Deutschland.
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Edition: [Karl Marx: Verendung des Ministeriums Hansemann. In: MEGA2 I/7. S. 282.]
[*]Köln, 7. Juli.
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[19] Köln, 8. Juli.
(Forts. des gestr. Artikels). Die Kabinetsordre schien in den Zusatz, daß nur
die „vorwiegend von Deutschen bevölkerten“ Landestheile von der verheißenen
Reorganisation ausgeschlossen würden, eine Rechtfertigung der
ausgesprochenen neuen Theilung Polens zu legen; es sollte also die
heuschreckenartige Einnistung einer fremden Bevölkerung genügen, um Städte
und ganze Provinzen einer Nation an das Ausland veräußern.
Indeß war diese „überwiegend deutsche Bevölkerung“ nichts als eine
bureaukratische Fiktion. Nirgends hatte man eine Abstimmung in
Urversammlungen veranstaltet, welche allein, nicht nur die Anzahl, sondern
auch den Anhang der Polen, den noch sehr zweifelhaften Willen der
angeblichen Deutschen über einen Anschluß an den deutschen Bund hätte
konstatiren können. Die „amtlichen Listen“ über das Verhältniß beider
Nationalitäten waren von den deutschen, mit aller Wuth um ihre Brodstellen
ringenden Beamten nach ihrer moralischen
Ueberzeugung entworfen worden; über Werth und Bedeutung dieser
patriotischen Moral geben aber die Berichte des Erzbischofs von Gnesen und
Posen die ausreichendste Aufklärung.
„Merkwürdig ist,“ sagt dieser Prälat in einem Schreiben an den
Ministerpräsidenten Camphausen, „wie nach den selbstgemachten Statistiken
die Zahl der Deutschen und Juden von Tag zu Tage steigt; wenn sie noch eine
kurze Zeit so progressiv sich vermehrt, so müssen die Polen ganz
verschwinden; freilich scheut man sich nicht, jeden Polen in einen Deutschen
zu metamorphisiren, der deutsch spricht. Die Wahrheit ist, daß die
Bevölkerung des Großherzogthums von etwa 1,200,000 Seelen aus weit über
800,000 Polen, der Rest aus Deutschen und Juden besteht; die Katholiken, die
weit entfernt sind, eine Vereinigung mit dem deutschen Bunde zu wünschen,
die eine solche zurückweisen, bestehen aus 900,000 Seelen. Zieht man hiervon
die unstät fliegende Schaar der preußischen Beamten, wie die Juden ab, so
bleiben kaum 250,000 deutsche Einwohner.“
Was jedoch die Aufregung der Polen über diese neue Theilung am Meisten
hervorrief, war ihre offene Verletzung aller Verträge ihre Verletzung sogar
des kön. Patentes vom 17. März, welches die Zuziehung der Provinzen zum
deutschen Bund von der Einwilligung ihrer „rechtmäßigen Vertreter“ abhängig
machte.
Die Polen hatten im guten Vertrauen auf die Gerechtigkeit der Völker, nach
der Märzrevolution den Augenblick unbenutzt gelassen, wo sie mit leichter
Mühe ihr jederzeit mit Strömen Blut behauptetes Vaterland von seinen
Unterdrückern hätten befreien können; sie hatten zuerst die Hand zur
friedlichen Reorganisation geboten und sich mit ihren Feinden zu
„vereinbaren“ gesucht, als sie die Macht, die allgemeine Revolution für sich
hatten; der Posen'sche Landtag, ihre „rechtmäßige Vertretung“, aufgefordert,
sich über den Wunsch des Landes zu erklären, hatte mit Stimmenmehrheit von
26 gegen 17 ausgesprochen, daß es nicht sein Wille sei, das Großherzogthum
mit dem deutschen Bund einzuverleiben, und somit die Sache rechtlich und für
immer abgethan. Die Antwort der verantwortlichen Minister auf diesen
„Vereinbarungsglauben“ war die neue Zersplitterung Polens, die die
Provocation eines gewaltsamen, verzweiflungsvollen Freiheitskampfes.
Das Vertrauen der Polen in die Aufrichtigkeit der ihnen verheißenen
Reorganisation war gebrochen. Die gleichzeitige Ueberschwemmung des Landes
mit preußischen Truppen und besonders der allenthalben eingeforderten
Landwehr, welche der Erbitterung über ihr plötzliches Loßreißen von der
Heimath durch Brutalitäten an den Polen, Abreißen der polnischen
Nationalzeichen u. s. w. Luft machte, erfüllte vollends die Einwohner mit
Argwohn und Haß gegen diese bewaffneten Verkünder des Friedens.
Einen Augenblick schien die Ankunft des zum Reorganisationskommissarius
ernannten General Willisen, für den das polnische Nationalkomité überall
Sympathien zu erwecken gewußt hatte, den heranziehenden Sturm zu
beschwören.
Seine erste Maßregel war aber die Bildung einer neuen aus beiden
Nationalitäten zusammengesetzten Reorganisations-Kommission, also die
Auflösung der mit Bewilligung des Ministeriums und unter dem Vorsitz des
Oberpräsidenten bestehenden Kommission, deren vorzüglichstes Bestreben grade
gewesen war, dem General Willisen in Berlin die k. Ernennung zum
Kommissarius und unter den Polen Vertrauen zu erwirken. Es war die
eigenmächtige Versetzung des Ministerialrescripts, welches den Polen
ausdrücklich eine aus Eingeborenen gebildete Kommission gestattete.
Eine zweite Proklamation vom 9. April endlich verlangte als Bedingung der
alsdann sofort zu beginnenden Reorganisation, die Auflösung der bewaffneten
polnischen Lager.
Ein Schrei der Entrüstung antwortete dieser Aufforderung aus dem ganzen
Lande. Die bewaffneten Lager hatten sich gebildet, als die in Berlin aus
ihren Gefängnissen befreiten Polen die Botschaft von den Sympathien des
deutschen Volks und dem Haß desselben gegen die Russen in die Heimath
brachten. Die Polen des Großherzogthums hatten geglaubt, daß jetzt die
Rüstung gegen den gemeinschaftlichen Feind der Tyrannei zu ihren ersten
Pflichten gehöre, und sie hatten dieselben um so begeisterter betrieben, als
immer bestimmtere Nachrichten von dem Anrücken russischer Truppen nach der
Gränze, Absteckung des russischen Lager bei Radziejewo und ungeheuern
Zurüstungen im Innern ankamen, welche es wahrscheinlich machten, daß das
Großherzogthum der nächste Schauplatz eines unvermeidlichen Krieges werden
sollte. Die Nationalgarde hatte sich nach den einzelnen Orten
zusammengeschaart, und jene zahlreichen Versammlungen gebildet, deren
Leitung das Nationalcomité übernahm, um sie im Interesse der innern Ruhe und
Ordnung zu verwenden. Die bewaffneten Lager, welche unter den Augen und ohne
Widerspruch der Behörden gebildet worden, waren nichts Anderes als die
Versammlungen der allgemein organisirten Bürgerwehr, und ihre Auflösung
wurde an allen Orten als ein Verrath an der Sache Polens angesehen.
Zu dieser Zeit war das Großherzogthum allenthalben von den preußischen
Truppen besetzt und die polnischen Lager in dem Umkreis einer Meile von
ihnen eingeschlossen. Die Auflösung der Lager bestand in der Entlassung von
20,000 Mann polnischer wohlgeschulter Truppen.
Die Führer der Polen, die Mitglieder des National-Comités, suchten auch jetzt
noch im Vertrauen auf die Aufrichtigkeit der preußischen
Reorganisations-Absichten und auf die ausdrücklichste Versicherung des
General Willisen, daß alsdann ungesäumt das Werk der Verheißung begonnen
werden solle, dem Verlangen des Friedensstifters Folge zu verschaffen und
die polnischen Truppen zum Niederlegen ihrer Waffen zu bewegen. Aber das
Volk war mißtrauerischer geworden durch die blutigen Excesse der preußischen
Soldateska an einzelnen Polen, durch die offenen Verhöhnungen der polnischen
Nationalität, mit denen unter dem Schutz der Bajonette die deutschen
soldwüthigen Beamten ihr Haupt erhoben, und vor Allem durch die langen
Leiden und Täuschungen der letzten Zeit. Das Volk betrachtete die preußische
Militärmacht, welche das ganze Land überflutete, bereits nicht mehr als
gegen die Russen, sondern zur Unterdrückung der polnischen Nationalbewegung
bestimmt, und antworteteden Führern auf das Ansinnen der Entwaffnung mit dem
wüthenden Geschrei über Verrath! Zuletzt gelang es der persönlichen
Aufopferung eines Geistlichen, der seine entblößte Brust den Sensenmännern
entgegenstellte, und sie im Namen des Vaterlandes beschwor, die gestellte
Bedingung der endlichen verheißenen Reorganisation zu erfüllen, ‒ daß sie
unter der ausdrücklichen Erklärung, nur auf unbestimmten Urlaub entlassen zu
werden, auseinandergingen. Ein graubärtiger alter Sensenmann zerbrach seine
Waffe, und sagte mit Thränen zu einem der Führer: „Möge das Vaterland nie
diese preußische Vermittlung zu beweinen haben, die seine besten Söhne
wehrlos macht!“
Dies war die Entlassung der polnischen Nationalgarden, welche unter dem Namen
der Konvention von Jaroslawiec am 11. April, von Liebelt und Stefanski mit
dem General Willisen beschlossen und für Schroda am 11., für Wreschen den
12., Xiax den 13., Pleschen den 14. ausgeführt wurde.
Hiermit war die Bedingung, an welche der Königl. Kommissarius den Beginn der
verheißenen Reorganisation geknüpft hatte, von Seiten der
Polen erfüllt.
