Französische Republik.
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12
] Paris, 10. Juli.
Wir hatten früher gesagt, daß die Republik ausgewürfelt würde zwischen Thiers
und Marrast; wir hatten ferner gesagt, daß die unmittelbar nach der
Junirevolution verlangte Reorganisation des Munizipalraths der erste direkte
Angriff der Thierspartei auf die Partei des National sei, direkt gerichtet
gegen die Macht des Mairs Marrast und gegen sein
freiherrlich-republikanisches Schalten und Walten. Unsere Voraussagung
bestätigt sich abermals. Die neue Munizipal-Kommission mißfällt dem Herrn
Maire; und man versichert sogar, daß er seine Entlassung schon verlangt
habe. Jedenfalls wird diese Entlassung früh oder spät eine Nothwendigkeit.
Man denke sich: von 35 Mitgliedern gehören 14 dem alten Munizipalrathe an,
und die Debats finden, „dies sei noch zu wenig“. Das Bertinsche Blatt
bedauert herzlich, daß noch so viele andere Männer, die sich unter dem
frühern Regime durch ihre „lumières“, durch ihre tiefe Einsicht
ausgezeichnet hätten, sich nicht in der Kommission befänden. Und 14 befinden
sich schon in der Kommission, 14 Männer mit lumières, ohne zu bedenken, daß
Thiers jetzt ebenfalls für die Debats ein Mann mit lumières geworden ist.
Armer Marrast!
Ils reculent pour mieux sauter!
Als der feierliche Leichenzug, aus Furcht in die Luft gesprengt zu werden,
durch eine unterirdische Minirung des Bodens, nicht wagte bis zur Bastille
vorzudringen, sondern still hielt an der Madeleine, schrie ebenfalls ein
Mann des Volkes:
Ils reculent pour mieux sauter.
Aber wie konnte man auch den Arbeitern le droit au travail zusichern wollen,
das Recht, beständig Arbeit und Mittel zu haben, um zu leben! Herr Thiers
ist weit klüger, weit vorsichtiger, und in dem Konstitutions-Projekte dringt
er ganz besonders, daß man an die Stelle dieser Worte setze:
L'état, dans la mesure de ses facultés garantit le
travail etc.
D. h. der Staat, nach Maßgabe seiner Fähigkeiten, nach Maßgabe der mehr oder
minder befähigten Bourgeoisie.
Die Arbeitszeit war durch ein Dekret der provisorischen Regierung auf 10
Stunden festgesetzt. Auch dieses Dekret ist annulirt und als man gestern in
den Ateliers ankündigte, daß 12 Stunden gearbeitet würde, haben die Arbeiter
allgemein die Arbeit eingestellt. Es waren dies die guten Arbeiter, die nicht an der Insurrektion betheiligt waren.
Die bösen, 14,000 an der Zahl, sind verhaftet, und jeden Tag nimmt die Zahl
der Verhaftungen zu. Die Gefangenen, in engen Räumen zusammengedrückt und
der Luft fast gänzlich beraubt, werden auf's strengste bewacht: der Typhus
allein hat freien Zutritt zu ihnen, und die Lücken, welche er unter ihnen
macht, sind um so unmerklicher, als man Sorge trägt, dieselben durch
doppelte und dreifache Verhaftungen zu verbergen. Die Erbitterung unter den
guten Arbeitern steigt daher mit jedem Tage, und
sie macht sich Luft in Privatrache: So wurde gestern noch am hellen Tage und
in einer der belebtesten Straßen von Paris, in der Rue Richelieu auf
einzelne Nationalgardisten geschossen.
Die Verhaftungen treffen Alle ohne Unterschied und namentlich die in der
Februar-Revolution Betheiligten; eine bloße Denunciation von Seiten des Constitutionnel genügt. So ängstlich sich die
Redakteurs dieses Blattes während der Barrikadenkriege zeigten, so frech
rücken sie jetzt mit ihren Anklagen hervor. Die Reforme namentlich wird stark angegriffen von dem Blatte des Herrn
Thiers. Die „Reforme“, heißt es, sei geneigt gewesen, zu erkennen, daß am
24. Juni das ,Recht auf beiden Seiten der Barrikaden
bestanden habe. Was man nämlich im deutschen die „Rechtsböden“ nennt, das
heißt im französischen jetzt das Recht vor und das Recht hinter den
Barrikaden, das Recht diesseits und das Recht jenseits.
Wenn der alte Rechtsboden versperrt, wenn Barrikaden dem alten Rechte in den
Weg gelegt sind, und das alte Recht genöthigt ist, mit Kugeln drein zu
schießen, um zu sich zu kommen und sich freie Bahn zu verschaffen, in einem
solchen Augenblicke hat sich die Reforme beikommen
lassen zu sagen, daß hinter den Barrikaden ebenfalls ein Recht stände. Als
der Parademarsch des alten Rechts stolperte und die Grenadierregimenter an
den Barrikaden standen, wie die Ochsen am Berge, und Thiers im Begriffe war
unter Cavaignac's Hut den alten Rechtsboden zu räumen, da soll es die
Reforme gewagt haben, vermittelnd auftreten zu wollen. Jetzt ist der
Constitutionnel der Vermittler.
