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Bürgerliches.
von Ferdinand Wolff.
(Geschrieben vor der Märzrevolution.)
Vor einigen Jahren starb in Paris ein Mann, den man mit Recht den
bürgerlichen Napoleon nennen könnte. Halphen hatte als fünfzehnjähriger
Knabe seine Vaterstadt Metz verlassen, um wie Tausend andere seiner
israelitischen Glaubensgenossen in Paris sein Glück zu versuchen. Von allen
Mitteln entblößt, und wie alle Elsasser Juden, auf den Kleinhandel
angewiesen, fing er mit dem kleinsten aller Handelsgegenstände an, um mit
dem größten zu enden. Er fing an mit der Stecknadel, und hörte auf mit dem
Diamanten. Er fing an mit einem Artikel, den man für das wenigste Geld in
der größten Quantität haben kann, und endigte mit demjenigen, der für das
meiste Geld in der kleinsten Quantität verabreicht wird. Er hatte den ganzen
Zwischenhandel, die ganze Reihe von Artikeln durchgemacht, welche die
Stecknadel vom Diamanten trennt: er hatte von allen Produkten Nutzen zu
ziehen, von allen etwas zu erübrigen gewußt, von der kleinen Stecknadel
sowohl, welche das Kapital in seiner kleinsten Einheit, als vom Diamanten,
welcher es in seiner kondensirtesten Masse darstellt. Und ein zweiter
Napoleon hat er diese ganze Laufbahn von der gemeinnützigsten und gemeinsten
aller Industrieen bis zur ungemeinsten und nutzlosesten siegreich
überwunden, und war endlich zu einer Höhe angelangt, daß der Diamantenhandel
Europas und Asiens, der orientalischen und der occidentalischen Welt in
seiner Familie sich koncentrirt hatte. Kein einziger Kronjuwel, kein
einziger Diamantenschmuck, der Halphen's prüfendem Auge, Halphen's
abwägender Hand entschlüpfen konnte. Man erzählt sich sogar, daß später, als
er bereits steinreich geworden, sein größtes Vergnügen darin bestand, seine
Gattin nächtlicher Weise mit den reichsten Steinen zu schmücken, die sein
täglicher Handel in seine Hände gebracht, sie mit wahrhaft königlichem
Schmucke auszustaffiren, also daß er auf seinem Nachtlager sich königlich
ergötzte mit dem Gesteine, dem Weibe und der Perle. Dieses harmlose
Vergnugen soll ihn vor Ausschweifung und Verführung aller Art geschützt
haben, und so geschah es denn, daß er solcher Weise neun Kinder mit seinem
Weibe zeugen, und jedem von ihnen mehrere Millionen an Kostbarkeiten und
Werth hinterlassen konnte. ‒ In der Umarmung des Einen Weibes umarmte er die
Weiber aller Mächte auf Erden: denn er hatte diesen Mächten die Macht
abgerungen ‒ die Kleinodieen ‒ wodurch sie die Weiber errungen, und
dieselben seinem Weibe übertragen. Und sein Herz
entbrannte von immer neuen Liebe, wenn er sein Weib mit immer neuen Reizen
ausgestattet sah, Reize, die er ihr verlieh, durch
eine Kraftbewährung in seinem täglichem Handel; Reize, die sie für ihn nur entfaltete, fern von den Augen der Welt, im
strahlenden Schlafgemache. Mit ihr spottete er der weltlichen Thorheiten,
der irdischen Größen, die ihr Kostbartes auf Erden dem Juden verschachert
hatten. Mit ihr spottete er der edlen Frauen, die nun alle in eine Jüdin
vereinigt, sich ihm, einem Juden, hingaben. Wenn er Abends so alle Schätze
hervorholte, und von jedem eine Geschichte zu erzählen wußte ‒ seltsame
Geschichten von treubrüchigen Trauringen, abhanden gekommenen Siegelringen,
verwaisten Perlen, fürstlichen, gräflichen, königlichen Diamanten und Kronen
und wenn er mit jeder neuen Geschichte seine Theure mit immer neuen
Insignieen beweiseshalber belegte, sie stufenweise durch alle
gesellschaftlichen Stände durchführte, wenn sie dann mit jedem neuen
Schmucke süß-schmunzelnd lächelte, mit jeder neuen Standeserhöhung
koquettirte, und die Dame von Stande komisch ernst konterfeite, das war eine
Seeligkeit, die keinem Christenkinde auf Erden vergönnt ist. Je freigebiger
und großmuthiger der liberale Samuel, desto preciöser und pretensiöser die
werthvolle Sara. Er nannte sie sein theures Kleinod, sein goldenes
Schätzchen, seine Edeldame von Edelstein, seine diamantene Furstin, seine
strahlende, juwelenblitzende Königin. Sie nannte ihn ihr goldenes Männchen,
ihren kostbaren Schatzmeister, ihren edlen Herrn von Edelstein, ihren
Erzgrafen, ihren Juwelenfürsten, ihren Perlenkönig, ihren Korallenkaiser:
bis sie beide durch ihre gegenseitige Erhebung über sich selbst und über
alle Mächte der Erde erhaben, siegestrunken eingingen in das Reich der
Liebe.
Um sich einen Begriff von Halphen's Macht und Anseh'n zu machen, muß man
wissen, daß er zu den edelsten aller Steine in demselben Verhältnisse stand,
wie Rothschild zu dem edelsten aller Metalle. Man hat Unrecht, Rothschild
als den alleinigen König der Juden zu bezeichnen: Es gibt zwei Juden-Könige
in der modernen Welt, wie es deren zwei im antiken Sparta gab, und wenn man
künftighin Rothschild nennt, so muß auch Halphen mitgenannt werden. Unsere
Aufgabe ist es, Halphen zur Anerkennung zu bringen, und den Leser in den
Stand zu setzen, das zweite Moment einer nichts weniger als spartanisch
organisirten Welt gehörig zu würdigen. Von einer Rivalität zwischen diesen
beiden Typen unserer Handels- und Industrie-Gesellschaft kann natürlich
keine Rede sein, da beide sich in zwei verschiedenen Sphären bewegen: der
Eine in der Sphäre der Produkte, der Andere in der Sphäre der
Produktions-Werthzeichen. Halphen ist die zum Diamanten gewordene
Stecknadel; Rothschild ist der zu einer Milliard angewachsene Liard
(Heller). Beide sind Epiciers, Gewürzkrämer, aber bei dem Etnen
christallisirt sich der Pfefferkuchen in den Edelstein, bei dem Andern nimmt
er die Form des Wechsels an. Halphen konnte nur auf freiem, französischem
Boden gedeihen; Rothschild ist ein deutsches Gewächs, er ist aus dem
Geldhandel, dem sogenannten
Chilef, d. h. aus dem
unendlichen Wirrwar von blinden Stübern, falschen Groschen und
Weißpfenningen hervorgegangen. In einem Lande, welches durch Münzen und
Prinzen so getheilt ist wie Deutschland, dessen Einheit aber am besten durch
die Einheit der Juden konstatirt wird, die sich allenthalben gleichen, mußte
der beste
Chilefhändler der erste Jude und zugleich
der beste Deutsche werden. Und so wie nun der blinde Stüber und Groschen der
Anfangspunkt des ersten europäischen Banquiers war, so ward die Nadel, das
klassische Beispiel der modernen Industrie, die Grundlage des ersten
Juwelenhändlers. In Deutschland finden wir zwar auch Israeliten, die nicht
unmittelbar vom Gelde, sondern von der Waare ausgingen, um sich eine sociale
Stellung zu erkämpfen. Aber gemeiniglich sind es bloß Juden vom Lande, die
bei den Bauern herumgehen, um altes Eisen einzukaufen. Nur einige haben es
zu berücksichtigungswerthen Stellungen gebracht, und dann war es immer
[0104]
der Viehhandel, als nächste Stufenleiter nach dem Eisen,
welcher sie zu Besitzungen führte. Doch die meisten sind bei dem Vieh stehen
geblieben, und haben es nie weiter als zu Nomaden gebracht. Nur zuweilen
geschah es, daß bei der zweiten Generation, die statt mit Eisen direkt mit
Chileff anfing, die Familie zu Geld, Macht und
Ansehn gelangte. Dieser Reichthum geht selten über die dritte Generation
hinaus; wenn er mit Abraham beginnt, so erreicht er in Jakob seine Spitze.
