Französische Republik.
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[12] Paris, 13. Juni.
Wie man Paris vor lauter Häusern nicht sieht, so hätte ich beinahe vor lauter
Journalen ein Journal übersehn, das man unmöglich überhören kann; wegen der
zahllosen Schreier, die es verkaufen. Wer kennt nicht aus der ersten
französischen Revolution den grauen, grimmigen, mit Blitz und Donnerwetter
um sich schleudernden: pére Duchêne? Der Vater Duchêne ist wieder
auferstanden und wird von den Arbeitern am meisten gekauft. Le pére Duchêne
est b‒en colère! rauscht es von allen Seiten und mehr bedarf es nicht, um
die Käufer zu locken. Dieses Journal wird noch besonders gesucht von den
Bauern der Umgegend, und den Bauern, die morgens in aller Frühe auf den
großen Markt, nach der sogenannten Pariser Halle kommen, und es bei ihrer
Rückkehr mitnehmen als Curiosum. Die Sprache des Blattes ist ungemein derb,
roh, es wüthet gegen die Republikaner des National, und man sieht es ihm
ordentlich an, daß seine Wuth ebenso sehr gegen die Verhältnisse gerichtet
ist, als gegen seine eigene Ohnmacht, diese Verhältnisse klar darzuthun.
Ueberhaupt ist es charakteristisch, daß die Verhältnisse weit über die
Sprache hinaus sind, und daß die alten republikanischen Stichwörter auf die
jetzigen Zustände gar nicht mehr passen.
„Robespierre“, das Schreckbild der guten, unschuldigen Bürger, prangt jetzt
in großen Lettern als Titel eines neuen Journals. „Robespierre“ nennt sich
ein Journal der sozialen Reform, und hinter der liberté, égalité und
fraternité stehn noch die solidarité und unité, die Solidarität und die
Einheit. Wenn man einerseits lächeln muß über die unschuldigen Versuche, die
„wahre“ Republik durch Definitionen in den Stand zu bringen, so muß doch
andernseits anerkannt werden, daß in allen diesen Versuchen, in allen diesen
Titeln, sich die demokratische Kühnheit ausspricht, der
reaktionär-republikanischen Partei auf alle mögliche Weise entgegenzutreten.
Sogar den Schreiern sieht man es an, daß sie ebenfalls belebt sind von
dieser demokratischen Kühnheit, und bei dem Namen Robespierre bebt ihre
Stimme vor republikanischem Trotze, zumal wenn sie für ihr Journal einen Sou
verlangen von einem Spekulanten, der eben für Tausende an der Börse
umgesetzt hat. Die Verkäufer dieser republikanischen Journale unterscheiden
sich wesentlich von den unzähligen Verkäufern der Presse. Die Seele
Girardin's scheint in letztere hineingefahren zu sein und die Leute machen
ebenso gute Geschäfte, wie Girardin. Sie ahmen sogar seine Sprache nach, und
preisen ihre Waare aphoristisch an.
Ho, ho, was höre ich da? Schweigt ihr republikanischen Journale, wie ihr auch
heißen mögt, schweigt ihr Schreier der „Revolution“, „à la lanterne,“
schweige „gamin de Paris,“ verstumme du „tocsin du travailleur“! ‒ Hut ab,
es nahen „kaiserliche“ Schreier, „La Rèpublique de Napoléon“ und „le
Napoléonien“ sind Journale für bonapartistische Herzen und Gefühle, und bei
dem bloßen Namen sieht man mehr als eines Invaliden Auge in Thränen
schwimmend.
Und alle diese napoleonische Bewegung dreht sich um Ludwig Napoleon, der eben
als Repräsentant Frankreichs gewählt und von der Kammer als solcher
angenommen worden ist.
Ludwig Napoleon, der vor 8 Jahren, mit allem nöthigen Geräthe versehen, nach
Frankreich herübergekommen war, um das Kaiserthum stiefel- und spornfertig
einzuführen, mit fertigem napoleonischen Anzuge, mit fertigem Hute und sogar
einem fertigen, lebendigen Adler! Dieser ganze Anzug wurde ihm unmittelbar
nach seiner Landung in Boulogne ausgezogen, und Napoleon der Zweite mußte
sich selbst eingestehen, daß er als zweiter Napoleon zu früh erschienen sei.
