Deutschland.
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[*] Köln, 20. Juni.
Wir erhalten so eben den folgenden Adreß-Entwurf,
über den sich die Adreß-Kommission der Vereinbarungs-Versammlung zu Berlin
am 18. d. M. endlich geeinigt hat. Dieser Entwurf wird heute wohl der
Vereinbarungs-Versammlung zur Diskussion vorliegen.
Majestät!
Durchdrungen von dem Ernste der Gegenwart und mit freudiger Hoffnung für die
Zukunft des Vaterlandes haben wir den königlichen Gruß vernommen. Die
Ereignisse, welche in den letzten Monaten Europa tief erschütterten, haben
auch Preußen unaufhaltsam in die allgemeine Bewegung gezogen. Insbesondere
hat der gewaltsame Zusammenstoß in den Märztagen den bereits lange Zeit
hindurch kundgegebenen Aeußerungen des Volkswillens öffentliche Geltung
verschafft. ‒ Aus allgemeiner Volkswahl hervorgegangen, haben wir den Beruf
zu erfüllen, mit Ew. Majestät eine Verfassung festzustellen, welche der
Bildungsstufe des preußischen, wie des gesammten deutschen Volkes entspricht
und volksthümliche Regierung im Staate, Selbstverwaltung bis hinab in die
Gemeinden für immer sichert. Sie wird die gesetzlichen Bestimmungen
beseitigen, welche bisher dem Grundsatze der gleichen Berechtigung aller
Staatsangehörigen widerstrebten, um einzelnen Ständen besondere Vorrechte
verliehen. Sie wird allgemeines Wahlrecht, Freiheit der Person, der Presse
und der Rede, das Recht der freien Versammlung und Vereinigung, der
Selbstständigkeit jeder Religionsgesellschaft gewährleisten. Sie wird eine
volksthümliche, für den ganzen Staat gültige Gesetzgebung und Umbildung des
Gerichts- und Heerwesens, so wie eine allgemeine Volksbewaffnung ins Leben
rufen.
Auf solchen Grundlagen ruhend, wird die Verfassung die Bande, dauernd
befestigen, welche die ruhmvollen Thaten hohenzollerischer Fürsten zwischen
dem Volke und Ew. Majestät Hause geknüpft haben.
Die Gefahren, welche unser eigenes Vaterland bei einer längern Unsicherheit
des öffentlichen Rechtszustandes bedrohten, haben es unerläßlich gemacht,
daß wir gleichzeitig tagen mit den zu Frankfurt versammelten Vertretern des
ganzen deutschen Volkes. Im Einklange mit Ew. Majestät stets bewährten
Bestrebungen halten auch auch wir die Einheit Deutschlands als
unverrückbares Ziel im Auge, und versichern unsere freudigste Mitwirkung zum
Anschluß an das Werk, durch welches in Frankfurt die nationale Kräftigung
des gesammten Volkes erreicht werden soll.
Der immer weiter um sich greifenden Noth werden Gesetze und Einrichtungen zur
Hebung des Handels, der Gewerbe und des Ackerbaues, eine den Kräften der
Einzelnen angemessene Besteuerung, Maßregeln zur Verbesserung der Lage des
Arbeiterstandes entgegenwirken und das allgemeine Vertrauen
wiederherstellen. Die Sorge des Staats für ein den Grundsatz der
Lehrfreiheit festhaltendes öffentliches Unterrichtswesen wird die Bildung
des gesammten Volkes erhöhen.
Die vollständige Darlegung der Finanzlage des Staats und der bisherigen
Verwendung der Staatsmittel wird uns in den Stand setzen zu beurtheilen, in
wie weit die Ersparnisse der Vergangenheit den Bedürfnissen der Gegenwart
entsprechen, und welche Maßregel zu ergreifen sein werden, diesem Bedürfniß
zu genügen.
Die von Ew. Majestät eingeleitete Reorganisation des Großherzogthums Posen
wird den beklagenswerthen Zuständen daselbst und den Zwiespalten der
deutschen und polnischen Bevölkerung ein Ziel setzen. Möge dieser Akt der
Gerechtigkeit die Wiederherstellung der nationalen Selbstständigkeit eines
so lang unterdrückten Volkes begründen.
Der Kampf an den Nordmarken des deutschen Vaterlandes hat den alten Ruhm der
Tapferkeit, Mannszucht und Menschlichkeit unserer Krieger neu bewährt. Wir
hegen die zuversichtliche, von den Vertretern des deutschen Volkes getheilte
Erwartung, daß die angeknüpften diplomatischen Unterhandlungen die
siegreichen Erfolge der Waffen nicht preisgeben werden, daß Ew. Majestät
Regierung durch eine feste und starke Politik die Ehre Preußens und
Deutschlands wahren, und unserm Handelsstande den Ersatz der vorzugsweise
von ihm der deutschen Sache gebrachten Opfer sichern wird.
Wir wünschen dem Land Glück, daß es Ew. Majestät gelungen, die friedlichen
Beziehungen zu den übrigen fremden Mächten ungestört zu erhalten. Wir
erkennen an, wie die in aufrichtiger Achtung der nationalen Entwickelungen
beruhende Politik des neu umgestalteten westlichen Nachbarstaates hiezu
wesentlich beigetragen hat. Je schneller und bestimmter diese nationale
Entwicklung in Deutschland zu dem langersehnten Ziele, der Gründung eines
freien und starken Bundesstaates führt, um so sicherer sind die Bürgschaften
eines allgemeinen und dauernden Friedens, welcher die civilisirten Staaten
in den Stand setzen wird, sich ihrer schönsten Aufgabe, der Förderung der
Wohlfahrt, Kultur und Gesittung mit voller Kraft hinzugeben.
Berlin, den 18. Juni.
Die Nationalversammlung.
Die Adreßkommission.
(Folgen die Unterschriften.)
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Edition: [Karl Marx: Das Amendement Stupp. In: MEGA2 I/7. S. 143.]
[**] Köln, 20. Juni.
Hr. Stupp aus Köln hat zu dem Gesetze wegen Unverletzlichkeit der Abgeordneten
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@facs | 0089 |
Die Verhandlungen des National-Konvents über Louis Capet, Ex-König
von Frankreich.
(Vergleiche den Moniteur vom Januar 1793.)
(Fortsetzung.)
Z. Dupont: Tod.
Potier: Das Gefühl der Menschlichkeit mag verletzt
werden durch den schweren Spruch: das Gerechtigkeitsgefühl erheischt von
mir, daß ich für den Tod stimme.
Ruelle: Ich erhole mir Raths in der Erklärung der
Menschenrechte; ich eröffne das Strafgesetzbuch und finde eine schreckliche
aber nothwendige Strafe: Die Todesstrafe. Nur bin ich der Meinung von
Mailhe, und wünsche, daß die Versammlung untersuchen möge, ob sie in ihrer
Weisheit es nicht räthlich fände, die Vollstreckung des Urtheils
hinauszuschieben
Isabeau: Es widerstrebt meinem Charakter sowohl, als
meinen Grundsätzen, einen Menschen zum Tode zu verurtheilen; aber ein Tyrann
ist kein Mensch, und ich bin's ja nicht der verurtheilt, sondern das
Strafgesetzbuch: übrigens ist dies das erste und letzte Mal, daß ich für die
Todesstrafe stimme.
Bodie: Louis hat den Kontrakt mit dem Volke
gebrochen: er hat seinen Eid gebrochen und eine Verschwörung gegen die
Freiheit angezettelt. Dies sind seine Verbrechen, dies ist der Schuldige,
über dessen Loos wir zu bestimmen haben, nicht als Richter, sondern als
Staatsmänner, nicht in der Leidenschaft, sondern mit ruhiger Ueberlegung,
wie es Männern geziemt, die über die Zukunft nachdenken, und die
Vergangenheit zu Rathe ziehen. Die ganze Welt hat die Augen auf uns
gerichtet, die Nachkommenschaft wird uns richten: das Heil des Staates hängt
von unserm Beschlusse ab. Da nun die wahre Größe sich kund gibt, nicht durch
die Größe der Hinrichtung, sondern durch die Größe der Menschlichkeit und
der Mäßigung, durch die Thaten der Klugheit und nicht durch das Gefühl des
Hasses und der Rache; da zu keiner Zeit ein Opfer von Menschenblut die
Freiheit hat begründen können, so stimme ich für die Einsperrung Louis und
seiner Familie, um später, in Friedenszeiten, depotirt zu werden.
Generois: Ich habe erklärt, daß Louis der
Verschwörung gegen den Staat überwiesen ist; in Folge dessen stimme ich für
den Tod. Ich erkläre außerdem, daß es mir für die öffentliche Sicherheit
unbedingt nothwendig erscheint, dieses Urtheil so bald als möglich in
Vollstreckung zu ziehen.