Es ist, als ob die Sünden der Väter im dritten Geschlecht heimgesucht
würden. Die Nerventhätigkeit, welche der Vater in der Erwerbung des Kapitals
entwickelte, vererbt sich mit dem Kapital auf den Sohn, und findet keinen
andern Stoff zu seiner Entäußerung, als die Verschwendung. Der Kraftaufwand,
mit welchem Vater Abraham die Stecknadel zum Diamanten potentirte, wird beim
Sohne Jakob Kraftentladung und Geldaufwand, um den Diamanten zur Stecknadel
zu reduziren. Wie Vater Abraham sich in die Macht setzte, indem er die Nadel
diamantirte, so wird der Sohn Jakob der Macht inne, indem er den Diamanten
auf die Nadel reduzirt. Im christlichen Staate wird die Innewerdung der
Geldmacht die Veranlassung zur Begründung der Bürger-Macht. In allen
Staaten, wo die Juden von der bürgerlichen Machtausübung ausgeschlossen
sind, sehn wir, daß die Judensöhne, welche mit dem Erworbenen den
Erwerbstrieb ererbt, aber diesen Erwerbstrieb nicht mehr weiter treiben
können, in die materiellen Genüsse hingetrieben werden, welche allein ihrer
Geldmacht offen steh'n und werden sie erst recht dieser letzten Macht inne,
dann geht ihnen das Geld aus. Im christlichen Bürger verbirgt sich das
jüdische des Erwerbs hinter dem bürgerlichen des Rechts und dem christlichen
der Religion. Beides wird ein Konservativmittel des Erworbenen und ein neues
Erwerbsmittel. Das Parlament und die Kirche, die Magistratur und die
Clerisei bilden ein neues Kapital, welches das erste erworbene, materielle
Kapital befestigt; Bewerbung um Staatsmacht gibt dem Erwerb eine neue
Richtung. Wie der christliche Vater die höchste materielle Macht erwirbt, so
bewirbt sich der christliche Sohn um die Macht geistiger und geistlicher
Stellen, welche die Geldmacht festsetzen, begründen, heiligsprechen. Was bei
dem Vater Geldhandel war, wird bei dem Sohne Rechtshandel. Die
Nerventhätigkeit ‒ bei dem Vater Erwerb, bei dem Sohne ererbt ‒ kann sich in
der Ausübung dieser neuen Macht neu verarbeiten; es ist die Erlösung des
Sohnes. Der Christ rettet den Juden, der christliche Bürger rettet den
bürgerlichen Juden, der bürgerliche Christ rettet den jüdischen Bürger, das
christliche Bürgerthum ist die Erlösung vom jüdischen Menschenthum. Jetzt,
wo alle Bürger Juden geworden, wollen die Juden Bürger werden. Jetzt, wo
alle Christen sich zu jüdischen Bürgern herangearbeitet, wollen die Juden zu
bürgerlichen Christen herabsinken. Die Christen haben ihre Flegeljahre
überstanden, die Juden beginnen sie. Es braucht wohl nicht in Erinnerung
gebracht zu werden, daß wir von deutschen Juden hier sprechen: denn in
Frankreich haben beide Theile, Christen und Juden, ihre Flegeljahre
überstanden, und leben vereint, äußerlich unter ihrem Bürgerkönig Louis
Philipp, und in der Wirklichkeit unter ihren beiden spartanischen Königen,
Rothschild und Halphen.
Wir dürfen es mit dieser Absonderung nicht zu streng nehmen. Wir werden
später auf die Varianten zu sprechen kommen, welche diese beiden Typen
erlitten, und dann ausführlicher eingehn auf alle die verkrüppelten Halphens
und Rothschilds, auf alle diejenigen, die in ihrem Entwickelungsgange
gehemmt worden, und wo es jeden Augenblick Ansätze zu unsern Vorbildern
absetzte, wo z.B. der Vater vom Chilef anfing und der Sohn auf's Vieh
zurückgeworfen wurde, oder wo Vater Abraham vom Vieh begann, und Isaak beim
Vieh verweilte etc. etc.
Als Halphen nach Paris kam, waren die Bourgeois noch im Kampfe mit der
Aristokratie begriffen. Es war zur Zeit der Revolutionskriege. Er hatte
seine Mutter bei sich, und mit ihr die patriarchalische Sitte, die kindliche
Liebe, den bürgerlichen Haushalt. So vereinigte er in seinem Hause die
beiden Elemente der streitenden Parteien; von den Aristokraten den
genealogischen Stammbaum der Familie, von den Bürgern die ökonomische
Sparsamkeit. Von irdischen Gütern besaß er weiter nichts, als seinen
testamentarischen Gott und seine nationale Rührigkeit. Der testamentarische
Gott, wie er im praktischen Leben der Juden seine Bedeutung erhält, ist das
eigentliche moderne Monopol. Ein alter Gebrauch gebietet dem Juden, daß er
jeden Morgen, bevor er an seine Geschäfte geht, sich diesen Gott, dieses
Monopol, auf Pergamentstreifen eingeschrieben, und in lederne Riemen
eingelegt, um die Stirne und den linken Arm windet, um sich ihn tief in's
Herz einzuprägen. Halphen's Mutter wachte strenge darauf, daß ihr Sohn
getreu dieses Gesetz befolgte, und jeden Morgen, nach verrichteter Andacht,
unternahm er muthig seine Tagesgeschäfte, um seinen Gott und sein Monopol im
Verkehr mit seinen Mitmenschen zu bewähren. Wenn er so die Woche hindurch
seinen Gott bethätigt, und sich einen sechs Tage langen Riemen um's Herz und
um die Seele gewunden hatte, dann ruhte er am siebenten Tage aus, er und
seine Mutter, um den Sabbath in aller Feierlichkeit zu feiern. So ging es
die eine Woche um die andere, viele Jahre hindurch.
Den Frieden im Hause, den Gott im Herzen und den Bündel auf der Schulter, zog
er durch die Straßen und in die Häuser ‒ er hausirte und kolportirte.
Hausiren und kolportiren ist das Element des Juden: er kann den Käufer nicht
abwarten, er muß ihm entgegengeh'n, ihn aufsuchen in seiner Behausung. Er
bringt in das Haus alle die kleinen Gegenstände mit, die sich an dem Hause
und dem häuslichen Glücke anknüpfen, und den häuslichen Frieden befestigen ‒
Stecknadeln, Nähnadeln, Garn und Faden und Nachtmützen und Schnupftücher.
Aber Halphen brachte noch etwas besonderes mit in's Haus, seine Socialität,
sein Monopol, seinen testamentarischen Gott, sein biblisches Gemüth. Wenn er
in seinem Handel von Hand zu Hand seine Waare zum Verkaufe anbot, so wußte
er sie den Leuten mit so vieler Seele anzupreisen, sie ihnen dermaßen an's
Herz zu legen, und die Leute selbst waren so froh, die geschäftige
Rührigkeit des Hausirers zu seh'n, daß sie mit Freude von ihm kauften. Zu
der Nützlichkeit des Gegenstandes gesellte sich die Freude des Kaufens; denn
mit der Nadel bekam man das Gemüth mit in den Kauf.
(Schluß folgt.)
[Deutschland]
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[Fortsetzung] wollen. Da erhebt sich Herr Schulze
von Wanzleben und macht einen Gegenantrag; man könne ja auch ohne die
Anwesenheit eines Ministeriums berathen, man könne Dinge vornehmen wie das
Geschäftsreglement (ohne Ironie) und dies zu Ende führen. Wir hätten gern
gelacht, wenn Herr Schulze, der es übrigens sehr gut meint, seinen Antrag
nicht mit einem so heiligen Ernst vorgebracht hätte. Und mit einem eben
solchen Ernst, aber mit etwas schwacher, kleinlauter Stimme antwortete Herr
Hansemann, der wahrscheinlich noch auf den Premier spekulirt, daß in einem
Geschäftsreglement ebenfalls Dinge vorkommen könnten, bei deren Berathung
das Ministerium gegenwärtig sein müsse. Er ist deshalb gegen den Antrag.
Schnell will Herr Milde wieder abstimmen lassen, da rufen ebenso schnell
mehrere Stimmen von der Linken um das Wort. Parrisius macht die Versammlung
endlich darauf aufmerksam, daß sie den Präsidenten unmöglich berechtigen
könne, sie auf unbestimmte Zeit zu vertagen, da dies einer Auflösung gleich
sei. Reichenbach setzte hinzu, daß jetzt die Zeit des Mißtrauens sei. (Die
Rechte zischt, die Linke klatscht ihm lebhaften Beifall.) Es können in den
nächsten Tagen Fälle eintreten, wo die Versammlung der Abgeordneten
unbedingt nothwendig sei, selbst ohne Minister. Er beantragt daher, daß die
Kammer sich nur bis Freitag vertage. Sein Vorschlag wird von der äußersten
Linken und einem Theile des linken Centrums unterstützt. Darauf erhebt sich
aber Herr Seidel vom linken Centrum und verlangt eine Vertagung bis Montag.
Das linke Centrum aspirirt jetzt nämlich auf das neue Ministerium und hält
es deshalb schon von vorneherein für seine Pflicht, der Linken Opposition zu
machen. Der Antrag Seidels fand die Majorität. Vor der Abstimmung hatte sich
noch Herr Hansemann erhoben, um den Antrag Reichenbachs auf Vertagung bis
Freitag zu verdrängen. „Meine Herren,“ begann er, „ein geehrter Abgeordneter
hat vorhin geäußert, es sei die Zeit des Mißtrauens. In dem ernsten
Augenblick, worin wir uns jetzt befinden, scheint es mir, daß es wohlgethan
sei, nicht Mißtrauen in das Land zu bringen.“ Da unterbricht ihn Reichenbach
mit fürchterlicher Stimme: „Und die russischen Heere an der Gränze!“ ‒
Diesmal vergißt selbst die Rechte zu poltern und zu scharren, sie ist wie
versteinert und Herr Hansemann fährt stotternd fort: „Wenn irgend eine
Gefahr für das Land vorhanden wäre, so würden selbst die Minister, die nur
provisorisch hier sind, die Versammlung zusammenberufen, um mit ihr
vereinigt zu handeln.“ Unterdessen hat sich die Rechte wieder erholt und
klatscht dieser heldenmüthigen Phrase den gerechten Beifall. Die
Plenarversammlungen sind also bis Montag vertagt, unterdessen soll in den
Abtheilungen gearbeitet werden. ‒ Man ist noch sehr im Unklaren über das
neue Ministerium. Was für eins wir auch erhalten, es wird besser sein als
das gefallene; ein reaktionäres kann nur die äußerste Linke zur Herrschaft
bringen. Herr Esser hat sich sehr bemüht, Minister zu werden, es ist ihm
aber nicht gelungen, weil ihn Niemand an seiner Seite haben will.
