[Deutschland]
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[15] Berlin, 10. Juli.
Die Franz-Lachmann'sche Angelegenheit, die sich erst in den jüngsten Tagen
ereignete, wird Ihnen bekannt sein. Aber für meine Pflicht halte ich es,
einen Mann, der dem Rheinlande entstammt, dessen Büste seine Vaterstadt vor
wenigen Jahren in den Sälen ihres Rathhauses aufgestellt, in Ihrer Zeitung
vor dem ganzen Rheinlande anzuklagen. Dieser Mann, er heißt Johannes Müller, und ist in Koblenz geboren, hat, so oft er bis jetzt öffentlich aufgetreten,
sich fast immer als einen Diener des alten Polizeistaates, als eifrigen
Verfolger jeder freieren Richtung, kurz, nicht als rheinländischen, sondern
als ächt altpreußischen Zopfgelehrten bewiesen. Lassen Sie mich Ihnen
Einiges aus der jüngsten Vergangenheit dieses Mannes erzählen, dieses
Mannes, dem es nicht etwa gleichgültig ist, ob er
unter Altenstein oder Eichhorn, unter Freiheit oder Knechtschaft lebt, nein,
der seine Vorliebe für Censur und Denunciation offen und thatsächlich
bekundet hat. Das mag ihm noch nicht hoch angerechnet werden, wenn er im
vorigen Jahre den Armensünderbrief der Akademie an den König mit
unterzeichnete, wenn er, kurz vor den Märzereignissen einen die Studirenden
zur Berathung über Universitätsreformen einladenden Anschlagzettel von dem
Anatomiegebäude öffentlich mit dem Bemerken herunterriß, er hätte geglaubt,
daß die Mediziner zu vernünftig wären, um sich solch' unsinnigem Treiben
anzuschließen; wenn er zur selben Zeit, als dem wegen seiner freieren
Richtung vom pietistischen Lehrer Friedlaender denuncirten, von Eichhorn
weggejagten und damals hier verweilenden, Stettiner Gymnasial-Direktor Hasselbach ein Fackelzug gebracht werden sollte, die
Erlaubniß dazu mit den Worten verweigerte, es könnte ja wie eine politische
Demonstration aussehen! Aber das ist eine Schmach und verdient öffentlich
gerügt zu werden, daß Müller, nach geschehener (?) Revolution, nachdem
wenigstens das alte Universitätsgilden- und Bevormundswesen gebrochen war,
seine Rektoratsstelle zu einem Schergenamt benutzte, und noch täglich
benutzt. Sie wissen, daß der König einen Tag, nachdem der unübertreffliche
Verfassungsentwurf erschienen war, eine große Parade über die Bürgerwehr und
die fliegenden Korps abhielt. Hr. Müller nahm als Rektor der Universität an
dem kindischen Spiele Theil, und schritt dem antiwühlerischen,
gesinnungstüchtigen Theile des bewaffneten Studentenkorps stolz voran. Da
schaut er zum Balkon der Universität empor, und bemerkt, o Schrecken! eine
schwarze Fahne, die dort heraushängt. Gleich eilt er hinauf, faßt den
Kühnen, der solch' verbrecherische Gesinnung kund gegeben, verklagt ihn beim
Universitätsgericht, denuncirt ihn bei der Polizei!
Unglücklicherweise war der Student, Rechenberg aus
Königsberg, so hieß der Verwogene, noch nicht in Berlin immatrikulirt, und
hatte, da seine Papiere von seinem frühern Studienort noch nicht angelangt
waren, vom Rektor eine vorläufige Aufenthaltskarte erhalten. Diese wird ihm
sofort gekündigt und der heimathlose Verbrecher angewiesen, die Stadt binnen
24 Stunden zu verlassen. Um dies Schicksal von seinem Haupt abzuwenden,
schickten ihn die Studenten damals als einen ihrer Deputirten nach der
Wartburg, und während seiner Abwesenheit wurde denn vom Polizei-Präsidenten
die Erlaubniß zu seinem ferneren Hierbleiben erwirkt. ‒ Ein anderes, eben so
löbliches Geschäft, was Hr. Müller betreibt, besteht darin, daß er Zettel,
worin Studentenversammlungen zur Berathung über Universitätsreformen
ausgeschrieben werden, vom schwarzen Brett herunterreißt. Einer sich darüber
beschwerenden, von den Studirenden an ihn gesandten Deputation, erwiderte
der ehrenwerthe Hr. Rektor, daß er alle gegen die Gesetze
und gegen die Sittlichkeit verstoßenden Anschläge abreißen müsse,
daß er von diesem Rechte jedoch einen sehr sparsamen, nämlich erst 6 Maligen
Gebrauch gemacht habe. Auch wünschte er, wenn Studentenversammlungen
abgehalten werden sollten, vorher von dem Zwecke derselben unterrichtet zu
werden, da er gesetzwidrige verhindern müsse.
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@facs | 0216 |
[X] Berlin, 11. Juli.
Der heute auf der Tagesordnung stehende Antrag Jacoby's, „die preußische
konstituirende Versammlung kann den von der deutschen Nationalversammlung
gefaßten Beschluß nicht billigen, durch welchen ein unverantwortlicher, an die Beschlüsse der Nationalversammlung
nicht gebundener Reichsverweser ernannt wird; die preußische konstituirende
Versammlung erklärt sich aber zugleich dahin, daß die deutsche
Nationalversammlung vollkommen befugt war, jenen
Beschluß zu fassen, ohne vorher die Zustimmung der einzelnen deutschen
Regierungen einzuholen, daß es daher der preußischen Regierung nicht
zustand, Vorbehalt irgend einer Art zu machen,“ hatte die Tribünen mehr als
je gefüllt. Auf dem Platze vor der Singakademie waren wieder bedeutende
Anhäufungen der auf das Resultat dieses Antrages gespannten Berliner. Zwei
Volksversammlungen, die Sonnabend und gestern vor den Zelten, trotz der
angedrohten Strafe von 5 bis 50 Thlr. für die Anordner und Redner bei
denselben, abgehalten worden, hatten das ihrige dazu beigetragen, auch die
arbeitenden Klassen auf die heutige Sitzung der Nationalversammlung
aufmerksam zu machen. Und das Resultat ist vorherzusehen, der Jacoby'sche
Antrag wird verworfen werden, das linke Centrum, die Wiege des jetzigen
Ministeriums, hat sich hierzu mit der Rechten verbunden. Vor dem Beginne der
Debatte theilte jedoch der Präsident noch der Versammlung mit, daß das
Ministerium einige Gesetzesvorlagen, Zwangsanleihe, Erhöhung der
Branntweinsteuer, Aufhebung der Ausnahmsberechtigung bei der Klassensteuer
u. s. w. und eine Denkschrift in Bezug auf die Finanzen des Landes
eingereicht und Hr. Hansemann hielt hierauf noch eine längere Rede, nach
welcher wir glauben müssen, daß die Finanzlage unseres Landes eine sehr
glückliche ist. Die Einnahmen, sagt er, haben in den letzten Monaten
natürlich abnehmen müssen, da alle Produkte im Werthe gesunken sind, so sind
es auch die Staats-, hauptsächlich die Bergwerksprodukte, die unter den
jetzigen Verhältnissen gar nicht veräußert werden können. Die Einnahmen der
Domänen und der Konsumtionssteuer haben ebenfalls abgenommen, dazu kommen
die Posen'schen Unruhen, der Erlaß eines Drittels der Mahlsteuer zum Besten
der arbeitenden Klassen, Ausfälle, die zusammen wohl 8 Mill. Thlr. betragen.
