[0191]
Neue Rheinische Zeitung.
Organ der Demokratie.
No. 39. Köln, Sonntag 9. Juli 1848.
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Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juni an täglich. Bestellungen für dies Quartal, Juli bis September, wolle man baldigst machen. Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an. Für Frankreich übernehmen Abonnements Herr G. A. Alexander, Nr. 28, Brandgasse in Straßburg, und 23, rue Notre Dame de Nazareth in Paris; so wie das königliche Ober-Post-Amt in Aachen. Für England die H.H. J. J. Ewer & Comp. 72, Newgate Street in London. Für Belgien und Holland die respekt. königlichen Briefpost-Aemter und das Postbüreau zu Lüttich.
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(Zu Nro. 38 der Neuen Rheinischen Zeitung wurde heute Morgen hier in Köln ein Extra-Blatt ausgegeben. Für unsre auswärtigen Abonnenten ist der Inhalt dieses Blattes unter [*] Köln, 7. Juli, in unsrem heutigen Blatt wieder abgedruckt.)
Deutschland.
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Edition: [Karl Marx: Verendung des Ministeriums Hansemann. In: MEGA2 I/7. S. 282.]
[*]Köln, 7. Juli.
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[19] Köln, 8. Juli.
(Forts. des gestr. Artikels). Die Kabinetsordre schien in den Zusatz, daß nur die „vorwiegend von Deutschen bevölkerten“ Landestheile von der verheißenen Reorganisation ausgeschlossen würden, eine Rechtfertigung der ausgesprochenen neuen Theilung Polens zu legen; es sollte also die heuschreckenartige Einnistung einer fremden Bevölkerung genügen, um Städte und ganze Provinzen einer Nation an das Ausland veräußern.
Indeß war diese „überwiegend deutsche Bevölkerung“ nichts als eine bureaukratische Fiktion. Nirgends hatte man eine Abstimmung in Urversammlungen veranstaltet, welche allein, nicht nur die Anzahl, sondern auch den Anhang der Polen, den noch sehr zweifelhaften Willen der angeblichen Deutschen über einen Anschluß an den deutschen Bund hätte konstatiren können. Die „amtlichen Listen“ über das Verhältniß beider Nationalitäten waren von den deutschen, mit aller Wuth um ihre Brodstellen ringenden Beamten nach ihrer moralischen Ueberzeugung entworfen worden; über Werth und Bedeutung dieser patriotischen Moral geben aber die Berichte des Erzbischofs von Gnesen und Posen die ausreichendste Aufklärung.
„Merkwürdig ist,“ sagt dieser Prälat in einem Schreiben an den Ministerpräsidenten Camphausen, „wie nach den selbstgemachten Statistiken die Zahl der Deutschen und Juden von Tag zu Tage steigt; wenn sie noch eine kurze Zeit so progressiv sich vermehrt, so müssen die Polen ganz verschwinden; freilich scheut man sich nicht, jeden Polen in einen Deutschen zu metamorphisiren, der deutsch spricht. Die Wahrheit ist, daß die Bevölkerung des Großherzogthums von etwa 1,200,000 Seelen aus weit über 800,000 Polen, der Rest aus Deutschen und Juden besteht; die Katholiken, die weit entfernt sind, eine Vereinigung mit dem deutschen Bunde zu wünschen, die eine solche zurückweisen, bestehen aus 900,000 Seelen. Zieht man hiervon die unstät fliegende Schaar der preußischen Beamten, wie die Juden ab, so bleiben kaum 250,000 deutsche Einwohner.“
Was jedoch die Aufregung der Polen über diese neue Theilung am Meisten hervorrief, war ihre offene Verletzung aller Verträge ihre Verletzung sogar des kön. Patentes vom 17. März, welches die Zuziehung der Provinzen zum deutschen Bund von der Einwilligung ihrer „rechtmäßigen Vertreter“ abhängig machte.
Die Polen hatten im guten Vertrauen auf die Gerechtigkeit der Völker, nach der Märzrevolution den Augenblick unbenutzt gelassen, wo sie mit leichter Mühe ihr jederzeit mit Strömen Blut behauptetes Vaterland von seinen Unterdrückern hätten befreien können; sie hatten zuerst die Hand zur friedlichen Reorganisation geboten und sich mit ihren Feinden zu „vereinbaren“ gesucht, als sie die Macht, die allgemeine Revolution für sich hatten; der Posen'sche Landtag, ihre „rechtmäßige Vertretung“, aufgefordert, sich über den Wunsch des Landes zu erklären, hatte mit Stimmenmehrheit von 26 gegen 17 ausgesprochen, daß es nicht sein Wille sei, das Großherzogthum mit dem deutschen Bund einzuverleiben, und somit die Sache rechtlich und für immer abgethan. Die Antwort der verantwortlichen Minister auf diesen „Vereinbarungsglauben“ war die neue Zersplitterung Polens, die die Provocation eines gewaltsamen, verzweiflungsvollen Freiheitskampfes.
Das Vertrauen der Polen in die Aufrichtigkeit der ihnen verheißenen Reorganisation war gebrochen. Die gleichzeitige Ueberschwemmung des Landes mit preußischen Truppen und besonders der allenthalben eingeforderten Landwehr, welche der Erbitterung über ihr plötzliches Loßreißen von der Heimath durch Brutalitäten an den Polen, Abreißen der polnischen Nationalzeichen u. s. w. Luft machte, erfüllte vollends die Einwohner mit Argwohn und Haß gegen diese bewaffneten Verkünder des Friedens.
Einen Augenblick schien die Ankunft des zum Reorganisationskommissarius ernannten General Willisen, für den das polnische Nationalkomité überall Sympathien zu erwecken gewußt hatte, den heranziehenden Sturm zu beschwören.
Seine erste Maßregel war aber die Bildung einer neuen aus beiden Nationalitäten zusammengesetzten Reorganisations-Kommission, also die Auflösung der mit Bewilligung des Ministeriums und unter dem Vorsitz des Oberpräsidenten bestehenden Kommission, deren vorzüglichstes Bestreben grade gewesen war, dem General Willisen in Berlin die k. Ernennung zum Kommissarius und unter den Polen Vertrauen zu erwirken. Es war die eigenmächtige Versetzung des Ministerialrescripts, welches den Polen ausdrücklich eine aus Eingeborenen gebildete Kommission gestattete.
Eine zweite Proklamation vom 9. April endlich verlangte als Bedingung der alsdann sofort zu beginnenden Reorganisation, die Auflösung der bewaffneten polnischen Lager.
Ein Schrei der Entrüstung antwortete dieser Aufforderung aus dem ganzen Lande. Die bewaffneten Lager hatten sich gebildet, als die in Berlin aus ihren Gefängnissen befreiten Polen die Botschaft von den Sympathien des deutschen Volks und dem Haß desselben gegen die Russen in die Heimath brachten. Die Polen des Großherzogthums hatten geglaubt, daß jetzt die Rüstung gegen den gemeinschaftlichen Feind der Tyrannei zu ihren ersten Pflichten gehöre, und sie hatten dieselben um so begeisterter betrieben, als immer bestimmtere Nachrichten von dem Anrücken russischer Truppen nach der Gränze, Absteckung des russischen Lager bei Radziejewo und ungeheuern Zurüstungen im Innern ankamen, welche es wahrscheinlich machten, daß das Großherzogthum der nächste Schauplatz eines unvermeidlichen Krieges werden sollte. Die Nationalgarde hatte sich nach den einzelnen Orten zusammengeschaart, und jene zahlreichen Versammlungen gebildet, deren Leitung das Nationalcomité übernahm, um sie im Interesse der innern Ruhe und Ordnung zu verwenden. Die bewaffneten Lager, welche unter den Augen und ohne Widerspruch der Behörden gebildet worden, waren nichts Anderes als die Versammlungen der allgemein organisirten Bürgerwehr, und ihre Auflösung wurde an allen Orten als ein Verrath an der Sache Polens angesehen.
Zu dieser Zeit war das Großherzogthum allenthalben von den preußischen Truppen besetzt und die polnischen Lager in dem Umkreis einer Meile von ihnen eingeschlossen. Die Auflösung der Lager bestand in der Entlassung von 20,000 Mann polnischer wohlgeschulter Truppen.
Die Führer der Polen, die Mitglieder des National-Comités, suchten auch jetzt noch im Vertrauen auf die Aufrichtigkeit der preußischen Reorganisations-Absichten und auf die ausdrücklichste Versicherung des General Willisen, daß alsdann ungesäumt das Werk der Verheißung begonnen werden solle, dem Verlangen des Friedensstifters Folge zu verschaffen und die polnischen Truppen zum Niederlegen ihrer Waffen zu bewegen. Aber das Volk war mißtrauerischer geworden durch die blutigen Excesse der preußischen Soldateska an einzelnen Polen, durch die offenen Verhöhnungen der polnischen Nationalität, mit denen unter dem Schutz der Bajonette die deutschen soldwüthigen Beamten ihr Haupt erhoben, und vor Allem durch die langen Leiden und Täuschungen der letzten Zeit. Das Volk betrachtete die preußische Militärmacht, welche das ganze Land überflutete, bereits nicht mehr als gegen die Russen, sondern zur Unterdrückung der polnischen Nationalbewegung bestimmt, und antworteteden Führern auf das Ansinnen der Entwaffnung mit dem wüthenden Geschrei über Verrath! Zuletzt gelang es der persönlichen Aufopferung eines Geistlichen, der seine entblößte Brust den Sensenmännern entgegenstellte, und sie im Namen des Vaterlandes beschwor, die gestellte Bedingung der endlichen verheißenen Reorganisation zu erfüllen, ‒ daß sie unter der ausdrücklichen Erklärung, nur auf unbestimmten Urlaub entlassen zu werden, auseinandergingen. Ein graubärtiger alter Sensenmann zerbrach seine Waffe, und sagte mit Thränen zu einem der Führer: „Möge das Vaterland nie diese preußische Vermittlung zu beweinen haben, die seine besten Söhne wehrlos macht!“
Dies war die Entlassung der polnischen Nationalgarden, welche unter dem Namen der Konvention von Jaroslawiec am 11. April, von Liebelt und Stefanski mit dem General Willisen beschlossen und für Schroda am 11., für Wreschen den 12., Xiax den 13., Pleschen den 14. ausgeführt wurde.