Servouat: Mag meine Meinung mir Schmähungen oder
Verfolgung zuziehen: ich spreche sie frei aus. Louis ist allen Franzosen
gehäßig; sein Leben kann unmöglich eine Gefahr sein. Wenn ihr ihn nun die
Strafe seiner Schandthaten büßen laßt, so vermehrt Ihr dadurch die Macht
eines andern Prätendenten, der sein Gold und seine Popularität für sich hat.
Als Gesetzgeber und Staatsmann stimme ich dafür, daß Louis einstweilen
eingesperrt und nach Beendigung des Krieges verbannt werde.
Amar: Louis ist überführt, Hand an die öffentliche
Sicherheit, Hand an die Freiheit gelegt zu haben. Sein politisches Leben,
seit der Revolution, ist ein Gewebe von Verbrechen: seine Existenz ist
gehäßig, sein Tod ist nothwendig, um eine Revolution festzustellen, deren
ewiger Feind er bleiben würde: Sein Tod: so will es die beleidigte Freiheit;
sein Tod: so will es die Gleichheit der Rechte. Freiheit und Gleichheit der
Rechte aber sind der einzige Despotismus, der uns regieren darf: ich schwöre
es bei Brutus, ich schwöre es vor dem französischen Volke. Ich stimme für
den Tod.
Real: Ein großes Volk ist immer großmüthig; es kennt
keine Rache. Als Repräsentant des Volkes, glaube ich, daß die Meinung, die
ich ausdrücke, die seinige ist. Ueberhaupt dünkt mir, daß die Todesstrafe
aus dem Strafgesetzbuche auszumerzen ist. Ich stimme auf Einsperrung mit
Vorbehalt, dieses Urtheil später in lebenslängliche Verbannung zu
verwandeln.
Joussieux: Ich suche im Gesetzbuch die Strafe nach,
welche Ludwig für seine Verbrechen verdient hat, und finde: den Tod. Nun
frage ich mich, ob Louis Capet durch besondere Gesetzesbestimmungen ein
Mittel finden kann, diese Strafe von seinem Haupte abzuwehren. Hier bietet
sich die „Konstitution“ dar. Aber diese kann aus zwei Gründen hier nicht
zugelassen werden. Erstens war Louis niemals konstitutioneller König
gewesen, da er ja beständig gesucht hat, die Konstitution zu vernichten.
Zweitens denke ich, daß das Recht, alle Verbrechen zu begehn, und zwar
unbestraft zu begehn, dem gewesenen Könige nicht allein nicht gegeben
worden, sondern daß es seinerseits Verbrechen gewesen wäre, ein solches
Recht anzunehmen. Die sogenannte Unverletzlichkeit fällt also von vornherein
weg. Ich frage mich nun, ob er nach den Regeln der Gerechtigkeit den Tod
verdient hat, und meine Ueberzeugung ist: ja. Ich stimme demnach für den
Tod.
Grenos: Louis ist der Verschwörung überführt. Die
Strafe, welche das Gesetz über die Verschwörer verhängt, ist der Tod: ich
trage auf Tod an.
Prost: Ich habe niemals gelernt, mit Königen zu
unterhandeln: ich trage auf Tod an.
Babey: Ich stimme für Einsperrung und spätere
Verbannung.
Ferroux: Louis ist der Verschwörung überwiesen:
Staatsgründe können bei mir nicht die Stimme des Gewissens überstimmen: ich
stimme für den Tod.
Loire-et-Cher. ‒ Brisson. Das
Gesetz, ob schirmend, ob bestrafend, muß für alle gleich sein: so wollen es
die ewige Vernunft, die ewige Gerechtigkeit, das Naturrecht. Die Erklärung
der Rechte stimmt hiermit vollkommen überein. Das Strafgesetzbuch belegt mit
Tod jeden Verschwörer gegen die innere und äußere Sicherheit des Staates.
Auch schulden wir ein großes Beispiel sowohl den Völkern, welche zu allen
Zeiten die Götzendiener der Könige, als den Königen, die ihrerseits stets
die Tyrannen der Völker waren, aber von nun an es nicht mehr sein sollen.
Ich stimme für den Tod Louis XVI.
(Fortsetzung folgt.)
[Deutschland]
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Edition: [Friedrich Engels: Neue Politik in Posen. In: MEGA2 I/7. S. 147.]
[**] Köln. 20. Juni.
Wieder eine neue Wendung in der posenschen Angelegenheit!
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@facs | 0090 |
[19] Köln, 20. Juni.
Der Wilde, sagt man, zählt seinen Ruhm nach den eingebrachten Scalps, der
christlich-germanische Kriegsmann den seinen nach den Tagesbefehlen, in
denen er genannt worden, (Herr Pfuel nach der Zahl der geschorenen oder
gebrannten Polenköpfe) ‒ und die Frankfurter Nationalversammlung rechnet
ihre Ehre nach den gesegneten Ferientagen, welche sie feiert, denn dies sind
stets die großen Momente, wo sie sich nicht kompromittirt.
Es ist eine wunderbar erbauende Geschichte um die parlamentarischen
Schulübungen dieser erleuchteten Versammlung. Das Volk von Wien und Berlin,
emporgejagt durch die Erschütterung der Pariser Februartage, zerschmettert
das alte Joch seines von „Gottes Gnaden“ ihm auferlegten Despotismus und die
zagenden Fürsten beugen sich vor der blutigen Errungenschaft seines
souveränen Rechts; plötzlich schießen wie Pilze an allen Orten unbekannte
Volksfreunde empor, sie halten Reden über die Größe der deutschen Nation,
erklären dem Volk, daß es jetzt auf „gesetzlichem“ Wege seine Souveränetät
und die Einheit des 34spaltigen Landes feststellen müsse, und das Volk
sendet diese biedern theilnehmenden Freunde gen Frankfurt. Und was haben die
Volksfreunde in Frankfurt gethan?
Die Versammlung hält seit länger als einem Monat Sitzungen, was für das Volk
die Summe von circa 200,000 Thalern ausmacht, ‒ abgerechnet die geheimen
Kosten. Und was hat die Versammlung bisher gethan?
Diese Frage ist im Volk laut und immer lauter geworden, bis sie in der
Sitzung vom 17. die Versammlung selbst in ihrer Beschaulichkeit unterbricht.
Hören wir, wie die Freunde der Volkssouveränetät ihr Gewissen
erforschen.
Der Abgeordnete Jordan erinnert die Versammlung daran, daß es nicht darauf
ankomme, ob sie sich selbst genug sei, sondern daß draußen ihre Mandatare
auf sie warten. Er sagt: „Und was meinen Sie, was draußen über unser Feiern
gesagt werde? Kaum sind die Feiertage vorüber, die der Kalender uns diktirt,
so machen wir neue Feiertage.. Während Ereignisse sich wie Lawinen stürzen,
legen wir, denen das Volk seine Zukunft anvertraut, die Hände in den Schooß,
und machen Feiertage. Im Süden ein blutiger Konflikt zwischen einem König
und seiner Hauptstadt, wo es noch ungewiß ist, ob das Haus der Bourbonen in
Neapel überhaupt noch existirt, ‒ was thun wir? wir halten Feiertage. Eine
deutsche Stadt im Süden ist bedroht vom Bombardement der Italiener, und wir?
was geht es uns an, wir halten Feiertage. In Berlin betritt eine hohe Person
in Generalsuniform die Rednerbühne und spricht das Motto des alten Systems
aus, recht um den Unwillen zu provoziren, und schon ist Bürgerblut in den
Straßen geflossen; doch das geht uns nichts an, wir, wir halten Feiertage.
Diejenigen, welche seit 50 Jahren alle Lasten der Gesellschaft getragen,
haben sich gewaltig geschüttelt, und drohen unsere ganze bisherige Kultur
zerstören. Noch warten sie auf uns, aber ich fürchte, sie werden nicht mehr
lange warten, und dann wird es heißen: es ist zu spät!“
Die Versammlung erschrickt. Die Erinnerung, daß nicht sie selbst, sondern daß
das Volk draußen die Sauverainität übe, wirkt sogar auf die Rechte, welche
diesmal zu trommeln und zu pfeifen vergißt. Der „edle Gagern“ versucht
vergebens den Redner zu unterbrechen, der sich in seiner Anklage nicht
beirren läßt.
Da erscheint Herr Jakob Venedey auf der Tribüne.
