Französische Republik.
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] Paris, 12. Juli.
Lammenais „Peuple Constituant“ hat Abschied genommen in einer schwarz
eingerahmten Nummer, es kann nicht das Kautionnement aufbringen. Proudhon's
Blatt, der „Representant du Peuple“, scheint bereits die Geldsumme beinahe
ganz beisammen gehabt zu haben; die Siegerpartei kam dem eiligst zuvor.
Bleibt noch „La Reforme“ auf dem Brett. Das Denunciren wird en gros
betrieben; selbst Aerzte denunciren einander, so wurde im XII.
Arrondissement („der Barbes'sche) Mordhöhle“, wie es vom „Avenir National“
gescholten wird Dr. Pinel-Grandchamp auf Angabe eines lieben Herrn Kollegen
arretirt. Die Bewohner jenes Stadttheils sind nichts weniger als still;
vorgestern sammelten sich viele Frauen auf dem Place Maubert und erklärten,
da man ihre Ateliers wie die der Männer schlöße, möge man ihnen Nahrung
liefern oder sie nur lieber gleich todtschießen.
Durch die Vernichtung der Preßfreiheit kommen in ganz Frankreich mindestens
zweihunderttausend Personen außer Brod. Mit dem Worte „Brod“ wird jetzt
eigenthümlich gespielt; man scheint z. B. im Faubourg St. Marceau und St.
Jacques allerdings Bons auf Brod und Fleisch auszutheilen, aber keinen
Heller Geld, so daß diese Hungerleider weder Salz noch
Feuerung sich anschaffen können. An Miethzins des Julitermins ist
dort natürlich nicht zu denken; das trägt nicht wenig bei die Siegerfreuden
zu verbittern. Auf den Dörfern ist täglich blinder Lärm; unaufhörlich
erwartet man die „Räuber“ und stellt Wachen auf den Kirchthurm und an die
Feldwege. Wenn die Bauern nun fluchen und den „Socialisten“ den Tod an den
Hals wünschen, kommen die Taschenspieler und grinsen: „Seht, das verdankt
ihr alles der Republik“. Die nächsten Wahlen werden demgemäß saubere Früchte
tragen. Bei Montmorency lauerten mehrere Landleute mit großen Knütteln und
fragten mürrisch die Spaziergänger, ob sich nicht bei Enghien schon
Kommunisten gezeigt hätten? es wäre angesagt daß sie bald kommen würden.
Die genialen Staatskünstler der Kammer proponirten neulich, man solle die
Armee durch die hunderttausend Arbeiter der Nationalateliers vermehren, das
würden gewiß gute Krieger abgeben wenn sie nur die Hälfte ihres Muthes gegen
das Ausland bewiesen. Der „Peuple Constituant“
meinte zwar: „die vom Staate besoldeten Menschentödter seien schon sehr
zahlreich,“ mußte aber vom „Corsaire“ sich sagen lassen: „gegen ein
insurgirtes Inland sei ihre Zahl noch immer zu
klein.“ General Duvivier, der an einer Insurgentenkugel kürzlich verstarb,
rief übrigens: „Meine Freunde, wir haben gesiegt, aber wir können nicht
triumphiren; wir wären verrückt, glaubten wir das Ding sei fertig; hört was
ein harter Soldat euch am Rande des Grabes räth: helft
dem Arbeiterstande, sonst ist die gesammte Nation verloren.“ Auf
weitere Diskussion wolle er sich nicht einlassen, murmelte er, er wolle
jetzt ruhig sterben. ‒ Auf den Straßen von Paris ist eine ungewohnte Stille;
die Journalausschreier sind verschwunden; man verkauft nur noch hie und da
einige „anständige“ Blätter, und die Biographieen des Erzbischofs und der
tapfern afrikanischen Degen. Die neue Polizei („Wächter von Paris“) bewacht
gar nichts; es scheint, die Bürgerwehr traut ihnen trotz aller
Reorganisationen noch immer nicht, und meint Caussidiere's höllischer Geist
ruhe noch unsichtbar auf ihnen. Die Mobilgarde und Linie versieht so zu
sagen Polizeidienste.
