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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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von weitem gezeigt hat, machte mich so
dreist.

Wir gestehen Euch gern, sagten die gut¬
müthigen Kaufleute, daß wir eurem Gedan¬
kengange nicht zu folgen vermögen: doch
freut es uns, daß ihr so warm euch des
trefflichen Lehrers erinnert, und seinen Unter¬
richt wohl gefaßt zu haben scheint.

Es dünkt uns, ihr habt Anlage zum
Dichter. Ihr sprecht so geläufig von den
Erscheinungen eures Gemüths, und es fehlt
Euch nicht an gewählten Ausdrücken und
passenden Vergleichungen. Auch neigt Ihr
Euch zum Wunderbaren, als dem Elemente
der Dichter.

Ich weiß nicht, sagte Heinrich, wie es
kommt. Schon oft habe ich von Dichtern
und Sängern sprechen gehört, und habe
noch nie einen gesehn. Ja, ich kann mir
nicht einmal einen Begriff von ihrer son¬

von weitem gezeigt hat, machte mich ſo
dreiſt.

Wir geſtehen Euch gern, ſagten die gut¬
müthigen Kaufleute, daß wir eurem Gedan¬
kengange nicht zu folgen vermögen: doch
freut es uns, daß ihr ſo warm euch des
trefflichen Lehrers erinnert, und ſeinen Unter¬
richt wohl gefaßt zu haben ſcheint.

Es dünkt uns, ihr habt Anlage zum
Dichter. Ihr ſprecht ſo geläufig von den
Erſcheinungen eures Gemüths, und es fehlt
Euch nicht an gewählten Ausdrücken und
paſſenden Vergleichungen. Auch neigt Ihr
Euch zum Wunderbaren, als dem Elemente
der Dichter.

Ich weiß nicht, ſagte Heinrich, wie es
kommt. Schon oft habe ich von Dichtern
und Sängern ſprechen gehört, und habe
noch nie einen geſehn. Ja, ich kann mir
nicht einmal einen Begriff von ihrer ſon¬

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[46/0054] von weitem gezeigt hat, machte mich ſo dreiſt. Wir geſtehen Euch gern, ſagten die gut¬ müthigen Kaufleute, daß wir eurem Gedan¬ kengange nicht zu folgen vermögen: doch freut es uns, daß ihr ſo warm euch des trefflichen Lehrers erinnert, und ſeinen Unter¬ richt wohl gefaßt zu haben ſcheint. Es dünkt uns, ihr habt Anlage zum Dichter. Ihr ſprecht ſo geläufig von den Erſcheinungen eures Gemüths, und es fehlt Euch nicht an gewählten Ausdrücken und paſſenden Vergleichungen. Auch neigt Ihr Euch zum Wunderbaren, als dem Elemente der Dichter. Ich weiß nicht, ſagte Heinrich, wie es kommt. Schon oft habe ich von Dichtern und Sängern ſprechen gehört, und habe noch nie einen geſehn. Ja, ich kann mir nicht einmal einen Begriff von ihrer ſon¬

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/54>, abgerufen am 22.11.2024.