Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

des Silbers hingen glänzende, rubinrothe,
durchsichtige Früchte, und die schweren
Bäumchen standen auf krystallenem Grunde,
der ganz unnachahmlich ausgearbeitet war.
Man traute kaum seinen Sinnen an diesen
wunderbaren Orten, und ward nicht müde
diese reizenden Wildnisse zu durchstreifen und
sich an ihren Kleinodien zu ergötzen. Auch
auf meiner jetzigen Reise habe ich viele
Merkwürdigkeiten gesehn, und gewiß ist in
andern Ländern die Erde eben so ergiebig
und verschwenderisch.

Wenn man, sagte der Unbekannte, die
Schätze bedenkt, die im Orient zu Hause
sind, so ist daran kein Zweifel, und ist das
ferne Indien, Afrika und Spanien nicht
schon im Alterthum durch die Reichthümer
seines Bodens bekannt gewesen? Als Kriegs¬
mann giebt man freylich nicht so genau auf
die Adern und Klüfte der Berge acht, indeß

des Silbers hingen glänzende, rubinrothe,
durchſichtige Früchte, und die ſchweren
Bäumchen ſtanden auf kryſtallenem Grunde,
der ganz unnachahmlich ausgearbeitet war.
Man traute kaum ſeinen Sinnen an dieſen
wunderbaren Orten, und ward nicht müde
dieſe reizenden Wildniſſe zu durchſtreifen und
ſich an ihren Kleinodien zu ergötzen. Auch
auf meiner jetzigen Reiſe habe ich viele
Merkwürdigkeiten geſehn, und gewiß iſt in
andern Ländern die Erde eben ſo ergiebig
und verſchwenderiſch.

Wenn man, ſagte der Unbekannte, die
Schätze bedenkt, die im Orient zu Hauſe
ſind, ſo iſt daran kein Zweifel, und iſt das
ferne Indien, Afrika und Spanien nicht
ſchon im Alterthum durch die Reichthümer
ſeines Bodens bekannt geweſen? Als Kriegs¬
mann giebt man freylich nicht ſo genau auf
die Adern und Klüfte der Berge acht, indeß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0199" n="191"/>
des Silbers hingen glänzende, rubinrothe,<lb/>
durch&#x017F;ichtige Früchte, und die &#x017F;chweren<lb/>
Bäumchen &#x017F;tanden auf kry&#x017F;tallenem Grunde,<lb/>
der ganz unnachahmlich ausgearbeitet war.<lb/>
Man traute kaum &#x017F;einen Sinnen an die&#x017F;en<lb/>
wunderbaren Orten, und ward nicht müde<lb/>
die&#x017F;e reizenden Wildni&#x017F;&#x017F;e zu durch&#x017F;treifen und<lb/>
&#x017F;ich an ihren Kleinodien zu ergötzen. Auch<lb/>
auf meiner jetzigen Rei&#x017F;e habe ich viele<lb/>
Merkwürdigkeiten ge&#x017F;ehn, und gewiß i&#x017F;t in<lb/>
andern Ländern die Erde eben &#x017F;o ergiebig<lb/>
und ver&#x017F;chwenderi&#x017F;ch.</p><lb/>
            <p>Wenn man, &#x017F;agte der Unbekannte, die<lb/>
Schätze bedenkt, die im Orient zu Hau&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ind, &#x017F;o i&#x017F;t daran kein Zweifel, und i&#x017F;t das<lb/>
ferne Indien, Afrika und Spanien nicht<lb/>
&#x017F;chon im Alterthum durch die Reichthümer<lb/>
&#x017F;eines Bodens bekannt gewe&#x017F;en? Als Kriegs¬<lb/>
mann giebt man freylich nicht &#x017F;o genau auf<lb/>
die Adern und Klüfte der Berge acht, indeß<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0199] des Silbers hingen glänzende, rubinrothe, durchſichtige Früchte, und die ſchweren Bäumchen ſtanden auf kryſtallenem Grunde, der ganz unnachahmlich ausgearbeitet war. Man traute kaum ſeinen Sinnen an dieſen wunderbaren Orten, und ward nicht müde dieſe reizenden Wildniſſe zu durchſtreifen und ſich an ihren Kleinodien zu ergötzen. Auch auf meiner jetzigen Reiſe habe ich viele Merkwürdigkeiten geſehn, und gewiß iſt in andern Ländern die Erde eben ſo ergiebig und verſchwenderiſch. Wenn man, ſagte der Unbekannte, die Schätze bedenkt, die im Orient zu Hauſe ſind, ſo iſt daran kein Zweifel, und iſt das ferne Indien, Afrika und Spanien nicht ſchon im Alterthum durch die Reichthümer ſeines Bodens bekannt geweſen? Als Kriegs¬ mann giebt man freylich nicht ſo genau auf die Adern und Klüfte der Berge acht, indeß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/199
Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/199>, abgerufen am 21.11.2024.