Die Diskussion des Verfassungsentwurfs wird seltsames Zeug zu Tage fördern;
schon hört man in Kaffee's ganz dreist behaupten, das Motto sei zu lang,
„Brüderlichkeit“ müsse ausgemerzt werden; auf einigen Monumenten steht
bereits das wohlbekannte vom Jahr 1831: „Freiheit, Ordnung“ wieder. So viel
leuchtet aller Welt hier ein, die Situation kann nicht auf diesem Punkte
verharren; „es muß eine Verwesung eintreten, eine
radikale, seitdem die radikale Explosion gescheitert
ist“, bemerkte ein junger Franzose neulich. Wie lange Zeit aber noch
verstreichen muß? „L'avenir National“, dies honnette Blatt, greift bereits
wüthend den neu entstandenen „Conciliateur“ an, weil er gesagt: „die ganze
producirende Klasse in den Städten, für die Emeuten des materiellen und
intellektuellen Hungers züchtigen, sei sowohl wahnsinnig als
unsittlich.“
N. S. So eben reißt man mit vielem Schaugepränge auf mehrern Stellen
Anschlagzettel ab, welche dreißig Franken für die Tödtung eines Mobilen,
fünfzig für die eines Nationalgardisten und hunderttausend für den Kopf des
General Cavaignac versprechen. O du lieber kleiner Monsieur Adolphe Thiers,
wie bist du dummklug!
‒ Die Reforme sagt über die gestrige Kammersitzung: Die Sitzung wird um 2 Uhr
geöffnet, und wir hören den großen Namen „Barrot“ wiederhallen. Es ist nicht
Odilon; es ist Ferdinand Barrot, der zu sitzen kömmt in der Versammlung der
Republik mitten unter den Deleguirten des souveränen Volkes. Vor sechs
Monaten noch war der jüngere Barrot ein eifriger Royalist und sehr wohl am
Hofe gelitten; im Vergleich mit ihm war sein Bruder ein wahrer Brutus, ein
Volkstribun, ein Professor der Anarchie. Die Polignac's und die Peyronnet's
ehrten ihn mit ihrer Gewogenheit; in Algier hatte er dafür seine Belohnung
erhalten: die Civil-Tugend des Ferdinand ward eben so wenig sträubiger Natur
als die der Sauzet und Dupin.
Aber wozu die bösen Erinnerungen auffrischen? Jetzt, wo der Februar noch ein
Traum ist, ist es besser Barrot zu heißen als Lamennais; und die alte Livrée
Louis Philipp's ist an der Mode.
‒ Eine telegraphische Depesche zeigt der Exekutivgewalt aus Rom vom 7. Juli
an; daß der Papst Pius IX. die französische Republik feierlich anerkannt
habe.
‒ Amtliche Bekanntmachungen: 1) Dekret, das für den
1. August die Erneuerungswahlen sämmtlicher Gemeinderäthe und für den 1.
September sämmtlicher Arrondissements- und Departementsräthe unter den in
der Sitzung der Nationalversammlung vom 3. Juli festgestellten Bedingungen
vorschreibt.
2) Dekret, das der Stadt St. Etienne die beantragte Anleihe von 200,000
Franken zur Unterstützung brodloser Arbeiter bewilligt
3) Dekret rücksichtlich der Bildung von Fabrikgerichten (conseils de
prud'hommes) in Marscille.
4) Dekret, das der jüngst in Paris gebildeten „Diepper,
Hanf- und Flachsspinnerei“, als anonyme Aktiengesellschaft die
obrigkeitliche Genehmigung ertheilt. Die Gesellschaft hat alle sechs Monate
dem Handelsminister und andern Behörden Verwaltungsberichte abzulegen.
5) Dekret, das die Gebäude der grandes écuries in Neufchateau zu
Staatswaarenlagern bestimmt, deren Empfangszettel die Nationalbanken
acceptiren.
Tagesbefehl des Kriegsministers, General Lamoricieres der die Voltigeurs und
die 1. 2. 3. u. 4. Kompagnie, 2. Bat. 18 leichten Infanterie-Reg. auflöst
etc. außer Dienst setzt, weil diese Truppenabtheilung auf dem Place des
Vosges vor den Insurgenten feiger Weise das Gewehr gestrekt habe.
‒ Gestern hielt unser neuer provisorischer Stadtrath im großen Saale seine
erste Sitzung. Nach Konstituirung seines Bureau's und seiner Sektionen,
legte Marast sämmtliche Aktenstücke seiner Verwaltung seit der
Februar-Revolution vor.
