[0183]
Neue Rheinische Zeitung.
Organ der Demokratie.
No. 37. Köln, Freitag 7. Juli 1848.
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Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juni an täglich. Bestellungen für dies Quartal, Juli bis September, wolle man baldigst machen. Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an.
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Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung.
Zu Nro. 36 der Neuen Rheinischen Zeitung wurde gestern Morgen eine Extra Beilage ausgegeben.
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Uebersicht.
Deutschland. Köln (gerichtliche Untersuchung gegen die „Neue Rheinische Zeitung.“ ‒ Reklamationen der schleswig-holstein'schen Freischärler. ‒ Berliner Vereinbarungsdebatten). Berlin (Konstabler. Die Spielbanken. Reaktionäre Lügen. Hansemann und das Geschwornengericht). Frankfurt (Sitzung der Nationalversammlung). Landau (Militäraufruhr). Wien (ein Urtheil über Hansemann. ‒ Die Reichstagsdeputirten, besonders die polnischen). Prag (Hausdurchsuchungen. Unruhen in Beraun).
Ungarn. Vincovie (ein Türkenkordon). Temesvar (Weißkirchen überfallen).
Frankreich. Paris (Korrespondenz. ‒ Sitzung der Nationalversammlung vom 9. Juni. ‒ Der „Bien public.“ ‒ Der „Peuple constituant.“ ‒ Die „Nouvelles du Jour.“
Spanien. (Hofgeschichten).
Italien. Neapel (Vorfälle in der Hauptstadt und in den Provinzen. Rom „Il Contemperaneo“ über den Slavenkongreß).
Großbritannien. London (Parlament). Dublin. (Ein Artikel in „The Nation).“
Neueste Nachrichten.
Deutschland.
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Edition: [Karl Marx: Gerichtliche Untersuchung gegen die Neue Rheinische Zeitung. In: MEGA2 I/7. S. 268.]
[*] Köln, 6. Juli.
Wir erhalten so eben folgende Entgegnung auf den in der gestrigen Rheinischen Zeitung abgedruckten Artikel, de dato Köln, 4. Juli, betreffend die Verhaftung der HH. Dr. Gottschalk und Anneke.
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[**] Köln, 6. Juli.
Wir beeilen uns folgende Reklamationen dem Publikum mitzutheilen:
Herr Redakteur!
Aus beiliegendem Schreiben an den Deputirten der Nationalversammlung, Herrn Gladbach, werden Sie über das Schicksal aufgeklärt, welches meinem in unserem gestrigen Verwahrsam abgefaßten Berichte beschieden war. Ich überschicke Ihnen das Schreiben an Herrn Gladbach sowohl, wie ein Gesuch an den Oberpräsidenten in Koblenz zur Veröffentlichung. Ich möchte, daß die Neuwieder Polizeigardisten dadurch ein wenig aufgeklärt würden über ihre Bürgerpflicht und einsehen lernten, wie arg sie sich haben mißbrauchen lassen. Wehe, wenn das schöne Institut der Bürgerwehr sich herabwürdigen läßt, zu einer blinden, willenlosen und diensteifrigen Polizeidienerschaft. Sie sollen, die bewaffneten Bürger, immerhin für ihr Eigenthum und die Ordnung stehen; aber sie sollen es nur da thun, wo sie sehen, daß jene gefährdet werden. Die Neuwieder Bürger haben noch nicht gelernt, als freie Männer die Wehr zu handhaben; die Kölnische Zeitung, das Blatt, welches sie am Gärgelbande führt, wird sie nie von ihrem Polizeigeiste befreien.
An den Abgeordneten zur preußischen Nationalversammlung, Herrn Gladbach in Berlin.
Geehrter Herr!
Was in Spandau an unseren Kameraden verübt worden, dasselbe ist an uns, dem Reste der VI. Kompagnie auf eine noch tausendmal perfidere und barbarischere Weise am freien deutschen Rhein geschehen! Empfangen Sie, werthester Herr, zunächst den wärmsten Dank für die Theilnahme und die schönen Worte, welche Sie unserer ungerechter Weise niedergedrückten Sache geliehen haben.
Wir kennen keinen Ort, wo wir Gerechtigkeit finden könnten, wenn es die Nationalversammlung nicht ist, nur möge sich dieselbe nicht abschrecken lassen von der Bahn des Wahren und des Rechten, durch eine in die Luft gesprochene unwahre Beschuldigung, als ob wir junge, im Kampfe für ein undankbares Vaterland erprobten Leute anarchische Bestrebungen hätten! Fragen Sie nach Beweisen, oder ist es zu geringfügig, dafür bewiesene Motive statt Lügen zu verlangen, wenn die muthigsten, männlichsten Söhne des Vaterland's wie Straßenräuber behandelt werden? Wer wird noch eine Waffe ergreifen, wenn einem Staate Gefahr droht der nichts für seine Kämpfer übrig hat, als abgeschmackte Lügen und polizeilich militärische Maßregeln; wer wagt es zu gestehen, einem solchen Staate gedient zu haben, ohne zu erröthen? ‒ Wir sind, wie Sie wissen, aus dem Tannschen Korps ausgetreten, weil wir uns dem alten Soldatengeiste, der darin zur Herrschaft gelangt war, nicht unterwerfen wollten; wir sind ehrenvoll aus dem Korps geschieden, und waren selbst damals noch geblieben, als wir Ursache genug hatten, unser Blut nicht länger aufs Spiel zu setzen, um die durch den Rückzug aus Jütland gemachten Fehler der Kabinetspolitik abzuwaschen. Vermittelst freier Eisenbahnbeförderung gelangten wir nach Köln, wo die Dampfschifffahrtsgesellschaft die von uns beanspruchte und von dem Bureau der Freiwilligen in Altona erbetene freie Fahrt nicht gestattete. So fuhren wir denn auf unsere Kosten per Eisenbahn nach Bonn, von wo aus wir zu Fuß rheinaufwärts marschirten. In den Orten, in welchen wir übernachteten, in Königswinter, Linz und auch anderswo, wie auf einem Hofe bei Plittersdorf, durch welchen Ort wir marschirten, wurden wir von den Bewohnern auf das freundlichste aufgenommen und bewirthet. Auch in Neuwied begrüßten uns die Bürger herzlich, und waren gegen uns so lange freundschaftlich, bis sie durch ausgesprengte Lügen uns feindlich werden mußten. Wir übernachteten in dieser Stadt und zogen in aller Ordnung, begleitet von unseren gastfreien Wirthen an den Rhein herunter, um uns übersetzen zu lassen und gen Koblenz auszurücken. Eben als wir im Begriff waren, die Kähne zu besteigen, erschollen in allen Straßen die Alarmtrompeten, und als wir eben vom Ufer abstoßen wollten, stürzte in der größten Hast ein Hauptmann der augenblicklich in Neuwied stationirenden preußischen Jägerabtheilung herbei, laut schreiend, nicht abfahren, nicht abfahren. Hinter ihm hatten sich im Nu die Soldaten und die Bürgerwehr, erstere 150, letztere 3 400 an der Zahl aufgepflanzt, auf dem linken Rheinufer bewegte sich ein Trupp Dragoner. Sie können sich denken, daß wir überrascht von einer so großartigen militärischen Machtentfaltung wurden, und es fehlte nichts als rothe Röcke, um uns zu überzeugen, daß die Dänen aus Schleswig nach Neuwied gekommen. Soldaten und Bürger luden ihre Gewehre mit nicht verkennbarem Muthe und der augenscheinliche Freude darüber, einmal auch etwas zu thun zu bekommen. Wir standen im Kahne, die Polizeimannschaft schußfertig, umgeben von einer Masse unbewaffneten Volkes, von Frauen und Kindern. ‒ Ein Augenblick, dem Entsetzliches hätte folgen können, besonders, da wir den vernünftigen Theil des Volkes auf unserre Seite hatten, und da der preußische Hauptmann von einem der Männer aus dem Volke unangenehm berührt, und in den Rhein gewandert wäre, hätten ihn nicht zwei der unsrigen aus den Händen des Volkes befreit. Wir stiegen nach und nach ans Land und gaben unter Thränen die Waffen an die Bürgerwehr, die Waffen, welche wir aus unserer Heimath nach Jütland getragen, welche wir im Dänenkampfe geweiht, und welche unsere Brüder in Schleswig-Holstein uns mit Eichenlaub geschmückt hatten. Ich habe gesehen, daß einer von uns ohnmächtig in Krämpfen auf die Erde niederfiel, als er seine Büchse hinreichte. Die bewaffnete 500 Mann starke Macht, nahm unsre unbewaffnete 48 Mann starke Schaar in ihre Mitte, führte uns über die Straßen in einen engen Hofraum, zwängte uns in die Mitte zahlreicher Bajonette, und ließ uns den gaffenden Blicken der Nachbarschaft ausgesetzt den ganzen Tag bis 7 Uhr Abends unter freiem Himmel. Um diese Stunde kam ein Regierungs-Assessor aus Koblenz an, da erst erfuhren wir, was wir verbrochen haben sollten. Denn die vielen Gerüchte, welche den Tag über in unser Ohr drangen, und derenthalber uns die Umgebung mit abscheuvollen Blicken ansah, die Gerüchte, daß wir Dörfer in Brand gesteckt und Frauen und Kinder ermordet etc., waren zwar aus jener offiziellen Lüge entsprungen, welche scheinbar unsere Verhaftung veranlaßte, aber sie lagen der Ordre des Vicepräsidiums dennoch nicht zum Grunde. Diese beschränkte sich auf die offenbar erlogene Anschuldigung, wir hätten in Plittersdorf gebrandschatzt. ‒ Das Verhör dauerte bis in die Nacht hinein und endete heute Morgen um 10 Uhr. Resultat: Jeder wird per Zwangspaß nach seinem Geburtsort befördert. Nun waren aber viele unserer Kameraden nicht von ihrem Geburtsorte aus nach Schleswig-Holstein gezogen; andere sind Künstler und gedachten den freudigen Rückmarsch aus dem Kampfe zugleich als eine Studienreise an dem freien deutschen Rhein zu benutzen; andere sind Handwerker, welche in ihrer Heimath das nicht wieder finden, was sie aus Vaterlandsliebe bei ihrem Auszuge auf das Feld der Ehre zurückgelassen hatten und weiche sich am freien deutschen Rhein Arbeit suchen wollten; andere wollten aus Anhänglichkeit und Kameradschaft die heimkehrende rheinische Kompagnie bis Koblenz begleiten, in welcher Stadt der Hauptman St. Aug. Reifferscheid zu Hause ist. Unsere Waffen mußten wir in Neuwied zurück lassen und uns mit dem Versprechen genügen, dieselben sollten in unsere Heimathsörter an die Polizeibehörden geschickt werden.
