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Barbès.
Ich setze den Fall, daß es eine der Republik feindliche Partei gibt, die
Partei des Herzogs von Joinville oder die des Herzogs von Bordeaux; ‒ nehmen
wir weiter an, daß diese beiden Parteien an einem schönen Tag, an einem Tag
des Aufruhrs und der „Mißverständnisse,“ wie wir in neuerer Zeit deren
mehrere gesehen haben, sich vereinigen, und daß den Manifestationen dieser
beiden noch andere Parteien sich ungesäumt zugesellen; ‒ denn es gibt auch
noch andere Parteien, es gibt da die Partei des Prinzen Louis, und in der
Familie Louis-Philippe's können ebenfalls mehrere Prätendenten erstehen, die
sich unter einander nicht in Einklang befinden. Zuerst Louis-Philippe, der
noch am Leben ist, und sagen könnte, seine Abdankung habe keinen
ernsthafteren Karakter als alle übrigen politischen Handlungen seines
Lebens; ferner die Herzogin von Orleans und ihr Söhnlein, deren Interesse
immer der Regentschaft des Herrn von Remours entgegengesetzt wäre; und
endlich sehe ich nicht ein, warum die Herren von Montpensier und Aumale
nicht auch ihre kleinen Anmaßungen und kleinen Parteien haben sollten. Da
wir doch einmal mit Voraussetzungen im Zug sind, so kann das nichts
verschlagen.
Nehmen wir also an, daß mitten in unserer fortschreitenden moralischen
Anarchie alle diese Herren genug Kühnheit, genug Geld, genug Führer, und
genug Gewandtheit besäßen, um die Bevölkerung von Paris aufzuregen, stm ihr
zu versprechen, was man ihr immer verspricht und niemals hält, und was sie
nicht aufhört zu hoffen, und daß endlich an einem heißen Tag voll Schwüle,
Mißbehagen, Elend und übler Laune, eine aus diesen verschiedenen und
heterogenen Elementen bestehende Emeute in die Nationalversammlung dringt,
sie beleidigt und für gesprengt erklärt.
Um alles dies zu verwirklichen, bedarf es blos ein wenig mehr Scheu vor
Arbeiten und Liebe zum Nichtsthun von Seiten der Nationalversammlung; ein
wenig mehr Hinneigung zur Reaktion von Seiten der gemäßigten Republikaner,
ein wenig mehr Elend, Unbehagen und Entmuthigung von Seiten des Volks,
dessen große Masse zwar an diesem Verrath seiner Zukunft nicht Theil haben
würde, aus dessen Schoos aber immer einige verirrte Haufen sich losreißen
könnten. Und damit das volle Ungewitter von allen Enden des Himmels
zusammenkäme, um sich über der völlig wehrlosen Nationalversammlung zu
entladen, bedarf es blos einiger schlecht ertheilten, oder schlecht
ausgeführten, oder schlecht aufgenommenen Befehle. Es bedarf weder der
Verschwörung, des Verraths; es bedarf einzig, wie wir das gesehen haben, der
Unordnung, des Zufalls und des Mißgeschicks auf einer oder der andern
Seite.
Das Heiligthum der Nationalversammlung wird nie vor einem Handstreich
gesichert sein, so lange man nicht eine Maßregel ergreift, welche einfach,
ökonomisch, volksthümlich und gebieterisch ist. Diese Maßregel, welche wir
heute in der Hoffnung, sie in 50 Jahren in Erwägung gezogen zu sehen,
vorschlagen, besteht darin, daß man über den Eingang des Nationalpalastes
die Worte schreiben möge: „Die Nationalversammlung hat keinen andern Schutz
als die Gesetzlichkeit der Nation. Sie hat kein einziges Bajonett zwischen
sich und dem Volke. ‒ Aber die Nation erklärt jeden Bürger für infam, der
diese Schwelle ohne Bevollmächtigung überschreitet.“
Ohne grade zu großer Optimist und Romantiker zu sein, überrede ich mich, daß
wenn an dem Morgen des beklagenswerthen 15. Mai als Schutzwache die
vorgeschlagene Erklärung vor den Thüren der Nationalversammlung gestanden
hätte, die Versammlung niemals ruhiger und würdevoller gewesen wäre.
Statt dessen aber, was sahen wir! einen militärischen Aufzug, als ob die
Kosaken vor den Thoren von Paris gestanden hätten. Welche traurige Taktik!
Die ganze Nationalgarde, noch dazu bis an die Zähne bewaffnet, auf den
Beinen ‒ wißt ihr, was das heißt? Das heißt zu einem Theil des Volkes sagen,
daß man ihm mißtraut, daß man Furcht vor ihm hat, daß man ihn verantwortlich
macht für die Frevel, an denen er noch nicht hat Theil nehmen wollen!
Indeß ich komme zurück zu meiner Voraussetzung. Sie besteht darin, daß sich
das ganze Schauspiel mit neuen Personen wiederhole und daß diese Personen
statt einer kühnen socialistischen Berechnung eine weit furchtbarere
monarchische Berechnung zur Ausführung bringen wollten. Ich setze den Fall,
daß die klügsten dieser Agitatoren Hrn. Marrast, Hrn. Buchez oder jeden
andern der gemäßigten Republikaner, um die öffentliche Meinung zu bestechen,
in die Arme nehmen und ihn mit guter oder böser Miene aufs Stadthaus führen,
und daß sie dort ihre neue Regierung mit Zuziehung gewisser republikanischer
Namen proklamiren, ohne welche ihnen der Erfolg ihrer monarchischen
Usurpation unmöglich scheint. Würde sich Herr Marrast oder Herr Buchez
weigern, Mitglied einer scheinbar republikanischen Regierung zu sein, wo
Herr Odilon-Barrot und andere „provisorische“ Uebergünge zwischen der
Republik des „National“ und der Republik der Regentschaft die Diktatur üben
sollten?“
Wenn Marrast oder Buchez Augen hätte, um durch die Mauern des Stadthauses zu
sehen, wenn er draußen die ihn drängenden aufrührerischen Gruppen sähe, wenn
er sich Rechenschaft gäbe über Ohnmacht der Emeute, welche ihn hierher
geführt hat, so würde er ohne allen Zweifel gegen einen tollen Versuch
protestiren und zu den nunmehrigen „anarchischen Wühlern“ sagen: „Ihr habt
Unrecht gehabt, auf mich zu zählen. Ich gehöre zu den gemäßigten Heulern, es
ist wahr; eine nichtsociale Republik wollte ich, aber ich wollte keine
monarchische Republik. Laßt mich gehn, ich gehöre nicht zu den Euern.“
Laßt aber zufällig ein oder zwei Stunden lang das Stadthaus in der Gewalt der
Insurgenten sich befinden, laßt die Nationalgarde nicht dazu kommen, laßt in
Marrast'd (oder Buchez'd) Augen das Volk der monarchischen Republik seine
Unterstützung geben, was würde dann Herr Buchez (oder Herr Marrast)
maßgeblicher Weise thun? Der eine wie der andere würde einen Augenblick
verzweifeln, aber in der Verzweiflung einen kühnen Entschluß fassen und ‒
zugreifen nach der Gewalt. (Schluß folgt.)
[Deutschland]
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@facs | 0057 |
[8]Berlin, 11. Juni.