Zwei Tage darauf, zum Theil noch vor Ablauf der den Lagern gestellten Frist,
wurde die Konvention auf allen Seiten von der preußischen Soldateska
gebrochen. Die wehrlos Heimkehrenden wurden von preußischen Horden
überfallen, mit blanker Waffe mißhandelt und ausgeplündert; die pommer'schen
Truppen raubten und plünderten auf allen Gütern und mordeten die Gefangenen
mit der raffinirtesten Grausamkeit; in Trzemesno wurden die polnischen
Truppen 24 Stunden vor Ablauf der Frist angegriffen, und während des Kampfes
größtentheils von hinten durch die Juden erschossen. Die Wuth der Polen
erreichte durch diesen offenen Verrath ihren Gipfel, und in Wreschen übten
sie eine leidenschaftliche und fanatische Rache; nur den polnischen
Anführern, die mit eigner Lebensgefahr den Ausbruch der gerechten
Erbitterung zu unterdrücken suchten, ist es zuzuschreiben, wenn die Zahl der
Todten auf Seite der Juden und Deutschen nicht doppelt und dreifach so groß
war, und der Bürgerkrieg die ganze Provinz in Flammen setzte.
(Forts. folgt.)
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@type | jArticle |
@facs | 0191 |
Edition: [Friedrich Engels: Vereinbarungsdebatte vom 4. Juli 1848. In: MEGA2 I/7. S. 285.]
[**]
Köln, 8. Juli.
Zugleich mit der Nachricht von der Auflösung des Ministeriums Hansemann kommt
uns auch der stenographische Bericht über die Vereinbarungssitzung vom 4.
Juli zu.
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@type | jFeuilleton |
@facs | 0191 |
Ich wollt' ich wär' Polizeiminister.
Ich wollt' ich wär' Polizeiminister,
Da ließ ich alle Leut'
arretiren,
Da ließ ich die schönsten Frauen schier
Mir all'
in's Gefängniß führen.
Da sollten sie schmachten in Seide und Sammt,
In Troddel und
goldener Frange,
Da sollten sie essen Ambrosia
Und trinken den
Wein der Champagne.
Und ach, im Verhöre geheimnißvoll,
Wie würden sie leis' mir
verkünden
Die lange, die liebliche Litanei
Von ihren galanten
Sünden.
Der Blonden gäbe ich vierzig Küß'
Und mit achtzig straft' ich die
Braune,
Doch ein schwarzes Weib verdammt' ich zumeist ‒
Die
Gerichtschreiber lachten wie Faune.
Und der Herr Prokurator würdevoll,
Der spräche mit vielem
Pathos:
Ich wasch' meine Hände in Regenwasser
Und in Unschuld
wie Pontius Pilatos.
Ja staatsgefährlicher als Rebell'n
Ist ‒ O, ins Gefängniß schickt
sie! ‒
Eine einzige kleine Frau mit ihrem
Süßen Corpus
delicti.
[Georg Weerth.]
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@type | jArticle |
@facs | 0191 |
Russisches Militär.
(Fortsetzung.)
Die Dauer des Militär-Dienstes, welche früher auf 25 Jahre für die Linie und
auf 22 Jahre für die Garde festgesetzt war, wurde nach und nach auf 20 und
15 Jahre reduzirt.
Der Sold des russischen Soldaten ist gewöhnlich 12 Shilling (4 Thaler) per
Jahr. Für einige Truppentheile ein wenig mehr, für andere weniger. Man
erlaubt außerdem dem Soldaten, sich anderweitige Beschäftigung zu suchen
oder ein Handwerk zu erlernen, was seine Lage natürlich sehr verbessert.
Trotz alle dem sind die russischen Soldaten indeß meistens schlechter dran,
wie die Soldaten aller andern Länder. Es ist gar nicht selten, daß man so
einen armen bleichen, hungrigen Kerl, mit dem Gewehr im Arme auf seinem
Posten betteln sieht. Er bittet den Vorübergehenden, ein Geldstück auf die
Erde zu werfen. Geschieht dies, so schaut er sich rechts und links um und
ist sonst Niemand zugegen, so bückt er sich, um die Gabe aufzuheben.
Die russische Infanterie besteht aus 72 Regimentern Linie, jedes zu 7
Batallonen, aus 12 Regimentern Garde und 12 Regimentern Grenadiere. In
Friedenszeiten ist das Total, auf dem Papier 624,000 Mann, einschließlich
der unabhängigen Infanterie-Armee-Korps Orenburg's, Sibiriens, des Kaukasus
und Finlands so wie der in Garnison liegenden Bataillone.
Bei der Linie, der Garde und den Grenadieren variirt die Zahl der Bataillone;
jedes derselbe besteht indeß aus 1000 Mann, die Reserve-Korps ausgenommen,
welche in Friedenszeiten nur 500 Mann zählen.
Uebrigens sind diese Angaben keineswegs zu verbürgen. Der Kaiser selbst weiß
nicht genau darum Bescheid und es liegt im Interesse der höhern Offiziere
die Zahl ihrer Mannschaft nicht nur zu reduziren, sondern auch wegen dieser
Reduktionen das tiefste Geheimniß obwalten zu lassen. Da indeß die Stämme
sämmtlicher Korps in Wirklichkeit bestehen, so sind die Lücken leicht
auszufüllen, wenn die Noth an den Mann geht; die Verantwortlichkeit der
Chefs bringt dies auch ziemlich schnell zu Stande. Wahrscheinlich ist es,
daß der Effektivbestand der Infanterie wenigstens 450,000 Mann beträgt.
Die reguläre Kavallerie Rußlands besteht aus 48 Linienregimentern, aus 12
Garderegimentern, 12 Grenadierregimentern, 1 Regiment kaukasischer Dragoner
und 1 Musterregiment, welches aus 9 Eskadronen zu 160 Mann zusammengesetzt
ist.
Das Total auf dem Papier ist: 94,000 Mann. In Wirklichkeit mag die Zahl der
ganzen Masse indeß kaum 85,000 Mann übersteigen.
Die irreguläre Kavallerie mag 135,000 Mann zählen; sie besteht aus den
Kosacken des Ural, des Don, des schwarzen Meeres, der Kirgisen, der
Tartaren, der Baskiren und anderer Stämme. Unter diesen letztern sind
ungefähr 90,000 Mann so gut wie disciplinirt wie die Regimenter der
Linie.
Jedenfalls steht die Kavallerie der Linie weit unter der Infanterie,
namentlich die rein moskovitische, aus den Bewohnern Alt-Rußlands gebildete.
Die Gelassenheit, welche den russischen Fußsoldat auszeichnet, kommt dem
Reiter, der eben so lebendig und verwegen als gehorsam und ordnungsliebend
sein muß, weniger zu statten. Der russische Bauer ist kein sonderlicher
Reiter. Er hat Pferde genug, er führt sie aber lieber am Zaum, als daß er
sie besteigt. Ein Theil der regulären Kavallerie wird daher auch aus der
Ukraine rekrutirt, denn der Kosacke ist nicht nur muthig, tapfer und
kriegerisch, sondern er lernte auch seit seiner frühsten Jugend mit den
Pferden umgehen. Der aus Kosacken bestehende Theil der regulären Kavallerie
bildet indeß bei weitem die kleinere Hälfte und von der russischen
Kavallerie im Ganzen genommen, kann man wohl sagen, daß sie eigentlich nie
von großem Nutzen war.
Im Allgemeinen bietet die ganze Linie einen miserabeln Anblick dar; die
schmutzigen, braun-grauen Mäntel und die düstern, gewöhnlich sehr schäbigen
Röcke der Soldaten; ihr fahler, vom Hunger gebleichter Teint und das
klägliche Aeußere der Offiziere ‒ alles das ist wenig geeignet einen
imposanten Eindruck zu machen.
(Fortsetzung folgt.)
[Deutschland]
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@type | jArticle |
@facs | 0192 |
[103] Berlin, 6. Juli.
Das Ministerium fällt nicht wegen Verschiedenheit in
seinen Ansichten, sondern wegen Mangel an Ansichten.
Es hatte sich alle Parteien verfeindet. Die aristokratische Partei, die
bekanntlich jetzt in Potsdam eine große Rolle spielt, ist wüthend auf
Hansemann, von dem sie behauptet, er encanaillire die Monarchie; diese
Partei setzte alle Kräfte daran, Hansemann zu stürzen und es scheint, daß
sie ihn wirklich in Verbindung mit der Linken aus dem Sattel gehoben hat.
Diesmal wird der Ritter ohne Furcht und Tadel unterliegen müssen. ‒ Mit der
rechten Seite der Kammer hatte es das
Ministerium durch die Anerkennung der Revolution verdorben; das Centrum
versagte seine Unterstützung von Anfang an, weil keines seiner Mitglieder
in's Ministerium gekommen war; und die Linke, gegen diese erklärte das
Ministerium selbst, kämpfen zu wollen. ‒ Ein solches Ministerium mußte
schnell auseinanderfallen, wären auch nicht noch die wichtigsten Fragen in
den letzten Tagen hinzugekommen, Fragen, deren Lösung seine platten Kräfte
überstieg.
