[0025]
Neue Rheinische Zeitung.
Organ der Demokratie.
No 7. Köln, Mittwoch 7. Juni 1848.
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Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juni an täglich.
Der Abonnementspreis beträgt: Für das Vierteljahr in Köln 1 Thlr. 15 Sgr.; für alle übrigen Orte Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Außerhalb Preußens mit Zuschlag des fremden Zeitungsporto's.
Das Abonnement für den Monat Juni kann nur unter gleichzeitiger Bestellung des nächsten Quartals (Juli, August, September) geschehen. Der Preis dieses viermonatlichen Abonnements beträgt: Für Köln 2 Thlr. ; auswärts 2 Thlr. 25 Sgr.
Man abonnirt bei allen Postanstalten und Buchhandlungen des In- und Auslandes; ‒ für Köln in der Expedition der Zeitung bei
Hrn. W. Clouth, St. Agatha 12, Köln.
Fernere Aktienzeichnungen werden entgegen genommen in der Expedition der Zeitung. Auswärtige werden gebeten, sich ebenfalls dorthin franco zu wenden.
Insertionsgebühren.
Für die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum … 1 Sgr. 6 Pf.
Die Expedition der „Neuen Rheinischen Zeitung.“
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@facs0025
Uebersicht.
Deutschland. Köln (Programme der radikal-demokratischen Partei und der Linken zu Frankfurt. ‒ Berliner Vereinbarungsdebatten. ‒ Der Minister Hansemann und die Zwangsanleihe). ‒ Bonn (Petition der Studenten zur Absetzung des Regierungskommissars. ‒ Konflikt mit dem Militair). ‒ Düsseldorf (die radikale Adresse. ‒ Schnaase). ‒ Berlin (Schulwesen). ‒ Stettin (die Blokade. ‒ Pommersche Gesinnung). ‒ Oberschlesien (Umtriebe, um die Hüttenarbeiter zur Reaktion aufzureizen). ‒ Posen (Korrespondenz des Erzbischofs von Posen mit dem berliner Kabinet). ‒ Mecklenburg (Aufstände). ‒ Frankfurt (Erklärung der Linken. ‒ Entwurf des Programms der Linken. ‒ Konferenz). ‒ Konstanz (Hecker's Volksfreund). ‒ Wien (Soldatenemeute).
Belgien. Brüssel (Gendebien's Arbeiterjournal).
Italien. Mailand (Demonstration. ‒ Sieg der Italiener. ‒ Peschieras Einnahme offiziell). ‒ Verona (Vorrücken Radezki's).
Frankreich. Paris (Nationalversammlung. ‒ Portalis u. Landrin reichen ihre Entlassung ein. ‒ Ankauf der Eisenbahnen. ‒ Dekretentwurf über den Anschluß Algiers an Frankreich. ‒ Epuration der Nationalwerkstätten. ‒ Unruhen in Limoges. ‒ Gerücht aus Rom. ‒ Forderung der Sicilianer um Kriegshülfe. ‒ Vertheidigungsschrift Louis Blancs).
Großbritanien. London (das Ministerium und die Chartisten. ‒ Die spanischen Streitigkeiten. ‒ Petitionen gegen und für die Schifffahrtsgesetze. ‒ Wasch- und Badeanstalten).
Handelsnachrichten.
Deutschland.
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@facs0025
Edition: [Karl Marx/Friedrich Engels: Programme der radikal-demokratischen Partei und der Linken zu Frankfurt. In: MEGA2 I/7. S. 74.]
[**] Köln, 6. Juni.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
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@facs0025
Edition: [Friedrich Engels: Berliner Vereinbarungsdebatten vom 2. Juni 1848. In: MEGA2 I/7. S. 79.]
[**] Köln, 6. Juni.
Die Verhandlungen zur Vereinbarung etc.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
[0026]
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[15] Köln, 7. Juni.
Zur Zeit als das Ministerium Camphausen das Ruder des schwankenden Staats in die kundige Hand nahm, jubelte das „gläubige Volk“ den „Vertrauensmännern“ entgegen, aller Augen richteten sich auf Hrn. Hansemann , den finanzkundigen, heilbringenden. Und auch Herr H. selbst mag wohl mit großen Hoffnungen und noch größerem Selbstvertrauen sein neues Amt, zu dem er sich lange schon mit besonderer Vorliebe herangebildet, angetreten haben. Kurz nachdem er den liebgewonnenen neuen Wirkungskreis betreten, es war einige Tage nach der eiligen Missionsreise unseres innigst geliebten Prinzen von Preußen, der des Volkes Bestes nur gewollt, schloß man dem Hrn. H. die Gewölbe des preußischen Staatsschatzes auf, worin nach seiner aufgestellten Rechnung mindestens 60 Millionen preußische Thaler ruhen mußten. Er kam, sah und ‒ staunte.
„Nun,“ fragt Ihr, „und was zeigte sich ihm hier?“
Ich weiß es nicht. Besinnungslos und bleich, so fanden ihn am anderen Tage die Minister. ‒ ‒ Auf ewig war des Lebens Heiterkeit dahin.
Hansemann staunte ob der fürchterlichen Leere der Gewölbe und der Unzuverlässigkeit seines Rechenexempels. H. wußte sich jedoch zü helfen. Man berief die nun in Gott ruhenden Landstände; man theilte ihnen im Vertrauen mit, wie es um das Land stände, und erwirkte sich ‒ es war ja eine Kabinetsfrage ‒ ein Vertrauensvotum zu einer Bagatell-Anleihe von 25 Millionen.
Die Sache war so weit ganz in Ordnung, es fehlte nur an derjenigen Person, die den „Männern des Vertrauens“, außer dem Vertrauen, auch das Geld hergab. ‒ Solche kleinlichen Hindernisse aber weiß ein H. aus dem Wege zu räumen. Ein Aufruf an das patriotische Gefühl des „gläubigen Volks“ wird Wunder wirken, und alles Gold und Silber wird sich, wie durch Zauberspruch, auf dem Altar des Vaterlands häufen. ‒ So dachte Hansemann; aber das sonst so gläubige, vertrauende Heer der Bourgeois, so splendid mit seinem Vertrauen, wo es sich um bloße Worte handelt, mußte wohl diesmal den Klageruf der Hrn. Minister entweder überhört oder nicht verstanden haben. Die eisernen Herzen und die zarten Kisten derselben blieben hermetisch verschlossen, ‒ und Hr. H. gab, zur Beseitigung allenfalls möglicher „Mißverständnisse,“ in rührender Sprache einen Commentar zu seinem frühern Aufruf; aber auch das war vergebens. Der ganze preußische Patriotismus, auf die That hingewiesen, beschränkte sich diesmal auf das edle Duisburg und das gesinnungstüchtige Soest, selbst Rheydt blieb taub für den ministeriellen Klageruf!
Nun will Hr. H., wie wir hören, sich in der That die Liebe und das Vertrauen des „gläubigen Volks“ gleichsam erzwingen, d. h. er will es mit einer Zwangs-Anleihe versuchen. Wenn das wahr ist, dann können wir dem Hrn. Minister zum guten Einfalle nur Glück wünschen. In einer Zeit, wo es der Bourgeoisie fast an jeder Gelegenheit zu lukrativen Unternehmungen mangelt, kann es ihr gewiß nur erwünscht sein, wenn die väterliche Fürsorge des Hrn. Ministers darauf bedacht ist, ihr Geld à 3 1/4 ^% rentbar zu machen. Wir sind beinahe überzeigt, daß dieser rührende Beweis wohlwollender Gesinnungen von Seiten H's. seine Popularität bedeutend vermehren und das Band, was ihn und das „gläubige Volks“ umschlingt, noch fester knüpfen wird. Wir sind beinahne überzeugt, daß die blanken Thaler in das Danaidenfaß der Regierung strömen werden wie die sanften Shrapnells unter die unartigen, ihre Rechte vertheidigen den Polen. ‒ Hr. Hansemann ist seiner Sache gewiß, und es kanurhm, auf den bewährten Patriotismus des „gläubigen Volks“ vertrauend, nicht einfallen, daß allenfalls die ganz unschuldige Frage gestellt werden kännte:
„Aber, Hr. Hansemann, wo sind die 120 Millionen geblieben, die Friedrich Wilhelm III. seinem „lieben Fritz“ testamentarisch hinterlassen hat? Und wie war es möglich, daß Sie sich früher so stark verechnen konnten, von wegen der 60 Millionen, die nothwendig noch im Schatz sein müßten?
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@facs0026
[H] Bonn, 5. Juni.
Heute Nachmittag begab sich eine Anzahl von 3-400 Studirenden zum Rektor der Universität, Hrn. v. Calker, um eine Adresse, die Absetzung des Regierungs-Bevollmächtigten betreffend, zu übergeben.
Der Rektor, durch diese Demonstration ziemlich außer Fassung gebracht, entgegnete der Studentenschaft, daß er ihrem Wunsche aus eigener Machtvollkommenheit nicht entsprechen könne, ihn jedoch nach Kräften beim akademischen Senate befürworten werde. Zugleich deutete er auf eine sehr nahe bevorstehende Reorganisation der deutschen Hochschulen hin.
