Deutschland.
@xml:id | #ar026_002_c |
@type | jArticle |
@facs | 0119 |
Edition: [Friedrich Engels: Die Nachrichten aus Paris. In: MEGA2 I/7. S. 180.]
[*] Köln, 25. Juni.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
@xml:id | #ar026_003_c |
@type | jArticle |
@facs | 0119 |
Edition: [Karl Marx: Reichensperger. In: MEGA2 I/7. S. 181.]
[*] Köln, 25. Juni.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
@xml:id | #ar026_004 |
@type | jArticle |
@facs | 0119 |
[25] Berlin, 23. Juni.
Seit einigen Wochen schon hatte der demokratische Klub, als Magistrat und
Minister sich selbst ein Armuthszeugniß stellten, die Sache der brodlosen
Arbeiter in seine Hände genommen. Durch Geldsammlungen brachte er so viel
auf, um täglich zwischen 800 - 1000 Brodlose mit Brod, Fleisch und andern
Lebensmitteln zu versehen. Wie konnte der Magistrat so etwas dulden? Er
requirirt Herrn v. Minutoli und dieser verbietet die Wohlthätigkeit, wenn es
ihm auch nur für einen Tag gelang. Noch mehr. Durch ein Plakat suchen die
wohlweisen Väter der Stadt die Intentionen des Klubs beim Publikum zu
verdächtigen, um auf diese Weise den Ertrag der Geldsammlungen zu schmälern.
Als dies nicht hilft, muß der Herr Arbeitsminister eintreten. Man will den
Einfluß des Klubs auf die Arbeiter untergraben, man will die brodlosen
selbst los werden. Die ostpreußische Eisenbahn wird wieder in Bau genommen
und dabei sollen die Berliner Arbeiter besonders berücksichtigt werden. Wer
sieht nicht beim ersten Blick, was das heißen soll? Man will den Arbeiter
gleichsam zwingen, Berlin zu verlassen.
Gestern und heute kam das 19. Regiment aus dem Großherzogthum Posen hier
durch, um nach Wittenberg und Torgau gebracht zu werden. An der Gränze
stehen die Russen und nicht weit von Wittenberg und Torgau sind die
Altenburger und Thüringer Republikaner. Ist das auch kein Werk der Reaktion?
‒ In Eilmärschen ist das Regiment hermarschirt. Eine Folge dieses Unsinns
ist, daß bei Kosten keine kleine Anzahl Soldaten vor Hitze und Durst auf dem
Wege liegen blieben, wovon schon 18 Mann gestorben sind. ‒ Dazu wird der
preußische Bürger also Soldat! Am Bahnhofe äußerte ein Major desselben
Regiments, als ihm ein Polizist die in der Nähe befindlichen Kanalarbeiter
als diejenigen bezeichnete, welche die Revolution gemacht hätten: „Wär' ich
nur da gewesen, die Kerls hätt' ich mit meinen
Polaken schon zusammengeschossen.“
Vom neuen Ministerium hört man noch immer nichts. Herr Hansemann hat keine
Eile; das Pensum braucht ja erst auf den Montag fertig zu sein.
Herr v. Minutoli, dieser gewandte Polizist, ehemals Abgott der Berliner
Spießbürger, die ihn zu ihrem Kommandeur zu machen beabsichtigten, hat jetzt
zum 11. Mal seine Entlassung eingereicht. Welche Unentbehrlichkeit!
@xml:id | #ar026_005 |
@type | jArticle |
@facs | 0119 |
[14] Berlin, 23. Juni.
Noch immer entstehen und scheitern täglich neue Ministerkombinationen, und
die Rathlosigkeit steigt mit jeder Stunde. Der Ritter Vincke ist auch
berücksichtigt worden; für den Augenblick ist jedoch die Parole Herr
Präsident v. Auerswald, der nach der Vossischen Zeit. Minister des Innern,
nach Andern Minister-Präsident werden soll. Der Routinier Hansemann wird
sich um so weniger übereilen, als auch die Rechte
der Versammlung rebellisch wird, und à tout prix ein Gouvernement verlangt,
das Bürgschaft für die Aufrechthaltung der „Ruhe und Ordnung“ und für die
Wiederherstellung des „Vertrauens“ bietet.
Unsre Bürgerschaft sucht inzwischen die Ordnung und das Vertrauen
herzustellen, indem sie Jagd nach den Zeughausstürmern macht. Die Herren
haben eine unendliche Freude, wenn sie einen Arbeiter, der eine Waffe
„gestohlen“ hat, ausfindig machen und einstecken können. 26 dieser
Spitzbuben sind glücklich eingefangen, und man hegt die Zuversicht, daß der
„unersetzliche Verlust“ des Herrn Griesheim wenigstens zum Theil ersetzt
werde.
Die „offizielle“ Transportirung der Waffen des Zeughauses nach Spandau hat
gestern begonnen, und zwar unter dem Schutze der Bürgerwehr. Den guten
Leuten fällt ein Stein vom Herzen, sobald sie wissen, daß die Mordgewehre in
sichern Händen sind.
@xml:id | #ar026_006 |
@type | jArticle |
@facs | 0119 |
[103] Berlin, 23. Juni.
Gestern begab sich eine Deputation des Magistrats und der Stadtverordneten
zum Könige nach Potsdam und stellte ihm vor, wie die Stadt Berlin darunter
leide, daß sich
@type | jFeuilleton |
@facs | 0119 |
@xml:id | #ar026_007 |
@type | jArticle |
@facs | 0119 |
Die Verhandlungen des National-Konvents über Louis Capet, Ex-König
von Frankreich.
(Vergleiche den Moniteur vom Januar 1793.)
(Fortsetzung.)
Thomas Payne: Ich stimme für die Einsperrung Louis
bis zum Ende des Krieges und für seine ewige Verbannung nach dem
Frieden.
Guffroy: Das Leben Louis ist eine lange Kette von
Verbrechen; die Nation, das Gesetz machen es mir zur Pflicht, für seinen Tod
zu stimmen.
Puy-de-Dôme. ‒ Couthon: Louis
ist nach meinem Gewissen der Verbrechen überführt, derer der Konvent ihn
schuldig erklärt hat. Ich bin sein Richter, ich öffne das Gesetzbuch, ich
finde darin die Todesstrafe… Diese Strafe anzuwenden ist meine Pflicht; ich
erfülle sie; ich stimme für den Tod.
Bancal: Eilf Gründe veranlassen mich, gegen den
augenblicklichen Tod Louis zu stimmen. Er hat den Tod verdient, aber meine
Pflicht gebietet, für jetzt die Verbannung als die wirksamste Maßregel gegen
die Faktionen, als die sicherste zur Erhaltung der Freiheit, der Gleichheit
und der Republik vorzuziehen.
Monestier: Ich hätte gewünscht, daß Louis nicht
schuldig wäre; ich würde mich freuen, ihm verzeihen zu können. Ich bin
verpflichtet, gerecht zu sein und dem Gesetz zu gehorchen. Ich stimme für
den Tod.
Enlard: Könige die vom Throne gejagt wurden,
bestiegen ihn wieder; Könige die einen Brutus fanden, hatten ihre
Nachfolger; die welche auf dem Schaffot starben, ersetzte ein Cromwell. Ich
glaube daher, mich nicht nach dem Strafgesetz richten zu brauchen; ich
verlange, daß Louis während dem Kriege in irgend einer Stadt oder einem
Schlosse eingesperrt, und daß er beim Frieden verbannt werde.
Hautes-Pyrénées. ‒ Barère:
Wären die Sitten der Franzosen so milde, wäre ihre öffentliche Erziehung so
vollendet, daß man ihnen große gesellschaftliche Institutionen und
menschliche Gesetze geben könnte, so würde ich in diesem außerordentlichen
Augenblicke für die Abschaffung der Todesstrafe stimmen, mein Urtheil würde
weniger barbarisch sein. Aber wir sind noch weit entfernt von diesem Zustand
der Reife, und ich bin verpflichtet, mit strenger Gerechtigkeit die Frage,
die mir vorliegt, zu prüfen; die Einsperrung bis zum Frieden bietet mir
keinen sichern Vortheil; ein entthronter König ist ein schlechtes Mittel zu
diplomatischen Unterhandlungen. Die Verbannung erscheint mir wie ein Aufruf
an die fremden Mächte, ein Grund mehr, sich für den Verbannten zu
interessiren. Dagegen habe ich die Todesstrafe in allen Gesetzen gefunden,
und ihnen muß ich meinen natürlichen Widerwillen zum Opfer bringen. Vor dem
Naturrecht muß untergehen, wer ungerecht Menschenblut vergossen hat; vor dem
Richterstuhl unsres positiven Rechts trifft der Tod den Verschwörer gegen
das Vaterland, und Denjenigen, der die innere und äußere Sicherheit des
Staates angetastet hat; vor dem Richterstuhl der Nation ist die öffentliche
Wohlfahrt das höchste Gesetz. Dieses Gesetz sagt mir, daß es zwischen den
Völkern und ihren Tyrannen nur Kämpfe auf Leben und Tod giebt. Es sagt mir
ferner, daß die Bestrafung Louis', die den Königen zur Lehre dienen wird,
auch eine furchtbare Lehre sein wird für die Aufwiegler, die Anarchisten,
für Alle, denen es nach der Diktatur oder irgend welcher andern dem
Königthum ähnlicher Gewalt gelüstet. Das Gesetz sagt Tod, und ich bin hier
nur sein Organ.
