[0077]
Neue Rheinische Zeitung.
Organ der Demokratie.
No. 18. Köln, Sonntag 18. Juni 1848.
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Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juni an täglich. Bestellungen für das nächste Quartal, Juli bis September, wolle man baldigst machen. Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an.
Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Außerhalb Preußens mit Zuschlag des fremden Zeitungsportos. Inserate: die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf.
Zu Nr. 17 der „Neuen Rheinischen Zeitung“ ist am 17. Juni Morgens eine außerordentliche Beilage ausgegeben und so viel möglich, versandt worden. Ein Theil unsrer auswärtigen Abonnenten erhält dieselbe heute.
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Uebersicht.
Deutschland. Köln. (Die Vereinbarungsversammlung vom 15. Juni. ‒ Der Prager Aufstand. ‒ Stellung der Parteien in Köln. ‒ Eine Anfrage.) Berlin. (Die Vereinbarungsversammlung. ‒ Namentliche Abstimmung. ‒ Vereinbarungsdebatten. ‒ Erlaß des Finanzministerius wegen Laudemien. Thorn. (Die Russen.) Oberschlesien. (Die Russen. ‒ Posen. ‒ Nachrichten aus Rußland.) Frankfurt. (Demokraten-Kongreß.) Wien. (Journale. ‒ Wahlrecht der Arbeiter. ‒ Geschworne.) Triest. (Die Reservearmee im Venetianischen.)
Ungarn. Pesth. (Reichstag. ‒ Kroatien.)
Italien. Mailand. (Vom Kriegsschauplatz.) Florenz. (Rüstungen.) Rom. Neapel. (Der König sorgt für seine Abreise.) Malta wimmelt von Jesuiten.
Französische Republik. Paris (die Lage der Pentarchen. ‒ Sitzung der Nationalversammlung vom 15. Juni).
Großbritannien. London (Isturiz und Mirasol müssen London verlassen). Dublin (Statuten der neuen Repealassociation).
Amerika. (Friedensunterhandlungen mit Mexiko. ‒ Yucatan. ‒ An drang deutscher Emigranten in New-York).
Handelsnachrichten.
Amtliche Nachrichten.
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Der Landgerichts-Referendarius Karl Peter Rübsahmen zu Koblenz ist auf Grund der bestandenen dritten Prüfung zum Advokaten im Bezirke des Königlichen Appellations-Gerichtshofes zu Köln ernannt worden.
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Bekanntmachung.
Des Königs Majestät haben mittelst Allerhöchster Kabinets-Ordre vom 29. d. J. zu genehmigen geruht, daß die Ermäßigung des Porto auf den vierten Theil des Briefporto, welche nach § 14 des Regulativs über die preußische Portotaxe vom 18. Dezember 1824 den unter Kreuzband versandten Preis-Kuranten, gedruckten Cirkularen und Empfehlungsschreiben zugestanden ist, bei derartigen Sendungen auch dann eintreten soll, wenn außer der Adresse das Datum und die Namensunterschrift beigefügt sind. Sonstige schriftliche Einschaltungen oder Zusätze haben die Austaxirung mit dem vollen Briefporto zur Folge.
Berlin, den 10. Juni 1848.
General-Post-Amt.
Deutschland.
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Edition: [Friedrich Engels: Die Vereinbarungsversammlung vom 15. Juni 1848. In: MEGA2 I/7. S. 130.]
[**] Köln, 17. Juni.
Wir sagten Euch vor einigen Tagen:
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Edition: [Friedrich Engels: Der Prager Aufstand. In: MEGA2 I/7. S. 131.]
[**] Köln, 17. Juni.
Ein neues posensches Blutbad bereitet sich in Böhmen vor.
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[**] Köln, 16. Juni.

Wir haben hier vor einigen Tagen eine Nachwahl gehabt, die auf's Schlagendste beweist, wie sehr seit der allgemeinen Wahl die Stellung der Parteien sich verändert hat.
Herr Polizeidirektor Müller, Stellvertreter für Frankfurt, war in Gummersbach zum Abgeordneten nach Berlin gewählt worden.
Drei Kandidaten waren in der Wahl. Die katholische Partei hatte Herrn Pellmann, die konstitutionelle (der Bürgerverein) Herrn Adv.-Anw. Fay, die demokratische Herrn Adv. Schneider II., Präsidenten der (stollwerkschen) demokratischen Gesellschaft, in Vorschlag gebracht.
Bei der ersten Abstimmung (140 stimmende Wahlmänner) hatte Herr Fay 29, Hr. Pellmann 34, Hr. Schneider 52 Stimmen. Die übrigen Stimmen waren zersplittert.
Bei der zweiten Abstimmung (139 Stimmen) hatte Herr Fay 14, Herr Pellmann 59, Herr Schneider 64 Stimmen. Die demokratische Partei war also noch in einer, stets wachsenden, Majorität.
Bei der dritten Abstimmung (138 Stimmen) endlich hatte Herr Fay keine Stimme mehr. Herr Schneider hatte 55, Herr Pellmann 75 Stimmen. Die Herren vom Bürgerverein haben also, aus Furcht vor den Stollwerkern, ihre Stimmen dem katholischen Kandidaten gegeben.
Diese Abstimmungen beweisen, wie sehr sich die öffentliche Stimmung hier geändert hat. In den Hauptwahlen waren die Demokraten überall in der Minorität. In dieser Nachwahl war von den drei kämpfenden Parteien die demokratische bei weitem die stärkste und konnte nur durch eine widernatürliche Coalition der beiden andern Parteien besiegt werden. Wir verdenken der katholischen Partei nicht, daß sie diese Coalition annahm. Wir heben nur die Thatsache hervor, daß die Konstitutionellen verschwunden sind.
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@facs0077
Humoristische Skizzen aus dem deutschen Handelsleben
von Georg Weerth.
Wie sich der Herr Preiß nach den Zeitverhältnissen richtet.
„Ich bin heute mit dem rechten Bein aus dem Bett gestiegen,“ begann der Herr Preiß zu seinem Buchhalter. Ich habe mehr Muth als gewöhnlich, ich bin beinahe guter Dinge, der Hafer sticht mich fast ‒“
„„Hafer ist im Preise gewichen ‒ ““ erwiederte der Buchhalter Lenz, indem er im Lesen eines Preißkourantes fortfuhr.
„Sie versteh'n mich nicht, Lenz, ich meine, daß ich wieder mehr Unternehmungsgeist habe, als es vielleicht in diesen schlechten Zeiten wünschenswerth ist; ich sehne mich nach Thätigkeit; vielleicht ist der Sommer ‒“
„„Sommersaat steht noch sehr niedrig, und ist beinahe gar nicht gefragt ‒““ unterbrach der Buchhalter.
„Nein, Lenz, ich meine, daß der Sommer wohl nur schuld daran ist; daß mich das schöne Sommerwetter wohl nur so heiter und kühn stimmt; bei lichter, klarer Witterung ist der Mensch mehr zu Spekulationen aufgelegt, als er es vernünftigerweise sein sollte. Ich fühle mich zu einer Thorheit um zwanzig Prozent mehr aufgelegt als seit langer Zeit.“
„„Zwanzigprozentiger Spiritus ist in Stettin augenblicklich nicht vorräthig,““ erwiderte der Buchhalter, indem er ruhig das Studium seines Handelsberichtes fortsetzte.
Der Herr Preiß wäre fast ärgerlich geworden. „Aber hören Sie doch zu, Lenz! Ich spreche weder von Hafer, von Sommersaat noch von Spiritus. Ich habe ganz and're Dinge vor; hole der Henker die gewöhnlichen Artikel! ich sehne mich nach etwas besser'm; die Zeitverhältnisse ‒“
„„Die Zeitverhältnisse wirken noch immer sehr störend auf das Geschäft ein, schreibt man von Amsterdam.““
Der Herr Preiß hätte beinahe geflucht. „Geben Sie das Lesen Ihres Berichtes dran, lieber Lenz, die Zeitverhältnisse lassen mich weder an Stettin noch an Amsterdam denken. Man muß sein Augenmerk auf die Dinge im Allgemeinen richten, der Handel muß von einem höhern Standpunkt aus begriffen werden. Wie sich die Zeiten ändern, so müssen wir uns selbst ändern. Ein gescheidter Mann hängt den Mantel nach dem Winde ‒“
„„Der dauernde Ostwind hält die Einfuhr in manchen englischen Häfen auf sehr bedauerliche Weise zurück, meldet man von Liverpool ‒““
„Donner und Doria, Lenz! Hören Sie, was ich sage. Wenn ich von meiner Gemüthsstimmung rede, da sprechen Sie von Hafer; erkläre ich Ihnen die Einflüsse der Jahreszeit, da sind Sie beim Spiritus und bei der Sommersaat; will ich Sie von der Lage Europas unterhalten, da gerathen Sie nach allen Ecken der Welt, nur nicht in die, welche uns am meisten interessiren muß.“
Erstaunt sah der Buchhalter von seinem Berichte auf und der Herr Preiß fuhr fort:
„Sie wissen Lenz, mit den Artikeln, die wir bisher führten, ist es nichts mehr ‒“
„„Gar nichts!““
„In Korinthen ist es flau. In Häringen entschieden ruhig. Grütze wenig gefragt. Schnaps vernachläßigt.“
„„Es ist, als ob Niemand mehr Durst hätte.““
„Richtig bemerkt, Lenz! Wir müssen uns deswegen auf and're Gegenstände werfen, welche mehr den sozialen und politischen Zuständen der Gegenwart angemessen sind.“
„„Man muß mit den Wölfen heulen.““
„Allerdings Lenz! und ich habe daher den festen Entschluß gefaßt, daß wir eine Spekulation in ‒ rathen Sie mal! ‒“
„„Verehrter Herr Preiß, ich will Ihrer hohen Meinung nicht vorgreifen.““
„Daß wir eine Spekulation in ‒ nun, strengen Sie sich etwas an, Lenz!“
„„Entschuldigen Sie mich, Herr Preiß, ich bin zu konservativ, um alle Neuerungen auf der Stelle begreifen zu können.““
„Wohlan! Wir wollen eine Unternehmung in schwarz-roth-goldnen Kokarden machen!“
„„Das ist patriotisch!““
„Patriotisch oder nicht patriotisch, es ist einträglich!“
Der Herr Preiß warf sich in die Brust, und die Arme übereinanderschlagend, sah er den Buchhalter mit triumphirendem Blicke an. Lenz nahm eine große Priese.