Dagegen hat der Staat eine Mehrausgabe von 221/2 Mill. Thlr., wovon auf das
Militär allein bis jetzt 10 Mill. kommen, insgesammt würde ein Mehrbedürfniß
von 30 Mill. wohl für das ganze Jahr anzunehmen sein. Was nun die Anleihe
betrifft, so werden die Bürger, die weniger als 4000 Thlr. oder eine
jährliche Einnahme von 400 Thlr. haben, davon befreit sein. Von diesem
Vermögenssatze an aber soll die Steuer bis zu dem Reichen hinauf progressiv
von 1/2 bis 2 pCt. stattfinden. Und der Finanzminister, der dieses Maaß für
progressiv hält, hat auch die Hoffnung, daß nur das Erscheinen des Gesetzes
schon hinreichen werde, um die freiwillige Anleihe
desto ergiebiger und die unfreiwillige vielleicht ganz überflüssig zu
machen. Er hat deshalb noch kein neues Steuergesetz
vorgelegt, weil die diesjährigen Bedürfnisse des Staats gedeckt werden
müssen, und bei einer neuen Steuer man den Erfolg immer nicht vorher
berechnen kann, er behalte sich daher dieselbe bis zum nächsten Jahre vor.
Der Herr Minister scheint also große Zuversicht auf den Bestand seiner
Stellung zu haben. Er theilt dann noch mit, daß die Regierung die Absicht
habe, die Staatsforsten zu behalten, dagegen die Domänen der
Bewirthschaftung freier Eigenthümer zu übergeben, und zwar sollen sie
tabellenweise verkauft werden. Er kommt dann auf das Institut der
Seehandlung und hat die Gelegenheit, seinen Erfahrungssatz anzubringen, daß
der Staat nicht Industrie treiben dürfe, es ist seine Ansicht, man müsse die
Fabriken der Seehandlung, sobald der Kredit sich erst gehoben, an Private,
wenn auch mit Schaden, verkaufen, denn jetzt kosteten sie uns Verluste. Wie
er vom Staatsschatz spricht, ob dort fernerhin auch noch Geld angesammelt
werden solle, erhebt sich ein Gelächter, nach der Erklärung des Ministers
aber hat er wirklich in den letzten 7 Jahren zugenommen, wie er dies in der
vorigen Sitzung schon erklärt, und zwar waren die Einnahmen desselben
während der Jahre 1820 bis 1840 24,400,000 Thlr. und die Ausgaben 12,250,000
Thlr., ultimo Juni 1840 hatte er also einen Bestand von ungefähr 12 Mill.
Die Einnahmen desselben von dieser Zeit bis ultimo Juni 1847 betrugen
9,000,860 Thlr. und die Ausgaben nur 2 Mill. und zwar wurden dieselben zur
Unterstützung der Hauptbank, eines Privatunternehmens, angewandt. Hr.
Hansemann ergeht sich in ungeheuern Lobeserhebungen über die bisherige
Verwaltung der preußischen Finanzen, bei der nur wenig zu verändern, die er
nur hie und da zu vereinfachen habe. Die Staatsschulden betrugen 1820 206
Mill., davon waren 1847 fast 81 Mill. getilgt, ohne daß erhebliche neue dazu
gemacht wurden, so daß sie jetzt nur 126 Mill. Thlr. betragen. Dagegen haben
die Domänen einen viel größern Werth als sämmtliche Schulden des Staates von
alter Zeit und Hr. Hansemann sprach die Hoffnung aus, daß wir unter solchen
Verhältnissen über die Schwierigkeiten des Augenblicks leicht hinwegkommen
werden.
Waldeck referirt hierauf über die Arbeiten der Verfassungskommission, die mit
den Beschlüssen des Inhaltes der Verfassung bis auf die Frage, ob eine oder
zwei Kammern und überdie Attribute des Königs, ihre Arbeiten so weit
gebracht, daß sie nun auch die Fassung der Beschlüsse schnell vollendet
haben wird. Von Garantie der Arbeit oder sonst etwas, was die Ansprüche der
arbeitenden Klasse betrifft, haben wir kein Wort gehört und da über die
künftige Gestaltung der Volksrepräsentation in der Kommission eben auch noch
nichts entschieden ist, so hätten wir über dies Referat nichts mitzutheilen,
was Sie in ihren früheren Nummern nicht schon gebracht. Da dies Referat so
wenig Positives bot, so konnte der Antrag des Abgeordneten Temme, die
Versammlung möge sogleich die Titel des Verfassungs-Entwurfs debattiren,
natürlich keine Unterstützung finden.
Endlich ist der Antrag von Jacoby an der Reihe, sogleich stürmt der vierte
Theil der Versammlung zum Sekretär, um sich zum Reden zu melden. Die Rechte
besonders war hierbei sehr thätig; sie will gewiß Gelegenheit nehmen, große
Reden zu halten, ihr Licht leuchten zu lassen und hat doch heute keinen
einzigen gescheiten Gedanken zu Tage gefördert. ‒ Jacoby unterstützt seinen
Antrag mit kurzen Worten; er hält es für die Versammlung für angemessen, daß
sie zu erkennen gebe, in welchem Verhältniß sie zur deutschen
Nationalversammlung und zur Einheit Deutschlands stehe, Still-
[0217]
schweigen würde einer Zustimmung
gleich sein. Die früheren Minister haben immer mit beredten Worten von der
Einheit Deutschlands gesprochen, ja es gibt wohl keiner, der nicht
behauptete, daß er sie wolle, nur über die Ausführung können wir
verschiedener Meinung sein. Das Ministerium hat erklärt, daß es die Wahl des
Erzherzogs Johann freudig begrüße, daß es sich aber gegen die Konsequenzen,
welche aus den Beschlüssen der Nationalversammlung für die Zukunft gezogen
werden könnten, verwahre. Hieraus geht hervor, daß es wie
für den Beschluß der Frankfurter Versammlung, so auch
gegen denselben sich hätte erklären können, diese
Ansicht steht aber im Widerspruche mit der Ansicht der Nationalversammlung
selbst, mit der mehrerer Regierungen, und ohne Zweifel mit der Ansicht eines
großen Theiles des Volkes. Durch die Annahme des bekannten Raveaux'schen
Antrages habe die Frankfurter Versammlung sich für kompetent erklärt,
rechtskräftige Beschlüsse zu fassen. Es genügt jetzt nicht mehr, die
deutsche Einheit mit schönen Worten zu preisen; ich stimme daher ohne
Rückhalt und ohne Vorbehalt der Ansicht der deutschen Nationalversammlung
bei, denn wenn die Einheit eine Wahrheit werden soll, so können wir
unmöglich verlangen, daß die Nationalversammlung noch bei den 36 deutschen
Regierungen beantrage, daß sie ihre Beschlüsse genehmige. Der Redner spricht
hierauf noch über den Inhalt des Frankfurter Beschlusses und bedauert
denselben. Das deutsche Volk hat wohl die bestehenden Throne geschont, aber
schwerlich wollte es noch einen Thron aufrichten.
