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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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Minnesinger finden wir einen ziemlich unver¬
ständlichen Wettgesang des Heinrich von Of¬
terdingen und Klingsohr mit andern Dich¬
tern: statt dieses Kampfspieles wollte der
Verfasser einen andern seltsamen poetischen
Streit darstellen, den Kampf des guten und
bösen Prinzips in Gesängen der Religion und
Irreligion, die unsichtbare Welt der sichtba¬
ren entgegen gestellt. "In bacchischer Trun¬
kenheit wetten die Dichter aus Enthusiasmus
um den Tod." Wissenschaften werden poeti¬
sirt, auch die Mathematik streitet mit. In¬
dianische Pflanzen werden besungen: Indische
Mythologie in neuer Verklärung.

Dieses ist der lezte Akt Heinrichs auf
Erden, der Übergang zu seiner eignen Ver¬
klärung. Dieses ist die Auflösung des gan¬
zen Werks, die Erfüllung des Mährchens,
welches den ersten Theil beschließt. Auf die
übernatürlichste und zugleich natürlichste

Minneſinger finden wir einen ziemlich unver¬
ſtändlichen Wettgeſang des Heinrich von Of¬
terdingen und Klingsohr mit andern Dich¬
tern: ſtatt dieſes Kampfſpieles wollte der
Verfaſſer einen andern ſeltſamen poetiſchen
Streit darſtellen, den Kampf des guten und
böſen Prinzips in Geſängen der Religion und
Irreligion, die unſichtbare Welt der ſichtba¬
ren entgegen geſtellt. ”In bacchiſcher Trun¬
kenheit wetten die Dichter aus Enthuſiasmus
um den Tod.” Wiſſenſchaften werden poeti¬
ſirt, auch die Mathematik ſtreitet mit. In¬
dianiſche Pflanzen werden beſungen: Indiſche
Mythologie in neuer Verklärung.

Dieſes iſt der lezte Akt Heinrichs auf
Erden, der Übergang zu ſeiner eignen Ver¬
klärung. Dieſes iſt die Auflöſung des gan¬
zen Werks, die Erfüllung des Mährchens,
welches den erſten Theil beſchließt. Auf die
übernatürlichſte und zugleich natürlichſte

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[68/0414] Minneſinger finden wir einen ziemlich unver¬ ſtändlichen Wettgeſang des Heinrich von Of¬ terdingen und Klingsohr mit andern Dich¬ tern: ſtatt dieſes Kampfſpieles wollte der Verfaſſer einen andern ſeltſamen poetiſchen Streit darſtellen, den Kampf des guten und böſen Prinzips in Geſängen der Religion und Irreligion, die unſichtbare Welt der ſichtba¬ ren entgegen geſtellt. ”In bacchiſcher Trun¬ kenheit wetten die Dichter aus Enthuſiasmus um den Tod.” Wiſſenſchaften werden poeti¬ ſirt, auch die Mathematik ſtreitet mit. In¬ dianiſche Pflanzen werden beſungen: Indiſche Mythologie in neuer Verklärung. Dieſes iſt der lezte Akt Heinrichs auf Erden, der Übergang zu ſeiner eignen Ver¬ klärung. Dieſes iſt die Auflöſung des gan¬ zen Werks, die Erfüllung des Mährchens, welches den erſten Theil beſchließt. Auf die übernatürlichſte und zugleich natürlichſte

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/414>, abgerufen am 28.11.2024.