„„Patriotisch und einträglich! Herr Preiß, ich bin ganz mit Ihnen einverstanden.““
„Nicht wahr, Lenz? bei einer solchen Geschichte könnten wir reich werden.“
„„Und wir machen uns verdient um das Vaterland!““
„Das ist dummes Zeug, Lenz. Aber ich glaube sicher, daß die Sache ziehen wird.“
„„Vielleicht! aber es fällt mir da plötzlich etwas ein ‒““
„Und was, Lenz?“
„„Glauben Sie, daß der schwarz-roth-goldne Spektakel lange halten wird?““
„Wie so?“
„„Denken Sie sich, daß uns die Russen oder die Franzosen über den Hals kämen, oder daß wir gar Republikaner würden mit einer neuen Couleure ‒ wie dann? Was machten wir dann mit unsern Kokarden?““
„Sie meinen also, Lenz, daß wir die russischen und französischen Kokarden zu gleicher Zeit mit den deutschen fabriziren lassen sollten?“
„„Das wäre schon besser ‒ aber es bliebe gefährlich!““
„Sehr gefährlich, Lenz! Sie haben recht ‒“ Herr Preiß besann sich. Der Buchhalter schnupfte bedeutend.
„Nein, es geht nicht, Lenz. Es ist nichts mit dieser Geschichte, unclear: fehlender Text?
[Deutschland]
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[7] Köln, 17. Juni.
Eine Thatsache, die höchst seltsame Muthmaßungen herausfordert, wird der Redaktion von glaubwürdiger Seite mitgetheilt. Es sollen 1,800,000 Thaler vom preußischen Staate in neunmaligen Sendungen zu 200,000 Thlrn. an Rothschild verschickt worden sein. Kann der Staat im Augenblick der Zwangsanleihe über eine solche Summe verfügen? Was bezwecken
[0078]
@typejFeuilleton
@facs0078
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@facs0078
wir würden zu sehr von den Weltereignissen abhängen. Aber was sagen Sie zu Waffen?“
„„Zu Säbeln und Dolchen?““
„Und zu Musketen und Kanonen?“
„„Herr Preiß, wir haben große Konkurrenz in diesem Artikel; ich kann kaum dazu rathen. Da der Konsumo von Waffen außerordentlich groß ist, so werden auch sicher bald wieder Verbesserungen angebracht und wehe uns dann mit einem allmächtigen Vorrath! Wenn wir Waffen im Hause haben, da stürmen uns auch die Proletarier bei der nächsten Gelegenheit das Lager ‒ ‒““
Den Herrn Preiß überlief ein kalter Schauder. „Sie haben recht Lenz. Waffen ist ein difficiler Artikel ‒ aber es ist doch entsetzlich, daß man beim besten Willen nichts unternehmen kann! Alles ist verdorben, das ganze Geschäft ist ruinirt; es bleibt wirklich nichts anderes mehr übrig als den ganzen Kommerz an den Nagel zu hängen ‒“
Eine Pause entstand. Zufällig blickte der ehrenwerthe Handelsherr in die zuletzt erschienene Zeitung. Er stutzte; er bog sich hinab; ein seliges Lächeln umflog seine Lippen ‒ „Hier ist's! ich hab's!“ rief er und die Arme auf den Rücken legend trat er keck vor den erschrockenen Buchhalter.
„Wissen Sie was, Lenz?“
„„Nun, Herr Preiß?““
„Wissen Sie was der Lieblingsartikel der Gegenwart ist?“
„„Worin denn?““
„Wissen Sie worin wir spekuliren müssen?“
„„Welcher denn?““
„Ich will es Ihnen sagen, Lenz! Merken Sie sich ‒“ die Stimme des Herrn Preiß bekam einen mystischen, feierlichen Ton ‒ „spekuliren in ‒ ‒ Shrapnell's!
„„‒ Shrapnell's ‒ ‒“ wiederholte der Buchhalter Lenz langsam und deutlich.
Er erinnerte sich nicht, diesen Artikel schon früher einmal in einem Preiß-Kurant verzeichnet gesehen zu haben.
[Deutschland]
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@facs0078
[Fortsetzung] diese Geldsendungen? Oder haben sie überhaupt nicht stattgehabt? Die Regierung schuldet den Steuerpflichtigen eine Antwort auf diese Fragen.
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[*] Berlin, 15. Juni.
Durch das Feuer, das die Bürgerwehr gestern Abend am Zeughause gab, sind mehrere Menschen getödtet und mehrere verwundet worden. Nach einigen Einzelschüssen und einer Salve zog sich die Bürgerwehr zurück. Ein Hauptmann Bender (nicht Benda, den man zuerst nannte) soll das Kommando zum Abfeuern gegeben haben. Der Ruf nach Rache ward allenthalben vernehmbar, häufig auch der Ruf „Republik.“ Die Mitglieder der verschiedenen Sektionen der Nationalversammlung versammelten sich in ihren gewöhnlichen Versammlungslokalen und vielseitig ward der Wunsch geäußert, daß noch in der Nacht eine Sitzung der Nationalversammlung berufen werden möge, um für alle Fälle zusammen zu sein, was jedoch nicht zu Stande kam. Gegen Mitternacht ward das Zeughaus von den Arbeitern unter Austreibung des Militärs erstürmt und etwa 3000 Gewehre, womit sich die Anstürmenden bewaffneten, herausgenommen, von denen freilich ein Theil durch die Bürgerwehr sofort und im Laufe des heutigen Morgen wieder weggenommen ward. Bei der Nachläßigkeit, mit der übrigens die Bürgerwehr und die Arbeiter verfuhren, indem sie das Zeughaus beinahe gänzlich ohne Bewachung ließen, gelang es gegen 2 Uhr 1500 Mann des hier garnisonirenden 24. Regiments, sich ohne Widerstand wieder des Zeughauses zu bemächtigen und es auf's Neue zu besetzen. Der übrige Theil der Nacht ging ruhig vorüber, nur gegen 4 Uhr wird noch einmal Sturm geläutet, weil man behauptet die Garde sei von Potsdam aus in Anmarsch, ja stehe schon vor den Thoren. In der That ward behauptet, daß heute Morgen ein Theil der Garde in der Fasanerie in der Nähe des Thiergartens gestanden habe und noch stehe. Heute Morgen früh bewegten sich wieder viele Menschen auf den Straßen, namentlich in der Nähe des Zeughauses. Die Rechte hatte sich schon früh versammelt. Sie hatte beschlossen, entweder Vertagung oder Verlegung der National-Versammlung zu beantragen, oder sich 100,000 Bayonette auszubitten. Mit den verschiedenartigsten Gefühlen betraten die Mitglieder der Nationalversammlung um 12 Uhr den Sitzungssaal. Der Präsident Milde eröffnete der Versammlung, daß der Kommandant der Bürgerwehr, Major Blesson, schriftlich erklärt habe, für die Sicherheit der Versammlung nicht mehr einstehen zu können. Ein anderes Schreiben meldete, daß drei Bataillone sich demungeachtet dazu bereit erklärt hätten. Sie hatten auch wirklich die Cernirung des Lokals wie gestern vorgenommen. Die Versammlung beschloß, aber mit großer Majorität, daß sie einer solchen Bewegung von Seiten der Bürgerwehr nicht bedürfe und sich unter den Schutz des Volkes von Berlin stelle. Die Rechte erschrack über diesen Beschluß, die Rheinischen Advokaten waren außer sich, daß die Nationalversammlung einen solchen Beschluß fassen könne. Es half selbst Hrn. Esser I. nichts, daß er sich darauf stützte, seine Kommittenten hätten ihn hierhergeschickt in der Meinung, die freie Berathung würde nicht beeinträchtigt. Was mögen diese Kommittenten zu einer solchen Aeußerung sagen, da sie doch gewiß geglaubt hatten, daß keine äußern Einflüsse, welche sie auch immer sein möchten, die freie Meinung des Herrn Esser beeinträchtigen könnten. Allgemeiner Jubel rief dieser Beschluß in Berlin hervor und wenn es heute Abend ruhig bleibt, so ist es zum Theil demselben zuzuschreiben. Der Ministerpräsident versichert, daß zur Aufrechthaltung der Ordnung in Berlin die drei hiesigen Landwehrbataillone heute noch zusammenberufen würden. Mehrseitig war beantragt worden, sofort endlich eine Kommission zu ernennen, welche einen Verfassungsentwurf abfassen und vorlegen solle. Die Abgeordneten Waldeck und Wachsmuth hatten in etwas veränderter Form denselben Antrag gestellt. Die Rechte und die Minister bekämpften heftig diese Anträge, man bestritt die Kompetenz der Vereinbarungs-Versammlung zu einem solchen Schritt, hob die Gefahren hervor, wieß nach, wie man Zeit verliere, da ja rascher über den bereits fertigen Entwurf des Ministeriums berathen werden könne. Heftiges Toben der Rechten verursacht die Aeußerung D'Ester's der gegen den beantragten Schluß das Wort begehrt hatte, daß der Hauptgrund für Niedersetzung einer solchen Kommission nicht in der Beschleunigung der Angelegenheit, die übrigens auch dadurch erzielt werde, zu suchen sei, sondern darin, daß es zugleich eines der Hauptberuhigungsmittel für die in hohem Maaße aufgeregte Hauptstadt und Provinzen sei. Der Antragsteller Waldeck setzte vor dem Schlusse noch einmal die Nothwendigkeit auseinander, den Verfassungsentwurf von unten, d. h. mit der Konstituirung der Gemeinde, mit Aufhebung der Feudallasten u. s. w. zu beginnen. Der Antrag lautete ungefähr, daß eine Kommission von 24 Mitgliedern unter Zufertigung des Regierungsentwurfs und Mittheilung aller auf die Verfassung bezüglichen Petitionen und Anträge, dessen Umarbeitung resp. Ausarbeitung eines neuen Entwurfs zur baldmöglichsten Vorlage aufzutragen sei. Bei der namentlichen Abstimmung wurde dieser Antrag mit 188 gegen 142 Stimmen angenommen.
Der Minister hatte sich schon vor Vollendung der Abstimmung, als das Resultat unzweifelhaft schien, entfernt. Eine große Umwandlung, wenn nicht der gänzliche Rücktritt des Ministeriums ist gewiß. Die Herren Schwerin und v. Arnim haben schon gestern und heute die Sitzung nicht mehr besucht.
Bei dieser Abstimmung waren von den Rheinischen Abgeordneten für den Antrag.
Abegg, Kreuznach. Arntz, Cleve. Joh. Nic. Baur, Adenau. Nicolaus Bauer, Merzig. Bloen, Düsseldorf. Boost, Cochem. Borchardt, Bernkastel. Broich, Grevenbroich. D'Ester, Mayen. Euler, Düsseldorf. Felthaus, Gummersbach. Gladbach, Mülheim. Grebel, St. Goar. Guittienne, Saarlouis. Hagen, Sieg. Hansen, Ottweiler. Hammer, Malmedy. Kaul, Saarbrücken. Körffgen, Bergheim. Klinghammer, Schleiden. Müller, Sieg. Schornbaur, Landkreis Aachen. Schwickerath, Prüm.
Gegen den Antrag haben gestimmt:
Bredt, Elberfeld. Camphausen, Köln. Lenzen, Geilenkirchen. Dahmen, Ahrweiler. v. Daniels, Erkelenz. Diesterweg, Wetzlar Esser I., Landkreis Köln. Forstmann, Duisburg. Flemming, Montjoie. Grauth, Zell. Hermann, Elberfeld. Hesse, Saarbrücken. Hesse, Solingen. Jungbluth, Aachen. Lessing, Rees. Müller, Solingen. Neuenburg, Neuwied. Pelzer, Lennep. Ploennis, Altenkirchen. Reichensperger II., Kempen. Ritz, Gladbach. Sames, Simmern. Schadt, Neuwied. Simons, Elberfeld. Schlinck, Koblenz. Westermann, Duisburg.