„Ueber
unsere Barrikaden sind sie gestiegen auf ihre
Polster und heute wollen sie Nichts von uns wissen!“ „Wir haben die
Barrikaden zu niedrig gebaut; sie konn-
[0058]
ten drüber wegsehen.“
„Wir werden wohl neue Barrikaden bauen müssen.“ So hörte ich viele Männer
aus dem sogenannten niedern Volke reden. ‒ „Daran sind die indirekten Wahlen
Schuld“ sagt ein an allen Ecken, die förmlich mit Zetteln überklebt sind,
befindlicher Anschlag. ‒ Sie sehen, auch hier schwindet das Vertrauen; die
Regierung hat es schon lange verloren, und jetzt fängt man auch an, die
konstituirende Versammlung aufzugeben. ‒ Die Reaktion scheut natürlich kein
Mittel, um sich durchzusetzen; mit reichlichen Geldmitteln versehen,
arbeitet sie im Geheimen an ihren Plänen. Besonders thätig ist sie seit der
Rückkehr des Prinzen von Preußen, über dessen stummen Empfang sich die in
Civil gekleideten Herren Gardelieutenants schon gewaltig geärgert haben. An
der Spitze der Reaktionspartei steht der neugebildete Preußen-Verein, dessen
Mitglieder meist pensionirte Militärs, Aristokraten, Büraukraten und
Geldsäcke sind; eine neue Polizei- und Denunziantenanstalt, die sich
freiwillig dem Staatsanwalt zur Verfügung gestellt hat. ‒ Der Verein
veranlaßt das Erscheinen einer Zeitung, „Preußen-Zeitung“, in der er seine
Grundsätze verbreiten will. ‒ Seine Plakate häufen sich mit jedem Tage, aber
‒ o Jammer! ‒ das Volk mag Nichts wissen von solchen vorsündflutlichen
Aktenstücken. ‒ ‒ Die Reaktion theilt auch Geld aus, womit sie jedoch selten
ihren Zweck erreicht, höchstens ein Paar Hurrah's, wie sie dem Prinzen von
Preußen von einigen bezahlten Kehlen geschrien wurden. Daß das Militär in
ultra-royalistischem Sinne bearbeitet wird, versteht sich von selbst. ‒
Kompagnieweise ruft man die Soldaten zusammen, liest ihnen eine Erklärung
der Treue zu „Gott, König und Vaterland“, gespickt und mit wüthenden
Ausfällen gegen die „Wühler“ und „Aufwiegler“ vor; natürlich geben sie ihre
Zustimmung dazu; denn wer würde es wagen zu widersprechen? Die
Loyalitätserklärung wird dann im Namen des Regiments in die voss. Zeitung
gesetzt. ‒ Leider will das Manövre nicht recht fruchten. Die Soldaten
besuchen trotz ihrer Loyalitäts-Adressen, die Volksversammlungen und Klubs
und lesen trotz des Verbots, die Maueranschläge der Demokraten. ‒ Die
Reaktion operirt zu plump, als daß ihre Pläne nicht sogleich an den Tag
kommen müßten. ‒ Wem bisher noch nicht die Augen aufgegangen waren, dem sind
sie es jetzt. Die reaktionäre Masse wächst hier mit jedem Tage; die
Demokratie gewinnt immer mehr Anhänger und täglich bilden sich neue Klubs
mit demokratischen Prinzipien. ‒ Die friedlichen Spießbürger, die immer nur
nach „Ruhe“ schrien; die Bürgerwehr, welche noch vor 4 Wochen so reaktionär
war, daß sie z. B. die Literaten am liebsten an den Bayonetten aufgespießt
hätte; sie sind durch die aufgedeckten volksfeindlichen Umtriebe der
Regierung, die Bürgerwehr besonders durch die ihres frühern Kommandeurs,
General von Aschoff, so vollständig umgestimmt, daß man glauben sollte, wir
hätten eine neue Revolution gehabt. ‒ Die Hauptelemente der Demokratie sind
hier die Arbeiter. Le peuple de Berlin est peuple de coeur! gleich dem Volke
von Paris. Es ist wunderbar, wie diese Arbeiter von Berlin, die sich seit
der Revolution in der größten Noth befinden, ihren guten Ruf so trefflich
bewahrt haben. ‒ Die Reaktion suchte sie freilich fortwährend zu Excessen zu
verleiten, um sie mit der Bürgerwehr in Konflikt zu bringen, um dann um so
besser über beide herfallen zu können. ‒ Der gesunde Sinn des Volkes siegte
stets über diese Versuchungen. „Keinen Krawall!“ sagen sie, diese Männer des
Volks; „er könnte unsern Feinden nur in die Hände arbeiten. Keine Entzweiung
in einem Augenblicke, wo es gilt, einig zu sein!“ Und eben dieser friedliche
Sinn, dieser Geist der Brüderlichkeit ist es, welcher so viele, die immer
noch dem Volke mißtrauten, auf seine Seite gebracht hat. ‒ Ist es nicht ein
Zeichen der größten Humanität, wenn Tausende von Menschen im wahren Sinne
des Worts aus Mangel an Arbeit
hungern und dennoch
ruhig bleiben, um nur nicht der Sache der Freiheit zu schaden?
An 4000 Arbeiter liefen brodlos umher, arbeitsfähig, aber ohne Arbeit.
Vergebens hatten sie Beschäftigung verlangt, der Minister von Patow schickte
sie zum Magistrat, der Magistrat zum Minister. Sie wurden geradezu von
Pontius zu Pilatus gehetzt, ohne daß man ihr Verlangen erfüllt hätte, denn
hier scheinen Ministerium, Kommune und Polizei unter einer Decke zu stecken.
Wer nahm sich der Arbeiter an? Der demokratische Klub. Auch dadurch wird
sein Anhang immer größer.
Allgemein ist man gespannt auf die nächste Sitzung der Vereinbarer. Bis
Mittwoch haben dieselben Ferien. Man spricht von einem Gesetzesvorschlag
gegen Attroupements; von Militärbesetzung des Sitzungssaales, ja sogar von
Verlegung der Versammlung. Wohin? Vielleicht nach Potsdam oder Stettin? ‒
Die Physiognomie der Versammlung wird sicher jetzt eine noch ganz andere
werden. Die Regierung will mit ihren verrätherischen Plänen offenbar
hervortreten, weßhalb sie ihr Werkzeug an sicherer Stelle zu haben wünscht.
‒ Wahrscheinlich werden mehrere Abgeordnete, die den Erwartungen ihrer
Wähler nicht entsprochen haben, von Seiten derselben zur Aufgabe ihres
Mandats veranlaßt werden, von hier Prediger Sydow und Hofrath Bauer.
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[19]Bielefeld, 10. Juni.
Die Reaktion läßt sich keine Mühe verdrießen, um unsere armen Weber und
Spinner gegen die „Freigeister und Republikaner“ zu fanatisiren, und man muß
gestehen, ihre Bemühungen haben bis jetzt den günstigsten Erfolg
davongetragen. Es ist etwas Trauriges um eine Gegend wie die unsrige mit
einer untergehenden patriarchalischen Industrie. Die Leute entsinnen sich
noch ihres Wohlstandes und hoffen noch immer auf die Wiederherstellung des
alten Zustandes. Gleich nach der Revolution warfen sie sich der Bewegung in
die Arme, wollten ihre mißliebigen Amtleute absetzen, wollten nur die
entschiedensten Demokraten nach Berlin und Frankfurt senden, kamen mit der
Absetzung aber nur bis zum Nachwächter, ließen sich dann von der
Geistlichkeit kapern, und wählten zu Abgeordneten lautere Pietisten. Sie
erwarteten von ihrem Abgeordneten wenigstens, daß er jedem armen Heuerling
wieder eine Kuh in den Stall bringe, und schreiben jetzt, da nach so vielen
Wochen in ihrer Lage noch gar keine Veränderung außer zum Schlechteren
eingetreten ist, alles Unglück den Demokraten zu, die allein daran Schuld
sind, daß Handel und Gewerbe noch nicht wieder blühen, wie früher. Gar zu
lange werden wahrscheinlich auch die Pietisten kein Oberwasser behalten; je
höher sie gestiegen sind, desto tiefer werden sie fallen, weil auch sie die
gehegten Erwartungen nicht erfüllen können. Genug aber, für den Augenblick
sind sie oben, und schüren das Feuer nach Kräften. Das berüchtigte Cösliner
Manifest welches ich Ihnen zum etwaigen Abdruck beilege, wird in zahlreichen
Exemplaren auf dem Lande verbreitet, ja sogar öffentlich in Kirchen, Schulen
und Kasernen von Geistlichen, Beamten und Offizieren vorgelesen, und darnach
verfaßte Adressen durch die Polizei zur Unterschrift in den Häusern
umhergetragen. Es wird darin geradezu zum Bürgerkriege, zu einem
gemeinschaftlichrn Zuge nach Berlin aufgefordert, „zur Vertilgung eines
zweiten Paris aus dem preußischen Vaterlande.“ Es versteht sich von selbst,
daß all diesen Radomontaden eine durchaus lügenhafte Schilderung unserer
Revolution und der folgenden Ereignisse vorangeht, denn wie wollte diese
Partei das Volk für sich stimmen, wenn nicht durch Lüge und Betrug. Die
Herren wollen sich nicht länger „gängeln lassen von der Zuchtruthe der
Freiheit, des Uebermuths, des Unverstandes, der Unreifheit!“ sie wollen
lieber selbst das Volk wieder am Gängelbande führen, wie unter der
glorreichen Herrschaft eines Bodelschwingh, sie wollen ihm wieder die Bissen
höchsteigen zuzählen, damit es sich nicht an ungewohnter Kost den Magen
verderbe. Die Versendung dieses Cösliner Manifestes, von einem
Scharfrichter, einigen Beamten und Krautjunkern unterschrieben, durch das
ganze Land, an alle Behörden, konnte dem Ministerium nicht unbekannt
bleiben. Wenn aber Hr. Camphausen nach den Unterschriften dieser Adressen,
die der Abgeordnete Maager der Berliner
Nationalversammlung überreichen soll, die Stimmung des Landes beurtheilen
will, so will ich ihm doch auch sagen, wie man derartige Unterschriften zu
Stande bringt. Man erzählt den Leuten, die trotz des Vorlesens vom Inhalte
meistentheils nichts verstehen, man wolle ihnen die Religion nehmen; wer das
Vorgelegte nicht unterschreibe, der glaube nicht an Gott u. dgl.,; zum
Ueberfluß thun denn einige Spirituosa noch wahre Wunder.
Besser als auf dem Lande ist es in unseren kleinen Städten; hier faßt die
demokratische Entwickelung immer mehr festen Fuß. In unserer Stadt hat der
„demokratische Klub“ wenn auch nicht numerisch, so doch faktisch die
Oberhand. Der „Arbeiterklub“ in Hamm ist entschieden demokratisch; beide
Klubs werden den demokratischen Kongreß in Frankfurt durch Abgeordnete
beschicken. Die „Bildungsvereine“ in Herford und Minden tragen noch keine so
entschiedene Farbe, obschon auch sie der Mehrzahl nach aus Arbeitern
bestehen.
Preußische Brüder!