‒ Die Nationalateliers der Frauen sind eingeschlossen in das Dekret der
Exekutivgewalt, welches die Unterdrückung der Nationalateliers im
Departement der Seine verfügt. Diese Unterdrükkung setzt 25,000 Frauen
ungefähr außer Beschäftigung. Die zur Verfügung der Mairien von Paris
gestellten Mittel sind unzureichend, um diesen Arbeiterinnen die nöthigen
Unterstützungen zukommen zu lassen, und in einigen Bezirken bestehen sie in
einem Sou auf zwei Pfund Brod per Tag, wie groß auch immer die Familie der
Arbeiterin sei.
‒ Dornes schreibt an den National:
Die Republik hat die Versorgung der Familien aller für die Vertheidigung der
Ordnung und der Gesetze Gefallenen und Verwundeten übernommen. Wenn ich
Schmerz über meine eigene Wunde empfinde, so war es im Augenblicke, wo sie
mich abgehalten hat, an meinem Posten zu sein, um einer Maßregel
beizupflichten, die so viele, großmüthige Selbstaufopferung ehrt, und so
edle Dienste belohnt, welche vereint von der National-Garde, der Mobilgarde,
und der Armee geleistet worden. Aber jetzt, wo das Vaterland diese Schuld
würdiger Weise bezahlt hat, bleibt uns nicht noch großes Unglück zu mildern
übrig, welche auch immer die Quelle dieses Unglückes sein mag? Was soll aus
den Frauen und Kindern der Insurgenten werden, die gefallen, verwundet oder
gefangen sind? Ist's nicht gerade in diesem Falle, wo wahrer Edelmuth allen
bürgerlichen Zwiespalt vergißt? Und wäre es nicht schicklich, eine
Kommission in verschiedenen Stadttheilen zu bilden, um den ohne Stütze
gelassenen Familien zu Hülfe zu eilen? Niemand wird hoffentlich die Idee
dieses Antrages mißdeuten.
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12
] Paris, 11. Juli.
Wir müssen noch einmal auf die Barrikaden zu sprechen kommen. Denn dieselben
werden jetzt in der National-Versammlung zur Sprache kommen. Ein
Gesetzentwurf nämlich wird in diesen Tagen vorgelegt werden, worin es heißt,
daß jeder, der zur Erbauung einer Barrikade wissentlich Hand angelegt, zur
Deportation verurtheilt werden soll. Aber dieses ist noch nicht Alles. Die
sogenannte Komplizität morale bekommt hier einen bestimmten materiellen
Charakter. Alle Einwohner der Straße nämlich, wo die Barrikade entstanden
ist, werden für dieselbe verantwortlich gemacht, wenn sie nicht auf der
Stelle Hand anlegen, die Barrikaden zu vernichten, widrigenfalls sie einer
Gefängnißstrafe von einem Jahre und einer Geldbuße von 500 zu 3000 Fr.
gewärtig sind.
Auch heißt es allgemein, daß die Festungswerke um Paris bewaffnet werden
sollen. Wenn man weiß, daß hinter Cavaignac Thiers steht, und hinter Thiers
eben diese Festungswerke, die er zu Stande gebracht hat, und die bisheran zu
nichts gedient haben, so wird man es begreiflich finden, daß Herr Thiers
endlich sein Werk gekrönt sehen will ‒ mit Artillerie und bewaffneten
Soldaten.
Die Kolonie von Cayenne soll von der Regierung als diejenige bezeichnet
worden sein, wohin man die Insurgenten transportiren wolle. „Wenn man an die
Proscriptionen des Direktoriums denkt, sagt der „Peuple Constituant“, und an
ihre traurigen Folgen, so hat man Mühe, diesem Gerüchte Glauben beizumessen.
Die Kolonie besteht aus einer Insel und einem großen Striche Festlande,
dessen Gränzen nicht bestimmt sind. Auf der Insel selbst wäre es unmöglich,
eine so große Anzahl von Insurgenten zu etabliren. Was das Festland
anbetrifft. so ist dessen Klima eins der ungesundesten; ferner mit Ausnahme
desjenigen Striches, cher von den freigelassenen Schwarzen bewohnt ist,
haben das übrige Festland nur wilde Stämme inne. Wer kennt nicht Sinnamari,
Grabmal von so vielen Franzosen, ebenfalls Opfer der politischen Justiz?
Will man dorthin Tausende von Boten senden, um das neue Unheil Frankreichs
zu verkünden?“
‒ Wir lesen im Echo du Peuple: „Sprecht zu den Republikanern des andern
Tages: Ihr habt die Republik als Faktum angenommen, aber Ihr wollt sie
nicht; Ihr träumt beständig noch von der Rückkehr der Monarchie, so stellen
sie sich, als begriffen sie nicht was man ihnen sagt; thun sogar böse und
beklagen sich, daß man sie verläumde. Nichts destoweniger verfolgen sie im
Stillen ihre Umtriebe weiter, bis zuletzt, daß sie, des Spieles müde, einen
großen Schlag versuchen. Wie gegründet unsere Reflexionen sind, geht aus
vorliegendem Originale hervor, das vielleicht unsern feinsten Feinden
unglaublich, nachgemacht erschiene, wenn es nicht mit dem Poststempel
versehen wäre und aus der Hand des Maires selbst flösse:
Das Original lautet:
Im Namen des Königs:
Herr Ribard, Schneider, wird ersucht, zwei Soldaten die Nacht über zu
logiren.
