nicht sein Kind, sondern die Tochter des Grafen von Hohenzollern, sie ist aus dem Morgenlande gekommen, zwar früh, aber doch kann sie sich ihrer Heimath erinnern, sie hat lange in Gebirgen, in welchen sie von ihrer verstorbenen Mutter erzogen ist, ein wunderliches Leben geführt: einen Bru¬ der hat sie früh verlohren, einmal ist sie selbst in einem Grabgewölbe dem Tode sehr nahe gewesen, aber hier hat sie ein alter Arzt auf eine seltsame Weise vom Tode er¬ rettet. Sie ist heiter und freundlich und mit dem Wunderbaren sehr vertraut. Sie erzählt dem Dichter seine eigene Geschichte, als wenn sie dieselbe einst von ihrer Mut¬ ter so gehört hätte. -- Sie schickt ihn nach einem entlegenen Kloster, dessen Mön¬ che als eine Art von Geisterkolonie erschei¬ nen, alles ist hier wie eine mystische, ma¬ gische Loge. Sie sind die Priester des heili¬
nicht ſein Kind, ſondern die Tochter des Grafen von Hohenzollern, ſie iſt aus dem Morgenlande gekommen, zwar früh, aber doch kann ſie ſich ihrer Heimath erinnern, ſie hat lange in Gebirgen, in welchen ſie von ihrer verſtorbenen Mutter erzogen iſt, ein wunderliches Leben geführt: einen Bru¬ der hat ſie früh verlohren, einmal iſt ſie ſelbſt in einem Grabgewölbe dem Tode ſehr nahe geweſen, aber hier hat ſie ein alter Arzt auf eine ſeltſame Weiſe vom Tode er¬ rettet. Sie iſt heiter und freundlich und mit dem Wunderbaren ſehr vertraut. Sie erzählt dem Dichter ſeine eigene Geſchichte, als wenn ſie dieſelbe einſt von ihrer Mut¬ ter ſo gehört hätte. — Sie ſchickt ihn nach einem entlegenen Kloſter, deſſen Mön¬ che als eine Art von Geiſterkolonie erſchei¬ nen, alles iſt hier wie eine myſtiſche, ma¬ giſche Loge. Sie ſind die Prieſter des heili¬
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nicht ſein Kind, ſondern die Tochter des
Grafen von Hohenzollern, ſie iſt aus dem
Morgenlande gekommen, zwar früh, aber
doch kann ſie ſich ihrer Heimath erinnern,
ſie hat lange in Gebirgen, in welchen ſie
von ihrer verſtorbenen Mutter erzogen iſt,
ein wunderliches Leben geführt: einen Bru¬
der hat ſie früh verlohren, einmal iſt ſie
ſelbſt in einem Grabgewölbe dem Tode ſehr
nahe geweſen, aber hier hat ſie ein alter
Arzt auf eine ſeltſame Weiſe vom Tode er¬
rettet. Sie iſt heiter und freundlich und
mit dem Wunderbaren ſehr vertraut. Sie
erzählt dem Dichter ſeine eigene Geſchichte,
als wenn ſie dieſelbe einſt von ihrer Mut¬
ter ſo gehört hätte. — Sie ſchickt ihn
nach einem entlegenen Kloſter, deſſen Mön¬
che als eine Art von Geiſterkolonie erſchei¬
nen, alles iſt hier wie eine myſtiſche, ma¬
giſche Loge. Sie ſind die Prieſter des heili¬
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/401>, abgerufen am 25.11.2024.
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