Belgien.
@xml:id | #ar045_016 |
@type | jArticle |
@facs | 0223 |
[*] Brüssel.
Wir geben zunächst den Anklageakt des
Generalprokurator Bavay über die Affaire bei Risquons-Tout. Wir werden sodann näher auf dieß
juristisch-diplomatische Meisterwerk eingehen.
Das Beispiel Frankreichs, das so eben den Julithron umstürzte, konnte nicht
verfehlen Belgien zu erregen, wo man schon seit einiger Zeit republikanische
Ideen zu verbreiten suchte. Es eclatirten also Unruhen zu Brüssel am Abend
des 27. Februar, aber sie wurden unmittelbar unterdrückt und die Männer des
Umsturzes gaben sich dran, die innere Emeute mit einem bewaffneten Einfall
von aussen zu verbinden. In Folge dessen begab sich
Spilthoorn nach Paris, unter dem Vorwand, der
provisorischen Regierung eine Adresse der Association Democratique zu
überbringen, aber bald erkannte man den wahren Beweggrund seiner Reise, weil
eine Frau de Bie von Paris d. d. 7. März schrieb:
„Es sind hier drei Deputirte angelangt, welche die Belgier von hier
entsenden werden, um bei uns die Republik einzuführen und Leopold
fortzujagen. Einer der drei ist Advokat Spilthoorn; ich habe ihn selbst
gesprochen und er hat mir versichert, daß die Soldaten für das Volk seien
und ihre Waffen wegwerfen werden, und daß König Leopold sich beeilen wird,
das Land zu verlassen. Zwei tausend Mann sind schon eingeschrieben; sie
werden 30,000 Musketen an der Grenze finden und auf Brüssel losmarschiren.“
Die erste Idee der Legionbildung gehörte einem alten Offizier, Felix Becker von Rheims, der 1831 unter General Mellinet diente und der schon den 27.
Februar die Belgier zu einer Versammlung Passage Ricoli Nro. 17 berufen
hatte. Die Angeklagten Blervacq und Graux hatten sich sofort an Becker angeschlossen und
von diesem Augenblick an wurde der Sitz der Gesellschaft zu Bervacq, Rue
Mènilmontent Nro. 34 verlegt. Spilthoorn fand also bei seiner Ankunft in
Paris den Kern einer insurrektionellen Legion vor. Befreundet mit Imbert, Gouverneur der Civilinvaliden und ehemaligem
Vicepräsidenten der Association Demokratique zu Brüssel, erhielt er durch
dessen Vermittlung Lebensmittel für die Legion und hetzte ausserdem durch
aufreizende Reden bei Blervacq die Belgier auf gegen ihr Land zu marschiren,
„um den Schwiegersohn des Tyrannen ‒ zu stürzen und die Tochter Louis
Philipp's zu entthronen.“
Die revolutionären Umtriebe Spilthorns folgen noch klarer aus einem Brief von
Delestrèe an Imbert, einige Tage vor der Abreise
der Legion worin es heißt:
„Ich schulde mir selbst, Ihnen zu erklären, daß von nun an jedes Verhältniß
zwischen Spilthoorn und mir aufhören wird. Diese Entscheidung ist begründet
auf die Nachlässigkeit, die er in diesem Augenblick zeigt, nachdem wir
überein gekommen waren, ihn zu einem der Chefs in der Leitung der
revolutionären Expedition nach Belgien zu machen; auf den diktatorischen
Ton, den er annimmt, auf die Indiskretionen, die er sich in gewissen
Herzergiessungen erlaubt hat, bezüglich der Mittel, die uns hier zugestanden
werden sollten, um nach Belgien marschiren zu können, obgleich wir uns
formell verpflichtet hatten, keine Seele davon wissen zu lassen.“
Delestrèe trug die Kopie dieses Briefes bei sich,
gänzlich von seiner Hand geschrieben, als er den 26. März, 11 Uhr Abends in
den Straßen von Brüssel arretirt wurde. Dieser Brief beweist mehr als ein
Zeugenverhör beweisen würde.
Durchmustern wir nun die andern Papiere von Delestrèe, so begreifen wir das
Motiv, daß ihn und Spilthoorn, wenige Tage vor dem Abmarsch der Belgier nach
Brüssel zurückführte.