Eine sehr große Indignation herrscht hier in allen Klassen in Bezug auf die vor einigen einkantonirten Husaren. Dieselben haben sich nämlich bei verschiedenen Gelegenheiten auf die rüdeste Weise sowohl gegen die Bürger als Studenten betragen, ja einige gingen gestern Abend so weit, einen hiesigen Bürger bei einem Konflikte auf der Straße fast tödlich zu verwunden. Ein strenge Strafe muß diejenigen treffen, welche sich an einer solchen Schandthat betheiligt haben. Möge doch endlich das Militär einsehen, daß seine ohnehin nicht beneidenswerthe Existenz nur durch inniges, festes Zusammenhalten mit den Bürgern bestehen könne.
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@facs0026
[*] Düsseldorf, 4. Juni.
Vor einigen Tagen wurde hier von der radikalen Linken eine Adresse an die Berliner Versammlung abgeschickt, in welcher ein kräftiges Mißtrauensvotum gegen das Ministerium Camphausen ausgesprochen war. Die Rechte und das linke Centrum kreuzigten sich beide vor dieser Adresse und Niemand wagte dieselbe zu unterzeichnen. Da fanden sich aber 1050 Männer meist aus dem Handwerkerstande, welche unterschrieben. Verduzt hierüber, sollen sich die „Liberalen“ beeilt haben, nach Berlin zu berichten: „Die hohe Versammlung dürfe nicht glauben, daß die 1050 den Ausdruck der Düsseldorfer Bevölkerung bildeten; man beliebe nur die „schlechten“ Handschriften zu betrachten.“ Wir sind indeß der Meinung, daß im Fall der Noth auf 1050 muthige obgleich schlechtschreibende Männer mehr zu rechnen ist, als auf einige Tausend schönschreibende Zauderer und Zitterer. ‒ Ich empfehle den „Politischen Katechismus für das Volk“ von Dr. K. Schnaase einer besondern „Würdigung“. Der gelahrte Herr Ober-Prokurator schreibt sehr populär, wie sie aus folgender Probe ersehen. S. 7: „Für das Land ist es ein Glück, wenn viel Reichthum da ist und die Aermeren haben wenigstens eben so viel Vortheil davon wie die Wohlhabenden. Sie können erwerben und dadurch reich werden, während die Andern verzehren und dadurch verarmen können.“ S. 9: „Die Regierungen haben viele Fehler begangen und Herrschsucht, Egoismus, Stolz mögen manches Mal auf sie Einfluß gehabt haben. Aber im Ganzen wollten sie gewiß das Glück aller Menschen und glaubten es auf diese Weise herbeizuführen ! ! !“
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@facs0026
Berlin, 31. Mai.
Aus dem Ministerium der geistlichen etc. Angelegenheiten geht uns folgende Mittheilung zu:
Eine der nächsten Folgen der auf dem Gebiete des Staatslebens eingetretenen Veränderungen muß seine Reorganisation des Schul- und Erziehungswesens sein. ‒ Je umfassender die Betheiligung des Volkes im konstitutionellen Staate an der Leitung der öffentlichen und Gemeinde-Angelegenheiten wird, desto mehr ist das Heil der Gemeinde und des Staates von der geistigen und sittlichen Kraft des Volkes abhängig.
Den preußischen Staat trifft die Nothwendigkeit der National-Erziehung eine breitere und umfassendere Grundlage zu geben, nicht unvorbereitet. Nichtsdestoweniger steht eine dem gegenwärtigen Staats- und Volksleben würdig entsprechende Reorganisation zunächst des Volks-Schulwesens mit der Verfassung des Staates selbst und der einzelnen Gemeinden, mit den Bestimmungen über die Aufbringung der Staats- und Gemeinde-Lasten, so wie mit der Gestaltung der sozialen und kirchlichen Verhältnisse, in so engem Zusammenhang, daß diese Reorganisation im großen Ganzen ihre Erledigung nur auf dem Wege der Gesetzgebung wird finden können, während bis dahin die Verwaltung es sich immer schon wird angelegen sein lassen, einzelne mit dem gegenwärtigen Zustand des Staats- und Volkslebens nicht vereinbare Mängel und Uebelstände auf dem Gebiet des Volksschulwesens, so weit zulässig, auf dem administrativen Wege zu beseitigen.
Die verschiedenen Stadien der verfassungsmäßigen Vorbereitung des erforderlichen Gesetzes werden den bei der Unterhaltung und Organisation des Volksschulwesens Betheiligten ausreichende Gelegenheit zur Vertretung ihrer Ansichten und Interessen darbieten. Auf der anderen Seite aber mußte es, was namentlich die innere Organisation der Volksschule und die Stellung der Lehrer zu derselben betrifft, der Sache förderlich erscheinen, die aus der eigenen Erfahrung der Lehrer hervorgegangenen Ansichten und Wünsche in einer Weise kennen zu lernen, welche geeignet sein möchte, für die weiteren Ausnahmen einen zweckmäßigen Anhalt darzubieten.
Da indessen in letzterer Beziehung die vielfachen bereits eingegangenen Petitionen zum Theil auf nicht überall haltbaren Voraussetzungen beruhen und mitunter Vorschläge machen, die theils unausführbar, theils im eigenen Interesse der Volksbildung und der Lehrer nicht ohne Bedenken erscheinen, so hat es der Minister der geistlichen ec. Angelegenheiten für das Angemessenste gehalten, unter Herzuziehung von Kräften, die nach ihrer Stellung zum Volksschulwesen die erforderlichen thatsächlichen Aufklärungen zu einer richtigen Auffassung der bezüglichen Fragen im Ganzen zu geben vermögen, eine freie, aber ordnungsmäßige Berathung sämmtlicher Lehrer an den Volksschulen herbeizuführen.
Zu dem Ende ist bereits der Zusammentritt der Volksschullehrer zu Kreis-Versammlungen unter dem Vorsitz der Landräthe und Schul-Inspektoren und der von ihnen gewählten Deputirten zu Provinzial-Versammlungen, zu welchen auch die Schulräthe und Seminar-Direktoren gehören werden, angeordnet.
Es steht zu erwarten, daß aus diesen Konferenzen, welche den Lehrern Gelegenheit geben sollen, ihre Erfahrungen und Wünsche hinsichtlich des Volksschulwesens vorzutragen, zweckmäßige Anhaltspunkte für die weitere verfassungsmäßige Vorbereitung eines Schulgesetzes hervorgehen werden, welches, an die thatsächlich vorhandenen Verhältnisse sich besonnen anschließend, eine Bildung und Erziehung des gesammten Volkes als Ziel hinstellt, ohne die, der weiteren Entwicklung des Staates auf der begonnenen Bahn der unentbehrliche Grundstein fehlen würde.
[(P. St. Anz.)]
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@facs0026
Swinemünde, 2. Juni.
Zu der unsern Hafen blokirenden dänischen Fregatte „Havfruen“ haben sich seit vergangener Nacht noch eine Korvette und eine Kutter-Brigg gesellt, die bei Abgang dieses noch auf unserer Rhede kreuzen; weitere Mittheilungen darüber erfolgen mit meinem Nächsten.
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@facs0026
Swinemünde, 2. Juni.
Die heute Morgen erwähnten beiden dänischen Schiffe, eine Korvette und eine Kutter-Brigg, verkehrten durch Hin- und Herfahren stark bemannter Böte lebhaft mit der Fregatte „Havfruen“, wonächst sie unsere Rhede wieder verließen und jetzt Abends aus Sicht sind. Es ist möglich, daß eine Auswechselung von Mannschaften Statt gefunden hat.
[(Osts. Ztg.)]
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@facs0026
Stettin.
Die Ostseezeitung bringt einen Artikel ohne Kommentar aus Neu-Vorpommern, dem wir folgende Stelle entnehmen:
Der Motion des Abgeordneten Jung auf Pensionirung der am 18. März in Berlin Gefallenen sogenannten Freiheitshelden geben wir die allergrößte Mißbilligung zu erkennen, und hoffen zuversichtlich, daß sowohl die sie leider zugewiesen erhaltene Abtheilung, als das Plenum der Versammlung diesen empörenden Antrag gebührend verwerfen werde, nicht nur als gar nicht zur Kompetenz der Versammlung gehörend, sondern auch als völlig unverträglich mit dem Gewissen eines seiner geleisteten Eide treuen Staatsbürgers.
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@facs0026
Oberschlesien, 31. Mai.
Wir haben in der Zeitung vom Sonntag mit Erstaunen einen Protest gelesen, der von der gesammten Knappschaft unterzeichnet war. Wir, die wir im Centrum derselben wohnen, in deren Mitte der Sitz derjenigen Behörde ist, welche die gesammte Knappschaftsangelegenheit verwaltet und mit uns viele tausend Tagearbeiter, haben vor dem Erscheinen desselben in öffentlichen Blättern noch kein Wort hiervon gewußt. Abgesehen also davon, daß die Angabe „gesammte“ Knappschaft ein schmähliche Lüge ist (insofern wir also dazu gehören), so ist diese Lüge noch um so schmachvoller, als (wie ich durch Augenschein mich überzeugt habe) erst Sonntag, Montag und Dienstag durch die Knappschafts-Aeltesten, auf Antrieb höher gestellter Beamten, die Unterschriften von den Bergleuten des metallischen Reviers gesammelt werden sollten, was indessen durch den gesunden Sinn unserer Arbeiter vereitelt worden ist. Ich kann Ihnen durch mein Ehrenwort verbürgen, daß am Montag auf der Scharley-, Apfel-, Rococco- Theresien-Grube, die zusammen allein ein paar tausend Arbeiter Belegschaft haben, die schon im voraus gedruckten Schema's der Adressen, von den Arbeitern selbst, öffentlich zerrissen worden sind. Eben so kann ich verbürgen, daß in Scharley mehrere Hundert Mann, nachdem sie vorher, wer weiß durch welche Mittel, zur Unterschrift bewogen worden waren, am Montag Abend, jedenfalls später eines Besseren belehrt, aus Unwillen hierüber vor die Wohnung ihres Knappschaftsältesten (Obersteiger Schön), der die Unterschriften gesammelt hatte, zogen, dort mit ernster Demonstration dieselbe zurückverlangten, und nachdem dies geschehen, vor seinen Augen zerrissen. ‒ Es ist also augenscheinlich, daß nur einzelne Leute sich bei dieser Adresse betheiligen konnten, und daß man den Namen der gesammten Knappschaft gemißbraucht hat, um vielleicht eigennützige Zwecke zu verfolgen. ‒ Veranlasser der ganzen Sache sollen einige höhere gewerkschaftliche Beamte sein; doch hat man noch keine Beweise in Händen, nur Muthmaßungen.