Seine Majestät der König, in alleiniger Machtvollkommenheit, verhieß uns, in
freiem, hochherzigem Entschlusse, eine konstitutionelle Verfassung, auf den
breitesten Grundlagen. ‒ Eine Bürgschaft dafür übernahm der Königliche
Bruder und Thronfolger, der Prinz von Preußen, durch seine Unterschrift des
Königl. Patents. ‒ Im ganzen weiten Vaterlande antwortete dem Könige der
unermeßliche Jubel des dankbaren Volkes, und jeder ächte Preuße fühlte sich
gehoben in der großartigen Entschließung Seines Königs, jeder wahre Preuße
wußte nun, im Rückblick auf die Vergangenheit einer gesegneten Regierung von
Jahrhunderten, daß das Vaterland in der besonnenen, naturgemäßen
Entwickelung, und im ruhigen Fortschritt seiner ihm gegebenen freien
Institutionen, glücklich und groß werden müsse. Sollte doch, ‒ das war die
Königliche Absicht, das war ja unser Wunsch, ‒ die hohe Blüthe unserer
Industrie, unserer Künste und Wissenschaften, unseres Handels und der
Gewerbe, unsers gesammten materiellen Wohlbefindens, nunmehr von dem Einen,
was ihm noch fehlte, ‒ von dem Odem der politischen Freiheit durchweht
werden.
Aber in dem Becher unserer Freude mischten sich die Ereignisse, die Schrecken
des 19. März und der folgenden Tage, angefacht durch böswillige,
kurzsichtige und verblendete Menschen, welche in der ordnungsmäßigen,
bedächtigen Entwickelung des Fortschritts und seiner beglückenden Folgen,
das Ende ihrer verabscheuungswürdigen Umtriebe, welche in der auf Volksliebe
getragenen hohen Glorie unsers Königs ihre Brandmarkung erblicken. ‒
Fortgerissen durch die Schreckensscenen jener Tage, ließen sich selbst
biedere und loyale Bürger Berlins von dem Wahn bethören, als hätte die
vorgebliche Revolution uns die politische Freiheit gebracht, ja, sie gingen
in ihrer Verblendung so weit, das vaterländische brave Heer, unsere Söhne
und Brüder zu beschimpfen, unsern Thronfolger, den Prinzen von Preußen zu
beleidigen, und uns, alle treue Bewohner der Provinzen für fähig zu halten,
die gemachte Revolution und ihre traurigen Folgen anzuerkennen! ‒ Der König,
in Seinen heiligen Gefühlen tief verletzt, aber selbst da noch voll Liebe
und Vertrauen zu Seinem Volke, wollte nicht an den Edelmuth und die Treue
desselben appelliren. In Seiner eigenen hochherzigen Gesinnung suchte und
fand Er die wahre Gesinnung des großen Volkes wieder, ‒ Er hoffte, Er wußte,
diese mußte sich auch in Seinen Berlinern wieder klären und läutern zu der
Reife der Ueberzeugung,
„daß das Ruder des schwankenden Staatsschiffes nicht von der
Laune und dem Willen böswilliger Parteihäupter, verblendeter und roher
Massen der Hauptstadt gelenkt werden dürfte, sollten sonst Ordnung, Friede
und Glück unsere neuen Institutionen befestigen helfen.“
Diesen Königlichen Gesinnungen, dieser Mäßigung allein verdanken wir bisher
die Verhinderung eines blutigen Bürgerkrieges.
Die Bewohner der treuen Provinzen verstanden und ehrten den Willen Ihres
Königs, ‒ sie ließen sich mit blutendem Herzen die unsinnigsten
Gewaltstreiche einer aufrührerischen Partei im Innersten des Landes, in der
Residenz, schweigend gefallen, mit ihrem Könige hoffend:
„es werde, es müsse der alte Preußische Sinn, der alte
Preußische Heldengeist auch in den irre geleiteten Parteimännern wieder
erwachen, es müsse und werde selbst bei den widerwärtigsten, empörendsten
Schritten derselben gegen die gesetzlichen Beschlüsse der ganzen Nation,
endlich doch das Licht der Vernunft, das Gefühl der Ehre und die Liebe und
Treue zum Vaterlande siegreich nach dem Stabe greifen, der allein uns retten
kann, ‒ nach dem Stabe des Gesetzes.“
Allein die treuen Bewohner der Provinzen hatten sich leider! getäuscht. Die
anarchischen Zustände, inmitten eines bisher gesegneten, zufriedenen Volkes,
inmitten der Hauptstadt des Landes, die ihre Größe, ihre Blüthe, unsern
Königen, die ihren Wohlstand den Provinzen verdankt, ‒ sie dauern fort, sie
nehmen überhand, sie drohen uns Allen. Verderben und Untergang.
Ein kräftiges Ministerium, aus dem Herzen des Volkes hervorgegangen, kann
seine Kraft, seine Thätigkeit und Umsicht nicht entwickeln, ‒ seine
gesetzlichen Schritte, zur Befestigung des Vertrauens im Lande, zur
Wiederherstellung der Ordnung und Ruhe, zur Wiederbelebung des gesunkenen
Kredits, ‒ sie zerschellen macht- und erfolglos an den Klippen egoistischer
Bestrebungen besitz- und gesinnungsloser Parteimänner, bartloser, unreifer
Knaben und verführter Massen des Arbeiterstandes. ‒ Knaben, der Zuchtruthe
kaum entwachsen, wagen es, in öffentlichen Blättern den Umsturz der
gesellschaftlichen Ordnung zu predigen, sie wagen es, Männer unserer
Hochachtung, Männer des Ministerii mit Verderben und Tod zu bedrohen; sie
wagen es, ‒ Schmach für uns, daß wir es aussprechen müssen, ‒ der
geheiligten Person unsers Königs in frecher, ekelerregender Pöbelhaftigkeit
zu nahe zu treten! ‒ Ja, noch mehr! Männer, wir sagen absichtlich „Männer“
der Hauptstadt erkühnen sich, dem vom ganzen Lande mit Begeisterung
aufgenommenen Beschlusse des Ministerii und dem Allerhöchsten Befehl Seiner
Majestät des Königs, zur baldigen Rückkehr des Prinzen von Preußen in unsere
Mitte, sich frech entgegen zu stellen! Bedenkt, ihr treuen, biedern
Preußischen Brüder, die anmaßende Keckheit Berliner Einwohner geht so weit,
unserm Thronfolger, dem ersten, treusten Unterthan des Königs, dem
heldenmüthigen Prinzen von Preußen, der in den Befreiungskriegen sein Leben
für das Vaterland einsetzte, ‒ eine Stätte in diesem Vaterlande zu
verweigern! Bedenkt die empörende Gewalt und ihre gräßlichen Folgen. ‒
Bedenkt, daß dadurch die ganze jetzt zu berathende Verfassung in Frage
gestellt werden kann, daß die vollständigste Auflösung aller Ordnung die
unmittelbare Folge davon sein muß. ‒ Ja, junge Männer haben sich erkühnt,
dem Ministerpräsidenten gegenüber zu behaupten, daß auch die Bewohner der
treuen Provinzen sich gegen die Rückkehr unsers Prinzen erklärt hätten, ‒
sie haben es gewagt, uns als Mitschuldige ihrer verrätherischen An schläge
und Absichten zu verdächtigen! ‒ Und Berlin, die bevorzugte Stadt der
Intelligenz, des Wohlstandes und bisher auch der Ehre, Berlin duldet solchen
Frevel in seiner Mitte! ‒ Nun denn, in Gottes Namen, so wollen wir ihn denn
nicht dulden! ‒ Auf! ihr Brüder, in allen Provinzen des Preußischen
Vaterlandes, wappnet Euch endlich zur kräftigen Abwehr, des mit
Riesenschritten auf uns zueilenden Elends. Genug haben wir ertragen, genug
geduldet, genug entbehrt, genug des Frevels mitangesehen! Länger uns gängeln
lassen von der Zuchtruthe der Frechheit, des Uebermuths, des Unverstandes,
der Unreifheit, das hieße, unsre Namen „Preußen“ brandmarben! Auf! laßt uns
in der Gesammtheit des Volkes unsern Willen durch diesen Aufruf zu erkennen
geben, laßt uns ihn mit den Unterschriften aller redlichen wohlmeinenden
Brüder bedecken. Die gewaltige Stimme des Volkes laßt uns erheben, ‒ die
Stimme eines großen, nicht geknechteten, sondern freien Volkes, sie schalle
wie Posaunenton in das Ohr der Volksverräther, sie bestimme in Berlin den
wahren Volkswillen!
Aber damit kein Mißton des Zweifels den Zweck unserer Kundgebung störe und
uns etwa selbst irre mache, an unserm Vorhaben, so sei unser Wahlspruch:
„Alles für und mit dem Volke,“
unser Zweck und Ziel aber:die schleunigste Befestigung
der uns von unserem Könige verheißenen Konstitution, auf der breitesten
Bahn, der naturgemäßen, besonnenen und friedlichen Entwicklung und die
Brechung einer verderblichen Macht in der Hauptstadt, ‒ die Vertilgung
eines zweiten Paris aus dem Preußischen Vaterlande. ‒
Erst dann, nach so großartiger Kundgebung unseres Willens, werden Ordnung und
Kredit im Lande einkehren, erst dann wollen und können wir Alle das Letzte
unserer Habe, gern an den Altar des Vaterlandes niederlegen! ‒
Und nun noch ein Wort an Euch, ihr bessern, ihr treuen Bürger und Bewohner
Berlins! Wohl haben wir wahrgenommen, wie Ihr den alten Preußischen Geist,
das alte Preußische Rechtsgefühl, den alten Preußischen Heldenmuth, in dem
Bewußtsein Euch rein bewahrtet, für Preußen könne der heilige
Wahlspruch:
„Mit Gott, für König und Vaterland,“
nie eine Unwahrheit werden, ‒ wohl haben wir wahrgenommen, wie auch Euer
Preußisches Herz blutete, bei den empörenden Ereignissen in Eurer Mitte.