Bei der Abstimmung waren nicht anwesend:
Alff, Bittburg (verreist). Bauerband, Bonn. v. Berg, Jülich. Vinterim, Neuß. Eselmann, Waldbröl. Esser II., Wipperfürth. Frenken, Heinsberg. v. Geissel, Köln. Herbertz, Crefeld. Kehl, Duisburg. Kochs, Geldern. Krabbe, Kempen. v. Loe, Geldern. Luekhaus, Lennep. Pauls, Eupen. Pfahl, Euskirchen. Schruff, Daun. Stupp, Düren. Walter, Rheinbach. Wencelius, Trier. Zweiffel, Wittlich.
Die preußische könstituirende Versammlung. (16) Sitzung vom 15. Juni.) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird ohne Aenderung genehmigt. Der Präsident läßt der Versammlung ein an das Kommando der Bürgerwehr gerichtetes Schreiben verlesen, welches die Anfrage enthält: welche Maßregeln zum Schutz der heutigen Sitzung getroffen seien? Der interimistische Kommandeur Blesson hat zwei Antwortschreiben erlassen. Das erste lautete: Nach den gestrigen Vorgängen bin ich nicht im Stande, für den Schutz der Versammlung zu garantiren. (Zeichen der Verwunderung und Entrüstung.) Zwar ist Mannschaft bestellt, ich kann jedoch nicht bestimmen, ob sie erscheinen wird (wiederholte Entrüstung); eben so wenig, ob sie ihrer Pflicht genügen wird. Das zweite Schreiben lautet: Es haben sich zum Schutz der Sitzungen das 4., 5. und 7. Bataillon freiwillig gemeldet, und glaube ich auf dieselben zählen zu können. ‒ Min.-Präs. Camphausen: Nach den gestrigen Vorgängen habe sich allerdings die Unzulänglichkeit der bestehenden Schutzmaßregeln herausgestellt, und es sind deshalb von der Regierung folgende Maßregeln getroffen: 1) Die 3 Bataillone Berliner Landwehr werden sofort einberufen werden, um mit der Bürgerwehr gemeinschaftlich den Dienst zu verrichten. 2) Die Ereignisse haben die sofortige Organisation der Bürgerwehr nothwendig gemacht, und es wird dafür, wie für die Wahl eines Kommandeurs gesorgt werden. 3) Hat das Ministerium bereits dem Magistrat die Mittheilung zugehen lassen, eine Schutzwehr zu errichten. ‒ Abg. Jung: Er glaube, daß das Schreiben des Präsidenten an den Kommandeur der Bürgerwehr den gestern verworfenen Anträgen widerstrebe. Die Versammlung habe mit den Vorfällen des gestrigen Tages durchaus nichts zu thun. Das Sydow'sche Ereigniß war die Folge einer Berathung gewesen, welche die Berliner Bevölkerung ganz besonders interessirt. Wolle man denn voraussehen, daß dergleichen alle Tage stattfinden würden? Man möge doch abwarten. Wenn nun das Schreiben des Präsidenten den Schutz der Bürgerwehr anruft, so glaube er, daß dies nicht in dem Willen der Versammlung liege, und trägt deshalb darauf an, zu erklären, daß man solche Maßregeln nicht für nöthig halte. ‒ Abg. Uhlich: Die hohe Versammlung wolle antragen, daß die Bewachung des Sitzungshauses wieder aufgehoben werde. Er habe sich bewegt und beschämt gefühlt, durch eine so große Masse Bewaffneter passiren zu müssen, die doch am Ende keinen hinreichenden Schutz für die Abgeordneten gewähren, da man sich sonst von bewaffneter Mannschaft nach Hause geleiten lassen müßte. Nur im reinen Vertrauen liege der Schutz, und man kann sich nicht wundern, wenn das Volk die hier stattgefundenen Berathungen nicht vom Gesichtspunkte der Freiheit der Debatte erfaßt. Das Volk kann ja glauben, daß die Männer der Provinz hier dasjenige, wofür sie ihr Blut verspritzt, abstreiten wollten. Deshalb könne man sich die Aufregung schon erklären. Das Volk habe sich übereilt, und die gethanen Schritte, wie die ganze Führung des Volkes beweise, auch schon als Uebereilung erkannt. Er trägt deshalb darauf an: die hohe Versammlung wolle erklären, daß sie keines bewaffneten Schutzes bedarf, sondern sich unter den Schutz der Berliner Bevölkerung stelle.
Abg. Müller unterstützt diesen Antrag. Man bedürfe nicht den Schutz der Bajonette, sondern der Freiheit. Wie hat es geschehen können, daß eine Stadt, die sich durch edles Vertrauen ausgezeichnet, so dem allgemeinen Mißtrauen verfallen ist? Die Schuld von dem was geschehen ist, tragen allerlei Menschen. (Große Heiterkeit.) Die verschiedenen Anträge hier haben das Mißverständniß dieser großen Stadt möglich gemacht; man weiß nicht, was sie eigentlich sind. (Mehrfache Unterbrechung und Ruf nach dem Schluß.) Meine Herren der Krone, ich gehöre zu den Bauern, die weder etwas wollen noch etwas dürfen (große Heiterkeit). Sie haben der Freiheit große Dienste geleistet, die nicht vergessen werden können (Toben); ich sehe unter ihnen Herren vom vorigen Vereinigten Landtag (ungeheures Toben). Der Präsident ersucht sich kurz zu fassen. Der Redner fragt: „Warum? (Gelächter). Meine Herren der Krone, ergreifen sie energische Maßregeln, wenn sie nicht Lust haben, ihre Plätze andern zu überlassen. (Lärmen). Abg. Sydow: Der Vorfall der sich mit ihm zugetragen, habe nicht allein für ihn etwas Betrübendes, er habe auch auf der andern Seite etwas Erfreuliches. Es galt der Unwille des Volkes nicht bloß der politischen Abstimmung, sondern er war nur gegen seine Person gerichtet, weil man der Meinung war und noch ist, daß er die Farbe gewechselt, daß er das Vertrauen, das in ihn gesetzt wurde, bitter getäuscht habe. Es sei ihm deshalb erfreulich gewesen, weil es der Rückschlag eines Vertrauens war, das ihm, wie er sich überzeugt halte, wieder geschenkt werden wird. Es habe demnach die Versammlung den Vorfall, der seine eigene Person getroffen, durchaus nicht weiter zu berücksichtigen. Abg. Elsner trägt auf Schluß der Debatte an. Abg. Esser ist gegen den Schluß.
Der Antrag des Abg. Uhlich kommt zur Abstimmung und wird mit großer Majorität angenommen.
Nachdem weiter zwei Anträge auf Bildung einer Kommission, um eine Bürgerwehrordnung mit freier Wahl der Führer zu entwerfen, unterstützt und in die Abtheilungen verwiesen sind, wird ein Antrag des Abgeordneten Wachsmuth auf Bildung einer Kommission zur Abfassung eines neuen Verfassungsentwurfes zur Verhandlung gebracht. Die Frage über sofortige Berathung des Antrags wird durch Zählung mit 166 gegen 165 Stimmen bejaht. (Beifall.)
Wachsmuth. Die Ereignisse der letzten Tage haben das Verderbliche des gegenwärtigen Systems bewiesen, der Beschluß der Versammlung, sich alsbald mit einem neuen Verfassungsentwurf zu beschäftigen, wird zur Herstellung der Ruhe beitragen. Das Gesetz über die Unverletzlichkeit der Abgeordneten steht der Versammlung nicht so nahe, als dies Werk, zu welchem die Nation sie gesendet hat.
Waldeck. Der Regierungsentwurf ist durch die öffentliche Meinung überall für ungenügend erklärt worden. Wollte man ihn der Berathung zu Grunde legen, so würde das Werk nur erschwert werden. Eine Kommission, welche einen neuen, die Volkswünsche berücksichtigenden Entwurf vorbereite, wird ein schnelleres Ergebniß herbeiführen.
Camphausen, Minister-Präsident. „Ich wünsche, daß die Versammlung über den von uns vorgelegten Entwurf in pleno eine Ansicht äußere ‒ doch nicht die des vorigen Redners!“ ‒ (Gelächter.)
Nees von Esenbeck. Die Versammlung sei das „ganze Volk“ Die Verfassung müsse dem Volk Sicherheit geben, und das sei im Regierungsentwurf nicht der Fall. Die Versammlung müsse daher durch ein neues Verfassungswerk Garantien schaffen, welche sonst das „ganze Volk“ durch die Revolution suchen werde.
Hansemann, Finanzminister. Die Regierung könne eine Beschleunigung des Werkes nur wünschen, allein er sehe in den Anträgen keine Beschleunigung!
Schulze aus Wanzleben und Reichensperger, welcher den Antrag auf einen neuen Entwurf für „exorbitant“ erklärt, sprechen gleichfalls im Sinne der Regierung.
Nachdem die Versammlung sich für Schluß der Debatte ausgesprochen und der Antragsteller und zuletzt noch der Minister Camphausen das Wort ergriffen hatten, wird zur Abstimmung durch Namensaufruf geschritten. Die Versammlung erklärt sich mit 188 gegen 142 Stimmen, also mit einer Majorität von 46 Stimmen gegen den Entwurf des Ministeriums, und genehmigt den Antrag.
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@facs0078
Berlin, den 15. Juni.
Der Finanz-Minister hat nachstehende Verfügung an die Königlichen Regierungen erlassen, um in Betreff der Domainen-Einsassen möglichst bald die Streitigkeiten zu beendigen, welche die jetzige Laudemial-Gesetzgebung hervorruft:
Die Laudemien und sonstigen Besitzveränderungs-Abgaben sind in vielen Landestheilen eine Quelle zahlreicher Prozesse geworden. Die Spruchbehörden haben die verschiedenen Ansichten über diesen Gegenstand; in keiner Rechtsmaterie herrscht eine so große Unsicherheit und Ungleichheit in dem Erfolge der Prozesse und Ablösungen, wie bei den Laudemien.
Das Gouvernement richtet bei der jetzigen Revision der Agrikultur- und Ablösungs-Gesetze seine Aufmerksamkeit vorzugsweise dahin, diesem Zustande ein Ende zu machen, die zweifelhaften Prozesse zu beseitigen und durch billige Ablösung den Grundbesitz von diesen lästigen Abgaben zu befreien. Ein Gesetz-Entwurf darüber wird vorbereitet.