Ein Gegenstand des allgemeinen Tagesgesprächs bilden seit einigen Tagen die
Vorfälle zwischen den Professoren Lachmann und Franz. Letzterer hatte es übernommen, den
Lektions-Katalog der hiesigen Universität für das nächste Semester mit der
gebräuchlichen gelehrten Einleitung in lateinischer Sprache auszuarbeiten,
in deren Eingang er mit Rücksicht auf die politische Gestaltung des Tages,
die früheren Zustände stark geißelte. Es heißt darin unter Anderm: „So
günstig auch die Verhältnisse den Theilnahmlosen oder Fernstehenden
erscheinen mochten, bei der Beschaffenheit des deutschen Bundes und der
deutschen Königreiche hielten uns Furcht, Drohungen, Gewalt gleichsam
belagert, um unsere Stimme verstummen zu lassen; und wie das Alterthum sah,
was das Aeußerste im Genuß der Freiheit ist, so wir, was in der Gewohnheit
der Unterwürfigkeit. Um so glücklicher dünkt uns unser Loos, daß wir in
dieser Zeit athmen und leben, in welcher das Licht der Freiheit über Preußen
und ganz Deutschland zum ersten Male aufgegangen ist; wo wir Euch (den
Commilitonen) zugleich Glück wünschen können, daß Ihr in dem gefahrvollsten
Augenblick des Staates ein so schönes Zeugniß von Gesinnung, Mäßigung und
Ordnung an den Tag gelegt und Euch anheischig gemacht habt, nicht nur den
Genuß, sondern auch den Ruhm der errungenen Freiheit mit dem Volk zu
theilen. Die Zeit ist gekommen, wo die Völker Deutschlands siegten, nachdem
sie des Druckes müde geworden waren.“ ‒ Der Professor Franz überreichte die Arbeit dem Professor Lachmann, als dem zeitigen Dekan, mit dem Gesuch, sie dem Senat
vorzulegen und die nach den Gesetzen erforderliche Genehmigung desselben zum
Druck einzuholen. Statt dessen aber erhielt er alsbald das Manuscript mit
dem folgenden sackgroben Begleitschreiben des Professor Lachmann zurückgesandt: „Ich hatte geglaubt, mein vorläufiges
Ablehnen einer stark politischen Vorrede zum Lections-Catalog würde Sie
wenigstens zu einiger Mäßigung bewogen haben. Die hiebei zurückerfolgende
Einleitung aber kann ich weder selbst verantworten, noch ist es meiner
würdig, der Prüfung des Senats eine Schrift vorzulegen, die mein natürliches
und menschliches Gefühl empört. Es geht mich wenig an, wie Sie Ihrem
Wohlthäter, dem König, danken, aber der Senat kann weder wie der Bediente
des Herrn Held sprechen, noch will er den Studenten sich zum Bedienten
empfehlen, den sie nicht brauchen, und den sie auch nicht wollen, weil sie
leicht genug merken, wer sie um einen Bissen anwedelt. Um ein Proemium bin
ich nicht verlegen; ich habe auch nichts dagegen, wenn Sie mich nun nach
beliebter Art als einen Reaktionär verschreien wollen. Versuchen Sie
immerhin, einen freien (!) und geachteten (?) Charakter zu beschimpfen: ich
werde meine Würde zu behaupten wissen. Dem Senat brauchen Sie nicht zu
zürnen, weil er an meinem Entschluß, Ihre Vorrede zurückzuschicken, keinen
Antheil hat.“ ‒ Die Grobheit des Prof. Lachmann's war schon längst
sprichwörtlich geworden, diesmal hat er aber sich selbst übertroffen. Wie
unwürdig ist es aber gar von ihm, den Prof. Franz an die Wohlthaten des
Königs zu erinnern, Wohlthaten, die soviel uns bekannt sind, in Reisegeldern
nach Italien bestanden haben, also nicht sowohl der Person, als vielmehr der
Wissenschaft gegolten haben, reich von Herrn Franz aufgewogen sind und
überhaupt in keiner Weise durch die oben gedachte Arbeit desselben, berührt
werden.
An der heutigen Börse war die Nachricht von einem Friedensabschluß mit Dänemark, oder wie Einige sagten, von einem
dreimonatlichen Waffenstillstand, verbreitet. Die in Dänemark
zurückgehaltenen deutschen Schiffe sollen sofort freigegeben, aber Schleswig
einstweilen ganz von den deutschen Truppen geräumt werden. In Folge dieser
Nachricht stiegen alle Course sehr bedeutend, so daß man die Ministerkrisis
nicht der geringsten Beachtung werth fand. Die Börse ist so klug einzusehen,
daß wir jedenfalls ein besseres Ministerium als das jetzige, bekommen
werden, und Hansemann hat auch bei den Börsenmännern alles Vertrauen
verloren.
Die dritte Abtheilung hat in der Kommission zur Untersuchung der Vorfälle im
Großherzogthum Posen, den Abgeordneten Dr. D'Ester gewählt. Es ist dies das
erste Mal, daß in dieser Abtheilung, worin die Majorität aus Mitgliedern der
Rechten besteht, ein Mitglied der Linken in eine Kommission gewählt wurde.
Bei der Wahl der Fachkommission, wo das politische Interesse doch ganz außer
Spiel bleibt, wurden nur Mitglieder der Rechten gewählt, obgleich sich
mehrere Andere, die das Fach viel besser verstanden, um die Wahl bewarben.
Das wurde endlich zu arg, und Dr. D'Ester machte der ganzen Abtheilung über
dies unwürdige Benehmen die härtesten Vorwürfe. Die mußten durchgedrungen
sein; denn man wählte ihn, obgleich von der äußersten
Linken, in die Polen-Kommission. Oder
geschah diese Wahl vielleicht aus Furcht der ehrenwerthen Rechten, daß bei
einer möglichen Reise nach Posen, die in der Kommission beschlossen werden
möchte, ihre unverletzlichen Personen, in dieser Provinz, nicht sicher
seien? ‒ Jedenfalls ist es ein Gewinn für die gute Sache, daß D'Ester in
diese Kommission gewählt wurde.
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@type | jArticle |
@facs | 0192 |
Berlin, 6. Juli.
Die Z.-H. berichtet, nach der Lemberger poln. Ztg.: Aus einer uns
mitgetheilten Depesche der Consular-Agentur in Jassy übergeben wir folgende
Mittheilung über die Vorfälle in den Donau-Fürstenthümern der
Oeffentlichkeit: Jassy, den 26. Juni 5 Uhr Nachm. In der Wallachei hatte
Fürst Bibesko, dem Willen des Volkes nachgebend, die Konstitution angenommen
und zu gleicher Zeit ein aus 8 Mitgliedern bestehendes Comité errichtet,
wovon der neue Minister Golesko die Kreisbehörden durch ein besonderes
Rundschreiben benachrichtigte. Unterdeß kehrte der russische General
Duhamel, der von Bukarest nach reußisch-Leowa am Pruth gereist war, nach
Jassy zurück und theilte dem türkischen Kommissar Tal-at-Effendi mit, daß
ein aus 25,000 Mann Infanterie und Kavallerie bestehendes russisches Heer
von Pruth auf moldauisches Gebiet gezogen und heute Abend in Jassy zu
erwarten sei. Ein Theil werde als Besatzung zum Schutz der Regierung des
Fürsten Stourdza in der Moldau bleiben, der größere Theil sich nach der
Wallachei begeben. Noch vorher auf die erste Kunde der in der Wallachei
geschehenen Ereignisse hat der Kommissar der Pforte einen Kourier nach
Konstantinopel gesandt und den türkischen Heeren den Befehl ertheilt, in die
Fürstenthümer einzurücken.
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@type | jArticle |
@facs | 0192 |
Berlin, 6. Juli.
Es wird herumerzählt, das Ministerium zweifle jetzt, doß es noch in der
Kammer auf eine Majorität rechnen könne; das Gerücht fügt hinzu: es sei
schon die Rede davon gewesen, Elemente aus der äußersten Linken, wie d'Ester
oder Reichenbach, dem Kabinette beizugesellen. ‒ Gestern sind die Minister
übrigens in Sanssouci gewesen. Wir müssen erwarten, was der morgende Tag
bringen wird.
So eben erfahren wir noch, daß sich bestätige, was schon gestern erzählt
wurde, nämlich der Austritt des Herrn Märcker aus
dem Ministerium in Folge einer Meinungsverschiedenheit über die Wahl der
Geschworenen für die neuen Geschworenengerichte; Hr. Hansemann wollte diese
Wahl an einen Census binden, was gegen Hrn. Märckers entschiedene Ansicht
ist. Sonach wäre das Ministerium schon wieder so gut wie gesprengt; auch
heißt es bereits, daß Hr. v. Auerswald seine Entlassung
gefordert habe.
In den Abtheilungen scheint jetzt die Linke moralisch zu überwiegen,
wenigstens für den Augenblick; das unparlamentarische Benehnehmen der
Rechten in der letzten Sitzung der Nationalversammlung hat ohne Zweifel das
Seinige gethan, sie nachgehends niederzudrücken.
‒ Die Verfassungskommission hat sich mit dem Verhältnisse der Kirche zum
Staate beschäftigt, deren Trennung sie als nothwendig anerkennt; die
Kirchengüter machen Schwierigkeit. ‒ Die Finanzkommission der Versammlung
besteht aus folgenden Mitgliedern: Arnz, v. Auerswald, Berends v.
Cieszkowski, Contzen, Euler, Feierabend, v. Kirchmann, Kirstein, Kühnemann,
Lensing, v. Loë, Reichenbach, Reygers, Riedel, Ritz. Vorsitzender: Lensing;
Stellvertreter: Ritz; Schriftführer: Berends und Riedel.
‒ Außer der Petition um nur Eine Kammer, die schon gestern, gleich nach dem
Ausgeben der Listen, zahlreiche Unterschriften gewonnen hat und zu einer
Monster-Adresse werden zu wollen scheint, circulirt eine andere, um Erlaß
einer vorläufigen Habeas-Corpus-Akte, die ebenfalls mit vielen
Unterschriften bedeckt wird.
‒ Von den zum Bau der Ostbahn abgesandten Arbeitern sind 25 zurückgekommen,
welche haarsträubende Schilderungen von der ihnen widerfahrenen Behandlung
machen. Von Seiten der Behörden ‒ an Herrn Milde haben sich deswegen schon
Deputationen gewandt ‒ werden die Aussagen der Zurückgekehrten in Zweifel
gezogen, ein Maueranschlag that gestern dasselbe; wir erwarten, ehe wir
urtheilen, das Ergebniß der näheren Untersuchung dieser sehr wichtigen
Angelegenheit.