‒
Erkannt haben wir auch, daß vorzugsweise in der besonnenen und tapfern
Haltung Eurer Bürgerwehr, der Ausdruck Eurer patriotischen Gesinnung sich
wiederfand und mit Freude und Stolz haben wir Euch als unsere Brüder zu
betrachten nie aufgehört. ‒ Doch Eure Langmuth, Eure Geduld, sie dauerten zu
lange: schon längst hättet Ihr dem frevelhaften Beginnen Eurer verführten
Mitbewohner kräftigen Widerstand entgegen setzen sollen. Wart Ihr nicht
stark genug dazu, ‒ es bedurfte ja nur eines Winkes, ‒ und wir Alle, alle
Eure Brüder in den Provinzen wäre bei Euch gewesen. ‒ Das Volk macht Euch
von jetzt ab verantwortlich für die Aufrechthaltung der bestehenden Ordnung,
insbesondere verpflichtet es Euch, die Ihr dem Throne so nahe seid, mit
Eurem Herzblut jede fernere Beleidigung, jede freche Annäherung an
denselben, abzuwehren. Bei allem, was Euch heilig ist, seid Ihr dem Volke
dafür verantwortlich. Es wird einst eine schwere Rechenschaft von Euch
fordern! ‒
Sollte aber auch diese erste und letzte Kundgebung unserer Gesinnungen,
unsers Willens ungehört an tauben Ohren verhallen, sollten immer und immer
auf's Neue Aufreizungen der Massen in Berlin und Störung der öffentlichen
Ordnung, Hinderung der öffentlichen Gewalten in Ausübung ihrer Pflichten,
die Hebung des gesunkenen Kredits, des Wohlstandes und der Gesetzlichkeit
niederhalten; nun denn! in der Gesammtheit des Volkes nach Berlin, um an Ort
und Stelle endlich den Volkswillen öffentlich zu proklamiren?
Alle Behörden, Korporationen, Gesellschaften und Personen, werden gebeten
diesen Aufruf, der heute überall im Vaterlande verbreitet ist, zu
veröffentlichen, ihn mit Unterschriften aller Patrioten bedecken zu lassen
und ihn dann schleunigst an unsern Abgeordneten der Nationalversammlung
Herrn Maager in Berlin gelangen zu lassen, der die Resultate der
eingegangenen Unterschriften in den Zeitungen veröffentlichen und die
gesammelten Dokumente dem Staatsministerium, als ein untrügliches Pfand des
Volkswillens übergeben wird.
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@facs | 0058 |
Cöslin, den 23. Mai 1848.
v. Kleist-Warnin. Bucher, Prorektor d. Gymn. Freiherr v. Therme. Wehrenberg,
Braueigen. v. Borwiz-Borntin. v. Tresckow. Steffenhagen-Balfanz. Erdt, Dep.
Thierarzt. v. Hackewitz, Hauptm. a. D. Leopold, Just. Rath Kanitz,
Schulvorsteher. v. Alten-Tietzow E. G. Hendeß, Buchhändler. v. Lettow auf
Klenzin. Laurin, Seifenfabrik. W. Brendel, Fleischermstr. v. Gaedecke.
Hildebrand, Justiz-Rath. Dr. Baumgardt, Gymnasiallehrer. F. Fuchs,
Scharfrichter. J. H. Schmidt, Oekonom. Gusen, OLG Kanzlei-Direktor. v. Motz,
Forstmeister. v. Reichenbach, Reg.-Rath. J. H. Jonaß, Kaufm. J. Caspary,
Gerbermstr.
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@facs | 0058 |
Oberschlesien.
Hätten wir keine Gutsbesitzer, so gäbe es keine Ortspolizei; wäre keine
Ortspolizei, so gäbe es keine Gerechtigkeit; wäre keine Gerechtigkeit, so
gäbe es keine Prügel; es gibt aber Prügel, folglich muß es Gutsbesitzer
geben. In Oberschlesien wird die ganze Tonleiter herauf und herunter
geprügelt, von dem einfachen bis zu dem dreimal gestrichenen C, bald im
sanften nachdrucksvollen Adagio, bald im rauschenden brillanten Allegro, das
mitunter in eine stille tödtliche Pause übergeht. In dieser Hinsicht sind
selbst die Liberalen Stockaristokraten, höchstens daß die Reaktionäre noch
den Kantschu und die russische Knute vorziehen. Das Volk befindet sich, wie
mir die meisten dieser schlagsüchtigen Herren versichern, unendlich wohl
dabei, wie Nußbäume, welche geprügelt die besten Früchte tragen. Dieses
patriarchalische Erziehungssystem hat unstreitig viel zur moralischen und
sittlichen Hebung des Volkes beigetragen, Gefühle in ihm geweckt und ihm
Begriffe beigebracht. Mit dem leisesten Ohr für die Schlag- und Stichwörter
der Gegenwart begabt, hat es daher in der jüngsten Zeit leicht die Rolle
übernommen, die man ihm übertragen. Den hohen Werth der oberschlesischen
Adressen, welche an das Ministerium, den Prinzen von Preußen u. s. w.
erlassen werden, wird man aus diesen Gründen hinlänglich zu würdigen wissen.
Natürlich entwickelte sich durch die nahen Berührungen, in welchen der
Gutsbesitzer zu seinen Einsassen lebt, ein wahrhaft liebevolles Verhältniß,
das nur selten von Uebelgesinnten gestört wird. Diese gehören größtentheils
zu den gänzlich Verarmten, da bekanntlich Hunger und Noth unzufrieden macht,
es wird daher polizeilich für ihr Wohlergehen gesorgt und Obdach und Nahrung
ihnen zeitweise kostenfrei verliehen. Aber die Undankbaren nennen diese
freiwilligen Wohlthaten der Ortspolizei unerlaubte Einsperrung und
eigenmächtige Detention und das Obergericht in Ratibor soll, was kaum zu
glauben ist, ganz häufig derselben Meinung gewesen sein. Auch das
Prügelsystem hat nicht bei der ganzen Bevölkerung den gewünschten Anklang
gefunden und häufige Beschwerden sind oft deshalb erhoben worden. Um allen
solchen Unannehmlichkeiten ein für alle Mal zu entgehen, soll ein Gutsherr
auf die höchst sinnreiche Idee gekommen sein, jeden Mißliebigen in eine
Wollzüche zu stecken, dieselbe ihm über den Kopf zuzubinden, und dann im
Finstern drauf los zu hauen, ein Verfahren, das wir hiermit zur Benutzung
öffentlich empfehlen, und das für die große Humanität des Erfinders spricht,
der sich den Anblick selbst verdienter Leiden bei seinen Nebenmenschen gern
erspart. Neben der Polizei übt der Gutsherr auch die
Patrimonialgerichtsbarkeit durch einen Justizbeamten aus, den er allein zu
wählen und zu besolden hat.
Am Gerichtstage sitzt der Patrimonialrichter in der Kanzlei, um Recht zu
sprechen, neben ihm der Aktuar, zur Seite steht der Exekutor, beide sind
alte Erbstücke, die durch öfteren Verkehr mit Spitzbuben in ihrem Amte
einige Aehnlichkeit mit diesen erlangt, ein neuer Beweis für die Behauptung,
daß ein längerer Umgang zwischen vertrauten Personen physiognomische
Aehnlichkeiten hervorruft. Acht Termine sind bis zum Mittagsessen, das bei
dem Gutsherrn eingenommen wird, zu beenden. Zunächst erscheinen zwei
Holzdiebe, dieselben leugnen ihre That, trotzdem sie in der polizeilichen
Voruntersuchung ihr Verbrechen eingestanden haben, sie geben ein durch
Prügel erpreßtes Geständniß vor. Der Richter, dessen Frau sich homöopatisch
behandeln läßt, denkt similia similibus und weiß ihr erloschenes
Erinnerungsvermögen durch eine neue, aber nicht allzukleine Gabe anzuregen.
Drei Kreuze werden als Unterschrift der Protokolls gemalt, das natürlich die
Prügel nicht enthält, weil sich dieselben ganz von selbst verstehen.
Ein Grundstück soll verkauft werden, auf welchem das Dominium eine Forderung
an Grundzins und Ablösungsgeldern stehen hat, eine Summe, welche durch die
Zeit bedeutend angewachsen, da die Zinsen zum Kapital und außerdem die
Gerichtskosten hinzukommen. Die Kauflustigen sind vorschriftsmäßig
eingeladen, aber nicht erschienen. Der Gutsbesitzer ersteht das Grundstück
zu dem niedrigsten Gebot, was ihm doppelt angenehm, da er es längst zu
seinem Vorwerk schlagen wollte. Später eintreffende Käufer können nicht
berücksichtigt werden, da ihre Uhren sämmtlich eine Viertelstunde zu spät
zeigen.
