Deutschland
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@facs | 0017 |
Edition: [Friedrich Engels: Anfrage. In: MEGA2 I/7. S. 65.]
[*]
Köln, 4. Juni.
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[**]Neuß, 3. Juni.
In unserer Stadt konstituirt sich jetzt ein demokratischer Klub, der nicht unterlassen wird,
sich mit der Kölner demokratischen Gesellschaft in Verbindung zu setzen. Das Neußer Kreisblatt
wird ihm für die Umgegend als Organ dienen. Ueberhaupt zeigt die demokratische Partei eine
Thätigkeit, die uns bei den nächsten Wahlen ein glücklicheres Resultat als das letzthin
erlangte, in Aussicht stellt.
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[*]
Aachen, 3. Juni.
Hr. Regierungs- und Schulrath Frenken aus Aachen, Abgeordneter von Heinsberg, hat in der Sitzung vom 31.
Mai der Kammer „zur Vereinbarung“ erklärt, „man könne nicht genug das ehrenwerthe Benehmen des
Militärs in Aachen anerkennen, es habe sich mit bewunderungswürdiger
Mässigung benommen.“
Dieser Herr Regierungs- und Schulrath, einer der größten Reaktionäre der Kammer „zur
Vereinbarung“, erklärte kürzlich in einer Privatgesellschaft, „bei den ewigen Unruhen in
Berlin sei es Zeit, daß sich die Bürger mehr zurückzögen, das Militär einrücke und die
Berliner mit Kartätschen beschieße.“
Vertritt der Herr Regierungs- und Schulrath die Aachener Bürgerschaft? Es liegt im Interesse
der Stadt Aachen, selbst hierauf zu antworten.
Im Allgemeinen müssen wir den Herren Regierungs- und Schulräthen, wie sonstigen königl.
preußischen Beamten bemerken, daß ein gewisser Takt sie vor der Unschicklichkeit bewahren
sollte, in den Konflikten zwischen königl. preußischen Soldaten und rheinländischem Volke sich
als Unparteiische aufzuwerfen.
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@facs | 0017 |
[*]
Berlin, 2. Juni.
Wer zum erstenmale in die preußische Nationalversammlung tritt, den muß die Haltung
derselben in jeder Weise befremden. Dem äußern Ansehen gemäß sollte man glauben, die
Versammlung sei entschieden demokratisch; aber dem Gange der Debatte nach läßt sich nur das
Gegentheil behaupten. Entschiedene Parteifragen sind noch gar nicht zur Berathung gekommen, ja
eine eigentliche Berathung hat bisher nicht stattgefunden, denn bei den Verhandlungen, wie sie
bis jetzt gepflogen wurden, wird mehr mit unartikulirten Tönen, Getrommel mit den Füßen,
wildem Geschrei und dergleichen Dingen verhandelt, als mit Worten oder gar Gründen. Bis jetzt
hat die Versammlung eine entschiedene Abneigung gegen jede geordnete Berathung und gründliche
Erörterung an den Tag gelegt; kaum ist ein Antrag förmlich gestellt, als auch schon der wilde
Ruf: „Schluß! Abstimmen!“ ertönt. Der Bescheidene wird dadurch abgeschreckt, überhaupt die
Rednerbühne zu besteigen; der weniger Bescheidene aber, wenn er endlich mühevoll das Recht auf
der Tribüne zu stehen erlangt hat, unter gleichzeitigem Einfallen des Getrommels auf dem
Fußboden wieder herunter getrieben. Von wem gehen diese ewigen Störungen aus? Von der
vornehmen Seite, der konservativen Rechten, der eigentlichen ministeriellen Partei und
darunter steht der größte Theil der rheinischen Juristen oben an. Sie kennen das Bild ‒ der
Hase als Trommelschläger. Als vorgestern das Ministerium aus der Frage, ob eine Adresse
gemacht werden solle oder nicht, eine Kabinetsfrage machte, verdankt es die Linke nur der
Gnade des Herrn Finanzministers, der selbst die Versammlung ersuchte, auch zwei Mitglieder der
Linken das Wort zukommen zu lassen. Der Sieg, den das Ministerium bei dieser Gelegenheit durch
Bejahung der gestellten Kabinetsfrage erlangte, beweist die Sicherheit seines Fortbestehens
noch keineswegs. Ein großer Theil der Versammlung, namentlich des linken Centrums, stimmte für
die Abfassung einer Adresse, um Gelegenheit zu haben, das Ministerium gründlich zu stürzen.
Die Herren konnten dies freilich viel einfacher, viel rascher und zugleich viel wohlfeiler
erlangen, wenn sie gleich vorgestern schon den vom Ministerium geschleuderten Handschuh
aufgegriffen und ihm den Abschied ertheilt hätten durch Verwerfung des Antrages auf Erlassung
einer Adresse. Der vorgelegte Konstitutionsentwurf findet in den Kammern allgemeine
Mißbilligung; selbst die entschiedensten Zweikammermänner wagen es nicht, sich für die erste
Kammer des Entwurfs auszusprechen. In dieser Hinsicht möchte dem Entwurf schon mit Sicherheit
sein Durchfall vorherzusagen sein.
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@facs | 0017 |
Berlin, 1. Juni.
Ueber den gestrigen ziemlich unruhigen Tag sind noch folgende Notizen nachzutragen. Man
wollte auf dem Schlosse eine Signalstange bemerkt haben, die als Antwort auf dem Moabiter
Gefängniß eine zweite hervorgerufen hätte u. s. f. Auf den Wunsch der Bürger wurde die Stange
vom Schlosse entfernt; sodann stellte sich das allerdings auffallende Faktum heraus, daß alle
Brücken über die Spree durch Bretter so vernagelt waren, so zwar, daß es unmöglich war, sie
aufzuziehen und etwaiges Einmarschiren der Truppen zu verhindern. Augenblicklich wurden die
Bretter entfernt. Daß Gerücht, daß von der Reaktion ein Schlag geführt werden solle, rief alle
Klubs, Volksversammlungen und Vereine zusammen. Der demokratische Klub, die Zeltenversammlung,
der Handwerkerverein und die auf dem Monbijouplatze zusammengetretenen Eisenarbeiter (3000 an
der Zahl) beschlossen, auf augenblickliche Bewaffnung des Volkes zu dringen; heute Mittag will
man sich bei den Bezirksvorstehern melden, um Waffen zu erhalten; wird dies Begehren
abgeschlagen, so findet zur Berathung des Weiteren heute Nachmittag eine Volksversammlung
unter den Zelten Statt. Vorläufig hatte gegen Abend im Kastanienwalde hinter der Universität
im Freien sich eine Kommission, bestehend aus den Herren Schramm, Solger, Hexamer, Wyst und
Korn, niedergelassen, welche die Namen derjenigen Personen, die noch keine Waffen erhalten
hatten und sich meldeten, notirten. Da das Gerücht verbreitet war, daß von der Reaktion
gekaufte Individuen in der Nacht, um Zwiespalt zu erregen und einen Kampf zu provoziren, die
Republik ausrufen sollten, so patrouillirten Studenten, Bürger und Handwerker die ganze Nacht,
um diese Ruhestörer zu verhaften. Die Nacht verlief jedoch ganz ruhig. ‒ Heute ist den
Eisenarbeitern offiziell mitgetheilt worden, daß morgen oder die nächsten Tage 15,000 Gewehre
an sie vertheilt werden sollen. Weiteres ist nicht bekannt; das Zeughaus ist stark von der
Bürgerwehr besetzt und obwohl das Wetter sehr unfreundlich ist, stehen doch zahlreiche Gruppen
in der Nähe des Zeughauses. [(D. Z.)]
‒ Sicherm Vernehmen nach steht hier eine 31/4procertige Zwangsanleihe in Aussicht.
[(Rh.- u. M.-Z.)]
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@facs | 0017 |
[*]Berlin, 2. Juni.
Die demokratische Partei nimmt hier von Tag zu Tag an Macht und Einfluß zu. Eine Menge von
Umständen hat unsere halb eingeschüchterte Bürgerschaft dem Volk genähert und eine neue
Verbrüderung Beider vorbereitet. Der Berliner Bürger hat bei der Revolution theilweise
mitgefochten, er ist stolz auf sie, und mußte erbittert werden durch die Art, wie Herr
Camphausen sie am 30. Mai desavouirte, durch den Verfassungs-Entwurf, durch die heimliche
Ausräumung des Zeughauses. Er mußte Feuer und Flammen sprühen, wenn er jeden Morgen in der
Vossischen oder Spenerschen die zahllosen wuthschnaubenden Adressen aus hundert kleinen
märkischen, pommerschen, westpreußischen, lausitzischen und sächsischen Oertern und Oertchen
las, Adressen, in denen die Barrikadenkämpfer des 18. März, die noch dazu Berliner waren, von
miserablen Provinzialen, von den Pfahlbürgern, Bauern, Beamten und Krautjunkern der
norddeutschen Sahara mit den beleidigendsten Ausbrüchen reaktionärer Tollwuth überschüttet
wurden. Er mußte sich aufs Aeußerste verletzt fühlen, wenn er sah, wie die Partei des ancien
régime die Landwehr zu fanatisiren suchte, um sie als Mittel zur Verdrängung der Bürgerwehr
und als Gegengewicht gegen sie zu gebrauchen. Er mußte im Stillen
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@facs | 0018 |
erröthen, wenn er hörte, wie die von ihm so
verachteten Wiener nicht nur die Berliner Märzrevolution durch einen Volkssieg hervorgerufen,
sondern auch Schlag auf Schlag jeden Reaktionsversuch durch siegreiche Aufstände vereitelt
hatten. Alles das hat seine Wirkung gehabt. Die Berliner Bürgerschaft hat den Konservatismus,
den ihr die Schrecken der Handelskrisis aufgedrängt, fahren lassen; sie spricht sich
entschieden gegen die Regierung aus und schließt sich mehr und mehr der demokratischen Partei
an.
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@facs | 0018 |
[X]Berlin, 2. Juni.