Spilthoorn hatte Paris den 20. März verlassen und Delestrèe den 21. mit einem
Einführungsschreiben, worin Bornstedt ihn den belgischen Demokraten empfahl
durch die Versicherung „er werde gute Propaganda für die Republik machen.“
Imbert seinerseits bat die Brüsseler Demokraten ihm Vertrauen zu schenken,
da er Beweise von Aufopferung in Paris gegeben. Delestrèe kam also nach
Brüssel, um republikanische Propaganda zu machen, in demselben Augenblick,
wo die Legion sich in Marsch setzen sollte, und er erklärte in einer Note
bezüglich der Verhaftung Spilthoorns, daß dieser nach Gent zu demselben
Zwecke gehe. Ueberdem bestätigt Blervacq die Thatsache in einer Denkschrift,
die er zu Paris veröffentlicht hat, denn er sagt von einem Brief, der ihm
Unterstützung vom Inland zugesagt. „Dieser Brief wurde einem Mitglied des
Associationscomités übergeben, das sich nach Brüssel und nach Gent begab,
begleitet vom Bürger ∗ Präsident einer demokratischen Gesellschaft in
Belgien, in der Voraussicht, daß dieser verhaftet werden könnte, wie es
wirklich geschah … Der Oberst sandte gleichmäßig nach Gent drei Bürger
unserer Legion, Eingeborne dieser Stadt, die durch den Bürger Tytgat
vorgestellt waren, Mitglied des Comités, genannt der Sans Peur von Gent, mit
einem Brief gezeichnet und besiegelt durch den Bürger D., der uns bezeichnet
worden war durch den Bürger Präsidenten S. als sein zweites Selbst. Dieser
Brief sollte zu Gent dieselbe Wirkung hervorbringen, wie der nach Brüssel
geschickte.“ Der Angeklagte Spilthoorn, der Präsident der demokratischen
Gesellschaft von Gent war, wurde wirklich den 20. März verhaftet, bei seiner
Ankunft an der Gränze, und er war, wie er selbst anerkennen muß, von einem
Arbeiter begleitet, der seinen Weg fortsetzte. Auf ihn also bezieht sich die
Denkschrift von Blervacq und es geht daraus hervor, daß er nicht, wie er
behauptet, von Paris zurückkehrte um einen Prozeß zu plaidiren, so wenig,
wie er dort blieb, um unsere Unabhängigkeit zu vertheidigen.“
Spilthoorn stellt alles in Abrede. Aber wie dann die Papiere von Delestrèe
erklären, wie das Schreiben der Frau De Bie?
Obgleich die Legion die Unterstützung der zwei ersten Angeklagten verlore
hatte, hatte sie im Lande noch intime Verbindungen, wie das bloße
Zusammenfallen der Thatsachen beweist.
Blervacq, an die Stelle Beckers getreten im Kommando
der Truppen, schlug ein Feldlager auf bei Seclin in der Nähe von Lille, am
Morgen des 26. März und man wußte nichts von dem Tag, wo er in Belgien
einziehen würde. Der General Fleury Duray, der an der Gränze kommandirte
wurde selbst überrascht, weil der Zug Blervacqs ihm erst den 29. März, um 7
Uhr Morgens, angezeigt wurde und das Treffen eine halbe Stunde später Statt
hatte. Auch wurde die Bande arretirt und in die Flucht geschlagen durch
einen bloßen Vortrupp. Und unterdessen hatten die Emeutieurs des Inlands,
besser unterrichtet als die Regierung, eine Plünderung für denselben Tag
organisirt. Des Abends hatten sie in den Straßen von Brüssel folgendermaßen
abgefaßte Bülletins verbreitet: Mittwoch den 29. März 1848, 6 Uhr Abends,
wird man sich in Masse nach dem Jesuitenkloster begeben. „Feuer und Blut
sind die Vereinigungsprobe.“ Die Niederlage des Morgens vereitelte die
Emeute des Abends; aber es ist klar, daß, das geringste Schwanken von Seite
unsrer Soldaten eine Bewegung im Innern dem Angriff von Außen hinzugefügt
hätte.
Während man zu Brüssel mordbrennerische Schriften verbreitete, entpflasterte
man zu Gent den Marktplatz und Arbeiterrevolutionen eklatirten zu Berinage
und in den Umgebungen von Tournai. Alle diese Thatsachen begaben sich
während des Abends und der Nacht vom 28. März, während Blervacq den 29. in
Belgien einzog; seine Ankunft zu Seclin war schon das Signal einer Emeute zu
Brüssel den Abend des 26. gewesen und den 29., im Augenblicke, wo man sich
an der Gränze schlug, warf man in die Straßen von Ath Bülletins mit den
Worten: „Nieder mit dem Könige! Es lebe die französische Republik!“ In allem
dem findet sich ein frappantes Zusammenfallen, wovon Blervacq selbst die
Gründe in seiner Broschüre angibt, wenn er S. 6 sagt, daß „von neuem Leute
nach Belgien abgesandt wurden, während er zu Seclin war, immer mit dem
Zwecke, hier eine Bewegung vorzubereiten“.
