Deutschland.
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Edition: [Friedrich Engels: Köln in Gefahr. In: MEGA2 I/7. S. 98.]
[**]
Köln, 10. Juni.
Pfingsten, das liebliche Fest,
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[19]
Köln, 10. Juni.
(Die Frankfurter Nationalversammlung.) Das linke Centrum besteht nach seinem
Programm aus denjenigen, welche „fest an ihren Grundsatzen halten, aber bei
Durchführung derselben mit Würde und Besonnenheit handeln, und so viel als
möglich Alles vermeiden, was nach einer oder der
andern Seite verletzen könnte.“ Fest in Gesinnung, stark an Würde,
aber mild und gefühlvoll im Kampf, nach der Melodie:
Donn're, schmettre, tödte täglich,
Doch ‒ so allgemein wie möglich.
Hr. Stedtmann aus Koblenz gehört zu den ersten dieser zarten Kämpfer. Mit
herzgewinnender Rührung erklärt derselbe, daß er in dem Bundestagsgesandten
Welcker seinen Freund, ja noch mehr, seinen „politischen Lehrer“ verehre,
und bittet um Entschuldigung, wenn er dennoch mit dessen Ansicht „nicht so
ganz einverstanden“ sein könne; wenn er dann von der Tribüne kömmt, tritt
ihm der „Freund und Lehrer“ mit faunenartiger Freundlichkeit entgegen, und
die Biedermänner schütteln sich zur Erbauung der Zuschauer die Hände.
Sitzend auf einer „breiten Basis“ und des Friedens halber „zu jeder nur
möglichen Konzession an andere Parteien“ entschlossen, hat sich Herr
Stedtmann in letzter Zeit, dem Programm seiner Gefühlvollen treu, der
Rechten genähert und bekanntlich an dem berühmten Antrag auf Bildung eines
bayrisch-preußisch-österreichischen Triumvirats betheiligt. Den Bürger Jucho
zählt er zu seinen Freunden und Bundesgenossen. Wer aber ist Bürger Jucho?
Bürger Jucho ist gleich dem Biedermann Eisenmann „Dulder“ gewesen. Sein
Verdienst um das gedrückte Vaterland, um dessentwillen er die Dulderkrone
gewann, bestand darin, daß einige Polizisten der Republik Frankfurt ein
verbotenes Zeitungsblatt bei ihm fanden.
In der Linken haben sich die verschiedensten Elemente zusammengefunden, die
bis jetzt nur durch den Terrorismus der Majorität zusammengehalten werden.
Zwei Manifeste sind aus ihr hervorgegangen, beide zwar im wesentlichen
Inhalt nicht von einander verschieden, aber den Zwiespalt der doktrinären
Opposition mit der sogenannten äußersten Linken bekundend; eine dritte
Abstufung, die nahe mit dem linken Centrum zusammenhängt, hat sich ebenfalls
aus der großen Phalanx der „Opposition gegen die Majorität“ noch nicht
ausgeschieden. Die Partei der „Gesinnungstüchtigen“ der Linken, die dem
Centrum zunächst stehende Fraktion, sieht ihre Vertreter am häufigsten auf
der Tribüne; ihre Deklamationen fließen über von Stichworten des Tages, von
der deutschen Einheit, den großen Berechtigungen des Volkes und dem hohen
Beruf der Versammlung. Ihr bedeutsamstes Mitglied ist der k. preußische
Flüchtling Jakob Venedey. Wenn er auf der Tribüne steht, senkt sich sein
Haupt wehmüthig zur Seite, Weltgefühle sprießen in seiner Brust, und seine
Lippen strömen gesetzliche Proteste gegen jedes fait accompli der bisherigen
Weltgeschichte. Herr Venedey steht nicht auf dem Boden der Revolution; er
ruft es selbst, daß die Republik, wenn sie mit Gewalt eingeführt werden
solle, nur über seine, des Herrn Venedey, Leiche gehe. Die Bedeutung seiner
gesetzlichen Wirksamkeit hat bereits die gebührende Anerkennung gefunden.
Als der Graf Arnim nach dem Sturz Bodelschwinghs sein achttägiges
Ministerium antrat, war seine erste Handlung, sich nach der Ankunft Venedeys
in Köln zu erkundigen, um denselben aufzufordern, in Berlin ein
„volksthümliches Ministerialblatt“ herauszugeben. (Schl.
folgt.)
[0048]
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[15]
Frankfurt, 7. Juni.
Die heutige Sitzung begann mit einer schönen Versöhnungsscene, wie sie nur
bei der hier betriebenen Gemüthspolitik zu Stande kommen konnte. Es sind
zwar einige Charaktere, die rechts und links zu scharf ausgeprägt sind, als
daß sie, wenn ihre Worte auch noch so mild wären, bis in die Herzensregion
ihrer Gegner vordringen könnten; aber Jacob Benedey gehört nicht zu diesen
Ecksteinen des Anstoßes, und obwohl er sich brav zur Linken hält, verzog
doch das ehrenwerthe Gros der Rechten keine Miene zum Lachen, als er das
blonde Lockenhaupt zu ihr hinwiegte und von dem „tiefen Schmerze“ sprach,
mit dem sein Gemüth die Tribüne betrete. Er reklamirte nämlich gegen das
Protokoll, in welchem stand, daß er wegen ausgestoßener Drohungen zur
Ordnung gerufen sei. Benedey sollte gedroht haben? Unmöglich! Es war zwar
ein bedenklicher Anlaß; aber Venedey hatte wirklich nicht gedroht; mein
Himmel, wie konnte man ihn so mißverstehn! er hatte nur eine Erinnerung an
die Geschichte der französischen Revolution der Rechten an's Herz legen
wollen. Der Rechten? o nein, wir Alle sind Sünder oder könnten es werden.
Lassen Sie uns weder rechts noch links die Redner niedertrommeln, Sie sehen
aus der französischen Revolution, wohin das geführt hat; „und wir werden
hoffentlich etwas anderes zu Stande bringen als die Franzosen!“
Das verfehlte freilich seine Wirkung nicht. Die Rechte ärgerte sich über die
erneute Mahnung, aber sie freute sich, daß wieder einmal von der deutschen
Tribüne gegen die Franzosen und gegen die Revolution gesprochen war. Sie
applaudirte demnach so lebhaft, daß Gagern den Ordnungsruf zurücknahm.
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[*]Frankfurt, 8.
Juni.
Mancherlei Anträge waren schon früher und später über die Sicherstellung der
Nationalversammlung gegen etwelche Attentate eingereicht, heute kam darüber
der Bericht zur Verlesung und Herr Wippermann, dem dies Amt oblag, fügte
hinzu : Allerdings sei Gefahr vorhanden und Dringlichkeit heischender denn
je. Er wisse es, denn in seinem eigenen Vaterlande sei der Aufruf ergangen,
alle demokratischen Vereine sollten nach Frankfurt kommen zu Pfingsten, und
ihre Parole sei für das Parlament, wenn es demokratisch, sonst gegen das
Parlament. Desgleichen fordre der Aufruf zur Sensenbewaffnung auf und wer
wisse, wie viele Sensen bereits gen Frankfurt zögen? Der Tag sei
ausgeschrieben: dringende Noth erheische, sich an den Senat in Frankfurt zu
wenden und von den umliegenden Regierungen die nöthigen
Bajonnette zu begehren.
Zwar spottete allgemeines Gelächter des Ehren-Wippermann, allein Wohlderselbe
fühlte bereits die Sense, dies barbarische Instrument, in seinem Fleische
wühlen, und mit ihm Schüler aus Jena. Schüler meinte nämlich, die Linke zu
gewinnen, wenn er zwar keine Bitte um Waffenaufgebot an den Frankfurter
Senat wolle, wohl aber eine Aufforderung an die Demokraten, sich der
Herzensangst des Parlaments zu erbarmen und doch ja nicht nach Frankfurt zu
kommen; denn es liege im Interesse der Linken, keinen falschen Schein auf
sich zu laden. Dieser beschwichtigende Vorschlag verfehlte seinen Zweck. Der
ehemalige Mitarbeiter des politischen Wochenblattes, Radowitz, erhebt sich:
Man möge sich ja nicht über die Gefahr täuschen, sie sei in der That größer
als man glaube. Man könne nicht läugnen, daß die Nationalversammlung eine
große Partei, und zwar eben die demokratische, bereits über die Hoffnungen,
welche man vom Parlament gehegt, enttäuscht habe.
Auch ein nöthiges Losungswort sei bereits gefunden, es heiße : Nieder mit
der Reaktion. Ehemals habe man als Stichwort Demagoge gebraucht, aber jetzt
hieße es Reaktionär, und unter dieser Bezeichnung verstehe man Alle, die den
Wünschen und Forderungen des Volks aus höhern
Rücksichten nicht willfahren wollen. Er fürchte nicht für die
Personen der Nationalversammlung, sondern für die Folgen eines Angriffs.
