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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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Vorboten ihrer Zärtlichkeit gegen den Jüng¬
ling. Sie ward bald einheimisch in dem
wunderbaren Hause; und wenn sie dem
Alten und dem Sohne, der zu ihren Füßen
saß, auf ihrer Laute reitzende Lieder mit ei¬
ner überirdischen Stimme vorsang, und letzte¬
ren in dieser lieblichen Kunst unterrichtete: so
erfuhr sie dagegen von seinen begeisterten Lip¬
pen die Enträthselung der überall verbreite¬
ten Naturgeheimnisse. Er lehrte ihr, wie
durch wundervolle Sympathie die Welt ent¬
standen sey, und die Gestirne sich zu melodi¬
schen Reigen vereinigt hätten. Die Geschich¬
te der Vorwelt ging durch seine heiligen Er¬
zählungen in ihrem Gemüth auf; und wie
entzückt war sie, wenn ihr Schüler, in der
Fülle seiner Eingebungen, die Laute ergriff
und mit unglaublicher Gelehrigkeit in die
wundervollsten Gesänge ausbrach. Eines
Tages, wo ein besonders kühner Schwung

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Vorboten ihrer Zärtlichkeit gegen den Jüng¬
ling. Sie ward bald einheimiſch in dem
wunderbaren Hauſe; und wenn ſie dem
Alten und dem Sohne, der zu ihren Füßen
ſaß, auf ihrer Laute reitzende Lieder mit ei¬
ner überirdiſchen Stimme vorſang, und letzte¬
ren in dieſer lieblichen Kunſt unterrichtete: ſo
erfuhr ſie dagegen von ſeinen begeiſterten Lip¬
pen die Enträthſelung der überall verbreite¬
ten Naturgeheimniſſe. Er lehrte ihr, wie
durch wundervolle Sympathie die Welt ent¬
ſtanden ſey, und die Geſtirne ſich zu melodi¬
ſchen Reigen vereinigt hätten. Die Geſchich¬
te der Vorwelt ging durch ſeine heiligen Er¬
zählungen in ihrem Gemüth auf; und wie
entzückt war ſie, wenn ihr Schüler, in der
Fülle ſeiner Eingebungen, die Laute ergriff
und mit unglaublicher Gelehrigkeit in die
wundervollſten Geſänge ausbrach. Eines
Tages, wo ein beſonders kühner Schwung

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[81/0089] Vorboten ihrer Zärtlichkeit gegen den Jüng¬ ling. Sie ward bald einheimiſch in dem wunderbaren Hauſe; und wenn ſie dem Alten und dem Sohne, der zu ihren Füßen ſaß, auf ihrer Laute reitzende Lieder mit ei¬ ner überirdiſchen Stimme vorſang, und letzte¬ ren in dieſer lieblichen Kunſt unterrichtete: ſo erfuhr ſie dagegen von ſeinen begeiſterten Lip¬ pen die Enträthſelung der überall verbreite¬ ten Naturgeheimniſſe. Er lehrte ihr, wie durch wundervolle Sympathie die Welt ent¬ ſtanden ſey, und die Geſtirne ſich zu melodi¬ ſchen Reigen vereinigt hätten. Die Geſchich¬ te der Vorwelt ging durch ſeine heiligen Er¬ zählungen in ihrem Gemüth auf; und wie entzückt war ſie, wenn ihr Schüler, in der Fülle ſeiner Eingebungen, die Laute ergriff und mit unglaublicher Gelehrigkeit in die wundervollſten Geſänge ausbrach. Eines Tages, wo ein beſonders kühner Schwung F

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/89>, abgerufen am 23.11.2024.