‒ In Betreff der Gensd'armen gehen verschiedene Gerüchte; nach dem einen
sollen sie neben den Konstablern beibehalten werden, nach dem andern
abgeschafft oder wenigstens die hier in Berlin bisher in Dienst befindlichen
entfernt werden. Die Kosten des Konstabler-Instituts sollen, wie es heißt,
nicht aus städtischen, sondern aus Staatsmitteln gedeckt werden.
[(B. Z.-H.)]
‒ Wir erhalten die Mittheilung, daß das Ministerium des Königl. Hauses unter
dem Fürsten von Wittgenstein demnächst aufgelöst werden wird. Die einzelnen
Departements desselben sollen den übrigen Ministerien zugewiesen werden.
[(Voss. Z.)]
‒ Der konstitutionelle Klub hat wegen der Verhaftung des Hrn. Mäder eine
Adresse an den Justizminister erlassen, der wir Folgendes entnehmen. Die
Adresse selbst ist in der B. Z. H. abgedruckt. Der hiesige Gesanglehrer
Mädler, wurde Dienstag den 21. Juni 31/2 Uhr auf der Straße von einem
Gensdarm aufgefordert, in einer dringenden Angelegenheit als Zeuge auf dem
Kriminalgericht zu erscheinen. Dort angelangt wurde er sofort verhaftet,
nachdem sein Sohn am Tage vorher dasselbe Schicksal gehabt hatte. Er fragte
vergeblich nach der Ursache seiner Verhaftung. Hr. Staatsanwalt Neumann
erwiderte, daß er keinen Grund wisse; man nahm Hrn. Mäder Brieftasche und
Augenglas ab, brachte ihn wie einen Kapitalverbrecher in das Gefängnißzimmer
51, verweigerte ihm Lektüre und reichte ihm nach dem Verlauf von 10 Stunden
Wasser, Brod und eine Suppe. Mittwoch um 10 Uhr wurde er durch die
Verwendung des Hrn. Direktor Rohr vor den Untersuchungsrichter Hrn. Assessor
Wollner geführt, der ihm eröffnete, daß er durch schriftliche Denunciation
angeklagt sei,
am 14. d. M. im Zeughause Waffen ausgetheilt zu haben. Der Angeklagte
beschwor seine Unschuld, beschwor, daß er sich während der Erstürmung des
Zeughauses anderwärts aufgehalten habe, daß er das Alibi durch eine Reihe
glaubwürdiger Zeugen beweisen könne, daß er noch nie in Untersuchung gewesen
sei ‒ alles vergeblich. Er fragte nach dem Namen des Denuncianten, ‒ der
Assessor Wollner nannte ihn nicht, sondern erwiderte die lebhaften
Betheuerungen eines schwergekränkten unbescholtenen Mannes mit schneidendem
Hohn, und erlaubte sich in der Folge gegen ihn eine Reihe so kleinlicher und
empörender Chikanen, daß wir sie in dieser Eingabe zu erwähnen Anstand
nehmen und auf die Beilage I verweisen. Bis zum
Freitag den 23. 41/2 Uhr Nachmittags dauerte der Aufenthalt des Angeklagten
in einem schlechten Kerker, ohne Lektüre, bei einer Kost, daß er sich bald
krank fühlte, ohne daß man ihn mit dem Denuncianten konfrontirte, oder ihn
auch nur nannte und ohne daß man seine Entlastungszeugen citirte. Ja dieser
Aufenthalt sollte, nach der Absicht des Untersuchungsrichters, wie aus
seinen Aeußerungen in der Beilage 3 hervorgeht, Wochen und Monate dauern,
indem man den etc. Mäder ohne Weiteres in einen langwierigen
Hochverrathsprozeß zu verwickeln gedachte. Da gelang es den Bemühungen
seiner Gattin bei dem Hrn. Staatsanwalt Temme, daß das Verhör von sieben
Zeugen des Denuncianten beschleunigt wurde, und da sie sämmtlich nichts
aussagen konnten, was die Verhaftung rechtfertigte, so wurde der etc. Mäder
nebst seinem Sohne vorläufig wieder freigelassen. Gegen seine Gattin
erklärte der Staatsanwalt Hr. Neumann, der am Donnerstag von der Ursache der
Verhaftung nichts wissen wollte, schriftlich, daß er die Denunciation an den
Untersuchungsrichter Assessor Wollner abgegeben habe; über die Art seiner
Verhaftung wies er sie an die Vorgesetzten der Polizei. Hr.
Polizei-Präsident v. Minutoli hat sich mit der tiefsten Entrüstung über
diesen Vorgang ausgesprochen und dem Angeklagten jede Genugthuung von seiner
Seite zugesichert.
@xml:id | #ar039_008 |
@type | jArticle |
@facs | 0192 |
[*] Frankfurt, 8. Juli.
Ueber Verlauf und Ausgang der letzten Turnertagsatzung zu Hanau spricht sich
Adv. Blöde aus Dresden als Augen- und Ohrenzeuge der
dortigen Verhandlungen, in der heutigen Nr. des Fr. Journals, wie folgt aus:
„Die bei der Turnertagsatzung eingetretene Trennung zwischen einer Majorität
und Minorität war keineswegs eine politisch-prinzipielle, keineswegs eine
Trennung zwischen Republikanern und Monarchisten, wie jener Artikel der
Aschaffenburger Zeitung sagt: vielmehr haben auch alle Redner der angeblich
monarchischen Majorität, mit Ausnahme eines Einzigen, sich im Prinzip
entschieden für die republikanische Staatsform (demokratische Republik)
erklärt. Die Frage, welche beide Parteien trennte, war lediglich die: ob es,
in Berücksichtigung des Zweckes der Tagsatzung, die Gründung eines
allgemeinen deutschen Turnerbundes zu bewirken, zweckmäßig sei, ein
politisches Glaubensbekenntniß überhaupt, und namentlich ein bestimmtes, an
die Spitze der Satzungen des Turnerbundes zu stellen. Lediglich hierin
spalteten sich die Ansichten; einzig und allein gegen die Aussprache des
demokratisch-republikanischen Prinzips in den Satzungen erklärte sich die
Majorität der turnerischen Abgeordneten, und nur deshalb, weil dies die
Majorität für eine Lebensfrage ihrer Bestrebungen ansah, schied sie aus. Der
Geist der ganzen Versammlung, der berathenden, sowohl wie der zuhörenden,
war unverkennbar wesentlich republikanisch.“
@xml:id | #ar039_009 |
@type | jArticle |
@facs | 0192 |
[19] Frankfurt, 6. Juli.
Der Fürst Thurn und Taxis und sein ehrenwerthes Substitut Dörnberg haben sich
von Anfang an in merkwürdiger Weise an der deutschen revolutionären Bewegung
betheiligt. Wenn unter ihren Postbeamten einer oder der andere besondere
Thätigkeit in den demokratischen Vereinen zeigt, so wird derselbe in
Erwägung, daß es in Frankfurt an wühlerischen Talenten nicht fehlt, alsbald
in eine beliebige loyale Stadt versetzt, wo seine Wirksamkeit ein reiches
Feld findet. So hat der revolutionäre Bürger Dörnberg, der direkt mit dem
Fürsten Taxis und indirekt noch mit andern fürstlichen Personen verschwägert
ist, im Monat Mai den Postsekretär Klein nach Lübeck versetzt, nachdem
derselbe durch eine republikanische Rede die Aufmerksamkeit der Republik
Frankfurt im Allgemeinen und der republikanischen Polizeifreunde Jucho,
Oehler, Mumm im Besonderen erregt hatte. Gestern ist eine neue Maßregel
dieser Art von dem merkwürdigen Bürger Dörnberg beliebt worden. Dem
Postsekretär Dr. Wilhelmi, Schriftführer des Arbeiter-Vereins und
Abgeordneter des Demokraten-Kongresses, ist die Wahl zwischen Versetzung und
‒ Entlassung anheimgegeben worden, offenbar um durch diese bloß scheinbare
[0193]
Alternative der immer frecher auftretenden Reaktion
keinen Anlaß zur Einschreitung gegen den revolutionären Bürger Dörnberg zu
geben. Bürger Dörnberg ist ein gewiegter Diplomat; dafür bürgte schon seine
stille Verwandtschaft mit dem Fürsten Metternich. ‒ Wir werden daher
demnächst über die gesammten früheren Verdienste des Bürgers Dörnberg eine
allgemeine Uebersicht geben.
@xml:id | #ar039_010 |
@type | jArticle |
@facs | 0193 |
Frankfurt, 6. Juli.
(32. Sitzung der konstituirenden deutschen
Nationalversammlung.) Nach Verlesung des Protokolls wurden zwei
Beiträge zur deutschen Flotte angezeigt, darunter von den Deutschen in Malta
150 fl., von der Garnierischen Erziehungs-Anstalt in Friedrichsdorf 25 fl.