Begründen und verbürgen läßt sich, daß ein paar der Herren Bergräthe am Dienstag auf den Gallmeigruben herumgefahren sind (angeblich um Recherche zu halten) und sich über den Erfolg von Maßregeln in Kenntniß gesetzt haben, auch für angemessen fanden, einzelne Begleiter über die „Rädelsführer“ der erwähnten Demonstration auszuforschen. Auch haben einige der Herren Direktoren bei einer vor Kurzem stattgefundenen Gewerke-Versammlung geäußert: „Wir wünschten nur so handeln zu dürfen, wie wir wollen, so nähmen wir ein paar Tausend Berg- und Hüttenleute mit glühenden Stangen, rücken nach Breslau und hauen daselbst die Demokraten in Stücke!“ ‒ Wie man erzählt, sollen um Königshüte und Zahrze im Steinkohlenrevier, besonders aber in Orzegow die Bergleute ähnliche Zerreißereien ausgeübt haben und läßt sich demnach annehmen, daß die angeblichen 30,000 auf sehr wenige und gewiß nur auf solche sich reduziren werden, die weder wissen, was Prinz von Preußen, noch Breslau, noch demokratischer Verein bedeuten soll. Unsere Bergleute wissen das überhaupt nicht und jene haben ganz gewiß nur durch Intervention eines feinen Kopfes, der sie zu bestimmen wußte, also gehandelt. Wenigstens spricht die Aeußerung sehr für meine Annahme, die ich gestern selbst aus dem Munde eines Bergmannes hörte. „Ich begreife die großen Herren nicht, daß sie sich jetzt auf einmal so mit uns einlassen; wenn sie in der Tinte stecken, so mögen sie sich doch selbst helfen; früher haben sie sich nicht um uns bekümmert und uns kaum das gegönnt, was wir für unsere Arbeit zu fordern hatten, und jetzt sollen wir sie gar noch aus dem Dr..... ziehen!“ ‒ Eines der Oberbergamtsmitglieder soll übrigens auf die Entgegnung eines Betriebsbeamten, daß es gegen seine Ueberzeugung sei, die Unterzeichnung einer solchen Adresse zu befördern, demselben ernstlich gedroht, wenigstens die bestimmte Aussicht, nun nicht mehr befördert zu werden, zugesichert haben.
[(A. O. Z.)]
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@facs0026
Posen.
3. Schreiben des Erzbischofs an den Minister von Camphausen. Bei meiner Wahl zum Erzbischof geruhten Se. Majestät der König durch Höchstihren Wahlkommissar, den Fürsten Radziwill, auszusprechen: „Höchst sie wollten mich als den Vermittler zwischen dem Throne und der Nationalität Posen erachten.“ Dieser Ausspruch diene mir zur Entschuldigung, wenn ich in einer nicht rein kirchlichen Angelegenheit an Ew. Excellenz mich zu wenden kein Bedenken trage.
Geruhen Hochdieselben aus dem in Abschrift aus einer Uebersetzung hier beigefügten Berichte des Pfarrers Sachocki zu Mrocza, Bromberger Departements, zu ersehen, wie hier die Wahlen der Deputirten zum preußischen Reichstage bewirkt werden. Katholiken und Polen wurden ungesetzlich davon abgehalten, Deutsche, Juden und Akatholiken ungesetzlich herbeigezogen; darunter Bettler, zum Verlust der Nationalkokarde Verurtheilte, wie aus den Festungen entlassene Betrüger und Diebe, dem Wahlbezirke ganz fremde, nur zufällig dahin gekommene Menschen.
Dergleichen Ungebührlichkeiten fanden an vielen Punkten der Provinz Statt. Ja, in der Kreisstadt Buk war der vom Landrathe zum Wahlgeschäfte herbeigezogene Kreisdeputirte Obrist v. Niegoleweski, Deputirter zum letzten Provinzial-Landtage, von Deutschen und Juden mit Knüppeln, von Husaren mit scharfen Säbelhieben aus der Versammlung getrieben; er liegt noch an den erhaltenen Wunden krank darnieder; die Kunde von dem Ereigniß macht die Runde in der civilisirten Welt.
Geruhen Ew. etc. zugleich aus den Beilagen des angeschlossenen Berichts geneigtest zu entnehmen, von welchem wüthenden Hasse hier die Deutschen und Juden gegen die Polen entbrannt sind. Der Abschnitt IV. des Machwerks d. d. Schneidemühl, den 9. April d. J. involvirt gradezu die Drohung: Blut zu vergießen, wenn die Reorganisation des Großherzogthums Posen ausgeführt werden sollte.
Als einst die Deutschen in ihrer Heimath ihrer Religionsmeinung wegen blutig verfolgt wurden, fanden sie gastliche Aufnahme in dem menschenfreundlichen Polen; sie siedelten sich in dessen Gränzen an, polnische Edle erwirkten ihnen sehr günstige Privilegien, sie bauten bedeutende Städte und Dörfer, gelangten, besonders in den Städten zur großen Wohlhabenheit, welche andauerte und wuchs, bis sie durch die gegenwärtige russische Grenzsperre vernichtet worden.
Dem in andern Ländern verfolgten, beraubten, gemordeten Juden gewährten die Polen gütige Zuflucht; die Juden kamen haufenweise nach Polen, etablirten und bereicherten sich per fas et nefas.
Dieser Wohlthaten in äußerster Noth uneingedenk, erhoben sich jetzt die Deutschen und Juden gegen die Polen, als deren erbitterste Feinde. Freilich werden sie dazu von den preußischen Beamten aufgewiegelt, die, durch die angekündigte nationale Reorganisation des Großherzogthums Posen aufgeschreckt, mit aller Wuth um ihre Excistenz, um ihre Brodstellen ringen.
Eigentlich hassen die Deutschen ebenso sehr die Juden als die Polen; jene wegen ihrer Konkurrenz im Handel und Gewerben, worin die Juden vermöge ihrer Gewandtheit, dem Deutschen weit überlegen sind. Aber in der gegenwärtigen Zeit bedürfen die Deutschen der Juden, um deren Menge in die Wagschale ihres Egoismus werfen und dadurch ihre Zwecke erreichen zu können; daher kommt die Herablassung der Deutschen mit Juden einstweilig zu fraternisiren: nach Erreichung der Zwecke wird der Judenhaß zurückkehren, so wie derselbe auch schon in andern Ländern wieder auftaucht; günstige Gesetze werden den Juden wenig helfen; christlicher Einfluß wird ihnen schon die Wege verrammen.
Merkwürdig ist, wie nach den selbstgemachten Statistiken die Zahl der Deutschen und Juden in der hiesigen Provinz von Tage zu Tage steigt; nach ihren letzten Publikationen erreicht sie schon die Summe von 650,000 Seelen; wenn diese noch eine kurze Zeit hindurch so progessiv sich vermehrt, so müssen die Polen ganz verschwinden, freilich scheut man sich nicht, jeden Polen in einen Deutschen zu metamorphosiren, der deutsch spricht.
Die Wahrheit ist: daß die Bevölkerung des Großherzogthums Posen von etwa 1,200,000 Seelen, aus weit über 800,000 Polen, der Rest aus Deutschen und Juden besteht; die Katholiken, die weit davon entfernt sind, eine Vereinigung mit dem deutschen Bunde zu wünschen, die eine solche von sich weisen, besteht aus 900,000 Seelen. Zieht man davon die unstät fliegende Schaar der preußischen Beamten und ihrer Angehörigen, so wie die Juden ab, so bleiben kaum 250,000 deutsche Einwohner.
Und diese geringe Minorität will gegen den zurechtbeständigen Beschluß des letzten Prov.-Landtages zu Berlin, durch der Beamten List, Ränke, Trug und Lug und Drohungen zu gesetzwidrigen Petitionen aufgestachelt, den Anschluß des größten Theiles des Großherzogthums an den deutschen Bund bewirken!
Se. Majestät, der König haben ausgesprochen: der Anschluß solle [0027] Statt finden, wenn der Prov.-Landtag es wünsche. Der Prov.-Landtag entschied sich zurechtbeständig dagegen. Damit ist die Sache gesetzlich definitiv abgethan.
Die dagegen von der Minorität in einer Privatsitzung erhobenen Einwendungen sind ungesetzlich und ungültig. Der Beschluß war, ohne allen Vorbehalt zu nehmen, an keine höhere Sanktion, an keine Einschränkung gebunden; er gehört zu den Gegenständen, die durch einfache Stimmenmehrheit gesetzlich zu entscheiden sind; und das ist mit 26 gegen 17 Stimmen geschehen.