Hiermit war die Bedingung, an welche der Königl. Kommissarius den Beginn der verheißenen Reorganisation geknüpft hatte, von Seiten der Polen erfüllt.
Zwei Tage darauf, zum Theil noch vor Ablauf der den Lagern gestellten Frist, wurde die Konvention auf allen Seiten von der preußischen Soldateska gebrochen. Die wehrlos Heimkehrenden wurden von preußischen Horden überfallen, mit blanker Waffe mißhandelt und ausgeplündert; die pommer'schen Truppen raubten und plünderten auf allen Gütern und mordeten die Gefangenen mit der raffinirtesten Grausamkeit; in Trzemesno wurden die polnischen Truppen 24 Stunden vor Ablauf der Frist angegriffen, und während des Kampfes größtentheils von hinten durch die Juden erschossen. Die Wuth der Polen erreichte durch diesen offenen Verrath ihren Gipfel, und in Wreschen übten sie eine leidenschaftliche und fanatische Rache; nur den polnischen Anführern, die mit eigner Lebensgefahr den Ausbruch der gerechten Erbitterung zu unterdrücken suchten, ist es zuzuschreiben, wenn die Zahl der Todten auf Seite der Juden und Deutschen nicht doppelt und dreifach so groß war, und der Bürgerkrieg die ganze Provinz in Flammen setzte.
(Forts. folgt.)
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Edition: [Friedrich Engels: Vereinbarungsdebatte vom 4. Juli 1848. In: MEGA2 I/7. S. 285.]
[**] Köln, 8. Juli.
Zugleich mit der Nachricht von der Auflösung des Ministeriums Hansemann kommt uns auch der stenographische Bericht über die Vereinbarungssitzung vom 4. Juli zu.
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@typejFeuilleton
@facs0191
Ich wollt' ich wär' Polizeiminister.
Ich wollt' ich wär' Polizeiminister,
Da ließ ich alle Leut' arretiren,
Da ließ ich die schönsten Frauen schier
Mir all' in's Gefängniß führen.
Da sollten sie schmachten in Seide und Sammt,
In Troddel und goldener Frange,
Da sollten sie essen Ambrosia
Und trinken den Wein der Champagne.
Und ach, im Verhöre geheimnißvoll,
Wie würden sie leis' mir verkünden
Die lange, die liebliche Litanei
Von ihren galanten Sünden.
Der Blonden gäbe ich vierzig Küß'
Und mit achtzig straft' ich die Braune,
Doch ein schwarzes Weib verdammt' ich zumeist ‒
Die Gerichtschreiber lachten wie Faune.
Und der Herr Prokurator würdevoll,
Der spräche mit vielem Pathos:
Ich wasch' meine Hände in Regenwasser
Und in Unschuld wie Pontius Pilatos.
Ja staatsgefährlicher als Rebell'n
Ist ‒ O, ins Gefängniß schickt sie! ‒
Eine einzige kleine Frau mit ihrem
Süßen Corpus delicti.
[Georg Weerth.]
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Russisches Militär.
(Fortsetzung.)
Die Dauer des Militär-Dienstes, welche früher auf 25 Jahre für die Linie und auf 22 Jahre für die Garde festgesetzt war, wurde nach und nach auf 20 und 15 Jahre reduzirt.
Der Sold des russischen Soldaten ist gewöhnlich 12 Shilling (4 Thaler) per Jahr. Für einige Truppentheile ein wenig mehr, für andere weniger. Man erlaubt außerdem dem Soldaten, sich anderweitige Beschäftigung zu suchen oder ein Handwerk zu erlernen, was seine Lage natürlich sehr verbessert. Trotz alle dem sind die russischen Soldaten indeß meistens schlechter dran, wie die Soldaten aller andern Länder. Es ist gar nicht selten, daß man so einen armen bleichen, hungrigen Kerl, mit dem Gewehr im Arme auf seinem Posten betteln sieht. Er bittet den Vorübergehenden, ein Geldstück auf die Erde zu werfen. Geschieht dies, so schaut er sich rechts und links um und ist sonst Niemand zugegen, so bückt er sich, um die Gabe aufzuheben.
Die russische Infanterie besteht aus 72 Regimentern Linie, jedes zu 7 Batallonen, aus 12 Regimentern Garde und 12 Regimentern Grenadiere. In Friedenszeiten ist das Total, auf dem Papier 624,000 Mann, einschließlich der unabhängigen Infanterie-Armee-Korps Orenburg's, Sibiriens, des Kaukasus und Finlands so wie der in Garnison liegenden Bataillone.
Bei der Linie, der Garde und den Grenadieren variirt die Zahl der Bataillone; jedes derselbe besteht indeß aus 1000 Mann, die Reserve-Korps ausgenommen, welche in Friedenszeiten nur 500 Mann zählen.
Uebrigens sind diese Angaben keineswegs zu verbürgen. Der Kaiser selbst weiß nicht genau darum Bescheid und es liegt im Interesse der höhern Offiziere die Zahl ihrer Mannschaft nicht nur zu reduziren, sondern auch wegen dieser Reduktionen das tiefste Geheimniß obwalten zu lassen. Da indeß die Stämme sämmtlicher Korps in Wirklichkeit bestehen, so sind die Lücken leicht auszufüllen, wenn die Noth an den Mann geht; die Verantwortlichkeit der Chefs bringt dies auch ziemlich schnell zu Stande. Wahrscheinlich ist es, daß der Effektivbestand der Infanterie wenigstens 450,000 Mann beträgt.
Die reguläre Kavallerie Rußlands besteht aus 48 Linienregimentern, aus 12 Garderegimentern, 12 Grenadierregimentern, 1 Regiment kaukasischer Dragoner und 1 Musterregiment, welches aus 9 Eskadronen zu 160 Mann zusammengesetzt ist.
Das Total auf dem Papier ist: 94,000 Mann. In Wirklichkeit mag die Zahl der ganzen Masse indeß kaum 85,000 Mann übersteigen.
Die irreguläre Kavallerie mag 135,000 Mann zählen; sie besteht aus den Kosacken des Ural, des Don, des schwarzen Meeres, der Kirgisen, der Tartaren, der Baskiren und anderer Stämme. Unter diesen letztern sind ungefähr 90,000 Mann so gut wie disciplinirt wie die Regimenter der Linie.
Jedenfalls steht die Kavallerie der Linie weit unter der Infanterie, namentlich die rein moskovitische, aus den Bewohnern Alt-Rußlands gebildete. Die Gelassenheit, welche den russischen Fußsoldat auszeichnet, kommt dem Reiter, der eben so lebendig und verwegen als gehorsam und ordnungsliebend sein muß, weniger zu statten. Der russische Bauer ist kein sonderlicher Reiter. Er hat Pferde genug, er führt sie aber lieber am Zaum, als daß er sie besteigt. Ein Theil der regulären Kavallerie wird daher auch aus der Ukraine rekrutirt, denn der Kosacke ist nicht nur muthig, tapfer und kriegerisch, sondern er lernte auch seit seiner frühsten Jugend mit den Pferden umgehen. Der aus Kosacken bestehende Theil der regulären Kavallerie bildet indeß bei weitem die kleinere Hälfte und von der russischen Kavallerie im Ganzen genommen, kann man wohl sagen, daß sie eigentlich nie von großem Nutzen war.
Im Allgemeinen bietet die ganze Linie einen miserabeln Anblick dar; die schmutzigen, braun-grauen Mäntel und die düstern, gewöhnlich sehr schäbigen Röcke der Soldaten; ihr fahler, vom Hunger gebleichter Teint und das klägliche Aeußere der Offiziere ‒ alles das ist wenig geeignet einen imposanten Eindruck zu machen.
(Fortsetzung folgt.)
[0192]
[Deutschland]
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@facs0192
[103] Berlin, 6. Juli.
Das Ministerium fällt nicht wegen Verschiedenheit in seinen Ansichten, sondern wegen Mangel an Ansichten. Es hatte sich alle Parteien verfeindet. Die aristokratische Partei, die bekanntlich jetzt in Potsdam eine große Rolle spielt, ist wüthend auf Hansemann, von dem sie behauptet, er encanaillire die Monarchie; diese Partei setzte alle Kräfte daran, Hansemann zu stürzen und es scheint, daß sie ihn wirklich in Verbindung mit der Linken aus dem Sattel gehoben hat. Diesmal wird der Ritter ohne Furcht und Tadel unterliegen müssen. ‒ Mit der rechten Seite der Kammer hatte es das Ministerium durch die Anerkennung der Revolution verdorben; das Centrum versagte seine Unterstützung von Anfang an, weil keines seiner Mitglieder in's Ministerium gekommen war; und die Linke, gegen diese erklärte das Ministerium selbst, kämpfen zu wollen. ‒ Ein solches Ministerium mußte schnell auseinanderfallen, wären auch nicht noch die wichtigsten Fragen in den letzten Tagen hinzugekommen, Fragen, deren Lösung seine platten Kräfte überstieg.