Basses-Pyrénées. ‒ Casenave:
Der Tod Louis XVI. ist nach meiner innigsten Ueberzeugung das Grab der
Freiheit und der Triumph der Vaterlandsfeinde. Die Paradoxen und Sophismen,
welche im Laufe dieser Prodezur erfunden worden sind, bestärken mich mehr
und mehr in meinen Ansichten; die Vereinigung so vieler unerträglichen
Gewalten, womit der Konvent sich bekleidet, erscheint mir als eine Mißgeburt
der Tyrannei, woran ich keinen Theil haben will. Ich beantrage 1) die
Einsperrung Louis und seiner Familie bis nach dem Kriege, alsdann ihre ewige
Verbannung. 2) Die Stimmen der Mitglieder, welche nicht bei den
Prozeßverhandlungen gewesen sind, sollen nicht mitzählen. 3) Wenn diese
Mitglieder nicht rekusirt werden können, so sollen zur Majorität wenigstens
zwei Drittel Stimmen erforderlich sein. Ich verlange, daß mein Antrag zu
Protokoll genommen werde.
Pyrénées-Orientales. ‒ Biroteau: Ich habe Louis für schuldig erklärt. Als Gesetzgeber
habe ich für den Appell an das Volk gestimmt; auch heute werde ich als
Gesetzgeber stimmen; denn als Richter ‒ wie könnte ich es, umgeben von
Verbrechern … (Heftige Unterbrechung. Zur Ordnung! Fort in die Abbaye!) Ich
bin außer mir, daß gewisse Mitglieder einen allgemeinen Ausdruck für eine
Persönlichkeit halten, die mir nicht in den Sinn kommt. Ich stimme dafür,
daß erst nach dem Frieden und der Vertreibung der Bourbonen die Todesstrafe
vollzogen werde, die ich über Louis ausspreche.
Montégue: Ich werde die Verantwortlichkeit ohne
Gewissensbisse tragen. Es handelt sich um das Glück des Vaterlandes; und im
Namen dieses Vaterlandes bitte ich meine Kollegen, alle Mißhelligkeiten
aufzugeben und sich nur mit der öffentlichen Wohlfahrt zu beschäftigen. Ich
stimme für Tod.
Ober-Rhein. ‒ Ritter: Ich
stimme für Tod.
Nieder-Rhein. ‒ Laurent: Ich
unterscheide nicht zwischen Richter und Gesetzgeber; mich beseelt nur das
Gefühl der Gerechtigkeit. Als Republikaner ohne Furcht und Tadel sage ich:
Tod!
Bentabole: Es giebt nur ein Maaß und ein Gewicht im
Reiche der Gerechtigkeit. Ich sehe Louis befleckt mit dem Blute seiner
Opfer: um der Ruhe des Vaterlandes, seines Glückes willen, stimme ich für
Tod.
Christiane: Ich schließe mich der Meinung von Thomas
Payne an und stimme für Einsperrung.
Rhône-et-Loire. ‒
Chasset.
Der Konvent hat durch sein Verhalten, durch die Verletzung der gerichtlichen
Formen, dargethan, daß er nicht richten, sondern eine Maßregel der
allgemeinen
[0120]
Sicherheit nehmen will. Dies verbietet mir, den
Tod Louis' zu wollen; ich stimme für Gefangenhaltung bis zum Frieden.
Noel-Pointe: Ein Republikaner duldet weder König noch
Bilder des Königthums. Ich stimme für Tod binnen vier und zwanzig
Stunden.
Javoque: Um die kleinen Seelen vor der Liebe zur
Tyrannei zu bewahren, stimme ich für Tod in vier und zwanzig Stunden.
Lanthenas: Wenn die Erziehung die Verbrechen der
Despoten entschuldigen könnte, wie viele Verbrecher, die auf dem Schaffot
geblutet haben, könnten mit größerem Rechte sich auf denselben Grundsatz
berufen, um dem Schwerte des Gesetzes zu entgehen? So hat Louis XVI. mir in
zweifacher Hinsicht schuldig geschienen: als Despot, weil er das
französische Volk in Knechtschaft gehalten; als Verschwörer, weil er es
verrathen hat, nachdem es ihm verziehen hatte.
Noch sind keine Einrichtungen getroffen, um in den Primärversammlungen den
Sieg der Freiheit gleichzeitig mit der Achtung der Meinungen zu sichern. Es
ist noch nicht dafür gesorgt, daß alle Bürger über ihre wahre Interessen
aufgeklärt werden, daß sie der neuen Staatsform ihre Zuneigung schenken, und
ihre Herzen in der Liebe zum Vaterlande sich vereinigen. Ich habe demnach
geglaubt, im Interesse der Freiheit alle Verantwortlichkeit auf mich nehmen
zu müssen, und dafür zu stimmen, daß unsere Entscheidung über Louis'
Geschick der Sanktion des Volkes nicht unterworfen werde.
Was nun die dritte Frage anbelangt, so sage ich als Konventsmitglied und als
Richter, daß Louis Capet, der Despot, den Tod der Verschwörer sterben
muß.
Aber es tritt mir eine Meinung entgegen, die behauptet, daß wenn dieser
Verbrecher am Leben bleibe, wenn seine Erhaltung unseren Nachbarn als ein
glänzender Beweis der Mäßigung, des Edelmuthes, der Gesetzlichkeit des
französischen Volkes, der Erhabenheit seiner Vertreter über alle
menschlichen Leidenschaften vor Augen trete, daß damit eine leuchtende
Fackel in allen Winkeln Europas aufgesteckt wäre, die sichrer als irgend
eine Proklamation alle die schmählichen Verläumdungen verscheuchen würde,
die erfunden und verbreitet werden um von unsrer Revolution abzuschrecken
und die Völker gegen ihre eignen Interessen, gegen die Grundsätze der
Gerechtigkeit und die Forderungen der Menschlichkeit zu verbünden.
Deshalb bin ich der Meinung, daß der Konvent die Todesstrafe über Louis
ausspreche, die Vollstreckung aber unterbleibe und die wirksamsten Mittel
ergriffen werder um den Völkern Europas kund zu thun, daß das französische
Volk seinem unversöhnlichen Feinde nochmals verzeihen würde, wenn die
gottlosen Regierungen, welche die Menschenrechte fürchten, ablassen wollten
von ihrem Hasse gegen die französische Nation.
Saone et Loire. ‒Moreau:
Falsch würde es sein, wenn man sagen wollte: ich habe eine Giftpflanze in
meinem Garten, ich will sie aber nicht ausreißen, es könnte eine neue an
ihre Stelle kommen. Ihr wollt die Tyrannei ausrotten, da dürft ihr den
Tyrannen nicht erhalten unter dem Vorwande ihm diejenigen entgegenzustellen
die ihn ersetzen möchten. Im Gegentheil sie müssen Alle nach der Reihe
vernichtet werden. Ich stimme für den Tod.
Sarthe. ‒ Levasseur: Tod.
Sieyès: La mort sans phrase.
(Fortsetzung folgt.)
@xml:id | #ar026_008 |
@type | jArticle |
@facs | 0120 |
‒ In Wien hat ein Kapellmeister jüngst mit großem Orchester einen
„Katzenmusikwalzer“ aufführen lassen. Die Introduktion besteht aus den
haarsträubendsten Disharmonien, daß die Hunde auf der Gasse vor Zahnschmerz
zu heulen beginnen; in der Mitte werden komische Volkslieder variirt, und
ein großer Theil des Meisterstücks wird nicht gespielt, sondern von den
Orchestermitgliedern in Katzenstimmen gesungen. Diese Komposition ist in der
gemüthlichen deutschen Revolution jedenfalls eine „zeitgemäße“
Erscheinung.
[Deutschland]
@xml:id | #ar026_009 |
@type | jArticle |
@facs | 0120 |
[Fortsetzung] der König dauernd daraus entfernt
halte, weil besonders alle dem Hof befreundeten reichen Häuser und die
Gesandten die Stadt ebenfalls verließen, und da man überzeugt sei, daß mit
dem Könige zugleich das Vertrauen zurückkehren würde, so bitte man ihn,
seine Residenz wieder hier zu nehmen. Der König soll hierauf zugesagt haben,
daß er mit seinem ganzen Hofstaat Montag in Berlin eintreffen werde.
Das Ministerium ist noch nicht gebildet. Auch Beckerath soll in einem heute
Vormittag eingegangenen Schreiben seine Betheiligung abgesagt haben.
Man erzählt sich, daß die Russen unsere Gränze unter dem Vorwande
überschreiten wollen, durch Schlesien dem Kaiser von Oestreich zu Hülfe zu
kommen. Dies soll Kaiser Nikolaus mit dem Hof in Potsdam schon richtig
abgemacht haben.