Unsere konstituirende Versammlung scheint nur dazu da zu sein, daß das Ministerium
Gelegenheit bekomme, sich rein zu waschen. Nach der provisorisch angenommenen
Geschäftsordnung kann der Interpellant seine Frage nur ganz einfach, ohne sie motiviren zu
dürfen, an das Ministerium stellen, und nach der Antwort desselben muß er sich befriedigt
zurückziehen, eine fernere Diskussion ist nicht gestattet. Heute waren mehrere
Interpellationen an der Tagesordnung, alle hatten sie das Schicksal, mit einigen Phrasen
abgewiesen zu werden. Die Minister hatten sich hinter dem Geschäftsreglement verschanzt, sie
sollen eine Antwort geben, sie thun dies, ob diese Antwort die richtige oder genügende ist,
das zu entscheiden ist jedem Einzelnen, aber nicht der Versammlung überlassen. Die erste
Interpellation stellte Herr Berg. Man hatte erwartet, sagte er, daß das Ministerium gleich
nach seinem Antritt beruhigend wirken und wieder das öffentliche Vertrauen in unsere neuen
Zustände herbeiführen werde. Am Rhein hatte man gehofft, es werde das Gesetz
wiederhergestellt werden, wonach Aufruhrschäden den Gemeinden zur Last fallen, es werde die
exekutive Gewalt den richterlichen Behörden übergeben werden. Der Minister Auerswald
antwortet hierauf, daß allerdings gesetzliche Bestimmungen vorbereitet werden; das
Ministerium fühle sich aber nicht befugt, ohne die Vertreter des Volkes, so wichtige Gesetze
zu erlassen. Die Polizei und die Bürgerwehr hätten jetzt hauptsächlich für die
Aufrechthaltung der Ruhe zu sorgen. Der Abgeordnete Jung fragt hierauf den Kriegsminister, ob
für die Aufhebung des Kartelvertrages mit Rußland die nöthigen Schritte geschehen seien und
ob noch Auslieferungen stattfinden. Der Graf von Arnim antwortet, daß der Kartelvertrag sich
nur auf Vagabunden und niedrige, nicht aber auf politische Verbrecher, beziehe. Eine
Interpellation des Abgeordneten Tretzdorff, welche Maßregeln gegen die dänische Blokade
getroffen seien, ob die Verluste, welche die Stadt Stettin erlitten, vom deutschen Bunde
ersetzt werden sollen und ob diese Stadt ferner noch werde den Sundzoll bezahlen müssen,
beantwortet derselbe Minister, daß die von England eingeleiteten Unterhandlungen vom
Bundestage anerkannt seien und daß sie in Kopenhagen mit der nöthigen Energie vertreten
werden. Ueber zu leistende Entschädigung, sowie über den Sundzoll erwähnt der Minister gar
nichts. Er sprach die Hoffnung aus, daß der Feldzug bald beendet sein werde, und als Ursache
des Rückzuges aus Jütland giebt er an, daß die Preußen dort keine Feinde gefunden haben. ‒
Von den vielen Anträgen, welche heute an die Abtheilungen verwiesen wurden, erwähnen wir den
vom Abgeordneten Stein auf Aufhebnng des ausschließlichen Jagdrechts ohne Entschädigung für
die Gutsherren, den des Abgeordneten Graf Reichenbach, auf Abschaffung der bäuerlichen
Lasten, Laudemien, des Schutzgeldes u. s. w., als Entschädigung will er den Gutsherren die
Last der Patrimonial-Gerichtsbarkeit nehmen. (Allgemeine Heiterkeit.) Der Minister Hansemann
bemerkt hierbei, daß auf Veranlassung des Ministeriums der Fiskus jetzt von Einziehung des
Schutzgeldes abstehen solle. Die Minister haben, wie wir hören, eine Gesetzesvorlage für die
bäuerlichen Verhältnisse fertig und sind sehr unglücklich darüber, daß man ihnen von vorn
herein dasselbe schon in einzelnen Anträgen zersplittert. Hierauf nimmt ein Antrag des
Abgeordneten Reuter eine lange Zeit fort. Der Antragsteller wollte nämlich zur Abstimmung
bringen, ob die Versammlung nicht sogleich eine Kommission zur Ermittlung der Ursachen
ernennen wolle, welche bei der in der Provinz Posen eingeführten Reorganisation einen so
blutigen Zwiespalt zwischen der deutschen und polnischen Bevölkerung herbeigeführt, anstatt
diesen Antrag reglementsmäßig in die Abtheilungen zu verweisen. Der Minister Hansemann gab zu
bedenken, daß die Frage zu wichtig sei, sie enthalte zu viel über die Stellung, die die
„Kammer“ überhaupt einnehmen wolle, als daß man sie so schnell beschließen könnte. Es lag
darin eine Entgegnung auf die Ansicht des Abgeordneten Reuter, daß die Kammer das
unumschränkte Recht habe, Untersuchungskommissionen in allen Fällen zu ernennen , daß sie
überhaupt souverän sei. Der Antrag wurde an die Abtheilungen verwiesen. ‒ Das Ergebniß der
Wahlen für die Adreß-Kommission ist folgendes. Es wurden gewählt die Abgeordneten Waldeck,
Löwe, Lydow, Tierschke, Baumstark, Grabow, Duncker, von Dahlwitz, Wachsmuth, Philipps, Esser,
Balzer, Elsner, Ebel, Zachariä und Behrends.
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@facs | 0018 |
Breslau, den 1. Juni.
Aus der interessanten Correspondenz des Erzbischofs von Gnesen und Posen Przyluski mit den
berliner Ministern, theilen wir die Stellen mit, welche für die Schilderung der posenschen
Zustände und der preußischene Bhörden am schlagendsten sind.
Schreiben des Erzbischofs an den Minister v.
Schwerin
Ich werde durch das Ministerial-Rescript Ew. Excellenz vom 15. April , und das des Herrn
Ministers des Innern vom 17. April , ebenso durch die Erlasse des Herrn Ober-Präsidenten der
Provinz und des Herrn commandirenden Generals von Colomb respect. vom 16. und 3. ej. dahin
aufgefordert: „selbst und durch Geistliche meiner Diözese Worte der Ermahnung zur
Brüderlichkeit und Eintracht zwischen Deutschland und Polen zu predigen und predigen zu
lassen.“
Ich habe darauf ergebenst zu erwiedern: daß nach den Ereignissen von Berlin, bei den
kundgewordenen Sympathien Deutschlands für die Sache Polens und bei dem freudigen Dankgefühle,
womit diese edle Regung der Gerechtigkeit von den Polen dieser Provinz aufgenommen wurde, es
sowohl von meiner wie von jeder andern Seite keiner Ermahnung zur Brüderlichkeit und Eintracht
bedurfte, denn diese war da, sie schien unvergänglich, wurde durch meine Geistlichen von allen
Kanzeln gepredigt und durch Gottesdienst gefeiert.
Bald freilich trat eine traurige Wendung ein. Bedeutende Truppenmassen wurden herbeigezogen,
und sofort trat auch eine der Polensache feindliche Reaction entgegen unter der deutschen und
jüdischen Bevölkerung, welche besonders in dem Bromberger Regierungsdepartement in eine
Verfolgung des polnischen Elementes ausartete.
Es ist nicht meines Amtes, Ew. Excellenz, alle diese Details anzuführen, ich bemerke nur,
daß sich Geistliche aus jenen Gegenden in Folge dieser Verfolgung hierher haben flüchten
müssen.
Die Erklärung der Stadt Posen in Belagerungs-Zustand, die Entsendung fliegender Colonnen
nach allen Kreisen, während man in Berlin über die nationale Reorganisation unterhandelte,
waren eben so viel Mittel, die Aufregung der Gemüther zu vergrößern, statt zu besänftigen.
Ew. Excellenz werden selbst einsehen, daß wenn auf diese Weise mit Waffengewalt die Ordnung
hat hergestellt werden sollen, ich unmöglich Worte des Friedens im Namen der Kirche habe
erlassen können, denn Gotteswort soll und darf nicht durch Bajonette unterstützt werden.
Allein es ist den Bemühungen einflußreicher Männer gelungen, durch die Uebereinkunft von
Jaroslawicc ein Blutvergießen zu verhindern und die drohende Spannung friedlich
abzuleiten.
Der General von Willisen erklärt in seiner Bekanntmachung vom 17. April 1848: „Es kann der
ersehnte Friedenszustand in der Provinz als völlig wieder hergestellt betrachtet werden.“
Allein das Volk wird aufgereizt und zu lokalen bewaffneten Versammlungen provocirt durch die
Unordnungen und Excesse, welche sich das Militair und die Exaltirten unter den Deutschen und
Juden erlauben, von Beamten aufgehetzt, die um ihre Stellen besorgt sind.
Täglich gehen die traurigsten Berichte ein, daß Städte und Dörfer geplündert, die
Nationalkokarden und Fahnen abgerissen, die Leute beschimpft und geschlagen, Kirchen entweiht,
Geistliche insultirt und mißhandelt, Todtengrüfte durchwühlt, kurz allerlei Unfug getrieben
wird.
Der kommandirende General v. Colomb hat sich selbst bewogen gefunden, durch den Corps-Befehl
zu erklären, daß einzelne räudige Schafe in den Mannschaften sich befinden. Die angesagte
Untersuchung wird ergeben, daß diese Räude schrecklich um sich gegriffen hat.
Rechnet man dazu die geschäftigen Agitationen der Beamten, die polnischen Bauern gegen ihre
Gutsherrn und die polnische Sache und für die deutsche Regierung zu
stimmen, die maßlosen Forderungen und Umtriebe der sogenannten deutschen Volksversammlungen, ‒
die angedrohte Theilung des Großherzogthums Posen und alle die über Nacht neu auftauchenden
Gerüchte, ‒ so ist es wahrlich nicht zu verwundern, daß Conflicte und einzelne Auflehnungen,
ja Excesse vorkommen und die Gemüther aufgeregt werden.
Mir scheint aber die Zumuthung, das polnische Volk durch einen Hirtenbrief zur Ruhe zu
ermahnen, unbegreiflich, wenn die Unruhe von den Deutschen und vom Militär provocirt wird. Ich
könnte es nur zur Duldung ermahnen, die ihm gewordene Schmach und Gewaltthätigkeiten aller Art
in christlicher Ergebenheit zu ertragen, und dieses kann ich dem Gouvernement gegenüber nicht,
und wahrlich das Volk erträgt viel und hat die Geduld eines Lammes.
Vier Wochen sind bereits verflossen und es ist noch kein Anfang von der versprochenen
nationalen Reorganisation gemacht und welche Riesenschritte hat seitdem die der Polensache
feindliche Reaction gethan!
Und doch ist die Reorganisation das geeignetste Pacificationsmittel. Ich bürge dafür, daß
Ruhe erhalten wird, wenn man das Heer zurückzieht und die Reorganisation auszuführen
beginnt.