Lamagistère, den 20. Juni 1848.
Der Maire A. Bourgeac.
Im Namen des Königs! Den 20. Juni! Nur vom einem Conservateur quand même kann eine solche Idee gekommen sein.
‒ Die Reaktion macht täglich größere Fortschritte. In der Provinz zeigt sie
sich namentlich ohne allen Rückhalt. In einem Briefe, den der
Volksrepräsentant Joigneux an die Reforme richtet, heißt es:
„Am hellen Tage wird hier zu Gunsten der Monarchie intriguirt. Alle Mittel
werden in Anwendung gebracht; Lügen, Furcht, falsche Gerüchte, und man kann
sagen, daß die Fehler der Republik mit einer wahrhaft teuflischen
Geschicklichkeit ausgebeutet werden; die Verwalter der Republick machen sich
zu Mitschuldigen dieser Intriguen, die Einen durch ihr Schweigen, die Andern
durch ihre direkte Aufmunterungen. Das Elend, das in der Provinz herrscht,
kommt ihnen dabei trefflich zu Statten.
„In Paris benutzt man den Belagerungszustand, um jedwede stille Privatrache
zu befriedigen; mittelst einer kleinen Note in einem Journale, oder einer
niederträchtigen Denunciation kann man einen lästigen Konkurrenten los
werden. In den Departements ist's noch weit schlimmer. Hier werden alle
diese Mittel im vergrößerten Maßstabe angewendet, sowohl um die Republikaner
vom Vorabende, als um die Repräsentanten, die sich einer neuen Restauration
entgegensetzen, dem öffentlichen Hasse Preis zu geben. Im Departement der
Rhone gesellt sich das Lächerliche zu diesen schmählichen Intriguen. So
kündigt man öffentlich an, daß unsere Kollegen Doutre, Greppo, Benoist und
Pelletier eine bedeutende Bestellung von Guillotinen gemacht haben. In dem
Departement Isere, diesem sonst so demokratisch gesinnten Departement, wagt
man es nicht, sich als Republikaner offen zu bekennen. Im Departement
Cote-d'Or ist's noch schlimmer. Die Royalisten treten offen mit der größten
Keckheit auf; sie veröffentlichen in den Journalen ganze Reihen ersonnener
Verbrechen, um die Republik gehässig zu machen. Zu Montbard steht ein Picket
Nationalgardisten vor dem Hause unseres achtbaren Repräsentanten
Maire-Neuve, um es vor Brandanlegung zu bewahren. Ich selbst, heißt es, ich
sei todt gefunden worden unter den Insurgenten. In Chatillon-sur-Seine sind
die muthigen Republikaner auf offener Straße insultirt; Einer von ihnen war
auf den Rath der dortigen Beamten genöthigt worden, zu seiner Sicherheit die
Stadt zu verlassen: so wenig lassen sich die Beamten angelegen sein, offen
für die Republikaner vom Vorabend aufzutreten.
„Und wenn dies in den früher als demokratisch dastehenden Departements an der
Tagesordnung ist, so können Sie leicht daraus abnehmen, wie es in den
anderen Departements aussehen mag.
„Werden wir länger noch diesen Fortschritten der Contre-Revolution müßig
zusehen? Sollen wir länger noch glauben, Paris sei Frankreich, wenn unsere
Feinde bemüht sind, den Leib vom Kopfe abzulösen? Möge die exekutive Gewalt
sich nicht einschläfern lassen in dieser verhängnißvollen Illusion.
Energische Maßregeln müssen genommen werden, um die agrikole Bevölkerung
wieder zu gewinnen, welche wegen der Steuer der 40 Centimes und des Dekrets
vom 31. März der Republik gänzlich unhold ist. Die Gelder, die hierzu
verwendet würden sind nicht verloren; denn später wäre man genöthigt, mehr
noch zur Unterdrückung von Komplotten und Aufwiegelungen anzuwenden.
„Der Druck, sagt die Opinion publique, der seit 4 Monaten auf den
Staatspapieren lastete, ist verschwunden. Dieser Druck, das war die
gewitterschwangere Wolke der rothen und sozialistischen Republik. Seitdem
die Wolke, von den Bajonetten durchbohrt, geplatzt ist, seitdem das Blut in
Strömen geflossen, heben sich die Staatspapiere“
Paris ist von Soldaten überströmt; Industrie und der Handel sind gelähmt und
die hohe finanzielle Welt bereichert sich.
Als 1816 die Preußen und Russen Paris besetzt hielten, brachten sie dieselbe
wohlthätige Wirkung zum Vorschein, wie Cavaignac's Soldaten; sie hoben die
Staatspapiere.
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Nationalversammlung, Sitzung vom 11. Juli.