Bis dahin, daß dieser Entwurf Gesetzeskraft erlangen kann, muß die Domainen-Verwaltung in Rücksicht auf die dem Fiskus zustehenden Besitzveränderungs-Abgaben Bedacht nehmen, den Streitigkeiten vorzubeugen, welche aus der fortwährenden Anwendung der bisherigen Grundsätze auf die vorkommenden Besitzveränderungsfälle sich ergeben. Da nun die Provocation auf Ablösung nach richtiger Auslegung der Gesetze die Wirkung hat, daß von den Besitzveränderungen, welche nach Mittheilung des Ablösungs-Antrages an den Pflichtigen eintreten, keine Laudemien mehr erhoben werden, so wird die Königliche Regierung hiermit angewiesen,
sofort gegen alle Grundbesitzer Ihres Bezirks, welche dem Fiskus zu Besitzveränderungs-Abgaben verpflichtet sind, auf Ablösung der Laudemien, Marktgroschen Verreichsgebühren, Annahmegelder, Auffahrtsgelder, Weinkäufe, Gewinngelder und aller sonstigen Besitzveränderungs-Abgaben bei der ordentlichen Auseinandersetzungs-Behörde zu provoziren.
Dabei ist zu erklären, daß Fiskus die Provokation nur anbringt, um bei Wahrung seines Rechtes den mit Einziehung der Laudemien verbundenen fortwährenden Verwicklungen schon jetzt ein Ende zu machen, und daß Fiskus darin willigt, daß die Grundsätze des zu erwartenden milderen Gesetzes auf die anhängigen Ablösungen künftig angewendet werden.
Dagegen entspricht es aber auch dem Rechte und der Billigkeit, daß bis zum Erscheinen des neuen Gesetzes, welches alle bisherigen Mißverhältnisse angemessen reguliren soll, dem in einzelnen Landestheilen bis zum Mißbrauche ausgedehnten, häufig von Spekulanten betriebenen Zurückfordern der im guten Glauben gezahlten Laudemien fortan ernstlich entgegengetreten wird. Die Königliche Regierung hat daher die Erstattung solcher vermeintlich ohne Rechtsgrund zur Staatskasse gezahlten Besitzveränderungs-Abgaben gänzlich abzulehnen und die Reklamanten in jedem Falle zum Rechtswege zu verweisen.
Berlin, den 13. Juni 1848.
Der Finanz-Minister
Hansemann.
An
die Königlichen Regierungen,
mit Ausnahme derer zu Stralsund, Köln,
Aachen und Trier.
[(P. St.-A.)]
‒ Das Kriegsministerium macht bekannt, daß das erste und zweite Bataillon des 20. Landw.-Reg. und das Garde-Landw.-Bataillon in Berlin zusammen mit der Bürgerwehr die Ruhe und Ordnung der Stadt aufrecht erhalten werden.
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@facs0078
Thorn, 13. Juni.
Gestern kam vom Generalkommando der Befehl an die Kommandantur, daß die Festung auf das allerschleunigste vollständig armirt und verproviantirt werde, und wahrscheinlich werden wir binnen einigen Tagen von den Russen, welche nur eine Meile von uns an der Grenze stehen, belagert sein.
[(B. Z.-H.)]
Aus Oberschlesien ging uns gestern folgende Mittheilung zu: „Am 5. d. M. hat der Landrath des Gränzkreises gegen Polen hin die Anzeige nach Oppeln gemacht, ihm sei die Nachricht zugegangen, daß die bei Czenstochau im Lager stehenden Russen am 12. d. M. die preußische Gränze überschreiten und direkt auf Breslau losmarschiren werden. Seitens der Militairbehörden sind daher Anordnungen wegen strengerer Beobachtung der russischen Gränzen getroffen; an wirkliche Anstalten zur Abwehr ist noch nicht zu denken.“
[(Ostsee-Ztg.)]
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@typejArticle
@facs0078
[*] Posen, 13. Juni.
Wir haben bereits gestern bei Erwähnung der liberalen Aufhebung des Martialgesetzes in Posen angedeutet, daß diese Liebesmaßregel des „Friedenskommissarius“ Pfuel (von Höllenstein) ungefähr dieselbe Bedeutung habe, wie die verheißene Reorganisation Polens. Was will überhaupt die Aufhebung eines „Gesetzes“ unter der Herrschaft absoluter Bureaukratie, brutaler Soldateska und profitwüthiger Juden bedeuten? Der Despotismus dieser Raçen ist das Gesetz; wozu da noch gesetzliche Buchstaben? Trotz der von dem „Friedenskommissarius“ Pfuel erklärten „Ruhe und Ordnung“ des Großherzogthums sind neuerdings Bauern aus den Kreisen Obornik und Wongrowinc mit eisernen Ladstöcken dermaßen von den Soldaten geschlagen worden, daß die Strafinstrumente an den Knochen der gemißhandelten Unschuldigen zerbrachen! ‒
‒ Die so oft verheißene Wiedereröffnung des Marien-Gymnasiums wird auch fernerhin aufgeschoben, um auf diese Weise der polnischen Jugend jede Gelegenheit zu ihrer Ausbildung zu entziehen, und so „das polnische Element“ in Posen auszurotten, wenn man sich der deutsch-jüdisch-posener Aeußerung noch bedienen darf.
Aus Petersburg wird geschrieben: Die Petersburger Garde hat Ordre erhalten, am 15. Juni auszurücken, um an die Polnische Grenze zu marschiren. ‒ Aus Ostrowo wird uns berichtet, daß zwischen Koscielnawice uod Sczypi orno bei Kalisch 3000 Morgen Ackerlandes vom Getraide gesäubert worden sind, weil daselbst ein Russisches Lager aufgeschlagen werden soll.
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@facs0078
Frankfurt, 16. Juni.
Der Demokratenkongreß hat gestern 9 Stunden lang Sitzung gehalten. Die Hauptbeschlüsse sind:
1) Einen Centralausschuß von fünf Mitgliedern nach Berlin zu setzen, zu dem 3 Personen hier, 2 in Berlin gewählt werden. Dieser Ausschuß soll die Verbindung unter allen demokratischen Vereinen herstellen und erhalten; 2) eine Eingabe ans Parlament, also lautend: „Hohe Versammlung! Der Kongreß deutscher Demokratenvereine zu Frankfurt a. M. fordert die Nationalversammlung auf, daß sie als eine Achtungsbezeugung gegen den Willen des Volkes und als einen Beweis ihres Zutrauens zu sich selber den Abgeordneten Friedrich Hecker einlade, in ihrer Mitte Platz zu nehmen;“ 3) wurde beschlossen, ein Manifest an die deutsche Nation zu erlassen; dazu wurde eine Kommission von 7 Mitgliedern ernannt.
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@facs0078
Wien, 9. Juni.
(Der Kaiser. Der Reichstag. Die Presse.) Die Rückkehr des Kaisers aus Innsbruck ist, wie man vernimmt, bis zum 20. D. M. zu gewärtigen, so daß derselbe an der feierlichen Frohnleichnamsprozession hier Theil nehmen wird. ‒ Die auf den 26. anberaumte Eröffnung des konstituirenden Reichstages wird um 10-14 Tage verschoben werden, da die so spät ausgeschriebenen Wahlen in den entferntern Provinzen kaum früher beendet sein können. Die radikale Partei verlangt, daß selbst Tagelöhner zur Wahl und Wählbarkeit in den Reichstag berechtigt sein sollen. Der Redakteur des „Radikalen“, Dr. Becher steht mit Tuvora, Messenhauser u. A. an der Spitze der radikalen Bewegung. ‒ Der Magistrat und die Regierung beschäftigen nun schon über 20,000 Individuen bei öffentlichen Arbeiten. ‒ Unsere Straßen gleichen einem bunten wandernden Trödelmarkt der Journalistik. Tagesblätter wie „Vorwärts“, „ G'rad aus“, „Gassen-Zeitung“ „Straßen-Zeitung“, „Wahrheit“ u. s. w. werden von Austrägern mit Fahnen oder tragbaren, buntgeschmückten Bureaux (womit zugleich ein Briefkasten verbunden) ausgeboten, und finden immer zahlreiche Leser. ‒ Zeitgemäße Erleichterung für die Versendung von Zeitungen durch die Post, deren Gebühren sich auf 20 pr. C. von ihrem Pränumerationspreise jährlich beschränken, ist [0079] vorläufig für das Inland eingetreten, wird aber wohl auch für auswärtige Blätter verhältnißmäßig ausgedehnt werden.
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@facs0079
Wien, 10. Juni.
Auf Antrag des Dr. Schuselka in der gestrigen Abendsitzung des Ausschusses der Bürger, Nationalgarde und Studenten, geht heute eine Deputation nach Frankfurt ab, um das Parlament, die Nationalversammlung, einzuladen, daß sie ihren Sitz nach Wien verlegen möge. Die Deputirten sind die Doktoren Schuselka und Goldmark und Herr Gimbel, Deputirter im obigen Ausschuß.
Professor Hye, von dem ich Ihnen berichtete, daß er durch die Ereignisse des 26. Mai arg kompromittirt sein soll, wurde durch die Untersuchungskommission von jeder Schuld freigesprochen. Ein Theil der öffentlichen Meinung ist jedoch mit diesem Urtheil nicht zufrieden gestellt und verlangt Appellation gegen Hye.
[(A. O.-Z.)]
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@facs0079
Wien, 11. Juni.
Eine „Wiener Studenten-Burschenschaft“ hat sich neu organisirt und wird mit den Nationalgarden morgen in dem romantisch gelegenen Haimbach ihr Gründungs- und sogenanntes „Verbrüderungsfest“ feiern. Ueberhaupt scheint sich das noch junge politische Leben bei uns in jene Schau- und Vergnügungssucht umwandeln und zersetzen zu wollen, welche dem Wiener gleichsam angeboren. Uebungsmärsche (Lustpartien) der Nationalgarde mit Musik in die schönen Umgebungen finden sehr häufig statt, während der durch die Beseitigung des Militärs bei den meisten Posten stark gewordene Wacht- und Patrouillendienst wegen vielfältigen Ausbleibens derselben den Oberkommandanten Pannasch zu der Strafbestimmung veranlaßt hat, daß die säumigen Nationalgarden durch öffentlichen Anschlag an den Straßenecken und unter Umständen sogar mit dem Beisatze: „Hat sich der Gefahr entzogen“ bekannt gegeben werden sollen. ‒ Hinsichtlich der in dieser Woche beginnenden Wahlen für den Reichstag wird es, trotz der Protestation der radikalen Partei, welche die Wahlfähigkeit und Wählbarkeit auch auf die Arbeiter im Tag- und Wochenlohn ausgedehnt wissen wollte, bei den Anordnungen des Ministeriums verbleiben. Der Ausschuß der Bürger- und Nationalgarden äußerte sich über denselben dahin, daß er das Begehren im Prinzip zwar anerkenne, aber seine Berücksichtigung wegen Dringlichkeit der Zeit jetzt unausführbar halte.
[(A. O.-Z.)]
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@facs0079
Wien, 12. Juni.
Mit Erlaß des Ministeriums des Innern vom 10. d. M. wird nachträglich zu den Bestimmungen über die Wahlen der Abgeordneten zum constituirenden Reichstage erklärt, das selbstständige Arbeiter, welche das 24. Lebensjahr zurückgelegt haben, und sich in der freien Ausübung der staatsbürgerlichen Rechte befinden, in jenen Wahlbezirken, in welchen sie ihren bleibenden Wohnsitz haben, als Wähler auftreten dürfen.