Diese wären unfehlbar : Provisorische Regierung, Proklamirung der Republik,
Bürgerkrieg, Krieg mit Außen. Drum sei es heilige Pflicht der
Volksvertreter, einen Sicherheitsausschuß von 3 Personen zu wählen, die sich
erkundigten, wie stark die Streitkräfte Frankfurts, und danach Truppen von
außen reklamirten.
Sie sehen also, daß man es bereits bedauert, nicht in Potsdam zu tagen. Ja,
ein Wiener, Meyer, denkt schon als Militär auf den Rückzug, und beantragt
zuerst das englische Gesetz, daß im Umkreis von drei Meilen keinerlei
größere Versammlungen statt finden sollen, und daß im Fall einer
Zersprengung die Nationalversammlung sich in Regensburg unter baierischer
Obhut oder in Wien, wo man bis dahin die alte gute Ordnung der Dinge wieder
hergestellt zu sehen hofft, auf's neue vereinigen möge.
Wie Radowitz andeutete: die Vertreter des Volks können sich nicht länger
verhehlen, daß ihr gefährlichster Antagonist eben das Volk ist. Simon aus
Trier sagte ihnen dies ziemlich deutlich: Wie es denn so auf einmal komme,
daß die Nationalversammlung Polizei spielen wolle. Man habe doch früher bei
der Mainzer Angelegenheit und bei der Ausweisung deutscher Ausländer so sehr
damit gepocht, daß man keine Polizei sein dürfe; woher diese Inkonsequenz?
Wenn man sich in der That gestehen müsse, daß man bereits mit der
Volkspartei so sehr im Widerspruch stehe, um deren Zorn zu fürchten, nun,
dann sei auch wohl nicht viel an der Nationalversammlung verloren. Die
Waffen fürchte man, warum denn nur die der Demokraten, die doch nur
höchstens zu dreihundert hierherzögen, warum nicht die Bayonnette, die man
zu vielen tausenden berufe?
Ein donnender Beifall begleitete (trotz der aufgestellten Klaque und der
Censurmaßregeln des Hrn. Biedermann, bis auf ein Drittel der Gallerie nur
Billete auf Empfehlung von Deputirten den Eintritt zu gewähren, wobei die
Empfehlungen der linken Seite selten berücksichtigt werden) ‒ den Redner und die Worte des nach ihm
folgenden Wesendonck. Die Linke forderte wiederholt den Uebergang zur
Tagesordnung, allein der Präsident suchte diesen Antrag zu unterdrücken und
nur eine Ueberweisung der Anträge an eine Kommission (d. h. eine abermalige,
die es besser verstände, die Sache plausibel zu machen) zur Abstimmung zu
bringen. Als ihm dies nicht gelang und wirklich der Uebergang zur
Tagesordnung beschlossen wurde, bemühte er sich, wenigstens aus den Anträgen
eine Habeas-Corpus-Akte für die Abgeordneten nebst etlichen andern Anträgen
zu stellen, Trotz des Rufs: zur Tagesordnung! konnte er sich nicht
überwinden, wenigstens eine Vertagung derselben zu erbitten, in deren Folge
Soiron den Vorschlag machte, die ganze Angelegenheit an die
Prioritäts-Kommission zurückzuweisen. Dies wurde mit dem Wesendonckschen
Zusatze, „insoweit die Anträge nicht durch den Uebergang zur Tagesordnung
erledigt sind,“ genehmigt, und so behalten die muthigen Bayonnettliebhaber
wenigstens den Trost, sich demnächst eine Habeas-Corpus-Akte dekretiren zu
können.
Nun die Blumsche Angelegenheit.
Zuvörderst sucht Eisenmann zu ermitteln, jede Partei könne blamirt werden,
darum sei besser, keine werde blamirt. Aber davon will Blum nichts wissen,
obgleich ihm unbekannt sey, was Auerswald eigentlich mit seiner Anklage
bezwecke, da er keinen Antrag gestellt habe. In der Erklärung des
preußischen Ministers, welche Auerswald erzielt habe, heiße es:
1) Die preußische Regierung habe in Beziehung auf das Verfassungswerk niemals
einen Rath (an die fraglichen Regierungen), geschweige einen solchen Rath
gegeben, wie hier in Rede sey. (Er fragt, ob hierin ein Widerspruch gegen
die von ihm gegebene Mittheilung liege?)
2) Wenn nun in Frankfurt behauptet werde, die preußische Regierung habe sich
durch solch einen Rath eines Verraths schuldig gemacht, so sei dies eine
Verläumdung. (Blum setzt hinzu, das würde es in der That sein und fährt
fort):
Hieraus möge man schließen, wie an das Ministerium berichtet sei. Er habe den
stenographischen Protokollen gemäß nur folgendes gesagt : das Einzige
Gegengewicht gegen die konstituirende Nationalversammlung, der preußischen
Antwort zufolge, sei, daß man möglichst viele Ständeversammlungen berufe,
und er habe hinzugesetzt : Meine Herren, ich habe Ihnen für die Genauigkeit
nichts einzusetzen, als „ein Ehrenwort,“ daß es mir so mitgetheilt ist: denn
mir stehen keine diplomatische Archive zu Gebote, aber es wird nicht schwer
fallen, falls man mehr wissen will, nähere Erkundigungen einzuziehen.
Jetzt, da man auf diese unverfängliche Mittheilung eine Anklage, eine
Verdächtigung gründe, und es nur Mann gegen Mann genüge, ein Ehrenwort zu
Pfand zu setzen, erkläre er, jedoch nur der Nationalversammlung, daß zwei
Zeugen aus der Nationalversammlung seine Aussagen unterstützen könnten, da
er sich in dem delikaten Falle befinde, den Namen seiner Quelle nicht
preisgeben zu können. Thatsächlich unterstützten ihn aber die wirklich
stattgefundenen Einberufungen der verschiedenen Ständeversammlungen und eine
merkwürdige Anmerkung der Redaktion der Vossischen Zeitung zu dem unklaren
Berichte ihres Korrespondenten in Nro. 173. Leid thue ihm bei der ganzen
Geschichte am allermeisten, daß der preußische Minister nicht geantwortet
habe wie der sächsische, er werde sich nie zu solchen Maßregeln
verstehen.
Gagern (der Präsident) bemerkt zur Aufklärung, der 50r-Ausschuß habe ein
Gesuch an den Bundestag gerichtet, dahin zu wirken, daß während der
Nationalversammlung keine andre Versammlung einberufen werde, und der Bund
habe dies den Regierungen mitgetheilt; vielleicht sei hieraus jene
Mittheilung mißverständlich entstanden. Da Blum dies verneint und eine
Deutung Auerswalds, als als habe er versöhnend einlenken wollen, gleichfalls
zurückweist, so stellt Auerswald den Antrag seiner gestrigen Beschwerde
dahin: daß die Nationalversammlung ihre Mißbilligung über Blum's „Anklage“
äußern möge. (Heftiges Zischen.) Er sucht hierauf zu beweisen, daß der
Minister des Auswärtigen, Arnim, ihm im Auftrage auf seine „höhern Orts“
eingereichte Beschwerde geantwortet habe und dessen Bescheid vollgültig sey
und theilt, nachdem er im Ablesen längerer Zeitungsartikel durch den Ruf
„zur Sache“ und „Wie langweilig“ unterbrochen, ein Schreiben Arnim's vom 4.
Mai an den Herrn von Röder mit, dahin lautend :
„Man könne den Vorschlag, das Plenum des Bundestags, und zwar namentlich mit
Prinzen zu beschicken, damit diese als Kandidaten für die zu erwählende
Centralgewalt aufträten, nicht zweckmäßig finden, ehe nicht der Bund selbst
neu organisirt sei.
Dies Dokument wird zu den Akten eingereicht und der Prässdent sieht sich auf
heftiges Verlangen gemüßigt, zu erklären, daß ein Antrag auf Mißbilligung
gegen ein Mitglied der Versammlung überall unstatthaft sei, da nur ihm eine
Zurechtweisung auf frischer That zustehe.
Jetzt sucht noch Lichnowsky eine Lanze für Auerswald zu brechen und Blum zu
verdächtigen. Allein der Donquixote des Parlaments erreicht nur seinen
regelmäßigen Zweck, zur Heiterkeit des Publikums zu dienen und sich ein „von
der Tribüne!“ zu erringen. Schaffrath zürnt, daß Blum überhaupt auf eine
solche Anschuldigung geantwortet und nicht lieber den Stolz des Schweigens
entgegengesetzt habe. Das Volk würde schon entschieden haben, wem es Glauben
beimessen solle, einem Auerswald oder einem Blum. Hier dürfe Niemand
beschuldigt werden, bis die Beweise einer Unwahrheit
vorlägen. Ihm scheine als seien die Feinde der Preßfreiheit auch Feinde der
Redefreiheit. Draußen übten sie Censur der Presse, in der Paulskirche
wollten sie Censur der Rede üben. Blum habe nichts zu beweisen, da er nur
eine Mittheilung berichtet habe, ihm scheinen sogar die Berufung auf zwei
Ehrenmänner zuviel zugestanden. (Diese nennen sich: Dr. Joseph Hermann, und
Dr. J. Georg Günther).