„Ein Hohn gegen unsere Versammlung, wie er dieser Tage hier in einer andern
Versammlung ausgesprochen wurde, ist ein Verrath am Vaterlande!“
Herr Venedey rettet die bedrohte Souverainität der Versammlung; er erklärt,
daß dem beschränkten Volksverstand draußen nicht das Recht zustehe, die
weisen Maßregeln der souverainen „Konstituirenden“ mit Gelächter zu
begrüßen; Jeder, der sich über die souverainen Bürger Venedey, Eisenmann,
Jahn u. s. w. einen „unehrerbietigen Tadel“ erlaubt, ist als
„Landesverräther“ dem preußischen Landrecht verfallen. Und um seinen Worten
Nachdruck zu geben, fügt er mit salbungsvoller Rührung hinzu:
„Ich muß noch ein Wort sagen, was mir lange auf dem Herzen gelegen; ich bin
18 Jahre lang Flüchtling in Frankreich gewesen…“
Das Wort, welches Hr. Jakob Venedey so „lange auf dem Herzen“ getragen,
verfeht seine Wirkung auf mildherzige Menschenfreunde nicht. Er hat es in
Paris in der Demokratenversammlung im Salle-Valentino, im Kölner Gürzenich
bei der Wahl zum Vorparlament, in Homburg bei den Wahlen zur
Nationalversammlung überall mit gleichem Erfolg versucht. Kaum daß er jetzt
seinen Busen geöffnet und den „Patriotismus mit allen seinen Geschwüren“ an
den Tag gelegt, so strömt ihm der goldene Regen des Beifalls, die Pfennige
der Popularität vor die Füße. Hoffen wir, daß das Ministerium Camphausen die
Dulderschaft Venedey's taxiren möge, wie die Baiern den Biedermann Eisenmann
taxirt haben; Herr Venedey wird dabei billig die Unterstützungen in Abzug
stellen, welche er in Paris von den armen deutschen Arbeitern erhielt, als
er seinen „Geächteten“ herausgab.
Die Versammlung fühlt sich unter dem Beistand solcher populären Dulder
wiederum sicher gegen den „Hohn der Vaterlandsverräther,“ und als Kapp in
der weiteren Verhandlung davon spricht, daß man „auf einem vulkanischen
Boden“ stehe, können sich die Ritter der Rechten schon zu einem
Hohngelächter aufraffen. Die „souveräne“ Versammlung ist sich selbst genug.
Das Volk, dessen Souveränetät bei den Wahlen exploitirt wurde, ist nichts
mehr, es hat zu erwarten, was die Konstituirenden, die Dulder und die
Geduldeten über seine Zukunft beschließen.
„Diejenigen, welche alle Lasten der Gesellschaft getragen haben, warten auf
uns; doch, was geht das uns an, wir, wir haben Feiertage!“
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@facs | 0090 |
[7] Bernkastel, 17. Juni.
Noch niemals habe ich die Volksmeinung sich mit solcher Einmüthigkeit und
Entschiedenheit aussprechen hören, als es hier und in der ganzen Umgegend
geschah bei der Nachricht, daß unser Deputirter, Hr. A. Reichensperger,
Landgerichtsrath, gegen den Behrends'schen Antrag für die motivirte
Tagesordnung gestimmt habe.
Von hier aus wurde mit aller Energie auf die Zusammenberufung einer
Kreisvolksversammlung gedrungen, welche nächster Tage stattfinden und worin
sich herausstellen wird, was man von dem genannten Herrn hält.
Nächstens der Bericht hierüber.
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@type | jArticle |
@facs | 0090 |
[*] Berlin, 17. Juni.
Sie wissen schon, daß die Vereinbarungssitzung heute ausgesetzt und bis zum
Dienstag vertagt werden mußte, weil der Ministerpräsident Camphausen
erklärte, das Ministerium sei nicht mehr vollständig. Auch Patow soll abtreten.
Das neugestaltete Ministerium, streut man aus, wolle nur provisorisch gelten,
da das ganze Ministerium Camphausen nur noch beabsichtige, die Adreßdebatte
zu seiner Rechtfertigung abzuwarten und dann abzutreten. Hansemann arbeitet unterdessen durch Mittel jeder Art darauf hin,
als Premier-Phönix aus der Asche des jetzigen Ministeriums hervorzugehn. Wie
aber auch immer die ministeriellen Combinationen sich gestalten mögen, man
wird sich aus dem linken Centrum ergänzen müssen. Schon die ziemlich sichre
Kandidatur von Rodbertus weist darauf hin. Das linke Centrum, in viele
kleine, sich gegenseitig bekämpfende Unterfraktionen gespalten, ist aber
unfähig, ein Ministerium zu stützen. Die Leistung eines aus ihm hervor
gegangenen Ministeriums würde von der Linken abhangen. Die Linke steigt
daher an dem parlamentarischen Barometer.
Heute Morgen unterhielt man sich sehr lebhaft ‒ von dem Gerüchte, Petersburg
habe ein Ultimatur, eine quasi Kriegserklärung erlassen. Die längst gehegte
Ueberzeugung von einer Allianz zwischen dem preußischen und dem russischen
Hofe, gab Anlaß zu leidenschaftlichen Aeußerungen. Nicht nur die pommerschen Gutsbesitzer, selbst rheinländische
Conservative sollen auf den Listen des sogenannten Russenbundes, an dessen
Spitze eine hochgestellte Person stehe, ihre Namen unterzeichnet haben. Wie
dem auch sei, von allen Seiten ist man über einen Punkt einig, über das
Ausbrechen eines Kriegs mit Rußland in kürzester Frist. Die Art und Weise,
wie dieser Krieg geführt wird, muß manches Dunkel in unsern
Staatsangelegenheiten aufhellen, namentlich auch die Stellungen einzelner
Persönlichkeiten, ‒ ob sie Betrüger waren, ob Betrogene.
Der Kriegskommissarias Griesheim in seiner Erklärung
über die Stürmung des Zeughauses betrachtet sie zuerst als politisches Ereigniß, um die Demagogen zu bezüchtigen. Durch politische Reden habe man die
Masse aufgewiegelt. Hinterher wird aus dem politischen Ereigniß ein
Kriminalfall, um die Masse zu brandmarken. Raub und Plünderung sei ihr Motiv
gewesen. Man habe deßhalb auch hauptsächlich mit Silber
beschlagene Waffen weggenommen, wobei der gute Herr freilich
vergaß, daß es ganz dunkel im Zeughaus war, und
durchaus die Zeit zu langer Untersuchung der Waffen fehlte. Es war ein
wirklich genialer Einfall des Herrn Griesheim, die Uebergabe des Zeughauses
an das Volk mit der Uebergabe der Festungen im Jahre 1806 an die Franzosen
zu vergleichen.
Was übrigens den Hauptmann von Natzmer betrifft, so stellt sich nun hinaus,
daß er alle Vertheidigungsmaßregeln ergriffen und sogar die Treppen hatte
abbrechen lassen, daß er aber erklärte, abziehen zu wollen, als man drohte,
das Zeughaus in Brand zu stecken. Er hat so Menschenleben gerettet und was
Herrn Griesheim ungleich wichtiger erscheinen muß, er hat einen großen Theil
der Kriegsmaterialien vor völliger Vernichtung gesichert. Durch den Verlust
von 1100 neuen Gewehren, ist Herrn Griesheim zufolge der preuß. Staat schon
in die größte Gefahr versetzt worden. Offenbar mußte er untergehn nach dem
Verlust des sämmtlichen Materials, und Griesheim begrüßt den Hauptmann von
Natzmer nicht als Retter des Vaterlands?
Die Linke und Rechte standen sich während dieser Auseinandersetzung drohend
gegenüber, die heftigsten Unterbrechungen folgten sich. Viele verließen mit
großer Entrüstung den Sitzungssaal. Was wohl Berlin sagen wird? Es ist
vorherzusehen, daß die beruhigende Wirkung der Kammerbeschlüsse von
vorgestern auf die Stadt, durch die Erklärung des Herrn Vicekriegsministers
völlig paralysirt ist.
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@type | jArticle |
@facs | 0090 |
[107] Breslau, 17. Juni.
Der Oberpräsident Pinder ist vorgestern wohlbehalten
hierher zurückgekehrt. Man erzählt mir zugleich, daß dies in Folge einer
Adresse der Bauern aus dem hiesigen Kreise, von welchen er zum Deputirten
nach Berlin gewählt worden war, geschehen ist. Gewiß ist, daß er sein Mandat
niedergelegt hat. Somit wird eine neue Wahl für den hiesigen Landkreis
nothwendig. Das Benehmen Pinders hat den Leuten über ihre, durch allerlei
Mittelchen, wie sie die Herren vom schlesischen konstitutionellen
Centralverein gewohnt sind, zu Wege gebrachte Wahl die Augen geöffnet. Schon
nach den ersten 14 Tagen kratzten sie sich hinter den Ohren und meinten :
ja, die Andern hatten doch Recht, daß sie uns vor Milde, Pinder & Comp.
warnten. Hoffentlich werden sie diesmal ihre Interessen besser wahrzunehmen
wissen.
