Bald kommt er in jenes wunderbare Land, in welchem Luft und Wasser, Blu¬ men und Thiere von ganz verschiedener Art sind, als in unsrer irdischen Natur. Zugleich verwandelt sich das Gedicht stellenweise in ein Schauspiel. "Menschen, Thiere, Pflan¬ zen, Steine und Gestirne, Elemente, Töne, Farben, kommen zusammen wie Eine Fami¬ lie, handeln und sprechen wie Ein Ge¬ schlecht." -- "Blumen und Thiere sprechen über den Menschen." -- "Die Mährchenwelt wird ganz sichtbar, die wirkliche Welt selbst wird wie ein Mährchen angesehn." Er findet die blaue Blume, es ist Mathilde, die schläft und den Karfunkel hat, ein kleines Mädchen, sein und Mathildens Kind, sitzt bei einem Sarge, und verjüngt ihn. -- "Dieses Kind ist die Urwelt, die goldne Zeit am En¬ de." -- "Hier ist die christliche Religion mit der heidnischen ausgesöhnt, die Geschichte
Bald kommt er in jenes wunderbare Land, in welchem Luft und Waſſer, Blu¬ men und Thiere von ganz verſchiedener Art ſind, als in unſrer irdiſchen Natur. Zugleich verwandelt ſich das Gedicht ſtellenweiſe in ein Schauſpiel. ”Menſchen, Thiere, Pflan¬ zen, Steine und Geſtirne, Elemente, Töne, Farben, kommen zuſammen wie Eine Fami¬ lie, handeln und ſprechen wie Ein Ge¬ ſchlecht.“ — ”Blumen und Thiere ſprechen über den Menſchen.“ — ”Die Mährchenwelt wird ganz ſichtbar, die wirkliche Welt ſelbſt wird wie ein Mährchen angeſehn.“ Er findet die blaue Blume, es iſt Mathilde, die ſchläft und den Karfunkel hat, ein kleines Mädchen, ſein und Mathildens Kind, ſitzt bei einem Sarge, und verjüngt ihn. — ”Dieſes Kind iſt die Urwelt, die goldne Zeit am En¬ de.“ — ”Hier iſt die chriſtliche Religion mit der heidniſchen ausgeſöhnt, die Geſchichte
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Bald kommt er in jenes wunderbare
Land, in welchem Luft und Waſſer, Blu¬
men und Thiere von ganz verſchiedener Art
ſind, als in unſrer irdiſchen Natur. Zugleich
verwandelt ſich das Gedicht ſtellenweiſe in
ein Schauſpiel. ”Menſchen, Thiere, Pflan¬
zen, Steine und Geſtirne, Elemente, Töne,
Farben, kommen zuſammen wie Eine Fami¬
lie, handeln und ſprechen wie Ein Ge¬
ſchlecht.“ — ”Blumen und Thiere ſprechen
über den Menſchen.“ — ”Die Mährchenwelt
wird ganz ſichtbar, die wirkliche Welt ſelbſt
wird wie ein Mährchen angeſehn.“ Er findet
die blaue Blume, es iſt Mathilde, die
ſchläft und den Karfunkel hat, ein kleines
Mädchen, ſein und Mathildens Kind, ſitzt
bei einem Sarge, und verjüngt ihn. — ”Dieſes
Kind iſt die Urwelt, die goldne Zeit am En¬
de.“ — ”Hier iſt die chriſtliche Religion mit
der heidniſchen ausgeſöhnt, die Geſchichte
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/417>, abgerufen am 24.11.2024.
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