Von 4 vorgeschlagenen Amendements wird nur das eine vom Abgeordneten Ahrentz
diskutirt, das folgendermaßen lautet: „Die preußische Nationalversammlung
findet keine Veranlassung, eine Mißbilligung des Beschlusses der deutschen
Nationalversammlung über die Wahl des Reichsverwesers auszusprechen, noch
die Gränzen der Rechte dieser Verfassung bestimmen zu wollen. Sie erklärt
sich aber zugleich dahin, daß die preußische Regierung auf ihre unbedingte
Zustimmung und Mitwirkung rechnen kann, bei allen den Maßregeln, welche
dieselbe in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der deutschen
Nationalversammlung oder der Central-Exekutivgewalt ergreifen wird, um
dadurch die Bande der Einheit des gemeinsamen Vaterlandes zu befestigen und
die Wiedergeburt und Gründung eincs neuen, einigen, großen und freien
Deutschlands zu bewerkstelligen.“ Auch dies Amendement, trotzdem es gar
nichts sagt, etwas was der Majorität unserer Versammlung sonst willkommen
ist, wird schwerlich angenommen werden. Von den Rednern, welche gegen den
Antrag sprachen, erwähnen wir die Herren Reichelsperger und von Berg. Der
Erstere verlangt von der Linken, von der der Antrag ausgegangen, dieselbe
Offenheit, mit welcher die Linke in Frankfurt aufgetreten, nämlich, daß sie
die Republik will. Von der Republik kommt er auf die Anarchie, von der
Anarchie auf den Bürgerkrieg, der durch die Annahme des Antrags erfolgen
kann und der Bürgerkrieg ist nach Herrn Reichelsperger „der Anfang des Unglücks!!!“ ‒ Hr. von Berg hat jetzt
vollständig mit der Linken gebrochen, er wandelt den Weg der Frommen, der zu
Geheimerathsstellen führt und auf eine solche aspirirt der gute Mann, da er
doch einmal nicht Kultusminister werden kann, weil das Schicksal ihn zu
einem Geistlichen gemacht. Er zeiht Jacoby der Inkonsequenz, daß er nämlich
in einer früheren Schrift das Ministerium, des Mißtrauens in die deutsche Nationalversammlung angeklagt, daß er
dessen vollständige Unterwerfung unter die Beschlüsse derselben gewollt und
jetzt selber eine Mißbilligung ihrer Beschlüsse
beantrage. Auch er riecht die Republik und dazu hat der fromme Mann kein
Mandat, eine solche zu schaffen, Rheinland und Westphalen seien mit der Krone Preußen verbunden; ich sehe nicht ein, was wir
mit einer Republik Berlin sollten, eben so gut könnten wir ja eine Republik
Köln wollen und das sagt der geistliche Herr, wo kein Mensch an eine
Republik Berlin oder Köln, sondern höchstens an eine deutsche Republik
denken kann. Hr. Zachariä, der bekannte ministerielle Lebensretter, sieht
auch Inkonsequenzen, er meint, man könnte nur die beiden Theile des Antrags
umkehren, man müsse ja erst die Beschlußfähigkeit der Versammlung
anerkennen, ehe man einen Tadel gegen ihre Beschlüsse aussprechen dürfe.
Uebrigens hat er keinen Auftrag, Erklärungen abzugeben, es ginge ja auch die
preußische Nationalversammlung nichts an, da sie ja nicht aus den Urwählern
der Frankfurter Versammlung bestehe. ‒ Das ist der Geist der rechten Seite
unserer Versammlung. Für den Antrag sprach Waldeck mit vielem Geschick und
mit Wärme. Er machte darauf aufmerksam, daß man jetzt keine Throne ohne Land
erschaffen dürfe; er fragte, wenn man über die Rechtsgültigkeit der
Parlamentsbeschlüsse erst an die deutschen Regierungen appelliren wolle, ob
man Rücksicht zu nehmen habe auf die Einwürfe irgend eines deutschen
Fürsten, dessen atomistische Herrlichkeit kaum durch ein unbewaffnetes Auge
zu schauen ist. Der Abgeordnete Burchardt aus Köln bemerkt, daß die
Souveränetät des Volkes faktisch dennoch ausgeübt werde, die Beschlüsse der
preußischen Nationalversammlung seien von der Regierung angenommen worden,
die der Frankfurter Nat.-Vers. ebenfalls. Er fürchte sich gar nicht, daß sie
sich denselben widersetzen könne, dennoch aber wolle er sie auch im Prinzip
anerkannt wissen. Nach Jung und Behnsch, von denen der Letztere auf die
Entschuldigung in der Thronrede hingewiesen, daß die hiesige Versammlung zu
gleicher Zeit mit der Frankf. zusammenberufen sei, und wo selbst da schon
fast anerkannt worden, daß wir uns den Beschlüssen der deutschen Nat.-Vers.
unterwerfen müssen, spricht noch D'Ester. Er würde den Antrag mißbilligen,
wenn er so plötzlich in die Versammlung hineingeschneit wäre, er würde es
Unrecht finden, eine solche Frage nur theoretisch zu erörtern; aber sie sei
hervorgerufen durch ein Faktum, die Erklärung des Ministeriums und eine
Verwahrung, welche die preuß. Regierung an dieselbe zu knüpfen, für
nothwendig erachtete. Die Versammlung kann einer solchen Verwahrung nicht
ruhig zusehen, spricht sie aber dagegen, so muß sie auch in das Materielle
der Frage eingehen, wollen wir uns nicht dem Verdacht aussetzen, wir hätten
den Inhalt der Frage gebilligt. Denn, wenn wir nicht sagen, die Regierung
habe nicht die Befugniß einer solchen Verwahrung, so lastet sicher der
Verdacht auf uns, daß wir den Beschluß völlig gebilligt hätten. Daher kommt
es, daß der erste Theil des Jacoby'schen Antrags vorangehen muß. Der Redner
begegnet den beiden Vorwürfen der Inkompetenz der Versammlung und des
Republikanischen in demselben. Wir sind vollständig kompetent ‒ sagt er ‒
weil wir berufen sind, ein kräftiges, glückliches und nach allen Seiten hin
hervorragendes Preußen zu rekonstituiren. Aber Preußen ist zugleich ein
Theil Deutschlands und deshalb müssen wir aussprechen, in welchem Verhältniß
es zu Deutschland stehen soll. Wir müssen auch auf das Materielle der Frage
eingehen, und deshalb sind wir berufen, auch einen Tadel auszusprechen. Der
Einwurf des Republikanismus ist falsch, denn wenn es zu einer Republik
gehört, daß das Oberhaupt verantwortlich sei, so beweist uns Amerika mit
seinem unverantwortlichen Präsidenten das Gegentheil. Und gerade die
Unverantwortlichkeit des deutschen Reichsverwesers setzt die
konstitutionellen Staaten in größere Gefahr, als es bei einem
verantwortlichen der Fall gewesen, der aus der Wahl des ganzen Volkes
hervorgegangen wäre. Gerade die Wahl des Reichsverwesers aus einer
Fürstenfamilie, bedrohe die konstitutionellen Staaten des übrigen
Deutschlands mit der Hegemonie einer einzigen Familie, und nur dadurch wird
die Selbstständigkeit derselben gesichert, daß kein Einzelner gegen die
Beschlüsse der deutschen Nationalversammlung dazwischen treten kann.
Der Abg. Parisius, der jetzt der getreue Phylar des
Ministeriums, beantragt die Vertagung des Antrags auf morgen; sie wird
angenommen. Heute haben 14 Redner gesprochen, noch 75 sind
eingeschrieben.
‒ In der Stadtverordneten-Versammlung hat der Sicherheits-Ausschuß an den
Polizeipräsidenten die Aufforderung gerichtet, jetzt endlich die Zügel der
Polizeigewalt, mit deren Ausübung sich bis jetzt die Kommunalbehörden hätten
befassen müssen, wieder in die Hand zu nehmen, damit die Kommunalbehörden in
ihre eigentliche und wirkliche Stellung zurücktreten könnten. Der Präsident
hat dieser Aufforderung Genüge zu leisten versprochen.
Die Angelegenheit der Herbeiziehung des 12. Regiments und ihrer Folgen ist
dadurch in ein neues Stadium getreten, daß der Stadtverordneten-Vorsteher
Seidel bei der Versammlung beantragt hat, ein
Anerkennungsschreiben an den Kommandeur, so wie an die Bataillone, welche
für die Aufrechterhaltung der Ordnung bei dieser Angelegenheit gewirkt, zu
erlassen. Die Versammlung hat auch diesen Antrag genehmigt.
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@facs | 0217 |
[14] Berlin, 11. Juli.
Man erzählt mit vieler Bestimmtheit, daß morgen die Schloßgitter wieder
eingesetzt werden, und das 2. Garderegiment von Potsdam einrücken soll. In
dem Volksklub ist man sehr thätig.
‒ Die Studenten-Deputation, welche am Mittwoch sich nach dem Sitzungssaal der
ordentlichen Professoren begab, um Hrn. Prof. Franz ihre Anerkennung, Hrn.