Der hiesigen Polizei soll der Befehl zugegangen sein den drei in Frankfurt
gewählten Mitgliedern des hiesigen demokratischen Centralcomites jeden
längern Aufenthalt hier zu verweigern. Als in der gestrigen, vom
demokratischen Klub berufenen Volksversammlung Herr Streckfuß, der eben vom
Kongreß in Frankfurt zurückgekommen war, davon sprach, daß man dort
gefürchtet habe, das Centralcomite werde in Berlin nicht sicher sein, daß
aber die Berliner Abgeordneten ihr Wort gegeben, das Berliner Volk werde es
zu schützen wissen ‒ da erscholl aus dem Munde der zehn Tausend Anwesenden
ein einmüthiger Ruf der Zustimmung. ‒ Auch wegen der am 14. d., Mittags,
stattgefundenen Entführung der neuen eisernen Thorgitter an den
Schloßportalen, welche das Volk eigenmächtig aushob und in dem
Universitätsgebäude niederlegte, ist eine Untersuchung eingeleitet.
@xml:id | #ar026_010 |
@type | jArticle |
@facs | 0120 |
Berlin, 23. Juni.
Folgendes Schreiben ist heute an Milde abgeschickt
worden: Hr. Präsident! Seit dem Zurücktritte des Ministeriums Camphausen
durchkreuzen sich in Betreff sowohl der inneren als äußeren Verhältnisse des
Staates so beunruhigende Gerüchte, daß uns, den unterzeichneten Mitgliedern
der Nationalversammlung, ein Zustand, wie der gegenwärtige, im höchsten
Grade bedenklich erscheint. Da nun in diesem Augenblicke, wo es an einem
konstitutionellen Ministerium mangelt, die Nationalversammlung als der
einzige rechtlich und faktisch bestehende Staatskörper betrachtet werden
muß, welcher die Angelegenheiten der Gegenwart zu ordnen und nöthigenfalls
in seine Hand zu nehmen hat, so ersuchen wir Sie, Hr. Präsident, in
Berücksichtigung der Dringlichkeit der Zeitumstände, die Nationalversammlung
schon morgen zusammenzuberufen, damit Maßregeln getroffen werden können,
welche dem Lande zur Beruhigung dienen.
Berlin, 22. Juni 1848.
Elsner. Stein. Reicherbach. D'Ester. Hannsen. Schultz. Brill. Hagenow. Bauer.
Boost.
‒ In der Sitzung des demokratischen Klubs vom 20. d. theilte Hr. Richter mit,
daß der Güterzug von Berlin nach Hamburg am 24. Juni Morgens in Spandau
durch Militär angehalten und ihm das Weiterfahren verboten worden sei; als
der Maschinist darauf bestand , dennoch seinen Weg fortzusetzen, da er
einzig und allein von der Direktion der Bahn Befehle anzunehmen habe, seien
die Schienen der Bahn von den Soldaten aufgerissen und der Zug durch
Kanonen, die an der Spandauer-Brücke postirt waren, mit Beschießung bedroht
worden. Auf desfallsige Beschwerde erklärte Hr. Griesheim, von der Sache
nichts zu wissen, der Commandant von Spandau aber, daß er Befehl von Potsdam
erhalten habe, keinen Zug von Hamburg und von Berlin durchzulassen. Erst
nach zweistündiger Unterhandlung wurden die Schienen wieder eingelegt und
dem Zug freie Fahrt gestattet.
@xml:id | #ar026_011 |
@type | jArticle |
@facs | 0120 |
[123]Breslau, 21. Juni.
Der „demokratische Verein“ hat in seiner heutigen Sitzung beschlossen, eine
Deputation an den Oberpräsidenten zu senden und von diesem Ausschluß über
den jetzigen Stand der Dinge in Betreff einer russischen Invasion zu
verlangen.
@xml:id | #ar026_012 |
@type | jArticle |
@facs | 0120 |
[**]Breslau, 22. Juni.
Die Befürchtungen vor dem Kriege mit Rußland steigen mit jedem Tage. Man hat
uns, die wir dem ersten Angriff ausgesetzt sind, in unbegreiflicher
Verblendung oder in böswilliger Absicht vollständig schutzlos gelassen.
Selbst der Ober-Präsident Pinder sagt, auf die an ihn ergangene Aufforderung
zum amtlichen Bericht über den Zustand Schlesiens, er wisse Nichts von all den Dingen, mit denen man sich herumtrage. Er
habe keine amtlichen Berichte etc. Wir wollen gern glauben, daß er Nichts
weiß, aber das machen wir ihm eben zum Vorwurf; er muß wissen, wie es mit
der ihm vertrauten Provinz steht; er hat, nach angestellten Untersuchungen,
einen amtlichen Bericht versprochen, und mir so viel versichert, daß die
Festungen nicht armirt, sondern nur die Pläne zur Befestigung gemacht
würden. Wäre dies wirklich der Fall, wie es allen einlaufenden Nachrichten
zufolge nicht ist, so wäre höchstens dem Gedankens immer mehr Raum zu geben,
man erwarte die Russen als Freunde. Wir können uns dieses Gedankens nicht
entschlagen und rufen immer und immer wieder dem deutschen Volke zu: Merkt auf! wir werden sonst
verrathen.
@xml:id | #ar026_013 |
@type | jArticle |
@facs | 0120 |
Königsberg, 20. Juni.
In der Sitzung des hiesigen Arbeitervereins vom 18. wurde der Antrag
gestellt, eine Deputation zum Oberpräsidenten zu schicken, um denselben zu
fragen, ob er über Ansammlung von russischen Truppen an der Gränze noch
keine, oder welche Nachrichten er habe, und was von den Behörden zum Schutze
der Provinz zu thun beabsichtigt werde? Der Antrag wurde angenommen und der
Vorstand als Deputetion damit beauftragt; durch die Zeitung sollte die
Antwort veröffentlicht werden.
Die Veröffentlichung erfolgte durch die Neue Königsberger
Zeitung und lautet wie folgt:
Dem Königsberger Arbeiterverein theilen wir in Folge unseres Auftrages
hierdurch mit, daß der Herr Oberpräsident auf unsere Frage, „ob und welche
Nachrichten das Gouvernement über die Zusammenziehung von russischen
Truppenmassen an den Gränzen habe?“ uns die Antwort ertheilte, „daß bereits
vor mehreren Wochen der Kaiser von Rußland dem preußischen Kabinet die
Mittheilung machte, daß er mehrere Truppenabtheilungen zum Schutze der
Gränzen beordert habe; die Aufstellung der Truppen sei jetzt erfolgt, in der
Stellung Rußlands zu Preußen sei übrigens seit jener Zeit keine wesentliche
Verärderung eingetreten.“ ‒ Auf unsere fernere Frage, „welche Maßregeln die
Behörden zum Schutze der Provinz gegen etwaige Angriffe der Russen
angeordnet haben?“ wurde uns die Antwort, „daß die größte Aufmerksamkeit von
Seiten der Regierung auf den Schutz der Provinz verwendet werde.“
Der Vorstand des Königsberger Arbeitervereins.
@xml:id | #ar026_014 |
@type | jArticle |
@facs | 0120 |
[X]Posen, 22. Juni.
Wer erinnert sich nicht des erschrecklichen Jammerns der „deutschen Brüder“
im Großherzogthum Posen, als dort für einen Augenblick die altpreußische
Wirthschaft aufgehört hatte? Wer hat nicht die herzzerreißenden Aufrufe an
die gesammte deutsche Nation gelesen, in denen diese aus den vorgeblichen
polnischen Metzeleien „übriggebliebenen wenigen Edeln“ das Publikum eine
Zeit lang hinters Licht führten? Welche Sympathieen wußten sie zu erregen
für die argbedrückten posenschen Deutschen, welchen Haß gegen die
verrätherischen, blutdürstigen Polen!
Sie haben ihren Zweck erreicht. Shrapnells, Höllenstein und Stockprügel haben
den alten Zustand in erhöhter Potenz hergestellt. Und kaum sind diese
Tapfern die Polen vermittelst 40,000 Mann losgeworden, so schwillt den
gestern noch so Kleinmüthigen der Kamm, so wissen sie sich vor Uebermuth
nicht zu lassen. Sie müssen ihren „deutschen Brüdern“ doch ihren Dank
beweisen! Wie könnten sie dies besser als indem sie überall denselben
Zustand einführen, der jetzt das posen'sche Land beglückt?
Man höre: „Der Justizkommissar Ahlemann zu Samter fordert in der Beilage zur
heutigen Deutschen Posener Zeitung zu einem Zuge nach Berlin auf um die Aufruhrsversuche, welche sich dort kundgegeben, kämpfend zu
unterdrücken. Die ganze Fassung des Aufrufs ergibt, daß es Absicht ist, bewaffnete Mannschaften zu sammeln und in Berlin
nach den Umständen von den Waffen Gebrauch zu machen.“
Die obigen Worte sind nicht irgend einem verwerflichen, lügenhaften,
böswilligen Zeitungsartikel, sie sind einer offiziellen Bekanntmachung des
Oberpräsidiums in Posen entlehnt, sie sind offiziell.
Und nun sieh her, deutscher Biedermann, der du dich freust, daß die Berliner
Revolution dich von der Despotie der Regierungsräthe und Polizeikommissäre
befreit hat ‒ sieh her, das sind die „deutschen Brüder“ um derentwillen Du
die Polen den Russen in die Arme gejagt hast! Du hast sie gerettet, und zum
Dank marschiren sie nach Berlin, um die Revolution zu unterdrücken; Du
glaubtest Deutsche zu retten und es waren ‒ Pommern!
Es versteht sich übrigens, daß das Oberpräsidium den Zug streng verbietet und
sogar eine gerichtliche Untersuchung gegen seine Urheber anstellen läßt.
