird, zumal da die Dringlichkeit der Sache hinzukömmt.
Ein Verf.-Rath würde die ganze Angelegenheit wieder weit hinausschieben, und
es ist gar nicht zu hoffen, wenn ein solcher Verf.-Rath konsequent nach
Principien, ohne Berücksichtigung der gegebenen Verhältnisse, verfahren
wollte, daß die daraus hervorgehende Verfassung jemals vom Schweizer-Volk
angenommen werden würde. Hat das jetzige Bundesprojekt auch wesentliche
Mängel, so ist doch eine künftige Revision desselben nicht gar zu sehr
erschwert; wenn 50,000 Bürger es verlangen, so muß im Volke darüber
abgestimmt werden, ob es eine Revision der Bundesverfassung will.
‒ Die Regierung von Hannover hat einen Züricher Bürger ausgewiesen, weil er
als Schweizer im dortigen Lande nicht arbeiten
dürfe.“ Auf wiederholte Reklamation des Vororts erfolgte keine Antwort,
worauf die Regierung von Zürich den Beschluß faßte, daß sämmtliche
Hannoveraner, welche sich ohne Niederlassungsbewilligung im Kanton Zürich
aufhalten, innerhalb 14 Tagen den Kanton zu verlassen haben. Die davon
betroffenen 24 an der Zahl, kommen dadurch meistens in eine sehr unangenehme
Lage. Der deutsche Nationalverein in Zürich hat sowohl an die zweite Kammer
in Hannover eine Petition, die Regierung zu einer Erklärung aufzufordern und
etwaige, eine solche Ausweisung begründende Gesetze abzuschaffen, als auch
an die Nationalversammlung eine energische Aufforderung gerichtet, die
Regierung von Hannover anzuweisen, sich solcher Handlungen, welche die Lage
der Deutschen in der Schweiz im höchsten Grade prekär machen, zu enthalten
und für den vorliegenden Fall Genugthuung zu geben. Bei der zärtlichen
Vorliebe, welche die Nationalversammlung für die Deutschen in Posen zeigt,
wird sie auch die Deutschen in der Schweiz nicht vergessen; zumal da es hier
nicht nöthig ist, eine schwer gereizte Bevölkerung mit Shrapnells zusammen
zu schießen, sondern nur eine Regierung anzuweisen, durch brutale Handlungen
nicht die Existenz ihrer Staatsangehörigen im Auslande muthwillig auf's
Spiel zu setzen, und verrostete Gesetze, welche den freien Verkehr
beschränken, nicht mehr in Anwendung zu bringen. Wir werden in der Schweiz
zwar nicht, wie die Deutschen in Posen, mit „Mord und Plünderung bedroht,
indessen eine Ausweisung ist auch nichts Angenehmes. Die Züricher Regierung
ist vom Nationalverein ersucht worden, die Ausführung der Maßregel, deren
Gerechtigkeit er vollkommen anerkennt, bis nach erfolgter Antwort zu
suspendiren, ich zweifle jedoch, daß sie dem Gesuche willfahren wird, da man
keinen festen Termin angeben kann. Also weil eine Hannöversche Regierung es
in ihrer Weisheit für unzulässig oder staatsgefährlich hält, daß ein
Schweizer Handwerksbursch in Hannover arbeitet, müssen 24 deutsche Bürger
Zürich verlassen und meistens eine Existenz aufgeben, die sie sich
anderwärts natürlich nicht sogleich wieder begründen können. Es ist
überhaupt eine Schmach, daß solche Gesetze, welche z. B. Handwerkern das
Reisen in der Schweiz, Studenten den Besuch schweizerischer Universitäten
verbieten, in einigen Bundesstaaten noch immer aufrecht erhalten und nicht
ohne Weiteres in die Rumpelkammer geworfen werden.
@xml:id | #ar046_028 |
@type | jArticle |
@facs | 0229 |
Neuenburg, 8. Juli.
