[0009]
Neue Rheinische Zeitung.
Organ der Demokratie.
No 3. Köln, Samstag 3. Juni 1848
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@facs0009
Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juni an täglich.
Der Abonnementspreis beträgt: Für das Vierteljahr in Köln 1 Thlr. 15 Sgr.; für alle übrigen Orte Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Außerhalb Preußens mit Zuschlag des fremden Zeitungsporto's.
Das Abonnement für den Monat Juni kann nur unter gleichzeitiger Bestellung des nächsten Quartals (Juli, August, September) geschehen. Der Preis dieses viermonatlichen Abonnements beträgt: Für Köln 2 Thlr.; auswärts 2 Thlr. 25 Sgr.
Man abonnirt bei allen Postanstalten und Buchhandlungen des In- und Auslandes; ‒ für Köln in der Expedition der Zeitung bei Hrn. W. Clouth, St. Agatha 12, Köln.
Fernere Aktienzeichnungen werden entgegen genommen in der Expedition der Zeitung. Auswärtige werden gebeten, sich ebenfalls dorthin franco zu wenden.
Insertionsgebühren.
Für die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum . . . 1 Sgr. 6 Pf.
Die Expedition der „Neuen Rheinischen Zeitung.“
@typejEditorialStaff
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Redaktions-Comité.
Karl Marx, Redakteur en Chef.
  • Heinrich Bürgers,
  • Ernst Dronke,
  • Friedrich Engels,
  • Georg Weerth,
  • Ferdinand Wolff,
  • Wilhelm Wolff,
  • Redakteure.
@typecontents
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Uebersicht.
Deutschland. Köln (Adresse der Stollwerk'schen Versammlung. ‒ Camphausens Erklärung in der Sitzung vom 30. Mai. ‒ Neue Unruhen in Berlin). Berlin (Aschoff. ‒ Sitzung der Nationalversammlung vom 30. und 31. Mai. ‒ Brief aus Posen). Frankfurt (Nationalversammlung. Mainz Erklärung des Stadtvorstandes). Stuttgart (Bürgerwehr). Donaueschingen (Baierische Truppen eingerückt). Schleswig-Holstein (Niederlage der deutschen Truppen bei Sundewitt).
Ungarn. Pesth (Jellachich).
Belgien. Brüssel (liberale Kandidaten).
Italien. Turin (Proklamation Karl Alberts an die Venetianer). ‒ Neapel (Details. ‒ Reaktion). Mailand (Gefecht bei Vicenza).
Französische Republik. Paris (Sitzung der Nationalversammlung vom 30. und 31. Mai. Antrag auf Louis Blanc's Verhaftung. ‒ Bericht über den 15. Mai).
Spanien. Madrid (die Insurgenten von Sevilla in Portugal entwaffnet).
Großbrittanien. London (Emigrationspläne. ‒ Parlamentsverhandlungen. ‒ Schlappen des Ministeriums). Bradford, Oldham (Arbeiter-Unruhen). Manchester (Neuestes).
Polen. Krakau (Landtag).
Amerika. Neu-York (Erklärung Polks. ‒ Kongreßdebatten. ‒ Yucatan und die Indianer).
Handels- und Börsennachrichten.
Deutschland.
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Köln, 2. Juni.
In der gestrigen Versammlung der demokratischen Gesellschaft im Stollwerk'schen Saale wurde nachstehende Adresse an die constituirende Versammlung in Berlin berathen, angenommen und sofort mit zahlreichen Unterschriften versehen.
Hohe Versammlung!
Nachdem eine Anerkennung des Rechtes der Völker zur Selbstregierung bereits eine unabweisbare Nothwendigkeit für die bisherigen Inhaber der Macht geworden war, schien das Versprechen unseres Königs, daß Preußen fortan in Deutschland aufgehen und entschieden an die Spitze der Bewegung treten werde, für die ersehnte Einheit und Freiheit neue Vorkämpfer in Preußen zu verheißen. Auch diese Erwartung ist wiederum getäuscht worden. Mag Preußens Auftreten in Schleswig-Holstein Entschuldigung finden, mögen immerhin die von der öffentlichen Meinung bezeichneten Anträge und Einflüsse der preußischen Regierung bei dem deutschen Bundestage nicht in Wahrheit beruhen; ‒ noch hat diese Regierung keine Handlung aufzuweisen, aus der ein wahres Anschließen an die Bewegung Deutschlands nach Einheit und Freiheit zu ersehen wäre. Die Stimme des Volkes hat bereits wiederholt und laut das Zusammentreten der Versammlung für die Verfassung Preußens vor der Beendigung des Verfassungswerks durch die deutsche Nationalversammlung als friedlich und gefahrdrohend für die Einheit Deutschlands bezeichnet. Mehr aber noch als die Einheit sehen jetzt die unterzeichneten Bürger Köln's die Freiheit des Volkes, seine Souveränität durch Vorlage des Entwurfs zur Vereinbarung der preuß. Verfassung bedroht.
Eine mißlungene Nachahmung der belgischen Verfassung, übergeht der Entwurf manche bedeutendern Institutionen, welche von dem Volke schon errungen, als die nothwendigsten Garantieen seiner Freiheit erschienen ; manche sind spätern Gesetzen vorbehalten; während andere offenbar das Prinzip der Volkssouveränität verletzen.
Weder im Prinzip noch in den einzelnen Sätzen wird anerkannt, daß die Staatsgewalt aus dem allgemeinen Volkswillen entspringt, sondern geradezu der Grundsatz des Absolutismus festgehalten: der König steht über der Verfassung als das unmittelbar „von Gottes Gnaden“ zwischen Gott und den Menschen gesetzte höhere Wesen; dem schwachen Volke ist nur eine Theilnahme an den Angelegenheiten des Staates gewährt!
Das Heer und die Beamten müssen dem Könige und der Verfassung Treue und Gehorsam schwören.
Der König besetzt alle Staatsämter und alle Stellen im Heere. Ohne seine Einwilligung kann kein Gesetz gegeben werden.
Die Staatsbürger sind nicht vor dem Gesetze gleichgestellt, solange dem Könige die Verleihung des Adels und anderer Auszeichnungen zusteht ; das Heer vom Versammlungs- und Petitionsrecht ausgeschlossen bleibt; das Vermögen Bedingung des Eintritts in eine sogenannte erste Kammer sein soll.
Nähere Bestimmungen über die Gewährleistung der persönlichen Freiheit, über die Unverletzlichkeit der Wohnung sind nicht gegeben. Die völlige Trennung der Kirche vom Staate ist nicht anerkannt.
Die Freiheit des Unterichts wird ausgesprochen, aber durch die Verweisung auf die bestehenden Gesetze wieder aufgehoben ; die Unverletzlichkeit des Briefgeheimnisses durch die aufgestellten Ausnahmen ein illusorische.
Die Presse ist zwar freigegeben, aber durch die bestehenden Polizeigesetze, durch Porto und Stempel gehemmt; das Versammlungsrecht unter freiem Himmel der Polizeiwillkühr überlassen.
Wahlberechtigung und Wählbarkeit sollen durch spätere Gesetze regulirt werden.
In Civil- und Kriminalprozeßsachen ist die Mündlichkeit nicht einmal als Regel ausgesprochen; die Oeffentlichkeit bei Civilsachen in Frage gestellt. Die mit schweren Strafen bedrohten Handlungen, so wie die politischen und Preßvergehen sind nicht vollständig oder wenigstens nicht unzweideutig der Beurtheilung der Geschwornen unterworfen.
In Betreff der Kompetenz der Gerichte und Verwaltungsbehörden wird auf das Gesetz verwiesen ; die Entscheidung über die Konflikte nicht einzig der Gerichten übertragen.
Statt Festsetzung einer Civilliste verbleibt das Gesetz über das sog. Kronfideikommiß.
Von einer allgemeinen Volksbewaffnung, eine allmähliche Verminderung des Heeres, Verschmelzung desselben mit dem Staatsbürgerthum, einer Veränderung des Polizeiwesens und des Beamtenthums, Unabhängigkeit des Gemeindewesens ist nirgendwo die Rede. Die Unentgeltlichkeit des Unterrichtes wird nicht als nothwendig anerkannt, des Armenwesens mit keinem Worte gedacht. Alle sozialen Fragen der Zeit werden ignorirt; und endlich wird auch für die Zukunft die Aussicht auf eine genügende Feststellung der in Frage gelassenen Institutionen, dadurch völlig abgeschnitten, daß statt einer Volkskammer noch eine erste Kammer errichtet ist. Ihre Zusammenstellung, die Dauer und Erblichkeit der Pairie, ihr Veto in der Gesetzgebung, stellt eine neue Aristokratie neben die aus allgemeiner Wahl hervorgegangenen Volksvertreter und tritt durch ihren schneidenden Eingriffe in das Princip der Volkssouveränität am meisten verletzend dem Gefühle und dem allgemeinen Willen der übrigen Staatsbürger entgegen.
Demnach tragen die unterzeichneten Bürger Köln's bei der hohen Versammlung dahin an: Die Vorlage zur Vereinbarung einer Verfassung zurückzuweisen, und insofern es schon vor der Vollendung des Verfassungswerkes durch die deutsche Nationalversammlung möglich sein sollte, als konstituirende Versammlung die preußische Verfassung auf neuer Grundlage festzustellen.
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Edition: [Karl Marx: Camphausens Erklärung in der Sitzung vom 30. Mai 1848. In: MEGA2 I/7. S. 46.]
[**]Köln, 2. Juni.
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@facs0009
Humoristische Skizzen aus dem deutschen Handelsleben.
Von Georg Weerth.
Der Herr Preiß in Nöthen.
(Fortsetzung.)
Nach jener welterschütternden Nachricht der Berliner Revolution hatte der Herr Preiß einen kläglichen Tag verlebt. Da kam die schwarze Nacht und seine Angst stieg um zwanzig Prozent. Die Nacht ist keines Menschen Freund, dachte der Herr Preiß und suchte in seinem Pult nach zwei alten türkischen Pistolen, die ihm einst sein Großonkel, mütterlicher Seite, von einer Entdeckungsreise in den Orient mitgebracht hatte. Er schickte in die Apotheke und ließ sieben Loth Pulver fordern, Prima Qualität. Kugeln fehlten ihm ‒ er nahm zwei Agatkugeln aus seinem Petschaft.