Es wurde nun zur Tagesordnung übergegangen, die Sitzung wurde geschlossen.
Nachdem man über 4 Stunden wiederum nur Redeübung gehalten hatte. Doch nein,
ein Resultat ging vorauf, nämlich der Bericht des Marine-Ausschusses. Dieser
ist zu dem Ergebniß gekommen,
a) 4 Hauptfragen für seine Aufgabe aufzustellen:
1. Welche Bedingungen die deutsche Kriegsmarine zu erfüllen habe,
2. welche Mittel in Bezug auf Zahl und Art der Schiffe dazu geeignet
seien,
3. welche Geldmittel erfordert werden,
4. In welche natürliche Zeitabschnitte die gesammte Bildung der deutschen
Flotte zerfalle?
b) In Erwägung, daß der Ausschuß diese Fragen sobald nicht beantworten könne,
stelle er den Antrag:
„Hohe National-Versammlung wolle beschließen, daß die hohe Bundes-Versammlung
zu veranlassen sei, die Summe von 6 Millionen Thalern auf verfassungsmäßigem
Wege verfügbar zu machen, und zwar 3 Millionen sofort und die ferneren 3
Millionen nach Maßgabe des Bedürfnisses.“
Diese 3 Millionen Thaler sollen, da man vorerst der Linienschiffe nicht
bedürfe, folgendermaßen verwendet werden:
2 Fregatten zu 42 bis 56 Kan. à 450,000 Rth. ‒ 900,000 Rth. 4
Korvetten zu 22 bis 32 Kan. à 220,000 Rth. ‒ 880,000 Rth. 2
Dampfschiffe zu 500 Pferdekraft à 400,000 Rth. ‒ 800,000 Rth. 4
Dampfschiffe zu 350 Pferdekraft à 300,500 Rth. ‒ 1,200,000
Rth. 200 Kanonen à 7,000 Rth. ‒ 1,400,000 Rth.
|
Der Rest mit 780,000 bis 800,000 Rthlr. sei für Hafen und Arsenalanlagen zu
verwenden.
Wir müssen abwarten, ob die drei Millionen und die Flotte so schnell flott
werden, wie die Rechnung in Aussicht stellt.
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@facs | 0048 |
Frankfurt, 9. Juni, 21/2 Uhr.
Die Nationalversammlung hat so eben folgenden Beschluß gefaßt: „Die deutsche
Nationalversammlung erklärt, daß die schleswigsche Sache, als eine
Angelegenheit der deutschen Nation, zu dem Bereich ihrer Wirksamkeit gehört,
und verlangt, daß energische Maßregeln getroffen werden, um den Krieg zu
Ende zu führen, daß aber bei dem Abschluß des Friedens mit Dänemark das
Recht der Herzogthümer Schleswig und Holstein und die Ehre Deutschlands
gewahrt werde.“ Ueber den beantragten Zusatz: „und daß der abgeschlossene
Friede der Nationalversammlung zur Genehmigung vorgelegt werde,“ ist in
diesem Augenblick noch nicht abgestimmt.
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@facs | 0048 |
[7]Berlin, 8.
Juni.
Mitten in einer Debatte über den Verfassungsentwurf, ob der von dem
Ministerium vorgelegte zur Grundlage genommen werden solle oder nicht,
erschien heut der Prinz von Preußen in der Vereinbarungs-Versammlung. Einige
Mitglieder der Rechten erhoben sich; von allen Seiten hören wir aber
sogleich die Stimmen: Sitzen bleiben! Sitzen bleiben! Der Präsident Milde
gibt dem Prinzen als Abgeordneten des Wirsitzer Kreises in einer
persönlichen Angelegenheit das Wort. Derselbe besteigt die Tribune und hält,
wir möchten sagen, eine Thronrede: „Vermöge der auf mich gefallenen Wahl,
bin ich berechtigt, in Ihrer Mitte zu erscheinen; bereits gestern würde ich
hierher geeilt sein, wenn es nicht ein Tag unauslöschlicher Trauer gewesen
wäre, der mich im Schooße meiner Familie zurückhielt. Heute bin ich hierher
geeilt, um zuerst meinen Dank auszusprechen für das Vertrauen, welches mich
hierhergeführt, dann aber Sie, meine Herren, welche aus allen Ständen des
Velkes, aus allen Provinzen und allen Klassen hier vereinigt sind, herzlich
willkommen zu heißen. Nicht Preußen allein, sondern die Welt sieht auf
unsere Versammlung!!: wir sollen das Verfassungswerk mit unserem Könige
vereinbaren, welches für lange Zeit die Schicksale der preußischen Nation
und ihrer Könige feststellen wird. Welch hoher Beruf! Aber je höher dieser
Beruf, je heiliger muß der Geist und die Gesinnung sein, welche unsere
Berathungen leiten werden. Die konstitutionelle Monarchie ist die
Regierungsform, welche der König uns vorgezeichnet
hat; dieser werde ich alle meine Kräfte weihen, wie ich dieselben
den früheren Verhältnissen stets gewidmet habe. Mein Charakter liegt Ihnen
offen vor, alle meine Kräfte sind dem Heile des Vaterlandes geweiht gewesen.
So stehe ich jetzt wieder in Ihrer Mitte, um mitzuwirken, daß die uns
gestellte Aufgabe zu einem glücklichen Ziele geleitet werde.“ Der Prinz
fordert den Präsidenten auf, da seine anderweitigen Geschäfte es ihm nicht
gestatten, regelmäßig den Versammlungen beizuwohnen, seiner Stellvertreter
einzuberufen. Er schließt seine Rede dann mit den Phrase: „Uns alle aber,
meine Herren, leitet den Ruf und Wahlspruch der Preußen, der sich so oft
bewährt hat: Mit Gott für König und Vaterland!“ Der Prinz scheint ein Hurrah
zu erwarten. Einzelne Stimmen erheben sich auf der Rechten, werden aber
sogleich durch das Zischen von verschiedenen Seiten erdrückt. Der Prinz
verläßt die Versammlung und wird auf der Straße von einigen, wahrscheinlich
bestellten Leuten mit Hurrah empfangen; dies zieht sogleich die
Vorübergehenden und die im Kastanienwalde sich aufhaltende Menge herbei, die
ihm durch Pfeifen und Zischen ihre Sympathien zu erkennen gibt. Seine
Kalesche fliegt davon. ‒ Der Abgeordnete d'Ester besteigt, nachdem der Prinz
den Saal verlassen, die Tribüne und knüpft wieder an die über den
Verfassungsentwurf abgebrochene Debatte an. Der Präsident Milde hatte
nämlich beantragt: die Abtheilungen möchten den Titel II des vorgelegten
Entwurfs zuerst berathen, wurde aber vom Abgeordneten Temme darauf
hingewiesen, daß es eben noch ganz ungewiß sei, ob nicht ein neuer Entwurf
als Grundlage für die Berathungen verfaßt werden würde. D'Ester will also
die Frage gestellt wissen: ob die Versammlung den vom Ministerium
vorgelegten Entwurf beibehalten wolle oder nicht. Der Präsident zog, nachdem
noch einige Redner gegen seinen Antrag gesprochen, denselben zurück. Darauf
wieder ein in unserer Vereinbarungs-Versammlung ganz gewöhnlicher Vorfall.
Der Abgeordnete Ruhr klagt den Präsidenten an, er habe einige Petitionen,
die er ihn an die Versammlung zu vertheilen bat, zurückgewiesen. Es entsteht
daraus ein fürchterlicher Lärm, bei dem sich besonders wie immer Hr. v.
Wangenheim, Abg. aus Saatzig, der sich nur auf die linke Seite gesetzt zu
haben scheint, um dort Skandal zu machen, ganz besonders auszeichnet.
Endlich wird wieder die Ruhe hergestellt und man geht zur Tagesordnung über.