Posen, den 22. April 1848.
Der Erzbischof von Gnesen und Posen
gez. X. Pzryluski.
Zweites Schreiben des Erzbischofs.
An Minister Auerswald.
Ew. Excellenz sage ich meinen innigsten ganz ergebensten Dank für die Worte der Güte und des
Vertrauens, die Hochdieselben unterm 17. d. M. an mich gerichtet haben.
Aber geruhen Ew. Excellenz aus meinem in Abschrift hier beigefügten Berichte an den Herrn
Minister der geistlichen Angelegenheiten vom 22. d. Mts. geneigtest zu ersehen, in welcher
schrecklichen Lage die hiesige Provinz sich befindet.
Ich berufe mich auf die Bekanntmachung des Herrn Generals v. Willisen, d. d Berlin, den 24.
d. M. Derselbe giebt den hiesigen polnischen Führern das Zeugniß, daß sie den königlichen
Verheißungen vertrauend, mit Gefahr ihres Lebens die bewaffneten Massen beschwichtigten und
zum Auseinandergehen bestimmten.
Diese gingen auch auseinander und ich stand nun im Begriff, auch meinerseits Worte der
Beschwichtigung dem Volke zuzusprechen.
Leider haben die Erklärung Posens in Belagerungszustand und die Absendung mobiler Kolonnen
in die Provinz den kaum hergestellten Frieden wieder infringirt und die Bemühungen des
Generals v. Willisen und der polnischen Führer wie geflisseutlich vereitelt.
Die mobilen Kolonnen durchziehen das Land in allen Richtungen, sie verüben überall die
gröbsten Excesse, sie mißhandeln Männer und Weiber, sie plündern und tödten Menschen, sie
entweihen Kirchen und Todtengrüfte, sie provoziren, was nicht ausbleiben kann, parzielle
Widerstände, es fließt Menschenblut.
Dazu kommt die Bestimmung, daß das Großherzogthum Posen wieder getheilt werden solle ‒ dies
wird die achte Zersplitterung des unglücklichen Polens sein. Diese uuglückselige Bestimmung
verbreitet den tiefsten Unmuth, sie schlägt jedes Vertrauen, jede Hoffnung, jeden Glauben an
Gerechtigkeit nieder.
Und wie soll es auch anders sein, weun die Deutschen, von hohen Beamten angeführt, dem
General v. Willisen, den Bevollmächtigten des Königs, offen und tumultuarisch Pereat bringen
und dieser Großthat in öffentlichen Schrifteu sich zu rühmen, den v. Willisen für einen
Verräther zu erklären nicht scheuen, wenn dieser Tumult während des Belagerungszustandes
Posens, der jede Versammlung von mehr als 4 Menschen auf der Straße verbietet, mit aller
Ostentation stattfindet.
Vielleicht werden Ew. Excellenz sagen, Alles dieses haben die Bewegungen der Polen
veranlaßt. Gut. Aber wer hat die Bewegung in der Schweiz, in Italien, in Frankreich in ganz
Deutschland, in Ungarn, ja sogar in Wien und Berlin verschuldet, welche physische Macht hat
sie zu brechen vermocht und welches Volk auf der Welt hat über mehr schreiendes Unrecht, als
die Polen zu klagen?
Geruhen Ew. Excellenz geneigtest zu erwägen, was unter sö traurigen Umständen Worte des
Friedens von meiner Seite fruchten könnten, worauf kann ich dieselben basiren? Auf
Christenliebe? Aber die Christenliebe wird gegen die Polen mit Hohn verletzt. Auf die Hoffnung
einer bessern Zukunft? Aber diese Hoffnung wird den Polen abgeschnitten. Soll ich dem Volke
sagen: Es solle sich geduldig niedertreten lassen? Das vermag ich nicht. Ich glaube an Gottes
Gerechtigkeit. Meine Worte würden Oel in die Flammen gießen.
Posen, den 26. April 1848.
Der Erzbischof von Gnesen und Posen.
gez. X. Przyluski.
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@facs | 0018 |
Posen.
Eine Bekanntmachung des Herrn von Steinäcker (Festungs-Kommandanten) in der hiesigen Zeitung
verbietet andere Farben als die preußischen und deutschen, also auch die polnischen, für die
Zeit des Belagerungszustandes. Zugleich verbietet sie speziell einen für die nächsten Tage
beabsichtigten Umzug mit polnischen Fahnen und Bändern. ‒ Aller Verkehr mit den Gefangenen des
Fort Winiary ist ebenfalls verboten.
[(Z.-H.)]
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@facs | 0018 |
Frankfurt, 3. Juni.
Die konstituirende Nationalversammlung hat heute beschlossen, einen Ausschuß von 15
Mitgliedern zur Prüfung und Begutachtung der auf die Bildung einer provisorischen
Centralgewalt bezüglichen Anträge niederzusetzen. Die Wahl dieses Ausschusses sollte alsbald
nach der öffentlichen Sitzung durch die Abtheilungen vorgenommen werden.
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@facs | 0018 |
[14]
Marburg, 2. Juni.
Die Sache der Demokratie schreitet bei uns rasch vorwärts. Wir haben hier einen
demokratischen Verein, an dessen Spitze die Herren Bayrhoffer und Ludolph stehen, und der
neulich in sehr entschiedenen Ausdrücken gegen den Beschluß der Frankfurter Versammlung über
die Mainzer Angelegenheit protestirte. Auch ein demokratischer Arbeiterverein besteht und hat
guten Fortgang. An Verdächtigungen fehlt es natürlich nicht. Diese brachten es unter Andern
dahin, daß neulich mehre Marburger, die in Kirchheim öffentlich sprachen, von der reaktionären
Partei mit Gewalt bedroht und gezwungen wurden, das Städtchen zu verlassen. Diese
Contrerevolutionärs verbreiten die abgeschmacktesten Gerüchte, z. B. von Sensenschaaren, die
hier zum Schutz der Nationalversammlung gebildet würden und was dergleichen Albernheiten mehr
sind. Hier lacht man natürlich über solche Schreckgespenster zaghafter Philister.
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@facs | 0018 |
Wien, 31. Mai.
Die Wiener Zeitung enthält den, vom 25. Mai datirten Erlaß des Kaisers, wonach in Kurnthen
die Feudallasten gegen später vom Reichstag zu ermittelnde Entschädigung aufgehoben werden.
Sie bilden eine schöne Reihe: Abschütte, Getreide, Dominikalgaben, Laudamien, Ehrungen,
Kauffreigelder, Kollektur, Landgerichts-, Marschall-, Hunde-, Voigtei-, Zoll-, Hafer u. s. w.
‒ Deßgleichen den Erlaß, der die körperliche Züchtigung als selbständige und
Disziplinarstrafe, die Aussteckung an der Schandbühne und im Kreise, und die Brandmarkung
aufhebt, die Haussuchung der ausschließlichen Competenz der Gerichte überweist und den
Untersuchungsarrest in virlen Fällen in Kaution verwandelt.
Die Zeitungshalle behauptet aus Wien in einer Korrespondenz: Die
große Errungenschaft des 26. Mai sei der definitive Sieg der demokratischen Institution,
speziell der Volkssouverainetät. Bürger, Arbeiter, Studenten vereint hätten sie erobert. Die
reaktionäre Partei habe, durch Entführung des Kaisers, Wien zur übereilten Proklamirung der
Republik und dadurch zur Anarchie und zum Bruch mit den Provinzen drängen wollen; aber das
Wiener Volk sei nicht in die Schlinge gegangen, es habe die Monarchie vor der Hand
beibehalten, aber gänzlich vom Volkswillen abhängig gemacht. ‒ Dem Ministerium stehe halb
überwachend, halb unterstützend ein Nationalgarden- und Studenten-Ausschuß zur Seite; die
mißtrauische Stellung beider gegen einandern, verhindere indeß, daß Etwas geschieht.
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@type | jArticle |
@facs | 0018 |
Prag, 1. Juni.
Die Gäste zum Slawenkongreß finden sich hier immer zahlreicher ein.
Polen, Kroaten, Serben sind bereits eingetroffen, und dieser Tage wird auch der Vladika von
Montenegro erwartet. Ueber die Gegenstände, welche zur Verhandlung kommen, wird ein Programm
in vier Sprachen erscheinen: polnisch, böhmisch, deutsch und illyrisch. Wir führen vorläufig
nur die Punkte des Programms an: 1) über die Bedeutung der Slawen im österreichischen
Kaiserreiche und ihre gegenseitigen Beziehungen; 2) über die Beziehungen der Slawenvölker zu
den übrigen Völkern des österreichischen Staates; 3) über die gegenwärtigen Beziehungen der
österreichischen zu den übrigen Slawen; 4) Bestimmung der Beziehungen der österreichischen
Slawen zu den übrigen nicht slawischen Völkern Europa's.
[(D. A. Z.)]
@xml:id | #ar005_015 |
@type | jArticle |
@facs | 0018 |
Rendsburg 1. Juni.
Es bestätigt sich, daß Hadersleben von deutschen Truppen geräumt und
von einer großen Zahl seiner Bewohner verlassen ist. Hadersleben war am 31. Mai schon von
dänischen Husaren besetzt. In Christiansfeld sollen 180 Mann zum Militärdienst ausgehoben
sein. In Hadersleben weht schon die dänische Fahne ‒ wird dem Hamb.
Corr. aus Flensburg 30. Mai Abends geschrieben. ‒ Die Haderslebener werden ohne Zweifel jetzt
als „forräderiske Tydskere“ angesehen. Es bestätigt sich ferner, daß die Dänen auch in Apenrade eingerückt sind, nachdem sie vorher einige Kugeln hineingeworfen
hatten. Auch aus Apenrade sind viele Flüchtlinge in Rendsburg eingetroffen. Ein Reisender
brachte am 31. Mai nach Rendsburg die Nachricht, daß die Dänen Abends zuvor
um 6 Uhr Apenrade besetzt hatten. Die nach Hadersleben bestimmte Post hat nur bis
Seegard kommen können.
Ein Patent der provisorischen Regierung vom 29. Mai beruft die
vereinigte schleswig-holsteinische Ständeversammlung zum 14. Juni ein. ‒ Ein Erlaß der
provisorischen Regierung von demselben Tage enthält die Bestätigung der Statuten des
Ausschusses für die deutsche Flotte in Kiel.