Nach dem Abendessen, welches lautlos und in ängstlicher Erwartung der Dinge die da kommen sollten, verzehrt wurde, verriegelte Herr Preiß eigenhändig alle Thüren des Hauses. Ein Dogge, halbe Race, wurde in der Küche hinter dem Fensterladen angebunden; ein Nachtlicht brannte auf der Hausflur. Gegen 11 Uhr schlich der würdige Mann mit todesverächtlicher Miene die Treppe hinauf in sein Schlafgemach. Tiefe Stille. Es war sehr unheimlich. ‒ ‒ Jedenfalls siehst du einmal unter dein Bett! dachte Herr Preiß ‒ ‒ die eine türkische Pistole in der Hand bückte er sich mühsam und voll schauerlicher Freude überzeugte er sich davon, daß alles in Ordnung, daß kein Schinderhannes zugegen und daß nur der weiße unschuldige Nachttopf ruhig urd gelassen da stand in der Fülle seiner harmonischen Formen. Wie es jeder Fromme zu thur pflegt, zog der Herr Preiß auch diesmal vor dem Nachtgebet seine Uhr auf, eine Genfer Repetier Uhr, laufend in sechs falschen Diamanten. Dann eine baumwollene Mütze mit großem Quast aus der Komode ziehend, krönte er sein müdes Haupt bis tief über die Ohren.
Die Unterhose kannst du anbehalten … murmelte er. Man kann nicht wissen, wofür es gut ist; auch die Strümpfe werde ich nimmer ausziehen; man weiß nicht was passirt …. Da setzte er den Fuß auf die Lehne des Bettes.
Also dastehend in weißer Unterhose, in baumwollener Nachtmütze, und das eine Bein auf dem Rande des Lagers empfahl Herr Preiß sich dem allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erde, und noch einmal hinaushorchend, ob sich auch gar nichts rege da draußen in der revolutionären Außenwelt, taumelte er dann mit einem kühnen salto mortale in die sanften vaterländischen Kissen. Auf dem Nachttisch aber lagen die zwei türkischen Pistolen, ein Federmesser und drei Dutzend Schwefelhölzer.
Mehrere Stunden mogte der Schlafende ruhig geschnarcht haben, da neigte sich der Träume lieblicher Gott über die baumwollene Nachtmütze des würdigen Handelsherrn und ließ ihn träumen folgenden Traum. Der Herr Preiß träumte, alle Zahlen seines großen Hauptbuches hätten ein Komplot, eine Konspiration gegen sämmtliche Nullen desselben gebildet.
Die Nullen, weil iheer zwei hinter Eins: Hundert, und weil ihrer fünf hinter Eins: Hunderttausend ausmachen, hatten nemlich seit undenklicher Zeit behauptet, daß sie allein Werth und Wichtigkeit in der Welt hätten und daß alle übrigen Zahlen nur existirten um ihnen wohlgefällig zu sein. Bei öffentlichen Gelegenheiten in Adressen und Proklamationen vergaßen sie nie, diese Ansicht geltend zu machen und wenn die guten geduldigen Zahlen Einwendungen zu machen suchten, so wurden sie höchstens ausgelacht und mit einem Rüffel von wegen ihres beschränkten Unterthanenverstandes wieder entlassen.
„Wir, vor Gottes Gnaden, Null“ ‒ hatte manche dicke Null in dergleichen Fällen gesagt „thun hiermit kund und geben zu wissen, daß ihr dummen, aber zudringlichen Zahlen euch jeglicher Einmischung in unsre Kraft und Herrlichkeit enthalten sollt, widrigenfalls wir euch laut einem funkelnagelneuen Strafgesetzentwurf mit Knitteln, Bajonetten Kartätschen und Shrapnell's allerhöchst vom Leben zum Tode befördern werden.“
In solchem Style, umwunden von einigen bürokratischen Verblümungen, beliebten die Nullen ihre Weisheit den Zahlen gegenüber an den Tag zu legen und wie ein ehrlicher Mann Vieles glaubt , wenn es ihm nur mit dem gehörigen Nachdruck gesagt wird , so glaubten auch die Zahlen bald an das , was ihnen die Nullen vortrugen und es konnte nicht fehlen , daß sich mit der Zeit zwischen beiden Parteien das allerschönste Unterthanen-Verhältniß entwickelte und schnell eine ganze Hetze von königlichen, kaiserlichen, fürstlichen, landgräflichen und ähnlichen Nullen , gleich einem Heuschreckenschwarme das Land bedeckte.
Die Zahlen , als schlichte , biedere Staatsbürger , die sich lieber mit ihren Gewerben, mit Künsten und Wissenschaften, als mit groben Nullen abgaben, hatten kaum gemerkt , daß die letztern sich mit jedem Tage fester und feister fraßen. Sie fuhren mit vieren, sie schossen alle Hasen , sie fraßen Eis en vanille und rochen wohlriechend. Dazu liebten sie ihrer Untergebenen Schweiß und Blut; beides zapften sie ab und tranken es zum Wohle ihrer Staaten. Bei dieser guten Lebensart wurden sie je länger , je lieber, immer aufgeblasener und hochmüthiger. Sie stifteten Zerwürfnisse durch ihre Strafentwürfnisse, sie preßten durch ihre Preßgesetze ; sie verboten das Singen und das Reden, ja beinahe das Husten und das Pissen.
Da brach den Unterthanen die Geduld ; sie kamen zusammen in kleinen Waschzetteln und Wirthshausrechnungen; sie überlegten was zu thun sei und entwarfen folgende Adresse an die zunächst residirende Herrschaft :
„Allerdurchlauchtigste Majestät, allergnädigster König und Null ! Ew. null und nichtigen Hoheit erlauben wir uns hierdurch die friedliche Bemerkung zu machen, daß wir zwar gern Dero Wichtigkeit in so weit anerkennen, als die Null überhaupt im Decimal- und sonstigen Rechnungssystem Bedeutung hat, daß wir aber sehr bezweifeln, ob Ew. königl. Null noch dann irgend einen Werth hätte, wenn Ihr nicht stets eine bürgerliche Zahl vorherginge. Indem wir daher Ew. null und nichtigen Hoheit dringend anempfehlen, gütigst sofort die Souveränetät der Zahlen eintreten lassen zu wollen, verharren und ersterben wir freundschaftlichst und ergebenst Ew. königl. Null, betreffende Zahlen : Ein, Zwei, Drei, Vier, Fünf, Sechs, Sieben, Acht und Neun.“
(Forts. folgt.)
[0010]
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@facs0010
[*]Berlin, 31. Mai.
Auf das Trauerspiel folgt die Komödie, auf den furchtbaren Ernst den Scherz, auf die Volksjustiz gegen den Prinzen von Preußen die Bürgerwehrjustiz gegen den General v. Aschoff. Unsere gebildeten Stände, die Bürgergardisten, haben gestern Abend ein sehr ergötzliches Lynchgericht über ihren Kommandanten Aschoff abgehalten. Die noch vor Kurzem reaktionäre, aber durch die letzten Akte der Regierung wieder aufgeregte Bürgerwehr war mit ihrem ehemaligen Liebling sehr unzufrieden geworden. Man verlangte seine Absetzung so laut, daß Herr Aschoff sich wirklich veranlaßt sah, deswegen an die gesammte Bürgerwehr zu appelliren. Er berief also die sämmtlichen Bataillone der Bürgerwehr nebst den fliegenden Korps zusammen, und der Erfolg scheint für ihn nicht glänzend gewesen zu sein. Im zweiten Bataillon wenigstens ging es ihm schlecht, obwohl ein Major Wimpfen für ihn auftrat und nachzuweisen suchte, daß die Cumulirung des Kommandos der Bürgerwehr mit der Kommandantur der Stadt in seinen Händen keine reaktionäre Sicherheitsmaßregel, sondern ein königliches Kompliment für die Bürgerwehr sei. Trotzdem stimmte eine starke Majorität für seine Absetzung; dasselbe geschah beim Künstlercorps. Dahin konnte es kommen, daß ein kgl. preuß. General, ein Mann, der Dannewirke gestürmt haben könnte, sich gefallen lassen muß, von Häringskrämern, Commis-Voyageurs, bei der Steuerpartie angestellten Unteroffizieren, Studenten u. s. w. abgesetzt zu werden!
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@facs0010
Berlin, 31. Mai.
Sitzung der konstituirenden Versammlung. Das Protokoll wird verworfen, weil die Antwort Hrn. Camphausens auf die Interpellation des Hrn. Jung sehr ausführlich gegeben war. ‒ Hr. Frenken nimmt in Beziehung auf die Interpellation selbst das Wort, versichert, das Militär habe nicht die Schuld an den Aachener Unruhen, es habe sich mit bewundernswürdiger Mäßigung benommen, alle Beschimpfungen ertragen etc. Ob einzelne Reservisten Ordnungswidrigkeiten begangen, sei noch gar nicht erwiesen u. s. w. Hr. Jung replicirt kurz; die Versammlung geht zur Tagesordnung über. ‒ Ein Schreiben des Generalstabs des 5. Armeekorps (Posen) antwortet auf eine vor einiger Zeit gemachte Angabe des Hrn. Reichenbach. Dieser hatte gesagt, in der polnischen Ausgabe des Erlasses des Generals v. Pfuel fehle die in der deutschen vorhandene Drohung, die gefangenen Aufrührer würden mit aller Strenge bestraft werden. Jetzt erklärt Hr. Pfuel, daß dieser Satz eingerückt sei, nachdem schon 100 Exemplare abgezogen waren, in den übrigen 5000 Exemplaren stehe er aber. Diesen „Zufall“ hätten die Polen leider wieder auf's Gehässigste ausgebeutet. Hr. Reichenbach antwortet, dieser Zufall gehöre wahrscheinlich auch zu den beliebten „Mißverständnissen“. ‒ Es folgte eine sehr konfuse Debatte darüber, ob die eingegangenen Anträge an Kommissionen oder an die Abtheilungen gehen sollten. Der Gegenstand wurde fallen gelassen. ‒ Die Sitzung dauerte fort. (S. unten.)
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@facs0010
[X]Berlin, 31. Mai.