Geehrter Herr, ich habe Ihnen der vollen Wahrheit gemäß, die Schmach erzählt, mit der unsere Regierung uns behandelte; ich habe Einzelhei ten nicht einmal berührt, ich habe nicht angeführt, daß man mir in unserer Gefangenschaft nicht erlaubte, einen Aufruf an die Köln. Ztg. zu schreiben, wodurch ich die Bewohner des Rheins, welche uns auf dem Marsche gesehen, zum Zeugnißablegen auffordern wollte, und als ich doch geschrieben hatte, man mir die Briefe weg nahm; ich habe nicht erwähnt, wie die Bürgergardisten in ihrem Polizeieifer so weit gingen, daß sie die Wohnung eines Privatmannes gewaltsam erbrachen, um unsere Waffen aufzusuchen, und ich enthebe mich der Mühe, den Beweis für unsere Unschuld und für die Lügenhaftigkeit unserer Anschuldigung zu liefern.
Die 6te Kompagnie, geehrter Herr, appellirt an Sie und durch Sie an die Nationalversammlung, und bittet Sie um die gerechte Theilnahme und Fürsprache, welche Sie schon einmal für dieselbe an den Tag gelegt haben. Dulden Sie nicht, daß diese himmelschreiende Ungerechtigkeit ungerächt, dulden Sie nicht, daß wir länger unter einem Volke leben müssen, welches durch Lügen verführt wurde, die Kämpfer von Hostrup zu verachten.
Der Unterzeichnete hat diese Zeilen an Sie gerichtet, weil er in der 6ten Komp. das Amt des Ehrenvorsitzers geführt, er hofft gemeinsam mit seinen Kameraden, nicht vergebens an einen Deputirten der Nationalversammlung, und an diese selbst appellirt zu haben, und zeichnet mit aller Achtung ergebenst
Coblenz d. 3. Juli 1848. P. Imandt, Stud. Phil. aus Trier.
Herr Eichmann!
Der Unterzeichnete verwaltete in der VI. Comp. des v. d. Tann'schen Freicorps das Amt des Ehrenraths-Vorsitzers, woher ihm die Verpflichtung erwächst, sich in einer Sache an Sie zu wenden, welche die ganze VI. Comp. betrifft.
Aus der ministeriellen Antwort, welche dem Deputirten der National-Versammlung, Herrn Gladbach, wurde und aus manchen andern kann über die Motive, aus welchen das preußische Ministerium einen Theil der VI. Comp. in Spandau und einen anderen in Neuwied zu entwaffnen befohlen hat, kein Zweifel mehr herrschen. Anderswo hoffe ich, wird das Nöthige geschehen, um der Oeffentlichkeit gegenüber zu zeigen, wie ganz ohne Grund jener Befehl selbst gegeben wurde.
Bei unserer Entwaffnung und polizeilich-militärischen Gefangennahme und Einsperrung, wozu Sie die Ordre gegeben haben, spielte die unwahre Beschuldigung, daß wir in Plittersdorf bei Bonn gebrandschatzt und wer weiß was sonst noch gethan hätten, eine nicht unbedeutende Rolle, indem sie die diensteifrige Neuwieder Bürgerwehr gegen uns als die vermeintlichen Verletzer des Eigenthums aufbrachte und zu hundert andern wunderlichen Gerüchten die Veranlassung gab. Dem Verhaftungsbefehl hat die bezeichnete Lüge wirklich offiziell zu Grunde gelegen und die ganze, ungerechte und unwürdige Behandlung, welche uns wiederfuhr, ist aus ihr hervorgegangen.
Herr Oberpräsident, es ist nothwendig, daß so bald als möglich jene Unwahrheit, wodurch wir schmachvoll behandelt wurden, offen dem Volke vor die Augen gelegt wird, für das wir unser Leben den dänischen Kugeln preisgaben und in dessen Mitte wir leben.
Daher gebe ich diesen Zeilen die Form eines gehorsamen Gesuchs an Sie, daß Sie ein amtliches Zeugniß des Mannes öffentlich vorlegen lassen mögen, in dessen Hause wir gebrandschatzt haben und unterzeichne
P. Imandt, Stud. phil.
Coblenz, den 3. Juli 1848.
Die Brandschatzung, welche die Freischärler im Auerhof bei Plittersdorf verübt haben sollen und welche als Grund ihrer Entwaffnung und Verhaftung in Neuwied vorgeschoben wurde, erhält durch folgende freie Zeugnisse [0184] den Charakter einer Art von Brandschatzung, wie sie bisher noch nicht bekannt war.
1) Es war am 29. Juni l. J., als des Morgens gegen 9 Uhr drei Herrn anständig zu mir ins Haus traten und mir sagten, es seien draußen 50 von Schleswig-Holstein heimkehrende Freischärler, für welche ich ein kleines Frühstück ‒ Milch, Wasser und Butterbrod gefälligst reichen möchte. Ich bin selbst Soldat gewesen und gewährte daher die mir gestellte Bitte auf das bereitwilligste. Ich ließ das Verlangte hinaustragen, gesellte mich unter die jungen Krieger und sah zu, wie sie ihr Frühstück verzehrten. Ebenso wie hier habe ich diese Sache vor unserm Bürgermeister, der mich verhörte, erzählt. Diese meine Aussage beglaubige ich durch meine Unterschrift und bezeuge auch, daß die Leute von hier direkt nach Königswinter friedlich und anständig gezogen sind.
Auerhof bei Plittersdorf, den 4. Juli 1848.
(Gez.) Paul Wirtz.
Nichts Nachtheiliges zu bemerken bescheinigt Plittersdorf bei Bonn, den 4. Juli 1848
Der Gemeindevorsteher, (gez.) Scheben.
2) Die unterzeichneten Bürger bescheinigen hiermit, daß ein bewaffneter Trupp von 52 Mann heimkehrender v. d. Tann'scher Freischärler, aus Schleswig-Holstein kommend, unter Führung des Hauptmanns Reiferscheid, Lieutenants Schex und Lieutenants Imandt am 29. Juni l. J. freiwillig hier einquartirt wurden und sich bis zum 30. gegen 10 Uhr, wo dieselben ihren Marsch fortsetzten, durch anständiges Betragen und moralische Führung die Liebe und Achtung sämmtlicher Bürger erworben haben.
Königswinter, den 4. Juli 1848.