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@type | jArticle |
@facs | 0090 |
[119] Neisse, 16. Juni.
Gestern wurde den hiesigen Offizieren mitgetheilt, daß Neisse aufs schnellste
in Belagerungszustand versetzt werden soll. Zu diesem Zwecke sind bereits
5000 Arbeiter gedungen. Die Staatsforsten werden zur Herbeischaffung von
Pallisaden bedeutend gelichtet werden. Hier kann man dies Räthsel nicht
lösen; im Publikum zirkuliren die wunderbarsten Gerüchte. Heute wird hier
ein demokratischer Verein gegründet; vorläufig sind allerdings erst 20
Personen unterschrieben; doch gerade in einem so reaktionären Nest, wie
Neisse, ist der Anfang schwerer, als anderswo. ‒ Vorige Woche war ich in der
Gegend um Langenbielau. Ich überzeugte mich von der Furchtbarkeit der
dortigen Noth. War sie gleich schon seit vielen Jahren gräßlich, so hat sie
doch jetzt den höchsten Gipfel erreicht. Es muß zum Biegen oder Brechen
kommen. Die Fabrikanten haben jetzt zwei Drittel ihrer bisherigen Arbeiter
entlassen; viele stellen ihr Geschäft ganz ein, sobald die noch vorräthigen
Garne verwebt sind. Der fortwährende Hunger hat die Leute zum größten Theil
schon so erschlafft, daß sie gleich dem Vieh ruhig ihre völlige Auflösung
abwarten. Jetzt erst sehen wir ganz die Früchte jener heillosen väterlichen
Regierung „von Gottes Gnaden“ vor unsern Augen. Jetzt erst treten die sonst
von der Censur, Polizei und der Büreaukratie verheimlichten und in
absichtliches, erzwungenes Dunkel gehüllten Thatsachen ans Tageslicht. Zu
folgenden Thatsachen könnte ich noch tausend andere aus Vergangenheit und
Gegenwart anführen.
Dem Weber Göbel auf dem Butterberge starb ein Kind vor Hunger und Frost. Man
sah diese Familie um eine Suppe, aus warmen Wasser und etlichen
Runkelrübenschnitten bestehend, versammelt. In den ersten Häusern gegen
Weigelsdorf fand man in der Wohnung des Weber Weiß ein Weib mit 5 Kindern,
kein Bett, keinen Stuhl, keinen Tisch, ein Paar Kinder nackt auf dem Stroh
und ein einjähriges Kind ein und einen halben Tag ohne alle Nahrung dem Hungertode nahe. Der Weber
Engel aus Ernsdorf ist vor Hunger halb blind geworden. In Steinkunzendorf
wandeln viele Menschen bei lebendigem Leibe umher wie Leichen. Der
Holzmacher Weber ist in einem Viehstalle vor Hunger gestorben. Außer diesem
haben noch Mehre auf ähnliche Weise ihr unglückliches Leben ausgehaucht. Es
sind Fälle vorgekommen, daß vor Hunger Gestorbene ohne Bahre auf
Schiebkarren nach dem Kirchhofe gefahren wurden. Eine Mutter vergrub ihr
Kind aus Mittellosigkeit selbst in einen Garten. Ein Vater erwürgte sein
Kind in der Verzweiflung, weil es nicht Kleienbrei essen wollte. Kleien und
erfrorene Kartoffeln tragen das Ihrige zum Hungertyphus bei. Die Sterbefälle
aus Entkräftung wegen Hunger in Langenbielau, Steinkunzendorf,
Steinseifersdorf, Schmiedegrund, Kaschbach, Friedrichshain, Stollbergsdorf,
Tannhausen u. a. O. sind unzählig.
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@facs | 0090 |
Leipzig, 17. Juni.
Am 13. Juni gegen Mittag hatte das Militär in Prag vollständig die Oberhand
und Fürst Windisch-Grätz beschloß, die Verbindung zwischen der Alt- und
Neustadt zunächst herzustellen. Demzufolge ließ er die Kettenbrücke, die
abgebrochen war, wieder herstellen und auf der kleinen Seite die Masse von
Barrikaden, welche daselbst aufgeworfen waren, mit Sturm nehmen. Bei dieser
Gelegenheit ist sehr viel Militär geblieben, denn abgesehen von dem
Widerstand von den Barrikaden aus, wurde aus den Fenstern der Nachbarhäuser
ununterbrochen auf dasselbe gefeuert. Dieser gegenseitige Kampf, der auch
auf anderer Seite lebhaft fortgeführt wurde, dauerte bis Nachmittags gegen 6
Uhr, wo das Feuern eingestellt wurde. Es kam von der czechischen Partei zum
Parlamentiren, und es wurde in Aussicht gestellt, daß die Studenten und die
Menge die Waffen niederlegen würden. Allein, als es zur Ausführung kommen
sollte, weigerte sich Alles und von czechischer Seite wurde im Gegentheil
verlangt, daß Fürst Windisch-Grätz mit dem Militär die Stadt räumen sollte.
Unterdessen war das Gerücht in der Stadt ausgebrochen, daß in der
bevorstehenden Nacht alle Deutschen abgeschlachtet werden sollten. Großer
Schrecken ergriff alle Gemüther und auf allen Straßen sah man ganze Familien
auf der Flucht, die mit größter Lebensgefahr durch die Thore drängten, indem
sie alles Hab und Gut der Plünderung preisgaben. Ueberall Verwirrung,
Bestürzung, wohin sich das Auge nur wenden mochte. Nachdem die
Friedensunterhandlungen also abgebrochen waren, zog sich die Menge nach
Podskal, dem eigentlichen Sitz des Pöbels, zurück, wohin sie Jäger und
Husaren verfolgten, um sie zu zerstreuen. Allein hier ist schrecklich
gegenseitig gewüthet worden, 26 Husaren wurden vom Pöbel in die Moldau
geworfen, und an diesem Platze dauerte der Kampf bis zum 14. Juni, früh halb
9 Uhr. An diesem Tage langte Graf Mensdorf von Wien an, um das
Generalkomando zu übernehmen, in der Hoffnung, daß dadurch die Ruhe
hergestellt werde, weil die Böhmen einmal gegen Windisch-Grätz einen
unversöhnlichen Haß zu haben scheinen. Allein, es war dies eine vergebliche
Hoffnung, der Tumult wiederholte sich von Zeit zu Zeit, der Kampf wurde
erneuert und die czechische Partei hat die Altstadt vollständig in Händen
und scheint Blut und Leben an den Kampf setzen zu wollen. Fürst
Windisch-Grätz hat mit dem Militär die Stadt verlassen und sich mit
demselben auf den Bergen aufgestellt, um von da aus die Altstadt zu
beschießen. So ist der Lorenzoberg, die Marienschanze, der Ziskaberg mit
Kanonen besetzt und das Clementinum, das Carolinum und Theresianum werden
stark beschossen. Diese Nachrichten gehen bis zum 16. Juni früh; was von da
an weiter geschehen, weiß ich nicht, hoffe aber gewiß, daß die Stadt von der
wüthenden Czechenpartei befreit werden wird. Graf Franz Thun, der früher der
Czechenpartei sich zuneigte, sich aber wieder von derselben lossagte, mußte
auch seine Rettung vor deren Verfolgung in der Flucht suchen. Es gelang ihm,
unter Entfernung seines Barthaares und in der Verkleidung als Hausknecht
durch das Karolinenthal zu entfliehen. Es ist ein Jammer zu sehen, welche
Gräuel verübt wurden. So wurde ein Papierhändler, Wilhelm Weiß, in wahrem
Sinne des Worts gekreuzigt. Er hatte als Nationalgardist zwei Studenten
erschossen; darauf demolirte man ihm das Haus und nagelte ihn selbst ans
Holz. Haben sich die fliehenden Deutschen aus der Stadt mit Lebensgefahr
gerettet, so stoßen sie gegen 5 bis 6 Stunden weit auf umherirrende Banden,
die denselben von Demjenigen, was sie etwa gerettet, ohne Umstände Alles
rauben, was ihnen gefällt. Prag ist fürchterlich verwüstet, in manchen
Straßen ist kaum ein Haus von dem Bombardement verschont geblieben.
[(D. A. Z.)]
@xml:id | #ar021_011 |
@type | jArticle |
@facs | 0090 |
[*] Aus der Mark, 19. Juni.