Nach der am 18. Mai d. J. erlassenen prov. Verordnung über das Verfahren in Preßsachen und mit Rücksicht auf die Bevölkerung dieser Residenz werden nunmehr zur Zusammensetzung des vorgesehenen Geschwornen-Gerichtes für Wien 800 Geschworne und 25 Ersatzmänner gewählt.
[(W. Z.)]
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@facs0079
Botzen, 11. Juni.
Heute langte kein Postwagen von Verona hier an; nur Briefe kamen, die man auf Umwegen über die Höhe des Gebirges brachte. Die Straße soll wegen der anhaltenden hitzigen Gefechte bei Rivoli und Dolce gesperrt sein. Man behauptet die Piemontesen hätten mit Uebermacht sich auf unsern verhältnißmäßig schwachen rechten Flügel geworfen, und sich unserer Verbindungslinie zwischen Tirol und Verona bemächtigt.
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@facs0079
Triest, 9. Juni.
Der jüngste Bericht über die Kriegsoperationen des Reservearmeekorps wird durch einen offiziellen Bericht aus Conegliano bestätigt und ergänzt. Die Hindernisse der Kommunikation mit Tirol, heißt es in demselben, sind gehoben, die Strada d'Allemagna ist offen und für den Postenlauf hergestellt, indem in Folge einer Umgehung mit 2000 Mann durch das obere Tagliamentothal die feste Stellung von Cadore genommen, und an demselben Tag auch die Verbindung mit Belluno hergestellt worden ist. Die Insurgenten sind in das Zoldo- und Agordothal gejagt, dort eingesperrt, und fünf Kolonnen von uns halten so eben Treibjagd auf dieselben, während drei Bataillone das Piavethal besetzen. Am 6. wurde Primolano angegriffen und hierdurch auch das Bal-Sucana geöffnet. Am 5. rückten 1500 Mann in Bassano ein, besetzten Marostica und sind nun bemüht den hartnäckig vertheidigten Kanal di Brenta, d. h. die Schlucht zwischen Bassano und Primolano zu nehmen. Nebstdem sind 5000 Mann nächst den Lagunen Venedigs und haben Portegrandi wieder besetzt. Ueberall zeigten die Bewohner guten Willen, sogar Zuvorkommenheit und die Verpflegung der Truppen wird ohne Anstand besorgt, so daß es an nichts fehlt.
[(J. d. Oesterr. L.)]
Ungarn.
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@facs0079
In Folge der dringenden Ereignisse ist der Landtag bereits auf den 2. Juli einberufen. Ein Handschreiben des Königs an den Erzherzog Palatin kündigt an, daß der „König mit seiner Familie nach Ungarn kommen und daselbst längere Zeit verweilen werde.“
‒ Die Pester Zeitung bringt einen Bericht des Ministerpräsidenten Bathiany, welchem zufolge ein Aufruf an die Szekler: „sich bei der Gefahr, welcher der ungarischen Freiheit und Nationalität droht, dem in der Gegend von Szegedin zusammenzuziehenden Heere anzuschließen“ ‒ den besten Erfolg gehabt hat. Dagegen steht es in Kroatien um so schlimmer. Dem Befehl des Kaisers zum Trotz, welcher in einem Schreiben an den Ban von Kroatien, d. d. Innsbruck den 29., die Abhaltung eines Landtags untersagt und dem Banus befahl, innerhalb 24 Stunden nach Empfang des Befehls aufzubrechen und zu seiner Rechtfertigung nach Innsbruck zu kommen; fand am 4. Mai zu Agram die erste Sitzung des kroatisch-slavonischen Landtags statt, wobei der Ban einstimmig zum Landeskapitain ausgerufen ward. Der Jubel war ungeheuer. ‒ Also hier wie überall dasselbe Spiel mit der Loyalität! Diejenigen, welche sich als die ergebensten Anhänger der Dynastie bezeichnen lassen, sind die gründlichsten Verächter derselben, sobald ihre persönlichen Interessen sich kreuzen.
Ein Rescript des ungarischen Kultus-Ministeriums bedeutet den Erzbischof und Patriarchen v. Carlowitz, daß er sich ungesetzlicher Weise in die dortigen Verhältnisse eingemengt habe und die Patriarchenwahl, so wie die Art, in welcher dieselbe vorgegangen, ungesetzlich und ungültig sei.
[(A. O. Z.)]
Französische Republik.
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@facs0079
[12] Paris, 16. Juni.
In diesem Augenblicke, wo ein Kaisers vor der Thüre steht, darf sich die Petarchie zurückziehen oder nicht? daß aber ein Kaiser vor der Thüre steht, wer könnte nach allen Himmels- und sonstigen Omina daran zweifeln? Gestern Nachmittag z. B., gegen 4 oder 5 Uhr, im Augenblicke, wo eine kompackte Masse vor dem Eingange der Deputirten-Kammer versammelt war, um die muthmaßliche Ankunft des Prinzen Louis Napoleon abzuwarten, kam plötzlich ein Adler hergeflogen, und ließ sich auf das Dach eines benachbarten Hauses in der Rivoli Straße nieder, wo er sehr lange Zeit verweilte. Alle Anstrengungen, ihn zu fangen, waren vergebens und der Kaiser aller Vögel entfaltete endlich seine breiten Flügel, und nahm seine Richtung nach der Seite der Madelaine-Kirche hin, die grade der Deputirten-Kammer gegenüber liegt und symmetrisch ihr entspricht. Wie sich später herausstellte, war dieses ein Adler, der aus den Käfigen des Thiergartens, des sogenannten jardin des plantes entkommen war. Aber mehr bedurfte es nicht, um eine ungeheure Volksmasse herbeizuziehen, die sich in die verschiedenartigsten Commentaren erging, wozu die jetzige Lage der Dinge natürlich den reichsten Stoff bot. Die Freunde der exekutiven Gewalt und selbst die Roform behaupten, daß dieser Adler die zweite Ausgabe jenes ersten Adlers von Boulogne sei. Aber abgesehen von der Adlergeschichte, so zeigen sich noch andere Symptome, die weit ernsterer Natur sind. So hat man in der rue Mont-Thabor angefangen Barrikaden zu bauen, deren Vollendung jedoch durch die Dazwischenkunft eines Infanterie-Bataillons verhindert wurde.
Der Posten am Finanzministerium ward genöthigt, sich ins Innere des Hotels zurückzuziehen, das ebenfalls auf dem Punkt war, von der Volksmasse eingenommen zu werden. In den Straßen trägt man das Bildniß Napoleons auf einen Stocke befestigt, andere verkaufen eine Medaille mit seinem Kopfbilde und dem Datum seiner Geburt und seiner Wahl. Zu den zwei Napoleonischen Journalen ist ein drittes hinzukommen: la constitution, journal de la république Napoléonienne. ‒ Alles dieses sind für die exekutive Gewalt Symptome eines bevorstehenden Kaisers. Nun protestiren zwar die beiden andern ehrlichen Napoleons gegen eine solche Spötterei von Seiten ihres Vetters, und verbürgen sich für seine Unschuld; nun erklärt Ludwig Napoleon selbst, daß er nie französischer Kaiser werden wolle, selbst wenn man ihn mit Gewalt dazu zwinge ; aber das genügt der Kommission nicht. Sie sieht die Bewegung des Volkes , die kaiserlich aussehenden Manifestationen, und fürchtet den Ehrgeiz des „Prinzen.“ Diese hochweise Kommission, mit dem ernsten Lamartine an der Spitze sieht gar nicht, daß das Volk in seiner Laune, in seinem Aerger, sie alle zum Besten hält: Kommission, Kammer und Invaliden-Haus mit Napoleon an der Spitze. Es läßt einen Adler über die Bourgeoisie-Häupter des National fliegen, und die Bourgeoisie-Republikaner wenden ihr Antlitz ab von diesem ‚Götzenbilde.“ Es läßt von Invaliden das Bildniß des 40jährigen Konstablers durch die Straßen tragen, und vor der Pentarchie den Ruf erschallen: Es lebe der Kaiser! Da muß in der Brust der Pentarchie das republikanische Gefühl mit neuer Kraft erwachen. Um das Volk vor dem Kaiser zu bewahren, resignirt sie sich, Pentarchie zu bleiben.
Nun kömmt ihr republikanisches Bewußtsein in Konflikt mit ihrem parlamentarischen Gewissen. Die Herren der Pentarchie hatten sich vorgestern ein Vertrauensvotum stimmen lassen von der Repräsentantenkammer; auf dieses Vertrauensvotum vertrauend hatten sie die Ausschließung des Louis Bonaparte aus der Deputirtenkammer beschlossen. Letztere dagegen, trotz ihres beschlossenen Vertrauens zu den Herren der Pentarchie, bricht den Entschluß dieser Herren und läßt den Bürger Louis Napoleon zu. Dem Beschlusse der Pentarchie gemäß gab es keinen Bürger Louis Napoleon, sondern einen Kaiser Napoleon, Napoleon den Zweiten, der ein zweiter Napoleon zu werden drohte. Wollte daher die Pentarchie, auf dem Vertrauensboden bleiben, so blieb ihr weiter nichts übrig, als ihre Entlassung einzureichen. Wollte sie aber auf dem republikanischen Boden bleiben, so mußte sie als Pentarchie der Monarchie, ob Königthum oder Kaiserthum, auf jede mögliche Weise entgegentreten, und am Ruder bleiben, trotz des Mißtrauensvotums. Um beides mit einander zu vereinigen, haben sie den Bürger Pascal Düprat bestellt, Interpellationen an die Kammer zu richten, um zu erfahren, ob das Vertrauensvotum von vorgestern sich über das mißtrauige Votum von gestern erstrecke, und heute noch seine Gültigkeit habe.
[#] Nationalversammlung vom 15. Juni. Großer Zudrang auf dem Pont de la Revolution. Die Tribünen sind mit Neugierigen, besonders auch Damen, überströmt. Auf der Tagesordnung steht die Interpellation Duprats an die executive Commission, man erwartet, daß sich bei dieser Gelegenheit das Loos der Regierung entscheiden wird. Aber Duprat verzichtet auf seine Interpellation. Es scheint, daß die exekutive Commission und das Kabinet es nicht geeignet gefunden, der Versammlung über ihre Widersprüche Rechenschaft abzuverlangen. Auf der Tagesordnung steht nun die Debatte des Vorschlags über die Vereinigung Algiers mit Frankreich. Dieser Vorschlag geht aus von den Herren Rance, Didier, Prèbois. Sie lautet wie folgt: das Territorium von Algier bildet einen integrirenden Theil des französischen Territoriums; die Franzosen in Algier sind durch dieselbe Constitution regiert, wie die Franzosen des Continents. An der Debatte betheiligen sich Cavaignac, Charles Dupin, Pierre Lerour und Goudchaur.