Die Nachricht, daß der Hauptmann Natzmer, derselbe, welcher das Zeughaus der
Plünderung überlassen, weil er nicht Bürgerblut vergießen wollte, und der
deshalb vor ein Kriegsgericht gestellt war, sich erschossen habe,
verbreitete sich heute in der Stadt und brachte eine nicht geringe Aufregung
hervor.
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[25] Berlin, 20. Juni.
Der erste Akt des konstitionellen Drama's hat ausgespielt. Das Ministerium Camphausen hat abgedankt. Wer hätte geglaubt, daß
bei der Zähigkeit, welche das Ministerium dem Volke entgegensetzte, so oft
dieses seine Abdankung forderte, eine solche Krisis so plötzlich und
unerwartet eintreten würde? ‒ Vermuthet man nicht vielmehr, daß sich das
Ministerium um so eher halten würde, als die sogenannte konstituirende
Versammlung, durch und durch seine Kreatur, ganz in seinen Händen war und
ihm jedes nur mögliche Vertrauensvotum gab, das es verlangte? ‒ Es befand
sich ohne Zweifel in einer höchst unangenehmen Lage. Gleich Buridans Esel,
der zwischen zwei Heubündeln stehend, nicht recht wußte, von welchem er
fressen solle, so war das Ministerium hingestellt zwischen ein auf seine
Revolution eifersüchtiges Volk und einen intriganten Hof. ‒ Nur zu bald
zeigte es sich, wie wenig das Ministerium sein Stellung begriff. Ganz
abgesehen von Männern wie Schwerin, v. Arnim und Kanitz, von denen letzterer
ein ganz und ganz unfähiges Subjekt, nichts weiter als ein politischer Stroh
mann war, nicht im Stande drei Worte zu reden, haben sich auch die Herrn
Camphausen und Hansemann, diese Koryphäen des V. Landtags, gänzlich unfähig
gezeigt, das Staatsschiff zu lenken. ‒ In Zeiten wie die unsrigen müssen
sich die höchsten Beamten des Staats an die Spitze der Bewegung stellen und
durch rasches und energisches Handeln im Innern, durch eine kühne,
jugendliche Politik nach Außen dem freiheits- und thatendurstigen Volke
vorangehen. Statt dessen war das Ministerium Camphausen, dieser Heiland
unserer Bourgeois, von der ersten Stunde seines Bestehens an total
retrograd. ‒ Es war, als hätten wir keine Revolution gehabt; denn die
Vornahme der Parlamentswahlen durch den V. Landtag, dann als dies doch nicht
angeht, die indirekten Wahlen; die Einschreitungen gegen die Presse, die
Einkerkerungen ehrenhafter Bürger, die das System der Regierung nicht zu
ihrem Glaubensbekenntnisse machen wollten, die Verzögerung der
Volksbewaffnung, die Regierungsumtriebe durch die elenden
Reaktionswerkzeuge, die Landräthe, die reaktionären Einwirkungen auf's
Militär, ‒ kurz alle die herrlichen Thaten des Ministeriums (die
Zurückberung des Prinzen von Preußen und den famösen Verf.-Entwurf nicht zu
vergessen) paßte eher unter das ancien régime, als in eine Zeit, die eine
Revolution hinter sich hat, ja selbst noch Revolution ist. ‒ Wozu soll ich
noch ein langes Sündenregister des Ministeriums herzählen? Der neue
Polenmord und der Verrath Deutschlands in Schleswig-Holstein klagen dieses
Ministerium selbst zu laut an, als daß wir nöthig hätten darauf aufmerksam
zu machen. ‒ Woran starb also dies verantwortliche Ministerium? Seine
Unentschiedenheit war sein Tod. Es trug schon bei der Geburt den Keim dazu
in sich. ‒ Seine Siege waren offenbare Niederlagen. ‒
Bei alledem aber bleibt uns das Plötzliche dieser
Krisis immer unerklärlich. Wir
glauben, daß die Krisis in Folge eines mit der Krone entstandenen Dilemma's
über die auswärtige Politik eingetreten ist. Es gehen im Publikum darüber
eigenthümliche Gerüchte, die an sich nichts Unwahrscheinliches haben. Das
Volk glaubt, daß das Ministerium von der Hofpartei verrathen sei; es glaubt
sich selbst verrathen an den Erbfeind der europäischen Kultur, an der
asiatischen Koloß, der lieber Schwager Nikolaus, und wahrlich, das Volk hat
Grund zu diesem Glauben. ‒ Wäre das vielleicht die geheime Mission des
Prinzen von Preußen gewesen? Ließe sich dafür vielleicht ein Zusammenhang
mit den bonapartistischen Umtrieben in Paris und der deutschen Politik in
Schlesien auffinden? Die Westgrenze wird in Kriegszustand gesetzt, während
man die Ostgrenze schutzlos dem Russen preisgibt und ruhig zusieht, wie
derselbe seine asiatischen Horden zusammenzieht, um über Deutschland
herzustürzen und den alten Despotismus wiederherzustellen! Ja, wir stehen
nicht an, deutsche Fürsten für ehrlos genug zu halten, daß sie auf Kosten
der Freiheit des Volkes und ihrer eigenen Selbstständigkeit sich mit Hülfe
des Czaren eine Galgenfrist erkauften. ‒ Wehe den Landesverräthern, wenn
sich das Mißtrauen des Volks rechtfertigen sollte! ‒ Unsere (die neuste
preuß.) Geschichte zeigt so zahlreiche Analogien zu der französ. Revolution
von 1789; wäre es wahr, was das Volk zu glauben sich berechtigt fühlt, nun
dann mag diese neue Analogie dieselben Konsequenzen wie in Frankreich 1791
nach sich ziehen! ‒ Das deutsche Volk wird endlich einsehen, daß sein
Interesse dem seiner „angestammten“ Herrscher schnurstracks entgegenläuft.
Die Fürsten selbst werden es zwingen, zum äußersten Mittel zu schreiten; die
Verschwörung mit Rußland wäre der Grundstein zur deutschen Republik.
Die Ministerkrise hat die niedergeschlagenen Gemüther von Neuem aufgerichtet.
Wir glauben jedoch nicht an einen Systemswechsel, sondern nur an eine
Aenderung in den Personen. Möglich, daß uns bald ein Ministerium
Pinder-Milde beglückt. Offen gesagt halten wir es auch gar nicht für
zweckmäßig, wenn Männer des Volks sich ins Joch der Fürstendienerei
einspannen. Lassen wir die konstitutionellen Kräfte sich abnutzen, damit das
noch befangene Volk von der Unfähigkeit und Schwäche dieses Justemilieu' s
sich thatsächlich überzeuge, wie es sich von der der Herren Camphausen und
Hansemann überzeugt hat.
Wird die Vereinbarerversammlung auch jetzt noch unbedingt in den Händen der
Regierung bleiben? Und wird sie nicht endlich lernen, daß die der Gewalt
Beraubten alle möglichen Mittel anwenden, um die alte Gewalt wieder zu
erlangen? daß sie miniren, intriguiren, um die Vertreter des Volks zu
verblenden und zu beherrschen?
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@facs | 0104 |
[103] Berlin, 20. Juni.
Nach Eröffnung der heutigen Sitzung der National-Versammlung ließ der
Präsident ein, kurz vor Eröffnung eingelaufenes, Schreiben des
Minister-Präsidenten Camphausen verlesen, worin
derselbe anzeigt, daß es ihm nicht gelungen ist, die Ergänzung des
Ministeriums zu vervollständigen und daß er deshalb seine
Entlassung in die Hände des Königs niederlege. Schließlich bittet
er, daß die National-Versammlung ihre Sitzungen bis zur Konstituirung des
neuen Ministeriums aussetze. ‒ Nachdem die Minister Auerswald und Hansemann
erklärten, daß sie, wie sich das von selbst verstehe, mit dem leitenden
Prinzip, welches in dem Minister-Präsidenten personificirt sei, ebenfalls
stehen oder fallen müssen, jedoch die laufenden Geschäfte ihrer Ministerien
bis zur Konstituirung des neuen Ministeriums besorgen würden; ‒ beschloß die
Versammlung auf Antrag des Abgeordneten Seidel (von der Rechten), ihre
Sitzungen bis Montag auszusetzen, daß aber das Präsidium verpflichtet sei,
sobald sich das neue Ministerium konstituirt haben würde, sogleich schon vor
Montag die Versammlung wieder zusammenkommen zu lassen. ‒ Graf Reichenbach
hatte den Antrag gestellt, daß die National-Versammlung sich jedenfalls
Freitag wieder in ihrem Sitzungssaale einfinde, denn die Zeit des Zutrauens
ist vorüber, es ist jetzt die Zeit des Mißtrauens und russische Heere stehen
an der Gränze. Dieser Antrag von der Linken unterstützt blieb in der
Minorität und wir bleiben daher wahrscheinlich bis Montag in einem
Provisorium.
Den Grund, den Camphausen für seine Abdankung angiebt, kann hier Niemand für
den wahren ansehen, denn für die ausgetretenen drei
Minister waren ja schon Kanitz durch Schreckenstein, Baron Arnim durch
Schleinitz ersetzt, so daß nur noch das Ministerium des Unterrichts und der
geistlichen Angelegenheiten anstatt des ausgeschiedenen Grafen Schwerin zu
besetzen war. Die Gründe müssen daher ganz wo anders liegen und diese
Ungewißheit hat in allen Kreisen heute die größte Aufregung hervorgebracht.