Ein Gegenstand des allgemeinen Tagesgesprächs bilden seit einigen Tagen die Vorfälle zwischen den Professoren Lachmann und Franz. Letzterer hatte es übernommen, den Lektions-Katalog der hiesigen Universität für das nächste Semester mit der gebräuchlichen gelehrten Einleitung in lateinischer Sprache auszuarbeiten, in deren Eingang er mit Rücksicht auf die politische Gestaltung des Tages, die früheren Zustände stark geißelte. Es heißt darin unter Anderm: „So günstig auch die Verhältnisse den Theilnahmlosen oder Fernstehenden erscheinen mochten, bei der Beschaffenheit des deutschen Bundes und der deutschen Königreiche hielten uns Furcht, Drohungen, Gewalt gleichsam belagert, um unsere Stimme verstummen zu lassen; und wie das Alterthum sah, was das Aeußerste im Genuß der Freiheit ist, so wir, was in der Gewohnheit der Unterwürfigkeit. Um so glücklicher dünkt uns unser Loos, daß wir in dieser Zeit athmen und leben, in welcher das Licht der Freiheit über Preußen und ganz Deutschland zum ersten Male aufgegangen ist; wo wir Euch (den Commilitonen) zugleich Glück wünschen können, daß Ihr in dem gefahrvollsten Augenblick des Staates ein so schönes Zeugniß von Gesinnung, Mäßigung und Ordnung an den Tag gelegt und Euch anheischig gemacht habt, nicht nur den Genuß, sondern auch den Ruhm der errungenen Freiheit mit dem Volk zu theilen. Die Zeit ist gekommen, wo die Völker Deutschlands siegten, nachdem sie des Druckes müde geworden waren.“ ‒ Der Professor Franz überreichte die Arbeit dem Professor Lachmann, als dem zeitigen Dekan, mit dem Gesuch, sie dem Senat vorzulegen und die nach den Gesetzen erforderliche Genehmigung desselben zum Druck einzuholen. Statt dessen aber erhielt er alsbald das Manuscript mit dem folgenden sackgroben Begleitschreiben des Professor Lachmann zurückgesandt: „Ich hatte geglaubt, mein vorläufiges Ablehnen einer stark politischen Vorrede zum Lections-Catalog würde Sie wenigstens zu einiger Mäßigung bewogen haben. Die hiebei zurückerfolgende Einleitung aber kann ich weder selbst verantworten, noch ist es meiner würdig, der Prüfung des Senats eine Schrift vorzulegen, die mein natürliches und menschliches Gefühl empört. Es geht mich wenig an, wie Sie Ihrem Wohlthäter, dem König, danken, aber der Senat kann weder wie der Bediente des Herrn Held sprechen, noch will er den Studenten sich zum Bedienten empfehlen, den sie nicht brauchen, und den sie auch nicht wollen, weil sie leicht genug merken, wer sie um einen Bissen anwedelt. Um ein Proemium bin ich nicht verlegen; ich habe auch nichts dagegen, wenn Sie mich nun nach beliebter Art als einen Reaktionär verschreien wollen. Versuchen Sie immerhin, einen freien (!) und geachteten (?) Charakter zu beschimpfen: ich werde meine Würde zu behaupten wissen. Dem Senat brauchen Sie nicht zu zürnen, weil er an meinem Entschluß, Ihre Vorrede zurückzuschicken, keinen Antheil hat.“ ‒ Die Grobheit des Prof. Lachmann's war schon längst sprichwörtlich geworden, diesmal hat er aber sich selbst übertroffen. Wie unwürdig ist es aber gar von ihm, den Prof. Franz an die Wohlthaten des Königs zu erinnern, Wohlthaten, die soviel uns bekannt sind, in Reisegeldern nach Italien bestanden haben, also nicht sowohl der Person, als vielmehr der Wissenschaft gegolten haben, reich von Herrn Franz aufgewogen sind und überhaupt in keiner Weise durch die oben gedachte Arbeit desselben, berührt werden.
An der heutigen Börse war die Nachricht von einem Friedensabschluß mit Dänemark, oder wie Einige sagten, von einem dreimonatlichen Waffenstillstand, verbreitet. Die in Dänemark zurückgehaltenen deutschen Schiffe sollen sofort freigegeben, aber Schleswig einstweilen ganz von den deutschen Truppen geräumt werden. In Folge dieser Nachricht stiegen alle Course sehr bedeutend, so daß man die Ministerkrisis nicht der geringsten Beachtung werth fand. Die Börse ist so klug einzusehen, daß wir jedenfalls ein besseres Ministerium als das jetzige, bekommen werden, und Hansemann hat auch bei den Börsenmännern alles Vertrauen verloren.
Die dritte Abtheilung hat in der Kommission zur Untersuchung der Vorfälle im Großherzogthum Posen, den Abgeordneten Dr. D'Ester gewählt. Es ist dies das erste Mal, daß in dieser Abtheilung, worin die Majorität aus Mitgliedern der Rechten besteht, ein Mitglied der Linken in eine Kommission gewählt wurde. Bei der Wahl der Fachkommission, wo das politische Interesse doch ganz außer Spiel bleibt, wurden nur Mitglieder der Rechten gewählt, obgleich sich mehrere Andere, die das Fach viel besser verstanden, um die Wahl bewarben. Das wurde endlich zu arg, und Dr. D'Ester machte der ganzen Abtheilung über dies unwürdige Benehmen die härtesten Vorwürfe. Die mußten durchgedrungen sein; denn man wählte ihn, obgleich von der äußersten Linken, in die Polen-Kommission. Oder geschah diese Wahl vielleicht aus Furcht der ehrenwerthen Rechten, daß bei einer möglichen Reise nach Posen, die in der Kommission beschlossen werden möchte, ihre unverletzlichen Personen, in dieser Provinz, nicht sicher seien? ‒ Jedenfalls ist es ein Gewinn für die gute Sache, daß D'Ester in diese Kommission gewählt wurde.
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@typejArticle
@facs0192
Berlin, 6. Juli.
Die Z.-H. berichtet, nach der Lemberger poln. Ztg.: Aus einer uns mitgetheilten Depesche der Consular-Agentur in Jassy übergeben wir folgende Mittheilung über die Vorfälle in den Donau-Fürstenthümern der Oeffentlichkeit: Jassy, den 26. Juni 5 Uhr Nachm. In der Wallachei hatte Fürst Bibesko, dem Willen des Volkes nachgebend, die Konstitution angenommen und zu gleicher Zeit ein aus 8 Mitgliedern bestehendes Comité errichtet, wovon der neue Minister Golesko die Kreisbehörden durch ein besonderes Rundschreiben benachrichtigte. Unterdeß kehrte der russische General Duhamel, der von Bukarest nach reußisch-Leowa am Pruth gereist war, nach Jassy zurück und theilte dem türkischen Kommissar Tal-at-Effendi mit, daß ein aus 25,000 Mann Infanterie und Kavallerie bestehendes russisches Heer von Pruth auf moldauisches Gebiet gezogen und heute Abend in Jassy zu erwarten sei. Ein Theil werde als Besatzung zum Schutz der Regierung des Fürsten Stourdza in der Moldau bleiben, der größere Theil sich nach der Wallachei begeben. Noch vorher auf die erste Kunde der in der Wallachei geschehenen Ereignisse hat der Kommissar der Pforte einen Kourier nach Konstantinopel gesandt und den türkischen Heeren den Befehl ertheilt, in die Fürstenthümer einzurücken.
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@facs0192
Berlin, 6. Juli.
Es wird herumerzählt, das Ministerium zweifle jetzt, doß es noch in der Kammer auf eine Majorität rechnen könne; das Gerücht fügt hinzu: es sei schon die Rede davon gewesen, Elemente aus der äußersten Linken, wie d'Ester oder Reichenbach, dem Kabinette beizugesellen. ‒ Gestern sind die Minister übrigens in Sanssouci gewesen. Wir müssen erwarten, was der morgende Tag bringen wird.
So eben erfahren wir noch, daß sich bestätige, was schon gestern erzählt wurde, nämlich der Austritt des Herrn Märcker aus dem Ministerium in Folge einer Meinungsverschiedenheit über die Wahl der Geschworenen für die neuen Geschworenengerichte; Hr. Hansemann wollte diese Wahl an einen Census binden, was gegen Hrn. Märckers entschiedene Ansicht ist. Sonach wäre das Ministerium schon wieder so gut wie gesprengt; auch heißt es bereits, daß Hr. v. Auerswald seine Entlassung gefordert habe.
In den Abtheilungen scheint jetzt die Linke moralisch zu überwiegen, wenigstens für den Augenblick; das unparlamentarische Benehnehmen der Rechten in der letzten Sitzung der Nationalversammlung hat ohne Zweifel das Seinige gethan, sie nachgehends niederzudrücken.
‒ Die Verfassungskommission hat sich mit dem Verhältnisse der Kirche zum Staate beschäftigt, deren Trennung sie als nothwendig anerkennt; die Kirchengüter machen Schwierigkeit. ‒ Die Finanzkommission der Versammlung besteht aus folgenden Mitgliedern: Arnz, v. Auerswald, Berends v. Cieszkowski, Contzen, Euler, Feierabend, v. Kirchmann, Kirstein, Kühnemann, Lensing, v. Loë, Reichenbach, Reygers, Riedel, Ritz. Vorsitzender: Lensing; Stellvertreter: Ritz; Schriftführer: Berends und Riedel.
‒ Außer der Petition um nur Eine Kammer, die schon gestern, gleich nach dem Ausgeben der Listen, zahlreiche Unterschriften gewonnen hat und zu einer Monster-Adresse werden zu wollen scheint, circulirt eine andere, um Erlaß einer vorläufigen Habeas-Corpus-Akte, die ebenfalls mit vielen Unterschriften bedeckt wird.
‒ Von den zum Bau der Ostbahn abgesandten Arbeitern sind 25 zurückgekommen, welche haarsträubende Schilderungen von der ihnen widerfahrenen Behandlung machen. Von Seiten der Behörden ‒ an Herrn Milde haben sich deswegen schon Deputationen gewandt ‒ werden die Aussagen der Zurückgekehrten in Zweifel gezogen, ein Maueranschlag that gestern dasselbe; wir erwarten, ehe wir urtheilen, das Ergebniß der näheren Untersuchung dieser sehr wichtigen Angelegenheit.
‒ In Betreff der Gensd'armen gehen verschiedene Gerüchte; nach dem einen sollen sie neben den Konstablern beibehalten werden, nach dem andern abgeschafft oder wenigstens die hier in Berlin bisher in Dienst befindlichen entfernt werden. Die Kosten des Konstabler-Instituts sollen, wie es heißt, nicht aus städtischen, sondern aus Staatsmitteln gedeckt werden.
[(B. Z.-H.)]
‒ Wir erhalten die Mittheilung, daß das Ministerium des Königl. Hauses unter dem Fürsten von Wittgenstein demnächst aufgelöst werden wird. Die einzelnen Departements desselben sollen den übrigen Ministerien zugewiesen werden.
[(Voss. Z.)]