Tagesordnung ist die forgesetzte Berathung über Art. 1. des Entwurfs der
Grundrechte; Der §. 2 lautet: Jeder Deutsche darf an jedem Orte eines
deutsche Staates Aufenthalt nehmen, sich niederlassen, Grundeigenthum
erwerben, Kunst und Gewerbe treiben, das Gemeindebürgerrecht gewinnen, ‒
vorerst unter denselben Bedingungen, wie die Angehörigen des betreffenden
Staates, bis ein Reichsgesetz die zwischen den Gesetzen der einzelnen
Staaten noch obwaltenden Verschiedenheiten völlig ausgleicht.“ Der
volkswirthschaftliche Ausschuß beantragt folgende Fassung: „Jeder Deutsche
hat das Recht an jedem Orte des Reichsgebiets seinen Aufenthalt und Wohnsitz
zu nehmen, Liegenschaften jeder Art zu erwerben, jeden Nahrungszweig zu
betreiben, das Gemeindebürgerrecht zu gewinnen. Die Bedingungen für den
Aufenthalt und Wohnsitz werden durch ein Heimathsgesetz, jene für den
Gewerbsbetrieb durch eine Gewerbeordnung für ganz Deutschland von der
Reichsgewalt festgesetzt. Bis zur Erlassung der betreffenden Reichsgesetze
steht die Ausübung der gedachten Rechte jedem Deutschen in jedem einzelnen
Staate Deutschlands unter denselben Bedingungen wie den Angehörigen dieses
Staates zu.“ Minoritätsgutachten hierzu wurden von den Abgg. Herrmann und
Eisenstuck begründet. Fernere Amendements und Anträge entwickelten die Abgg.
Werner, Tellkampf, Eisenmann, Adams, v. Trütschler, Hollandt. Außer ihnen
sprachen über den Gegenstand noch Behr, Stahl, Edel, Jaup (welcher die
Zurückweisung der §§. 2 und 3 an den Ausschuß zum Zweck veränderter
Redaktion beantragt), Degenkolb etc. Schlöffel beantragte, daß bei dieser,
besonders für den ärmeren Theil des Volks hochwichtigen Angelegenheit alle
Redner gehört werden möchten. Dagegen hatte Venedey zur Abkürzung der
Debatte den Antrag gestellt, daß kein Amendement, welches nicht wenigstens
von 20 Mitgliedern unterstützt worden, begründet werden dürfe. Dieser Antrag
wurde nach einigen Debatten (wobei Giskra berechnete, daß nach dem
bisherigen Berathungsmodus die Debatte bis zum April 1850 dauern würde)
abgelehnt. Der Präsident äußerte die Zuversicht, daß die Erfahrungen der
letzten Tage selbst die Antragsteller veranlassen würden, für die nöthige
Unterstützung ihrer Anträge bedacht zu sein. Die Fortsetzung der Debatte
über §. 2 wurde auf künftigen Montag festgesetzt. Schluß der Sitzung 2 1/2
Uhr. Tagesordnung für Morgen: Berathung über den Antrag des Abgeordneten
Grumbrecht auf Niedersetzung eines Ausschusses für Kirchen- und
Schulangelegenheiten ‒ dann über den Bericht Zachariä's in Betreff der
diplomatischen Verhältnisse zum Auslande, über den Bericht Wydenbrugk's in
gleichem Betreff, und den Antrag des Ausschusses für Wehrverhältnisse, den
gegenwärtigen Zustand und Wahrhaftigkeit Deutschlands und die Mittel zu
dessen Verbesserung betreffend.
[(Fr. J.)]
@xml:id | #ar039_011 |
@type | jArticle |
@facs | 0193 |
Posen.
So eben vernehmen wir aus ganz sicherer Quelle, daß auch in der Gegend von
Grätz und Opalenica und zwar in den Dörfern Urbanowo und Sielinko polnische
Landleute vom preußischen Militär unter Kommando der Offiziere mit
Stockprügeln gemißhandelt worden sind. Nach vollbrachter Exekution mußten
die Gemißhandelten im erstern Orte, so wie die Weiber und Kinder des Dorfes
einigemal „Hurrah“ rufen. ‒ Kaum ist der wegen seines Liberalismus bei den
Polen in sehr hoher Achtung stehende Dr. Mosse von Küstrin, wo er in Haft
war, nach Grätz gekommen, als man ihn sogleich wieder arretirt und in das
Gerichtsgefängniß des letztern Ortes abgeführt hat. Sein Schicksal verdankt
er nur der Sympathie für die gerechte Sache der Polen und seiner geißelnden
Kritik der polenfeindlichen Partei. Bei seiner ersten Verhaftung in Grätz in
der Nacht vom 28. zum 29. April c. wurde er von den Soldaten fürchterlich
gemißhandelt, auch hat er nicht nur von seinen deutschen Freunden, die nun
Feinde geworden sind, sondern auch von seinen Glaubensgenossen, den
Israeliten, manche Schmach erdulden müssen. So viel wir wissen, sind bei der
Stürmung von Grätz am 28. April c. siebenzehn Personen getödtet, darunter
sind viele Wehrlose in den Stuben und Stallungen erschossen, auch eine Frau
fand ihren Tod. Vom Militär gab es keinen Todesfall. ‒ Man bemerkt, daß
jetzt nicht alle Deutsche und Juden über ihre Errungenschaft, durch die
Macht der Kanonen und Bajonnette, triumphiren; Viele gehen in sich und
denken nach. Die Polen, welche überhaupt keine Freunde der Vielschreiberei
sind, halten es oft unter ihrer Würde, entstellte Thatsachen zu berichtigen
und sich in einen Federkrieg mit dergleichen Wahrheitsfreunden
einzulassen.
[(B. Z. H.)]
@xml:id | #ar039_012 |
@type | jArticle |
@facs | 0193 |
Hamburg, 5. Juli.
Den Berichten eines mit dem „Nordstjernan“ aus Kopenhagen und Hamburg
zurückgekehrten Reisenden zufolge war dort am 3ten Morgens ganz allgemein
das Gerücht verbreitet, daß am 2ten d. ein Waffenstillstand zwischen
Deutschland und Dänemark auf drei Monate definitiv abgeschlossen worden. Die
Bedingungen desselben, so weit man sie in Kopenhagen kennen wollte, sollten
folgende sein: Räumung Fühnens von Seiten der schwedischen, Schleswigs von
Seiten der deutschen Truppen; Schleswig bleibt völlig unbesetzt; Aufhebung
der Blokade der deutschen Häfen und Freigebung der in Kopenhagen retinirten
deutschen Schiffe, Letzteres, sobald der Geldwerth der von den preußischen
Truppen in Jütland gemachten Requisitionen ermittelt und erstattet ist.
[(B. Z. H.)]
@xml:id | #ar039_013 |
@type | jArticle |
@facs | 0193 |
[*] Hamburg, 6. Juli.
Der Abschluß eines Waffenstillstandes auf 3 Monate zwischen Deutschland und
Dänemark steht fest und ist sofort nach Berlin zur Ratifikation übersandt
worden.
‒ Dem Vernehmen nach, bemerkt die heutige Nro. der „Börsenhalle“, wird, den
Bestimmungen des zwischen Deutschland und Dänemark abgeschlossenen
Waffenstillstandes gemäß, zehn Tage nach erfolgter Ratifikation desselben
die Freigebung der in Kopenhagen zurückgehaltenen deutschen Schiffe und
sechs Tage nach erfolgter Ratifikation die Aufhebung der Blokade der
deutschen Häfen stattfinden.
@xml:id | #ar039_014 |
@type | jArticle |
@facs | 0193 |
Freiburg, 5. Juli.
Gestern Vormittag ist auf Befehl des hiesigen Stadtamtes ein Lehrer am
Lyceum, Hr. Hannemann, verhaftet und in das Kriegsgefängniß geführt worden.
Abends wurde er wieder in Freiheit gesetzt. Ursache der Verhaftung war, daß
er für die republikanischen Flüchtlinge Beiträge sammelte. ‒ So eben
(Morgens 6 Uhr) rücken 300 Mann würtembergische Reiterei hier ein. ‒ In
Mannheim ist der Faktor der Hoff'schen Druckerei verhaftet worden.
Ueberhaupt Verhaftungen durch's ganze Land. So kann und wird es nicht lange
mehr fortgehen.
@xml:id | #ar039_015 |
@type | jArticle |
@facs | 0193 |
Ulm.
Ueber die blutigen Excesse im Schiff haben wir noch Folgendes nachzutragen:
Die Zahl der Verwundeten beträgt im Ganzen 42; von Reitern wurden bis zum
30. Juni verhaftet 26, darunter 14 Unteroffiziere und ein Trompeter.
[(U. K.)]
@xml:id | #ar039_016 |
@type | jArticle |
@facs | 0193 |
[27] Prag, 3. Juli.
Seit gestern ist die Passage über die Karlsbrücke, welche bisher nur bis 10
Uhr Abends gestattet war, gänzlich freigegeben und auch die Kanonen, die am
kleinseitner Brückenende aufgeführt waren, entfernt worden. Wir begrüßen
diese Thatsachen als die ersten Hoffnungszeichen, daß der drückende
Belagerungszustand bald sein Ende finden wird. Uebrigens dauern die
Verhaftungen und Hausdurchsuchungen fort, auch in der Bräuhauslokalität des
Kreuzherrnstiftes wurde ein Requisitorium angestellt. ‒ Die Mühlen in der
Nähe des Transporthauses, von denen aus die gemeldeten nächtlichen Schüsse
gefallen sein sollen, sind gestern militärisch besetzt worden.
@xml:id | #ar039_017 |
@type | jArticle |
@facs | 0193 |
[126]Wien, 2. Juli.
In der gestrigen Sitzung des vereinigten Ausschusses
gab eine Zuschrift des Innern als Antwort über die Prager Ereignisse zu
heftigen Debatten Anlaß. Das Ministerium hatte sich in der Zuschrift die
Phrase erlaubt: „Der Ausschuß hatte seinen sich selbst vorgezeichneten
Wirkungskreis überschritten“. Die Mehrheit des Ausschusses war aber der
Ansicht, daß er gegenüber den terroristischen Maaßregeln in Prag eher nicht
energisch genug aufgetreten.