Versuchen wir unsererseits die möglichen Gründe zusammen zu stellen. ‒ Als
wir Ihnen das Programm des linken Centrums von Rodbertus und Genossen
mittheilten, sprachen wir schon die Gewißheit aus, daß das Ministerium
Camphausen in den Fragen, wo es gegen dieses Programm sei, in der Minorität
bleiben werde. Dieser Fall trat schon am 15. d. ein, wo die
National-Versammlung gegen den Willen der Minister beschloß, eine Kommission
zur Entwerfung der Verfassung niederzusetzen. Der vorgelegte
Verfassungs-Entwurf der Minister war damit gänzlich verworfen, mit einer
Majorität von 46 Stimmen. Schon nach dieser Abstimmung hätte das Ministerium
Camphausen abdanken müssen, aber es bewies seine bekannte Zähigkeit und
dachte sich aus dem linken Centrum durch Rodbertus
zu ergänzen und zu stärken. Dieser verlangte aber vor allen Dingen die
Anerkennung seines aufgestellten Programms. Das Ministerium Camphausen, auf
dem Rechtsboden von 1847 und dem Erlaß vom 18. März 1848 stehend, kann aber
die Volkssouveränität hervorgegangen aus der
Revolution des 18. Und 19. März nicht anerkennen, und da der gestern
ausgegebene Adreß-Entwurf diese Prinzipien ebenfalls
ausspricht, ‒ in einem so hohen Grade sogar, daß Herr Camphausen vor
Ohnmacht zurückgefallen sein soll als er ihn zu Gesicht bekam, ‒ so ist es
ganz natürlich, daß man endlich einsah, in welchem großen Widerspruch sich
das Ministerium mit der Majorität des Landes befinde. ‒
Zweitens kommt aber noch der Stand des Ministeriums Camphausen in der
auswärtigen Politik in Betracht. Durch seine halbe Maßregeln hat es das
Ministerium mit allen auswärtigen Staaten verdorben.
Mit Frankreich und Rußland wegen Posens. Mit England, Schweden und Dänemark
wegen Schleswig. Von Frankreich soll eine energische Note eingelaufen sein,
welche gegen die vorgenommene Theilung des Großherzogthums Posen protestirt,
während der Kaiser von Rußland die Reorganisation des kleinsten Theils von
Posen, wie sie jetzt in Ausführung ist, schon für einen casus belli erklärt
und mit der Einrückung seiner Armee, die jeden Augenblick unsere Gränze
überschreiten kann, gedroht haben soll. Rußland pflegt nicht zu spaßen, das
wissen die Herrn Minister und deshalb nahmen sie ihre Entlassung, es ihren
Nachfolgern überlassend, die Entscheidung herbeizuführen.
Zwei Wege stehen jetzt dem Könige offen. Der Erste: ein Ministerium
zusammengesetzt aus der Linken und dem Centrum, ‒ Waldeck, Rodbertus ‒ welches den von Rußland dahin geworfenen
Fehdehandschuh aufhebt und sich mit Frankreich verbindet. Der Zweite: ein
Ministerium der äußersten Rechten, worin mehrere Mitglieder des jetzigen im
Amte bleiben; Nachgeben gegen die russische Politik, d. h. Fortschreiten auf
dem Wege der Reaktion; und der Volkssouveränetät trotzend.
Der Hauptmann von Natzmer, der sich am 14. d. Abends
beim Angriff auf das Zeughaus zurückzog und dadurch Blutvergießen
verhinderte, ist bekanntlich vor ein Kriegsgericht gestellt. Seine edle That
hat aber unter den Bewohnern Berlins die allgemeinste Anerkennung gefunden,
so daß man in allen Klubbs und sogar in der gesammten Bürgerwehr, Adressen
und Deputationen zu seinem Besten beschließt. Eine große Kommission, welche
die ganze Bürgerwehr Berlins (26-30,000 Mann) vertritt, hat sogar
beschlossen den König zu bitten, die Untersuchung gegen den Hauptmann v.
Natzmer niederzuschlagen. Hieraus läßt sich urtheilen, welcher gute
demokratische Geist in die Bevölkerung Berlins eingedrungen. Unsere
verschiedenen demokratischen Klubbs sind auch in jeder Sitzung gedrängt voll
und viele Hunderte müssen wegen Mangel an Platz zurückgewiesen werden.
Der Wollmarkt, der heute beginnt, ist sehr flau. Es ist beinah noch gar
nichts verkauft. Auf den Märkten, die dem hiesigen vorangingen, wurden,
wegen Mangel an Käufern, die Preise so herabgedrückt, daß man in Stettin am
vergangenen Donnerstag die schönsten Pommerschen Wollen, die voriges Jahr 62
bis 70 Thlr. per Cntr. kosteten, mit 30-35 Thlr. verkaufte. Hierdurch finden
sich auch die rheinischen Wollhändler und Fabrikanten veranlaßt, mehr zu
kaufen, als es vorher ihre Absicht war. ‒ Nachschrift. So eben erfahren wir, daß die englischen
Wolleinkäufer bedeutende Parthieen Wolle ankaufen, mit einem Avance von
circa 8 Thlr. gegen die Stettiner Preise.
Die Börse war heute in Folge der Minister-Krisis sehr flau. Alle Kurse fielen
und manche Fonds waren unverkäuflich.
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@facs | 0104 |
[*] Frankfurt, 20. Juni.
In Nro. 18 der neuen Rheinischen Zeitung wird von Köln, 17. Juni, eine
Berliner Geldsendung von 1,800,000 Thaler in neun Sendungen von 200,000
Thlr. an Rothschild besprochen und die Frage daran geknüpft, ob solche
Geldsendungen überhaupt stattgehabt hätten, und wie der Staat im Augenblicke
seiner Zwangsanleihe über eine solche Summe verfügen könne.
Als Thatsache kann ich Ihnen hierzu mittheilen, daß die fraglichen
Geldsendungen hier allerdings eingetroffen sind, jedoch nicht, um hier zu
bleiben oder überhaupt hier nur eine Bestimmung zu haben, sondern daß sie
jedesmal Abends hier anlangten und am nächsten Morgen bereits weiter
befördert wurden, das heißt, nach dem Norden, über Hannover, ob über Hamburg
nach England? oder ob man das Geld nur spazieren geführt und die Berliner
mit der Ankunft dieser ansehnlichen Summen überraschen will?
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@facs | 0104 |
[*] Frankfurt, 19. Juni.
Aus zuverlässiger Quelle wird versichert, daß dem Präsidenten der deutschen
Nationalversammlung, obgleich (oder vielleicht weil) der Antrag auf Berufung
von Militärschutz durchgefallen ist, 10,000 Mann umliegender Truppen zur
Disposition gestellt sind.
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@facs | 0104 |
[19] Frankfutt, 20. Juni.
Ueber den Centralausschuß haben wir wieder viele Reden gehört, aber noch
immer keine Aussicht zum Schlusse zu kommen. Ein Ritter aus Cöslin, Hr. Braun, eröffnete den Angriff gegen die
Linke; er kämpfte heldenmuthig trotz allen Lärmens und Tobens der
Versammlung, für den König von Preußen und dessen so oft „geschwächte
Soldateska“. Der König von Preußen provisorischer Kaiser von Deutschland!
Herr Welcker brach eine Lanze für den Bundestag, den
Blum so grausam als einen „schon faulenden
Leichnam“ bezeichnet hatte. Das war zu viel für den neu kreirten
Bundestagsgesandten, der nichts weniger glaubte, als daß er und seine
ehrenwerthen Kollegen diesem Lieblingsinstitute der Fürsten wieder neues
Leben eingehaucht hätten, der nicht ohne Kampf diese hohe Stellung
aufzugeben gedenkt. Der verehrliche Herr Hofrath tanzten dabei so ergötzlich
auf der Tribüne herum, als sei das „elastische Prinzip“, welches der
Hannoversche Amts-Assessor Wedekind für die Centralgewalt in Anspruch nahm,
bereits in ihm verkörpert.
[0105]
Für den Antrag der äußersten Linken sprachen Simon aus Trier, Hensel und v.
Trützschler. Letzterer erklärt: Die Souverainität abgeben, heiße, sich des
Hochverraths schuldig machen; existire dafür auch noch kein Gerichtshof, so
könne sich doch leicht einer schaffen lassen. Herr v. Beckerath erklärt sich
darauf selbst für einen Hochverräther im Sinne des vorigen Redners. Von
Allen die glänzenste Rede, der selbst die rechte Seite ihren Beifall nicht
versagen konnte, hielt Robert Blum. Er antwortete den Gegnern auf alle
Einwürfe, er vernichtete, er zerrieb sie mit der kältesten Ruhe; nur in
einem Punkte war er schwach, weil es auch ihm an der vollen Entschiedenheit
fehlt. Auch er wollte uns von der Möglichkeit des friedlichen
Nebeneinanderbestehens einer kräftigen Centralgewalt und der Einzelstaaten
überzeugen, er behauptete wenigstens die Möglichkeit. „Wir wollen die
Republik für den Gesammtstaat, weil wir die Verhältnisse in Deutschland nicht auflösen, sondern befestigen wollen.“ Immerhin
aber stellt er sich auf den revolutionären Boden, und will mit den Fürsten
nicht unterhandeln, und ihren Sonderinteressen
kräftig entgegentreten. „Sie dürfen mit den Fürsten nicht unterhandeln, ruft
er der Versammlung zu, eher müßten Sie ihr Mandat niederlegen. Sollten aber
die Fürsten ihre Sonderinteressen vertreten wollen, ein Volk von 40
Millionen würde nicht unterhandeln können mit diesen
Fürsten.“ Er hält einen innigen Anschluß an die Revolution für das einzige
Mittel, der Anarchie ein Ende zu machen, und bezeichnet den Entwurf des
Ausschusses als kontrerevolutionär und reaktionär, und sieht hinter dem
verantwortlichen Triumvirat 3 Kronen hervorschimmern. Den fanatischen
Anhängern des historischen Rechtsboden gibt er schließlich zu bedenken, daß
vor nicht gar langer Zeit ein Staat, der auf dem historischen Rechtsboden
festbegründet war, unter dem Fuße einer Tänzerin bis in seine tiefsten
Grundfesten hinein erschüttert worden; daß, während man dem revolutionären
Frankreich die Ernährung von 80,000 Arbeitern zum Vorwurf mache, deren
Kosten bei Weitem die Vergeudungen eines verschwenderischen Hofes nicht
erreichten, auf dessen historischem Rechtsboden Tausende an der Hungerpest
zu Grunde gingen.