Präsident Marie eröffnet sie um 21/2 Uhr. Die Wahl
Ferdinand Barrot's in Algerien hatte zu mehrfachen Protestationen
Veranlassung gegeben, daher dessen Zulassung bestritten worden war. Der
Ausschuß, der mit Prüfung der diesfälligen Protokolle beauftragt worden,
hatte Lefranc zu seinem Berichtstatter gewählt. Derselbe las heute seinen
Bericht vor, die Protestationen wurden diskutirt, doch von der Versammlung
als unerheblich gefunden. Herr Ferdinand Barrot ist also zugelassen. Dann
las der Präsident das Schreiben eines Gliedes der Affreschen Familie vor,
worin dasselbe für die Beileidsbezeugungen der Versammlungen dankt. Bemerken
müssen wir hiebei, daß auch die protestantische
Geistlichkeit ihre Gegenwart bei dieser Feier anbot, aber von der
katholischen Geistlichkeit zurückgewiesen wurde. Dieser Zug von Franatismus
verdient Erwähnung.
Baragnay d'Hilliers legt dann seinen Bericht über den
Antrag vor, der Militärpensionären das Beziehen von Civilgehalten dann
gestattet, wenn beide Gehalte die Höhe von 2000 Frs. nicht übersteigen. Die
Versammlung schritt dann zur Berathung der Reorganisation ihres
Stenographendienstes. Das Personal, bestehend aus 5 Revisoren, 2 Suppleanten
und 10 Rouleurs (von Rouler abwechseln) ist zum Staatsdienst erhoben, es
hängt künftig direkt vom Bureau des gesetzgebenden Körpers ab. Dies ist eine
wesentliche Verbesserung für die Zeitungspresse, denn in Folgen der neuen
Organisation sollen die Diskussionen, d. h. der Moniteur, im Hause selbst
gedruckt und möglichst schnell vertheilt werden, dadurch wird großem Unfuge
abgeholfen.
Der Handelsminister Thouret bestieg dann die Bühne und erklärte, daß er im
Einverständnisse mit dem Arbeitsausschusse seinen Antrag auf Abschaffung des
Dekrets vom 2. März 1848 rücksichtlich der Arbeitsstunden zurückziehe. Somit
fällt die Wolowskische Proposition in's Wasser. Auf den Antrag Oudinots
genehmigt die Versammlung die Bildung eines Lagers bei Paris von 50,000
Mann. Einige Glieder des Bergs allein erhoben sich dagegen.
(4 Uhr.)
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Nationalversammlung, Sitzung vom 11. Juli. (Nach 4 Uhr.)
Nach Erledigung der „Tagesordnung“ legte Senard,
Minister des Innern, das längst erwartete neue Preßgesetz sowie das Gesetz
gegen die Klubs vor. Dasselbe ist von entsetzlicher Länge, erneuert die
Gesetzgebung vom 10. Dez. 1830 und stellt die Kaution wieder her. Die Ziffer ist jedoch bedeutend niedriger.
Während 1830 100,000 Franken gefordert wurden, setzt das neue Gesetz nur
24,000 Franken Kapital fest. (Erstaunen.)
Dann legte Senard ein Gesetz vor, das den Theatern
500,000 Franks, je nach Maaßgabe ihrer Dürftigkeit bewilligt.
Die Dringlichkeit wird ausgesprochen
Altaroche, der bekannte Redakteur des Charivari drang
darauf, auch den armen Künstlern und Schriftstellern zu Hilfe zu kommen. Es
sei bereits eine derartige Proposition gemacht worden, die aber seit acht
Tagen in den Bureaux schlummere. Das Elend sei füchterlich und die
Nationalwerkstätten geschlossen. (Gelächter.) Die Versammlung solle also
nicht länger säumen.
Luneau fand die Sache nicht so dringend, um die
Urgence zu rechtfertigen.
Die Versammlung wird später 25,000 Fr. votiren. Kurz vor Sitzungsschluß
entspann sich eine heftige Debatte. Flocon verlangte das Wort, um gegen die
neue Preßgesetzgebung zu protestiren oder Bemerkungen dagegen zu machen, die
den reaktionären Geist derselben schildern.
Senard eilte auf die Bühne, um die Nothwendigkeit
dieser Rückkehr zum Gesetz von 1830 zu rechtfertigen. Er wieß auf die Feinde
der Repu-
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blik und zeigte besonders die Nothwendigkeit
desselben in den Departements. Er sprach mit vielem Pathos und mit dem
Gewicht eines Retters des Vaterlands.
Flocon erwiederte, daß das Gesetz der freien Presse
den Todesstoß gebe, indem kein Mensch bei dem obschwebenden
Belagerungszustand 24,000 Fr. Kaution auftreiben könne.
Zum Schluß legte Goudchaux ein Gesetz rücksichtlich
der Endosseurs der Schatzbons vor.
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@type | jArticle |
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Paris, 11. Juli.
Der Moniteur sieht heute sehr sozialistisch aus. In Ermangelung amtlicher
Verordnungen, bringt er zwei Kommissionen, von denen die erste aus 16 der
angesehensten Fabrikanten aus Paris, Abbeville, Elbeuf, Havre, Dünkirchen
bestehend, die verschiedenen Systeme prüfen soll, durch welche der überall
erstarrten Industrie zu helfen. Die Nationalversammlung berieth darüber
bereits in ihrer Sitzung vom 30. Mai, fand jedoch die ihr vorgeschlagenen
Mittel z. B. Ausfuhrprämien u. dgl. unzureichend und hat dann durch ihren
Handelsminister Tourret obigen Ausschuß ernennen lassen, um ihm über die
beste Verwendung der bewilligten Spezialkreditte die nöthigen Anträge zu
bringen. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß jene Herren so lange
fortarbeiten lassen werden, als der Staat der Privatindustrie Vorschüsse
macht.