Schon am 26. sollte das Korps gegen Berlin ausrücken. Aber wozu soll man
diese tapfern Streiter ihrem Untergang entgegenschicken? Man desavouirt sie
öffentlich, um sie zurückzuhalten, bis sie zugleich mit
den Russen auf Berlin marschiren können!
‒ Im Verfolg unsres vorstehenden Artikels geben wir einige Auszüge aus der
Proklamation des Herrn Ahlemann wegen des beabsichtigten Zuges nach
Berlin:
. . Die Schandthaten, Frevelthaten, Zügellosigkeiten der
verabscheuungswürdigsten Horden, welche seit Monaten unter der Führung
wahnsinniger Freiheitshelden unsere Hauptstadt Berlin besudeln, haben den
14. d. M. von Neuem auf sie eine unvertilgbare Schmach geladen. … Die
geheiligte Person unseres Königs ist in Gefahr; das Vaterland ist in Gefahr,
denn die Vertreter des Volkes sind der Freiheit, der Selbstständigkeit
beraubt, ihre Person ist bedroht. Auf, meine Brüder aus allen Provinzen, ehe
es zu spät ist und unser geliebtes Vaterland mit einer Schandthat beladen
ist, für deren Scheußlichkeit unsere Sprache kein Wort hat. Auf! nach
Berlin! verlaßt Weiber und Kinder… Auf! nach Berlin ohne Zaudern! Können
unsere Brüder der Hauptstadt die Schmach nicht lösen, können sie die Horden
nicht ausrotten, so wollen wir treue Preußen aus den Provinzen ihnen
beweisen, daß es ein Kleines ist, Frevler zu bändigen, welche mit Fluch
beladen, fortwährend Fluch verbreiten. Tausend und abermals Tausende aus
allen Provinzen werden wir auf allen Wegen treffen und mit ihnen vereint
einen glorreichen Kampf zum Schutze unseres Königs . . . . kämpfen und
unsern Vertretern die Freiheit verschaffen, welche zur Vollendung ihres
hochwichtigen Werkes erforderlich ist. ‒ Den 26. d. M. marschiren wir aus
Samter und nächster Umgebung von hier aus.
@xml:id | #ar026_015 |
@type | jArticle |
@facs | 0120 |
[15]Frankfurt, 23. Juni.
Unsere Trödelrepublik ist gestern Abend durch ein frevelhaftes Attentat aus
ihrer Ruhe geschreckt worden. Es handelte sich um nichts Geringeres, als dem
„edlen Gagern“, der sich wie alle seine bürgerlich-liberalen
Glaubensgenossen wunderbar schnell abgenutzt hat, eine jener unehrerbietigen
Serenaden darzubringen, bei der die Gamins mit Flaschen und alten Töpfen die
Rolle des Almaviva zu spielen pflegen. Das Werk hatte indeß kaum begonnen,
als auch schon Linientruppen und Bürgergarden (Sie kennen das kriegerische
Aussehen der Letztern aus den Münchner Fliegenblättern) in großartiger
Entfaltung heranrückten, um den bedrohten Frieden durch ihre Waffen zu
retten. Der Geist der christlich-germanischen Race in Posen beseelte die
Tapfern. Das wehrlose Volk ward mit Kolbenschlägen auseinander gejagt, ein
Arbeiter erhielt einen Bajonettstich in den Nacken,
und 17 der Sänger wurden zur Haft gebracht. Ein Bürger wurde arretirt, weil
er es gewagt hatte, ein Hoch auf die „Republik“ auszubringen, ‒ ein Ruf, der
natürlich in Frankfurt nur als frecher Hohn angesehen werden kann. Bis tief
in die Nacht blieben alle benachbarten Straßen abgesperrt. ‒ Als besondere
Thatsache ist dabei zu bemerken, daß der „edle Gagern“ diesmal keine Rede an
das Volk hielt.
@xml:id | #ar026_016 |
@type | jArticle |
@facs | 0120 |
Kosten, 19. Juni.
Wer gestern unser Städtchen passirt und einen langen Trauerzug, 18
Militär-Särge hintereinander, begleitet von Militär, Behörden und einer
dichtgedrängten Menschenmasse, gesehen hätte, der müßte glauben, daß in der
Nähe der Stadt ein blutiges Treffen vorgefallen sei, das über 18 Krieger den
Ehrentod verhängt hatte. Aber nicht auf dem Felde der Ehre hauchten diese
Krieger ihr junges Leben aus, sondern sie sind Opfer einer barbarischen
Disciplin geworden! Die einfache Erzählung dieses herzzerreißenden Vorfalls
wird besser als jede rednerische Auseinandersetzung beweisen, wie dringend
die preußische Militärverfassung einer Reform im Geiste der Humanität
unserer Zeit bedarf. Der Hergang ist dieser. Am 17. d. Mts. verließ das 19.
Infanterie-Reg. die Stadt und Festung Posen, wo der Stamm durch ein langes
Garnisonsleben sich eingewohnt hatte, mit der Weisung, nach Glogau zu
marschiren, um von dort auf der märkischen Eisenbahn nach Berlin gebracht zu
werden. Der letzte Abschied von Eltern, Kindern, Geschwistern und Freunden
soll ein herzzerreißendes Bild geboten haben. In dieser trüben, gedrückten
Gemüthsstimmung mußten die Soldaten mit Sack und Pack in der Sonnenhitze zur
heißesten Tageszeit marschiren. Was Wunder, daß sie am zweiten Marschtage
zwischen Cztenszewo und Kosten in einer Glühhitze von 30 Grad sich kaum mehr
auf den Beinen halten konnten. Das erste Bataillon dieses Regiments bat
daher den Major Schmidt, ihnen zu erlauben, sich auf eigne Kosten Wagen fürs
Gepäck zu miethen, das ihnen brennende Wunden ins Fleisch geschnitten hatte.
„Ist nicht erlaubt, ihr Weiber, ihr Faullenzer“, schnauzte der Major,
welcher natürlich ohne Gepäck auf dem Pferde saß, die Bittenden an. Wiederum
schleppten die Compagnien sich eine Strecke fort, von brennendem Durste
gequält. Sie flehten ihren Führer an: ihnen doch mindestens in den
Mittagsstunden einige Rast zu vergönnen, damit sie durch einen frischen
Trunk die erschlaffenden Lebensgeister aufrichten könnten. „Ist nicht
erlaubt; weiter marschiren“, war die martialische Antwort. Da fielen die
Schwächern auf den glühenden Boden hin, ohne Labetrunk, ohne Erfrischung;
der Major aber ritt an der Spitze der Kompagnie weiter.
Die polnischen Bauern im Dorfe Jargnewitz, vom Mitleid bei diesem
schmerzlichen Anblick hingerissen, erboten sich, ihre Wagen gratis zur
Weiterbeförderung des Gepäckes nach Kosten zu liefern. Der Major wies sie
ab, rückte in Kosten ein und bald wieder heraus, auf der Chaussee nach Lissa
zu. Die Folge davon war, daß die Soldaten haufenweise hinstürzten, von dem
Schmerze der durch das Gepäck verursachten Wunden und deren fortgesetzte
Reibung sie fast sinnlos machte, von Durst verschmachtend und dem Urheber
ihrer Leiden fluchend. Der ganze Weg diesseits und jenseits Kosten war von
diesen Hingefallenen und Erkrankten übersäet. Die Unglücklichen wurden ins
hiesige Hospital gebracht und 18 von ihnen sind bereits Märtyrer einer
viehischen Subordination geworden, deren absolute Nothwendigkeit noch nicht
erwiesen ist. Ihre Leichen durften nicht die vorgeschriebene Zeit von 3 mal
24 Stunden über der Erde bleiben, weil sie schnell in Verwesung geriethen
und einen verpesteten Leichengeruch ausströmten. Ein einziges, weites,
kühles Grab nahm heute die 14 evangelischen und ein anderes ebenfalls
gemeinschaftliches die 4 katholischen auf. Ein langer Trauerzug von Soldaten
und Bürgern, Deutschen und Polen aus allen Klassen der Bevölkerung
begleiteten sie auf dem letzten Marsche, Schmerz im Herzen und Fluch auf den
Lippen über eine solche Grausamkeit.
Aber nicht nur gegen den Urheber dieses Unheils muß eine Anklage erhoben
werden, sondern gegen die aus einer barbarischen Zeit abstammenden
Militairgesetze, den Ausfluß einer Erbweisheit ohne Gleichen! Dieser
Erbweisheit entspringt auch eine andere Militair-Instruktion welche lautet:
die Kavallerie d. h. die Pferde bei einem Marsche möglichst zu schonen und
die Märsche in der heißen Jahreszeit überhaupt nur in den kühlen Morgen- und
Abendstunden zu gestatten. Ich füge kein Wort mehr hinzu.
[(A. O. Z.)]
@xml:id | #ar026_017 |
@type | jArticle |
@facs | 0120 |
Prag, 20. Juni.