(Gez.) L. J. Hermanns, Stadtrath. Hieron. Hermanns. Mertens. v. Delitz, General-Lieutenant a. D. W. Richarz. N. Winterrath. L. Genger. P. J. Feyen. Ittenbach. G. Spindler. Krämer. Steph. Gürtler. P. Dewald. P. Spindler. M Balien. N. Bachem. J. W. Zilles. Jg. Spindler. Th. Daesen, Kirchenrendant. G. Rutscheid. F. J. Dumont. H. J. Knützen. M. Krämer. K. Schmitz. M. G. Stang, königl. Geometer. P. J. Kunbach. Theod. Hermanns. v. Hutzettnitz. Theod. Koppmann.
Andernach, 2. Juli. 1848.
Gestern las ich in Ihrer Zeitung einen Artikel aus Berlin, wonach 4 der Freischärler von der aufgelösten 6. Kompagnie des v. d. Tann'schen Freikorps auf der Eisenbahn in Spandau arretirt wurden.
Heute habe ich Ihnen eine ähnliche Willkühr von Seiten des Militärs gegen die Freischärler zu berichten. Es kamen nämtich gestern von Linz circa 50 Freischärler von derselben Kompagnie hier an, und wollten auf eine Nacht Quartier haben, um heute ihre Reise nach ihrer Heimath fortzusetzen.
Der hiesige Bürgermeister verweigerte dies. Sie gingen deshalb mit Ausnahme von Zweien nach Neuwied, wo sie Quartier erhielten. Heute Morgen, nachdem sämmtliche Freischärler schon auf der Brücke waren, um nach Koblenz weiter zu marschiren, wurde Allarm geblasen und circa 400 Mann der in Neuwied garnisonirenden 8. Jäger-Abtheilung und circa 600 Mann Bürgermilitär, waren augenblicklich unter den Waffen, und arretirten nachdem sämmtliche Soldaten scharf geladen hatten, die wenigen 46 Mann. Auf die Frage warum sie arretirt werden sollen gab man zur Antwort: „Dies werdet Ihr später erfahren.“ Nun wurden den Leuten, die für die deutsche Sache so tapfer und muthig gekämpft haben, ihre Waffen abgenommen, und sie mußten ins Gefängniß wandern. Das ist nun der Dank für die Strapazen und Mühen, denen diese Leuten sich mit Luft und Liebe zum Vaterlande geopfert haben.
Mit aller Hochachtung Ihr ergebener W. R.
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Edition: [Friedrich Engels: Berliner Vereinbarungsdebatten vom 30. Juni 1848. In: MEGA2 I/7. S. 271.]
[**] Köln, 6. Juli.
Während in Berlin die Ministerkrisis Nr. 2 ihren weiteren Verlauf nimmt,
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[*] Köln, 6. Juli.
Justizrath Kyll, der Stellvertreter des Herrn Camphausen für die Berliner Vereinbarungsversammlung ist nach Berlin einberufen worden. Herr Camphausen wird also wohl nach Frankfurt gehen und wie wir hoffen Reichsminister werden.
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Berlin, 4. Juli.
Die Spielbanken sind am Sonntag Nachmittag auf eine eben so praktische als erfreuliche Weise von dem Platz vor den Zelten entfernt worden. Es hatten sich nicht weniger als neun und zwanzig Roulettische etablirt, welche dort bereits vor dem Beginn der gewöhnlichen Volksversammlung ihr Unwesen trieben. Ein Mann aus dem Volke ‒ seiner Kleidung nach ein Arbeitsmann ‒ der dem Treiben einige Zeit ruhig zugesehen hatte, wandte sich plötzlich an die Versammelten, stellte ihnen das Gefährliche und Verwerfliche dieses Treibens vor und fragte sie, ob sie ihm behüflich sei wollten, die Spieltische zu entfernen. Ein allgemeines Ja! war die Antwort und die Masse rückte alsbald wohlgeordnet gegen den Feind aller gesellschaftlichen Ordnung vor. Der Arbeitmann redete die Bankhalter ruhig an, setzte ihnen das Unzulässige ihres Treibens auseinander und ersuchte sie alsdann, „um sich keine Weiterungen zu verursachen“, das Feld zu räumen. Im Nu waren alle Tische verschwunden, Einige mit einer Eilfertigkeit, daß sie das Geld auf der Erde verloren. Mehrere Soldaten, welche vorher ihr Geld verspielt hatten, kamen jetzt auf den Einfall, daß es an der Zeit sein möchte, sich desselben in aller Eile wieder zu bemächtigen. Sie ergriffen daher einen der Bankhalter, dem sie in der Leidenschaft sogar thätlich zusetzten. Allein jetzt wandten sich die Vollstrecker des Volksrechts gegen diese Letzteren und bedeuteten ihnen, daß die Sache so nicht gemeint worden. Verspielt sei auch verloren; man möge die Leute ruhig abziehen lassen. Das war das Ende der Spielbanken unter den Zelten.
‒ Das Institut der Constabler wird in diesen Tagen in Thätigkeit treten. Gestern sind gegen fünfhundert zu diesem Dienst bestimmte Männer durch vier Kommissarien einer besonderen Prüfung rücksichtlich ihrer zu dem Amt erforderlichen Vorkenntnisse unterworfen worden.
[(Voss. Z.)]
‒ Ein Artikel in der „Allgem. Oester. Zeit.“ über das Ministerium Auerswald-Hansemann enthält viel Richtiges und Beherzigenswerthes. Unter Anderm heißt es darin: Nach langen Geburtswehen ist unser Ministerium endlich zur Welt gekommen ‒ wir fürchten, daß es sich die Mühe hatte sparen können. Die achtköpfige Mißgeburt ist zu ungleich zusammengesetzt, die Parteien in und außerhalb der Nationalversammlung zu schroff gespalten, als daß dieses Ministerium, und gerade dieses, sich lange behaupten könnte. Einerseits kann die Krone den Gedanken an ihre alte Machtfülle nicht aufgeben; blind für die Zukunft, wird sie Unrettbares retten wollen, und sich keinem Ministertum auf die Dauer hingeben, welches die Volksinteressen höher stellt als die dynastischen. Andererseits wird auch das Volk von den verschiedensten politischen Leidenschaften bewegt. Zahllos ist die Menge derjenigen, welche im innersten Herzen Anhänger des alten Systems zur Fahne der Konstitution nur aus Heuchelei schwören; eine andere Partei ist der Idee der Theilung der Gewalten aufrichtig ergeben; andere wollen ein demokratisches Königthum, noch andere ‒ und die Zahl ihrer Anhänger wächst täglich ‒ die Republik … Die Seele, der leitende Gedanke des Kabinets ist Hansemann, der die Laufbahn eines Talleyrand würdig zu beschreiten beginnt. Sie erinnern sich, noch vor wenig Wochen hat er die Revolution, seine Mutter, verleugnet, heute, der Großmüthige, sie anerkannt, sie öffentlich begrüßt und umarmt. Es ist ehrenwerth, wenn Staatsmänner, deren Ansichten im Laufe der Jahre eine Umwandlung erlitten haben, dies öffentlich eingestehen, es ist schmachvoll, wenn ein Minister, um der Krone und der Majorität zu gefallen, um am Ruder zu bleiben, heute aus einem Prinzip, ‒ nach vierzehn Tagen aus dessen Gegensatz eine Kabinets- eine Lebensfrage macht! Ein solches Lügenkabinet kann und darf nicht mehr als ein Eintagsleben führen!“
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Berlin.
Von der Thätigkeit der Reaktion, zugleich von den nichtswürdigen Mitteln, wie Lüge, Verleumdung, deren sie sich zur Befehdung der guten Sache bedient, giebt folgende, von einer in Nauen stattgehabten Versammlung von 40 oder 50 Adligen und Gutsbesitzern ausgegangene und bereits lithographirt in die Welt gesandte „Warnung“ ein Beispiel, welche lautet:
„Ueber die Verhandlungen der, von dem bekannten Held ausgeschriebenen und in der Villa Colonna in Berlin abgehaltenen Versammlung „zur Aufklärung der Provinzen über die Stimmung etc. der Hauptstadt“, giebt ein glaubwürdiger Augenzeuge folgende beachtenswerthe Mittheilungen:
Es wurden die verführten Landbewohner unter die Aegyde der demokratischen Hauptstadt gestellt. Man schlug vor, kein Mittel unversucht zu lassen, um der Aristokratie den Kopf zu zertreten. Es wurde ein Fünfziger-Ausschuß gewählt, welcher das fernere Verfahren berathen und ausführen soll. Der Vorschlag, Emissaire in die Provinzen, namentlich auf die Dörfer zu senden, wurde am geeignetsten gehalten; auch sollte eine Schrift verfaßt werden, in welcher die Berliner Revolution dem Landvolk in verständlicher Weise erzählt, die Vortheile für dasselbe durch Aufhebung des Drucks Seitens des Adels auseinandergesetzt und dasselbe aufgefordert werden sollte, den Gutsherren in keiner Weise zu gehorchen. Diese Schrift wird unentgeltlich vertheilt werden. Der Emissair soll dann durch mündliche Rede das Weitere nach Gutdünken bewirken, wo möglich die Taglöhner und Bauern zum offenen Aufstande gegen die Gutsherren anzureizen. ‒ Auf diese Weise hofft man zum Siege zu gelangen.