Die Kommission, welche mit Prüfung der Rechnungen des abgesetzten Staatsraths
beauftragt war, hat einstimmig den Beschluß gefaßt, daß die Mitglieder der
gedachten Ex-Behörde die Summe von 53,573 fr. zu ersetzen, haben für die im
Jahre 1832 nach Bern geschickte Munition und für Reisekosten nach Berlin im
letzten Februar.
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@type | jArticle |
@facs | 0229 |
Muttenz, 8. Juli.
Die Reaktion streut geflissentlich in verschiedenen Blättern die Nachricht
aus, als werde von mir an einzelnen Punkten Deutschlands und der Schweiz
Mannschaft angeworben, ja die Frechheit geht so weit, sogar das Handgeld zu
benennen, was bezahlt werde. Diese völlig erlogenen, öfters wiederholten
Nachrichten haben nun offenbar keinen andern Zweck als: 1) Damit die
militärischen das Volk aussaugenden Besatzungen deutscher Länder durch
Aussprengung unwahrer Thatsachen vor dem Volke zu rechtfertigen und zugleich
die reaktionären Maßregeln gegen das Volk der republikanischen Partei
aufzubürden. 2) Einzelne lästige Leute durch falsche Vorspiegelungen zu
bestimmen, sich von den Orten, wo man sie gerne los wäre, fort und nach der
Schweiz zu begeben. 3) Die Schweiz aber durch Aufhalsung solcher Gäste zu
bestimmen, das Asylrecht zu verkümmern. Revolutionen werden nicht außen
angeworben und in ein Volk hineingetragen, sie müssen sich aus einem Volke
selbst als politisches Gesetz, als Nothwendigkeit entwickeln. ‒ Ebenso
erlogen, als jene vorgeblichen Werbungen sind die Nachrichten von dem
Besitze großer Summen, welche mir zur Verfügung gestellt worden seien. Es
gehört eine eigenthümliche Unverschämtheit dazu, solche grobe Lügen
auszustreuen und sie dem Volke glauben machen zu wollen. Muttenz, den 8.
Juli 1848. Hecker.
@type | jAnnouncements |
@facs | 0230 |
Abfahrt der Dampfschiffe.
Kölnische Gesellschaft.
Täglich vom 15. April 1848 an.
Von | Köln | Morgens 51/4 Uhr nach Mainz. |
Von | Köln | Morgens 51/2 Uhr nach Arnheim. |
Von | Köln | Morgens 93/4, Nachm. 23/4 Uhr nach Koblenz. |
Von | Köln | Abends 10 Uhr nach Mannheim. |
Von | Bonn | Morgens 71/2, Mittags 121/2, Nachm. 5 und Nachts 121/4 Uhr rheinaufw. |
Von | Bonn | Morgens 11, Nachm. 11/2, 51/2, u. 73/4
Uhr rheinabwärts. |
Von | Koblenz | Morg. 8, 11, Nachm. 21/2 und 5 Uhr nach Köln. |
Von | Mainz | Morg 7, 101/4, Mittags 123/4 U. n. Köln. |
Von | Mannheim | Morgens 6 Uhr nach Köln. |
Von | Arnheim | Morgens 6 Uhr nach Köln. |
Niederländische Gesellschaft.
Vom 14. Mai 1848 von Köln.
Morgens | 4 Uhr | in einem Tage nach Arnheim, Nymwegen
und Rotterdam täglich (mit Ausnahme von
Samstag). |
Nachts | 12 Uhr | nach Koblenz, Mainz, Mannheim und Ludwigshafen täglich (mit Ausnahme von
Dienstag). |
Düsseldorfer Gesellschaft.
Täglich vom 21. Mai 1848 an.