Der Schluß der Sitzung erhielt noch einiges Interesse, als die Debatte auf
die Prager Ereignisse kam. Der Bundespräsident Schmerling zeigte an, daß der
Bundestag Maßregeln getroffen habe, um Böhmen nöthigenfalls mit bairischen,
sächsischen und preußischen Truppen zu überschwemmen. Wiesner entgegnete ihm
in einer heftigen Rede, worin er ausrief, der Bundespräsident wolle dem
Bundestag einen Glorienschein um's Haupt winden, während derselbe doch
nichts thue. Vogt, Jordan, Beseler, Lichnowsky sprechen in verschiedenem
Sinne. Lichnowsky erklärt natürlich den Einmarsch der Truppen in Böhmen für
eine ebenso heilsame als nothwendige Maßregel; Jordan bezeichnet den Fürsten
Windisch-Grätz als den deutschen Alba. Zuletzt nach stürmischen Debatten
wurde auf Beseler's Antrag beschlossen, die Kommission für die slavischen
Verhältnisse zur schleunigen Berichterstattung aufzufordern.
@xml:id | #ar023_012 |
@type | jArticle |
@facs | 0105 |
[25] Breslau, 19. Juni.
In Neiße hat sich folgender Vorfall ereignet, der ein helles Licht über die
noch bestehende Bureaukratie verbreitet. Die Primaner der dortigen
Realschule ersuchten die Vorsteher der Schulbibliothek, Bücher anzuschaffen,
die den Geist der neuern Zeit athmen. Wegen dieses ganz ungesetzlichen
Verfahrens wurde eine Disciplinaruntersuchung eingeleitet und die
Betreffenden aus der Schule ‒ verwiesen. Als diese nun öffentlich
Gerechtigkeit verlangten, wurde ihnen von der Polizei der fernere Aufenthalt
im Orte verboten, und zwar sollten die Auswärtigen binnen 24 Stunden die
Stadt verlassen. ‒ ‒ ‒ ‒ Dieß Betragen war doch auch den Neißern zu arg, und
‒ sie schützten diese jungen Männer gegen die Polizei-Willkühr. Dieses
Faktum gab Veranlassung zur Gründung eines demokratischen Vereins.
Die Wahl eines Oberbürgermeisters für Breslau beschäftigt schon lange viele
Gemüther. Vergebens wurde schon früher vom demokratischen und
demokratisch-konstitutionellen Klub Proteste eingelegt, die das Verlangen
aussprachen, man möge die Wahl so lange sistiren, bis die neue Städteordnung
emanirt wäre. Mit Gelächter wurden diese Gesuche aufgenommen und ‒ ad acta
gelegt. Die Väter (?) der Stadt erklärten, sie könnten Schriftstücke, die
von politischen (sic) Parteien ausgehen, ihrer Würde gemäß nicht beachten
und machten die nöthigen Vorbereitungen zur Wahl. Auf der Kandidaten-Liste
stehen unter andern die Namen Justizrath Gräff und Landgerichtsrath Fuchs,
beide Herren Mitglieder des konstitutionellen Centralvereins. Der letzte
Schritt in der Wahl soll heute um 4 Uhr geschehen, drei Tage vor dem
Ausscheiden des dritten Theils der Stadtverordneten ! ! Gegen dieses
Verfahren soll jetzt entschieden protestirt werden, und zwar nicht durch
Vereine politischer Farben, sondern durch eine große Menge von Bürgern
selbst. Das Mittel dazu wird wahrscheinlich eine Volksversammlung sein.
Man trägt sich heute mit dem Gerüchte herum, es seien gestern 3-4 russische
Emissäre verhaftet worden, als sie eben durch Geldbestechung Unruhen
hervorrufen wollten.
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@type | jArticle |
@facs | 0105 |
[24] Leipzig, 18. Juni.
Wegen der Vorfälle in Altenburg wurde heute Mittag eine Menge Militär von
hier auf der Eisenbahn dahin geschafft. Auch von andern Orten, z. B. von
Zwickau, ist dem Altenburger Herzog militärische Hülfe zugesandt worden. Es
ist wahrhaft schmählich, daß ganz, wie in früheren Zeiten, die Soldaten
unter den deutschen Herren „von Gottes Gnaden“ ein „Bischen“ geliehen
werden, um dem Volkswillen nach wie vor trotzen zu können.
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@type | jArticle |
@facs | 0105 |
Oberschlesische Gränze, 18. Juni.
In diesem Augenblick geht uns auf zuverläßigem Wege die Nachricht zu, daß der
Uebertritt der Russen auf Preußisches Gebiet von Czenstochau aus, also
zunächst in die Landrathskreise Lublinitz, Rosenberg, Beuthen, in den
nächsten Tagen als ganz bestimmt anzunehmen sei, da die Marsch-Kolonnen sich
schon zu den verschiedenen Uebergangs-Punkten über das Gränzflüßchen Prossna
formiren, Pontons dazu an die Gränze gerückt, und die Wege dazu auf
Polnischem Gebiet mit großen Menschenmassen in Stand gesetzt werden; ‒
ferner sollen in den Polnischen Gränz-Ortschaften schon Fuhren bestellt sein
zum Marsch nach Schlesien.
Eben geht auch die Nachricht ein, daß in den nächsten Tagen mehrere
Landwehr-Bataillone in Oberschlesien zusammengezogen werden sollen.
[(Ostsee-Z.)]
@xml:id | #ar023_015 |
@type | jArticle |
@facs | 0105 |
[*] Wien, 18. Juni.
Gestern machte das Ministerium bekannt, daß der Kaiser, von der
Nothwendigkeit seiner baldigen Rückkehr nach Wien durchdrungen, schon am 17.
von Innsbruck habe abreisen wollen. Da habe ihn aber, dessen Gesundheit in
dem ungewohnten Klima bereits gelitten, ein bedeutendes Unwohlsein ergriffen
und einen Aufschub seiner Abreise nothwendig gemacht. Inzwischen hat der
Kaiser den Erzherzog Franz Karl als seinen Stellvertreter mit ausgedehnten
Vollmachten hieher abgeordnet. Letzterer wird am 19. d. von Innsbruck
abreisen und am 23. in Wien eintreffen.
@xml:id | #ar023_016 |
@type | jArticle |
@facs | 0105 |
‒ Aus Prag trifft diesen Augenblick die Nachricht
ein, daß das Bombardement aufgehört, die Stadt sich auf Gnade und Ungnade
ergeben und 40 Geißeln als Bürgschaft für ihr ruhiges Verhalten gestellt
hat.
Französische Republik.
@xml:id | #ar023_017 |
@type | jArticle |
@facs | 0105 |
Paris, 20. Juni.
Louis Bonaparte ist, wie wir hören, zum Obersten der 2. Legion an Alton
Shee's Stelle gewählt.
‒ Die Schriftsetzer und Drucker von ganz Paris, selbst die des Moniteur,
haben in einer vorgestern zu Montmartre abgehaltenen Generalversammlung den
einstimmigen Beschluß gefaßt, ihre Arbeit einzustellen, wenn die
Zeitungskautionen, diese Bleigewichte der Preßfreiheit, wieder eingeführt
würden. Um die Arbeiter im Falle einer wirklichen allgemeinen
Arbeitseinstellung von Hunger zu schützen, sind Subscriptionen eröffnet. Der
Représentant du peuple hat für 50 Franken unterschrieben.
‒ Die hier so eben eingetroffene Estafette du midi meldet den Ausbruch eines
Volksaufstandes in Savoyen. Man stürme in Stadt und Land unter dem Rufe: „Es
lebe die italienische Republik! Tod dem König Karl Albert!“
‒ Die Vollziehungsgewalt scheint fest entschlossen, ihren ganzen Einfluß
aufzubieten, um die Proklamirung Karl Alberts als Lombardenkönig zu
hintertreiben. Der National sagt: „Nichts widerspräche wohl der allgemeinen
Hoffnung auf ein endliches Vereinigtes Italien mehr als die Gründung einer
Monarchie, die sich nur bis an die Gränze von Toscana erstreckte. Aus den
Staaten Italiens einen Bund von Republiken zu machen, lasse sich hören; aber
Italien in einen einzigen Staat durch Assoziation der Fürsten verwandeln zu
wollen, sei eine Chimäre. Das 1815 dergestalt rekonstruirte Deutschland ist
die genügendste Warnung.“
‒ Am Schlusse der gestrigen Nationalversammlung legte der Kriegsminister
Cavaignac den Entwurf eines „mobilen“ Gendarmeriekorps von 800 Mann nieder.