‒ Der konstitutionelle Klub hat wegen der Verhaftung des Hrn. Mäder eine Adresse an den Justizminister erlassen, der wir Folgendes entnehmen. Die Adresse selbst ist in der B. Z. H. abgedruckt. Der hiesige Gesanglehrer Mädler, wurde Dienstag den 21. Juni 31/2 Uhr auf der Straße von einem Gensdarm aufgefordert, in einer dringenden Angelegenheit als Zeuge auf dem Kriminalgericht zu erscheinen. Dort angelangt wurde er sofort verhaftet, nachdem sein Sohn am Tage vorher dasselbe Schicksal gehabt hatte. Er fragte vergeblich nach der Ursache seiner Verhaftung. Hr. Staatsanwalt Neumann erwiderte, daß er keinen Grund wisse; man nahm Hrn. Mäder Brieftasche und Augenglas ab, brachte ihn wie einen Kapitalverbrecher in das Gefängnißzimmer 51, verweigerte ihm Lektüre und reichte ihm nach dem Verlauf von 10 Stunden Wasser, Brod und eine Suppe. Mittwoch um 10 Uhr wurde er durch die Verwendung des Hrn. Direktor Rohr vor den Untersuchungsrichter Hrn. Assessor Wollner geführt, der ihm eröffnete, daß er durch schriftliche Denunciation Denunciant war Herr Professor Unzelmann, Puttkammerstraße 3, Mitglied des Preußenvereins. angeklagt sei, am 14. d. M. im Zeughause Waffen ausgetheilt zu haben. Der Angeklagte beschwor seine Unschuld, beschwor, daß er sich während der Erstürmung des Zeughauses anderwärts aufgehalten habe, daß er das Alibi durch eine Reihe glaubwürdiger Zeugen beweisen könne, daß er noch nie in Untersuchung gewesen sei ‒ alles vergeblich. Er fragte nach dem Namen des Denuncianten, ‒ der Assessor Wollner nannte ihn nicht, sondern erwiderte die lebhaften Betheuerungen eines schwergekränkten unbescholtenen Mannes mit schneidendem Hohn, und erlaubte sich in der Folge gegen ihn eine Reihe so kleinlicher und empörender Chikanen, daß wir sie in dieser Eingabe zu erwähnen Anstand nehmen und auf die Beilage I verweisen. Bis zum Freitag den 23. 41/2 Uhr Nachmittags dauerte der Aufenthalt des Angeklagten in einem schlechten Kerker, ohne Lektüre, bei einer Kost, daß er sich bald krank fühlte, ohne daß man ihn mit dem Denuncianten konfrontirte, oder ihn auch nur nannte und ohne daß man seine Entlastungszeugen citirte. Ja dieser Aufenthalt sollte, nach der Absicht des Untersuchungsrichters, wie aus seinen Aeußerungen in der Beilage 3 hervorgeht, Wochen und Monate dauern, indem man den etc. Mäder ohne Weiteres in einen langwierigen Hochverrathsprozeß zu verwickeln gedachte. Da gelang es den Bemühungen seiner Gattin bei dem Hrn. Staatsanwalt Temme, daß das Verhör von sieben Zeugen des Denuncianten beschleunigt wurde, und da sie sämmtlich nichts aussagen konnten, was die Verhaftung rechtfertigte, so wurde der etc. Mäder nebst seinem Sohne vorläufig wieder freigelassen. Gegen seine Gattin erklärte der Staatsanwalt Hr. Neumann, der am Donnerstag von der Ursache der Verhaftung nichts wissen wollte, schriftlich, daß er die Denunciation an den Untersuchungsrichter Assessor Wollner abgegeben habe; über die Art seiner Verhaftung wies er sie an die Vorgesetzten der Polizei. Hr. Polizei-Präsident v. Minutoli hat sich mit der tiefsten Entrüstung über diesen Vorgang ausgesprochen und dem Angeklagten jede Genugthuung von seiner Seite zugesichert.
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@facs0192
[*] Frankfurt, 8. Juli.
Ueber Verlauf und Ausgang der letzten Turnertagsatzung zu Hanau spricht sich Adv. Blöde aus Dresden als Augen- und Ohrenzeuge der dortigen Verhandlungen, in der heutigen Nr. des Fr. Journals, wie folgt aus: „Die bei der Turnertagsatzung eingetretene Trennung zwischen einer Majorität und Minorität war keineswegs eine politisch-prinzipielle, keineswegs eine Trennung zwischen Republikanern und Monarchisten, wie jener Artikel der Aschaffenburger Zeitung sagt: vielmehr haben auch alle Redner der angeblich monarchischen Majorität, mit Ausnahme eines Einzigen, sich im Prinzip entschieden für die republikanische Staatsform (demokratische Republik) erklärt. Die Frage, welche beide Parteien trennte, war lediglich die: ob es, in Berücksichtigung des Zweckes der Tagsatzung, die Gründung eines allgemeinen deutschen Turnerbundes zu bewirken, zweckmäßig sei, ein politisches Glaubensbekenntniß überhaupt, und namentlich ein bestimmtes, an die Spitze der Satzungen des Turnerbundes zu stellen. Lediglich hierin spalteten sich die Ansichten; einzig und allein gegen die Aussprache des demokratisch-republikanischen Prinzips in den Satzungen erklärte sich die Majorität der turnerischen Abgeordneten, und nur deshalb, weil dies die Majorität für eine Lebensfrage ihrer Bestrebungen ansah, schied sie aus. Der Geist der ganzen Versammlung, der berathenden, sowohl wie der zuhörenden, war unverkennbar wesentlich republikanisch.“
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@typejArticle
@facs0192
[19] Frankfurt, 6. Juli.
Der Fürst Thurn und Taxis und sein ehrenwerthes Substitut Dörnberg haben sich von Anfang an in merkwürdiger Weise an der deutschen revolutionären Bewegung betheiligt. Wenn unter ihren Postbeamten einer oder der andere besondere Thätigkeit in den demokratischen Vereinen zeigt, so wird derselbe in Erwägung, daß es in Frankfurt an wühlerischen Talenten nicht fehlt, alsbald in eine beliebige loyale Stadt versetzt, wo seine Wirksamkeit ein reiches Feld findet. So hat der revolutionäre Bürger Dörnberg, der direkt mit dem Fürsten Taxis und indirekt noch mit andern fürstlichen Personen verschwägert ist, im Monat Mai den Postsekretär Klein nach Lübeck versetzt, nachdem derselbe durch eine republikanische Rede die Aufmerksamkeit der Republik Frankfurt im Allgemeinen und der republikanischen Polizeifreunde Jucho, Oehler, Mumm im Besonderen erregt hatte. Gestern ist eine neue Maßregel dieser Art von dem merkwürdigen Bürger Dörnberg beliebt worden. Dem Postsekretär Dr. Wilhelmi, Schriftführer des Arbeiter-Vereins und Abgeordneter des Demokraten-Kongresses, ist die Wahl zwischen Versetzung und ‒ Entlassung anheimgegeben worden, offenbar um durch diese bloß scheinbare [0193] Alternative der immer frecher auftretenden Reaktion keinen Anlaß zur Einschreitung gegen den revolutionären Bürger Dörnberg zu geben. Bürger Dörnberg ist ein gewiegter Diplomat; dafür bürgte schon seine stille Verwandtschaft mit dem Fürsten Metternich. ‒ Wir werden daher demnächst über die gesammten früheren Verdienste des Bürgers Dörnberg eine allgemeine Uebersicht geben.
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@facs0193
Frankfurt, 6. Juli.
(32. Sitzung der konstituirenden deutschen Nationalversammlung.) Nach Verlesung des Protokolls wurden zwei Beiträge zur deutschen Flotte angezeigt, darunter von den Deutschen in Malta 150 fl., von der Garnierischen Erziehungs-Anstalt in Friedrichsdorf 25 fl. Tagesordnung ist die forgesetzte Berathung über Art. 1. des Entwurfs der Grundrechte; Der §. 2 lautet: Jeder Deutsche darf an jedem Orte eines deutsche Staates Aufenthalt nehmen, sich niederlassen, Grundeigenthum erwerben, Kunst und Gewerbe treiben, das Gemeindebürgerrecht gewinnen, ‒ vorerst unter denselben Bedingungen, wie die Angehörigen des betreffenden Staates, bis ein Reichsgesetz die zwischen den Gesetzen der einzelnen Staaten noch obwaltenden Verschiedenheiten völlig ausgleicht.“ Der volkswirthschaftliche Ausschuß beantragt folgende Fassung: „Jeder Deutsche hat das Recht an jedem Orte des Reichsgebiets seinen Aufenthalt und Wohnsitz zu nehmen, Liegenschaften jeder Art zu erwerben, jeden Nahrungszweig zu betreiben, das Gemeindebürgerrecht zu gewinnen. Die Bedingungen für den Aufenthalt und Wohnsitz werden durch ein Heimathsgesetz, jene für den Gewerbsbetrieb durch eine Gewerbeordnung für ganz Deutschland von der Reichsgewalt festgesetzt. Bis zur Erlassung der betreffenden Reichsgesetze steht die Ausübung der gedachten Rechte jedem Deutschen in jedem einzelnen Staate Deutschlands unter denselben Bedingungen wie den Angehörigen dieses Staates zu.“ Minoritätsgutachten hierzu wurden von den Abgg. Herrmann und Eisenstuck begründet. Fernere Amendements und Anträge entwickelten die Abgg. Werner, Tellkampf, Eisenmann, Adams, v. Trütschler, Hollandt. Außer ihnen sprachen über den Gegenstand noch Behr, Stahl, Edel, Jaup (welcher die Zurückweisung der §§. 2 und 3 an den Ausschuß zum Zweck veränderter Redaktion beantragt), Degenkolb etc. Schlöffel beantragte, daß bei dieser, besonders für den ärmeren Theil des Volks hochwichtigen Angelegenheit alle Redner gehört werden möchten. Dagegen hatte Venedey zur Abkürzung der Debatte den Antrag gestellt, daß kein Amendement, welches nicht wenigstens von 20 Mitgliedern unterstützt worden, begründet werden dürfe. Dieser Antrag wurde nach einigen Debatten (wobei Giskra berechnete, daß nach dem bisherigen Berathungsmodus die Debatte bis zum April 1850 dauern würde) abgelehnt. Der Präsident äußerte die Zuversicht, daß die Erfahrungen der letzten Tage selbst die Antragsteller veranlassen würden, für die nöthige Unterstützung ihrer Anträge bedacht zu sein. Die Fortsetzung der Debatte über §. 2 wurde auf künftigen Montag festgesetzt. Schluß der Sitzung 2 1/2 Uhr. Tagesordnung für Morgen: Berathung über den Antrag des Abgeordneten Grumbrecht auf Niedersetzung eines Ausschusses für Kirchen- und Schulangelegenheiten ‒ dann über den Bericht Zachariä's in Betreff der diplomatischen Verhältnisse zum Auslande, über den Bericht Wydenbrugk's in gleichem Betreff, und den Antrag des Ausschusses für Wehrverhältnisse, den gegenwärtigen Zustand und Wahrhaftigkeit Deutschlands und die Mittel zu dessen Verbesserung betreffend.