Von | Köln | Morgens | 53/4 Uhr nach Mainz. |
Von | Köln | Morgens | 81/2 Uhr nach Koblenz. |
Von | Köln | Abends | 41/2 Uhr nach Düsseldorf. |
Von | Köln | Abends | 91/2 Uhr nach Mainz-Frankf. |
Von | Bonn | Morgens | 8 und 11 Uhr, Abends 118/4 aufwärts. |
Von | Bonn | Morg. | 81/2 Uhr nach Köln, Nachm. 1 u. 21/4 Uhr nach
Köln-Düsseld. |
Von | Koblenz | Morgens | 6, 101/2, Mittags 12 nach Köln. |
Von | Mainz | Morgens | 6 u. 73/4 Uhr n. Köln-Düsseldorf. |
Von | Mannheim | Nachmittags | 31/4 Uhr nach Mainz. |
Von | Rotterdam | Morgens | 61/2 Uhr, Monntag, Mittwoch und Samstag nach Köln. |
Von | Arnheim | Nachmittags | 31/2 Uhr, Montag,
Mittwoch und Samstag nach
Köln. |
Rhein-Yssel-Gesellschaft.
Vom 1. April 1848 von Köln.
Abends 8 Uhr jeden Sonntag, Dienstag und Freitag nach Düsseldorf, Wesel, Emmerich, Arnheim, Doesborgh, Zütphen, Deventer,
Zwolle, Kampen u. Amsterdam; in Verbindung
nach Hamburg und Hull.
Bonn-Kölner Eisenbahn.
Vom 15. April 1848 an.
Von Köln nach Bonn.
Morgens | 6 Uhr 30 Minut. |
Morgens | 10 Uhr 00 Minut. |
Vormittags | 11 Uhr 30 Minut. |
Nachmittags | 2 Uhr 50 Minut. |
Abends | 6 Uhr 45 Minut. |
Abends | 8 Uhr 30 Minut. |
Von Bonn nach Köln.
Morgens | 6 Uhr 00 Minut. |
Morgens | 8 Uhr 00 Minut. |
Mittags | 12 Uhr 00 Minut. |
Nachmittags | 2 Uhr 20 Minut. |
Abends | 5 Uhr 00 Minut. |
Abends | 8 Uhr 00 Minut. |
Während der schönen Jahreszeit fährt an jedem Sonn- u. Feiertage ein Extrazug
um 31/2 Nachm. nach Brühl u. 71/2 Abends v. Köln n. Brühl. ‒ Preise: I. Kl. 15 Sgr. II. Kl. 10 Sgr. ‒ III. Kl. 7
Sgr. 6 Pf. ‒ IV. Kl. 5 Sgr.
Köln-Mindener Eisenbahn.
Vom 15. April 1848 an.
Von Deutz nach Düsseldorf.
Morg. | 7 U. 30 M. b. Minden. |
Morg. | 10 U. 00 M. b. Düsseld. |
Nchm. | 4 U. 00 M. b. Hamm. |
Abds. | 6 U. 50 M. b. Düsseld. |
Abds. | 10 U. 00 M. b. Minden. |
Von Düsseldorf nach Deutz.
Morgens | 6 Uhr 00 Minut. |
Morgens | 8 Uhr 00 Minut. |
Nachmittags | 1 Uhr 5 Minut. |
Nachmittags | 3 Uhr 40 Minut. |
Abends | 7 Uhr 00 Minut. |
Preise: I. Kl. 1 Thlr. II. Kl. 20 Sgr. III. Kl. 15
Sgr. IV. Kl. 8 Sgr.
Rheinische Eisenbahn.
Vom 21 Main 1848 an.
Von Köln nach Aachen.
Morgens 6 Uhr 30 M. ganz Belgien und direkter Anschluss nach Paris mit dem
Nachtzuge von Brüssel.
Morg. 10 Uhr 00 M. bis Antwerpen, Brüssel u. Gent.
Nachm. 3 U. 00 M. b. Lüttich.
Abends 6 Uhr 00 M. bis Aachen.
Von Aachen nach Köln.
Morg. 6 Uhr 45 im Anschluss an das Dampfschiff nach Koblenz, die Bonner und
Mindener Eisenbahn.
Morg. 11 Uhr 00 M. Anschluss an die Bonner und Mindener Eisenbahn.
Nachmittags 3 Uhr 00 M.
Abends 6 Uhr 30 M.
Preise: I. Kl. 2 Thlr. II. Kl. 1 Thlr. 15 Sgr. III.
Kl. 1 Thlr.