Demnach wurden, auf die vorbemerkte Weise, Petitionen der Deutschen und Juden veranlaßt; aber kein Pole auch nur befragt; die Polen werden als willen- und rechtslos behandelt.
Es liegen mir weit über 50,000 Protestationen vorzugsweise deutscher Katholiken aus den willkührlich zum deutschen Bunde abgezweigten Theilen des Großherzogthums vor, obgleich die Behörden, namentlich des Bromberger Departements, die Sammlung derselben mit Gewalt verhinderten; den Behörden sind freie Meinungsäußerungen noch immer ein Greuel.
Diese Protestationen sollen gehörigen Orts vorgelegt werden; sie geben auch vielen Aufschluß über die bei den Petitionen geübten Umtrieben.
Ich schmeichle mir mit der Hoffnung, daß Euer Excellenz diese freien Worte eines Ehrenmannes, nach Ihrer Humanität und Gerechtigkeit, würdigen und geneigtest verzeihen werden.
Posen, den 13. Mai 1848.
Der Erzbischof von Gnesen und Posen.
gez. X. Przyluski.
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@facs0027
Mecklenburg-Schwerin, 28. Mai.
Nach einem gestern aus Waren von zuverlässiger Hand hier eingegangenen Schreiben war die Bande, welche in der dortigen Gegend ihr Wesen trieb, auf 2-3000 Mann angewachsen. Sie hatte sich in einem Walde festgesetzt und machte von dort aus ihre Exkursionen zur Herbeischaffung von Proviant und Eintreibung von Kontributionen, die sie den Gutsbesitzern auferlegte. Das Kommando über die zur Steuerung dieses Unwesens konzentrirten Truppen führt der Oberstlieutenant v. Nußbaum; auch soll die Regierung ein Manifest an die Aufrührer erlassen haben. Der zu Torgelow angerichtete Schaden wird auf 100,000 Thaler angeschlagen. Nicht allein, daß das prachtvolle, erst vor wenigen Jahren neuerbaute Herrenhaus bis auf den Grund abgebrannt ist, so wurden auch alle Mobilien, Betten u. s. w. auf die muthwilligste Weise vernichtet; allein an baarem Gelde und Staatspapieren sind für 13,000 Thaler entwendet worden. Im Weinkeller wurden unter dem Schutte vier Leichen gefunden. Einem andern Gutsbesitzer legte die Bande eine Kontribution von 1900 Thlrn. auf, indem er jedem der Aufrührer 4 Thlr. bezahlen mußte. Ein dritter wurde in seinem eigenen Hause festgesetzt, und wo auf den Gütern Inspektoren waren, mußten dieselben den Aufrührern folgen. Ueber dasjenige, was zu Basedow, Burg Schlitz und Ivenack vorgefallen, fehlen noch zuverlässige Berichte; doch heißt es, daß die reichen Gutsbesitzer jene Gegend verlassen haben. Zu Güstrow sollte am heutigen (Sonn-) Tage im Landarbeitshause ein Aufstand losbrechen. Es war ein Komplott der dort Detinirten verrathen worden, nach welchem die Offizianten ermordet, das Schloß in Brand gesteckt und die Stadt, so weit es gehen wollte, geplündert werden sollte. Um diesen Plan zu vereiteln, besetzte am Freitag Nachmittag die etwa 700 Mann starke Bürgerwehr die beiden Ausgänge des zur Detentionsanstalt eingerichteten Schlosses. Eine Kompagnie begab sich in das Innere desselben und verhaftete gemeinschaftlich mit dem Militär 20 der Rädelsführer, welche einstweilen im Stadtgefängnisse untergebracht wurden. Zur Verstärkung der Garnison zu Güstrow ist eine Kompagnie Musketiere aus Wismar, so wie zur Verstärkung derjenigen zu Bützow eine Kompagnie des strelischschen Halbbataillons aus Rostock abgeordnet worden. Daß über diese ganze Angelegenheit die seltsamsten, oft sich widersprechenden Gerüchte kursiren, braucht wohl kaum erwähnt zu werden. So sollen, nach einer andern Aussage, die Tagelöhner zu Torgelow vor dem Beginn der Unruhen keine ganz unbilligen Wünsche an ihren Gutsherrn gestellt haben; erst als die vier an ihn abgesandten Tagelöhner eingesteckt waren, hatte ein allgemeiner Aufstand in der ganzen Umgegend begonnen und war der Beschluß gefaßt worden, auf Dreibergen zu gehen und dieses zu stürmen, wenn die Gefangenen nicht binnen 24 Stunden zurückgegeben wären. Letzteres ‒ so wird hinzugefügt ‒ soll durch Extrapost geschehen sein, was jedoch, nach dem ganzen Fortgange der Sache sehr zu bezweifeln ist.
[(O. Z.)]
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@facs0027
Frankfurt.
Unter der Ueberschrift „Offene Erklärung“ haben eine Anzahl Mitglieder der Linken folgende Punkte aufgestellt und in der Versammlung vertheilen lassen:
Wir Unterzeichnete, Abgeordnete zur deutschen konstituirenden Nationalversammlung, wollen, daß die Konstituirung der Verfassung Deutschlands einzig und allein der Nationalversammlung überlassen bleibe.
Wir wollen für Deutschland diejenige Verfassung, welche die Souverainetät des deutschen Volkes für immer sichert. Wir wollen daher eine aus der freien Wahl Aller hervorgehende Vertretung des deutschen Volkes.
Wir wollen eine vollziehende Centralgewalt, von der Nationalversammlung auf Zeit gewählt und ihr verantwortlich.
Wir wollen, daß die Grundrechte des deutschen Volkes sofort festgestellt, verkündigt und gegen jeden möglichen Eingriff der Einzel-Regierungen sicher gestellt werden.
Wir wollen, daß die einzelnen deutschen Staaten, indem sie zu einem Bundesstaat zusammentreten, von ihrer Selbstständigkeit so viel aufgeben, als die Nationalversammlung zur Errichtung des Gesammtstaates nothwendig erklärt.
Wir wollen, daß die Nationalversammlung im Uebrigen den Einzel-Staaten überläßt, ihre Verfassung zu bestimmen, sei es in Form der konstitutionellen Monarchie, sei es in Form der Republik; unbeschadet jedoch der von der Nationalversammlung zu sichernden Volksrechte.
Frankfurt a. M., den 2. Juni 1848.
Diese Erklärung liegt von heute an jeden Abend im „Deutschen Hofe“ zur Unterschrift offen. Da nun zugleich ein „Motivirtes Manifest“ der radikal-demokratischen Mitglieder der konstituirenden Nationalversammlung vertheilt, auch ein „Entwurf eines Programms des linken Centrums“ ausgetheilt wurde, so ist die Linke in drei Abtheilungen getheilt, die wahrscheinlich wechselnd zusammengehen werden. Hoffentlich tritt nun die Rechte und das rechte Centrum auch mit ihren Grundsätzen und Absichten heraus.
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@facs0027
Konstanz.
Hier erscheint jetzt eine Zeitschrift : der Volksfreund, herausgegeben von Dr. Fr. Hecker, im Verein mit mehreren andern Volksmännern.
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@facs0027
Wien, 31. Mai.
Eine Soldatenmeute, die gestern bei einem italienischen Regimente in der Getreidemarkt-Kaserne stattfand, erregte viel Aufsehen. An einen Soldaten, welcher wegen eines schweren Vergehens zur Stockstrafe verurtheilt war, sollte diese Strafe vollzogen werden, aber kein Korporal wollte dieselbe vollziehen. Man rief einen ungarischen Korporal herbei, auch er weigerte sich. Man versuchte es mit einem deutschen ‒ dieselbe Weigerung! Endlich gab sich ein Böhme dazu her. Dieses hatte jedoch einen tumultuarischen Auftritt von Seite eines italienischen Bataillons zu Folge, und die Strafe mußte unterbleiben. ‒ Der Nationalbank sind in den letzten Tagen wieder große Zufuhren von Silbermünzen gemacht worden und zwar von Privaten; da nämlich das anfängliche Mißtrauen gegen das Institut, gegen seine fortwährende Solvenz sich einigermaßen gelegt hat und viele Kapitalbesitzer durch die Barrikadenepisode für ihre im Hause befindlichen schwer zu verbergenden Baarvorräthe in Angst geriethen, so haben es viele Privaten vorgezogen, ihre Silbermünze in die Bank zu schicken und dafür die leicht transportabeln Banknoten einzuwechseln. In Folge dessen, so wie auch in Folge der beruhigenden Nachrichten aus Triest, sind die Course bedeutend gestiegen. Das ungarische Ministerium hat mittelst Erlaß angezeigt, daß die Herausgabe von 12 1/2 Millionen Gulden in Einser- und Zweier-Banknoten bereits in Angriff genommen sei. ‒ Der Sicherheitsausschuß hat beschlossen, dahin zu wirken, daß das Militär von Wien gegenwärtig ‒ nicht entfernt werde!
[(F. J.)]
Belgien.
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@typejArticle
@facs0027
Brüssel, 5. Juni.
Hr. Alexandre Gendebien, der Vater der Revolution von 1830, der kürzlich wieder offen als Republikaner auftrat, erklärt in einem Briefe an die „Nation“, daß er nach dem Beispiele Castiau's kein Mandat für die Kammer annehmen zu dürfen glaube.