Dr. Hruby, der zum Ministerium gesendet worden war, um über die immer
ausweichend beantwortete Anfrage über die Prager Ereignisse kathegorische
Rücksprache zu pflegen, referirt, daß der Belagerungszustand in Prag noch
fortdauere, die Waffenablieferungen, Hausuntersuchungen etc., so wie
außerordentliche Gerichte im Gange seien. Das Ministerium hätte den Hofrath
Weingarten nach Prag beordert, um nach seinem Ermessen die zur Herstellung
von Ordnung nothwendigen Maßregeln anzuordnen. Dr. Hruby stellt den Antrag,
es mögen dem Ministerialbevollmächtigten 2 bis 3 Deputirte vom Ausschusse
mitgegeben werden, welche die Sachlage und die Rusultate des merkwürdigen
Prozesses, welcher von Mitschuldigen geleitet wird, studieren und genauen
Bericht erstatten sollten. Nachdem man beschlossen, die Vollmacht der 3
Abgeordneten, Dr. Finger, Dr. Heller und Suttner vom Stellvertreter des
Kaisers unter Gegenzeichnung des Ministeriums ausstellen zu lassen, kommt
man zu dem Beschlusse: Gegen die Aeußerung des Ministeriums Protest
einzulegen, und um Aufklärung zu bitten, wenn der Ausschuß seinen
Wirkungskreis überschritten hätte.
@xml:id | #ar039_018 |
@type | jArticle |
@facs | 0193 |
[*]Aus Tyrol.
Brandis ist noch immer Gouverneur von Tyrol. Wenigstens ist an jenem Herrn
das zu loben, daß er gegen die neue Ordnung der Dinge nicht heimlich und
schleichend, sondern offen mit ungeschlachten Reckenfäusten losschlägt, sich
folglich um desto eher das Genick brechen muß. Kaum hat das Publikum
erfahren, wie dieser Herr die Preßfreiheit versteht, so liegt schon wieder
ein zweites noch viel sauberes Aktenstück gegen ihn vor. Es ist dies sein
Gubernial-Erlaß vom 4. Juni in Betreff der Legion Wiener Studenten, die zur
Vertheidung der Gränzen Tyrols abging und nach Erreichung ihres Zweckes
zurückkehrte, sich auflöste und in ihre verschiedenen Heimathsorte von Tyrol
vertheilte. Jener Erlaß fordert sämmtlich Aufsichtsbehörden, alle Dekanate
und den ihnen untergeordneten Klerus auf, „das geschärfteste Augenmerk auf
jene aufgelöste Kompagnie zu richten, und falls sich Einzelne derselben
Agitationen oder propagandistische Umtriebe zu Schulden kommen ließen, nach
alier Strenge dagegen vorzugehen.“ Dieser nämliche Gouverneur Brandis warnte
jüngst unsern schüchternen Tiroler Boten aus Anlaß eines sehr mäßig
gehaltenen Aufsatzes über unsern neuen Kongreß vor der Aufnahme ähnlicher
„wühlerischer Artikel,“ und befahl der Redaktion dagegen eine Erwiederung in
reaktionärer Tendenz aufzunehmen.
@xml:id | #ar039_019 |
@type | jArticle |
@facs | 0193 |
Aus Südtyrol, 30. Juni.
Venedig wird von der Landseite täglich enger blokirt; so lange es jedoch die
Flotte hat, vermag es sich immer noch zu halten. Die Versuche unsererseits
sich Rivoli's wieder zu bemächtigen sind bis jetzt an der starkverschanzten
Stellung und der Zahl der Piemontesen gescheitert. Die Gefährdung der
Kommunikation auf der Etschstraße hatte zur Folge daß alle Lieferungen an
Getreide und Ochsen für die Armee in Verona über die Valarsa und Valsugana
geleitet und die Contrakte mit den Unternehmern zum großen Schaden des
Aerars abgeändert werden mußten. Nicht die Kriegsergebnisse und die im
wesentlichen unbeträchtlichen Erfolge Karl Alberts dürften zu einer
friedlichen Beilegung der italienischen Frage von östreichischer Seite
geneigt machen, sondern hauptsächlich die finanzielle Bedrängniß, welche
einen nicht geglaubten Grad in kurzer Zeit erreicht hat. Alle Vorboten einer
bedenklichen Aufliegenheit des Schatzes, als: Verbot der Gold- und
Silberausfuhr, Emission neuer Banknoten, gesetzliche Nöthigung zur Annahme
derselben im Verkehr mit Verletzung wohlerworbener Vertragsrechte,
Einforderung der gerichtlichen und administrativen Depositen, endlich Abzüge
an Besoldungen und Einkünften der Beamten und Pensionisten im Civil- und
Militärstande, sowie der geistlichen Pfründner und Orden haben wir
nachgerade über uns hereinkommen lassen müssen. Und dennoch schreitet man
nicht zur raschen Einführung einer zweckmäßig angelegten Einkommensteuer,
die allein aus der nahen Krisis zu retten vermag.
[(A. A. Z.)]
Französische Republik.
@xml:id | #ar039_023 |
@type | jArticle |
@facs | 0193 |
Paris, 5. Juli.
La Font de Villiers, interimistischer Befehlshaber der Mobilgarde, hat eine
Proklamation an die Straßen-Ecken schlagen lassen, worin er die militärische
Tapferkeit der Mobilgarde zwar bis in die Wolken hebt, sie aber doch
auffordert, endlich in die Kompagnien zurückzukehren, „da ohne Disziplin
weder Soldat noch Armee möglich.“ Seit den glorreichen Junitagen treiben
sich diese Februarhelden unausgesetzt in Straßen, Privathäusern und Kneipen
herum.
‒ Gestern Abend belief sich die Zahl der in den Spitälern und Ambulancen noch
liegenden Verwundeten der Bürgerwehr auf 1542.
‒ Louis Napoleon Bonaparte hat von London aus die auf ihn in Korsika
gefallene Wahl verweigert.
‒ In Rouen, Toulon, Toulouse, Marseille etc. gährt es bedrohlich unter den
Arbeitern. Die schmerzlichen Ereignisse in Paris haben das gesammte
französische Proletariat wie ein elektrischer Schlag getroffen. In Rouen
wurden gestern an alle Straßenecken Proklamationen geheftet, welche die dort
herrschende Gährung beschwichtigen sollen. Unsere heutigen Blätter theilen
den Text derselben mit.
‒ Um sich eine Idee zu verschaffen, mit welcher Wahrheitsliebe Lacordaire
sein Blatt, Ere nouvelle, redigirt, möge folgende Thatsache dienen: „Am 23.
Juni war es den Insurgenten gelungen, die Mobilgarde vom Place du Panthéon
und der Umgegend zu vertreiben. In diesem Augenblick strömte ein
unermeßlicher Haufe von Weibern, Kindern u. s. w. aus den Straßen
Mouffetard, Montagne St. Genevieve, Copeau u. s. w. dem Ecole de droit zu,
um hier unter dem Geschrei : Sieg und Plünderung! zu plündern. Alles hatte
sich mit leeren Säcken, Taschen, Körben u. s. w. zu diesem Behufe
versehen.
Kassen, Schränke und sonstige Behälter wurden erbrochen, die Kleider der
Professoren-Familien gestohlen und überhaupt Alles Tragbare fortgeschleppt.
Während die Horde im besten Plündern war, erschallte plötzlich Gewehrfeuer
und Kanonendonner, Alles stäubte auseinander. Es war die Linie, die von der
Rue Saint Jacques, Rue de Grès und [#] her ihren Angriff gegen die
Barrikaden fortsetzte etc.
Diese ganze Erzählung ist eine Erfindung. Die Bewohner der Ecole de droit
haben dies schriftlich erklärt. Einer der Insurgentenchefs hat ferner
bescheinigt, daß im Augenblick der Erstürmung der Ecole de droit ein
einziger Mensch ein Kleid aus einem Schrank stehlen wollte. Demselben wurde
aber sofort Kleid und Gewehr entrissen und er von seinen Kameraden selbst in
den Pompiers- (Löschanstalt) Wachtposten in der Rue Clovis, bei der Rue
Mouffetard, gesperrt. Am vollendetsten lügen nächst der Ere nouvelle, der
Constitutionnel und Siècle.
‒ Nationalversammlung Sitzung vom 5. Juli. Die
Nationalversammlung ernennt durchs Loos einen Deputation für das
Leichenbegängniß des Erzbischofs von Paris.
Marie präsidirt.
Pascal Duprat legt im Namen des Comités der Arbeiter
einen Dekretentwurf nieder, der zum Zweck hat, ein früheres Dekret vom 9.
März abzuschaffen, wodurch die provisorische Regierung die Arbeitsstunden zu Paris und in den Departementen
festgesetzt hatte.
Die provisorische Regierung, sagt Hr. Duprat, hat es sehr brav gemeint, aber
die großmüthigen Empfindungen, die sie aus der täglichen Berührung mit dem
Volk schöpfte, haben sie oft zu weit getrieben. In ihrem Eifer nach
Reformen, die unser gesellschaftlicher Zustand erheischte, hat sie die
Lebensbedingungen der bürgerlichen Oekonomie oft außer Augen verloren. So in
dem Dekret, das die Dauer der Arbeitszeit beschränkt. Sicher, nichts ist
wünschenswerther als eine solche Reform, sie ist nothwendig, man muß es
gestehen, für die intellektuelle und moralische Entwickelung der arbeitenden
Klasse, denn die extreme Ermüdung erniedrigt den Menschen, wie das extreme
Elend und verthiert ihn. Die Regierung hat also das Recht gesetzlich in die
Bedingungen der Arbeit einzugreifen. Sie hat dieß Recht mehr als einmal in
England und in einigen andern Ländern ausgeübt. Wir finden Spuren davon auch
in unserer Gesetzgebung. Aber das Gesetz der provisorischen Regierung hat
die französische Industrie in der Wurzel angegriffen. Es machte ihr die
Konkurrenz mit dem Ausland unmöglich. Die Quelle des Nationalreichthums
vertrocknete. Mit den Interessen ging auch die Freiheit unter. Der Arbeiter
hatte nicht mehr die Freiheit, mit seiner Arbeit seine eigene und die
Subsistenz seiner Familie zu erkaufen. Diese Reform kann nur ganz allmählig
eingeführt werden. Wir schlagen daher ein Dekret in Einem Artikel vor: „Das
Dekret vom 2. März ist annullirt.“ Der Bericht wird gedruckt und vertheilt
werden.