Die Sitzungen unserer Deputirtenkammer werden intressanter, schmälern aber auch unsere Hoffnungen auf den Sieg der demokratischen Partei. Die Linke zersplittert sich zu sehr und hat bis jetzt noch kein Talent aufgewiesen, das fähig wäre, sie zu leiten und gegenüber einem furchtsamen Centrum, das mit dem Sturze des Ministeriums nur Anarchie sieht, gegenüber einem konservativen, parteiischen Präsidenten zusammenzuhalten. In der heutigen Sitzung erstattete Hr. v. Unruh, als Vorsitzender der Kommission zur Prüfung der Wahlen, Bericht über die Wahl des Wirsitzer Kreises. Die Kommission entschied sich für die Gültigkeit der bloß wegen Verspätung beanstandeten Wahl. Die Versammlung stimmt der Kommission bei und wir sind begierig, ob der Prinz von Preußen diese auf ihn gefallene Wahl annehmen wird. ‒ Baumstark interpellirt den Minister der öffentlichen Arbeiten über die gestern Abend vor seinem Hotel statt gehabte Arbeiterversammlung. Herr Patow besteigt die Tribüne und sagt, daß er zwar noch sehr angegriffen sei von dem Vorfalle, daß er aber doch, so viel in seinen Kräften stehe, darüber Bericht erstatten wolle. Die Regierung, ebenso wie die Stadt Berlin, habe sich bei der eingetretenen Geschäftsstockung bemüht, die brodlosen Arbeiter möglichst zu beschäftigen; erstere habe 3000, letztere 2500 Arbeitern Beschäftigung gegeben; die Regierung wie die Stadt habe den Vorstellungen der Arbeiter auf einen Taglohn von 15 Sgr. und zehnstündige Arbeitszeit Folge gegeben. Hierdurch seien aber bald Uebelstände eingetreten, die Arbeiter hätten nichts gethan, und habe man sich deshalb genöthigt gesehen, die Leute im Akkord zu beschaftigen. Weil man nicht alle beschäftigen konnte, überließ man der Stadt, eine Auswahl zu treffen, und z. B. junge Leute zu berücksichtigen. Hierdurch sind mehrere der bisher Beschäftigten ohne Verdienst. Gestern nun stellte sich eine bedeutende Anzahl von Arbeitslosen vor seinen Hotel ein, und schickte ihm eine Deputation zu mit der Forderung einer Arbeitsversprechung für den kommenden Morgen. Auf die Vorstellung, daß viele von den Untenstehenden schon den ganzen Tag nichts genossen, erklärte er, daß er aus seiner Tasche ihnen etwas geben wolle, daß er aber bis morgen keineswegs Arbeit zu schaffen wisse. Die Deputation wagte es nicht, diesen Bescheid herunter zu bringen. Der Minister zog sich jetzt in sein Zimmer zurück, vernahm aber bald ein fürchterliches Krachen an seiner Hausthür. Er ging herunter und ließ öffnen. Zwei Stunden lang parlamentirte er mit dem Volke; zuletzt wurde die angebotene Unterstützung nicht als Geschenk, sondern auf Abschlag für zu leistende Arbeit angenommen, worauf sich die Ruhe wieder herstellte. ‒ Herr Baumstark stellte hierauf den Antrag, die Versammlung solle zu Protokoll erklären, sie ersuche das Ministerium, dte geeignetsten Maßregeln für die Sicherung der Ruhe zu ergreifen. In die Abtheilungen verwiesen. ‒ Der Abg. Jung stellt hierauf an den Kriegsminister die Frage, ob es wahr sei, daß alle Waffen aus dem Zeughause geräumt und verschickt werden. Es gehe das Gerücht, daß man Berlin entwaffnen wolle. Man habe schon Waffensendungen angehalten und es seien deshalb heute Unruhen*) vor dem Zeughause. Der Kriegsminister schickt seinen Kommissarius, Herrn Fischer, auf auf die Tribüne. Dieser giebt zu, daß seit 14 Tagen gegen 10,000 Gewehre aus dem Zeughause genommen und verschickt seien; daß diese aber zur Bewaffnung der Bürgerwehr, z.B. in Lückenwalde dienen sollten, oder alte, hier reparirte Gewehre fremder Garnisonen seien Das Gerücht, daß geladene Geschütze im Zeughause stehen, zog er ins Lächerliche. Hr. Jung antwortete nicht. Ich bemerke nur, daß es bis jetzt beim Militär nicht Gebrauch war, die schlechten Gewehre in andern als den resp. Garnisonsorten repariren zu lassen (und vollends in Berlin wo gar keine Gewehrfabrik ist! die nächste ist in Potsdam); daß 6 nicht geladene, aber zur Abfahrt fertige Geschütze mit und 8 Geschütze ohne Munition im Zeughause stehen und daß die dort kampirende Kompagnie Infanterie per Mann 60 scharfe Patronen führt. ‒ Hr. Camphausen erwähnte der zirkulirenden Gerüchte über angeblich reaktionäre Maßregeln der Minister nur um bei dieser Gelegenheit zu erklären, die Versammlung und das Ministerium müßten solidarisch sein, und man müsse sobald wie möglich eine Abstimmung provoziren, die die Existenz oder den Mangel dieser Uebereinstimmung konstatire. Die Minister wünschten nichts mehr als in einer großen Debatte ihre Ansichten zu entwickeln. ‒ Dunker trägt nun auf eine Adresse als Antwort auf die Thronrede an. Weichsel aus Magdeburg spricht dagegen. Adressen seien leere Fömlichkeiten, die Versammlung habe etwas Besseres zu thun. Hansemann: Mit Entrüstung weise ich die Zumuthung zurück, als verfolge die Regierung reaktionäre Tendenzen. Die Adreßdebatte wird Gelegenheit geben uns auszusprechen; harmoniren wir nicht mit der Versammlung, so treten wir ab. ‒ Berends ist gegen die Adresse, ohne darum ein unbedingter Gegner des Ministeriums zu sein. Man spreche vom Usus konstitutioneller Kammern; hier sei keine Kommer, sondern eine Konstituante. Die Gesetzvorschläge selbst bieten dem Ministerium Gelegenheit sich über seine Grundsätze aussprechen, und solche Debatten sind die wichtigsten. Hansemann erklärt hierauf, daß er das Erlassen einer Adresse für wichtig genug halte, um daraus eine Kabinetsfrage zu machen. Der Abg. Mätze aus Schlesien: Ein Dank an den König ist nicht nöthig, da die Zusammenberufung der Versammlung keine Gnade, sondern eine Nothwendigkeit war. Sehr viele Mitglieder sind nicht zu politischen Debatten hier, sondern nur zur Entscheidung sozialer Fragen. Der Minister Auerswald erklärt jetzt, daß der Finanzminister nicht blos in seinem eigenen, sondern im Namen des ganzen Kabinets gesprochen. ‒ Bei der Abstimmung erklärte sich eine bedeutende Majorität für die Adresse. Mitglieder zu Einer Kommission für die Entwerfung der Adresse werden durch die Abtheilungen gewählt. ‒ Nächste Sitzung Freitag 2. Juni.
Auszug aus dem von einem im Königreich Polen unmittelbar an der Gränze des Großherzogthums Polen wohnhaften Gutsbesitzers an seine im Großherzogthum ansäßigen Verwandten gerichteten Briefe.
Den 22. Mai.
Ich habe längere Zeit hindurch viel Russen im Quartier gehabt, die uns wahrlich besser behandeln, als die civilisirten preußischen Truppen. Du wirst Dir die Entrüstung der russischen Soldaten kaum vorstellen könnrn, als sie sahen, wie preußische Husaren unglückliche schuldlose Bauern auf den Feldern herumgejagt und niedergehauen haben! Die Russen sprechen es unverholen aus, daß sie mit Ungeduld dem Augenblick entgegenharren, in welchem sie gegen Preußen zu Felde ziehen und den an Polen verübten Frevel rächen werden.
[(Zeit.-Halle.)]
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@facs0010
Frankfurt, 31. Mai.
(Nachtrag zur 10. Sitzung). Abg. Fuchs erstattet Bericht im Namen des Prioritätsausschusses. Der Ansschuß ist der Ansicht, daß vor Allem die Anträge auf Bildung einer Centralgewalt ihrer Dringlichkeit wegen zur Berathung kommen sollten, und empflehlt deßwegen den Antrag Simons: einen Ausschuß zur Prüfung dieser Anträge zu wählen. Dieses Gutachten des Prioritätsausschusses, so wie ein weiterer, den Umfang seiner Kompetenz betreffender Bericht desselben, kommen auf Diese fanden in der That statt und endeten mit der Besetzung des Zeughauses durch die Bürgerwehr. Näheres morgen. Red. die nächste Tagesordnung. Der in voriger Sitzung gewählte Ausschuß zur Prüfung völkerrechtlicher und internationaler Fragen besteht aus den Abgg. Heckscher, Jaup, v. Raumer aus Berlin, Esmarch, Schubert aus Königsberg, Zachariä, Wurm, Gervinus, Cucumus, v. Wydenbruck, Stenzel, Schuselka, Arndt, Gombart, Höfken. In den Marine-Ausschuß sind u. A. Roß aus Hamburg, die 3 Triester Deputirten, Kerst aus Posen, Gevekohl aus Bremen, v. Radowitz gewählt, Vorstand ist v. Bruck aus Triest.
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@facs0010
Mainz, 2. Juni.
Der hiesige Bürgermeister veröffentlicht heute im Namen des Stadtvorstandes eine „Erklärung“, der wir Folgendes entnehmen:
,;Das hiesige Festungsgouvernement hat es für angemessen erachtet, zur Rechtfertigung der über hiesige Stadt verhängten Maßregeln einen offiziellen Artikel zu veröffentlichen, worin dasselbe zwar ebenfalls auf das zu erwartende Resultat der Untersuchung hinweist, zugleich aber damit eine Darstellung von Begebnissen verbindet, welche, für sich allein betrachtet, immerhin geeignet erscheinen dürften, jetzt schon die öffentliche Meinung zu präokkupiren und zum Nachtheil der hiesigen Bürgerschaft festzustellen.
Es würde zu weit von unserm Vorsatze, der Untersuchung nicht vorzugreifen, abführen und uns ebenfalls dem begründeten Vorwurfe aussetzen, das Publikum nach eigener einseitiger Anschauung belehren zu wollen, wenn wir in Details und Berichtigungen hier eingehen wollten, zu welchen der oben erwähnte offizielle Artikel des Festungs-Gouvernements Anlaß geben könnte.
Wir beschränken uns daher vorläufig nur, unsere ausdrückliche Verwahrung gegen die Richtigkeit nicht durch gerichtliche Untersuchung konstatirter Thatsachen sowohl, als der darauf gebauten Schtusse hiermit einzulegen, erwartend, daß die öffentliche Meinung in ganz Deutschland, an welche ja auch das Feßungs-Couvernement appellirt, als die kompetenteste Richterin nach erlangter vollkommener Kenntniß aller Verhältnisse entscheiden wird : wem die Schuld der betrübenden Ereignisse, deren Folgen Niemand mehr zu beklagen hat, als die Bürgerschaft von Mainz, hauptsächlich beizumessen ist; ob insbesondere eine Rauferei zwischen Militär und Bürger, wobei von beiden Seiten die Waffen durch Einzelne mißbraucht wurden, wie die neuere Zeit Beispiele fast in allen größern Städten, worin sich Militär befindet, aufzuweisen hat, für sich allein die Maßregeln rechtfertigen konnte, welche die ganze Prosperität einer Stadt zu zernichten drohen!