So verzichten also gerade die Leute, die seiner Zeit die sogenannte berühmte belgische Konstitution fabriziren halfen, auf die Ehre, jetzt in der Kammer für sie aufzutreten. Hr. Gendebien zog sich indeß schon seit 1839 indignirt aus dem öffentlichen Leben zurück.
‒ In Brüssel ist ein neues Journal erschienen, die „Stimme des Volks“, dessen Hauptredakteure Arbeiter sind.
Italien.
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@facs0027
In Mailand scheint die Opposition gegen Karl Albert im Wachsen. Die lombardisch provisorische Regierung sucht die Bildung der Nationalgarde in Mailand zu beenden (27.); sie verspricht (28.): bis zur Ordnung der lombardischen Geschicke durch die konstituirende Versammlung, die unter allgemeinem Stimmrecht werde gewählt werden, solle die lombardische Bevölkerung in der bisherigen Ausdehnung genießen: Preßfreiheit, Associationsrecht, Nationalgarde.
In Mailand hat (so sagt die von einem Italiener redigirte Neue Züricher Zeitung) am 29. Mai eine Manifestation gegen einen unbedingten sofortigen Anschluß an Piemont stattgefunden, welche die Regierung zu der Erklärung bewog: daß wenn der Anschluß an Piemont als Grundsatz ausgesprochen sey, die Nationalgarde, das Associationsrecht, die Preßfreiheit und ein Verfassungsrath auf allgemeines Stimmrecht gegründet, garantirt werden müssen. Dieses genügte jedoch nicht; man verlangte bestimmte Erklärungen. Die Regierung trat einen Augenblick ab, wurde aber sogleich vom Volke ermuntert, am Ruder zu bleiben. 10,000 Nationalgarden stellten sich zur Verfügung der Regierung, und damit war die Ruhe vollständig wieder hergestellt. Der außerordentliche Gesandte Neapels beim König von Sardinien veröffentlicht ein Schreiben, worin die Erklärung steht, der König von Neapel habe auf das Ansuchen des Königs von Sardinien beschlossen, seine Truppen nie aus der Lombardei zurückzuziehen.
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@facs0027
Edition: [Friedrich Engels: Vorrücken Radetzkys - Sieg der Italiener - Peschieras Einnahme offiziell. In: MEGA2 I/7. S. 83.]
Verona, 30. Mai.
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@facs0027
[*] Mailand, 1. Juni.
Das offizielle Mailänder Bulletin über das Treffen vor Mantua berichtet ganz andere Dinge als das Oestreichische. Es berichtet, daß die Italiennr gesiegt haben und daß Peschiera genommen ist. Es lautet: „30,000 Oesterreicher haben unsere Stellung bei Goito, die von 15,000 Mann vertheidigt war, angegriffen. Es entspann sich eine heftige Kanonade, die über 6 Stunden anhielt. Zuletzt warfen sich unsere Kavallerieregimenter mit Ungestüm auf den Feind und drängten denselben nach Mantua zurück. In dieser offenen Feldschlacht schlug das italienische Heer den Feind vollständig. Der König war wie gewohnt oder mehr als gewohnt einem fortwährenden Artilleriefeuer ausgesetzt, und wurde an einem Auge leicht verwundet. Auch der Herzog von Savoyen wurde an einem Schenkel verwundet; beide blieben aber fortwährend zu Pferde. Der General Bava befehligte unser Heer, und hielt sich sehr tapfer. Bei Abgang des Kouriers verfolgten noch zwei Kavallerieregimenter den Feind. So eben kommt noch die Nachricht von der Uebergabe Peschiera's. ‚Es lebe Italien, es lebe Karl Albert, es lebe die italienische Union!“ ‒ Ein Brief der N. Z. Z. vom 1. Juni besagt, daß Peschiera sich ergeben habe als die Bresche gangbar geworden war. Es scheint eine unbedingte Uebergabe stattgefunden zu haben. Die Angriffe der Oesterreicher auf Goito und mehreren andern Punkten der Linie sollten die Piemontesen von Peschiera weglocken. Diese Angriffe wurden jedoch alle abgeschlagen, ohne daß deshalb die Belagerung von Peschiera irgendwelche Unterbrechung erlitt. Karl Albert kann nun über etwa 20,000 Mann mehr verfügen und hat eine feste Stellung auf seinem linken Flügel gewonnen.
Französische Republik.
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@facs0027
Paris, 4. Juni.
Das Verhalten der Regierung bei der gestrigen Abstimmung über den Antrag gegen Louis Blanc findet ziemlich allgemeine Mißbilligung in der Presse. Die Mitglieder des Gouvernements hatten mehrere Tage lang verhindert, daß der Antrag gestellt wurde, dann willigten sie ein, und endlich stimmten sie in öffentlicher Sitzung dagegen. Dazu kommt noch die Unentschiedenheit bei der Abstimmung selbst. Bei der ersten Probe votiren allein Flocon und Cremieux gegen die Bewilligung; die übrigen Mitglieder der Regierung enthalten sich der Abstimmung. Bei der zweiten Probe folgen zwei oder drei andre Minister dem Vorgange von Flocon und Cremieux; endlich beim Scrutinium stimmen alle gegen mit Ausnahme von Trélat, der sich enthält und Bastide, der sich mit seinem General-Sekretär J. Favre nicht in Widerspruch setzen will. Cremieux dagegen, der Justizminister, tritt durch sein Votum in offnen Gegensatz zum Generalprokurator und zum Prokurator der Republik, welche das Requisitorium verfast hatten. In Folge deren haben die beiden Herrn, welche diese Stellen bekleiden, Portatis und Landrin, nach der Sitzung ihre Entlassung eingereicht.
‒ Auf einen Dekretentwurf, welcher die Vereinigung Algerien mit Frankreich betrifft und dahin lautet, Algerien solle nicht blos dem französischen Gebiete einverleibt werden, sondern es solle auch bei den dortigen Franzosen dieselbe Constitution wie in Frankreich gelten, hat das Komite für Algerien und die Kolonien sich entschieden, nur den ersten Theil des Dekrets der Nationalversammlung vorzulegen, der zweiten aber dem Constitutionscomite zu überreichen.
‒ Im Finanzcomite, welchem der Dekretentwurf wegen des Ankaufs der Eisenbahnen vorlag, hat der Finanzminister gestern erklärt, daß die Ankaufsfrage die Basis seines Finanzsystems bilde. Das Finanzcomite hat darauf den Entwurf verworfen, „aus Achtung vor dem Eigenthum und den Vorträgen.“ Sein Gutachten wird Montag oder Dienstag der Nationalversammlung in öffentlicher Sitzung mitgetheilt werden.
‒ Die Zahl der Kandidaten für die freigewordenen Repräsentantenstellen im Seinedepartement beläuft sich auf nicht weniger als hundert sieben und sechzig.
‒ Zu Limoges sind von neuem Unruhe ausgebrochen. Die versuchte Schließung eines Klubs hat zu einem blutigen Kampfe zwischen dem Militär und den Arbeitern geführt. Alle Arbeiter haben die Stadt verlassen und ungefähr zwei Stunden davon Pisto gefaßt. Sie rufen die Arbeiter der benachbarten Städte auf, mit ihnen vereint auf Limoges loszugehen.
‒ Der Polizeipräfekt, Trouvé-Chauvel, hat seine Agenten angewiesen, auf die Vollziehung der Gesetze zu halten, welches den Verkauf von Dolchmessern und andere Waffen untersagen.
‒ Wahrscheinlich wird in Folge der neulich getroffenen Anordnungen über die Nationalwerkstätten ein Fünftel der angenommenen Arbeiter von den Listen gestrichen werden; von den 115,000, die früher eingetragen waren, werden nur 90,000 übrig bleiben.
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@facs0027
Paris, 2. Juni.
Diese Nacht ist ein außerordentlicher Kurier von Rom angekommen, der wichtige Nachrichten brachte. Es heißt, der Papst hätte den Repräsentanten der europäischen Mächte eine Note zustellen lassen, worin er sich entschlossen erklärte, der weltlichen Macht zu entsagen, um nur die geistliche zu behalten. An der Börse hatte dieses Gerücht großen Einfluß auf den Cours der römischen Obligationen.
‒ Man liest im „Toulonnais“ vom 30. Mai: Das sizilische Dampfboot „Palermo“ hat, wie verlautet, ein Ansuchen der Regierung Siziliens an die der Republik um Aushülfe mit Waffen und Kriegsmunition überbracht.