Berends aus Berlin hat das Wort. Er stellt den Antrag: Die Versammlung soll
ein Anerkennung der Revolution zu Protokoll erklären, daß die Kämpfer des
18. und 19. März sich um das Vaterland verdient gemacht haben. Der Antrag
wird sehr zahlreich unterstützt und Herr Berends entwickelt denselben. Er
opponirt gegen die Ansicht des Ministerpräsidenten, daß die neue Verfassung
des Staates an die alte angeknüpft werden müsse. Hierin liege die Meinung,
daß eine wirkliche Revolution nicht stattgefunden
habe, daß sie nicht nöthig gewesen sei, ferner daß die Rechte des Volkes vom
Könige bewilligt oder vom vereinigten Landtage ausgegangen sind. Der Redner
erinnert hierauf an die Bewegung, welche durch ganz Preußen, durch ganz
Deutschland zitterte, daß der Kampf nicht überflüssig gewesen, weil erstlich
nicht Alles bewilligt, zweitens die Verheißungen dem Volke keine Garantien
gewesen. Die Garantien für die Unverletzlichkeit der Volksrechte hat
dasselbe sich erobert, indem es am 19. März die Bürgerbewaffnung
durchsetzte. Der Kampf war eine gewaltige Katastrophe und erst durch diese
Katastrophe ist die Umgestaltung des Staatslebens zur wirklichen Wahrheit
geworden. Deßhalb fordert der Redner, daß die Kämpfer vom 18. und 19. März
sich um das Vaterland verdient gemacht haben. Wir müssen hier bemerken, daß
die Versammlung zu unserem Erstaunen nach dem Vortrage eines Abgeordneten
der Linken, dem ein sehr lebhafter Beifall zu Theil wurde, heute zum
Erstenmal eine sehr ernste, parlamentarische, der Frage angemessene Haltung
annahm. Diese behielt sie bis zum Schluß der Sitzung. Herr Reygers stellt
einen Antrag auf Tagesordnung. Er findet keine Unterstützung. Wir haben
dieses Resultat sicher unserer Sonntagsdemonstration zuzuschreiben. Ein sehr
breites, konfuses Amendement des Abg. Brehmer wird gleich verworfen. Der
Abg. Schultze will einen Zusatz, wonach auch das Berliner Volk wegen seiner
Haltung nach dem Kampfe eine Anerkennung erhalten sollte. Es erhebt sich
hierauf eine sehr interessante Debatte, an welcher sich auch die Minister
betheiligen. Camphausen fürchtet, daß die Annahme des Antrages zu neuen
Unruhen anstatt zur Versöhnung führen könnte. Er sieht in der Form des
Antrages eine Nachahmung ähnlicher Anträge, die in der englischen und
französischen Revolution gestellt worden, in Revolutionen, die nothwendig
zur Diktatur führen müßten. Er protestirt dagegen im Namen des Volkes von
Berlin, unter dessen Schutz sich der König gestellt. Er will also eine
andere Form für den Antrag. Hansemann möchte ihn bis morgen vertagen. Die
Minister, die die Versammlung für den Antrag geneigt sahen, bekamen
entschieden Angst und Herr Schwerin äußert unverhohlen, er werde ja nach der
Abstimmung wissen, was er zu thun habe. Es scheint uns jetzt ziemlich
sicher, daß das Kabinet in seiner jetzigen Zusammensetzung nicht lange
bestehen wird. Für den Antrag haben mit gutem Erfolge Jacoby, Reichenbach,
Schulz aus Wanzleben, v. Berg und Stein gesprochen. Die Debatte wird in der
morgigen Sitzung wieder aufgenommen. Es steht ziemlich fest, daß die
demokratische Partei hier den ersten Sieg erringen wird, denn die Rechte ist
zu feig, ein historisches Faktum, die Revolution gradezu zu läugnen. Die
Linke wird, wenn es nöthig wäre, auf namentliche Abstimmung dringen.
Morgen Abend bringen die Studenten und der Handwerkerverein dem französischen
Gesandten ein Ständchen.
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@facs | 0048 |
Breslau, 31. Mai.
Wie fast überall, so hatte auch hier in der letzten Zeit die Energie des
Bürgerthums sehr nachgelassen. Die schwankenden Zustände, die Lähmung des
Handels und der Gewerbe, die fortdauernden Störungen der Ruhe, das
Wachestehen, Patroulliren etc., hatte nach und nach entmuthigend auf sehr
viele Bürger gewirkt. Und da in dieser Zeit der demokratische Verein in
Breslau ausschließlich seine entschlossene Haltung behielt, so begannen auch
von Seiten des Breslauer Bürgerthums offene und geheime Angriffe gegen ihn.
Die Bekanntmachung des neuen Verfassungsentwurfs und die Adressen des
Militärs an den demokratischen Verein in Breslau, welche dieser in Folge
eines Aufrufs an die Soldaten, gegen den das Associations- und
Petitionsrecht beschränkenden Ministererlaß zu protestiren, veranlaßte,
haben die demokratische Partei Schlesiens wesentlich verstärkt. Den
reaktionären Erklärungen gegenüber verdient die von Soldaten des zehnten
Infanterieregiments und namentlich die von 1145 Landwehrmännern besondere
Aufmerksamkeit. Letztere sagen u. A.: „Wir werden denen nicht folgen, welche gern die alten knechtischen Zustände
herbeiführen möchten, unter denen ihnen so wohl war. Wir haben auch dem Könige den Soldateneid geschworen; aber wir
müßten keinen Funken von Ehrlichkeit, von Bewußtsein unserer Menschenwürde,
von Bruderliebe haben, wir müßten uns im Zustande eines russischen
Kosakenthums und der Knute befinden, wenn wir über diesem Eide die heiligen
Pflichten gegen unsere Brüder, das Volk, oder, was dasselbe ist, gegen das
Vaterland, vergessen sollten, die uns unsere jetzige Zeit mit Flammenschrift
vor die Augen hält. Die Pflichten aber, welche wir jetzt gegen das Volk zu
erfüllen haben, sind die Erhaltung und Sicherung seiner heiligen Rechte; nur
dadurch hoffen wir zugleich die Stütze des Thrones zu sein. Wir bilden uns
aber nicht thörichter und lächerlicher Weise ein, daß wir allein die Stützen
des Thrones ohne das Volk sein könnten, wir kennen auch keinen Thron und
Staat ohne das Volk. Wir Landwehrmänner sind nicht noch um 100 Jahre zurück
und daher so bornirt und unwissend, daß wir nicht begreifen sollten, wir
selbst seien ein Theil des Volkes, mit dem wir stehen und fallen. Daher
betrachten wir auch diejenigen als unsere Feinde, welche die heiligen Rechte
des Volkes und dadurch zugleich die des Königs angreifen oder auf Schrauben
stellen wollen, u. s. w.“ Gegen jene Feinde, bemerken sie schließlich,
würden sie eben so heldenmüthig kämpfen, als ihre Landwehrbrüder 1813, 1814
und 1815 dies gethan.
[(O.-P.-A.-Z.)]
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@facs | 0048 |
Breslau. 4. Juni.
Die mobile reitende Kompagnie ist aus der Gegend von Glatz heute hier
eingerückt. Die beiden mobilen Fußbatterien Nr. 26 und 27 verlassen dagegen
Breslau und werden in die nächste Umgegend verlegt. Auch, heißt es, sollen
das 5. und 6. Husarenregiment in die Umgebungen der Stadt rücken, so wie
auch ein Landwehrbataillon aus Oberschlesien. Es sind in dieser
Truppen-Umzingelung alle Anzeichen vorhanden, daß ein großer Hand-
[0049]
streich von der Reaktion vorbereitet wird. Aber wir verlassen
uns auf die Entschiedenheit und den Muth der Breslauer Demokraten.
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@facs | 0049 |
Weimar, 7. Juni.
Kaum, daß der Bankrutt der Lederhandlung des Benjamin König, eines weithin
ausgebreiteten Geschäfts, die größte Sensation hervorgerufen, so hat nun
auch, durch die Zeitumstände gedrängt, das Haus Müller und Dönigus, man
sagt, mit 40,000 Thalern sich als fallit erklären müssen.
[(F. J.)]
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@facs | 0049 |
Wien, 4. Juni.
Das Kriegsministerium findet sich aufgefordert, hiermit auf das Bestimmteste
zu erklären, daß ihm von einer Anhäufung von Truppen, in der Gegend von
Lundenburg, noch sonst in der Umgegend Wiens, nicht das Mindeste bekannt
sei. Die vorstehende Erklärung des Kriegsministeriums wird hoffentlich die
aufgeregten Gemüther beruhigen und auch das Ihrige beitragen, die allgemein
verbreitete Furcht vor einer auf Morgen angesagten Arbeiterdemonstration zu
beseitigen.
[(Oestr. Z.)]
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@facs | 0049 |
Wien, 5. Juni.
Der neue Stadtrath hat zur Lösung der Arbeiterfrage eine besondere Kommission
niedergesetzt. Dieselbe hat bereits die Resultate ihrer Sitzungen dem
Ministerium vorgelegt und beantragt, daß nachstehende Bauunternehmungen
sogleich in Angriff genommen werden : 1) Bau der Eisenbahn bei Sömring, (ein
Berg, der bisher die Bahnverbindung mit Steyermark unmöglich machte) mit
Umgehung von einem Umfang von 10 Meilen, wobei eine Steigung von 1‒50
stattfinden wird. 2) Der definitive Bau des letzt projektirten großen
Donauhafens der Brigittenau bei Wien. 3) Ein kleiner Hafen im Donaukanal bei
der Rasumovskybrücke innerhalb der Stadt. 4) Eine Circumvallations-Straße,
vor den Linien um die Stadt herum, die bisher, merkwürdig genug fehlt. Diese
großartige Unternehmung, die eine große Zahl von Arbeitern auf Jahre hinaus
beschäftigen kann, und zu der die Pläne jahrelang vorbereitet waren, wurden
an einem Tage definitiv beschlossen. Der Drang der Umstände zwingt unser
Ministerium zu handeln, und jenes Aufschiebungssystem der metternich'schen
Regierung, das Oesterreich zu solcher Stagnation verdammte, fahren zu
lassen. ‒ Die beiden Reactionäre Montecuculi und Graf Brenner sind aus Linz
verwiesen worden. ‒ In Pesth ist bereits sowohl von Seite des Militärs als
der Nationalgarde der Eid auf die Constitution geleistet worden. ‒ Bei der
akademischen Legion bildet sich eine „Todtenlegion“, die es sich zur Pflicht
macht, bei großen Gefahren an die Spitze sich zu stellen. ‒ Einem Gerüchte
zufolge soll in Hernals bei Wien Militär zum Einrücken in die Stadt in
Bereit-Bereitschaft seyn. Die Stadt ist ruhig.