In einer Nachschrift enthält das „Rendsb. Tageblatt“ Folgendes: Nach
dem Bericht eines Augenzeugen ist gestern (am 31. Mai) im Sundewittschen ein hitziges Treffen
vorgefallen, in welchem die Dänen mit großem Verluste aus ihren Stellungen geschlagen und von
den Meklenburgern bis an die Küste so hartnäckig verfolgt sind, daß mehrere ihren
Kolbenschlägen erlegen, andere ertrunken sind.
[(W. Z.)]
@xml:id | #ar005_016 |
@type | jArticle |
@facs | 0018 |
[X]Altona, 2. Juni.
So eben trifft die Nachricht ein, daß die Dänen wieder geschlagen worden sind; 2000 Dänen
sollen umgangen und abgeschnitten worden sein; mehrere Hundert sind gefangen und schon ist
unsere Bürgergarde aufgeboten, um sie heute Abend in Empfang zu nehmen und zu bewachen, da sie
erst morgen früh weiter nach Stade transportirt werden können. Zugleich rückt aber auch
General Wrangel wieder vor und zwar nicht nur nach Nordschleswig, sondern aufs Neue nach
Jütland. Diese Ordre brachte gestern ein Expresse ins Hauptquartier. Auf diese Weise wird die
letzte Schmach vielleicht einigermaßen wieder abgewaschen. Es ist übrigens ruhmvoll für die
Deutschen. Schon in den wenigen Wochen ist wieder die ganze alte Reichswirthschaft
eingetretreten; es wird nicht lange währen, so werden wir wiederum auf dem alten Status quo
sein, welchen einst das liebe heilige römische Reich und die deutsche Reichsarmee einnahm.
Heut morgen ging eine Deputation von Hadersleben nach Frankfurt ab, um gegen die Abtretung
desselben von den Herzogthümern zn protestiren. Ob man in Frankfurt auch durch russische Noten
sich schrecken lassen wird? Ohnehin hat England erklärt, daß es eine Flotte auslaufen lassen
würde, wenn Rußland und Schweden Miene machen sollte, thätlich einzuschreiten. Von der
schwedischen Hülfe hoffen die Dänen wenig, wie die jüngsten dänischen Zeitungen am klarsten
darthun.
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@facs | 0018 |
Edition: [Friedrich Engels: Die Kriegskomödie (Schleswig-Holstein). In: MEGA2 I/7. S. 66.]
[*]
Schleswig-Holstein.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
[0019]
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@type | jArticle |
@facs | 0019 |
[12]
Hamburg, 1. Juni.
Heute hat der Marine-Kongreß seine Sitzungen begonnen, sie werden aber wie alle Arbeiten der
hohen Aristokratie und Büreaukratie mit einem Schleier des Geheimnisses umhüllt, daß es
Niemanden gegönnt ist hinter denselben zu schauen. Die Geldforderungen zu diesem Zweck wurden
zwar sehr offen berieben, aber was mit dem vom Volke in Silbergroschen und Schillingen
aufgebrachten Gelde geschehen soll möchte man gern in den dichtesten Nebel hüllen. Ueberhaupt
steht in allen Dingen, selbst in den größten Kleinigkeiten, das alte System im Wege. Die alten
Minister sind gefallen, aber was nützt es, wenn der Minister entsetzt wird und das System
fortwuchert durch die von ihm gebildeten Beamten. So lange wir es nicht wie in Frankreich
machen und mit den Ministern auch die Beamten entlassen, so lange kann und wird es nicht
anders werden. Sitzen nicht in Berlin, Wien, Hamburg, Kassel u. s. w. noch immer dieselben
alten Perrückenstöcke in den Bureaux und suchen sie nicht immer auf den alten längst gewohnten
Weg einzulenken, suchen sie nicht die eben von oben her verlassene Bahn aufs Neue wieder zu
betreten?
Das hier seit Freigebung der Presse neu entstandene demokratische Organ: „der Republikaner,“ von welchem bereits zehn Nummern erschienen sind, erfreut sich der
täglich wachsenden Theilnahme.
Uebermorgen beginnt ein Volkskongreß: „die Versammlung des deutschen
Gewerbestandes,“ deren Sitzungen öffentlich sein werden. Ueber die dort gepflogenen
Verhandlungen werde ich Berichte zusenden.
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@facs | 0019 |
[12]Hamburg, 2. Juni.
So eben höre ich, daß der Marine-Kongreß sich in Wohlgefallen aufgelöst, und nur einen
Ausschuß hinterlassen hat.
Belgien.
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@facs | 0019 |
[*]Brüssel, 3. Juni.
Minister Rogier hat die erste große Maßregel getroffen, die Belgien
vor dem Bankerut retten wird. Er hat der Mademoiselle Rachel verboten,
die Marseillaise in den hiesigen Theatern zu deklamiren. Sie ist dagegen bevollmächtigt zu
singen:
La liberté, pour conquerir le monde
N'a pas besoin de passer par chez nous.
Die Freiheit auf dem Welterobrungszuge
Kann dreist an unserm Land vorübergeh'n.
‒ Herr Castiau, das ausgezeichnetste Mitglied der belgischen
Repräsentantenkammer, hat bekanntlich kurz nach der Februarrevolution seine Deputirtenstelle
niedergelegt. Er richtet jetzt an seine alten Wähler in Tournay einen Brief, worin er die
Motive auseinandersetzt, die ihn verhindern, in diesem Augenblick ein neues politisches Mandat
anzunehmen. Man kann diesen Brief als ein Manifest der belgischen republikanischen Partei betrachten. Wir theilen die schlagendsten Stellen unsren Lesern
mit:
„Es ist nicht Entmuthigung, wie man trotz meiner Erklärung in der Repräsentantenkammer
behauptet, die mich das Mandat zum Deputirten ablehnen läßt. Ich hoffte, Belgien würde sich in
eine Republik umwandeln, eine Umgestaltung, die es friedlich vollbringen konnte, ohne sich in
die Gefahren einer revolutionären Krise zu stürzen. Ich habe es geglaubt, ich habe es gesagt.
Als Bürger und Repräsentant war ich in meinem Recht. Unglücklicherweise theilte ich allein diese Ansicht im Schoose der Nationalrepräsentation. Mit Hülfe der
Furcht, des Egoismus, der Verläumdung und der bewaffneten Versuche einiger Kopflosen, hat man
es erreicht, dem belgischen Volk vor seiner eigenen Souveränität bang zu machen, und eine
monarchische Reaktion heraufzubeschwören, die von den Kammern aus über das Land sich ergossen
hat. In Folge dieser Meinungsverschiedenheit zwischen mir und meinen Wählern, hielt ich es für
meine Pflicht, mein Mandat niederzulegen, und ich kann kein neues Mandat annehmen, solange
diese Meinungsverschiedenheit existirt.
Ich weiß, man verschwendet heute an uns die glänzendsten Versprechungen im Namen der
konstitutionellen Monarchie. Diese Sprache ist die zweite Auflage der Betheurungen von 1830.
Auch damals wurde die konstitutionelle Monarchie als die vollkommenste der Staatskombinationen
dargestellt, die das Land glücklich und stark machen werden. Sie sei die beste der Republiken.
Sie alle meine Herren, wissen, wie ich, was aus diesen Versprechungen geworden ist.
Diese Regierung, welche unsre Unabhängigkeit nach Außen vertheidigen
sollte, hat Belgien dem erniedrigenden Gesetze der Neutralität unterworfen, die es in Ohnmacht
und Isolirung festbannt.
Diese Regierung, welche die Einheit unsrer Provinzen garantiren
sollte, hat eine Theilung erlaubt, so unbillig, wie die Polens; sie selbst hat Limburg und
Luxemburg an Holland geliefert und 400,000 Belgier verkauft, die Blut und Vermögen geopfert
hatten, um unsre Unabhängigkeit zu sichern.
Diese Regierung, welche die mächtigste Garantie der Ordnung sein
sollte, hat den gehäßigen Plünderungen von 1834 nicht zuvorzukommen gewußt, die im tiefen
Frieden, in der Hauptstadt und unter ihren Augen das Land geschändet haben. Diese liberale, progressive und billige Regierung hat während 15 Jahren gegen
unsre Institutionen konspirirt, unsere Freiheiten verstümmelt, die Fahne des Obskurantismus
wieder aufgepflanzt und das alte Regiment wieder hergestellt. Sie hat unsere Industrie sich
durch unaussprechliche Leiden durchwinden und den Pauperismus unsere volkreichsten Provinzen
verheeren lassen, ohne seinen Fortschritten andere als quacksalbernde Palliative entgegen zu
setzen.
Endlich hat diese moralische und demokratische Regierung knabenhafte Auszeichnungen wieder
hergestellt, den Nationalcharakter verfälscht, den Favoritismus und den Höflingsgeist
entwickelt, hundert nutzlose Institutionen gegründet, die Sinekuren vervielfältigt, das
öffentliche Vermögen den Höflingen und Sollicitanten als Beute überlassen, in allen Zweigen
der Administration einen ebenso unfruchtbaren als ruinirenden Luxus eingeführt, die jährliche
Ziffer der Ausgaben um mehr als 50 Millionen vermehrt und ein Deficit geschaffen, welches mit
der jetzt den Banken gewährten Garantie sich auf 100 Millionen Fr. belaufen wird; sie hat
unsere Finanzen erschöpft, unsern Credit vernichtet, unsere Hülfsquellen verschlungen,
gezwungene Anleihen und Papiergeld dekretirt und im Augenblicke ihrer Agonie selbst scheint
sie nur noch einen Rest von Kraft wiederzufinden, um das Land zu verderben und bloße Ruinen
hinter sich zurückzulassen.
Dieses ist das Resultat der Versprechungen von 1830, dieß sind die Wohlthaten der
monarchischen Regierung.
Die Versprechungen von 1848 werden nicht besser gehalten werden als die von 1830. Man wird
nicht einmal den ernormen Census der Wahlfähigkeit für den Senat unterdrücken, welcher die der
Wahlrepräsentation zum Monopol von 400 Familien macht. Die Convulsionen des Elends, die
Schmach des Bankeruts und eine revolutionäre Krisis werden die Abschiedsworte der
konstitutionellen Monarchie von Belgien sein.“
Italien.
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@facs | 0019 |
Neapel, 21. Mai.