Das Mobile scheint bei uns Glück zu machen. Alles wird bei uns
mobilisirt.
‒ Goudchaux liquidirt seine Bankgeschäfte. Der große Finanzminister will sich
ganz der Politik widmen.
‒ Calais wird in Kriegsstand versetzt und an den dortigen Festungen fleißig
gearbeitet.
‒ Duclerc, interimistischer Finanzminister, heirathet die Tochter seines
Herrn und Meisters, Garnier-Pagès.
‒ Zwischen der Pariser Garnison und der Mobilgarde herrscht große Spannung.
Der Linie bleibt bekanntlich täglich 1 Sous; der Mobilgarde dagegen ein
Reinertrag von 7-14 Sous (nach Abzug aller Unkosten). Diese Lohnungleichheit
ruft eine gewisse Erbitterung hervor, welche Louis Bonaparte in London
vortrefflich ausbeutet.
‒ Aus dem Justizministerium soll gestern der Befehl
abgegangen sein, Madame Laffarge, die Heldin von Glandier, in Freiheit zu
setzen.
‒ Nationalversammlung. Sitzung vom 20. Juni.
Vicepräsident Portalis eröffnet sie um 1 Uhr. Pierre Leroux protestirt gegen
die Rede, mit der gestern der interimistische Staatsbautenminister Trelat
sein Verlangen eines neuen Kredits von 3,000,000 Franken für die
Nationalwerkstätten begleitete, und in welcher er dem P. Leroux die
Vaterschaft der Ereignisse in Limoges vorwarf, weil er schon seit 1820 dem
dortigen Proletariat kommunistische Lehren gepredigt. Diese Protestation, in
welche der Redner dem Minister absichtliche Entstellung oder Unkenntniß
seiner kommunistischen Grundsätze vorhielt, erregte einigen Lärm, hatte aber
weiter keine Folgen, da Trelat noch nicht anwesend war. ‒ Duprat wünschte,
daß man seinen Antrag auf Befreiung der Zeitungspresse von allen
fiskalischen Maßregeln, als dringend erkläre, fiel aber damit durch. ‒
Latrade trug dann darauf an, seinen Antrag, rücksichtlich der Arbeiter-Associationen, als dringend zu erklären.
Dies geschah, und derselbe wird nächstens zur Diskussion kommen. ‒ Clement Thomas bestieg dann die Bühne, um seine Demission
zu geben. „Bürger Repräsentanten!“ sagte er, „Ihr habt mich am 15.
Mai zum Oberbefehlshaber der Bürgerwehr ernannt. Ich fühle mich veranlaßt,
diese Stelle niederzulegen. Ich habe die Vollziehungsgewalt davon
benachrichtigt. Da ich jedoch dieselbe direkt von Euch erhielt, so glaubte
ich Euch meinen Entschluß anzeigen zu müssen.“ (Aufsehen). ‒ Cavaignac, Kriegsminister, legt einen Entwurf vor,
laut welchem vom 1. Oktober 1848 an der Zutritt in die Militairschule von
St. Cyr kostenfrei sein soll. ‒ Der Präsident liest
einen Brief von Thiers vor, laut welchem er anzeigt, daß er für das
Unterseine-Departement (Rouen) die Deputirtenstelle annehme. Also nicht für
Paris. ‒ Sainte Beuve legt seinen Assekuranzbericht
vor und Jules Favre will die Concordats amiables
zwischen Schuldnern und Gläubigern möglichst schleunigst auf die
Tagesordnung gestellt wissen, weil Gefahr im Verzuge. Zehntausend
Handelshäuser ständen auf dem Punkte nicht mehr zu zahlen; der Gegenstand
sei also dringend. Diese Erklärung zog, und die Dringlichkeit wurde
entschieden. ‒ Türck will die Vollziehungsgewalt
rücksichtlich der Lage des Landes interpelliren und erhält dafür Erlaubniß
nach Vollendung der Eisenbahnfrage. ‒ Victor Hugo
benützt die auf der Tagesordnung befindlichen Nationalwerkstätten, um eine
lange und schrecklich langweilige Jungfernrede gegen den Sozialismus zu
halten. ‒ Leon Faucher zog nicht weniger erbaulich
gegen diese Anstalten zu Felde und rief sogar eine Reklamation des
Finanzministers hervor, die einen Geldstreit wegen Stadtbauten zwischen den
Stadträthen Ternaux, Considerant, Falloux und Marrast zum Gegenstand
hatte.
Die Diskussion des Kredits von 3000,000 Franken für die Nationalwerkstätten
dauerte bis gegen 6 Uhr. Die Versammlung zeigte sich von dem Wunsche
beseelt, sich zu jedem Preise sobald als möglich dieser Pflanzschule der
Februar-Revolution zu entledigen. Sie sieht in ihnen ein wahres
Demoklesschwert, das über ihrem Haupte schwebt. Der Vorschläge regnete es
daher in Menge.
Larochejaquelin wünscht, der Staat möge den
Häuserspekulatoren 15,000.000 Fr. vorschießen, damit sie Häuser auf
Spekulation bauen und somit 50,000 Arbeiter beschäftigen.
Caussidiere hielt ebenfalls eine ziemlich
schwerfällige Rede. Er schlug vor, man solle die heimische Fabrikation und
Manufaktur durch Ausfuhrprämien ermuntern, wüste Ländereien in Algerien und
den Süddepartements urbar machen lassen u. s. w. Sein Humor gefiel sehr.
Waldeck-Rousseau und Goudchaux rächten sich für die herben Erwidrungen, die sie von den
Socialisten, den natürlichen Vertheidigern der Nationalwerkstätten erfahren
und schilderten wiederholt die Nothwendigkeit ihrer Auflösung. Sturm
pflichtete dieser Ansicht vollkommen bei, und unterstützte vorzüglich seinen
Vorgänger in dem Plane durch indirekte Steuern dem Handel und der Industrie
d. i. der Produktion zu Hülfe zu kommen.
Duclerc, Finanzminister, hielt das indirekte
Steuersystem hiefür unzureichend. Die Ansicht der Regierung habe sich
bereits für das direkte ausgesprochen
v. Felloux reinigte sich noch einmal von dem
Vorwurfe, die Regierung schwächen zu wollen und dafür die Frage den
Nationalwerkstätten ausgebeutet zu haben.
Die 300,000 Fr. werden endlich genehmigt und die Versammlung wollte zur
Fortsetzung der Getränkediskussion schreiten, verschob sie jedoch bis
morgen.
Ein Antrag, die Verfassung erst Montags in den Büreaus zu diskutiren, fiel
durch und die Sitzung wurde um 6 Uhr geschlossen.
Großbritannien.
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@type | jArticle |
@facs | 0105 |
[19] London, 19. Juni.
Daß die Chartisten am Pfingstmontage eine Anzahl gleichzeitiger Meetings
abzuhalten beabsichtigten, war schon lange zuvor dem ganzen Publikum
bekannt. Solche Meetings sind allen Agitationen gemeinsam gewesen und haben
nie zu Verfolgungen Anlaß gegeben. Es war ausdrücklich bestimmt worden, daß
die auf Montag zusammenberufenen Meetings lediglich die Uebereichung des
Memorials an die Königin und die Antwort darauf, falls eine solche erfolgt
wäre, in Betracht ziehen sollten. Lord J. Russell's lügenhafte Behauptung,
als sei dem Volk die Reformfrage völlig gleichgültig und als trage es kein
Verlangen nach der „Charter“, konnte nur als eine Herausforderung des Volkes
betrachtet und mußte von letzterem durch öffentliche Meetings beantwortet
werden. Grade dies verhinderte der kleine Lord. Erst verläumdete er das Volk
und hernach beugte er einer Antwort desselben durch Anwendung brutaler
Gewalt vor.
Die Regierung wußte sehr wohl, daß kein wirklicher
Grund zu Besorgnissen vorhanden war. Drum benutzte sie die Preß-Bande, um
falschen Allarm zu schlagen. Diese saubern Janitscharen wurden abermals, wie
bei Gelegenheit des 10. April in Thätigkeit gesetzt, schrieben und druckten
Lügen nach der Elle, um so das Einschreiten der Regierung zu rechtfertigen.
Es gelang ihnen allerlei Gerüchte in Umlauf zu bringen. Die Regierung that,
als ob sie nun ebenfalls Besorgniß hege und ergriff „kräftige Maßregeln“ zur
Unterdrückung des freien Versammlungsrechtes. Obgleich in der „Metropole der
Welt“ keine Revolution vorgefallen ist, so leben wir doch unter einer
„provisorischen Regierung“, provisorisch bis dahin, wo „das Volk sich sein
Recht zurück erobern wird.“
Die Mitglieder dieser Regierung sind weder Dichter, noch Astronomen, noch
Geschichtschreiber; es sind einfach ‒ Häscher. In
der That, das Volk von London, deren Vorfahren den Edikten des Tyrannen Karl Widerstand leisteten, unterwerfen sich den
Ukasen eines Maine und Rowan! Ja ein großer Theil der Londoner ist ganz
glücklich in Anerkennung der Polizei-Könige, deren „Kundmachungen“ und
„Proklamationen“ an die Stelle der altväterlichen vom Parlament ausgehenden
Gesetzgebung getreten sind.