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@type | jArticle |
@facs | 0049 |
Wien, 5. Juni.
Die Befürchtung wegen Ruhestörungen durch die Arbeiter war gestern und heute
groß. Es hieß, sie hätten es auf Plünderung und Aufhebung der Klöster
abgesehen gehabt. Auf Ermahnung des Bürgerausschusses und der Studirenden
sind sie jedoch heute zu ihrer Arbeit wieder zurückgekehrt. Eine Art
Ehrengericht ist unter ihnen veranlaßt worden, um die Excesse Einzelner zu
brandmarken. Magistrat und Regierung thun aber auch das Möglichste, um
dieser Klasse Bevölkerung unter die Arme zu greifen. Ueber 14,000 Arbeiter
sind bei öffentlichen Bauten beschäftigt, und die wöchentlichen Ausgaben
dafür belaufen sich auf gegen 50,000 Fl. C.-M. ‒ Eine seit gestern hier
allgemein sich verbreitende Sage, der Kaiser und der Thronfolger, Erzherzog
Franz Karl, würden zu Gunsten des ältesten Prinzen des letzteren, Erzherzog
Franz Joseph , abdiciren und Erzherzog Johann in die Mitregentschaft treten,
verdient keinen Glauben. Gewiß ist es, daß der Reichstag in Wien abgehalten
und der Kaiser sich vorerst nach Persenbrug (nächst Moll) auf seine
Familienherrschaften begeben wird. ‒ Die Zusammensetzung des Ministeriums
Wessenberg ist entschieden.
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@type | jArticle |
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Edition: [Friedrich Engels: Erklärung des österreichischen Kriegsministeriums. In: MEGA2 I/7. S. 102.]
Innsbruck,4. Juni.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Französische Republik.
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Paris, 8. Juni.
Fast ohne Diskussion und mit sehr geringen Modifikationen
hat die Nationalversammlung den Dekretentwurf über die
Zusammenschaarungen votirtund zwar mit ungeheurer Majorität.
N. B. v. 7. Juni. Senard präsidirt. Auf die
Interpellation Bonnet's, wann der Verfassungsentwurf zur Vorlage reif sein
werde, erklärt Vaulabelle in 12 Tagen ungefähr werde das Comité ihn
vorlegen. Senard: An der Tagesordnung sei der
Dekretentwurf über die Zusammenschaarung, er werde
nicht dulden, daß man wie gestern, die Debatte über diesen dringenden
Gegenstand aufschiebe.
Camille Beranger: Der Dekretentwurf über die
Zusammenschaarungen ist allerdings an der Tagesordnung; aber wie ist er
darauf gekommen? Als der Entwurf, mit der Bitte, ihn für dringend zu erklären, eingebracht wurde, war die Kammer nicht
vollzählig. Der Präsident erklärte, man würde einstweilen die Erklärung der
Dringlichkeit voraussetzen, das heißt, denEntwurf drucken lassen und
vertheilen; am andern Tage könne die Versammlung über die Frage der
Dringlichkeit entscheiden. Der Dekretentwurf ist also noch nicht definitiv
an der Tagesordnung. Es existirt durchaus keine Dringlichkeit, gegen unbewaffnete Zusammenschaarungen Gesetze zu
machen.
Die Nationalversammlung erklärt sich für die Dringlichkeit. Die Diskussion
beginnt.
Pelletier. Der Dekretentwurf, den man Euch vorlegt,
ist ein dem Gesetzbuch Dracos entrissenes Blatt. (Murren.) Es wäre Karls IX.
würdig, man schlägt Euch vor, die Republik umzubringen, und es sind ihre
verzogene Kinder, die Euch das Messer präsentiren. (Gelächter und Murren).
Nach dem Entwurf genügt es, daß die Polizei einen ihrer elenden Agenten
bewaffnet in eine öffentliche Versammlung schickt, um aus harmlosen Bürgern
Verbrecher zu machen. Man muß begreifen, daß das Volk, seitdem es von allen
Seiten hört, der Prinz von Joinville halte sich in Paris auf, seitdem die
Reaktion sich organisirt, sich versammelt um zu wachen. (Allons donc! Allons
donc! ertönte es von allen Seiten, die äußersten Linke ausgenommen). Statt
Gesetze gegen die Zusammenschaarungen zu machen, wäre es besser, die
Umtriebe der Feinde der Republik zu überwachen.
St. Romme: Statt dieses drakonischen Dekretentwurfs
hätte das Ministerium Paris unter den Schutz municipaler Institutionen
stellen sollen, die in diesem Augenblicke nicht existiren. Laßt die Maires,
Adjunkte und Municipalräthe durch das Volk ernnenen. Stellt den Kredit her,
statt grausame Gesetze zu machen. Die Arbeit existirt nur durch den Credit.
(Beifall auf der äußersten Linken).
Bertholon: Dieß Gesetz würde das Vereinigungsrecht
anulliren. Sarrut: In dem Arsenal der französischen
Gesetzgebung kann man für die Bedürfnisse des Augenblicks hinreichende
Waffen finden. Ich trage an, den Vorschlag an eine Kommission zur
Umarbeitung zurückzuweisen.
Mornay: Ich bin erstaunt, daß bei einer solchen Frage
die Regierung die uns den Entwurf vorgelegt, stumm bleibt.
Marie: (Mit grotesker Prätention auf Guizot'sche
Würde.) Die republikanische Regierungsform muß vor allem der Ordnung Garantien bieten. Die alten Gesetze sind
härter, als der Ihnen vorgelegte Entwurf. Wir wollten nicht auf sie zurück
gehen, wir wollten von dieser Versammlung, dem Product des allgemeinen
Wahlrechts, republikanische Gesetze erhalten. Diese Gesetze beschützen die
Freiheiten, alle Freiheiten, in erster Linie das
Recht der Vereinigung; aber sie beschützen vor allem
(also vor der ersten Schlachtlinie der Freiheiten,)
die öffentliche Ordnung, ohne welche die Freiheiten
nicht existiren würden. (Sehr gut! Sehr gut!) Wir legen ihnen kein
Gelegenheitsgesetz vor, sondern ein reglementarisches Gesetz: aber gegenüber
den Agitationen, die jeden Abend die öffentlichen Plätze durchwühlen, die
Nationalgarde ermüden und die Armee, gegenuber dem aufrührerischen Geschrei,
welches die Wiederherstellung des öffentlichen Credits verhindert, haben wir
ganz besonders die Nothwendigkeit der Maßregeln, die wir vorgeschlagen,
begreifen müssen. Wir haben sie ernst durchdacht, und sind von ihrer
Nothwendigkeit überzeugt. Ich habe genug über das Ganze des Entwurfs gesagt,
um seine Dringlichkeit nachzuweisen. Ich fordere die Versammlung auf, zur
Deliberation der einzelnen Artikel zu übergehen.
Die Versammlung beschließt die Debatte der einzelnen Artikel. Nach Verwerfung
des vorgeschlagenen Amendements wird der erste Artikel angenommen und so
fuccessiv ein Artikel nach dem andern. Nur Artikel zwei wird verworfen. Er
lautet: „Die bewaffnete Zusammenschaarung konstituirt ein Verbrechen, wenn
sie nicht auf die erste Sommation sich auflöst. Sie konstituirt kein
Verbrechen, wenn sie nicht auf die erste Sommation ohne Widerstand sich
auflöst,“ Die Sitzung wird aufgehoben und die Herrn Repräsentanten verfügen
sich in die respektiven Speiselokale, mit dem Selbstbewußtsein, das organische Grundgesetz der neuen Republik geschaffen
zu haben.
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Paris, 8. Juni.
Von Paris mit Ausschluß der mobilen Garde und der Banlieue sind gewählt:
Caussidiére mit 117,955 Stimmen, Moreau mit 94,910, Goudchaux mit 81329,
Pierre Leroux mit 74,041, Changarnier mit 71,914, Thiers mit 71,287,
Proudhon mit 63,844, Lagrange mit 62,411, Victor Hugo mit 61,032, Thoré mit
60,363, Boisel mit 59,624 Stimmen. Raspail hatte 59,250, Kersausie 57,248,
Girardin 55,191, Cabet 53,638, Louis Bonaparte 51,954, Horace Say
44,538.