Nach mehrjähriger Gefangenschaft in Ham, durfte er endlich wieder nach
London zurückkehren, wo er sich in der letzten Zeit als tapfrer Constabler
auszeichnete, und als Held unter die Chartisten mit dem Stocke drein hieb.
Und dieser Constabler-Napoleon mit dem Stocke in der Hand und einem Adler
auf dem Kopfe wird als Volksrepräsentant vom Barrikadenvolke in Paris
gewählt. Hieraus sieht man, wie groß der Haß des Volkes gegen diese
Bourgeoisie-Repräsentanten ist, daß es jeden Anlaß wahrnimmt, um gegen sie
anzurücken. So wie neulich Polen, so ist es jetzt Napoleon; aber an
Prätendenten zu denken, königlichen oder kaiserlichen Schlages, recht- oder
unrechtmäßigen Ursprungs, das fällt dem Volk nicht ein.
Die eigentlichen Proletarier sind allen Journalen über den Kopf gewachsen;
sie suchen nicht nach vergangenen Idealen, noch haschen sie nach
Definitionen der Republik und des Republikaners. Sie wollen die engen
Schranken der bürgerlichen Produktion brechen; sie wollen ankämpfen gegen
alle die „scharfen Geister“, welche den Credit, das Zutrauen und den Handel
auf seine alten Grundlagen, und sie, die Arbeiter, in das alte Elend
zurückführen möchten. Dieser revolutionäre Drang spricht sich bei der
geringsten Veranlassung aus: „A bas les assassins de Rouen“, „vive la
Pologne“, „vive Napoléon“, selbst „vive l'empereur“ ‒ Alles dieses sind
Aeußerungen, um ihren tiefen Unwillen, ihr tiefes Elend den Repräsentanten
fühlbar, hörbar, greifbar zu machen. Auf ihre proletarische Großmuth vom 24.
Februar hat man am folgenden Tage mit kleinbürgerlicher Kleinherzigkeit
geantwortet und sofort zogen dichte proletarische Massen mit mobilen
Gardisten durch die Straßen Paris, und protestirten laut gegen dies grausame
Verfahren der Rouener Nationalgarden. Und ihr Nationalgarden, die ihr auf
das Volk geschossen, ihr wollt uns Thiers zum Repräsentanten geben, Thiers,
der auf uns in der rue Transnonain geschossen hat? Nun gut, so wollen wir
Euch Napoleon geben, grade weil ihr nicht wollt. Ja, Napoleon, nicht der
wahre, der alte, der kleine Corporal; nein, Ludwig Napoleon, der Napoleon
mit dem Constabler-Stocke und dem lebendigen Adler, der allein ist würdig,
als Repräsentant unter uns zu sitzen.
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‒ Nationalversammlung vom 12. Juni. ‒ Alle Zugänge
des Palastes sind von Neugierigen überströmt und besonders von
Blousenmännern, die sich nicht scheuen einer Hitze von 30 Graden zu
trotzen.
Auf dem Peristyl und in die Gärten der Präsidentschaft sieht man
Linienbataillone aufgepflanzt.
Die Sitzung wird um ein Uhr eröffnet. Die Tribünen sind überfüllt mit
Publikum. Die Kammer ist sehr erregt.
Senart (Präsident): Bürger Napoleon Bonaparte (Sohn
Jeromes) hat das Wort. (Lebhafte Bewegung von Neugierde.)
Bürger Napoleon Bonaparte: Ich war nicht zugegen in
der Sitzung von Samstag, als der Kriegsminister energische Worte aussprach,
denen ich vollkommen beipflichte; aber in dieser Sitzung wurde ein Name
ausgesprochen, ein Name, den ich trage. Ich schulde der Kammer einige
Auseinandersetzungen: ich bin nicht verantwortlich für alle Verläumdungen,
die gegen den Namen gerichtet worden sind, den zu tragen ich die Ehre habe.
Ich brauche nicht von mir zu sprechen: ich glaube nicht, daß von mir die
Rede war; übrigens kennen mehrere Mitglieder der Versammlung meine
Prinzipien; sie wissen, wie aufrichtig ich der Republik ergeben bin.