Lachmann ihre Mißbilligung auszudrücken, ist vom Rektor, Hrn. Johannes
Müller aus Koblenz, nicht ins Zimmer gelassen worden. Derselbe gab vor, daß
die Hrn. Professoren mit höchst dringenden Geschäften überladen wären; ‒
nachträglich erfuhr man, daß er in dieser Angelegenheit höchst eigenmächtig
gehandelt hatte, indem er zu einer solchen Abweisung in keiner Weise
ermächtigt gewesen war. Die Studirenden ließen sich durch dieses Verfahren
von der Kundgebung ihrer Gesinnungen durchaus nicht zurückschrecken. Eine
Deputation der Studentenschaft, bestehend aus den Hrn. Diesterweg, Dehnike,
Gad und Voswinckel, begab sich Freitag zu Hrn. Prof. Franz, um denselben der
Sympathien und des wärmsten Dankes der Studirenden für die in seinem
Proömium ausgesprochenen Ansichten zu versichern. Bei dieser Gelegenheit
überzeugte man sich von der interessanten Thatsache, daß die Behauptung des
flachsköpfigen Hrn. Lachmann, Prof. Franz, habe sich später einen Zusatz zu
seinem Proömium erlaubt, eine unwahre sei. Dieser angebliche Zusatz findet
sich nämlich nicht nur in dem Hrn. Prof. Lachmann übersandten Manuskripte,
sondern auch in den bereits gedruckten Exemplaren. Es ist überflüssig, zu
bemerken, welche Art von Würdigung diese Winkelzüge unter den Studirenden
gefunden haben; die einzige Thatsache, daß das Auditorium des Hrn. Prof.
Lachmann Samstag Morgen leer war und der Hr. Prof. unverrichteter Sache nach
Hause zurückkehren mußte, spricht deutlich genug.
‒ Als im vergangenen Herbst und Winter die asiatische Cholera. vom Süden
Rußlands ausgehend und nordwärts fortschreitend, sich durch den größesten
Theil des europäischen Rußlands verbreitete, haben die preußischen oberen
Medizinal-Behörden den Gang dieser Epidemie mit ununterbrochener
Aufmerksamkeit verfolgt. Schon im November v. J. wurde deshalb seitens des
Ministeriums des Innern und des Ministeriums der Medizinal-Angelegenheiten
der Theil des Reglements über das Verfahren bei ansteckenden Krankheiten vom
28. Oktober 1835, welcher sich auf die Cholera bezieht, einer Revision
unterworfen und bei des Königs Majestät die Aufhebung einiger Vorschriften
des gedachten Reglements beantragt, welche die Erfahrung als nicht völlig
zweckmäßig oder überflüssig erwiesen hat. Nach erfolgter Königlicher
Genehmigung wurden die Regierungen der Provinzen, in denen das Auftreten der
Cholera am ersten erwarten werden durfte, von diesen Abänderungen in
Kenntniß gesetzt und zur pünktlichen Ausführung der Vorschriften des
Reglements angewiesen. Nachdem am 8. v. M. die Cholera nun auch in St.
Petersburg ausgebrochen und im Süden bis Bucharest vorgedrungen ist, wird
die bereits erfolgte Anweisung der betreffenden Regierungs-Behörden
wiederholt und denselben zur Pflicht gemacht werden, der Ausführung des in
Betreff des Verfahrens bei dieser Krankheit verordneten und noch heute für
vollkommen ausreichend und zweckmäßig zu erachtenden Maßregeln ihre volle
Aufmerksamkeit zu widmen.
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@facs | 0217 |
[103] Berlin, 10. Juli.
Die heute Abend stattgefundene Volksversammlung ist ruhig vorübergegangen.
Viele Tausend Menschen hatten sich eingefunden, welche folgende Adresse
einstimmig annahmen und mit Unterschriften versahen.
An die 92 Abgeordnete der deutschen Nationalversammlung, welchebei der Abstimmung über die provisorische Centralgewalt
in der Minorität waren.
Abgeordnete des Volks!
Nach langer Knechtschaft und Mißhandlung hat endlich das deutsche Volk in den
Tagen des März durch Kampf und Blut seine Souveränetät zur Geltung gebracht.
Aus seinem Willen ist die National-Versammlung zu Frankfurt hervorgegangen,
damit sie die Selbstregierung und Einheit des deutschen Volkes
ausspreche.
Umsonst haben wir seit Wochen auf die Erfüllung dieses Auftrages gewartet.
Die Versammlung berieth unendlich und that nichts. Jetzt endlich hat sie
beschlossen. Und wie hat sie beschlossen?
Hat sie die Selbstregierung des Volkes ausgesprochen?
Nein! Sie hat die Centralgewalt Deutschlands einem Fürsten überliefert. Sie
hat diesen Fürsten für unverantwortlich erklärt. Sie hat ihn förmlich der
Pflicht entbunden, die Beschlüsse, welche das Volk durch seine Abgeordneten
in der National-Versammlung fassen läßt, zu verkünden und zu vollziehen. Sie
hat somit die Souveränetät des deutschen Volkes an einen Diktator
verrathen!
Hat ferner die deutsche National-Versammlung den Willen des Volkes vollführt
und die Einheit Deutschlands ausgesprochen? Sie hat
beschlossen, die Centralgewalt soll sich mit den „Bevollmächtigten der
Landesregierungen in's Einvernehmen setzen.“ Die Bevollmächtigten der
Landesregierungen sind aber die Gesandten der deutschen Fürsten. Aus ihnen
bestand schon der alte Bundestag. Diesen hat sie daher, dem Worte nach zwar
aufgehoben, aber der That nach beibehalten. Und sie hat an die Spitze dieses
Rathes fürstlicher Gesandten den Diktator gestellt.
Sie hat demnach, wie die Freiheit an den Diktator, so die Einheit an die
deutschen Fürsten verrathen.
Wir erklären daher hiermit feierlich, daß wir diese Beschlüsse der Majorität
der deutschen National-Versammlung nicht anerkennen. Die sie gefaßt haben,
haben ihr Mandat überschritten; sie haben Verrath geübt an der Freiheit und
Einheit Deutschlands. Das Volk wird sie zur Verantwortung ziehen.
Euch ihr Männer, die Ihr bei jenen Beschlüssen in der Minderheit geblieben
seid, die Ihr auf der Selbstherrschaft des Volkes bestanden habt, wir danken
Euch nicht ‒ denn Ihr habt gethan, was Eure Pflicht war ‒ aber wir fordern
Euch auf:
Scheidet aus, aus dieser Versammlung von Fürstendienern!
Konstituirt Euch selbstständig im Namen des einen und souveränen Volkes. Die
ungeheure Mehrheit der deutschen Nation wird hinter Euch stehen und Eure
Beschlüsse vollziehen.“
Die Adresse wird vom demokratischen Central-Comité an alle demokratischen
Vereine Deutschlands zur Beistimmung und Sammlung von Unterschriften
eingesendet werden, damit die demokratische Parthei der deutschen
Nationalversammlung erfahre, wie die große Masse des deutschen Volkes über
ihr Wirken urtheilt.
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@facs | 0217 |
Potsdam, 8. Juli.
Zur Feier des Geburtstages des Kaisers von Rußland war gestern ein großes
Diner auf Sanssouci, zu welchem die k. russische Gesandtschaft, sowie auch
der Graf Benkendorf, Flügeladjutant des Kaisers, eingeladen waren. Der
König, sowie sämmtliche Prinzen des k. Hauses, waren in der russischen
Uniform der ihnen ertheilten Regimenter erschienen. Der König brachte die
Gesundheit des Kaisers aus, welchen Toast der russische Gesandte, Frhr. v.
Meyendorf, erwiederte, worauf durch ein Musikchor des 1. Garde-Regiments die
russische Nationalhymne gespielt wurde. Sämmtliche Wasserkünste waren in
Bewegung. Am Abend machte der Hof vom Marmorpalais, im neuen Garten, aus,
eine Wasserfahrt nach der Pfaueninsel.