‒ Der ehrwürdige Constitutionnel, der unendliche
Artikel gegen Guizot schleuderte, weil er die Reformbankets schließlich
untersagte, denuncirt das beabsichtigte Arbeiterbanket, droht mit Befreiung
von Barbès u. s. w. und placirt bei dieser Gelegenheit alle
Auseinandersetzungen, die das Journal des Debats von wegen des
Reform-Bankets ihm zu Gut kommen ließ.
‒ Die Regierung, aus Furcht, das Arbeiterbanket möge Barbès Befreiung
herbeiführen, hat den Gouverneur von Vincennes abberufen und ihm den General
Perrot zum Nachfolger gegeben. Dieser Perrot, meldet
die Commune de Paris ist derselbe, der am 24. Februar
Feuer kommandirte am Hôtel des Capucines.
‒ Der Representant du Peuple denuncirt mehre
Wahlintriguen. Man hat z.B. die Stimmzettel für Thoré (Redakteur der Vraie République), Thoré Louis und Thoré ohne Zusatz gesondert und
als Wahl von 3 verschiedenen Kandidaten behandelt. Ebenso die Stimmzettel
für Lagrange von Lyon, Charles Lagrange und Lagrange ohne Zusatz. Bei den
konservativen Kandidaten fand diese Sonderung nicht Statt. Viele Wähler
haben ihren Protest gegen diese Intriguen in das Wahlprotokoll aufnehmen
lassen.
‒ Bethmont ist an die Stelle von Cremieur zum Justizminister ernannt
worden.
‒ Das Comité des großen Arbeiterbankets zeigt an, daß es Tag und Ort des
Bankets noch nicht bestimmen könne.
‒ Nach der Reforme hat sich der Herzog von Bordeaux
während drei Wochen nach der Februarrevolution in Paris aufgehalten. Eines
Abends, als die Polizei das Hotel umzingelte, worin der Prinz hauste,
huldigte er unfreiwillig dem Prinzip der Gleichheit, indem er in
Bediententracht entwischte. Da der junge Repräsentant des Prinzips der
Erblichkeit physisch sich nicht in der Lage befindet, für Erben zu sorgen,
soll er den Grafen von Paris adoptiren, dem man als Gattin die Herzogin von
Lucca bestimmt, die Nichte seines Adoptivvaters.
‒ Die Contrerevolutionäre beabsichtigen ein neues Organ herauszugeben, unter
dessen Redakteure die Herren Léonce v. Lavergue, Gènie (der ehemalige
Leibsekretär Guizots) und Mallac figuriren. Einstweilen herrscht noch
Uneinigkeit unter den Ehrenmännern. Aumale oder Joinville? Die einen finden
den ersten zu aristokratisch, die andern den zweiten zu revolutionär.
Großbritannien.
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@type | jArticle |
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[*]London, 8.
Juni.
Lord Brougham, der Mann mit der großen rothen Nase und mit den karirten
Hosen, der bei jeder dreistündigen Rede im Oberhause auch seine drei
Flaschen Brandy und Wasser trinkt, der für die sechstausend Pfund Pension,
welche er seit einer Reihe von Jahren bezieht, seine Landsleute, ja die
halbe Welt, abwechselnd zu staunender Bewunderung und zu noch viel
erstaunlicherm Gelächter hinreißt, der nicht zufrieden mit der Freundschaft
eines Louis Philipp, auch noch nach der Ehre eines französischen Citoyen die
Hand ausstreckt, der auf Kommando, in Zeit von einer halben Stunde nicht nur
einen Vortrag über die Politik des letzten asiatischen Fürsten, sondern auch
eine Rede über die gesellschaftlichen Zustände des kleinsten schottischen
Dorfes halten würde, kurz, der Alles kann uns der Alles weiß, nur nicht das,
worauf er sich gerade am allermeisten zu gute thut, das Rechtswesen nämlich,
Lord Brougham, dieser „räsonirende Advokat“, wie ihn neulich Jemand nannte,
er erhob sich natürlich auch von seiner Bank, als man am vorigen Dienstag
abermals die Sache der afrikanischen Sklaven vor das arme, schläfrige
Oberhaus brachte.
Die Sklavengeschichte ist von jeher ein Lieblingsthema Lord Henry's gewesen.
Punch behauptete einst, Lord Brougham schwärme wahrhaft für die Schwarzen;
er habe sich Bibel und Gesangbuch in die Haut eines Negers binden lassen . .
. . . vortrefflicher Lord Henry!
„Es ist meine feste Meinung, sagte Lord Brougham am vorigen Dienstag, daß das
Hinüberführen freier afrikanischer Neger nach den britisch-westindischen
Kolonien, wenn es in irgend einer Ausdehnung geschieht ‒ und wenn es irgend
etwas helfen soll, so müßte es doch auf großem Fuße geschehen ‒ schließlich
wieder nur in den alten afrikanischen Sklavenhandel ausarten wird. Ich
protestire daher auf's feierlichste gegen jeden Plan dieser
Sklaveneinwanderung!“
Die kühne Behauptung und der energische Protest des edlen Lords sind gleich
interessant. Wir wissen, wie sehr die ostindischen Kolonien heruntergekommen
sind, wie sich namentlich seit der Aenderung der Zuckerzölle und seit der
dadurch gefährlich gewordenen Konkurrenz der holländischen und
brasilianischen Exporteure, die Lage der britischen Kolonien verschlechtert
hat, wie der Werth des Bodens gesunken und wie bei den verwickelten
Geldverhältnissen, fast die sämmtlichen ersten mit Mauritius in Verbindung
stehenden Londoner Häuser in den zwei letzten Jahren ihrem Untergange
entgegengegangen sind.
Die Protektionisten schoben alles den Freihandelsmännern in die Schuhe; die
letztern klagten wieder die erstern an und nachdem man sich Tage und Wochen
lang über das für und wider gestritten hatte, machten die Freihandelsmänner
unter ihren Maßregeln auch vor allen Dingen geltend, daß eine regelrechte
Einfuhr freier Sklaven nach den der Arbeiter bedürfenden Kolonien
eingerichtet werde.
Wie wir sehen hat Lord Brougham dagegen protestirt. Es ist dies der Protest
eines sogenannten philantropischen Tory gegen die handelsselige Politik der
radikalen Whigs. „Entweder muß Herr Bright seine Hand in die Tasche stecken,
oder Lord Brougham seine Augen bei einer Ladung Schwarzer zudrücken!“ ruft
die Times aus, und trotz aller ihrer Moralität, trotz aller Philantropie,
meint sie sich der letzteren Alternative zuneigen zu müssen, da am Ende die
schwarzen „Ouvriers“ jetzt fast eine eben so angenehme und würdige Existenz
führten, wie einige weißere Exemplare dieser Klasse. Wunderbare Welt! Die
Moralität der Engländer richtet sich nach ihrem Handel; sie steigt und fällt
mit dem Steigen und Fallen der Preise des Zuckers, der Baumwolle, kurz aller
Artikel.
Die große Sklaven-Emanzipations-Komödie, welche Europa seiner Zeit so
gewaltig in Erstaunen setzte, sie wird sehr wahrscheinlich damit enden, daß
sich der todte Wilberforce noch im Grabe herumdreht.
‒ Die Chartisten-Führer Ernest Jones, John Fussel, Joseph Williams,
Alexander Sharpe und Richard Vernon, gegen welche Verhaftsbefehle erlassen
worden waren, sind sämmtlich arretirt.
Nachdem sie durch Hru. Henry verhört waren, brachte man sie nach Newgate,
indem Jedem die Summe der zu einstweiligen Befreiung nöthigen Bürgschaft
festgesetzt wurde. Herrn Ernest Jones, barrister-at-law, verhörte man gleich
nach seiner Ankunft von Manchester und verlangte von ihm, da er ein besser
erzogener Mann sei, als seine Mitschuldigen, eine Bürgschaft von zusammen
1000 Pfund Sterling.
Die Anklage gegen die Verhafteten lautet auf „böses, maliziöses und
verführendes Reden und das Vorbringen scandalöser Worte gegen die Königin
und das Gouvernement.“
Die Arrestation dieser Chartisten hat enorme Aufregung unter dem Volke
hervorgebracht; Versammlungen werden an allen Orten gehalten und da für die
Pfingsttage mehrere Monster - Meetings angekündigt sind, so muß man sich auf
das Schlimmste gefaßt machen.
Ernest Jones ist ungefähr 27 Jahre alt, von mittlerer Größe und stark und
kräftig gebaut. Seine Haare sind blond; seine
[0050]
Augen blau;
sein Teint außerordentlich rein und weiß. Er ist Jurist und studirte auch in
Göttingen eine Zeit lang, so daß er eben so gut deutsch als englisch
spricht. Mit George Julian Harney steht Jones an der Spitze der
revolutionären Partei in England; er ist Mitglied des Chartisten-Comite's;
seine Poesien sind jedem Briten bekannt; am meisten zeichnet er sich aber
durch seine hinreißende Beredsamkeit aus. O'Connor nannte ihn den
Demosthenes der Partei.