Was den Prinzen Louis Bonaparte betrifft, so ist er mein Verwandter und mein
Freund, aber ich habe mich nicht über seine politische Vergangenheit
auszusprechen. Ich billige sie sicher nicht; aber, alles in allem, er hat
nie etwas gegen die Republik unternommen. Im Gegentheil, den 24. Febr. kam
er freiwillig nach Paris, er verlangte die Mitglieder der provisorischen
Regierung zu sprechen, er stellte sich zu ihrer Verfügung und verpflichtete
sich von vorherein, sich jedem ihrer Beschlüsse zu unterwerfen. Er blieb nur
24 Stunden zu Paris und ist seit der Zeit seiner Kandidatur völlig fremd
geblieben. Man hatte ihm vorgeschlagen, sich als Kandidat zu melden; er hat
dies positiv verweigert. Niemand war mehr erstaunt als er, als ich über
seine Wahl in Paris.
Was mich angeht, ich habe den Verläumdungen nicht antworten wollen, die auf
unsere Rechnung verbreitet werden. Ich gestehe es, der Name Bonaparte ist
ein Hebel, aber ist ein Bürger verantwortlich für den Mißbrauch, der mit
seinem Namen getrieben werden kann? In diesem Falle wären die berühmtesten
Namen der exekutiven Kommission kompromittirt, denn die Urheber des
verwerflichen Attentats vom 15. Mai hatten sie auf ihre Fahne
geschrieben.
Ich kann nur die verläumderischen Gerüchte, die verbreitet worden sind, Lügen
strafen; aber ich wünschte, daß ein Mitglied der Regierung auf diese Tribüne
den Prinzen Louis anklagen käme, wenn sie ihn schuldig glaubt oder die
Thatsachen, wenn sie verläumderische Erfindungen sind, Lügen strafte.
Bürger Flocon: Ich verlange das Wort.
Bürger Napoleon Bonaparte erzählt weiter in
verwirrter Weise, daß er zuerst den Präsidenten der Versammlung besucht hat,
der nicht zu Hause war, dann den Minister des Innern, der ihn sehr höflich
empfangen und endlich den Polizeipräfekten, dem er einen Brief des Ministers
des Innern zugestellt. Der Polizeipräfekt habe ihm gesagt, er wisse sehr
wohl, daß er und sein Vetter den Umtrieben fremd seien, daß übrigens die
Intriguen, die sich des Namens des Prinzen Louis bedienten, nicht sehr
gefährlich seien.
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Unter den gegen den Namen Bonaparte verbreiteten Verläumdungen, fährt er
fort, gibt es ein so gehässiges Gerücht, daß ich es nicht mit Stillschweigen
übergehen kann. Man hat gesagt, die auswärtigen Mächte verbreiteten Geld in
Frankreich, um die Agitation zu unterhalten, deren Zeugen Sie seit einigen
Tagen sind. Meine Familie hat sehr grausame Schicksalswechsel erlebt; wir
haben 1815 große Schläge des Unglücks erlebt, aber bis jetzt hatte man dem
Namen Bonaparte die Erniedrigung erspart, ihn zum Mitschuldigen der Umtriebe
des Auslandes zu machen.
Bonaparte, nachdem er einige Details seiner Erklärung wiederholt hat, nicht
ohne einige Schwierigkeit des Ausdrucks, steigt von der Tribüne herab. (Die
Kammer scheint wenig bewegt.)
Bürger Flocon: die Erklärungen, die der Bürger
Bonaparte so-eben gegeben hat, wären zweifelsohne passender in dem Munde
eines andern Redners gewesen.
Napoleon Bonaparte: Ich bin sehr jung, ich nehme die
Lektion an, die mir Herr Flocon giebt, obgleich ich sie nicht verdient zu
haben glaube. (Bewegung.)
Flocon: Ich habe nicht die Absicht irgend Jemanden
eine Lektion zu geben. Aber die Versammlung begreift, daß die exekutive
Kommission in Gegenwart der öffentlichen Gährung sich nicht passiv verhalten
hat. Sie hat die Absicht, ihr Maßregeln vorzuschlagen, die sie für dringend
zum Schutz der Unabhängigkeit der Republik hält. Da aber die Tagordnung
schon festgesetzt ist, wünschten wir sie in Erwägung ihrer Wichtigkeit nicht
zu verändern, es sei denn, daß die Versammlung anders urtheilt. (Nein, Nein!
die Tagesordnung!)