‒ In den ministeriellen Kreisen befürchtet man den Losbruch eines neuen
Volkssturmes. Cavaignac sah sich schon genöthigt, gestern in größter Eile
alle seine Streitkräfte gegen La Chapelle St. Denis zu richten, wo sich die
Bevölkerung in Masse zu erheben droht. Uebermorgen (14. Juli) tritt
bekanntlich die Jahresfeier der Bastilleneroberung und resp. Zerstörung ein
und man fürchtet, das Monsterbankett à 25 Centimen, könne sich bei dieser
Gelegenheit herstellen. Außerdem hat Marrast die Unvorsichtigkeit begangen,
die Arbeiter und Gesellen sämmtlicher Pariser Gewerke für den 15., 16. und
17. Juli auf die besuchtesten Plätze zusammenzutrommeln, damit sie ihre
Vertreter vor dem sogenanten Wolowskischen Arbeits-Ausschusse der
Nationalversammlung wählen. Für den 19., 20., 21. und 22. sind sämmtliche
Wähler zusammengerufen.
‒ Die letzte Nummer der Rèvue Rètrospective bringt folgende im Portefeuille
der Tuilerien vorgefundene Aktenstücke:
Autorisirte Zahlungen für Reisen der Prinzen im Jahr 1843.
Herzog von Nemours.
Inauguration der Eisenbahnen von Orleans u. Rouen 4,061
Fr.
Reise nach dem Osten und Süden von Frankreich. 370,000 Fr.
Reise nach England. 150,000 Fr.
Total 424,061 Fr.
Prinz von Joinville.
Reise an die Küsten von Afrika und Brasilien. 150,202
Fr.
Reise nach England. 24,000 Fr.
Total 174,202 Fr.
Herzog von Aumalè.
Reise nach Lissabon und Algier. 156,536 Fr.
Reise
nach Italien und Afrika. 150,000 Fr.
Total 306,536 Fr.
Herzog von Montpensier.
Aufenthalt zu Vincennes während 8 Monaten. 33,408
Fr.
Reise in die Pyrenäen. 66,340 Fr.
Reise nach Metz. 50,000
Fr.
Total 1,054,548 Fr.
‒ In der Voraussicht neuer Ausbrüche des Volkszorns hat die
Nationalversammlung beschlossen, das die Pariser Besatzung nicht weniger als 50,000 Mann betragen dürfe.
‒ Die Entwaffnung unzuverlässiger Bürgerwehr werden fortgesetzt. Die Polizei
hat gestern neue Pulver- und Waffenvorräthe in Privathäusern
weggenommen.
‒ Aus der Seine werden immer noch Leichname gefischt. Gestern zog man am
Pontneuf ein Körper eines jungen Mannes aus dem Wasser, welcher von zehn
Kugeln durchbohrt war.
‒ Die Gesammtsumme der Pariser Wohnungs-, Läden-, Magazin-Miethe u. s. w.
wird von den Statistikern auf 300 Millionen Franken von den 30,000 Häusern
die Paris zählt, angeschlagen. Amtlich ist ermittelt, das ohne die alten
Rückstände zu rechnen, am bevorstehenden Miethzahlungstage (dem 15. Juli) 75
Mill. Franken an die Eigenthümer nicht gezahlt werden können.
‒ Nächsten Sonnabend werden bei Gelegenheit einer Petition der Maroniten im Libanon die slavischen Kriegszustände zur Sprache kommen.
‒ Vom Peuple constituant, dessen Redakteur Herr
Lamennais ist, erscheint heute die letzte Nummer. Der greise Priester
schließt mit folgenden Worten:
„Der Peuple constituant hat angefangen mit der Republik; er hört auf, da die
Republik aufhört; denn was wir vor uns sehn, ist wahrlich nicht die
Republik; es ist ein Ding, das keinen Namen hat. Paris ist im
Belagerungszustande, der Militärmacht preisgegeben, die selbst wieder einer
Faktion preisgegeben ist, die sich ihrer als Instrument bedient. Die Kerker
und Festungen Louis Philipp's sind angefüllt mit 14,000 Gefangenen, in Folge
einer scheußlichen Schlächterei, von monarchischen Verschwörern organisirt,
die einen Tag nach der Revolution wieder allmächtig geworden. Transportation
ohne Verurtheilung, Proskriptionen, wie sie das Jahr 93 nicht aufzuweisen
hat, Gesetze die direkt gegen das Recht der Vereinigung gerichtet sind,
Knechtung und Ruin der Presse durch eine infame Anwendung der wieder in
Kraft getretenen monarchischen Gesetze, die Nationalgarde entwaffnet, das
Volk dezimirt und in das tiefste Elend geworfen ‒ Nein, nein, das istdie
Republik nicht ‒ das sind die Saturnalien der Reaktion um ein blutiges Grab
gefeiert.