[(B. N.)]
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@facs | 0217 |
[*] Breslau, 10. Juli.
Der Gouverneur der Stadt hat nach dem neulichen Vorfall mit einem Offizier,
der zur Noth dem gerechten Unwillen des Volkes entging, dem Magistrat
erklärt: er würde, so wie irgend etwas Aehnliches wieder vorfiele,
unnachsichtlich von seiner Militärmacht Gebrauch machen, ohne auf die
Civilbehörde irgend welche Rücksicht zu nehmen. Es scheint, daß der Herr
Gouverneur nach dem erfreulichen immer offneren Hervortreten der
Hannsemann'schen Reaktionspläne auch den alten Plan einer allgemeinen
Bürgerentwaffnung und Aufhebung der Preßfreiheit mittelst Proklamation des
Belagerungszustandes wiederaufnehmen will, wozu der Anlaß bequem durch
Excesse einiger schnapsgestärkten Krieger provocirt werden kann. Mann
erinnert sich, daß dieser große Schlag früher gleichzeitig in den 3
Hauptstädten Berlin, Breslau und Köln beabsichtigt worden ist.
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@facs | 0217 |
Stettin, 10. Juli.
So eben geht uns die zuverlässige Nachricht aus Berlin zu, daß gestern den
9., Nachmittags eine telegraphische Depesche nach Antwerpen gegangen, welche
dem dortigen Agenten Philippsborn die Weisung ertheilt, sich sofort als
deutscher Konsul nach Helsingör zu begeben, da ein Waffenstillstand mit
dreimonatlicher Kündigung abgeschlossen sei. Ein Minister ließ hierbei die
Bemerkung fallen, die Bedingungen seien so vortheihaft für Preußen, daß man
sogar befürchte, wegen eines Paragraphen mit Frankfurt in Konflikt zu
gerathen.
[(Osts. Z.)]
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@type | jArticle |
@facs | 0217 |
Graudenz 5. Juli.
Es sind viele polnische Edelleute in die Festung eingesperrt worden. Auch
werden noch öfter polnische Landleute und militärische Ueberläufer hier in
Verwahrsam gebracht. Die Landwehr ist auch hier zwar ausgehoben, doch nur
erst die Infanterie.
Der Kommandant der Festung hat den Befehl erhalten, selbige vollständig in
den Kriegszustand zu setzen. Es wird daran auch thätig gearbeitet, viele
tausend Pallisaden sind schon angefahren und an den Thoren und Wällen
eingerammt. Die Armirung soll 40,000 Thlr. kosten. Die Vernichtung der
Glacis-Anpflanzungen hat der Kommandant bis zum äußersten Nothfall auf das
Bitten der Bürger ausgesetzt, die dann selbst behülflich sein wollen. Nur
die Seite nach Neudorf zu ist gelichtet, da viel Strauch zu Faschinen
gebraucht wurde.
Das Getraide steht in hiesiger Gegend meistentheils gut und verspricht, wie
auch die anderen Feldfrüchte, eine sehr reiche Erndte. In der ganzen Provinz
stockt aber der Verkehr gänzlich.
Auch hier giebt es, wie in anderen Provinzen, Reaktionäre, deren Zahl jedoch
nur höchst unbedeutend und nicht die Rede werth ist. Es fällt Keinem ein,
gegen Berlin aufstehen zu wollen, wohl aber würden viele dies für Berlin zu
thun geneigt sein, und völlig einig scheint man darüber zu sein, daß die
Ruhe und das Vertrauen nicht eher im Lande widerkehren werden, als bis das
Ministerium Hansemann-Auerswald durch ein wirklich volksthümliches ersetzt
ist.
[(Osts. Z.)]
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@facs | 0217 |
[12] Lübeck, 11. Juli.
Heute wurde durch einen englischen Kabinetskurier die Nachricht hieher
gebracht, daß ein Waffenstillstand mit Dänemark auf 3 Monate abgeschlossen
ist. Das Embargo wird nicht aufgehoben, dagegen
dürfen weder neue Prise aufgebracht, noch die aufgebrachten kondemnirt
werden; die schwedischen Truppen müssen die dänischen Inseln räumen. Ueber
die Grundlagen des nun in Aussicht stehenden Friedens berichten Reisende,
welche direkt aus England kommen, daß dort mit Bestimmtheit behauptet werde,
sie seien auf den status quo ante bellum basirt, die Personalunion werde
aufrecht erhalten, und Schleswig nicht in den Bund
der Deutschen aufgenommen.
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@facs | 0217 |
[*] Frankfurt, 12. Juli.
Gestern Abend 6 Uhr ist der Erzherzog Johann der
Unverantwortliche hier angekommen. Im Hotel de Russie wurde er von
Gagern und der Deputation der Nationalversammlung empfangen. Der edle Gagern
redete Folgendes:
„Durchlauchtigster Erzherzog Reichsverweser! Die Nationalversammlung hat mich
beauftragt, in ihrem Namen an der Spitze dieser Deputation Eure kaiserliche
Hoheit bei Ihrer Ankunft ehrerbietig zu begrüßen. Dem allgemeinen Dankgefühl
darf ich Worte leihen, das sich kundgegeben in dem in so erwünschter Weise
schnell gefaßten Entschluß: die provisorische Centralgewalt über
Deutschland, die Eurer kaiserlichen Hoheit gesetzlich übertragen worden ist,
sofort übernehmen zu wollen. Ganz Deutschland vereinigt sich in diesem
Dankgefühl, und sieht in der hochherzigen Entschließung Eurer kaiserlichen
Hoheit, der die Ausführung unmittelbar folgt, die Bürgschaft einer
glücklicheren, einer glorreichen Zukunft. Wir dürfen voraussetzen, daß es in
der Absicht Ew. kaiserlichen Hoheit liegt, in der Nationalversammlung zu
erscheinen, um dort mittelst feierlichen Akts die hohe Würde eines
Reichs-Verwesers förmlich anzutreten. Es liegt mit in dem Zwecke unserer
Sendung, daß wir Ew. kaiserl. Hoheit Wünsche in dieser Hinsicht
ehrerbietigst entgegennehmen.“
Hierauf entgegnete der Reichsverweser:
„Ich danke Ihnen, meine Herren, für den Empfang. Als ich die Nachricht von
der Wahl des deutschen Volkes bekam, war ich erstaunt, daß mein großes
Vaterland, das große Deutschland, in meinen alten Tagen an mich einfachen
Mann gedacht hatte. Es gibt Anforderungen an den Menschen, bei welchen er
nicht schwanken darf, in welchen Lagen und in was immer für Verhältnissen er
sich befinden mag. Wenn das Vaterland ruft, so ist es Pflicht seine letzte
Kraft, seine letzten Jahre demselben zu weihen. Dies hat mich bewogen, Ihren
Ruf anzunehmen, um mit Ihnen das große heilige Werk zu vollenden. Da habt
Ihr mich; ich gehöre zu Euch.“
Heute Morgen um 9 Uhr findet die feierliche Einführung des Reichsverwesers in
der Versammlung der St. Paulskirche statt.
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@type | jArticle |
@facs | 0217 |
Frankfurt, 5. Juli.
Die Germanistenversammlung wird diesen Herbst nicht stattfinden. ‒ Jakob
Grimm.
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@type | jArticle |
@facs | 0217 |
Ludwigsburg, 7. Juli.
Heute wurde ein Kaufmann aus Heilbronn unter Eskorte von zwei Landjägern in
einer Kutsche hier durch nach Stuttgart transportirt. In Asperg ist, in
Folge eines aus Stuttgart eingetroffenen Befehls, ein dortiger Unterlehrer
verhaftet worden.
[(L. T.)]
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@type | jArticle |
@facs | 0217 |
‒ Berichten aus Schleswig zufolge, ist das dänische
Dampfschiff „Iris“ im Aerosund von einer holsteinischen Batterie beschossen
und schon durch den zweiten Schuß so stark beschädigt worden, daß das Schiff
von der Mannschaft hat verlassen werden müssen.