Die zweite Kommission, aus Corbon, Peupin, Alcan und einem halben Dutzend
Präsidenten der Pariser gewerbverständigen Räthe bestehend, soll dem
Minister einen Plan ausarbeiten, nach welchem die von der
Nationalversammlung votirten 3 Millionen Franken zur Ermunterung von
Assoziationen der Arbeiter unter einander oder der Arbeiter mit den
Meistern, am besten verwandt werden könnten. Es ist zu bedauern, daß
Tourret, der Minister, es nicht für gut fand, auch nur einen einzigen
Arbeiter in diesen Ausschuß aufzunehmen. Wie können die Arbeiter Vertrauen
in dergleichen Maßregeln haben?
‒ Aus Sedan wird die Entdeckung einer furchtbaren Verschwörung gemeldet.
Unter den dortigen zahlreichen Fabrikarbeitern habe sich nämlich ein
geheimer Ausschuß gebildet, dessen Absicht auf nichts Geringeres hinauslief,
als diejenigen zwölf größten Fabriken in Brand zu stecken und ihre
Eigenthümer zu tödten, die sich mit Heftigkeit jeder Verkürzung der Arbeitszeit widersetzt hatten.
‒ Bei St. Quentin ist ein Insurgentenkorps von 2000 Mann, dem bedeutende
Massen Linientruppen und Bürgerwehren nachgesetzt hatten, gefangen worden.
Man will es in eine der nächsten Festungen unterbringen und ihm dort den
Prozeß von hier aus machen.
‒ Die Mobilgarde soll aufgelöst, in die Linie
verschmolzen oder zu einer Art Präsidial- oder Consul-Garde umgewandelt
werden. Auch dieses Februar-Institut wäre somit zu Grabe getragen in Folge
seiner Immoralität.
‒ Die frühere Kammer kostete Frankreich 786,599 Fr., die Nationalversammlung
dagegen die enorme Summe von 6,224,217 Fr. nur für acht Monate! Die
Getränke, womit sich die Deputirten erfrischten, kosteten über 60,000 Fr.
jährlich. Diesem Unfug ist abgeholfen durch Aufhebung der Buvette.
‒ Gestern hielten sämmtliche Arbeiter, die durch Aufhebung von dreizehn
Journalen brodlos geworden sind, eine Versammlung, um zu berathen, was sie
in ihrem Elende thun sollten? Sie haben einen Ausschuß gewählt, der sich zur
Exekutivgewalt (General Cavaignac) begeben sollte, um die völlige Preßfreiheit zu beantragen. Marie, Präsident der
Nationalversammlung, hat im Laufe des gestrigen Tages diesen Ausschuß in der
That an Cavaignac's Stelle empfangen, und zu ihm gesagt, daß er jede
Verantwortlichkeit der Journalunterdrückung von sich wälze, und die Hoffnung
hege, die harte Maßregel werde bald zurückgenommen.
Das Journal des Debats enthält heute bereits den Protest einer
Eisenwaarenhandlung am Quai de la Mégisserie gegen die jüngste Bezollung der
Messing, Stahl, Eisen und sonstigen Metallwaaren, welche unsere Kurzhändler
aus Deutschland (Kärnthen, Steiermark u. s. w.) in Masse beziehen. Neue
Steuern einzuführen ist immer höchst gefährlich. Hr. Flocon glaubte
hierdurch dem Misere abhelfen zu können. Welche Täuschung!
Marrast wird sein Paschalik jedenfalls niederlegen. Ein Abendblatt hatte
seine Demission bereits gestern Abend angezeigt. Es erklärt sie jedoch
voreilig, wenn er früher abdanken wolle, als er über seine
Verwaltungspfennige (déniers de la ville) Rechnung abgelegt habe, so wäre
dies unschicklich (malhonnêt).
‒ In Paris gibt es ein Unzahl Miether, die ihre Miethe nicht bezahlen können.
Mehrere derselben standen gestern vor der Kammer des hiesigen
Zuchtpolizeigerichts, das sie zu mehrmonatlicher Gefängnißstrafe
verurtheilte.
Großbritannien.
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*
] London, 11. Juli.
Der Chartisten Prozeß ist zu Ende. Außer Fussel, Williams, Vernon, Sharpe und
Looney wurde auch schließlich Ernst Jones für schuldig erklärt. Die
Angeklagten benahmen sich ihren Richtern gegenüber mit demselben Muthe der
sie in den Reihen der Chartisten auszeichnete. Zuerst verurtheilte man
Fussell und zwar zu 2 Jahren wegen Aufforderung zur Empörung und zu 3
Monaten wegen ungesetzlicher Versammlungen, sowie zu einer Bürgschaft von L.