Dies Zusammenfallen verpflichtete die Justiz gleichzeitig den Schuldigen des
In- und Auslandes nachzuspüren und die Verhaftung Perin's brachte uns bald auf ihre Spur.
Obgleich diese Verhaftung nichts mit der Angelegenheit, die uns beschäftigt,
gemein hatte, wurden dem Perin Aufschlüsse abverlangt, über eine Reise, die
er mit einem gewissen Dujardin nach Paris gemacht hatte, und der Angeklagte
mußte zugeben, daß sie den 26. März zurückgekehrt waren; daß sie den 25.
abgereist waren mit dem Zuge, welcher die erste Kolonne transportirte; daß
Blervacq sich bei ihnen befand und daß sie den Zug zu Douai verlassen
hatten; daß sie zu Fuß nach den Umgebungen von Ath kamen, daß sie den
Eisenbahnzug von Waffles bestiegen und daß sie zu Brüssel zwischen 5 und 6
Uhr Abends ankamen. Perrin und Dujardin hatten also 12 bis 14 Meilen zu Fuß
gemacht, während ein unentgeltlicher Zug bis Lille zu ihrer Verfügung stand
und während sie mit regelmäßigen Pässen versehen waren. Welches also konnte
das Motiv dieser sonderbaren Thatsachen sein? Wir waren auf Konjekturen
angewiesen, bis eine ganz natürliche Motivirung uns durch die Denkschrift
von Blervacq gegeben wurde. Wir lesen hier S. 5, daß der Oberst bei seinem
Durchmarsch durch Douai, „den Bürger P., einen erprobten Republikaner,
Mitglied der demokratischen Gesellschaft, Träger von Proklamationen,
gezeichnet Blervacq, Graux,“ nach Brüssel gesandt hatte. Der angeklagte
Perin also, ehemaliger Gerant des „Atelier democratique“ hatte den Zug bei
Douai verlassen, um sich nach Brüssel zu begeben und sein Republikanismus
war um so erprobter, als er 1834 in der Aprilemeute und 1839 in der
Konspiration Barbès-Blanqu; kompromittirt worden war; er ist es also, den
die Broschüre bezeichnet.
Die Proklamation, die er bei sich trug, erklären am besten seine Sorge, die
Douanen zu vermeiden, weil sie unseren Arbeitern verkündeten, sie könnten
nicht leben, so lange an der Spitze der Regierung sich Despoten befanden,
Sauger des Volksschweißes, mit allen Genüssen überpropfte Menschen, während
die Hungersnoth ihre Mitbürger decimire. ‒ Es gebührt uns also, den
Republikanern aller Nationen, sagt Blervacq, uns zu vereinigen um die bei
dem blosen Namen der Republik erzitternden Tyrannen zu verjagen. Vergeblich
ergreifen sie alle in ihrer Macht befindlichen Mittel, sie müßten wissen,
daß weder die Gewalt der Bajonette, noch das Blei, noch die Mitraille ein
Volk verhindern können, welches seine Rechte erobern geht. Vereinigen wir
uns also, Bürger, unter dem Ruf: „Es lebe die Republik!“ Perin trug noch ein
andres Schriftstück bei sich, das ihn bei der Douane compromittiren konnte,
weil Blervacq hinzufügte, daß ,der Bürger P. beauftragt sei, einen Brief an
eine einflußreiche Person zu Brüssel abzugeben, von welcher wir ein
erläuterndes Schreiben über die Stimmung der Demokraten erhalten hatten,
indem es uns ankündete, sie seien bereit, zu handeln.“ Diese einflußreiche
Person konnte nur General Mellinet sein, dessen Name denselben Abend auf den
Listen der provisorischen Regierung circulirte und zu dem sich Perin in
einer Droschke bei seiner Ankunft auf dem Eisenbahnhof begab, denn
zweifelsohne wird man auf Madame Hebert, bei der sich Perin einige Minuten
aufhielt, die in der Broschüre befindliche Bezeichnung „einflußreiche
Person“ nicht beziehen wollen. Der Brief, dessen Träger er war, wurde zwar
nicht im Domicil des Generals gefunden, aber man hat hier mehre andre
gefunden, die seine Verbindungen mit Paris beweisen, und die Unterstützung,
die r der insurektionellen Legion daselbst angedeihen ließ. Der wichtigste
ist ein Brief Beckers an Mellinet, d. d. 4. März, worin es unter andern
heißt: „Jemand, der Sie zu kennen vorgab, versicherte mir, Sie seien
gestorb. zu Charleroi, wohin die Regierung, wie man zusetzte, sie verwiesen
hätte. Der lebhafte Kummer, den mir diese Neuigkeit verursachte, erlaubte
mir nicht, mir Sicherheit zu verschaffen, aus Furcht, ein persönliches
Unglück bestätigt zu finden und einen unersetzlichen Verlust für die große
Sache, die wir ergriffen haben und wofür sie, ich und unsre braven Kameraden