[(Fr. J.)]
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@facs0193
Posen.
So eben vernehmen wir aus ganz sicherer Quelle, daß auch in der Gegend von Grätz und Opalenica und zwar in den Dörfern Urbanowo und Sielinko polnische Landleute vom preußischen Militär unter Kommando der Offiziere mit Stockprügeln gemißhandelt worden sind. Nach vollbrachter Exekution mußten die Gemißhandelten im erstern Orte, so wie die Weiber und Kinder des Dorfes einigemal „Hurrah“ rufen. ‒ Kaum ist der wegen seines Liberalismus bei den Polen in sehr hoher Achtung stehende Dr. Mosse von Küstrin, wo er in Haft war, nach Grätz gekommen, als man ihn sogleich wieder arretirt und in das Gerichtsgefängniß des letztern Ortes abgeführt hat. Sein Schicksal verdankt er nur der Sympathie für die gerechte Sache der Polen und seiner geißelnden Kritik der polenfeindlichen Partei. Bei seiner ersten Verhaftung in Grätz in der Nacht vom 28. zum 29. April c. wurde er von den Soldaten fürchterlich gemißhandelt, auch hat er nicht nur von seinen deutschen Freunden, die nun Feinde geworden sind, sondern auch von seinen Glaubensgenossen, den Israeliten, manche Schmach erdulden müssen. So viel wir wissen, sind bei der Stürmung von Grätz am 28. April c. siebenzehn Personen getödtet, darunter sind viele Wehrlose in den Stuben und Stallungen erschossen, auch eine Frau fand ihren Tod. Vom Militär gab es keinen Todesfall. ‒ Man bemerkt, daß jetzt nicht alle Deutsche und Juden über ihre Errungenschaft, durch die Macht der Kanonen und Bajonnette, triumphiren; Viele gehen in sich und denken nach. Die Polen, welche überhaupt keine Freunde der Vielschreiberei sind, halten es oft unter ihrer Würde, entstellte Thatsachen zu berichtigen und sich in einen Federkrieg mit dergleichen Wahrheitsfreunden einzulassen.
[(B. Z. H.)]
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@facs0193
Hamburg, 5. Juli.
Den Berichten eines mit dem „Nordstjernan“ aus Kopenhagen und Hamburg zurückgekehrten Reisenden zufolge war dort am 3ten Morgens ganz allgemein das Gerücht verbreitet, daß am 2ten d. ein Waffenstillstand zwischen Deutschland und Dänemark auf drei Monate definitiv abgeschlossen worden. Die Bedingungen desselben, so weit man sie in Kopenhagen kennen wollte, sollten folgende sein: Räumung Fühnens von Seiten der schwedischen, Schleswigs von Seiten der deutschen Truppen; Schleswig bleibt völlig unbesetzt; Aufhebung der Blokade der deutschen Häfen und Freigebung der in Kopenhagen retinirten deutschen Schiffe, Letzteres, sobald der Geldwerth der von den preußischen Truppen in Jütland gemachten Requisitionen ermittelt und erstattet ist.
[(B. Z. H.)]
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@facs0193
[*] Hamburg, 6. Juli.
Der Abschluß eines Waffenstillstandes auf 3 Monate zwischen Deutschland und Dänemark steht fest und ist sofort nach Berlin zur Ratifikation übersandt worden.
‒ Dem Vernehmen nach, bemerkt die heutige Nro. der „Börsenhalle“, wird, den Bestimmungen des zwischen Deutschland und Dänemark abgeschlossenen Waffenstillstandes gemäß, zehn Tage nach erfolgter Ratifikation desselben die Freigebung der in Kopenhagen zurückgehaltenen deutschen Schiffe und sechs Tage nach erfolgter Ratifikation die Aufhebung der Blokade der deutschen Häfen stattfinden.
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@facs0193
Freiburg, 5. Juli.
Gestern Vormittag ist auf Befehl des hiesigen Stadtamtes ein Lehrer am Lyceum, Hr. Hannemann, verhaftet und in das Kriegsgefängniß geführt worden. Abends wurde er wieder in Freiheit gesetzt. Ursache der Verhaftung war, daß er für die republikanischen Flüchtlinge Beiträge sammelte. ‒ So eben (Morgens 6 Uhr) rücken 300 Mann würtembergische Reiterei hier ein. ‒ In Mannheim ist der Faktor der Hoff'schen Druckerei verhaftet worden. Ueberhaupt Verhaftungen durch's ganze Land. So kann und wird es nicht lange mehr fortgehen.
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@facs0193
Ulm.
Ueber die blutigen Excesse im Schiff haben wir noch Folgendes nachzutragen: Die Zahl der Verwundeten beträgt im Ganzen 42; von Reitern wurden bis zum 30. Juni verhaftet 26, darunter 14 Unteroffiziere und ein Trompeter.
[(U. K.)]
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@facs0193
[27] Prag, 3. Juli.
Seit gestern ist die Passage über die Karlsbrücke, welche bisher nur bis 10 Uhr Abends gestattet war, gänzlich freigegeben und auch die Kanonen, die am kleinseitner Brückenende aufgeführt waren, entfernt worden. Wir begrüßen diese Thatsachen als die ersten Hoffnungszeichen, daß der drückende Belagerungszustand bald sein Ende finden wird. Uebrigens dauern die Verhaftungen und Hausdurchsuchungen fort, auch in der Bräuhauslokalität des Kreuzherrnstiftes wurde ein Requisitorium angestellt. ‒ Die Mühlen in der Nähe des Transporthauses, von denen aus die gemeldeten nächtlichen Schüsse gefallen sein sollen, sind gestern militärisch besetzt worden.
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@facs0193
[126]Wien, 2. Juli.
In der gestrigen Sitzung des vereinigten Ausschusses gab eine Zuschrift des Innern als Antwort über die Prager Ereignisse zu heftigen Debatten Anlaß. Das Ministerium hatte sich in der Zuschrift die Phrase erlaubt: „Der Ausschuß hatte seinen sich selbst vorgezeichneten Wirkungskreis überschritten“. Die Mehrheit des Ausschusses war aber der Ansicht, daß er gegenüber den terroristischen Maaßregeln in Prag eher nicht energisch genug aufgetreten.
Dr. Hruby, der zum Ministerium gesendet worden war, um über die immer ausweichend beantwortete Anfrage über die Prager Ereignisse kathegorische Rücksprache zu pflegen, referirt, daß der Belagerungszustand in Prag noch fortdauere, die Waffenablieferungen, Hausuntersuchungen etc., so wie außerordentliche Gerichte im Gange seien. Das Ministerium hätte den Hofrath Weingarten nach Prag beordert, um nach seinem Ermessen die zur Herstellung von Ordnung nothwendigen Maßregeln anzuordnen. Dr. Hruby stellt den Antrag, es mögen dem Ministerialbevollmächtigten 2 bis 3 Deputirte vom Ausschusse mitgegeben werden, welche die Sachlage und die Rusultate des merkwürdigen Prozesses, welcher von Mitschuldigen geleitet wird, studieren und genauen Bericht erstatten sollten. Nachdem man beschlossen, die Vollmacht der 3 Abgeordneten, Dr. Finger, Dr. Heller und Suttner vom Stellvertreter des Kaisers unter Gegenzeichnung des Ministeriums ausstellen zu lassen, kommt man zu dem Beschlusse: Gegen die Aeußerung des Ministeriums Protest einzulegen, und um Aufklärung zu bitten, wenn der Ausschuß seinen Wirkungskreis überschritten hätte.
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@facs0193
[*]Aus Tyrol.
Brandis ist noch immer Gouverneur von Tyrol. Wenigstens ist an jenem Herrn das zu loben, daß er gegen die neue Ordnung der Dinge nicht heimlich und schleichend, sondern offen mit ungeschlachten Reckenfäusten losschlägt, sich folglich um desto eher das Genick brechen muß. Kaum hat das Publikum erfahren, wie dieser Herr die Preßfreiheit versteht, so liegt schon wieder ein zweites noch viel sauberes Aktenstück gegen ihn vor. Es ist dies sein Gubernial-Erlaß vom 4. Juni in Betreff der Legion Wiener Studenten, die zur Vertheidung der Gränzen Tyrols abging und nach Erreichung ihres Zweckes zurückkehrte, sich auflöste und in ihre verschiedenen Heimathsorte von Tyrol vertheilte. Jener Erlaß fordert sämmtlich Aufsichtsbehörden, alle Dekanate und den ihnen untergeordneten Klerus auf, „das geschärfteste Augenmerk auf jene aufgelöste Kompagnie zu richten, und falls sich Einzelne derselben Agitationen oder propagandistische Umtriebe zu Schulden kommen ließen, nach alier Strenge dagegen vorzugehen.“ Dieser nämliche Gouverneur Brandis warnte jüngst unsern schüchternen Tiroler Boten aus Anlaß eines sehr mäßig gehaltenen Aufsatzes über unsern neuen Kongreß vor der Aufnahme ähnlicher „wühlerischer Artikel,“ und befahl der Redaktion dagegen eine Erwiederung in reaktionärer Tendenz aufzunehmen.
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@facs0193
Aus Südtyrol, 30. Juni.
Venedig wird von der Landseite täglich enger blokirt; so lange es jedoch die Flotte hat, vermag es sich immer noch zu halten. Die Versuche unsererseits sich Rivoli's wieder zu bemächtigen sind bis jetzt an der starkverschanzten Stellung und der Zahl der Piemontesen gescheitert. Die Gefährdung der Kommunikation auf der Etschstraße hatte zur Folge daß alle Lieferungen an Getreide und Ochsen für die Armee in Verona über die Valarsa und Valsugana geleitet und die Contrakte mit den Unternehmern zum großen Schaden des Aerars abgeändert werden mußten. Nicht die Kriegsergebnisse und die im wesentlichen unbeträchtlichen Erfolge Karl Alberts dürften zu einer friedlichen Beilegung der italienischen Frage von östreichischer Seite geneigt machen, sondern hauptsächlich die finanzielle Bedrängniß, welche einen nicht geglaubten Grad in kurzer Zeit erreicht hat. Alle Vorboten einer bedenklichen Aufliegenheit des Schatzes, als: Verbot der Gold- und Silberausfuhr, Emission neuer Banknoten, gesetzliche Nöthigung zur Annahme derselben im Verkehr mit Verletzung wohlerworbener Vertragsrechte, Einforderung der gerichtlichen und administrativen Depositen, endlich Abzüge an Besoldungen und Einkünften der Beamten und Pensionisten im Civil- und Militärstande, sowie der geistlichen Pfründner und Orden haben wir nachgerade über uns hereinkommen lassen müssen. Und dennoch schreitet man nicht zur raschen Einführung einer zweckmäßig angelegten Einkommensteuer, die allein aus der nahen Krisis zu retten vermag.