‒ Die „Schlesw. Holst. Zeitung“ publizirt die provisorische Verordnung,
betreffend, die Einführung allgemeiner Wehrpflicht
und das bei der Aushebung zum Landmilitärdienst zu beobachtende Verfahren
für die Zeit des gegenwärtigen Krieges.
‒ In der Sitzung der schleswig-holsteinischen Ständeversammlung vom 8. Juli,
fand die Schlußberathung über die Glückstadt-Heider Eisenbahnsache Statt. Da
die beschlußfähige Anzahl nicht vorhanden war, so verschob man die
Abstimmung. Der Präsident berichtete, daß auf sein Befragen der Kommissar
über die Dauer der Diät erklärt habe, dieselbe könne noch die nächste Woche
fortgehen.
[(N. Z.)]
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@type | jArticle |
@facs | 0217 |
Prag, 8. Juli.
Der Magistrat veröffentlicht heute folgende Kundmachung des Fürsten
Windisch-Grätz und Grafen Leo Thun:
„Nachdem am 8. und 9. d. die Wahlen für den Reichstag vor sich gehen
werden,so können Versammlungen nicht nur zur Vornahme derselben, sondern
auch zur Besprechung der Wähler unbeanständet stattfinden, und ist nur von
Zeit und Ort dem Bürgermeister die Anzeige zu erstatten, so wie auch der
freien Besprechung dieser Angelegenheit durch die Presse nichts
entgegensteht.“ ‒ Gegen diesen Erlaß wäre nichts einzuwenden, im Gegentheil
ist die Bereitwilligkeit, mit welcher ein konstitutionelles Recht anerkannt
wird, erfreulich, wenn nur nicht die Ironie des Schicksals gewollt hätte,
daß der Beschluß in einem Augenblick publizirt wird, wo die Urwahlen bereits
stattfinden, welchen in 24 Stunden die Deputirtenwahlen folgen. Unter diesen
Umständen ist die Erlaubniß zu Wählerversammlungen illusorisch.
(Siehe den Verfolg in der
Beilage.)
@type | jAnnouncements |
@facs | 0218 |
Abfahrt der Dampfschiffe.
Kölnische Gesellschaft.
Täglich vom 15. April 1848 an.
Von | Köln | Morgens 51/4 Uhr nach Mainz. |
Von | Köln | Morgens 51/2 Uhr nach Arnheim. |
Von | Köln | Morgens 93/4, Nachm. 23/4 Uhr nach Koblenz. |
Von | Köln | Abends 10 Uhr nach Mannheim. |
Von | Bonn | Morgens 71/2, Mittags 121/2, Nachm. 5 und Nachts 121/4 Uhr rheinaufw. |
Von | Bonn | Morgens 11, Nachm. 11/2, 51/2, u. 73/4
Uhr rheinabwärts. |
Von | Koblenz | Morg. 8, 11, Nachm. 21/2 und 5 Uhr nach Köln. |
Von | Mainz | Morg 7, 101/4, Mittags 123/4 U. n. Köln. |
Von | Mannheim | Morgens 6 Uhr nach Köln. |
Von | Arnheim | Morgens 6 Uhr nach Köln. |
Niederländische Gesellschaft.
Vom 14. Mai 1848 von Köln.
Morgens | 4 Uhr | in einem Tage nach Arnheim, Nymwegen
und Rotterdam täglich (mit Ausnahme von
Samstag). |
Nachts | 12 Uhr | nach Koblenz, Mainz, Mannheim und Ludwigshafen täglich (mit Ausnahme von
Dienstag). |
Düsseldorfer Gesellschaft.
Täglich vom 21. Mai 1848 an.
Von | Köln | Morgens | 53/4 Uhr nach Mainz. |
Von | Köln | Morgens | 81/2 Uhr nach Koblenz. |
Von | Köln | Abends | 41/2 Uhr nach Düsseldorf. |
Von | Köln | Abends | 91/2 Uhr nach Mainz-Frankf. |
Von | Bonn | Morgens | 8 und 11 Uhr, Abends 118/4 aufwärts. |
Von | Bonn | Morg. | 81/2 Uhr nach Köln, Nachm. 1 u. 21/4 Uhr nach
Köln-Düsseld. |
Von | Koblenz | Morgens | 6, 101/2, Mittags 12 nach Köln. |
Von | Mainz | Morgens | 6 u. 73/4 Uhr n. Köln-Düsseldorf. |
Von | Mannheim | Nachmittags | 31/4 Uhr nach Mainz. |
Von | Rotterdam | Morgens | 61/2 Uhr, Monntag, Mittwoch und Samstag nach Köln. |
Von | Arnheim | Nachmittags | 31/2 Uhr, Montag,
Mittwoch und Samstag nach
Köln. |
Rhein-Yssel-Gesellschaft.
Vom 1. April 1848 von Köln.
Abends 8 Uhr jeden Sonntag, Dienstag und Freitag nach Düsseldorf, Wesel, Emmerich, Arnheim, Doesborgh, Zütphen, Deventer,
Zwolle, Kampen u. Amsterdam; in Verbindung
nach Hamburg und Hull.
Bonn-Kölner Eisenbahn.
Vom 15. April 1848 an.
Von Köln nach Bonn.
Morgens | 6 Uhr 30 Minut. |
Morgens | 10 Uhr 00 Minut. |
Vormittags | 11 Uhr 30 Minut. |
Nachmittags | 2 Uhr 50 Minut. |
Abends | 6 Uhr 45 Minut. |
Abends | 8 Uhr 30 Minut. |
Von Bonn nach Köln.
Morgens | 6 Uhr 00 Minut. |
Morgens | 8 Uhr 00 Minut. |
Mittags | 12 Uhr 00 Minut. |
Nachmittags | 2 Uhr 20 Minut. |
Abends | 5 Uhr 00 Minut. |
Abends | 8 Uhr 00 Minut. |
Während der schönen Jahreszeit fährt an jedem Sonn- u. Feiertage ein Extrazug
um 31/2 Nachm. nach Brühl u. 71/2 Abends v. Köln n. Brühl. ‒ Preise: I. Kl. 15 Sgr. II. Kl. 10 Sgr. ‒ III. Kl. 7
Sgr. 6 Pf. ‒ IV. Kl. 5 Sgr.
Köln-Mindener Eisenbahn.
Vom 15. April 1848 an.
Von Deutz nach Düsseldorf.
Morg. | 7 U. 30 M. b. Minden. |
Morg. | 10 U. 00 M. b. Düsseld. |
Nchm. | 4 U. 00 M. b. Hamm. |
Abds. | 6 U. 50 M. b. Düsseld. |
Abds. | 10 U. 00 M. b. Minden. |
Von Düsseldorf nach Deutz.
Morgens | 6 Uhr 00 Minut. |
Morgens | 8 Uhr 00 Minut. |
Nachmittags | 1 Uhr 5 Minut. |
Nachmittags | 3 Uhr 40 Minut. |
Abends | 7 Uhr 00 Minut. |
Preise: I. Kl. 1 Thlr. II. Kl. 20 Sgr. III. Kl. 15
Sgr. IV. Kl. 8 Sgr.
Rheinische Eisenbahn.
Vom 21 Mai 1848 an.
Von Köln nach Aachen.
Morgens 6 Uhr 30 M. ganz Belgien und direkter Anschluss nach Paris mit dem
Nachtzuge von Brüssel.
Morg. 10 Uhr 00 M. bis Antwerpen, Brüssel u. Gent.
Nachm. 3 U. 00 M. b. Lüttich.
Abends 6 Uhr 00 M. bis Aachen.
Von Aachen nach Köln.
Morg. 6 Uhr 45 im Anschluss an das Dampfschiff nach Koblenz, die Bonner und
Mindener Eisenbahn.