Einige Injurienklagen, welche folgen, sind ohne Bedeutung und Interesse, mit
Ausnahme der Sporteln, welche sie abwerfen. Verwickelter erscheint ein
Erbschaftsprozeß und beide Parteien suchen den Richter, so gut es geht, in
polnischer Sprache, vermittelst des Aktuar und vereideten Dolmetschers, von
ihren Ansprüchen zu überzeugen. Der Aktuar aber weiß so trefflich zu
übersetzen, besonders aus dem Deutschen in das Polnische, daß leicht ein
Irrthum und ein Vergleich zu Gunsten der Partei zu Stande kommt, welche mit
dem meisten Nachdruck und mit klingenden Beweisen spricht. Sämmtliche
Parteien kommen aber darin überein, daß sie von den mit ihnen
[0059]
gepflogenen Verhandlungen so viel verstanden haben, wie unsere
oberschlesischen Deputirten von dem Verfassungsentwurfe und den politischen
Tagesfragen, und die einzige Opposition giebt sich durch ein Verrücken der
Hüte und Kratzen hinter den Ohren kund, also viel bescheidener als das
Scharren der wohlerzogenen Majorität zu Berlin, wenn die Linke spricht.
Nachdem nun der Exekutor noch die nöthigen Aufträge erhalten hat, die er
gewissenhaft erfüllt, da er nur diejenigen pfändet, welche ihm nicht zahlen,
setzt sich der Herr Patrimonialrichter, zufrieden mit seiner unparteiischen
Thätigkeit, an den trefflichen Tisch des Gutsherrn und beide wünschen sich
von Herzen : „wohl zu speisen.“
[(A. D.-Z.)]
@xml:id | #ar014_009 |
@type | jArticle |
@facs | 0059 |
Posen, 8. Juni.
Die Posener Zeitung enthält nachstehende Bekanntmachung :
Da noch immer Waffen verborgen gehalten werden, so bestimme ich hiermit, daß
Jeder, der dergleichen versteckte Waffen in einer solchen Weise anzeigt, daß
sie aufgefunden werden,a) für eine Büchse oder ein
Doppelgewehr 1 Thlr. b) für ein einfaches Gewehr 15 Sgr. c) für einen
Säbel oder Pistole 5 Sgr. d) für eine Sense 1 Thlr. erhält.
Dieser Betrag kann von den betreffenden Truppentheilen, welche die Waffen auf
Grund der gemachten Anzeige im Empfang nehmen, sogleich gezahlt und mit
diesem meinem Erlasse belegt, extraordinär zur Liquidation gebracht werden.
Denjenigen Personen, welche schon vor Erscheinen dieser Bekanntmachung in
dem hier ausgesprochenen Sinne versteckte Waffen angezeigt haben, kann die
angewiesene Belohnung nachträglich ausgezahlt werden.
Posen, den 5. Juni 1848.
Der königliche Kommissarius,
General der Infanterie, v. Pfuel.
@xml:id | #ar014_010 |
@type | jArticle |
@facs | 0059 |
Breslau, vom 8. Juni.
Schreiben des Erzbischofs von Posen an den Cultusminister Grafen v,
Schwerin:
… Hier eine kurze, aber wahrhafte Skizze der hiesigen Vorgänge.
Am 20. März d. J. versammelte sich hier eine sehr geringe Anzahl ländlicher
und städtischer Einwohner, um ein Comite zur Wahrung polnischer Interessen
zu bilden; es wurden dabei auch polnische Kokarden vertheilt.
Dies Flämmchen war damals mit zwei Fingern auszulöschen, man brauchte nur dem
Comite nachzugeben, zu reclamiren und petitioniren, ohne irgendwie zur That
überzugehen. Aber die über eine bedeutende Truppenmacht verfügenden Civil-
und Militärbehörde thaten, vom panischen Schrecken ergriffen, gar nichts;
sie ließen Alles geschehen. Dies Geschehenlassen ward als ein Gewähren, als
ein Genehmigen, als ein Aufgeben angenommen; man ließ das Heft freiwillig
aus der Hand fallen und das Heft ward als res delicta vom Gegentheil
aufgenommen.
Das Comite konstituirte sich öffentlich zum Central-Comite und ordnete den
Landräthen Kreis-Comite's zu, es rief Massen auf, es ließ dieselben
öffentlich unter den Augen der Civil- und Militär-Behörden einexerciren;
Alles ließ man geschehen, Alles autorisirte man faktisch. Erst als 40,000
Mann Truppen im Großherzogthum versammelt waren, kehrte der Muth heim.
Leider! Verwandelte sich derselbe sogleich in Wuth, in unauslöschlichen
Rachedurst, wahrscheinlich aus Verdruß über das bis dahin so unbegreiflich
Verabsäumte. Niederschmettern die nun verächtlichen Banden mit Kartätschen
und Shrapnells ward nun die Losung und man eilte zur Ausführung.
Da erschien der General v. Willisen. Er brachte großmüthige Instruktionen vom
großmüthigen Könige, er brachte Humanität und Edelmuth im eignen Herzen. Die
Bewegung sollte in Güte beschwichtigt werden; es ward nationale
Reorganisation des ganzen Großherzogthums, Bildung polnischen Militärs,
vollständige Amnestie für die Betheiligten feierlich verheißen.
Diese Wendung empörte die erbitterten Polenfeinde, dem Königl. Friedensboten
wurde öffentlich ein Pereat gebracht, hohe Beamten nahmen daran Theil, das
Friedenswerk wurde dem Edlen auf alle Weise erschwert, mit großer Mühe
gelang es ihm, eine nur dreitägige Frist zur Ausführung eines so
schwierigen, so wichtigen Unternehmens sich zu erwirken. Offenbar war dabei
die Hoffnung, das Unternehmen werde in so kurzer Zeit nicht gelingen, das
Racheschwert werde dann freies Spiel haben.
Aber der unermüdliche, edle Willisen vermochte dennoch die Führer zu
gewinnen, sie zu überzeugen, sie zur Entlassung der Massen zu bestimmen, sie
zu vermögen, mit den zur Bildung des polnischen Militärs geeigneten
Mannschaften bezeichnete Standörter zu beziehen.
Der etc. v. Willisen bezeugt öffentlich den Führern, daß sie mit Gefahr ihres
Lebens das Auseinandergehen der Massen bewirkten, denn diese protestirten
anfänglich, ernstlich warnend, die Verheißungen würden so wie immer so auch
jetzt nicht gehalten werden.
Leider! verließ nun der edle v. Willisen die Provinz, offenbar durch die
Auflehnung der Behörden, ja sogar des Militärs gegen seine friedliche
Mission, dazu getrieben.
Es ist wohl ganz natürlich, daß bei dem Auseinandergehen so lose
zusammenhängender Massen einzelne Unordnungen vorfallen mußten. Statt nun
die einzelnen Urheber zur Verantwortung und Strafe zu ziehen, statt die
Ausführung der diesfälligen Convention zu überwachen, zu leiten und
friedlich, in dem Geiste des edlen v. Willisen, zu vollenden, erscholl nun
das genehme Kriegsgeschrei: „Die Polen haben die Convention gebrochen,“ und
sogleich wurde das Racheschwert geschwungen.
Nun folgten Gewaltthaten auf Gewaltthaten. Die eigenmächtige Erklärung der
Stadt Posen in Belagerungszustand veranlaßte Exzesse auf Exzesse. Die in
allen Richtungen ausgesendeten mobilen Kolonnen mißhandelten und mordeten
Menschen, sie plünderten, entweihten Kirchen, wühlten Gräber auf, sie
provocirten partielle Widerstände, ja neue Reunionen zur Selbstvertheidigung
und auch zur Wiedervergeltung. Die von dem General v. Willissen den Cadern
des künftigen polnischen Militärs angewiesenen Standorte wurden mit größter
Uebermacht angefallen und die Cadern zersprengt; die dennoch von den so sehr
verachteten Rotten bei Miloslaw und Wreschen erfahrenen herben Schläge
erbitterten noch mehr; kurz, die Furie des Krieges waltete im Lande.
Da traf der Herr General v. Pfuel, als neuer Pacifikator und Organisator,
ein. Sein erster Schritt war die Ausdehnung des Belagerungszustandes der
Stadt Posen auf die ganze Provinz. Der zweite war die ganz neue Erfindung,
die im Kampfe gegangenen Polen an Ohr und Hand mit Höllenstein zu marken.
Der dritte, die nun zum achten Male wiederholte Löwentheilung polnischen
Bodens. Der vierte, der Zuruf an das Landvolk, in dem hier eine Aufforderung
zur galizischen Rache gefunden wird. Unterdessen dauerten und dauern noch
jetzt fort alle möglichen Gräuelscenen in der Provinz, mit dem Zusatze, daß
unter den Auspizien des neuen Pacifikators Bauern und Edelleute
Kantschuhiebe erhalten. Die Einwohner der Provinz werden an die Zeiten der
wilden tartarischen Horden erinnert. Unter so furchtbaren Umständen
verlangte der Herr Pacifikator, ich solle durch ein Rundschreiben die
Gemüther beruhigen. Ich antwortete, dies sei nicht möglich, so lange die
entfesselte Brutalität der Soldateska nicht gezügelt werde Er verlangte
ferner, ich solle öffentlich versichern, die katholische Religion und Kirche
werde nirgends verletzt. Das konnte ich nicht nach meiner obigen Bemerkung.
Doch scheint der Herr General nur fremdem Einflusse, nämlich dem Einflusse
des hiesigen sogenannten deutschen Centralcomité's zu folgen.