Es ist bemerkenswerth, mit welcher Miene phlegmatischer Unbekümmertheit
unsere Reaktionäre die Nachrichten von den Bewegungen der russischen Truppen
aufnehmen. Oefters scheint sogar auf ihren sonst so bekümmerten Gesichtern
eine innere Befriedigung wieder zu strahlen, wenn sie da
[0091]
von
hören, daß bald wohl „die Russen kommen werden.“ Manche mögen eine russische
Intervention noch nicht gerade für nothwendig halten ‒ soviel ist gewiß: das
letzte Argument, die ultimo ratio unserer Reaktionäre sind jetzt ‒ die
Kosacken. Die Russen, so hört man unsere Philister sagen, die Russen sind
noch lange nicht unsere ärgsten Feinde; die Russen sind noch immer die beste
Einquartirung, sie machen sehr wenig Ansprüche; die russische Infanterie
steht sehr fest im Feuer; die russische Kavallerie hat sehr gute Pferde u.
s. w. Eines unserer neuesten, jetzt wie die Pilze aus dem Boden
hervorschießenden Wochenblätter, hat sogar auf eine russisch-preußische
Allianz, als auf den letzten Nothanker, hingewiesen!
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@facs | 0091 |
Wien, 15. Juni.
Das ungarische Infanterie-Regiment „Prinz Wasa“ ist gestern und heute von
hier mit dem Dampfboot nach Pesth abgegangen. Die dortigen Auftritte
reduziren sich übrigens auf einen Militärexceß, der indeß doch blutig
gewesen ist, und in dessen Folge 4 Kompagnien des italienischen Regiments
„Ceccopieri“ theilweise entwaffnet und nach Komorn verlegt worden sind.
Auch erfährt man, daß der päbstliche Nuntius von Innsbruck abgerufen sei.
Dagegen ist Monsignor Morichini (ehemaliger Nuntius in München) vom Pabste
dorthin gesandt, ohne diplomatischen Charakter, sondern mit einer
Spezial-Mission betraut: um die Vermittelung des Pabstes zur Beendigung des
italienischen Krieges anzubieten. Man glaubt, daß der Pabst als die Basis
der Vermittelung die Abtretung Mailands aufstelle; und Viele meinen,
Oesterreich werde nicht abgeneigt sein, Mailand zu opfern, wenn es dadurch
Venedig sich erhalten könne.
@xml:id | #ar021_013 |
@type | jArticle |
@facs | 0091 |
Wien, 16. Juni.
Die Wiener Zeitung meldet in ihrem amtlichen Theile: „Dem Ministerium ist im
Laufe des gestrigen Tages nur eine telegraphische Anzeige des Bürgermeisters
aus Prag zugekommen, nach deren Inhalte seit 8 Uhr
Morgens die Stadt bombardirt wird und die
Kommunikation mit dem Präsidium abgeschnitten ist. Das Ministerium bat dem
Generale der Kavallerie, Grafen Mensdorff, und dem Hofrathe Klezansky
bereits eventuelle Befehle ertheilt, und erwartet jeden Augenblick den
Bericht und die Vorschläge der abgesendeten Kommissare, welche ermächtigt
sind, die entsprechenden Maßregeln zur Herstellung der Ruhe unmittelbar in
Anwendung zu bringen“
@xml:id | #ar021_014 |
@type | jArticle |
@facs | 0091 |
Triest, 13. Juni.
Die Admirale Bua und Albini von der italiänischen Flotte haben folgende
Blokade-Erklärung gegen Triest erlassen:
„Die beiden kommandirenden Admirale der sardinischen und venetianischen
Schiffsdivisionen, geleitet von den philanthropischen Absichten ihrer
Regierungen und erfüllt von der Achtung für das geheiligte Völkerrecht,
welche die civilisirten Nationen ehrt und auszeichnet, hielten sich bei
ihrer Kreuzung im Adriatischen Meere zur Vertheidigung der italiänischen
Unabhängigkeitssache an den Grundgedanken, für den Handel keine Störung
herbeizuführen, noch auch den Verkehr der Kauffahrteischiffe von irgend
welcher Flagge, die österreichische mit inbegriffen, zu belästigen.
„Daher würden sie in Uebereinstimmung mit diesen Grundsätzen sich zu jeder
Art von Nachsicht zu Gunsten der Stadt Triest verpflichtet halten, falls
dieselbe, blos mit Handels-Angelegenheiten beschäftigt und in ihrem
friedlichen Charakter verharrend, sich jeder militärischen Operation
enthalten hätte.
„In Erwägung jedoch, daß die Stadt Triest, weit entfernt, ausschließlich eine
Handelsstadt zu bleiben, die Function eines Kriegsplatzes übernommen
hat,
indem es durch ein Kastell und mehrere Batterieen befestigt worden, und mit
einer zahlreichen Garnison besetzt ist,
eine Division Kriegsschiffe aufgenommen hat, die fliehend vor dem
italiänischen Geschwader durch Hülfe der österreichischen
Lloyds-Dampfschiffe sich jetzt auf der Rhede in Angriffstellung
befindet;
indem es die Küste und die Höhen mit Kanonen besetzt, um das System des
Kreuzfeuers zu verstärken;
indem es sich der auf Kriegsfuß ausgerüsteten Dampfböte der
Handelsgesellschaft des Lloyd bediente um die Blokade von Venedig aufrecht
zu erhalten und jede Art kriegerischer Unternehmungen zu erleichtern;
indem es bisher Mittelpunkt der gegen die Küste von Venedig gerichteten
Feindseligkeiten und Ausgangspunkt für alle Beförderung von Truppen,
Proviant- und Kriegsmaterial gewesen ist;
indem es in der Nacht vom 6. Juni ohne die mindeste Herausforderung das Feuer
gegen das italiänische Geschwader eröffnete, eben als dieses sich
anschickte, Anker zu werfen, um den Tag darauf Unterhandlungen mit dem
Gubernium einzuleiten;
indem es ungeachtet des Schweigens der Flotten-Batterieen fortfuhr,
Kanonenschüsse abzufeuern, von denen einige beim Rückprallen die sardinische
Fregatte „St. Michaele“ trafen;
in Erwägung, ferner, mit welcher Heftigkeit man sich von Seiten der
österreichischen Armee auf italiänischem Boden schlägt, erklären die beiden
Admirale, sich berufend auf ihr Kriegsrecht und gestützt auf die Aussprüche
der geachtetsten und anerkanntesten Publizisten, der Stadt und Rhede von
Triest die Blokade für alle Schiffe unter österreichischer Flagge, beginnend
vom 15. des laufenden Monats Juni, indem sie schließlich den Anfang der
Blokade für alle anderen Flaggen auf den 15. Juli festsetzen.
In Folge dieser Notifikation hat der Gouverneur Triest in Belagerungszustand
erklärt.
[(J. d. öster. Lloyd.)]
@xml:id | #ar021_015 |
@type | jArticle |
@facs | 0091 |
Triest, 13. Juni.
So eben (Abends um sechs Uhr) trifft das englische Dampfboot „Spitfire“, von
Venedig kommend, mit der Nachricht ein, das Vicenza von unseren Truppen
bereits genommen worden ist und Padua bombardirt wurde.
@xml:id | #ar021_016 |
@type | jArticle |
@facs | 0091 |
Apenrade, 15. Juni.
Die preuß. Vorposten stehen 1/2 Stunde von hier. Hier hat man an einigen
Stellen der Straßen das Pflaster aufgerissen und aus Bauholz, Steinen, Wagen
etc. Barrikaden gemacht; ebenso an den verschiedenen Ausgängen der Stadt.
Einige Zugänge hat man ganz verrammelt. Es werden überhaupt alle
Vorkehrungen zur Vertheidigung der Stadt gegen etwaige Angriffe der Dänen
getroffen.
[(B. Z.)]
@xml:id | #ar021_017 |
@type | jArticle |
@facs | 0091 |
Flensburg, 16. Juni.
Die Insel Alsen soll fast gänzlich von dem dänischen Militär geräumt sein,
welches nördlich nach dem Festlande geschifft zu sein scheint. ‒ Ein anderes
Schreiben sagt: Unsere Stadt und die nähere Umgegend derselben wird täglich
stärker mit Truppen besetzt; oldenb. und hannov. Batterien sind in diesen
Tagen nach Norden durchpassirt, oldenb. Infanterie nach Angeln aus-, hannov.
Infanterie dagegen von Süden einmarschirt und mehr Truppen werden
nachkommen. Das nördliche Schleswig ist noch immer nicht unser.
[(B. Z.)]
@xml:id | #ar021_018 |
@type | jArticle |
@facs | 0091 |
Waiblingen, 13. Juni.
Das k. Oberamt dahier hat unterm Heutigen dem Stadtschultheißenamt Winnenden
die Weisung gegeben, Hecker, von dem die Rede ging, daß er durch Würtemberg
nach Frankfurt gehe, im Betretungsfalle festzunehmen etc.
Französische Republik.
@xml:id | #ar021_023 |
@type | jArticle |
@facs | 0091 |
Paris, 18. Juni.