Morg. 11 Uhr 00 M. Anschluss an die Bonner und Mindener Eisenbahn.
Nachmittags 3 Uhr 00 M.
Abends 6 Uhr 30 M.
Preise: I. Kl. 2 Thlr. II. Kl. 1 Thlr. 15 Sgr. III.
Kl. 1 Thlr.
Von Aachen nach Belgien 61/2
u. 91/4 Uhr Morgens.
121/2 u. 53/4 Uhr Nachm.
Düsseldorf-Elberfelder-Eisenbahn.
Vom 15. April 1848 an.
Von Düsseldorf.
Morgens | 7 Uhr 00 Minut. |
Morgens | 9 Uhr 30 Minut. |
Mittags | 11 Uhr 45 Minut. |
Nachmittags | 2 Uhr 30 Minut. |
Nachmittags | 5 Uhr 30 Minut. |
Abends | 8 Uhr 15 Minut. |
Von Elberfeld.
Morgens | 6 Uhr 45 Minut |
Morgens | 9 Uhr 15 Minut |
Mittags | 11 Uhr 30 Minut |
Nachmittags | 2 Uhr 15 Minut |
Nachmittags | 5 Uhr 15 Minut |
Abends | 8 Uhr 00 Minut |
Preise: I. Kl. 25 Sgr. II. Kl. 18 Sgr. III. Kl. 12
Sgr. 6 Pf.
Im Verlage von L. Sommer (vorm. Strauß), in Wien,
Stadt, Dorotheergasse Nr. 1108, und durch alle Postämter kann pränumirt
werden auf das 2. Semester der Allgemeinen Oesterreichischen Zeitung. Hauptredakteur:
Ernst v. Schwarzer.
Die Allgemeine Oesterreichische Zeitung erscheint täglich, und zwar: Morgens ein ganzer
Bogen, Abends ein halber, und so oft es nothwendig
wird, auch Abends ein ganzer Bogen.
Die Abendbeilage wird nicht, wie dies bei der Wiener Zeitung der Fall ist,
besonders bezahlt.
Pränumeration für das Morgen- und Abendblatt zusammen halbjährig: nämlich vom
Juli bis Dezember 9 Fl., vierteljährig vom Juli bis September 4 Fl. 30 Kr.
C.-M. Mit täglicher Postversendung halbjährig 11 Fl. C.-M.
Von nun an auch vierteljährig mit täglicher Postversendung 5 Fl. 20 Kr.
C.-M.
Nachricht.
Die ersten fünf Nummern des II. Semesters der Allgemeinen Oesterreichischen
Zeitung sind vergriffen, und können deshalb den später gemeldeten
P. T. Pränumeranten nicht sogleich geliefert
werden.
Da noch täglich viele Bestellungen auf diese Zeitung geschehen, findet sich
der Herausgeber derselben veranlaßt, eine zweite Auflage schleunigst zu
veranstalten, und ladet hiermit ein, beabsichtigte
Pränumeration gefälligst schnell einleiten zu wollen, um die Größe
der zu veranstaltenden Auflage feststellen zu können.
Später einlaufenden Pränumerationen dürfte ‒ wie dies im abgelaufenen
Quartale geschehen ‒ nicht entsprochen werden können, da eine dritte
Auflage, der bedeutenden Herstellungskosten wegen, nicht veranstaltet werden
wird.
Leopold Sommer, Herausgeber der Allgemeinen
Oesterreichischen Zeitung.
Die in Breslau erscheinende Allgemeine Oder-Zeitung hat im letzten Quartal ihre Auflage um die
Hälfte verdoppelt; ein Beweis, daß es ihr gelungen ist, dem Aufschwunge der
Zeit zu folgen und diese getreulich abzuspiegeln.
Durch eine ausgedehnte Korrespondenz wird die Oder-Zeitung in den Stand gesetzt, wie dem Westen Deutschlands,
namentlich in Bezug auf slawische Verhältnisse ein reiches Material zu
unterbreiten, so dem Osten die neuesten Ereignisse des europäischen Westens
und Nordens aufs Schnellste zuzuführen. Dieselbe kann daher dem Publikum
bestens empfohlen werden und bemerken wir, daß das Abonnement in Preußen bei freier Zusendung durch die
Postanstalten: vierteljährlich 2 Thlr. 71/2 Sgr. in
Breslau 1 Thlr. 15 Sgr. beträgt.
Inserate werden mit 11/4 Sgr. für die viermal
gespaltene Petitzeile gerechnet.
Helgoland.
Fast alle Brunnen und Bäder empfehlen sich in öffentlichen Blättern als
ruhige und sichere Oerter, in denen Kranke und Gesunde in friedlicher
Zurückgezogenheit die bewegte Zeit an sich vorübergehen lassen möchten, daß
es nicht unpassend erscheinen kann, wenn wir an ein Bad erinnern, dem außer
andern Vorzügen auch der genannte im höchsten Grade zukömmt; wir meinen
Helgoland. Als Badeort längst rühmlich bekannt, kömmt ihm, wenn je, jetzt zu
Gute, daß Englands mächtige Flagge auf seinem Felsen weht, und jedem Gaste
Schutz und Schirm bietet; wir setzen noch hinzu, daß es den englischen
Behörden gelungen ist, die Hamburger Dampfschiffe, welche während der
Badezeit die Verbindung der Insel mit der Elbe unterhalten, und ebenso ihre
Passagiere von jeder Molestie der Dänischen Blokadeschiffe und Kreuzer frei
zu machen. Wie früher werden diese Schiffe 3 Mal wöchentlich von Hamburg
nach Helgoland und ebenso oft zurückfahren, wodurch es möglich wird, daß die
Badegäste, obwohl fern vom Kontinent, doch in steter Kenntniß aller Vorgänge
sich erhalten können. Eine Auswahl der gelesensten Zeitungen wird hierzu
mitwirken. Auch die andern Anstalten früherer Jahre zur Unterhaltung und
Erholung sind wieder getroffen worden.
Herr Oberprokurator zu Köln.
Der Art. 97 des Code d'inst. crim. lautet wörtlich: „Die Erscheinungs-,
Vorführungs- oder Verhaftsbefehle werden durch einen Gerichtsvollzieher oder
durch einen Agenten der öffentlichen Macht zugestellt, welcher sie dem
Beschuldigten vorzeigt und ihm eine Abschrift davon übergibt.“
Der Art. 82 der Konstitution vom 22. Frimaire des Jahres VIII: „Toutes rigueurs employées dans les arrestations, detentions
ou executions, autres que celles autorisées par le lois, font des
Crimes-“
S. auch den Art. 184 und 186 des Code d'inst. crim.
Vivat! der Kpln. Lenartz soll leben, Die Schul-Mamsell Schmitz darneben. ‒
Dies Ihnen von Ihrem Freunde Amor auf Hendrikus, Ihrem Namenstage.
Dornburg, den 14. Juli 48.
Pariser
Prinzessinnen-Waschwasser, (Eau de Princesses).
Frankfurter Hof in Köln
Im Mittelpunkt der Stadt gelegen, empfiehlt sich derselbe durch seine
elegante Einrichtung und billige Preise.
Logis und Frühstück 15 Sgr. Diner 1/2 Flasche Wein 16 Sgr. Edmund Leonhard.
Irrthümlich hieß es in der vorigen Annonce „Diner 1/2 Thlr. Wein 16 Sgr.
Schwarz-Roth-Goldene Trauerschleifen von wegen des Unverantwortlichen sind zu
haben bei Napoleon Weinhagen zu Cleve.
Zwei durcheinandergehende geräumige Zimmer (belle étage) nebst Speicherzimmer
und Kellerabschluß zu vermiethen. Kl. Telegraphenstraße Nro. 6.
Der Demokrat,
ein Zeitblatt, redigirt von Ferdinand Deyfried und August Silberstein,
und dessen schon im Titel ausgesprochene Tendenz wird mit Geist, mit Enexgie
und Konsequenz im Vereine mit den tüchtigsten Männern zu verfolgen gesucht.