Juni 3. (Sitzung der Nationalversammlung.) Wir haben bereits mitgetheilt, daß die Nat. Versammlung den Kommissionsantrag, Vollmacht zu ertheilen zu einer gerichtlichen Untersuchung gegen L. Blanc verworfen hat. Wir geben nachträglich die Hauptpunkte der Verhandlung. Hr. Mathieu de la Drôme sagte, aus dem Kommissionsbericht lasse sich nicht erkennen, was gegen Louis Blanc vorliege, die Thatsachen, welche das Requisitorium des Generalprokurators aufstelle, seien größten Theils nicht zutreffend; die Vorhaft sei auch eine Strafe und ohne die dringensten Gründe nicht zuzulassen. Hr. Larabit setzte der Vollmachtsertheilung politische Gründe entgegen. L. Blanc habe die Souveränetät der Nationalversammlung anerkannt; die einzigen Vorwürfe, die auf ihm lasteten, seien seine etwaigen, erst noch zu beweisenden ökonomischen Irrthümer und der Umstand, daß er bisher an dem Arbeitscomité keinen Autheil genommen habe. Hr. Bac, Mitglied der Minorität in der Kommission: die Thatsachen müssen bestimmt und vollständig vorliegen, ehe eine Autorisation ertheilt werden könne; das Geheimniß der gerichtlichen Untersuchung könne hiergegen nicht eingewendet werden. Zweierlei Anklagen sei erhoben; die eine von einem Bunde der Lüge und Verläumdung, L. Blanc sei am 15. Mai auf dem Stadthause gewesen; die andre von der Prokuratur, er sei vom Volke oder vielmehr den Aufrührern im Triumph in die Versammlung getragen worden und habe den Schimpf der Versammlung sich zum Ruhme gemacht. Hierüber seien hinreichende Aufklärungen bereits gegeben. Der Redner erklärt sich gegen den Antrag, weil er ungerecht, unpolittisch, gefährlich sei.
Louis Blanc: Ich werde mich nicht vertheidigen; ich habe nur Eine Erklärung zu geben. Man hat hier die Vollmacht zu meiner Verhaftung nachgesucht, ohne mich vorher zu benachrichtigen; man hat mich in die Kommission berufen ohne mir Gelegenheit zu geben, mich im Einzelnen über die Thatsachen zu erklären. Ich weiß nichts von diesen Thatsachen, nur daß man mich auf dem Stadthause gesehen haben will. Ich schwöre zu Gott, daß ich nicht da gewesen bin, und fordere Jeden auf, mich Lügen zu strafen und hier auf der Tribüne seinen Schwur dem meinigen entgegenzusetzen. Hr. J. Favre Berichterstatter der Kommission: Die Versammlung habe nur die Frage zu entscheiden: Ist Grund vorhanden von dem Princip der Unverletzlichkeit abzugehen, welches alle Repräsentanten schützt und für gewöhnlich das Einschreiten der Justiz verhindert? Diese Entscheidung habe durchaus keinen richterlichen Charakter, sie sei rein politischer Natur. Aber der Antrag sei keine Eingebung des Parteihasses. Die Akten könnten nicht vollständig vorgelegt werden, sonst müsse die Versammlung auch sofort über das ganze Attentat vom 15. Mai urtheilen. Hr. Dupont de Bussac: die Annahme des Kommissionsantrags heiße nichts anders als in die künftige Constitution den Artikel aufnehmen: „Ein Volksvertreter kann sofort auf den Antrag eines richterlichen Beamten verhaftet werden, sobald man keinen Grund hat die Unparteilichkeit dieses Beamten zu bezweifeln.“ Ein Ausfall des Redners gegen Duvergier de Hauranne veranlaßt eine große Bewegung in der Versammlung. Hr. Marrast: Man habe ihm am 15. gesagt, daß L. Blanc auf dem Stadthause gewesen, aber durch eine Hinterthür entwichen sei; er habe indessen die Ueberzeugung gewonnen, daß L. Blanc das Stadthaus nicht betreten habe. Hierauf wurde die Discussion geschlossen. Ein Antrag auf motivirte Tagesordnung fand keine Unterstützung, man schritt zur Abstimmung durch Aufstehen und Sitzenbleiben. Sie ergab keine Resultat; ebenso wenig die Wiederholung. Erst das Scrutinium lieferte die Entscheidung zu Gunsten Louis Blanc's.
Louis Blanc's Rechtfertigung. (Schluß.) In der Versammlung hatte ich mich, um besser zu hören, auf die Bänke der Rechten in die Nähe der Tribüne gesetzt, als plötzlich ein fernes, dumpfes Gemurmel die Ankunft der Menge verkündete. Mehrere Volksvertreter stürzten herein; man rief: auf die Plätze. Jetzt begab ich mich auf die höchsten Bänke der äußersten Linken, wo ich meinen Sitz habe. (Folgt nun eine kurze Schilderung des Einbruchs in die Versammlung.) Mitten in dieser Unordnung, war es mir geboten, dieselbe Haltung wie meine Kollegen zu bewahren. Ich blieb also wie sie auf meinem Platze, wie sie bestürzter, aber ohnmächtiger Zuschauer Aber bald darauf ‒ und es fehlt nicht an Zeugen, welche die vollständige Genauigkeit dieser Details bekunden könnten ‒ sah ich nacheinander Kammerhuissiers und Saaldiener zu mir kommen, welche mir ankündeten, daß eine ungeheure Menge im Hofe nach der Rue de Bourgoqne mit großem Geschrei nach mir verlange, und daß sie, wenn ich nicht erscheine, die Fluth, die den Saal bereits überschwemmte, mächtig zu vergrößern drohe. Was sollte ich thun? Mußte ich nicht auf meinen Posten in der Versammlung bleiben, der ich angehörte? Und hieß es anderer Seits nicht eine schwere Verantwortung aufnehmen, wenn ich von dem Orte fern blieb, wo man meine Anwesenheit als ein Beruhigungsmittel verlangte? Ich weigerte mich eine Zeitlang den Bitten nachzugeben, die an mich gerichtet worden; aber da sie stets dringender wurden, entschloß ich mich, der Versammlung die Entscheidung zu überlassen. Ich stieg also auf das Büreau der Präsidentschaft und fragte dem Bürger Buchez, der bereits von dem Vorfalle unterrichtet war, ob ich, in dem Falle, daß man es für nützlich hielte, daß ich zum Volke spreche, von der Versammlung, deren Mitglied ich sey und von der ich mich in nichts trennen wolle, autorisirt sei es zu thun.
Buchez bemerkte mir, daß es augenblicklich unmöglich sei, die Versammlung zu befragen. „So autorisiren Sie mich denn, er [0028] widerte ich, im Namen der Versammlung und in Ihrer Eigenschaft als Präsident, meine Dazwischenkunft zu versuchen?“ Er antwortete bejahend in Gegenwart Corbon's, eines der Vizepräsidenten. So war es nur im Interesse der Ordnung und nachdem ich offizielle Vollmacht dazu erhalten hatte, daß ich an die Menge mich wandte. Vom Büreau der Sekretaire aus verlangte ich einen Augenblick Stillschweigen, der mir gestattet wurde und ich benutzte ihn ‒ der Moniteur ist Zeuge ‒ um das Volk zur Ruhe, zur Mäßigung, zur Achtung seiner eignen Souverainetät aufzufordern, die eine aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangene Versammlung in Wahrheit darstellte.
Inzwischen dauerte der Tumult in dem Saale fort und draußen wurde die Bewegung jeden Augenblick lebhafter. Ich wurde von neuem mit den besorgnißvollsten Vorstellungen bestürmt. Sicher der Zustimmung des Präsidenten, ging ich an die Fenster des Hofes, der zum Bourgogneplatz führt, bestieg die Fensterbrüstung, in der Albert und Barbés sich zeigten, und sprach zu der im Hofe dicht gedrängten Menge, was mir am geeignetsten schien, um sie zu beruhigen. Ich sagte im Wesentlichen: man könne die Berechtigung der Wünsche nicht leugnen, die auf eine gleichmäßigere Vertheilung der Früchte der Arbeit, auf die stufenweise Ausrottung des Elends gerichtet seien, aber man könne sicher sein, die geheiligten Interessen der Arbeiter würden von der Versammlung nicht außer Acht gelassen werden; das sei gerade der ewige Ruhm der Republik, ohne Unterlaß an der Verwirklichung des Rechtes Aller auf ein glückliches Leben gearbeitet zu haben. Wenn es Thorheit wäre, seine Hoffnungen in diesem Punkte zu hoch zu spannen, so sei es wenigstens eine jener erhabenen Thorheiten, denen sein Leben zu weihen sehr verzeihlich sey; übrigens sei es ein sehr rührendes und sehr edles Schauspiel, ein Volk zu sehen, das seine eignen Schmerzen vergesse, um sich mit den Leiden eines befreundeten Volkes zu beschäftigen; hier gebe sich der hochsinnige, kosmopolitische Geist Frankreichs zu erkennen; aber je achtungswerther die Gefühle des Volkes seien, um so mehr gezieme es sich, sie auf eine gesetzliche, regelmäßige Weise zum Ausdrucke zu bringen. Und ich schloß, indem ich die Menge beschwor, der Nationalversammlung alle Freiheit zu ihren Berathungen zu lassen.
Ich zog mich zurück, um meinen Platz unter meinen Kollegen wieder einzunehmen, als ich von einer zahlreichen Gruppe, die sich hinter dem Fenster gebildet hatte, ergriffen und durch den Saal der Paspardus getragen wurde. Man wollte mich noch einmal hören, man verlangte es gebieterisch, man schloß einen Kreis, ein Stuhl wurde gebracht, den man mich zu besteigen zwang, und ich muß das Wort nehmen. Da war es, als ich von der ursprünglichen Kraft der Februar-Revolution, aber auch von der unbedingten Nothwendigkeit sprach, ihr durch Mäßigung und Verständigkeit die Bewunderung der Welt zu gewinnen, wo ich jene Worte äußerte, die seitdem so grausam entstellt worden sind: „Diese Revolution ist nicht eine von denen, welche Throne erschüttern, sie gehört zu jenen, welche sie umstürzen.“ Und der Schluß, das Resumé meines Vortrags, war jener Ruf, den alle Zuhörer mit Begeisterung wiederholten: Es lebe die Universal-Republik!