Die Erhebung der Steuer von 45 Cent. hat die ganze Umgegend von Guéret in
Aufregung gebracht. Die Bauern bedrohen mit Tod alle diejenigen, die sie
zahlen oder erheben würden. Die Gendarmerie von Guéret wollte der
Ortsbehörde Beistand leisten, um die Beitreibung der Steuern auf dem Lande
zu bewirken. Es entstand daraus ein Kampf, in dem 4 Bauern gefangen genommen
wurden. Mehr bedurfte es nicht, um den Aufstand allgemein zu machen. Die
Sturmglocke wurde in allen umliegenden Gemeinden gezogen, und eine ungeheure
Volksmasse strömte herbei, um auf Guéret zu ziehen, und die Gefangenen zu
befreien.
Sofort wurde in der Stadt der Rappel geschlagen und 400 Mann standen alsbald
unter Waffen. Die insurgirten Bauern mit Flinten und Sensen bewaffnet, waren
indessen an den Thoren der Stadt angelangt. Alle Anstrengungen der
anwesenden Volksrepräsentanten und des Prokurators der Republik, die Bauern
zu besänftigen, blieben ohne Erfolg. Ein Schuß, der, wie es scheint, von
Seiten der Insurgenten fiel, gab das Signal zum Angriff. Die
Nationalgardisten gaben Feuer, und 15 Bauern fielen mit einem Male. Ein
panischer Schrecken bemächtigte sich ihrer; sie flohen nach allen Seiten,
und 30 Mann ungefähr wurden arretirt.
Die Nationalgarde ist immer noch unter Waffen; der Rappel wird geschlagen;
denn man erwartet jeden Augenblick 6 bis 7 Gemeinden, die auf die Stadt
ziehen.
Zu Ahun hatte man am Freiheitsbaume Drohbriefe angeheftet gegen alle
diejenigen, welche die 45 Centimes Steuer zahlen würden. Neben diesen
Drohbriefen befanden sich Stricke an den Aesten des Baumes.
Aehnliche Auftritte sind vorgefallen in den Departements der Haute-Garonne,
der Tarn-et-Garonne u. s. w.; die Zulagesteuer von 45 Cts. auf das
Grundeigenthum wird eine neue Jacquerie in's Leben rufen.
@xml:id | #ar021_024 |
@type | jArticle |
@facs | 0091 |
[15] Paris, 18. Juni.
Im Ministerium des Innern ist man den rothen Fäden auf die Spur gekommen,
welche die alten Bourbonen mit den neuen zusammen knüpfen sollen. Es scheint gewiß, daß
Louis Philipp dem Frohsdorfer Wunderkinde eine sehr schmeichelhafte
Einladung hat zugehen lassen.
‒ Gestern, nach dem Schluß der Sitzung der Nationalversammlung, bildete sich
ein bedeutender Auflauf auf dem Platz Bourgogne und
vor dem Eingangsgitter des Palastes der Nationalversammlung. Die
Repräsentanten hörten bei ihrem Durchgang durch verschiedene Gruppen den
Ruf: Die 25 Francsstücke sollen leben! Nieder mit den Repräsentanten! Es
lebe Napoleon! Mehrere Arrestationen fanden auf dem Platze Statt. ‒ Die
Mobilgarden und die Truppen, welche den Palast Bourbon bewachen, traten
unter die Waffen. Der General Negrier, begleitet von seinem Adiutanten, hat
ihre Reihen durchlaufen.
‒ Es bildet sich in diesem Augenblick eine Art Bourgeoisligue in den Reihen
der Nationalgarde gewisser Städte des Nordens, um im Nothfall der
Bourgeoisie von Paris zur Hülfe zu eilen. So z. B. zu Amiens und Cambrai. So
in dem entfernteren Weichbild von Paris, in Brie-Comte-Robert. Ja ein
Bataillonschef der Nationalgarde zu Paris veröffentlicht ein Schreiben an
alle Nationalgarden von Frankreich und speziell an die der benachbarten
Kommunen, worin er ihnen anempfiehlt, auf die Hauptstadt loszumarschiren, an
dem Tage, wäre es auch nur ein einziger Tag, wo ihnen nur die Oppositionsjournale zukämen. Es ist dies ein offenbarer
Aufruf zur Gesetzesverletzung, da die sedentaire Nationalgarde, im
Unterschiede von der mobilen, unter keinem Vorwand die Gränzen ihres Bezirks
überschreiten darf.
@xml:id | #ar021_025 |
@type | jArticle |
@facs | 0091 |
Paris, 18. Juni.
Der Moniteur bringt die in der Sitzung vom 6. d. angenommenen
Vervollständigungen des mangelhaften floconschen Gewerkverständigengesetzes
(conseils des prud'hommes).
‒ Ein zweites Dekret erhöht die Zahl der Schiffslieutenants erster Klasse von
110 auf 325 im Gesammtumfange der franz. Marine.
‒ Ein drittes Dekret spricht sich über ihr Dienstverhältniß zur See aus. Sie
allein sollen künftig nur die Fahrzeuge von 160 Pferdekräfte, die
Kanonirbriggs, Goeletten, Kutter und andern Fahrzeuge der Geschwader
befehligen.
‒ Der Moniteur vom 18 Juni enthält eine offizielle Tabelle über Produktion
und Consumtion des Runkelrübenzuckers (su cre indigène) in ganz Frankreich
vom Mai 1847 bis zum Ende d. Mai 1848. Hiernach beträgt die Gesammtmasse
dieses vorzüglich in dem Aisne-, Nord, Oise, Pas de Calais, Somme und 14
anderen Departements gewonnenen Nahrungsstoffes während dieses Zeitraumes
nicht weniger als 80,726,068 Kilogramme.
‒ Den um Paris liegenden Garnisonen ist der Befehl zugegangen, sich auf den
Wink marschfertig zu halten.
‒ Der Verfassungsausschuß hat seine Arbeiten vollendet. Der neue Entwurf wird
morgen gedruckt und vertheilt werden. Er zählt nicht weniger als 139
Artikel.
‒ Die Untersuchung gegen die sogenannten Staatsverbrecher in Vincennes ist zu Ende.
Thiers wurde gestern Abend, beim Verlassen des Sitzungssaales, persönlich von
der Menge beleidigt.… Er hat die Wahl von Paris angenommen. In den übrigen
Departements sind deshalb neue Wahlen vorzunehmen.
‒ Unter den von der Polizei ergriffenen Papieren der Napoleoniden befinden
sich auch Offizierdiplome, die der Prinz schon in London für die neue
republikanische Kaisergarde ausgestellt hatte.
‒ Seit gestern zeichnen sich die Anhänger des Prätendenten durch Medaillen
aus, die sie an seidenem Bande auf dem Rockaufschlag tragen. Irrte sich
unser Blick nicht, so sahen wir auf der einen Seite dieses Spielzeugs das
Bildniß des Prinzen.
@type | jAnnouncements |
@facs | 0092 |
Civilstand der Stadt Köln.
Geburten.
17. Juni. Anna Maria, T. v. Michael Rosen, Gärtner, Waiseng. ‒ Anna, T. v.
Ludwig Alois Braun, Anstreich., Obenmarspforten. ‒ Marg. Hubert., T. v. Joh.
Arnold Custodis, Barbier, Hahnenstr. ‒ Klara Ludovika Maria Charlotte
Napol., T. v. Karl Jos. Flosbach, Adv., Kupferg.
Sterbefälle.
17. Juni, Louise Sader, 1 J. 7 M. alt, Follerstr. ‒ And. Heister, 5 W. alt,
Katharinengr. ‒ Gertr. Franziska Maria Josepha Falke, 20 J. alt, unverh.,
Stolkgasse. ‒ Mathilde Speath, 7 M. alt, Kostg. ‒ Elis. Zaar, 3 W. alt,
Follerstr. ‒ Maria Anna Elis. Fröhlich, Wwe. Steinbüchel, 37 J. alt,
Entenpfuhl.
Heirathen.
17. Juni. Joh. Wilh. Beynens, Unteroffizier von Deutz und Anna Kath. Schmitz
von hier.
Schiffahrts-Anzeige. Köln, 20. Juni 1848.
Angekommen. Hegewein vom Obermain.
Abgefahren. Fr. Schulz nach dem Niedermain.
In Ladung: Nach Ruhrort b. Emmerich H. Lübbers; Nach
Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr A. Meyer, C. Kaiser, C. Roesener und
Math. Pera; nach Koblenz und der Mosel und Saar Jak. Tillmann; nach der
Mosel, nach Trier und der Saar N. Pisbach; nach Bingen J. B. Mundschenk;
nach Mainz Anton Bender; nach dem Niedermain Ph. Würges; nach dem Mittel-
und Obermain B. Krans; nach Heilbronn H. Bechert; nach Kannstadt und
Stuttgart Peter Kühnle; nach Worms und Mannheim J. B. Mundschenk I.
Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Jurrius, Köln Nr. 18.
Ferner: Nach Amsterdam Kapt. Schüller, Köln Nr. 30.
Wasserstand.
Köln, am 20. Juni. Rheinhöhe 8′ 5″.
Bekanntmachung.
Bei dem Ablaufe des 2. Quartals werden die betreffenden
Zeitungs-Interessenten darauf aufmerksam gemacht, daß die Bestellungen auf
auswärtige Zeitschriften pro 3. Quartal resp. 2. Semester c. bis zum 22. d.
M. bei der hiesigen Ober-Postamts-Zeitungsexpedition gemacht sein müssen,
wenn eine rechtzeitige und vollständige Lieferung der Zeitungen erfolgen
soll, und daß nur solche Bestellungen berücksichtigt werden können, für
welche die Vorausbezahlung des Betrages
stattgefunden hat.
Köln, den 14. Juni 1845.
Ober-Postamt.
Rehfeldt.
Bekanntmachung.
Dienstag den 27. Juni 1848, Vormittags 10 Uhr, sollen auf dem Flur der Brief-
und Paket-Annahme circa 500 Pfund Makulatur-Papier und ein altes unbrauchbar
gewordenes Felleisen öffentlich an den Meistbietenden verkauft werden.
Köln, den 17. Juni 1848.
Ober-Postamt
Rehfeldt.
Auszug.
Das hiesige Landgericht hat durch das am gestrigen Tage in Sachen der Anna
Barbara Fröhlich, Ehefrau des Geometers Gustav Eschweiler, ohne besonderes
Gewerbe in Köln wohnhaft, Klägerin, vertreten durch Advokat-Anwalt Court,
gegen ihren genannten Ehegatten, Gustav Eschweiler, Geometer, ebenfalls in
Köln wohnhaft, Verklagter, ohne Anwalt, und gegen den in Köln wohnenden
Johann Peter Weyer, ehemals Stadtbaumeister, jetzt Rentner, Intervenient,
vertreten durch Advokat-Anwalt Zimmermann, erlassene Urtheil die zwischen
der Klägerin und dem Verklagten bestandene eheliche Gütergemeinschaft mit
allen gesetzlichen Folgen ausgesprochen, und der Notar Reusch zu Köln zur
Liquidation und Auseinandersetzung committirt, welches ich hierdurch auf
Grund des Art. 872 der Civil-Prozeßordnung zur öffentlichen Kunde gelangen
lasse.
Köln, den 20. Juni 1848.
Court,
Anwalt der Klägerin.
Die so beliebten Kirschen-Torten sind täglich frisch
zu 10 und 1 Sgr. das Stück zu haben, Schildergasse Nr. 49 und in meinen
Nebengeschäften, Blindgasse und Cattenbug Nr. 12.
Franz Stollwerck, Hoflieferant
Eis täglich in und außer dem Hause à Portion 4 Sgr.
bei
Franz Stollwerck, Hoflieferant.
Apfelsinen, billig und schön. St. Agatha 28.
Heirathsgesuch.
Ein junger Mann von angenehmem Aeußern, der durch seine Berufsgeschäfte
verhindert ist, sich in Gesellschaften umzusehen, sucht auf diesem Wege eine
Lebensgefährtin. Es wird weniger auf Reichthum als auf Jugend und häusliche
Tugenden gesehen. Hierauf Reflektirende wollen ihre Adresse unter der
Chiffre A. V. in der Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung senden.
Versicherung tiefster Discretion.
Laute Anfrage an die hochverehrl. Rhein. Eisenbahn-Gesellschaft!
Wann werden die Waggons der dritten Wagenklasse bedeckt? ‒ Sollen die
Proletarier, die diese Wagenklasse zu ihren Reisen benutzen müssen, denn
stets allen Fatalitäten der Witterung ausgesetzt sein??? Die meisten Eisenbahnen, die wir kennen, machen wenigstens in diesem Punkte keinen Unterschied!
Viele Benutzer der dritten Wagenklasse.
Ein evangelischer Kandidat sucht eine Stelle als Hauslehrer. Derselbe
erbietet sich auch gegen freie Wohnung einzelne Privatstunden in den atlen
Sprachen oder im Französischen zu ertheilen. Bescheid in der Schildergasse
Nro. 78 im Unterhaus.
Das Haus Malzbüchel Nr. 7 ist zu verkaufen oder zu vermiethen, oder auch nur
das Unterhaus zu vermithen
Frucht- und Gerißscheffel in großer Auswahl und sehr billigen Preisen,
Bollwerk Nro. 21 bei J. B. Zündorff.
Ein Omnibus und andere Wagen für Landpartien zu vermiethen, kleine Sandkaul
Nr. 2 bei L. J. Küpper.
„Neue Rheinische Zeitung.“
Versammlung der Herren Aktionäre zur ferneren Besprechung und Feststellung
der Statuten und des Gesellschafts-Vertrages im hintern Saale bei Hrn.
Drimborn, Glockengasse, heute Abend um 8 Uhr.
Die Geranten :
H. Korff. C. Wachter. G. Weerth.
Die in Breslau erscheinende Allgemeine Oder-Zeitung hat im letzten Quartal ihre Auflage um die
Hälfte verdoppelt; ein Beweis, daß es ihr gelungen ist, dem Aufschwunge der
Zeit zu folgen und diese getreulich abzuspiegeln.
Durch eine ausgedehnte Korrespondenz wird die Oder-Zeitung in den Stand gesetzt, wie dem Westen Deutschlands,
namentlich in Bezug auf slawische Verhältnisse ein reiches Material zu
unterbreiten, so dem Osten die neuesten Ereignisse des europäischen Westens
und Nordens aufs Schnellste zuzuführen. Dieselbe kann daher dem Publikum
bestens empfohlen werden und bemerken wir, daß das Abonnement in Preußen bei freier Zusendung durch die
Postanstalten:
vierteljährlich 2 Thlr. 71/2 Sgr. in Breslau 1 Thlr. 15
Sgr. beträgt.
Inserate werden mit 11/4 Sgr. für die viermal
gespaltene Petitzeile gerechnet.
Im Verlage von W. Clouth in Köln ist erschienen und
bei Schreiber & Waltgenbach daselbst,
Rechtschule Nro. 12 zu haben:
Kölnisches Gebetbuch worin Morgen-, Abend-, Meß-,
Beicht-, Communion-, Vesper- und Complet-Gebete, so wie die Festandachten des Kirchenjahres, nebst jenen der Stadt-Patronen und aller in Kölns Kirchen besonders
verehrten Heiligen enthalten sind.
Gesammelt und herausgegeben vom Verfasser der „Hosianna“
etc.
Mit hoher geistlicher Approbation.
gr. 12. XV und 740 Seiten. geh. Subscriptionspreis: Velinausgabe 1 Thlr.;
weiß Druckpapier 20 Sgr. (Beide Ausgaben, welche in typographischer
Anordnung und Ausstattung schön zu nennen sind, ziert ein Stahlstich als
Titelbild.)
Dem Wunsche vieler unserer hochwürdigen Pfarrgeistlichen, so wie dem mehrfach
ausgesprochenen Verlangen Seitens der frommen Korporationen und Bürger
Kölns, in einem Buche die erbauenden und herrlichen, der öffentlichen
Kirchenfeier der Stadt angehörigen Andachten und Gebete gesammelt zu sehen,
war zunächst Veranlassung zur Herausgabe des „Kölnischen
Gebetbuches“.
Sämmtliche Festandachten der Stadt enthaltend, bietet
dasselbe Alles, was zu einem vollständigen
Gebetbuche erforderlich, so wie in einem Anhange unter dem Titel: Marianische Woche oder Verehrung der allerseligsten
Jungfrau und Mutter Gottes an mehreren Gnadenörtern oder wunderthätigen
Gnadenbildern, auch dem frommen Waller einen geistlichen Pilgerstab zu den
Stätten christlichen Trostes. Durch die Aufnahme der verschiedenen Kommunion-Andachten, so wie der Frohnleichnams-Prozessionsfeier und der sog. Römerfahrt enthält dasselbe 130 Lieder, wo vielen der lateinische
Text beigegeben, wodurch dasselbe auch als Festgeschenk für Neukommunikanten
besonders zu empfehlen ist.
Ferner ist daselbst zu haben: Vollständiges
Communionbuch auf die
heilien Zeiten und Feste, nebst Morgen- und Abend-, Beicht- und Meßgebeten,
so wie eine kirchliche Abendandacht zur Verehrun des allerheiligsten
Altarssakramentes.
Manufaktur-Waaren-Ausverkauf!
Hochstrasse Nr. 80, in der Handschuhfabrik bei A. Stern.
Eine Treppe hoch.