Hoffentlich wird diese letztere Befürchtung jedoch nicht in Erfüllung gehen, vielmehr durch die Fürsorge unserer Staatsregierung den an sie gestellten Anträgen zu einer bessern und zeitgemäßern Regulirung der Verhältnisse unserer Stadt als Bundesfestung und zur festeren Begründung ihrer Wohlfahrt baldige Geltung verschafft werden, so daß sie einer glücklichern Zukunft entgegensehen darf.
Zur wahren Genugthuung gereicht es dem Stadtvorstande, jetzt schon die Versicherung ertheilen zu können, daß nicht minder durch die nunmehr getroffenen Maßregeln, als durch den richtigen Takt und die besonnene Haltung der Bürger und Bewohner von Mainz, Ordnung und Ruhe in unserer Vaterstadt, sowie das öffentliche Vertragen wieder hergestellt, Handel und Gewerbe wieder thätig sind, und der unsere Stadt besuchende Fremde sich in ungestörter Sicherheit und Rahe der Annehmlichkeiten erfreut, welche sie in so vielfacher Beziehung auszeichnet.
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@facs0010
Stuttgart, 30. Mai.
Die Organisation der Bürgerwehr, mit welcher nun, nach langen Wehen, endlich ein ernstlicher Anfang gemacht werden sollte, droht in der Entstehung wieder einzuschlafen.
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@facs0010
Donaueschingen, 29. Mai.
Gestern ist ein Bataillon des bairischen Infanterie-Regiments König mit reitender Artillerie hier eingerückt, und hat zum Theil hier, zum Theil in der Umgegend Quartier bezogen.
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@facs0010
Edition: [Friedrich Engels: Niederlage der deutschen Truppen bei Sundewitt. In: MEGA2 I/7. S. 50.]
[*]Schleßwig.
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@facs0010
Rendsburg, 29. Mai.
Der gestrige Tag (Sonntag, den 28.) war zur Ablösung der vor Alfen auf den Vorposten stehenden Bundestruppen bestimmt. Davon müssen die Dänen, die überhaupt in dortiger Gegend durch ihre Spione gut bedient werden, Kunde erhalten haben. Bedeutend verstärkt durch die Truppen, die in den letzten Tagen wieder von Fühnen nach Alfen übergeführt worden waren, unternahmen sie eine Landung auf dem diesseitigen Ufer, die man deutscher Seits nicht in ihrer ganzen Bedeutsamkeit bemerkt zu haben scheint, da die Aufmerksamkeit von ab- und zuziehenden eignen Truppen in Anspruch genommen war. Bald nach Aufstellung der neuen Pikets sah man sich plötzlich von einer großen dänischen Uebermacht an Infanterie und Artillerie unter der Düppeler Höhe angegriffen, während gleichzeitig westlich von Erkensund (bei Alnoer und Treppe) eine Anzahl von Schiffen und Kanonenböten erschien, als solle auch hier eine Landung bewerkstelligt werden. Offenbar wollten die Dänen dadurch die deutschen Streitkräfte theilen, was ihnen jedoch nur in geringem Grade gelang. Auf den Düppeler Höhen entspann sich nun ein heißer Kampf, in welchem auf beiden Seiten durch Geschützfeuer große Verluste an Verwundeten und auch an Todten (Zahlen lassen sich noch nicht angeben) herbeigeführt sind. Die Dänen haben ruhmvoll gefochten. Ihre Anzahl wird auf 8000 Mann geschätzt, die unter dem Schutze der Schiffskanonen, so wie flankirt durch Geschütze auf dem Lande in den Kampf gestellt wurden, während die Unserigen kaum 7000 Mann stark gewesen sein mögen. Die Entscheidung des Kampfes stand mehrere Stunden hin, bis endlich gegen 7 Uhr Abends die deutschen Truppen sich veranlaßt sahen, den Rückzug über Gravenstein und nördlich davon bis gegen Quars anzutreten, während die Dänen sich Gravenstein, wo unser Nachtrab stehen blieb, bis auf etwa eine Stunde näherten.
Ungarn.
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@facs0010
Ofen-Pest.
Aus Agram geht soeben (23. Mai, 3 Uhr Nachmittag) die Nachricht ein, daß sich der Baron Fellachich den Verordnungen des ungarischen Ministeriums unterworfen, diese seine Unterwerfung in der croatischen Zeitung publicirt und in derselben auch die Bewohner Croatiens, Slavoniens und Dalmatiens zum Gehorsam gegen das ungarische Ministerium aufgefordert hat.
[(Ofner-Pester Z.)]
Belgien.
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@facs0010
Brüssel, 31. Mai.
Die Association libérale et Union constitutionnelle hat das Skrutinium über die von ihr bei den am 13. d. Statt findenden allgemeinen Wahlen aufzustellenden Kandidaten eröffnet. Vorgeschlagen wurden in der heutigen Sitzung u. A. für den Senat der Bürgermeister von Brüssel; Chev. Wyns de Raucourt, für die Repräsentantenkammer Verhaegen der Aeltere, Lebeau, Anspach, H. de Brouckère etc.
[0011]
Italien.
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@facs0011
Edition: [Friedrich Engels: Italien. 3. Juni 1848. In: MEGA2 I/7. S. 51.]
[*]Turin, 25. Mai.
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@facs0011
Edition: [Friedrich Engels: Italien. 3. Juni 1848. In: MEGA2 I/7. S. 51.]
Livorno, 18. Mai.
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@facs0011
Edition: [Friedrich Engels: Italien. 3. Juni 1848. In: MEGA2 I/7. S. 51.]
Neapel, 31. Mai.
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Edition: [Friedrich Engels: Italien. 3. Juni 1848. In: MEGA2 I/7. S. 51.]
Mailand.
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Französische Republik.
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Paris, 31. Mai.
Die Exekutivkommission hat einen langen Bericht über den Tag des 15. deponirt. Wir werden, nach diesem Bericht und andern Quellen der verschiedensten Art, eine Darstellung dieses Aufstandes in kurzer Frist unsern Lesern vorlegen.
‒ Die Verhaftungen wegen des 15. Mai fahren noch immer fort.
‒ Gestern wurden an allen Straßenecken von Paris in ungeheurer Anzahl Riesen-Plakate angeschlagen, in denen den Arbeitern empfohlen ward den Prinzen von Joinville zum Deputirten in die National-Versammlung zu wählen, da er besser für die Arbeiter sorgen werde, als die egoistischen Bourgeois, die jetzt regierten. Diese Zettel, mit mitleidigem Lächeln gelesen, waren in einer Stunde schon sämmtlich wieder abgerissen.
Sitzung der National-Versammlung vom 30. Mai. Die Verlesung einer Reihe von Gesetz-Vorschlägen eröffnet die Sitzung. ‒ Eine Petition der Arbeiter in den National-Ateliers wegen Entfernung des Hrn. Thomas wird als erledigt betrachtet, erhält aber die Ehre der Erwähnung im Protokoll.
Reorganisation der National-Werkstätten. Hr. Paul Sevestre legt eine Reihe Papiere vor, in denen mehrere Industriechefs betheuren 1) in einer großen Zahl Ateliers sei Arbeit genug zu haben, 2) viele Arbeiter hätten Privat-Ateliers verlassen wo sie 4‒6 Fr. verdienen konnten, um sich in den National-Ateliers mit einem Salair von 1‒2 Fr. einschreiben lassen; 3) daß „Wühlereien“ unter den Arbeitern existirten, und beruft sich deßwegen auf Unordnungen die den 30. Mai (also vor sechs Wochen!) in einer Tapetenfabrik vorfielen. (Die Arbeiter, um den Staat zu zwingen, den Betrieb der Industrie in seine Hände zu nehmen, koalisiren sich gegen die Privatindustrie und werfen sich massenweise auf die National-Ateliers). ‒ Hr. Joigneaux beginnt mit einigen sozialistischen Wendungen, die die Versammlung gerade wie die vorige Deputirtenkammer, durch allgemeines Gelächter abschneidet; er schlägt sozialistische Experimente vor, namentlich für den Ackerbau. ‒ Hr. Douire liest im Namen des erkrankten Hrn. Benoit eine Rede vor, worin auf die Nothwendigkeit aufmerksam gemacht wird, zahlreichen brodlosen Arbeitern Beschäftigung zu schaffen. ‒ Hr. Michot: Repräsentanten, ich glaube allerdings daß die Nationalwerkstätten reorganisirt werden müssen. Ich will der Kommission keine Opposition machen. Aber ich muß protestiren gegen die Sprache des Citoyen Sevestre ‒ das ist die eines Fabrikanten der die Leiden eines Arbeiters nie durchgemacht hat (anhaltendes Murren). Ich wohne bei Arbeitern, täglich kommen Arbeiter hin, die Arbeit suchen und keine finden. Man sage nur nicht, daß die Arbeiter nicht arbeiten wollen! (doch! doch!) Wenn ihrer Einige die Arbeit verweigert haben, so wissen wir warum (neue Unterbrechung) und so hatten sie ihre Gründe dazu. ‒ Hr. Grandin entdeckt, daß das Hinziehen der Arbeiter in die Nationalwerkstätten und ihr Verlassen der Privatindustrie einen geheimen Grund haben müsse. Er erinnert an den Brief von Blanqui, worin die Demokraten aufgefordert werden, die Bourgeoisie durch einen anhaltenden kleinen industriellen Krieg zu ermüden. Die Regierung habe mit Recht anfangs abgewartet. Jetzt aber sei die Zeit der halben Maßregeln vorbei. (Beifall.) Die Fabrikanten haben kein Geld und keine Sicherheit. Durch die Aufhetzung der Arbeiter sind sie zu wahren Sklaven geworden. Die Versammlung muß hier einschreiten. ‒ Hr. Trélat bedauert sagen zu müssen, daß die Arbeiter viel weniger Tugenden haben, als er geglaubt hatte. Eine Anzahl allerdings hätte Anstandsgefühl genug gehabt, nicht in die Nationalwerkstätten zu gehen, bis die äußerste Noth sie dazu trieb. Das ist edel. (Herr Proudhon: Das ist die schöne Seite der Sache!) Aber es gebe auch Arbeiter, wie die, welche vor 14 Tagen eine schöne Rede des Herrn Ministers voll empfindsamer Gemeinplätze mit lautem Murren bei jedem Gemeinplatz empfangen; Arbeiter, die eine andre gesellschaftliche Einrichtung erstrebten, welche nur zum Elend und Ruin führen könne; Arbeiter, die eine Klasse der Gesellschaft gegen die andere aufhetzen wollen; glücklicher Weise seien das die wahren Arbeiter nicht. Diese letzteren, diejenigen, welche in seinem Geist dächten, würden morgen mit einer neuen Maßregel des Herrn Ministers bescheert werden. ‒ Nachdem noch Hr. Wolowski, Hr. Joigneaux, Hr. Grandin gesprochen, wurden alle vier § des Dekrets angenommen. Ein Zusatzartikel, der die regelmäßig zu bestimmten Zeiten nach Paris kommenden Arbeiter von der Ausweisung ausnimmt, wird angenommen.