Von Aachen nach Belgien 61/2
u. 91/4 Uhr Morgens.
121/2 u. 53/4 Uhr Nachm.
Düsseldorf-Elberfelder-Eisenbahn.
Vom 15. April 1848 an.
Von Düsseldorf.
Morgens | 7 Uhr 00 Minut. |
Morgens | 9 Uhr 30 Minut. |
Mittags | 11 Uhr 45 Minut. |
Nachmittags | 2 Uhr 30 Minut. |
Nachmittags | 5 Uhr 30 Minut. |
Abends | 8 Uhr 15 Minut. |
Von Elberfeld.
Morgens | 6 Uhr 45 Minut |
Morgens | 9 Uhr 15 Minut |
Mittags | 11 Uhr 30 Minut |
Nachmittags | 2 Uhr 15 Minut |
Nachmittags | 5 Uhr 15 Minut |
Abends | 8 Uhr 00 Minut |
Preise: I. Kl. 25 Sgr. II. Kl. 18 Sgr. III. Kl. 12
Sgr. 6 Pf.
Civilstand der Stadt Köln.
Geburten.
12. Juli. Kath. Hubert., T. v. Karl Jos. Richrath, Schuhmacher, Benefisstr. ‒
Mechtilde, T. v. Heinrich Lang, Gärtner, Weidengasse. ‒ Rosina Sus., T. von
Christ Gottfr. Kollet, Schuster, Brand. ‒ Elis., T. v. Anton Caspars,
Taglöhner, Spulmannsg. ‒ Rosa, T. v. Herm. Jos Hub. Floß, Faßbinder, Hämerg.
‒ Jos., S. v. Adam Rosewe, Bandarb., Karthäuserh. ‒ Kath., T. von Heinr.
Damm, Hautboist, Streitzeuggasse. ‒ Anna Maria, T. v. Wilh. Bourfeind,
Kleiderm., gr. Neug. ‒ Bernh. Heinr. Otto, S v. Dr. Joh. Franz Ley,
Gymnasial-Oberlehrer, Marzellenstr. ‒ Agnes, T. v. Ant. Röttgen, Tagl.,
Wilhelmstr. ‒ Joh. Wilhelm, S. v. Wilh. Krauß, Friseur, Komödienstraße ‒
Anton Aug. Hub., S. v. Friedr. Wilh. Lünenschloß, Eisenbahn-Maschinist,
Eigelstein. ‒ Karl, S. v. Eduard Fülles, Privatsekretär, Streitzeuggasse. ‒
Laur., S. v. Berth. Valder, Kleiderm., Ruhr. ‒ Franz. Aug. Jos., T. v. Ferd.
Karl Wiersbitzky, Dombau-Aufseher, Johannstr. ‒ Herm. Heinr. Adolph, S. v.
Friedr. Berghaus, Kaufm., Marzellenstr.
Sterbefälle.
12. Juli. Ein unehelicher Knabe. ‒ Wilh. Joh. Jos, Kerp, 1 J. 8 M. alt,
Thurm. ‒ Johann Wolter, 51/2 M. alt, Entenpfuhl. ‒ Anna Sib. Sonndag, 15 M.
alt, Sachsenhausen. ‒ Johanna Lamberti, Wwe. Denzer, 44 J. alt, Klingelpütz.
‒ Johann Math. Lückger, ohne Gewerbe, früher Schuster, 74 J. alt,
Minoritenspital.
Heirathen.
12. Juni. Friedr. Wilh. Sebold, Unteroffizier in der 7. Art.-Brigade, von
Kleinbaudiß und Marg. Lungenberg von Zweifall. ‒ Joh. Wilh. Bonjean,
Bäckermeister und Anna Maria Kath. Burhenne, beide von hier. ‒ Ignatz
Strodel, Schreiner, von hier und Gertrud Richarz von Ramersdorf. ‒ Karl Aug.
Gelonneck, Privatsekretär, von Minden und Joh. Sonntag von Calcar. ‒ Joh.