Das Lager besteht in Tuch, Bukskin [#] Stoffe zu Röcke und Hosen, 300 St.
Sommerstoffe, Slipps, Tücher, Foullards, Westen, schwere Bettrills,
Hausmacherleinen, Damentücher, Seide, Regen- und Sonnenschirme, Reisetaschen
etc. ‒ Alle Waaren werden wegen Einstellung des Geschäfts weit unterm Einkaufspreis verkauft, so dass Aristokraten,
Demokraten, Republikaner und Royalisten sämmtlich
zufrieden gestellt werden können.
Die Haupt-Agentur für Anzeigen in In- und Ausländische
Zeitungen nimmt fortwährend Inserate zu den früher veröffentlichen
Preisen an.
Klein & Wies
Zollstraße Nr. 9.
Ist denn nichts dagegen zu machen?
Die Bonn-Kölner Eisenbahn ist beim Bauen auf so wenig
Terrainschwierigkeiten gestoßen, wie schwerlich irgend eine andere Bahn, und
dennoch wurde vielleicht bei keinem Bahnbau so rücksichtlos verfahren. ‒ In
Köln hat man mit den Bahnhof eine ganze Straße, welche seit langen Jahren
existirte, ohne Weiteres verdorben wodurch beinahe ein halbes Stadtviertel
getrennt wurde, und einem Theil der Pfarrgemeinde zu St. Pantaleon der
Kirchengang verleidet ist. ‒
Die Straße mußte einige 10 Fuß vertieft resp. geschleift werden, was auf
deren Länge leicht ausführbar ist, und mit einer Brücke überbaut werden;
aber dadurch wären der Gesellschaft einige 1000 Thaler Kosten ergangen, und
deshalb ist es unterblieben.
Weshalb halten die zunächst Betbeiligten nicht besser zusammen? Dann würde
wohl etwas dagegen zu machen sein.
Einer, der oft den Bahnhof verwünscht.
Frische Rheinfische sind zu den billigsten Preisen zu haben bei Joh. Lülsdorff, Lindgasse 21.
Feinstes Provencer-Oel von der eben angekommenen
ersten Sendung der neuen Erndte in vorzüglich frischer Qualität, zu ermäßigtem Preise und Echter
Bordeaux-Weinessig, beides in versiegelten Krügen (faßweise
bedeutend billiger) zu haben bei W. Hennekens,
Breitstraße 159, und zu den nämlichen Preisen in dessen Niederlagen
bei F. Wilhelmi, Malzmühle 2 und A. Imhoff, Bolzengasse 8.
Bei M. Schloß in Köln,
Sternengasse Nro. 27, sind folgende neuerschienene
Musikalien zu haben:
Dels, C., Deutsche Marsaillaise. Lied f. 1 Singst. m.
Pfte. Preis 5 Sgr.
Franke, S., Schwarz-Roth-Gold. Lied f. 4 Männerstim.
Preis 5 Sgr.
Noch ist Polen nicht verloren. Lied f. 1 Singstimme
m. Pfte. und Guit. Preis 5 Sgr.
Otto, Jul., Sachsenlied, für 4 Männerstimmen. Preis
15 Sgr.
Seelmann, Schutz und Trutz. Den Brüdern in
Schleswig-Holstein gewidmet. Lied f. 4 Männerstimmen. Preis 10 Sgr.
Buchen-Holz-Vorrath.
1 bis 5 Zoll dick, 21/2 Fuß breit (2zöllig 20-22 Pf.), so wie sämmtliches
Nutzholz empfiehlt J. Kiegel, Komödienstraße 18.
Vorzüglich guter alter limburger Käse, so wie schöner holländischer Maikäse,
billigst, Sandbahn Nro. 6.
Bei A. F. Groote in Arnsberg ist so eben erschienen
und in allen Buchhandlungen vorräthig:
Aufruf zur Umgestaltung der deutschen National-Erziehung.
Von Dr. Friedrich Kapp, Direktor des Königl. Gynasiums zu Hamm.
Zweite, sehr vermehrte Auflage. Preis 3 Sgr.
Die in der Entwickelung begriffene Umgestaltung des deutschen Staatenbundes
in einen einigen und freien Bundesstaat bedingt und fordert zugleich zu
ihrer dauerhaftesten Begründung und wohlthuendsten Durchbildung auch eine
durchgreifende Reorganisation des bisherigen Unterrichtssystems von der
Volksschule bis zur Hochschule.
Der als Gelehrter und praktischer Schulmann rühmlichst bekannte Verfasser hat
in dem vorstehenden Aufruf dazu seinen Beitrag gegeben; einer Schrift, die
schon in ihrer ersten Auflage d. d. Hamm, den 31. März d. J. bei allen
wahrhaften Vaterlandsfreunden so ungetheilten Anklang fand, daß theils in
unmittelbarer Folge, theils im fachverwandten Sinne derselben sich die
deutsche Schulreform bereits in mehreren Ländern und Provinzen der
vereinigten Staaten von Deutschland von unten auf zu vollziehen begonnen
hat.
Ferner erschien:
Rienza Cola.
Republikanisches Trauerspiel in fünf Akten.
Von Chr. Essellen.
Preis 25 Sgr.
Neue Musikalien.
Bei F. Kistner in Leipzig ist
erschienen und bei M.
Schloss, Sternengasse Nro. 27 zu haben:
David, F., op. 19.
Introd. u. Variat. üb. ein Original-Thema für Violine. Mit Orchester
2 Thlr. 10 Sgr. Dieselben mit Pianoforte 1 Thlr. 00 Sgr.
Hagen, T., Zwei
Lieder für eine Stimme mit Pfte. Nro. 1. Mädchen, sprich willst du
mich lieben. ‒ Nro. 2. Der junge Knab' 71/2 Sgr.
Kücken, F., op. 46.
Kriegerchor. Vor der Schlacht. Auf greift zum Schwert. Partitur und
Stimmen 15 Sgr.
Kücken, F., Der
Prätendent. Romantisch-komische Oper in 3 Akten. Klavier-Auszug 12 Thlr.
Kücken, F., Hieraus
Ouverture und Gesangstücke einzeln zu 1 Thlr., 171/2, 121/2, 71/2, 5 Sgr.
Liszt, F., Lied. O
lieb so lang du lieben kannst. Für eine Stimme mit Pfte 10 Sgr.
Löschhorn, A., op.
18. Six Bagatelles p. Piano 1 Thlr.
Mayer, Ch., op. 102.
Allegro di Bravura p. Piano 1 Thlr.
Mayer, Ch., op. 103.
Rhapsodie Nro. 1 p. Piano 10 Sgr.
Mayer, Ch., op. 104.
Rhapsodie Nro. 2 p. Piano 10 Sgr.
Nowakowski, J., op.
26. 4 Mazurkas p. Piano 15 Sgr.
Rietz, J., Zwei
Lieder für 4 Männerstimmen. Partitur u. Stimmen 10 Sgr. |
Bei mir ist erschienen und durch alle Buchhandlungen
zu beziehen:
Des Republikaners (Freibürgers) Rechte und Pflichten.
Köln. M. Becker (Mauritius-Steinweg).
Rum, Cognac und Arrac
Sterngasse Nro. 9 u. 11.
Limonade-Essenz
Sterngasse Nr. 9 u. 11.
Die von dem Herrn Kommandanten und Offizieren der hiesigen Bürgerwehr
genehmigte Auszeichnung, Schärpe und Porte d'èpées, nach dem von mir
gelieferten Muster, empfehle ich hiermit bestens.
Lützenkirchen, Posamentirer, Schildergasse Nr.
19.
English newspapers in Brussels.
The Brussels Herald,
established in 1827, is the only English newspaper in Belgium. It is
published every Saturday. Price per quarter 5 francs, exclusive of postage
out of Belgium. The Brussels Herald is an excellent medium for all
advertisements addressed to English residents on the continent and English
travellers. Office: ‒ 13 Rue des Boiteux, Brussels.
Elegantes Zimmer, Frühstück, Mittag-Essen an der table d'hôte nebst 1
Schoppen guten Wein zu 1 Thaler pr. Tag im
Pfälzer Hof bei Friedrich
Knipper, Appellhofs Platz Nro. 17.
Table d'hôte und Abonnemens-Tisch um 1 Uhr und zu jeder Stunde vorzügliche
der Saison angemessene billige Speisen a la carte, und einen billigen
Wein.
Echte westphälische Schinken wieder angekommen Höhle
Nro. 28. (Ecke von St. Alban.)
Ein Bäckergesell, welcher einer Bäckerei selbstständig vorzustehen vermag,
und sich hierüber durch Zeugnisse ausweisen kann, wird gesucht. Die
Expedition sagt wo.
15 à 1600 Thlr. gegen dreifachen Werth auf erste Hypotheke gesucht. Die
Expedition sagt wo.