so viel gelitten haben. Da ich Sie nicht mehr hatte, schrieb ich an
Gendebien, aber Sie kennen ihn; obgleich wir auf ihn zählen mußten seiner
Popularität wegen, durfte ich keine Antwort von ihm erwarten. In dieser
Voraussetzung schrieb ich an Felix Delhasse, der mir
sofort antwortete, daß er schwer erkrankt ist und daß die Aerzte ihm
absolute Ruhe verordnet hätten. Ich schreibe an unsern braven Gillo, aber
seine Wittwe antwortet mir mit der Nachricht eines uns allen
gemeinschaftlichen Unglücks. Ich habe an Bartels geschrieben und warte seine
Antwort ab. Heute Morgen nun erfahre ich die Wahrheit; ich springe auf vor
Enthusiasmus und schreibe Ihnen. Es ist also wahr! Sie könnten mit aller
Wärme Ihres alten Patriotismus das Wiedererwachen der Republik begreifen und
sie werden, strebend unter ihren Lorbeeren, der allgemeinen Emancipation
beiwohnen, der Verbrüderung der Völker, der socialen Reorganisation. Konnte
ich in einem solchen Augenblick zurückbleiben? Konnte ich die Ihnen vor drei
Jahren gemachten Versprechungen vergessen, in militärischer Beziehung das
Werk fortzusetzen, was wir gemeinschaftlich begonnen hatten und worin ich
unter Ihren Augen, im Angesicht des Feindes meine ersten Waffenthaten
vollbrachte? Bartels, Jottrand, Gillo und unsere hingebrachten Freunde haben
in Ihrer Gegenwart mein Versprechen erhalten. Die Republik hat auf sich
warten lassen; ich stehe ihr zu Dienst. Präsident, General, mein Schwerdt
ist nicht verrostet. Ich habe an die belgischen Patrioten appellirt, alle
haben sich beeilt, mir zu antworten und alle sind bereit den Umständen nach
zu handeln. Beeilen Sie sich diese Dispositionen ihren Kollegen von der
Association Demokratique mitzutheilen. Diesen Abend selbst versammeln wir
uns, und bereiten eine Adresse vor, worin wir positiv die Principien eurer
Association anerkennen und erklären werden, uns ihr zu affiliiren. Durch
diese Erklärung verpflichten wir uns, euren Instruktionen Folge zu leisten
und im Einverständniß mit euch zu handeln. Ich ersuche Sie, den einliegenden
Brief Pellering zukommen zu lassen, ohne den
geringsten Aufschub. Lassen Sie ihn mir unverzüglich antworten und nachdem
er sich mit Bartels benommen hat.“
Dieser Brief, worauf Mellinet den 7. März antwortete, fiel mit Spilthoorns
Ankunft zu Paris zusammen. Er läßt keinen Zweifel über Beckers Absichten,
der sein republikanisches Schwerdt dem General anbot, indem er ihm sagte, er
sei bereit im Einverständniß mit ihm zu handeln; und der General, der den
Brief am Morgen erhalten hatte, ließ ihn denselben Abend in der Association
Democratique vorlesen, denn Jottrand schreibt ihm
den andern Morgen: „Beckers Brief ist gestern der Association mitgetheilt
und mit einstimmigen Beifallsbezeugungen aufgenommen worden.“ Ist es
hiernach zu wundern, daß Mitglieder dieser Gesellschaft an der Emeute des
20. März Theilnahmen, daß andre sie durch Geldvertheilungen provozirten, daß
endlich der General selbst ihre Organisation leitete? Er brachte in der That
einen Theil des Abends des 26. im Wirtshaus der Union zu, auf dem Grossenplatz, mit Deguasco, der später unter den Emeutiers erkannt wurde, mit dem
Angeklagten Kats, der am Morgen Geld vertheilte, mit
den Angeklagten Ballin und Tedesko, vielleicht selbst mit dem Angeklagten Derudder. Und während man die eben im Ausbruch begriffene Emeute
organisirte, empfing der General jeden Augenblick Emissaire, die ihm ins Ohr
flüsterten und die beim Weggehn verschiedne Richtungen einschlugen. Er
wechselte zu gleicher Zeit Verständigungszeichen mit zwei Zöglingen der
polytechnischen Schule, die an einer andern Tafel saßen und den General wie
seine Gesellschaft nicht zu kennen heuchelten, obgleich sie denselben Tag
mit Tedesko zusammengewesen waren bei Madame Imbert und obgleich sie Ballin
am Morgen besucht hatten. Diese zwei Polytechniker hatten in ihren Pässen
die Eigenschaft von Notariatsschreibern angenommen; sie waren den vorigen
Abend von Paris angelangt und andrerseits schloß sich die Emeute sichtbar an
den Zug von Blervacq an, in dessen Gefolge andre Polytechniker waren.