200 ‒ für 5 Jahre. Fussel leugnete durchaus daß er zum Meuchelmorde
aufgefordert habe. Er sei ein Engländer und habe den Charakter eines
Engländers; er würde sich solcher diabolischen Maßregeln schämen. Dann trat
Williams vor und erklärte, daß er ein hartarbeitender Mann sei. Von je 24
Stunden sei er 20 Stunden beschäftigt um wöchentlich den elenden Lohn von 16
Schillingen zu verdienen. Er glaube daher ein Recht zu haben sich um die
Besserung seiner Lage zu bekümmern; dies sei die einzige Einwendung die er
zu machen habe. Außerdem bemerkte er noch, daß er Fussell nie zum
Meuchelmorde habe auffordern hören. Man verurtheilte ihn dann zu 2 Jahren
und zu 1 Woche Gefängniß und zu gleicher Bürgschaft wie Fussell für 3 Jahre.
Ueber Sharpe und Vernon wurde eine ähnliche Strafe verhängt. Vernon
versicherte, daß er nur zufällig bei dem Meeting auf Clerkenwell-Green
zugegen gewesen sei, übrigens sei er ein Chartist und glaube, daß allein die
Charte der arbeitenden Klasse helfen könne. Er erkundigte sich dann nach dem
Gefängniß, in dem sie ihre Strafe erdulden würden, und als der Richter
bemerkte, daß dies das neue Korrektionshaus von Middlesex sei, so wünschte
der Verurtheilte zu wissen, ob man ihn und seine Genossen dort auch wie
menschliche Wesen behandeln werde. Seit sie arretirt worden wären, hätten
sie ihre Speise mit den Zähnen zerreißen und die Kartoffeln in derselben
Weise von Schmutz reinigen müssen. Der Richter erwiederte, daß ihn dies
nichts angehe. Looney den dieselbe Strafe wie die übrigen traf, war als
Irländer wie immer heiter, er lachte und meinte, seine Strafe sei gerade
hinreichend. („Very well, that will do.“) Ernest Jones, der zuletzt vortrat,
wurde zu 2 Jahren Gefängniß und zu einer Bürgschaft von L. 500 auf 5 Jahren
verurtheilt. Er wollte eine längere Anrede an die Jury halten; der Richter
unterbrach ihn aber und Jones entfernte sich mit den Worten:
„Ich wünsche Ew. Lordschaft eine gute Nacht; mögten Sie schlafen mit dem
Motto der Charte um ihren Hals, die Charte und keine Kapitulation!“
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@facs | 0220 |
[
*
] London, 10. Juli.
Die Londoner Bürger leben seit dem 10. April noch immer in großer Furcht vor
neuen Chartisten-Demonstrationen, wenngleich nur Wenige ihre Angst offen
eingestehen. Die Meisten thuen allerdings so, als wenn das Monster von ihnen
„Chartismus“ genannt, durch die unsichtbaren Heldenthaten der
„Spezial-Konstablers“ und die sichtbaren der Polizeiknüttel für immer zu
Boden geschlagen sei. Allein es giebt Andere, die das, was Jene im Geheimen
drückt, laut heraussagen und bald dieses, bald jenes Mittel als Schutz wider
künftige Versuche der arbeitenden Klasse vorschlagen. Das beliebteste unter
den beantragten Mitteln ist Vermehrung der Polizei. So heroisch sich auch
der Londoner am 10. April bewiesen haben will, so traut er doch dem Frieden
nicht. Namentlich ist er in Ungewißheit, ob seine Kourage noch für einen
dritten und vierten Fall ausreichen werde. Daher sehnt er sich nach ‒
Vermehrung der Polizei. Begründet wird diese Sehnsucht mittelst
statistischer Nachweise, die dahen gehen, daß sich die Londoner Bevölkerung
viel stärker vermehrt und die Stadt einen größern Zuwachs an neuen Häusern,
Straßen etc. erhalten, als die löbliche Polizei. Denn 1829 gab es blos 937
Polizisten und 1840 betrug ihre Zahl schon 3,687 Mann. Da wurde aber ein
neuer Distrikt zu London geschlagen, der in 135 Pfarreien 267,266 Seelen
zählte. Die Polizeimannschaft stieg aber nur auf 4338. Im Jahre 1848 beträgt
die Zahl der Polizisten 4910 Mann. Folgendes Tableau zeigt, wie die Polizei
mit dem Anwachs der Metropole nicht gleichen Schritt gehalten.
Von 1830 bis 1837:
wurden Häuser gebaut | 13,077 |
waren im Bau begriffen | 443 13,52 |
Vom September 1843 bis September 1845:
wurden Häuser gebaut | 15,816 |
waren im Bau begriffen | 4,999 20,815 |
Vom September 1845 bis März 1847:
wurden Häuser gebaut | 11,137 |
waren im Bau begriffen | 3 567 |
Die Zahl der vom September 1843 bis September 1845 neu entstandenen Straßen,
Plätze etc. betrug 406. Jede Straße hat durchschnittlich eine Länge von 229
Yards, also insgesammt eine Länge von 523/4 engl. Meilen.
Im nämlichen Zeitraum wurden 89 Kirchen, Kapellen, Schulen und andere
öffentliche Gebäude fertig; im Bauen begriffen 45. Von 1843 bis 1845 wurde
die Polizeimacht aber nur um 244 Mann vermehrt; und von 1845 bis 47, wo
11,137 neue Häuser entstanden und 3,567 im Bau begriffen waren, erhielt die
Polizei wieder nur eine Verstärkung von 155 Mann. Geht es nach dem Wunsche
der Antragsteller, so bekommt London bald noch einige tausend Mann neue
Polizisten, während man im Jahre 1829 mit 937 Mann ausreichte und der gute
Bürger viel ruhiger schlief, als jetzt.