Wir sind in den Schlamm eines boden losen Terrorismus zurückgesunken. Die Liste der bis
jetzt Gebliebenen enthält 1753 Todte. Gräuel aller Art wurden verübt, Kinder, Weiber und
Greise gespiest, verbrannt, erschlagen, dazu das Geheul der Lazzaroni, ihr Rauben und Brennen.
Sie zogen mit alter bourbonischer Fahne, mit der Madonna di Carmine durch die Stadt, begafften
jauchzend die Leichen der Bürger, und heulten ihr grimmiges Evviva il Re! König Ferdinand II
erschien auf dem Balkon und dankte seinen Getreuen. Am 17. rauchte Se. Maj. unter den
Säulengängen von St. Francesco di Paola in größter Gemüthsruhe eine Cigarre, und machte dann
eine Spazierfahrt durch die Stadt ‒ natürlich umgeben von treuen Soldaten und Lazzaroni. Die
Nationalgarde ist aufgelöst, die Kammer ebenfalls, die Stadt ist entwaffnet; schmutzige
Lazzaroni-Buben tragen in Masse die Gewehre fort und hohnlachen. Die Soldateska spreizt sich
in unerhörtem Uebermuth, die alte Polizei taucht in alte Uniform wieder hervor, die
Gendarmerie ist wieder da und zwingt harmlose Bürger zum Hutabnehmen u. dgl. Alle Journale,
alle Maueranschläge, alles Zusammenstehen auf den Gassen ist verboten. Neapel ist fortdauernd
in Belagerungszustand, wüthende Rache kocht in vielen tausend Seelen, während dumpfes
Schweigen vorherrscht. Die französischen Kriegsschiffe sind voll von Flüchtlingen. Ich
besuchte auf dem Ocean, auf dem Panama, auf dem Friedland mehrere. Romeo, Pellicano, Scialoja,
Saliceti haben sich gerettet. Jeder, der nur irgend kann, wendet Neapel den Rücken, und
wahrlich mit Recht. Viele Calabresen haben um das Leben des letzten Bourbonen gewürfelt, und
seine Stunde wird bald geschlagen haben. Die französischen Schiffe bringen die Flüchtlinge
nach Sizilien und Calabrien, und binnen 14 Tagen wird Calabrien auferstanden seyn. Bereits
wurde in Ariano heftig gekämpft, aber auch hier focht die Nationalgarde unglücklich. Sehr
großen Muth wage ich den Neapolitanern nicht zuzusprechen, aber die Calabresen lieferten
Proben der kühnsten Todesverachtung. Die Truppen benahmen sich grausam; auch die Schweizer.
König Ferdinand ist verloren. Früher theilte er den Groll der Nation mit seinen Ministern
jetzt hat er ihn ganz allein auf sich genommen. Neapel ist eine dem Verderben geweihte Stadt.
Die allgemeine Meinung ist, daß das ganze Blutbad ein längst vorbereiteter Staatsstreich
gewesen. Für diese Ansicht lassen sich wenigstens ein Dutzend Gründe anführen. Die Royalisten
behaupten, König Ferdinand sey bis anfs äußerste gereizt, und förmlich zum Blutvergießen gezwungen worden! Runziante bewährte sich abermals als gefälliger
Henkersknecht: er ließ die ersten 53 (schuldig und unschuldig) eingebrachten Gefangenen
schnell in den Gräben des Castello nuovo erschießen. Der Unmnth ist gränzenlos; anf Morgen
fürchtet man neues Unheil. Labrano dictirt mit militärischer Strenge seine Befehle. Das Land
ist unsicher, überall werden Reisende angefallen. So wollte es König Ferdinand, indem er 1000 Galeerensträflingen losließ. Die Schweizer haben jetzt die
schwierigste Lage, Gift und Dolch wartet ihrer. Die in Montol veto am 15. Mai versammelten
Deputirten hatten bereits die Absetzung Ferdinands beschlossen.
[(A. A. Z.)]
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Neapel, 25. Mai.
König Ferdinand hat heute folgende Proklamation an sein Volk erlassen: „Neapolitaner! Tief
betrübt über die traurigen Ereignisse des 15. Mai ist es unser lebhafter Wunsch, deren Folgen,
soweit es menschenmöglich ist, zu versüßen. Unser fester Entschluß und unabänderlicher Wille
ist, die Konstitution vom 10. Februar rein und unbefleckt zu erhalten. Dieselbe, als die
alleinige, die sich mit den wahren und gegenwärtigen Bedürfnissen dieses Theils von Italien
verträgt, wird der Pfeiler sein, auf den sich die Schicksale unserer geliebtesten Völker und
unserer Krone stützen. Die gesetzgebenden Kammern werden in Kurzem zusammenberufen werden und
die Weisheit, die Standhaftigkeit und Klugheit, die wir von ihnen erwarten, werden uns kräftig
unterstützen in allen jenen Theilen der öffentlichen Sache, die weise und nützliche Reformen
nöthig haben. Nehmt daher Eure gewohnten Beschäftigungen wieder auf, vertraut mit ganzem
Herzen in unsere Rechtlichkeit, unsern Glauben, n unsern heiligen, freiwilligen Schwur und
lebt in der vollsten Gewißheit, daß es unser unermüdlichstes Bestreben sein wird, so bald als
möglich mit dem gegenwärtigen, ausnahmsweisen und vorübergehenden Zustande, in dem wir uns
befinden, auch, soweit es sich thun läßt, das Andenken an jenes schwere Unglück, das uns
betroffen hat, zu beseitigen. gez. Ferdinand.“ Die neuen Wahlkollegien sind auf den 15. Juni
zusammenberufen, die Eröffnung der Kammern ist auf den 1. Juli anberaumt. Das Wahlgesetz tritt
wieder in seine ursprünglichen Gränzen zurück, die späteren Modifikationen sind
zurückgenommen, mit der Ausnahme, daß der Census für die Wähler auf 12 Duc., jener der
Wählbaren auf 120 Duc. ermäßigt ist.
[(D. Z.)]
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@facs | 0019 |
Venedig.
Hier scheint entweder eine Reaktion oder eine neue Revolution sich vorzubereiten. Die
Regierung überträgt der Polizei außerordentliche Vollmachten zur Erhaltung der inneren Ruhe,
läßt Lebensmittel requiriren und stellt (am 25.) dem Comité der öffentlichen Aufsicht die
Gendarmerie und die Civica zur Verfügung. Auf ein Schreiben der Regierung wegen der angeblich
befohlenen Rückkehr der neapolitanischen Flotte, antwortete der neapolitanische
Bevollmächtigte Pietro Leopardi : er habe keine offizielle Mission bei der Republik Venedig,
habe aber schon am 24. den Admiral, in Folge seiner Instruktionen, aufgefordert, wenigstens
mit dem größten Theil der Flotte vor Venedig zu bleiben, und ihn sowie seine Offiziere für die
Folgen einer Abfahrt der neapolitanischen und italienischen Nation verantwortlich gemacht.
‒ General Pepe soll sich unter Karl Alberts Kommando gestellt haben.
‒ Peschiera, am 26. aufgefordert sich zu ergeben, verlangte 24
Stunden Bedenkzeit und die Erlaubniß einen Offizier nach Verona zu schicken. Letzteres schlug
Karl Albert ab, gab aber Waffenstillstand bis zum 27., 2 Uhr. Die Stadt war so stark
beschossen worden, daß die Fensterscheiben in den benachbarten Orten zersprangen.
‒ Nach Verona hatte Nugent 200 Ochsen zur Verproviantirung
hereingebracht.
[(A. A. Z.)]
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@facs | 0019 |
Mailand, 31. Mai.
Peschiera ist endlich wirklich eingenommen, oder besser, es hat sich
im entscheidenden Augenblick ergeben. Sie können auf die Aechtheit dieser Nachricht diesmal
zählen. Carl Albert ist leicht am Backen unter dem Auge verwundet;
sein Sohn am Schenkel, beide nicht gefährlich.
‒ Zu gleicher Zeit fiel ein Gefecht bei Pastrengo vor, worüber die Datails fehlen; doch war
dasselbe glücklich für uns. ‒ Heute Abend ist hier große Illumination.
[(F. J.)]
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@facs | 0019 |
Bern, 30. Mai.
Die Regierung hat von dem Obersten des vierten Schweizerregimentes Berichte über die
Vorgänge vom 15. erhalten. Nach diesen amtlichen Aktenstücken war die statt gefundene
Schlächterei keineswegs die Folge eines zufälligen Zusammentreffens der Truppen mit der
Nationalgarde, sondern es handelte sich um die Vernichtung der liberalen Oppositionspartei und
dieses Werk ward dann auch planmäßig ausgeführt. ‒ Die Deputirten verlangten: Entfernung der
Truppen auf 30 Miglien von der Stadt, Uebergabe der Forts an die Nationalgarden, und
Anerkennung der Deputirten als konstituirender Versammlung. Der König wollte nicht einwilligen
(die in Neapel verbreitet gewesene Kunde über die vorgeblichen Zugeständnisse war eine Lüge),
die Nationalgarde und das Volk schlossen sich den Deputirten an, es wurden Barrikaden
errichtet etc. Die Schweizertruppen standen von 1 Uhr Morgens bis gegen Mittag unter den
Waffen, mehrmals waren sie ausgerückt, um Barrikaden wegzuräumen, was jedoch ohne
Blutvergießen geschah. Endlich kam, wie sich der Oberst ausdrückt, der „ersehnte Augenblick,
wo sie ihr Blut für den Fürsten vergießen konnten!“ Um 12 Uhr wurde das Allarmsignal gegeben
(wahrscheinlich war dieses der „zufällig losgegangene“ Schuß) und die Truppen rückten auf
Umwegen im Sturmschritt nach dem Palast. Das 4. (Berner-) Regiment war das erste auf dem
Platze und erhielt sofort den Befehl zum Angriffe. Dieser erfolgte, die Truppen stürzten sich
in die von dem Volke besetzten Straßen, wurden aber hier von einem so mörderischen Feuer
empfangen, daß der Oberst sich genöthigt sah, den Rückzug zu befehlen. Nun rückte auch die
Artillerie an, es wurde mit Kartätschen geschossen, vorzüglich auch nach den Fenstern, und das
Ende ist bekannt. Der König ist ganz entzückt von dem Eifer und dem Muthe der Schweizer; er
hat ihnen gleich einen Monatssold ausbezahlt; Beförderungen, Dekorationen u. dgl. stehen, wie
der Oberst berichtet, in Aussicht, worüber dieser natürlich gleichfalls entzückt ist.