Am 10. d. erschienen demnach die Proklamationen, die das Meeting auf Bonner's
Fields untersagten. „Alle nöthigen Maßregeln“ zu seiner Verhinderung würden
ergriffen werden. Sie bestanden, wie am 10. April darin, daß 10,000 Mann
Truppen in der Hauptstadt konzentrirt, die Polizei mit Hirschfängern
versehen und die „Spezial-Konstablers“ in Masse aufgeboten wurden. Nebstdem
verbarrikadirte und verproviantirte man alle öffentlichen Gebäude, um eine
„Belagerung“ aushalten zu können, und stellte im Hinterhalt Kanonen auf, um
das Volk abzuschlachten und „massenhaft niederzumähen.“
Die Sonntagsblätter setzten das von den täglichen Journalen begonnene
Lügenwerk fort und forderten, „der starke Arm der bestehenden Gewalt“ solle
einen Schlag führen, der „gefühlt“ würde und allen
Chartisten-Demonstrationen für immer ein Ende mache. Am Montag früh (den
12.) enthalten die Morgenblätter Times, Chronicle etc. die scheußlichsten
Aufreizungen an Minister, Polizei und Militär, daß sie vor keiner Gewaltthat
zurückschrecken sollen, um nur die Arbeiter zu zermalmen. Im „Chronicle“
stand folgender bedeutungsvolle Satz:
„Wat Tyler. Heute ist der Jahrestag vom Tode Wat
Tyler's, der am 12. Juni 1831 getödtet wurde.“
Natürlich ! der fromme Wunsch des schurkischen „Chronicle‘ ging dahin, die
„Behörden“ von London möchten am 12. Juni 1848 durch List und Gewalt sich
wieder das Privilegium der Freude über einen blutigen Dolch verschaffen.
Das Comitè that unter solchen Umständen wohl daran, durch Vertagung des
Meetings das unbewaffnete Volk vor den Säbeln der Polizei und den Musketen
des Militärs sicher zu stellen.
Die Presse natürlich fing gleich nach dem Montage an, über eine „neue
Niederlage der Chartisten“ zu frohlocken und der „Morning Advertiser“ ‒ in
London besser unter dem Namen „der Spülicht-Eimer“ bekannt ‒ wünscht dem
Lande zur „Vernichtung des Chartismus“ Glück! Eine Wahrheit enthält dieses
Blatt aber dennoch, eine Wahrheit, die dem Volke nicht tief genug eingeprägt
werden kann: „daß die Chartisten bei der Mittelklasse keinerlei Sympathie
finden, daß die Mittelklasse ohne Ausnahme gegen sie ist.“ Das ist in der
That richtig. Unter den Krämern mag eine Minorität die Gerechtigkeit der
chartistischen Sache im Stillen anerkennen, ja selbst ihren Erfolg wünschen:
allein öffentlich lassen sie sich nichts davon merken. Durch ihr Schweigen
scheinen sie die feindliche Gesinnung der Majorität ihrer Klasse zu theilen
und jene Feindseligkeit ist von der ärgsten Art. Von vielen Seiten her wird
mir aus guter Quelle versichert, der heißeste Wunsch der Bourgeoisie sei
gewesen, daß Polizei und Militär durch einen Konflikt am gedachten Montage
Vorwand und Entschuldigung zu einer Schlächterei im
Ganzen und Großen erhalten möchten. „Schießt die Hunde nieder; kartätscht
sie zusammen“, so lautete die Sprache des Krämervolks im Allgemeinen mit
Bezug auf die Chartisten. „Warum werden die Führer nicht deportirt?“ frugen
die Leute der Mittelklasse. „Hängt die Schurken!“ erscholl es von den Lippen
der „Jury-Klasse“ während der letzten Wochen. Und doch sind Tausende dieser
Schufte in den Klauen des Bankrotts. Mag Vernichtung hayfischgleich sie
erpacken! Sind sie erst in die jämmerliche Lage derjenigen gebracht, denen
sie jetzt mit ihren Knütteln drohen, die sie niedergemetzelt, deportirt oder
gehangen wissen wollen: dann, aber nicht eher, werden sie Mitgefühl für ihre
Nebenmenschen und einen kleinen Begriff von den Grundsätzen der
Ehrenhaftigkeit, Wahrheit und Gerechtigkeit bekommen. Jetzt noch ein Wort
über die Preßbande, die in ihren Berichten die schmutzige Arbeit der Spionerie übernommen hat und andererseits die
fürchterlichsten Anstrengungen macht, die Verurtheilung der eingekerkerten
Patrioten herbeizuführen. Unter allen Klassen und Parteien gilt ein „Spion“
für ein niederträchtiges Wesen. Ein Berichterstatter, der Meetings besucht,
angeblich um die Verhandlungen zu resumiren, in der That aber, um seine
„Notizen“ der Regierung zu verkaufen und letzterer zur Einsperrung oder
Deportation ehrlicher Leute Mittel an die Hand zu liefern: ein solcher
Reporter ist nichts weiter, als ein „Spion.“ Die „Mückensäuger“, wie Cobbett
sie nannte, machen ihren Bericht auf Bestellung. Für „Morning Post“ oder
„Herald“ schwellen sie ein Meeting von 30 Protektionisten zu 3000 an; für
„Times“ oder „Chronicle“ leisten sie den Freihandelsmännern den nämlichen
Dienst. Allein 30,000 Chartisten wissen sie schnell bis auf höchstens so
viele Hunderte verschwinden zu lassen. Aus dem Gewäsch eines eiteln Narren,
der aber eine wohlgespickte Börse besitzt, machen sie einen „beredten und
bewundernswerthen Vortrag“; Sinn und Verstand und wirkliche Beredsamkeit
eines Arbeiters stellen sie als das „gewöhnliche Chartisten-Geplapper“,
„herkömmliches Schimpfen auf die Behörden“ etc. hin. Weit ekelhafter ist
aber das Verfahren dieser Preßbande gegen Ernest
Jones und die übrigen Verhafteten. Der Herald ruft aus: „Man
braucht nicht zu fürchten, daß Menschen, die selbst erklärten, sie
beabsichtigten Plünderung, ja Mord, freigesprochen und etwa der Gesellschaft
als gute und geeignete Mitglieder zurückgegeben werden.“ Damit sucht man
also die Geschwornen im voraus zu bestimmen, ihr „Schuldig“ über die
Angeklagten auszusprechen. Die Sunday Times sagt: „in Betreff der Leiter
jener gesetz- und sinnlosen Bewegung wird weder die große Masse des
englischen Publikums, noch die besondere Klasse, der die Geschwornen
angehören irgendwelche nebelhafte Sympathie fühlen.“ Und jenes andere Blatt
„Lloyds Drei-Pence-Quark“ meint: „Mitchell ist auf der Reise nach Bermuda;
Jones, Sharp, Fussell und Williams stecken im Käfig von Newgate, einer
Zwischenstation auf dem Wege ihrer Bestimmung.“ In ähnlicher, ja noch
ärgerer Weise treten Times, Examiner etc. auf.
Das Volk von England hat ein gutes Gedächtniß; der Tag an welchem die
Arbeiter das ganze jetzige faule System über den Haufen stürzen, ist näher
als die Mittelklasse ahnt. Dann wird man auch jener Preßbande nicht
vergessen.
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@type | jArticle |
@facs | 0105 |
[*] London, 20. Juni.
Im Oberhause wurden gestern Sachen von weniger Bedeutung verhandelt, und die
edlen Lords, wie der Telegraph sich ausdrückt, ermüdet durch die Sorge für
das allgemeine Beste, glaubten dann, daß sie zweier Ruhetage bedürften und
ajournirten bis Donnerstag.
[0106]
‒ Im Unterhause kamen die Zuckerzölle auf's Neue zur Debatte und Sir J.
Pakington stellte in Betreff der Vorschläge des Gouvernement, ein
Amendement; welches von Sir E. Buxton und Hr. Seymour unterstützt wurde. Die
ministerielle Partei beharrte indeß bei ihren Vorschlägen, trotz dem, daß
alle übrigen Schattirungen des Hauses in dem den indischen Pflanzern zu
leihenden Unterstützungsfonds von einer halben Million nur eine sehr
unwirksame Maßregel sahen. Die Debatte wurde dann bis Donnerstag
vertagt.
‒ Das Chronicle meldet, ein Hr. von Hummelauer werde aus Wien erwartet um die
Intervention Englands für einen Großherzog anzusprechen, den man an die
Spitze des einigen Italiens an Karl Alberts Stelle setzen wolle.
‒ Konsols 831/2 à 5/8.
@type | jAnnouncements |
@facs | 0106 |
Civilstand der Stadt Köln.
Geburten.
19. u. 20. Juni Maria Elis. Hnb., T. v. Joh. Peter Jos. Odenkirchen,
Maschinist, Lyskirchen. ‒ Ant, S. v. Joh. Potthaß, Spezereih., Weiherstr. ‒
Franz, T. v. Jos. Löhr, Tagl., Katharinengraben. ‒ Heinrich, S. v. Nikol.
Glöckner, Schuster, Obenmarspforte. ‒ Michel Jos., S. v. Christ. Nußbaum,
Anstr., Huhng. ‒ Peter Heinr. Jos., S. v. Heinr. Jos. Jansen, Weinhändler,
Straßburgerg. ‒ Anna Marg., T. v. Peter Jos. Schötter, Fuhrm,
Thürmchenswall. ‒ Elis. Hubert, T. v. Joh. Ant. Breuer, Steinhauer,
Römergasse. ‒ Anna Marg., T. v. Michel Schiffer, Metzger, Holzm. ‒ Heinr.
Hub., S. v. Joh. Adolph Pott, Fuhrmann, Salzgasse. ‒ Pet. Jos., S. v. Paul
Friedr. Crones, Bildh., Weiherstr. ‒ Joh. Heinr., S. v. Jos. Koch,
Schneider, gr. Griechenm. ‒ Christ. Sebast., S. Joh. Phil. Gras, Mauerm.,
Telegraphenstr. ‒ Gottfr. Ign., S. v. Ludw. Engels, Postillon, Pützgasse. ‒
Ludwig Alois, S. v. Franz Adam Joseph Fischer, Anstreicher, Weiherstr.