(Hierauf folgt eine Liste, welche die Namen derer enthält, die theils als Mitglieder des Ausschusses, theils als Emissaire bezeichnet sein sollen. Dann heißt es weiter:)
Jeder Ehrenmann, jeder Anhänger des Königthums, Jeder, dem die Erhaltung des Eigenthums am Herzen liegt, wird hierdurch aufgefordert, dem wühlerischen Treiben der gedachten anarchischen Fraktion den kräftigsten Widerstand entgegenzusetzen, ihren im Obigen angedeuteten Absichten die größtmöglichste Oeffentlichkeit zu verschaffen und die Namen der leitenden und handelnden Mitglieder der allgemeinen Verachtung Preis zu geben. Berlin, 24. Juni 1848“
Die in dieser Warnung enthaltene Geschichtserzählung starrt von Lügen und Verdrehungen. Denn: 1) ist halb unwahr, halb sinnlos der Satz: die verführten (etwa statt: „zu verführenden“) Landbewohner wurden unter die Aegide der demokratischen Hauptstadt gestellt; in Wahrheit hat Herr Held in der Villa Colonna nur vorgeschlagen etwas gegen die Umtriebe der Reaktionaire in den Provinzen, gegen die von denselben ausgehende Verleitung und Verwirrung der Meinungen über die Hauptstadt zu thun, und zu diesem Ende einen Ausschuß von 50 oder 100 Männern zu bilden, theils Berlinern, theils Bewohnern der Provinzen, welcher, wie es in der Warnung dann ziemlich weiter heißt, zum Zwecke dienliche Maßregeln berathen und ausführen sollte. 2) Es ist geradezu gelogen, daß der Vorschlag Emissaire auszusenden am geeignetsten gehalten wurde; vielmehr ist dieser Vorschlag schon in der ersten Versammlung mit gewichtigen Gründen bekämpft worden und der Ausschuß hat nach gepflogenen Berathungen ihn gänzlich fallen lassen und beschlossen, nur durch die Presse zu wirken. 3) Es ist gelogen, daß das Landvolk aufgefordert werden sollte, „den Gutsherren in keiner Weise zu gehorchen“, oder daß gar Tagelöhner und Bauern zum offenen Aufstande gegen die Gutsherren angereizt werden sollten; vielmehr ist in der ersten Versammlung von einigen Andern nur bemerkt worden, daß es nicht schwierig sein würde, den übermäßig belasteten Theil der Bevölkerung von dem Werthe dessen was in Berlin geschehen und mit allem Eifer vertheidigt wird, zu überzeugen, wenn man ihnen nachwiese, daß dadurch der Weg zur Erleichterung und Abwälzung der Lasten angebahnt, und daß es um Behauptung dieses segensvollen Weges zu thun ist. Daß jedoch hierin die Bevorrechteten eine „Aufreizung zu Ungehorsam (!) und offenem Aufstand“ finden und daß sie darüber, daß man an die Abstellung ihnen vortheilhafter aber Unzählige erdrückender alter Ungerechtigkeiten gehen will, in Wuth gerathen, dies ist natürlich genug. 4) Die aufgestellte Namensliste enthält die Namen [0185] Derer, welche in der ersten Versammlung als Mitglieder des Ausschusses vorgeschlagen und von den Versammelten angenommen wurden; einige der Vorgeschlagenen sind aber dem Ausschuß niemals beigetreten.
[(B. Z.-H.)]
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[*]Frankfurt, 4. Juli.
In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung stellte Rob. Blum den Antrag: die Nationalversammlung wolle von der Bundesversammlung eine amtliche Erklärung über Sinn und Bedeutung ihres Beschlusses vom 29. v. M., das Schreiben an den Erzherzog Johann betreffend, und namentlich über die darin ausgesprochene Zustimmung die Regierungen zur Wahl des Reichsverwesers verlangen.
Der Präsident der Bundesversammlung, Ritter v. Schmerling: Seit drei Wochen sei überall von der Centralgewalt die Rede gewesen. Die Regierungen hätten sich aufgefordert gefühlt, auf Grund des Kommissionsberichts die Männer zu bezeichnen, die im Falle der Annahme desselben vorzuschlagen wären. Später hätten die Regierungen sich zur Bezeichnung eines Reichsverwesers geeinigt, als man gesehen habe, daß man für eine Person sich entscheiden werde. Hiernach hätte die Bundesversammlung wohl aussprechen können, daß der Gewählte derselbe sei, den die Regierungen vorgeschlagen haben würden. Er glaube wohl, daß den Herren auf der Linken ein Zerwürfniß der Nationalversammlung mit den Regierungen angenehm gewesen wäre. (Auf der Linken: Zur Ordnung! Das ist eine Verdächtigung. Der Präsident erklärt, er finde in der Aeußerung nichts Beleidigendes.) Der Redner verlangt, daß über Blum's Antrag zur Tagesordnung gegangen werde. Vogt hält es nicht für möglich, daß während der 6 Tage, welche die Debatte gedauert, die Zustimmung der Regierungen habe eingeholt werden können. Er erklärt Schmerling's Ausfall gegen die Linke für eine Verläumdung, und wird darüber vom Präsidenten zur Ordnung gerufen. Hierauf Widerspruch und Tumult von beiden Seiten. Vogt unterstützt den Antrag auf eine amtliche Erklärung. Nachdem noch Lychnowski, Wagner und Blum das Wort genommen, wird abgestimmt und mit Mehrheit die Tagesordnung beschlossen.
Es begann nun die Berathung über Art. 1 der „Grundrechte“, welcher lautet: § 1. „Jeder Deutsche hat das allgemeine deutsche Staatsbürgerrecht. Die ihm kraft dessen zustehenden Rechte kann er in jedem deutschen Lande ausüben. Das Recht, zur deutschen Reichsversammlung zu wählen, übt er da, wo er zur Zeit seinen Wohnsitz hat.“ § 2. „Jeder Deutsche darf an jedem Orte eines Staates Aufenthalt nehmen, sich niederlassen, Grundeigenthum erwerben, Kunst und Gewerbe treiben, das Gemeindebürgerecht gewinnen ‒ vorerst unter denselben Bedingungen, wie die Angehörigen des betreffenden Staates, bis ein Reichsgesetz die zwischen den Gesetzen der einzelnen Staaten noch obwaltenden Verschiedenheiten völlig ausgleicht.“ § 3. „Die Aufnahme in das Staatsbürgerthum eines deutschen Staates darf keinem unbescholtenen Deutschen verweigert werden.“
Minoritätsgutachten: 1) „Einer besondern Aufnahme in das Staatsbürgerthum eines einzelnen deutschen Staates bedarf es für den Deutschen nicht, sondern er erwirbt alle Rechte der Eingebornen durch feste Niederlassung in dem Lande.“ (Waitz, Tollkampf, Hergenhahn, Schüler, Beckerath, Droysen). 2. Die Aufnahme in das Staatsbürgerthum eines deutschen Staates darf an keine andern Bedingungen geknüpft werden, als welche sich auf die Unbescholtenheit und den genügenden Unterhalt des Aufzunehmenden für sich und seine Familie beziehen. (Mühlfeld, R. Mohl, Andrian, Lassaulx). Amendements werden beantragt und entwickelt von Biedermann, Fritsch, Neumann, Diskau, Jakob Grimm. Letzterer will statt Art. 1 folgenden: „Alle Deutschen sind frei, und deutscher Boden duldet keine Knechtschaft. Fremde Unfreie, die auf ihm verweilen, macht er frei.“ Es erhebt sich eine Debatte über die Definition des Wortes „Deutscher.“ Zu dem Ausdruck „jeder Deutsche“ waren eine Anzahl Amendements vorgeschlagen: „Jeder Angehörige Deutschlands,“ „Jeder dem deutschen Bundesgebiet Angehörige“ u. s. w. Die Versammlung beschließt, den Ausdruck: „Jeder Deutsche“ beizubehalten. Vor Schluß der Sitzung verlangt die Linke Erledigung der Schmerling'schen Angelegenheit. Schmerling erklärt, er habe keine Beleidigung oder Verläumdung beabsichtigt und wird nachträglich zur Ordnung gerufen. Schluß der Sitzung 3 Uhr; nächste Sitzung Donnerstag.