Auf der Tagesordnung befindet sich die Diskussion des Gesetzvorschlags, der
der Kommission der exekutiven Gewalt einen monatlichen Kredit von 100,000
Fr. eröffnet.
Duclerc, Finanzminister: Die Regierung wird sich über
die politische Lage erklären. Erlauben Sie mir, Ihnen zunächst über die
finanzielle Lage zu berichten. Wenn ich so lange Stillschweigen beobachtet
habe, als das Interesse des Landes es mir zu gebieten schien, so bin ich
heute glücklich, mich frei aussprechen zu können. Ich erkläre es, die
Regierung hatte nicht zu viel auf den Patriotismus des Landes gerechnet. Die
Steuer von 45 geht regelmäßig ein etc. Die indirekten Steuern haben
abgenommen. Sie begreifen, aus welchen Gründen. Ein Gesetzvorschlag über die
Ankäufe der Eisenbahnen ist ihnen vorgelegt worden. Die Compagnien, ich kann
es durch Thatsachen beweisen, sind unvermögend, sie fortzusetzen. Wenn Sie
diesen Vorschlag annehmen, wird sich das Ministerium der öffentlichen
Arbeiten angelegen sein lassen, die Eisenbahnen unmittelbar zu verwerthen,
die das frühere Gouvernement unverwerthet gelassen hat. Es sind diese die
Eisenbahnen von Tours nach Angers, von Paris nach Chartres, von Lille nach
Calais, von Paris nach Tonnerre. Die Compagnien, die sie zugeschlagen
erhalten haben, können sie nicht vollenden. Um dieß zu thun, dazu sind
Kapitalien nöthig und wir sind mit der Bank von Frankreich über eine große
Creditoperation übereingekommen. Die Bank schießt uns 150 Millionen vor,
wovon die eine Hälfte 1848, die andere 1849 zahlbar ist, als Garantie, wofür
wir der Bank einen gewissen Theil der Staatsschuldschein-Coupons, die der
Arondissementskasse angehören, überweisen werden.
Die Departements lassen jedes Jahr durch Vermittlung der Wechselagenten und
Generaleinnehmer, eine gewisse Summe von Renten kaufen, die sich im
Durchschnitt auf 55 Millionen erhebt. Wir können berechnen, daß von hier bis
zum 1. Juli, die Departements mindestens 15 Millionen Renten in Paris kaufen
lassen. Wenn aber die Ordnung in dem Verkehr wieder hergestellt ist, so
werden die Departemente auf diesem Weg wenigstens eine Summe von 100
Millionen nach Paris geschickt haben vor dem 31. Dezember. Wir schlagen
Ihnen daher vor, für diese voraussichtliche Nachfrage einen Emission von
andern Staatsschuldscheinen zu dekretiren.
Diese Quellen sind nicht die einzigen, die Ihnen zur Verfügung stehen.
Sorgfältige Studien beweisen uns, daß außerordentliche Holzfälle in den
Staatswaldungen uns eine Einnahme von 8 Millionen für 1848 hervorbringen
werden und von 10 Millionen für das Jahr 1849. Ein Dekret der provisorischen
Regierung hat 100 Millionen zur Verfügung des Finanzministers gestellt, zu
entnehmen auf den Verkauf von Staatsdomänen und 100 andere Millionen auf die
Veräußerung eines großen Theils dieser Waldungen.
Wir haben bisher diese kostbare Einnahmequelle unversehrt gelassen.
Der Minister zählt dann noch eine Reihe außerordentlicher Hülfsquellen auf,
z. B. Eintreiben der Rückstände u. s. w. und erreicht eine Totalsumme von
556 Millionen und, mit Hinzufügung der Rücknahmen, die auf die Güter des
Exkönigs zu machen sind wegen ungesetzlicher Holzfällungen in den
Staatswäldern, eine Summe von 581 Millionen.
Um dem Cours der öffentlichen Fonds mehr Regelmäßigkeit zu geben, wird die
Regierung Allen die Rente zugänglicher machen, indem sie das Minimum der
Inskriptionen von 10 auf 5 Fr. reducirt.
Wir belegen das Budget von 1849 mit 250 Millionen für öffentliche Arbeiten
und das Budget v. 1848 mit 150 Millionen. Wenn wir den Credit wieder
hergestellt haben, werdet Ihr ihm die Bedingungen diktiren und es wird Euch
dann leicht sein, Anleihen zu einer anständigen Taxe, al pari zu negociiren.