Auf der Tagesordnung befindet sich die Diskussion des Dekretvorschlags
betreffend eine Anleihe von 150 Millionen Fr., die mit der Bank von
Frankreich abgeschlossen ist.
(Siehe den Verfolg in der Beilage.)
[0194]
@type | jAnnouncements |
@facs | 0194 |
Abfahrt der Dampfschiffe.
Kölnische Gesellschaft.
Täglich vom 15. April 1848 an.
Von | Köln | Morgens 51/4 Uhr nach Mainz. |
Von | Köln | Morgens 51/2 Uhr nach Arnheim. |
Von | Köln | Morgens 93/4, Nachm. 23/4 Uhr nach Koblenz. |
Von | Köln | Abends 10 Uhr nach Mannheim. |
Von | Bonn | Morgens 71/2, Mittags 121/2, Nachm. 5 und Nachts 121/4 Uhr rheinaufw. |
Von | Bonn | Morgens 11, Nachm. 11/2, 51/2, u. 73/4
Uhr rheinabwärts. |
Von | Koblenz | Morg. 8, 11, Nachm. 21/2 und 5 Uhr nach Köln. |
Von | Mainz | Morg 7, 101/4, Mittags 123/4 U. n. Köln. |
Von | Mannheim | Morgens 6 Uhr nach Köln. |
Von | Arnheim | Morgens 6 Uhr nach Köln. |
Niederländische Gesellschaft.
Vom 14. Mai 1848 von Köln.
Morgens | 4 Uhr | in einem Tage nach Arnheim, Nymwegen
und Rotterdam täglich (mit Ausnahme von
Samstag). |
Nachts | 12 Uhr | nach Koblenz, Mainz, Mannheim und Ludwigshafen täglich (mit Ausnahme von
Dienstag). |
Düsseldorfer Gesellschaft.
Täglich vom 21. Mai 1848 an.
Von | Köln | Morgens | 53/4 Uhr nach Mainz. |
Von | Köln | Morgens | 81/2 Uhr nach Koblenz. |
Von | Köln | Abends | 41/2 Uhr nach Düsseldorf. |
Von | Köln | Abends | 91/2 Uhr nach Mainz-Frankf. |
Von | Bonn | Morgens | 8 und 11 Uhr, Abends 118/4 aufwärts. |
Von | Bonn | Morg. | 81/2 Uhr nach Köln, Nachm. 1 u. 21/4 Uhr nach
Köln-Düsseld. |
Von | Koblenz | Morgens | 6, 101/2, Mittags 12 nach Köln. |
Von | Mainz | Morgens | 6 u. 73/4 Uhr n. Köln-Düsseldorf. |
Von | Mannheim | Nachmittags | 31/4 Uhr nach Mainz. |
Von | Rotterdam | Morgens | 61/2 Uhr, Monntag, Mittwoch und Samstag nach Köln. |
Von | Arnheim | Nachmittags | 31/2 Uhr, Montag,
Mittwoch und Samstag nach
Köln. |
Rhein-Yssel-Gesellschaft.
Vom 1. April 1848 von Köln.
Abends 8 Uhr jeden Sonntag, Dienstag und Freitag nach Düsseldorf, Wesel, Emmerich, Arnheim, Doesborgh, Zütphen, Deventer,
Zwolle, Kampen u. Amsterdam; in Verbindung
nach Hamburg und Hull.
Bonn-Kölner Eisenbahn.
Vom 15. April 1848 an.
Von Köln nach Bonn.
Morgens | 6 Uhr 30 Minut. |
Morgens | 10 Uhr 00 Minut. |
Vormittags | 11 Uhr 30 Minut. |
Nachmittags | 2 Uhr 50 Minut. |
Abends | 6 Uhr 45 Minut. |
Abends | 8 Uhr 30 Minut. |
Von Bonn nach Köln.
Morgens | 6 Uhr 00 Minut. |
Morgens | 8 Uhr 00 Minut. |
Mittags | 12 Uhr 00 Minut. |
Nachmittags | 2 Uhr 20 Minut. |
Abends | 5 Uhr 00 Minut. |
Abends | 8 Uhr 00 Minut. |
Während der schönen Jahreszeit fährt an jedem Sonn- u. Feiertage ein Extrazug
um 31/2 Nachm. nach Brühl u. 71/2 Abends v. Köln n. Brühl. ‒ Preise: I. Kl. 15 Sgr. II. Kl. 10 Sgr. ‒ III. Kl. 7
Sgr. 6 Pf. ‒ IV. Kl. 5 Sgr.
Köln-Mindener Eisenbahn.
Vom 15. April 1848 an.
Von Deutz nach Düsseldorf.
Morg. | 7 U. 30 M. b. Minden. |
Morg. | 10 U. 00 M. b. Düsseld. |
Nchm. | 4 U. 00 M. b. Hamm. |
Abds. | 6 U. 50 M. b. Düsseld. |
Abds. | 10 U. 00 M. b. Minden. |
Von Düsseldorf nach Deutz.
Morgens | 6 Uhr 00 Minut. |
Morgens | 8 Uhr 00 Minut. |
Nachmittags | 1 Uhr 5 Minut. |
Nachmittags | 3 Uhr 40 Minut. |
Abends | 7 Uhr 00 Minut. |
Preise: I. Kl. 1 Thlr. II. Kl. 20 Sgr. III. Kl. 15
Sgr. IV. Kl. 8 Sgr.
Rheinische Eisenbahn.
Vom 21 Mai 1848 an.
Von Köln nach Aachen.
Morgens 6 Uhr 30 M. ganz Belgien und direkter Anschluss nach Paris mit dem
Nachtzuge von Brüssel.
Morg. 10 Uhr 00 M. bis Antwerpen, Brüssel u. Gent.
Nachm. 3 U. 00 M. b. Lüttich.
Abends 6 Uhr 00 M. bis Aachen.
Von Aachen nach Köln.
Morg. 6 Uhr 45 im Anschluss an das Dampfschiff nach Koblenz, die Bonner und
Mindener Eisenbahn.
Morg. 11 Uhr 00 M. Anschluss an die Bonner und Mindener Eisenbahn.
Nachmittags 3 Uhr 00 M.
Abends 6 Uhr 30 M.
Preise: I. Kl. 2 Thlr. II. Kl. 1 Thlr. 15 Sgr. III.
Kl. 1 Thlr.
von Aachen nach Belgien 61/2
u. 91/4 Uhr Morgens.
121/2 u. 53/4 Uhr Nachm.
Düsseldorf-Elberfelder-Eisenbahn.
Vom 15. April 1848 an.
Von Düsseldorf.
Morgens | 7 Uhr 00 Minut. |
Morgens | 9 Uhr 30 Minut. |
Mittags | 11 Uhr 45 Minut. |
Nachmittags | 2 Uhr 30 Minut. |
Nachmittags | 5 Uhr 30 Minut. |
Abends | 8 Uhr 15 Minut. |
Von Elberfeld.
Morgens | 6 Uhr 45 Minut |
Morgens | 9 Uhr 15 Minut |
Mittags | 11 Uhr 30 Minut |
Nachmittags | 2 Uhr 15 Minut |
Nachmittags | 5 Uhr 15 Minut |
Abends | 8 Uhr 00 Minut |
Preise: I. Kl. 25 Sgr. II. Kl. 18 Sgr. III. Kl. 12
Sgr. 6 Pf..
Im Verlage von L. Sommer (vorm. Strauß), in Wien,
Stadt, Dorotheergasse Nr. 1108, und durch alle Postämter kann pränumirt
werden auf das 2. Semester der Allgemeinen Oesterreichischen Zeitung.
Hauptredakteur: Ernst v. Schwarzer.
Die Allgemeine Oesterreichische Zeitung erscheint täglich, und zwar: Morgens ein ganzer
Bogen, Abends ein halber, und so oft es nothwendig
wird, auch Abends ein ganzer Bogen.
Die Abendbeilage wird nicht, wie dies bei der Wiener Zeitung der Fall ist,
besonders bezahlt.
Pränumeration für das Morgen- und Abendblatt zusammen halbjährig: nämlich vom
Juli bis Dezember 9 Fl., vierteljährig vom Juli bis
September 4 Fl. 30 Kr. C.-M.
Mit täglicher Postversendung halbjährig 11 Fl.
C.-M.
Von nun an auch vierteljährig mit täglicher Postversendung 5 Fl. 20 Kr. C.-M.
Verpachtung der Mineralquelle zu
Birresborn.
Diese im Kreise Prüm bei Birresborn gelegene Mineralquelle, deren Wasser in
der ganzen Rheinprovinz vortheilhaft bekannt ist, wird sammt dem dazu
gehörigen Wohnhause und Oekonomie-Gebäuden, Garten und Bering, am Donnerstag
den 20. Juli d. J., des Nachmittags 3 Uhr, in Trier auf
dem Stadthause, entweder auf 1 Jahr, oder
auf 3, oder auf 3, 6, 9 Jahre, in Folge Verfügung Königlich Hochlöblicher
Regierung dahier, vom 28. dieses, öffentlich verpachtet.
Der Pacht beginnt am 11. August 1848.
Die Bedingungen sind bei der unterzeichneten Verwaltung einzusehen.
Trier, den 30. Juni 1848.
Die Verwaltungs-Kommission der vereinigten
Hospitien.
Alle schriftliche Aufsätze werden abgefaßt, Vormittags Kasinostraße Nr. 8,
Nachmittags Ulrichgasse Nr. 26.