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@facs0185
Wien, 30. Juni.
Unter den hundert und zwanzig bereits anwesenden Deputirten machen die Polen große Sensation. Man glaubte anfangs nicht, daß die Galizier den Reichstag beschicken würden, und die anwesende Deputation bestätigte diese Ansicht, grade diese aber sind am zahlreichsten erschienen, und wie der Beweis lehrt, sind es aus dem Volke hervorgegangene Wähler. Viele unter ihnen verstehen kein Wort deutsch, und sollen sich bereits entschlossen haben, einen Dolmetsch zu wählen. Jedenfalls wird die Frage beim Reichstag auftauchen, ob jedes Mitglied deutsch verstehen müsse. Einweilen coursiren über diese politischen Reichstagsmitglieder mannichfache Anecdoten. So sollen sich 20 in einem Hotel 2 Zimmer genommen haben, und als der Kellner bedeutete, daß nicht so viel Platz zu Betten sei, forderten sie blos Stroh, sie würden schon Platz haben. Andere haben sich, da eben das poln. Regiment Nassau hier stationirt, in der Kaserne bei ihren Landsleuten einlogirt, wie man sagt, um vor den Zudringlichkeiten politischer Aufklärer und Partheiverlocker Ruhe zu haben. Im Ganzen sind bis heute 163 Wahlen bekannt.
Für Sie jedoch ist die eben brieflich einlangende Nachricht von Wichtigkeit, daß die Congregation im Agram beschlossen hat, die dreieinigen Königreiche dem deutschen Bunde anzuschließen.(???)
[(Const. Bl. a. B.)]
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@facs0185
[*] Wien, 1. Juli.
Nach einem uns so eben zugehenden Briefe eines Deputirten aus Wien, hat der Erzherzog Johann erklärt, daß er die Stelle als Reichsverweser annehmen werde, wenn die Wahl auf ihn falle.
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@facs0185
Prag, 1. Juni.
In jene Städte und Ortschaften am Lande, aus denen in der Pfingstwoche bewaffnete Zuzüge nach Prag gekommen sind oder kommen wollten, wurden Kommissionen zur Untersuchung des Sachverhaltes und zur Entwaffnung der betreffenden Nationalgarden abgesendet. ‒ Heute fanden abermals mehrere Hausdurchsuchungen nach Waffen Staat, unter anderen wurde eine solche auch im Clementinum vorgenommen. Abermals begingen einige Unsinnige, wie es heißt in den Schipkaschen Mühlen, die Tollheit übers Wasser zu schießen. ‒ In Beraun sollen Unruhen ausgebrochen seyn; gewiß ist, daß heute eine Abtheilung Husaren gegen Beraun gesandt werden.
[(C. B. a. B.)]
Ungarn.
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@facs0185
Aus Temesvar wird der Ofner-Pesther Ztg. gemeldet, daß am 22. Juni der Gränzflecken Weiskirchen von einer etwa 1200 Mann starken Schaar Rajzen überfallen wurde und daß ihnen der dortige Kommandant, Oberstl. Dreyhann, auf die erste Aufforderung sämmtliche Kanonen, Munition, alle Waffen der Nationalgarde, sowie die öffentlichen Kassen des Ortes überlieferte. Auch in Temesvar besorgte man einen Ueberfall.
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@facs0185
Vincovce, 23. Juni.
Officiellen Nachrichten zufolge haben die Türken von der Cardake Stara Boffut bis Brood einen Cordon gezogen, und zwar in der Art, daß auf Schußweite 10 bis 15 Mann postirt sind, angeblich, um den dortigen Christen, namentlich christlichen Priestern, die sie sehr grausam verfolgen, die Flucht über die Save abzuschneiden.
Französische Republik.
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@facs0185
[17] Paris, 4. Juli.
Monsieur Berger, Maire des 2. Arrondissements, wo die Fashionabeln hausen, affischirt: „er habe die Ehre den in den Nationalateliers Eingeschriebenen anzuzeigen, daß die gewöhnlichen Zahlungen“ u. s. w. Diese Zahlungen geschehen an die, welche über ihr Verhalten in den Schlachttagen sich ausweisen können; so verfügte Marrast. ‒ In den Provinzen scheint die Stimmung eine sehr getheilte zu sein; aus Borbeaux z. B. kamen zwar tausend Bourgeois uniformirt und im besten Wohlsein so eben den Parisern zu Hülfe, doch erklärt das dortige Hauptjournal: „Paris, die niederträchtige Stadt, Paris, der rebellische Abgrund, aus dem stets die giftigsten Dünste, selbst in sogenannten Friedensepochen, emporqualmen, mußte am 15. Mai schon von den Departements (?) gerettet werden; jetzt wiederum; aber wäre es diesmal fehlgeschlagen, oh, dann würden sie sich ohne Reue und Sorge von dem gefräßigen Centralisationsungeheuer am Seineufer loßreißen“ u. s. w. Das Ungeheuer wird vorläufig eine Kette um den Hals kriegen, in Gestalt eines permanenten vierzigtausend Mann starken Feldlagers von Linientruppen bei Versailles, und, wie es heißt, eines kleinern dicht bei der Ringmauer. ‒ Verbürgen kann ich auch folgendes: Barbès, im Kerker von Vincennes, wußte am Abende des Freitags bereits, daß die Klubs ihre Kräfte an's Aeußerste setzen würden. Er ließ sich rasiren, machte Toilette und bat den Gouverneur Gilan um einen Besuch. „Unsägliches Blut und Elend wird über Paris kommen, sagte er, und ich flehe Sie an, ein Ehrenmann den andern, nehmen Sie mein heiliges Wort zum Pfande, nur ich vermag jetzt noch durch mein Auftreten vorzubeugen; schicken Sie mich zurück, ich übernehme es, meine zwölfte Legion zu beschwichtigen; in einigen Stunden sehen Sie mich nach glücklichem Erfolge wieder hier im Kerker, oder ich habe mir in der Rue St. Jacques eine Kugel selbst durch den Kopf gejagt. Ich schwöre es bei der demokratisch-sozialen Republik.“ Der Gouverneur suchte Ausflüchte, er müsse zuerst an die Nationalassemblée berichten u. dgl. mehr; es unterblieb, aber es beweist immerhin den Adel der Gesinnung des heroischen Gefangenen. Er und seine Leidensbrüder konnten übrigens nicht aus ihren Zimmern Paris sehen; nur Albert, Repräsentant und Mitglied der provisorischen Regierung, hat eine Fernsicht aus seinem Fenster. Gehört haben sie aber gewiß Schuß um Schuß. Vermuthlich führt man diese Mai- wie Junifrevler nicht nach einer, sondern mehrern transatlantischen Besitzungen, damit sie nur ja nicht in Masse sich wiederfinden; außer Guyana (berühmt durch die Deportirung der Robespierristen) und den Marquesaseilanden lächelt ihnen Madagaskar, wo Frankreich seit zwei Jahrhunderten immer festen Fuß zu fassen sich bemühte und aus Ungeschicklichkeit mißglückte, und die sogenannte Fischerinsel Miquelon im Lorenzbusen von Kanada. Einflußreiche Nordamerikaner haben zwar zur Erwirkung einer Uebersiedlungserlaubniß vom Kongreß sich anheischig machen wollen, allein man lehnte dies höflich ab. Es seien ja nur „Brigands“, und man müsse Nordamerika damit verschonen, gab die pariser Regierung zur Antwort. Uebrigens frißt die Misere grimmig um sich; viele Boutiquen stehen leer, ihre Besitzer sinken unaufhaltsam in die Reihen des Proletariats hinunter, das sie so eben auf Tod und Leben bekämpften. Seit 4 Monaten hat die französische Exportation, statistischen Publikationen zu Folge, fast dreißig Millionen weniger betragen als 1847 in der nämlichen Zeit, und sechshundert Schiffe weniger beschäftigt. Die Produktion steht still, der Austausch stockt, die reichen Fremden ziehen ab, die Falliten schlagen links und rechts ein wie Lamoricière's Granaten; „der süße, sanfte kleine Handel“ auch er schwankt zu Grabe. Nur Epicerie und einige strickt nothwendige Zweige fahren fort zu blühen. Jetzt werden die Nationalateliers überall aufgelöst, doch, wie es scheint, noch nicht die weiblichen. Viele Arbeiterinnen werden wohl die Verbannten begleiten. Um die Lücken nicht wieder sich füllen zu lassen, darf kein Arbeiter aus den Provinzen und dem Auslande mehr nach Paris reisen. Nahm doch die Regierung schon zu allerlei Quacksalbereien