Geruhen Ew. etc. etc. aus der hier beigefügten Posener Zeitung Nr. 115
geneigtest zu erfahren, daß das Comité sich dessen, bis jetzt
unwidersprochen, selbst rühmt. Es zählt darin die herbeigeführten Erfolge
prahlend auf und bezeichnet die noch von ihm zu erzielenden und die dazu
veranstalteten Mittel. Darnach ist eigentlich das Comité die hier waltende
Macht. Es entsendet auch seine Botschafter ins Ausland, um Mitschuldige für
die Zertretung der unglücklichen Polen zu werben. Das hierbei kommende
konstitutionelle Blatt enthält den Bericht eines solchen Botschafters, des
hiesigen Professors Loew, über die Erfolge seiner Mission. Allerdings, war
das Walten der Bureaukratie sehr betrübend. Aber die Tyrannei einer wilden
Faktion ist doch bei weitem unheilvoller.
Geruhen Euer etc. etc. aus dieser sachgetreuen Schilderung geneigtest zu
ersehen, daß das Militär allein die hiesigen Gräulscenen veranlaßt, ja
verübt hat. Diese waren schon im vollen Schwunge, als mein Rundschreiben v.
21. v. M. erlassen wurde; es hat mit denselben nichts gemein. Uebrigens noch
eine ganz ergebenste Bemerkung. Es wird mir immer und immer vorgerückt, auch
Geistliche hätten bei der Bewegung sich betheiligt. Es läßt sich nicht
abstreiten, daß der wilde Strom der europäischen Bewegung einige Geistliche
in seinen Strudel gerissen hat. Ich, ein einzelner Priester, war dies zu
verhindern außer Stande. Welche Macht hat denn diese Bewegung zu verhindern,
welche bis jetzt ihr unübersteigliche Schranken zu setzen vermocht? Ich
hatte die großen Weltangelegenheiten nicht zu lenken, die die Zufriedenheit
oder Unzufriedenheit ganzer Völker bedingen. Ich habe an der Zerreißung
Polens nicht Theil genommen, welche die größten Männer Deutschlands in
Frankfurt a. M. für schmachvolles Unrecht erklärt haben, ein Unrecht, daß
aus keinem polnischen Herzen ausgetilgt werden kann.
Diese freimüthigen Worte trage ich kein Bedenken, in Ew. Excellenz humanes
Herz vertrauungsvoll ganz ergebenst niederzulegen.
Posen,27. Mai 1848.
D. E. v. G.
u. P
gez. X. Przylusti
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@type | jArticle |
@facs | 0059 |
Hamburg, 10. Juni.
Eine durch das Gerücht schon seit einigen Tagen angemeldete Demonstration
gegen die Thorsperre hat gestern Abend am Steinthore zu ernsten Exzessen
geführt. Von der durch das unter dem Namen „der Lämmerabend“ bekannte
Volksfest in großen Massen vor dem Thore versammelten Volksmenge wurden nach
Eintritt der Thorsperre Versuche gemacht, das Thor auszuheben; die aus
Bürgergardisten bestehende Thorwache machte vergebliche Versuche, die
Ordnung aufrecht zu erhalten, und mußte sich zurückziehen. Die Masse drang
darauf durch das Thor ein und steckte sowohl das Wachgebäude als das
gegenüberliegende kleine Accisegebäude, in welchem sich die Sperrbude
befand, in Brand. Mittlerweile war durch den Generalmarsch die Bürgergarde
aufgeboten worden, und es gelang dem kräftigen Einschreiten derselben, die
Ruhe herzustellen. Sowohl die Wache als das Accisegebäude sind durch das
Feuer größtentheils zerstört. Mehrere der Tumultuanten sind verhaftet;
Verletzungen von Bedeutung scheinen nicht vorgekommen zu sein. Heute ist die
Ruhe wieder völlig hergestellt.
[(Börs.-Halle.)]
Französische Republik.
@xml:id | #ar014_015 |
@type | jArticle |
@facs | 0059 |
[*] Paris, 11. Juni.
In dem Augenblick, wo die Nationalversammlung ihre Abneigung gegen den Ankauf
der Eisenbahnen von Seiten des Staats kund that und gleichzeitig in dem von
Ihnen in einer Ihrer früheren Nummern beleuchteten Dekretentwurf über die
Verwandlung der schwebenden Schuld in eine konsolidirte, mit der Agiotage
liebäugelte, veröffentlichte das Journal „die
Organisation der Arbeit“ die ersten Anfänge einer
Vermögensstatistik von Paris. Die „Reforme“ in ihrer
Nummer vom 10. Juni druckte aus dieser Statistik folgende Angaben ab:
Der Proletarier zu Paris, vor dem Februar,
wenn er beschäftigt war, bezog im Durchschnitt einen Arbeitslohn von
2 Fr. 60 ‒ Seit dem Februar in Paris wie in den Departements 1
15 ‒
Louis Philippe besitzt ein Vermögen von Fr. 800,000,000
Der Herzog von Aumale 70,000,000
Madame Adelaide 70,000,000
Herzog von Montpensier 20,000,000
Baron von Rothschild 600,000,000
Baron Greffulhe 100,000,000
B. v. Mecklembourg 60,000,000
Hoop 40,000,000
Fould, Pritchardist und Kandidat für die
National-Versammlung 30,000,000
Pellaprat 25,000,000
Hottinguer 25,000,000
Mallet 20,000,000
Halphen 20,000,000
Aquirrevengoa 20,000,000
Durand 20,000,000
Delessert (Bruder des letzten
Polizeipräfekten) 20,000,000
Lafond 15,000,000
Rougemont de Loewenberg 15,000,000
Baudon 12,000,000
Delamarre, Martin Didier 10,000,000
Ferrère Lafitte 10,000,000 |
Also 2 Milliarden auf 20 Namen!
Die Veröffentlichung dieser Liste hat in der Sitzung der Nationalversammlung
vom 10. Juni einen wahren Sturm heraufbeschworen. Proscriptionsliste!
Direkter Aufruf zum Raubmord! Plünderung! So brandmarkte Bürger Jober,
Volksrepräsentant, Flammen im Auge, mit bebenden Lippen, Entrüstung in jeder
Gebärde, jeder Blick ein Blitz, Grabestiefe in der Stimme, Zornschnauben in
den weitsichspaltenden Nüstern, die zwei frevelhaften Tagesblätter, die die
Thatsache veröffentlicht hatten. Der Reichthum
des Crösus auf der einen Seite! Die Armuth des Lazarus auf der andern! Ist
eine solche Gegenüberstellung ein Verbrechen, so schafft die Statistik ab.
Wenn die Statistik skandalöse, erbitternde Kontraste aufweist, liegt die
Schuld an der Statistik oder an den Kontrasten? Aber die Herren sind sehr
reizbar, die Herren, die an die Stelle Louis Philippes getreten sind. Man
hat die Klubs geschlossen, die Maueranschläge gemaßregelt, ein drakonisches
Gesetz gegen öffentliche Volksversammlungen dekretirt, es ist Zeit die große Giftmischerin, die Presse hinzurichten!
Und darum denuncirt man die Presse der Arbeiter als infam, während man die
Presse der Reaktion ungehindert die Republik, ihre Männer und ihre Ideen
insultiren und verläumden läßt. Der Finanzminister Duclerc, ein Herr vom National, erklärt
auf die Denunciation des braven Jober den angeschuldeten Artikel nicht zu
kennen. Die Regierung respektire die Preßfreiheit, deren Machwerk die
Revolution sei, aber, die Regierung werde ihre
Pflicht thun, wenn ein Verbrecher begangen sei, wenn Provokation
stattgefunden zum Mord oder selbst zum Haß. Zum Haß! Es ist dieß das Septembergesetz von
1835, das reaktionaire Gesetz von 1822. Der Justizminister Bethmont bestätigt diese Doktrin und Flocon selbst, der Sohn der Presse denuncirt wenn
auch zunächst nur die Journale, die ihn persönlich angegriffen haben. Die
Republik hat ihre Bellart, ihre Persil, ihre Plougoulm gefunden. Sie
begreifen, welche Bestürzung hier herrscht, nicht unter der Arbeiterklasse,
die daran gewöhnt ist, Revolutionen zu säen und Septembergesetze zu erndten,
wohl aber unter den republikanischen Ideologen, unter den wahren Repulikanern, mögen sie sich nun auf Seite der Opposition,
mögen sie sich auf den Bänken der Minister oder auf den Thronen unserer
Pentarchen, unserer fünf Könige befinden.
Die Einen begreifen nicht, wie sie zu Werkzeugen der Reaktion geworden; die
andern begreifen nicht, wie eine Errungenschaft der Revolution nach der
andern in solcher Geschwindigkeit verloren geht. Wir lassen natürlich außer
Acht die Männer des republikanischen Ceremonials, die Männer des National,
einen Marrast, einen Marie, einen Garnier Pagès, die sich in ihrem Ideal
übertroffen finden und wie alle hommes satisfaits, alle Zufriedengestellten,
keine andere Wahl mehr haben, als zu sterben oder gegen das revolutionäre
Leben zu reagiren. Wir haben doch direktes allgemeines Wahlrecht und das
direkte allgemeine Wahlrecht ist doch die Form, worin sich die
Volkssouveränität offenbart! Und dennoch ist das Produkt dieses allgemeinen
Wahlrechts eine Versammlung die sich von der berüchtigten Chambre introuable
von 1815 nur dadurch unterscheidet, daß sie die Kontrerevolution
republikanisch einkleidet.