Peter Busch, Steinhauer von Obermendig und Oktavie Heinrichs von Malmedy. ‒
Arnold Hummels heim, Handlungsdiener, von Niederkastenholz, und Kath Stoffel
von hier. ‒ Joh. Friedr. Franke, Maurerm- v. Niedermarsberg und Anna Kath.
Schäffer von hier..
Brodpreis der Stadt Köln.
vom 16. Juli bis zum 23. Juli.
Ein Schwarzbrod, wiegend 8 Pfund soll kosten 4 Sgr. 7 Pf.
Köln, den 16. Juni 1848.
Königliche Polizei-Direktion. Müller.
Schiffahrts-Anzeige. Köln, 15. Juli 1848.
Abgefahren: A. L. Müller nach Mannheim.
In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich Wwe. Jak.
Schaaff; nach Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr Joh. Budberg; nach
Andernach und Neuwied G. Krämer; nach Koblenz und der Mosel und Saar D.
Schlägel; nach der Mosel, nach Trier und der Saar- N. Bayer; nach Bingen Wb.
Jonas; nach Mainz Val. Pfaff; nach dem Niedermain Fr. Gerling; nach dem
Mittel- und Obermain C. Hegewein; nach Heilbronn Fr. Schmidt; nach Kannstadt
und Stuttgart L. Hermanns; nach Worms und Mannheim W. C. Müller; nach
Antwerpen M. Lamers.
Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Singendonk, Köln Nr. 10.
Ferner: Nach
Amsterdam Kapt. Wilson, Köln Nr. 1.
Wasserstand.
Köln, am 15. Juli. Rheinhöhe 8′ 7″.
Der seit dem 17. Mai v. J. wieder eröffnete große Viehmarkt hierselbst hat
durch seine seitdem fortwährend gestiegene Frequenz den Beweis geliefert,
daß derselbe, sowohl in Rücksicht auf den eigenen Bedarf der Stadt Köln, als
auch auf die Lage der Letzteren im Mittelpunkte der Provinz, als ein
dringendes Bedürfniß angesehen werden muß. Wegen der Permanenz dieses
Marktes an jedem Montage des ganzen Jahres ist die Feststellung eines
besondern Termines zum Beginne der Waidviehmärkte nicht erforderlich; daher
die niederländischen Kaufleute zum Bezuge desselben mit Waidvieh unter dem
Bemerken hierdurch eingeladen werden, daß für alle Bequemlichkeiten des
Handelsstandes gesorgt ist.
Köln, den 12. Juli 1848 Das
Ober-Bürgermeister-Amt.
Amtliche Bekanntmachung.
Mit Bezugnahme auf die diesseitige Bekanntmachung vom 12. d. M., wird hiermit
zur Kenntniß des betreffenden, handeltreibenden Publikums gebracht, daß der
Gemeinderath für den, am ersten Montage im Monat Oktober
d. J. hier statt findenden großen Waidviehmarkt, folgende Prämien
für niederländische Viehhändler bewilligt hat,
nämlich: 1) für denjenigen, welcher den besten Ochsen zum hiesigen Markte bringt, 100
Thaler,
2) für denjenigen, welcher den
zweitbesten Ochsen zum hiesigen Markte
bringt, 50 Thaler,
3) für denjenigen,
welcher die beste Kuh zum hiesigen Markte
bringt, 50 Thlr.,
4) für denjenigen,
welcher die beste Verse zu Markte bringt, 30 Thaler, und
5) für denjenigen, welcher das
meiste Waidvieh zum hiesigen Markte bringt,
20 Thaler.
Die Beurtheilung des Viehes, resp. die Zuerkennung der Prämien, wird durch
die für den hiesigen großen Viehmarkt bestehende Metzgerdeputation
erfolgen.
Köln, den 15. Juli 1848. Der königl. Oberbürgermeister, Steinberger.
Gerichtlicher Verkauf.
Am Montag den 17. Juli c, Vormittags 9 Uhr sollen durch den Unterzeichneten
auf dem Markte in der Apostelnstraße zu Köln, ein roth angestrichener Laden
nebst Theke und sechs hölzernen Stühle an den Meistbietenden gegen gleich
baare Zahlung verkauft werden.