[(A. A. Z.)]
Ungarn.
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@facs0193
Pesth, 29. Juni.
Unsere Doppelstadt befindet sich gegenwärtig in einer unbeschreiblich aufgeregten Stimmung. Der Finanzminister Kossuth, der Schöpfer und Träger der ungarischen Freiheitscharte, will aus dem Ministerium treten, und dies zwei Tage vor der Eröffnung des Landtags! Der radikale „Marzius 15-dike“ zeigt bereits den Rücktritt Kossuth's an und stößt in seiner Weise in die Kriegsposaune. Die ministeriellen Blätter erwähnen noch nichts davon. Wir erfahren aber aus zuverlässiger Quelle, daß in dem gestrigen mehrstündigen Ministerrath Kossuth allerdings seine Dimission für den Fall gegeben, wenn seine energische und kriegerische Politik gegenüber der Reaktion nicht angenommen wird. Der Minister des Innern, B. v. Szemere, ist entschieden auf Seiten Kossuth's, die andern Minister aber schwanken noch. Der Minister Graf Stephan Szechenyi war gestern nicht hier. Ein ungarisches Ministerium ohne Kossuth ist jetzt nicht denkbar, und sein Austritt wäre jedenfalls der Beginn eines furchtbaren Kriegs oder der Sieg der Reaktion. Wir haben schon früher den Zwiespalt des Ministeriums über die Kriegs- oder Friedenspolitik erwähnt. Die neuesten Vorgänge an der untern Donau erheischen aber eine schnelle Entscheidung. In Neusatz nämlich haben die Illyrier am 26. Juni. gegen die dortigen Magyaren und Deutschen gräßlich gewüthet. Die vielen Privatbriefe, welche hier eingetroffen, sprechen bereits von 12 Todten, worunter zwei schwangere Frauen und ein Greis, und vielen Verwundeten. Dieses Gemetzel, welches am Tage einige Stunden unter Sturmgeläute dauerte, geschah unter den Augen der Dragoner in Neusatz und der Festungsgarnison von Peterwardein, welches von diesem nur durch die Donau geschieden ist.
[(D. A. Z.)]
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@facs0193
Temesvar, 27. Juni.
Weder das Blutbad von Karlowitz, noch der väterliche Aufruf des Kaisers an „seine Gränzer“ hat auf die insurgirten Massen einen Eindruck gemacht; denn in Pancsowa wenigstens erklärte das Volks-Comié, welches bis jetzt noch immer die tiefste Treue für den Kaiser affektirt hatte, „daß, nachdem dieser schwäbische Kaiser die serbische Nation an die Ungarn verrathen habe, man ihm keinen Gehorsam mehr leisten, sondern ihn, wie es ihm als Landesverräther gebühre, an dem ersten besten Baume aufhängen werde, wenn er dem Volke wo immer in die Hände fiele.“
Die Aufrührer sind in drei Massen abgetheilt. Eine derselben dominirt das rechte Donauufer von Karlowitz angefangen; die zweite besetzt die sogenannten römischen Schanzen zwischen Donau und Theiß; und die dritte entwickelt sich auf der Ebene am Begaflusse von seiner Einmündung in die Theiß bei Perlaß gegen Groß-Becskerek hin. Da die Festung Peterwardein die Donaubrücke dominirt, und weder über die Donau noch über die Theiß eine andere stabile oder Pontonbrücke existirt, so sehen Sie daraus, daß die genannten drei Heersäulen der Anführer ganz isolirt stehen, von einander abgeschnitten und einzeln angegriffen werden können. Bis jetzt befinden sich in Peterwardein und Neusatz etwa 5000 Mann Truppen, welche je nach Bedürfniß gegen die Karlowitzer Insurgenten oder gegen die Römerschanzen operiren können. Fast drei Kompagnien Infanterie dominiren die Ebene zwischen Kikinda und Groß-Belskerek, und halten somit eben so den Perlasser Insurgentenhaufen wie den rechten Flügel der Römerschanzenkorps bei Csurug in Schach. Eine dritte aber schwächere Truppenmasse hält die Festungen Arad und Temesvar besetzt, und dehnt sich über Weeschetz und Weißkirchen bis zur Donau aus. An diese drei Heersäulen werden sich theils die noch zuströmenden Truppen, theils die Aufgebote des Landsturms anschließen; während sich bei Szegedin, einer durchaus magyarischen Stadt, eine Heersäule bildet, welche theils aus der mobilen Nationalgarde, aus regulirten Truppen, aus den kumanischen Sensenmännern und den pazygischen Reitern, theils aus den im Anmarsch begriffenen Szeklern bestehen soll.
In kurzer Zeit werden also bei 60,000 Menschen einander gegenüberstehen, welche mit gröster Wuth und ingrimmigstem Hasse die Zeit kaum erwarten können, wo sie einander vernichten werden.
Die Walachen indeß schließen sich dem serbischen Aufstande nicht an, und ihre Geistlichen vereinigen sich Morgen in Lugos zu einem großen allgemeinen Kirchenkongresse, in welchem die vollständige Trennung von Karlowitzer Metrapoliten ausgesprochen werden soll.
[(A. Oestr. Z.)]
Donaufürstenthümer.
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@facs0193
Berichte aus Bukarest vom 13. Juni melden: Alles Politische ist durch die seit fünf Tagen mit Heftigkeit sich in der Hauptstadt verbreitende Cholera in den Hintergrund getreten. Seit dem 7. d. M. sind die Erkrankungen von 5 des Tages auf 186 (die gestrige Anzahl) gestiegen und davon beiläufig der fünfte Theil, nämlich 35, gestorben. Der Anfall ist sehr plötzlich und der Verlauf sehr schnell. Ein allgemeiner Schrecken hat sich der Bewohner bemächtigt und alle jene, welche fortreisen können, fliehen in die Gebirge und in's Ausland. Nachdem am fürstlichen Hofe unter der Dienerschaft acht Cholerafälle vorgekommen und gestern auch eine Kindswärterin befallen worden ist, so floh auch die Fürstin heute in die Gebirge, begleitet von ihrem Gemahl. Diese Entfernung des Hospodars von der Hauptstadt in einem solchen, in jeder Beziehung kritischen Momente, wenn auch nur auf einige Tage, wird mit Recht allgemein getadelt. Eine außerordentliche Hitze, mit täglichen Gewittern, scheint zur Ausbreitung der Seuche beizutragen.
Französische Republik.
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@facs0193
Paris, 5. Juli.
La Font de Villiers, interimistischer Befehlshaber der Mobilgarde, hat eine Proklamation an die Straßen-Ecken schlagen lassen, worin er die militärische Tapferkeit der Mobilgarde zwar bis in die Wolken hebt, sie aber doch auffordert, endlich in die Kompagnien zurückzukehren, „da ohne Disziplin weder Soldat noch Armee möglich.“ Seit den glorreichen Junitagen treiben sich diese Februarhelden unausgesetzt in Straßen, Privathäusern und Kneipen herum.
‒ Gestern Abend belief sich die Zahl der in den Spitälern und Ambulancen noch liegenden Verwundeten der Bürgerwehr auf 1542.
‒ Louis Napoleon Bonaparte hat von London aus die auf ihn in Korsika gefallene Wahl verweigert.
‒ In Rouen, Toulon, Toulouse, Marseille etc. gährt es bedrohlich unter den Arbeitern. Die schmerzlichen Ereignisse in Paris haben das gesammte französische Proletariat wie ein elektrischer Schlag getroffen. In Rouen wurden gestern an alle Straßenecken Proklamationen geheftet, welche die dort herrschende Gährung beschwichtigen sollen. Unsere heutigen Blätter theilen den Text derselben mit.
‒ Um sich eine Idee zu verschaffen, mit welcher Wahrheitsliebe Lacordaire sein Blatt, Ere nouvelle, redigirt, möge folgende Thatsache dienen: „Am 23. Juni war es den Insurgenten gelungen, die Mobilgarde vom Place du Panthéon und der Umgegend zu vertreiben. In diesem Augenblick strömte ein unermeßlicher Haufe von Weibern, Kindern u. s. w. aus den Straßen Mouffetard, Montagne St. Genevieve, Copeau u. s. w. dem Ecole de droit zu, um hier unter dem Geschrei : Sieg und Plünderung! zu plündern. Alles hatte sich mit leeren Säcken, Taschen, Körben u. s. w. zu diesem Behufe versehen.
Kassen, Schränke und sonstige Behälter wurden erbrochen, die Kleider der Professoren-Familien gestohlen und überhaupt Alles Tragbare fortgeschleppt. Während die Horde im besten Plündern war, erschallte plötzlich Gewehrfeuer und Kanonendonner, Alles stäubte auseinander. Es war die Linie, die von der Rue Saint Jacques, Rue de Grès und [#] her ihren Angriff gegen die Barrikaden fortsetzte etc.
Diese ganze Erzählung ist eine Erfindung. Die Bewohner der Ecole de droit haben dies schriftlich erklärt. Einer der Insurgentenchefs hat ferner bescheinigt, daß im Augenblick der Erstürmung der Ecole de droit ein einziger Mensch ein Kleid aus einem Schrank stehlen wollte. Demselben wurde aber sofort Kleid und Gewehr entrissen und er von seinen Kameraden selbst in den Pompiers- (Löschanstalt) Wachtposten in der Rue Clovis, bei der Rue Mouffetard, gesperrt. Am vollendetsten lügen nächst der Ere nouvelle, der Constitutionnel und Siècle.
Nationalversammlung Sitzung vom 5. Juli. Die Nationalversammlung ernennt durchs Loos einen Deputation für das Leichenbegängniß des Erzbischofs von Paris.