Die Fürstin Windischgrätz ist von dem Techniker Muhr erschossen worden. Der
Sohn des Fürsten erhielt 2 Schüsse im Carolinum (Universitätsgebäude), wohin
er von seinem Vater als Parlamentair gesendet worden war. Er soll bereits
gestorben sein. Feldmarschall-Lieutenant von Köck wurde von einem
Frauenzimmer erschossen. Der Oberst-Lieutenant von Hohenegg Infanterie,
dessen Adjutant nebst mehreren anderen Offizieren sind geblieben. Der
Veelust, welchen das Civil erlitten hat, läßt sich nicht ermitteln, denn die
Todten und Verwundeten wurden sogleich verschleppt. Durch die Beschießung
der Stadt vom Laurenziberg aus haben am meisten das Clementinum, das
Kreuzherrenkloster, die Mühle und einige Thürme gelitten. Der kleinseitener
Brückenthurm war zugemauert. Graf Deym, Graf Bouquoi, Baron Villani sind am
19. Juni verhaftet, nebst einer großen Anzahl der Mitglieder der Swornost,
so wie der Studentenschaft. Aus den vorgefundenen Papieren ergibt sich, daß
der lange vorbereitete Aufstand erst am 15. Juni losbrechen sollte. Auf dem
Lande ist es ruhig, obwohl die Emissäre Alles aufbieten, den Sturm von neuem
heraufzubeschwören. In vielen böhmischen Ortschaften werden vom Landvolke
Kugeln gegossen. Sämmtliche böhmische Kreishauptleute sind angewiesen, bei
weiteren Ruhestörungen das Standrecht zu publiziren.
@xml:id | #ar026_018 |
@type | jArticle |
@facs | 0120 |
[*] Wien, 21. Juni.
Vorgestern zogen eine Masse Arbeiter gegen die Linien heran; sämmtliches
Militär und Nationalgarden wurden wieder sie aufgeboten. Es kam indeß zu
keinem Konflikte; doch wurden circa 80 Personen als angebliche Aufreizer
festgenommen.
Französische Republik.
@xml:id | #ar026_025 |
@type | jArticle |
@facs | 0121 |
Paris, 23. Juni.
Ein Uhr Nachmittags. Um 10 Uhr Morgens begab sich die
elfte Legion nach dem Pallast des Luxembourg. Das 73. Linienregiment kam von
derselben Seite an unter Trommelschlag. Die Dragoner, die Nationalgarde und
die republikanische Garde schlugen dieselbe Richtung ein. Während dieser
Zeit wurde Rappel geschlagen in der der Nationalversammlung benachbarten
zehnten Legion. Der Generalmarsch tritt eine Stunde später an die Stelle des
Rappels. Cavaignac theilte seinen Adjutanten und dem General Negrier Befehle
aus in dem Hof der Präsidentschaft der Nationalversammlung.
Man kündet an, daß Barrikaden an der Porte Saint Denis und an der Porte St. Martin aufgeworfen worden sind. Die erste wurde
wahrscheinlich gebildet durch einen Wagen mit Bruchsteinen, der zu dieser
Stunde, wie man mir berichtett, an diesen Plätzen vorüberfuhr und umgeworfen
wurde. Man sag, daß die Agitatoren bewaffnet sind.
Zwei Uhr. Um zwei Uhr besteigt der Präsident der
Nationalversammlung, der seinen Sitz verlassen hat, die Tribüne, um die oben
angeführten Thatsachen zu bestätigen. Als die Punkte, wo Handgemenge
stattgefunden, bezeichnet er das Boulevard Boune-Nouvelle und die Straße de
la Hachette. Die Bevölkerung, sagt er, zeigt im
Allgemeinen wenig Sinn für die Emeute. Ich unterstreiche: im Allgemeinen. Eine Frau vom Volke beklagte sich so
eben bei mir, daß die Nationalgarde, deren Uniform ich trage, zuerst auf das Volk geschossen habe. Sie citirte mir
das Quartier der Hallen und die Morguc. Ich warf ihr ein, daß wir unsre Pflicht erfüllen, indem
wir die Emeutiers auseinanderjagen. Was soll das? Antwortete sie, man mußte
nicht auf das Volk schießen: es ist so unglücklich!
Viele Flintenschüsse wurden gewechselt auf dem Marais, Barrikaden wurden
aufgeworfen am Place de Châtelet und im Faubourg St. Jacques; sehr drohend
sind sie auf dem Pantheonplatz. Das Blut der Nationalgarden und das des
Volkes ist geflossen. Die Nationalgarden marschiren voran, vermischt mit den
Linientruppen; aber man versichert, daß die republikanische Garde auf einigen Punkten sich mit dem Volke
verbunden hat, was seit 1834 nicht vorgekommen ist; es
sind mehre Flintenschüsse aus den Fenstern gefallen.
Die Gamins von Paris figuriren wie gewöhnlich unter den Kämpfenden; ein
Nationalgardist sieht einen Todten auf einer Tragbahre vorübertragen; er
nähert sich; wer war es! Sein Sohn, der Gamin. Er schleudert seine Muskete
zu Boden.
Die Barrikaden der Porte St. Denis und der Porte St. Martin wurden den
Emeutiers abgenommen. Die Nationalgarden sind vollständig im Besitz
derselben
Volksrepräsentanten durchlaufen den Saal des Pas perdus und kehren in den
Sitzungssaal zurück mit dem Ausruf: Das ist keine Insurrektion, das ist ein
Komplot.
Drei und ein halb Uhr. Kanonen werden aufgefahren in
der Richtung des Faubourg St. Jacques.
Vier Uhr. Ein Gewittersturm kühlte für einen
Augenblick die andern Stürme ab.
Die Nationalgarde ist außer sich; sie behauptet, die Regierung habe sie
verrathen. Sie habe die Barrikaden ohne Widerstand aufwerfen lassen und
später, dieselben blos durch Nationalgarde, statt durch Nationalgarde und
Linientruppen angreifen lassen. Riesenbarrikaden sind errichtet worden in
den Straßen Planche-Mibray und St. Mery. Die Barrikade der Straße St. Mery erhob sich bis über
das erste Stockwerk. Ich weiß noch nicht, ob sie gestürmt worden ist. Die
Arbeiter, die gestern Abend der Nationalversammlung eine Petition
überbrachten, schwuren Paris nicht zu verlassen, ohne daß man ihnen
wenigstens Brod für ihr Alter zugesichert.
Der Eindruck dieses Tages auf die Bourgeoisie ist unbeschreiblich. Sie
fürchtet von einem Tag zum andern einem Wohlfahrtsausschuß, gebildet von
Barbes, Blanqui, Huber u. s. w. anheimzufallen oder dem Militairdespotismus.
Die vollständigste Entmuthigung herrscht in ihr.
Die Arbeiter ihrerseits sind zur Verzweiflung getrieben, so rasch die Früchte
der Februarrevolution, die sie mit ihrem Blut erkauft, sich entwandt und von
ihren alten Unterdrückern konfiscirt, ja ihre Ansprüche mit Hohn behandelt
und sich selbst der ersten politischen Rechte wieder beraubt zu sehen.
Der Regen fährt fort Ströme herabzugießen und wird die Emeute ein wenig
beruhigen. Ich theile Ihnen folgende Nachricht als Gerücht mit: Die Nationalversammlung soll
Cavignac zum Präsidenten der Republik und Paris in Belagerungszustand
erklärt haben.
Man sagt, daß man auf dem Pont St. Michel und der Straße St. Jacques mit Kartätschen
geschossen habe.
Nach 4 Uhr. Man hört von Zeit zu Zeit noch Musketenschüsse fallen.
Ein anderer Correspondent schreibt: Die Nationalgarden marschirten gegen die
Emeute mit dem wiederholten Rufe: Es lebe die Republik!
Nieder mit den Prätendenten! Gegen drei Uhr und ein halb zeigte
sich eine gewisse Bewegung unter den um die Nationalversammlung gesammelten
Truppen. Der Befehl, die Gewehre zu laden, wurde der ganzen Infanterie
gegeben, der Linie, der Mobilgarde und der Nationalgarde, zwei
Dagronereskadrons setzten sich fest auf der Place de Bourgogne; der Posten
der Place la Concorde wurde verstärkt.
Gegen drei Uhr fing man wieder an, einige Barrikaden aufzuwerfen in dem
Faubourg St. Martin und die Füsillade begann von neuem, doch habe ich von
dieser Seite her keine genaueren Berichte. Herr Thayer, Bataillonschef der
zweiten Legion wurde am Fuß verwundet. Ein anderer höherer Offizier, Herr
Lefèvre, alter Artillerieoffizier empfing eine gefährliche Wunde. Ein
Commissionair, Herr Avriol, befindet sich unter den Opfern der Füsillade der
Porte St. Denis. Zwei Individuen, die das Gerücht ausstreuten, die zweite
Legion steige auf Paris herab, um gemeinschaftliche Sache mit den
Insurgenten zu machen, wurden verhaftet.
Fünf Uhr. Ein Regensturz erleichtet die Zerstreuung der letzten Reste der
Emeute.
Die Verluste der zweiten Legion sollen beträchtlich sein; man spricht von 100
Todten und Verwundeten.
Ein Metzger vom Faubourg Montmartre wird so eben in sein Haus getragen mit
drei Kugeln im Leibe.
Alles ist beendigt im Quartier Laffitte, wo das letzte Handgemeng Statt
hatte. Man sagt, daß im Bezirk St. Marceau die Ruhe noch nicht hergestellt
ist.
‒ Die französische Republik, deren Pavillon im adriatischen Meerbusen unter
den Kanonen eines östreichischen Forts insultirt worden war, hat Genugthuung
erhalten für diesen Schimpf durch 21 Ehren-Kanonensalven, die Absetzung des
Schuldigen und eine pekuniäre Entschädigung für den Kapitän des beschossenen
Schiffes.