Der Gerichtsvollzieher, Penningsfeld.
Gerichtlicher Verkauf.
Am Dienstag den 18. Juli 1848, Morgens halb neun Uhr, wird der Unterzeichnete
auf dem Markte in der Apostelnstraße zu Köln, Hausmobilien aller Art
öffentlich meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher Penningsfeld.
Die Eröffnung meiner Kaffeestube beehre ich meinen
Freunden und Gönnern hiermit ergebenst anzuzeigen, und empfehle zugleich
nochmals meine seit mehreren Jahren bestandene Conditorei durch Verabfolgung
guter reingehaltener Weine (in großen Flaschen) aller kalter und warmer
Getränke, gutes Backwerk, prompte und reelle Bedienung werde ich mein neues
Geschäft ebenfalls zu empfehlen suchen, und bitte um geneigten Zuspruch.
J. P. J. Brandenburg, Conditor, Mathiasstraße Nr. 13.
Köln, den 15. Juli 1848.
Mailust in Deutz.
Die Säle meines Hauses, von denen man die herrlichste Aussicht hat, sind
bereits ganz fertig geworden, ich bin also im Stande meine verehrten Gästen
bei ungünstiger Witterung aufs beste und prompteste bewirthen zu können.
Dies zeigt ganz ergebenst an.
Joseph Kost.
Gasthof zum deutschen Reichsverweser und Restauration zum großen Schoppen.
Einem geehrten in- und auswärtigen Publikum beehre ich mich die Eröffnung
meiner Gastwirthschaft und Restauration auf Samstag den 19. d. Mts.
anzuzeigen.
Köln, den 13 Juli 1848.
Louis Kertell, große Neugasse Nr. 36.
Samstag, den 19. d. Mts, Mittags 5 Uhr, Eröffnung meiner Kegelbahn.
Köln, den 13. Juli 1848.
Louis Kertell, große Neugasse Nro. 36.
Große Neugasse Nr. 36.
Schmackhaft zubereitete der Saison angemessene Speisen und vorzügliche Weine
billigst bei Louis Kertell, im großen neuen
Schoppen.
Ein schwarz und weiß geflecktes Wachtelhündchen, auf den Namen „Betty“
hörend, mit rothem Halsbändchen, ist entlaufen. Dem Wiederbringer eine sehr
gute Belohnung. Pantaleonstraße Nr. 15.
Gediegene Vorstellungen, Bittschriften, Briefe, Zeitungs-Inserate, überhaupt
alle schriftlichen Aufsätze, werden abgefaßt, sowie Gemeinde-, Armen-,
Kirchen- und andere Rechnungen angefertigt, Vormittags Kasinostraße Nr. 8,
Nachmittags Ulrich- (Eulen-) Gasse Nr. 26.
In der Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung ist zu haben: Manifest der Contrerevolution.
Auszug aus Nr. 43 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Preis 1 Sgr.
Mailust in Deutz.
Dem allgemeinen Wunsche meiner verehrten Gäste bei Eröffnung meiner
Wirthschaft nachkommend, da meine Anlage hinlänglich Raum und eine zu schöne Lage dazu darbietet, habe ich sofort
Einrichtung getroffen und Anschaffungen gemacht, neben meiner Wein- und Kaffee-Wirthschaft, verbunden mit einer
Oberrheinischen Restauration, auch eine Bairische
Bierwirthschaft mit ausgezeichnetem Felsenbier, zu errichten, und
habe dieselbe am 18. v. M. eröffnet, wozu höflichst einladet Joseph Kost.
Elegantes Zimmer, Frühstück, Mittag-Essen an der table d'hôte nebst 1
Schoppen guten Wein zu 1 Thaler pr. Tag im Pfälzer Hof bei
Friedrich Knipper, Appellhofs-Platz Nro. 17.
Table d'hôte und Abonnements-Tisch um 1 Uhr und zu jeder Stunde vorzügliche
der Saison angemessene billige Speisen à la carte, und einen billigen
Wein.