[(Berner Z.)]
Französische Republik.
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@facs | 0019 |
[*]Paris, 1. Juni.
Von den verschiedenen Parteien zirkuliren Kandidatenlisten für die 11 neu zu ernennenden
Volksrepräsentanten des Seine-Departements. Der Constitutionel und der
Siècle stellen folgende Kandidaten auf: Thiers, General Changarnier,
der Banquier Goudchaur, Chambolle, Redakteur en Chef des Siècle, Adam, Adjunkt des Maire von
Paris, Moreau, ehemaliger Deputirter, Bayard, Arbeiter, Lavaux, Boissel (statt dessen schlägt
der Siècle Hrn. Reyneau vor), Victor Hugo. Durch die Septembergesetze,
durch die Bastillen, durch das Regentschaftsgesetz, überhaupt als Hauptträger des Louis
Philippistischen Systems hat Thiers sicher die höchsten Ansprüche,
Mitglied einer Nationalversammlung zu werden, welche dieß System in republikanischer Form
weiter zu entwickeln strebt. Auch in Bordeaux hat sich die Majorität
einer zahlreichen Wählerversammlung schon zu seinen Gunsten erklärt. Wir werden diesen
Nebenbuhler und Kollegen Guizots vielleicht in kurzer Frist an der Spitze der französischen
Republik erblicken. Der ganze Unterschied der Julirevolution und der Februarrevolution würde
sich darin zusammenfassen, daß erstere den radikalen Journalisten Thiers zum Minister Louis
Philipps und letztere den konservativen Exminister Thiers zum Präsidenten der Republik
machte.
Kandidatenliste des National: Edmond Adam, Bayard Arbeiter,
d'Alton-Shee, Danguy, Arbeiter, Jean Baptiste Delestre, Drolling, Leopold Duras, Redakteur en
Chef des National, Gervais, Michel Goudchaux, Victor Schöelcher, Thyerri, Arzt.
Kandidatenliste der Reform: Caussidière, Pierre Leroux, Proudhon,
Grandmènil, Ribeyrolles, Redakteur en Chef der Reforme, Thorè, Redakteur en Chef der vraie
Republique, Dupoty, Kersausie, Wors, Lesseré, Schoelcher.
Auffallend ist, daß nur auf der Liste des demokratischen Blatts „der Reforme“ ein Arbeiter steht. Aber den Hrn. Thiers des Siècle mußte wenigstens Ein
Albert ouvrier, den Banquier Goudchaux des National wenigstens zwei
Alberts als Arabeske umschlingen.
‒ Der ehemalige Finanzminister Lacave-Laplagne hat eine Broschüre veröffentlicht, worin er
Garnier-Pagès Anklagen gegen die Finanzverwaltung unter Louis Philipp zu wiederlegen
sucht.
‒ Emil Thomas wurde bei seiner Ankunft in Bordeaux von der Gendarmerie verhaftet und durch
die Straßen eskortirt, einer ersten telegraphischen Depesche von Paris gemäß, dann gemäß einer
zweiten wieder in Freiheit gesetzt. Er hat von Bordeaux aus ein Schreiben an seinen
natürlichen Vorgesetzten, den Minister der öffentlichen Arbeiten Trèlat gerichtet, worin er in
höflichster Weise Abschied von diesem Biedermann nimmt. Hr. Trèlat entführt ihn, giebt ihm
dann eine Mission, verspricht ihm auf sein Ehrenwort, daß die Mission keine Mission in irgend
ein Winkelgefängniß der Provinz sei, ordnet dann sofort durch telegraphische Depesche, die
Thomas, wie er erklärt in Bordeaux selbst gelesen hat, seine Verhaftung an, widerruft sie dann
und läßt ihm nach wie vor die Mission Trockenlegungsarbeiten in der Gironde und den Landes zu
studiren. Hr. Thomas hat begriffen, daß es sich darum handelt ihn selbst trocken zu legen.
‒ Durch Beschluß vom 26. Mai sind die Brigadegenerale Francois und Manduit, der erste für
das rechte, der zweite für das linke Seineufer, zu Stadt-Kommandanten von Paris ernannt.
‒ Caussidière hat ein Circulair den Pariser Journalen zugehen lassen, worin er die in dem
Bericht der Exekutiv-Kommission gegen ihn gerichteten Beschuldigungen wegen seines Benehmens
am 15. Mai zurückweist.
‒ Wie sehr die reakionären Hoffnungen zunehmen, sieht man namentlich daraus, deß jetzt
einige Ex-Pairs u. s. w. nachträglich aus Anhänglichkeit an die konstitutionelle Monarchie
sich öffentlich verbitten sie auf eine Kandidatenliste für die Nationalversammlung zu setzen.
Auch die Débats sprechen mit Salbung von ihren Gefühlen für die Monarchie und die verbannte
Familie.
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@type | jArticle |
@facs | 0019 |
Paris, 2. Juni.
Nach dem Constitutionnel bezweckt die Kommission der exekutiven Gewalt in einigen Tagen der
Nationalversammlung ein Dekret über die Errichtung eines Ministeriums der allgemeinen Polizei
vorzulegen. Vielleicht später auch ein Gesetz über die Verdächtigen. An einem neuem Merlin de
Douai wird es nicht fehlen.
‒ Nach der „Gazette des Tribunaux“ hätte sich der Verfassungsausschuß bereits für das
Einkammersystem, für Wahl Eines Präsidenten der Republik auf 4 Jahre durch das ganze Volk
(welcher erst nach einer Zwischenzeit von 4 Jahren wieder wählbar sein würde) entschieden; die
Einleitung zu dem Verfassungsentwurfe sei bereits angenommen und beginne mit den Worten: „Im
Namen Gottes …“; der Verfassungsausschuß werde wohl früher, als man anfangs erwartet habe,
seine Arbeit vollendet haben.
‒ Das Journal des travailleurs mustert die Liste der weißen
Republikaner, die das Mandat zur Repräsentation des sonverainen
Volkes beanspruchen, wie folgt:
E. Girardin, einzig fähiger Republikaner von Frankreich und Algier,
verlangt nur die Regentschaft der Herzogin von Orleans und des Prinzen Joinville.
Thiers. Sein Programm: englische Konstitution; Oligarchie und
Pauperismus; Frankreich irlandisirt; Restauration der Septembergesetze; möglichst schleunige
Rückkehr der Füsillade der Straße Transnonain.
Hippolyt Passy, Republikaner vom reinsten Wasser, wie jeder weiß;
Republikaner in der Manier von Molé, Pasquier, Decazes et Comp.
Achille Fould, Arbeiter in Bank- und Börsenspielen, erlauchtes Kind
Israels vom Tribus Rothschild.
Viktor Hugo, Sänger gefallener Majestäten.
Die Arbeiter beklagen sich über die rücksichtslose Härte der Kommissaire des Pfandhauses.
Eine große Zahl Familien hat in der jetzigen Noth zum Pfandhaus Zuflucht genommen. Auf
Gegenstände von 100 Fr. bot das Pfandhaus nur 5 Fr.
Großbritannien.
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@facs | 0020 |
[*]
London, 2. Juni.
Die Times brachte gestern einen jener Artikel für die der Herr Walter gern seine 10 oder 20
Pfund Sterling zu bezahlen pflegt, eine köstliche Jeremiade über die gottlosen Chartisten, die
noch immer nicht aufhören wollen den Frieden Babylon's auf sehr unrespektable Weise zu stören.
Diese Promenaden von fünf oder zehntausend schmutzigen, finsteraussehenden Leuten, welche sich
seit einigen Tagen in unsern Straßen erneuern, ruft die Times aus, haben etwas durchaus
abschreckendes für einen intelligenten, geschäftigen Londoner, der daran gewohnt ist, seine
Zeit zwischen Komptoir und Kamin zu theilen. So betrachtete man z. B. gestern trotz der
kompleten Hohlheit dieser Demonstrationen, die Sache mit einem an Alarm gränzenden Abscheu.
Man sah der Prozession entgegen wie man einer Schlange entgegen sieht, zahnlos, aber lang,
schlüpfrig, hinterlistig und unheimlich . . . . Die Bewohner unsrer guten Stadt fragen sich,
wofür sie das Straßenpflaster, Beleuchtung und Polizei bezahlen müssen, wenn die zwei erstern
Sachen nur für die Chartisten und die letztere zu nichts gut ist. Sie fragen dies um so mehr,
seit sie von dem schrecklichen Leben lesen, welches jetzt unsre Nachbarn in Paris treiben. ‒
Wir, in unserm ruhigen, prosaischen, komfortabeln London könnten das Elend eines Pariser
Nationalgarden nicht eine Woche lang aushalten. Wenn wir daran denken, so sind wir noch
glücklich, und täglich dankt jeder londoner Bürger seinem Schöpfer, daß er von diesem Leben
des Schreckens verschont bleibt, daß er ruhig zu Tisch sitzen und ruhig zu Bette gehen kann
und nicht alle vierundzwanzig Stunden wenigstens einmal den Generalmarsch schlagen hört, wie
die Bewohner von Paris, Berlin und zwanzig andern großen Städten, die ein wahrhaft tödliches
Dasein der Anarchie, des Mißtrauens, der Insolvenz und der Verzweiflung führen. Dann den guten
Rath ertheilend, daß man den londoner Demonstrationen mit Gewalt ein Ende mache , dankt die
Times dem Gouvernement für die bisher in diesem Punkte gemachten Anstrengungen.
Wir gönnen den guten Londonern natürlich ihre Ruhe; so lange man indeß mit nichts anderm als
mit Andover-Armen-Bastillen und mit Deportation nach Botany-Bai die scheußlichen
gesellschaftlichen Zustände England's zu kuriren gedenkt, wird sich die politisch-kompakte
Masse der Chartisten schwerlich zufrieden geben.
‒ Die Times vom 2. Juni ist in Betreff der Chartisten außerordentlich zur Besinnung
gekommen. Die Ereignisse der letzt en Tage, ruft sie aus, werden für die Aufmerksamkeit und
das Na chdenken keines Engländers verloren sein. Der Chartismus ist weder todt noch schlief
er. Kein Zweifel ist mehr über seine Wünsch e, seine Absichten und seine Stärke. Frei und
offen tritt er auf u. s. w. Dann an die Bradforder Ereignisse erinnernd und die Frage
aufwerfend, wie man solcherlei politischen Demonstrationen vorbeugen könne, glaubt sie, daß
das Gouvernement Alles aufbieten müsse um das soziale Wohlergehen des Volkes besser zu fördern
und sieht schließlich ein Mittel hierzu in einer bessern Erziehung, indem sie natürlich wie
immer nicht vergißt auch die Emigration aufs dringendste anzuempfehlen.