Aber die Herren vergessen die wirkliche Gestaltung der bürgerlichen
Gesellschaft in Frankreich. Auf der einen Seite zwei Drittel der Bevölkerung
Bauern, daneben eine Bourgeoisie, die in die verschiedensten
Unterabtheilungen sich zerspaltet, von dem Finanzbaron bis zum Epicier und
den Mitgliedern der Pariser Handwerker-Innungen hinab. Auf der anderen Seite
ein nur in Paris und einigen wenigen Fabrikstädten koncentrirtes
Proletariat. Dieß Proletariat hat die Februarrevolution gemacht. Hinterher
wird sie natürlich nur so weit sanktionirt, als sie den Interessen der
großen konservativen oder reaktionären Majorität des Landes zusagt. ‒ Eben
das allgemeine Wahlrecht ist das Recht dieser großen Majorität. Spricht dieß
gegen das allgemeine Wahlrecht? Keineswegs. Was helfen Künsteleien, welche
der bürgerlichen Gesellschaft nicht gestatten, ihren entsprechenden
politischen Ausdrucke zu finden? Das allgemeine Wahlrecht setzt die
fortschrittfeindlichen aber der Zahl nach überwiegende Elemente der
bürgerlichen Gesellschaft in die Luft der Oeffentlichkeit, wo sie bald
verderben und absterben. Das allgemeine Wahlrecht ruft nicht den Zwiespalt
der widerstrebenden Elemente hervor, aber es entfesselt ihn von den
Schranken, die ihn in gebundenem Zustande halten und die wirkliche Lösung
des Zwiespalts, wie den entschiedenen Kampf gewaltsam aufschieben. So
zeigten schon die letzten Wahlen in Paris ein ganz anderes bewußtes
Gegenübertreten der Klassen, als die ersten Wahlen, und die Illusionen der
wahren Republikaner, denen es sich nicht um die
Herrschaft der einen oder der andern Klasse, sondern um die Verwirklichung
der Alle beglückenden Prinzipien „Freiheit,
Gleichheit und Brüderlichkeit“ handelte, verhallen in schmerzlichen
Klaggesängen. Wie wenig diese Männer des revolutionären Instinkts, der
Aufopferung und der Begeisterung, die einfachsten Verhältnisse richtig zu
beurtheilen und, zu behandeln wußten, bewies ihr Benehmen gegenüber der
Bank, über deren wieder erwachenden Muth und wieder auflebende Macht sie
jetzt Halloh schreien.
Sie erinnere sich: Gleich nach der Februarrevolution verweigerte die Bank
nicht nur der provisorischen Regierung jede Anleihe.
[0060]
Noch
mehr, die Herren, zunächst aus kontrerevolutionären Gründen, verweigerten
auch allen Privatkredit. Wie gewöhnlich in den Krisen die Banquiers zuerst
Alarm schlagen, aber auch die ersten Opfer ihres Alarmschlagens sind, indem
ihre Verweigerung des Kredits auf sie zurückschlägt und das Publikum sie
überrennt, theils um die Banknoten gegen baares Geld auszulösen, theils um
das bei den Banken niedergelegte Gold und Silber zurückzuziehen ‒ so geschah
es auch der Bank von Frankreich Sie. stand am Abgrund des Bankeruts. Die
Bank wandte sich in ihrer Noth an die provisorische Regierung. Die
provisorische Regierung hatte keine Verpflichtung gegen die ihr feindlich
gesinnte und widerstrebende Bankaristokratie. Sie konnte sie ruhig, ohne
irgend einen Eingriff in die geltende bürgerliche Gesetzgebung, Bankerut
machen lassen und dann durch eine wirkliche, im Volksinteresse geregelte
Nationalbank ersetzen. Was thut sie statt dessen? Sie erläßt ein Gesetz,
wonach die Banknoten gezwungenen Kurs haben und Sie ertheilt der Bank dieß
Privilegium, ohne ihr irgend welche neue Verpflichtung gegen den Staat
aufzuerlegen. Die Bank hätte damals jede Konzession gemacht, um ihre
Existenz zu retten. Vous me faites pitie avec votre générosité, rief einer
unserer Freunde aus. (Eure Großmuth erregt mein Mitleid !) Die Bank dankt
der Regierung für ihre Großmuth indem sie ihr den Kredit verweigert. Gestern
Ihr, heute Wir. Und die Bank hat Recht.
@xml:id | #ar014_016 |
@type | jArticle |
@facs | 0060 |
Paris, 10. Juni.
Gestern haben sich an der Port St. Denis beim Eintritt der Nacht wie
gewöhnlich Gruppen gebildet, zwar weniger zahlreich wie an den vorigen
Tagen, aber sehr aufgeregt. Neugierige besetzten die Erhöhung am Boulevard
Bonne Nouvelle in der Nähe der P. St. Denis. Andere postirten sich zur Seite
der Straße. Der größte Theil ging von Gruppe zu Gruppe und hörte, was gesagt
wurde. Um das Monument herum waren die Massen sehr kompakt, und von 9 ‒ 11
Uhr wurde das Knäuel von Rednern und Schreiern von der bewaffneten Macht
nicht gestört noch auseinandergetrieben.
1/4 nach 11 Uhr drangen starke Abtheilungen der Linie und der Garde Mobile
durch das Boulevard St. Martin; sie kamen von der Douane, wo sie seit
Einbruch der Nacht ein Piket gebildet hatten. Bei ihrem Auftreten stürzte
man von allen Seiten auseinander; sobald die Truppen vorbeigezogen, bildeten
sich die Gruppen von Neuem und fingen an jene auszupfeifen. Augenblicklich
wurde die Trommel gerührt, und die Aufforderung erging, sich zurückzuziehen.
Gut für diejenigen, die gehorchten, denn wenige Minuten später wurden alle
Straßen, welche auf den Platz vor der Porte St. Denis führen, und die
Boulevards von den Kompagnien der Linie besetzt; es wurde Befehl gegeben,
Niemanden herauszulassen, und Aufwiegler und Neugierige wurden zusammen
gänzlich eingeschlossen und gefangen.
Jetzt, wo wir dieses schreiben, dauert die Blokade fort. Ein großer Theil der
Eingeschlossenen versucht vergebens aus dem Kreise zu entwischen, in den sie
die bewaffnete Macht eingesperrt hat. Die Gefangenen laufen große Gefahr,
bis zu Tagesanbruch bleiben zu müssen. Wir haben nicht gehört, daß irgend
eine Unordnung an andern Punkten stattgefunden.
@xml:id | #ar014_017 |
@type | jArticle |
@facs | 0060 |
Paris. Nationalversammlung vom 10. Juni
Die Sitzung wird eröffnet durch die Einstallirung des Haupts einer
unschuldigen Dynastie. Georges Lafayette wird zum
Vice-Präsidenten ernannt. Das Bureau zählt schon unter den Sekretairen
Edmond Lafayette und unter den Questoren Buzeaux de Puzy, Schwiegersohn von
Lafayette, ohne von den beiden Lasteyrie, Neffen Lafayette's, zu sprechen,
die ebenfalls bald ins Bureau kommen werden. Es ist dies eine
parlamentarische Dynastie. Bald wird eine mehr dynastische Dynastie an der
Tagesordnung sein.
Die ganze Sitzung ist Berichterstattungen über Petitionen gewidmet. Dekretirt
wurden dem Minister der öffentlichen Arbeiten 2,000,000 Fr. für die
Fortsetzung der Eisenbahnarbeiten von Tours nach Nantes, eben so 2,960,000
Fr. für den Wiederaufbau von fünf Brücken. Ferner ging der gestern erwähnte
Vorschlag von Pèan durch, wonach ein Antragsteller
nur dann berechtigt ist, seinen Antrag zu entwickeln, wenn derselbe von 25
Stimmen un terstützt wird.
Die Sitzung war dagegen nicht leer an interessanten Zwischenvorfällen.
Bürger Jober. Ich denuncire der Versammlung eine sehr
ernsthafte Thatsache. Das Journal, die Organisation der
Arbeit, hat in seiner Nummer vom 8. Juni eine Liste der Bankiers
von Paris veröffentlicht; den andern Morgen brachte es eine Liste der Notäre
mit Angabe ihres Vermögens; es verspricht auch eine Liste der
Grundeigenthümer zu veröffentlichen. So bezeichnet es diese Bürger dem
Volkshaß. Dieser Artikel ist von der Reforme
abgedruckt worden. Ich mache den Justizminister auf diese Thatsache
aufmerksam. Ich frage ihn, ob es erlaubt ist, jeden Tag ungestraft zur
Plünderung, zum Morde, zum Meuchelmord herauszufordern.
Duclerc, Finanzminister. Ich kenne diesen Artikel
nicht. Die Regierung wird nie die Dienste vergessen, welche die Presse dem
Lande erwiesen hat, aber wenn die Presse zu Verbrechen oder auch nur zum Haß aufreizt, so wird die Regierung ihre Pflicht
thun.
Bethmont, Justizminister. Ich war im Augenblick der
Interpellation nicht zugegen. Ich wiederhole, was mein ehrenwerther Kollege
gesagt hat. Ich werde unmittelbar das öffentliche Ministerium mit Verfolgung
des Urhebers dieses Artikels beauftragen.
Flocon, Handelsminister: Ich wollte nicht das Signal
zu Preßverfolgungen geben. Begiebt man sich aber auf diesen Weg, so bestrafe
man zuerst die kontrerevolutionären Journale, die selbst zum Meuchelmord
gegen Mitglieder der Nationalversammlung aufgefordert haben. Duclerc, Finanzminister: Ich muß hinzu setzen, daß
die executive Kommission gestern schon dem Polizeipräfekten Befehl ertheilt
hat, gewisser Maueranschläge wegen Verfolgungen anzustellen.