die Zuflucht; z. B. das Anwerben für die polnischen und italiänischen Freischaaren, namentlich das letzte skandalöse Werbebureau Rue Montmartre 47, ist von ihr unterstützt worden, um Abfluß zu schaffen, wobei der Herr Martin, Kaufmann aus den Rheinlanden, als Werbechef und Direktor eines fabelhaften „deutschen Comité zur Befreiung der Völker“ plötzlich mit Buch und Kassa unsichtbar wurde. ‒ Vielfach greift die Meinung um sich, nur Krieg könne diesem schleichenden Nervenfieber ein Ende machen; die Albernheit beruft sich dabei auf Napoleons Zeit, wo der Tagelohn fünf Franken gewesen sei. Wer dagegen behauptet, die Emittirung von Papiergeld, auf Unterpfand der Hypotheken und Assekuranzfonds und Eisenbahnen und sonstiger Nationalgüter sei ein besseres und leider bisher vernachlässigtes Mittel, der wird kurzweg ein „Socialist“ gescholten, welches Wort nunmehr den Grimm des Bourgeois gerade so ausdrückt wie vor zwei Monaten: „Kommunist“, und man dreht ihm den Rücken. Ich habe seit 8 Tagen oft solchen Scenen beigewohnt. Inzwischen geht das Thermidorierwesen leise seinen Gang; vorgestern, gestern ungeheure Züge von Wagen voll Flinten, die unter Begleitung von Infanteie und Reiterei den Ortschaften Bercy und Grenelle abgenommen und im langsamen Schritt ins Zeughaus von Vincennes gefahren wurden. La Chapelle, la Villete und Montmartre sind desgleichen entwaffnet; dem letztern traute man so wenig dabei, daß man Kanonen auf der Höhe Posto fassen ließ. In einer Matratze entdeckte man oft ein halb Dutzend Gewehre. ‒ Die glänzenden Tanzlokale sind wieder eröffnet; die Loretten fluchen auf die Blousenkerle, durch deren Kugeln so mancher Lion jenseits des Kanals zurückgehalten wird. Illuminirt wird noch mächtig, aber man fängt an den Spaß kostspielig zu finden, zumal die Hauptlast davon auf die „Gutgesinnten“ zu drücken scheint. Zur Anspornung der Illuminationslust tischen gewisse Blätter jeden Morgen Geschichten von Schüssen auf, die aus nicht illuminirten Fenstern und Passagen gegen Nationalgardisten gefallen. Kurz, die kleinen Triumphatoren selber sehen aus als wüßten sie von Tag zu Tage weniger, ob sie lachen oder weinen sollen; versteht sich die kleinen nur; denn die großen lachen aus vollem Halse und spielen eifrig und lustig und rufen der Republik zu: „Schach, nochmals Schach, zum dritten Schach ‒ und matt!“
‒ Mehre Lügenblätter, namentlich der Constitutionnel und die Union haben angekündigt, man habe 150,000 Fr. bei den verwundeten Arbeitern gefunden, die sich im Spital „la Pitié“ befinden. Verifikation hatte Statt und die Summe reducirt sich in Wahrheit auf zwei Francs fünf und siebenzig Centimes, die man bei Einem der Arbeiter gefunden hat. Das brave Blatt von Thiers, der Constitutionnel, sieht sich gezwungen heute selbst sein lächerliches Mährchen zu widerrufen.
Der Bien public, Lamartines Blatt, signalisirt und, brandmarkt die Umtriebe der alten Linken, der Thierspartei um die Republik zu ihrem Vortheil zu escamotiren. Der Artikel schließt wie folgt:
„Republikaner des Vorabends oder Republikaner des andern Morgens, sind wir alle Republikaner der Zukunft. Wir proscribiren Niemand; wir haben weder Bevorzugung noch Antipathien. Um unsere junge Republik rufen wir alle Intelligenzen, alle Hingebungen und wir glauben, daß es ein Recht wie eine Pflicht für alle ist, ihr zu dienen oder sie zu vertheidigen. Man mißverkenne also unsere Absicht nicht. Wenn wir uns heute beklagen, so geschieht es eben deßwegen, weil man sich bemüht, wieder aufzubauen, was nicht mehr ist, indem man die alten Kategorien wieder herstellt, indem man Meinungen wieder ins Leben ruft, die wir weggefegt wähnten mit der alten Welt, die im Sturm vom 24. Februar in den Abgrund versank. Wir sehen in diesen Bemühungen eine Rückkehr zur Vergangenheit, einen Keim der Spaltung, eine Gefahr für den Frieden des Landes und für die Zukunft der Gesellschaft, und wir können den Alarmschrei nicht zurückdrängen, der immer der Brust eines devonirten Soldaten entfährt im Antlitz der Gefahr. Diese Gefahr ist ernsthaft. Es handelt sich darum zu wissen, ob die Republik auf die Proportionen einer Intrique verkürzt werden soll, ob eine Revolution, in ihrem Beginn so groß wie die Nation, so eng und so mesquine werden soll wie eine Partei. Es handelt sich darum, ob man dem Frieden, der aus der Verschmelzung der Ideen und der Interessen hervorgehen muß, den Kampf unterschieben wird, der unfehlbar herauswachsen muß aus einer Regierung der Exclusionen, aufgebaut auf den Trümmern der Monarchie, mit den Institutionen eines andern Regimes. Mögen jetzt alle aufrichtigen Republikaner ihre Pflicht thun. Sie haben ein sichres Mittel alle Komplotte zu vereiteln ‒ es besteht darin, einig zu sein. Gegenüber der alten Linken, die sich befestigt in ihrem Feldlager, bilden wir das Feldlager der jungen Republik und möge dieß Feldlager weit sein, wie Frankreich!
‒ Im Peuple constituant sagt Lammenais:
„Einige Tage noch und die Erbitterung, welche Lügen und Verläumdungen unterhalten, wird sich gelegt haben. Rasch zornig, zu rasch zum Kampf geneigt, kann der Franzose nicht lange hassen. Seine großmüthige Natur führt ihn schnell zum Mitleid zurück, und seine Thränen sind der erste Balsam für die Wunden, die er geschlagen hat. Es sind auch keine Franzosen, jene Männer des Hasses, deren wildes Wort nach dem Kampf im Herzen der Sieger jene finstren Leidenschaften anbläst, die sie selbst beseelen, den Geist der Rache und kalter Grausamkeit. Es sind keine Franzosen, es sind keine menschlichen Wesen, sie gehören zu jener feigen Thierraçe, deren unedle Wildheit gegen Leichname wüthet. Wir wiederholen es, einige Tage noch und die unserer kräftigen Raçe natürlichen Empfindungen werden in all ihrer Energie wieder erwachen. Keiner wird seinen Kindern einen Namen zurücklassen wollen, eingeschrieben in das Register der Anbeter des Todes.
Die Nouvelles du Jour sagen: „Die Nationalversammlung hat ein Recht auf den Respekt Aller, weil sie die Tochter des Souverains ist, die Erwählte des Volkes. Aber die Zeiten sind vorbei, wo es hinreichte, der Sohn seines Vaters zu sein; heute muß man der Sohn seiner Werke sein. Die Nationalversammlung gehe also endlich einmal an's Werk.
Nationalversammlung. Sitzung vom 4. Juli. Lacrosse, Vicepräsident eröffnet dieselbe um 21/4 Uhr. Die militärischen Vorsichtsmaßregeln sind bedeutend vermindert, nur zwei Kanonen sind mit ihren Mündungen noch gegen den Eintrachtsplatz gerichtet. Der Friede ist indessen bei Weitem noch nicht hergestellt: in der Villette schlage man sich, heißt es im Saale. An der Tagesordnung war die Erwählung eines Quästors an die Stelle des gestorbenen Generals Negrier. Da die Wahl vorschriftsmäßig durch Stimmzettel oder Kugeln erfolgen muß und die Versammlung in Folge der Verfassungsprüfung sehr zahlreich aus den Büreaus strömte, so dauerte dieser Wahlakt bis nach 3 Uhr. Um 31/2 Uhr verkündigte der Präsident folgendes Resultat: Zahl der Stimmenden 709. Absolute Majorität 355. Es erhielten Laboissiere 255, General Le Breton 205, General Lafontaine 190 Stimmen. Da Keiner die erforderliche Mehrheit vereinigte, so verlor die Versammlung durch Erneuerung des Skrutins abermals eine Stunde. Während dieser Operation bestieg Corbon, der Quasisozialist und Vicepräsident, die Bühne, um seine von uns schon früher erwähnte Proposition auf Eröffnung eines Kredits von 3 Millionen Franken Behufs Assoziation zwischen Arbeiter und Meister zu erneuern. Wir konnten aber den Text selbst noch nicht zu Gesicht bekommen.