Stellung der Exekutive. Die Kommission hat einen neuen Berichterstatter; schon den dritten. Sie schlägt einen Zusatzartikel im Sinne des im ursprünglichen Dekret vorhandenen vor. Herr Labordère, ehemaliger Berichterstatter, schlägt im Sinne der Minorität der Kommission ein Amendement vor. Er spricht gegen die demokratische Partei, wobei er häufig unterbrochen wird, erklärt, jede gute Regierung müsse einheitlich sein; entwickelt sein spitzfindiges Amendement und schließt unter allgemeinem Geräusch. ‒ Herr Billault, Herr Düfaure und Herr Lamartine sprachen noch über den Artikel. Letzterer schlug einen kleinen Zusatz vor, mit dem der Artikel angenommen wird. Der Artikel besagt: Die militärischen Dispositionen außerhalb des Versammlungspalastes gehören zum Ressort der Exekutive; die Rechte des Präsidenten für Fälle der Dringlichkeit, (worüber er allein urtheilt) welche im Reglement festgestellt sind, bleiben vorbehalten. Die eingeklammerten Worte bilden Lamartines Amendement. Hr. Rolland legte hierauf den Bericht des Ausschusses über die Unvereinbarkeit von besoldeten Amtsverrichtungen mit der Stelle eines Volksvertreters vor. Der Bericht trägt darauf an, daß kein Volksvertreter, der nicht schon Beamter ist, während der Dauer der Sitzung und bis nach den nächsten Wahlen Beamter werden oder irgend eine Besoldung erhalten könne. Ausgenommen hiervon sind die Minister, die Unterstaats-Sekretäre, der Polizei-Präfekt, der Maire von Paris, der Ober-Kommandant der Nationalgarde und der General-Prokurator des Appellgerichtes von Paris. Aber auch diese Personen können nicht noch nebst ihrem Gehalte die Entschädigung für die Volksvertreter beziehen. Die Volksvertretung darf sonst auf die ihm zugewiesene Entschädigung von 25 Frs. täglich verzichten. Die Vertreter können mit Missionen im In- oder Auslande beauftragt werden. Der Entwurf wird übermorgen erörtert werden. Heute finden die Interpellationen wegen der Vorfälle in Neapel Statt.
National-Versammlung. Sitzung vom 31. Mai. Hr. Durrieu (Red. des Courrier Français) interpellirt den Minister der auswärtigen Angelegenheiten wegen Neapel. Hr. Bastide erklärte, gleich bei Beginn des Kampfes habe Admiral Baudin protestirt, aber vergebens. Am 16. habe er seine Schiffe vor das Schloß des Königs gelegt und eine zweite Aufforderung geschickt. Hierauf sei die Plünderung eingestellt, die gefangenen Franzosen freigegeben, und ihnen Entschädigung zugesagt worden. Weiter habe Baudin völkerrechtlich nichts thun können. Von Paris aus seien gleich energische Instruktionen an die Gesandten in Neapel und Bern, so wie an Baudin geschickt. Das sei Alles was er für jetzt sagen könne und dürfe. Die Tagesordnung wird einstimmig beschlossen. ‒ Hr. Dahirel interpellirt den Marineminister Casy wegen des ohne Zuziehung der Versammlung reorganisirten Admiralitätsraths. Hr. Casy: Da der Admiralitätsrath keine organisirende sondern eine bloß berathende Behörde ist, so gehört seine Organisation nicht der Gesetzgebung, sondern der Verwaltung an. Die Exekutivkommission habe ihre Zustimmung zu der Maßregel gegeben. Hr. Lacrosse, Präsident des Marine-Comités, schließt sich der Ansicht des Hrn. Dahrel an. Dem Marine-Comité habe die Sache übrigens nicht vorgelegt werden können, weil dies noch nicht konstituirt sei. Hr. Crémieur vertheidigt den Marineminister der nur ein Dekret der provisorischen Regierung ausgeführt habe, was noch nicht aufgehoben sei. Hr. Delaussat kündigt Interpellationen wegen der noch nicht ausgeführten Aufhebung der Negersklaverei an. Hr. Dahirel, Hrn. Cremieux an twortend,erklärt daß die Maßreg el des Hrn. Casy mit dem fraglichen Dekret der provisorischen Regierung in Widerspruch stehe. Tagesordnung beschlossen. ‒ Der Präsident kündet eine wichtige Milttheilung an: das Verlangen des General-Prokurators: LouisBlancalsTheilnehmerandenEreignissen des 15. Mai inAnklagestand setzen und verhaften zu dürfen, auf Grund seiner eigenen Zeugenaussagen und der Aussagen Anderer. Ein Mitglied der Linken erklärt, wenn L. Blanc vom Peristyl herab das Volk zu beruhigen gesucht habe, so sei dies auf Ersuchen des Präsidenten Buchez geschehen. Ein zweites Mitglied von den Linken trägt auf Ernennung einer Kommission an. Louis Blanc: Nicht für mich persönlich, sondern als Repräsentant des Volks spreche ich in dieser Angelegenheit, protestire ich gegen diese zahllosen, auf blose Indizien hin erfolgenden Verhaftungen. Die Epoche der Proskriptionen beginnt, und der Aechtung fallen zuerst die als Opfer, die in der Stunde der Gefahr die Leitung übernahmen, die die Todesstrafe für politische Verbrechen abschafften, die die persönliche Freiheit heilig erklärten! Aber nehmt Euch in Acht, Citoyens! Die Epurationen fangen an; heute erliegen wir, morgen kommen andre an die Reihe, so hat die Reaktion von jeher verfahren. Ich habe mich stets gegen die Demonstration des 15. Mai ausgesprochen. Sie hat der Republik einen harten Schlag versetzt. Aber ächtet nur immerhin die Republikaner, die Republik ist fortan unsterblich und Ihr werdet sie nicht tödten. Was ich am 15. gesagt, will ich verantworten. Ich sagte es, um euer bedrohtes Leben zu retten. Nur warne ich nochmals; haltet ein auf dem betretenen Wege, eh' es zu spät ist; wo nicht, so wird bald das politische Schaffot wieder errichtet werden. Am 15. Mai ‒ meine Collegen, die neben mir saßen, wissen es ‒ blieb ich trotz aller Aufforderungen an meinem Platz, bis der Citoyen Präsident mir auftrug, zum Volke zu sprechen. Ich that es, ich sprach nur beruhigende, versöhnende Worte, und jetzt tritt die Verschwörung der Lüge und Heuchelei hervor und klagt mich an! Es sei, stellt mich vor Gericht, so werde ich das Schweigen wenigstens brechen können das ich, der infamsten Verdächtigung bloßgestellt, bisher freiwillig gehalten. Ich gebe diese Erklärung wegen meiner Stellung als Publizist, keineswegs um mich zu rechtfertigen. Ein Redner der Linken bestätigt feierlich Blanc's Aussage. Ein Redner der Rechten: Ich protestire gegen den Ausdruck Proscription ‒ (Unterbrechung; der Redner muß die Tribüne verlassen.) Auf Etienne Aragos Aufforderung bestätigt Buchez Louis Blanc's Aussage ebenfalls. Ein neuer Redner sagt: Während so viele Bänke leer standen, blieb L. Blanc ruhig auf seinem Platz (lautes Geschrei, Protestationen, Repliken von allen Seiten, allgemeiner Tumult). Crémieur, als Justizminister, spricht im Interesse seines Fachs für die Verfolgung; doch möge man die Sache an eine Kommission verweisen. Dies geschieht, und die Kammer zieht sich in die Bureaux zurück, um die Kommission zu ernennen, nachdem die Sitzung suspendirt ist.
Spanien.
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Madrid, 26. Mai.
Eine telegraphische Depesche von Lissabon zeigt an, daß die Insurgenten von Sevilla auf portugiesisches Gebiet übergetreten und dort entwaffnet worden sind. Es waren 4‒600 M. zu Fuß und 260 Lanciers mit 2 Kanonen. Waffen und Pferde sind wieder zur Verfügung der spanischen Regierung gestellt. Die Insurgenten werden nach den Azoren eingeschifft werden.
Großbritannien.
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@facs0011
[*]London, 31. Mai.
Während die Franzosen die Lage der Arbeiter in ihrem eigenen Lande zu heben suchen, beschäftigen sich die Engländer wieder mit gigantischen Emigrationsplänen. Der Arbeiter, ruft die Times ungefähr aus, ist dabei interessirt, seinen niedrigen Lohn mit den Annehmlichkeiten des Lebens zu vertauschen. Der Fabrikant ist dabei interessirt, statt eines Paupers einen Kolonisten zu seinem Kunden zu bekommen. Der wahrhaft heruntergekommene Arme ist dabei interessirt, aus jener verpesteten Masse arbeitsfähiger Pauvers, welche der öffentlichen Mildthätigkeit zur Last fallen, herausgerissen zu werden. Der Arbeitgebende der Kolonie ist dabei interessirt Diener zu erhalten, welche seinen Pflug, seine Schafe, seine Pferde besorgen, welche seine Kinder waren, seine Küche bestellen und sogar die Speise verzehren, welche um ihn her verdirbt. Der Kaufmann und der Rheder sind bei dem Kolonialhandel und dem Transport von Emigranten interessirt. Alle Partheien sind dabei interessirt und es fragt sich nur, wie die Sache zu thun ist, und wer sie thun soll. Das Gouvernement, meint dann die Times, solle sie in seine Hand nehmen. Der Lenker eines Staates sei der Oedipus, der das nationale Räthsel zu lösen habe u. s. w.