„Die Männer, die sich zu den Ministern, zu den angegebenen Dienern eines
solchen Werkes gemacht haben, können der Belohnung nicht entgehn die ihnen
bestimmt ist, und die sie nur zu sehr verdient haben. Fortgejagt, mit
Schande beladen, verflucht in der Gegenwart, verflucht in der Zukunft,
werden sie hingehn zu den Verräthern aller Jahrhunderte, um einzukehren in
das Beinhaus, wo die kadavrösen Seelen, die todten Gewissen verwesen.
‒ L'avenir National ist ein Journal das die ehemalige Epoque und den alten
Globe, mit einem Worte, die reaktionär-konservatiosten Journale vertritt.
Die Stellung Thiers ist hier offen ausgesprochen. Marrast tritt „im
Hintergrund, sein Gestirn geht unter.“ Aber Thiers wird immer mächtiger, und
wenn er jetzt noch Cavaignac unterstützt, so will er damit keineswegs seine
(Thiers) Politik engagiren.
„Die Cirkel der „jungen Repräsentanten, der alten Linken“ und „des
Palais-National“, können mit Recht angesehen werden, als von einem
gemeinsamen Ursprunge herrührend. Die Herren Baraguay-d'Illiers,
Odilon-Barrot und Marrast, obgleich in ihren politischen Ansichten getrennt,
waren bereit sich zum Zwecke einer gemeinschaftlichen Vertheidigung zu
vereinigen. Diese Vertheidigung war eine wahre „Ligue des öffentlichen
Wohls.“
„Der Club der Pyramiden war eine Reaktion gegen diese Ideenordnung. Hr.
Lamartine fing damals an, umzuschlagen, eine seiner ersten, großmüthigen
Politik entgegengesetzte Richtung anzunehmen ‒ er warf sich in die Arme
Ledru-Rollins.
Der 15. Mai nahte heran. Es war dies eine glänzende Phase für die
demokratischen Cirkel. Barbes hatte die Stellung eines Matador's angenommen,
die auf die schwächern einschüchternd wirkte. Die Regierung ließ sich in
Rechnung mit ihm ein.
Im Club der Pyramiden kontrolirten die Herren Bac, Mitglied der
provisorischen Regierung und Joly alle Ernennungen vom Ministerium des
Innern.
Die Ernennungen vom Ministerium des Aeußern, blieben wegen Bastide, unter dem
Einflusse des Vereins Marrast.
Aber selbst dieser Verein wurde immer lauer in seinem Widerstande und neigte
sich zur Linken, aus Schrecken vor dem Ungeheuer, das seit 5 Monate so viele
politische Männer ruinirt hat: ich meine die Reaktion.
„Die Katastrophe vom 15. Mai hat die schwache Grundlage aller dieser
gegenseitigen Kompromisse über den Haufen geworfen. Die Kammer begriff, daß
es Zeit sei, durch sich selbst zu regieren, und der Berg bekam einen
schrecklichen Stoß, von dem er sich nicht mehr erholen sollte. Derselbe Stoß
traf im Herzen die Zusammenkunft Lamartine.
Aus dem Cirkel der Pyramiden liefen die Einen in dem Klub der äußersten
Linken über, die Andern im Verein Marrast, und noch andere in den Klub der
dynastischen Linken. Die Lage der Dinge war ganz umgewandt. Marrast trat in
den Vordergrund, er wurde eine Personnage erster Größe.
Herr Marrast, sagt man, hatte einen Augenblick den Gedanken, sich faktisch
auf diese Höhe zu stellen. Er war's, der die in Anklage Stellung Louis
Blanc's hervorrief. Aber dieser war nur ein vorgefaßte, um direkt
Ledru-Rollin und Lamartine anzugreifen.
Aber mitten im Kampfe ging dem Herrn Marrast der Muth aus: er bekräftigte
nicht, daß Louis Blanc am 15. Mai in der Residenz des Herrn Mairs, im
Stadthause gewesen sei.
Von diesem Augenblicke an verdunkelte sich der Glücksstern des Herrn Marrast
nun auch.
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Ein neuer Stern taucht auf. Durch die Elektionen vom Juni kam Hr. Thiers in
die Kammer mit einer Majorität von Stimmen, die einem Manne gleich seine
Stellung sichern. Hr. Thiers, natürlicher Chef der alten Linken, gesellte
sich in einem rühmlichen Gefühle zu dem Cirkel der „jungen
Repräsentanten.“
Die Zusammenkunft der Rue Poitiers ward also gebildet.