Andrer interessanter Zwischenvorfall.
Bürger Auquerne. Ich verlange das Wort, um eine
Interpellation an den Kriegsminister zu richten. In dieser Versammlung hat
sich das Gerücht verbreitet, daß ein Infanterieregiment bei seinem Einzug in
Troyes von der Nationalgarde mit dem Ruf: es lebe die Republik! empfangen
wurde, dagegen antwortete: es lebe Louis Napoleon! (Aufregung) Ich bitte den
Kriegsmi nister, uns über dies Gerücht aufzuklären! (Hört, Hört.)
Cavaignac, Kriegsminister. Mir ist nichts derartiges
zu Ohren gekommen. Ich halte das Ganze für eine Verläumdung. Ich glaube, zur
Ehre meines Landes, daß der Mann, dessen Name so unglücklich in diese
Angelegenheit gemengt ist, unschuldig ist. Was mich anbetrifft, so weihe ich
der öffentlichen Verfluchung den, der, statt sein Leben und seine Einsicht
dem öffentlichen Dienst zu widmen, seinen Namen benutzen wollte, um auf das
Unglück des Vaterlandes zu spekuliren.
Die Versammlung erhebt sich mit Enthusiasmus, und der Ruf: es lebe die
Republik! ertönt von allen Seiten. Thiers wohnte heute der Sitzung bei. Er
saß auf der zweiten Bank der rechten Seite.
[Anzeige]
Schiffahrts-Anzeige. Köln, 11. Juni 1848.
Angekommen: Kapt. Scholten von Amsterdam mit 3715
Ctr. Kapt. Jurrius von Rotterdam mit 4418 Ctr. Kapt. Schneider von Dordt mit
4928 Ctr. H. W. Michels von Amsterdam mit 1981 Ctr. J. Wieler von Antwerpen
mit 1183 Ctr.
In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich J. A. Orts; Nach
Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr C. Königsfeld; H. Schuhmacher nach
Koblenz und der Mosel und Saar L. Tillmann; nach der Mosel, nach Trier und
der Saar N. Pisbach; nach Bingen J. B. Mundschenk; nach Mainz Anton Bender;
nach dem Niedermain Fr. Schulz; nach dem Mittel- und Obermain C. W. Müller;
nach Heilbronn Fr. Müssig; nach Kannstadt und Stuttgart Peter Kühnle; nach
Worms und Mannheim M. Oberdahn.
Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Peer, Köln Nr. 10.
Ferner: Nach Amsterdam Kapt. Coesen Köln Nr. 2.
Wasserstand.
Köln, am 13. Juni Rheinhöhe 8′ 4 1/2″
Für Uhrmacher.
Ich zeige hiermit bestens an, daß ich stets einen Vorrath von sehr schönen
französischen Uhrgläsern auf Lager habe, die sich durch feines Glas und
billigen Preis auszeichnen.
Joh. Rik. Stiff, Wallrafsplatz 149.
Glas- und Porzellan-Lager.
Unterzeichneter empfiehlt einem geehrten Publikum sein Lager von ordinären
und feinen Glas- und Porzellan-Waaren, und bittet um einen großen
Zuspruch.
Joh. Rik. Stiff, Walrafsplatz 149.
Für Möbelschreiner.
Unterzeichneter hat stets einen Vorrath von farbigen Glasknöpfen mit
Schrauben, für Kommoden, Schubladen etc. zu sehr billigen Preisen.
Joh. Rik. Stiff, Walrafsplatz 149.
Maschinen-Chocolade-Fabrik
von
Joh. Rik. Stiff, Köln, Walrafsplatz 149.
Einem verehrten hiesigen und auswärtigen Publikum erlaube ich mir meine
Chocolade-Fabrik in Erinnerung zu bringen. Alle Sorten Gesundheits-,
Vanille- und Gewürz-Chocoladen sind stets in ihrer bekannten Güte
vorräthig.
Weiß raffinirtes Schneetafelsalz en gros et en detail.
Manufaktur-Waaren-Ausverkauf!
Hochstrasse Nr. 80, in der Handschuhfabrik bei A. Stern.
Eine Treppe hoch.
Das Lager besteht in Tuch, Bukskin [#] Stoffe zu Röcke und Hosen, 300 St.
Sommerstoffe, Slipps, Tücher, Foullards, Westen, schwere Bettrills,
Hausmacherleinen, Damentücher, Seide, Regen- und Sonnenschirme, Reisetaschen
etc. ‒ Alle Waaren werden wegen Einstellung des Geschäfts weit unterm Einkaufspreis verkauft, so dass Aristokraten,
Demokraten, Republikaner und Royalisten sämmtlich
zufrieden gestellt werden können.
Das Bürgerwehr -
Musik-Chor
unter Leitung des Lehrers W. Herx
wird unter gefälliger Mitwirkung der Dilettanten und eines
Sänger-Vereines
Donnerstag den 15. Juni 1848, Abends 6 Uhr,
ein großes
Vokal- und Instrumental-Konzert
im Garten des Herrn Rener, im Marienbildchen zu
Deutz, veranstalten.
Das Programm wird ehestens veröffentlicht und am Eingange nebst den
Liedertexten vertheilt werden.
Das vorbezeichnete Musik-Chor erlaubt sich, sämmtliche Bürgerwehrmänner,
deren Angehörige, und Musikfreunde zur Betheiligung an diesem Konzerte
ergebenst einzuladen, und bittet die betreffenden Bürgerhauptleute und
Zugführer in ihren Kompagnieen die Subscriptionslisten zirkuliren zu
lassen.
Da die Einnahme zur Anschaffung von nöthigten Instrumenten und Musikalien
bestimmt ist, so glaubt das Musikchor bei seinen bisherigen Bestrebungen auf
eine recht zahlreiche Theilnahme von Seiten der Bürgerwehrmänner hoffen zu
dürfen.
Der Subscriptionspreis ist 5 Sgr. per Person. An der Kasse aber 71/2 Sgr.
Bei sämmtlichen Zugführern der Bürgerwehr-Kompagnieen sind Eintrittskarten zu
haben.
„Neue Rheinische Zeitung.“
General-Versammlung der Herren Aktionäre zur Berathung und Feststellung des
Statuts und Abschluß des Gesellschafts-Vertrages auf:
Sonntag, den 18. Juni d. J., Morgens 10 Uhr,
bei Drimborn, Glockengasse Nro. 13 und 15.
Auswärtige können sich durch Bevollmächtigte vertreten lassen. Die
Interims-Quittungen dienen als Eintrittskarten.
Köln, den 2. Juni 1848.
Das provisorische Comité.
Ein ungewöhnlich großer Stör, den wir an 3. d. M. hier
gefangen haben, ist noch lebend zu sehen bei
Gebr. Wattler am Thürmchen.
Mann bittet den Herrn Lügen-Schoß-Sorländer aus Hafer Spanien sich in Nr. 11
der Rheinischen Zeitung naher auszudrücken über die Vergleichung der
Katoffel- Gries- und Gerste-Bäckerei nach der neuen Blech. Da diese
wirkliche bei welche die Vergleichung auch stattfinden wird, mit unser
hanswurstlichen Ein und daselbe Firma führt.
(Nach dem Original gesetzt. [Anm. d. S.])
Gerichtlicher Verkauf.
Am Donnerstag den 15. Juni 1848, Vormittags eilf Uhr, wird der Unterzeichnete
auf dem Waidmarkte zu Köln, Tische, Stühle, Schränke, eine Kommode, ein
Schreibpult, ein Stubenofen, eine Appretir- und Klander-Maschine, eine große
Balkenwaage, eine Handkarre, verschiedene Leinwand etc. etc. dem Meist- und
Letztbietenden gegen gleich baare Zahlung öffentlich verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher,
Gassen.
Gerichtlicher Verkauf.
Am Donnerstag den 15. Juni 1848, Morgens 10 Uhr, wird der Unterzeichnete auf
dem Waidmarkte zu Köln, Tische, Stühle, 1 Schreibpult, Schränke, 1 Kommode,
Oefen, 1 Reisekoffer etc. öffentlich an den Meist- und Letztbietenden gegen
gleich baare Zahlung verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher Lustig.
Gerichtlicher Verkauf.
Am Samstag, den 17. Juni 1848, Vormittags 11 Uhr, wird der Unterzeichnete auf
dem Apostelnmarkte zu Köln, ein Sopha, einen Tisch, Stühle, eine Kommode, 1
Spiegel etc. etc. öffentlich an den Meist- und Letztbietenden gegen gleich
baare Zahlung verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher Lustig.
English newspapers in Brussels.
The Brussels Herald, established in 1827, is the only
English newspaper in Belgium. It is published every Saturday. Price per
quarter 5 francs, exclusive of postage out of Belgium. The Brussels Herald
is an excellent medium for all advertisements addressed to English residents
on the continent and English travellers. Office: ‒ 13 Rue des Boiteux,
Brussels.
Demokratische Pfeifenköpfe
zu haben bei
H. R. Brocke, Schildergasse 47.
100,000 Stück Pfälzer Cigarren, aus einer aufgelösten Fabrik, per mille 3
Thlr., bei H. R. Brocke, Schildergasse 47.