Eigelstein Nr. 16 ist das Unterhaus mit Keller, Küche und 5 bis 6 Zimmer zu
vermiethen.
Ein starker Aufwartsjunge, eine Köchin und ein zweites Mädchen gesucht, große
Neugasse Nr. 36.
Dampfschifffahrt zwischen Bremen und New-York.
Einer von der Direktion in New-York abgeänderten Bestimmung zufolge, wird das
nächste Dampfschiff, der HERMANN, Kapt. Crabtree,erst im Laufe des Monats Juli von hier nach
New-York abgehen.
Bremen im Juni. C. A. Heineken & Comp.
Dampfschifffahrt zwischen Bremen und den Nordseebädern Wangeroog und
Norderney, durch das Bremer eiserne Dampfschiff
„TELEGRAPH“, Kapt. D. de
Harde.
Dasselbe fährt, mit allen zur Bequemlichkeit der Passagiere abzweckenden
Erfordernissen ausgerüstet, während der diesjährigen Saison nach obigen
Bade-Inseln in folgender Ordnung von Bremen ab:
Sonnabend, | Juli | 1. |
Mittwoch, | Juli | 5. |
Montag, | Juli | 10. |
Sonnabend, | Juli | 15. |
Donnerstag, | Juli | 20. |
Montag, | Juli | 24. |
Sonnabend, | Juli | 29. |
Donnerstag, | Juli | 3. |
Dienstag, | Aug. | 8. |
Sonntag, | Aug. | 13. |
Freitag, | Aug. | 18. |
Mittwoch, | Aug. | 23. |
Montag, | Aug. | 28. |
Sonnabend, | Sept. | 2. |
Freitag, | Sept. | 8. |
Mittwoch, | Sept. | 13. |
Die Abreise von Bremen findet größtentheils in den frühesten Morgenstunden
statt, und wird seiner Zeit durch die hiesigen öffentlichen Blätter näher
bezeichnet werden, so wie auch die Abfahrt von Norderney, welche gewöhnlich
den Tag nach der Ankunft erfolgt. Sollte aber der niedrige Wasserstand es
nicht gestatten, daß die Abfahrt direkt von Bremen geschieht, so wird von
Seiten der Direktion dafür gesorgt werden, daß die Passagiere und deren
Effekten bis Vegesack Beförderung finden, woselbst alsdann der Telegraph sie
aufnimmt und bei eintretender Fluth ihrer Bestimmung zuführt.
So lange die Saison zu Wangeroog dauert, wird das Schiff daselbst, auf der
Hinreise sowohl, wie auf der Rückreise von Norderney, anlaufen.
Bei den verschiedenen Weser-Stationen legt das Schiff nur dann an, wenn sich
durch Signale Passagiere zur Mitfahrt melden.
Weitere Nachricht ertheilt
Bremen im Juni. H. Aug. Heineken, Schiffsmakler.
Von heute an erscheint bei mir: Der Volksfreund.
Eine Wochenschrift für Westphalen.
Redakteur: Rud. Rempel in Bielefeld.
Die Tendenz des Blattes ist entschieden demokratisch.
Dasselbe erscheint jeden Sonnabend in einem Bogen und kostet vierteljährlich
6 Sgr., exclusive Postaufschlag.
Alle Buchhandlungen und Postämter nehmen Bestellungen an.
Bielefeld, 1. Juli 1848.
Aug. Helmich.
Der Beachtung demokratischer Vereine empfohlen!
Der Wächter an der Ostsee.
Demokratisches Organ.
Herausgegeben von W. Lüders.
Alles für das Volk, Alles durch das Volk! Die Souveränität des Volkes werde
eine Wahrheit. Bildung, Freiheit und Wohlstand für Alle durch Humanisirung
unseres Staats- und gesellschaftlichen Lebens.
Das Blatt erscheint in Stettin sechsmal wöchentlich, wird durch die Post
täglich, durch den Buchhandel einmal wöchentlich versandt. Preis
vierteljährlich auf allen preuß. Postämtern 1 Thlr. Probenummern werden
durch die Post gratis geliefert, sind auf dem Ober-Postamte in Köln
vorräthig.
Tapeten und Borden eigner Fabrik in reicher Auswahl
zu äußerst billigen Preisen, ordinäre à 3 Sgr., Glanztapeten à 5 Sgr. die
Rolle, empfiehlt
P. J. Krebs, Apernstraße 20-22
Schützenangelegenheit.
Die Mitglieder der sich unterm 1. Juli neugebildeten Schützenkompagnie werden
auf heute Abend 8 Uhr in der Salzgasse Nro. 7 zur Wahl eines prov. Chefs
eingeladen. Neue Einzeichnungen werden daselbst entgegengenommen; den Listen
sind die Bedingungen der Aufnahme beigefügt.
Das Comite.
Heilsame Erfindung.
Hümmerts Pollutions-Verhütungs-Instrument, welches, ohne im geringsten
Unannehmlichkeiten oder nachtheilige Folgen für die Gesundheit
herbeizuführen, durchaus keine Pollution zuläßt. Die Wahrheit dieser Aussage
ist durch vielfache Erfahrungen bestätigt, und durch Zeugnisse von den
berühmtesten Aerzten, als von Herrn Prof. Dr. Braune, Prof. Dr. Cerutti, Prof. Dr. Carus zu Leipzig, Herrn Geh. Med.-Rath Dr. v. Blödau zu Sondershausen und vielen Andern
dargethan, weshalb ich mich jeder weitern Empfehlung enthalte. Da das
Instrument in Holz bei Bewegungen im Schlafe leicht zerbricht, so sind nun
auch welche in Metall zu nachstehenden Preisen zu haben, und erhält man
gegen portofreie Einsendung des Betrages Instrument nebst Gebrauchsanweisung
vom Unterzeichneten zugeschickt.
1 | Instrument | in | feinstem | Neusilber | 4 | Thlr. | Pr. | Cour. |
1 | Instrument | in | feinstem | Messing | 3 | Thlr. | Pr. | Cour. |
1 | Instrument | in | feinstem | Holz | 2 | Thlr. | Pr. | Cour. |
Bleicherode bei Nordhausen, 1848.
K. Frankenheim.
Frankfurter Hof in Köln
Im Mittelpunkt der Stadt gelegen, empfiehlt sich derselbe durch seine
elegante Einrichtung und billige Preise.
Logis und Frühstück 15 Sgr. Diner 1/2 Thlr. Wein 16 Sgr.
Edmund Leonhard.
Eine große Auswahl von Häusern sind zu billigen Preisen zu verkaufen und zu
vermiethen. Kapitalien gegen erste Hypotheke werden gesucht. Näheres bei J.
P. Spendeck, gr. Neugasse 18.
Das wohl assortirte Lager von echtem Eau de Cologne eigener Fabrik, empfehlen
zu den billigsten Preisen, J. P. Spendeck & Comp. in Köln, große
Neugasse Nr. 18 nahe beim Dom und Altenmarkt.
Gesuch einer Stelle als Handlungsgehülfe, für einen
soliden jungen Mann, welcher seit mehreren Jahren im Kolonial-, Farb- und
Droguerie-Waarengeschäft thätig war und die besten Zeugnisse seiner
Fähigkeiten und Leistungen besitzt. Näheres bei J. P. Spendeck in Köln,
große Neugasse Nro. 18.
Bei Wilh. Greven, Herzopstraße Nro. ‒ 1 in Köln, ist
so eben in Kommission erschienen: Der Criminalprozeß wider mich wegen Verleitung zum Cassetten-Diebstahl, oder: die
Anklage der moralischen Mitschuld. Ein Tendenz-Prozeß von F. Lassalle.
I. Lieferung. Enthaltend': 1. Vorwort. 2. Den Anklage-Akt wider mich, nebst
Beschluß des rhein. Appell.-Gerichtshofes vom 12. Mai 1848. 3. Mein von
jener Entscheidung vom 12. Mai dem rhein. Appell.-Gerichtshofe eingereichtes
Memoire. (Auf Kosten des Verfassers). gr. 8. broch. Preis 5 Sgr.
Seit dem 1. Juni erscheint in der Vereins-Buchdruckerei zu Berlin und ist
durch alle Buchhandlungen und Postämter zu beziehen: Das
Volk.
Organ des Central-Comités für Arbeiter.
Eine sozial-politische Zeitschrift
Herausgegeben von Schriftsetzer Born.
Wöchentlich dreimal. Vierteljahrspreis 183/4 Sgr.
Zu recht zahlreichen Abonnements für das beginnende Quartal laden wir hiermit
ein. Die Zeitschrift behandelt außer den Interessen der Arbeiter auch die
politischen Tagesangelegenheiten vom reindemokratischen Standpunkte. Einige
Exemplare des Monats Juni können ebenfalls noch bezogen werden und zwar zu
dem Preise von 63/3 Sgr.
Die Berliner Vereins-Buchdruckerei.
Gesuch einer Stelle für das Reisefach für einen kautionsfähigen Mann in dem
Alter von 33 Jahren, welcher mehrere Jahre in einem
Manufakturwaaren-Geschäft auf dem Comptoir und auf Reisen im Zollverein, der
Rheinprovinz, Westphalen etc. beschäftigt war und über seine Persönlichkeit
und Leistungen die besten Zeugnisse besitzt. Näheres bei J. P. Spendeck in
Köln, große Neugasse Nr. 18.
Bitte um Arbeit.
Ein Familienvater einer Frau nebst 3 Kindern, welcher auf Verordnung seiner
Aerzte wegen Brustschwäche seiner Profession durchaus entsagen mußte, sucht
in dieser bedrängten Lage eine ihm passende Beschäftigung, sei es um
Kommissionen zu verrichten oder irgend eine andere Stellung, welche die
Existenz und das Brod der Seinigen sichert.
Anerbietungen werden gerne entgegengenommen in der Expedition dieses
Blattes