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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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Weise wird alles erklärt und vollendet, die
Scheidewand zwischen Fabel und Wahrheit,
zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist
eingefallen: Glauben, Fantasie, Poesie
schließen die innerste Welt auf.

Heinrich kommt in Sophieens Land, in ei¬
ne Natur, wie sie seyn könnte, in eine alle¬
gorische, nachdem er mit Klingsohr über ei¬
nige sonderbare Zeichen und Ahndungen ge¬
sprochen hat. Diese erwachen hauptsächlich
bei einem alten Liede, welches er zufällig
singen hört, in welchem ein tiefes Wasser
an einer verborgenen Stelle beschrieben wird.
Durch diesen Gesang erwachen längstvergeße¬
ne Erinnerungen, er geht nach dem Wasser
und findet einen kleinen goldenen Schlüssel,
welchen ihm vor Zeiten ein Rabe geraubt
hatte, und den er niemals hatte wiederfinden
können. Diesen Schlüssel hatte ihm bald
nach Mathildens Tode ein alter Mann ge¬

Weiſe wird alles erklärt und vollendet, die
Scheidewand zwiſchen Fabel und Wahrheit,
zwiſchen Vergangenheit und Gegenwart iſt
eingefallen: Glauben, Fantaſie, Poeſie
ſchließen die innerſte Welt auf.

Heinrich kommt in Sophieens Land, in ei¬
ne Natur, wie ſie ſeyn könnte, in eine alle¬
goriſche, nachdem er mit Klingsohr über ei¬
nige ſonderbare Zeichen und Ahndungen ge¬
ſprochen hat. Dieſe erwachen hauptſächlich
bei einem alten Liede, welches er zufällig
ſingen hört, in welchem ein tiefes Waſſer
an einer verborgenen Stelle beſchrieben wird.
Durch dieſen Geſang erwachen längſtvergeße¬
ne Erinnerungen, er geht nach dem Waſſer
und findet einen kleinen goldenen Schlüſſel,
welchen ihm vor Zeiten ein Rabe geraubt
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[69/0415] Weiſe wird alles erklärt und vollendet, die Scheidewand zwiſchen Fabel und Wahrheit, zwiſchen Vergangenheit und Gegenwart iſt eingefallen: Glauben, Fantaſie, Poeſie ſchließen die innerſte Welt auf. Heinrich kommt in Sophieens Land, in ei¬ ne Natur, wie ſie ſeyn könnte, in eine alle¬ goriſche, nachdem er mit Klingsohr über ei¬ nige ſonderbare Zeichen und Ahndungen ge¬ ſprochen hat. Dieſe erwachen hauptſächlich bei einem alten Liede, welches er zufällig ſingen hört, in welchem ein tiefes Waſſer an einer verborgenen Stelle beſchrieben wird. Durch dieſen Geſang erwachen längſtvergeße¬ ne Erinnerungen, er geht nach dem Waſſer und findet einen kleinen goldenen Schlüſſel, welchen ihm vor Zeiten ein Rabe geraubt hatte, und den er niemals hatte wiederfinden können. Dieſen Schlüſſel hatte ihm bald nach Mathildens Tode ein alter Mann ge¬

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/415>, abgerufen am 24.11.2024.