Marie präsidirt.
Pascal Duprat legt im Namen des Comités der Arbeiter einen Dekretentwurf nieder, der zum Zweck hat, ein früheres Dekret vom 9. März abzuschaffen, wodurch die provisorische Regierung die Arbeitsstunden zu Paris und in den Departementen festgesetzt hatte.
Die provisorische Regierung, sagt Hr. Duprat, hat es sehr brav gemeint, aber die großmüthigen Empfindungen, die sie aus der täglichen Berührung mit dem Volk schöpfte, haben sie oft zu weit getrieben. In ihrem Eifer nach Reformen, die unser gesellschaftlicher Zustand erheischte, hat sie die Lebensbedingungen der bürgerlichen Oekonomie oft außer Augen verloren. So in dem Dekret, das die Dauer der Arbeitszeit beschränkt. Sicher, nichts ist wünschenswerther als eine solche Reform, sie ist nothwendig, man muß es gestehen, für die intellektuelle und moralische Entwickelung der arbeitenden Klasse, denn die extreme Ermüdung erniedrigt den Menschen, wie das extreme Elend und verthiert ihn. Die Regierung hat also das Recht gesetzlich in die Bedingungen der Arbeit einzugreifen. Sie hat dieß Recht mehr als einmal in England und in einigen andern Ländern ausgeübt. Wir finden Spuren davon auch in unserer Gesetzgebung. Aber das Gesetz der provisorischen Regierung hat die französische Industrie in der Wurzel angegriffen. Es machte ihr die Konkurrenz mit dem Ausland unmöglich. Die Quelle des Nationalreichthums vertrocknete. Mit den Interessen ging auch die Freiheit unter. Der Arbeiter hatte nicht mehr die Freiheit, mit seiner Arbeit seine eigene und die Subsistenz seiner Familie zu erkaufen. Diese Reform kann nur ganz allmählig eingeführt werden. Wir schlagen daher ein Dekret in Einem Artikel vor: „Das Dekret vom 2. März ist annullirt.“ Der Bericht wird gedruckt und vertheilt werden.
Auf der Tagesordnung befindet sich die Diskussion des Dekretvorschlags betreffend eine Anleihe von 150 Millionen Fr., die mit der Bank von Frankreich abgeschlossen ist.
(Siehe den Verfolg in der Beilage.)
[0194]
@typejAnnouncements
@facs0194
@typejAn
@facs0194
Abfahrt der Dampfschiffe.
Kölnische Gesellschaft.
Täglich vom 15. April 1848 an.
VonKölnMorgens 51/4 Uhr nach Mainz.
VonKölnMorgens 51/2 Uhr nach Arnheim.
VonKölnMorgens 93/4, Nachm. 23/4 Uhr nach Koblenz.
VonKölnAbends 10 Uhr nach Mannheim.
VonBonnMorgens 71/2, Mittags 121/2, Nachm. 5 und Nachts 121/4 Uhr rheinaufw.
VonBonnMorgens 11, Nachm. 11/2, 51/2, u. 73/4 Uhr rheinabwärts.
VonKoblenzMorg. 8, 11, Nachm. 21/2 und 5 Uhr nach Köln.
VonMainzMorg 7, 101/4, Mittags 123/4 U. n. Köln.
VonMannheimMorgens 6 Uhr nach Köln.
VonArnheimMorgens 6 Uhr nach Köln.
Niederländische Gesellschaft.
Vom 14. Mai 1848 von Köln.
Morgens4 Uhrin einem Tage nach Arnheim, Nymwegen und Rotterdam täglich (mit Ausnahme von Samstag).
Nachts12 Uhrnach Koblenz, Mainz, Mannheim und Ludwigshafen täglich (mit Ausnahme von Dienstag).
Düsseldorfer Gesellschaft.
Täglich vom 21. Mai 1848 an.
VonKölnMorgens 53/4 Uhr nach Mainz.
VonKölnMorgens 81/2 Uhr nach Koblenz.
VonKölnAbends 41/2 Uhr nach Düsseldorf.
VonKölnAbends 91/2 Uhr nach Mainz-Frankf.
VonBonnMorgens 8 und 11 Uhr, Abends 118/4 aufwärts.
VonBonnMorg. 81/2 Uhr nach Köln, Nachm. 1 u. 21/4 Uhr nach Köln-Düsseld.
VonKoblenzMorgens 6, 101/2, Mittags 12 nach Köln.
VonMainzMorgens 6 u. 73/4 Uhr n. Köln-Düsseldorf.
VonMannheimNachmittags 31/4 Uhr nach Mainz.
VonRotterdamMorgens 61/2 Uhr, Monntag, Mittwoch und Samstag nach Köln.
VonArnheimNachmittags 31/2 Uhr, Montag, Mittwoch und Samstag nach Köln.
Rhein-Yssel-Gesellschaft.
Vom 1. April 1848 von Köln.
Abends 8 Uhr jeden Sonntag, Dienstag und Freitag nach Düsseldorf, Wesel, Emmerich, Arnheim, Doesborgh, Zütphen, Deventer, Zwolle, Kampen u. Amsterdam; in Verbindung nach Hamburg und Hull.
Bonn-Kölner Eisenbahn.
Vom 15. April 1848 an.
Von Köln nach Bonn.
Morgens6 Uhr 30 Minut.
Morgens10 Uhr 00 Minut.
Vormittags11 Uhr 30 Minut.
Nachmittags2 Uhr 50 Minut.
Abends6 Uhr 45 Minut.
Abends8 Uhr 30 Minut.
Von Bonn nach Köln.
Morgens6 Uhr 00 Minut.
Morgens8 Uhr 00 Minut.
Mittags12 Uhr 00 Minut.
Nachmittags2 Uhr 20 Minut.
Abends5 Uhr 00 Minut.
Abends8 Uhr 00 Minut.
Während der schönen Jahreszeit fährt an jedem Sonn- u. Feiertage ein Extrazug um 31/2 Nachm. nach Brühl u. 71/2 Abends v. Köln n. Brühl. ‒ Preise: I. Kl. 15 Sgr. II. Kl. 10 Sgr. ‒ III. Kl. 7 Sgr. 6 Pf. ‒ IV. Kl. 5 Sgr.
Köln-Mindener Eisenbahn.
Vom 15. April 1848 an.
Von Deutz nach Düsseldorf.
Morg.7 U. 30 M. b. Minden.
Morg.10 U. 00 M. b. Düsseld.
Nchm.4 U. 00 M. b. Hamm.
Abds.6 U. 50 M. b. Düsseld.
Abds.10 U. 00 M. b. Minden.
Von Düsseldorf nach Deutz.
Morgens6 Uhr 00 Minut.
Morgens8 Uhr 00 Minut.
Nachmittags1 Uhr 5 Minut.
Nachmittags3 Uhr 40 Minut.
Abends7 Uhr 00 Minut.
Preise: I. Kl. 1 Thlr. II. Kl. 20 Sgr. III. Kl. 15 Sgr. IV. Kl. 8 Sgr.
Rheinische Eisenbahn.
Vom 21 Mai 1848 an.
Von Köln nach Aachen.
Morgens 6 Uhr 30 M. ganz Belgien und direkter Anschluss nach Paris mit dem Nachtzuge von Brüssel.
Morg. 10 Uhr 00 M. bis Antwerpen, Brüssel u. Gent.
Nachm. 3 U. 00 M. b. Lüttich.
Abends 6 Uhr 00 M. bis Aachen.
Von Aachen nach Köln.
Morg. 6 Uhr 45 im Anschluss an das Dampfschiff nach Koblenz, die Bonner und Mindener Eisenbahn.
Morg. 11 Uhr 00 M. Anschluss an die Bonner und Mindener Eisenbahn.
Nachmittags 3 Uhr 00 M.
Abends 6 Uhr 30 M.
Preise: I. Kl. 2 Thlr. II. Kl. 1 Thlr. 15 Sgr. III. Kl. 1 Thlr.
von Aachen nach Belgien 61/2 u. 91/4 Uhr Morgens.
121/2 u. 53/4 Uhr Nachm.
Düsseldorf-Elberfelder-Eisenbahn.
Vom 15. April 1848 an.
Von Düsseldorf.
Morgens7 Uhr 00 Minut.
Morgens9 Uhr 30 Minut.
Mittags11 Uhr 45 Minut.
Nachmittags2 Uhr 30 Minut.
Nachmittags5 Uhr 30 Minut.
Abends8 Uhr 15 Minut.
Von Elberfeld.
Morgens6 Uhr 45 Minut
Morgens9 Uhr 15 Minut
Mittags11 Uhr 30 Minut
Nachmittags2 Uhr 15 Minut
Nachmittags5 Uhr 15 Minut
Abends8 Uhr 00 Minut
Preise: I. Kl. 25 Sgr. II. Kl. 18 Sgr. III. Kl. 12 Sgr. 6 Pf..
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@facs0194
Im Verlage von L. Sommer (vorm. Strauß), in Wien, Stadt, Dorotheergasse Nr. 1108, und durch alle Postämter kann pränumirt werden auf das 2. Semester der Allgemeinen Oesterreichischen Zeitung.
Hauptredakteur: Ernst v. Schwarzer.
Die Allgemeine Oesterreichische Zeitung erscheint täglich, und zwar: Morgens ein ganzer Bogen, Abends ein halber, und so oft es nothwendig wird, auch Abends ein ganzer Bogen.
Die Abendbeilage wird nicht, wie dies bei der Wiener Zeitung der Fall ist, besonders bezahlt.
Pränumeration für das Morgen- und Abendblatt zusammen halbjährig: nämlich vom Juli bis Dezember 9 Fl., vierteljährig vom Juli bis September 4 Fl. 30 Kr. C.-M. Mit täglicher Postversendung halbjährig 11 Fl. C.-M.
Von nun an auch vierteljährig mit täglicher Postversendung 5 Fl. 20 Kr. C.-M.
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@facs0194
Verpachtung der Mineralquelle zu Birresborn.
Diese im Kreise Prüm bei Birresborn gelegene Mineralquelle, deren Wasser in der ganzen Rheinprovinz vortheilhaft bekannt ist, wird sammt dem dazu gehörigen Wohnhause und Oekonomie-Gebäuden, Garten und Bering, am Donnerstag den 20. Juli d. J., des Nachmittags 3 Uhr, in Trier auf dem Stadthause, entweder auf 1 Jahr, oder auf 3, oder auf 3, 6, 9 Jahre, in Folge Verfügung Königlich Hochlöblicher Regierung dahier, vom 28. dieses, öffentlich verpachtet.