Die Times, die noch im Anfang April kein besseres Mittel gegen die Chartisten wußte als
Kartätschen, hat sich also sehr geändert. Wir gratuliren dazu. Man hat in neuerer Zeit
gesehen, welche Resultate den Kartätschen folgen können. Was übrigens die Erziehung des Volkes
anbetrifft, so ist es noch in mancher Leute Gedächtniß, daß man vor mehreren Jahren einmal für
die königlichen Marställe die dreifache Summe des für die Volksschulen ausgeworfenen Fonds, im
Parlament bewilligte.
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@type | jArticle |
@facs | 0020 |
London, 2. Juni.
Im Hause der Gemeinen kündigte Lord John Russell gestern zwei Motionen an; eine in Betreff
der Abschaffung der Taxen-Klausel der Reform-Bill und eine wegen des Eides, den jedes
Parlamentsmitglied bei seinem ersten Erscheinen im Hause zu leisten hat. Der erste Vorschlag
würde eine Modifikation der Gesetze vom Jahre 1831 sein und in einer der Reformbewegung zu
machenden Konzession bestehen; der zweite Punkt bezieht sich auf die vor Kurzem von den
Gemeinen angenommenen, von den Lords aber verworfenen Juden-Bill, die man jetzt durch eine
andersgeformte, aber dasselbe bezweckende Bill ersetzen würde.
Die Motion Hrn. Colvile's wegen einer neuen Wahlausschreibung für Derby, gab dann
Gelegenheit zu einer längern Debatte zwischen Hrn. Hume, Sir J. Hanmer, Sir G. Grey und Oberst
Sibthorp, woran sich einige Explikationen Lord Palmerstons in Betreff der zwischen dem
spanischen und englischen Kabinet bestehenden Differenzen reihten.
Lord John Russel bemerkte dann, daß ein Mitglied des Ministeriums am 15. oder 16. Juni dem
Hause eröffnen werde, was das Gouvernement in Betreff der Westindien-Frage zu thun
gedenke.
Die ajournirte Debatte wegen den Schifffahrtsgesetzen, wurde dann durch Hr. Mowatt wieder
aufgenommen und nach einer längern Debatte zwischen Hrn. Robinson, Mitchell, Marquis Granby u.
s. w. abermals bis auf eine nächste Sitzung vertagt.
@type | jReadersLetters |
@facs | 0020 |
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@type | letter |
@facs | 0020 |
Eingesandt.
Köln, 3. Juni.
Heute waren in dem Saale des hiesigen Casino's die Gläubiger des Hauses A. Schaafhausen
zahlreich versammelt, um über die Annahme des Statuts zu einer Aktiengesellschaft behufs
Fortführung des Bankgeschäfts dieses Hauses zu berathen. Das Statut war entworfen durch die am
6. Mai aus dem Schooße der Gläubiger gewählten Mandatare. Nachdem Hr. Berghaus zum Präsidenten
proklamirt worden, empfahl Hr. Advokat Esser [#] den früher den Gläubigern schon mitgetheilten
Entwurf des Statuts noch näher zur Annahme. Hr. Generaladvokat Heimsoeth bemerkte : Es ist
Einigkeit für uns das nothwendigste Erforderniß; ist diese nicht zu erzielen, so kann das
Statut nicht angenommen werden. Es werden diejenigen, die überhaupt und jetzt schon gegen das
Zustandekommen einer anonymen Gesellschaft sind, gebeten, dies hier zu erklären; ist ihre
Anzahl nicht unbedeutend, so können wir heute schon die Ueberzeugung haben, daß das Falliment
ausgesprochen werden muß. Nachdem Hr. Math. Hoelterhof die Ansicht geäußert, daß die
geforderte Erklärung abzugeben für manchen peinlich sein werde, schlug Hr. Heimsoeth ein
geheimes Scrutinium vor und beantragte die Frist, binnen welcher alle Beitrittserklärungen
abgegeben sein müßten, auf 3 Wochen zu setzen. Advokat Zimmermann schlug vor Bevollmächtigte
zu ernennen, die statt der anwesenden Gläubiger unterzeichnen und manches prüfen könnten, was
in dem vorgelegten Statut und der Bilanz zweifelhaft sei, z. B. ob die ganzen
Schaafhausenschen Immobilien dem Handelshause oder nur zu 7/12, die andern 5/12 aber den
Kindern Schaafhausen gehörten. Die HH. Cantz und Diergardt hoben zu Gunsten des Projets einer
anonymen Gesellschaft noch hervor, daß wenn ein Falliment ausgesprochen werde, doch ein
Konkordat auf das vorgelegte Statut zu Stande kommen werde, dem sich dann die Minorität der
Gläubiger fügen müsse, dann sei man aber vielleicht in Jahresfrist erst so weit, wie man bei
freiwilliger Annahme des Statuts in wenig Wochen sein könne; außerdem aber sei es zweifelhaft,
ob bei dem Concordat der Staat 50 pCt. mit Zinsen garantiren werde, wie er dieses für die
Aktiengesellschaft zu thun zugesagt. Esser II. sprach sich dagegen aus, daß jetzt schon eine
Erklärung einzelner Gläubiger, nicht beitreten zu wollen, das Aufgeben der Aktiengesellschaft
zur Folge haben dürfe, indem mancher Gläubiger sich noch eines Bessern besinnen könne, drei
Wochen seien zu kurz als Präklusivfrist, indem viele Gläubiger sehr entfernt wohnten, die
Kommission habe diese Frist bis zum 15. August für geeignet gehalten, um die Erklärungen
sämmtlicher Gläubiger einzuziehen. Die anwesenden Gläubiger scheinen in diese Frist
einzuwilligen, so wie auch mit den Aeußerungen der Herren Heimsoeth und Hölterhof
einverstanden zu sein, die dahingingen, daß bei Nichtzustandekommen der Gesellschaft dann
spätestens am 16. August auf Antrag der Kommission das Falliment ausgesprochen werden müsse.
Advokat Weyl fordert zu sofortigem Unterschreiben des Beitritts auf, indem er sich überzeugt
habe, daß man kein Falliment und ebensowenig eine außergerichtliche Liquidation wolle. Diesem
Antrag ward der lauteste Beifall gezollt und nun von Hrn. Esser II. ein Aufsatz vorgelegt,
wodurch der Beitritt zum vorliegenden Entwurf erklärt werden sollte. Hiergegen wurde jedoch
Widerspruch erhoben, indem man nur unterschreiben wolle, daß man in das Zustandekommen einer
Aktiengesellschaft überhaupt einwillige. In diesem Sinne fand nun eine Ratifikation der
Vorlage statt und die Unterschriften begannen. Es wurde sodann darauf aufmerksam gemacht, daß
sieben Mandatare zu wählen seien, um die frühere Verwaltung seit der Zahlungseinstellung des
Hauses zu prüfen und dieselbe im Namen der Gläubiger fortzuführen. Zu dieser Wahl ward
geschritten und dann die Fortsetzung der Verhandlung auf Nachmittags 3 Uhr anberaumt, wo die
spezielle Diskussion des Statuts vor sich gehen sollte.
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@type | jArticle |
@facs | 0020 |
(Eingesandt.)
Ein Freund aus Rheydt, den ich eben über die ultra ministerielle Gesinnung seiner Stadt
befrage, klärt mir diese dahin auf, daß die Frau des Ministerpräsidenten aus Rheydt gebürtig
ist, und die Verwandten- und Vetterschaft, so wie deren Freunde und Nachbarn eine schöne Reihe
von Unterschriften gesammelt haben, ohne daß solche die Gesinnung der Stadt verträte. Es wird
sich bald zeigen, ob diese Demonstration etwas Anderes ist, als eine leere Gefälligkeit. Das
Ministerium hat aus den freiwilligen Beiträgen eine Kabinetsfrage gemacht; wir wollen sehen,
ob die reiche Stadt Rheydt eine 50,000 Thlr. Darlehen aufbringen wird.
[Z.]
@xml:id | #ar005_035 |
@type | jArticle |
@facs | 0020 |
Aufruf an die deutschen Studenten.
Commilitonen!
Am 11. d. M. hat die Jenenser Burschenschaft Germania einen Aufruf an alle deutschen
Burschenschaften zu einer Zusammenkunft auf der Wartburg erlassen. ‒ Uns hat es befremdet, daß
jetzt eine Versammlung, weniger zur Wahrung und Berathung der Interessen unserer Universitäten
in ihrer ganzen Ausdehnung, als zur Verfolgung beschränkter studentischer Parteizwecke,
zusammenberufen werden soll. Eine solche Versammlung entspricht nicht der Aufgabe, welche die
deutsche Studentenschaft in unserer Zeit zu lösen hat. Es handelt sich jetzt nicht um die
Ausgleichung einiger Spaltungen unter den Burschenschaften, sondern um die Vereinigung aller
Studentenparteien zum offenen Austausch der Ansichten und Grundsätze. Es gilt heute nicht die
Wiederherstellung der alten Burschenschaft, sondern die Umgestaltung unserer deutschen
Universitäten im gebietenden Geiste unserer Zeit. Darum aber ist es nöthig, daß alle Parteien
zu diesem großen Werke sich vereinigen, gleichwie bei der Berathung unserer staatlichen Reorganisationen alle
Parteienvertreten sind. Ist die Versammlung auf diese Weise zusammengesetzt, so wird sie als
Vertreterin der ganzen deutschen
Studentenschaft auftreten und dadurch ihren Forderungen, als dem Ausdrucke des
Gesammtwillens Nachdruck verleihen.
Wir erklären darum im Anschluß an den in der deutschen Zeitung von Halle aus ergangenen
Aufruf (d. d. 24. Mai) aus der ganzen hiesigen Studentenschaft unsere Abgeordneten zu der
Wartburgsversammlung, sowie zu der Vorversammlung in Eisenach zu wählen. Wir dürfen erwarten,
daß alle deutschen Studenten mit dieser Erweiterung des Zweckes der Versammlung einverstanden
sind, und daß alle deutschen Hochschulen, wenn nicht die Entfernung von dem Orte der
Zusammenkunft es unmöglich macht, ihre Vertreter dorthin senden werden.