Während einiger Tage trat die Politik ein wenig in den Hintergrund. Paris
spielte die armselige Komödie der napoleonischen Republik. Die Kammer
zitterte vor einem Adler aus dem Hühnerhof, bis die Juniereignisse
eintraten.
In diesen Stunden der Gefahr wird der Mann der That allein gehört. Der
General Cavaignac nahm den höchsten Posten ein; er bekleidete ihn auf
ehrenhafte und würdige Weise.
Jetzt, da der Pulverdampf zerstreut ist und jeder frei um sich schauen kann,
was haben wir noch?
Wir haben drei Parteien, drei verschiedene Vereine, von denen einer immer
mehr und mehr verschwindet.
Wir haben den Berg, zwar nicht zahlreich aber voller Entschlossenheit.
Wir haben den Cirkel Marrast, der schwankt, aus Furcht vor der rothen
Republik auf der einen Seite, und vor dem Fantome der Reaktion auf der
andern Seite.
Wir haben endlich den Verein Poitiers, eine kompakte und intelligente
Zusammenkunft, die allein Einsicht hat in die Lage der jetzigen
Verhältnisse, und die täglich stärker wird, im Maaße als die rivalen
Parteien sich schwächen.
Die Zukunft ist ohne Zweifel denjenigen jungen Leuten vorbehalten, die sich
stützen auf diese ausgezeichneten Vorkämpfer unserer alten parlamentarischen
Gefechte.
Dort finden wir alle Talente, alle Kräfte: Thiers, Berryer, Dufaure, Billaut,
Malleville, Duvergier de Hauranne, de Falloux, de Larcy, de Remusat,
Barrot.
Wir finden ferner hier noch eine Anzahl neuer Deputirten, den braven General
Baraguay, d'Illiers, Bonjean, Desézi etc.
Sie haben das Verdienst und die Stärke für sich. Die Zukunft gehört
ihnen.
Der Cirkel der Straße Poitiers unterstützt den General Cavaignac; ohne
deßhalb seine (des Cirkels) Politik im mindesten zu engagiren.
Nationalversammlung. Sitzung vom 12. Juli. Anfang
21/2 Uhr. ‒ Präsident Marie. Quästor Degoussé hält eine Lobrede auf den Tod des General
Duvivier und des Obersten und Repräsentanten Charbonel, aus dem Loirethale,
die beide für die Ordnung und die Republik in den Junitagen gefallen seien.
Er trägt auf öffentliche Anerkennung ihrer Dienste an. Die Versammlung trat
dieser Ansicht bei und erklärte, daß Duvivier und Charbonel sich um das
Vaterland wohlverdient gemacht hätten und bestimmte deren Beisetzung im
Invalidendom.
Um die Baulust zu heben und den Arbeitern Brod zu verschaffen, macht ein
Mitglied den Vorschlag, alle Gebäude steuerfrei (für acht Jahre) zu
erklären, die vor dem 1. Januar 1849 begonnen würden.
Ein anderes Glied ergänzt den frühern Latrade'schen Vorschlag:
Bauunternehmungen direkt an die Arbeiter zu verleihen. Die Versammlung wies
beide an den Ausschuß und schritt dann zur Diskussion des Goudchaux'schen
Antrags: die frühern Träger der Schatzbons von jedem Rekurs der jetzigen
Inhaber zu entbinden. Viele der jetzigen Inhaber wollten ihre Endossenten
wegen Entschädigung gerichtlich verfolgen, wogegen Goudchaux einen
Additionalparagraphen einbrachte. Derselbe wurde genehmigt. Die Versammlung
hörte dann den Bericht über eine Menge von Petitionen an. Saint Alme und
Tournon tragen auf Unterdrückung aller Arbeitskonkurrenz in den Gefängnissen
an; mehrere Klubs aus Paris dringen auf Erwählung (statt Ernennung) der
Oberbefehlshaber der Nationalgarden; die republikanische Gesellschaft auf
Aufhebung der Militär-Ersatzbüreaus. Ein Pole, Kubrakiewiecz, deutscher Sprachlehrer in Langres, trägt auf
Aufhebung der Episcopate, des Cölibats u. s. w. an. Dieser Antrag rief
lebhaften Einspruch von Seiten des Bischofs von Langres hervor. Beim
Postschluß erwartete man Viktor Hugo mit einen Bericht über die
Theaterunterstützungen.
(Nach 4 Uhr.) Die Erwartung der Versammlung wurde getäuscht. Viktor Hugo las
seinen Bericht über die Theaterunterstützungen nicht vor, und die
Versammlung ging kurz vor 5 Uhr auseinander.