Sterbefälle.
Klara Georg. Meurers, 2 J. 6 M. alt, Apostelnklost. ‒ Joh. Wehlen,
Leineweber, 37 J. alt, Severinstr. ‒ Kath. Kolbach, 8 T. alt, Altengr. ‒
Anna Schmitt, 1[#] T. alt, Kattenbug. ‒ Oswald Jos. Friederichs, 1 J. 2 M.
alt, Lintgasse. ‒ Gerh. Christoph Peters, 5 J. 10 M. alt, Mühlenbach. ‒
Konrad Schön, 18 M alt, Entenpfuhl. ‒ Anna Christina Unkelbach, 54 J. alt,
unverheir, Schilderg. ‒ Heinr. Riepe, Zuckerarbeiter, 39 J. alt, unverh.,
Cäcilienspital. ‒ Friedr. Sutthoff, Tischlergeselle, 22 J. alt, unverh.,
Peterstr. ‒ Tilm. Kürten, 14 J. alt, Peterstr. ‒ Hub. Wilh. Thom, 55 J. alt,
Kaufm, verh., Holzm. ‒ Bernard Kautz, Kellner, 51 J. alt, verh.,
Ankerstr.
Schiffahrts-Anzeige. Köln, 22. Juni 1848.
Abgefahren: J. Budberg nach Duisburg.
In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich H. Lübbers; nach
Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr A. Meyer und C. Kaiser; nach Koblenz und
der Mosel und Saar Jakob Tillmann; nach der Mosel, nach Trier und der Saar
N. Pisbach; nach Bingen J. B. Mundschenk; nach Mainz J. Hirschmann; nach dem
Niedermain Ph. Würges; nach dem Mittel- und Ober-Main Seb. Seelig; nach
Heilbronn H. Bechert; nach Kannstadt und Stuttgart Peter Kühnle; nach Worms
und Mannheim J. B. Mundschenk I.; nach Antwerpen M. Lamers.
Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Jurrius, Köln Nr. 18.
Ferner: Nach Amsterdam Kapt. Schüller, Köln Nr. 30.
Wasserstand.
Köln, am 22 Juni. Rheinhöhe 8′ 3″.
Bitte um Arbeit.
Ein Familenvater einer Frau nebst 3 Kindern, welcher auf Verordnung seiner
Aerzte wegen Brustschwäche seiner Profession durchaus entsagen mußte, sucht
in dieser bedrängten Lage eine ihm passende Beschäftigung, sei es um
Kommissionen zu verrichten oder irgend eine andere Stellung, welche die
Existenz und das Brod der Seinigen sichert.
Anerbietungen werden gerne entgegengenommen in der Expedition dieses
Blattes.
Demokratische Gesellschaft Freitag den 23. Juni,
Abends 7 Uhr, Versammlung in dem Kölner Zelte am
Städtischen Garten bei Stollwerck. (Ausnahmsweise wegen Restauration des
Saales.) Gegenstand der Debatte.
Die politisch-socialen Tagesfragen, und Berichterstattung der nach Frankfurt
a. M. abgeordneten Deputirten.
Der Vorstand.
NB. Die eingeschriebenen Mitglieder können daselbst
ihre Karten empfangen, auch werden neue Einzeichnungen entgegengenommen.
An einem ehemaligen Flüchtling u.
jetzigen Volksvertreter in Frankfurt.
Fatal ist mir das Lumpenpack,
Das, um die Herzen zu rühren,
Den Patriotismus trägt zur Schau
Mit allen seinen Geschwüren.
Schamlose, schäbige Bettler sind's,
Almosen wollen sie haben
‒
Einen Pfennig Popularität
Für Menzel und seine
Schwaben!
Köln, den 21. Juni 1848.
(Heine.)
Ein Portefeuille, enthaltend Courszettel,
Fruchtpreiscourante und sonstige für jeden Dritten werthlose Papiere ist am
20. ds. Mts. verloren gegangen. Der loyale Finder
wolle es gegen eine angemessene Belohnung in der Rheinaustraße abgeben.
Die so beliebten Kirschen-Torten sind täglich frisch
zu 10 und 1 Sgr. das Stück zu haben, Schildergasse Nr. 49 und in meinen
Nebengeschäften, Blindgasse und Cattenbug Nr. 12.
Franz Stollwerck, Hoflieferant
Eis täglich in und außer dem Hause à Portion 4 Sgr.
bei Franz Stollwerck, Hoflieferant.
Zwei durcheinandergehende geräumige Zimmer (belle étage) nebst Speicherzimmer
und Kellerabschluß zu vermiethen. Kl. Telegraphenstraße Nro. 6.
Harmonie von Musikern der kölner Bürgerwehr heute
Freitag, Abends von 7 bis 11 Uhr, bei A.
Steinstraßer, auf den Perlenpfuhl.
Nicht zu übersehen!
Vom 1. Juli d. J. an ist durch alle Postämter zu
beziehen:
Neue Deutsche Zeitung.
Organ der Demokratie.
Verantwortlicher Redakteur Dr. Otto Lüning.
Der Titel bezeichnet die Tendenz dieser Zeitung; sie will vor Allem die
Demokratie, die Herrschaft, die Souverainetät des Volkes.
Die „ neue deutsche Zeitung“ erscheint in groß
Folio-Format dreispaltig, und kostet hier am Orte vierteljährlich 2 Fl. oder
1 Thlr. 4 Sgr. Die Ausgabe geschieht täglich mit Ausnahme des Sonntags, da
wir es für billig halten, den Arbeitern diesen Tag frei zu geben; besonders
wichtige Nachrichten werden jedoch an diesem Tage durch Extrablätter
gebracht werden. Anzeigen jeder Art werden gegen die
Gebühr von 3 Kr. oder 1 Sgr. für die Zeile oder deren Raum aufgenommen.
Darmstadt, den 12. Juni 1848.
Die Verlagsbuchhandlung von C. W. Leske.
Zum Klavierstimmen und Repariren aller Seiteninstrumente empfiehlt sich K. B.
Mayr, St. Apernstraße 57.
Bergisch-Märkischer Courier.
Organ für Zeitgeschichte und gesellige
Unterhaltung.
Unter diesem Titel erscheint seit dem 1. Mai in Hattingen an der Ruhr eine
Zeitschrift, deren vorzüglichstes Streben darauf gerichtet ist, durch klare
Besprechung des Wesens eines konstitutionellen Staates, durch freie
Beurtheilung unserer gegenwärtigen und nächstkünftigen Zustände zur Hebung
und Verbreitung einer gründlichen politischen Bildung das Seinige
beizutragen. Der Standpunkt desselben ist bezeichnet durch die wenigen
Worte: Wir wollen keine Republik, weil sie für Preußen und Deutschland
verderblich sein würde, aber wir wollen in der konstitutionellen Monarchie
alle wahren Freiheiten, welche eine wohlgeordnete Republik zu gewähren
vermag, darum vor allen Dingen wollen wir auch nicht einen Schritt
rückwärts: in der konsequenten Ausbildung und Entwickelung der
konstitutionellen Monarchie auf breitester Grundlage erblicken wir das Heil
Preußens und Deutschlands. Wir wollen Trennung des Staates von der Kirche;
aber volle Freiheit in jenem, vollste Freiheit in dieser; eine Staatskirche
erkennen wir eben so wenig an als einen Kirchen-Staat.
Aus diesen Grundzügen fließen die leitenden Artikel, die bereits vielfältig
die vollste Anerkennung gefunden, und denen sich, als „Reflektionen über
Tagesgeschichte“, eine kurze Beurtheilung hervorragender Erscheinungen der
Zeit in gleichem Sinne anschließt. Zugleich geben wir unsern Lesern
anziehende Produkte der belletristischen Literatur. In einem „Sprechsaal“
verhandelt das Publikum unsers Leserkreises seine eigenen Angelegenheiten
frei und ungehindert. Luft und Raum für jede Partei! Ehrlicher Kampf ist die
Bedingung, unter welcher die Wahrheit siegt.
Der „Bergisch-Märkische Courier“ beschränkt sich
nicht auf Berg und Mark, sondern hebt seinen Blick hinaus auf alles das was
Berg und Mark interessirt, auf unser ganzes Vaterland, und erscheint
wöchentlich zweimal. Der höchst billig gestellte Preis beträgt 121/2 Sgr.
vierteljährlich beim Verleger; an den zunächst gelegenen Orten, wohin es
durch Boten besorgt wird, 15 Sgr.; bei allen Postämtern und Buchhandlungen
des preußischen Staates 163/4 Sgr. pro Quartal. Anzeigen kosten 1 Sgr. die
Zeile.
Bestellungen auf das mit dem ersten Juli beginnende neue
Vierteljahr bitte ich baldigst machen zu wollen.
Hattingen a. d. Ruhr, im Juni 1848.
Albert Fries,
Herausgeber und Verleger des
Bergisch-Märkischen Couriers.
Rheingasse Nro. 10 zweite Etage zu vermiethen.
Ein Schreiber sucht Beschäftigung, sei es auch für halbe Tage oder
stundenweise. Weingartengasse Nr. 6.
Apfelsinen, billig und schön. St. Agatha 25.
Frische Rheinfische sind zu den billigsten Preisen zu haben bei Joh. Lülsdorff, Lindgasse 21.