‒ Im Unterhause wurden gestern Sachen von weniger Bedeutung verhandelt. Eine
Debatte über die Jagdgesetze nahm fast den ganzen Abend fort und endete
damit, daß eine Motion des Hrn. Drummond mit 90 gegen 11 Stimmen verworfen
wurde.
‒ In Dublin geriethen die Repealer mit der Polizei in Konflikt. Die Einigung
der Alt- und Jung-Irländer machte gute Fortschritte.
‒ Im Oberhause legte Lord Brougham gestern bei Gelegenheit der Tobago Relief
Bill seine Entrüstung wegen des Sclavenhandels an den Tag und versicherte,
daß er nach einer fünfzigjährigen Erfahrung seine Meinung nur dahin
aussprechen könne, daß ein Plan für den ausgedehnteren Import von Afrikanern
nach den britischen Kolonieen doch schließlich nur in afrikanischen
Sclavenhandel ausarten würde.
‒ Das Programm der jetzt beginnenden Ascot-Rennen ist außerordentlich
reichhaltig. Man befürchtet aber, daß das diesjährige Fest nicht so glänzend
sein wird, da die Königin demselben nicht beiwohnen kann und die schlimmen
Zeiten manche Leute zu Hause halten.
‒ Dubliner Briefen vom 8. Juni zufolge werden sich die Jung- und die
Alt-Irländer vereinigen, so daß dann Hr. Smith O'Brien und Hr. John
O'Connell wieder Hand in Hand gingen.
‒ 8. Juni 3 Uhr. Konsols 84 3/8.
@type | jAnnouncements |
@facs | 0050 |
Civilstand der Stadt Köln.
Geburten.
7. Juni. Joh. Wilh., S. v. Gottfr. Eckertz, Gymnasiallehrer, Waiseng. ‒ Herm.
Hubert, S. v. Paul Maaß, Steinhauer, Thieboldsg. ‒ Anna Maria, T. v. Math.
Schneider, Handlungsdiener, Casinostr. ‒ Christina, T. v. Peter Büstorf,
Taglöhner, Altengraben. ‒ Joh. Jos., S. von Joh. Adam Radermacher, Schuster,
Thürmchenswall. ‒ Wilh., S. v. Friedr. Ludw. Beyerlein, Reg.-Assist.,
Mariengarteng. ‒ Franziska Augusta, T. v. Arn. Gröbbels, Tapezierer,
Weiherstr. ‒ Friedr. Wilh., S. v. Joh. Heinr. Wollbrinck, Sergeant im 25.
Rgt., Apostelnaltemauer. ‒ Gertrud, Tochter von Arn. Stelzmann, Tapezierer,
Blaubach. ‒ Christ. Jos. Hub., S. v. Kaspar Thywissen, Kaufmann, Eigelst. ‒
Anna Maria, T. v. Peter Lemberg, Hundeg. ‒ Gertr., T. v. Herm. Latz,
Schreiner, Blaubach. ‒ Peter, S. v. Joh. Jos. Schmitz, Eisenbahnbremser,
Thurnmarkt. ‒ Wilh. Jos. Hub., S. v. Jos. Cornelius Drügpoth,
Lampenfabrikant, Hochstr. ‒ Zwei uneheliche Knaben.
Sterbefälle.
Rosina Schöddert geb. Eckart, 65 J. alt, Zug. ‒ Jos. Reul, 3 J. 3 M. alt,
Ursulapl. ‒ Ursula Seiffer geb. Linnartz, 62 J. alt, Schafenstr. ‒ Gottfr.
Theod. Offermann, Metzger, 72 J. alt, verh. Breitstraße. ‒ Agnes Röhrig, 2
J. 8 M. alt, Plankg. ‒ Adolph Cramer, Maurergesell, 47 J. alt,
Minoritenspital. ‒ Laur. Schaerff, Tagelöhner, 34 J. alt, unverh.
Cäcilienspital.
Heirathen.
6. Juni. Pet. Hub. Beißel, Kaufm. v. Haus Dorpe und Anna Maria Müller von
hier.
7. Juni. Georg Andr. v. Bossel, Bildhauer von Bremen und Susanna Elis.
Rommerskirchen von hier. ‒ Joh. Müller, Packetträger von Mülheim und Christ.
Bollig von hier. ‒ Heinr. Krick, Taglöhner und Anna Maria Lucia Greven,
beide von hier. ‒ Joh. Peter Roth, Kutscher v. Sottenbach und Marg. Esser v.
Neuwied. ‒ Peter Nipp, Schuster, Wittwer, von Ipplendorf, und Maria Christ.
Niesen von Zons. ‒ Johann Heinr. Scheuer, Lederhändler, Wittwer, von Gemünd
und Maria Josepha Schütz von Siegburg. ‒ Pet. Jos. Weisweiler, Schreiner,
Wittwer, v. hier und Elis. Kelter v. Sürth. ‒ Peter Kloever, Taglöhner, und
Christina Stump, beide von hier. ‒ Jos. Bruckers, Maurer, und Ursula
Degroot, beide von hier. ‒ Joh. Hubert Cremer, Zuckerarbeiter von Spiel und
Maria Katharina Schreinemacher von Hunshoven. ‒ Kaspar Brambach, Seiler von
hier und Marg. Schoß von Mülheim am Rhein. ‒ Peter Joseph Denrath,
Fuhrknecht v. Hermülheim und Barb. Sybertz v. hier. ‒ Gerh. Odendahl,
Fruchtträger, Wittwer, und Kath. Watteler, beide von hier.
Brodpreis der Stadt Köln.
vom 11. bis zum 18. Juni.
Ein Schwarzbrod, wiegend 8 Pfund soll
kosten 4 Sgr. 10 Pf.
Köln, den 11. Juni 1848.
Königliche Polizei-Direktion.
Müller.
Schiffahrts-Anzeige. Köln, 10. Juni 1848.
Angekommen: Joh. Budberg von Duisburg.
In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich J. A. Orts; Nach
Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr C. Königsfeld; nach Andernach und
Neuwied A. Boecking H. Schuhmacher nach Koblenz und der Mosel und Saar L.
Tillmann; nach der Mosel, nach Trier und der Saar N. Pisbach; nach Bingen J.
B. Mundschenk; nach Mainz Anton Bender; nach dem Niedermain Fr. Schulz; nach
dem Mittel- und Obermain C. W. Müller; nach Heilbronn Fr. Müssig; nach
Kannstadt und Stuttgart Peter Kühnle; nach Worms und Mannheim M.
Oberdahn.
Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Peer, Köln Nr. 10.
Ferner: Nach Amsterdam Kapt. Coesen, Köln Nr. 2.
Wasserstand.
Köln, am 10. Juni Rheinhöhe 8′ 5″.
Messingene, bleierne und eiserne
Saug- und Druckpumpen werden auf jede Brunnentiefe unter Garantie
angefertigt, auch findet man in meinem Lager eine große Auswahl derselben
vorräthig bei Aug. Hönig,
Altenmarkt Nro. 56 in Köln.
Es wünscht Jemand sich mit Abschreiben zu beschäftigen. Weingartengasse Nr.
6.
Banner und Compagnie-Fahnen mit dem Reichsadler und
Stadt-Wappen, Benennung der Compagnie oder jeder sonstigen Inschrift, in
Wolle und Seide, sind zu haben bei
Gebr. Seligmann.
Dauerhafte und bequeme Komptoir-Bücher liefert zu reellen Preisen Albert Dörzapff, Hochstraße Nr. 106.
Limburger Käse bester Qualität en gros & en detail billigst bei Mich.
Woocker, St. Agatha Nr. 33 an der Schildergasse.
Ein ungewöhnlich großer Stör, den wir an 3. d. M. hier
gefangen haben, ist noch lebend zu sehen bei
Gebr. Wattler am
Thürmchen.
Einladung
zu einer Konferenz der demokratischen Vereine
Deutschlands.
Der unterzeichnete Verein hat bereits an die ihm bekannten demokratischen
Vereine Deutschlands ein Rundschreiben erlassen, in welchem unter Anderm
auch zu einer Konferenz der sämmtlichen demokratischen Vereine aufgefordert
wird. Zur Beschleunigung der Sache schlagen wir hiermit eine Zusammenkunft
zu Frankfurt a/M. in der Pfingstwoche an den 14. ‒ 15. Juni vor und fordern daher alle demokratischen Vereine auf, für die Tage
Abgeordnete nach Frankfurt a/M. zu senden. Letztere
Stadt dürfte in mehr als einer Beziehung als der geeignetste Ort der
Konferenz erscheinen.
Das Weitere werden die Abgeordneten in dem Weidenbusch,
Landsberg oder Wolfseck erfahren.
Die verschiedenen Redaktionen werden gebeten, vorstehende Einladung in ihrem
Blatte aufzunehmen.
Marburg, den 25. Mai 1948.
Der demokratische Verein zu Marburg.
Zur Beglaubigung:
Bayrhoffer, Präsident.