Ihr werdet die unheilvolle Drohung der Schöpfung eines Papiergeldes von euch
entfernt haben.
Wir schlagen Euch vor, zu beschließen: Die vor dem 24. Februar geschaffenen
oder seitdem erneuerten Schatzbons werden durch's Loos von Monat zu Monat
zurückbezahlt, zu einem Belauf von 1,500 à 6 Kr. Die Zinsen werden zu 6 %
gezahlt werden bis zur Zurückzahlung der Kapitale. Die Rückzahlung der
Schatzbons geschieht in Rententiteln al pari.
Was die Sparkassen angeht, so wird die Regierung der Republik keinen
Augenblick verlieren, um sie zurückzuzahlen und sie wird in dem möglichst
kürzesten Zeitraum theilweise Rückzahlungen veranstalten. Ich schlage Ihnen
dieß vor, gleichfalls die Zinsen der Einlagen auf 6 % festzusetzen.
Die Versammlung verordnet die Verweisung des Berichts des Finanzministers an
das Finanzcomité.
An der Tagesordnung ist die Diskussion des Dekrets, bezüglich der Eröffnung
eines monatlichen Credits von 100,000 Fr. für die exekutive Kommission.
Pascal Duprat, als Berichterstatter dieser
Kommission, verliest einen Bericht, worin er Rechnung ablegt über die
Bestandtheile, worin sich die Verausgabung dieser Summe vertheilt.
Polizeikosten gehn für einen großen Theil darin ein. Er schlägt die Annahme
folgenden Dekrets vor:
Art. 1. Der exekutiven Kommission ist ein monatlicher
Kredit v. 25,000 Fr. für die Ausgabe ihres Sekretariats eröffnet.
Art. 2. Der exekutive Kommission ist ein anderer
monatlicher Kredit von 75,000 Fr. für Ausgaben im Dienst der öffentlichen
Sicherheit eröffnet. Einer Spezialkommission wird Rechenschaft über die
Anwendung dieses Kredits abgelegt werden.
Paul Sevestre: Eine Regierungs-Ordnung wollten wir
begründen, nicht die Anarchie zur Macht erheben. (Murren.) Die Versammlungen
in den Straßen sind die Arme der Conspiration, ihr Kopf ist in den Klubs.
Ich sage, daß wir unsere Zeit verlieren. (Allgemeine Munterkeit.) Ich greife
das Recht der Vereinigung nicht an; aber ich läugne, daß die Klubs sich über
ganz Frankreich als zweite Regierung organisiren dürfen, stets bereit, über
die öffentliche Gewalt herzufallen. Erhaltung der Klubs ist die Gleichheit
des Elends für alle Bürger. Die Ordnung, der Kredit belebten sich erst
wieder, als der Convent den letzten Klub geschlossen hatte, den
Jakobinerklub. Uebrigens unterstützt Herr Sevestre nach dieser Abschweifung
den Vorschlag der Kommission.
Babaud-Lariviére unterstützt ihn ebenfalls und hält
eine Lobrede auf die exekutive Behörde. Man hat, schließt er, von der alten
Revolution gesagt, daß sie, wie Satan, ihre eigenen Kinder verschlang. Ich
stimme für die Exekutivbehörde, weil ich nicht will, daß man von der zweiten
sage sie sei von ihren Feinden verschlungen worden (Murren.)
Laussat leugnet, daß die Exekutivbehörden Vertrauen
einflößen. Alle ihre Beamtenwahlen seien unglücklich, so oft sie dieselben
auch wechsle. Es herrsche daher allgemeines Mißtrauen gegen Frankreich und
seine Agenten. Die kommerziellen Beziehungen litten ernsthaft unter diesem
allzusehr verlängerten Zustand der Dinge. (Murren.) Er greift nach einander
den Finanzminister wegen seiner übereilten Sklavenemanzipation und den
Minister des Innern wegen seiner Wahl der Präfekten an. Er stimmt gegen die
Annahme des Vorschlags, weil die exekutive Gewalt kein Vertrauen besitze und
kein Vertrauen verdiene.
(Siehe den Verfolg in der Beilage.)