Der Volksrepräsentant Quinette ist von der executiven
Kommission mit einem außerordentlichen Auftrag nach Brüssel gesandt worden,
wohin er sich begiebt mit dem Titel eines außerordentlichen Gesandten und
Bevollmächtigten der Republik. Man versicherte im Conferenzsaal der
Nationalversammlung, seine Sendung bezwecke vom belgischen Gouvernement die
doppelte Bezahlung der Ausgaben und Kriegskosten der zwei in Belgien
gemachten Expeditionen, nämlich der im August 1831, als die holländische
Armee das belgische Torritorium gegen den Vertrag, der den Status quo
festsetzte, überschritt und der von 1832 für die Räumung der Citadelle von
Antwerpen.
@xml:id | #ar026_026 |
@type | jArticle |
@facs | 0121 |
[12] Paris, 22. Juni.
Daß die belgischen Journale sich jeder Veranlassung bedienen, um zu zeigen,
wie ihr „belgischer Rechtsboden“, ihre „gesetzmäßige“ Entwickelung der
konstitutionellen Freiheiten besser und behaglicher sei als der vulkanische
Boden, der Revolutionen, das liegt in ihrem natürlichen Interesse. Die
Redakteure aller dieser Journale, wie der Independance; der Emancipation,
sind Leute, welche vor dem Ausbruche des Vulkans genöthigt waren, den Boden
Frankreichs zu fliehen, aus Gründen, die nichts weniger als vulkanischer
Natur sind, aus finanziellen Gründen. ‒ Da gab ihnen der belgische
Rechtsboden ein freies Asyl, und sie errichteten auf ihm das
konstitutionelle Geschäft ihrer Journale, welches in Belgien einen weit
bessern Fortgang nahm, als ihr früheres Kolonialwaarengeschäft oder ihre
Kommisverrichtungen in Frankreich.
Seit der französischen Februar-Revolution ist diesen Exfranzosen nicht mehr
wohl, nicht mehr heimisch auf belgischem Gebiet. Mit Schrecken denken sie an
das Loos welches ihrer harret, wenn Belgien gar eine französische Provinz
würde, und sie richten daher im Einverständnisse mit Rogier und dem Klerus,
alle ihre Anstrengungen dahin, dieses Unglück abzuwälzen. Sie weisen in
langen, leitenden Artikeln die Ueberlegenheit einer Regierungsform nach, in
der die konstitutionellen Freiheiten und das flandrische Elend so ruhig, so
gesetzmäßig nebeneinander wohnen. Jeder Unglücksschlag Frankreichs ist ein
schlagender Beweis für das Glück und den Rechtsstand Flandern's. Alle
reaktionäre Aeußerungen sogenannter Socialisten gegen die Republik
Frankreichs gelten den belgisch-französischen Redakteurs als Bibelsprüche,
Beweisstellen, als rechtskräftige Argumente ihrer eigenen monarchischen
Ueberzeugungen.
Goudchaux und Proudhon haben gesagt, die Revolution sei zu früh in Frankreich
gekommen. Die Independance triumphirt. Proudnon hat noch mehr gesagt: Die
Revolution hätte gar nicht zu kommen brauchen. Es wäre besser für Aller Heil
gewesen, wenn die „drei Revolutionstage sich in 30 Jahre friedlicher Lösung
ausgesponnen, ausgedehnt hätten.“ Kann man besser Belgiens friedlicher
Entwicklung das Wort reden? Kann man mehr im Sinne belgisch-französischer
Journalisten schreiben? Die Independance triumphirt. 30 Jahre! Nun, da hat
das belgische Elend, die belgische Krone Zeit von selbst abzufallen, sich
selbst auszustoßen, ohne auf gewaltsame Weise umgestoßen zu werden. Perrot,
der Redakteur der Independance ist gerettet. Proudhon ist sein Erlöser, wie
er vor wenigen Monaten der Erlöser von ganz Frankreich zu sein glaubte. Wenn
doch die französische Revolution nicht seine Pläne durchkreuzt hätten!
Proudhon hatte ein so herrliches, friedfertiges System entworfen, er hatte
sogar deutsche Philosophie studirt, und alle Schlagwörter Hegels auswendig
gelernt. Da mußte ungeachtet seiner „Philosophie des Elends“, die Alles zu
lösen sich vorsetzte, die Revolution ausbrechen, und der arme Proudhon mußte
sie hören in seinem friedlichen Zimmer, neben seinen beiden mühsam
ausgedachten Bänden ökonomischer Philosophie. Wie nun diese neue Revolution
faktisch, philosophisch, ökonomisch begründen, die nach Hrn. Perrots
Ausspruch völlig ungegründet war? Wie sich in einer Revolution zu Recht
finden, wenn man, wie Proudhon, die Sphäre der Revolution für geschlossen
erklärt hatte?
„Die Demokratie, meint Proudhon, ist weiter nichts, als die Tyrannei der
Majoritäten und diese Tyrannei ist die abscheulichste von allen; denn sie
stützt sich weder auf Religion, noch auf Adel, noch auf Talent, noch auf
Reichthum. Sie hat als Grundlage die Zahl und als Maske den Namen des
Volkes. Die Demokratie ist materiel und atheistisch. Die Demokratie ist der
Ostracismus für alle Fähigkeiten, und das Patriziat für alle neidische
Mittelmäßigkeiten. Die Demokratie ist retrograd und kontradiktorisch, die
Demokratie ist unvermögend, die soziale Frage zu lösen.“
Die Demokratie kann die soziale Frage nicht lösen. Aber ich, Proudhon, ich
hatte mit „mathematischer Genauigkeit“ die Lösung aller Fragen auf 30 Jahre
festgesetzt; und die Revolution will sich anmaßen, eine mathematisch
philosophische Aufgabe in 3 Tagen zu lösen?
Und die Indépendence wirft sich nieder vor der tiefen Weisheit Proudhon's und
gelobt in 30 Jahre alle Fragen zu lösen.
Dieser Mann, der die Revolution verläugnet, weil sie nicht in seinen
„wissenschaftlichen“ Kram paßt, dessen wissenschaftlicher Kram aber aus
lauter Schubladen besteht, die mit technischen Ausdrücken und Zetteln
überstrotzen ‒ dieser Mann, der seinen Beruf dadurch verfehlt hat, daß er
nicht als deutscher Gelehrte geboren und erzogen wurde ‒ dieser Mann wird
als Volksrepräsentant einer aus der Revolution hervorgegangenen Kammer
gewählt. Die Independence giebt uns nur die Sprache des Volksrepräsentanten
Proudhon nach der Wahl: Wir wollen die Sprache des Kandidaten Proudhon vor
der Wahl geben, und das Räthsel ist gelößt.
Unmittelbar nach der Februar-Revolution griff Proudhon die provisorische
Regierung auf die heftigste Weise an. Diese Männer trtäen nicht energisch
genug auf; sie hätten die Revolution nicht verstanden; es sei eine
„ökonomische“ d. h. eine „soziale“ und keineswegs eine „politische“
Revolution. Proudhon wurde nicht gehört; sein Name wurde bei den ersten
Wahlen nicht einmal genannt. Da wurden zehn neue Wahlen vorgenommen und
Proudhon tritt mit einem neuen Projekte, mit einer neuen Lösung auf, mit der
sogenannten „Austauschbank“ ohne Geld. Man brauche kein Geld um Produkte
gegen Produkte auszutauschen, und wenn die Banquiers sich weigerten, den
Produzenten ihre Wechsel zu exkomptiren, so wolle man ohne sie fertig
werden. Also kein Geld! der Verkehr, der Handel soll auf's neue organisirt
werden, die Produzenten sollten ohne alle Unkosten ihre Waaren und Wechsel
gegeneinander austauschen, ohne einen rothen Pfennig, und wer an dieser
Gesellschaft, an diesem Vertrauenskomptoir Theil nehmen wolle, brauche sich
nur rue Jean Jeaques Rousseau Nro. 12, dem Redaktions-Büreau des
Proudhonischen Journals, des Representant du Peuple zu melden. Um die Presse
für sich zu gewinnen, lud er die Redakteure aller Journale ein, seinen Plan
zu examiniren, lief in alle Klubs und predigte seinen Handel, seinen
Austausch ohne Geld. Alle Menschen seien Produzenten, sie brauchten bloß rue
Jean Jeaques Rousseau sich zu melden. Herr Girardin wurde als großer,
ökonomischer Geist im Representant du Peuple angepriesen, und Herr Girardin
zeigte sich dankbar. Die Arbeiter ließen sich durch das verführerische
Projekt Proudhon's, der seine frühere Schriften wieder in Anregung brachte,
verführen und in Ermangelung anderer wählten sie Proudhon. Wir wissen nicht,
wie es gegenwärtig mit Proudhon's Bank ohne Geld steht; jedenfalls rathen
wir Herrn Perrot und den andern Belgiern, bei dem bevorstehenden belgischen
Nationalbankerut in Proudhon's „Bank ohne Geld“ einzutreten.
@type | jAnnouncements |
@facs | 0122 |
Civilstand der Stadt Köln.
Geburten.