Der Präsident theilt am Schluß der Sitzung der Nationalversammlung folgenden ihm aus London zugekommenen Brief mit:
„London, 12, Juni. Ich war in der Abreise begriffen um mich auf meinen Posten zu begeben, als ich erfuhr, daß meine Wahl zum Vorwand für Unordnungen diene, die ich tadle. Ich habe nicht die Ehre gesucht, Repräsentant zu sein, aber wenn das Volk mir Pflichten auferlegte, würde ich sie zu erfüllen wissen. Mein Name ist ein Symbol der Ordnung und eher als Spaltungen hervorzurufen, würde ich es hundertmal vorziehen im Exil zu bleiben. Ich bin bereit, mich auf meinem Posten zu begeben. Danken Sie in meinem Namen meinen Kollegen.“(Ungeheurer Tumult.)
Cavaignac: Das Wort Republik ist nicht ausgesprochen in diesem Briefe.
Die Versammlung erhebt sich mit dem Geschrei : Es lebe die Republik. Lannac: Das ist eine Kriegserklärung, die der junge Unbesonnene der Republik macht.
Thouret schlägt vor, Louis Bonaparte in Anklagezustand zu versetzen und zum Landesverräther zu erklären. (Ja! Ja! Es lebe die Republik.)
Die Sitzung wird einen Augenblick unterbrochen durch einen Drohbrief, den der Präsident von einem verrückten Schüler der polytechnischen Schule erhält.
Cavaignac, Favre, Leclerc ermahnen die Versammlung, keinen Beschluß in einem Augenblick der Aufregung zu fassen.
Die Sitzung wird um 9 Uhr in Mitte der größten Agitation aufgehoben, ohne daß es zu einem Beschlusse gekommen wäre.
‒ Wir geben hier den Brief Louis Bonaparte's, welcher in der Nationalversammlung vom 13. Durch den Bürger Bonjean verlesen worden ist:
„Bürger Repräsentanten !
Ich erfahre aus den Journalen vom 22., daß man in den Bureau's der Nationalversammlung den Antrag gemacht hat, gegen mich allein das Verbannungsdekret aufrecht zu halten, unter welchem meine Familie seit dem Jahre 1816 schon seufzt. Ich darf von den Repräsentanten des Volks wohl die richtigen Gründe verlangen, welche mir eine solche Strafe zuziehen sollten. Sollte es dafür sein, daß ich zu jeder Zeit meine Meinung öffentlich dahin aussprach, Frankreich gehöre weder einem Einzelnen, noch einer Dynastie, noch einer Partei? Sollte es dafür sein, daß ich in dem heißen Wunsch, das Prinzip der Volkssouveränetät, welches allein unserm Zwiespalt ein Ziel setzen konnte, ohne Anachie und Ausschweifungen zur Anerkennung zu bringen, zwei mal das Opfer meines Auftretens gegen eine Regierung wurde, die ihr jetzt selbst zertrümmert habt? Sollte es dafür sein, daß ich aus Achtung für die provisorische Regierung, nachdem ich auf die erste Nachricht von der Revolution, nach Paris geeilt war, einwilligte, in die Fremde zurückzukehren? Sollte es endlich sein, weil ich aus Uneigennützigkeit die mir angetragenen Kandidaturen zur Nationalversammlung ablehnte, da ich nicht vor Begründung der neuen Konstitution, vor Befestigung der Republik nach Frankreich zurückkehren wollte?
Dieselben Grundsätze, welche mich die Waffen gegen die Regierung Louis Philippe's ergreifen ließen, werden mich auch bestimmen, mich der Vertheidigung der Nationalversammlung, des aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangenen Volkswillens zu widmen, wenn man meine Dienste verlangen sollte.
Gegenüber einem von 200 Deputirten erwählten Könige konnte ich mich den Erben eines von vier Millionen Franzosen begründeten Kaiserreichs nennen; gegenüber dem souveränen Volk kann und will ich nichts Anderes als das Recht eines französischen Bürgers in Anspruch nehmen, das aber auch ohne Unterlaß und mit aller derjenigen Energie verlangen, welche das Gefühl, seinem Vaterland niemals Unehre gemacht zu haben, jedem Ehrenmanne geben muß.
Empfangen Sie, meine Herren, die Versicherung meiner Hochachtung:
Ihr Mitbürger,
Napoleon Louis Napoleon.“
London, den 24. Mai 1848.
Großbritannien.
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@facs0079
[24] London, 15. Juni.
Gestern reiste Isturitz, der spanische Gesandte, von London ab. Nach mehreren resultatlosen Unterredungen mit Lord Palmerstom erhielt er schließlich Seitens des letzteren die Aufforderung innerhalb 36 Stunden England zu verlassen. Graf Mirasol, der vergebens seine Anerkennung von Palmerston erwartete, zog am Freitage ab mit Trauer im Herzen, daß er mit seiner delikaten Mission so gänzlich gescheitert.
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@facs0079
Dublin, 12 Juni.
Vereinigung giebt Kraft! Das fühlen und begreifen die Repealer täglich mehr. Daher die Anstrengungen aller aufrichtigen Repealer, welcher Schattirung sie auch bisher angehörten, ihre Zwistigkeiten fahren zu lassen und ihre Gesammtkraft auf Befreiung ihres Landes von der Herrschaft der englischen Geld- und Bodenaristokratie allein zu verwenden.
In der heutigen Sitzung der Repeal-Assoziation wurden die Statuten verlesen, nach welchen ein neuer mächtiger Repeal-Verein gegründet und somit die Trennung der Alt- und Jung-Irländer aufhören soll. Es sind 10 Paragraphen. Danach soll die neue Assoziation den Namen „die irische League“ erhalten und ihr Zweck: Erlangung legislativer Unabhängigkeit für Irland sein. Die Zahl der Mitglieder ist unbegränzt. Jeder im Jahre 1848 zu Alt- oder Jung-Irland Eingeschriebene und jeder Andere, der 1 Schilling oder mehr in die Kasse der „irischen League“ zahlt, hat das Recht, zum Mitglied der letzteren vorgeschlagen zu werden. Das Comite soll zum Theil aus den Comite-Mitgliedern Alt- und Jung-Irlands, zum Theil aus andern dazu passenden Personen gebildet werden. Unter diesem stehend verwaltet ein verantwortliches Finanzcomite die Gelder der League. Jeder Antrag etc. muß, ehe er an die League selbst gelangt, zuvor von dem Hauptcomite geprüft sein. Kein Mitglied hat für die von irgend einem andern Mitglied geäußerten Ansichten zu haften oder sich dadurch für gebunden zu erachten. Die Basis der irischen League soll auf völliger Unabhängigkeit von allen englischen Partheien beruhen. Wer als Comite-Mitglied von irgend einer Verwaltung, die sich nicht zur Durchsetzung der Repeal verpflichtet hat, ein besoldetes Amt für sich annimmt oder für Andere darum wirbt, muß sofort austreten. Gegenstände sektirerischen Inhalts sollen nicht zur Diskussion kommen, damit aber im Uebrigen der freien Erörterung jedes Uebelstandes keinerlei Fesseln angelegt werden.
Am bemerkenswerthesten bei der darauf folgenden Verhandlung war das vollständige Durchfallen J. O'Connell's, dessen Rede fast bei jedem fünften Wort mit fürchterlichem Lärm und Gezische unterbrochen wurde. Die Macht der O'Connell'schen Dynastie ist gebrochen und J. O'Connell nicht der Mann, der sie je wieder aufrichten könnte. Das wäre selbst seinem Vater, dem „Liberator“ nicht mehr gelungen. Denn das irische Volk hat nach grade das O'Connell'sche Gaukelspiel durchschaut.
Die oben angeführten Statuten sollen zur Prüfung durch's ganze Land versandt und über 14 Tage nach vorgängigem Bericht die definitiven Beschlüsse gefaßt werden.
Die Consols schlossen zu 835/8, ex div. Von den Bankdirektoren wurde der Diskontosatz auf 31/2 % erniedrigt.
Amerika.
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@facs0079
Den von der „Caledonia“ am 14. d. nach Liverpool überbrachten Nachrichten entlehnen wir in Bezug auf die Friedensunterhandlungen mit Mexiko noch Folgendes:
Die hinreichende Anzahl von Mitgliedern des Kongresses in Queretaro kam erst dann zu Stande, als einer der Hauptstaaten Mexicos, der Staat Jalisco, erklärt hatte: wenn der Kongreß nicht bald zusammentrete, so werde er (Jalisco) für seinen Theil den von der Regier. mit Nordamerika abgeschlossenen Friedens-Vertrag als ratifizirt betrachten und sich von dem übrigen Mexiko trennen. Das war die eigentliche Ursache weshalb endlich am 8. Mai der Kongreß in stimmfähiger Anzahl zu Queretaro zusammentrat. Inzwischen ziehen aber Paredes, Almonte und Jarauta durch die verschiedenen Theile Mexiko's und bieten Alles auf, um ein neues Pronunciamiento gegen die Regierung zu Stande zu bringen und den Krieg auf's Neue anzufachen. Gleichwohl herrscht in Mexiko selbst wie in den Hauptstädten der Union die Ansicht vor, daß nun doch der auch vom mexikanischen Präsidenten Pena y Pena aufrichtig und energisch bevorwortete Friedensvertrag zu einem baldigen Abschluß kommen werde.
Die Halbinsel Yucatan, in welcher der Vernichtungskampf zwischen Indianern und Weißen auf's Neue begonnen, hat sich den Verein. Staaten, England und Spanien angeboten als integrirender Theil eines der genannten Staaten. Der englische Gesandte in Mexiko hat jetzt dem Gouverneur von Yucatan sehr freundlich geantwortet, daß er den Antrag an seine Regierung geschickt und daß er nicht zweifele, dieselbe werde das Anerbieten, von der Halbinsel Yucatan Besitz zu nehmen, schnell in Erwägung ziehen und zugleich den bedrängten Yucatanern baldmögliche und wirksame Hülfe gewähren: Bruder Jonathan hat aber längst erklärt und die Erklärung neuerdings wiederholt, daß er dergleichen von europäischen Mächten beabsichtigte Souveränetät und Besitzergreifung niemals dulden werde.
Der Börsenbericht aus New-York vom 31. Mai sagt: „Unsere Banken sind in guter Lage, und wenngleich die Goldausfuhr nach Europa fortdauert, so erleidet doch der Vorrath keine Verminderung, denn zahlreiche kleine Bäche, die alle hier zusammenlaufen, ersetzen reichlich den Abgang. In dieser Hinsicht wirkt besonders der große Andrang von europäischen Auswanderern , Mehr als 10,000, meistens deutsche, Ansiedler langten allein am vorigen Sonnabend und Sonntag hier an. Sie waren Alle munter, dem Anschein nach wohlhabend. Sie bringen sämmtlich mehr oder weniger baares Geld mit sich.
Italien.
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@facs0079
[*] Neapel, 8, Juni.