Wir sehen aus diesen Raisonnements wie die Briten aufs Neue ein Experiment in jener wichtigsten aller Fragen vorbereiten, in der sie von den Zeiten der Königin Elisabeth bis auf den heutigen Tag, fast ununterbrochen die wunderlichsten Versuche aneinander gereiht haben. Wenn man zu Heinrich VIII. oder zu Elisabeths Zeiten die Bettler brandmarkte und sie zu hunderten auf das Schaffot schleifte oder wenn man ihnen unter der Königin Victoria, wie vor wenigen Jahren in der Andover Union, in dem Bereich der Armenbastille so wenig zu essen gab, daß sie hungergefoltert über die der Knochenmühle bestimmten Reste der Beinhäuser und der Schindergruben herfielen, um durch das Abnagen der letzten faulen Fleischfasern ihr Leben von einem zum andern Tage zu fristen: so sehen wir in diesen Vorfällen nur dasselbe, daß die bisherigen Versuche der Noth ein Ende zu machen, trotz der enormen dadurch verursachten Staatsausgaben ebenso barbarisch als unwirksam waren. Die Tunes, welche mehr als jedes andere Blatt mit Hohn und Spott über die Experimente der republ. Franzosen hergefallen ist, beschäftigt sich nur wie gesagt mit dem Plane, die ganze „überflüssige Bevölkerung“ des Landes über das Meer nach den gesegneten Fluren einer besseren Hemisphäre hinüber zu transportiren. Wie den unglücklichen Irländer Mitchell schickte sie gern halb Großbrittanien und Irland nach Botany-Bay; das wäre freilich gar nicht übel; auf diese Weise brächte man alle Schwierigkeiten aus der Welt, oder wenigstens nach der ungefährlichsten Ecke der Welt.
Die armen Iren und Briten sind leider aber gar nicht bereit, den reichen Hr. Walter in seinen welterleichternden Spekulationen zu unterstützen. Sie wissen, daß die Schafzüchter auf van Diemens Land nicht so glücklich sind wie die Schäfer Arkadiens. Sie wissen, daß man von Staatswegen noch vor kurzem mit dem Projekte umging, eine Schiffsladung armer Mädchen, deren einziges Verbrechen die Liebe war, nach Botany-Bay zu transportiren um ‒ wir bitten es wohl zu merken: „die Moralität unter den Männern in Ihrer Majestät fernsten Besitzungen zu verbessern!“ Die englischen und irischen Paupers wissen dies; ungefällig wie sie sind, ziehen sie es vor auf dem Schauplatz der Begebenheiten zu bleiben.
Uebrigens hat der Entvölkerungs-Malthus ja be eits nachgewiesen, daß es mit der ganzen Emigrationsgeschichte dumm s Z ug ist. Die überflüssige Bevölkerung und die Misere der Arbeiter ist die Basis der englischen Industrie und beim Lichte besehen, ist es auch eine Unmöglichkeit alle Paupers nach jener Welt zu befördern.
Sollte Großbritannien aber gar noch in Kriege verwickelt werden, da würde man vollends erst wieder wie Anno 1810, in alten Gassen London's singen:
Suppose the Duke be short of men,
What would old England say:
They'd wish, they had those lads again
They'd sent to Botany-Bay.
Und hätte der Herzog im Kriege kein Glück
Wie würde wohl lauten Alt-Englands Schrei:
O hätten wir doch die Jungens zurück
Die geschickt wir nach Botany-Bai.
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@facs0011
London, 31. Mai.
Im Hause der Gemeinden erklärte Sir G. Grey gestern Abend auf eine Interpellation des Hrn. Roch, daß Maßregeln getroffen seien, um die Verurtheilung Mitchell's vollkommen in Ausführung zu bringen; eine Erklärung, welche von fast allen Mitgliedern des Hauses mit lautem Beifall aufgenommen wurde. ‒ Lord Robert Grosvenor machte hierauf eine Motion in Betreff einer Petition der Bäckermeister und Gesellen wegen der Dauer ihrer Arbeitsstunden u. s. w., die jedoch nach einer kurzen Debatte mit einer Majorität von 12 Stimmen verworfen wurde. ‒ Hr. Bouverie beantragte dann eine Reform der geistlichen Gerichtshöfe; da Sir Georg Grey indeß eröffnete, daß das Gouvernement diese Sache in seine eigene Hände zu nehmen beabsichtige, so kam es darüber nicht zur Abstimmung. ‒ Dr. Bowring richtete dann die Aufmerksamkeit des Hauses auf den Umstand, daß fast 7 Millionen Pfund, ein Achtel der Staatseinnahme, der Kontrolle des Parlamentes entgehe. ‒ Sir C. Wood suchte von Seiten des Gouvernements die deswegen gemachte Motion zu bekämpfen. ‒ Colonel Sibthorp erwiederte durch einen persönlichen Angriff auf Dr. Bowring. ‒ Hr. Hume forderte den letztern indeß auf, bei seinem Vorschlag zu beharren, und bei einer dann erfolgenden ersten Abstimmung ergab sich eine Majorität von 1 Stimme, bei einer zweiten eine Majorität von 5 Stimmen gegen die Minister. Diese Niederlage des Gouvernements wurde mit lautem Applaus entgegengenommen.
Auf einen Antrag Feargus O'Connor's wurde dann ein Comité in Betreff der chartistischen Landkompagnie ernannt.
Im Hause der Lords trug das Ministerium bei einer Abstimmung in Betreff des irischen Armenges tzes gestern Abend eine Schlappe davon, indem eine Mo ion Lord Lucan's, trotz der Opposition des Marquis von Landsdowne, Earl Grey's und Lord Campbell's, mit einer Majorität von 6 Stimm n angenommen wurde.
Konsols sanken in Folge der Chartistenbewegung von 84 1/4 auf 83 3/4 und 7/8 31. Mai. 3 Uhr.
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@facs0011
[*]Bradford.
Die Arbeiter der hiesigen Gegend, schon seit langer Zeit in Folge der Handelskrisis sehr aufgeregt, haben eine Emeute gemacht. Die Manufaktur-Distrikte des Nordens, Lancashire und West-Riding, seit fünfzig Jahren das Centrum der radikalen Arbeiterbewegung, waren durch die Niederlage der Londoner Chartisten am 10. April keineswegs geschlagen. Im Gegentheil, sie bereiteten ihre Aktion erst vor. Namentlich die Arbeiter des West-Riding gingen mit großer Ruhe und Entschlossenheit zu Werke. Sie fingen an sich in militärischen Evolutionen zu üben, sie exerzierten in Massen von mehreren Tausend, sie hielten Posttauben bereit, die ihre Befehle überall hin trugen. Die Agitation wuchs täglich. Die Behörden fingen an, Spezialkonstabler einzuschwören; das Exerzieren wurde für ungesetzlich erklärt.
Freitag, 26. d. wurden zwei wegen Exerzierens verhaftete Chartisten an der Eisenbahnstation von Bingley durch 2000 Menschen befreit; einen derselben trat am Sonntag Mittag schon wieder in einem Meeting auf. Am 29. gingen 40. Spezialkonstabler in Bradford aus um zwei Chartistenchefs zu verhaften, wurden dabei vom Volk überfallen und schmählich geprügelt. Sofort schlossen sich alle Läden, die Chartisten der Vorstädte zogen nach Bradford, paradirten durch die Straßen, und zogen wieder ab, nachdem sie ihren Freunden der Umgegend durch Taubenpost Rendezvous gegeben hatten.
Inzwischen zogen die Behörden ihre Truppen, Yeomanry (reitende Bauernmiliz), Polizei und Spezialkonstabler zusammen und ließen gegen 4 Uhr ihre Bewaffneten gegen die in den Straßen angehäuften Menschenmassen anrücken. In der Adelaide-Street sperrte ihnen eine kompakte Masse Chartisten den Weg. Die Polizei griff an. Die Chartisten wehrten sich mit Knitteln und Steinen und trieben die Polizei zu Paaren. Aber im Rücken von Dragonern angegriffen, mußten sie nach tapferm Widerstand weichen. 18 wurden gefangen. Die gefährlichste Waffe, die man bei den Chartisten fand war ein einziger Dolch! Nachher wurden noch viele Verhaftungen vorgenommen und einige Lanzen vorgefunden. Auf den Straßen wurde die Aufruhrakte verlesen, damit man diese lästige Förmlichkeit ein für allemal abgemacht hätte.
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@facs0011
Leeds.
Auch hier haben die Chartisten in den letzten 14 Tagen fortwährend exerzirt.
Pr. Elektr. Telegraphen.
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Oldham, 31. Mai.
Hier sind Unruhen ausgebrochen; die Fenster werden eingeworfen und die Fabriken stillgesetzt.
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@facs0011
Manchester, 31. Mai, Mittag.
Die Oldhamer stehen eine halbe Stunde von hier. Polizei und Spezialkonstabler sperren ihnen in Massen den Weg. Manchester ist ruhig.
Polen.
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@facs0011
Krakau, 27. Mai.
Die galizische Deputation hat vom Ministerium Antwort auf ihre Petition erhalten. In Lemberg und hier in Krakau wird ein Landtag stattfinden. Die Wahlen werden im Krakauer Gebiete Dienstag den 30. d. und in der Stadt Freitag den 2. Juni vor sich gehen. Den hier zurückgebliebenen Emigranten ist vom Ministerium der fernere Aufenthalt hierselbst gestattet worden.
[(A. A. Z.)]
[0012]
Amerika.
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@facs0012
Neu-York, 16. Mai.
Volk erklärt, daß er nicht als Kandidat für die neue Präsidentenwahl auftrete. In einer Korrespondenz rathen sich Clay und General Taylor wechselseitig ab, sich um die Präsidentschaft zu bemühen. Beide melden sich als Kandidaten.
Der Kongreß beschäftigt sich fast ausschließlich mit der Proposition Polks, Yucatan gegen die Engländer zu Hülfe zu eilen. Herr Caß unterstützte diesen Vorschlag. England sei schon Beherrscher des Mittelmeers. Von dem Augenblicke an, wo es sich in Besitz von Yucatan gesetzt, werde es auch den Meerbusen von Mexiko beherrschen. England strebe nach der Universalherrschaft. Die Erklärung sei nöthig, daß man auf einen Versuch Englands, Cuba zu besetzen, mit der vereinigten Macht des Landes antworten werde. Es sei dies für Amerika eine Lebensfrage Er habe nicht den entfernten Gedanken, Cuba den Spaniern abzunehmen, aber Spanien müsse wissen, daß die Vereinigten-Freistaaten Cuba in keiner andern Hand dulden würden. Die spanische Monarchie breche zusammen. Im Augenblicke ihrer Auflösung müsse Nordamerika Besitz von Cuba ergreifen. Er hoffe, Spanien werde einsehen, wie es ihm ersprießlicher, die Insel zu verkaufen als zu behalten. Während der Verwaltung Van Burens seien dem amerikanischen Minister zu Madrid hierauf bezügliche Instruktionen zugekommen. Hr. Calhoun erwiederte, bisher läge keine einzige Thatsache vor, die auf die Absicht Englands schließen lasse, Yucatan zu besetzen. Es habe übrigens das Recht, hier zu interveniren, da England, Spanien und die Vereinigten-Staaten gleichzeitig zur Intervention eingeladen worden. Spanien habe auch schon bereits den Bewohnern von Yucatan zwei Kriegsschiffe zur Hülfe geschickt.