„Neue Rheinische Zeitung.“
Zufolge Beschluß der Versammlung der Aktionäre werden
die zweiten 10 pCt. der Aktien vor dem 10. dieses
Monats gegen Interims-Quittung eingezogen werden.
Die auswärtigen Herren Aktionäre werden höflichst ersucht, baldigst diese 10 pCt. oder 5 Thlr. per
Aktie dem unterzeichneten Geranten, St. Agatha Nr. 12, per Post
einzusenden, wo alsdann sofort die Zusendung der Interims-Quittung franco
erfolgen wird.
Köln, 4. Juni 1848.
Der Gerant H. Korff.
Gerichtlicher Verkauf.
Am 13. Juni 1848, Vormittags 11 Uhr, sollen durch den Unterzeichneten auf dem
Waidmarkte zu Köln eine Theke mit Ladengestell, 1 Ofen, Tische, Stühle,
Kommoden etc. gegen baare Zahlung öffentlich meistbietend verkauft
werden.
Der Gerichtsvollzieher
Simons.
Gerichtlicher Verkauf.
Am 14. Juni 1848, Vormittags 11 Uhr, wird der Unterzeichnete auf dem
Altenmarkte zu Köln, verschiedene Mobilien, als: Ofen, Tische, Stühle, 1
Ladengestell nebst Theke etc. gegen baare Zahlung öffentlich meistbietend
verkaufen.
Der Gerichttsvollzieher
Simons.
Gerichtlicher Verkauf.
Am 15. Juni 1848, Vormittags 11 Uhr, sollen durch den Unterzeichneten auf dem
Waidmarkte in Köln 1 Sopha, ein großer geschliffener Ofen, Tisch, Stühle, 1
Ladengestell nebst Theke etc. gegen baare Zahlung öffentlich meistbietend
verkauft werden.
Der Gerichtsvollzieher
Simons.
Verkaufs-Anzeige.
Am Mittwoch den vierzehnten Juni dieses Jahres, Vormittags elf Uhr, sollen
auf dem Markte zu St Aposteln in Köln, verschiedene Hausmobilien, als:
Tische, Stühle, Schränke, Siegel, Kommode, ein Sopha etc. etc. gegen gleich
baare Zahlung versteigert werden.
Der Gerichtsvollzieher
Clören.
Verkaufs-Anzeige.
Am Mittwoch den vierzehnten Juni dieses Jahres, Vormittags zehn Uhr, sollen
auf dem Markte zu St. Aposteln in Köln, verschiedene Hausmobilien, als:
Tische, Stühle, Oefen, eine Taschenuhr gegen gleich baare Zahlung
versteigert werden.
Der Gerichtsvollzieher
Clören.
Verkaufs-Anzeige.
Mittwoch, den 14. d. Mts. Juni, Morgens 10 Uhr, werden in dem Hause
Buttermarkt Nr. 20 in Köln, Oefen, Tische, Stühle, Spiegel, Küchenschränke,
Lehnbänke, Kommoden etc. etc. öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung
durch den unterzeichneten Gerichtsvollzieher verkauft.
Köln, den 9. Juni 1848.
gez. Gentzsch.
Einladung
auf Dienstag den 13. Juni, Nachmittags 6 Uhr (bei Herrn A.
S. Hergarten großen Griechenmarkt in der Krone), zur Berathung für
sämmtliche, die noch keine Grund-, Kommunal- und Gewerbesteuer bezahlt
haben.
Belle-vue zu Neuß.
Erst-Fluß-Bäder.
Die Unterzeichneten erlauben sich, dazu aufgefordert, die von dem Gastwirthe
E. Deimann hier vor zwei Jahren am sogenannten Epanchoir solid und
zweckmäßig eingerichteten Bäder von verschiedener Strömung bis zur kräftigen
Douche als diätetisches Mittel zur Stärkung und Abhärtung mit dem Bemerken
zu empfehlen, daß ein vorschriftsmäßiger Gebrauch
derselben mit und ohne anderweitere Beihülfe, ihrer Erfahrung zufolge, gegen
Haut-, Muskel- und Nerven-Schwäche nebst Folgezuständen, dann gegen
Unterleibsvollblütigkeit und Hämorrhoidal-Leiden, ferner gegen Hysterie,
Hypochondrie und ähnliche Zustände aus erhöhter Reizbarkeit, so wie gegen
chronische Rheumatismen etc. sich nützlich und heilsam erwiesen haben.
Neuß, den 20. Mai 1848.
Dr. Hellersberg. Dr. C. Rheindorf.
F. W. Rheins.
Den oben entwickelten Ansichten und Bezeugungen schließe ich mich auf den
Grund der ärztlichen Erfahrung an.
Neuß, 22. Mai 1849.
(L. S.) Dr. Jaeger,
Königl. Regimentsarzt und Sanitätsrath.
Mit meinen Herren Kollegen vollkommen einverstanden, erkläre ich die oben
benannten Bäder als besonders empfehlenswerth.
Neuß, 25. Mai 1848.
Dr. Hecking.
Mich auf obige Atteste der hiesigen Herren Aerzte beziehend, erlaube ich mir
meine bekannte Fluß-Badanstalt dem geehrten Publikum zur geneigten Benutzung
zu empfehlen.
Für prompte und reinliche Aufwartung, so wie für jede mögliche Bequemlichkeit
ist bestens gesorgt.
Neuß, den 7. Juni 1848.
E. Deimann.
Demokratische Pfeifenköpfe
zu haben bei
H. N. Brocke, Schildergasse 47.
100,000 Stück Pfälzer Cigarren, aus einer aufgelösten Fabrik, per mille 3
Thlr., bei H. N. Brocke, Schildergasse 47.
In kürzester Zeit wird die Kartoffel-, Gries- und Gerste-Brodbäckerei nach
der neuen Blech (??) auf 3 Monaten verlegt; dies zeigt hiermit an
Lügen-Schoß,
Soorländer aus Hafer-Spanien.
Die Eröffnung meiner Gastwirthschaft zeige ich hiermit meinen Freunden und
Bekannten ergebenst an und bitte um geneigten Zuspruch. Michael Richartz,
Domhof Nr. 5.
Bei Gelegenheit der Pfingstfeiertage und Gereons-Kirmes,
Sonntag und Montag,
Morgens von 5 bis 8 Uhr,
große
Kaffeegesellschaft und Harmonie
von dem Musikchor des Königl. Preußischen
8. Husaren-Regiments in dem am städtischen Garten
gelegenen elegant dekorirten
Kölner Zelte.
Franz Stollwerck.
Bei Gelegenheit der Pfingstfeiertage und
Gereons-Kirmes.
Sonntag, Montag und Dienstag,
Nachmittags von 3 Uhr an,
Harmonie
von dem Musikchorps des Königl. Preuß.
8. Husaren-Regiments
in dem am städtischen Garten gelegenen elegant dekorirten Kölner Zelte.
Täglich Kirnerbsen, Erdbeerkaltschaale und vorzüglicher Maiwein. Franz Stollewerck
Anzeige.
Das Triersche Volksblatt, das mit dem Motto: „Jeder
arbeite, aber der Arbeit werde ihr verdienter Lohn“ und mit der
Losung: „Alles mit dem Volke, durch das Volk und für das
Volk“ seit Ende April d. J. wöchentlich dreimal zu dem
Abonnementsprese (vom 1. Mai bis Ende Juli) von 10 Silbergroschen,
Postaufschlag 91/2 Sgr., erscheint und die politischen und socialen
Interessen des Volkes in freier und verständlicher Sprache vertritt, kann bei allen
Postämtern bestellt werden.
P. Ch. Sternberg,
Redakteur.
J. Schillinger,
Verleger.
Gasthof Friedrichshof.
Das in der Mitte der Stadt am Augustinerplatz gelegene, auf das bequemlichste
eingerichtete Hotel, empfiehlt bestens J. Joos.
Logis und Frühstück à 16 Sgr. Diner mit Wein 17 Sgr. J.
Joos.
Meine Restauration auf dem sog. Knabengarten, Lokal des Diorama's, ganz in
der Nähe des Bahnhofes
hier zu Bonn
empfehle ich hiermit einem geehrten Publico bestens.
Joh. Gebh. Oehr.
Eine schöne neue Copierpresse steht billig zu verkaufen, Gereonstraße Nro.
40.
Von der 16. Bürgerkompagnie haben
der | 1. | u. | 2. | Zug | am | Sonntag | den | 11. | ds., |
der | 3. | u. | 4. | Zug | am | Montag | den | 12. | ds., |
der | 5. | u. | 6. | Zug | am | Dienstag | den | 13. | ds., |
Bannerwache, und erwarte ich vom Diensteifer, daß kein Wehrmann fehlt.
Der Hauptmann der 16. Komp.
Theater.
Sonntag den 11. Juni,
Don Juan,
große Oper in zwei Aufzügen von Mozart.
- Don Juan, Hr. Beck,
- Donna Anna, Fräulein Weichselbaum,
- Don Octavio, Hr. Grevenberg vom
Hoftheater zu Oldenburg,
- Leporello, Hr. Seebach,
als Gäste.