Der König hat 4000 Mann nach Kalabrien abgesandt. Während der letzten Tage ließ er verschiedene große Kisten auf eine englische Fregatte bringen. Letztere hält sich beständig in der Nähe seines Palastes. „Ich werde von Neapel abreisen, aber erst will ich es so sehen!“ und bei diesen Worten streckte er seine Hand aus und blies über dieselbe hin!!
‒ Aus Malta wird gemeldet: „Unsere Insel ist ein wahrer Zufluchtort für Jesuiten und Jesuitenlinge geworden. In ihrem alten Kloster vereinigt hatten sie die Unverschämtheit, als die Nachricht von der Metzelei und Plünderung in Neapel anlangte, ein feierliches Te Deum zu veranstalten.
[0080]
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@facs0080
Rom, 2. Juni.
Morgen wird ein Corps von 400 Zampiten hier erwartet, welches man in der Umgegend von Frosinone gebildet hat, und das unverzüglich nach der Lombardei vorrücken soll. Sie hatten sich entschieden geweigert ohne einen im Felde erprobten Führer zu ziehen, und es hatte einige Zeit gedauert, bevor man einen ausfindig machen konnte der ihr Vertrauen hatte. Ist es den Italienern möglich, viel Truppen dieser Art den Oesterreichern gegenüberzustellen, so wird die Kriegsarbeit um ein nicht geringes erschwert werden.
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@facs0080
Rom, 3. Juni.
Heute legt der Cardinal Orioli die provisorische Führung des Präsidiums im Ministerium nieder, und Cardinal Soglia wird dasselbe nun definitiv übernehmen. Es scheint lange Zeit gedauert zu haben, bevor man einen Cardinal finden konnte, der zum Antritt eines in so schwierigen Zeiten doppelt schwierigen Postens geneigt gewesen wäre. Nicht bloß Ciacchi, sondern auch Amat hatte den ehrenvollen Antrag entschieden abgelehnt. Mons. Corboli-Bussi, einer der fähigern Prälaten, welcher während des Pontifikats von Pius IX. zu den wichtigsten Staatsgeschäften und zu verschiedenen Missionen verwendet worden war, hat sich seit seiner Rückkehr aus dem Lager Karl Alberts, wo ihn die Allocution überrascht haben soll, von allen diplomatischen Arbeiten zurückgezogen, und man geht so weit, zu behaupten, er habe sogar den Prälatenmantel abgelegt, und sei als ein einfacher Canonicus zurückgetreten.
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@facs0080
Rom, 5. Juni.
Mit den Republikanern glaubt man jetzt fertig zu sein, und schon freut man sich darüber, daß der Pabst dem Kriegsminister Fürsten Doria den Befehl zu Pater Gavazzi's Verhaftung gegeben hat. In Venedig hat er bekanntlich auch die Republik gepredigt.
‒ Die Rede des Kardinals Altieri bei Eröffnung der Kammer wurde sehr kühl aufgenommen. Man sprach (5.) davon, daß das Ministerium abdanken werde; Gioberti hatte (4.) zum drittenmal Audienz beim Pabst, und zwar eine von drei Viertelstunden.
‒ In Florenz hat man auf die Kunde des Gefechts bei Curtatone frische Truppen nach Oberitalien zu senden beschlossen, wie das offizielle Blatt verkündet, und da man auch in der Lombardei, wo man bis jetzt zum heiligen Kriege etwa 20,000 Mann und 50 Kanonen disponibel hat, von denen 9545 Mann und 40 Kanonen in Mailand selbst sind, mit Rüstungen fortfährt, während Pepe mit einigen Neapolitanern am 4. Juni in Ferrara ankam, wird der jüngste Verlust der Italiener auf dem Kampfplatz vielleicht bald ersetzt sein. Die Toskaner geben offiziell an, sie hätten bei Curtatone 100 Todte eingebüßt; sie haben jedenfalls einen größern Verlust erlitten als die Piemontesen, welche die Zahl der von ihnen bei Goito Gefallenen offiziell auf die Summe von 46 herabsinken lassen. Die toskanischen Truppen sind von Karl Albert gleich nach dem Gefecht am Curtatone ins Hintertreffen seiner Armee verwiesen worden. Durch den Ausfall aus Treviso am 3. Juni hatten die Italiener den Sile entlang marschirend einen Trupp Kroaten aus der Stellung von Porte grandi verdrängt; ein Versuch, den ein Theil der italienischen Flotte am 2. Juni gegen das nördlich von Venedig in der Mündung der Livenza gelegene, von den Oesterreichern besetzte Caorle machte, lief für die Angegriffenen glücklich ab; die Italiener zogen sich bald zurück.
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@facs0080
Neapel, 4. Juni.
Aus den Provinzen sind einige Deputationen mit verschiedenen Forderungen angelangt. Man wolle keine Republik, aber die Constitution vom 29. Januar mit den Aenderungen vom 3. April, Wiederherstellung der Deputirtenkammer mit den vor dem 15. Mai erwählten Personen; Abschaffung der Pairs; Anerkennung daß die Deputirtenkammer eine constituirende sey', Verweisung der Schweizer aus dem Königreich; Wiederherstellung der Nationalgarde auf den Fuß vor dem 15. Mai; Uebergabe der Festungen an sie. Der König hält zwei Dampfer zur Flucht bereit, und würde sich vielleicht freuen wenn er Sicherheit hätte daß es ihm nicht schlimmer ergehe als dem Sohn des Herzogs von Parma. Dieser, der seiner Zeit in Mailand festgesetzt wurde, ist Ende Mai's freigelassen (er konnte jetzt für Karl Alberts Plane auf Parma nicht mehr gefährlich werden), und bereits am 28. Mai von Genua nach Malta abgereist. Am 30. Mai langte er in Civitaocccchia an, von wo am folgen Tage ein anderer Flüchtling ‒ General Statella ‒ auf dem Dampfer Ville de Marseille nach Neapel abging.
Handels-Nachrichten.
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@facs0080
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@facs0080
Civilstand der Stadt Köln.
Geburten.
14. Juni. Friedr. S. v. Joh. Wohlleben, Kleidermacher, Ehrenstraße. ‒ Lamb. W. Gregor Boetz, Schneider, Blaubach. ‒ Christian, S. v. Dormagen, Gärtner, Friesenstraße. ‒ Margaretha T. v. Ludwig Klüster, Schuster, unter Krahnenbäumen. ‒ Elise T. v. Bernard Schweigle, Taglöhner, Gereonswall. ‒ Joh. Kathar. T. v. Jakob Nolden, Mechaniker, Severinstraße. ‒ Maria Carol. Aug. T. v. Wilh. Thewald, Kaufmann, Elisenstraße.
Sterbefälle.
14. Juni. Cath. Oelderich 7 Jahre alt, Kämmergasse. ‒ Christ. Steinhausen, Taglöhner, 51 Jahre alt, klein. Griechenmarkt. ‒ Agatha Pohl, geb Schulz, 83 Jahre alt, Rächelsgasse. ‒ Elis. Wirges, 1 Jahr 5 Mon. alt, Kranenbäumerhof. ‒ Helena Frohwein, Wittme Schmitz, 78 Jahre alt, Minoritenspital.
Heirathen.
14. Juni. Mathias Pfeil, ohne Gewerbe, von Quadrath und Anna Elis. Wilhelmina Hucklenbroich von Neuß. ‒ Carl Eduard Albert Ernst, Drechsler, von Berlin und Maria Theresia Schmid von hier. ‒ Math. Koblenz, Taglöhner und Helena Wolf, beide von hier. ‒ Christ. Budde, Feilenhauer, von Derschlag und Maria Anna Kopp von Lommersum. ‒ Franz Zündorf, Taglöhner und Eva Baum, beide von hier. ‒ Heinrich Eisermann, Dachdecker von hier und Gertrud Wittwe von Rheidt. ‒ Joh. Weingartz, Schreiner, Wittwer von Deutz und Cath. Erkens von Gürzenich. ‒ Pet. Reifferscheidt, Packmeister an der Eisenbahn, von Sechtem und Elisab. Hubertine Deimann von hier. ‒ Theodor Hub. Gelsdorf, Stellmacher, von hier und Marg. Glasmacher von Niederembt. ‒ Joh. Heinrich Kortmann, Glaser und Anstreicher, von Freckenhorst und Antonetta Wilh. Bußmann von Münster.
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Brodpreis der Stadt Köln.
vom 18. bis zum 25. Juni.
Ein Schwarzbrod, wiegend 8 Pfund soll
kosten 4 Sgr. 8 Pf.
Köln, den 18. Juni 1848.
Königliche Polizei-Direktion.
Müller.
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Schiffahrts-Anzeige.
Köln, 17. Juni 1848.
Angekommen: A. Mayer von Duisburg.
Abgefahren: M. Oberdahn nach Mannheim.
In Ladung: Nach Ruhrort b. Emmerich H. Lübbers; Nach Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr Joh. Budberg, B. Schilowski; nach Koblenz und der Mosel und Saar Jak. Tillmann; nach der Mosel, nach Trier und der Saar N. Pisbach; nach Bingen J. B. Mundschenk; nach Mainz Anton Bender; nach dem Niedermain Fr. Schulz; nach dem Mittel- und Obermain B. Krans; nach Heilbronn H. Bechert; nach Kannstadt und Stuttgart Peter Kühnle; nach Worms und Mannheim J. B Mundschenk I.
Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Peer, Köln Nr. 10.
Ferner: Nach Amsterdam Kapt. Coesen Köln Nr. 2.
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Wasserstand.
Köln, am 17. Juni. Rheinhöhe 8′ 5″.
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Bekanntmachung.
Bei dem Ablaufe des 2. Quartals werden die betreffenden Zeitungs-Interessenten darauf aufmerksam gemacht, daß die Bestellungen auf auswärtige Zeitschriften pro 3. Quartal resp. 2. Semester c. bis zum 22. d. M. bei der hiesigen Ober-Postamts-Zeitungsexpedition gemacht sein müssen, wenn eine rechtzeitige und vollständige Lieferung der Zeitungen erfolgen soll, und daß nur solche Bestellungen berücksichtigt werden können, für welche die Vorausbezahlung des Betrages stattgefunden hat.
Köln, den 14. Juni 1845.
Ober-Postamt.
Rehfeldt.
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Bekanntmachung.
Dienstag den 27. Juni 1848, Vormittags 10 Uhr, sollen auf dem Flur der Brief- und Paket-Annahme circa 500 Pfund Makulatur-Papier und ein altes unbrauchbar gewordenes Felleisen öffentlich an den Meistbietenden verkauft werden.
Köln, den 17. Juni 1848.
Ober-Postamt
Rehfeldt.
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Es wünscht Jemand sich mit Abschreiben zu beschäftigen. Weingartengasse Nr. 6.
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Nur noch bis
Montag den 19. Juni d. J.
findet der wirkliche Ausverkauf von Leipziger Meßwaaren statt. Nur Geld-Einnahme zu machen, wird wie folgt verkauft:
Regenschirme in Seide und Zeugen u. sehr dauerhaften Gestellen à Stück von 25 Sgr. an bis 11/2, 2, 31/2 und 4 Thlr.