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@facs | 0220 |
[
*
] London, 11. Juli.
Das Unterhaus beschäftigte sich in der gestrigen
Sitzung abermals mit der Frage wegen der Zuckerzölle.
Die „Times“ widmet heute den verurtheilten Chartisten einen leitenden Artikel
voll Hohn und Gemeinheit. „Eine sehr milde Strafe“, sagt dieses Blatt unter
Anderem, „ist ihnen allen gestern zu Theil geworden, mehr im Wege der
Verbeugung als der Bestrafung. Muße, für die als schuldig erklärten auf zwei
kurze Jährchen, um in einem konfortabeln Gefängnisse eine Rückschau auf ihr
vergangenes Leben vorzunehmen, sodann: Bürgschaft für ihr gutes Betragen
nach ihrer Freilassung; das war die ganze Strafe.“
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@facs | 0220 |
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*
] Dublin, 10. Juli.
Duffy, Herausgeber der „Nation“, hat energisch gegen das ungesetzliche und
brutale Verfahren der Polizei nach seiner Verhaftung protestirt und den
Richter mit seinen dringenden Fragen, ob jenes Verfahren so befohlen worden,
in nicht geringe Verlegenheit gesetzt. Letzterer wich mit der Erklärung aus,
daß er sich erst informiren müsse. Die Polizei war nämlich 15 Mann hoch in
die Bureaus der „Nation“ gedrungen und hatte nicht blos alle vorhandenen
Manuskripte und gedruckten Blätter, sondern auch sämmtliche Handelsbücher
und Rechnungen, ja das noch leere Schreib- und Druckpapier auf zwei Karren mit sich fortgenommen. Mehrere Bekannte
wollten für Duffy Bürgschaft leisten, wurden aber mit ihrem Anerbieten
zurückgewiesen. Die Regierung schreitet in einer Weise ein, daß die
Erbitterung in Irland desto schneller zum Ausbruch kommen muß. Man mag alle
diese Journale: „The Nation“, „The Irisch Felon“ etc. durch Verhaftung oder
Deportation ihrer Herausgeber und Redakteure vernichten, den jetzigen Geist
des irischen Volkes wird man keinenfalls mehr unterdrücken oder vernichten
können.
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@facs | 0220 |
Folgender Protest wurde in Breslau in einer Volksversammlung von 3-4000
Menschen angenommen:
Die National-Versammlung hat durch die Einsetzung einer Centralgewalt für
Deutschland dem einstimmigen Wunsche der Nation nach deutscher Einheit
entsprochen. Wir anerkennen die Gesinnung, aus der dieser Akt hervorgegangen
ist, die Art der Ausführung verwerfen wir entschieden.
Die National-Versammlung hat den Reichsverweser für
unverantwortlich erklärt, erachtet ihn als nicht verpflichtet, die
Beschlüsse der Versammlung zu vollziehen und giebt ihm endlich auf, sich mit
den Bevollmächtigten der Regierungen in Verbindung zu setzen.
Diese Beschlüsse stehen der Freiheit, der Einheit und der Macht des Volkes
entgegen. Man überantwortet die Souveränetät an einen Einzelnen; die
Souveränetät aber ist ein heiliges, unveräußerliches Recht des Volkes. Die
Nationalversammlung hat sich bei ihrer Eröffnung durch ihren Präsidenten für
Souverän erklärt, sie muß bei ihrer Erklärung stehen bleiben: sie darf sich
nicht selbst der Macht berauben, ihre Beschlüsse ausführen zu lassen. Ihre
Beschlüsse sind der Wille des Volks. Ein Volk aber ist nur stark, wenn es
frei, nur frei, wenn es die Macht hat, seinen Willen zur That zu bringen.
Endlich hat die Versammlung die Einheit des Volkes auf eine Einigung der
Fürsten beschränkt: der Reichsverweser, so will sie[#], soll nicht mit den
Vertretern des Volkes, sondern mit den Dienern der Fürsten im Einverständniß
handeln.
Wir protestiren gegen diese Beschlüsse entschieden und feierlich: wir
fordern, daß die National-Versammlung diesen Protest bei Einsetzung der
definitiven Centralgewalt in ernste Erwägung ziehe.
Den Volksvertretern, die für die Wahrung der Volkssouveränetät gekämpft,
sprechen wir unsere Anerkennung für diese That aus. Wir fordern sie auf,
auch fernerhin die Volksrechte energisch zu vertheidigen. Die Majorität des
Volks stimmt mit der Minorität der National-Versammlung
@type | jAnnouncements |
@facs | 0220 |
Civilstand der Stadt Köln.
Geburten.
9. Juli. Hugo Julius, S. v. Heinr. Julius Körner, Kaufm., Neumarkt.
10. Juli. Elis. Hubertina Apol, T. von Andr. Zilken, Schuster, Weißbütteng. ‒
Georg Gerh., S v. Gerh. Angemindt, Schreinergeselle, Peterstr. ‒ Johann
Baptist, S. v. Wilh. Lindlau, Conditor, Rothgerberbach. ‒ Peter, S. v. Anton
Siebenmorgen, Fuhrm., Josephstraße. ‒ Joh. Heinr., S. v. Joh. Jos.