Antoine Kats sagte am Morgen nämlich zu Franz Vanderhayden, indem er ihm
einige Geldstücke gab, es würde den Abend Unruhen setzen, daß der
Eisenbahnzug von Paris Arbeiter zubringen und daß man sich mit ihnen
vereinigen würde auf dem Marchè de la Chapelle. Nun setzte sich grade auf
diesem Marktplatz unter dem Rufe es lebe die Republik! die Emeute in
Bewegung.
Der Sinn der Demonstration vom 26. März ist also nicht zweifelhaft. Es steht
außerdem fest durch einen Brief vom 22. April, den Derudder an Imbert
schrieb und worin er ihm sagte: „Wir glaubten vor einiger Zeit, unsre
Angelegenheit könnten gelingen; aber die Aristokraten dieses Landes sind für
den Augenblick zu mächtig, weil sie die Fonds haben, deren wir
unglücklicherweise entlehren, wäre es anders, alles wäre seit drei Wochen
abgemacht. Endlich kann ich ihnen nicht besser den finanziellen Stand unsrer
Kassen schildern, als wenn ich ihnen sage, daß unsrer 5 während 8 Tagen
herumgelaufen sind, und höchstens 20 Fr. zur Unterstützung unsrer
verhafteten Freunde aufgebracht haben.“
Der Brief vom 22. April wurde in dem Sekretär von Derudder abgefaßt, der
vernachlässigt hatte, ihn auf die Post zu bringen, obgleich er versiegelt
und unterschrieben war. In Verbindung gebracht mit den Unruhen vom 26. März
und besonders mit dem Hin- und Hergehen, dem Flüstern ins Ohr und den
Verständigungszeichen des Wirthshauses, erklärt er die gleichzeitige
Gegenwart der Zöglinge, des Generals und seiner Anhänger, so wie den Zweck,
den man erringen wollte. Auch Fosses, der einen
Theil der Legion kommandirte, fragte später einen Zeugen, ob man nicht den
General Mellinet arretirt hätte. Einem andern Zeugen sagte er den 23. März,
ein Emissär sei von Brüssel angekommen und habe den Befehl zum Einrücken
überbracht, und der Arbeiter, der Spilthorn begleitete, konnte den 23.
wieder in Paris eingetroffen sein. Der General hat sich also dem Komplott
associirt, indem er den Beistand der Brüsseler Demokraten zusicherte, das
Signal zum Aufbrechen gab und den Zug der Legion durch eine republikanische
Demonstration unterstützte; darum zweifelsohne figurirte sein Name auf der
Liste der provisorischen Regierung, wovon Alter und Schwäche ihn
ausschließen mußten. Eine dieser Liste wurde am Abend des 26. März selbst in
dem Portefeuille von Delestrée gefunden. Sie enthielt indeß nach des
Letztern Aussagen nur Namen von Personen, die er kennen zu lernen wünschte,
aber der „Pelleringouvrier“, der sie schließt,
erklärt ihren wahren Sinn.
Der General hat eingestanden, daß er den 26. März Abends in dem Cabaret der
„Union“ anwesend war, behauptete aber in keiner
Weise sich der von den Zeugen gegebenen Details zu erinnern, schrieb diese
Gedächtnißabwesenheit selbst den Nervenanfällen und Ohnmachten zu, die er
bei seiner Rückkehr nach Hause gehabt hätte.
(Forts. folgt.)