Der Pacht beginnt am 11. August 1848.
Die Bedingungen sind bei der unterzeichneten Verwaltung einzusehen.
Trier, den 30. Juni 1848.
Die Verwaltungs-Kommission der vereinigten Hospitien.
@typejAn
@facs0194
Alle schriftliche Aufsätze werden abgefaßt, Vormittags Kasinostraße Nr. 8, Nachmittags Ulrichgasse Nr. 26.
@typejAn
@facs0194
Eigelstein Nr. 16 ist das Unterhaus mit Keller, Küche und 5 bis 6 Zimmer zu vermiethen.
@typejAn
@facs0194
Ein starker Aufwartsjunge, eine Köchin und ein zweites Mädchen gesucht, große Neugasse Nr. 36.
@typejAn
@facs0194
Dampfschifffahrt zwischen Bremen und New-York.
Einer von der Direktion in New-York abgeänderten Bestimmung zufolge, wird das nächste Dampfschiff, der HERMANN, Kapt. Crabtree,erst im Laufe des Monats Juli von hier nach New-York abgehen.
Bremen im Juni. C. A. Heineken & Comp.
@typejAn
@facs0194
Dampfschifffahrt zwischen Bremen und den Nordseebädern Wangeroog und Norderney, durch das Bremer eiserne Dampfschiff „TELEGRAPH“, Kapt. D. de Harde.
Dasselbe fährt, mit allen zur Bequemlichkeit der Passagiere abzweckenden Erfordernissen ausgerüstet, während der diesjährigen Saison nach obigen Bade-Inseln in folgender Ordnung von Bremen ab:
Sonnabend,Juli1.
Mittwoch,Juli5.
Montag,Juli10.
Sonnabend,Juli15.
Donnerstag,Juli20.
Montag,Juli24.
Sonnabend,Juli29.
Donnerstag,Juli3.
Dienstag,Aug.8.
Sonntag,Aug.13.
Freitag,Aug.18.
Mittwoch,Aug.23.
Montag,Aug.28.
Sonnabend,Sept.2.
Freitag,Sept.8.
Mittwoch,Sept.13.
Die Abreise von Bremen findet größtentheils in den frühesten Morgenstunden statt, und wird seiner Zeit durch die hiesigen öffentlichen Blätter näher bezeichnet werden, so wie auch die Abfahrt von Norderney, welche gewöhnlich den Tag nach der Ankunft erfolgt. Sollte aber der niedrige Wasserstand es nicht gestatten, daß die Abfahrt direkt von Bremen geschieht, so wird von Seiten der Direktion dafür gesorgt werden, daß die Passagiere und deren Effekten bis Vegesack Beförderung finden, woselbst alsdann der Telegraph sie aufnimmt und bei eintretender Fluth ihrer Bestimmung zuführt.
So lange die Saison zu Wangeroog dauert, wird das Schiff daselbst, auf der Hinreise sowohl, wie auf der Rückreise von Norderney, anlaufen.
Bei den verschiedenen Weser-Stationen legt das Schiff nur dann an, wenn sich durch Signale Passagiere zur Mitfahrt melden.
Weitere Nachricht ertheilt
Bremen im Juni. H. Aug. Heineken, Schiffsmakler.
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Von heute an erscheint bei mir: Der Volksfreund.
Eine Wochenschrift für Westphalen.
Redakteur: Rud. Rempel in Bielefeld.
Die Tendenz des Blattes ist entschieden demokratisch. Dasselbe erscheint jeden Sonnabend in einem Bogen und kostet vierteljährlich 6 Sgr., exclusive Postaufschlag.
Alle Buchhandlungen und Postämter nehmen Bestellungen an.
Bielefeld, 1. Juli 1848.
Aug. Helmich.
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Der Beachtung demokratischer Vereine empfohlen!
Der Wächter an der Ostsee.
Demokratisches Organ.
Herausgegeben von W. Lüders.
Alles für das Volk, Alles durch das Volk! Die Souveränität des Volkes werde eine Wahrheit. Bildung, Freiheit und Wohlstand für Alle durch Humanisirung unseres Staats- und gesellschaftlichen Lebens.
Das Blatt erscheint in Stettin sechsmal wöchentlich, wird durch die Post täglich, durch den Buchhandel einmal wöchentlich versandt. Preis vierteljährlich auf allen preuß. Postämtern 1 Thlr. Probenummern werden durch die Post gratis geliefert, sind auf dem Ober-Postamte in Köln vorräthig.
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Tapeten und Borden eigner Fabrik in reicher Auswahl zu äußerst billigen Preisen, ordinäre à 3 Sgr., Glanztapeten à 5 Sgr. die Rolle, empfiehlt
P. J. Krebs, Apernstraße 20-22
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Schützenangelegenheit.
Die Mitglieder der sich unterm 1. Juli neugebildeten Schützenkompagnie werden auf heute Abend 8 Uhr in der Salzgasse Nro. 7 zur Wahl eines prov. Chefs eingeladen. Neue Einzeichnungen werden daselbst entgegengenommen; den Listen sind die Bedingungen der Aufnahme beigefügt.
Das Comite.
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Heilsame Erfindung.
Hümmerts Pollutions-Verhütungs-Instrument, welches, ohne im geringsten Unannehmlichkeiten oder nachtheilige Folgen für die Gesundheit herbeizuführen, durchaus keine Pollution zuläßt. Die Wahrheit dieser Aussage ist durch vielfache Erfahrungen bestätigt, und durch Zeugnisse von den berühmtesten Aerzten, als von Herrn Prof. Dr. Braune, Prof. Dr. Cerutti, Prof. Dr. Carus zu Leipzig, Herrn Geh. Med.-Rath Dr. v. Blödau zu Sondershausen und vielen Andern dargethan, weshalb ich mich jeder weitern Empfehlung enthalte. Da das Instrument in Holz bei Bewegungen im Schlafe leicht zerbricht, so sind nun auch welche in Metall zu nachstehenden Preisen zu haben, und erhält man gegen portofreie Einsendung des Betrages Instrument nebst Gebrauchsanweisung vom Unterzeichneten zugeschickt.
1InstrumentinfeinstemNeusilber4Thlr.Pr.Cour.
1InstrumentinfeinstemMessing3Thlr.Pr.Cour.
1InstrumentinfeinstemHolz2Thlr.Pr.Cour.
Bleicherode bei Nordhausen, 1848.
K. Frankenheim.
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Frankfurter Hof in Köln
Im Mittelpunkt der Stadt gelegen, empfiehlt sich derselbe durch seine elegante Einrichtung und billige Preise.
Logis und Frühstück 15 Sgr. Diner 1/2 Thlr. Wein 16 Sgr.
Edmund Leonhard.
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Eine große Auswahl von Häusern sind zu billigen Preisen zu verkaufen und zu vermiethen. Kapitalien gegen erste Hypotheke werden gesucht. Näheres bei J. P. Spendeck, gr. Neugasse 18.
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Das wohl assortirte Lager von echtem Eau de Cologne eigener Fabrik, empfehlen zu den billigsten Preisen, J. P. Spendeck & Comp. in Köln, große Neugasse Nr. 18 nahe beim Dom und Altenmarkt.
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Gesuch einer Stelle als Handlungsgehülfe, für einen soliden jungen Mann, welcher seit mehreren Jahren im Kolonial-, Farb- und Droguerie-Waarengeschäft thätig war und die besten Zeugnisse seiner Fähigkeiten und Leistungen besitzt. Näheres bei J. P. Spendeck in Köln, große Neugasse Nro. 18.
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Bei Wilh. Greven, Herzopstraße Nro. ‒ 1 in Köln, ist so eben in Kommission erschienen: Der Criminalprozeß wider mich wegen Verleitung zum Cassetten-Diebstahl, oder: die Anklage der moralischen Mitschuld. Ein Tendenz-Prozeß von F. Lassalle.
I. Lieferung. Enthaltend': 1. Vorwort. 2. Den Anklage-Akt wider mich, nebst Beschluß des rhein. Appell.-Gerichtshofes vom 12. Mai 1848. 3. Mein von jener Entscheidung vom 12. Mai dem rhein. Appell.-Gerichtshofe eingereichtes Memoire. (Auf Kosten des Verfassers). gr. 8. broch. Preis 5 Sgr.
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Seit dem 1. Juni erscheint in der Vereins-Buchdruckerei zu Berlin und ist durch alle Buchhandlungen und Postämter zu beziehen: Das Volk.
Organ des Central-Comités für Arbeiter.
Eine sozial-politische Zeitschrift
Herausgegeben von Schriftsetzer Born.
Wöchentlich dreimal. Vierteljahrspreis 183/4 Sgr.
Zu recht zahlreichen Abonnements für das beginnende Quartal laden wir hiermit ein. Die Zeitschrift behandelt außer den Interessen der Arbeiter auch die politischen Tagesangelegenheiten vom reindemokratischen Standpunkte. Einige Exemplare des Monats Juni können ebenfalls noch bezogen werden und zwar zu dem Preise von 63/3 Sgr.
Die Berliner Vereins-Buchdruckerei.
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Gesuch einer Stelle für das Reisefach für einen kautionsfähigen Mann in dem Alter von 33 Jahren, welcher mehrere Jahre in einem Manufakturwaaren-Geschäft auf dem Comptoir und auf Reisen im Zollverein, der Rheinprovinz, Westphalen etc. beschäftigt war und über seine Persönlichkeit und Leistungen die besten Zeugnisse besitzt. Näheres bei J. P. Spendeck in Köln, große Neugasse Nr. 18.
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Bitte um Arbeit.
Ein Familienvater einer Frau nebst 3 Kindern, welcher auf Verordnung seiner Aerzte wegen Brustschwäche seiner Profession durchaus entsagen mußte, sucht in dieser bedrängten Lage eine ihm passende Beschäftigung, sei es um Kommissionen zu verrichten oder irgend eine andere Stellung, welche die Existenz und das Brod der Seinigen sichert.
Anerbietungen werden gerne entgegengenommen in der Expedition dieses Blattes
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Der Gerant, Korff.
Druck von W. Clouth, St. Agatha Nro. 12.