‒ (Nach 4 Uhr.) Alcan ist der eigentliche Vater der obigen Proposition, wovon Corbon als Glied des Arbeitsausschusses nur den Bericht vorlas. Die Versammlung zeigte indessen keine Eile, und der Vorschlag wanderte ad acta. Hiernächst zeigte der Präsident der Versammlung an, daß auch das zweite Skrutinium wegen der Quästorwahl fruchtlos ausgefallen sei, indem kein absolutes Mehr zu Stande gekommen. Es mußte sonach zu einer dritten Abstimmung geschritten werden. Während der Stimmenzählung machte ein Glied den Antrag, den nächsten Donnerstag (Todtenfeier) als einen Rasttag zu errlären, ein Antrag, der Glück hatte; denn er wurde angenommen.
Die Versammlung schritt dann zur Berathung der auf der Tagesordnung befindlichen Gehaltsfrage für den Konseilpräsidenten und die Minister. Das Gehalt des Ersteren stieß auf keinen Widerspruch.
Für die Minister schlägt der Gesetzentwurf 3000 Frkn. monatlich vor. Larochejaquelin fand dieß zu niedrig er schlug 5000 Frkn. vor. Die Versammlung entschied sich für 4000 Frkn.
In diesem Augenblick meldete der Präsident das Resultat des Skrutins. Zahl der Stimmenden 719. General Le Breton hat 319 Stimmen erhalten und wurde als Quästor proklamirt.
Der nächste Gegenstand auf der Tagesordnung war ziemlich delikater Natur. Er betrifft die Gehaltsfrage des gestürzten Vollziehungsausschusses. Sie war mit 100,000 Frkn. beantragt.
Baron Gloxin fand dieß viel zu hoch Duclerc, ehemal. Finanzminister, erlaubte sich die Erwiderung, daß die obige Summe nicht vom vereinigten Ausschuß sondern vom Finanzausschusse der Versammlung festgestellt worden. Die Versammlung, jeden Skandal scheuend, willigte ohne Diskussion ein.
Die Bildung eines mobilen Gensdarmerie-Bataillon rief schließlich einen kleinen Streit zwischen Favraud und dem Berichterstatter Brard hervor, der indessen wenig Erhebliches für's Ausland bot, da ihn Lamoriciere bald beilegte.
Favraud versicherte nämlich, daß die Wahldepartements so wenig eine Gensd'armerie-Verstärkung als das übrige Frankreich brauchten. Lamoriciere und Brard meinten, daß sie daran nicht zweifelten Larochejaquelin: Nur ein Wort! So eben sagte der Berichterstatter daß die Wahldepartements ruhig seien. Wozu also die Gensd'armerie-Verstärkung? So viel ich weiß, rief man in der Charente inferieure: Es lebe der Kaiser! In den Wahldepartements blieb es still. Trotzdem wurde das Bataillon bewilligt. ‒ Die Sitzung wurde um 6 1/4 Uhr geschlossen.
Italien.
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@facs0185
Edition: [Friedrich Engels: Italien. 7. Juli 1848. In: MEGA2 I/7. S. 277.]
[*] Rom.
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[0186]
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@facs0186
Edition: [Friedrich Engels: Italien. 7. Juli 1848. In: MEGA2 I/7. S. 277.]
[125] Neapel, 22. Juni.
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Spanien.
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@facs0186
Madrid, 29. Juni.
Der Infant Don Franz Paula hat viele Abenteuer in seiner Familie mit der Königin. Man kennt die sonderbare Heirath eine seiner Töchter mit einem Polen; man entsinnt sich der Liebespfade seines Sohnes Don Enrique und heute hat die Königin abermals eine seiner Töchter, die Infantin Josepha Fernanda Luisa v. Bourbon, aller ihrer Hoheitsrechte als verlustig erklärt, weil sie einen Amerikaner Namens José Guelly Rente geheirathet. Don Franz Paula scheint auf irgend eine Bürgerkrone zu aspiriren, denn er macht sich sehr populär.
Großbritannien.
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@facs0186
[*] London, 4. Juli.
Das Oberhaus beschäftigte sich gestern sehr kurz und mit sehr unwichtigen Dingen. Im Unterhaus verhandelte man abermals über die Zuckerzölle, eine Frage, mit der wir, trotz ihrer scheinbaren Süßigkeit, unsere Leser verschonen wollen.
In seiner heutigen Sitzung, die ausnahmsweise schon um 12 Uhr begann, wurde nach der dritten Verlesung mehrerer Bills die bekannte Bill wegen der mit Hypotheken belasteten irischen Güter im Comité verhandelt.
‒ Die gestern in Southampton angelangte westindische Post hat keine Nachricht von Bedeutung überbracht. In Jacmel hatten circa 1000 Neger revoltirt; obgleich diesmal zurückgeschlagen, werden sie doch bald, wie zu fürchten, aufs Neue anfangen.
‒ Sechs Bischöfe, darunter die von Trier und Lüttich, sind gestern hier eingetrffen, um der heute stattfindenden Einweihung der neu erbauten römisch-katholischen Kathedrale zu London beizuwohnen.
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@facs0186
[*] Dublin, 1. Juli.
In einem Organe Jung-Irlands, „The Nation“, finden wir einen Artikel überschreiben: „Der Werth einer irischen Aernte.“ Es heißt darin: „Gegenwärtig wächst auf dem irischen Boden nach dem besten Urtheil Sachverständiger eine Produktion-Masse im Werthe von 80 Mill. Pfund Sterl. Zwischen den Hecken, mittelst welcher dieser Reichthum eingehegt ist, betteln 2 Millionen Irländer. In den Städten und Häfen, von wo aus dieser ungeheure Reichthum noch vor nächsten Weihnachten größtentheils zum Lande hinaus geschmuggelt werden soll, befindet sich noch 1 Mill. Menschen, die dem Bettelstabe und dem Bankrutt ziemlich nahe sind. Würden diese 80 Mill. Pfd. St. kühn benutzt, so könnte, unserer Ansicht nach für Irrland eine neue dauernde Grundlage hergestellt werden. Setzen wir 1000 Klubs voraus, jeden durchschnittlich zu 300 Mann durch ganz Irland verbreitet; ihre Klubsäle den Kasernen in Stadt und Land gegenüber; ihre Vorposten in jedem Engpaß aufgestellt; ihre Tausende in jeder Stadt bataillonsweise disziplinirt. Die irische League d. h. deren Komité aus 300 ehrlichen, einsichtsvollen und braven Männern zusammengesetzt: zu welch' großen Zwecken könnte da nicht ein solcher Erlösungsfond von 80 Mill. Pfd. verwandt werden.
Weniger als die Hälfte desselben reichte zur Ernährung des Volkes bis zur nächsten Arnte aus.
Selbst nach der Meinung englischer Staatsökonomen liefert in Irland eine Jahresproduktion Nahrung für zwei Jahre. Ueber die Aneignung dieses ersten Theiles können weder Witzeleien noch Debatten geduldet werden. Sagte irgend Jemand Nein und streckte seine Hand nach des Volkes Ernährungsstoffen aus, so müßte ihm mit einer Picke oder einer Kugel geantwortet werden.