Somit sehen wir voll Erwartung dem 12. Tage des Juni entgegen Möge er in der Geschichte
unserer Universitäten ein bedeutungsvoller werden.
Bonn, den 29. Mai 1848.
Im Namen der heute in der akademischen Aula abgehaltenen Studentenversammlung.
Das Präsidium.
(gez ) von Ernsthausen, Klostermann, Tendering.
@type | jAnnouncements |
@facs | 0020 |
Civilstand der Stadt Köln.
Geburten. 31. Mai. Aug. Karl, S. v Alb. Wisch, Oberfeuerwerker in
der 8. Art.-Brig., Ulrichsgasse.
1. Juni. Marg. Franc, T. v. Franz Franzen, Schreiner, Ehrenstr. ‒ Joh. Christina Karolina,
T. v. Herm. Lucas, Gymnasiallehrer, Ankerstr. ‒ Leon., S. v. Joh. Jos. Esser, Tischler, gr.
Griechenmarkt. ‒ Mich. Hub, S. v. Jak. Herkenrath, Gärtner, Friesenstr. ‒ Mich, S. v. Pet.
Schütz, Seidenweber, am Entenpfuhl. ‒ Elise, T. v. Pet. Besko, Silberarbeiter, Lintgasse. ‒
Maxim. Tilm, S. v. Georg Lott, Kanzleidiener, Weberstr. ‒ Clem. Aug. Hub., S. v. Joh.
Löwenstein, Schlossermeister, Huhnsgasse.
2. Juni. Isab., T. v. Sigism. Bliersbach, Schlosser, Mariengarteng. ‒ Eva, T. v. Bertr.
Weber, Kurzwaarenhändl., Severinstr. ‒ Konrad, S. v. Jos. Hündgen, Zimmermann, gr. Griechenm.
‒ Franz, S. v. Joh. Stollwerk, Restaurateur, Josephstr. ‒ Margar. T. v. Jos. Schieffer,
Fuhrmann, Huhnsg. ‒ Franziska, T. v. Friedr. Kemp., Anstreicher, Landbergerstr. ‒ Otto Friedr.
Hub., S. v. Ludwig v. Fisenne, Appellationsgerichtsrath, Wolfsstr. ‒ Ein unehelicher Knabe und
ein uneheliches Mädchen.
Sterbefälle. 1. Juni. Adam Ron, Bäcker, 51 J. J. alt, unverheir.,
Minoritenspital. ‒ Math. Joseph Maß, 2. J. 20 T. alt, Blindgasse. ‒ Adelheid Ossendorf, 65 J.
alt, unverheir., Klingelpütz. ‒ Pet. Jos. Hub. Reimbold, 3 W. alt, Tempelstr.
2. Juni Math. Jos. Jülich, 2 J. 3 M. alt, Perlengraben. ‒ Wilh. Klein, 12 J. alt,
Mariengarteng.
Heiraths-Ankündigungen. am 4. Juni. Joh. Wilhelm Reynens,
Artillerie-Unteroffizier und Anna Katharina Schmitz, kleiner Griechenmarkt. ‒ Heinrich
Eisermann, Dachdecker, Enggasse mit Gertrud Witte, Josephplatz. ‒ Heinr. Meyer,
Zuckerarbeiter, Kalenhausen und Margaretha Pütz, Buttermarkt. ‒ Johann Peter Westermann,
Maurer, Breitstr. und Elis. Roß, Huhngasse. ‒ Theod. Hub. Galsdorff, Stellmacher, Hahnenstr.
und Marg. Glasmacher, Mauritiussteinweg. ‒ Benjamin Kohlstadt, Schnallenfabrikant, am
Ehrenfeld und Marg. Philip. Augusta Erfurt, Hochstr. ‒ Karl Eduard Albert Ernst, Drechsler, zu
Hamm, früher Kattenbug und Maria Theresia Schmidt, Kattenbug. ‒ Richard Franz Alex. Moritz
Theod. Gustav Baron von Rechenberg, ohne, früher Portepefähnrich, Johannstr. früher zu Aachen,
und Emma Pothmann, Johannstr. ‒ Joh. Heinr. Kortmann, Glaser u. Anstr. und Antontta Wilhelmine
Bußmann, beide Karthäuserwall. ‒ Karl Wilh. Heinr. Julius Horn, Maurer und Zimmermeister, und
Anna Gertrud Fonk, beide Severinstr. ‒ Franz Zündorf, Taglöhner, Perlengraben und Eva Baum,
Weidengasse. ‒ Joh. Wilh. Gangel, Dachdeckermeister und Pumpenmacher, Klingelpütz und Margar.
Bernhard, Streitzeuggasse. ‒ Christian Budde, Feilenhauer zu Deutz und Maria Anna Kopp,
Follerstr. ‒ Joh. Weingarz, Wittwer, Schreiner zu Deutz und Katharina Erkens, Spulmannsgasse.
‒ Peter Reifferscheid, Eisenbahnpackmeister zu Minden und Elis. Hubertina Deimann, Bollwerk. ‒
Joh. Arn. Unkels, Rothgerber, Gerberbach, und Maria Anna Baum, Wittwe zu Lechenich. ‒ Christ.
Trost, Wittwer, Schuhhändler, Ursulaplatz, und Anna Maria Bulig, alte Mauer an Aposteln. ‒
Wilh. Jos. Steffens, Uhrmacher, Columbastr. und Sibille Müller, Filzengraben. ‒ Mathias
Koblenz, Taglöhner, gr. Griechenmarkt und Helena Wolf, Löhrgasse. ‒ Ant. Sturm, Wittwer,
Handschuhmacher, Eigelstein und Barbara Decker, Dominikaner.
Schiffahrts-Anzeige. Kön, 4. Juni 1848.
Abgefahren. H. Leineweber nach Bingen. Jakob Schaeff nach Wesel
In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich Wtwe. J. A. Orts; Nach
Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr L. Dukoffre; nach Andernach und Neuwied J. Krämer; nach
Koblenz und der Mosel und Saar D. Schlagel; nach der Mosel, nach Trier und der Saar N. Bayer;
nach Bingen J. B. Mundschenk; nach Mainz Anton Bender; nach dem Niedermain Fr. Schulz; nach
dem Mittel- und Obermain C. W. Müller; nach Heilbronn Fr. Müssig; nach Kannstadt und Stuttgart
Peter Kühnle; nach Worms und Mannheim M. Oberdahn. Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Singendonk,
Köln Nr. 10. Ferner: Nach Amsterdam Kapt. Kaefs, Köln Nr. 2.
Wasserstand.
Köln, am 4. Juni Rheinhöhe 7′ 3″
Durch alle Buchhandlungen zu haben:
Merkwürdige Prophezeihungen
auf die Jahre 1847 bis 1850.
Neue Aufl. Preis 1 Sgr.
B. Pleimes'sche Buchhandlung.
Gerichtlicher Verkauf.
Am Dienstag, den 6 Juni 1848, Vormittags 11 Uhr, sollen auf dem Marktplatze in der
Apostelnstraße zu Köln, verschiedene Mobilar-Gegenstände bestehend in Tischen, Stühlen, 1
Spiegel, 1 Ofen, Schildereien, 1 complette Hobelbank u. s. w. öffentlich an den Meistbietenden
gegen gleich baare Zahlung verkauft werden.
Fr. Happel, Gerichtsvollzieher.
Grosse Sandkaul Nr. 32.
Im radicalen Clubb findet man echt demokratisches Lagerbier, constitutionnell-er Rum und republikanische Schnittchen mit Abend-Unterhaltung von gleichgesinnten
Gästen.
Transport-Verhältnisse.
Versammlung zur Berathung und Beschlußnahme, Montag den 5. Juni, Abends 8 Uhr, in dem
hinteren Saale bei Drimborn.
Das Comite.
Erkennt vielleicht Bürger Schlechter in den Herren Pannes & Frank würdige
Stellvertreter, da er seit deren öffentlichem Auftreten nichts mehr von sich hören läßt???
Fünfziger-Ausschuß.
General-Versammlung
am Montag, den 5. Juni, Abends 8 Uhr, im Lokale bei Becker,
Schildergasse 8 und 10.
Da ein höchst wichtiger Gegenstand zur Berathtung vorliegt, so bittet man
die Mitglieder, nicht auszubleiben.
Köln, den 3. Juni 1848.
Die fünfziger.
„Neue Rheinische Zeitung.“General-Versammlung der Herren Aktionäre
zur Berathung und Feststellung des Statuts
und Abschluß des Gesellschafts-Vertrages auf:
Sonntag, den 18. Juni d. J., Morgens 10 Uhr, bei Drimborn, Glockengasse Nro. 13 und 15.
Auswärtige können sich durch Bevollmächtigte vertreten lassen. Die Interims-Quittungen
dienen als Eintrittskarten.
Köln, den 2. Juni 1848.
Das provisorische Comité.
Inserate zum Einrücken in die
„Neue Rheinische Zeitung“ können zur Aufnahme in die nächste Nummer
nur bis 1 Uhr Mittags entgegengenommen werden. Die Expedition der
„Neuen Rheinischen Zeitung.“
Die so beliebten
Kirschen-Torten
sind täglich frisch zu 10 und 1 Sgr. das Stück zu haben, Schildergasse Nr. 49 und in meinen
Nebengeschäften, Blindgasse und Cattenbug Nr. 12.
Franz Stollwerck, Hoflieferant.
Eis täglich in und außer dem Hause à Portion 4 Sgr. bei
Franz Stollwerck, Hoflieferant.
Zwei durch einander gehende geräumige Zimmer (belle étage) nebst Speicherzimmer und
Kellerabschluß zu vermiethen. Kl. Telegraphenstraße Nr. 6.
Eine schwarz und weiße Wachtelhündin entkommen. Wiederbringer erhält gute Belohnung.
Buttermarkt Nr. 38.
Ein Omnibus und andere Wagen für Landparthien zu vermiethen, kleine Sandkaul Nro. 2. J. J.
Küpper.
Täglich frisch: oberländ. Brod, Knoblauchwürstchen, Schwartemagen,
Kümmelkäschen, Backfische, echt baierisch Bier, vorzügl. Weine und Liqueure in der
Restauration der oberländischen Küche Langgasse Nro. 1.
Eine große herrliche Landschaft von Rausch, welche vor Kurzem noch zu 60 Friederichsd'er
ausgeboten wurde, für nur 95 Thlr. Bei G. Tonger.