Yucatan ist in einer jammernswerthen Lage. Die Indianer haben die Stadt Balkalar im südöstlichen Theile von Yucatan genommen. Sie haben gebrannt und geplündert und bald lag die Stadt in Ruinen. Mehre tausend Flüchtlinge sind in Belize angelangt, dem ein Angriff unmittelbar bevorstand. Nach den letzten Berichten waren 10,000 Indianer auf dem Rio Honda, 40 Meilen südlich von Balkalar und die Einwohner von Belize hielten Meetings, um sich für ihre Ankunft vorzubereiten. Man hat von Jamaica mehr Truppen verlangt. Die Indianer haben einen König gewählt unter dem Namen Tutulxiu, den ihr Häuptling vor der spanischen Eroberung führte. Er wurde gekrönt in den Ruinen von Chichen-Itza.
Handels-Nachrichten.
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Börsen-Nachrichten.
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@facs0012
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@facs0012
In der gestrigen Sitzung unsres Bürgervereins nahm der durch seine loyalen Reden und Aufsätze aus der kölnischen Zeitung rühmlichst bekannte Herr Pannes das Wort und führte aus: Man müsse vor allem auf die Grundursachen des gegenwärtigen politischen Zustandes zurückgehen. Es seien dieß drei Ereignisse der jüngsten Zeit, welche die frühere Geschichte nicht kenne und die überhaupt bisher der Welt ganz unbekannt seien. Das erste dieser großen Ereignisse sei die Kartoffelkrankheit, das zweite die Mißerndte und das dritte die Geldkrisis und ‒ daher das Proletariat und daher die Barrikaden in Wien und Berlin. Es sei bekannt, daß an diesen Barrikaden außer dem Proletariat sich Niemand betheiligt habe. Ueberhaupt liege der ganzen gegenwärtigen Revolution die Politik fremd, indem sie lediglich durch das politisch-unwissende Proletariat herbeigeführt worden sei. Nach einer Lobrede auf den König und das Königthum schloß der bemeldete Redner mit der Erklärung, er wisse nicht, ob das Ein- oder Zweikammersystem das beste.
Diese im Dorfpredigertone gehaltene über eine halbe Stunde dauernde Rede wurde vom Verein mit der größten Andacht von Anfang bis zu Ende angehört und selbst die Einflechtung der vorerwähnten drei Weltereignisse störte die Andacht nicht.
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@facs0012
Brühl
Am vorigen Sonntag, den 28. Mai habe ich das Unglück gehabt, auf einem Balle beim Hrn. Weisweiler in Brühl arretirt zu werden, und einige Stunden auf der Wachstube zuzubringen. Meiner Ehre bin ich es schuldig, die nachstehende Veranlassung zu dieser Verhaftung hiermit zu veröffentlichen:
An jenem Tage gerieth ich in dem Balllokale bei Weismeiler mit dem Thier-Arzt Herrn Ruthz in Brühl über eine politische Tagesfrage in ein lebhaftes Gespräch, wobei ich ihm, indem ich, unwillkührlich an seinem Rock zupfend das Knopfloch ein wenig aufriß. Ruthz, in der Meinung, daß dieses absichtlich geschehen sei, rannte zu dem bei Weisweiler gleichfalls anwesenden Bürgermeister Herrn Poncelet von Brühl, und sagte demselben: „der Kerl da (auf mich zeigend) hat mir den Rock zerrissen.“ Der Bürgermeister, ohne die Sache zu untersuchen, und mich auch nur darüber zu befragen, rief mir ganz laut in Gegenwart der ganzen Ball-Gesellschaft die Worte zu: „Sie, Schäfer, fangen auch bei jeder Gelegenheit Schweinereien an.“ Ich erwiederte ihm: „was ich mit Ruthz gehabt habe, geht Dich nichts an; habe ich ihm, wie er behauptet, wirklich den Rock zerrissen, so ist dieß ohne Absicht durch ein Versehen geschehen, und ich werde ihm den Schaden ersetzen.
Gleich darauf sprang der Hoftischler Johann Hubert Zier in Brühl auf mich zu, und schlug mich laut schreiend: „Du dummer Bauer, Du unterstehst Dich, unsern lieben Bürgermeister Du zu nennen“ dergestallt mit der geballten Faust ins Gesicht, und auf die Brust, daß ich zurücktaumelte. Der Wagenschmied Heinrich Schürheck unterstützte den Zier hierbei, indem derselbe mich mit der Faust auf den Kopf schlug. Der Bürgermeister Poncelet, anstatt mich gegen diese Mißhandlungen in Schutz zu nehmen, ließ mich sogleich durch die auf seine Veranlassung herbeigerufene Bürgerwehr verhaften, und dadurch drei Mann, von denen Einer, der Herr Maler Pfeiffer den Hahn seiner Büchse fortwährend gespannt hatte, ins Gefängniß transportiren. Nachdem ich dort circa zwei Stunden während der Nacht zugebracht hatte, erschien der Herr Bürgermeister im Gefängniß, und kündigte mir an, daß ich nach Hause gehen könne. Zu der gegen mich vorgenommenen Verhaftung war durchaus keine gesetzliche Veranlassung vorhanden, da ich weder Jemanden beleidigt, noch mir sonst etwas strafbares habe zu Schulden kommen lassen, der Bürgermeister, welcher mich persönlich seit Jahren kennt, mich aber auch zu jeder Zeit zur Verantwortung ziehen konnte. Das mir im Eifer der Rede entgangene Wörtchen „Du“ enthält an und für sich gar keine Beleidigung, findet aber auch in dem mir vom Bürgermeister öffentlich gemachten ungegründeten höchst ehrenkränkenden Vorwurf, daß ich bei jeder Gelegenheit Schweinereien mache, eine hinreichende Entschuldigung. Der Herr Bürgermeister hätte eher Grund gehabt, die Herren Zier und Schürheck wegen der mir zugefügten Mißhandlung, so wie mehrere andere Personen, welche sich nach meiner Abführung auf dem Ball in Gegenwart des Herrn Bürgermeisters herumgeschlagen haben, verhaften zu lassen.
Der beste Beweis, daß meine Verhaftung aus Leidenschaft geschehen ist, liegt darin, daß der Bürgermeister mich nach zwei Stunden wieder entlassen hat, nachdem er vorher sich an meinem Anblick im Gefängniß geweidet hatte.
Indem ich diesen Hergang der Sache, den ich nöthigenfalls durch eine Menge Zeugen beweisen kann, meinen Mitbürgern mittheile, benachrichtige ich dieselben zugleich, daß ich den Herrn Poncelet wegen des wider mich gebrauchten Ausdruckes „Schweinereien“ und wegen gesetzwidriger Verhaftung aus Leidenschaft bei der königl. Regierung denunciren, und die Herren Zier und Schürheck wegen Mißhandlung vor das Zuchtpolizei-Gericht laden lassen werde.
Rheindorfer Burg, den 1. Juni 1848. Schäfer.
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Mühlheim 1. Juni.
Heute ist hier folgende Adresse an das Frankfurter Parlament im Umlauf gesetzt und schon gleich zu Anfange mit sehr zahlreichen Unterschriften versehen worden:
Hohe Versammlung!
Die Vertreter der zwei mächtigsten, größten und gebildetsten Nationen des Europäischen Continents sind gegenwärtig versammelt. Jetzt oder nie ist der Augenblick gekommen, wo das großartigste Schauspiel, welches je die Welt gesehen hat, ins Leben treten könnte, das Schauspiel, daß jene beiden Nationalversammlungen sich die Hände reichten zur Befreiung und Pacifizirung Europas. Bereits am 23. Mai d. J. haben die Herren Marrast und Vavin Vorschläge zu einer Addresse ans deutsche Volk und ans deutsche Parlament in die französische Nationalversammlung gebracht; der Zweck dieser Adresse ist kein anderer, als eine Allianz Deutschlands und Frankreichs und die Wiederherstellung der italienischen und polnischen Nationalität. Diese beiden letzten Fragen allein schon, auf deren Lösung Europa mit bangen Sorgen harrt, machen ein einiges Einverständniß mit Frankreich im höchsten Grade wünschenswerth. Ueberhaupt aber halten wir kein Mittel für so geeignet, das Vertrauen auf die Zukunft wieder zu erwecken, Handel und Gewerbe zu beleben, der drohenden Noth der Arbeiterklasse abzuhelfen, allen etwaigen Absonderungsgelüsten einzelner deutscher Staaten vom Gesammtvaterlande und allen Reaktionsversuchen gegen die errungenen Volksfreiheiten zu begegnen, so wie alle Besorgnisse vor langwierigen zerstörenden Kriegen und hereinbrechender Barbarei mit einem Schlage zu vernichten, als ein brüderliches Zusammengehen Deutschlands mit Frankreich. Wahrhaft freie Völker kennen nur einen Feind, das ist die Barbarei, und haben nur Einen Ehrgeiz, das ist der Wetteifer in Verbreitung der Civilisation. Kriege zwischen wahrhaft freien und gebildeten Völkern sind etwas Unmögliches, sie widerstreben der Menschennatur, und haben Entsittlichung und Unfreiheit im Gefolge. Vertreter der deutschen Nation! Wir haben zu Ihnen das feste Vertrauen, daß Sie die französischen Anerbietungen ebenso freundlich und aufrichtig annehmen werden, als man ihnen dieselben entgegenbringen wird, ja! daß Sie diesen Anerbietungen müglichst zuvorkommen werden. Machen Sie den Anfang zu einem großen weltbeglückenden Völkerbündnisse, zu einem Bündnisse wozu die ganze Richtung unserer Zeit hindrängt! Lassen Sie die Loosung dieses Bündnisses sein: „Deutschland und Frankreich für die Freiheit der Völker, den Frieden und das Glück der Welt!“
Wir zweifeln nicht, daß der von uns ausgesprochene Wunsch der des größten Theils unserer Nation ist.
Mühlheim, den 1. Juni 1848
(Folgen die Unterschriften.)
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@facs0012
Verhandlungen des Gemeinderathes zu Köln.
Sitzung vom 30. Mai. Abends 6 Uhr.