Was die Benutzung des Ueberschusses in der Produktion betrifft, so wäre das ein passender Gegenstand der Berathung und Beschlußnahme; er würde unsere ganze staatsökonomische Wissenschaft in Anspruch nehmen. Einer eben errichteten irischen Regierung über die richtige Verwendung der übrigen 40 Mill. Pfd. Anweisung zu geben, muß eine schwierige verwickelte Aufgabe sein. Wie viel davon und auf welche Weise in die lang vertrockneten Kanäle des einheimischen Handels geleitet; welcher Theil dem Staate und zu welchen Zwecken angeeignet, welcher Betrag davon an die in Irland lebenden Gutsherren als Rente gezahlt und wieviel zum Auskauf derer, welche Irland verlassen wollen, benutzt werden soll: das Alles sind Haupt- und Lebensfragen. Da indeß die Rente des Landes 13 Mill. Pf. und die gewöhnlichen Einfuhren von Manufaktur-Waaren jährlich nicht viel mehr betragen, so könnte obengedachter Ueberschuß sehr wohl dazu verwandt werden, alle unsere wirklichen Bedürfnisse von Aernte zu Aernte zu decken. Daß natürlich die Hypothekeninhaber, Wucherer und im Auslande lebenden Gutsherren dabei Schaden leiden müßten, versteht sich von selbst. Sie müssen ihn aber leiden. Es müssen ihnen die übertriebenen Grundrenten und die wucherischen Prozente beschnitten werden, oder das Volk verhungert abermals oder ist zur Verbannung verurtheilt. In Irland sind nur zwei Fälle möglich: eine soziale Revolution oder eine Wildniß. Irland's Revolution ist nahe. Nur allzulange ist sie hinausgeschoben worden. Mag sie jetzt auch noch so schnell durchgeführt werden, sie erfüllt in sofern nicht mehr völlig ihren Zweck als die Verhungerten nicht wieder ins Leben zu rufen sind. Sie kann und wird aber die Ueberlebenden retten. Kommen muß sie und zwar bald wenn noch irgend Kraft, Wahrheit und Muth unter uns zu finden ist.
Amtliche Nachrichten.
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@facs0186
Berlin, 4. Juli.
Zur Beseitigung der bisher noch vorgekommenen Verschiedenheit in der Anrede des Soldaten bestimme Ich hierdurch, daß forthin der Soldat, jeder Waffe und jedes Standes den Anspruch haben soll, von seinen sämmtlichen Vorgesetzten mit „Sie“ angeredet zu werden. Sie haben diese Bestimmung der Armee bekannt zu machen.
Sanssouci, den 26. Juni 1848.
(gez) Friedrich Wilhelm.
An den Kriegs-Minister, General-Lieutenant Frhr. v. Schreckenstein.
Handels-Nachrichten.
gap: insignificant
Offizieller Wechsel-Cours.
gap: insignificant
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@facs0186
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@facs0186
Schiffahrts-Anzeige. Köln, 6. Juli 1848.
In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich W. Pesch; nach Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr C. Königsfeld; nach Andernach und Neuwied H. Schumacher und P. Gies; nach Koblenz und der Mosel und Saar P. G. Schlägel; nach der Mosel, nach Trier und der Saar M. Zens; nach Bingen Wb. Jonas; nach Mainz Val. Pfaff; nach dem Niedermain Philipp Würges; nach dem Mittel- und Obermain Friedr. Seelig; nach Heilbronn Fr. Kühnle; nach Kannstadt und Stuttgart L. Hermanns; nach Worms und Mannheim A. L. Müller; nach Antwerpen M. Lamers.
Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Willemsen, Köln Nr. 6.
Ferner: Nach Amsterdam Kapt. Wilson, Köln Nr. 30.
Zur Anfertigung der Auszüge liegt offen die Deklaration des Schiffes Hartmann.
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@facs0186
Wasserstand.
Köln, am 6. Juli. Rheinhöhe 9′ 5″.
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Bekanntmachung.
Im Interesse des Publikums erhält die Personenpost zwischen Bergisch-Gladbach und Mülheim am Rhein vom 6. d. M. ab folgenden Gang:
Aus Bergisch-Gladbach um 7 Uhr früh und 3 Uhr Nachmittags, zum Anschluß an die um 9 Uhr früh und 4 Uhr 42 Minuten, Nachmittags von Mülheim nach Köln abfahrenden Dampfzüge.
Aus Mülheim am Rhein um 10 1/4 Uhr Vormittags und 7 1/4 Uhr Abends, unmittelbar nach Ankunft der Dampfwagenzüge von Deutz in Mülheim.
Köln, den 5. Juli 1848.
Ober-Postamt Rehfeldt.
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Gerichtlicher Verkauf.
Am Freitag den 7. Juli 1848, Morgens 10 Uhr, wird der Unterzeichnetee auf dem Markte in der Apostelnstraße zu Köln, Hausmobilien aller Art, dem Meist- und Letztbietenden gegen gleich baare Zahlung verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher, Penningsfeld.
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Eigelstein Nr. 16 ist das Unterhaus mit Keller, Küche und 5 bis 6 Zimmer zu vermiethen.
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Demokratische Gesellschaft.
Freitag den 7. Juli, Abends 8 Uhr, Versammlung im Eiser'schen Saale, Komödienstraße. (Ausnahmsweise wegen Reparatur des gewöhnlichen Lokals.)
Der Vorstand.
NB. Die eingeschriebenen Mitglieder, welche noch nicht im Besitze ihrer Karten sind, empfangen solche beim Eingange, auch werden daselbst neue Einzeichnungen entgegengenommen.
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@facs0186
Der Beachtung demokratischer Vereine empfohlen!
Der Wächter an der Ostsee.
Demokratisches Organ.
Herausgegeben von W. Lüders.
Alles für das Volk, Alles durch das Volk! Die Souveränität des Volkes werde eine Wahrheit. Bildung, Freiheit und Wohlstand für Alle durch Humanisirung unseres Staats- und gesellschaftlichen Lebens.
Das Blatt erscheint in Stettin sechsmal wöchentlich, wird durch die Post täglich, durch den Buchhandel einmal wöchentlich versandt. Preis vierteljährlich auf allen preuß. Postämtern 1 Thlr. Probenummern werden durch die Post gratis geliefert, sind auf dem Ober-Postamte in Köln vorräthig.
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@facs0186
Gerichtlicher Verkauf.
Am 7. Juli 1848, Vormittags 10 Uhr, sollen durch den Unterzeichneten auf dem Waidmarkte zu Köln, Tische, Stühle, Ofen, Schränke etc. gegen baare Zahlung öffentlich meistbietend versteigert werden.
Der Gerichtsvollzieher Simons.
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@facs0186
Apfelsinen, billig und schön. St. Agatha 25.
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Frische Rheinfische sind zu den billigsten Preisen zu haben bei Joh. Lülsdorff, Lindgasse 21.
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@facs0186
Gesuch einer Lebensgefährtin für einen soliden katholischen Wittwer mittlern Alters, Eigenthümer eines Gasthofes zweiten Ranges in einer großen Stadt der Rheinprovinz; derselbe beansprucht ein gebildetes Frauenzimmer in den 30ger Jahren, welches in der deutschen und französischen Sprache erfahren ist und sich befähigt fühlt, die Leitung des Hauswesens zu übernehmen. Anträge unter den Buchstaben S. K. werden bei der Expedition dieser Zeitung St. Agatha Nr. 12 entgegengenommen und sind der bescheidensten Verschwiegenheit und prompter Beantwortung versichert.
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@facs0186
Deutsches Volksfest.
Durch die glücklich getroffene Wahl des Erzherzogs Johann zum Reichsverweser, wodurch nun wieder die Ruhe und Einigkeit im deutschen Volke hergestellt wird, auch alle Geschäften neu in's Leben treten werden, haben wir, um diesen Akt unserer Nationalversammlung zu achten und zu ehren, ein deutsches Volksfest zu halten beschlossen, welches am Dienstag den 11. Juli bei Herrn Gasthalter Kost in der Mailust in Deutz, stattfinden wird.
Das Nähere werden wir in den nächsten Nummern der hiesigen Blätter folgen lassen.
Köln, den 6. Juli 1848.
Das Comite:
M. Themer. Schmitz. Jos. Marul. Franz Marul. Franz Hartmann. Müller. Dr. Burchardt. C. F. Bauermann. P. Mall. Hartmann. Weckmann. Hochscheid. Baum. Warburg. Flüggen. Aldenkrück.
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Verpachtung der Mineralquelle zu Birresborn.
Diese im Kreise Prüm bei Birresborn gelegene Mineralquelle, deren Wasser in der ganzen Rheinprovinz vortheilhaft bekannt ist, wird sammt dem dazu gehörigen Wohnhause und Oekonomie-Gebäuden, Garten und Bering, am Donnerstag den 20. Juli d. J., des Nachmittags 3 Uhr, in Trier auf dem Stadthause, entweder auf 1 Jahr, oder auf 3, oder auf 3, 6, 9 Jahre, in Folge Verfügung Königlich Hochlöblicher Regierung dahier, vom 28. dieses, öffentlich verpachtet.
Der Pacht beginnt am 11. August 1848.
Die Bedingungen sind bei der unterzeichneten Verwaltung einzusehen.
Trier, den 30. Juni 1848.
Die Verwaltungs-Kommission der vereinigten Hospitien.
@typeimprint
@facs0186
Der Gerant, Korff.
Druck von W. Clouth, St. Agatha Nro. 12.