Fast in demselben Augenblicke umringt man mich von allen Seiten, man hebt mich in die Höhe, man will mich in die Versammlung tragen. Ich wehrte mich heftig, ich antwortete wiederholt auf die leidenschaftlichen Zurufe, die um mich erschollen, daß der einzige des Volkes wahrhaft würdige Ruf sey: es lebe die Republik! ‒ es war vergeblich, ich erschöpfte mich in nutzlosen Anstrengungen. Zehn Mal fiel ich unter die Menge, die mich fortriß, zehn Mal hoben mich kräftige Arme in die Höhe. Einige stürzten auf mich los, um mich zu umarmen, Andere riefen: „Nehmt Euch in Acht, er erstickt.“ Ist es Unrecht, solche Sympathien zu erregen, wenn man aus allen Kräften deren Ausdruck bekämpft und wenn man stets der Sache, die man für die wahre hält, ohne Erniedrigung, ohne Schmeichelei, ohne eitles Haschen nach Popularität gedient hat, so ist das mein Unrecht; möge man noch ein anderes in meinem Benehmen suchen !
So wurde ich wider meinen Willen durch die kompakte Masse der Eingedrungenen in die Versammlung getragen. Wer bei dieser Scene zugegen gewesen ist, hat aus meiner Haltung urtheilen können, ob ich nicht alles gethan habe, den traurigen Eklat zu verhindern. Aber was vermochte in einem solchen Momente mein körperlicher Widerstand und die wenigen Worte, die ich noch in das Getöse hineinzuwerfen suchte? Uebermannt von Müdigkeit, in Schweiß gebadet, mit völlig erloschener Stimme wurde ich gegen die äußersten Bänke des Amphitheaters hingedrängt. Da sagte ein Arbeiter zu mir : „Sie haben keine Stimme mehr, aber wenn Sie auf ein Stück Papier schreiben, daß Sie noch ein letztes Mal die Menge beschwören, sich zurückzuziehen, so werde ich vielleicht dazu kommen, dies Papier mit einer Stimme abzulesen, die stark genug ist, um gehört zu werden. Sofort ergriff ich eine Feder und schrieb in der Eile folgende Zeilen : „Im Namen des Vaterlandes, im Namen der Volkssouverainetät, im Interesse Aller, beschwöre ich Euch….“ Da fielen von der Tribüne herab die verhängnißvollen Worte : „Die Nationalversammlung ist aufgelöst.“
Nun entstand eine große Bewegung, die in ihrer Heftigkeit mich bis zum Konferenzsaale brachte. Man rief mich von allen Seiten. Eine geschlossene stürmische Menge umringte mich mit dem Zurufe, ich solle auf das Stadthaus mich begeben. Ich antwortete mit einer stiefen Bestürzung, die Jedermann auf meinem Gesichte lesen konnte: auf das Stadthaus gehen, heiße Gefahr laufen, Blutvergießen zu veranlassen. Ich frug nach mehreren meiner Kollegen: ich konnte nichts erfahren über Albert, aber von Barbés sagte mir Jemand, daß man ihn zum Stadthaus habe führen wollen und daß er sich sehr lebhaft dagegen gewehrt habe. Dies wurde von mehreren Umstehenden, deren Name mir unbekannt war, bestätigt. Das Alles auf die Thüre zustürzte, riß mich der Strom in's Freie, und ich kam so verloren unter die Menge um mir heraus, daß ich noch nicht weiß, durch welchen Ausgang und auf welchem Wege ich zur Esplanade der Invaliden gelangte.“ Hierauf folgt eine Erzählung, wie es ihm endlich mit Hülfe seines Bruders gelang, aus der Menge herauszukommen und ein Kabriolet zu besteigen, dessen Besitzer ihn zu einem Freunde im Quartier der Ekole de Médecnie führte, von wo er sich nach seiner Wohnung begab. „Die Beherzigung ‒ heißt es denn ‒ die ein Journal gewagt hat, daß man mich auf dem Stadthause gesehen habe, ist eine Lüge, deren Unverschämtheit alle Vorstellung übersteigt. Sobald ich zu Hause hörte, daß die Versammlung wieder zusammengetreten sei, beeilte ich mich, auf meinen Posten zurückzukehren.
Im Vorhofe angelangt, wurde ich von einigen Nationalgardisten erkannt. Mit einer unglaublichen Wuth stürzten sie auf mich los. „In Anklagezustand, sagten die Einen, man muß ihn umbringen! das läßt sich schneller machen“ sagten die Andern. Glücklicherweise bewiesen andere Nationalgardisten denselben Eifer mich zu vertheidigen, wie ihre Kameraden mich anzugreifen. General Duvivier erschien in Uniform, und war einer der ersten, mein Leben zu schützen. Unter denen die um mich waren, und denen es gelang, mich der blindesten Wuth zu entreißen, nenne ich mit Erkenntlichkeit Larochejacquelein, Boulay de la Meurthe, Wolowski, mein Landsmann Conti u. s. w. Es ist gewiß, wenigstens wahrscheinlich, daß es ohne ihre Dazwischenkunft, um mich geschehen war. Man riß mir Handvoll die Haare aus; meine Kleider wurden zerissen; Elende suchten mich von hinten mit Bajonnettstößen zu treffen; Einer der mich nicht anders fassen konnte, packte meine rechte Hand und verrenkte mir die Finger. Ich trat wahrhaft mit Fetzen bedeckt in die Versammlung. In diesem Zustand hätte ich vielleicht von allen meinen Kollegen einige der Rücksichten erwarten können, die das blose Gefühl der Humanität gebietet. Aber so grausam ist die Wirkung gewisser, von Revolutionszeiten unzertrennlicher Mißverständnisse, daß ich in einem Theil der Versammlung nur feindselige Gesinnungen fand. Mein Erscheinen auf der Tribüne, wohin die gebieterischste Pflicht mich rief, laut Zeugniß abzulegen zu Gunsten meiner unglücklichen Freunde Albert und Barbés, rief das heftigste Murren hervor.
Ist es wahr, wie mehrere Journale berichtet haben, daß in dieses Murren sich Beleidigungen eingemischt haben, wie sie nicht ein Mann von Herz erträgt? Ich habe das Recht es zu läugnen, nicht nur, weil ich diese Beleidigungen nicht gehört habe, sondern weil ich seitdem einen Brief geschrieben, der die vorgeblichen Beleidiger aufforderte, sich zu erkennen zu geben. Dies Schreiben ist ohne Antwort geblieben, und ich halte die Versammlung, deren Mitglied ich bin, hoch genug zu glauben, daß nicht ein Einziger aus ihr fähig ist, zu einer Beleidigung ohne Verantwortung, sich zu erniedrigen.
Der Moniteur berichtet, daß heute Abend einstimmig die Autorisation gegeben worden sei, Albert zu verfolgen. Im Namen meiner Freunde und für mich selbst protestire ich energisch gegen diese Behauptung.
Das ist, mit der vollständigsten, mit der minutiösesten Genauigkeit erzählt, das Benehmen, das ich am 15. Mai beobachtet habe .....
Ich behalte mir vor, später im Einzelnen zu zeigen, wie gehässig man die historischen Thatsachen der drei letzten Monate in Bezug auf mich entstellt hat. Vor der Hand erkläre ich auf die gegen mich erhobenen Beschuldigungen:
Es ist falsch, daß ich, in welcher Art es auch sein könne, sei es an der Einrichtung, sei an der Leitung der sogenannten Nationalwerkstätten mich betheiligt habe, wiewohl ich es als ein geheiligtes Prinzip betrachte: „Jede Gesellschaft verschuldet ihren Mitgliedern Arbeit und Brod.“
Wahr ist, daß ich wirksam beigetragen habe, und ich bin stolz darauf, freiwillige, wirksame, fruchtbare Associationen zu gründen, wie die der Schneider in der Rue de Clichy, die sich bisher trotz aller auf ihren Ruin berechneter Mannöver des besten Fortgangs erfreut und als ein lebendiges Dementi gegen die Herabwürdiger der neuen Ideen betrachtet werden kann. (Ich werde nächstens die Entstehung dieser Association, ihre Fortschritte und ihre Entwicklungen öffentlich darstellen; man wird nach Zahlen die Wichtigkeit eines solchen Versuchs beurtheilen).
Es ist falsch, daß die Kommission im Luxembourg Mittel zur Verfügung gehabt habe, ihre Ideen fruchtbringend anzuwenden, denn sie hat keine Fonds, keine ausführende Gewalt und keine andere Autorität besessen, als die des Wortes, und des gegenüber einer Menge ruinirter Industrien, die unterstützt sein wollten, mitten unter einer kreischenden, bewaffneten Masse, die es zu beruhigen galt.
Es ist falsch, daß die Kommission im Luxembourg eine Ursache gefährlicher Aufregung gewesen sei. Sie hat im Gegentheil mächtig beigetragen zur Sicherheit von Paris, wo die Ordnung nicht gestört worden ist, solange sie für ihren Theil verantwortlich dafür war. Sie hat gerade diejenigen beschützt, welche sie gegenwärtig herabziehen, theils aus Unwissenheit, theils mit der Erbittrung des Undanks.