22. Juni. Frieder. Louise, T. v. Jak. Pohl. Zuckerarb., Zug. ‒ Alb. Gerh., S.
v. Aibert Becker, Tagl., Ehrenstr. ‒ Joh. Wilh., S. v. Wilh. Heller, Tagl.,
Schlachthaus. ‒ Gert., T. v. Jos. Jantzen, Blaufärb., Perlengr. ‒ Anna Maria
Sibilla, T. Friedr. Wilhelm Remmel. Kupferschl., Poststr. ‒ Theod. Jos., S.
v. Theodor Greven, Lohndiener, Apostelnaltemauer. ‒ Joh. Wimmar, S. v.
Friedr. Wilh. Backhaus, Tagl., Weberstr. ‒ Maria Gertrud, T. v. Theod.
Mayer, Schuhmacher, gr. Griechenmarkt.
Sterbefälle.
22. Juli. Wilh Derichsweiler, 1 J. 8 M. alt, Klingelpütz. ‒ Wilh. Hub.
Wisdorf, 3 1/2 M. alt, Kalenhausen. ‒ Anna Maria Kath. Franken, 3 M. alt,
Fischmarkt. ‒ Kath. Hubert. Custodis, 2 J. 10 M. alt, Hahnenstr. ‒ Anna
Karol. Wiskirchen, 9 M. 3 W. alt, Salzgasse.
Heirathsankündigungen.
25. Juni. Joh. Dieckmann, Schneider, Streitzeugg. mit Maria Johannes,
Hochpforte. ‒ Jos. Billig, Wwr., Schuster, Kämmerg., mit Maria Agnes Decker,
kr. Büchel. ‒ Bernard Franz Milz, Kaufm., früher zu Ottweiler, jetzt
Heumarkt, mit Anna Maria Gertr. Walb, Hubertina Finck, Heumarkt. ‒ Karl
August Gelonneck, früher Unteroffizier im 28. Inf.-Rgt., jetzt Privatsekret.
mit Johanna Sonntag, beide Huhnsg ‒ Christ. Brabender, Handschuhmacher,
Kupferg. mit Johanna Ernestine Weiß, früher zu Erfurt jetzt Kupferg. ‒
Friedr. Wilh. Rosue, Wwer., Anstr., Löweng., mit Maria Magd. Wolter, früher
zu Mülheim am Rhein, jetzt Burgmauer. ‒ Franz Rings, Schreiner, Johannstr.
mit Sophia Marx, alten Ufer. ‒ Johann Jos. Abrah. Budde, Hausknecht, mit
Sophia Charlotte Schüttler, beide Bolzeng. ‒ Pet. Jos. Müller,
Zimmergeselle, mit Gertrud Degroot, beide gr. Griechenmarkt. ‒ Johann Graß,
Dachdeckergeselle, mit Kath. Breuer, beide Karthäuserhof. ‒ Georg Roeschel,
Wwer, Kaufm., mit Marg. Walther, Wwe., Rrntnerin, beide zu Mainz. ‒ Franz
Vogt, Gärtner, mit Anna Sibilla Marowski, beide kl. Griechenmarkt. ‒ Karl
Friedr. Jos. Gemarke, Wwer., Geschäftsführer, Obenmarspforten, und Susanna
Kath. Maria Urs. Backes, Wittwe, Steinweg. ‒ Jakob Sieburg, Taglöhner, mit
Karol. Gertr. Kath. Klee, beide Weiherstr., vor Kurzem zu Sürth.
Schiffahrts-Anzeige. Köln, 25. Juni 1848.
Abgefahren: J. B. Mundschenk nach Mannheim. R.
Pisbach nach der Saar. Jakob Tillmann nach Koblenz. H. Lubbers nach
Wesel.
In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich Joh. Linkewitz;
nach Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr A. Meyer; nach Andernach und
Neuwied M. Wiebel; nach Koblenz und der Mosel und Saar Jo seph Zeiler; nach
der Mosel, nach Trier und der Saar M. J. Deis; nach Bingen J. B. Mundschenk;
nach Mainz J. Hirschmann; nach dem Niedermain Ph. Würges; nach dem Mittel-
und Obermain Seb. Seelig; nach Heilbronn Fr. Kühnle; nach Kannstadt und
Stuttgart Peter Kühnle; nach Worms und Mannheim J. B. X. Sommer; nach
Antwerpen M. Lamers.
Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Jurrius, Köln Nr. 18.
Ferner: Nach Amsterdam Kapt. Schüller, Köln Nr. 30.
Wasserstand.
Köln, am 25. Juni. Rheinhöhe 9′.
Köln, den 22. Juni. Die veränderte Stellung der
Versender zu den Transportunternehmern und die Frage, ob in dieser Beziehung
Ergänzungen der gesetzlichen Bestimmungen als nothwendig zu erachten seien,
hat die Kön. Handelskammer in dem Anfange d. J. veranlaßt, den Handelsstand
zu Aeußerungen und Vorschlägen in dieser Angelegenheit aufzufordern. In
Folge dieses trat am 25. Februar d. J. eine Anzahl hiesiger Kaufleute
zusammen, welche zunächst zwar die Transportverhältnisse und deren Mängel im
Auge haltend zu der Ueberzeugung kamen, daß die Berathung und Besprechung
dieses Gegenstandes allein ihren Zwecken nicht entsprechen werde, sie
vielmehr auch auf diesem Gebiete der socialen Frage der Sonderinteressen in
ihrem Gegensatze zu den Interessen des Kapitals und des allgemeinen Verkehrs
begegneten. Sie haben deshalb den Beschluß gefaßt, sich unter dem Namen:
„Verein zur Verbesserung der
kommerziellen Zustände,“
als offene Gesellschaft zu konstituiren, in öffentlichen, jeden Montag Abend
stattfindenden Versammlungen die Lage des hiesigen Handels zu besprechen und
Vorschläge zu dessen Hebung und Verbesserung zu machen.
Anfrage an die Militärbehörden
unserer Stadt.
Warum wurde am gestrigen Tage (am 24. d. M.) auf der Parade der Befehl
ausgegeben, einem jeden Soldaten für den folgenden Tag (25.) 20 scharfe
Patronen und 25 Zündhütchen zu geben? ‒
Sollen das abermals Provokationen sein, oder bezweckt es blos, den Soldaten
Munitton für den Feldzug zu geben?
Weshalb mag wohl der große Hund, dieses wüthende Ungethüm, auf dem
Bonn-Kölner Bahnhofe frei herumlaufen. Soll er vielleicht einen par force
Tunneldurchbruch verhüten??? Das wäre doch ungeheuer lächerlich!
Zwei Zimmer zu vermiethen. Altenmarkt Nr. 34.
Mannheim. Mit dem bevorstehenden 1. Juli beginnt ein neues halbjähriges Abonnement auf die täglich erscheinende
„Mannheimer Abendzeitung“
und ihre wöchentlich drei Mal erscheinenden
unterhaltenden „Rheinischen Blätter“.
Es ist sichere Vorsorge getroffen, daß, ungeachtet der Redakteur J. P. Grohe noch immer seiner Freiheit beraubt im
Zellengefängniß zu Bruchsal festgehalten wird, keinerlei weitere Störung im Erscheinen der Zeitung eintrete; wir
aber werden fortfahren, mit aller Kraft und Entschieheit für die Rechte und
Freiheit des Volkes zu kämpfen und die Bedeutung und Nützlichkeit dieser
Blätter zu erhöhen; entschiedene Volksfreunde sind hierbei besonders
aufgefordert, uns thatkräftig zu unterstützen.
Man abonnirt bei allen verehrlichen Postanstalten; für Frankreich, Spanien
und überseeische Länder bei Herrn Alexander in Straßburg, Brandgasse Nr. 29,
und in Paris Notre-Dame de Nazareth Nr. 28.
Der Preis sämmtlicher Blätter ist in ganz Baden halbjährlich 5 Fl.; auswärts
kommt der Postaufschlag hinzu. In Preußen und Baiern ist eine Ermäßigung des Preises durch
Herabsetzung der Postgebühr eingetreten.
Des richtigen Bezugs wegen bitten wir die Bestellungen möglichst bald zu
machen.
Zu amtlichen und nichtamtlichen Anzeigen aller Art
empfiehlt sich die Zeitung ihrer großen Verbreitung wegen noch
besonders.
Die Redaktion.
„Neue Rheinische Zeitung.“
General-Versammlung
der Herren Aktionäre zum Abschluß des Gesellschafts-Vertrages heute Montag,
Abends 8 Uhr, im hintern Saale bei Herrn Drimborn, Glockengasse.
Das provisorische Comite.
„Neue Rheinische Zeitung.“
Das Expeditions-Büreau der Zeitung ist täglich von Morgens 8-1 Uhr und
Nachmittags von 2-7 Uhr geöffnet; Sonntags nur von Morgens 8-1 Uhr. Inserate
zur Aufnahme in die nächste Nummer werden bis 1 Uhr entgegen genommen.
Dampfschifffahrt
zwischen
Bremen und New-York.
Einer von der Direktion in New-York abgeänderten Bestimmung zufolge, wird das
nächste Dampfschiff, der
HERMANN, Kapt. Crabtree,
erst im Laufe des Monats Juli von hier nach New-York abgehen.
C. A. Heineken & Comp.
Dampfschifffahrt
zwischen
Bremen und den Nordseebädern Wangeroog und Norderney,
durch das Bremer eiserne Dampfschiff
„TELEGRAPH“, Kapt. D. de Harde.