Während der Dauer der Assisen täglich table d'hôte zu 12 Sgr. per Couvert
incl. 1/2 Flasche guten Wein, und zu jeder Stunde alle der Saison
angemessene kalte und warme Speisen à la carte, und billige reine Weine bei
Friedrich Knipper im Pfälzerhof,
Appellhofs-Platz 17.
Gefrornes verschiedener Gattungen.
In dem Besitze einer neuen Maschine, welche durch mechanische Vorrichtung
jede Viertelstunde zwei verschiedene Sorten Eis liefert, was viel feiner und
geschmackvoller wie das auf der bisherigen Weise erzielte ist, bin ich in den Stand gesetzt, allen Anforderungen sowohl in
Qualität als Schnelligkeit zu entsprechen und den Preis à Portion in und
außer dem Hause von 4 auf 3 Sgr. herunter zu
setzen.
Täglich wird Vanill-, Himbeeren-, Johannis- und Citron-Eis bei mir angefertigt.
Franz Stollwerck im Deutschen Kaffeehause.
Kölner Zelt am städtischen Garten.
Heute Sonntag, Nachmittags 3 Uhr, große Harmonie
später Tanz.
Für der Saison angemessene Speisen und Getränke ist bestens gesorgt.
Franz Stollwerk.
Heute Abend 81/2 Uhr Versammlung des vereinigten Ersten und Zweiten
geselligen Dombau-Vereins bei Herrn Mentzen auf der Breitestraße Nro. 46,
wozu die Vereinsgenossen zur Besprechung des im kommenden Monat August zu
feiernden Sechshundertjährigen Jubiläum eingeladen werden, mit der Bitte
recht zahlreich zu erscheinen.
Der Vorstand.
Berlin, 12. Juli 1848, geschrieben in der Sitzung, wo
Hr. Dr. Jacoby's Antrag mit Majorität verworfen wurde. Wäre eine Bitte von
mir nicht an der Zeit zu berücksichtigen, wenn eine Nationalversammlung
beschließen würde, daß alle Redner, welche keine starke Aussprache hätten,
zuerst sprechen dürften, denn wie manche schöne Rede wird übertönt mit
Gepolter und weil man schon die Abstimmung gern wünscht ‒ und kommen noch 6
bis 8 Redner nach diesen und haben schöne Aussprache, so ist alles Ohr ‒
also um nun nicht die Mitglieder abzuschrecken, welche keine helltönende
Stimme haben, was viel darin ausmacht ‒ so verwerfen Sie meine Ansicht
nicht.
Der wohlmeinende Kölner Bürger Schlechter, seit dem
24. v. M. in Berlin.
Die beiden Inserate in Nr. 43 d. Bl. sollen diejenigen Turner, welche für das
neue Statut gestimmt haben, verhöhnen. Wir erklären dies für eine ganz
falsche Manier, Andersgesinnte zu überzeugen; eine ordentliche Belehrung
würde um so mehr wirken, als es unsere innerste Ueberzeugung war, die wir
während der Berathungen über das neue Statut ausgesprochen haben.
Mehrere Turner Kölns.
An dä Köllsche Kikero F.
(Vide Kölnische Zeitung Nr. 196.)
Bravo! dat freut uns üvver alle Mooßen
Dat Do dinger Poesie ens widder
zor Ohder geloßen
Do bes jo zinder Johren doh luuter drob uns
Grad
als hätts Do der Wiesquas un Pinsel en der Fuus
Su schickaneersch Do de
ganze Hergotts-Welt,
Dheis beschmirre un beknüsele, do
Klatschmanns-Held!
Höhr Krätzges-Mächer, do verdeens en
Worbele-Kruhn
Vör dä Glöckwunsch an der Drickes S., zum Luhn. ‒
Schohmächer bliev beim Leiste, Klatschmann bliev beim Quas,
Kall vun
nix, wat Do nit kenns, söns bes Do 'ne schräcklige Las.
Herr Fr. (Kölnische Zeitung Nr. 194).