Nach Anhörung des Berichtes des Stadtbaumeisters über die, behufs weiterer Beschäftigungen von Arbeitern, etwa auszuführenden nöthigen Bauten beschloß der Gemeinderath, daß die ständige Commission für Armen-, Schul- und Kirchensachen über die vorzugsweise dringlichen Schulbauten baldigst berichten möge, daß ferner von dem Stadtbaumeister unverzüglich ein Plan und Kostenanschlag über einen neuen Canal am Martinsfelde, so wie ein Project über eine allgemeine Canalisirung, behufs Entwässerung der Stadt, angefertigt werde. ‒ Sodann ward beschlossen, dem Kirchenvorstande von St. Cunibert die beiden letzten, in den Jahren 1848 und 1849 erst zahlbaren Raten des im vorigen Jahre bewilligten Zuschusses zum Ausbaue des Cunibertsthumes mit 1686 Thlrn. 20 Sgr. sofort zu überweisen, jedoch unter der Bedingung, daß diese Summe nur zur Fortsetzung des Baues und nicht zur Bezahlung bereits contrahirter Schulden verwendet werden dürfe. ‒ Hierauf ward die Verwaltung ermächtigt, wegen Ueberlassung eines gemeinschaftlichen Plätzchens hinter der St. Columba-Schule mit der betreffenden Miteigenthümerin Vertrag abzuschließen. ‒ Ferner trat der Gemeinderath, nach Anhörung des Berichtes der Commission über die Bewilligung eines Moratoriums, dem Vorschlage derselben bei, dahin lautende „zu befürworten, daß die Staatsregierung dem Richteramte die Befugniß beilegen möge, über die bei beantragten Subhastationen vorkommenden Stundungsgesuche unter sorgfältiger Berücksichtigund aller einschlägigen Personen und Sachverhältnisse zu entscheiden.“ ‒ Die Pfiasterung der Bobstraße ward unter Annahme der von dem betreffenden Bewohnern dazu angebotenen freiwilligen Beiträgen genehmigt, so wie auch, daß die zur neuen Umfassungs-Mauer am Bürger-Hospitale erforderlichen niedermendiger Hausteine roh beschafft und durch hiesige Steinmetzen bearbeitet werden. Endlich ward eine Commission ernannt, um wegen der von einem Mitgliede bean tragten Herabsetzung der Gaspreise und Gasmesser-Miethe mit der Gasbeleuchtungs-Gesellschaft zu verhandeln und darüber weiter zu berichten.
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Schiffahrts-Anzeige. Köln, 2. Juni 1848.
Angekommen: Franz Gerling vom Niedermain; L. Hermann von Kannstadt.
Abgefahren: Ph. Kimpel nach Mainz; Fr. Spaet nach dem Niedermain; B Sommer nach Mannheim.
In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich Wtwe. Jak. Schaaff; Nach Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr L. Dukoffre; nach Andernach und Neuwied J. Krämer und M. Wiebel; nach Koblenz und der Mosel und Saar G. Weidner; nach der Mosel, nach Trier und der Saar R. Bayer; nach Bingen H. Leinweber; nach Mainz Anton Bender; nach dem Niedermain Fr. Schulz; nach dem Mittel- und Obermain C. W. Müller; nach Heilbronn Fr. Müssig; nach Kannstadt und Stuttgart H. Huber (Roedel); nach Worms und Mannheim H. F Buschhammer.
Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Singendonk, Köln Nr. 10.
Ferner: Nach Amsterdam Kapt. Kaefs, Köln Nr. 2.
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Wasserstand.
Köln, am 2. Juni Rheinhöhe 7… 2″
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Bürgerwehr zu Köln.
Nachdem mit dem heutigen Tage die nach Maßgabe des Abschnitts 9 der Wehrordnung festgestellte Dienstordnung für die hiesige Bürgerwehr in Wirksamkeit getreten ist, wird der Wachtdienst in der Stadt von heute an in folgender Weise versehen:
I. Die Tageswache hat ihr Standquartier auf dem Rathhause in dem bisherigen Wachtlokale der 14. Kompagnie.
II. Die Nachtswachen, welche im Monat Juni um 8 Uhr Abends bezogen werden, haben folgende Standquartiere:
Das 1. Banner im bisherigen Wachtlokale der 10. Kompagnie im Jesuiten Gymnasium.
Das 2. Banner auf dem Rathhause, vorläufig in der sogenannten goldenen Kammer.
Das 3. Banner im bisherigen Wachtlokale der 9. Kompagnie im Appelhofe.
Das 4. Banner in dem bisherigen Wachtlokale der 7. Kompagnie in der Armen-Verwaltung, Cäcilienstraße.
Das 5 Banner in dem Militair-Wachthause auf dem Waidmarkte. Köln, den 1. Juni 1848.
Der Kommandant der Bürgerwehr, v. Wittgenstein.
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E. H. Heyer aus Kevelar empfiehlt sich mit seinem Kuchen bestens. Seine Bude auf dem alten Markt ist in der ersten Reihe Nro. 25.
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Zwei durch einander gehende geräumige Zimmer (belle étage) nebst Speicherzimmer und Kellerabschluß zu vermiethen. Kl. Telegraphenstraße Nr. 6.
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Listen zur Unterzeichnung des am 1. Juni in der Stollwerkschen Versammlung beschlossenen Protestes gegen den vom Ministerium vorgelegten Entwurf einer preußischen Konstitution liegen in den nachfolgenden Lokalen:
1. Im deutschen Kaffehause bei Herrn Stollwerk.
2. In der Börse bei Herrn Halin.
3. In der Herzogstraße bei Herrn Reichardt.
4. Im Freischütz, Hochstraße bei Herrn Hamspohn.
5. In der Johannisstraße bei Herrn Bierbrauer Lölgen.
6. In der Budengasse bei Herren Welcker.
7. In der Glockengasse bei Herren Josti.
8. In der Höhle bei Romberg.
9. Auf dem Perlenpfuhl bei Welcker.
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Nicht zu übersehen!!!
Im Namen meiner 75 Mitbürger fordere ich den Kommandanten der kölner Bürgerwache zur Verantwortlichkeit auf, ob er das Recht hat, unsere Liste, die wir ihm mit der größten Bitte und rein und propre überreicht hatten, zu einem Waschlappen zu gebrauchen. ‒
Es hat sich ein Freikorps zur hiesigen Bürgergarde ohne Namen, zur Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung der Stadt Köln gebildet, in dem ein jeder Urwähler das Recht hat, einzutreten.
Listen zum Einzeichnen liegen offen
Eigelstein 75.
Köln, den 2. Juni 1848.
Peter Franz Küttelwelsch, Bierbrauer.
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Wirthschaftseröffnung in dem Hause große Sandkaulstraße Nro. 32. Restauration, baierisch und kolner Bier, Wein und Liqueure empfehle ich meinen Freunden bestens. C. Keil.
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Meine Restauration auf dem sogenannten Knabengarten ganz in der Nähe des Bahnhofes zu Bonn (Lokal des Dioramas) empfehle ich einem geehrten Publikum bestens. Gleichzeitig, um etwaigen Irrthümern vorzubeugen, verfehle ich nicht in Erinnerung zu bringen, daß unsre seit langen Jahren bestehende Gastwirthschaft „zum alten Keller“ am Rheinthor, wie bisher unverändert fortgeführt wird.
Bonn am 1. Juni 1848.
Joh. Sebh. Behr.
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Eis täglich in und außer dem Hause à Portion 4 Sgr. bei Franz Stollwerck, Hoflieferant.
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„Neue Rheinische Zeitung.“ General-Versammlung der Herren Aktionäre zur Berathung und Feststellung des Statuts und Abschluß des Gesellschafts-Vertrages auf:
Sonntag, den 18. Juni d. J., Morgens 10 Uhr, bei Drimborn, Glockengasse Nro. 13 und 15.
Auswärtige können sich durch Bevollmächtigte vertreten lassen. Die Interims-Quittungen dienen als Eintrittskarten.
Köln, den 2. Juni 1848.
Das provisorische Comité.
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Inserate zum Einrücken in die
„Neue Rheinische Zeitung“ können zur Aufnahme in die nächste Nummer nur bis 1 Uhr Mittags entgegengenommen werden. Die Expedition der
„Neuen Rheinischen Zeitung.“
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Kunstausstellung
bei
G: Tonger, Paulswache in Köln.
Entrée 2 1/2 Sgr.
Abonnement per Monat 7 1/2 Sgr. Vierteljahr 15 Sgr.
Halbjahr 1 Thlr.
Eine große schöne Sammlung von hunderten Gemälden alter und neuerer Zeit. Darunter Originale von Van Dyk, Palamedes, Caracci, Diederici, Cranach, Frank, Kleinenbroich, Jansen, Bianden, Themer, Lange, Rausch, Willems, Wauters, Tavenraat, Dietzler, v. Eyk, Lotz, Teniers, Schult und vielen Andern in steter Abwechselung.
Auch werden Kunstgegenstände aller Art zum Mitaufstellen angenommen, ohne daß den Eigenthümern daraus Kosten erwachsen, da nur dann, wenn ein Artikel wirklich verkauft ist, eine mäßige Provision berechnet wird. Bei den zahlreichen Besuchen dieser Ausstellung von Fremden und Einheimischen ist für schöne und nicht zu theuer eingesetzte Artikel wohl Absatz zu erwarten.
In der Ausstellung befinden sich mehrere schöne neue Gemälde, die wegen Verhältnissen sehr wohlfeil abgegeben werden.
Den Besuchern kann auch eine sehr bedeutende Partie alter Kupferstiche etc. vorgelegt werden.
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Unvergleichliches Lager-Bier.Buttermarkt Nr. 46, zum Vater Rhein
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Bei G. Tonger, Pauluswache in Köln
Echte Cocus-Nuß-Oel-Soda-Seife. Das beste, gesundeste und wohlfeilste Reinigungs- und Verschönerungsmittel für Gesicht, Hals, Hände etc.
Das Stück 18 Pf., 6 Stück 7 1/2 Sgr. Dutz. 15 Sgr.
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Schwarz. Roth. Gold. Liederbuch für Bürgerwehr, Volksheer und Turngemeinden. Elegant geheftet nur 3 Sgr.
Von diesem Buche sind bereits mehr als 6000 Exemplare abgesetzt. G. Tonger, Pauluswache in Köln.
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Eine große herrliche Landschaft von Rausch, welche vor kurzem noch zu 60 Friederichsd'or ausgeboten wurde, für nur 95 Thlr. Bei G. Tonger.
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Cocarden aller Art, Nationalbänder, Zündhütchen, Börsen, Knallerbsen und große Auswahl Spielwaaren. Bei G. Tonger, Pauluswache.
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Meine Aufwärterin Rettchen Knab ist seit dem 31. d. M. nicht mehr in meinem Dienste.
J. C. Götting.
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Der Gerant Korff.
Druck von W. Clouth, St. Agatha Nro. 12.