Dasselbn fährt, mit allen zur Bequemlichkeit der Passagiere abzweckenden
Erfordernissen ausgerüstet, während der diesjährigen Saison nach obigen
Bade-Inseln in folgender Ordnung von Bremen ab:
Sonnabend, | Juli | 1. |
Mittwoch, | Juli | 5. |
Montag, | Juli | 10. |
Sonnabend, | Juli | 15. |
Donnerstag, | Juli | 20. |
Montag, | Juli | 24. |
Sonnabend, | Juli | 29. |
Donnerstag, | Juli | 3. |
Dienstag, | Aug. | 8. |
Sonntag, | Aug. | 13. |
Freitag, | Aug. | 18. |
Mittwoch, | Aug. | 23. |
Montag, | Aug. | 28. |
Sonnabend, | Sept. | 2. |
Freitag, | Sept. | 8. |
Mittwoch, | Sept. | 13. |
Die Abreise von Bremen findet größtentheils in den frühesten Morgenstunden
statt, und wird seiner Zeit durch die hiesigen öffentlichen Blätter näher
bezeichnet werden, so wie auch die Abfahrt von Norderney, welche gewöhnlich
den Tag nach der Ankunft erfolgt. Sollte aber der niedrige Wasserstand es
nicht gestatten, daß die Abfahrt direkt von Bremen geschieht, so wird von
Seiten der Direktion dafür gesorgt werden, daß die Passagiere und deren
Effekten bis Vegesack Beförderung finden, woselbst alsdann der Telegraph sie
aufnimmt und bei eintretender Fluth ihrer Bestimmung zuführt.
So lange die Saison zu Wangeroog dauert, wird das Schiff daselbst, auf der
Hinreise sowohl, wie auf der Rückreise von Norderney, anlaufen.
Bei den verschiedenen Weser-Stationen legt das Schiff nur dann an, wenn sich
durch Signale Passagiere zur Mitfahrt melden.
Weitere Nachricht ertheilt
H. Aug. Heineken, Schiffsmakler.
Von Sechtem.
Uns hat es nicht viel besser gegangen, als den Kölnern. Die Bonn-Kölner Eisenbahn ist so frei gewesen uns
ebenfalls einen schönen Communalweg zu verderben. ‒ Vor Kurzem hatten wir
den Plan, mir nichts dir nichts mit Hacke und Schüppe die alte Ordnung
wieder herzustellen, und wenn wir auch nicht diesen Akt ausgeführt haben, so
lassen wir die Sache doch nicht liegen.
Meisterschaft.
Die Mitglieder der Meisterschaft werden ersucht, am Montag den 26. d. Mts.
die Leiche ihres um das Wohl seiner Mitbürger, besonders des
Handwerkerstandes, so sehr verdienten Vereinsgenossen, des Gürtlers und
Gaslampenfabrikanten Herrn Friedrich Michaelsen, zu begleiten und zu diesem
Zwecke sich Morgens um 9 Uhr am Sterbehause vor St. Martin Nro. 20
gefälligst einzufinden.
Köln, den 25. Juni 1848.
Der Vorstand.
Central-Verein
der Privat-Sekretäre.
Die Mitglieder dieses Vereins werden zu einer General-Versammlung auf heute
Montag, Abends 8 Uhr, im Vereinslokale bei Müller, Streitzeuggasse Nr. 53,
Behufs Mittheilung des eingegangenen Hohen
Ministerial-Bescheides, hiermit höflichst eingeladen. Die
auswärtigen Mitglieder, welche der Entfernung wegen nicht erscheinen können,
werden wir von jenem Bescheide im Laufe; dieser Woche schriftlich in
Kenntniß setzen.
Köln, den 26. Juni 1848.
Das Central-Comite.
Columba-Kirmes.
Ausgezeichneter und billiger Mosel- und Rother- Wein, bei
Math. Koeltz, Streitzeuggasse 10.
Bei der hiesigen Garnison müssen doch noch viele Pommer'sche Elemente
hausen!
So hört man zum Beispiel jetzt häufig Aeußerungen von Offizieren in
öffentlichen Wirthshäusern: „Die Russen kommen, um die Schreier in Berlin zu
beseitigen, und Berlin zusammen zu schießen.“
Ein Hauptmann sagte gestern zu seinen Unteroffizieren: „sie sollten jedem,
der eine Broschüre in die Kaserne hineinbrächte, 24 Hiebe in seinem Namen
und noch einen extra auf eigene Rechnung appliciren, er würde beides
verantworten.“
Nicht nur das allen Staatsbürgern zustehende freie Associations- und
Petitionsrecht wird den armen Soldaten genommen, sondern gar auch die
Lesefreiheit.
Elegantes Zimmer, Frühstück, Mittag - Essen an der table d'hôte nebst 1
Schoppen guten Wein zu 1 Thaler pr. Tag im
Pfälzer Hof
bei
Friedrich Knipper,
Appellhofs Platz Nro. 17.
Table d'hôte und Abonnemens-Tisch um 1 Uhr und zu jeder Stunde vorzügliche
der Saison angemessene billige Speisen a la carte, und einen billigen
Wein.
Kölner Bürgerwehr-Gesangverein.
Montag den 26., Abends 7 Uhr, im Harff'schen Saale und jeden folgenden Montag
Vereinigung für die Mitglieder des 1. Banners.
Für den ersten Abend gilt die Karte Nro. 1 u. s. w. Beim Eingange werden
fernere Einzeichnungen angenommen und die noch nicht abgenommenen Karten
ausgegeben.
Ferdinand Rahles.
A. Schaaffhausen.
Unsere Einladung vom 5. d. M. hat der gehegten Erwartung nicht vollkommen
entsprochen, indem bis jetzt noch nicht alle Gläubiger dem in der
Generalversammlung vom 3. d. M. beschlossenen Einigungsvertrage mit dem
Handlungshause A. Schaaffhausen beigetreten sind.
Wie sehr es auch zu beklagen ist, daß durch den Mangel bestimmter Erklärungen
von Seiten der zurückgebliebenen Gläubiger zum großen Nachtheile für die
Gesammtheit der Kreditorschaft, für das gedachte Handlungshaus selbst und
für die die Industriellen des Landes, welche der Wiedereröffnung des
geschlossenen Geschäftes mit Spannung entgegensehen, alle weitere Schritte
zur Erreichung des gemeinsamen Zweckes aufgehalten sind; so befinden wir uns
doch in der Nothwendigkeit, eine abermalige Frist von 14 Tagen von heute an
gerechnet fest zusetzen, binnen welcher wir die noch fehlenden
Unterschriften auf dem vorangeführten Einigungsvertrage, oder wenigstens
eine Anmeldung der noch nicht beigetretenen Gläubiger mit Zuversicht
erwarten.
Abgesehen von andern Rücksichten, sind die Kreditoren es sich doch
untereinander schuldig, ihr Interesse durch entschiedenes Benehmen
gegenseitig zu fördern. Dasselbe wird aber durch die Zurückhaltung Einzelner
immer nur mehr gefährdet, welche unter Verkennung des einzelnen Vortheils
zugleich eine Veranwortung gegen die Gesammtheit übernehmen.
Wir ersuchen demnach alle Gläubiger, welche in Folge unserer frühern
Bekanntmachung noch nicht erschienen sind, angelegentlichst, sich längstens
bis zum 3. Juli d. J. bei Einem der Unterzeichneten oder auf dem Comptoir
von A. Schaaffhausen einzufinden.
Köln, den 19. Juni 1848.
Das prov. Comite der Gläubiger.
Dubyen, Hohestraße 97-99.
Kotthaus, Straßburgergasse 15.
Zimmermann, Langgasse 2.
Zwirner, Litsch am Dom 1.
Joest, Holzmarkt 43.
Giesler, Sternengasse 3.
Bel, Marspfortengasse 1. |
Mailust in Deutz.
Dem allgemeinen Wunsche meiner verehrten Gäste bei Eröffnung meiner
Wirthschaft nachkommend, da meine Anlage hinlänglich Raum und eine zu schöne Lage dazu darbietet, habe ich sofort
Einrichtung getroffen und Anschaffungen gemacht, neben meiner
Wein- und Kaffee-Wirthschaft,
verbunden mit einer
Oberrheinischen Restauration,
auch eine
Bairische Bierwirthschaft
mit ausgezeichnetem Felsenbier, zu errichten, und habe dieselbe am 18. d. M.
eröffnet, wozu höflichst einladet
Joseph Kost.
Seit dem 1. Juni erscheint in der Vereins-Buchdruckerei zu Berlin und ist
durch alle Buchhandlungen und Postämter zu beziehen:
Das Volk.
Organ des Central-Comités für Arbeiter.
Eine sozial-politische Zeitschrift
Herausgegeben
von
Schriftsetzer Born.
Wöchentlich dreimal.
Vierteljahrspreis 183/4 Sgr.
Zu recht zahlreichen Abonnements für das beginnende Quartal laden wir hiermit
ein. Die Zeitschrift behandelt außer den Interessen der Arbeiter auch die
politischen Tagesangelegenheiten vom reindemokratischen Standpunkte. Einige
Exemplare des Monats Juni können ebenfalls noch bezogen werden und zwar zu
dem Preise von 63/3 Sgr.
Die Berliner Vereins-Buchdruckerei.