Reichartz, Hufschmid, Weideng. ‒ Elis., T. v. Heinrich Wilmer, Rothgerber,
Weiherstr. ‒ Karl Gottfr., S. v. Gottlieb Aug. Nitsche,
Brückengeld-Einnehmer, Entenpfuhl ‒ Karl Albert Ottomar, S. v Karl Wunibald
Otto, Chemiker, Clemensstr. ‒ 3 uneheliche Knaben.
Sterbefälle.
9. Juli. Klara Misgelt, geb. Blankenstein, 74 J. alt, Weiherstr. ‒ Jakob
Collenbach, 1 J. 3 W. alt, Josephplatz. ‒ Jakob Urbach, Schreiner, 29 J.
alt, unverh., Buschgasse. ‒ Elis. van Hees, geb. Genz, 26 J. alt,
Katharinengraben. ‒ 1 uneheliches Mädchen.
Schiffahrts-Anzeige. Köln, 13. Juli 1848.
Abgefahren: C. Königsfeld nach Duisburg.
In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich W. Pesch; nach
Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr Joh. Budberg; nach Andernach und Neuwied
H. Schumacher und G. Krämer; nach Koblenz und der Mosel und Saar G. Weidner;
nach der Mosel, nach Trier und der Saar- M. Zens; nach Bingen Wb. Jonas;
nach Mainz Val. Pfaff; nach dem Niedermain Fr. Gerling; nach dem Mittel- und
Obermain Friedr. Seelig; nach Heilbronn Fr. Schmidt; nach Kannstadt und
Stuttgart L. Hermanns; nach Worms und Mannheim W. C. Müller; nach Antwerpen
M. Lamers.
Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Singendonk, Köln Nr. 10.
Ferner: Nach
Amsterdam Kapt. Wilson, Köln Nr. 1.
Wasserstand.
Köln, am 13. Juli. Rheinhöhe 8′ 7″.
Der seit dem 17. Mai v. J. wieder eröffnete große Viehmarkt hierselbst hat
durch seine seitdem fortwährend gestiegene Frequenz den Beweis geliefert,
daß derselbe, sowohl in Rücksicht auf den eigenen Bedarf der Stadt Köln, als
auch auf die Lage der Letzteren im Mittelpunkte der Provinz, als ein
dringendes Bedürfniß angesehen werden muß. Wegen der Permanenz dieses
Marktes an jedem Montage des ganzen Jahres ist die Feststellung eines
besondern Termines zum Beginne der Waidviehmärkte nicht erforderlich; daher
die niederländischen Kaufleute zum Bezuge desselben mit Waidvieh unter dem
Bemerken hierdurch eingeladen werden, daß für alle Bequemlichkeiten des
Handelsstandes gesorgt ist.
Köln, den 12. Juli 1848 Das
Ober-Bürgermeister-Amt.
Freiwilliger Verkauf eines Güterwagens.
Am Samstag, den 15. Juli c., Mittags 12 Uhr, wird der Unterzeichnete auf dem
Heumarkte zu Köln an der ehemaligen Börse, einen einspännigen Güterwagen auf
stählernen Frdern und eisernen Achsen gebaut, für 20 à 25 Centner
Ladungsfähigkeit, öffentlich an den Meistbietenden gegen gleich baare
Zahlung verkaufen.
Köln, den 12. Juli 1848. Fr. Happel,
Gerichtsvollzieher.
Heute Abend Reibkuchen nebst famoses Bier empfiehlt F. C. Götting.
Demokratische Gesellschaft. Freitag den 14. Juli,
Abends 8 Uhr, Versammlung im Eiser'schen Saale, Komödienstraße. (Ausnahmsweise wegen Reparatur
des gewöhnlichen Lokals.) Der Vorstand.
NB. Die eingeschriebenen Mitglieder, welche noch
nicht im Besitze ihrer Karten sind, empfangen solche beim Eingange zwischen
7 und 8 Uhr, auch werden neue Einzeichnungen entgegengenommen.
In der Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung ist zu haben: Manifest der Contrerevolution. Auszug aus Nr. 43 der
Neuen Rheinischen Zeitung. Preis 1 Sgr.
Gasthof zum deutschen
Reichsverweser und Restauration zum großen
Schoppen.
Einem geehrten in- und auswärtigen Publikum beehre ich mich die Eröffnung
meiner Gastwirthschaft und Restauration auf Samstag den 19. d. Mts.
anzuzeigen.
Köln, den 13 Juli 1848. Louis Kertell, große Neugasse
Nr. 36.
Samstag, den 19. d. Mts, Mittags 5 Uhr, Eröffnung meiner Kegelbahn.
Köln, den 13. Juli 1848. Louis Kertell, große
Neugasse Nro. 36.
Ein erfahrner Zuschneider, welcher deutsch, französisch und englisch spricht,
sucht eine Stelle. Die Expedition agt wo
Ein Schreiber sucht Beschäftigung, sei es auch für halbe Tage oder
stundenweise. Weingartengasse Nr. 6.
Ein Uhrmacherlehrling gesucht bei J. Koch, Breitstr. 96.
Rheingasse Nro. 10 zweite Etage zu vermiethen.