Sonnenschirme, deren Glanz jeder Erwartung entsprechen dürfte, außerordentlich preiswürdig, à St. von 25 Sgr., 12/3, 15/6, 21/2 bis 31/2 u. 4 Thlr.
Cravatten mit und ohne Brustbed., in dauerhaftem Atlaß, Lasting u. s. w., per Stück 5, 10, 15, 20, 25 Sgr. bis 15/6 Thlr.
Herren-Halstücher, schwerste Seide, in Atlaß, Taffet, Gros des Naples, coul u. schwarze u. s. w. à St. 25 Sgr., 11/6 ‒ 11/2 ‒ 15/6 bis 3 Thlr.
Taschentücher, echt ostindische und schweizer, per St. 71/2 ‒ 10 Sgr., seidene à 25 Sgr. bis 15/6 Thlr.
Gummi-Hosenträger in 40 Sorten, sehr dauerhaft, mit und ohne Darmseiten, in Hanf und Zwirn, Gummi-Gurten, per Stück 5, 71/2, 10, 15, 20, 25 Sgr. bis 1 Thlr.
Slipse in Atlas, Halbseide und anderen Stoffen, mit Patent-Einlagen, sehr elegant gearbeitet, à 20, 25 Sgr, 11/6 bis 2 Thlr.
Sommer-Westenstoffe in feinstem Pique, bedeutender Auswahl und den geschmackvollsten Mustern, à 15, 25 Sgr. bis 11/6 und 11/2 Thlr. Eine Partie zurückgesetzte à 10 Sgr.
Herren-Shawls in feinstem Atlas, sämmtlich in den neuesten Prachtmustern und schwersten Seidenstoffen à 11/6 ‒ 11/2 ‒ 13/4 bis 2 und 21/2 Thlr.
Sommer-Halstücher in allen nur denkbaren Mustern, sämmtlich echtfarbig, 71/2, 10 ‒ 121/2 ‒ 15 bis 20 Sgr.
Reisesäcke mit starken Bügeln und dauerhafter Arbeit, in allen Sorten Teppichen und Plüschteppichen angefert., in allen Größen und mit Leder besetzt 11/6, 11/4, 13/4 bis 3 und 5 Thlr.
Stahlfedeern, echt engl. In 95 Sorten à Gros (144 Stück) von 5, 10, 15, 221/2 , 25 Sgr. b. 1 Thlr.
In einer Eckbude Nr. 58 auf dem Altenmarkte, am Ende der 2. Reihe, gegenüber dem Kaufmann Herrn Sieger.
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„Neue Rheinische Zeitung.“
General-Versammlung der Herren Aktionäre zur Berathung und Feststellung des Statuts und Abschluß des Gesellschafts-Vertrages auf:
Sonntag, den 18. Juni d. J., Morgens 10 Uhr,
bei Drimborn, Glockengasse Nro. 13 und 15.
Auswärtige können sich durch Bevollmächtigte vertreten lassen. Die Interims-Quittungen dienen als Eintrittskarten.
Köln, den 2. Juni 1848.
Das provisorische Comité.
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Bei Schlechter in Köln am Vater Rhein,
Im ausgebauten Hochstraße Eckhäuslein,
Am Wege zum Emir Abd-el-Kader,
Am Ausgang der Mündung des deutschen Geschwader,
Ist käuflich zu haben und zu erhalten
Für junge Damen und Herren auch für die Alten:
Patentpfeifen à Stück 10 Silbergröschlein,
Spazierstöcke mit Horngriffe und Elfenbein,
Sehr schöne National-Schnupftabakdosen
Für Deutsche und auch für Franzosen;
Ferner Türkenpfeifen mit langen Röhren
Und Dudelsäcke, die dazu brauchbar gehören,
So auch echtes ungarisches, schön gebohrtes Weichselholz
Auf dessen Wohlgeruch thut der Raucher stolz,
Auch Kokarden und National-Pfeifenköpfen
Und Dintenfässer in Form wie Blumentöpfen,
So noch viele verschiedene Waaren mancher Art
Empfehlen wir Damen und Herren mit und ohne Bart.
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Die Rede vom Bürger Schlechter
am 16. Juni im Bürgerverein lautet:
Es war mir immer auffallend, zu hören, die Berliner Barrikaden hätten alles bewirkt, und somit hätte der König sich blos als König von Berlin erklärt ‒ nein, ich muß demselben widersprechen, wenn der König nicht von allen Seiten her den Mißmuth im Staate erblickt hätte, so würde Berlin wohl ganz zerstört, auch wieder aufgebaut worden sein, ohne das König und Volk dadurch in Verlegenheit gerathen wären. Allein nur Berlin konnte hoffen, durch Gewalt die Wünsche und Bedürfnisse zu erringen, weil die gesetzgebende Macht da zu Hause war, eine andere Stadt würde blos Rebellion machen, welche nur allein zum Schaden der Bewohner ausfiel, indem ja darin keine Gewalt zur Bewilligung von Verlangen aufzusuchen ist. Leider hat Berlin sich dadurch seinen Ruin bereitet, indem mir von Berlinern versichert wurde, daß die Mehrzahl der reichen Leute Berlin verlassen hätten, und sich dieselben also dadurch den Verdienst entzogen haben.
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Ein evangelischer Kandidat sucht eine Stelle als Hauslehrer. Derselke erbietet sich auch gegen freie Wohnung einzelne Privatstunden in den atlen Sprachen oder im Französischen zu ertheilen. Bescheid in der Schildergasse Nro. 78 im Unterhaus.
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Das Haus Malzbüchel Nr. 7 ist zu verkaufen oder zu vermiethen, oder auch nur das Unterhaus zu vermiethen.
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Gänzlicher Ausverkauf v. Manufactur- und Modewaaren im Hause Obenmarspforten Nr. 5.
Da ich beschlossen habe, mein Manufactur- und Modewaaren-Geschäft nach Verlauf von 14 Tagen gänzlich aufzuräumen, so werde ich den Preis sämmtlicher Artikel so reduciren, daß gewiß Niemand meinen Laden ohne zu kaufen verlassen wird.
6/4 breiten Cattun, Möbelcattune, Mousseline de laine, Jaconett, Toal de Noiro, Polcao, Neapolitains, Thibet, Merinos, Orleans, Shawls, Umschlagetücher, schwarze seidene Halstücher und Slips, Westen und Hosenzeuge, Tisch- u. Bettdecken etc. etc. und bittet um zahlreichen Besuch.
M. M. Lowitsch.
Das Haus Obenmarspfarten Nr. 5. steht zu vermiethen.
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Mailust in Deutz.
Dem vielfach ausgesprochenen Wunsche meiner verehrten Gästen bei Eröffnung meiner Wirthschaft nachkommend, habe ich mich entschlossen, neben meiner Wein- und Kaffee-Wirthschaft nebst Restauration, welche dadurch keine Störung erleiden kann, da meine Anlage hinlängliche Geräumigkeit für's Ganze darbietet, auch eine
Baierische Bierwirthschaft
zu errichten, welche ich heute Sonntag den 18. Juni eröffnen werde, wozu höflichst einladet
Joseph Kost.
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Frucht- und Gerißscheffel in großer Auswahl und sehr billigen Preisen, Bollwerk Nro. 21 bei J. B. Zündorff.
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Neue Musikalien.
Bei F. Kistner in Leipzig ist erschienen und bei M. Schsoss, Sternengasse Nro. 27 zu haben:
David, F, op. 19. Introd. U. Variat. Üb. Ein Original-Thema für Violine. Mit Orchester 2 Thlr. 10 Sgr. Dieselben mit Pianoforte 1 Thlr. 10 Sgr.
Hagen, T., Zwei Lieder für eine Stimme mit Pfte. Nro. 1. Mädchen, sprich willst du mich lieben. ‒ Nro. 2. Der junge Knab' 71/2 Sgr.
Kücken, F., op. 46. Kriegerchor. Vor der Schlacht. Auf greift zum Schwert. Partitur und Stimmen 15 Sgr.
Kücken, F., Der Prätendent. Romantisch-komische Oper in 3 Akten. Klavier-Auszug 12 Thlr.
Kücken, F., Hieraus Ouverture und Gesangstücke einzeln zu 1 Thlr., 171/2, 121/2, 71/2, 5 Sgr.
Liszt, F., Lied. O lieb so lang du lieben kannst. Für eine Stimme mit Pfte 10 Sgr.
Löschhorn, A., op. 18. Six Bagatelles p. Piano 1 Thlr.
Mayer, Ch., op. 102. Allegro di Bravura p. Piano 1 Thlr.
Mayer, Ch., op. 103. Rhapsodie Nro. 1 p. Piano 10 Sgr.
Mayer, Ch., op. 104. Rhapsodie Nro. 2 p. Piano 10 Sgr.
Nowakowski, J., op. 26. 4 Mazurkas p. Piano 15 Sgr.
Rietz, J., Zwei Lieder für 4 Männerstimmen. Partitur u. Stimmen 10 Sgr.
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Bei Gelegenheit der St. Apostel-Kirmes,
Sonntag, Montag und Dienstag,
von Nachmittags 3 Uhr,
große Harmonie
von dem Musikchor des Königl. Preußischen
8. Husaren-Regiments
in dem am städtischen Garten gelegenen elegant dekorirten
Kölner Zelte.
Franz Stollwerck.
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Die Bürgerwehrmänner
der
16. Bürger-Compagnie
werden eingeladen, am Sonntag den 18. d. M., Morgens 6 Uhr, im Standquartiere mit den Waffen zu erscheinen, indem 71/2 Uhr Banner-Inspektion ist. Vorher soll noch exerzirt werden.
Der Hauptmann.
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Geht denn der M. J. St. Cast in Königswinter noch immer bei Steffens oder in das Bemer Loch.
Ein guter Freund.
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Banner und Compagnie-Fahnen
mit dem Reichsadler und Stadt-Wappen, Benennung der Compagnie oder jeder sonstigen Inschrift, in Wolle und Seide, sind zu haben bei
Gebr. Seligmann.
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Messingene, bleierne und eiserne
Saug- und Druckpumpen werden auf jede Brunnentiefe unter Garantie angefertigt, auch findet man in meinem Lager eine große Auswahl derselben vorräthig bei Aug. Hönig,
Altenmarkt Nro. 56 in Köln.
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Ein Omnibus und andere Wagen für Landpartien zu vermiethen, kleine Sandkaul Nr. 2 bei L. J. Küpper.
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Theater.
Sonntag den 18. Juni,
Die Stumme von Portici,
große heroische Oper in 5 Akten nach Scribe u. Delavingne, Musik von Auber.
  • Masaniello ‒ Hr. Eitel,
  • Fenella ‒ Fräul. Seebach,
  • Alphons ‒ Hr. Grevenberg,
  • Elvira ‒ Fräul. Weixelbaum,
  • Pietro ‒ Hr. Beck,
  • als Gäste.
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Der Gerant, Korff.
Druck von W. Clouth, St. Agatha Nro. 12.