Es ist falsch, daß die Ausgaben des Luxembourg ‒ doch ich müßte erröthen, wollte ich auf so niedrige Lügen eingehen, die der Leichtgläubigkeit der Dummköpfe zum Futter vorgeworfen werden, ‒ ich überlasse es der Verwaltung, mit Zahlen zu beweisen, daß das Luxembourg zwei Monat lang keinen Gast gesehen hat als rechte Demokraten, die in allen Dingen den bescheidenen Gewohnheiten des plebejischen Lebens treu bleiben.
Es ist falsch, um auf neuere Lügen zu kommen, daß ich seit dem 15. Mai in der Versammlung nicht mehr erschienen sei. Ich habe mit gewissenhafter Pünktlichkeit allen Sitzungen beigewohnt.
Und nun noch ein Wort. Denjenigen, die im Uebermaß des bösen Willens und der Albernheit mir die Verlegenheiten der industriellen Lage aufbürden, denen will ich sagen, daß diese Verlegenheiten die bittre unvermeidliche Frucht des Wiederstreits der Interessen und der Konkurrenz sind; ihnen will ich sagen, daß ich Zeit meines Lebens dies Prinzip verklagt, seine bösen Folgen vorhergesagt habe, daß es unsinnig ist, Lehren, die bisher von der Gesellschaft weder angenommen noch angewandt sind, das Uebel beizumessen, das gerade aus der Anwendung ganz entgegengesetzter Doktrinen herrührt.
Wie! die Gesellschaft stürzt sich unter der Herrschaft der anarchischen Konkurrenz in den Abgrund der Unordnung, und man macht diese Unordnung denjenigen zum Vorwurf, welche, um sie zu bekämpfen, die Verbrüderung der Interessen, die Association empfehlen!
Doch, man muß es wohl hoffen, das Licht wird kommen. Man wird erfahren, wie groß gegen einen Ehrenmann die Macht systematischer Lügen sein kann, eine Macht übrigens, die ebenso vorübergehend als verächtlich ist. Die Geschichte wird sprechen und die Wahrheit Genugthuung erlangen.
Großbritannien.
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@facs0028
London, 4. Juni.
Als der irische Patriot Mitchell vor wenigen Tagen im Gerichtshofe zu Dublin an jenen Römer erinnerte, der seine Hand zu Asche brennen sah und versprach, daß dreihundert Männer wie er gern das gescheiterte Unternehmen auf's Neue wagen würden: da tönte dem Verurtheilten mit dem hundertstimmigen Ruf seiner Freunde die Versicherung entgegen, daß auch in Irland die Liebe zum Vaterlande und zur Freiheit noch nicht erloschen sei.
Der hundertstimmige Ruf im Gerichtshofe zu Dublin ist ein tausendstimmiger geworden, seit die Chartisten Englands sich in kolossalen Massen emporgerichtet haben, um feierlich zu Gunsten hres irischen Bruders zu protestiren.
Der Nothern Star, das Organ dieser großen Partei, bringt uns Kunde aus allen Städten, aus allen Dörfern Alt-Englands; jeder Ort hat seinen Fluch gegen ein Gouvernement geschleudert, das die englische Noth nur mit Armenbastillen und die Leiden das grünen Erin mit nichts anderm, als mit Zwangsmaßregeln, mit bestochenen Richtern, mit dem Strang und der Kartätsche aus der Welt zu schaffen strebt.
Der schadenfrohe Hohn jener feilen Londoner Presse hat seine beste Erwiederung in der Indignation des Volkes gefunden und wenn O'Connor in seinem Briefe an die Gattin des Verurtheilten ausruft: „Aber fürchten Sie nichts; Ihrer Wittwentage werden wenige sein, da die Stunden Ihrer Unterdrücker gezählt sind ‒ “ so ist dies eine Versicherung, welche dadurch Gewißheit erhält, daß der so brutal angestimmte Jubel jener offiziellen Blätter, sich vor den Demonstrationen der demokratischen Masse bereits in ein wahres Gewinsel verwandelt hat.
An der Spitze der Whigs steht wieder der kleine Lord John, zitternd wie immer, wenn ihm nach einigen stets nur halbgelungenen Kraftäußerungen dennoch zuletzt jene Entschiedenheit der alten Tory's, jene Entschlossenheit eines Pitt, eines Castlereagh so bedauerlich fehlt. „You are not strong enough for the place ‒ John!“ „Du bist nicht stark genug für den Platz ‒ John!“ ließ der witzige Punch einst die Königin sagen, als er diese wie eine gute Hausfrau und den kleinen Lord John Russell als einen schwächlichen Laufburschen carrikirt hatte, der sich um eine Stelle bewarb.
Dies: „Du bist nicht stark genug für den Platz ‒ John !“ läßt sich auch heute vortrefflich anwenden, wo die Whigs nach ihrem Triumphe vom 10. April und nach der Verurtheilung eines Mitchell schon wieder selbst in ganz devoter Manier die Hand zu einer Reform bieten, der sie noch eben dem Anschein nach, so heroisch zu widerstehen wagten.
Lord John Russel fürchtet sich, daß er ein gar zu großer Held werden mögte; er wird bange vor seiner eignen Kurage und ehe man sich's versieht, macht er einen Angriff auf sein eignes Meisterstück, auf die Reform-Bill, indem er die Taxenklausel derselben, oder mit andern Worten, ein freies Wahlsystem vor die Augen des erstaunten Unterhauses bringt.
Man lachte laut auf über den kleinen Mann, der erst vollends komisch geworden ist, seit er erst dann für die City von London gewählt wurde, nachdem er sich verbindlich gemacht hatte sein meistes und bestes zu thun, nun auch den Juden Rothschild mit in das Parlament zu schleifen .... Man lachte und es hätte nicht viel gefehlt, daß Jemand von der Fremden-Gallerie die verhängnißvollen Worte: „Es ist zu spät!“ ausgerufen hätte.
Aber in dem würdigen Hause der Gemeinen geht es nicht so toll zu, wie bei den frivolen Franzosen, und die ehrenwerthen Mitglieder begnügten sich damit, das Ministerium bei einer Motion des Dr. Bowring in Betreff der Führung der öffentlichen Rechnungen mit allem Glanz durchfallen zu lassen. Im Hause der Lords passirte den Whigs diese Ehre mehrmals hintereinander, und mit wahrem Entsetzen sieht der kleine John daher der bevorstehenden Debatte über die spanischen Streitigkeiten entgegen, die alle Sünden seines Kollegen Palmerston unerbitterlich ans Licht hervorzerren wird.
Schlimm geht die Welt mit den Biedermännern um. Die Whigs, die noch eben den armen Mitchell über's Meer schickten, sie haben vielleicht bald Gelegenheit auf einem Landgut in einer verschollenen Ecke über die Nichtigkeit alles Großen nachzudenken. Ob aber dann, wie es bisher immer der Fall war, gleich dem Faustschlag des einen Boxers der Prügel des andern, so auch diesmal wieder der Tory dem Whig folgen wird ‒ das ist noch die Frage. Der Name Mitchell's ist ein böser Ruf im Munde der Chartisten und der Repealer geworden; noch raucht das Blut der Gefallenen in Paris, in Wien, in Berlin und die Demokratie unseres Jahrhunderts ist stark genug, um auch in England einen Tag des Triumphes zu feiern, der leicht der ganzen mottenzerfressenden Konstitution Brittaniens ein schreckliches Ende bereiten könnte.
‒ Der ganze Ertrag des Northern Star vom 10. Juni ist für die Gattin John Mitchell's bestimmt, und der Eigenthümer dieses Blattes wird ihn mit einer Adresse der Englischen Chartisten, in ihrem Namen der heroischen Frau übersenden.
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@facs0028
London, 4. Juni.
In der Freitags Sitzung des Oberhauses beschwerte sich Lord Stanley wegen der Unvollständigkeit der dem Hause in Betreff der spanischen Streitigkeiten vorgelegten Papiere. Der Standard sieht hierin einen Beweis, daß der edle Lord die Palmerston'sche Sache nicht aus den Augen verloren hat, und daß sie gehörig untersucht werden wird. Wir sind sicher, bemerkt der Standard, daß diese Geschichte mit der Entlassung des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten enden wird, daß wir es gern mit Geduld abwarten wollen. Lord Palmerston mit seinem Freunde Thiers und dem Pabst Pius sind die Feuerbrände Europa's gewesen. Es ist nur zu bedauren, daß man Sr. Lordschaft nicht schon vor 6 Monaten auf die Schliche gekommen ist.
‒ Bis zum 30. Mai wurden für die Abschaffung der Schifffahrtsgesetze 9 Petitionen mit 2268 Unterschriften; gegen dieselbe 91 Petitionen mit 32,908 Signaturen beim Parlamente eingereicht.
‒ Wir sind froh, sagt der Telegraph, daß die höheren und mittleren Klassen der Gesellschaft sich mehr um den Komfort und das Wohlergehen der Armen bekümmern. Die öffentlichen Bäder und Waschhäuser sind bereits von großem Segen gewesen. Es ergiebt sich aus den Verhandlungen, die jüngst über diese Angelegenheit veröffentlicht wurden, daß während den vier Monaten, welche am 7. Mai endeten, nicht weniger als 16,226 Personen sich der Wohlthat des Bades bedienten und 16,010 Frauen ihre Kleider, wuschen, trockneten und bügelten.“ Die Times wird sich namentlich über diese Resultate freuen; sie darf nun doch wenigstens hoffen, die Chartisten bei der nächsten politischen Demonstration hübsch rein gewaschen und angezogen zu sehen.
Handels- und Börsen-Nachrichten.
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