Die Hauptaufgabe dieses Blattes ist, das Volk wach zu erhalten, es
anzuregen, über seine Rechte zu belehren, und in seinem Streben zu stützen
und zu befestigen. ‒ Daß es hiebei ein entschiedenes Oppositionsblatt gegen
alle Institute und Individuen sein muß, die eine entgegengesetzte Richtung
einschlagen, versteht sich von selbst. ‒
Die politischen Vorgänge der Neuzeit werden vollkommen berücksichtigt, ihre
Folgen, ihre Grundelemente beleuchtet, und so steht der „Demokrat“ als
Wächter und Wegweiser des Volkes in den neuesten politischen Vorgängen da,
hinzugesellt sich natürlich eine Mittheilung aller Ereignisse aus Fern und
Nah, so rasch als es bei irgend einem Journale geschehen kann.
Eine eigene Rubrik „Zeitung der demokratischtn Vereine Deutschlands“ dient
den Demokraten unseres deutschen Gesammt-Vaterlandes zum Centralpunkt, indem
wir aller Resultate und Bestrebungen mittheilen und beleuchten.
Der Wiener Reichstag wird eben so, täglich,
vorzügliche Berücksichtigung finden und dieser so wie jeder einzelne
bemerkenswerthe Charakter desselben einer demokratischen Kritik unterworfen
werden.
Der Poesie gönnen wir im „Demokraten“ ebenfalls der Freiheit die Wege zu
bahnen, so wie wir in dem Maße der Kunst und Satire Aufmerksamkeit schenken,
als sie von Bedeutung für das sociale Leben wird.
Die Wiener Vorfälle, gewiß wichtig für die Gegenwart, werden aus eigener
Anschauung schnellstens mitgetheilt und durch fortwährende Aufzählung der
Verhandlungen der verschiedenen Ausschüsse, dem Publikum die Strebungen der
Residenz (in welchen sich ganz Oestreich centralisirt) an den Tag
gelegt.
Der „Demokrat‘„ ein Organ der größten, gerechtesten Partei der Welt,
erscheint in elegantem Folio wie bisher täglich, mit Ausnahme der Sonntage.
Man pränumerirt in Wien in der Verlagshandlung des Leop. Sommer (vormals
Strauß) Dorotheergasse Nr. 1108 und in allen Buchhandlungen des In- und
Auslandes: Ganzjährig mit 12 Fl., halbjährig mit 6 Fl., vierteljährlich 3
Fl. C.-M. täglicher Postversendung ganzjährig 14 Fl., halbjährig 7 Fl.,
vierteljährig 3 Fl. 30 Kr. C.-M. ‒ Die Insertionsgebühr für den „Anzeiger
des Demokraten“ ist für die dreigespaltene Petitzeile für einmal 2, für
zweimal 3 und für dreimal 4 Kr C.-M. Wer die Insertionen der „Allgemeinen
Oestreichischen Zeitung“ und dem „Demokraten“ zugleich einschalten läßt,
bezahlt blos 5, 6 und 7 Kr. C.-M., mithin einen äußerst geringen Preis. Das
Beilegen eines Viertelbogens wird zu 1 Fl. 30 Kr. berechnet. Druck sammt
Papier 6 Fl. C.-M.
Wien im Juni. Redaktion und Verlag.
Zum Klavierstimmen und Repariren aller Seiteninstrumente empfiehlt sich K. B.
Mayr, St. Apernstraße 57.
Herrnkleider werden gewaschen u. repar. Herzogstr. 11.
Einladung zur Pränumeration auf die Neue politische
Ofner-Pesther Zeitung und die damit verbundenen Gemeinnützigen Blätter
für Belehrung und Unterhaltung.
Wöchentlich sechs Nummern. Pränumerationspreis für den Semester Juli-December
mit viermaliger Postversendung und Couvert 6 fl. C.-M. ‒ Man pränumerirt in
Ofen bei allen löbl. Postämtern.
Die neue politische Ofner-Pesther Zeitung mit den Gemeinnützigen Blättern,
unterstützt von vorzüglichen Kräften nah und fern, hat als Organ
entschiedenen Fortschrittes allseitige Anerkennung gefunden und erfreut sich
einer großen Verbreitung.
Der am 2. Juli beginnende ungarische Reichstag ‒ der erste, auf welchem das
ganze Land mit dem damit vereinigten Siebenbürgen durch selbst gewählte
Volksvertreter repräsentirt wird; ‒ die sich täglich wichtiger gestaltenden
kriegerischen Ereignisse in Ungarn und dessen Nachbarländern, sowie die
großen folgenreichen Begebenheiten im Auslande ‒ bieten Stoff zu den
gehaltreichsten Mittheilungen, die wir schnell und authentisch liefern und
die unserer Zeitung im nächsten Semester noch größeres Interesse und höhern
Werth verleihen werden.
Anzeigen aller Art finden durch die Ofner-Pesther Zeitung eine Verbreitung
und wird die dreimal gespaltene Petitzeile bei 1maliger Einrückung mit 3
kr., bei 3maliger Einrückung mit 8 kr. C.-M. berechnet.
Ofen, im Juni 1848. Joseph Jànisch, Herausgeber und
Redakteur.
Seit dem 1. Juni erscheint in der Vereins-Buchdruckere zu Berlin und ist
durch alle Buchhandlungen und Postämter zu beziehen:
Das Volk. Organ des Central-Comités für Arbeiter.
Eine sozial-politische Zeitschrift Herausgegeben von Schriftsetzer Born. Wöchentlich dreimal. Vierteljahrspreis 183/4
Sgr.
Zu recht zahlreichen Abonnements für das beginnende Quartal laden wir hiermit
ein. Die Zeitschrift behandelt außer den Interessen der Arbeiter auch die
politischen Tagesangelegenheiten vom reindemokratischen Standpunkte. Einige
Exemplare des Monats Juni können ebenfalls noch bezogen werden und zwar zu
dem Preise von 63/3 Sgr. Die Berliner
Vereins-Buchdruckerei.
Laute Anfrage!!!
Wie heißen die Mitglieder der Kommission, welche das ausgezeichnete
Bürgerwehr-Gesetz gemacht haben?
Für das Publikum wäre es sehr interessant, die Namen dieser Herren zu
kennen
Amendement zu den Paragraphen des
Bürgerwehr-Gesetz-Entwurf, welche die Strafbestimmungen enthalten: „Jeder
Bürgerwehrmann, welcher seine Pflicht nicht thut, erhält Stockprügel. Die
Anzahl bestimmt der Vorgesetzte und soll derselbe stets einen Rohrstock bei
sich tragen.“
Ein liberal seinwollender Abgeordneter vom freien
deutschen Rhein.
Neues Schwarzbrod ist zu haben bei Bäckermeister Adam Starck, Lyskirchen Nr. 2.
Bei Wilh. Greven, Herzopstraße Nro. -1 in Köln, ist
so eben in Kommission erschienen: Der Criminalprozeß
wider mich wegen Verleitung zum
Cassetten-Diebstahl, oder: die Anklage der moralischen Mitschuld.
Ein Tendenz-Prozeß von F. Lassalle.
I. Lieferung. Enthaltend: 1. Vorwort. 2. Den Anklage-Akt wider mich, nebst
Beschluß des rhein. Appell.-Gerichtshofes vom 12. Mai 1848. 3. Mein von
jener Entscheidung vom 12. Mai dem rhein. Appell.-Gerichtshofe eingereichtes
Memoire. (Auf Kosten des Verfassers). gr. 8 broch Preis 5 Sgr.
Alle schriftliche Aufsätze werden abgefaßt, Vormittags Kasinostraße Nr. 8,
Nachmittags Ulrichgasse Nr. 26.
Frische Rheinfische sind zu den billigsten Preisen zu haben bei Joh. Lülsdorff, Lindgasse 21.
Apfelsinen, billig und schön. St. Agatha 25.