Wenn Sie auch wirklich der Meinung sind, daß man die sogenannten
Volksaufhetzer, Wühler und Verbreiter kommunistischer Lehren, in andere
Welttheile den Menschenfressern zur Speise zusenden müsse, so fürchte ich
mich durchaus nicht vor Ihnen, obgleich Sie selbst ein Menschenfresser zu
sein scheinen. Wenn Sie glauben, Sie könnten mit Ihrem schmutzigen elenden
Geifer die Mitglieder politischer Vereine in's Bockshorn jagen, so verkennen
Sie dieselben sehr. ‒ Ihr Fr. womit Sie Ihre erbärmliche Schmiere
unterzeichnet haben, soll das etwa Franzose heißen? Ich glaube fast, denn
einem Deutschen traue ich wahrlich solche Heulerei nicht zu!
F. W. Schmitz. Mitglied des Arbeiter-Vereins.
Aus dem Reg.-Bez. Düsseldorf.
Die Beamten, welche durch die Willenlosigkeit des Regierungsraths Linz in
ihrem Einkommen beeinträchtigt oder brodlos geworden sind, wünschen ihm
Glück zu seiner Versetzung nach Koblenz. Möge die mahnende Stimme des
Gewissens ihm leicht werden in der Heimath, und er kein sich rächendes
Geschick an sich oder seinen Kindern erleben!
Wer nie sein Brod mit Thränen aß ‒ der kennt Euch nicht Ihr himmlischen
Mächte!
Bekanntmachung.
Durch die allerhöchste Kabinets-Ordre vom 8. April d. J. (Gesetzsmmlung aNr.
14) ist das Porto für Papiergeld (Kassen-Anweisungen etc.) und Staatspapiere
be- Versendung mit der Post bedeutend ermäßigt worden. Es ließ sich
erwarten, daß sich in Folge dessen die Versendung, namentlich von
Kassen-Anweisungen, ohne Deklaration aufhören, oder
sich doch vermindern würde, und zwar im eigenen Interesse des Publikums,
weil wenn Briefe mit nicht deklarirten Kassen-Anweisungen verloren gehen,
gesetzlich kein Ersatz gewährt wird. Jene Erwartung hat sich jedoch nicht
erfüllt, im Gegentheil mehren sich die Reklamationen wegen Verlust von
dergleichen undeklarirt abgesandten Papieren. Insoweit bei der Versendung
undeklarirten Papiergeldes nur eine Porto-Ersparniß beabsichtigt wird,
scheint ganz übersehen zu werden, daß der dadurch zu erlangende Vortheil
verglichen mit der geringen Mehrausgabe für deklarirte Geldsendungen fast
durchgehends ganz unerheblich ist, jedenfalls aber mit der Gefahr, bei
unterlassener Deklaration in keinem Verhältnisse steht:
So kostet beispielsweise ein Brief von Köln nach Bonn,
mit 50 Thlr. Kassen-Anweisungen, 11/4 Loth schwer, undeklarirt 2 Sgr.,
deklarirt 21/4 Sgr., mehr 1/4 Sgr.
ein Brief von Köln nach Minden
mit 100 Thlr. Kassen-Anweisungen, 21/2 Loth schwer, undeklarirt 9 Sgr.,
deklarirt 10 Sgr., mehr 1 Sgr.
ein Brief von Köln nach Berlin mit
200 Thlr. Kassen Anweisungen, 2 Loth schwer, undeklarirt 121/2 Sgr.,
deklarirt 161/2 Sgr., mehr 4 Sgr.
Das General-Postamt hält sich für verpflichtet, das Publikum hierauf
aufmerksam zu machen.
Berlin, den 21. Juni 1848. General-Postamt. (gez.) v.
Schaper.
Herrnkleider werden gewaschen u. repar. Herzogstr. 11
Neues Schwarzbrod ist zu haben bei Bäckermeister Adam Starck, Lyskirchen Nr. 2.
Zum Klavierstimmen und Repariren aller Seiteninstrumente empfiehlt sich K. B.
Mayr, St. Apernstraße 57.